Archiv der Kategorie: SÜDTIROL

Südtirol Tag 12

09.10.2022 Sonntag

Wie angekündigt, so eingetroffen, es regnete, bereits in der Nacht weckte uns das Geklacker der Regentropfen auf dem Dach des WoMo.

Zum Frühstück heute einmal ein gekochtes Ei. Der Vormittag dümpelte so in seiner miesen Ausstrahlung vor sich hin, die Hoffnung stürbe zuletzt hieß es ja allgemein, insofern hofften wir auf besseres Wetter, wenn wir nach Feldthurns aufbrechen würden. Für um 10.30 Uhr waren wir mit H. und K. Vor dem Hotel verabredet. Leider dauerte die gegenseitige Begrüßung eine Minute zu lange, denn der Bus an der Haltestelle gegenüber hatte sich wohl just um die nächste Ecke verflüchtigt, weil leider ausnahmsweise pünktlich gewesen. Wir marschierten zu nächsten Haltestelle, ein Bus stand dort parat, im Fahrzielanzeiger erschien „Außer Dienst“, der Bus würde uns nicht transportieren wollen. So blieb nur der totale Fußmarsch nach Brixen. H. glaubte hier im Gewerbegebiet Schönheit zu entdecken, weit gefehlt, außer einem Flohmarkt auf dem Parkplatz von Obi gab es nichts zu sehen. In Brixen die nächste Enttäuschung die Bäckerei Pupp hatte heute ihren Ruhetag, also kein Pistazien-Kipferl. Ich lotste uns zum Busbahnhof neben dem Uni-Gebäude. Ca. 11.30 Uhr standen wir auf dem Bahnsteig, suchten den Fahrplan, auf der elektronischen Anzeige kein Hinweis auf einen Bus nach Feldthurns. Auf Papier die Busnummern, Nummer 342 müssten wir nehmen.

Ein Bus mit Fahrgästen erschien am Bussteig, wollte vom Fahrer wissen, wann und ob ein Bus nach Feldthurns fahren würde, er verstand, glaube ich, nur italienisch. Andere Gäste sprangen in die Bresche und gaben Auskunft, um 13.30 Uhr würde der nächste Bus abfahren. Leichter Frust machte sich breit, was nun? Abbrechen oder Weitermachen? Optimismus verbreitete Jola, erstens würde das Wetter nachmittags besser und sowieso könnten wir uns auch hier in der Stadt noch die Zeit vertreiben.

Im Hofburggarten umgesehen, Ginkobaum betrachtet und gerätselt, was wohl die am festen Stiel mit fleischigen Blättern emporragenden Pflanzen für einen Namen trugen. Tipps waren Grünkohl oder Rosenkohl. Rosen waren jedenfalls keine an den Stielen. Wie unwissend wir Städter doch wieder einmal waren! Dann im angrenzenden Kutscherhof eingekehrt. Nur Getränke bestellt, K. schmeckte der Kakao nicht. Am Nebentisch älteres Publikum (eben so wie wir, nur älter aussehend), offensichtlich Stammgäste, redselig, manchmal etwas laut, mit lustigem Unterton. H. saß auf dem Hochstuhl schräg im Gang,Rollatoren, Kinderwagen zirkelten sich zwischen Tresen und dem Stuhl knapp hindurch. Die Servicekräfte schien es nicht zu stören. Nur einmal reichte der Platz nicht aus, Zwillinge forderten Durchlass auf voller Breite. Pizza schien hier die beliebteste Bestellung zu sein. Auf dem Weg zum WC das Backparadies, getrocknete Tomaten, Parmesamstücke, Rucola, alles hübsch aufgetürmt für den Belag auf die zukünftigen Bestellungen. Der Chef-Bäcker im Moment arbeitslos, faltete Kartons für Take-Away. Immer wieder Erstaunen rufen die Sanitäreinrichtungen auf den Plan, nur zwei Toiletten für ein so großes Restaurant. Hippelig wurden wir, wollten auf keinen Fall der Bus verpassen, also keine Umwege mehr, direkt zum Busbahnhof. Wieder Wartezeit, weil zu früh da. 13.27 Uhr sollte der Bus abfahren. Ich war gerade dabei die Fahrtrichtung auszuloten, da brauste der grüne Bus heran, an uns vorbei ans andere Ende des Bussteigs. Unnötige Hetze, denn wir waren nicht die einzigen Fahrgäste. Wieder die Brixen-Card, wie war das noch mal, wierum musste man sie in den Entwerter einführen? Saßen alle verstreut im Bus. Der Fahrer (auch dieser verstand scheinbar nicht oder schlecht deutsch, als ich ihn fragte, ob er am Schloss in Feldthurns halten wurden, nuschelte er Unverständliches) kannte die Strecke wahrscheinlich so genau, dass er sie auch mit verbundenen Augen hätte fahren können, jedenfalls vermittelte das mir sein Fahrstil, insbesondere die Kurvenfahrten wirkten so selbstsicher, da konnte keiner von vorne kommen!?

Hoffnung keimte auf, bald würden wir über die Wolkengrenze hinaus sein, und dann schien die Sonne? Nein, die ließ sich nicht blicken. Am Schloss stiegen wir aus, nutzen die Brixen-Card, freier Eintritt, sogar der Audioguide umsonst. Schnelldurchlauf, Jola und ich kannten das Innenleben aus einer früheren Führung. Trotzdem ließ ich mich in einigen Räumen vom Guide informieren.

Als originales Ausstattungsstück ist der mit Blaumalerei dekorierte Fayenceofen überkommen, der Ofen selbst entstand in der Hafnerei von Paul Pidensdorfer, die Malereien daran entwarf der Brixner Meister Georg Trabl (+ 1604). Der Text stammt aus https://www.schlossvelthurns.it/majolikaofen/

Die Tür zu dem Altarraum erlaubte ich mir für dieses Foto halbseitig zuzuklappen, was sie ohne Schaden überstand. Ansonsten viel Deckenverkleidung aus Holz (Zirbe) und Freskenmalerei. Danach strebten wir zum Garten-Café, ohne den „Geröllhaufen“ des Archeoparc zu besuchen. Unter dem Glasdach fanden wir einen Tisch für vier Personen. Dieses Lokal darf wohl als d e r Treffpunkt des Ortes bezeichnet werden, jedenfalls wenn man den Besucherstrom zugrunde legte. Ein Gläschen Veltiner gönnte ich mir zum Bauern-Toast, Jola nahm den gleichen Snack. H. und K. teilten sich ein …..? Der große Tisch wurde von kinderreichen Familien belegt, es wurde laut. Sogar einer der Jungen hielt sich die Ohren zu, zum Glück verschwanden sie bald danach wieder.

Rückfahrt 16.07 Uhr, zum Glück befand sich eine Bushaltestelle direkt vor dem Café. Der Bus war pünktlich, der Fahrer noch derselbe. Also wieder waghalsige Fahrt, nur diesmal zumeist bergab, und deshalb weitaus dramatischer. Aber wir überlebtes es. Eine Anschlussfahrt suchten wir vergeblich, am Sonntag war im Nahverkehr für die meisten Beschäftigten Siesta. Was für uns bedeutete, wieder Fußmarsch Richtung Hotel. Ich lahmte bereits ein bisschen, hielt aber im Tempo mit. Mit H. über den vorherrschenden neuen Baustil „gefachsimpelt“, der „einfache Bauhausstil – quadratisch, praktisch, gut“ – passte in der Vielzahl nicht ins (Landschafts-)Bild, wenn sich auch architektonisch Interessantes hie und da darunter befand. Ein „schwarzer Klotz“ in Hanglage gefiel H. Eben, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Erlahmt erreichte ich das WoMo, Pause bei einem Tee, H. und K. freuten sich auf das neue Zimmer im Hotel, Badewanne mit Bergblick, ob sie eine Nacht mit uns tauschen würden?

Jola schwang sich gleich auf ihr Rad, wollte unbedingt in Erfahrung bringen, wo die Buschenschänke Huberbauer lag und wie man ihn erreichen könnte. Für um 19 Uhr war dort ein Tisch für uns Vier reserviert. Weit sollte es ja nicht sein (auf der Karte), deshalb um so verwunderlicher, als dass Jola nicht so schnell wieder auftauchte. Die Experience war, eine Straßensperrung bedeutete einen enormen Umweg zu nehmen. Erkenntnis aus dem Trip, zu Fuß auf keinen Fall dorthin zu marschieren. Ein Taxi wurde für 18.30 Uhr her zum Hotel beordert. Ein VW Bus mit dem Aufdruck „VIP“ stand in der Auffahrt. Beim Einsteigen hielt ich mich am Rahmen der Tür fest, indessen schlug H. vorne die Beifahrertür zu, Ergebnis? Gequetschte Finger an meiner rechten Hand, in Sekundenschnelle schmerzhafte Empfindung. Zum Glück vertrugen meine weniger zart besaiteten Hände diese Demütigung ohne größere Blessuren. Die Beileidsbekundungen nahm ich zur Kenntnis. Bei der Buschenschänke in Vahrn angekommen, man glaubte, am Ende der Welt angelangt zu sein. Ich kühlte kurz unter kaltem Wasser auf dem WC meine Finger. Am Tresen staunte man über unsere Reservierung, die gute Frau verschwand irritiert, kam dann wieder und lenkte uns an einen größeren Tisch in einer Art Katakombe, wo vier Bestecke lagen. Frisches Holz musste vor kurzem in Form gebracht worden sein, für die Sitzbänke, auf denen wir Platz nahmen, K. monierte die fehlenden Sitzkissen (vielleicht lag der Mangel an den sogenannten Lieferengpässen?). Es wurde in den Speisekarten nach dem passenden Menü geschaut, ich entdeckte dabei, dass die Öffnungszeit mit “ bis 20 Uhr“ angegeben war. Durften wir danach nicht mehr aufessen?

H. freute sich über das Angebot bei den Aperitifen, mich dünkt, es heißt wohl Aperitifs, weil einer davon den Namen „Hubi“ trug, Bocki, Weini und Lady kamen für ihn nicht in Betracht. Wenn schon hier beim Törggelen, dann wollte ich auch einen solchen Teller bestellen, im Dreigangmenü. Vorweg Knödel, Nocken und das dritte Teil… schon wieder vergessen den Namen. Die Kommunikation mit der bemühten Servicekraft schien brüchig, Missverständnisse reihten sich wie eine Perlenkette aneinander, konnten aber ausgeräumt werden. Über meinen Teller mit Würsten, Sauerkraut und Bratkartoffel decke ich den Mantel des Schweigens und wende mich dem Nachtisch zu, süße Krapfen und eine Kugel Eis für drei Personen auf einem Holzbrett serviert sowie ein Körbchen mit gerösteten Maronen. Der letzte Krapfen blieb übrig, die nicht gegessenen Maronen wanderten in eine Serviette und anschließend in meine Jackentasche, auf Wunsch einer einzelnen Dame nahm ich sie mit. Es war so um 21 Uhr, die meisten Gäste hatten gezahlt und waren verschwunden. Wir brauchten noch eine Rückfahrgelegenheit. An der Wand gegenüber dem Tresen hing ein Zettel mit Telefonnummern von Miet-Wagen. Aus Vahrn eine darunter, die mir in frühestens 45 Minuten eine Abholung anbot. H. rief dann den Dienst an, der uns hergefahren hatte. In 10 Minuten sei jemand da. Also Zahltag, H. mit Karte, wir bar, wieder Durcheinander (für die Servicekraft). Mein Faux Pas, ich verstand die Rechnungssumme falsch und gab großzügig 50 € mit dem Hinweis „stimmt so“. Der Trick funktioniere bei ihr nicht, so der Kommentar. Es fehlte noch ein 20 €-Schein, dann war auch sie zufrieden. Taxifahrt in aller Stille durch Vahrn, das einem Ort glich wie eine Schlafstadt. Im Hotel Entlohnung des Drivers, wieder 20 €. Im Hotel wurde der Rezeptionist in Beschlag genommen, Verbindungen für morgen suchte er aus den Tiefen des Internets heraus und druckte Jola die Daten aus. Um 10.04 Uhr müssten wir danach morgen in den Bus vor dem Hotel steigen.

Besuch im Zimmer von H. und K, durften die Badewanne bestaunen. Wir bewunderten diesen Luxus, überließen ihn aber den eigentlichen Inhabern, denn einer wollte unbedingt noch in die Wanne steigen.

The Day Is Done!

Südtirol Tag 11

08.10.2022 Samstag

Schlag 8 Uhr wachte ich auf, es sollte heute geschwommen werden. In der Arena in Brixen. Geöffnet würde dort um 9 Uhr. Zeit für einen Happen, ich hatte mir gestern bei MPREIS Weetabix gekauft, davon bröselte ich mir zwei in ein Schälchen, gab etwas Hafermilch und eine Prise Zucker hinzu. Wird schnell unansehnlich, wenn sich der Brocken unter Einfluss von Flüssigkeit auflöst. Ich löffelte den Brei und hoffte auf ausreichend Kalorien fürs Schwimmen, 1.000m = 40 Bahnen.

Frisch war es gegen 9 Uhr noch, obwohl die Sonne schon schien. Auf dem abgeernteten Maisfeld gleich hinter der Brücke über die Eissack verdampfte durch die Sonneneinstrahlung Feuchtigkeit und waberte mystisch über den Acker. An der Arena angekommen, sicherten wir unsere Räder wieder an den Ständern vor der Schwimmhalle. Wollten die Akkus ausrasten und mitnehmen. Ich stellte fest, just als ich mein Schloss in die Sicherung einklinken ließ, dass ich meinen Schlüssel nicht dabei hatte. Ruhte vermutlich im WoMo und wartete auf seinen Einsatz, ha, ha, ha… Und Ärger kroch langsam hoch. Aber erst einmal gingen wir Schwimmen. Ob es am vergessenen Schlüssel lag oder an den Weetabix, ich fühlte mich im Wasser wie eine bleierne Ente. Im Wasser dann noch am Ende der Bahn plötzlich Land unter den Füßen zu spüren, der Boden schien angehoben worden zu sein. Nach 20 Bahnen wollte ich bereits „aufgeben“, der Ehrgeiz zwang mich weiter zu schwimmen. Ich ließ mir von Jola die Brixen-Card aushändigen, wollte mit dem Bus nach Vahrn zum Campingplatz fahren. An der Kasse gab man mir Auskunft, wo der Bus abfahren würde. Ich fand die Haltestelle, las 10.09 Uhr und 10.43 Uhr, der 9er war gerade weg. Zeit, mir also bei Pupp ein zweites Frühstück zu besorgen, ein Kipferl mit Pistazien, locker 2,60 € dafür bezahlt. Hohe Preise scheute man hier scheinbar nicht, der Außenbereich mit gut gelaunten Menschen gefüllt. Nutzte die Zeit, um dem Bus zur vorherigen Haltestelle entgegen zu gehen. Dabei den Kipferl verspeist, war das Geld wert, sehr lecker. Wieder warten; da hier kein Fahrplan aushing, dachte ich so bei mir, besser zur alten Haltestelle zurück dackeln. In der Fußgängerzone schon diverse Menschen auf Einkaufsbummel. An der Haltestelle zweiten Blick auf den Fahrplan als es 10.43 Uhr vorbei war. In verblasster roter Schrift stand da, nicht montags und samstags. Na prima, also doch Fußmarsch zum Campingplatz. Halbe Stunde, dann war ich am WoMo, der Schlüssel lag in der Ablage. Zur Busstation am Hotel, wieder marschierte ich zwei Stationen weiter, der Bus brachte mich dann in die Romstraße. Telefonierte mit Jola und kündigte meine Ankunft an. Auf dem Wochenmarktplatz ein paar Stände mit Obst und Gemüse und ein größeres zeltähnliches Gebilde unter dem viele geschäftige Hände aus Mehl Teig herstellten, kneteten, mit einem Topfdeckel ausschnitten, dann die runden Dinger mit grüne Masse füllten und danach in einer Fritteuse erhitzten. Musste schmecken, denn die Schlange erstreckte sich bis zwischen die Sitzbänke. Jola saß auf einem Stein, las die Landlust und war vom Shoppen zurück. Ich schlug vor, diese heißen Dinger zu probieren. Also zurück, mit den Rädern, zur Romstraße. Angestellt, die Schlange war nunmehr nicht so lang, je Krapfen 4 €, mit Spinat waren die „Kräftigen“ gefüllt. Dazu zwei Glas Wein (rot/weiß). Etwas umständlich zu essen, Messer und Gabel gab es nicht. Weil die Dinger schmeckten, ließen wir uns die „Süßen“ natürlich nicht entgehen. Wir bekamen nachbarschaftlichen Besuch, Familie mit Baby, dem Stückchen vom Krapfen von der Mutter eingeschoben wurden. Dann Gitarrenklang und dazu schrecklich schräger Gesang an einem der Nebentische.

Aus einem leicht erröteten Gesicht erklangen musikalische Gassenhauer, allerdings kaum zu verstehen. Später tauchte der Mann auch an unserem Tisch auf, stellte sich bei den Kindern mit „Alfred“ per Handschlag vor und trällerte ein Lied, hob die Gitarre hinter den Kopf und spielte wie einst Jimmy Hendrix, allerdings nicht so virtuos.

Noch ein bisschen durch Brixen geradelt, in der Regensburger Allee sammelte Jola im Info-Point Material für H. und K. Gegenüber die Villa Adele, kein eigenes Foto gemacht. Fremdbild:

Villa Adele

Dafür eins am Hofburgplatz oder in dessen Nähe.

Abfahrt Richtung Campingplatz. Dort trafen wir auf H. und K., die gerade aus Nürnberg angekommen waren. Nachmittags gemeinsames Beisammensein auf der Terrasse des Hotels, wobei wir mit der Servicekraft etwas „Pech“ hatten. Die bekannte Südtiroler Freundlichkeit verbarg der jungen Mann auf brillante Art und Weise. Gläser und Bierdeckel flogen fast auf den Tisch, H. wollte gleich eine negative Bewertung loswerden. Wir beratschlagten, was gemeinsam zu unternehmen sei, Jola hatte gute Vorarbeit geleistet und diverse Vorschläge unterbreitet. Morgen geht’s zum Törggelen, Montag zum Golf und Dienstag auf die Plose, so der Plan.

Day is done!

Südtirol Tag 10

07.10.2022 Freitag

Zahlten viel Geld für einen Platz, der es eigentlich nicht verdient hätte. Stromanschluss schaffte den Wasserkocher nicht, der Platz lag die meiste Zeit im Schattenbereich, die Wege zu den Sanitäranlagen waren weit, das Umfeld laut, sieht man mal vom neben gelegenen Friedhof ab. Feuerwehrwache, Bus- und Bahnhof quasi gegenüber, oberhalb die Brennerautobahn und die Grödner Straße führte unmittelbar am Campingplatzgelände vorbei.

Uns blieb heute Zeit bis ca. 11.30 Uhr, dann war Abreise aus Klausen nach Brixen, wieder zurück auf dem Löwenhof, diesmal Platz 35, angeblich mit Sat-Empfang. In Vahrn am Kreisel Stau, weil die Auffahrt zur Tankstelle durch wartende Fahrzeuge blockiert war. Herrschte jetzt hier ebenfalls Sprit-Knappheit? Aus Frankreich wurde ja eine ähnlich lautende Meldung gestern verbreitet. Überhaupt mag man gar nicht mehr in die Medien nach Nachrichten schauen, Elend, Krieg, politisches Versagen, exorbitante Preissteigerungen, Holland jetzt „Tabellenführer“ bei der Energie, so gestern auf Ö3. Die Hüttenbetreiber (auf den Bergen) klagen über Touristen, die wegen steigender Preise weniger verzehren, die Toiletten schnell noch benutzen und Wasser zapfen. Ein Toilettengang soll den Hüttenwirt angeblich 3 € pro Besuch kosten (Entsorgung, Reinigung, Material etc.). Machte ich mir bisher keine Vorstellung von derart hohen Kosten; vielleicht fällt es mir nun zukünftig leichter die 50 Cent ins aufgestellte Schälchen zu legen.

Natürlich war der Platz 35 nicht auf ganzer Breite für den Sat-Empfang geeignet, die Eiche trug noch zu viel Laub. Rangieren half zunächst nichts. Erst ein totales Wendemanöver brachte den gewünschten Erfolg. Einmal um den Platz gefahren und vorwärts eingeparkt, dann passte es.

Gleich geht’s weiter……. The day is not done!

Jola besorgte vom Supermarkt MPREIS um die Ecke Eier und Brötchen, währenddessen taute der Leberkäse in der Sonne auf. Gemüsezwiebel geschält und geschnitten, später alles gebraten, schmackhafter Imbiss. Ich versuchte ein paar Gehübungen, meine Hüfte wollte mir augenblicklich nicht gehorchen. Bewegung hilft ja angeblich immer. Ob es die Bewegung oder das Schmerzmittel war, egal, wir marschierten zu Fuß nach Neustift, das Kloster kannten wir zwar bereits aus vergangenen Reisen, dieses Jahr war dort 880 jähriges Jubiläum, deshalb vielleicht einiges neugestaltet / renoviert etc. Das Wetter meinte es weiterhin gut mit uns, Sonnenschein pur, wanderten wir auf dem Radweg an einem Miniaturbächlein entlang, das ab und an uns gurgelnd am Wegesrand entgegen strömte. Süßlicher Geruch stieg von dem rötlich blühenden „Unkraut“ (wie heißt das bloß noch?) am Uferrand auf.

An den Hängen teils architektonische Neubauten, wenn auch nicht mehr ganz neu, in klassischer kantiger Bauweise, im Wechsel mit traditioneller Bauart aus alter Zeit.

Die grünen Ziegel des Kirchturms sahen wir bereits aus einiger Entfernung, die Zufahrtsstraße zum Kloster schien just für die 880-Jahrfeier neu geteert und der Gehweg frisch gepflastert. Links Apfelplantagen, rot leuchteten die runden Früchten dicht an dicht an den Zweigen. Im Innenhof der Klosteranlage wirkte das gesamte Ensemble „erfrischt“ und aufgeräumt. Der neue Info-Point fand in der 2021 umgebauten Wagenremise aus dem Jahre 1886 sein Zuhause. Ebenso neu waren der Museumstrakt und Verbindungswege zur Bibliothek. Durch Erweiterungen gab es zusätzlich Räumlichkeiten für Ausstellungen und Schulungszwecke.

Über die wechselvolle Geschichte des Klosters nachlesen kann man etwas unter www.kloster-neustift.it. Führungen schienen anberaumt, Menschengruppen standen wartend herum oder saßen im Restaurant Stiftskeller neben dem Info-Point.

Gebäude mit WC erkannte ich ebenfalls als Neuerung, Jola verschwand kurz darin. Ich stieg zum Eingang des Stiftsgarten empor, das Tor war geschlossen, erst 2023 wieder frei zugänglich, oder mit Eintrittskarte für eine Führung. Das erfuhren wir und ein weiterer Besucher höchstpersönlich aus dem Mund des Propstes Eduard Fischnaller, der just in schwarzer Kutte mit einer Besuchergruppe den Garten verließ und das Tor schloss.

Ich wartete im Schatten eines Baumes (war es eine Zeder?) und knipste den „Wehrturm“, Jola meinte später, er sähe aus wie in Rom die Engelsburg. Zur Wehranlage gehörte die die Weinhänge abgrenzende Mauer mit Hochtreppe.

Der Innenhof mit frisch angepflanzten Hecken und neuem Rasen. Das Gebäude (Wagenremise) wirkte frisch gestrichen. Suchspiel, wo ist Jola?

Drangen ins Innere des Klosters vor, weinverhangene Bibliothek und den Wunderbrunnen lichtete ich bereits 2014 ab (siehe weiter unten). Die Kirche geschlossen, Schulungszentrum und Schülerheim schienen ein Update erhalten zu haben. In der Geschichte des Augustiner Chorherren Stifts war Wandel ein steter Begleiter, nach eigenen Angaben förderte die Flexibilität den Umbruch zur Neuzeit. Öffentliche Mittelschule und Bildungshaus ergänzen das klösterliche Angebot. Und zu guter Letzt aus der Zeitschrift „Neocella“ die Aussage zur Geschichte und Gegenwart des Klosters: „…vereint man seit jeher drei Blickrichtungen – jene nach oben (mit Chorgebet und Gottesdiensten), nach innen (als klösterliche Gemeinschaft) und nach außen (in Form von Seelsorge und Bildung)“.

Nun genug von diesem Kloster, außer den beiden Vergleichsbildern, jetzt und aus 2014:

Jetzt:

2014:

Wir gönnten uns eine Kaffeepause im Außenbereich des Restaurants. Ein Blick in die Kuchenauslage führte mich zu der Bestellung eines Stückes Sacher.

Jola wünschte Vanilleeis und Espresso, ihre Spezialmischung. Der Espresso kam später dazu.

Beobachtung, was so alles um uns herum passierte. Dazu gehörte die Ankunft des Pferdekutschers, heute mit einer anderen Kutsche, den gleichen Pferden. Der Mann könnte sicher gut den Andreas Hofer als Tiroler Freiheitskämpfer spielen, oder?

Gestärkt und ausgeruht suchten wir die Vinothek um die Ecke auf, bzw. Jola inspizierte das Angebot, während ich draußen die Skulpturenvielfalt Südtiroler Landschaft bewunderte.

Betrat den „heiligen Rasen“ auf dem die vier „rostigen Könige“ in den Himmel ragten. Interessant fand ich die beiden kubistischen Wohnhäuser im Hintergrund, wobei über den Zaun eines Grundstücks eine silbern glänzende Figur lugte. Marschierten zurück. Einkauf bei MPREIS, Wein, Käse, Kekse, Tomaten.

Now the day is done!

Südtirol Tag 09

06.10.2022 Donnerstag

Wanderung verlangte nach Ausgleichsschlaf, der war kurz vor 8 Uhr zu Ende. Wieder begann das Spielchen mit der Sicherung und dem Wasserkocher. Kocher ein, heizte auf, Wasser blubberte, Sicherung sprang raus, wieder eingeschaltet, es blubberte einige Momente, Sicherung wieder aus, Steckbuchse gewechselt, neuer Versuch, wieder etwas mehr Hitze im Wasserkocher, wieder Stopp durch Sicherung. Nicht gezählt, wie viele Male ich das Spielchen wiederholte bis das Wasser einmal gekocht hatte. Während der Beobachtungszeit ein Bild vom Stellplatz gemacht. Oben auf dem Berg die Wanderziele von gestern erahnbar.

Mit dem Toaster hatten wir es leichter, der verlangte nicht nach so viel Leistung. Bozen mit dem Bus sagten wir für uns ab, das könnten wir auch von Lana aus erledigen, falls wir dann Lust dazu hätten. Alternativ schwangen wir uns auf die Räder, Feldthurns als Ziel ausgewählt. 2014 besuchten wir per Bus den Ort, eigentlich zum Kastanienfest, dazu hatten wir uns dummerweise im Datum geirrt, erhielte dafür aber mit unserer Brixen-Card im Schloss quasi eine Privatführung, weil wir die einzigen Interessenten gewesen waren. Nun dachten wir daran, die Erinnerungen aufzufrischen. Nicht ganz 6 Km sollten es werden und ca. 400 Höhenmeter mussten dabei überwunden werden. Das bedeutete viel Kurbelarbeit an den Pedalen. Bogen vom Griesbruck auf die Grödner Straße mit Autoverkehr, das Wegstück nur kurz, dann Abfahrt auf die Landstraße 74, von wo aus es kontinuierlich aufwärts ging, im zuvor beschriebenen Kurbelmodus, der Motor auf „Sport“ eingestellt half die Umdrehungszahl einigermaßen konstant zu halten. Ins Schwitzen gerieten wir trotzdem. Nach gut einer Stunde das Ortseingangsschild von Feldthurns (850m). Jola als brauner Punkt weiter oben fast schon am Ziel.

Fernsicht eigentlich optimal, die Sonne verdampfte Feuchtigkeit, verschleierte das ungetrübte Sehen.

Außer dem Schloss erkannten wir zunächst nichts wieder von damals. Eine Sehenswürdigkeit sollte der 2017 entstandene Archeoparc sein. Eine überdachte Geröllhalde, ein Teil einer vorhistorischen Grabstätte, einsehbar, aber geschlossen. Es hingen oder standen diverse Holzskulpturen auf dem Gelände herum, Reste eines Holzhandwerker-Symposiums. An einigen nagte bereits der Zahn der Zeit, hier morsch gewordenes Holz.

In der Dorfstraße ein Straßen-Café, aber nicht das, an welches ich mich erinnerte. Es gab es noch, nur 200m weiter, auf der anderen Straßenseite die Tischlerei Gamper, wo wir seinerzeit Zirbenholzbretter kauften. Garten-Café nannte sich das Lokal.

Vor dem Eingang für Radfahrer kostenlose Abschließmöglichkeiten, verschiedene Ladekabel für E-Bikes (da hatte mal jemand mitgedacht und die Mitnahme des Ladegerätes überflüssig gemacht). Jola hat’s erfreut, ein Kabel passte an ihren Akku, sie konnte „nachladen“.

Auf dem Bild wirkt alles etwas unübersichtlich, was dem guten Zweck der Sache keinen Abbruch tat.

Erstaunlich gut besucht für ca. 11.30 Uhr, gesellige Runden frühstückten gemeinsam an üppig gedeckten Käse- und Schinkenplatten. Wir suchten uns draußen einen Platz, Jola griff gleich am Zeitungsständer „Bunte“ und „Schöner Wohnen“ ab, Lesestoff für die Pause.

Viel Holz, kombiniert mit Stein, teils auch Beton, wurde zu Accessoires oder Interieur verarbeitet. Neben Radfahrpaaren überwiegend weibliche Gäste, zu zweit auf einen Kaffee oder bei einem Mineralwasser ein Schwätzchen haltend. Der Hit war dann ein sportlich wirkendes Paar, nicht mehr ganz so jung, mit E-Bikes. Rucksäcke dabei, verschwanden sie zunächst aus meinem Sichtfeld. Nach einer Pause wieder an den Rädern zurück, sah ich einen kleinen Winzling an der Mauer eins seiner Beine heben, Gassi gehen vor der Abfahrt. Aber wo blieb das Tier nur während der Fahrt? Die Frau öffnete den Rucksack, kann es sein, dass …? Ja, sie stopfte den (Rasse?; typischer Schoßhund) in den Rucksack, zog in zu, nicht ein Hundeteil schaute irgendwo heraus. Schwupps war der Rucksack auf den Rücken geschnallt und sie fuhren weiter. Ob der Hund das überlebt? Nun, der Rucksack sah mit atmungsaktiver Gaze überlebensfähig für das Tier aus.

Zwischenzeitlich hatte Jola „die Bunte“ studiert, was Maxima machte, Pamela Anderson mit 54 noch ein Kind bekommen hatte, und Kim Kardashian sich in hautenge Kleider zwängte, um zu zeigen, wie eine Wurstpelle aussieht, all das Wissen nahm sie danach mit auf die Weiterfahrt. Ach ja, ich aß ein Pita und trank Heiße Yoga Aprikose.

Hier eine Streckenansicht, allerdings schon bis zur Rückkehr nach Klausen.

Das Höhenprofil gleich dazu.

Verdings, 2,5 Km, soweit ich die Karte gelesen hatte, kämen wir über diesen Ort zurück nach Klausen. Nun nicht mehr so viel Gestrampel, weil die Strecke flacher verlief. In Verdings gerieten wir allerdings in eine Sackgasse, zumindest für uns Radler. Keine befestigte Straße führte nach Klausen. Also zurück zur Hauptstraße, an der Gabelung ergab sich für uns die Alternative, weiter nach Latzfonst zu fahren. Von dort aus gab es auf jeden Fall eine Straße zurück nach Klausen.

Jola hatte selbst und ihr Akku ebenfalls „aufgetankt“, so frohlockte sie, die nächsten 3 Km auch noch bergauf zu schaffen. Danach würde es ja nur noch abwärts gehen, so der optimistische Kommentar. Gesagt, getan, Kurbelmodus eingelegt, mit 9 bis 10 km/h im „Sport-Modus“ vorangekommen. Ich vorneweg, so hatte ich am Ortseingang Zeit, Jola bei der Ankunft abzulichten.

Wir gönnten uns keine Pause in dem Ort. Einzig mir erinnerlich blieb eine Straßenabzweigung, eine Sackgasse, vor der sah ich das Schild „20% Gefälle“. Das war für mich rekordverdächtig.

Und Jola behielt natürlich recht, nach der Ortsausfahrt war nicht mehr Pedalkraft gefragt, sondern die Hebelwirkung an den Bremsen. Geraucht haben sie nicht, aber die Gelenke an den Fingern wieder in den Normalzustand zu bringen, war nicht ganz einfach. Unterwegs etliche Fotos von der uns begleitenden Natur gemacht, u.a. Burg Gerstein.

Burg Gerstein
Tinnebachtal
Tinnebach kurz vor der Einmündung in die Eisack

Day is done.

Nein, um 18 Uhr war dann noch leckeres Bier trinken im Gassl Bräu angesagt, ggf. auch ein bisschen feste Nahrung dazu.

Südtirol Tag 08

05.10.2022 Mittwoch

Nachts leuchtete die rote Lampe vom WC im WoMo, sprich, die Kassette war voll. Morgens als erstes den Reinigungsautomaten begutachtet, der die Reinigung für 2 € übernehmen würde. Diverse Kassettensysteme waren abgebildet, lauter bildhafte Erklärungen, was man wann bei welchem Typ hätte machen müssen. Ich ließ es, ging zu den Katakomben und fand den normalen Entsorgungsraum mit „Kimik“ beschriftet. Volle Kassette geholt und im Halbdunkeln damit zu den Katakomben gerollert, immer das Teil im Blick, ob nicht etwas vom Inhalt überschwappt. Super berührungslose Einstellung am Entsorgungsbecken, sobald man den Inhalt in den Ausguss entleerte, sprang automatisch das Spülwasser an.

Alles paletti, dann zum Duschen, mit schmutzigem Geschirr, nein, nicht mit in die Dusche, sondern in den Geschirrspüler. Schwupps, passte alles hinein, sogar die Bratpfanne. Grünen Knopf gedrückt und in 3 bis 5 Minuten wäre alles sauber, so die Beschreibung. Ich verschwand zum Duschen. Haare geföhnt, Klappe vom Geschirrspüler geöffnet, alles warm und sauber, gut ein paar Teeränder in zwei Tassen, das konnte ich verknusen.

Frühstück, dann bezahlen, Jola brachte die Rechnung mit, von den rund 184 € über 24 € für Strom.

Abfahrt mit dem Ziel Klausen. In Seis die Tankstelle aufgesucht, 1,819 € für Diesel erschienen mir auch bei halb vollem Tank lohnenswert, diesen ganz aufzufüllen. Bis zur Brennerstraße Serpentinen, und natürlich immer bergab. In einer der ersten 180° Kurven klappte die Tür mit der Gewürzlade auf und schaukelte hin und her. Pappe und Klebestreifen halfen nicht, es schepperte weiter. Nach 22 Kilometern erreichten wir Camping Gaup in Klausen. Mussten 15 Minuten auf die Abfahrt des Vormieters von unserem Platz warten. Dann manövrierte mich der Hausherr persönlich zum Stellplatz, dirigierte wie ein Orchesterleiter mich vor und zurück, bis ich endlich, nach seiner Façon, richtig stand. Er empfahl uns, bei Besuchen in Meran oder Bozen auf die Mitnahme der E-Bikes zu verzichten, derzeit würden viele Räder von organisierten Banden gestohlen.

Ein Besuch im Ort, die Altstadt, eng lag Klausen an die Eisack gebaut an eine der Talseiten gequetscht, ansonsten viel Gewerbe und Industrie. Ein Ausflug, wohin sollte es gehen? In die Berge nach Verdings schien Jola zu anstrengend, weil viel bergauf befürchtet. So blieben wir an der Eisack Richtung Bozen. Immer am Fluss lang, der fast sanft in seinem Bett dahinplätscherte. Menschen am Flussbettrand, sie suchten nach ….? Oft war der Radweg durch Bäume schattig, durch den Fahrtwind war es mir dann zu kühl, weil nur Poloshirt und kurze Hose an. Bei Waldbruck überquerten wir die Eisack und landeten in Lajen bzw. dem Ortsteil Unterried. Ein Blick auf eine Info-Tafel über früheres Leben zeigte Wege auf dieser Flussseite zurück nach Klausen. Ich präferierte allerdings den gleichen Weg zurück. In Klausen bei der Pâtisserie Brot und Kuchen sowie ein Stück Ortler Käse gekauft, um am WoMo einen Imbiss zu nehmen. Essen wollten wir abends im Gassl Bräu.

Bis 14.30 Uhr Pausenzeit. Auf dem Camper-Stopp kaum andere Fahrzeuge, der riesige Nachbar war abgefahren.

Aufbruch zu einer Wanderung zum Kloster Säben, Blick von einer der Brücken über die Eisack, die gerade nicht so viel Wasser führte.

Durch enge Gassen kamen wir zu einem, ich nenne es einfach mal Innenhof, an einer der Hauswände hingen altertümliche Gegenstände.

Wegweiser zeigte in einen dunklen Hauseingang, von dem aus es rechter Hand treppenartig aufwärts zu streben galt.

Noch nicht richtig Tritt gefasst, mühten wir uns langsam voran. Bald darauf auf dem mit Steinen gepflasterten Pfad, der Teil des Jakobsweges war, schlichen wir auf den 673m hohen Säbener Berg (Marienkirche, Heilige Kreuz Kirche und Klosterkirche). Die sakralen Gebäude erreichbar, aber nicht einsehbar, weil geschlossen.

Die Nonnen, die hier lebten, hatten sich nicht gerade den einfachsten Weg zu „ihrem Reich“ ausgesucht, wir schwitzten, krochen quasi im Schneckentempo über die Pflastersteine. An der ersten Kirche verlor ich Jola, weil ich ein Stück voraus abbog, sie zur nächsten Kirche weiter schlich. 1791 wollten die Österreicher das Kloster als Verteidigungsanlage okkupieren und rieten den Nonnen, sich anderswo Zuflucht zu suchen (kamen u.a. in Feldthurns unter). Die Österreicher hielten die Anlage nicht, die Franzosen plünderten sie, mussten später aber selbst wieder abrücken, weil ihre Truppen eine Niederlage hinnehmen musste.

Der Abstieg erfolgte ähnlich, gepflasterter Weg, steil; Rücken gerade, Körper leicht nach hinten geneigt, sonst fiel man vorne über. Ich ging auf gerader Strecke Slalom, wegen der Kräfte, die bei steilem Abstieg aufs Kniegelenk wirkten. Auf dem Panoramaweg einige Schilder zu den am Wegesrand wachsenden Pflanzen, in dem vorherrschenden Dschungel waren diese kaum identifizierbar. Blicke auf die Stadt, auch auf den Stellplatz (rechts vom weißen Gebäude mit Solarpaneelen auf dem Dach steht unser WoMo).

In einer der letzten abwärts verlaufenden Kehren diese Weintraube:

Gegen 16.30 Uhr stampften wir wieder auf ebener Erde durch Klausen, Gassl Bräu schon jetzt gut besucht, wir freuten uns auf den späteren Abend. Jola bummelte, kaufte in einem Laden Backzutaten. Ich schritt einfach weiter voran, die Füße liefen noch wie von selbst. An der Apostelkirche neben der Touristeninformation hatte eine Skulptur bereits beim ersten Gang zur Altstadt meine Aufmerksamkeit erregt. Das „Projekt Venus“, 18 Monate steckte der aus Eppan stammende Künstler Lukas Mayr in die Herstellung dieser 12 Tonnen wiegenden, die Fruchtbarkeit ausstrahlenden, Figur.

Mich zog es gleich nach der Rückkehr zu den Duschen. Die Sanitäreinrichtungen waren über gut 50 Stufen hoch zum eigentlichen Campingplatz zu erreichen. Hier oben schien noch die Sonne auf Mensch und Fahrzeuge. Das Schwimmbecken lag neben dem Sanitärbereich einsam und verlassen. Ein Test zeigte mir, warum. Zu kalt für ein Bad nach hitziger Wanderung.

17.45 Uhr radelten wir in die Altstadt. Im Gassl Bräu „Hochbetrieb“, draußen freie Plätze, wir wollten gerne drinnen essen. Minuten Wartezeit, dann wurde ein Tisch frei. Frisch und schnell gezapftes Bier, Helles und Weizen, gerade die richtigen Durstlöscher nach der Wanderung.

In der Dolomiten Zeitung die Schlagzeile „100 Millionen für Südtirol„, gemeint war damit die Unterstützung wegen der steigenden Energiepreise und der daraus sich allgemein entwickelnden Zunahme an Preissteigerungen. Staus, überbordender Tourismus und Corona, alles Themen, die man auch aus heimischen Gefilden kennt. Geld der Touristen nimmt man gerne, sie selber sollen lieber zu Hause bleiben (so oder ähnlich sprach man früher in Österreich über die Deutschen, oder wie war das noch mal?)

Das war der Tag….

Südtirol Tag 07

04.10.2022 Dienstag

Wie schon befürchtet, die Wanderung wirkte bei mir nach, humpelte morgens zum Kiosk, um Brötchen zu holen. War es Muskelkater oder „die Hüfte“? Jola arrangierte nach dem Frischmachen den Aufenthalt für einen weiteren Tag hier, allerdings mit einem kleinen Umzug verbunden. Platz 129, günstiger gelegen, schönerer Blick und mehr Sonne.

Nach der Installation radelten wir nach Seis, laut Aushang fand dort heute der Bauernmarkt statt. Vor der Tourist-Info drei Stände, die Speck und Gemüse anboten, das war’s auch schon.

O.k., diese Fahrt war somit lediglich zum Warmmachen gedacht. Völs kannten wir noch nicht, also fuhren wir die Strecke zurück, um dann die Fahrt ins knapp 4.5 km entfernte Völs fortzusetzen. Meist ging es bergab, Ortsteil St. Anton, dann nach ca. 2 Km in der Handwerkerzone an der Kaffeerösterei Caroma vorbei. Ein ganzes Schaufenster voller Kaffeemühlen (Ausschnitt).

Rund 80 Höhenmeter befanden wir uns nun näher zur Erde. Bald darauf tauchte Völs mit dominanter Kirche auf einem Hügel auf. In Völs gab es nicht viel zu entdecken, ein kleiner historischer Altstadtkern, sonst nichts Bemerkenswertes, vielleicht auch, weil, ich weiß auch nicht, eben langweilig. Vorschlag von uns beiden, wir erkunden den Völser Weiher, der unterhalb des Schlern lag und mit dem Rad erreichbar schien. Wir folgten dem Wanderweg Nummer 1, steile Auffahrt, dann mündete der Weg kurz in einem schmalen Schotterbett. Sollten wir da hinauf, und wenn ja, wie ging es danach weiter. Straße rauf und runter nach Hinweisen Ausschau gehalten. Jola erfuhr von einer Einheimischen, ja, man können den Wanderweg auch mit dem Rad befahren. Wir glaubten es, schoben erst, dann auf geteertem Wege ein noch steileres Stück im Hamsterrad-Modus abgestrampelt. Jola legte eine Zwischenpause ein, verschnaufen! Wanderer mit Stöcken kamen mir entgegen.

Oben am Ortsende führte der Weg auf hellem Schottergestein weiter, vorbei an einer Wiese, auch hier noch Kühe beim Grasen, und immer wieder der Schlern dominant als Panoramahintergrund, weiter durch ein Stück mit Baumbestand. Dann mit Schilf oder ähnlichem Gestrüpp zugewachsenes Areal, an das sich der Weiher anschloss. Badestege, Hotelanlage und am Wegesrand ein Gasthof. Der kam gerade zur rechten Zeit, offensichtlich nicht nur für uns, denn fast an allen Tischen waren die Stühle besetzt.

Am Uferrand Kunst aus totem Baumstamm, vogelartige Gebilde, als Sitzbänke ausgearbeitet. Schnell fanden wir von der Speisekarte etwas für unseren Geschmack. Die Bedienung war flott unterwegs, das Mineralwasser kam unmittelbar nach der Eingabe in das Bestellsystem, ein ¼ Roter Vernatsch wurde dazu bestellt. Kartoffelsuppe, Kürbisquiche und Schupfnudel zum Abschluss versorgten uns genussvoll mit neuer Energie.

Günstige Lage des Gasthofes, Rundweg um den See und Wanderweg nach St. Konstantin führten unmittelbar vorbei, dann noch die Biker. Nach St. Konstantin mussten wir unsere Fahrt fortsetzen. Erstaunlich, dass es auf der Strecke ausschließlich bergab ging und zwar so steil, dass Jola vorsichtshalber ihr Rad ein Stück schob. Heute schien Wandertag zu sein, mehrmals trafen wir Gruppen von Kindern an. „Achtung Radfahrer“ rief eine Begleitperson (Lehrerin oder Kita-Angestellte), die Kids machten mir bei der langsamen Fahrt Platz. Ein Schrei, eine Begleitperson in Aufregung, am Boden ein Kind, Schmerzen, was war passiert? Vermutlich beim Spielen gestürzt, es hielt sich die Hand. Die umherstehenden Kinder wurden verscheucht, das Kind aufgerichtet, alles wohl wieder gut.

Von hier ab asphaltierter Weg, aber immer noch einen Geschwindigkeitsrausch befördernd.

Unten an der Hauptstraße angekommen diese überquert und schon war der Campingplatz in Sicht. Mir blieb an der Zufahrt zum Campingplatz die Herde Schafe auf der Wiese auf, wohl auch deshalb, weil darunter viele „Schwarze“ waren. Das sogenannte „Schwarze Schaf“ als Nachwuchs, gleich in Mehrfachausfertigung.

Am WoMo begann dann der Kampf um eine Übernachtungsmöglichkeit für die nächsten Tage, was sich als mittelschwere Herausforderung darstellte. Diverse Absagen, unpassendes Terminangebot, zu weit abseits.

Südtirol Tag 06

03.10.2022 Montag

Hier in Südtirol dachte niemand an das geschichtsträchtige Datum und die damit verbundene Wiedervereinigung Deutschlands. Natürlich ist heute hier auch kein Feiertag.

Jolas Versuch, unseren Stellplatz um einen Tag zu verlängern, schlug fehl. Mit etwas Glück könnten wir einen anderen Platz bekommen. Unterirdisch beschäftigte ich mich während der Nachfrage mit dem Abwaschberg. Alle Sanitäreinrichtung befanden sich geschützt vor Sonne, Eis und Schnee oder sonstigen klimatischem Unbill unter der Erde. Alles in hübscher Optik und in ausreichender Anzahl vorhanden.

Auf die Seiser Alm ging es heute, fast wolkenloser Himmel, so blau wie nur irgendetwas, kaum ein Lüftchen wehte, beste Voraussetzungen für einen Tag beinahe oberhalb der Baumgrenze von 1.857m. Die gut 4 Kilometer bis zur Seilbahn diesmal auf dem Radweg zurückgelegt. Kurz überlegt, sollen wir die Räder mit hoch nehmen? Entschieden uns dagegen. Berg- und Talfahrt kosteten, für Senioren gab es Ermäßigung, 17 € pro Person. Der Andrang war groß, Warteschlangen gab es trotzdem nicht, alles lief zügig ab. Mit vier anderen saßen wir in der Gondel, eine Schweizer Familie mit zwei kleinen Mädchen. Wir trugen Masken, die Eltern ebenfalls. Gemächlich zuckelte die blaue Gondel über etwas mehr als 4.000m Länge in die Höhe, ruckelte mit 6 Km/h an 10 Stützen über die Rollen und überbrückte dabei einen Höhenunterschied von 842m. Oben angekommen, ein Pulk Menschen, die Orientierung nach dem besten Wanderziel suchten, Hunde, die froh waren, den Maulkorb los zu sein (in der Gondel herrschte (auch) für Tiere Maskenzwang). Erstaunlich mildes Klima trafen wir hier an, man brauchte keine Handschuhe, Mütze etc.

Die Seiser Alm in Südtirol ist die größte Hochalm Europas, bietet im Sommer derzeit rund 350 km Wanderwege. Vor allem die Dolomiten, die die Seiser Alm begrenzen, machen die Königin der Hochalmen mit ihren schier grenzenlosen Möglichkeiten für alpine Freizeitaktivitäten zu einem Eldorado zu jeder Jahreszeit. Bei der Seiser Alm handelt es sich quasi um einen Ortsteil der Gemeinde Kastelruth. 199 Menschen lebten hier Ende 2018.

Herrlicher Rundblick über das „Almgelände“ und die umliegende Bergwelt, geprägt u.a. vom Schlern.

Nachdem ich uns aus der Vielzahl der Wandermöglichkeiten eine herausgepickt hatte, marschierten wir gegen 11.30 Uhr auf dem Pfad Nummer 14 los. Schon nach den ersten Schritten mit leichter Anstiegsneigung merkte ich den in der Gondel zurückgelegten Höhengewinn relativ abrupt. Also erst einmal gemäßigtes Tempo eingeschlagen, ohnehin prüfte ich innerlich, ob die Gelenke bei dem Marsch mitspielen würden.

Nicht verwunderlich, dass hier in dieser reizvollen Umgebung 5-Sterne-Hotels vorzufinden waren (Alpina Dolomites Gardena).

Auf geteertem Wege zunächst an diesem Hotelkomplex in Kurven vorbei.

Nach 15 Minuten der erste Beweis von der erreichten Höhe (1.916m). Quasi gegenüber posiert Jola vor dem Schlern mit der 2.414m hohen Santnerspitze.

Wenig später hatten wir die Wahl, den Weg in Richtung verschieden gelegener Hütten fortzusetzen. Wir entschieden uns für die bewirtschaftete Puflatsch Hütte. Der Pfad wurde schmaler, uneben und steiler, ich merkte schon, dass das Wandern nicht mehr zu meinen originären Aufgaben gehört. In Minischritten steppte ich hinter Jola her, die meist 10m vor mir kraxelte. Allein waren wir hier natürlich nicht, Überholmanöver schnellerer Bergsteiger an der Tagesordnung.

Auf den Wiesen vereinzelt Kühe, der Almabtrieb schien hier nicht abgeschlossen zu sein, oder es handelte sich um „winterharte“ Rindviecher, die hier ausharren müssen. Eine Kuh schien ausgebüxt zu sein, trotte auf dem Wanderweg Spaziergängern entgegen.

Nur eine Viertel Stunde später erreichten wir eine Art Plateau, Gelegenheit für ein Selfie. Gut, das Panoramabild ist kein Hit, aber ein Selfie der anderen Art, ohne Kopf in den Nacken legen und grinsen aus nächster Nähe in die Linse.

Kurz nach 12 Uhr lockte uns das Schild mit der Aufschrift Puflatsch Hütte ein paar unwegsame Stufe hinab. Auf sonniger Außenterrasse fast alle Plätze schon besetzt, beim Weizen, Wasser, Wein für den Durst oder Knödel, Apfelstrudel, Kaiserschmarrn etc. für den kleinen oder großen Appetit, die Wanderer ließen es sich schmecken. Auch bei uns stand bald eine Speckknödelsuppe und ein Dreierlei mit Knödeln auf dem Tisch.

Um bei den Selfies zu bleiben, hier ein misslungener Versuch am Tisch der Hütte. Vom Tresen hatte ich mir gerade den Hütten-Stempel („Diabita“) auf einer Serviette abgedruckt geholt. Man kann ihn vor der Flasche Mineralwasser entdecken. Jola lechzte nach der Knödelsuppe nach dem besten Apfelstrudel weit und breit, so der Werbeslogan auf der Schiefertafel am Wegesrand. Wollte einen mit mir teilen, doch meine drei Knödel hatten mich pappsatt gemacht. Dann opferte sie sich eben allein und orderte den Apfelstrudel mit Vanillesoße. Ob sie hier gleich ein Bild davon in die Welt schickte?

Gegen 13.20 Uhr marschierten wir gesättigt weiter. Wärmer wurde es, ich wechselte die lange Hose gegen ein kurze aus. Jetzt schon umgeben von weniger menschlicher Anwesenheit taperten wir stetig weiter, Meter um Meter an Höhe gewinnend. Eine Weggabelung forderte uns eine Entscheidung ab, hierhin (Arnikahütte) oder dorthin (Tschötsch Alm). Der Weg zur letzteren war nicht mit einem offiziellen Wanderschild (aus Holz, mit Nummer, Ziel und rot-weißer Bemalung) ausgeschildert, sondern mit einem Walking- und Laufwegweiser. In der Ferne ein Gebäude an dem ein Lift endete. War das die Tschötsch Alm? Wir dackelten einfach darauf hin los.

Ich diesmal ein Stück voraus, andere Perspektive, wenn Jola hinter mir her zuckelte. Ein planer Gegenstand versetzte mich in die Lage, mit meinem selbst gebastelten Handyhalter ein Selfie zu machen.

Nach einer Halben Stunde drückte ich auf den Auslöser, Jolas rote Jacke als Eyecatcher vor der Bergwelt (rechts der Plattkofler).

Überschritt man die kleine Anhöhe, dann wusste man, ob es zum zuvor gesehenen Gebäude gehen würde oder woanders hin. Einen Kaffee könnte ich bald vertragen, der Gedanke geisterte mir jetzt häufiger durch den Kopf.

15 Minuten dauerte es noch, dann wussten wir, was sich hinter der Anhöhe befand, zuerst in Gestalt dieses hölzernen Frames. Er bot Inspiration für einen Liebesbeweis, ob für den Partner oder die Natur, in Form eines digitalen Fotos. Und es war die Tschötsch Alm, das angestrebte Ziel für eine Kaffeepause.

Reges Treiben auf der Terrasse in 2.000m Höhe. Kaiserschmarrn warendshalb hier zu unserer Anwesenheitszeit die präferierten Bestellungen. Langsam wurde die Sonne „lästig“, zu viel in der Höhe an einem Tag, verzeiht das die Haut? Blick von der Terrasse, ein Pfad führte abseits des ausgeschilderten Wanderweges zurück zur Bergstation. Wir nahmen den Weg, riskierten das Ungewisse, wie unbequem und unwegsam der Weg werden würde. Bergab merkte ich das Kniegelenk unangenehm intensiv, die Schritte nochmals verkürzt.

Ein Stück Nadelwald durchschritten, dann gelangten wir auf geteertem Weg zurück. 14.30 Uhr erreichten wir die Gondelstation. Nicht nur wir bereiteten uns auf die Abfahrt vor, viele Wanderer schienen ihr Programm „Seiser Alm“ abgearbeitet zu haben, wollten zurück zur Talstation.

Nun noch die vier Kilometer zum Campingplatz, dann genug von radfahrender und wandernder Bewegung. Pausentee, Buch in die Hand, gelesen, auf unseren Stellplatz fiel ein Rest der Tagessonne. Zu den Annehmlichkeiten des Campingplatzes gehörte ein beheiztes Schwimmbecken. Warum nicht noch ein bisschen Ausgleichssport betreiben? Sogar die Duschen am Beckenrand spendeten warmes Wasser. 20-Meterbahn, reichte für schnell 20 Bahnen ziehen. So abgerundet endete der schöne und abwechslungsreiche Tag nach dem Abendbrot mit Reisenotizen schreiben beim Fernsehen (Der Palast).

Südtirol Tag 05

02.10.2022 Sonntag

Ungefrühstückt machte sich Jola gegen 08.15 Uhr mit dem Rad auf nach Völs zum Campingplatz, Versuch, einen der möglicherweise freien Stellplätze zu ergattern. Ich wanderte zur Golfanlage, suchte die Sanitäreinrichtungen, fand in den Katakomben zwei Toiletten. Gehörten zur Hotelanlage „zur Sonne“. Im Außenbereich wischte eine Mitarbeiterin die feuchten Oberflächen der Tische ab. Ein Frühaufsteher mit Golfbag auf dem Rücken wollte zur Rezeption, dort noch geschlossen. Wieder am WoMo machte ich eine Aufnahme vom Stellplatz mit Hintergrund.

Jola meldete sich per Handy, sie sei erfolgreich gewesen und hätte einen Stellplatz bekommen. Lange Wartereihe vor der Anmeldung berichtete sie, einige Wohnmobilisten hätten wohl dort übernachtet, um sich morgens gleich anmelden zu können.

Ab 11 Uhr dürften wir den Platz in Beschlag nehmen. Nutzten die Zeit, brachten die Bags in den Abstellraum auf dem Golfplatz, ich fand die Duschen, Föhn, Handtücher, alles vorhanden.

Kurz vor 11 Uhr fuhren wir zum Campingplatz, dort standen in der Warteschleife immer noch einige Fahrzeuge, abfahrende und eincheckende Camper störten sich in den engen Gassen des Campingplatzgeländes. Vor mir einer mit Wohnwagen, dessen Einparkmanöver länger dauerte. An unserem Platz angekommen, rangierten die „Vormieter“ gerade aus, rechts saß jemand am Steuer, also Engländer. Kurz zugewunken, dann den Platz okkupiert, mit Blick auf Berge.

Die Sonne glänzte durch dauerhafte Anwesenheit, kurze Hose und frisches Hemd eingepackt. Um 12 Uhr herum strampelten wir wieder zum Golfplatz. Jola managte die Bezahlung und Buchung des Cart. Zu Fuß wollten wir diesen Platz nicht laufen. „Automatik“, wo befand sich nur der Rückwärtsgang? Musste nachfragen an der Rezeption. Geschwindigkeit trat ruckartig ein, ebenso beim Anhalten, kein ausrollen. Geteerte Wege, aber holperig und rissig. Ein paar Schläge auf dem Übungsplatz, dann zum Loch 1, dahin erste Erprobung der Fahreigenschaften des Cart. Am Abschlag leichtes Gedränge von Wartenden. Der Platz sei „ausgebucht“, Wartezeit müsste eingeplant sein, gab der Greenkeeper zu bedenken. Vor uns ein jüngeres Paar, unsere Spielpartner für die Runde. Aus München seien sie, Vroni und Matthias. Nach unserem „Moin“, wechselten sie zum „Servus“. Vor dem ersten Schlag ermahnte der Greenkeeper uns, alle Wertsachen separat zu verstauen, Diebstahl sei leider nichts so ungewöhnlich. Lockere Runde, auf der ich doch eindringlich zur Kenntnis nehmen musste, mir fehlte die Spielpraxis, insbesondere beim Putten brillierte ich mit unverzeihlichen Fehlschlägen aus dichtester Distanz.

Egal, die beiden aus München spielten gut, aber ohne die notwendige Konstanz. An einem Loch meinte Vroni zu ihrem Gatten, der den Versuch machte, seinen Schlag zu berechnen, sie sei doch die Mathematikerin. Worauf hin er erwiderte, er nur der Sozialwissenschaftler. So hatten wir immer etwas zu belobigen bzw. jeder konnte einmal seinem Ärger freien Lauf lassen.

9 Loch waren für uns für heute genug, so verabschiedeten wir uns und ließen die beiden die zweite Hälfte allein weiterspielen.

Zum Abschied ein Bild vor Bergkulisse. Ich verschwand zum Duschen, Jola hütete die Bags und die Wertsachen. Da der Weg zu den Umkleide- und Duscheinrichtungen in Stück zu gehen war, nahm ich mir unseren bereits abgestellten Cart und zuckelte damit los.

Bestellt hatten wir uns im „Restaurant 19“ (in Anlehnung an die Folge nach Loch 18) jeweils Knödel, einmal mit Steinpilzen für Jola und die drei Knödel mit Roter Bete mit Meerrettich für mich. Um uns herum meist golfende Hotelgäste, vermutlich alle aus Bayern, das verlängerte Wochenende ausnutzend.

Rückfahrt zum Campingplatz nun mit Gepäck, kurze Verzögerung vor dem Start, mein Bordcomputer war nicht auffindbar. Noch einmal zum Tisch im Restaurant zurück, dort saßen schon andere Gäste, nichts gefunden. Den Rucksack ausgekehrt, ganz unten lag das gute Stück. Ohne den wäre ich in den Bergen aufgeschmissen, weil ohne Bordcomputer funktioniert die elektronische Unterstützung des Rades nicht. Das Gepäck bestand einzig aus den Golfsachen, das Bag auf den Rücken geschnallt und damit den steilen Anstieg vom Golfplatz zur Fahrstraße hinaufgeschnauft. Jola schon außer Sichtweite, ich fuhr diesmal nicht auf der stark frequentierten Straße sondern den Radweg, machte unterwegs noch eine Rückblickbild.

Pause, Tee.

Südtirol Tag 04

01.10.2022 Samstag

Erholungsschlaf, Jola klapperte mit Geschirr, kam vom Abwasch zurück. Einfaches Frühstück, DDR-Brötchen aufgebacken. Frischwasser aufgefüllt, Chemie-Toiletten geleert. Noch war bis zur Abreise um 12 Uhr Zeit, die nutzten wir, um nach Brixen zum Brotmarkt zu fahren. Blieben auf der linken Seite der Eisack, anderer Blick auf Stadt. Hier kein geteerter Weg, Schutzmauer am Ufer neu gemacht, Bänke, Plattform, Toilette. Dann der „Grüne Baum“, das Hotel, in dem wir 2014 einen Urlaub verbrachten, äußerlich ohne erkennbare Neuerungen. Ein altes Gebäude, direkt an der Fußgängerbrücke, eingerüstet, sah nach umfangreicher und kostspieliger Sanierung aus. Besucherandrang im Zentrum, wohl wegen des Brotfestes an der Kirche, davor ein Trödelmarkt, Gebrauchtes aus modernen Haushalten, aus dem Fundus von Bauernhäusern Holztrog, Eisengerätschaften, Geschirr und Bilder schrecklicher Sujets. In einem „festen“ Geschäft in den Fensterauslagen originelle Malerei ausgestellt war. Ein Bild mit Donald faszinierte Jola so sehr, sie trat ein und fragte nach dem Preis, 250 € wollte man für das Original erlösen. Sie ließ es sich zurücklegen. Eventuell ein Geschenk für Miriam.

Auf dem Weg zum Brotmarkt ein Schaufenster mit witziger Dekoration von Lampenhaltern:

Auf dem Kirchenvorplatz bis auf wenige Ausnahmen Stände mit Herstellern von Brot- und Backwaren sowie zwei regionaler Mühlen (u.a. die uns bekannte Meraner aus Lana).

Inmitten der Pagodenzelte ein Areal mit traditioneller Mühlenarbeit bzw. den zum Mahlen vorgelagerten Dreschen von Getreidehalmen.

Die Männer konnten nicht nur „dreschen“, sie spielten danach Alphorn (oder ähnlich Genanntes).

An Angeboten von naturbelassenem Brot und leckeren Kuchen (bspw. Apfelstrudel oder Buchweizen) mangelte es hier keinesfalls. Unsere Einkaufstasche füllte sich nach und nach, doppelt kauften wir zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Ständen, dadurch entspannte sich die Versorgungslage für Zeiten ohne Backwarenangebote enorm.

Ein etwas aus der Zeit gefallener Mann mit Pferdekutsche bot Rundfahrten auf seinem Gefährt an. Der wies uns eingangs beim Abstellen der Räder in einer Toreinfahrt belehrend darauf hin, dass das Abstellen der Räder dort verboten sei und außerdem seine Pferde behindere.

Langsam wurde es Zeit für die Rückfahrt. Neue Ankömmlinge warteten schon vor der Schranke auf Einlass bzw. Abfahrt von Weiterreisenden. Wir verabschiedeten uns ohne Worte, Jola warf die Magnetkarte für die Ausfahrtschranke in einen Metallkasten, dann durch Brixen auf die Brennerstraße, ca. 15 Km bis zur Abzweigung auf die Seiser Alm. Das serpentinenreiche Gegurke begann alsbald, manchmal im 2. Gang die Kurven befahren. Ab Kastelruth war der Golf- und der Campingplatz ausgeschildert. Nach 45 Minuten Fahrzeit erreichten wir Völs am Schlern; in der Dolomitenstraße befand sich der Campingplatz, auf dem Check-In-Streifen etliche wartende Wohnmobilisten. Jola kam zurück, kein Platz für uns frei! Was sich daraus entspann lasse ich hier …. weg. Idee von Jola war, zum Golfplatz zu fahren und nachzufragen, ob wir uns dort hinstellen dürften (wenn wir denn eine Startzeit buchen würden). Die Zufahrt, steil und eng abwärts, war bereits eine kleine Herausforderung. Parkplätze rondellartig angelegt, kein Möglichkeit, direkt vors Clubhaus zu fahren. Jola marschierte zur Rezeption, kam mit guter Nachricht zurück, „ausnahmsweise“ dürften wir neben einem Wohnwagen uns hinstellen. Für morgen war für 13 Uhr eine Startzeit gebucht.

Was nun hier anfangen? Räder ausgeparkt, mühevolles Hinaufkraxeln bis zur Fahrstraße, dann nach Seis. Nahmen den ausgeschilderten Radweg, der uns zum Parkplatz und der Talstation der Seilbahn zur Seiser Alm brachte. Hinauf wollte ich nicht, Wetter noch wolkenverhangen. Samstagnachmittag, „tote Hose“ in Seis, die meisten Geschäfte natürlich geschlossen. Die Information entdeckt. Wander- und Radkarte besorgt. Auf Nachfrage nach Restaurants, Hinweis: Restaurant an der Seilbahn. Dabei saßen direkt vor dem gegenüberliegendem Hotel Menschen draußen und aßen. Wir gesellten uns dazu, Gulaschsuppe für Jola, ich ein Vinschgauer, belegt mit Brie und Schinken, und ganz viel Ruccola. Unterhielten uns mit Ankommenden, die zwei I:SY vor sich herschoben. Paar aus NRW, Begeistert von ihren Rädern tauschten wir Erlebnisse und Reiseziele aus. Sie kamen gerade aus Istrien bzw. vom Gardasee, zuletzt noch 30°, heute waren Flipflops und kurze Hose nicht mehr angezeigt. Uns zog es weiter nach Kastelruth, wieder Straße hinab, Höhen erklommen, bei starken Verkehr und keinem separaten Radweg. In Kastelruth Spaziergang, gemalter Stadtplan mit einem bemerkenswerten Text, in dem die Italienische Bevölkerung um Verzeihung für die während der nationalsozialistischen Zeit „geraubten“ deutschen Ortsnamen. Wies eine Identifikation mit der Mussolini-Diktatur von sich. Noch nirgends sah ich bisher in Südtirol an öffentlicher Stelle eine solche Entschuldigung.

Musik ertönte, wir folgten den Klängen zur Kirche hinauf. Musikkapelle in Trachten spielte für ein Hochzeitspaar.

Die Braut verteilte in kleinen Tonkrügen Schnaps und stieß mehrfach mit Musikern / Musikerinnen an. Der Trubel löste sich später auf. Im Ort viele Besucher, Radfahrer, Wanderer.

Bei Spar eine Flasche Rotwein und Kaffeesahne gekauft, Jola suchte vergeblich nach speziellen Nudelsorten. Gegen 16 Uhr Rückfahrt mit ähnliche Abfolge, „dicke“ Autos jagten dicht an uns vorbei, wir flüchteten, sobald die Möglichkeit bestand, auf den Fußweg, rasende Abfahrten mit steilen Ansteigen folgten. Am WoMo. Stühle herausgeholt, die Sonne schien, endlich einmal kräftig. Gelesen, Reisenotizen gemacht. Fernsehen war möglich, aber langweiliges Programm.

Südtirol Tag 03

30.09.2022 Freitag

Die Nacht war ruhig, zumindest im persönlichen Empfinden. Real hörte ich schon 6 Uhr morgens laufend Motorengeräusche, so nah, als wenn ich mit dem Ohr auf der Bordsteinkante liegen würde und die Fahrzeuge neben mir vorbei sausten. Blick aus dem WoMo, nichts gesehen, morgendlicher Frühnebel verschleierte die Sicht. Als es etwas zu sehen gab, entdeckte ich ein Kabäuschen am Rande des Parkplatzes, zwei Toiletten, sachlich getrennt für Männlein und Weiblein. Gern und gleich genutzt.

Frühes Aufstehen bescherte uns eine Abreise kurz nach 8 Uhr. Im Ort knapp 20 Liter für teure 2,139 € in den Tank gefüllt, in der Hoffnung, der Sprit würde bis nach Österreich reichen, wo bisher allgemein die Dieselpreise niedriger lagen. Keine zwei Meter vom Gelände herunter gefahren, las ich einen veränderten Dieselpreis an der Preistafel, jetzt volle 10 Cent niedriger. Und ärgern! Nachdem die Feuchtigkeit im Fahrzeug sich verflüchtigt hatte, klebte Jola das Stickerl an die Windschutzscheibe, unsere 10 Tage geltende Eintrittskarte für die Nutzung der Autobahnen in Österreich. Bis zur Grenze bei Kufstein herrschte reger Autoverkehr, wo wollten die Menschen nur alle hin? In Kufstein gleich zur Tankstelle, die Tankanzeige glühte bereits in „gelb“. 1,909 €, wie preiswert mir das Tanken hier erschien. In Kufstein hektischer Verkehr, an Kreiseln kurzzeitige Staus. Bei einem Supermarkt geparkt und bei einem Hendl-Eck eingekehrt. Jola Currywurst, ich ½ Hahn, jeweils mit Pommes, ungesund, aber lecker!

Wozu nun der Stickerl gut gewesen sein sollte, mir nicht erklärlich. Die Autobahn bis zum Brenner gliederte sich eigentlich in eine Aneinanderreihung von Baustellenabschnitten mit ständiger Geschwindigkeitseinschränkung und Fahrbahnverengungen, in der Folge zäh fließender Verkehr. Ohnehin lahmes Bein, musste ich nun noch länger in Fahrerposition ausharren. Maut für Brenner jetzt schon bei 10,50 € auf österreichischer Seite.

Brixen erreichten wir gegen 14.50 Uhr, bzw. den Campingplatz des Hotels Löwenhof. Einige Wohnmobile standen an der Zufahrt, warteten wohl auf die Einlassung. Einsehbar schien der Platz bereits voll belegt. Jola marschierte zur Rezeption, uneingeschränkt der Meinung, wir bekämen einen Stellplatz. Daumen hoch, kam sie zurück, Glück gehabt, durch eine Absage den letzten freien Platz für eine Nacht zugesprochen bekommen. Platz 90, am hinteren Ende am Zaun, Bäume, kein Sat-Empfang. Nicht so wichtig. Dafür die Brixen-Card mit diversen kostenlosen Nutzungsmöglichkeiten (Plose, Schwimmbad, Museen). Nach einer Kaffeepause und der Inspektion der so sehr als attraktiv gepriesenen Sanitäreinrichtungen machten wir einen Spaziergang auf dem Rad-Wanderweg zum Zentrum Brixen. Ein kleiner Bautrupp werkelte mit schweren Maschinen bzw. händisch an der Reparatur einer Trockensteinmauer. Professionell wirkte die Abschlussarbeit des Mannes nicht, schob an verschiedenen Stellen kleine Kiesel in größere Zwischenräume von Felsen. Kehrten um, ich legte mich 20 Minuten aufs Ohr, die Glieder lang machend. Danach Vorbereitung für den Besuch der Schwimmarena. Besitzer eines gleichen WoMos wie unser sprach uns an, wollte Details wissen, gab Details preis.

Begleitet von leichtem Nieselregen fuhren wir die 2 Kilometer auf dem Radweg entlang der Eisack. Jola deutete hierhin und dorthin, überall sei Neues entstanden, so ihre Erkenntnis. Kein Wunder, zuletzt hielten wir uns 2017 hier in Brixen auf. Die Arena mit dem metallisch glänzendem Boulder-Quader dominierten die Sichtachse zur Stadt. Optisch ansprechend gestaltet die Eingangshalle, der Umkleidebereich, an jedem Gang mehrere Föhne verfügbar. Whirlpool, Wasserrutsche, 25- Meter-Bahnen. Heute war just Trainingsstunde des lokalen Schwimmvereins, sprich, auf 6 der 8 Bahnen schäumte das Wasser durch meist kraulende und mit Schwimmflossen unterstütze Jugendliche. Auf einer Bahn bis zu fünf Schwimmer gleichzeitig, fast Hand an der Flosse der Vormannes. Wir hatten die letzte Bahn für uns, fast, eine Frau übte unter Anleitung einer Trainerin verschiedene Schwimmstile, störte damit meine „Aura“, sprich, ich konnte meine 40 Bahnen nicht ungestört ziehen.

Im Anschluss Stadtbummel, wollten sehen, was sich hier in den 5 Jahren noch so verändert hatte und was wir wiedererkannten.

Feierabendstimmung, Backstube wurde ausgefegt, die meisten Geschäften hatten bereits geschlossen, vor oder einigen Bars saßen unverdrossene Gäste, dem Nieselregen trotzend. Wir fuhren zurück zum Campingplatz, da war es 19.30 Uhr. Machte ein Foto von der Kletterhalle für Miriam.

Boulder-Halle bei Nacht

Ein Bierchen und die letzten Scheiben unseres heimischen 1000-Körner-Brotes, getoastet, verzehrt.