Südtirol Tag 10

07.10.2022 Freitag

Zahlten viel Geld für einen Platz, der es eigentlich nicht verdient hätte. Stromanschluss schaffte den Wasserkocher nicht, der Platz lag die meiste Zeit im Schattenbereich, die Wege zu den Sanitäranlagen waren weit, das Umfeld laut, sieht man mal vom neben gelegenen Friedhof ab. Feuerwehrwache, Bus- und Bahnhof quasi gegenüber, oberhalb die Brennerautobahn und die Grödner Straße führte unmittelbar am Campingplatzgelände vorbei.

Uns blieb heute Zeit bis ca. 11.30 Uhr, dann war Abreise aus Klausen nach Brixen, wieder zurück auf dem Löwenhof, diesmal Platz 35, angeblich mit Sat-Empfang. In Vahrn am Kreisel Stau, weil die Auffahrt zur Tankstelle durch wartende Fahrzeuge blockiert war. Herrschte jetzt hier ebenfalls Sprit-Knappheit? Aus Frankreich wurde ja eine ähnlich lautende Meldung gestern verbreitet. Überhaupt mag man gar nicht mehr in die Medien nach Nachrichten schauen, Elend, Krieg, politisches Versagen, exorbitante Preissteigerungen, Holland jetzt „Tabellenführer“ bei der Energie, so gestern auf Ö3. Die Hüttenbetreiber (auf den Bergen) klagen über Touristen, die wegen steigender Preise weniger verzehren, die Toiletten schnell noch benutzen und Wasser zapfen. Ein Toilettengang soll den Hüttenwirt angeblich 3 € pro Besuch kosten (Entsorgung, Reinigung, Material etc.). Machte ich mir bisher keine Vorstellung von derart hohen Kosten; vielleicht fällt es mir nun zukünftig leichter die 50 Cent ins aufgestellte Schälchen zu legen.

Natürlich war der Platz 35 nicht auf ganzer Breite für den Sat-Empfang geeignet, die Eiche trug noch zu viel Laub. Rangieren half zunächst nichts. Erst ein totales Wendemanöver brachte den gewünschten Erfolg. Einmal um den Platz gefahren und vorwärts eingeparkt, dann passte es.

Gleich geht’s weiter……. The day is not done!

Jola besorgte vom Supermarkt MPREIS um die Ecke Eier und Brötchen, währenddessen taute der Leberkäse in der Sonne auf. Gemüsezwiebel geschält und geschnitten, später alles gebraten, schmackhafter Imbiss. Ich versuchte ein paar Gehübungen, meine Hüfte wollte mir augenblicklich nicht gehorchen. Bewegung hilft ja angeblich immer. Ob es die Bewegung oder das Schmerzmittel war, egal, wir marschierten zu Fuß nach Neustift, das Kloster kannten wir zwar bereits aus vergangenen Reisen, dieses Jahr war dort 880 jähriges Jubiläum, deshalb vielleicht einiges neugestaltet / renoviert etc. Das Wetter meinte es weiterhin gut mit uns, Sonnenschein pur, wanderten wir auf dem Radweg an einem Miniaturbächlein entlang, das ab und an uns gurgelnd am Wegesrand entgegen strömte. Süßlicher Geruch stieg von dem rötlich blühenden „Unkraut“ (wie heißt das bloß noch?) am Uferrand auf.

An den Hängen teils architektonische Neubauten, wenn auch nicht mehr ganz neu, in klassischer kantiger Bauweise, im Wechsel mit traditioneller Bauart aus alter Zeit.

Die grünen Ziegel des Kirchturms sahen wir bereits aus einiger Entfernung, die Zufahrtsstraße zum Kloster schien just für die 880-Jahrfeier neu geteert und der Gehweg frisch gepflastert. Links Apfelplantagen, rot leuchteten die runden Früchten dicht an dicht an den Zweigen. Im Innenhof der Klosteranlage wirkte das gesamte Ensemble „erfrischt“ und aufgeräumt. Der neue Info-Point fand in der 2021 umgebauten Wagenremise aus dem Jahre 1886 sein Zuhause. Ebenso neu waren der Museumstrakt und Verbindungswege zur Bibliothek. Durch Erweiterungen gab es zusätzlich Räumlichkeiten für Ausstellungen und Schulungszwecke.

Über die wechselvolle Geschichte des Klosters nachlesen kann man etwas unter www.kloster-neustift.it. Führungen schienen anberaumt, Menschengruppen standen wartend herum oder saßen im Restaurant Stiftskeller neben dem Info-Point.

Gebäude mit WC erkannte ich ebenfalls als Neuerung, Jola verschwand kurz darin. Ich stieg zum Eingang des Stiftsgarten empor, das Tor war geschlossen, erst 2023 wieder frei zugänglich, oder mit Eintrittskarte für eine Führung. Das erfuhren wir und ein weiterer Besucher höchstpersönlich aus dem Mund des Propstes Eduard Fischnaller, der just in schwarzer Kutte mit einer Besuchergruppe den Garten verließ und das Tor schloss.

Ich wartete im Schatten eines Baumes (war es eine Zeder?) und knipste den „Wehrturm“, Jola meinte später, er sähe aus wie in Rom die Engelsburg. Zur Wehranlage gehörte die die Weinhänge abgrenzende Mauer mit Hochtreppe.

Der Innenhof mit frisch angepflanzten Hecken und neuem Rasen. Das Gebäude (Wagenremise) wirkte frisch gestrichen. Suchspiel, wo ist Jola?

Drangen ins Innere des Klosters vor, weinverhangene Bibliothek und den Wunderbrunnen lichtete ich bereits 2014 ab (siehe weiter unten). Die Kirche geschlossen, Schulungszentrum und Schülerheim schienen ein Update erhalten zu haben. In der Geschichte des Augustiner Chorherren Stifts war Wandel ein steter Begleiter, nach eigenen Angaben förderte die Flexibilität den Umbruch zur Neuzeit. Öffentliche Mittelschule und Bildungshaus ergänzen das klösterliche Angebot. Und zu guter Letzt aus der Zeitschrift „Neocella“ die Aussage zur Geschichte und Gegenwart des Klosters: „…vereint man seit jeher drei Blickrichtungen – jene nach oben (mit Chorgebet und Gottesdiensten), nach innen (als klösterliche Gemeinschaft) und nach außen (in Form von Seelsorge und Bildung)“.

Nun genug von diesem Kloster, außer den beiden Vergleichsbildern, jetzt und aus 2014:

Jetzt:

2014:

Wir gönnten uns eine Kaffeepause im Außenbereich des Restaurants. Ein Blick in die Kuchenauslage führte mich zu der Bestellung eines Stückes Sacher.

Jola wünschte Vanilleeis und Espresso, ihre Spezialmischung. Der Espresso kam später dazu.

Beobachtung, was so alles um uns herum passierte. Dazu gehörte die Ankunft des Pferdekutschers, heute mit einer anderen Kutsche, den gleichen Pferden. Der Mann könnte sicher gut den Andreas Hofer als Tiroler Freiheitskämpfer spielen, oder?

Gestärkt und ausgeruht suchten wir die Vinothek um die Ecke auf, bzw. Jola inspizierte das Angebot, während ich draußen die Skulpturenvielfalt Südtiroler Landschaft bewunderte.

Betrat den „heiligen Rasen“ auf dem die vier „rostigen Könige“ in den Himmel ragten. Interessant fand ich die beiden kubistischen Wohnhäuser im Hintergrund, wobei über den Zaun eines Grundstücks eine silbern glänzende Figur lugte. Marschierten zurück. Einkauf bei MPREIS, Wein, Käse, Kekse, Tomaten.

Now the day is done!