01.10.2022 Samstag
Erholungsschlaf, Jola klapperte mit Geschirr, kam vom Abwasch zurück. Einfaches Frühstück, DDR-Brötchen aufgebacken. Frischwasser aufgefüllt, Chemie-Toiletten geleert. Noch war bis zur Abreise um 12 Uhr Zeit, die nutzten wir, um nach Brixen zum Brotmarkt zu fahren. Blieben auf der linken Seite der Eisack, anderer Blick auf Stadt. Hier kein geteerter Weg, Schutzmauer am Ufer neu gemacht, Bänke, Plattform, Toilette. Dann der „Grüne Baum“, das Hotel, in dem wir 2014 einen Urlaub verbrachten, äußerlich ohne erkennbare Neuerungen. Ein altes Gebäude, direkt an der Fußgängerbrücke, eingerüstet, sah nach umfangreicher und kostspieliger Sanierung aus. Besucherandrang im Zentrum, wohl wegen des Brotfestes an der Kirche, davor ein Trödelmarkt, Gebrauchtes aus modernen Haushalten, aus dem Fundus von Bauernhäusern Holztrog, Eisengerätschaften, Geschirr und Bilder schrecklicher Sujets. In einem „festen“ Geschäft in den Fensterauslagen originelle Malerei ausgestellt war. Ein Bild mit Donald faszinierte Jola so sehr, sie trat ein und fragte nach dem Preis, 250 € wollte man für das Original erlösen. Sie ließ es sich zurücklegen. Eventuell ein Geschenk für Miriam.
Auf dem Weg zum Brotmarkt ein Schaufenster mit witziger Dekoration von Lampenhaltern:
Auf dem Kirchenvorplatz bis auf wenige Ausnahmen Stände mit Herstellern von Brot- und Backwaren sowie zwei regionaler Mühlen (u.a. die uns bekannte Meraner aus Lana).
Inmitten der Pagodenzelte ein Areal mit traditioneller Mühlenarbeit bzw. den zum Mahlen vorgelagerten Dreschen von Getreidehalmen.
Die Männer konnten nicht nur „dreschen“, sie spielten danach Alphorn (oder ähnlich Genanntes).
An Angeboten von naturbelassenem Brot und leckeren Kuchen (bspw. Apfelstrudel oder Buchweizen) mangelte es hier keinesfalls. Unsere Einkaufstasche füllte sich nach und nach, doppelt kauften wir zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Ständen, dadurch entspannte sich die Versorgungslage für Zeiten ohne Backwarenangebote enorm.
Ein etwas aus der Zeit gefallener Mann mit Pferdekutsche bot Rundfahrten auf seinem Gefährt an. Der wies uns eingangs beim Abstellen der Räder in einer Toreinfahrt belehrend darauf hin, dass das Abstellen der Räder dort verboten sei und außerdem seine Pferde behindere.
Langsam wurde es Zeit für die Rückfahrt. Neue Ankömmlinge warteten schon vor der Schranke auf Einlass bzw. Abfahrt von Weiterreisenden. Wir verabschiedeten uns ohne Worte, Jola warf die Magnetkarte für die Ausfahrtschranke in einen Metallkasten, dann durch Brixen auf die Brennerstraße, ca. 15 Km bis zur Abzweigung auf die Seiser Alm. Das serpentinenreiche Gegurke begann alsbald, manchmal im 2. Gang die Kurven befahren. Ab Kastelruth war der Golf- und der Campingplatz ausgeschildert. Nach 45 Minuten Fahrzeit erreichten wir Völs am Schlern; in der Dolomitenstraße befand sich der Campingplatz, auf dem Check-In-Streifen etliche wartende Wohnmobilisten. Jola kam zurück, kein Platz für uns frei! Was sich daraus entspann lasse ich hier …. weg. Idee von Jola war, zum Golfplatz zu fahren und nachzufragen, ob wir uns dort hinstellen dürften (wenn wir denn eine Startzeit buchen würden). Die Zufahrt, steil und eng abwärts, war bereits eine kleine Herausforderung. Parkplätze rondellartig angelegt, kein Möglichkeit, direkt vors Clubhaus zu fahren. Jola marschierte zur Rezeption, kam mit guter Nachricht zurück, „ausnahmsweise“ dürften wir neben einem Wohnwagen uns hinstellen. Für morgen war für 13 Uhr eine Startzeit gebucht.
Was nun hier anfangen? Räder ausgeparkt, mühevolles Hinaufkraxeln bis zur Fahrstraße, dann nach Seis. Nahmen den ausgeschilderten Radweg, der uns zum Parkplatz und der Talstation der Seilbahn zur Seiser Alm brachte. Hinauf wollte ich nicht, Wetter noch wolkenverhangen. Samstagnachmittag, „tote Hose“ in Seis, die meisten Geschäfte natürlich geschlossen. Die Information entdeckt. Wander- und Radkarte besorgt. Auf Nachfrage nach Restaurants, Hinweis: Restaurant an der Seilbahn. Dabei saßen direkt vor dem gegenüberliegendem Hotel Menschen draußen und aßen. Wir gesellten uns dazu, Gulaschsuppe für Jola, ich ein Vinschgauer, belegt mit Brie und Schinken, und ganz viel Ruccola. Unterhielten uns mit Ankommenden, die zwei I:SY vor sich herschoben. Paar aus NRW, Begeistert von ihren Rädern tauschten wir Erlebnisse und Reiseziele aus. Sie kamen gerade aus Istrien bzw. vom Gardasee, zuletzt noch 30°, heute waren Flipflops und kurze Hose nicht mehr angezeigt. Uns zog es weiter nach Kastelruth, wieder Straße hinab, Höhen erklommen, bei starken Verkehr und keinem separaten Radweg. In Kastelruth Spaziergang, gemalter Stadtplan mit einem bemerkenswerten Text, in dem die Italienische Bevölkerung um Verzeihung für die während der nationalsozialistischen Zeit „geraubten“ deutschen Ortsnamen. Wies eine Identifikation mit der Mussolini-Diktatur von sich. Noch nirgends sah ich bisher in Südtirol an öffentlicher Stelle eine solche Entschuldigung.
Musik ertönte, wir folgten den Klängen zur Kirche hinauf. Musikkapelle in Trachten spielte für ein Hochzeitspaar.
Die Braut verteilte in kleinen Tonkrügen Schnaps und stieß mehrfach mit Musikern / Musikerinnen an. Der Trubel löste sich später auf. Im Ort viele Besucher, Radfahrer, Wanderer.
Bei Spar eine Flasche Rotwein und Kaffeesahne gekauft, Jola suchte vergeblich nach speziellen Nudelsorten. Gegen 16 Uhr Rückfahrt mit ähnliche Abfolge, „dicke“ Autos jagten dicht an uns vorbei, wir flüchteten, sobald die Möglichkeit bestand, auf den Fußweg, rasende Abfahrten mit steilen Ansteigen folgten. Am WoMo. Stühle herausgeholt, die Sonne schien, endlich einmal kräftig. Gelesen, Reisenotizen gemacht. Fernsehen war möglich, aber langweiliges Programm.