Archiv der Kategorie: SÜDTIROL

Südtirol Tag 22

19.10.2022 Mittwoch

Das Ende dieser Reise in Südtirol rückte näher. Freuen konnten wir uns über das fast durchgängig schöne Wetter, das uns heute ebenfalls den ganzen Tag über beglückte. Jola saß früh am Tisch, hatte sich neu alte Zeitschriften besorgt und las „Klatsch und Tratsch“. Unser Tagesplan gefüllt, randvoll. Kurz an der Rezeption informiert (Busplan, Wandergelegenheit, Dauer), dann entschieden, zum Golfplatz mit den Rädern zu fahren, von dort auf dem Waalweg zu marschieren, hin und zurück, im Restaurant zu essen.

Gegen 09.30 Uhr radelten wir zu Kofler, quasi fast „um die Ecke“. Frau Kofler (ich gehe davon aus, dass sie es war) begrüßte mich mit den Worten „Du siehst so glücklich aus, geht’s nach Hause?“. Ich schien einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben, denn sie meinte „beim letzten Besuch hast Du noch gemeint, Du würdest in der Küche helfen“ (vermutlich bespaßte ich sie damals mit dem Satz „ich hätte nicht genug Geld dabei…“

Ob sie enttäuscht über meine Äußerung zu der Modernisierung ihres Verkaufsraumes war? Meine Späße treffen ja nicht immer ins Schwarze, ich lobte ihren alten „kuscheligen“ Laden, in dem es eng zuging, wo man bei viel Kundschaft noch auf der Treppe draußen warten musste, innen eine kleine Theke deren Wurst und Käse barg, an Stangen die Kaminwurzen hingen, von denen wir manchmal welche „gratis“ bekamen, sprich, geschenkt als Reiseverpflegung. Natürlich war der neue Verkaufsraum großzügiger, mehr Produkte konnten ausgestellt werden (bspw. Wein, Kaffee), eine große im Hintergrund beleuchtete Landschaft zierte eine ganze Wand. 130 € ließen wir für Lebensmittel da (ich vermute, wir sind nicht die schlechtesten Kunden), Kaminwurzen gab’s wieder gratis (2 Stück).

Paket im WoMo abgeliefert.

Auf zum Brandis Waalweg. Zu „Brandis“ sei anzumerken, dass es sich bei Brandis um ein sehr altes Tiroler Grafengeschlecht aus dem 13. Jahrhundert handelt. Nachfahren bemühen sich dato um den Erhalt ihrer alten Anlagen, u.a. Leonburg, die seit 2018 wieder als Wohnsitz genutzt wird.

Am Hotel Ballguthof vorbei, Jola versuchte vergeblich einen Blick auf die Neubauten zu erhaschen, später hatte sie mehr Glück. An einem Verkehrsschild im Brandisweg Räder angeschnallt. Den Waalweg kurz zwischen Anbauflächen hindurch beschritten, dann gleich auf Beton mühsam hoch zum Restaurant Waalrast, unser Endpunkt dieser Wanderung, wenn wir zurück wären. 30 Minuten, so hatte mir die Frau an der Rezeption auf dem Campingplatz erzählt, würde die Wanderung auf dem Waalweg dauern.

Für „Lahme“ wie uns (mich) wurden daraus 50 Minuten, allerdings auch, weil ich diverse Clips aufnahm und wir die phänomenale Aussicht genossen. Alles Weitere dürfen Leser aus den Videos entnehmen.

Kirche Maria Himmelfahrt (Schnatterpeckaltar)

An der Gampenstraße der Wendepunkt. Von hier oben erklärte es sich von selbst, warum die unten parallel verlaufende Straße Kirchweg hieß. Maria Himmelfahrt (Schnatterpeckaltar), St. Margarethen, Kloster Lanegg, Heilige Kreuz Kirche.

Maria Himmelfahrt, eine der schönsten spätgotischen Kirchen Südtirols mit dem größten gotischen Altar im Alpenraum, erstellt von Hans Schnatterpeck.

Wanderung jetzt entgegengesetzt, wie so oft, brachte andere Panoramen und Eindrücke. Ohnehin kann man solche Wege öfters gehen, den hier hatten wir vor einigen Jahren beschritten, und vieles bleibt beim nächsten Besuch doch wieder „neu“, weil Hirn hat vergessen. Beispielsweise begleitete ein Skulpturenpfad diesen und andere Waalwege.

Ein bisschen Teilhabe an unserer Sichtweise:

Vom Brandis Waalweg Blick auf Lana

Ein Werk aus dem Jahre 2003 bestand aus zwei Baumstämmen, geformt zu Sitzbänken, die unter der Sitzfläche ausgehöhlt waren. Dort lagen Zeitschriften und Bücher, vom Wetter stark in Mitleidenschaft gezogen, sprich „verwelkt“. Das Werk nannte sich „Your Books“.

Bis zur Waalrast benötigten wir etwas weniger Zeit. Dort saßen bereits etliche Wanderer / Spaziergänger bei Getränken und Essen. Uns bereits bekannt, gab es eine ansprechende Speisekarte, Jola blieb bei ihrer Speckknödelsuppe (1 Knödel), ich wählte „vegetarisch“, sprich, überbackene Zucchini, dazu Portion Pommes. Einen kleinen Teller Kaiserschmarrn wünschte Jola zum Nachtisch, den bekam sie. Heimfahrt, Jola wollte ins Schwimmbad, ich verzichtete aufs Plantschen.

Gegen 14.45 Uhr die Golfbags umgeschnallt, und ab ging die Post zum Golfplatz. Durften 15 Minuten früher starten. Hektisch ging es anfangs zu, zwei Bags auf einem Trolley, der ständig umzukippen drohte. Dieser Golfplatz mag mich nicht, spielte hier immer „schlecht“. Meine Trainerin (Jola) monierte meine Haltung, ich schaffte bis Loch 9 kaum eine Änderung, sprich Besserung. Die wenigen guten Schläge dürften an einer Hand abgezählt sein.

Die Dressing Area, wie es auf einem Schild zu lesen war, befand sich nunmehr in einem anderen Gebäude, quasi im Keller, allerdings die Räumlichkeiten recht großzügig bemessen. Warmes Wasser spendete die Dusche erst „nach Stunden“, da wähnte ich mich bereits erfroren.

Auf der Terrasse einen Kaffee, Jola einen Campari. 18 Uhr, Frische kam auf, Zeit für die Heimfahrt. Letzter Blick auf das gerade noch sonnenbeschienene Knottnkino.

Südtirol Tag 21

18.10.2022 Dienstag

Nicht für jeden von Interesse, aber nachts war unser Klo im WoMo voll, rotes Licht! Merklich abgekühlt hatte es sich, morgens musste ich mir Warmes auf dem Weg zu den Sanitäreinrichtungen überziehen. Die Erschöpfung des kräftezehrenden Vortages verblasste langsam, trotzdem beschlossen wir, es heute ruhig angehen zu lassen. Jola besuchte einen Supermarkt, erkundete die Warenwelt Südtirols. Um mich herum tauschte sich die Nachbarschaft aus, fast wie in einem Bienenstock wechselten die Wohnmobilisten. Glück mit dem Wetter, wieder ein Tag fast ungetrübten Sonnenscheins. Später einen Trip in den Ort, ich startete einen neuerlichen Versuch, Wanderschuhe zu erwerben. Bei Spitaler im Untergeschoss bediente der Chef eine Familie, deren jüngste Tochter Wanderschuhe anprobierte, das dauerte, führte am Ende zum Kauf. Zwischendurch bemühte er sich um mich, wenig Auswahl in meiner Größe, bzw. passten oder gefielen mir die vorgelegten Modelle nicht. Währenddessen kaufte Jola oben ein paar lammfellgefütterte halbhohe Stiefel. Ein zweiter Versuch in einem anderen Geschäft, andere Modelle, beinahe hätte ich mich entschieden, aber „vorne“ war mir doch zu wenig Platz für den großen Zeh. Zur Meraner Mühle trollte sich Jola allein, ich suchte nach weiteren Geschäften, fand am Kreisel eins, das aber erst im November wieder eröffnete. Heimfahrt, dabei Suche nach dem „Pfefferlechner“, einer Buschenschänke. Auf Umwegen gefunden, dumm, dienstags und mittwochs geschlossen. Für den Abend musste eine andere Alternative gefunden werden. Die Sonne mittlerweile so stark, da reichte ein kurzärmliges Poloshirt. 12.30 Uhr auf dem Campingplatz, Blick in den Pool, gefühlt, Wasser für gut befunden, Warmduscher wie ich würden den Einstieg wagen. Schnell die Badehose an, ab ins leere 10m-Becken. Diagonal schaffte ich zwischen 12 und 14 Züge. 40 Bahnen gezogen, dann duschen. Genaues Timing, die Reinigung im Sanitärtrakt gerade beendet.

Anschließend auf Pirsch mit Handy und Fotoapparat, um kurze Videos von der umliegenden Bergwelt zu drehen. Ganz glücklich war ich am Ende mit den Aufnahmen nicht. Wer will, mag die Sequenz sich ansehen.

Jola von der Meraner Mühle zurück, ohne da gewesen zu sein.

Nachmittags Lesezeit, Sonne so stark, Sonnenbrandgefahr! Suche nach einem Abendessen, Brandis am Golfplatz hatte ebenfalls dienstags geschlossen. Fanden mit der Buschenschänke Rebmannhof eine hoffentlich gute Alternative, ein Lokal, das wir bisher nicht kannten. Ohne Anruf oder Reservierung in den Kirchweg gefahren. Mit Glück ergatterten wir gegen 17.30 Uhr einen bereits reservierten Tisch, den wir bis 19 Uhr räumen mussten. Uriges Ambiente, außen konnten Gäste in einem riesigen Weinfass speisen, innen Kellerräume, eng ging es neben dem Tresen zu. Wir saßen an einer Art Hochtisch. Gleich neben uns führte eine Steintreppe in die Katakomben, anfangs nicht beleuchtet, erst als Gäste mit Reservierung kamen. Über dem Abgang ein Spruch „Zieh die (Bild einer Birne) ein“. Spareribs für uns beide bestellt, jeder ¼ Wein (rot und weiß). Aus meiner Erinnerung bezüglich Spareribs fand ich die heutige Portion in Ordnung, aber es war zu wenig Fleisch an den Knochen, das hätte ich schon anders erlebt. Jola gönnte sich zum Nachtisch zwei Kugeln Eis.

Südtirol Tag 20

17.10.2022 Montag

Was für ein Tagesbeginn, Sonne erstrahlte, der Goldene Oktober beglückte uns Südtirolreisende wieder einmal mit schönstem Wetter. Erkundigung gleich in der Früh an der Rezeption, ob es mit der Verlängerung klappen würde. Ein bisschen Getippe am Computer, die junge Frau schaute, sprach, ja, ein größerer Platz wäre frei geworden, die Umbuchung für den anderen Gast daher kein Problem und wir könnten auf unserem Stellplatz stehen bleiben. Prima!

Schnell noch ein Bild unseres Areals gemacht.

Blieben bei unserer gestrigen Überlegung, nachdem ich im Internet nachgeschlagen hatte, wann und ob die Gondel von Burgstall nach Vöran (Tschögglberg) hinauf fahren würde. Sie fuhr, wenn auch die Angaben etwas irritierten. An der Seilbahn werkelte ein Techniker an einer Gondel. Erinnerte mich an die „Bewertung“ im Internet zur Seilbahn: „1 1/2 Stunden umsonst hergefahren, ‚die Seilbahn führe‘, was wohl seit längerer Zeit nicht der Realität entsprach, so sein bissiger Kommentar“.

Es warteten schon drei Mountainbiker auf Einlass in die Gondel, an der elektronischen Anzeigetafel informierte diese die wartenden Fahrgäste, in 12 Minuten würde sie abfahren. Bezahlen musste man oben auf 1.204m Höhe an der Bergstation. Ungefähr 5 Minuten benötigte die Gondel für den Aufzug.

Fahren auf den Wanderwegen war für uns keine Option, blieben artig auf der Fahrstraße. Hier ein Teil der Tour von der Bergstation mit Höhenangaben, nur so, um sich einmal die 10 Kilometer lange Abfahrt später von Jenesien nach Bozen vorstellen zu können.

Die Fernsicht war, trotz leicht diesiger Sicht, phänomenal. Dieses Video soll mit den zusammengeschnittenen Bildern der ersten 9 zurückgelegten Kilometer einen Eindruck über unsere „Sicht“ vermitteln.

Etwas überrascht waren wir von den Zwischenphasen mit Steigung und Gefälle, aber die Straßenroute kannten wir ja auch nicht so gut, wie die Wanderwege, die wir in der Vergangenheit schon so oft beschritten hatten. Oberhalb von Mölten trafen wir einen einheimischen Mann, der uns ein paar Fragen stellte, ebenso wie wir ihm; woher, wohin, Corona, ist das Mölten dort unten, ist es nicht zu frisch, die Fahrräder…..

Eine Pause käme uns gerade recht, ich erinnerte mich an einen Gasthof mit Kirchlein, und Speckknödelsuppe. Wie hieß die Hütte nur? Am Parkplatz Schermoos fiel es mir wieder ein: „Langfenn“. Offensichtlich ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderer jeglicher Leistungsstärke, sprich, ein 20-minütiger Spaziergang zum Gasthof oder eine mehrstündige Wanderung auf dem E5 „Meraner Höhenweg“ bis nach Jenesien. Mit dem Rad erreichten wir etwas schneller als die Spaziergänger den Gasthof auf 1.257m, da war es ungefähr 12.40 Uhr. Wenige Gäste, insofern Platzauswahl frei. Die Sitzbank im Schatten noch ein wenig feucht. Die Servicekraft brachte auf Nachfrage Sitzkissen. Wie schon geschrieben, Speckknödelsuppe mit einem bzw. zwei Knödeln bestellten wir. Kaum stand Wein und Bier auf dem Tisch, füllte sich die Terrasse, alle Plätze besetzt. Während der Wartezeit aufs Essen schaute ich, wann die Seilbahn in Jenesien uns ins Tal befördern könnte. Böse Überraschung, die Seilbahn existierte seit einem Jahr nicht mehr und ein Neubau stockte wegen der Finanzierung, so Meldungen im Internet. Was nun? Die Servicekraft zuckte zu der Frage die Schultern, meinte „Bus“, die nähmen Radler meist mit. Jola neigte dazu, abzufahren, schön langsam…. Wie das wohl funktionieren sollte?

Aber gut, nach ¾ Stunde ging es weiter, jetzt auf dem schotterbewährten breiten E5. Märchenhaft die Aussichten, vielleicht der Namensgeber für ein Teilstück, das „Sagenweg“ hieß.

Kühe und Naturmotive boten neben den Märchenfiguren hübsche, teils skurrile Fotomotive.

Die 10 Kilometer in Serpentinen nach Bozen dürfen als fast anstrengender bezeichnet werden, als Steigungen zu überwinden. Ständiges Bremsen, dann waghalsige Überholmanöver von Autos auf enger Fahrbahn, nicht immer schlaglochfreier Asphalt nötigte uns vorsichtiges Steuern ab. Die Bremsen rauchten zwar nicht, aber ich wollte meine nicht überstrapazieren, ein Versagen auf so abschüssiger Fahrt könnte tödlich enden.

Wohlbehalten erreichten wir nach etlichen Tunneldurchfahrten (der längste 450m), hier nach einer davon,….

…. die Sarntaler Straße in Bozen, fast zu ebener Erde. An der Talfer in die Innenstadt, unsere Osteria geschlossen, öffnete erst wieder um 16.30 Uhr. Machte nix, Speckknödel sättigten ohnehin noch. Geschaut, was es Neues in Bozen gab, nix entdeckt. Doch, „Mona Lisa“, die Boutique existierte nicht mehr in den Lauben. Ich probierte bei Sportler Alpin ein Paar Wanderschuhe an, günstigstes Fabrikat im Laden für 99 €. Größe 47, doch mit meinen Einlegesohlen kamen sie mir zu eng vor.

Jola meinte, in Bozen fehlte die Grandezza, die schick angezogenen Männer und Frauen, das „Schwarz“ dominierte nicht mehr. Bei Monika an der Ecke Mustergasse fanden wir eine Pausenstation. Apfelstrudel und Streuselapfelkuchen darf man uneingeschränkt empfehlen. Leider vergällte uns eine Baustelle, an der ein Mann Erde lärmend maschinell verdichtete, den Aufenthalt. Jola wies vorsichtig auf ihren Akkuzustand hin, nur noch zwei Balken, ob wir nicht besser mit dem Zug fahren sollten. Zwei Balken reichen eigentlich für gut 40 Kilometer, mein Argument, was mit ebener Strecke zusätzlich begründet wurde.

Umfuhren die verkehrsreiche Stadt auf Radwegen, die an der Eisack entlang führten, rechts Spazierwege und laufend Spielplätze, alle stark frequentiert. Irgendwo verhaspelten wir uns, muss hier nicht unbedingt detailliert beschrieben werden. Gelangten auf den Radweg an der Etsch nach Meran (23 km). Jola legte ordentlich Tempo vor, vermutlich in dem Glauben, schneller voran, weiter kommen, falls Akku leer. Leer war er dann ungefähr bei Gargazon, ich gab Schiebehilfe, was etwas Entlastung für sie brachte. Erschöpft gegen 17.45 Uhr nach 61 Km am WoMo eingetroffen.

Südtirol Tag 19

16.10.2022 Sonntag

Schlief bis 09.20 Uhr, wie kam das? Die Antwort kennt nur der ….

Weil Sonntag, gab es ein Ei zum Frühstück. Nachdem ich mich über die Strecke per Rad nach Völlan informiert hatte, verzichteten wir auf das Pedaltreten, das sich unausweichlich auf eine Länge von 4 Kilometern bei 400 Höhenmetern ergeben hätte. Sonne pur und es war viel wärmer als gestern. Nahmen die Räder trotzdem, um bis zum Busbahnhof nach Lana zu kommen. Am Busbahnhof nirgends ein Hinweis auf den Shuttle-Bus. An der Straße an einer Haltestelle wartende Menschen, vielleicht ein Hinweis, dass dort der Bus abfährt. Richtigen Riecher gehabt, sprich, hier würden wir mitgenommen. Erst kam der grüne City-Bus, der Busfahrer wollte eine gekaufte Fahrkarte sehen; nein danke, dahinter ein Reisebus mit Zusatzschild im Fenster „Lana – Völlan“. Das passte ja gut, und Sitzplätze waren ebenfalls vorhanden. Strecke hoch Richtung Gampenpass, bei St. Georgen abgebogen nach Völlan. Nur gut, dass wir nicht mit dem Rad hier hinauf gegurkt waren. An der Endstation Ruine Mayenburg Rangiermanöver auf enger Straße. Der Busfahrer schob sein Fahrzeug hin und zurück, der Bus wippte auf und nieder, dann konnte er endlich drehen, halten und die Fahrgäste aussteigen lassen. Ein Schwall Menschen marschierte die gesperrte Ortsdurchgangsstraße hinauf zu den Festivitäten.

Bei bester Laune saßen die Besucher auf den klassischen Holzbänken an den Bierzelttischen im Freien bei heißen Kastanien, Traubensaft, Wasser oder Wein. Die Straßen säumten wieder die aus Lana bekannten Kunsthandwerkerstände, zumindest ein Teil stellte hier wieder seine Waren zum Verkauf. Vor dem Kindergarten spielte eine Kapelle, ordentlich in heimischer Tracht verpackt.

Gleich gegenüber das Bauern-Museum, in dessen Vorgarten Fahrzeuge und Gerätschaften zur Schau gestellt waren. Besucher durften Holzstämme mit alten Sägen gemeinsam mit einem versierten Einheimischen zerkleinern, wenn denn die Gäste die Technik beherrschen würden. Bei dem Jungen klappte es nicht so gut, ständig verhakten sich auf seiner Seite die Zähne im Stamm. Da half auch kein guten Zureden des Mannes, der den Hut auf hatte (im wahrsten Sinne des Wortes).

Jola büxte aus, wollte an einem Stand unbedingt Kastanienhonig kaufen, schien den richtigen Moment getroffen zu haben, ergatterte die letzten Gläser.

Ich bummelte indessen auf dem Gelände weiter ins Bauern-Museum.

In engen, dunklen Räumen war Gerätschaft aus dem vorvorigen Jahrhundert gesammelt, räumlich getrennt. In einem ehemaligen Schweinestall war die Backstube eingerichtet. Früher buk man lediglich sechsmal im Jahr Brot, erfuhr ich von dem „Bäcker“, der gerade Teig aus einem Plastikeimer kratzte und zu Fladen knetete.

Bügeleisen, Brotbackutensilien Getreidemühle etc.

Jola war verschwunden.

An der Straße versammelten sich Lederhosen, in der Regel erwartet man darin männliche Beine; hier einmal nicht zutreffend, die Mädels hatten die Lederhosen an. Wenig später demonstrierten sie vor Publikum einheimische Tänze, Schuhplattlern.

Natürlich brachen zu der Darbietung Begeisterungsstürme aus. Jola fand ich wenig später wieder, suchten zusammen unser Mittagessen aus, heiße Kastanien (5,50 €), ein Teller mit Kassler, Sauerkraut und Knödel (13 €) und zwei Gläsern Weißburgunder (6 €), für alles zusammen wollte der Mann an der Kasse 26,50 € haben, das gefiel mir überhaupt nicht; diesmal hatte ich nachgerechnet und zahlte selbstverständlich weniger. Plätze fanden wir in dem Gewusel irgendwann, neben vier über unseren schmackhaften Teller sich wundernden Gästen. Saßen in praller Sonne, pulten die Kastanien, die sich bei dieser Portion wesentlich leichter von der Schale befreien ließen. Die Jüngsten aus dem Dorf durften helfen, trugen verwaiste Pappteller, leere Gläser und sonstiges Benutztes, mal zielsicher, mal wankend, zu den Mülleimern oder zum Spülen.

Wir spazierten zur Kirche Sankt Severin, von wo aus man einen schönen Blick ins Tal und auf die Mayenburg hatte. Auf die im Prospekt angekündigte Exkursion mit dem Förster um 14 Uhr verzichtete ich.

Kurz vom Friedhof und Kirchengelände zur Ortsmitte gewandert, dort an zentraler Stelle in Völlan das Symbol fürs Keschtnriggln:

In Körben dieser Art werden die heißen Kastanien geschüttelt. Durch die raue Oberfläche des Korbgeflechtes löst sich die Schale.

Mehr zum Keschtnriggl: Keschtnriggl – Wissenswertes

Zurück auf einem der Festplätze verschwand Jola kurz in einem Gebäude. Während der Wartezeit erspähte ich zwei Jungs in Trachtenmontur, in den Händen merkwürdige Seile haltend, es waren Peitschen.

Jola zurück, wir uns einig, eine süße Nachspeise sollte bestellt werden. Jola orderte einen in heißem Öl gebackenen Kringel, solche wurden von diversen Frauenhänden in Massen geschaffen.

Fettige Angelegenheit, aber schmackhaft war’s gewesen.

Es knallte und mehrmals schallte ein Echo von den Bergwänden, die Bauernjungs mit den Peitschen zeigte ihre Kunst auf offener Straße.

Nach der Süßspeise marschierten wir, sonnenverwöhnt, zur Bushaltestelle zurück, dort nicht allein, was ein Wunder, auch andere waren satt, hatten genug Blasmusik gehört oder kamen vom Erlebnisweg „Kastanien“ zurück. Unruhig waren die Menschen, weil scheinbar niemand wusste, w a n n der Bus eintreffen würde und ob alle Fahrgäste mitgenommen werden würden. Ein Ordner mit Leuchtschrift „Völlan“ auf Brust und Rücken sorgte auf der Straße dafür, dass keine Fahrzeuge ohne Berechtigung am Verbotsschild vorbei in den Ort fuhren, was bei einigen Besuchern für Unmut zu sorgen schien. Dann kam der Bus, nein, nicht einer, gleich zwei hintereinander fuhren die Straße hoch. Wobei sich das komplizierte Wendemanöver von der Ankunft am Vormittag wiederholte. Nach weniger als ¼ Stunde waren wir wieder in Lana. Jola suchte und fand auf dem Campingplatz Schlosshof Bekannte aus Segeberg, die vor weniger als einer Stunde angekommen waren.

Seit rund 25 Jahren werden die Kastanienfeste in dieser Gegend traditionell meist ab der zweiten Oktoberwoche gefeiert.

Das Programm dazu für dieses Jahr unter: Meran – Südtirol Programm

Südtirol Tag 18

15.10.2022 Samstag

Arquin erwies sich als ausgesprochen ruhige Campingplatz-Anlage, trotz seiner Größe. Baumbestand, trotzdem keine Behinderung, Wasser direkt am Stellplatz, Sanitäreinrichtungen in der Nähe, alles gut durchdacht und sauber. Tagsüber starker Wechsel der Gäste, wahrscheinlich Abreise zum Wochenende. Für heute keinen größeren Plan, bei Kofler ein paar Würste gekauft, dann auf ausgeschilderten Radwegen ins Zentrum von Lana gefahren. Kleiner Umweg so, dafür fast ohne Autoverkehr. Streiften das Hotel Gschwangut, wo wir einmal Urlaub machten, blickten im Vorbeifahren in die Anlage der Gärtnerei Galanthus. Am Gries bei der Kapuzinerkirche angekommen, durften wir kurz teilhaben am Durchgangsverkehr auf Bozener Straße sowie Andreas-Hofer-Straße, wo Autos als endlose Karawane vorbei zogen. Im Zentrum mächtig Betrieb, sprich Besucher, ob Tourist oder Ansässiger, nicht immer unterscheidbar. In der Fußgängerzone links und rechts Stände einheimischer Kunsthandwerker und Gewerbetreibenden, „Event Markt Selbstgmocht“ hieß das Motto. Holzschnitzerei, Bretter aus Apfelbaumholz (schick!), Filzartikel, Düfte und Öle, Mützen, Stirnbänder, Schmuck aus gebrauchten Nespressokapseln usw. Hier versuchte sich ein Künstler an gefärbter Holzspäne in Wechselrahmen.

Der Laden mit der Bettwäsche war verschwunden, tauchte ein Stück oberhalb in einem neuen Gebäude jedoch wieder auf, altes Personal, weniger Artikel, unter neuer Leitung, wurde mir von einer Mitarbeiterin lächelnd erklärt. Bettwäsche unseres Geschmacks fanden wir nicht. In der Forst Brauerei bestellte ich für 13 Uhr einen Tisch, was sich später als überflüssig herausstellte. Auffällige Neuerungen waren in Lana nicht zu entdecken.

An der Ecke Am Gries / Griesplatz Musik, eine Jazz-Kobo spielte Live für ein 1/4 Weißwein, fünf Gläser, die ein Mann (der Sponsor?) auf einem Tablett heraus trug und auf ein Fenstersims abstellte.

In der Johan-Kravogl-Straße ebenfalls noch Stände, Verköstigung nennt man so etwas. Suser für 2,50 €, Maiskolben für 4 €, Spareribs oder Forelle mit Beilagen für 15 €. Kurz überlegt, ob lieber hier gegessen werden sollte, aber nein, wir blieben beim Forst Bräu.

Draußen vor der Tür schnitt ein Friseur willigen Kunden die Haare, hier telefonierte der Barbier noch dabei. Ein bisschen von der Bäckerei Schmiedl, die in Lana ein Ladengeschäft besaß, hier mit einem Stand vertreten war, Brötchen gekauft. Dann wurde die Nahrung im Forst Bräu im Biergarten eingenommen. Geschützt dieser durch große Schirme, dafür laut, weil an der Durchgangsstraße gelegen. Umfangreiches Pizzaangebot, Pizzateig aus Kamut oder Kastanienmehl als Neuheiten angepriesen, für ein Brauhaus eher ungewöhnlich. Ich bediente mich an der üblichen Speisekarte, wählte Fleisch in Form einer Haxe. Essbar, aber nach Verzehr bereute ich das üppige Mahl, der gebratene Ziegenkäse mit Datteln etc. wäre sicher eine gute Alternative gewesen. Schnell füllte sich der Biergarten, unterstützt von der örtlichen Jugendfußballmannschaft, die mehrere Tische belegte und den Lärmpegel bis zur Abspeisung merklich erhöhte. Als deren Pizzen auf den Tischen standen, sank die Phonzahl um ein Vielfaches. Zahlte mit Karte, musste dafür in das Brauhaus. Ich sortierte Diverses in meinen Hosentaschen, holte Geld hervor, ein 10 Cent-Stück fiel dabei auf den Boden. Ich alter Mann mit Kreuzschmerzen schaffte nicht die spontane Krümmung, schwupps, bückte sich ein kleines Mädchen, schnappte sich geschwind den 10er, schloss die kleine Hand und verschwand an der Hand ihrer Mutter im Biergarten. Sprachlos blieb der alte Mann zurück, „Raub auf offener Straße“, sollte ich um Hilfe rufen…. Irgendwie lustig, wie das Leben so spielt.

Danach brachten wir die Lebensmittel zurück zum WoMo. „Lazy afternoon“, nichts passierte mehr. Der Hochnebel behielt den Tag über die Oberhand, ließ der Sonne keinen Raum. Wie ein Glocke hing der Dunst in der Talebene.

Südtirol Tag 17

14.10.2022 Freitag

Nachts Regen, mal mehr, mal weniger. Ich ging gegen 00.00 Uhr in die Koje, hörte ständig ein Geräusch aus nicht all zu weiter Entfernung, wie wenn ein Metallhammer in unregelmäßigem Takt auf einen eisernen Hering schlug, um ihn in steinigen Boden zu schlagen. Nur wer würde so etwas um Mitternacht machen? Es ließ mir keine Ruhe, im wahrsten Sinne des Wortes, verhinderte das Klackern den Einschlaf. Was blieb mir übrig, aufstehen und nachsehen. Aus der Garage kam es nicht, aber unmittelbar daneben tropfte Wasser vom Dach des Wohnmobils, tropfenweise auf die Kunststoffstoßstange, damit war die Ursache erkannt. Das Geräusch ebbte bald ab, weil kein Regen mehr fiel. So viel zum frühesten Tagesbeginn. Morgens ein Blick aus dem WoMo, bewegtes Wasser im Pool, ein Frühschwimmer im kühlen Nass, nichts für mich. Mehr oder weniger gemütlich zusammengepackt, kurz vor 10 Uhr aus Tisens Richtung Lana abgefahren. Eigentlich mussten wir nur die Passstraße wieder hinunter. In Lana dann lotste mich das Navi außen um den Ort zum Feldgatterweg, war auch egal. Unser Platz noch nicht frei. Die Vormieter saßen noch gemütlich bei Kaffee vor ihrem Domizil. Bis 11 Uhr wäre ja auch Zeit. Zwischenparken auf dem Campingplatz, warten wollte Jola nicht so lange, der Meraner Freitagsmarkt lockte, vor allem sollte dort eine bestimmte Art Tücher erworben werden, die seien bisher so preiswert gewesen. Also schwangen wir uns auf unsere Räder, der Radweg nach Meran über viele Aufenthalte hier so verinnerlicht wie zu Hause der regelmäßige Weg zur Arbeit, gut, für mich seit über 6 Jahren gibt es ja keinen Arbeitsweg mehr.

Neu erschien uns die durchgängig gute Beschilderung mit den kleine roten Rechtecken, wo lang es zu fahren galt. Das Gelände mit der industriellen Apfelverarbeitung, immer sofort am Geruch wahrnehmbar, die Kaserne „Ugo-Plonia“, die jedes Mal verfallener daherkommt, die Pferderennbahn, der Campingplatz, der jetzt ja Living Meran heißt, alles voll, soweit ich das über den Zaun erkennen konnte. Die Leopardistraße, beim letzten Besuch und Durchfahrt hier, bestand sie aus einer einzigen unübersichtlichen Baustelle, heute fein asphaltiert und ein separater Radweg in beiden Richtungen. In der Freiheitsstraße schlichen uns die ersten Menschen mit vollbepackten Taschen entgegen, ein sicheres Zeichen, dass wir uns dem Marktgelände näherten. Nach Umfahrung des Kreisel Mozzini Platz regelte alsbald ein Polizist den Verkehr an einem Zebrastreifen. Artig wartete der Haufen Touristen auf die Freigabe des Übergangs. Ich löste meinen Akku, nahm das schwere Teil im Rucksack mit aufs Marktgelände. Ins Getümmel, nur nicht uns verlieren, ich hatte kein Handy dabei. Speck, Käse und Salami, Stände damit wohin das Auge reichte, und überall durfte man reichlich probieren. Die Standbetreiber drängten einen quasi zum Essen, hielten die Bretter weit über den Tresen hinaus. Ein älteres Frauchen (ja, älter als ich selbst!) schlug bei den frisch aufs Brett geschütteten Parmesanquadern gleich mehrmals zu. Jola wirkte leicht frustriert, nirgends die Tücher.

Ach ja, auf Bilder muss man auf dieser Seite für diesen Tag vergeblich warten, nix für Foto dabei gehabt.

Zurück zum Marktgeschehen: Ja, einen Stand entdeckte ich mit Tücher, an dieser Stelle verloren wir uns aus den Augen, obwohl ich gleich am nächsten Stand stand und wartete, ich wurde übersehen. Kann das überhaupt sein, mich übersehen? Ich schlenderte allein weiter, probierte hier, scharfe Salami, uff, bitte einen Schluck Wasser…, gab es nicht. Speck und Käse unbekannter Herkunft gekostet, und Jola tauchte wieder auf, immer noch ohne Tücher. Getrocknete Tomaten (6,50 €), geriebene getrocknete Tomaten, buntes Potpourri von Oliven (4,90 €) und Brötchen nebst Vinschgauern, alles wanderte, zusätzlich Gewicht mitbringend, in meinen Rücksack, der jetzt wie ein großes Stück Blei auf meinem Rücken hing. Wo waren noch mal die Tücher?, fragte Jola. Lotse musste ich spielen, diesmal ließ ich Jola nicht aus den Augen, schauten wie sie Tücher prüfte und dann eins nahm und bezahlte, ein Geschenk für …. (wer weiß, wer den Blog liest, vielleicht ein / eine Beschenkte(r)). Ach, ich vergaß, ein neuer Stretchgürtel schlang sich um meine schmale Taille, passend zur grünen kurzen Hosen. Einen Zehner löhnte ich dafür. Jetzt aber abtreten, weg vom Markt, in die Stadt zum Kurhaus, wo wir bei „Pur“ einen Imbiss zu uns nehmen wollten.

In der Meinhardstraße, neuerdings eine Fußgängerzone, wieder Stände, alles Kleidung, und…..Tücher. Ein Eldorado für Jola, die mich mit ihrer Suche auf eine harte Probe stellte, sprich, die Wartezeit machte mich ungeduldig, weil der Körper „Hunger“ signalisierte. Immerhin fand und kaufte sie ein weiteres Tuch.

Bei „Pur“ Hochbetrieb, draußen alle Tische besetzt, innen Gewusel von Touristen auf der Suche nach authentischen regionalen Produkten. Bestellung an der Bar, Jola besetzte den letzten freien Tisch, leider direkt neben den Eingängen zu den Toiletten. Ich orderte zwei „Dinkelfladen“, einen vegetarisch, den anderen mit Speck. Einen Weißburger und einen Pinot Noir, je 0,2 Liter. 0,2 Liter zur Mittagszeit, die Hälfte hätte es auch getan, das Quantum zu viel Alkohol stellte sich aber erst später heraus. Ich zahlte, erhielt einen kleinen Holzständer auf dem einen Nummer (35) geschrieben stand; „man würde uns finden, wir könnten uns irgendwo hinsitzen“, der lapidare Kommentar des jungen Mannes an der Kasse. Wir saßen, links und rechts strömten „bedürftige“ Menschen an uns vorbei und verschwanden hinter den WC-Türen, und lugten nach einem anderen freien Tisch. Umgesetzt, erst der Wein, dann die Fladen, schön in Portionshappen geschnitten, bestens geeignet zum Austausch untereinander.

Rückfahrt nach Lana, gleicher Weg, Räder gleich am Stellplatz geparkt und das WoMo umgesetzt. Alles passte, Empfang, gerade Stellfläche, genügend Platz, nicht weit zu den Sanitäreinrichtungen. Pausentee bzw. Kaffee, Lesezeit. Nix anderes mehr heute, …. außer dies hier schreiben!

Eine Anmerkung allgemeiner Art: Wer möglicherweise diesen Reisebericht mit allen Tagen gelesen hat, wird sich vielleicht wundern, dass des öfteren etwas von Leiden, Gebrechen, Schmerzen und körperlichen Einschränkungen geschrieben stand. Ein Klagen auf hohem Niveau, wie das? Als ehemaliger Marathonläufer, Badmintonspieler und fast lebenslanger Radfahrer, waren sportliche Aktivitäten „Normalität“. Jeden Tag eine Dosis „Auspowern“, im Urlaub wandern auf schmalen Steigen, klettern im Gebirge auf die Gipfel, mit dem Rad sonstwohin gestrampelt, bis der Hintern brannte. Da fällt es schwer, sich auf einen 30-minütigen Wanderweg zu begeben, der mit dem Zusatz „kinderwagengerecht“ tituliert wird und sich zu freuen, dass man das noch machen kann. Und am Ende scheint man sogar von so was noch erschöpft.

Südtirol Tag 16

13.10.2022 Donnerstag

Verzichteten auf eine Fahrt nach Bozen. Den Besuch könnten wir genau so gut von Lana aus machen. Stattdessen bewegten wir uns nach dem Frühstück mit den Rädern nach Prissian. Entschieden uns dort für einen leichten Marsch, den Schlosswanderweg.

Zur anderen Seite der Bergwelt Aussicht auf den Laugen (2.434m), der das Panorama dominierte und hier aussieht, als ob er Rauch ausbläst. Die Räder ließen wir an der Kirche St. Martin mit dem grünen Kirchturm stehen.

Gleich um die Ecke Katzenzungen, wo die älteste Weinrebe der Welt, genannt „Vesoaln“, – ja, das ist so richtig geschrieben – seit ca. 360 Jahre aus einem einzigen Wurzelstock gedeiht. 120 Fläschchen erbringt die Rebe an Wein im Jahr, so stand es in der Beschreibung. Die Schlossanlage war für Besucher allerdings geschlossen.

Der Schlösserweg bog rechts vor dem Gebäude auf einen Trampelpfad ab, an wohl relativ frisch gepfropften Apfelbäumen und Wein an steilen Hängen vorbei hinab, mit Blick auf das fruchtbare Etschtal und in der Ferne Teile Bozens, dessen Silhouette im diesigen Licht schimmerte. Schneckentempo würde junge Wanderer unser Fortkommen beschreiben, aber wir beide plagten uns mit Schmerzen in Fuß, Knie oder Hüfte. Nicht nur der steinige Untergrund erschwerte das Schritt halten, ebenso unangenehm waren die Schalen der Maronen / Kastanien oder die Walnüsse, auf denen man schnell ausrutschen konnte.

Der Abwärtstrend endete bald und wir gingen zur Straße hinauf, die wir überqueren mussten, um den Wanderweg zwischen den gelb belaubten Weinbergen fortzusetzen.

Oben bereits Teile der nächste Schlossanlage in Sicht, „Wehrburg“ genannt. Nur bis dort hinauf lagen noch einige mühsame Meter vor uns. Nach ein paar Windungen begleitete uns Hundegebell. Der Berner Sennenhund (Rüde, was deutlich sichtbar war!) stand zwischen Weinreben und bewachte aufmerksam das Grundstück, bellte, schien aber nicht besonders angriffslustig. Ich verständigte mich mit Hundesprache (hier keine Übersetzung), ob er mich richtig verstand, blieb unbeantwortet, denn seine Herrin rief ihn zu sich. Wir gerieten auf eine Zufahrtsstraße, die vor der Anlage endete. Einige Getränkekisten standen verwaist vor dem Eingang, warteten auf Abholung oder Tausch. Ein Schaukasten verriet, dass hier Familie Holzner Wein kelterte und von einer bestimmten Rebsorte lediglich 1.200 Flaschen abgefüllt würden, die nur im Restaurant ausgeschenkt würden. Das Restaurant befand sich im Schloss Wehrburg.

Jola wünschte, es war nicht einmal Mittagszeit, eine Kostprobe, was uns zum Zutritt ins Innere des Schlosses quasi legitimierte, obwohl an der Tür stand „keine Restauration, kein Zutritt“. Sie suchte einen Ansprechpartner, niemand zugegen, die Reinigungskraft wirkte so, als wenn sie uns nicht verstehen würde. Wenigsten ein Foto machte ich von den beiden beschriebenen Vierecktürmen.

Geschichtliches zur Wehrburg: Aus dem 13. Jahrhundert stammend, ging nach dem Aussterben der gleichnamigen Familie in den Besitz von Herren aus Adrian über, die hier fast 500 Jahre herrschten, bevor auch dieses Geschlecht keine erbberechtigten Nachkommen mehr besaß. Ein Gesandter der österreichischen k.u.k. Monarchie in Teheran erwarb das Anwesen und ließ es restaurieren. 1957 übernahm es die Familie Holzner und baute das Schloss zu einem Hotel um.

Wir trafen den Hausherren (hier noch ohne zu wissen, dass es sich um den „Hausherren“ handelte) zweimal, zuerst fragte ich ihn, ob die Spitze des Berges (ganz, ganz hinten) der „Hirzer“ sei und zeigte Richtung Norden. Erst kam ein „Ja“, dann korrigiert ein Nein, das sei der Iffinger, der Hirzer verstecke sich dahinter. Der Mann verschwand hinter dem Metalltor, wo ihn der Berner Sennenhund freudig empfing. Später kam der Mann mit der blauen Schürze wieder zurück, da sprachen wir ihn auf den Wein an, ob man von der raren Sorte Flaschen erwerben könnte. Ja, sicher könnte man das. Jola verschwand mit ihm in der Kellerei, der Hund schnüffelte gleich an ihr herum, „Toni“ wurde vom Hausherren „weggeschickt“, er befolgte die Anordnung unverzüglich. Mit einem schwarzen 2er-Karton kam Jola zurück, für mich eine Flasche Blauburgunder dabei. Jola mit dem Karton in der Hand wanderten wir weiter, trafen auf keine weiteren Schlösser, überlegten in Prissian, ob wir noch zur Zwingenburg hochfahren sollten, auf der Karte war ein „schöner Aussichtspunkt“ eingezeichnet. Der Weg schien nicht all zu weit. Ups, von Null auf Hundert, mussten in den Turbo-Modus schalten, und selbst damit ächzte das Rad unter der schwierigen Lage, sprich, zu weit nach hinten legen durfte man sich bei dieser Auffahrt nicht, wahrscheinlich würde es dann „hinten über“ gehen. Tapfer drehten wir die Pedalen, dann war plötzlich Ende Asphalt. Schöner Blick, aber mit dem Rad ging es hier nicht weiter hoch. Beine vertreten, versucht, die Burg irgendwo zu entdecken, was scheiterte. Umkehr und zurück ins Dorf. Dort wählten wir den „Oberen Wiesenweg“ für die Fahrt zurück nach Tisens. Der Weg verzweigte sich, Jola wähnte den Tirolerhof als einen Gasthof mit Bewirtung, leider ein Irrtum. Wieder ein Wanderschild mit der Aufschrift „Zwingenburg“, wieder ging der Weg aufwärts, noch asphaltiert, aber wer weiß, was hinter der nächsten Kurve wäre. Jola riskierte es, ich zog es vor, Richtung Tisens zu trudeln, denn es ging hier, wenn auch nur seicht, abwärts.

Blick über Wiesen auf die Bergseite mit dem Meraner Höhenweg etc. In Tisens an der Straße verdeckt durch parkende Lieferwagen eine Pizzeria namens Tisene. Zwei Mountainbiker kamen gerade heraus. „Schmeckte die Pizza?“, fragte ich ins Blaue hinein. Pizza hätten sie nicht gegessen, aber die Einheimischen kehren hier ein, das sei ein gutes Zeichen. Ich wartete, ich wartete, Jola tauchte nicht auf, war sie tatsächlich hoch zur Zwingenburg gefahren? Ja, war sie, so berichtete sie. Die Burg sei in Privatbesitz und geschlossen. 12 Uhr, wir bestellten Pizza, tranken ¼ Vernatsch und Espressi hinterher, lasen Zeitung und Zeitschriften und waren zufrieden. Und es war gut, das Essen hier gemeint. An den anderen Tischen ausschließlich Menschen in abgenutzte Montur, Arbeitsstiefel. Aber Dreigangmenü, Salat, Knödel und ?Kotelett? mit Pommes. Espresso an der Theke und dort wurde auch bezahlt.

Der Bäcker in Prissian hatte Mittagspause, kein Kuchen also; wir kehrten zum Campingplatz zurück. Jola verschwand auf eine Liege an den Pool und schlief eine Runde, später las sie im „Schokoladen-Buch“.

Ich knipste Bilder vom Stellplatz.

Zog meine Badehose an, sprang dann doch nicht ins Wasser, Sonne versteckte sich, ich mich auch, vor kaltem Wasser.

Unsere kombinierte Rad-/Wandertour heute ab Kirche St. Martin:

Südtirol Tag 15

12.10.2022 Mittwoch

Die Höhenluft auf der Plose, die Wanderung oder die Absacker am Abend hatten uns in einen um mindestens eine Stunde verlängerten Schlaf versetzt, erst um 09.10 Uhr schlüpfte ich unter der Bettdecke hervor. Als erstes verstaute ich das Bild auf meinem Bett, es sollte ja nicht unbeabsichtigt zu Schaden kommen. Gerade mit dem Frühstück fertig klopften H. und K. an die Tür, Verabschiedung stand an. Frühstück auf der Terrasse, nun wollten die beiden zu Fuß zum Kloster Neustift. Aufgeräumt, eingepackt und nach 11 Uhr verließen wir den Löwenhof in Brixen. Die konkrete Adresse des Campingplatzes in Tisens konnten wir nirgends ausfindig machen, nur, wie man besser nicht Anreisen sollte, erfuhren wir. Nicht unüblich auf dieser Strecke, viel Verkehr. Im Radio hörte ich vom Stau auf der Brenner-Autobahn bei Sterzing, 20 Minuten länger für die dort fahrenden. Hier auf der Brennerstraße viel Ausweichverkehr, stets donnerten mir LKW entgegen. Die Fahrt zog sich hin, kam ca. 13 Kilometer vor Bozen zum Erliegen bzw. mündete in einem Stopp und Go. Anfangs die Ursache unbekannt, dann ein Baustellenschild und bald darauf die Ampel, weswegen es nur im Wechsel am Engpass vorbei ging. Arbeiten am Felshang, wahrscheinlich die Sicherung einer abbruchgefährdeten Stelle. Hier nun schon nach 12 Uhr und noch nicht einmal Bozen erreicht. Immerhin ging es nach der Ampel etwas flotter voran. Um Bozen herum und dann auf die Schnellstraße nach Meran. Abfahrt Sinich und durch Lana auf die Strecke zum Gampenpass. Alles bekannt, nur die Steigung hatte ich nicht mehr vor dem inneren Auge. Werbung auf Plakate an den Straßen für die Kastanienfeste, am Wochenende geht’s los. In Tisens beinahe die Abzweigung zum Campingplatz übersehen, dann auf schmaler Straße durch Apfelplantagen, rot leuchteten Reihen, voll mit Obst behangen. Fünf solcher Teile würden sicher 1 Kilo sein, wie viele Tonnen man von so einer Reihe wohl ernten würde? Als wir nach wenig mehr als 90 Kilometern vor der Einfahrt des Naturcamping Tisens standen, erkannte ich den Platz wieder, hier einmal Kaffeepause gemacht und Kuchen gegessen, wann war das nur? Jola dackelte über den Platz, fand Anschluss bei einer Frau, die sie mit zur Rezeption nahm. Auf Platz 47 durften wir uns stellen, direkt mit Blick auf Rasen und Swimmingpool, die Sanitäreinrichtung um die Ecke.

Nach der nervigen Fahrt verschaffte ich mir mit Auto putzen ein wenig „Abwechslung“ und Bewegung. Durchstöberten die Übersicht der Wanderwege, einige liefen direkt am Campingplatzgelände vorbei. Irgendwie erinnerte man sich an den Filzkunstweg, der unsere Neugier erweckte. Außerdem lechzten wir schon wieder nach Sammlung von Höhenmetern, hier auf diesem Pfad wären es rund 128m. Jola war sich sicher, hier eine kleine Kirche namens St. Christoph zu finden, die wir schon einmal besucht hätten. Steiniger Weg, uneben und aufwärts schoben wir uns am Rande des Mischwaldes den Hang hinauf. Wo waren die Kunstwerke?

War das ein Suchspiel?

Kaum erkennbar die meisten Werke, ein Jäger oder Botaniker würde sagen, gut getarnt. Zuerst unbeschildert, später Info-Tafel vor dem „Gefilze“. Seit 2011 bestand dieser Pfad. So sahen die meisten Sachen nach 11 Jahren in freier Wildbahn auch aus. Manche Teile fassten sich holzig an, bröselten bereits an Endstellen. Schade um die gute Idee bzw. schade, dass die Sachen nicht gepflegt oder erneuert werden. Wobei wir beim letzten Bild noch frische Farbe im Filz feststellen konnten, vielleicht ein Nachrücker.

Das Kirchlein hätten wir beinahe verpasst, ich war entweder damals nicht dabei oder mein Hirn belegt die Speicherplätze an dieser Merkstelle mit Leerzeichen. Auf ein Bild der Kirche verzichtete ich. Zum Campingplatz zurück Höhenmeter abgebend auf rutschigem Untergrund, aufgepasst, nur nicht affglitschen.

Grillen wollten wir, die Würstchen schon aufgetaut, schnippelte ich vier Tomaten, eine Gemüsezwiebel, eine Apfelhälfte und aus dem Glas die restlichen schwarzen Oliven, Balsamico und Olivenöl sowie schwarzen Pfeffer dazu. Jola brachte vom örtlichen Supermarkt ein paar Ergänzungen mit.

Schön und lecker war’s, auch ohne Beweisfotos!

Prospekt über die in den nächsten beiden Wochen stattfindenden Kastanientage (Keschtnriggl) durchstöbert. Für uns kommen zwei Veranstaltungen in Betracht, am 16.10. in Völlan und am 17.10. in Lana. Schaun wir mal…

Südtirol Tag 14

11.10.2022 Dienstag

Jola rühmte sich mit der Erledigung des Abwasches und dass frische Brötchen bereit lägen. Ich schlich zu den Duschen, in der Hoffnung, dass ich diesmal eine erwischte, die normal funktionierte. Am Frühstückstisch strahlte Jola, genau wie die Sonne, die das Aufgehen gerade hinter sich gelassen hatte. Das perfekte Wetter für den Besuch auf der Plose. Ich korrigierte schnell noch etwas an meinem Reiseblog, ein Menü war etwas unübersichtlich gestaltet, das änderte ich nun fix. Um 09.45 Uhr trafen wir uns an der Haltestelle, an der andere Wanderer (Stöcke) ebenfalls warteten. Der Bus (welcher) kam früher, brachte uns zum Busbahnhof. Warten, aber nicht allzu lang, auch hier erschien die „321“ zeitiger. Ich hatte Glück, stand an der richtigen Position, die Eingangstür öffnete sich, ein Schwall Menschen drang nach mir in den Bus, Sitzplätze waren begehrt auf dieser sehr kurvenreichen Strecke zur Talstation der Gondel auf die Plose. Sardinenbüchse war nichts gegen die Enge bei dieser Busfahrt. Rucksäcke, manche mit geklappten Wanderstöcken, Spitzen nach oben, bestückt, stellten für die Besitzer nichtsahnende Gefährdungsutensilien für andere Fahrgäste dar. Es passierte jedoch nichts. Doch, irgendwie kam zwischen Jola und mir das Gespräch auf das heutige Datum, das ich wahrheitsgemäß mit „11.10.“ angab. Erschrockenes Gesicht bei ihr, gefolgt von der Äußerung „…. dann müssten wir ja heute vom Campingplatz abreisen…!“. Und in Tisens hätte sie ab heute für uns den neuen Platz gebucht. Gleich nach Ankunft an der Talstation müssten wir das klären und nachbuchen (Brixen) und verschieben (Tisens). Gesagt, getan, beide Gespräche brachten den gewünschten Erfolg, wir konnten auf dem Platz stehen bleiben und einen Tag später in Tisens anreisen. Puh, nun durften wir uns wieder auf den schönen Tag konzentrieren,

Der Ansturm vom Parkplatz der Talstation in St. Andrä der meisten Fahrgäste zu den Gondeln war abgeebbt. H. und K. wollten sich ohnehin erst etwas akklimatisieren, außerdem ihre Nasen in den Outdoor-Shop stecken. Wir folgten, und an mir blieb eine blaue Fleecejacke für 59 € hängen, die ich gleich anbehielt. Kein Gerangel mehr bei den Gondeln, der „Mob“ hatte sich derweil verflüchtigt.

Unsere Viererkabine war eine mit Werbung, Hirschgeweihe und die Aufschrift „Freiwild“ zierten Fensterglas (oder -Kunststoff) und andere Materialien. Die Sicht nach draußen war daher eingeschränkt. Und trotzdem begann die Knipserei mit den Handys sofort. „Hirschgeweih auf dem Kopf“ würde ein Künstler sein Werk nennen.

Uns hievte die Gondel nach wenigen Minuten von 1.067m auf 2.050m zum Kreuztal hinauf. Neues gab es für uns hier zu sehen, ein Wahrzeichen aus Buchstaben, in der Mitte im „O“ ein Fahrrad befestigt, mit dem man Loopings darin fahren könnte.

Ein amateurhaftes Video mit dem Handy, immerhin ein kleiner Rundblick kurz bevor unsere Wanderung begann.

Zur Plose im Allgemeinen:

Die Plose ist ein Gebirgsstock auf dem sich mehrere Gipfel befinden: Telegraph (2491 m, Pfannspitze (2547 m) und Gabler (2576 m). Sanfte Kuppen prädestinieren die Plose als Skigebiet. Mit der Plosebahn erreicht man direkt das Skigebiet. Auf der Plose befindet sich die längste Abfahrtpiste Südtirols, 9 Kilometer kann man hier abwärts wedeln. Außerhalb der Schneephase bietet die Plose ein umfangreiches Wanderwegenetz. Palmschoß soll, wie so viele Orte auf der Welt, die meiste Stunden Sonnenschein aufweisen und ward deshalb zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Lungenheilort bestimmt. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde auf etwa 1870 m im Gebiet von Palmschoß eine Quelle entdeckt. 1957 begann man aus der Quelle Wasser abzufüllen, die Plose Quelle AG begann ihren Betrieb. 1974 entstand in Brixen ein moderner Abfüllbetrieb (Teile aus Wikipedia entnommen).

Der Woodywalk sollte unsere Wanderstrecke werden, insgesamt nur 100 Höhenmeter waren auf dem nicht ganz 3 Kilometer langen Wanderweg zu überwinden. Das Foto oben zeigt den eher gemütlichen Teil des Weges.

Hier spazierten in der Regel Besucher mit ihren Kindern bzw. Kinderwagen bis zur Rossalm. Die war auch unser Ziel. Die sanfte bergauf Lauferei fiel mir leichter als angenommen. Am Wegesrand in längeren Abständen die Spielstationen für Kinder (und manchmal auch Erwachsenen). Kühe, Schlange, das kannten wir alles schon von unseren vorherigen Besuchen auf der Plose.

Neu war meines Erachtens diese „Kneipp-Anlage“ für Kinder. Neu musste sie sein, weil das Holz noch so frisch und hell aussah. Nach rund einem Kilometer teilte sich der Weg, Woodywalk zeigte links hinauf, stetige Steigung folgte, hier „fand“ man einen großen Teil der 100 Höhenmeter. Obwohl eingeschränkt, marschierte ich vorweg, fotografierte nicht so viel, wie die beiden „Plose-Neulinge“. Für mich war wichtig, Schritt um Schritt im gleichen Rhythmus zu machen, das schien mir meinem Knie am besten zu bekommen. So bekam ich auch nicht mit, wie K. im Daunenmantel bereits den „Wander-Deal“ kündigen und umkehren wollte, rising too much. Aber sie blieb im Spiel und tauchte mit den anderen wieder auf. Mein Blick auf die schneebedeckten Gipfel in der Ferne versuchte den Mont Blanc zu identifizieren, was uns mit Hilfe von H. gelang, der dazu einige Fotos aus dem Internet zeigte.

Wunderbare Fernsicht auf die Dolomiten, hier des Naturparks Puez-Geisler (o.k., ein wenig diesig sieht es auf dem Bild aus), die ersten Lärchen wurden gelb und ich fragte mich stets aufs Neue, wo ich 2017 mit dem Rad die Plose umfahren hatte, aber von hier aus waren die Straßen nicht sichtbar.

Die Rossalm erschien auf dem Tableau, das spornte zu letzten Kraftanstrengungen an. Ein bisschen verschwitzt durften wir am Eingang ein paar Minuten warten, „man würde platziert“. Den schon vorher ausgeguckte Tisch durften wir dann in Beschlag nehmen. Es wurde gegessen, ohne dass Hunger dazu zwang (Bockwurst mit Pommes – Kinderteller), es wurde gegessen, weil Speckknödelsuppe auf der Hütte sein muss, und es wurde gegessen, weil beim Servieren ein Germknödel herausgetragen wurde, einen solchen wollte ich mir zum Nachtisch bestellen; versucht wurde eine Minestrone, deren Genuss mein Parmesankäse vervollkommnete. Wozu der Parmesankäse? Ja, ich aß Spaghetti mit Knoblauch, was später niemanden zu stören schien (war da gar keiner drin gewesen?). Man ließ es sich darüber hinaus gut gehen, orderte Apfelstrudel, Mohntopfen und Kaiserschmarrn (die ½ Portion für die Dame), ein Schlemmerparadies unter jetzt nicht mehr ganz so blauem Himmel.

Keinesfalls wollte man den Rückweg auf einer anderen Strecke bestreiten, immer schön bergab, so sollte es sein.

Eine Art Stausee en miniaturé übersah ich auf dem Weg zur Rossalm, jetzt auf dem Rückweg auf diesem Bild kaum erkennbar, weil im Schatten.

Diese Pausenstation auf dem Foto unten bot mir einen hübschen Vordergrund für einen Rückblick. Ganz hinten die winzige Spitze ist der Peitlerkofel (2.875m).

Ohne größeren Stopp begaben wir uns nach der Rückkehr zur Bergstation wieder in eine der Gondeln und fuhren zur Talstation zurück. Ein Hubschrauber kreiste ständig bzw. flog mit einem Transportbehälter an einem langen Seil hin und her, lieferte Beton von einem Betonmischer auf eine Baustelle. Meine Vermutung, eine neue Seilbahn würde gebaut, bestätigte sich später (im April hatte der Bürgerrat von Brixen den Bau beschlossen). An der Talstation warteten wir nicht alleine auf den Bus nach Brixen. Neuerlich Gedränge um einen Sitzplatz im Innern, H., keinen Sitzplatz eingenommen, schaukelte im Rhythmus des sich in die Kurven legenden Fahrzeuges mit. Maske auf, besser schien es wohl bei so einem vollen Bus zu sein. Jola kündigte an, sie wolle in Brixen das gekaufte Bild abholen, ich indessen wollte sofort zurück zum Campingplatz, H. und K. blieben Jola auf den Fersen, sahen in der Galerie ein ähnliches Bild, das sie gekauft hätten, wenn es transportabel gewesen wäre. Ankunft am Busbahnhof, die „401“ am Bahnsteig, ich sprintete, soweit man das bei meiner Beweglichkeit so nennen konnte, ließ die drei ohne Abschied sich selbst überlassend. Ich passte bei den Haltestationen diesmal besser auf und stieg bei dem Obstverarbeiter aus, nicht ganz so weit bis zum Löwenhof.

Jola kam später mit ihrem vor einer Woche gekauften Bild zurück, zu Fuß sei sie aus Vorsicht gegangen, hätte auf den Bus verzichtet.

Die kostenfreie Nutzung von Waschmaschine und Trockner forderte heraus, genutzt zu werden. Nach fast zwei Wochen war der Wäschesack bereits recht gut gefüllt. Wäsche steckte Jola und fuhr während die Trommel sich drehte zum Einkauf zu MPREIS. Geschafft von all diesen Aktivitäten freute sie sich auf einen Tagesausklang mit H. und K. auf der Terrasse des Hotels, wo wir zu um 19.30 Uhr verabredet waren. Kissen, Lammfelle und Decken halfen uns bei Campari und Rotwein, die einsetzende Frische zu überbrücken / zu verdrängen. Kurz nach 21 Uhr, weinselig und müde zogen wir uns in unsere Gemächer zurück.

Day is done!

Südtirol Tag 13

10.10.2022 Montag

Mein Bein verarbeitete den gestrigen Fußmarsch vom Busbahnhof zum Campingplatz mit Ablehnung, sprich ich lahmte auf dem Weg zur Toilette oder sonstwohin, bspw. zur Hotelrezeption, um Brötchen zu besorgen. Warf eine Tablette ein, in der Hoffnung, sie würde bis zum Nachmittag wirken wenn wir auf dem Golfplatz unsere Runde spielen würden. Generalstabsmäßig war am Vorabend die Planung für die Busfahrten auf die Seiser Alm vorgenommen worden. So standen wir vier zeitgerecht an der Haltestelle, ein Bus erschien, nicht der 320er, das war uns egal, Hauptsache es ging zum Busbahnhof. Die frühere Mitnahme passte uns gut ins Konzept, brachte uns eine Zeitspanne für den Umstieg. Am Busbahnhof Irritationen, weil auf dem Fahrplan „171“ angegeben war, unser Plan „170“ vorschrieb. Zorniges Insistieren von Jola, die der Meinung war, alles richtig recherchiert gehabt zu haben. Ich fragte einen – meiner Meinung nach – wie ein Aufseher aussehenden Mann in Uniform, welcher Bus nun Richtung Seis fahren würde, blieb aber erfolglos. Erfolglos, weil er mich an den Info-Point verwies. Dahin kam ich nicht mehr, Grund, der Bus „170“ erschien. Einstieg, Platz suchen, festhalten! Fahrstil des Busfahrers like Verstappen, Schleudertrauma wäre nicht verwunderlich gewesen. H. benutzte einen Routenplaner und referierte ständig, wie weit wir vom Ziel (Golfplatz) noch entfernt wären. Am Ende machten wir eine Punktlandung, sprich, eine Bedarfshaltestelle befand sich direkt an der Abzweigung zum Golfplatz. Ausstieg und Marsch zur Rezeption. Glück mit dem Wetter, Sonne. Regelten die Startzeit, eine Stunde früher (13 Uhr) als vorgebucht! Carts, die die beiden Frauen steuerten, standen bereit. Es war noch Zeit für ein paar Übungsschläge, doch welch Überraschung, mein Putter fehlte im Bag. Ausleihe? Zur Rezeption, die war gerade geschlossen, „Komme gleich wieder“. Anderer Gast telefonierte an der Eingangstür, wollte bezahlen, in 15 Minuten sei sie wieder besetzt. Fragte, ob ich einmal „mitreden“ dürfte, sprach durch fremde Leitung nach einem gefundenen Putter, was negiert wurde. Leihen könnte ich mir einen, später läge er abholbereit an der Rezeption. H. und K. Berauschten sich am Panorama, machten unentwegt Fotos, so erging es uns, als wir hier das erste Mal spielten.

Am Loch 1 wieder freie Auswahl aus einem Apfelkorb. Der nette Ranger wünschte uns ein „Schönes Spiel“ und fuhr davon. Jola posierte für das Erinnerungsfoto mit dem Apfel.

Mit dem weiblichen Fahrdienst in Begleitung gelang mir für meine geringe Spielpraxis eine ausgesprochen gute Runde. H. haderte mit den Grüns, ihm ging es wie mir vor einer Woche.

An Loch 9 erprobte H. zweimal die Stabilität der Äste der Apfelbäume, die dem Golfball nicht nachgaben und ihn abrupt stoppten. Hier schaffte er es deshalb nicht mit dem zweiten Schlag aufs Grün die letzte Annäherung.

Dennoch kein Gram, eher Begeisterung über den Platz ausstrahlend. Quasi analog der Sonne, die ungetrübt uns auf der Runde beschien. Im Anschluss auf der Terrasse gespeist, wieder helle Begeisterung bei H. und K., diesmal über das Wiener Schnitzel und die Golfer. Personal verstand kaum Deutsch, für jedes georderte Gericht aus der Speisekarte fuhren wir mit dem Zeigefinger über die entsprechende Zeile, um der Servicekraft zu signalisieren, was wir haben und dessen sicher sein wollten, dass sie es „begriff“. Wir erlebten quasi live, was heute in der Dolomiten-Zeitung stand: „Arbeitskräfte: Trotz Zuwanderung steuert Südtirol auf Engpass zu“. Nicht verstehende Servicekräfte allerorten anzutreffen, später im Hotel sogar einen, der scheinbar weder italienisch noch deutsch sprach oder verstand.

Alle lobten, unabhängig von diesem sprachlichen Manko, das Essen im Restaurant 19. Bei einem Espresso führte H. seine Armlinge vor, quasi Ärmel ohne Zubehör. Wofür? Falls es mit einem kurzärmeligen Hemd einem einmal zu kalt werden würde….. Kann man im Gepäck haben, muss aber nicht sein.

Kurz nach 16 Uhr brachen wir auf, der steile Anstieg zur Bushaltestelle mit den Bags war noch zu bewältigen, und K. klagte etwas Mitleid erheischend, bergauf käme sie gar nicht gut voran. In der Kehre Abschiedsfotos vor dem Logo des Golfclubs, vorbeidonnernd die Laster des Schotterwerkes in einem Affentempo. Gut 15 Minuten saßen oder standen wir an der Bushaltestelle. Einmal fuhr ein Paar mit Rädern vorbei, bei dem Mann im Anhänger ein Setter, mit sportlicher Sonnenbrille auf. 16.41 Uhr, 16.42 Uhr … kommt der Bus oder nicht? Er kam. Beim Einstieg ein warnender Hinweis vom Beifahrersitz und dem Fingerzeig auf einen etwas unappetitlich aussehenden Haufen, der sich im Gang ausgebreitet hatte. Hatte da jemand durch das Schleudertrauma seinen Mageninhalt ausgebreitet? In Seis mussten alle Fahrgäste deshalb aussteigen bzw. in einen anderen bereitgestellten Bus umsteigen. Die Rückfahrt erfolgte schweigend, dösend. Möglich wohl auch, weil der Fahrer etwas „gesitteter“ nach Brixen chauffierte. Am Busbahnhof wieder die Suche nach Nummer 320, die auf keiner Fahrplananzeige erschien. Eingefahren kam Nummer 401 mit dem Ziel Bruneck, wieder keine Verständigung mit dem Busfahrer, der „Löwenhof“ und „Löwenviertel“ nicht zuordnen konnte. Wir stiegen trotzdem ein, in dem Wissen, Vahrn / Löwenhof läge auf der Strecke nach Bruneck. Voller Bus, Maske trugen nur wenige, darunter Jola und ich. Am Kreisverkehr die Entscheidung „richtig oder falsch“. Der Bus bog nach Neustift ab, also für uns die falsche Richtung. Schnell „Stopp“ gedrückt und an der nächsten Haltestelle ausgestiegen, so kamen wir zu einer kleinen zusätzlichen Abschlusswanderung. Ansonsten fanden wir den Tag allseits als gelungen. H. propagierte auf diesem ungewollten Kurztrip die neue Art als Golf-Wandern. Am WoMo stöberte ich in der Garage herum, durchsuchte Jolas Bag und fand, …meinen Putter! Immerhin, er ward nicht verlustig.

Trafen uns zu einem Absacker auf der Terrasse des Hotels. Noch 21° nach der Anzeige am Hotel. Die beiden Frauen versorgt mit Aperol, H. ohne Drink auf seinen wartend. Woran lag es? Der spezielle Freund aus dem Service mochte anscheinend die männlichen Begleiter nicht, vergaß (absichtlich?) Bestelltes. Die kleinen Häppchen fehlten später. Morgen soll’s auf die Plose gehen. Vorweggenommene Begeisterung über die für uns kostenlosen Angebote, denn auch Bus und Gondel auf die Plose wären wieder „umsonst“, wobei umsonst natürlich nichts wirklich ist.

Day is done! Good night.