Südtirol Tag 17

14.10.2022 Freitag

Nachts Regen, mal mehr, mal weniger. Ich ging gegen 00.00 Uhr in die Koje, hörte ständig ein Geräusch aus nicht all zu weiter Entfernung, wie wenn ein Metallhammer in unregelmäßigem Takt auf einen eisernen Hering schlug, um ihn in steinigen Boden zu schlagen. Nur wer würde so etwas um Mitternacht machen? Es ließ mir keine Ruhe, im wahrsten Sinne des Wortes, verhinderte das Klackern den Einschlaf. Was blieb mir übrig, aufstehen und nachsehen. Aus der Garage kam es nicht, aber unmittelbar daneben tropfte Wasser vom Dach des Wohnmobils, tropfenweise auf die Kunststoffstoßstange, damit war die Ursache erkannt. Das Geräusch ebbte bald ab, weil kein Regen mehr fiel. So viel zum frühesten Tagesbeginn. Morgens ein Blick aus dem WoMo, bewegtes Wasser im Pool, ein Frühschwimmer im kühlen Nass, nichts für mich. Mehr oder weniger gemütlich zusammengepackt, kurz vor 10 Uhr aus Tisens Richtung Lana abgefahren. Eigentlich mussten wir nur die Passstraße wieder hinunter. In Lana dann lotste mich das Navi außen um den Ort zum Feldgatterweg, war auch egal. Unser Platz noch nicht frei. Die Vormieter saßen noch gemütlich bei Kaffee vor ihrem Domizil. Bis 11 Uhr wäre ja auch Zeit. Zwischenparken auf dem Campingplatz, warten wollte Jola nicht so lange, der Meraner Freitagsmarkt lockte, vor allem sollte dort eine bestimmte Art Tücher erworben werden, die seien bisher so preiswert gewesen. Also schwangen wir uns auf unsere Räder, der Radweg nach Meran über viele Aufenthalte hier so verinnerlicht wie zu Hause der regelmäßige Weg zur Arbeit, gut, für mich seit über 6 Jahren gibt es ja keinen Arbeitsweg mehr.

Neu erschien uns die durchgängig gute Beschilderung mit den kleine roten Rechtecken, wo lang es zu fahren galt. Das Gelände mit der industriellen Apfelverarbeitung, immer sofort am Geruch wahrnehmbar, die Kaserne „Ugo-Plonia“, die jedes Mal verfallener daherkommt, die Pferderennbahn, der Campingplatz, der jetzt ja Living Meran heißt, alles voll, soweit ich das über den Zaun erkennen konnte. Die Leopardistraße, beim letzten Besuch und Durchfahrt hier, bestand sie aus einer einzigen unübersichtlichen Baustelle, heute fein asphaltiert und ein separater Radweg in beiden Richtungen. In der Freiheitsstraße schlichen uns die ersten Menschen mit vollbepackten Taschen entgegen, ein sicheres Zeichen, dass wir uns dem Marktgelände näherten. Nach Umfahrung des Kreisel Mozzini Platz regelte alsbald ein Polizist den Verkehr an einem Zebrastreifen. Artig wartete der Haufen Touristen auf die Freigabe des Übergangs. Ich löste meinen Akku, nahm das schwere Teil im Rucksack mit aufs Marktgelände. Ins Getümmel, nur nicht uns verlieren, ich hatte kein Handy dabei. Speck, Käse und Salami, Stände damit wohin das Auge reichte, und überall durfte man reichlich probieren. Die Standbetreiber drängten einen quasi zum Essen, hielten die Bretter weit über den Tresen hinaus. Ein älteres Frauchen (ja, älter als ich selbst!) schlug bei den frisch aufs Brett geschütteten Parmesanquadern gleich mehrmals zu. Jola wirkte leicht frustriert, nirgends die Tücher.

Ach ja, auf Bilder muss man auf dieser Seite für diesen Tag vergeblich warten, nix für Foto dabei gehabt.

Zurück zum Marktgeschehen: Ja, einen Stand entdeckte ich mit Tücher, an dieser Stelle verloren wir uns aus den Augen, obwohl ich gleich am nächsten Stand stand und wartete, ich wurde übersehen. Kann das überhaupt sein, mich übersehen? Ich schlenderte allein weiter, probierte hier, scharfe Salami, uff, bitte einen Schluck Wasser…, gab es nicht. Speck und Käse unbekannter Herkunft gekostet, und Jola tauchte wieder auf, immer noch ohne Tücher. Getrocknete Tomaten (6,50 €), geriebene getrocknete Tomaten, buntes Potpourri von Oliven (4,90 €) und Brötchen nebst Vinschgauern, alles wanderte, zusätzlich Gewicht mitbringend, in meinen Rücksack, der jetzt wie ein großes Stück Blei auf meinem Rücken hing. Wo waren noch mal die Tücher?, fragte Jola. Lotse musste ich spielen, diesmal ließ ich Jola nicht aus den Augen, schauten wie sie Tücher prüfte und dann eins nahm und bezahlte, ein Geschenk für …. (wer weiß, wer den Blog liest, vielleicht ein / eine Beschenkte(r)). Ach, ich vergaß, ein neuer Stretchgürtel schlang sich um meine schmale Taille, passend zur grünen kurzen Hosen. Einen Zehner löhnte ich dafür. Jetzt aber abtreten, weg vom Markt, in die Stadt zum Kurhaus, wo wir bei „Pur“ einen Imbiss zu uns nehmen wollten.

In der Meinhardstraße, neuerdings eine Fußgängerzone, wieder Stände, alles Kleidung, und…..Tücher. Ein Eldorado für Jola, die mich mit ihrer Suche auf eine harte Probe stellte, sprich, die Wartezeit machte mich ungeduldig, weil der Körper „Hunger“ signalisierte. Immerhin fand und kaufte sie ein weiteres Tuch.

Bei „Pur“ Hochbetrieb, draußen alle Tische besetzt, innen Gewusel von Touristen auf der Suche nach authentischen regionalen Produkten. Bestellung an der Bar, Jola besetzte den letzten freien Tisch, leider direkt neben den Eingängen zu den Toiletten. Ich orderte zwei „Dinkelfladen“, einen vegetarisch, den anderen mit Speck. Einen Weißburger und einen Pinot Noir, je 0,2 Liter. 0,2 Liter zur Mittagszeit, die Hälfte hätte es auch getan, das Quantum zu viel Alkohol stellte sich aber erst später heraus. Ich zahlte, erhielt einen kleinen Holzständer auf dem einen Nummer (35) geschrieben stand; „man würde uns finden, wir könnten uns irgendwo hinsitzen“, der lapidare Kommentar des jungen Mannes an der Kasse. Wir saßen, links und rechts strömten „bedürftige“ Menschen an uns vorbei und verschwanden hinter den WC-Türen, und lugten nach einem anderen freien Tisch. Umgesetzt, erst der Wein, dann die Fladen, schön in Portionshappen geschnitten, bestens geeignet zum Austausch untereinander.

Rückfahrt nach Lana, gleicher Weg, Räder gleich am Stellplatz geparkt und das WoMo umgesetzt. Alles passte, Empfang, gerade Stellfläche, genügend Platz, nicht weit zu den Sanitäreinrichtungen. Pausentee bzw. Kaffee, Lesezeit. Nix anderes mehr heute, …. außer dies hier schreiben!

Eine Anmerkung allgemeiner Art: Wer möglicherweise diesen Reisebericht mit allen Tagen gelesen hat, wird sich vielleicht wundern, dass des öfteren etwas von Leiden, Gebrechen, Schmerzen und körperlichen Einschränkungen geschrieben stand. Ein Klagen auf hohem Niveau, wie das? Als ehemaliger Marathonläufer, Badmintonspieler und fast lebenslanger Radfahrer, waren sportliche Aktivitäten „Normalität“. Jeden Tag eine Dosis „Auspowern“, im Urlaub wandern auf schmalen Steigen, klettern im Gebirge auf die Gipfel, mit dem Rad sonstwohin gestrampelt, bis der Hintern brannte. Da fällt es schwer, sich auf einen 30-minütigen Wanderweg zu begeben, der mit dem Zusatz „kinderwagengerecht“ tituliert wird und sich zu freuen, dass man das noch machen kann. Und am Ende scheint man sogar von so was noch erschöpft.