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Südtirol 2023 – Lana und Umgebung

09.10.2023 Montag

Die Seiser Alm verabschiedete uns mit Sonnenschein, über Völs aus rund 870 Höhenmetern in oft engen Serpentinen hinab nach Bozen. Über die Rombrücke auf der Romstraße bis zum Weingut Egger-Ramer (www.egger-ramer.com) in der Guntschnastraße. Über die Lieferanteneinfahrt rückwärts auf den Hof eingeparkt. Die Hausherrin bediente uns, wie immer, ausgesprochen freundlich. Das Sortiment preislich gegenüber dem letzten Einkaufsbesuch deutlich angestiegen, insbesondere der Jubiläumswein „Ottanta“, ein Lagrein, Preis für die 0,5 Literflasche 40€, etwas zu kostspielig. Wir blieben bei gewohnter Ware, der Lagrein Gries, sowie Rot und Weiß in den 1,5 Literflaschen.
Danach setzten wir unsere Fahrt nach Lana fort. Am Campingplatz Arquin angekommen, erlebten wir eine unangenehme Überraschung, der Platz, den ich Online angefragt, aber nicht verbindlich gebucht hatte, war vergeben, wie auch alle anderen Plätze. Man gewährte uns den Notplatz hinter der hohen Hauswand. Nicht schlimm, Empfang für Fernsehen war gegeben, ein Kabel hing über eine Mauer, allerdings kein Strom. An der Rezeption kam auf meine Nachfrage der Satz „der Toni kümmert sich schon darum„. Und, wieder am WoMo, war der Strom da.
Warum nur waren alle Plätze belegt? Grund schien zu sein, das Traubenfest in Meran.
Egal, so wie es war, akzeptabel.
Getrennt in den Ort gefahren, Jola hektisch zur Post, Geburtstagskarten versenden, ich fand erst MeinBeck, Bäckerei mit leckeren Brötchen und warmen Snacks, auf die wir später zurückkamen. In der Durchgangsstraße Andreas-Hofer in Lana schloss sich nach langer Brachlage eine Baulücke, das Gelände nannte sich „Die Fabrik“. Schön, wenn sich so hässliche Flecken in einem Ort zum Besseren wenden. In einem Modehaus fand ich endlich eine neue Badehose.
Jola an der Post getroffen. Gemeinsam zu MeinBeck, draußen gesessen, warme Baguettes bestellt, sehr schmackhaft. Zeitung (Dolomiten) und Zeitschriften gelesen. Nach Ruhemodus an der Falschauer entlang zum Gewerbegebiet, die Meraner Mühle aufgesucht, Getreide (Emmer) und Backmischungen gekauft. Rückfahrt deklariert als „Schwertransport“. Die Buschenschänke Pfefferlechner gefunden, es war ca. 15 Uhr, eine Mitarbeiterin klärte uns auf, ab 16 Uhr wäre geöffnet. Heimfahrt zum Campingplatz.
Neue Badehose ausprobiert, im kleinen Swimmingpool, dessen Wasser sich für ein nicht beheiztes Becken gar nicht so kalt anfühlte.
Abends zum Pfefferlechner, der Biergarten total gefüllt, wir wurden „von der Chefin zurückgepfiffen“, keine Reservierung, da durften wir lediglich an den geselligen Langtischen Platz nehmen. Wir wählten heute die „Fleischvariante“, Spare Ribs und Haxe. Beobachten konnte ich mit Blick auf den Zugang zum Biergarten die Schlange, die auf Einlass wartete.
Was alles sonst so passierte und nicht (ausführlich) beschrieben wurden: in Hundekot getreten, fast vom Auto angefahren, Wolken statt Sonne, auf der abendlichen Rückfahrt Umweg gefahren, weil dunkel und Abzweiger übersehen, Briefmarke wurde vorsichtig von Postmitarbeiterin von Briefumschlag entfernt, handelte Preisnachlass für Badehose aus.

Nichts Aufregendes passiert.

10.10.2023 Dienstag

Jolas Handy am Morgen nach nächtlicher Ladung immer noch nur bei 2%, sprich, es ist defekt und braucht den Handy-Doktor. Adressen gesucht, eine in der Nähe, Bozener Straße in Lana. Bei Hausnummer 78 standen wir bei unserem „Käse-Lieferanten Kofler“ und einer Zimmerei. Eine Frau wollte helfen, meinte, falls es dort einen Reparatur-Service gäbe, sie wäre an der Information interessiert. Aber nichts da, kein „Doktor“. So fuhren wir an der Etsch nach Meran.
Teile des Fahrradweges waren neu beschildert, andere saniert, sprich, neu asphaltiert. Besuch auf dem Campingplatz Meran, wollten sehen, was sich nach dem Umbau verändert hatte. Sanitärbereich wirkte „top“.
In Meran die Räder in der Nähe der Promenade angekettet. Wir fragten erst in einem Computergeschäft nach, dort sprach man eher italienisch als deutsch. Was wir heraushörten war „Galerie“. fanden einen Laden eines lokalen Telefonanbieters, dort kein Reparatur-Service. Zwischenzeitlich hatte ich die Galerie entdeckt, in der es den besagten Service gab. Ein kleiner Raum, in dem hinter dicken Glasscheiben zwei sehr südländisch aussehende Männer saßen, von denen mir einer zunickte, als ich fragte, ob man Handy reparieren würde. Um den Laden stromerten dunkle Gestalten (Hautfarbe), gutturale Laute von sich gebend.
Ich überließ Jola den Vortrag im Laden, bewachte draußen die Räder. Das Handy sollte dableiben, er würde sehen, was sich machen ließ. Ab 15 Uhr könnten wir wiederkommen. Kein Preis, keine Sicherheit, nur einen Zettel. Jola voller Hoffnung.
Wir ließen uns durch Meran treiben, schauten nach Westen, Schlafanzügen oder Schuhen. Fanden in einer der diversen Nebengassen von den Lauben ein Restaurant namens Gaston, wo wir uns für Pizza und ein Gläschen Weißburgunder niederließen.
Danach Spaziergang an der Promenade vor dem Kurhaus, in dessen Nähe eine neue Attraktion für Touristen aufgestellt worden war….

Natürlich durfte bei dem Gang durch Meran ein Besuch im Café Wandelhalle nicht fehlen. Jedes Mal frage ich mich im Stillen, ob die Chefin einen wiedererkennt, immerhin kommen wir bald über 20 Jahre jeden Oktober hier vorbei, trinken Kaffee und essen Kuchen. Cappuccino und Pflaumenkuchen diesmal. Endstück der Wandelhalle:

Jola vertieft in die Klatschspalten der einschlägigen Illustrierten vergaß völlig die Zeit, es war 14.50 Uhr, gleich öffnete der Handy-Doktor seinen Laden nach der Mittagspause wieder.
Die Räder gleich mitgenommen, im Laden arabisches Sprachenwirrwar und vor den Glasscheiben plattgedrückte Nasen. Von draußen sah ich, wie die beiden Mitarbeiter Zettel ausfüllten, im Computer blätterten, ein über den Tresen geschobenes Handy in Empfang nahmen. Jola geduldig zwischen den Menschen aus dem Orient wartend. Da erschien ihr „Retter“, der, der ihr Handy angenommen hatte und sie gleich wiedererkannte. Er flitzte die Treppe hoch, kam mit ihrem Handy zurück, bevorzugte sie bei der Abfertigung und erklärte, das Handy würde wieder laden, Kostenpunkt der Zauberei 20 €, die Jola gerne auf den Tresen legte.
Danach zufriedene Heimfahrt zum Campingplatz. Ich nutzte das leere Schwimmbecken für neuerliche dreißig erfrischende Bahnen.

11.10.2023 Mittwoch

Der Wettergott meinte es nach wie vor gut mit uns. Heute wieder strahlend blauer Himmel (nur kein Neid!). Unseren Schweizer Nachbarn konnte ich ein paar interessante Ausflugsvorschläge unterbreiten, die sie allesamt noch nicht kannten.
Im gestrigen Gespräch erfuhr ich von ihnen, dass sie letztes Jahr in Schweden und Norwegen gewesen waren, über Stockholm bis hoch nach Bergen, darüber ließen sich gut einige Impressionen austauschen. Von unserem Heimatort Lübeck fiel ihnen sofort das Marzipan ein. Heute planten sie eine Radtour zum Kalterer See.
Wir wollten uns mit einer Waalwanderung begnügen, den Brandis Waalweg, beginnend am Golfplatz. Erst war angedacht, eine Strecke zu wandern, dann mit dem Bus zurück zu den Rädern, aber wir entschlossen uns, hin und zurück zu gehen und dann bei der Waalrast zu Mittag zu essen. So beschlossen, so getan. Mit dem Rad keine 10 Minuten bis zur Pfarrkirche Maria Himmelfahrt mit dem Schnatterpeckaltar. Es war 10.50 Uhr als wir am Obstbaum-Museum vorbei gleich den steilen Anstieg des ansonsten flach verlaufenden Waalweges bewältigen mussten.

Nur rund 50 Höhenmeter weiter oben befindlich, schon genoss man die schönsten Ausblicke ins Tal, wo die Etsch Richtung Bozen rauschte, oder bis nach Meran.
Die Idee, diesen Waalweg zu begehen, hatten heute viele Menschen, man kam gar nicht aus dem „Hallo“, „Grüß Gott“ oder was sonst als Gruß diente, heraus. Bereits nach wenigen umlaufenen Kurven ein Schild mit „Steinschlaggefahr“.

Niemanden etwas passiert, unbeschwertes Spazierengehen, den Blick schweifen lassen, die Skulpturen (der Waalweg ist teils gleichzeitig ein Skulpturenweg) betrachten (obwohl schon so oft angeschaut). Hier das vergängliche Werks namens „Your Libary“ von Matthias Schöneger, das auch als Sitzgelegenheit diente und im Mittelteil Bücher im Austausch aufnahm.

Neu auf dem Weg war ein Gebotsschild, an Hundebesitzer gerichtet und lautete frei formuliert „den Kot des treuen Begleiters mitzunehmen und zu entsorgen“. Außerdem ein Hinweis, Hunde an der Leine führen, warum?, weil…..

…. Hahn und Harem unterwegs auf Nahrungssuche waren.
Käuflich erwerben konnte man biologische Weine, Säfte und Esskastanien (Kilo 8 €).

Nach exakt 50 Minuten erreichten wir das Ende des Waalweges an der Straße zum Gampenpass, wo schon die nächsten „Einsteiger“ sich bereit zur Wanderung machten.
Den Rückweg bewältigten wir etwas rascher….. ein Zwiebelturm, wozu gehörte der nur? (ehemaliges Kloster)

Nach nur 35 weiteren Minuten war die Tagestour beendet und wir saßen bei der Waalrast, warteten auf unsere bestellten Gerichte. Ich heute „fleischlos“. Hier ein Rest von gebackenen Zucchinis und Bruschetta.

Verließen Waalrast und Waalweg, marschierten zum Golfplatz (quasi gleich um die Ecke), buchten für morgen 10 Uhr die nächste sportliche Aktivität (9-Loch-Runde). Wieder bei den Rädern, fiel die Besichtigung des Schnatterpeckaltars in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt aus, auf dem Friedhof fand gerade eine Beisetzung mit Andacht statt, da wollten wir nicht stören.
Die Völlerei hatte mit dem Mittagessen noch kein Ende, düsten mit den Rädern durch Lana bis zu MeinBeck, Cappuccino und Buchweizentorte (nur für mich), dazu Studium der Südtiroler Hauszeitung namens Dolomiten.
Themen hier wie überall ähnlich: Asylantenabschiebung, hohe Mieten, teure Lebenshaltungskosten, Gewalt, Gesundheitswesen, und natürlich der „Krieg“ im Nahen Osten gegen Israel. Im Vordergrund (wohl auch, weil in 14 Tagen Wahlen in Südtirol sind) standen allerdings die anderen heimatlichen Themen.

Jola wollte shoppen, ich fuhr zum Campingplatz, mir meine nachmittägliche Erfrischung im Schwimmbecken gönnend.

12.10.2023 Donnerstag

Sportlich ging es heute gleich am Morgen los. Um 09.15 Uhr die Golfbags umgeschnallt und mit dem sperrigen Gepäck auf den Räder die rund 3,5 Km zum Golfplatz gestrampelt. An der Rezeption immer noch die gleiche Frau, die mir freundlicherweise ein Sand Wedge auslieh, da ich meins zu Hause vergessen hatte. Wir mussten am Abschlag noch auf ein Paar warten, die mit uns zusammen die Runde würden spielen. Martin und Christiane, so stellten sie sich vor. Er mit Porsche Bag, schien selbstbewusst im Umgang mit den Einheimischen zu sein. Wie sich im Laufe der Runde herausstellte, stammte er aus Bozen, sie hingegen aus Düsseldorf, wo sie überwiegend lebten. Das Spiel plätscherte so dahin, keiner von uns Vieren schien heute mit zielsicheren Schlägen glänzen zu wollen. Martin schlug vom weißen Abschlag ab (Profis spielen allerdings anders), wenn er traf, flog der Ball weit, aber meist nicht in Fahnenrichtung. Man kam auf der Runde ins Gespräch, Bauingenieur, viel unterwegs in Europa in Sachen Eisenbahnschienen.
Am Ende saßen wir bei einem Golfer im Restaurant kurz zusammen, Verabschiedung, die Pflicht rief, die Mutter von Martin musste besucht werden.
Bei uns war die Entscheidung schnell gefallen, gegessen wurde heute im WoMo.
Gemüsepfanne mit Sojahack und Wursteinlage, uns hat’s geschmeckt.
Wiederholung macht es nicht schlechter, die Sonne gönnte uns keine Pause. Was ich sonst eher selten mache, ich legte mich heute mit meinem Buch an den Pool (man beachte!). Als einziger Zeuge durfte ich einer Frau beim gemächlichen Hin und Her im Becken zuschauen. Sie verschwand, der leere Swimmingpool löste bei mir sofort den magischen Effekt aus, sog oder zog mich quasi ins Wasser. Da störte auch die Unterhose als Ersatz für die Badehose nicht wirklich.
Später (nach 40 Bahnen) brannte die Sonne so intensiv, es war nicht lange auf Bank oder Liege auszuhalten. Rückzug in die Ruhezone des Wohnmobils.
Kleiner Spaziergang vor dem Dunkelwerden zum benachbarten Campingplatz, zum Schlosshof, das neue Schwimmbecken ansehen.
Ja, nicht jeden Tag ereignen sich abenteuerliche oder kuriose Dinge.

13.10.2023 Freitag

Wir blieben einen Tag länger hier in Lana, an den Notplatz ohne „Vorgarten“ hatten wir uns gewöhnt, und tagsüber waren wir ohnehin nicht am Platz.
Erneut auf den Plan gerufen, stand eine Wanderung auf einem der vielen Waalwege (https://www.meranerland.org/de/freizeit-aktiv/berge-wandern/waalwege/) rund um Meran an, wir entschieden uns spontan (nach reiflicher Vorarbeit!) für den Marlinger Waalweg, der mit rund 11 Km längste aller Waalwege. Jedoch liefen wir ihn nicht von Anfang bis Ende (too much for our feet).
Mit dem Rad durch die Apfelplantagen in den kleinen Ort Tscherms….

Direkt zwischen Kirche und Tourist-Info die Räder abgestellt, nachgefragt, wo die Einstiege zum Waalweg sind. Wir nahmen den Weg am Hotel Löwenwirt, erst Straße (schon steil), dann Pfad (Erde, teils betoniert), noch steiler. Auf der Strecke von 1.200m stiegen wir um 173 Höhenmeter, die Pumpen leisteten Höchstarbeit, der Schweiß rann,….

…..gut, dass auf dem hier eigentlich erst beginnenden Wanderweg ….

nach 600m die Leitenschenke mit umfangreichem Speiseangebot auftauchte. 11.30 Uhr, außer einem Sechserpack Wanderer waren wir die ersten Gäste. Marillenknödel, eigentlich ein Dessert, gönnte ich mir, ein Bruschetta ohne Tomaten verspeiste Jola.
Gestärkt marschierten wir in rund 500m Höhe um Meran herum, stellten fest, zunächst kein Wasser im Waal. Ich verglich diesen Waalweg wegen der starken Frequentierung mit dem beliebten Elberadweg. Gewusst ob der vielen Menschen, hätte ich mir ein Schild mit dem Schriftzug „Hallo“ / „Servus“ oder „Moin“ umgehängt, wir kamen aus dem Grüßen nicht heraus.
Am Rand des Weges Rätsel in Form bewegbaren Schildern mit Bebilderung (i.d.R. Blätter und Früchte von Bäumen), diese Hibiskusblüte gehörte nicht zum Ratespiel, das Bild will ich zu Hause unserem Hibiskus als Anregung für Wachstum und Blüte hinhängen….

In der Ferne tauchte links am Hang das Schloss Lebenberg auf, auf einen Abstecher dorthin verzichteten wir….

Zwischenzeitlich trafen wir auf ein Schott, dass den Wasserlauf steuerte und nun dafür sorgte, dass im Waal Wasser floss.

Hell und klar floss das Wasser in seichter Strömung uns entgegen. Dreimal im Jahr wird das Wasser aus den Waalen für Reinigungsarbeiten abgelassen (Mai, Juli und August). Zu Beginn der Vegetationsperiode rückt der Waaler mit Gemeindemitgliedern an und säubert die Waale vom winterlichen Unrat. Wie sich solch Unrat im Waal vermeiden lässt, ahnt man bei dieser Konstruktion….

….. Schutz vor herabfallenden Kastanien.
Heiße Füße lief ich mir an, suchte ein Plätzchen, wo ich im Waal Abkühlung erlangen könnte, hier jedenfalls würde es nicht funktionieren.
Ich fand eine Stelle….

Eisgekühlt schritt ich fortan weiter…..

Beim Traubenimbiss herrschte heute Ruhetag, uns egal, Knödel und Bruschetta hielte noch vor. In Kehren Ausblick auf Meran, im Fokus hier die Trabrennbahn….

Wir hielten ohne neue Nahrung durch bis zum Gasthof Waldschenke bzw. dem benachbarten Buschenschank Larchwalderhof. Allerdings gab’s nur ein Schoppen frischen Rotwein und ein Glas Fliederbeersaft.

Wir brachen die Waalwanderung kurz nach Aufbruch vom Buschenschank ab, folgten der Straße nach Marling. Bergab, kein Genuss für meine Knie, in Marling Zeit für einen Cappuccino bei MeinBeck, keine 20m entfernt von der Bushaltestelle. 15 Minuten Pause, das tat nach fast 7 Kilometer Fußmarsch ganz gut. Schunkelige Busfahrt bis zum Bahnhof Meran. Erste Anzeichen des am Wochenende beginnenden Traubenfestes, Absperrungen, außerdem Standaufbau für den morgigen Meraner Wochenmarkt, das verursachte natürlich zähfließenden Verkehr. Die Abfahrtstation der Anschlusslinie 211 fanden wir erst nicht, der Orientierungsplan war falsch herum aufgehängt. Dann neuerlich Busfahrt durch Meran, fast die gleiche Strecke noch einmal gefahren (hätte ich das gewusst, wir hätten früher aus- und umsteigen können). In Tscherms ausgestiegen, froh, wieder im Sattel des eigenen Rades zu sitzen, traten wir die Heimfahrt an, nein, Jola bog zur Meraner Mühle ab, irgendwelche Produkte erwerben.
Mich lechzte nach meiner täglichen Schwimmstunde, die ich heute alleine absolvieren konnte.
Tagesresümee: Mich freute mein Durchhaltevermögen auf der Wanderung bzw. das meiner Gelenke.
Morgens geht’s woandershin…..

Südtirol Tag 22

19.10.2022 Mittwoch

Das Ende dieser Reise in Südtirol rückte näher. Freuen konnten wir uns über das fast durchgängig schöne Wetter, das uns heute ebenfalls den ganzen Tag über beglückte. Jola saß früh am Tisch, hatte sich neu alte Zeitschriften besorgt und las „Klatsch und Tratsch“. Unser Tagesplan gefüllt, randvoll. Kurz an der Rezeption informiert (Busplan, Wandergelegenheit, Dauer), dann entschieden, zum Golfplatz mit den Rädern zu fahren, von dort auf dem Waalweg zu marschieren, hin und zurück, im Restaurant zu essen.

Gegen 09.30 Uhr radelten wir zu Kofler, quasi fast „um die Ecke“. Frau Kofler (ich gehe davon aus, dass sie es war) begrüßte mich mit den Worten „Du siehst so glücklich aus, geht’s nach Hause?“. Ich schien einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben, denn sie meinte „beim letzten Besuch hast Du noch gemeint, Du würdest in der Küche helfen“ (vermutlich bespaßte ich sie damals mit dem Satz „ich hätte nicht genug Geld dabei…“

Ob sie enttäuscht über meine Äußerung zu der Modernisierung ihres Verkaufsraumes war? Meine Späße treffen ja nicht immer ins Schwarze, ich lobte ihren alten „kuscheligen“ Laden, in dem es eng zuging, wo man bei viel Kundschaft noch auf der Treppe draußen warten musste, innen eine kleine Theke deren Wurst und Käse barg, an Stangen die Kaminwurzen hingen, von denen wir manchmal welche „gratis“ bekamen, sprich, geschenkt als Reiseverpflegung. Natürlich war der neue Verkaufsraum großzügiger, mehr Produkte konnten ausgestellt werden (bspw. Wein, Kaffee), eine große im Hintergrund beleuchtete Landschaft zierte eine ganze Wand. 130 € ließen wir für Lebensmittel da (ich vermute, wir sind nicht die schlechtesten Kunden), Kaminwurzen gab’s wieder gratis (2 Stück).

Paket im WoMo abgeliefert.

Auf zum Brandis Waalweg. Zu „Brandis“ sei anzumerken, dass es sich bei Brandis um ein sehr altes Tiroler Grafengeschlecht aus dem 13. Jahrhundert handelt. Nachfahren bemühen sich dato um den Erhalt ihrer alten Anlagen, u.a. Leonburg, die seit 2018 wieder als Wohnsitz genutzt wird.

Am Hotel Ballguthof vorbei, Jola versuchte vergeblich einen Blick auf die Neubauten zu erhaschen, später hatte sie mehr Glück. An einem Verkehrsschild im Brandisweg Räder angeschnallt. Den Waalweg kurz zwischen Anbauflächen hindurch beschritten, dann gleich auf Beton mühsam hoch zum Restaurant Waalrast, unser Endpunkt dieser Wanderung, wenn wir zurück wären. 30 Minuten, so hatte mir die Frau an der Rezeption auf dem Campingplatz erzählt, würde die Wanderung auf dem Waalweg dauern.

Für „Lahme“ wie uns (mich) wurden daraus 50 Minuten, allerdings auch, weil ich diverse Clips aufnahm und wir die phänomenale Aussicht genossen. Alles Weitere dürfen Leser aus den Videos entnehmen.

Kirche Maria Himmelfahrt (Schnatterpeckaltar)

An der Gampenstraße der Wendepunkt. Von hier oben erklärte es sich von selbst, warum die unten parallel verlaufende Straße Kirchweg hieß. Maria Himmelfahrt (Schnatterpeckaltar), St. Margarethen, Kloster Lanegg, Heilige Kreuz Kirche.

Maria Himmelfahrt, eine der schönsten spätgotischen Kirchen Südtirols mit dem größten gotischen Altar im Alpenraum, erstellt von Hans Schnatterpeck.

Wanderung jetzt entgegengesetzt, wie so oft, brachte andere Panoramen und Eindrücke. Ohnehin kann man solche Wege öfters gehen, den hier hatten wir vor einigen Jahren beschritten, und vieles bleibt beim nächsten Besuch doch wieder „neu“, weil Hirn hat vergessen. Beispielsweise begleitete ein Skulpturenpfad diesen und andere Waalwege.

Ein bisschen Teilhabe an unserer Sichtweise:

Vom Brandis Waalweg Blick auf Lana

Ein Werk aus dem Jahre 2003 bestand aus zwei Baumstämmen, geformt zu Sitzbänken, die unter der Sitzfläche ausgehöhlt waren. Dort lagen Zeitschriften und Bücher, vom Wetter stark in Mitleidenschaft gezogen, sprich „verwelkt“. Das Werk nannte sich „Your Books“.

Bis zur Waalrast benötigten wir etwas weniger Zeit. Dort saßen bereits etliche Wanderer / Spaziergänger bei Getränken und Essen. Uns bereits bekannt, gab es eine ansprechende Speisekarte, Jola blieb bei ihrer Speckknödelsuppe (1 Knödel), ich wählte „vegetarisch“, sprich, überbackene Zucchini, dazu Portion Pommes. Einen kleinen Teller Kaiserschmarrn wünschte Jola zum Nachtisch, den bekam sie. Heimfahrt, Jola wollte ins Schwimmbad, ich verzichtete aufs Plantschen.

Gegen 14.45 Uhr die Golfbags umgeschnallt, und ab ging die Post zum Golfplatz. Durften 15 Minuten früher starten. Hektisch ging es anfangs zu, zwei Bags auf einem Trolley, der ständig umzukippen drohte. Dieser Golfplatz mag mich nicht, spielte hier immer „schlecht“. Meine Trainerin (Jola) monierte meine Haltung, ich schaffte bis Loch 9 kaum eine Änderung, sprich Besserung. Die wenigen guten Schläge dürften an einer Hand abgezählt sein.

Die Dressing Area, wie es auf einem Schild zu lesen war, befand sich nunmehr in einem anderen Gebäude, quasi im Keller, allerdings die Räumlichkeiten recht großzügig bemessen. Warmes Wasser spendete die Dusche erst „nach Stunden“, da wähnte ich mich bereits erfroren.

Auf der Terrasse einen Kaffee, Jola einen Campari. 18 Uhr, Frische kam auf, Zeit für die Heimfahrt. Letzter Blick auf das gerade noch sonnenbeschienene Knottnkino.

Südtirol Tag 21

18.10.2022 Dienstag

Nicht für jeden von Interesse, aber nachts war unser Klo im WoMo voll, rotes Licht! Merklich abgekühlt hatte es sich, morgens musste ich mir Warmes auf dem Weg zu den Sanitäreinrichtungen überziehen. Die Erschöpfung des kräftezehrenden Vortages verblasste langsam, trotzdem beschlossen wir, es heute ruhig angehen zu lassen. Jola besuchte einen Supermarkt, erkundete die Warenwelt Südtirols. Um mich herum tauschte sich die Nachbarschaft aus, fast wie in einem Bienenstock wechselten die Wohnmobilisten. Glück mit dem Wetter, wieder ein Tag fast ungetrübten Sonnenscheins. Später einen Trip in den Ort, ich startete einen neuerlichen Versuch, Wanderschuhe zu erwerben. Bei Spitaler im Untergeschoss bediente der Chef eine Familie, deren jüngste Tochter Wanderschuhe anprobierte, das dauerte, führte am Ende zum Kauf. Zwischendurch bemühte er sich um mich, wenig Auswahl in meiner Größe, bzw. passten oder gefielen mir die vorgelegten Modelle nicht. Währenddessen kaufte Jola oben ein paar lammfellgefütterte halbhohe Stiefel. Ein zweiter Versuch in einem anderen Geschäft, andere Modelle, beinahe hätte ich mich entschieden, aber „vorne“ war mir doch zu wenig Platz für den großen Zeh. Zur Meraner Mühle trollte sich Jola allein, ich suchte nach weiteren Geschäften, fand am Kreisel eins, das aber erst im November wieder eröffnete. Heimfahrt, dabei Suche nach dem „Pfefferlechner“, einer Buschenschänke. Auf Umwegen gefunden, dumm, dienstags und mittwochs geschlossen. Für den Abend musste eine andere Alternative gefunden werden. Die Sonne mittlerweile so stark, da reichte ein kurzärmliges Poloshirt. 12.30 Uhr auf dem Campingplatz, Blick in den Pool, gefühlt, Wasser für gut befunden, Warmduscher wie ich würden den Einstieg wagen. Schnell die Badehose an, ab ins leere 10m-Becken. Diagonal schaffte ich zwischen 12 und 14 Züge. 40 Bahnen gezogen, dann duschen. Genaues Timing, die Reinigung im Sanitärtrakt gerade beendet.

Anschließend auf Pirsch mit Handy und Fotoapparat, um kurze Videos von der umliegenden Bergwelt zu drehen. Ganz glücklich war ich am Ende mit den Aufnahmen nicht. Wer will, mag die Sequenz sich ansehen.

Jola von der Meraner Mühle zurück, ohne da gewesen zu sein.

Nachmittags Lesezeit, Sonne so stark, Sonnenbrandgefahr! Suche nach einem Abendessen, Brandis am Golfplatz hatte ebenfalls dienstags geschlossen. Fanden mit der Buschenschänke Rebmannhof eine hoffentlich gute Alternative, ein Lokal, das wir bisher nicht kannten. Ohne Anruf oder Reservierung in den Kirchweg gefahren. Mit Glück ergatterten wir gegen 17.30 Uhr einen bereits reservierten Tisch, den wir bis 19 Uhr räumen mussten. Uriges Ambiente, außen konnten Gäste in einem riesigen Weinfass speisen, innen Kellerräume, eng ging es neben dem Tresen zu. Wir saßen an einer Art Hochtisch. Gleich neben uns führte eine Steintreppe in die Katakomben, anfangs nicht beleuchtet, erst als Gäste mit Reservierung kamen. Über dem Abgang ein Spruch „Zieh die (Bild einer Birne) ein“. Spareribs für uns beide bestellt, jeder ¼ Wein (rot und weiß). Aus meiner Erinnerung bezüglich Spareribs fand ich die heutige Portion in Ordnung, aber es war zu wenig Fleisch an den Knochen, das hätte ich schon anders erlebt. Jola gönnte sich zum Nachtisch zwei Kugeln Eis.

Südtirol Tag 18

15.10.2022 Samstag

Arquin erwies sich als ausgesprochen ruhige Campingplatz-Anlage, trotz seiner Größe. Baumbestand, trotzdem keine Behinderung, Wasser direkt am Stellplatz, Sanitäreinrichtungen in der Nähe, alles gut durchdacht und sauber. Tagsüber starker Wechsel der Gäste, wahrscheinlich Abreise zum Wochenende. Für heute keinen größeren Plan, bei Kofler ein paar Würste gekauft, dann auf ausgeschilderten Radwegen ins Zentrum von Lana gefahren. Kleiner Umweg so, dafür fast ohne Autoverkehr. Streiften das Hotel Gschwangut, wo wir einmal Urlaub machten, blickten im Vorbeifahren in die Anlage der Gärtnerei Galanthus. Am Gries bei der Kapuzinerkirche angekommen, durften wir kurz teilhaben am Durchgangsverkehr auf Bozener Straße sowie Andreas-Hofer-Straße, wo Autos als endlose Karawane vorbei zogen. Im Zentrum mächtig Betrieb, sprich Besucher, ob Tourist oder Ansässiger, nicht immer unterscheidbar. In der Fußgängerzone links und rechts Stände einheimischer Kunsthandwerker und Gewerbetreibenden, „Event Markt Selbstgmocht“ hieß das Motto. Holzschnitzerei, Bretter aus Apfelbaumholz (schick!), Filzartikel, Düfte und Öle, Mützen, Stirnbänder, Schmuck aus gebrauchten Nespressokapseln usw. Hier versuchte sich ein Künstler an gefärbter Holzspäne in Wechselrahmen.

Der Laden mit der Bettwäsche war verschwunden, tauchte ein Stück oberhalb in einem neuen Gebäude jedoch wieder auf, altes Personal, weniger Artikel, unter neuer Leitung, wurde mir von einer Mitarbeiterin lächelnd erklärt. Bettwäsche unseres Geschmacks fanden wir nicht. In der Forst Brauerei bestellte ich für 13 Uhr einen Tisch, was sich später als überflüssig herausstellte. Auffällige Neuerungen waren in Lana nicht zu entdecken.

An der Ecke Am Gries / Griesplatz Musik, eine Jazz-Kobo spielte Live für ein 1/4 Weißwein, fünf Gläser, die ein Mann (der Sponsor?) auf einem Tablett heraus trug und auf ein Fenstersims abstellte.

In der Johan-Kravogl-Straße ebenfalls noch Stände, Verköstigung nennt man so etwas. Suser für 2,50 €, Maiskolben für 4 €, Spareribs oder Forelle mit Beilagen für 15 €. Kurz überlegt, ob lieber hier gegessen werden sollte, aber nein, wir blieben beim Forst Bräu.

Draußen vor der Tür schnitt ein Friseur willigen Kunden die Haare, hier telefonierte der Barbier noch dabei. Ein bisschen von der Bäckerei Schmiedl, die in Lana ein Ladengeschäft besaß, hier mit einem Stand vertreten war, Brötchen gekauft. Dann wurde die Nahrung im Forst Bräu im Biergarten eingenommen. Geschützt dieser durch große Schirme, dafür laut, weil an der Durchgangsstraße gelegen. Umfangreiches Pizzaangebot, Pizzateig aus Kamut oder Kastanienmehl als Neuheiten angepriesen, für ein Brauhaus eher ungewöhnlich. Ich bediente mich an der üblichen Speisekarte, wählte Fleisch in Form einer Haxe. Essbar, aber nach Verzehr bereute ich das üppige Mahl, der gebratene Ziegenkäse mit Datteln etc. wäre sicher eine gute Alternative gewesen. Schnell füllte sich der Biergarten, unterstützt von der örtlichen Jugendfußballmannschaft, die mehrere Tische belegte und den Lärmpegel bis zur Abspeisung merklich erhöhte. Als deren Pizzen auf den Tischen standen, sank die Phonzahl um ein Vielfaches. Zahlte mit Karte, musste dafür in das Brauhaus. Ich sortierte Diverses in meinen Hosentaschen, holte Geld hervor, ein 10 Cent-Stück fiel dabei auf den Boden. Ich alter Mann mit Kreuzschmerzen schaffte nicht die spontane Krümmung, schwupps, bückte sich ein kleines Mädchen, schnappte sich geschwind den 10er, schloss die kleine Hand und verschwand an der Hand ihrer Mutter im Biergarten. Sprachlos blieb der alte Mann zurück, „Raub auf offener Straße“, sollte ich um Hilfe rufen…. Irgendwie lustig, wie das Leben so spielt.

Danach brachten wir die Lebensmittel zurück zum WoMo. „Lazy afternoon“, nichts passierte mehr. Der Hochnebel behielt den Tag über die Oberhand, ließ der Sonne keinen Raum. Wie ein Glocke hing der Dunst in der Talebene.