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2024 Österreich – weg aus Wien

09.07.2024 Dienstag

Die Hitzewelle hatte Österreich und damit auch Wien erreicht, morgens war es schon kaum auszuhalten, die italienischen Nachbarn schon etwas weiter, kuppelten gerade den Wohnwagen an den PKW, wer machte die Arbeit?, Mutter und Tochter, Sohn saß im PKW, der Vater stand dabei und schaute zu (oder überwachte?). Wien, du uns so gut gefallen hast, ade. 10 Uhr Abfahrt, gleich noch getankt, dann Autobahn, Ziel Linz. Am Knoten Prater, zähfließenden Verkehr, vierspurig, wuselten sich die Blechhaufen von einer Spur auf die andere. Mit durchschnittlich 50 km/h die ersten Kilometer abgearbeitet. Danach lief es flotter. Rund 25 Km vor St. Pölten meine Idee, warum in die Großstadt Linz, wenn es auch in einem kleineren Ort einen Campingplatz mit nettem Umfeld gibt. Also recherchiert, und gefunden! Leider kleines Abstimmungsproblem im Cockpit, deshalb Umweg gefahren, aber wir kamen noch vor der Mittagspause auf dem Campingplatz in St. Pölten-Ratzersdorf an. Zu heiß für alles, blieben am Platz, nahmen einen kleinen Imbiss im Schatten der Markise zu uns. See in unmittelbarer Nähe, erkundet, optimal. Badesachen geholt und an den See.
Reichlich Baumbestand, deshalb Schattenplätze keine Mangelware. Es grummelte in der Ferne, zog ein Gewitter auf. Jola zuerst ins Nass, mit meinen Badeschuhen, die ihr an den Händen ordentlich Auftrieb verschafften.
Im Umfeld der Liegewiese durfte ich anschaulich die „Oben Ohne – Kultur“ begutachten, oder eben wegschauen. Das Wasser angenehm, nach Reden von im Wasser stehenden Männern seien es 24°. Erfrischend, keine Algen, keine Quallen, wunderbar!

Kein Gewitter, kein Hagel, verschont geblieben hier der Ort, die Gegend. Nachmittags an der Traisen bis ins Zentrum von St. Pölten geradelt, das Wasser hier im Bach kaskadierend, fließhemmendes Gestein, dadurch Bewuchs im flachen Wasser. St. Pölten mit seinen rund 56.000 Einwohnern bot einen beschaulichen Innenstadtbereich mit Fußgängerzone, der zum Bummeln einlud, jedenfalls Jola. Ich blieb per Rad auf Erkundungstour, fand einen Bäcker sowie einen orientalischen Supermarkt namens „Afghan“ und einen biergartenähnlich bestückten Domhof mit Bühne und Open Air Kino. 20 Jahren der gleiche Bürgermeister im Amt wurde hier gefeiert.
Treffpunkt 17 Uhr am Brunnen….

Gemeinsam zuckelten wir zum Domhof. Soundcheck auf der Bühne. Ich besorgte zwei „Gespritzte“, günstig für je 3 € das Achtel. Eine schattige Bierzeltbank mit Blick auf die Bühne ward frei. Zu uns gesellte sich ein Einheimischer, erkennbar am Dialekt. Einen Zahnarzt hätte ich ihm empfehlen können. Er aß Chili con Carne, gab zu verstehen, um 17.30 Uhr ginge es mit Reinis Dorsch -Band los. Ein Moderator kündigte gerade das von der Bühne an. Stimmungsvolle Unterhaltung, Hits aus den 50ern und davor, Ramsey, Sinatra etc.

Zwischen den Sonnenschirmen und Festzeltgarnituren…

Ich verschüttete meinen zweiten Gespritzten, mit Glück bekam der Zahnarztbedürftige kaum etwas ab, alle halfen mit Tempo aus, um den Tisch wieder trocken zu legen. Jola wollte dem Mann einen ausgeben, er lehnte ab, verschwand etwas später. Dafür kamen andere Chili-Esser an unsere Bank. Attraktives und Skurriles gab es hier auch zu sehen…

Man achte auf die Hose…
Kurz vor Ende der Vorstellung unterbrach der Moderator die Musik, die Tanzenden (zwischenzeitlich legten einige erstaunliche Qualitäten aufs – nicht vorhandene – Parkett hin), …..

…. der Bürgermeister (hinten) und sein Chauffeur (auf dem Bock vorne) wurden geehrt und erhielten eine kostenlose Kutschfahrt ……

Um 18.30 Uhr war die Band am Ende, wir reisten ab, zurück zum Campingplatz.

10.07.2024 Mittwoch

Hitzestau, Hitzewallungen, Hitzeschock, Hitze am Morgen, am Mittag, immer. Jola bereits um 06.30 Uhr baden im See, eine der Ersten, nur die Enten waren Zeugen. Die Abkühlung reichte gerade bis zum WoMo, dann lief neuerlich der Schweiß. Wir suchten tagsüber meist die Nähe des Sees, der bald wieder zum meistbesuchten Ort des Tages wurde. Kleine Kieselsteine, ein Geländer erleichterten den Einstieg, Bodenhaftung verlor man nach wenigen Metern, der See bis 5,50m tief. Gegenüber ein FKK-Gelände, offensichtlich liebten hier viele Menschen diese Art des Badens.
Aus der informativen Campingplatzbroschüre entnahmen wir eine Raststation am Traisental-Radweg, das Flieger-Bräu, kein 4 Km entfernt.

Die Holzbrücke über die Traisen….

… der Wasserlauf des Flusses….

Uns stoppte nach knapp 700m das Schild mit der Aufschrift „Seedose“, ebenfalls genannt in der Broschüre als Gastronomiebetrieb, gelegen am Großen Viehofner See. Bogen dorthin ab, eine Stippvisite. Uns gefiel es, wir blieben für eine Probiereinheit, denn die Speisekarte der Seedose verhieß Leckeres. Aufbau, Interieur und Umfeld deuteten auf Temporäres hin. Zeltatmosphäre in rotem Samt und plüschigem Mobiliar. Das Zelt schon mit Schraubzwingen im Reparaturmodus….

Die Speisekarte hielt, was sie versprach, wir waren positiv angetan, mal unsere Auswahl im Bild…

….Leider dominierte bei den Aufnahmen die rote Farbe der Tischdecke.

Was blieb vom Nachmittag, kurz zogen dunkle Wolken mit Windböen auf, die Markise sicherheitshalber einrollen, ansonsten Trinken, Schwitzen, Baden.

Österreichischen Nachrichten kündigten weiterhin Unwetter an, hier fiel noch nicht ein Tropfen. Der Sender berichtete von seiner Sommertour vom Ratzersdorfer See, hoppla, das war der See an dem wir campten. Ein Bus, wir stiegen auf die Räder, suchten den Bus am See….

Um 18 Uhr den Grill angeworfen, ein paar Würstchen, Zucchini und Paprika, Tomatensalat. Keine Linderung bis in den frühen Abend eingetreten, die Luft schwül, wir warten auf das, was die Nacht bringen wird.

11.07.2024 Donnerstag

Die Nacht brachte Regen, zumindest in ausreichender Dosis, allerdings keine nennenswerte Erleichterung bei der Temperatur. Morgens wieder Sonne, der Normalfall momentan. Noch nie hatten wir so oft „Frühstück draußen“, seit wir unsere Wohnmobile durch Länder fahren, meinte Jola beglückt.
Nachtrag (mehr für mich als für andere) zu Vergangenem: Für 4 € durfte Jola 2,5 Stunden im Stück Wäsche waschen, drei Fuhren wurden geschafft. Jola verbuchte diese Investition als Schnäppchen (weil: in Wien hätte man 6 € für eine Ladung mit 8 Kg bezahlt).
Kulinarisch waren wir bisher auf dieser Reise immer „gut weg gekommen“, der Tipp aus der Broschüre, „Naturfreunde Bootshaus“ in 7,9 km Entfernung, verhieß ein weiteres Highlight. Gelegen direkt am Traisental-Radweg. Anfangs der Weg nach St. Pölten, Jola wusste zu berichten vom Landhaus, sprich, das Regierungsviertel des Bundeslandes Niederösterreich. „Landhaus“, bei uns wohl eher unter der Rubrik „Landtag“ bekannt….

Ein Schnappschuss in der Vorbeifahrt. Hier muss Österreich viel Geld für die architektonische Vielfalt der Regierungsgebäude investiert haben.
Dem Radweg folgend, fuhren wir Kilometer um Kilometer an der oft gestauten Traisen entlang, ich in Gedanken die 7,9 Km bis zum Restaurant abschätzend. Dumm nur, kein „Naturfreunde“ am Radweg. Dafür kurz vor dem Ort Wilhelmsburg (ich dachte sofort an Hamburgs Multi-Kulti-Stadtteil), bereits über die Marke von 8 Km hinaus, die Radlertränke Jaho’s, geeignet für ein Pausengetränk. Kein Foto! In Blickrichtung ein größeres Gebäude auf einer Anhöhe (30m) auf der anderen Seite des Flusses (der, laut Wikipedia 80 km lang ist), Schloss Ochsenburg (wohl nicht wirklich interessant, kann käuflich erworben werden — rund 2 Mio €). Jola brachte Halbe Liter mit „Gespritztem“ (Holunder). Man müsse bei den Temperaturen ja viel trinken…
Kurvten 2 Km bis Wilhelmsburg, der Ortseingang hier der Friedhof nebst Wertstoffhof. Im Ort Western-Atmosphäre, Konditorei und Metzgerei zu Wohnraum verwandelt. Wir kehrte um! Bisweilen war der Standort des Restaurant von mir lokalisiert, hieß, viel zu weit gefahren. Radeln, radeln an der Traisen, wie viele andere Pärchen oder Rennradler.
Das Naturfreundehaus quasi in unmittelbarer Nähe der Westautobahn (nicht hörbar). Der Mühlbach (Zufluss zum Traisen), für Kanuten ein Parcours, das Restaurant wohl nicht nur von Radfahrern und Wassersportlern besucht. Im Juli „Salatwochen“, die Speisekarte inspirierend. Wir orderten „Mostviertel“ und „Förster“……

Mit Knoblauchbrot….
In St. Pölten Einkauf von Schwarzem Tee, in einem Drogeriemarkt (dm) fand ich dazu nichts im Sortiment (merkwürdig), die Mitarbeiterinnen selbst verwundert über das Fehlen des Angebots. Spar, „Gourmet“ nebenan, was daran „Gourmet“ sein sollte erschloss sich mir im Inneren nicht, aber ich fand 100,o Ceylon-Tee.
Gut, keine weiteren Details des Einkaufs, wieder am Campingplatz, Baden, nur kurz, am Horizont Dunkelblau mit Donner, sprich, Gewitter zog auf. WoMo wasserdicht machen war angesagt! Lange ließ der Regen und die Erfrischung auf sich warten, aber sie kam, in Form von Starkregen.

Danach wieder Sonnenschein. Ausgeruht machten wir eine Walkingrunde um die Seen. An der See-Lounge (600m zurückgelegt) erklang Musik. KaPO spielte, wer auch immer das war, wir ließen uns für eine Pause und ein Bier / einen Gespritzen nieder. Österreichisch, manchmal verstand man ein paar Wörter, eigentlich aber egal, wir saßen an Hochtischen „um die Ecke“ und sahen nichts von der Band. Blick auf den See, dort zwei bikinibekleideten Frauen auf SUP, schoben sich über den See. Die Walking-Runde wurde fortgesetzt, der Große Viehofner See mit rund 2 Km musste noch umrundet werden.
Wir suchten den Aussichtsturm, fanden ihn, ……

….. besuchten ihn, hieß, wir stiegen die Stufen um den 200 Jahre alten Lärchenstamm hinauf.

Badestellen gab es auch am Großen Viehofner See, Abendstimmung am Badesteg….

Verschwitzt von der sportlichen Aktivität verschwand ich nach unserer Rückkehr schnell unter der Dusche. Die Erfrischung hielt, auch bei abgesenkter Temperatur, kaum lange vor.
Gute Nacht!
Morgen vielleicht mit dem Rad nach Krems (37 km)?

12.07.2024 Freitag

Kommodig fanden wir es hier auf dem Campingplatz am See, ich wiederhole mich gerne: alles so schön dicht bei Radwanderweg, Bademöglichkeit, mittelgroße Stadt mit teils attraktivem Angebot, gern besuchte Lokalitäten, musikalische Unterhaltung, na usw. Die Nacht war etwas länger geworden, das Gewitter mit dem Starkregen, ….

…. schon wieder Vergangenheit, hatte nur eine leichte Absenkung der Temperatur gebracht. Heute ähnlich, innen fast heißer als draußen. Fehlender Schlaf kombiniert mit dem Bio-Brüter (sprich, Sonne) ließ mich beinahe leblos im Sessel kleben. Jola startete einen späten Schwimmversuch, bestückt mit meinen Crocs, Größe 12. Dies Bild vom gestrigen Tag als Beweis…

Mittags raffte ich mich tatsächlich auf, dem Hitzetod entfliehend, stürzte ich mich an der bereits liebgewonnenen Badestelle ins wohlige Nass, schwamm fast bis zum FKK-Bereich, hielt aber seriösen Abstand, obwohl, zu sehen gibt es an solchen Orten meist weniger Schönes, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ohne fühlbaren Appetit folgte ich gegen 13.30 Uhr Jola zur Seedose, zweiter Test des Antipasti-Tellers. Schon mal da, wählte ich Bruschetta. Soda mit Zitrone, so sauer, ein kleiner Wachmacher. Der Service überengagiert, wollte erst meinen Teller wegraffen, dann mein Glas, ungehörig! Beinahe wären wir wieder in einen Konzertbesuch gekommen, aber auf der Aufsteller stand „entfällt (aus gesundheitlichen Gründen)“.

Aus dem Zeitschriftenständer bot das ARTE-Magazin für den Juli bis das Essen kam informative Artikel, u.a. über den „Boss“, sprich, Bruce Springsteen. Er wurde „einer für alle“ umschrieben, er vereint offensichtlich mit seiner Art, Musik und den Textes etwas, auf das sich die meisten Zuschauer / -hörer einlassen können. Außerdem sei sein „Arbeitsethos“ legendär, sprich, die stundenlangen, pausenlosen Konzerte. Essen war jedenfalls wieder lecker.
Es grummelte oben herum, oben verschwand auch die Sonne, stattdessen Wolkenbilder, die schöner kein Maler hätte malen können, aber teils bedrohlich. Die weit ausgefahrene Markise am WoMo, eine kräftige Sturmbö könnte sie losreißen und dann aufs Dach umschlagen, alles schon vorgekommen (der Schaden dann groß und Reparatur teuer).
Es dauerte dann noch bis zum Nachmittag, als der Regen kam, ein paar Blitze usw.
Langweilig für die geneigten Leser?
Gegenüber eine neue Nachbarin, aus „Cha“, WoMo Typ Hymer, Areal mit Maschendraht abgetrennt, zwei Hunde streunten im Gehege umher. Sorgfältig baute sie Tisch, Stuhl und Sonnenschirm auf, ein Einmachtopf wurde befüllt und das Ergebnis später begutachtet. Hundebesitzer kommen meist schnell in Kontakt, oft beim Gassigehen, hier wollte die österreichische Nachbarin (ebenfalls zwei Hunde im Besitz, aber größer) wissen, wo es den Maschendrahtzaun zu erwerben gab. Handy, Foto vom Kartonaufkleber und Dank! Die Hunde schienen kein Interesse aneinander zu haben.
Ach ja, aus der Fahrt nach Krems wurde heute nichts…..

13.07.2024 Samstag

War der gestrige Campari Orange schuld am Magengrummeln bei Madame? Werden die Tropfen gegen das Malheur mit 45% Alkohol dagegen helfen. Schnelles französisches Frühstück, Croissant und Kaffee. Ohne Rücksicht auf körperliche Befindlichkeiten gingen wir um 09.35 Uhr unsere Tagestour an, rund 37 Km auf den Radwegen Traisental und Donau bis nach Krems. Es hätte eine kürzere Alternative mit 29 Km über die Landstraße 100 / 110 (egal, interessiert eigentlich niemanden) gegeben, aber Jola wünschte den Weg entlang der Traisen, oder heißt es „dem“?.
Vielleicht war die Wahl nicht verkehrt, denn in Teilen war der Radweg durch Baumbestand schattig, nicht ganz unwichtig bei den aktuellen Temperaturen und Sonnenscheindauer. Der Flussverlauf des /der (?) Traisen ähnelte dem bisher bekannten, ca. alle 100 m (mal mehr, mal weniger Abstand) eine künstliche Hemmung des Wasserstromes durch Steine oder niedrige Wehre, mittig oft Inseln aus weißem Kiesel oder grün bewachsen.

An manchen Stellen machten sich Familien es sich zum Picknick gemütlich, Hunde badeten, Kinder versuchten es, Erwachsene hatten keine Chance, das Wasser immer zu flach. Nach einer Halben Stunde mussten wir zur anderen Uferseite der / dem Traisen über diese Brücke wechseln….

In schattigen Bereichen kreuzten oft die schmackhaften (?) Weinbergschnecke den Radweg, Diese überlebte meine Durchfahrt, ob nachfolgende Radfahrer ebenfalls Rücksicht nahmen?

Was gab es noch außer dem Fluss, den grünen Busch- und Baumbestand bzw. manchmal eingestreut Maisfeldern in beträchtlicher Höhe zu sehen? Werbebestückte Meilensteine nach jedem Kilometer….

Nach 20 Km war der Traisental-Radweg zu Ende, wir wechselten auf den Donauradweg.
Hier am Hafen ein Radlertreff am Donaurestaurant….

…..noch nicht der rechte Zeitpunkt für eine Pause, an der schönen blauen (so blau war sie gar nicht) Donau ging’s weiter, auf gut geteerten Wegen. Schon bis hier zur Abzweigung ließ es sich rasen, Maximalgeschwindigkeit 25 km/h, die der Motor unterstützte, zeigte die meiste Zeit der Bordcomputer an. Lag an der Neigung des Flusses, von der Quelle 1.130m hinunter auf 180m bis zur Mündung in die Donau. Die letzten rund 12 Kilometer sind zwischen 2013 und 2019 für ca. 30 Mio. € renaturiert worden (ein bisschen Wikipedia darf es ruhig sein).
Endlich einmal mit dem Rad auf die Autobahn, und das ganz legal, ohne dass gleich der Verkehrsfunk meldet „Achtung Radfahrer auf der Autobahn“.

Hier ging’s kreiselnd hoch und dann unter der S33 über die St. Georg-Brücke über die Donau…. (wie schon erwähnt, gar nicht so blau)

Ohne Bild, weil einfach kein so schöner Anblick, das Kraftwerk Theiß, von da ab dann nur noch lockere 10 Km bis Krems. Wobei „locker“ etwas überheblich klingen dürfte. Nach Gewerbegebiet, mit Kauf einer neuen 10-Tages-Vignette an einer Tankstelle trullerten wir im Zentrum von Krems am Steintor ein, Südtirolerplatz. Den kannten wir noch von unserer Tour 2020 (?). Am Hofbräu am Steinertor brummte das Geschäft, mir zu rummelig, trotz interessanter Speisekarte. Durch das Steintor quollen Menschen entgegen, überall Plakate, ständig prangerte irgendetwas Gelboranges uns an. Marillenfest. Kaum ein Fuß war in die Fußgängerzone zu setzen. Neben „Außerhausverkauf“ boten viele Geschäfte Produkte mit Marillen an, Punsch, Kuchen, Likör, Gespritzter etc. Ohne Räder schoben wir uns zwischen den Kaufwilligen, meist äußerlich als Touristen erkennbar, hindurch. Der Imbiss Ellinger, unscheinbar auf den ersten Blick, ein Aufsteller bot ein Tagesgericht an. Ein Tisch war vor dem Eingang frei, okkupiert. Tagessuppe, Schweinemedaillons mit Kroketten in Pfeffersauce, für 9,80 €, Jola würde sagen „ein Schnäppchen“. Selbstbedienung im Preis inbegriffen, ein Essen wie eine Live-Übertragung, ständig standen Menschen vor dem Aufsteller bzw. lugten auf unsere Teller. Die Suppe tat nach den fast 40 Km gut; mir fiel zu dem Essen ein „wie vom Metzger“, weil so viel Fleisch auf dem Teller. Und tatsächlich gehörte der Imbiss zu einer Fleischerei.
Gegenüber bei Wieser Marillen in jeglicher alkoholisierter Form käuflich zu erwerben…

Um die Beschreibung des Besuches in Krems abzukürzen, die Fußgängerzone zu Ende abgeschritten, letztlich verringerte sich das touristische Aufkommen, die Straß war aufgerissen, wohl schon länger, denn die meisten Geschäften ödeten einen wie tote Augen an, Leerstand! Wir kehrten um, in der Seitengasse endete wohl gerade ein Markt, es wurde abgeräumt und Pause gemacht….

Anschließend mit den Rädern nach Stein, alte Erinnerungen auffrischen, aber Jola wünschte den Rückzug anzutreten.
Wir pausierten nach rund 15 Km am Abzweiger in Traismauer im Donaurestaurant. Hier immer noch viele Räder im Parkmodus; das Personal wirkte „unsortiert“, es dauerte halt, bis jemand die Bestellung aufnahm, aber das „zu lange Warten“ mag an unserem Durst gelegen haben. Ich bekam überraschend mein selbst ausgedachtes Getränk „Radler, ohne Limonade, dafür mit Soda und Zitrone“, sehr erfrischend!
Der Rest der Rückfahrt war schmerzender Hintern, dann Abkühlung mit einem Bad in „unserem See“.

14.07.2024 Sonntag

Wie gestern geendet, so heute begonnen, quasi mit dem Aufstehen Badezeug geschnappt und zum See getigert. Der See lag, ausgeruht vom tags zuvor erduldetem Rummel, ruhig da, die Rasenflächen fast menschenleer, Idylle pur.
Nach der Erfrischung Frühstück, ohne Brötchen / Brot, das bei der Hitze Schimmel angelockt hatte. Knäckebrot half aus, sogar mein aus Norwegen importiertes Körnerknäcke kam zum Einsatz.
Um 09.35 Uhr war Abschied angesagt, kaum das Gelände verlasse, Blaulicht, Polizei und Feuerwehr an einem Kreisverkehr im Einsatz, „keine Toten“ zu sehen. Umsichtig winkte man uns auf der Gegenspur vorbei. in St. Pölten dann eine ärgerliche Umleitung, zuvor schon lenkte mich das Navi auf merkwürdige Pfade. Durch das Umherirren stellten wir erst fest, wie viel Gewerbefläche und „Stadt“ es sonst noch so gab. Nach neuerlicher Eingabe des Zieles, dann endlich auf die Autobahn Richtung Linz. Unser Ziel Feldkirchen an der Donau. Zur Fahrt nur so viel: keine Baustellen, keine Staus, keine wirklichen Raser unterwegs, dafür allerdings eine Durchfahrt durch das sonntägliche Linz. Das Navi zeigte in regelmäßigem Abstand eine im Minutentakt verlängerte Ankunftszeit an, meine Sorge darob: Mittagszeit an der Rezeption.
Aber eine Punktlandung (11.59 Uhr) ließ uns auf dem Campingplatz Puchner in den Genuss einer sofortigen Platzzuweisung kommen.
Wir haderten, wieder einmal, mit dem Stromanschluss, ständig funktioniert irgendetwas nicht, andere Dosen am Verteilerkasten probiert, am WoMo den Stecker entfernt und neu eingesteckt, das Kabel von der Rolle abgewickelt, an der Trommel andere Dose benutzt, bis Jola plötzlich signalisierte „Strom o.k.“. Aber warum und woran lag es? Als alle Aufbauarbeiten verrichtet waren….

Vier Badeseen in unmittelbarer Umgebung, fußläufig erreichbar. Die Rezeption öffnete wieder um 14 Uhr, dann würden wir uns anmelden. Bis dahin machten wir einen Abstecher zum Badeparadies, das man über das Campingplatzgelände erreichen konnte. Zwischen den Dauercampern wies ein Holzschild die Richtung. Ein Biotop durchschritten, schon eröffnete sich ein Ausblick auf den ersten See, parkende Blechlawinen, Sonnenschirme, Fitnessgeräte, Badetücher, Menschen Schatten suchend oder in der Sonne brutzelnd, gastronomische Betriebe ringsum verteilt, dort Schlange stehen für ???
Auffällig vielen Frauen mit Bikinis Marke „Ar… fressen Hose auf“.

Die menschliche Spezies kompakt, aber auf dem riesigen Areal teils tupfig verteilt. Alles wirkte friedlich, kein Gegröle, keine Streitereien, angenehm, oder lag es nur an der Hitze, die aggressives Verhalten abdimmte?
Die Golfanlage „Golfclub Donau“ gleich nebenan, zwei Plätze, 18- und 9-Loch.
Heute großes Turnier, von der Jugend bis zu den Senioren Teilnahme, wir wollten im Clubhaus Essen gehen, auf Empfehlung der Frau an der Rezeption des Campingplatzes. Leider nur zwei Tagesgerichte, wegen der Veranstaltung. Wir bestellten jeder eins davon. Jola hatte danach „Bauch“, legte sich danieder, ich strampelte einmal um die vier Seen, verwirrend die Wege.
Gegen 18.30 Uhr wagte ich mich an den nächstgelegenen See, und siehe da, die meisten Besucher waren heimgezogen, den See fast für mich alleine. Ca. 24°, oder mehr?

15.07.2024 Montag

Gerade fiel im Fernsehen der Satz „Es ist vorbei!“. Vorbei ist auch die Fußball-EM, manche Menschen finden das gut, andere sind vielleicht traurig, könnten das Bürger aus Großbritannien sein? Wieder nichts geworden mit einem Titel, was für ein Fluch. Böse Zungen behaupten, wären sie (die Briten) in der EU geblieben, dann hätte es möglicherweise geklappt, aber das ist Lesen in der Glaskugel.
Ich spielte heute meine erste Runde Golf nach mehr als 9 Monaten Spielpause, ein 9-Loch „Übungsplatz“. Der Golfplatz lag unmittelbar neben dem Campingplatz, mit dem Rad, das Bag geschultert, dorthin keine 500m. Mit unserem Gutschein vom Campingplatz gab es eine Ermäßigung von 20%, nettes Goodie. Zum Spiel allgemein: das 9-Loch-Spiel reichte fürs Erste vollkommen, nichts war besser oder schlechter an meinem Spiel als vor der neuen Hüfte, aber das darf auch als Erfolg verbucht sein.
Schwitzen gehörte auf der Agenda zu einem der obersten und umfänglichsten Tagesordnungspunkte. Mittags Kontakt zu Einheimischen bekommen, die öffentliche Waschmaschine sollte bestückt werden, war aber noch belegt. Münzen oder Chip für die Inbetriebnahme, die ersten Befragten gaben zu verstehen, sie bräuchten die Maschine nicht und wüssten deshalb auch nicht, was man einwerfen müsste. Sie seien aus Linz, 20 Km von der zu heißen Wohnung, der sie mit ihrem WoMo entflohen waren.
Zwei Ladies saßen im Schatten ihres Dauercampingareals und gaben sofort preis, 50 Cent-Münzen benötige man für die Bedienung der Waschmaschine, sie kramte in einer Geldbörse oder ähnlichem, tauschte mit mir Bargeldmünzen.
Die Maschine lief noch, am Display 29 Minuten, auf der Uhr des Gerätes zum Münzeinwurf stand eine „5“, die sich auf „4“ verringerte usw. Dann blieb die Maschine einfach (mit 24 Restlaufzeit) stehen. Eine in Bikini gekleidete ältere Dame erschien, schaute, steckte eine Münze ein und erzählte mir dabei, dass die Maschine manchmal Sachen machte, die denen der Beschreibung widersprüchlich seien. 24 Jahre campte sie hier schon, dann zog sie von dannen, ermutigte mich, meine Schmutzwäsche einfach dort liegen zu lassen, „Schmutzwäsche würde ja niemand mitnehmen, ha, ha, ha!“
Ich kam nach 25 Minuten wieder, zeitgleich mit der bikinibedressten Alten. Sie klaubte ihre Sachen heraus und überließ die Maschine mir. 4 Münzen warf ich ein, jede galt für 13 Minuten Laufzeit.
Jola kam aus Feldkirchen von Billa zurück, Einkauf erledigt. Wartezeit überbrückt mit einer Runde Badespaß. Nicht ganz so viel Publikum wie am Sonntag. Wasser noch einen Tick wärmer als gestern.
Nichtstun schien bei der stehenden Hitze die beste Beschäftigung, Jola wollte ein Schloss besichtigen, mir zu anstrengend, blieb beim Lesen. Später weitere Badeeinheiten, einmal den Weg zum Badesee bildhaft festgehalten….

Nichts Spektakuläres, aber ein ungewöhnlicher Weg. Wassertemperatur gegenüber gestern vermutlich noch um ein Grad gestiegen. Jola posierte neuerlich mit Badeschuhen…

Bei der dritten Tagesrunde gesellte sich ein Schwan zu den Badegästen, ihm schien das satte ungemähte Grün besonders gut zu schmecken…..

Einzelgänger offenbar, der sich von den umliegenden Menschen nicht aus der Ruhe bringen ließ.
Gegen 18.30 Uhr rafften wir uns zu unserer zweiten 9-Loch-Runde auf, war das zu viel Sport an einem Tag? Immer noch recht warm, standen wir fast allein auf dem „Übungsplatz“.

Besser oder schlechter als am Morgen? Egal, geschafft, die Runde und körperlich! Ich ging duschen, Jola schaute um die Ecke nach dem Heurigen-Lokal, offen oder geschlossen? Ein Getränk zur Auffrischung des Flüssigkeitshalthauses, speisen wollten wir doch lieber im WoMo.
Irgendwie, irgendwoher strömte Erkenntnis in mich, warum Menschen in südlichen Ländern bzw. dort, wo es heiß und die Luftfeuchtigkeit hoch ist, so phlegmatisch, stoisch-träge daherlebten. Morgen soll’s nach Linz gehen, nach rund 10 Km wird der Donau-Bus genommen (wenn Kapazitäten frei sind). Der schafft uns die letzten 10 Km bis ins Zentrum von Linz.

16.07.2024 Dienstag

Nachts, bzw. morgens gegen 04.30 Uhr schlagende Geräusche weckten mich (uns). Der Klang von Windböen suchte sich seinen Weg durch offene Fenster im WoMo, Sturm kam auf, sprich, die Markise in war in Gefahr. Schlaftrunken aus dem Bett ins Freie getaumelt, die Abläufe des „Einfahrens“ im Halbschlaf natürlich durcheinander gebracht, Hektik, aber alles heil eingefahren. Einschlafen funktionierte nicht gleich wieder, auch, weil andere Camper ähnlich an ihren Fahrzeugen rumorten.
Morgens dann beim Donaubus angerufen, für 10 Uhr Plätze reserviert, bedeutete: für die 10 Km bis Ottensheim spätestens 09.15 Uhr Abfahrt vom WoMo. Das klappte, danach allerdings „ging’s in die Hose“, falsch gelotst, Umweg gefahren, da half dann auch kein Tempo (> 25 Km/h) machen mehr. Am Wasserkraftwerk Ottensheim die Donauseite gewechselt (nächster Irrtum). Der Donaubus war nicht mehr rechtzeitig erreichbar.
Standen in Wilhering am Ende vom Ufer (hier ein Ortsteil) und sahen die Fähre…

….. deren offizieller Name Drahtseilbrücke lautete und erstmals 1871 in Betrieb genommen wurde. Warteten nicht aufs Übersetzen, fuhren weiter auf dem Donauradweg, noch eine unglückliche Entscheidung, denn die restlichen 7 Km bis Linz strampelten wir auf der Linzer Landstraße (B 127) entlang, links die braune Donau, in pulsierender Form überholten uns Autos und LKW. Vorweg, das, was wir von Linz „erfuhren“, im wahrsten Sinne des Wortes, wirkte nicht sehr radfahrfreundlich. Die Auffahrt zur Nibelungenbrücke schaffte wir hinauf, dann standen wir auf dem Hauptplatz, eins der „10 must seen“, mit seiner Dreifaltigkeitssäule.
Die Tourist-Info ebenfalls, untergebracht im Alten Rathaus, Schienen und Oberleitungen an zentraler Stelle deuteten auf „Straßenbahn“ hin……

…. diese hier ein antiquiertes Exemplar (die Linie 50), das auf den Pöstlingsberg hinauf fuhr. Nach der verunglückten Anreise nach Linz sollte ein Kaffee für Entspannung sorgen, dem Schild „Hofbäckerei“, das in die Pfarrgasse zeigte, folgten wir. Ich schauten hierhin und dorthin, sah….

…. Bruckner, hier wird ein Jubiläumsjahr gefeiert. Jola winkte, hatte die Hofbäckerei gefunden…..

…., nicht nur sie, auch englischsprachige Reisegruppen, wovon sich einige um den Verkaufstresen im Laden drängelten. Ein freies Plätzchen in dem nostalgisch beseelten Innenraum nahmen wir für uns ein…..

Zurück auf dem Hauptplatz sprangen mich vier übergroße Buchstaben an, eigentlich nur drei, L, N,Z und ein liegender Balken. Eine nette Idee, Touristen konnten durch persönliches Hinzustellen den Stadtnamen vervollständigen…

Ein hilfsbereite Frau lichtete uns gemeinsam als Doppel-I ab….

Linz versuchte es, wie andere österreichische Städte, mit Stadtbegrünung….

Nicht nur Bruckner kam hier in Linz zu Ruhm, auch Mozart, er schreib in nur drei Tagen seine Linzer Sinfonie.

Kurz bevor wir in der Klostergasse ans Mozarthaus gelangten, sah ich ein Schild an einem Haus mit dieser speziellen Eigenwerbung…

…. warum? Wer ginge zu einem in Ausbildung befindlichem Psychotherapeuten und lässt sich „einen Lebensentwurf konstruieren„? Quasi gegenüber dem Mozarthaus die Minoritenkirche. Warfen einen Blick hinein, es erklangen Orgeltöne, jemand übte…..

Später lernte ich noch Herrn Kepler kennen und erweiterte meinen Horizont mit dem Wissen, dass auch A. Stifter hier zu Hause war. Kepler begegnete ich in Form einer Nachbildung auf dem Schlossberg, auf den ich Jola, trotz Hitze und einem lahmenden Knies hinauf lotste. Kepler fand ich alleine….

Die lokale Sparkasse finanzierte diese Kopie 1971. Blicke vom Schlossberg…..

Es ward Zeit für einen Imbiss. Ich hatte bei meinen Recherchen die Tabakfabrik auserkoren, gelegen hinter dem Donaupark, dem Brucknerhaus, dem Parkbad, ehemalige, musste ergänzt werden. Lustige Gestaltung mit Sternzeichen einer Wanduhr…..

…. zur ehemaligen Tabakfabrik gehörend (hier noch nicht gewusst!).
Die Fabrik gelangte 2009 in Besitz der Stadt Linz, die den Kreativen eine neue Heimstatt bot. Unorganisiert wirkte das Areal, doch in einzelnen Gebäuden alles topp strukturiert. Die Linzer Brauerei seit 2023 ansässig hier, bot Tagesmenüs an. Schattige Außenplätze, ein leises Lüftchen wehte, im Hintergrund der Rohbau eines Hochhauses.

Liesl“ hieß das Lokal, nach einer Schönheitskönigin eines Schützenfestes benannt. Die Tabakfabrik, architektonischer Erschaffer war Peter Behrens, seines Zeichens Erfinder des Corporate Design, Bauhaus-Stil….

Innen im Untergeschoss ein größeres Fahrradgeschäft, ein Trödel-Café namens Kreislerin, betrieben von der Organisation Volksfriede…

Weitere Attraktionen (Lento-Museum bspw.) blieben aus Zeitmangel unbesucht, deshalb kehrten wir zum Hauptplatz zurück, Idee war, mit der Linie 50 zum Pöstlingsberg hinauf zu fahren. Alle 30 Minuten, dann 20 Minuten Fahrt. Es würde knapp werden, knapp, wenn wir mit dem Donaubus zurück fahren wollten. Wir suchten die Anlegestelle, die sich über die Nibelungenbrücke auf der anderen Seite der Donau befand. Reservierten telefonisch eine Mitnahme für 16.20 Uhr, Gedanke dabei, mit dem Rad auf den Berg zu fahren.
Ich komme zur Ausgangsaussage zurück, die Radwege in Linz eher schlecht, wenn vorhanden, schmal oder eben keine, so wie hier zum Aussichtspunkt. Abbruch, an der Donau eine Radlerrast, wir hatte ja nun mehr als genug Zeit fürs Pausieren. Die Pause kürzten wir insofern ab, als dass wir einen Donaubus früher nahmen. 50% Ermäßigung erhielten wir auf den Tarif, dadurch wurde die rasante Fahrt auf der Donau noch angenehmer…..

25 Minuten dauerte die ca. 10 km lange Fahrt auf der Donau gegen die Strömung bis Ottensheim.

Die Brüder Luger griffen einen alten Traum wieder auf und belebten die Donaufähren als „Bus-System“. 2017 bauten sie dieses Grundmodell (Foto von der Webseite) einer Schnellfähre auf der Basis eines Katamarans. Die Fährlinie zwischen Ottensheim und Linz eröffnete 2019 ihren Betrieb. 12 Personen, Fahrrad, Kinderwagen oder Rollstuhl dürfen mit transportiert.


Das war Linz an einem Tag, die Linzer Torte haben wir nicht gegessen. Von den Top 10 sahen wir: den Hauptplatz, Lentos Kunstmuseum, Schlossmuseum mit Schlossberg und den Donaupark mit dem Brucknerhaus, wenn auch fast alles nur en passant.

17.07.2024 Mittwoch

Erfrischend anders dieser Morgen, abgekühlt, nass hingen oder lagen abends aufgehängte Handtücher am Zaun, auf dem Alutisch glänzten kleine Wasserlachen. Zum Frühstück die beiden aufgewärmten Brioche aus der k.u.k. Hofbäckerei aus Linz auf den Tellern.
Heute der letzte Tag an den Badeseen von Feldkirchen. Etwas Entspanntes war mein Plan, hieß, Tour nach Bad Mühllacken und Aschach bzw. Hartkirchen. Bad Mühllacken warb mit dem „Curhaus“, eine Institution fürs Fasten und anderes Wohlbefinden, mit Kneipp, dem Kräutergarten der Marienschwestern, dem Naturschutzgebiet sowie dem Persenbachtal als Wanderparadies. Vermeintlich viel zu entdecken. die 4,5 Kilometer waren schnell bewältigt. Natur pur, nur unterbrochen vom Gewerbegebiet mit einer dominanten Plastik-Recyclinganlage. Der Ort beschaulich und zerstreut am Hang gelegen, zwischen etablierter Bauweise einige architektonische Neugestaltungen des 21. Jahrhunderts. Die Kneipp-Anlage entpuppte sich als Waldbad, hier auch der Ausgangspunkt zu den Wanderwegen ins Persenbachtal. Gut beschuhte Wanderer bereits auf dem Marsch. In schattiger Lage hinter dem Waldbad saß eine Ordensschwester auf einer Bank, schaute (herüber?), wiegte sich scheinbar in Geduld, hieß: bewegungslos dasitzend. Jola erhoffte sich ein gesundheitsförderndes Waldbad und wollte den Wanderweg mit dem Rad bewältigen. Das gelang nur auf einer kurzen Strecke, zu eng wurde es für Mensch mit Rad. Umkehr und Weiterfahrt nach Aschau.
Hieß, das stark frequentierte Nadelöhr „Donaubrücke“ musste überquert werden. Die zuletzt erlebte Ruhe war schnell aufgebraucht, doch die rund 350 m Brücke waren bald gemeistert. Aschach empfing mit seinem Friedhof, notgedrungen mussten wir daran vorbei, dann an der Donau Anlegestellen für Schiffe und eine langgezogene Straße mit historischen Häusern, Restaurants und anderen Geschäften.
Polizei, WC (von der Polizei bewacht?; oder hat die Polizei kein eigens WC?), Bäckerei Moser, die Pfarrkirche und Rathaus, alles an einem Fleck. Moser bot uns eine Pausenstation, wie auch anderen Nutzern des Donauradweges. Kuchen und Kaffee, trotz Selbstbedienung brachte die Mitarbeiterin uns alles nach draußen an den Tisch.

Netter Start für die Erkundung dieses „wohlhabenden Ortes“, reich geworden durch die räuberische Entgeltforderung an Donauschiffer, genannt Maut. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts nahm man durchschnittlich 7.000 Gulden ein, danach fiel das Recht einer anderen Stadt zu. Ob der Reichtum bis heute gehalten hat?. Manch Haus an der „Promenade“ ließ daran Zweifel aufkommen, indes boten andere einen gewissen aufgearbeiteten historischen Charme. Für mich ein Novum, an 10 Stationen eine sprechende Automatensäule, in Bild und Ton, die Auskunft über das jeweils gegenüberliegendes Haus gab. Wie z.B. dieses….

… beliebt bei hungrigen Radlern.
Jola zwischenzeitlich im Shop für Kreatives verschwunden. Die Apotheke, untergebracht in diesem blau eingefärbten Gebäude, …

…. obwohl mir den signifikante Kennzeichnung einer Apotheke im Außenbereich fehlte. Die sprechende und bildgebende Stele gab Auskunft über dieses Haus, sogar für Gehörlose in Gebärdensprache…

Überraschend bot Aschach mehr Sehenswertes als angenommen, insofern setzten wir die Entdeckungstour fort. Gut, dies Foto galt weniger Aschach, als der Dokumentation des Verlaufs des Donauradweges und des gegenüberliegenden Hotels (Faust)…

Ich kürze jetzt etwas ab, ich sah ein denkmalgeschützes Objekt, an dessen Fundament Hochwassermarken (1954 und 2013) angebracht waren ….

Das Objekt gehörte zu der nebenstehenden Villa Smattosch, die Ende des 19. Jahrhunderte erbaut wurde. Der Weg entlang der Donau bot spanische Zona Recreativa in Form von übergroßen Ruhemöbeln….

Am Ortsausgang ein Museum für Fisch und Schopper. Schopper, was sollte das sein? Nach (?) ist das das Stopfen von Schiffsplanken mit Moos.

Traditionelle Bauweise eines Holzschiffes, ursprünglich auf der Trau für den Salztransport eingesetzt.
Ein Kilometer, ausgeschildert der Weg an der Hauptstraße nach Hartkirchen. Dorthin zu fahren war mein Plan. Ein sportlich aussehender junger Mann, gerade im Ansatz ihn anzusprechen, fragte, ob er uns helfen könne. Tat er, indem er uns den Weg auf einem Nebenweg in den Ort wies. Hartkirchen im Modus Mittagszeit, kaum ein Mensch fußläufig zu sehen, nur Autoverkehr. Dann diese „Graffiti“…

Um die Ecke der Eingang zum Geschäft Ozlberger, davor ein Aufsteller mit der Aufschrift „Tagesgericht“, für den heutigen Tag „Puten-Curry“. Das Angebot kam gerade zur richtigen Zeit. Wir aßen draußen vor der Kirche, Backstage standen fünf luxuriös aussehende Grills. Vermutlich werden dort am Wochenende oder zu besonderen Anlässen die im Laden in Kühlschränken aufbewahrten Steaks auf das Rost gelegt.
In Alufolie gewickelt nahmen wir zwei Scheiben Leberkäse für den nächsten Mittagssnack mit.
Außer der den Ort dominant aufoktroyierten Industrieanlage der Firma Agrana, die Zucker und Stärke produziert, fiel uns nichts mehr auf. Wir überquerten neuerlich die Donaubrücke und fuhren auf dem Donauradweg zurück zum Campingplatz.
Ein letztes Bad im See.

2024 Österreich – auf nach Wien –

Wähle einen Tag: 03.07. 04.07. 05.07. 06.07. 07.07. 08.07.

02.07.2024 Dienstag

Wann hatten wir das letzte Mal einen ganzen Tag Regen? Gestern! Guter Boden, alles Wasser bereits wieder versickert, nur in einer kleinen Pfütze stand bräunliches Wasser, niemand könnte darin ertrinken. Das kleine Mädchen von unseren Nachbarn, gut geschützt in eine hochgeschlossenen Regenhose, nannte dieses Feuchtgebiet ihr eigen, bearbeitete den Matsch hingebungsvoll. Sie streckte mir ihre schwarzen 10 matschbehafteten Finger entgegen, brabbelte, auch wenn ich ihre Kindersprache nicht verstand, und strahlte mich dabei mit ihren leuchtenden Kinderaugen an. Später übte sie den Rückwärtsgang, versuchte auszuloten, wann sie hinterrücks umkippen würde. Im dritten Versuch fiel sie auf den Po.
Jola als heutige Frühaufsteherin war bereits eine Runde im See schwimmen gewesen, vom gestrigen Regen in die Traufe mit Zwischentrocknung. Wie sah sie aus nach Heimkehr aus dem Dauerregen?

Abfahrt um 09.35 Uhr, Feldkirchen, Klagenfurt, Graz, Autobahn meist gut zufahren, kaum Baustellen, dafür viele Tunnel. Dann in Bad Waltersdorf am Campingplatz um 12.45 Uhr angekommen, warten wegen Pausenzeit bis 14.30 Uhr. Genutzt für einen frischen Salat. Jola machte sich danach mit dem Rad auf, den Ort zu erkunden, ich widmete mich der „Hausarbeit“, außerdem ließ ich die Markise ein Stück zum Trocken heraus.
Pünktlich tauchte ein junger Mann auf und nahm meine Daten an der Rezeption auf, der Durchschlag des Anmeldeformulars war gleichzeitig die Gästekarte (die zum freien Eintritt im Freibad berechtigte). Platz 14, eben, fernsehempfangsbereit. Jolas Begeisterung vom Umfeld veranlasste mich, einen zweiten Tag zu buchen. Kaffee, Kuchen, den Jola mitgebracht hatte, erste Erholungsphase. Thermenlandschaft, zwei im Ort, eine Therme namens „Hundertwasser“ im Nachbarort Bad Blumau.
Jola bot sich mir als Fremdenführerin an, zeigte mir das, was sie bisher im Ort gesehen hatte. Adrett und aufgeräumt dürfte es treffend umschreiben, wie dieser Ort auf uns wirkte, außerdem müssen hier sportbegeisterte leben, so viele Sportanlagen nebst einem nahegelegenen Golfplatz. Impressionen….

„Trafik“, nichts zu tun hat das mit „Verkehr“, weil, vielleicht gedacht, englisch „traffic“. Ein Trafik wird von einem Trafikaten betrieben, wobei das /der Trafik ein Tabakladen mit Verkauf von Zeitschriften, Schreibwaren, Ansichtskarten und Fahrscheinen ist.
Eine Tourenkarten bot diverse Genussstrecken an, wir wählten eine Kurzstrecke namens Lucullus. Aus den 12 Kilometern wurden am Nachmittag ein paar mehr. Nicht schlimm, Maisfelder und Hügellandschaft ansehen und durchfahren, entspannte. Ein echter Österreicher half uns im heimischen Dialekt und Blick auf unsere Tourenkarte wieder auf den richtigen Weg.
Österreich im Fußballfieber, um 21 Uhr das Spiel gegen die Türkei, Rainhard Fendrich soll die Hymne „I am from Austria“ singen, ob es helfen wird?
Kurz nach 20 Uhr Aufbruch ins Nachbardorf, Leitersdorf, gehörend zur Marktgemeinde Bad Waltersdorf. Mit dem Rad die rund 3 Km rasch zurückgelegt, neben den obligatorischen Maisfeldern, jetzt die meisten Pflanzen schon gut einen Meter hoch, viel Anbau von Kürbis, alldieweil es überall auf den Hofläden Kürbiskernöl zu erwerben gab. Der Gasthof Seiler-Ziegler lag am Ende des Ortes, Autos standen vor der, ebenso Menschen, gekleidet in weißen Sporttrikots mit Bundesadler (Österreich), rauchend. Wollt’s ihr auch Fußball schaun? Innen Großbildleinwand, lärmender Ton, Speiseraum umgebaut, hier auch Mensch mit roten Trikots.

Wohlwollendes Nicken, wir platzierten uns neben dem Durchgang an einen Tisch, wollten ja noch etwas essen. Der Wirt, ebenfalls im roten Trikot und kurzer Hose, er bedauerte, Essen sei heute nicht geplant, eigentlich würde erst ab morgen wieder geöffnet, heute nur wegen F U S S B A L L.

Der Wirt

Dann, er hatte wohl Mitleid, bot er etwas an, dessen Name ich bei dem Lärm nicht verstand, Lángos, sprich Langosch, so erfuhr ich später nannte sich dieses offensichtlich in Fett (Fritteuse?) gebackene wurstähnliche Brotteil, in dessen Innerem sich Käse?, Schinken? befand und alles ziemlich heiß schmeckte. Putigamer, ein Bier aus Graz dazu. Es trudelten mehr Weiß- oder Rothemden ein, man gab sich Bussi oder grüßte sich auf andere Weise, man kannte sich scheinbar. Stühle wurden gerückt oder dazugestellt, dann endlich war es soweit, die Nationalhymne erklang und das SPiel begann. Wie ja im Nachhinein nun bekannt, manche saßen noch gar nicht richtig, da stand es 1:0 für die Türkei, deutlich leiser wurde es, Popcorn wurde auf die Tische gestellt (Trost?). Die vielen österreichischen Chancen brachten ein Auf und Ab an Gefühlsausbrüchen mit sich, für uns jeweils ein zweiten Bier. Wir freuten uns mit den Österreichern über das Anschlusstor, ich war sogar bis zum Schluss ein wenig angespannt und hätte gern den Ausgleich gesehen, aber war ja nicht. Die Stimmung im Lokal nach dem Aus weniger getrübt, als man hätte vermuten können. Nett war’s trotzdem.

03.07.2024 Mittwoch

Das Leben ging weiter, auch Österreich existierte noch nach dem Aus bei der Fußball-Europameisterschaft. Eigentlich ein ganz entspannter Morgen, um 08.10 Uhr hupte ein Auto, der mobile Bäcker war gekommen, die Menschen strömte, wie als wenn es zur Erneuerung ging.

Nettes Gespräch mit einem Ehepaar aus dem Allgäu, gerade frische Besitzer eines Euramobil Integra und Austausch von Informationen, was man halt so unter Wohnmobilisten zu reden hat.
Eindrücke vom Platz und den Sanitäranlage (Herren):

Toilettentüren
Rezeption (außen)
Unser Plätzchen

Eigentlich wollten wir gerade zu Jolas Wunschtour aufbrechen, da war der Strom im WoMo weg, gemerkt, weil die Abluft vom Kühlschrank so merkwürdig rauschte. Am Verteilerkasten ein Mitarbeiter mit Staubsauger, hantierte mit Steckern. Doch er hatte keinen gezogen. Tauschten einen Anschluss, keine Besserung, Test mit seinem Staubsauger, unser Anschluss hatte Strom, Sicherungskasten im WoMo aufgesucht, der gute Mann engagierte sich gleich als Reparateur, doch der Fehler ward nicht gefunden. Nachbar brachte anderes Kabel, dann schallte Jolas Meldung „Strom wieder da“ ums Chassis. Woran es gelegen hat, ein Spuk?
Wir nun auf nach Bad Blumau zur Hundertwasser-Therme. 6 Km, meist Landstraße, dann der Parkplatz für Tagesgäste, auf dem Wiesengelände die „Wassergöttin“

Umzäuntes Gelände, symbiotische Landwirtschaft stand auf Schildern an Pfählen. Joggerstrecke, dachte ich, später lernte ich, Marathonlauf, Oldies am Start. Das Äußere der landwirtschaftlichen Fläche in einem Rund mit Bäumen ein Keltischer Kalender (Sternzeichen gleich), natürlich suchte wir die uns betreffenden Bäume. Der Apfelbaum, er war der unsere, die Zeder, der unserer Tochter. Die aufgeführten Eigenschaften schmeichelten mir (uns), schienen aber im gegenseitigen Bestätigen größtenteils zutreffend.
Dann Rogners Wasserwelten, ein Weltunikat, hier das Werbeplakat:

Wir tauchten ein in die Welt, als wenn wir bei Hundertwasser persönlich zu Gast wären….

Längst nicht alles gesehen, beeindruckend, was hier vor ca. 27 Jahren entstanden ist.

Geothermie als Schlagwort. Initial, die wieder aufgenommene Förderung des 110° heißen Wassers, dass das Hotel mit Strom versorgt und dessen Wasser bei 85° die Heizung betreibt. Über Rogner lies hier weiter.
Dann kurz Bad Blumau angefahren, Jola im Hofladen kaufte Kürbiskernöl, was sonst! Der gute Herr Rogner im Zwiegespräch mit Herrn Hundertwasser, als Büsten…

… und wer steckt seine neugierige Nase dazwischen?
Mittagszeit, Jolas nächster Wunsch, im Gasthof Seiler-Ziegler speisen, hieß, bis spätestens 14 Uhr dort an einem der Tische zu sitzen. Hatten wir geschafft, aßen, welch Wunder, Kürbisschnitzel.
Noch zum Golfplatz, alles quasi „um die Ecke“. Feierabendtarif, günstig, gerade heute. Wetteraussichten ungünstig, Gewitterwolken nahten, also erst mal zurück zum WoMo.
Statt Golf, wurstelte ich am WoMo herum, räumte die Garage auf. Dann ging’s ins Freibad. Direkt gegenüber der Volks- und Mittelschule gelegen, wie praktisch für die Schüler, zum Schwimmunterricht nur über die Straße. Hier bereits Ferienzeit.
Wir, außer drei Bubis, die einzigen Gäste, das hatten wir noch nie, ein riesiges Schwimmbad nur für uns. Ungestörtes Bahnen ziehen, herrlich.

Bestätigung aus Wien erhalten, können einen Tag früher anreisen, also morgen geht’s nach Wien.

04.07.2024 Donnerstag

Für die Feier des Tages stand ich gegen 07.15 Uhr auf, packte eine Schere, schwang mich aufs Rad und streunte durch die Landschaft, auf der Suche nach Wildblumen. Nicht ganz so einfach in unbekanntem Terrain, aber ich fand genügend Pflanzen, die etwas von ihrem Bewuchs abgaben, wenn auch ab und an zögerlich. Mich wunderte der starke Autoverkehr so früh am Morgen um mich herum, egal, mein Strauß war nach 30 Minuten Sucherei komplett, sodass ich sogar auf den „Diebstahl“ einer ausgewachsenen Sonnenblume verzichten konnte. Am WoMo die Stängel zurecht gestutzt, den Strauß gewässert und auf den Tisch gestellt, dazu die Karte mit dem in Aquarell gezeichnetem Bulli.
Es wurde gepackt, der smarte junge Mann von der Rezeption klopfte, wollte gratulieren und überreichte eine Flasche Weißwein, welch Überraschung (sehr aufmerksam!).
Wie so oft, kam ich beim Abwasch mit einer Schweizer Frau ins Gespräch, so laut sei das Geschirrgeklapper immer, nicht wahr? Und schon war man im Austausch über woher / wohin und wie war es….. Später tauchte sie noch einmal bei uns am WoMo auf, „jetzt fiel es mir wieder ein, das Holstentor in Lübeck“, resümierte sie, daran erinnere sie sich.
Kurz bevor ich auf die Autobahn fahren wollte, die Verkehrsnachricht „bei Hartberg ein Unfall mit Beteiligung eines LKW, Autobahn gesperrt, für mindestens eine Stunde“. Suchte nach einer Alternative, die ich auf die Schnelle nicht fand. Einen Kilometer vor der Umleitung nach Hartberg Stau, mindestens 30 Minuten Verzögerung, bis wir abfahren konnten. Dann eine weitere Überraschung, im Ort St. Johann in der Haide der Firmensitz von Ringana (für unsere Freunde in Bad Schwartau bestens bekannt!), wenig Verkehr auf der Umleitungsstrecke. Ungefähr ab Wiener Neustadt vierspuriger Betrieb, merklich näherte man sich einer Millionenstadt mit großflächigem Gewerbegebiet. Um 12.15 Uhr den Campingplatz Neue Donau zielgenau erreicht. Rezeption, wie so oft, in der Mittagspause. Reservierungsschilder, unser Name nicht dabei. Trafen Mitarbeiter, auch in der Liste wir nicht zu finden. Müssten bis 13.30 Uhr warten, oder einen Platz wählen, der frei sei. So einen fanden wir relativ schnell, teils mit Baumbestand, Wasserstelle direkt davor. Installierten uns, alles prima. Das Rauschen der nahen Autobahn vertretbar, der Vorteil dieser Lage, wir würden schnell auf der Donau-Insel sein, mit gut ausgebauten Radwegenetzen, Bademöglichkeiten in der Neuen Donau etc. Anmeldung vollzogen, Jola ergatterte sogar einen Rabatt.
Mit Radwege- und Stadtplan bewaffnet starteten wir unser Wien-Abenteuer.
Schnell waren wir an der Donau, breite Radwege, Autobahnen gleich, nach einem Kilometer wechselten wir über das Wehr 1 auf die Donau-Insel, ein fast autofreies Freizeitbiotop mit regelmäßig angelegten Bademöglichkeiten, Rastplätzen. Rechtsseitig die offensichtlich neue und noch nicht ganz fertige Donau City….

An der Reichsbrücke verließen wir die Donau-Insel, fuhren quasi tunnelartig unter der Brücke hindurch, beste Aussicht auf die Donau und (?)…..

Heilige Franz von Assisi Kirche

Nach Überquerung der Donau galt es, sich auf den starken Verkehr zu konzentrieren, der ebenfalls auf den gut markierten und breiten Radwegen herrschte, auch weil es etliche sehr Eilige unter ihnen gab. Was suchten wir, das Lokal mit dem besten Wiener Schnitzel – Angebot, lokalisiert in der Bäckerstraße. Im Internet fanden wir, pausieren vom 01. bis 14.07., Pech gehabt. In der Praterstraße, ein ungewöhnlich ruhiger Abschnitt davon Einbahnstraße, Baumbestand Platanen, Außengastronomie, gut besucht, Plätze frei. Verzichteten auf Schnitzel, ließen uns im Café Ansari nieder, georgisch-orientalische Küche, wie wir überraschend aus der Speisekarte erfuhren. Georgische Gemütlichkeit im Service, es dauerte, bis die junge Dame mit einer Art Pippi Langstrumpf-Zöpfen kam, sonst in der Frühschicht, wie sie sich entschuldigte, als sie die Bestellung von „Pastis“ nicht verstand, bzw. davon noch nie gehört hatte. Jola begeistert vom georgischen Angebot, bestellte a la carte, ich wollte das Mittagsmenü, jedoch bereits „aus“. Wie zufrieden die Frau war ….

Dem zweiten Wunsch für Wien dienend, sollte es in die „Herrengasse“ gehen, die beste Sachertorte usw. Wir jagten durch die Häuserschluchten, bestaunten Prachtbauten, für uns noch namenlose Gebilde, oft an eine verlorene (Kaiser-)Zeit erinnernd. Die Innenstadt, alles von Rang und Namen (verzichte auf die Aufzählung) vertreten, die Eingangstüren oft wie Fort Knox bewacht. Nicht ganz so abgesichert ein Mitkonkurrent um die beste Sacher-Torte, die Hofzuckerbäckerei Demel, seit 1876 im Geschäft. Sittsam stellten sich die Genusssuchenden in der Schlange vor dem Eingang an.

Hohe Markt, Tuchlauben, Kohlmarkt, da standen wir vor dem Michaelertrakt der Hofburg….

…. und um die Ecke die Herrengasse mit dem Café Central (Sacher-Torte), Schlange davor noch länger. Tortenlos weiter durch die Großstadt, landeten am Rathaus im gleichnamigen Park. „Wien“ damit jeder weiß, wo er sich befindet, schriftlich!

Hier das Areal des sommerlichen Filmfestivals mit angeschlossener Public Viewing Area. Oktoberfeststimmung, u.a. schenkte Ottrakinger Brauhaus Hopfiges aus. Wir verließen diesen Bereich, daneben das österreichische Parlament….

…. wir wechselten in den Volksgarten, angelegt als Rosengarten, alles akkurat beschriftet. Mittig der Theseustempel…..

…. das junge Paar übte in inniger Zweisamkeit nach nicht hörbarer Musik Tanzschritte.
17.15 Uhr, eigentlich reichte es für den ersten Wiener Eindruck, wollten den Park verlassen, um zum Campingplatz zurück zu fahren, das Café Meierei hielt uns davon für einen Kaffee und ein Stück Torte ab. Das Stück Kuchen toppte unser bisheriges Höchstgebot (im niederländischen Bergen), Apfelstrudel, das Stück für 6,10 €, ein Melange für 5,90 €, eindeutig Touristenpreise, oder? Oder ist in Wien alles so teuer?

Der Heldenplatz

Heimfahrt über den Ring, Radfahren machte immer noch Spaß, trotz Gegenverkehr und Rasern.

05.07.2024 Freitag

Rotlicht in unserem Bad, morgendliches WC-Reinigen, Cassette leeren, danach Brötchenkauf im Camping-Shop, Stück 1 €, egal ob Kornspitz oder Croissant.
Wohin heute?, einige Wochenmärkte wurden als so interessant angepriesen, wir wählten den Besuch im Karmeliterviertel um die Haidgasse / Leopoldsgasse herum.
Die Hitzewelle rollte heran, insofern ward meist ein schattiger Weg gewählt. Wir landeten im Prater, nicht ausschließlich ein Vergnügungsgelände, eher ein riesiger Freizeitpark für sportlich Aktive und Ruhe suchende. Ein Stück der 4,5 km langen Hauptallee, ein Radweg par excellence, der durch den Park führt.

Wir wechselten an den Donaukanal, die Hundertwasser-Promenade, erkennbar an einigen nachgebildeten Stelen und einem bewachsenen Torhaus…..

Obwohl vor zig Jahren schon einmal besucht, machten wir den Abstecher (ca. 500m) und schauten uns Village und Haus noch einmal an. Überlaufener Shop, Café von einer Gruppe besetzt, Portugiesen, vor der Fassade mit Führerin, „Sch-Laute“.

Manch triste Straße in den Häuserschluchten wird offensichtlich nach und nach mit kleinen grünen Inseln verschönert….

Immer noch auf der Suche nach dem Karmeliterviertel radelten wir am Stadtpark vorbei durch kaum befahrene Nebenstraßen, landeten am Rennweg, entdeckten das Salm Bräu, ein Brauereigasthaus, wir legten eine Pause ein. Nebenan ein verstecktes Gebäude der Universität für Musik und darstellende Kunst, im Innenhof erklang aus einem Übungsraum „Geklimper“. Morbider Charme.
Jola aß Schnitzel, nicht vom Kalb, ich Knödel und Linsen mit Speck, ein Bier dazu. Danach wieder halb Wien durchkreuzt, um endlich den Markt im Karmeliterviertel zu finden. Leider, entgegen der Beschreibung in den Info-Materialien, kein Bauernmarkt mehr, nunmehr besetzt die festen Stände, Cafés und ähnliches. Ein bisschen alternativer Flair, individueller Einzelhandel, kleine Shops, Espressobar etc. Wandmalereien….

Ohne frisches Gemüse zogen wir zurück an die Donau und entdeckten dabei das Badeschiff…

Wenig später verabschiedete sich Jola, der Weg zum Zentralfriedhof erschien ihr zu lang. So unternahm ich einen 6 km langen Alleingang durch ein anderes Wien, es muss nicht als sozialer Brennpunkt bezeichnet werden, aber die Wohnsilos wirkten schon leicht abschreckend. Der Friedhof ein Stadtteil für sich, kilometerlange Marmor- oder Granitplatten, Gedenksteine, Skulpturen, Kunstwerke. Ich suchte Beethoven und Falco.

Dort von sich mehr Menschen aufhielten, dort muss Interessantes sein, und richtig, ich fand das Trio Strauss, Brahms und Beethoven……

…. und mich führte mein Navi mit Maps auch zu Falcos Ruhestätte, an der gerade vier Frauen sich ein Stelldichein gaben, mir dann freie Sicht für ein Foto gaben….

Der Stein selbst unscheinbar, kitschig, die Bezeichnung für das Grab, aber irgendwie auch rührend. Ein Gegensatz, der nicht größer sein könnte, die „normalen“ Gräber.

Beinahe vergessen, Udo Jürgens, seit 2014 verstorben, ihm ist hier ein Andenken gewidmet….

Danach ging’s nach Hause, zweimal wollte ich unsere Alkoholvorräte auffüllen, Pastis kaufen, das Getränk schien man in Österreich nicht zu kennen, weder bei Hofer noch bei Eurospar. Am Ende waren 40 Stadtkilometer abgestrampelt.

06.07.2024 Samstag

Von angekündigten 31° war am Frühstückstisch noch nichts zu spüren, dafür blies der Wind kräftig. Der ausgearbeitete Plan für heute lautete, neuerlich den Wochenmarkt im Karmeliterviertel, diesmal im Vollbetrieb, zu besuchen. Danach die Ausstellung im Albertina „Roy Lichtenstein“ ansehen und am Nachmittag zum Heurigen in die Weinberge (oder kurz davor), volles Tagesprogramm!
Los ging es wieder durch die Röhre über die Donau ….

8 Kilometer Stadttreten dann denn Markt erreicht, deutlicher Anstieg der Temperatur. Gemüse, Brot und Gebäck, Käse, das übliche, teils eigenproduziert, besonders fiel auf Bisonfleisch, 100,o Schinken, lockere 13.10 €, vier Leberknödel eingeschweißt 13,90 € die Steaks sahen so was von rot, zart und lecker aus, aber Mitnahme unmöglich. Das Markttreiben im Bild…

Einen Tag zuvor vermeldete ein Radiosender, dieser Markt hätte im letzten Jahr einen Besucherzuwachs von 70% gehabt, verständlich aus meiner Sicht. Gelungen die festen Marktbuden, Sitzgelegenheiten, dann die markisenartigen Überdachungen der Stände. Ein Plakat kündigte eine „Lange Nacht der Wiener Märkte“ an. Prima Idee. Die Marktbuden im Bild, hier die „bunteste“ von gegenüber, wo wir uns niederließen, die „Bude“ bot organic Kaffee und vegane Bio-Gerichte an, dazu war es für uns noch zu früh.

Wir ließen den Tag „laufen“, die Temperatur noch nicht auf dem Höhepunkt, jedoch so hoch, dass der Besuch im Albertina, gelegen am Burggarten, mit wohltemperiertem Klima (wegen der kostbaren Bilder) gerade recht kam. Touristischer Hotspot , Parkplatz der Fiaker. Die drei schwarzen Löcher Eingang zum Museum.

Besucherandrang, möglich, dass viele Menschen ähnlich dachten und der mittäglichen Hitze ausweichen wollten, oder doch alles Kunstinteressierte?
„Picctures at an exhibition“, ein ein Album aus dem Jahre 1993 von Emerson, Lake and Palmer, ich nenne es hier Bilder einer Ausstellung mehrerer Künstler. Zuerst Roy Lichtenstein:

Einer seiner bemerkenswertesten Statements war für mich: „Ein Großteils unserer Kommunikation wird von der Werbung bestimmt. Unsere gesamte Umgebung scheint von dem Wunsch beherrscht zu sein, Produkte zu verkaufen“.
Wie seine Arbeit begann:

Bilder von Menschen in einer Ausstellung:

Völlig anders die Sujets von einer ungarischen Künstlerin namens Eva Beresin, Entblößung, Überzeichnung, Verkehrung der Umstände und karnevaleske Züge zeichnen ihre Bilder und Skulpturen aus. Ein Bild, ein Werk, ….

Pu der Bär?

Hitzewelle, bis zur Öffnung des ausgewählten Heurigen-Lokal in Grinzingen in der Sandgasse war ausreichend Zeit, deshalb noch Shop-Besuch und Aufenthalt im Museums-Café. Wieso können Servicekräfte nicht aufpassen? Gemeint ist, es werden Kaffee und Kuchen bestellt, der Kaffee kommt, der Kuchen lässt auf sich warten, warten, warten. Immerhin wurde sich entschuldigt und ein neues heißes Getränk ersatzweise angeboten. Der Kuchen kam danach prompt. Jola bekam hier endlich ihre Demel Sacher-Torte, für schmerzlich teures Geld.
Ausgangsblick und Umfeld des Albertinaplatzes:

Zufrieden, ausgeruht, da freuten wir uns auf die restlichen 8 km bis zum Heurigen, zumal unbekanntes Terrain. Unser bevorzugtes Lokal wäre die Feuerwehr (Name identisch, aber nichts mit Löscharbeiten zu tun) gewesen. Die Buschenschänke öffnete erst um 16 Uhr, 3/4 Stunde Wartezeit war uns zu lang, 500 m weiter „Bach-Herigl“ bereits geöffnet.

Was nicht sichtbar, zwischenzeitlich trudelte eine japanische Busladung junger Männer und Frauen ein, die innen mit Sauerkraut und Volksmusik versorgt wurden. Unsere vegetarische Kost, frittiertes Gemüse und Spinattopfen, 1/8 Zweigelt und Kaiserspritz.
Rückfahrt auf der Donauinsel, dort bot sich entlang des Ufers freizügige Bademodenschau, Grillvergnügen, Badespaß, spielende Zweisamkeit (z.B. Schach) jugendlich freizügiges „Oben Ohne“. Für „heiß gelaufene“ Abkühlung durch Zerstäuber, die man anderenorts auch in ähnlicher Form u.a. in Lokalen sah ….

Andere Hitzedämpfer konnte man an solchen mobilen Verkaufsständen käuflich erwerben….

Die Neue Donau durch den Sturm für mich zu unruhig zum Baden, obwohl es genügend Möglichkeiten gab. Sonne satt, es reichte für heute…
Die ungefähre Tour vom heutigen Tage:

07.07.2024 Sonntag

Heute eine von den sieben Touren aus dem Heft „Wien Route – Wege, die Stadt kennen zu lernen“ ausgewählt („Innenstadt“). 1,5 Stunden waren für den fußläufigen Rundgang ausgewiesen. Ein kleiner Regenschauer bremste uns bei der Anfahrt mit dem Rad an der Aspernbrücke bei der Urania, einem Kino, aus. Publikumsverkehr, an der Tür ein Schild „Auftakt Konzert“. Der Hinweis etwas verwirrend für Besucher, über einen Nebeneingang gelangten wir ins Kino, Kindervorstellung „O wie schön ist Panama“. Eine Mitarbeiterin komplimentierte uns hinaus, mit dem Hinweis, der „Mittlere Saal“ befinde sich am anderen Ende des Gebäudes. Saal wie in der Lübecker Musikhochschule. „Auftakt“, der Name des Ensembles. Alles Streicher/innen. Sibelius, Chopin und ein etwas in Vergessenheit geratener polnischer Komponist standen auf dem Programm. Am Pult eine Dirigentin, die im 2. Stück auf am Flügel saß.

Wir verließen nach einer Stunde, zur Pause, den Saal, spendeten 12 Euro in die Hutkasse. Regen vorüber. Weiterfahrt, aufgefallen war das Gebäude, das mehrere Bundesministerium beherbergte…..

Nebenan das Museum MAK mit Shop und Lokal….

Eingangsbereich Museum

Essen war nicht möglich, alle Plätze reserviert. Interessante Ausstellungen, aber wir wollten heute „kein Museum“.
Quasi um die Ecke der Stadtpark, Besuch, aber hier hieß es Räder schieben….

Lassen wir die Büsten der berühmten Musiker im Park stehen, unabgelichtet. Einen Kilometer weiter „parkten“ wir die Räder in der Schwarzenbergstraße, dort aßen wir auch im orientalischen Restaurant Sesch Besch. Bedeutung: ein Spiel ähnlich dem bekannten Backgammon, allerdings nach archäologischen Funden deutlich älter.

Alles prima!
Das Terrain, der 1. Bezirk (so werden die Stadtteile genannt), gespickt mit den touristischen Attraktionen, Neue Burg mit Heldenplatz, Hofburg, Albertina, Burggarten, Burgtheater, Rathaus, Staatsoper, Stephansdom, um nur die Wesentlichen zu nennen. Wir starteten am Albertina, schoben uns darum herum in den Burggarten, überraschend auftauchend hinter den gewaltigen Gebäuden. Die Orangerie mit dem darin beheimateten Palmenhaus, gut besucht….

… wir blieben auf dem Rundgang, der Park in der Mitte, hier die Burg von hinten….

Relaxt sieht das alles aus, war es auch, trotz der vielen Touristen, die sich jedoch meist im weiten Rund verloren.
Der Heldenplatz, quasi auf der Rückseite der Burg …

Erzherzog Karl Reiterstandbild

… im Hintergrund nach dem grünen Volkspark das Neue Rathaus. Noch einmal „Rosen“ anschauen, 3.000 Sorten soll es im Volkspark geben.

Auf dem Rathausmarkt immer noch das Filmfestival, ….

…. ohne Filme tagsüber, wie ich aus dem Programm im Internet erfuhr. Aber ein Ottrakringer Bier gönnten wir uns auf die Schnelle. Füße erlahmten langsam, was noch fehlte war der Stephansdom. Kaum runter vom Platz, wieder fast allein in den Straßenschluchten der Nebenwege, ups, dann wieder rummelig am Stephansplatz. Drängelei am Eingang zum Dom, noch mehr, am Ausgang. Mich gruselte innen, blieb gleich im hinteren Bereich und dankte dem Heiligen Raphael, der offensichtlich den Besuchern den Weg weisen wollte….

Chanel, eins der „preiswerten“ Geschäfte in der Bogner Gasse, brauchte – im wahrsten Sinne des Wortes – Unterstützung und erhielt sie von…..

Tippelten danach zu unserem Ausgangspunkt zurück, zum Restaurant Sessch Besch. Flugs die Beine auf die Pedale gehalten und ab ging es zum Campingplatz zurück.
Polizei, auf Motorrädern, sperrten den Parkring ab, uns auf der Straße entgegenkommend ein Demozug, buntes Outfit, wummernde Musik, nackte Haut, wogende Brüste, exaltiertes Gehabe, Sambamusik ….

Divers ist anders

08.07.2024 Montag

Schlecht geschlafen, überhitzt?, überanstrengt? Ruhiger Angang des Tages, nasse Wäsche vom gestrigen Waschgang aufgehängt. Karlsplatz, Otto Wagners Wienzeilenhäuser, Secession waren die Stichworte für unsere „Jugendstil-Tour“.
Die Französische Botschaft, erkennbar an der wehenden Fahne, das imposante Gebäude am Schwarzenbergplatz, ein Jugendstiljuwel (so getextet in der Broschüre) …

Zentral auf dem Platz, neben dem Mahnmal für die gefallenen russischen Soldaten zur Befreiung Wiens 1945, der Hochstrahlbrunnen …

1873 für rund 285.000 Kronen errichtet, zählt 365 kleine Springbrunnen im äußeren Rand, einen für jeden Tag, sechs Springbrunnen für die Wochentage, 12 hohe Strahlen symbolisieren die Monate, 24 niedrige die Stunden, 30 innere die Tage eines Monats. Ob man es hier alles erkennt, bleibt dem Betrachter überlassen. Zum Karlsplatz nur wenige Hundert Meter, imposant ragte die Kirche am Platzrand in den Himmel, die rechte Seite eingerüstet, deshalb nicht mit fotografiert.

Die Besteigung der Kirche wäre möglich gewesen, 9,50 € Eintritt hielten für unangemessen. Suchten die Häuser von Otto Wagner, das Grätzel (Stadtteil) hier bestimmt durch individuelle Geschäfte, es fehlte Begrünung, wie andernorts so oft schon gesehen. In der Schleifmühlgasse ein Flecken zum Ausruhen, außerdem ein Ort zum Büchertausch……

STELLDICHEIN

Landeten danach am Naschmarkt, unangenehme Klientel, aufdringliches Feilbieten von Waren. Bloß schnell einmal durchgehastet. Die Häuser immer noch nicht gefunden! Ersatzweise diese hübsch restaurierten Häuser…

Ich spare mir hier das Kreisen, hätte ich Augen hinten gehabt, hätte ich die Häuser früher entdeckt. Leider boten die Häuser keine ausreichend schönen Motive durch das umgebende Umfeld, doch das Majolika-Haus mit seinen Keramikfliesen musste ins Bild…

Ob es in den Wohnungen in diesen Häusern ebenso schön ist, wie diese von außen aussehen? Zwischenzeitlich ward es drückend schwülwarm geworden, fanden (an einer der lautesten Straßen, wie ich später feststellte) einen Demeter-Laden, der Mittagstisch für 13,50 € anbot. Alternatives Publikum, täglich frisches Sauerteigbrot wurde zudem offeriert. Jola entdeckte eine güldene Kuppel, ich versäumte den Blick dahin. Wie sich herausstellte, gehörte die Kuppel zum Haus der Wiener Secession, die ohnehin noch begutachtet werden sollte.
Es ist Montag, Museen und andere Kulturstätten, auch hier in Österreich, geschlossen. Da blieb nur das Foto der Hülle…

Jola ließ mich am Gebäude zurück, sie wollte auf dem Naschmarkt ein Produkt kaufen, das sie zuvor dort probiert hatte. Langeweile, umgeschaut, geknipst, was vor die Linse kam….

Danach zu heiß, Jola verweigerte meine Tourführung, brauste, der Meinung, sie führe über den Ring, nach Hause. Folgte mir nicht mehr zum Park Belvedere.
Fahrrad fahren verboten, also schieben.
Was gab es zu sehen, Parkanlagen, Ursprung aus dem 17. Jahrhundert, das Schloss (Eintritt), ich befand mich im Unteren Belvedere….

Wahrscheinlich benutzte ich den Kreisel für Fahrräder ein letztes Mal….

Wieder auf dem Campingplatz vereint, wurde der auf dem Naschmarkt gekaufte Gugelhupf angeschnitten. Danach entledigte ich mich des Tagesschweißes unter der Dusche. Ein letzter Ausflug entlang der Donau, die Copabeach, die Hochhäuser, Badestellen, ich badete in der Donau, wenn auch nur kurz, steiniger Untergrund, deshalb die Schuhe anbehalten und später ausgezogen und als Paddel benutzt. Jola folgte später…

Das Freizeitangebot entlang der Donau überwältigend, u.a. dieses Gerät, mit dem man über USB sein Handy aufladen kann, vorausgesetzt, man tritt ordentlich in die Pedale….

Vergnügungssuchende konnten hier wählen, an welchem Ufer sie sich amüsieren, baden oder essen wollten. Ein Steg verband das Ufer mit der Donauinsel….

Oberhalb des Vergnügungssaumes entstand die neue City……

Nicht ganz so publikumswirksam wie am Copabeach ging es am Insel-Grill von Toni zu. Ideale Lage direkt am Radweg, rustikale Hütte, Biergartenatmosphäre. Bratwurst und Bier / Radler zum Wien-Abschluss.

2024 Österreich – Ossiacher See –

25.06.2024 Dienstag

Die Nacht war für mich um 06.30 Uhr vorüber. Erstaunlich gut hatte ich die lange Fahrt überstanden. Einen kurzen Gedanken verschwendete ich an den gestrigen Fußballabend mit dem Spiel Kroatien gegen Italien, bei dem am Ende 8 Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden. Kroatien führten 1:0 und wäre für das Achtelfinale qualifiziert gewesen. Es waren noch gut 30 Sekunden zu spielen, da schoss Italien den Ausgleich und war somit selbst eine Runde weiter, während die Kroaten am Boden zerstört und nun ausgeschieden waren. So schreibt sich der Fußball selbst seine schönsten / traurigsten Geschichten.
Die von gestern aufgezogene Bewölkung hatte heute Bestand, auch noch beim Frühstück draußen unter ausgefahrener Markise. Nehmen wir das heutigen Angebot, ein Bustransport der Räder nach Italien in den Ort Tarvis, an? Von dort würden wir dann mit dem Rad nach Villach zurückfahren.
Erkundeten das weitläufige Campingplatzgelände, sahen die Badestelle, gingen in den Spar-Supermarkt das Angebot sondieren, sogar ein kleines Sortiment vom Fritz-Berger-Shop war vorhanden.
Wir wagten einen Ausflug Richtung Ossiach, doch schon nach knapp 2 Km tröpfelte es zunehmend. Ohne Regenkleidung unterwegs, deshalb umgekehrt.
Ich nutzte die Zwangspause für eine handwerkliche Reparatur im WoMo, ein Schranktürscharnier war ausgeschlagen, die Schrauben ließen sich nicht mehr festziehen. Mit Handbohrer und hilfsweise Akkuschrauber schaffte ich Platz für eine Gewindeschraube nebst Mutter. Schweißtreibende Angelegenheit, zudem auf Knien und mit dem Kopf im Schrankraum hantierend. Aber ich hatte fertig!
Und die Sonne schien wieder, deshalb Aufbruch, jetzt andere Richtung, nach Villach.
Radwege, wir waren von denen an der Markkleeberger Seenlandschaft etwas verwöhnt und tadelten die schlechten hier; außerdem hätte die Ausschilderung besser gestaltet werden können. Immerhin ausreichend, denn wir fanden das Zentrum von Villach und die Information, die sich direkt neben der Stadtbrücke (älteste Kärntens) befand. Radfahrer allerorten, meist Mountainbiker. Mit Stadtplan bewaffnet zogen wir los, über die Brücke schob ich uns in die Lederergasse (älteste Zunftgasse)….. bunt – in luftiger Höhe – gestaltet durch Sonnen- / Regenschirme…….

Die Drau, drückte bei Hochwasser ihren Pegel mehrfach so hoch, dass diese Gasse jedes Mal in Mitleidenschaft gezogen wurde (Pegelstände an Hauswänden gaben dazu Zeugnis ab).
Beidseitig der kaum befahrenen Gasse ein bunter Ladenmix, doch die meisten Geschäfte geschlossen, es herrschte Siesta.
In der Fußgängerzone hingen statt der Schirme eingefärbte Strohsäcke oder etwas ähnliches. Die Pflastersteine erinnerten an unser Lübeck, Steinbruch.
Am Wahrzeichen Villachs, der St. Jacob Stadtpfarrkirche, ein Café namens „Latte„, dort gemütliche Gartenbank und studentische Bedienung. Kuchen exquisit, Erdbeerkuchen fast ohne sichtbare Erdbeeren, Jola hat’s gemundet. Ein Blick ins Innere durchs Fenster….

So viel Herzlichkeit….. über die Offenherzigkeit einer Servicekraft fällt der Mantel des Schweigens. Wär’s meiner Hüfte besser gegangen, vielleicht hätten wir dann die 239 Stufen im Kirchturm erklommen.
Taperten weitere auf dem Stadtplan vermerkte Sehenswürdigkeitspunkte ab. Dazu brauchten wir lediglich bis zum Ende der Fußgängerzone zu gehen……

Am Platz des 8.-Mai diese Bronzestatue eines Trachtenpaares, Verweis auf Villachs Tradition und Brauchtum. In zentraler Lage ein imposantes Gebäude, raumgreifend, das Park Hotel, so der ehemalige Name. Das Hotel brannte 2015 ab, beherbergt heute ein Café und Veranstaltungssäle (Bamberg), hier ein Rückansicht…

Bewölkung nahm zu, die Luft wurde schwüler, wir dachten, besser den Rückweg antreten. Fast fiel ich über diese Figuren, die den öffentlichen Raum offensichtlich kreativ gestalten sollten. Man kann Figurinen nicht nur mit Scherben bekleben (nur für Insider!), sondern auch Second-Hand-Kleidung anziehen….

Zum Schluss ein Blick von der Stadtbrücke auf die Drau….

Heimradeln funktionierte etwas leichter, Beschilderung besser sichtbar, nass wurden wir, wenn auch nicht klitschnass.

26.06.2024 Mittwoch

Nachts des öfteren das typische Klackern von Regentropfen auf dem Dach des WoMo. Es hatte sich abgekühlt, doch Frühstück wieder outside. Seeumrundung hatten wir uns für heute ausgeguckt. Frühzeitiger Aufbruch ausgebremst durch heftigen Schauer. Deshalb Hausarbeit, Duschkabinenboden gesäubert; dazu musste das Lattenrost entfernt werden. Nicht so einfach, erst die Türen nach innen klappen, nur dann ließ sich das Lattenrost gekippt herausnehmen. Staub und ähnliches, angesammelt im letzten Jahr, ließen sich aufwischen.
Die Sonne wagte sich vor, mal abwarten, wie lange das anhält….. Uns geht es momentan jedenfalls besser als Urlaubern am Lago Maggiore, dort waren Teile einer Autobahn von Starkregen weggespült worden und nun mussten diese Heimreisenden alle durch den Gotthardtunnel fahren.

Nun, bis nach 11 Uhr mussten wir uns gedulden, Regen auch hier. Dann Aufbruch, den Ossiacher See umrunden, 29 Kilometer waren dafür angekündigt. Der Radweg führte stetig an der L49 entlang, auf der wir die Orte Ostriach, Ossiach und Alt-Ossiach durchfuhren, in Ossiach kurz an den See abbogen und einen fotogenen Springbrunnen auf einer kleinen Anhöhe entdeckten. Bis ich zu meinem Foto gelangte dauerte es, denn eine Großfamilie knipste in unterschiedlichen Konstellationen die Angehörigen, brabbelten dabei in einer Sprache, die mir so fremd war wie das Arabische oder Japanische.

Zum Rest der Rundfahrt bleibt anzumerken, schlechter Radwegbelag, desaströs wäre der richtige Ausdruck. Campingplätze reihten sich wie Perlen aneinander, kaum Abwechslung, Kultur und Rastmöglichkeiten begrenzt, wenn eine „Bude“ in Sicht, diese geschlossen. Fazit: Einmal kann man „rumfahren“, das reicht dann auch.

Rest des Tages am WoMo verbracht, Jola war einmal im See baden.

27.06.2024 Donnerstag

Heimische Brötchen, also österreichische, kamen heute auf den Frühstückstisch, frisch aus dem Campingplatz-Supermarkt. Der österreichische Nachbar begann seine Sachen zu packen, „der Urlaub sei zu Ende“, so kommentierte er. Bis nach Hause ins Salzkammergut (der Ortsname war für mich unverständlich) seien es nur 150 km, wir wünschten eine gute Heimfahrt, als wir zu unserer Tour auf dem Drauradweg starteten. Die Strecke bis Villach jetzt vertraut und ohne Inaugenscheinnahme von Richtungsschildern absolviert. Die sonnige Wetterlage schien etliche Radfahrer zusätzlich auf die Piste gerufen zu haben. Umso gefährlicher war es jetzt, die Landschaft eines Blickes zu würdigen, weil im Sekundentakt uns Radler entgegen kamen. Der Seebach rauschte, im wahrsten Sinne des Wortes, der Drau entgegen, um sich in ihr zu ergießen. In Villach ein Stopp am Kongress-Center, eine Runde auf den wippend federnden Ruhebänken zu chillen.

Die Draubrücke in Villach von unten

Ohne festes Ziel setzten wir unsere Tour an der Drau auf dem Radweg fort, verließen Villach alsbald und sahen das erste Wasserkraftwerk, das die Stadt mit Strom versorgte. Die Drau floss milchig grün dahin, meist durch Heckenbewuchs lückenhaft sichtbar. Das Landschaftsbild grün, oft dunkelgrün durch Nadelwald an den Hängen. Nach 3 Kilometern ein riesiges Werk (Röfix AG, Zement, Estrich, Mörtel), es wurde „stiller“ auf dem Drau-Radweg, weniger Verkehr. Ein weiteres Kraftwerk, wieder eine Schleuse geöffnet, aus der sich Wassermassen erbrachen und danach kurz aufschäumend weiterflossen.

Weißenstein, ein Ort der mittlerweile auf den grünen Radhinweisschildern auftauchte, ihn wählten wir als Zielort aus, rund 28 km sollten für eine Strecke erst einmal reichen. Über den Damm, 2,3 km bis zum Dorf-Café, so die Hinweistafel. Ein bisschen im Kreis an bewirtschafteten Feldern vorbei gefahren, den Bahnsteig überquert, im „Zentrum“ angekommen. Zwei Personen saßen vor dem Eingang, rauchten. Nebenan die Gemeindebücherei, davor ein leerstehendes Geschäft, ehemals eine Bankfiliale, geschlossen, auch der Geldautomat „außer Betrieb“.
Die Speisekarte übersichtlich, wir tendierten zum Topfenstrudel und einem „Verlängerten“. Beides passabel, und gar nicht teuer. Ich kam mit dem „Wirt“ (ob es einer war, unbekannt) ins Gespräch, über die Bahnverbindungen, dann über die Lage des Lokals. „Etwas abseits für die Radler auf dem Drau-Radweg„, meine Feststellung als Frage. Ja, hier kämen nur „Verirrte“ oder „ganz eiserne“ vorbei, zumindest seit eine Zuwegung verlegt worden sei. Wir gehörten zu den „ganz eisernen“.
300 Seelen besaß der Flecken, so eine Mitarbeiterin, aber die gesamte Gemeinde zählte zusammen 3.000. Und ja, der Bürgermeister säße hier im Ort, die Antwort auf meine Frage.

Der „Wirt“ nannte uns noch eine „kürzere“ Route, um zum Ossiacher See zu kommen, wir hörten zu, verstanden, aber nicht alles. „An der Bank links, dann die Straße“ (nicht viel befahren, ja welche?) und irgendetwas mit Kara….?. Wir wählten allerdings die Variante „Zugfahrt nach Villach“ und begaben uns zum Bahnsteig, probierten den Ticketautomaten, gerieten verzweifelt in die Versuchung „Schwarz zu fahren“. Konsultierten einen Einheimischen, der zwischenzeitlich seine Fahrkarte gekauft hatte und der uns am Automaten assistierte. Tatsächlich fanden wir dann gemeinsam unter der Rubrik „Vergünstigungen“ (meine Umschreibung) unsere Erlebniscard, klickten diese an, mit dem Ergebnis „kost nix“. Kurz darauf trudelten die drei Schienenfahrzeuge ein, am ersten das Mitnahmezeichen für Fahrräder. Viel Zeit blieb nicht, um einzusteigen. 12 Minuten, dann erreichten wir bequem den Hauptbahnhof von Villach, eine gute Entscheidung, die Bahn zu nehmen!
Wir waren zurück, in der Fußgängerzone bei St. Jakob, hier heute ausgiebig Kunsthandwerk ausgestellt, Töpfermarkt. Meine Fußkrankheit trennte mich von meiner Frau, sie wollte fußläufig „Töpferkunst“ begutachten, ich suchte radfahrend ein Restaurant für ein Mittags-Lunch.
Nach meiner Einschätzung besitzt Villach zwar Potenzial, hatte aber offensichtlich Nachholbedarf in Sachen Angebot. Trotzdem fand ich ein akzeptables namens „Rainer„, seines Zeichens Konditorei und Restaurant, und gleich danach auch meine Frau an einem Stand. Ich zeigte wohin es gleich ginge, besorgte noch schnell beim Bäcker Brot.
Just zurück, waren alle Außenplätze belegt, zwei leere Tassen an einem Tisch deuteten auf Aufbruch hin, es wurde gerade kassiert, „man möge sich etwas gedulden„, so die Nachfrage, ob man sich schon setzen dürfe. „Wir „geduldeten“ uns. Das Mittagsmenü, Jolas Wahl, war „aus“, es war kurz vor 15 Uhr. Alternative wurde gefunden, und verspeist. Manko hier am Platze, ein Schreikind, an unserer und einiger anderer Gäste Schmerzgrenze sein Aufmerksamkeitsgehabe.
Gesättigt die Rückfahrt angetreten, wieder mal die Frau unterwegs verloren, aber am WoMo wieder vereint.

28.06.2024 Freitag

Irgendwie hatten mich die gestrigen 48 Kilometer geschafft, um 8 Uhr hörte ich Geschirrklappern, wovon ich aufwachte. Wunschwetter, Sonne, Wolken zogen wie von einem Band gezogener Wattebausch über den See. Wünsche waren heute angesagt, und zu erfüllen: Auf den Berg sollte es gehen, trotz dickem Knie durfte ich mich dagegen nicht wehren. In Annenheim mit der Gondel hinauf auf den 1.911m Gipfel Gerlitzen. 6 Kilometer, an der Landebahn der Paraglider vorbei, die heute scheinbar ideale Wetterbedingungen fürs Luftsegeln vorfanden. Ein gelber VW Bus transportierte regelmäßig vollbepackte Menschen zur Talstation Kanzelbahn. Sie sahen aus wie Hochschwangere, soweit sie ihr sackähnlich verpacktes Segel vor dem Körper trugen. Wir irrten, unsere Erlebnis-Card galt für diese Gondel nicht, beim Scannen erschien die Meldung „kein Leistungsbezug“ (oder ähnlich). Wir mussten zu Kasse zurück und den vollen Betrag bezahlen. Kamen Personen mit „Gepäck“, war die Gondel quasi besetzt, einige stellten sich auf eine Personenwaage, Gewicht prüfen (wahrscheinlich, um nicht das maximale Transportgewicht einer Gondel zu überschreiten). Die Auffahrt gemächlich, lang andauernd.
An der Bergstation Sonnenschein, ca. 20°, wir blieben, wanderten! (ich) zur Kanzelhöhe, dachten bei der Gastwirtschaft (Edelweisswirt) gäbe es Speisen und Getränke und eine Bergsicht, doch weder noch, da erst ab 15 Uhr geöffnet. Einzig Positives, mein Marschieren klappte besser als vermutet.
Nach Rückkehr zur Bergstation Auffahrt zum Gipfel.

Kühler hier am Gipfel, neben den Wanderern waren die Paraglider deutlich in der Überzahl, die selbsternannten Packesel steuerten eine bestimmte Stelle am Berghang an, der sich in der Nähe des Deutschen Turms befand. Hier breiteten sie ihre aus Nylon bestehenden Tragflächen aus und rüsteten sich für den Abflug. Bevor ich mich diesem Spektakel widmete, musste ich dies, einem Vulkanausbruch ähnelnden Wolke fotografieren….

Wir sahen Menschen beim Start zu…

….. blickten vom Deutschen Turm bis zum Wörthersee und ins Umland….

Diesige Luft beeinträchtigte diese Bildaufnahme (ich verzichte auf Photoshop oder ähnliches). Dafür gelangen Selfies wesentlich besser…

Wobei anzumerken bliebe, mein kopfmäßiges Outfit ist dem Fehlen meiner Mütze geschuldet und stammt aus der Corona-Ära, als man Schutzmasken noch selber nähen und nutzen konnte. Im Gipfel-Restaurant Selbstbedienung, wir orderten 2 Tiroler Leberknödelsuppen zu je 7 €. Hinter dem Tresen brüllte ein bulliger Typ durch einen Verschlag unsere Bestellung lauthals weiter. Wenig später stellte er uns zwei runden Suppenschüsseln mit einem Knödel darin auf den Tresen. Wir aßen unseren Leberknödel im Innenbereich. Aufgewärmt, wir, von der Suppe, machten danach einen letzten Rundgang am Gipfel und wie man sieht, wir fühlten uns gut….


O.k., genug von Starts und Flug der Paraglider sowie der Berglandschaft gesehen, zudem zog es sich am Himmel zu. Abgang, Fahrt zurück ins Tal.
Ich alleine zurück zum WoMo, Jola wollte nach Villach.
Ich, Badehose an, an den See, mutig ins Wasser, Überraschung: gar nicht kalt, ideal für Warmduscher.

29.06.2024 Samstag

Heute ward es heiß, sowohl beim Wetter stiegen die Temperaturen tagsüber steil an, als auch bei den deutschen und dänischen Fußballfans, denn am Abend fand das Spiel um den Einzug ins Viertelfinale statt.
Uns hatte das Bahnfahren vorgestern mit der ÖBB gefallen, a. weil für uns kostenlos, b. weil Züge sauber, pünktlich und modern ausgestattet waren. Um das weitere Umfeld von Villach zu erkunden, sollte es nach Spittal am Millstätter See gehen (uns mit dem Rad für eine Hin- und Rücktour zu weit). Die 12 Km vom Campingplatz bis ins Zentrum waren nun schon Routine, am Hauptbahnhof nach den Abfahrtzeiten gesucht, die digitale Tafel verwirrend, weil links ein Standbild mit Zielbahnhof und rechts ein rotierendes Bild mit den Zwischenstation, sodass man als Unkundiger niemals wusste, was zum Zielbahnhof gehörte. Auf dem analogen Plan keine Angabe zu den Bahnsteigen. Also ab ins Reisecenter und einen jungen Mitarbeiterin hinter dem Schalter befragt. Erkenntnis: der Zug Richtung Spittal führe auf Gleis 7 um 10.54 Uhr, das war genau die Uhrzeit, an der der Zeiger auf meiner Uhr gerade vorbeigezogen war. Nächster Zug in einer Stunde! Zeit für einen zweiten Kaffee, den wir bei Bernold einnahmen, das direkt an der Draubrücke im Schatten lag. Wir nahmen neben einer Bronzeskulptur platz, die uns irgendwie aus der heimatlichen Gegend um Mölln bekannt vorkam…..

Der Beweis für den Leser, dass ich auch da war…..

Der König und sein Narr…..

Die eine Stunde Wartezeit war mit einem Verlängerten Braunen und Geplundertem Gebäck schnell überbrückt. Rechtzeitig am Bahnhof und am Bahnsteig, Nr.7 war mit Fahrstuhl erreichbar, stand auf der Anzeigetafel irgendetwas Slawisches, Abfahrtzeit 12.53 Uhr, kein Zug mit Abfahrtzeit 11.54 Uhr mit Zwischenziel Spittal. Auf dem Nachbarbahnsteig ein Mann mit Warnweste, gehörig zum Bahnpersonal. Ich versuchte über die Gleise hinweg eine Kontaktaufnahme mit der Frage „dort geht der Zug nach Spittal?“, was mir nickend bestätigt wurde. Noch bestand keine Zeitnot, also wieder mit dem Fahrstuhl hinab und, ja, leider nicht (mehr) mit dem Nachbarfahrstuhl hinauf. Eine Umbaumaßnahme zwang zum Handanlegen, sprich, auf der Schiebeschiene an der Treppe die schweren E-Bikes hinauf hieven. Jolas Glück, der Mann in der Warnweste eilte herbei und trug ihr das Rad auf den Bahnsteig hinauf. Bei mir schob er lediglich hinten am Gepäckträger „ein bisschen nach“. Wir erhielten den Hinweis, der Zug stünde schon bereit, also einsteigen, Räder sichern, hinsetzen, abwarten. 3 Minuten Verspätung, verzeihlich, da ruckelte es einmal kurz, kein Pfiff vom Zugbegleiter am Bahnsteig, der Zug fuhr los, kein quietschen, alles gut. Die meisten Haltestellen Bedarfshaltestellen, hieß: Ansage auf Deutsch und dann auf Englisch (Bedarfshaltestelle = on demand), man müsse den „Halte….(vergessen!)“ an der Waggontür drücken. Nach ungefähr 30 Minuten stiegen wir in Spittal aus, die Bahnhofshalle verlassend, schlug uns eine schwüle Hitze entgegen. Den Weg auf der Bahnhofstraße in den Ort zu finden fiel nicht schwer, gegen die wabernde Hitze anzukämpfen jedoch war anstrengend. Da kam der Stadtpark mit reichlich hohem schattenspendenden Baumbestand und reizenden Blumeninseln, Skulpturen, dem Schloss-Café usw. gerade recht…

….. und wieder, wie bei uns schon fast üblich, eine Hochzeit, laut hupendes Auto-Corso umrundete den Stadtpark.

In der Information, direkt in den Gemäuern des Schlosses Porcia (angeblich zählt es zu den schönsten Renaissancebauten südlich der Alpen) einen Stadtplan besorgt (wozu eigentlich?, wir wollten doch direkt zum Millstätter See). Aber es hatte sich gelohnt, eine engagierte junge Mitarbeiterin stürzte von ihrem Schreibtisch an den Tresen herbei und spickte mich mit sämtlichen Attraktionen des Ortes, in einem typischen heimischen Dialekt, den ich – leider – kaum verstand, sie trotzdem freudig ansah und ihr interessiert zuhörte.

Schreibpausennotiz: Nun (während ich das bis hier schrieb) läuft das Fußballspiel und hier ist P A U S E ….
Und nun (etwas später) ist beim Fußball Zwangspause, Grund: Gewitter über dem Stadion.

Für uns schien vor dem Abstecher zum Millstätter See ebenfalls eine Pause angesagt, Hunger und Durst….. Eine Bäckerei namens Hattenberger am Hauptplatz 21, typbedingter menschlicher Lokalkolorit an den Tischen vor dem Laden. Freundlich bot man uns an, nach Wahl Brötchen zu belegen. Nur ein Kornspitz noch, dürfte es auch etwas anderes sein, bspw. mit Kürbiskernen? Ja!
Prickelndes Mineralwasser namens Römerquelle, grüne Glasflaschen, deren Form auch Milch als Inhalt vermuten lassen würde.
Ich fragte nach dem kürzesten Weg zum See, sie holte sich für die Auskunft Hilfe von einem der lokalkolorierten Gäste am Nachbartisch. „I kann kan englisch!„, im Background. „Macht nix, das san Deutsche!„, so die Wirtin. Ein Mann trat an meinen Tisch, suchte seine Lesebrille, erklärte, wo es lang ging. Aufbruch, ein weiteres Highlight aus der Broschüre „Sehenswert“, der Malbaum, auf dem Weg aus Spittal hinaus…

4 Kilometer an der vielbefahrenen Bundesstraße 899 gefahren, unser Bereich zum Rad fahren kaum 50 cm breit. Rechts recht stürmisch floss das Wasser der Lieser in Gegenrichtung durchs Tal. Weg vom Straßenlärm gelangten wir in den Ort Seeboden, malerisch am Rande des Sees, im Wasser eine Nixe (?) mit ? in der Hand….?

Die Freude über eine Wegstrecke abseits von Autolärm und Gestank hielt nur begrenzt, denn Seeboden endete bald wieder und es ging an die B98, die den See umrundende Schnellstraße, immerhin hier ein getrennt geführter Radweg mit Blick auf den See und hügeliges Panorama. An vielen Stellen Bademöglichkeiten, wenn auch oft eine Art von spanischer „Zona Recreativa“, heißt, direkte Lage neben der Schnellstraße. Den Erholungssuchenden scheinbar egal, andererseits waren Zugänge mit Holzzäunen verbarrikadiert, privat und separat wollte man sein. Blick auf ein Landschaftspanorama von Millstatt, das ich von der Südseite aufnahm…., aber dazu später.

Vom See Stimmen, die von Schwimmenden herüberhallten, kurz zuvor dümpelten auf dem Wasser drei Spiegeleier…. „Hot water“.

Rund 10 Km kurvten wir am See entlang, begleitet von Motorradlärm und beschleunigenden Autos, mal ging es sanft aufwärts, mal rollerten wir gemächlich in den nächsten Ort. Zu Millstatt sei anzumerken: bei der Durchfahrt fast als mondän zu beschreibende Außenwirkung, alles wirkte etwas eleganter, teurer, ein grünes Schild wies zum Golfplatz.

Stift Millstatt

In Dobriach erreichten wir das Ende der Nordseite, hätten, nach unserer Vorstellung und Absprache, nach Ferndorf zur Bahnstation abzweigen müssen. Sahen die Straße, den Anstieg, ich sah Jolas Gesicht an, die Höhenmeter schaffe ich nicht mit der Akkuladung. Auf rund 2,3 km wären rund 250 Höhenmetern auf normaler Straße zu bewältigen gewesen. So wählten wir die Route am Südufer zurück bis Spittal.

Schattig, ein erster Vorteil, wo die Sonne gegen 14.45 Uhr vom Himmel brannte. Breiter Schotterweg, nicht ungefährlich, just dann, wenn es mit Geschwindigkeit eine Anhöhe hinab ging. Jolas Ladezustandsanzeige neigte sich weiter dem vorletzten Balken zu, verhieß nichts Gutes. Um es abzukürzen, nach einer ca. 8 km langen Mountainbikestrecke erreichten wir wieder den Ort Seeboden, einmal ein Bergweltfoto zum Abschied……

…. ob der Großglockner zu sehen ist, keine Ahnung. Irgendwo sah ich ein Verkehrsschild mit dem Hinweis „97 Km“.
Nun blieben noch die vier Kilometer an der Bundesstraße bis Spittal entlang der Lieser, zum Glück seicht abwärts. Ein EisladenIl Gelato“ in der Bahnhofstraße bot sich für einen Stopp an, die Eiskugeln sollten Abkühlung verschaffen. Jola bekam mehr „Kugel Eis“ für ihr Geld, weil der Verkäufer großzügig auf die Aussage “ X Km zurückgelegt zu haben“ reagierte.
Wieder mussten wir länger auf die Bahn warten, eigentlich, doch ein Zug mit Ziel „Friesach“ kam just auf dem Gleis 1 an, mit Zwischenziel Villach Hbf. Für uns geschundene Radfahrer die Erlösung, Einstieg, Räder anschnallen, hinsetzen, aus dem Fenster gucken. In Villach gleich auf unseren Nachhauseweg an der Draubrücke abgezweigt, Jola bereits voraus. Wasserspiele auf der Drau aktiv……

Unten bei der Location Radbutler wieder eine Hochzeitsfeier, was bedeutet das bloß?, immer wenn wir unterwegs sind……

Jolas Heimfahrt endete ca. 500m vor dem Ziel, der Akku war leer, die Beine müde, der Hintern….., sie schob ihr Rad nach Hause.

Ich bestellte im Restaurant auf dem Campingplatz eine Pizza, mir drohte der Servicemitarbeiter mit einer sehr langen Wartezeit, ja wie lange denn, ja, sehr lange, ja, was hieße das denn nun, ja, 30 Minuten, eine Stunde….
Ich bezahlte, erhielt einen Abholschein und fuhr zum WoMo. Kaltgetränk gemixt, dann unter die Dusche, Jola hing erschöpft „in den Seilen“. Nach 30 Minuten Fahrt zum Restaurant, Eingang abgesperrt, alle Außenplätze besetzt, „was ich denn wolle„, herrschte mich ein Mitarbeiter hinter der Absperrkette an. Pizza abholen! Am Tresen innen, Zuständigkeitsgerangel, bis eine junge Dame meinen Abholschein entgegennahm, erklärte, die wäre doch schon lange fertig und nach draußen ging, mir einen Pappkarton in die Hand drückte.
Pizza lauwarm, das Geld nicht wert, aber wir aßen trotzdem mit Appetit, fieberten dem Fußballspiel entgegen.

30.06.2024 Sonntag

Trotz der gestrigen Strapazen durch andauernde Hitze und die lange Radtour (69 Km) sowie die Tortur mit den vielen Videobeweis-Entscheidungen beim Spiel Deutschland gegen Dänemark hatte ich gut geschlafen, keinen Sonnenbrand nirgends und spürte keine „neuen Muskeln“, sprich Muskelkater.

Holte, gegen 8 Uhr, wie so viele andere Camper, Brötchen beim Bäcker im Supermarkt des Campingplatzes. Der Frühstückstisch gedeckt, da rollte Jola sich aus den Federn. Gemächlich bereiteten wir unseren Ausflug auf die Burgruine Landskron vor.
Beim Abwasch kam ich mit der österreichischen Platznachbarin ins Gespräch, sie bereiteten sich auf die Heimreise vor. Eingefleischte Camperin sei sie, von Kindesbeinen an, schon mit den Eltern. Ihren Mann musste sie erst „bekehren“; ausgebauter Bus, dann zu klein für „mit Kind“, seitdem mit Wohnwagen unterwegs. Ja, die Ostsee, die sei toll, da hätten sie im letzten Jahr einen super Urlaub verbracht. Usw., sie seien aus Linz, es lägen ca. 4 Stunden Fahrzeit vor ihnen….. Schöne Heimfahrt…..

4 Kilometer waren es bis zur Mautstelle im Ortsteil Landskron, an der ein Schild „Mopeds / Fahrräder verboten“ hing. Also nicht mit dem Rad bis zur Ruine hoch, auch gut, dann eben wandern. Mit Stöcken bewaffnet, ich zwei, die Frau einen, marschierten wir los. „30 Minuten“ stand auf dem gelben Wanderschild, der Weg bog gleich von der Straße hinauf in den Wald ab. Schmal und steil, die Seiten des Weges ziemlich frisch gerodet, offensichtlich mit schwerem Gerät, Äste, Baumteile und Schutt lag am Wegesrand, teils noch auf dem Weg. Spanisch sprechende Menschen überholten uns, ich alter Mann schob mich mühselig voran, aber es ging erstaunlich gut, kein Wackelknie, kein ernstzunehmender Schmerz.
Asphalt latschen auf den letzten Metern, dann der Eingang zur Ruine, An diversen Stellen die Schilder mit den QR-Codes für die Entrichtung der Parkgebühren. Als erstes hinter dem Burgtor gleich der Restaurantbetrieb, günstig gelegen die burgrandnahen Tische und Bänke mit Blick auf Villach, den Ossiacher See und die Berge in dunstiger weiter Ferne. Wenig Besucher zu dieser Tageszeit, Jola wollte nach dem anstrengenden pausieren und ließ sich an einem der Tische nieder, ohne mich, ich zuckelte hoch zur Adlerarena, dort ein Gehege mit Gänsegeiern. Darin einige Exemplare, die in Nischen hockten, Brut betreuten oder sich einfach „putzten“…..

Für mich schien dieses Gehege als ein „Anfüttern“ für die eigentliche Show zu dienen, deren nächste Vorführung um 13 Uhr beginnen sollte. Eintritt mit der Erlebnis-Card leider nicht kostenlos. „Dressierte Adler fliegen sehen“ war ohnehin nicht mein Ding. Das vorgelagerte Imbiss-Areal wie ein Biergarten ausgerichtet, Angebot und Preise entsprechend. Überteuert! Kehrte zu Jola an den Tisch mit Aussicht zurück, die korpulente Bedienung erschien und fragte meine Wünsche ab, die ich nicht hatte. Dafür vom Rand der Ruinenmauern netter Ausblick….

Villach in nahe Entfernung
Westlicher Teil des Ossiacher Sees nebst Seebach

Viel durfte man von der Ruine nicht frei besichtigen, darunter u.a. die kleine Kapelle, ich verzichtete auf Bildhaftes.
Damit jeder weiß, wo wir uns befinden (Land!)….

…. passend dazu das Rot meines Rücksackes.
Jola empfahl die Asphaltstraße zu gehen, Grund: nicht so unwegsam und steil. Für mich trotzdem anstrengender, weil andere Muskeln sich etwas gegen den Rhythmus des hinabführenden Ganges verweigerten bzw. schwer taten. Innerlich stolz über meine Wanderleistung erreichten wir unsere Räder an der Mautstelle. Das Essen gehen in Villach ließen wir ausfallen, am Himmel dunkle Wolken, windig ward es, unsere Markise schien in Gefahr, sprich; lieber Heimfahrt zum Campingplatz, um Hab und Gut zu sichern.
Relaxen am WoMo, Schlaf nachholen, spät ein Bad im See, kein Regen, kein Gewitter, aber wer kann das schon exakt voraussagen.

Planungen begannen für die „Zeit danach“, hieß nach Ossiacher See. Graz und Wien waren disponiert, Graz stieß auf vehementen Widerstand der Frau, Wien wurde akzeptiert, Luxusplatz war angefragt und angeboten, heute bestätigt. Linz, Jolas Wusch sollte Berücksichtigung finden, und dann der Attersee.
Schönen Abend noch…..

01.07.2024 Montag

Der Besuch am Faaker See fehlte uns noch, um unsere Seeradtouren zu komplettieren. Aber es sollte nicht sein, heute war Regentag, den ganzen Tag über.
Anfangs die Zeit für Recherchen zu Aktivitäten in und um Wien genutzt, wohin wir uns morgen orientieren wollen.
Mittags ergriffen wir die Gelegenheit, vom Hendl-Stand am Campingplatz zwei Halbe Hähnchen zu besorgen und mit Pommes zu verspeisen. Eine kecke Amsel auf der Suche nach Nahrung, einen Regenwurm bereits im gelben Schnabel, näherte sich völlig frei von Ängsten, pickte kannibalisch Reste vom hingeworfenen Hähnchen auf. Ob selbst verspeist oder dem Nachwuchs gewidmet, wir erfuhren es nicht.

Ungewohnt, nach Tagen in dünnem Hemd und kurzer Hose wieder Langhose und Jacke tragen zu müssen. Besser aber so, als mit Löchern im Wohnmobildach, verursacht durch 7 cm große Hagelkörner, wie gestern in Niederösterreich in mehreren Gemeinden passiert.
Der Campingplatz befand sich durch den Regen bedingt in einer gedämpften Ruhephase, nur ausnahmsweise stob ein Kind mit Fahrrad vergnüglich durch eine oder mehrere Pfützen. Ich gab nach dem Espresso eine Lesestunde, las Jola aus dem Roman „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ 35 Seiten vor, dann versagte die Stimme, brauchte eine Pause.

2024 Österreich – Anreise durch Deutschland –

21.06. 22.06. 23.06. 24.06.

Gute Vorbereitung, gutes Wetter, los ging es gegen 09.30 Uhr. Schnell noch vorbeugend eine Diclofenac fürs malade Knie eingeworfen, dann gleich die Anweisung des Navis an der ersten Ampel ignoriert und zur Auffahrt Genin gefahren. Die Autobahn tatsächlich einmal überschaubar, im wahrsten Sinne des Wortes, denn es herrschte nur geringe Verkehrsdichte. Vergebens hielt man Ausschau nach Baustellen, ein seltenes Ereignis auf deutschen Schnellstraßen. Erst die letzten Kilometer vor der Abfahrt Phöben durch Verengung von zwei auf eine Spur zähfließenden Verkehr, das war aushaltbar. 13.30 Uhr Ankunft am Campingplatz Blütencamping, Mittagspause an der Rezeption bis 14 Uhr hier. Pumpernickel mit Frikadelle und Käse als Snack zur Wartezeitüberbrückung. Warm sollte heute abends gegessen werden, frisch vom heimischen Grill. Kurz nach unserer Ankunft standen bereits vier weitere WoMos hinter uns in der Warteschleife.

Ich war pünktlich vor Ort, als die Rezeption öffnete und erledigte die Anmeldeformalitäten schnell, buchte gleich vorsorglich für zwei Tage, wenn’s Wetter gut bliebe, würde man sicher eine Erholungspause nutzen wollen.

Tatsächlich durfte ich mich auf den gleichen Platz (Nr. 8 ) wie im Vorjahr stellen. Längsseits standen wir etwas über auf den Nebenplatz, egal dachten wir (spät am Abend kam der Platzwart und bat uns um ein Stückchen Vorrücken, „aber das hat Zeit bis morgen“).

Plan, gab es nicht, Richtung hieß Werder, bekannt war, Kopfsteinpflaster erwartete uns auf der Inselstadt, wir aber hart im Nehmen duldeten die Schütteltour. Stopp hinter der Inselbrücke bei der Landbäckerei Kirstein, wo „Brötchen nach alter Art“ gekauft wurden. 50 Meter weiter gegenüber der Hintereingang zum „Gewölbe“, unserem „Stammkuchenhaus“, gleichzeitig auch biologischer Kaffeelieferant, weil Kaffeerösterei.

Wie immer, buntes Allerlei als Interieur, Ausstellungsbilder an den Wänden erinnerten an J. Meese, Striche, Kreise, Farbkleckse, wie von Kinderhand gezeichnet.

Ließ mir 250,o Sonntagskaffee für den Handfilter mahlen, zum Mitnehmen.

Die Frau sprach „ich folge dir“, auf der Uferstraße…. Über den Panoramaweg, linker Hand stets die Havel, umrundeten wir durch eine Kleingartenkolonie einen Teil der Inselstadt. Jola stoppte nach Kopfsteinpflastertortur an der Kirche Heilige Geist, wollte das Innenleben besichtigen.

An der Bockwindmühle vorbei durchs Mühlenbergviertel zurück zur Inselbrücke. Neuer Plan, zum Wachtelberg, Wein trinken! Route dorthin, Achtung, die richtige, nicht vergessen. Falls ihr dem Blog nicht ständig folgt, beim letzten Mal sind wir Kilometer am Ziel vorbeigefahren. Passierte uns diesmal nicht, deshalb das Ziel „Straußwirtschaft Weintiene“ schnell erreicht. Leider geöffnet erst ab Freitag. Durch den Weinberg, jede Reihe eine andere Rebsorte. Zurück am Campingplatz, setzten wir unsere Radtour fort Richtung Ferch. Radwege teils ebenso schlecht wie in Schleswig-Holstein. Wechselhafte Eindrücke von Land und Leuten, Kleingartenidylle löste neue Prunkvillen ab oder umgekehrt, aber überall Wasser. Den Japanischen Bonsaigarten ließen wir diesmal aus. Im Restaurant Am See eine Hochzeitsgesellschaft, feierte im Freien.

Rückkehr, unterwegs am Straßenrand an einem Stand Erdbeeren erstanden.

Auf dem Campingplatz wurde der Grill angeworfen…..

Am Ufer des Campingplatzes ein Selfservice für SUP, im Wasser tummelte sich eine Bisamratte (Nutria), ohne Hast schwamm das Tier und futterte dabei Grünzeug von der Wasseroberfläche. Im Biergarten bot man drei Gerichte, jeweils für 13,50 €, an, Schnitzel, Leber oder Zander, alle mit Bratkartoffel. Buntes Treiben um die nebenan liegende Gaststätte. Der kleine Strand mit Badestelle am Abend unberührt, verloren lag ein Paar Badeschuhe im Sand. Jola testete Wasserqualität und -temperatur.

Ein Becher Rotwein, das Mückenlicht auf dem Tisch, lauschten wir nach Rückkehr am WoMo dem Stimmengewirr aus den umliegenden Bäumen. Ich lud mir eine Vogelstimmen-App herunter….. erstes Ergebnis: Singdrossel, ob es richtig war, ich habe es nicht überprüft.

Jola klagte über unruhigen Schlaf, weil das WoMo offensichtlich schief stand und sie befürchtete, ins Nirwana zu kullern. Morgens bot ich ihr meine Koje an, ich hatte keine nächtlichen Wegrollgefühle. Ab 07.30 Uhr durften die Frühstücksbrötchen abgeholt werden. Keine Tüte auf unseren Namen. Die junge Dame bot mir eine ohne Namen mit richtiger Anzahl an. Gehaltvoll, titulierte Jola, nach nachgeholtem Schlaf noch ohne erkennbare Pupillen, die Brötchen.

Nach dem Frühstück parkte ich das WoMo um, sprich, einen Meter vor, damit ich richtig auf „unserem“ Platz stand. Das Umfeld scheinbar überwiegend noch im Ruhemodus, ausgenommen Hundebesitzer, und eine Raucherin, die aushäusig am Wohnwagen auf der Anhängerdeichsel saß und paffte.

Bewölkt, mit Neigung zu Regen, es tröpfelte kurz, sollte aber bis nachmittags trocken bleiben. Unwetter waren dann angekündigt. Wir bevorzugten den geteerten Radweg entlang der B1, meist guter Belag!

In Potsdam landeten wir zunächst am Brandenburger Tor ….

…… dort auf dem Luisenplatz, Public Viewing, Großbildleinwand, Reihen voller Stühle, keine Zuschauer, noch nicht, oder heute vielleicht auch überhaupt nicht, wegen Unwetterwarnung. Am Rande ein „Scherbenbildnis“….

…. untertitelt mit „Einladung – Drei Königinnen zu Besuch“.

Durch die Fußgängerzone die Räder geschoben, Straßenbelag zunächst ähnlich marode wie in Lübeck in der Breite Straße, aufgemerkt!, aber auch hier wird neu (und schön) verlegt. Teppichmatten waren in regelmäßigen Abständen am Rande ausgelegt, farbig markiert dazu das heutige Datum. Auf dem Teppich jeweils ein Pappschild „Open Stage“, was wohl musikalische Darbietungen verkünden sollte. Die gab es an einer Straßenecke bereits…..

….sanfte, groovige Klänge aus Saxophon, begleitet von der Akustikgitarre. Ich warf 1 € ins Säckel. Danach eilten wir zum Museum Barberini, in dem es die Hasso Plattner Sammlung zu besichtigen gab, Hauptthema „Impressionisten“. Hatten wir Glück?, an der Kasse keine Warteschlange, Tickets sofort, auch beim Einlass keine Verzögerung.

Modigliani, Sisley, Monet und „Konsorten“ auf drei Etagen. Impressionen von den Impressionisten:

Links ein Bild von Klimt, das „zum Vergleich“ gehängt war. In der Mitte eins von Modigliani (Sitzende Frau), der nach dem 1. Weltkrieg „eine neue Kühle“ in seine Malerei gebracht hatte. Beide Bilder entstanden in etwas zur gleichen Zeit. Rechts das Bild eine Gartenszene (1881) aus Trouville von Caillebotte.

Blick aus dem Museum über den Alten Markt

Wir besuchten den Staudengarten auf der Freundschaftsinsel, die wir über eine Fußgängerbrücke erreichten, drückend schwül war es zwischenzeitlich geworden.

Traten nach Umrundung langsam den Rückweg an, ins Unwetter wollten wir auf den 12 Km nicht geraten, fanden jedoch noch Zeit für ein leichtes vegetarisches Mittagessen im Ricciotti im Hinterhof vor dem Nikolaisaal in der Wilhelm-Staab-Straße.

Vor der Menüwahl…..

Es tröpfelte von oben, wir erreichten unser WoMo just vor dem extrem einsetzenden Regen. Anders als angekündigt blieb Hagel und Sturm aus, sogar die Sonne ließ sich wieder blicken. Wir gönnten uns ein Abschiedsbier im Biergarten, Jola eine Berliner Weiße in Rot. Kurz nach 20 Uhr räumte man hier draußen die Sitzkissen ein, innen putzten man die Fritteuse, Feierabend, ein bisschen früh für Mittsommer, oder?

Regen, auf dem Weg zur Dusche, zum Brötchen abholen, zum Fahrrad einstellen, zum Stromkabel einrollen, bei der Abfahrt, unterwegs. Teurer Aufenthalt, für zwei Tage über 107 €, dafür wünschte mir die Dame an der Rezeption mit den langen Fingernägeln eine schöne Heimfahrt und bat, bald wieder zu kommen.

Autobahn fahren kann auch „Spaß machen“, zumindest war es ein entspanntes Fahren. An der Abfahrt Dessau-Ost verließ ich die Autobahn, Tanken und Ad Blue auffüllen, die Tankstelle hatte ich mir von der letzten Tour (günstig, obwohl Markentankstelle) gemerkt. Ad Blue aus der Zapfsäule, leider den falschen Hahn (für LKW) gegriffen, da tröpfelte das durchsichtige Gemisch in meinen Kanister. Aus dem Hahn für PKW entlockte ich gar nichts. Musste direkt in den Tank einfüllen. Der Magnetverschluss des Zapfhahnes haftete nicht am Plastikkanister. Erstaunlich viel passte in den stationären Behälter.

Gegen 12 Uhr Ankunft am Markkleeberger See auf dem Neuseenland Camping. Die Rezeption im Shop rechts, anachronistisch, ähnelte einem illegalen Wettbüro. Der leicht rundliche Mann mit sächsischem Akzent bat mich Platz zu nehmen, schaute in sein Reservierungsbuch, fragte meine Daten ab, füllte ein Formular aus, unterbrach mich bei Zwischenfragen, erst sei er dran, ich solle erst einmal „runterkommen“, und wenn er fertig sei, dann dürfe ich ihn alles fragen. Sympathisch, wie er besorgt um das Wohl seiner Gäste war. Er brachte mich selbstredend persönlich zum schönsten Platz am Ort.

Das Gelände des Campingplatzes erinnerte ein wenig an die Anfänge des „Zeltens“, Abwasch draußen, zwar überdacht, aber eben den Naturgewalten ausgesetzt, Plätze nicht nummeriert, cool irgendwie, unkompliziert, und für 35 € alles inklusive, auch die Kirschen an dem Baum an unserem Platz.

Der gute Mann an der Rezeption erklärte mir den Lageplan, den er mir außerdem als analoges Exemplar an die Hand gab. Kanupark, eine der modernsten Wildwasserarenen in Europa, ……

……breite, geteerte Radrundwege um den See, für die Kleinen ein Modellbaupark.

Der See eine Bergbaufolgelandschaft (Fachvokabular), ein künstlicher See mit einer Tiefe von 58 m, einer der Neuseenlandschaft. Er entstand zwischen 1999 und 2006, ab dem Jahr durfte die Öffentlichkeit in benutzen. Strand, Beachvolleyball, Surfen, Baden, Trimm-Dich-Geräte, Fischbrötchen, groß und lecker, ein Ersatz für ein Mittagessen. Auf einer Bank nahm neben uns eine Frau mit Eisbecher Platz, von der erhielt ich Tipps für „Kaffee und Kuchen“. Wir umrundeten den See (ca. 8 Km), sahen Kühltürme in der Ferne rauchen (Braunkohlekraftwerk?), Sperrgebiete (Bergbaugebiet), Weiden für Bisons, aber keine Tiere, einen unfertigen Bergbaupark, und viele, viele Rennradfahrer. Einen Teil des Weges am Nachbarsee Störmthaler abgefahren. In Markkleeberg selbst waren wir nicht, dafür wieder am WoMo, und zwar mit zwei Stück Schmandkuchen mit Aprikose und einer Ruhepause. Besuch Leipzig ließen wir aus…. Später Tour nach Markkleeberg, gleicher Hinweg, aber Strecke Oberer Uferweg. Teils mutete das Streckenumfeld wie idyllischen Landleben an…

Das, was wir an Gebäuden bei der Durchfahrt durch Markkleeberg sahen, war gut erhaltene oder perfekt sanierte Bausubstanz, hübsch anzusehen, trotzdem wirkte der Ort wie eine ausgestorbene Westernstadt, gut, es war Samstagnachmittag und sommerlich warm. Die Menschen vermutlich eher an den Seen (oder im Fußballstadion?). Zum Cospudener See, vom Umfang noch größer als der Markkleeberger, dahin wollte ich uns lotsen. Brot & Kees, den kulinarischen Treffpunkt erhielt ich von der Frau auf der Bank, tauchte just vor uns auf, der Fahrradparkplatz quoll über, Menschen saßen essend auf Mauersimsen, trugen Tabletts mit Suppen oder belegten Broten zu ihren Plätzen. Jola erkundete, was es hier Leckeres gab. Bericht: große Tortenstücke, leckeres Brot, Zimtschnecken…. Was Wunder, dass sie mit Brot und Küchlein wieder herauskam. Ursprünglich dachte ich bei „Brot & Kees“ an „Brot und Käse“, doch „Kees“ ist ein Familienname, ab 1861 besaß diese den Park gleichen Namens, durch den wir anschließend fuhren. Eingangstor (Adlertor) von hinten…

Hinweise an Zäunen, „Schafbewirtschaftung“, „Vorsicht Bullen“, der Nordstrand tauchte auf, Herden von Picknick machenden schoben sich an die Ufer, Sprachenwirrwarr, oft spanisch. Blick auf den Strand …..

Könnte auch an einem x-beliebigen Strand an einem Meer sein, oder?.
Umrundung bis Yachthafen mit dem Restaurant „Pier 1“, unserer Pausenstation. Selbstbedienung, Jola probierte etwas Unbekanntes namens Gose (Smartphone-Nutzen: recherchierten, was das sei. Ein Bier aus Goslar). Der farbige Mitarbeiter fragte, ob sie das schon mal getrunken hätte und bot ihr auf das „Nein“ hin einen Probeschluck an. „Sauer“ wurde kommentiert, aber lecker.

Um die Ecke ein Golfplatz, derzeit keine sportliche Betätigungsoption für mich. An dem vorbei bis nach Wachau, dann wieder auf dem Uferweg zurück zum Campingplatz, genug für heute. Insgesamt rund 45 Kilometer Rad gefahren.

Gegen 07.45 Uhr durfte ich die erste Bekanntschaft mit den Duschen im Sanitärtrakt machen. Rechts Waschbecken, links Duschkabinen, blaue Plastikvorhänge boten Schutz für verklemmte Männer. Der Einstieg nix für Gehbehinderte und Knielahme. Handdusche, deren Brausekopf auch schon bessere Zeiten gesehen hatte, aber!, es kam sofort Wasser in der gewünschten Temperatur. Man war erfrischt, was wollte man mehr….

Die Sonne schien, es war bereits recht warm, Frühstück draußen, endlich einmal morgens im Freien. Nachteil unseres Eckgrundstücks, wir mussten ständig grüßen oder auf „Guten Appetit“ reagieren. Jola verputzte die gestern selbst gepflückten Kirschen.

Aufbruchstimmung, wo befand sich die Chemietoilette? Das musste erfragt werden. Mich fragte man ebenfalls, blieb eine Antwort schuldig. Ganz am Ende des Platzes, wirklich sehr versteckt, drumherum Zeltlager, die armen Camper, der Geruch! Die Entsorgung, ein Erdloch abgedeckt mit einer Metallplatte auf der ein Plastikdeckel montiert war. In der Nähe ein Wasserhahn mit kurzem Gummischlauch zum Nachspülen. Optik ist nicht immer maßgebend, funktionierte hier alles einwandfrei.

Abfahrt 09.30 Uhr, auf – vermeintlichem – Schleichweg zur Autobahn geleitet worden, dann einmal falsch abgefahren, nach gut 2 Km gewendet (nicht auf der Autobahn!), merkwürdig, dass wir wieder Richtung Leipzig fuhren, was Jola ganz nervös machte. Dann auf der A9 Richtung München, später auf der A72 Regensburg. Ganze zwei Lastwagen auf der Strecke, das sicherte entspanntes Fahren zu, zudem keine Baustellen und keine Staus.

13.45 Uhr Ankunft in „Distelhausen“ am Campingplatz. Freie Platzwahl, direkt an der Naab, die seicht dahinfloss. Gespeist in der Gaststätte, Knödel und Krustenbraten, endlich wieder Fleisch.
Laut war es von der Straße an der anderen Uferseite her, ein Nachteil des flussnahen Standortes.

Ich machte eine kleine Ausfahrt über Pielenhofen nach Duggendorf, ca. 7 Km.

Geweckt eher von der Helligkeit des neuen Tages als vom beginnenden Autolärm des Berufsverkehrs, der von der anderen Uferseite herüberschallte.
Schnell soll dieser Tag abgehakt werden, geplant war, einen der vielen Campingplätze am Abersee, in der Nähe des Wolfgangsees, für eine Übernachtung aufzusuchen. Doch alle Mühe war vergebens, überall Schilder mit „closed“, „totaly full“ oder „complete“). Suche unterwegs erfolglos, auf einem Parkplatz zu übernachten, für mich heute keine Option. Über Bad Ischl bergaufwärts, wieder bergab usw. Durch den Tauerntunnel, 13,50 € Maut dafür entrichtet. Nach der Berg- und Talfahrt ca. 110 km Autobahn, endlich kam das Maut-Ticket zur Geltung. Um 17.17 Uhr Ankunft auf der Südseite des Ossiacher Sees beim Seecamping. Freundlicher Empfang, doch der zugewiesene Platz (W 52) inakzeptabel, weil Zuwegung zu eng und Platz zu klein. Nach Reklamation Wechsel auf Platz W 77, hier alles gut, sogar Sat-Empfang. Unmittelbare Nachbarschaft international, Norweger, Holländer und Österreicher. Jola marschierte zum Eingang, dort am heutigen Montag ein mobiler Brathähnchenstand, als Alternative zum geschlossenen Restaurant. Alles installiert, Salat gemacht, Hähnchen verspeist. Angekommen für 8 Tage.

2024 Probstei – On The Road Again

Mai 2024

Wer kennt ihn nicht, den Klassiker von Canned Heat aus dem Jahre 1968 „On The Road Again“? „Brennspiritus“ soll der Bandname bedeuten, oder umgangssprachlich „Fusel“.

22.05.2024 Mittwoch
Das WoMo leicht eingestaubt (Saharasand?) oder doch eine aufgeweichte Pampe aus feucht gewordenem Schmutz, Blütenstaub oder deren Resten einer Esche? In der Hoffnung, der Fahrtwind würde die Püschel davonwehen starteten wir nach fast 3 Monaten zum ersten Mal wieder auf Tour, fast spontan entschlossen wir uns, neuerlich die Probstei zu besuchen. Gegen 09.10 Uhr war Abfahrt. Noch nicht alles vergessen, fuhr ich das WoMo „normal“, wenn auch auf der Tour ich zwei Mal rechts zu einem imaginären Schaltknüppel griff, den Blinker einmal setzte, obwohl ich den Scheibenwischer einschalten wollte.

Noch mit leicht gehandicapten Extremitäten ging es Richtung Schönberg, Laboe und Umgebung, Ziel war Stein. Den Campingplatz Fördeblick kannten wir schon von anderen Touren, günstige Lage für kleinere Touren. Die 1,5-stündige Fahrt verlief problemlos. Nach der längeren sommerlichen Hochzeit jetzt erstmals bedeckter Himmel, unterwegs teilweise ergiebige Regengüsse, dann am Ziel aber trocken. Günstiger Stellplatz, heckenumgeben. Nach einem Kaffee Ausflug Richtung Laboe zu Steffis Haltestelle, bekannt für leckere Fischbrötchen, und vor allem günstig (2,80 €).

Warten auf das Fischbrötchen

Nach dem Speisen Birkenweg hinab, Blick auf die Förde, gleich wieder in die 2. Reihe auf den Promenadenweg abgebogen. Hier wohnt es sich sicher angenehm. Am Kurpark vorbei zum Yachthafen. Nicht mit der Fähre übergesetzt blieben wir auf dieser Seite, fuhren über den Fördewanderweg durch das militärische Sperrgebiet, in dem ein eingezäunter Korridor für Wanderer und Radfahrer freigegeben war. Schauten beim Camping Möltenort vorbei, Standort wäre auch genehm gewesen, aber erhielt keinen telefonischen Kontakt bei meiner Anfrage. Danach Heikendorf linker Hand stets im Blick, Seebadeanstalt ohne sichtbare Besucher, über zwei bohlenbedeckte Holzbrücken durch die Mühlenau. Wenig später ein Feeling wie in Worpswede, in waldähnlichem Gebiet versteckt standen entlang des Kolonnenweges Villen auf riesigen Grundstücken. Wir erreichten einen der Drehorte für „Solo für Weiß“, das einsam am Weg gelegene weiße Ferienhaus. Eigentlich sollte dies der Kehrpunkt sein, wetterbedingt, denn für den Nachmittag war Regen angekündigt. Doch wir kurvten bis zum Kitzenberger Strand weiter, dort im Kik Ut eingekehrt und teuer Cappuccino getrunken.

Rückfahrt auf gleicher Strecke mit Einkauf von Brötchen bei Bäcker Günther.

Am Aussichtspunkt Fördepanorama an der K30 der Neubau eines Gebäudes (Restaurant?), Surfer und Kiter, hier sonst zu Hauf gesehen, keine auf dem Wasser. 22 Kilometer hatten wir nach weiteren 500m zurückgelegt als wir wieder auf dem Campingplatz ankamen.

23.05.2024 Donnerstag
Nachts und den ganzen Vormittag regnete es, Zeit für Müßiggang, sprich, lesen im „Zirkuskind“ von John Irving, ein Buch aus dem Jahre 1995, dessen Geschichte in Indien spielt und vom Wesen Indiens handelt. Die Wettervorhersage der norwegischen Internetseite www.yr.no traf voll zu. Ab 13 Uhr endete das Nass von oben. Auf dem Campingplatz fiel die an einem Geräteschuppen voll in Blüte stehende Clematis besonders auf….

Unbestimmt orientierten wir uns Richtung Osten, in Stein bogen wir zum Wasser hin ab, entdeckten den Ort der sogenannten Strandtrauung (Heiraten!), vermutlich im Gut Salzig rechterhand. Am Strand der Tatort Hawaii, eine Imbissbude. Kurz ließ sich die Sonne blicken, danach hielt ein bedeckter Himmel die Stellung. In Wendtorf war die Fertigstellung der Ferienhäuser am Yachthafen enorm fortgeschritten, die Promenade weitestgehend begehbar. In einem der Häuser hatte sich Hensler mit seinem „Ahoi“ angesiedelt.

Auf dem Deich weiter bis der nummerierte (Buhnen) breite Weg begann. Feines Fahren, allerdings hatte Regen Sand auf Fahrbahn gewaschen, gefährliche Ausrutscher für unsere kleinen Räder waren möglich. Vor den Küstenschutzzonen hatte sich nach dem Dauerregen eine Seenlandschaft gebildet….

Seeseitig lagen Rohre am Strand, Strandkörbe standen auf der Fahrbahn, im Wasser ein Bagger, der offensichtlich Sand aus dem Meer ans Ufer spülte. Hier Schilder mit „Betreten verboten! Spülfeld. Lebensgefahr!“. Wir verpassten die Ortsschilder „Kalifornien“ und „Brasilien“, trafen in Schönberg Strand ein und freuten uns über das geöffnete Café Oma’s Kaffeestuuv. Gut besucht, auch der Außenbereich trotz kühler Witterung. Wir blieben innen sitzen…..

Hier gerade waren die Plätze von Gästen geräumt worden. Rechts Oma im Bedienmodus, links ein Teil der Kannen- und Kaffeemühlensammlung.
Rückfahrt mit etwas Gegenwind, aber deutlich mehr Sonne. Bagger im Einsatz gegen den Versuch der Natur, sich das von Menschen Genommene zurückzuholen, Sand sollte wieder zu Strand werden.

Dann an der Surf-Schule doch noch „Kalifornien“ entdeckt….

Wir haben wegen günstiger Wetteraussichten den Aufenthalt ein paar Tage verlängert. Samstag in Laboe ein Kunsthandwerkermarkt, am Sonntag in Muxall ein Hoffest, es gibt noch viel zu tun…..

24.05.2024 Freitag, der erhoffte und angekündigte Sonnenschein, ungetrübt. Einzig störte kurzzeitig die Pflicht, den Stellplatz zu wechseln, heraus aus dem mit Hecken umwachsenen Platz aufs Rasenfeld, exakt zwei „Hausnummern“ weiter.

Das war dann schnell erledigt, mit dem Ergebnis, jetzt auch in der Waagerechten zu stehen. Kurzes Frühstück, nein, nicht outdoor, zu viel frischer Wind.

Plan, ja!, mit der Fähre übersetzen und Richtung Schilksee radeln. Nach gebührender Vorbereitung also auf nach Laboe, dort trafen wir an der Strandstraße auf die weißen Zelte des Kunsthandwerkermarktes. Zuerst orientierten wir uns zum Fähranleger, die Abfahrtzeit und Preise eruieren. Es war wenige Minuten nach 11 Uhr, die nächsten Abfahrt würde 11.40 Uhr sein, 3 € plus 1 € Bordzuschlag zuzüglich 3 € je Fahrrad für eine Tour, macht 14 € / 28 € inklusive Rückfahrt. Die Wartezeit nutzten wir für einen Bummel über das Ausstellungsgelände, ich bekam meinen Walkingstock nicht auf, bat einen der Security-Männer um Hilfe, der mit etwas mehr Kraft das Teil auseinander zerrte. Leider war der Haltemechanismus defekt, so wanderte der Stock gleich im nächsten Mülleimer. Vor dem Restaurant Fischküche Laboe ein Schiefertafelschild mit dem Hinweis „Bitte hier anstellen!“. Das Angebot an Kunsthandwerk stammte von den „üblichen Verdächtigen“, neu war allerdings eine Frau mit ihren in Sand / Erde steckbaren Halterungen für Wein / Bier und vier Gläser. Jola war begeistert, ich plante dazu bereits mein nächstes Projekt, konstruierte im Geiste das Teil in Marke „Eigenbau“. Mir schien die Überfahrt mit dem Ausfall der Anlegestelle „Falkenstein“ zu ungewiss für eine solide Tourenplanung, der Törn wurde deshalb von uns einstimmig storniert. Alternativ wäre jetzt ein Besuch des Schustermarktes in Preetz denkbar gewesen, doch fast 50 Kilometer hin und zurück erschienen mir bei meinem maladen Zustand zu viel. So kam es, dass Jolas Idee, zum Badesee nach Passade zu fahren, ihre Umsetzung fand.

Probsteierhagen mit seinem Schloss Hagen kannten wir bereits, das Café Alte Probstei wäre jetzt ein Haltepunkt gewesen, wenn nicht im Vorgarten das Schild „Urlaub“ gehangen hätte. So landeten wir wenig später im „Irrgarten“ (ggr. 1927), das Restaurant mit Minigolf, Irrgarten und Kegelbahn. Viel Platz zum Aussuchen, schnell bestellt. Ein asiatisch aussehendes Paar mit zwei bebrillten Kindern versuchte sich beim Minigolf, aus der Ferne hörte man vereinzelt Jubelrufe, ein Hole in One vielleicht? Essen in Ordnung, die Preise halt höher, wie fast überall. Jolas Testergebnis, der Matjes war schmackhaft, konnte aber den bei Steffis nicht toppen.

In Passade suchten wir den Hofladen auf. Innen war der Verkaufsraum neu gestaltet, übersichtlich modern würde man es umschreiben. Leckere Brotsorten beschriftet in Regalen aufgereiht. Wir wählten „Sonnenblumen-“ und „Arche Warderbrot“, jeweils eine Hälfte. Die Badestelle mit Spielgeräten optisch wieder ein Anziehungspunkt. Wassertemperatur lud zum Baden ein, Strandkörbe belegt, zwei aufblasbare Fatboys, darin lagen die Eltern zweier Kinde,r die im Wasser auf einem SUP weilten. Fatboys, aus Kunststoff gefertigte kanuähnliche Sitzgelegenheiten. Jola kneippte kurz.

Auf einem rasenmäherähnlichen Kleintraktor kam ein Mann mit Plastiksäcken vorbei, tauschte an den Mülleimern diese aus. Der „Ordnungshüter“, macht das ggf. der Bürgermeister selbst?

Auf dem Hof Moorhörn ein Schild „Hofladen geöffnet“, leider eine Fehlinformation. Also keine Wurst oder sonstige regionale Lebensmittels zu kaufen. Mehr Glück hatten wir in Krokau, ein ziemlich großes Schild an der Dorfstraße wies auf alle möglichen Lebensmittel hin. Der Hof Untiedt wirkte verschlafen, Fenster und Gardinen stammten vermutlich noch aus den 50er oder 60er Jahren. Der Eingang trostlos, das Innenleben erkundete Jola, brachte eine Mettwurst mit und bestätigte den morbiden Zustand, den sie auch auf die Verkäuferin bezog.
An der Mühle ein leuchtendes „Mohnfeld“ a la Monet…..

Über Stein, wo ein Neubaugebiet mit ansehnlichen Einfamilienhäusern den Ort vergrößerte, zurück zum Campingplatz.

Am WoMo dann Pausentee, anschließend meditatives Reinigen der Felgen.

25.05.2024 Samstag, 07.30 Uhr zum Duschen, stand in einer der Kabinen bereit, der Transponder im Fach über dem Start-/Stop-Knopf eingelegt, ohne Brille jedoch leseblind. Mit Brille erkannte ich den Text auf dem Display über dem Transponder „Zeitraum abgelaufen“, somit kam kein Spritzer Feuchtes aus dem Duschkopf. Es blieb die Reinigungsprozedur im Handwaschbecken…..

Die Frau noch in Schlummerland, erschöpft vom gestrigen Talk-Show schauen. Auf dem Platz kein Laut zu hören, nicht einmal die Vögel begrüßten den Tag, ausgenommen das Knirschen von Kies, andere Frühaufsteher.

Jola im Shoppingfieber, fuhr zum Kunsthandwerker-Markt, alleine. Mir reichte für die erste Halbe Stunde mein Buch, mein Stuhl und etwas Sonne. Danach mit Stöckchen über die Metalltreppe zum Strand hinunter gehumpelt. Die Füße freuten sich über die Befreiung von Wolle und Plastik, barfuß durch das seichte Ostseewasser gewatet. Wellen waren kaum zu spüren. Eine Sandbank war mein Ziel, durch etwas tieferes Wasser gestakst, kurz vor dem Erreichen des Hosenrandes. Von der Sandbank aus ein bisschen Steilküste (mit Abbruch)….

Grüner Steinbewuchs ließ sich vom Wellengang schaukeln….

Keramikblumen auf Metallstäben wurden von Jola erbeutet, unser Garten ist noch nicht bunt genug!

Radtour nach Schönberg (Plan), ersten ca. 6 Kilometer gleiche Strecke, nur gegengleich, wie gestern. Mieden dann Schönberg, da Jolas Kenntnissen zufolge dort kein „vernünftiges“ Restaurant, als zu den Läden am Strand. Unterwegs leider nicht so warm und sonnig, wie erhofft. Bei Ehlers Fischgerichte geordert, deren Geschäft bzw. das ganze Haus war weg, abgerissen (abgebrannt?). Geschützt auf dem Deich hinter Glas (Plexiglas?) gegessen. Quasi um die Ecke befand sich das Museum für Eisen- und Straßenbahn, heute zwar zu besuchen, Fahrten auf dem Gelände jedoch nur sonntags.

Nur ein Stück die Strandstraße Richtung Landesinnere entlang, schon erreichten wir Heuer’s Café, ein reetgedecktes Haus, mit reichlich Außenplätzen und leckerer Tortenauswahl, ideal hier ein Stopp für die Radtouristen.

Fahrtwind und Meeresluft hatten uns genug erfrischt, wir blieben im Innenbereich sitzen, durften dadurch an einer Übergabe von 7 Kaffeekannen an die Betreiberin teilhaben. Vorsichtig ausgewickelt standen die Exemplare auf einem Tisch vor dem Verkaufstresen, wurden von Mitarbeiterinnen begutachtet, eine der Kannen erhielt gleich ein Prädikat „sehr hübsch“. Auf meine Frage hin, wer denn so einfach 7 Kannen von zu Hause aus verschenkt, war die Antwort überraschend „man kenne das Paar nicht, sie hätten vorher angefragt, ob sie Kaffeekannen vorbeibringen dürften“. Nun musste ein neues Regal im Verkaufsraum angebracht werden, denn auf den vorhandenen bzw. auf den Balken war alles mit Kannen und Kaffeemühlen vollgestellt.

Rückfahrt über den breiten Promenadenweg. Gegen 16 Uhr nach 31 Km wieder am Campingplatz.

26.05.2024 Sonntag, 8 Uhr, Erholungsschlaf vorüber. Aufbruchstimmung, keine Verlängerung bis Montag. Restliches Brot vom Passader Brotladen verspeist, die Adresse sollte man sich merken. Kurz vor 10 Uhr Abschied und Fahrt über Probsteierhagen nach Muxall. Fast alleine auf den Straßen unterwegs. In Muxall neben dem Festgelände großer Parkplatz auf grüner Wiese gekennzeichnet. Wir waren nicht die ersten Gästen! Einweiser standen bereit. Mir war der Untergrund suspekt, wollte mich nicht festfahren. Kehrtwende und am Sportplatz Trensahl das WoMo abgestellt. Es regnete, nicht mehr ganz so heftig wie unterwegs, aber es regnete eben (noch). Die 1,6 km bis zum Hof Steffen relativ trocken (dank überhängendem Geäst der Bäume) zurückgelegt. Aus Paletten Fahrradständer gebaut standen bereit. Schön auf dem Hofgelände verteilt die klassischen Bierzeltgarnituren für die Gäste. In einer Scheune Stände mit Kunsthandwerk, draußen Heuhaufen zum Toben für die Kleinen, Kaffee und Kuchen, Würstchen, Burgunderschinken im Brötchen, Wein, Bier und Cidre, alles fürs leibliche Wohl, teils mit Blick auf den Kasseteich. Lammfelle, echte Schafe, einem Schurmeister bei der Arbeit durfte man zusehen, wie er dem Schaf die Wolle raubte.

Die „Arbeitsstätten“ (Schlachtung, Kühlanlagen, Öfen) durften besichtigt werden, der Hausherr nahm sich Zeit und beantwortete sämtliche Fragen, selbst von einem Fachmann, der mit Fachvokabeln nur so um sich warf, zeigte die Schweine- und Rinderhälften, erklärte die Lagerung und Trocknung anhand eines Kundenauftrages (ein Strang, der bereits 8 Wochen zur Trocknung hing und noch vier vor sich hatte – Dry Age.

Eine ausgewählte Schar Schweine grunzte auf frischem Stroh neugierig durch die Absperrung, in der Hoffnung, besseres als Stroh zum Fressen zu ergattern.

Aus dem Reetdachhaus heraus gab man für 12 € Spargel und Schinken auf einem Teller aus, wir gönnten uns gegen 11.30 Uhr ein „zweites Frühstück“. Ein Schinken hing in einem Raum zur „Schätzung“. Man hätte ihn gewinnen können, würde man das korrekte Gewicht auf eine Teilnehmerkarte schreiben, meine Schätzung war 21 Kg.

Neben „Tierischem“ gab es noch einen Pflanzenstand, Unterhaltungsmusik von drei musealen Künstlern……

Für Technik-Freaks blieb die Ausstellung alter Traktoren das Highlight des Festes….

Der linke Traktor diente tagesaktuell dem Gästetransport zu den etwas entfernt liegenden Stallungen.

Mit auf die Heimreise gelangten frisch aus dem Rauch zwei Makrelen….

Hier muss wohl etwas vom Rauch vor die Linse geraten sein, leider ohne Geschmacksmuster. Rechts vorne im Bild das „Räuchermännchen“.

Der Regen war zwischenzeitlich der Sonne gewichen. Wir saßen zum Abschluss an einem Tisch mit spaßigen Gesellen, „nur wer was zu erzählen hat, darf sich setzen“. Der eine Berlinerte, der musste sich eigentlich nicht wundern, dass man seine Herkunft heraushörte (obwohl er angeblich schon 24 Jahre in Probsteierhagen lebte). Jola kam mit einem Stück Erdbeerkuchen und einem Pott Kaffee, da galten wir gleich in den Augen der beiden Männer als sparsame Hanseaten.

Heimfahrt über Plön, Eutin und Ahrensbök vorkommensfrei. Just mit Eintreffen in der Wielandstraße kündigte sich das Gewitter an. Perfektes Timing!

2024 Bremen

20.02.2024

Erster Roadtrip in diesem Jahr, heute am 20.02.2024. WoMo aus dem Winterkleid befreit. Mein Stellplatz, eigentlich super gelegen, entpuppte sich als Anfahrtfalle, die Räder drehte durch, egal wie ich sie einschlug und wie vorsichtig ich Gas gab. Es halfen auch keine vor die Vorderräder gelegten Betonplattenreste. Zwei leicht vermoderte Holzbretter trieb ich auf dem Hinterhof-Biotop auf, über die ich nach 30 Minuten nervenaufreibenden Versuchen endlich in befahrbare Regionen gelangte und zu Remondis zum Wiegen fuhr. Über 3.700 Kg brachte das Fahrzeug auf die Waage, das ohne das zweite E-Bike, die Beifahrerin und einen fast leeren Wassertank. Also keine Chance zum Ablasten auf 3,5 t.

Danach die restlichen Sachen eingeladen und los ging es auf die Autobahn. Man mag es kaum glauben, aber ohne Stau schafften wir es bis Bremen. Ca. 14.15 Uhr Ankunftszeit. Ticket ziehen, gezahlt wird beim Auschecken. Der Stellplatz im Kuhhirtenweg lag für WoMos optimal, zentral, kaum mehr als 2 Kilometer bis zum Domhof in der Altstadt. Hunger! Als Ziel wählten wir die uns bekannte Markthalle Acht. Die war schnell gefunden. Auf dem Weg dorthin nervten die Straßenbahnschienen, jedenfalls dort, wo es keine separaten Radwege gab.

Nach Eintritt regten sich etwas verdrängte Erinnerungen an das Ambiente, was soll ich sagen, es wirkte wie beim letzten Besuch im Jahre 2018, gleiches Mobiliar, Gestühl diverser Art, Holztische, Streetfoodstände. Im Obergeschoss ein Durchgang zu Manufactum.

Wir schlichen durch die Gänge, schauten hierhin und dorthin, Gemüsepfanne hatten wir gestern, Chinesisch vor ein paar Tagen…… Wählten dann scharfes Curry Madras und tranken dazu ein Glas frische Mango mit Joghurt. Ich sah Bällchen in der Auslage, fragte nach Falafel, erhielt ein Lächeln und die Antwort, dass das kein Falafel sei, sondern eine süße Nachspeise.
Jola hat’s geschmeckt.

Um die Ecke eine Sitzgruppe vor alten Fernsehern…. auch eine lustige Idee seinen Sperrmüll unterzubringen.

Natürlich folgte ein Besuch bei Manufactum, ich sah ein Ergometer aus (überwiegend) Holz, schick, stylistisch…. und teuer, sehr teuer (2.700 €), Werbeslogan in etwa „ein Begleiter fürs Leben, selbst im Wohnzimmer ein Hingucker“…..
Jola wollte unbedingt heute ins Kino, „Geliebte Köchin“. Ich lotste uns vorher per pedes zu einer Filiale unseres Vertrauens, Geld abheben. Leider war die Angabe, wo das Kino verortet werden sollte, fehlerhaft. Deshalb Rückmarsch zur Markthalle, die Räder abholen. Zum Ostertorsteinweg 105, wieder nervige Straßenbahnschienen. Kino gefunden, aber…. der Film lief nicht hier, sondern in einer anderen Filiale namens Bremer Filmkunst Theater in der allseits bekannten Böttcherstraße. Natürlich in der entgegengesetzten Richtung gelegen. Es wurde eng, 17.15 Uhr bereits vorbei. Ich glaube, es waren vier Menschen, die wir nach der Böttcherstraße fragten, und immer ein vages Hierentlang oder Dorthin als Antwort erhielten. Sie war zu klein, außerdem mit Bauzaun verkleidet, das Kino im 2. Stock, ich humpelte nach oben, der Film lief seit gut 5 Minuten die Auskunft des Mannes hinterm Tresen (vermutlich Engländer dem Akzent nach). Wieder zur Frau zurück zwei Stockwerke. Räder anschließen, aber ordentlich, zwei seine hier gestern gestohlen worden, so der Hinweis einer Mitarbeiterin des Tourist-Büros. Zum Film blieb anzumerken, schöne Bilder, appetitliches Essen, reichlich gelobte französische Weine, leider erfuhr man wenig über die Entwicklung der Gerichte, die Zutaten und warum ständig vier Männer mit am Tisch saßen. Kann man sich anschauen, wenn nicht, würde die Welt keine andere werden.
Wir wechselten in die „Ständige Vertretung„, quasi gleich gegenüber vom Kino. Auf ein Bier. Hier ein Flyer aus dem Jahre 2018:

Der Saal vollgehängt mit Bildern – meist – politischer Prominenz aus der Nachkriegszeit bis zur Wiedervereinigung, und ab und an auch darüber hinaus.

Es hatte angefangen zu regnen, nicht schlimm, da der Heimweg nicht allzu weit war. Ein Schaufenster in der Böttcherstraße erregte meine Aufmerksamkeit….


21.02.2024

Nachts bekannte Geräusche, Klackern auf dem Dach, Regen bzw. Tropfen von den umliegenden Bäumen. Morgens kalt, weil die Gasflasche leer war, die Ersatzflasche abgedreht. Anzeige am Display, Gas ist gesperrt, 12 V muss vom Strom genommen werden. Ja, prima, dieser Hinweis kam gerade recht. Wo fände ich denn diesen Schalter? Handbücher morgens kurz vor 7 Uhr gewälzt. Hinweise unzureichend, Grund: weil meist dabei stand „Abbildung ähnlich“. Auf „Strom“ umgestellt, immerhin wurde es etwas wärmer. Nach dem Frühstück mit zwei Dinkelvollkornbrötchen gestärkt, suchte ich weiter nach einer Lösung. In der Heckgarage befanden sich die Sicherungskästen, ich zog die für die Heizung ab, ein Blindversuch. Die Sicherung wollte nicht ohne Druck wieder in ihren Slot, Jola berichtete, das Display der Steuerung hätte rhythmisch geblinkt. Die Meldung war weg! Es konnte wieder auf Gas umgestellt werden.

Radtour tagsüber geplant. Am Sanitärgebäude ein Aushang mit einer 27 km langen Radtour ins „Blockland“, eine Option für uns. Ein Fähre soll über die Weser führen, beim Café Sand. Wir in die Richtung „Stadt“ unterwegs, daher kam das Übersetzen für uns nicht in Betracht. Osterdeich bis Georg-Bitter-Straße, links sehenswerte Gründervillen, Stadthäuser etc. erinnerte etwas an die Elbchaussee in Hamburg, nicht ganz so mondäne Grundstücke. Die geplante Radroute in weiter Ferne. Zum Bürgerpark wollten wir stattdessen, lernten dabei etliche Stadtteile Bremens mit unterschiedlicher „Bausubstanz“ kennen, auch fiel mir Street-Art an einigen Häusern auf…..

Über Feldstraße, Bismarckstraße und Hollerallee gelangten wir endlich in den Bürgerpark. 1866 entstanden, zählt er heute zu den bedeutendsten Landschaftsgärten Deutschlands und steht unter Denkmalschutz. 31,5 km Fußwege, 8 km Reitwege und 4 km Wasserwege warten auf die Entdeckung durch seine Besucher. Woher das viele braune Wasser in den Kanälen und Seen stammte, fanden wir nicht heraus. War es Lehmboden, aufgewühlt durch reichhaltige Regenfälle oder waren es abgestorbene Bäume im Wasser vermodernd? Egal, zwei Brücken, 1906 gespendet aus einem Vermächtnis der Bürgerin Emma Aselmeyer….

Auf der Rundfahrt durch den ca. 3 km langen Park der Gedenkstein an die Intention dieser Grünanlage….

Wir folgten dem Hinweisschild auf dem mäandernden Weg zur „Meierei„, die noch im Winterschlaf zu sein schien, bzw. gerade geweckt wurde.

Schon ein paar Kilometer auf dem Tacho, viel gesehen, Eindrücke gesammelt, das machte hungrig / durstig, da kam die Waldbühne 5 Minuten später wie gerufen. Außenplätze witterungsbedingt natürlich verwaist, ein Blick ins Innere und die Anschläge von Veranstaltungen signalisierten Aktivitäten. Ein Mann erschien, schloss auf, ein grauhaariger Labrador von kompakter Größe streckte seine neugierige Schnauze als erstes hervor. „Geöffnet sei, just jetzt, man habe alles, nur kein Geld„, so der Kommentar des „Holländers“. Der Hund ausgesprochen neugierig, schlawenzelte um uns bisher einzige Gäste herum. Bratkartoffel mit Spiegelei / Leberkäse gönnten wir uns in dem Ambiente eines „Schilderwaldes“…

Die Bratkartoffel entstammten mit Sicherheit aus einem Convenienceprodukt, schmeckte lau und waren nicht richtig angebraten. Dafür erhielten wir redselige Auskunft vom zahnlückenbehafteten Wirt, der Lübecker Marzipan liebte (auch Bruch), wie er uns gestand. Das brachte ihm jemand mit, der 2 Monate in Bremen und 2 Monate jeweils in Lübeck leben würde. Er informierte uns über die ab Mai wöchentlich stattfindenden Frühschoppen und Events. Wir „versprachen“ wiederzukommen und Marzipan mitzubringen.
Wir umfuhren noch das Ende des Parks, den Stadtwaldsee, wo sich der Campingplatz befand. Eine Alternative zum WoMo-Platz, nur teurer. Rückfahrt in die Stadt. In der Grünbergstraße dieses Wandgemälde…. Eine Erinnerung an Aktivitäten der Wohnungsbaugenossenschaft und ihrer Mitglieder.

Wieder in der Altstadt ein Besuch im Schnoor-Viertel. Auf dem Weg dahin ein Stopp durch die Polizei. Charmant bremste uns ein Beamter aus, wies uns im ordnungspolitischen Singsang auf die Ordnungswidrigkeit hin, „hier sei Fahrrad fahren verboten“. Im Schnoor-Viertel bummel mit geschobenen Rädern. Schnoor, nichts anderes wie „Schnur“ bedeutend, weil die Häuser wie an einer Schnur entlang errichtet worden waren.

Aus dem Haus auf dem nächsten Bild stieg Rauch aus der Tür auf, aber ein Mann gab Entwarnung, es brenne nicht. War wohl nur Weihrauch oder ein indisches Yoga-Kraut..

…. und nur wenige Meter weiter ein Ensemble aus mehreren bunten Neubauten inmitten des Altviertels. Sofort fiel mir dazu „Hundertwasser“ ein…..

Die Böttcherstraße musste auf Wunsch einer einzelnen Dame ein zweites Mal besucht werden. Ermüdet begnügte ich mich mit dem Ablichten von Sehenswürdigkeiten, während die bessere Hälfte die Läden stürmte…..

Der gute Mann namens Roselius wurde reich durch die Erfindung des koffeinfreien Kaffees, gründete 1906 die Firma Kaffee HAG, kaufte gleich die ganze Böttcherstraße. Ließ sie später provokativ durch den Bildhauer B. Hoetger umgestalten. Eins der Häuser wurde der Malerin Paula Modersohn-Becker gewidmet.

Über dem Zugang zur Straße befindet sich ein Relief aus dem Jahre 1936 von B. Hoetger, der von Roselius dazu beauftragt wurde, es tituliert unter dem Namen „Der Lichtbringer„.

Mehr dazu bei Interesse unter www.archiv-boettcherstrasse.de.

Das war’s für heute….

22.02.2024

Wieder Glück mit dem Wetter gehabt, Radtour an der Weser bzw. dem Werdersee, erst bei Café Sand vorbeigeschaut, die Fähre lag auf der anderen Uferseite, fuhr ohnehin nur am Wochenende oder wenn Werder ein Heimspiel hat.

Danach strampelten wir reichlich Deiche platt. Kurz vor dem Wendepunkt unserer Strecke, Autobahnbrücke Abfahrt Bremen-Arsten, ein tieferliegendes Neubaugebiet namens Deichland. Mutig, Menschen, die trotz des Klimawandels mit angekündigt steigenden Meeresspiegel hier ihr Eigenheim bauen / bauen lassen.

Wir zurück in die Altstadt, suchten eine Gelegenheit für einen Imbiss, ich schlug Pizzeria vor. Sonst immer an jeder Ecke eine zu finden, diesmal keine in Sicht. Auf dem Domshof Wochenmarkt, in der Violenstraße ein Laden namens „Balsamico„, der Namen trügte, kein Italiener, arabische Küche, passte uns gut. Falafel und Linsenbuletten mit Salat und Kichererbsen. Schwarzer Tee umsonst aus der Kanne zum selber abfüllen. Für je 9,50 € ausreichend satt geworden und die Gerichte sehr lecker. Kuchen auf dem Wochenmarkt vergriffen, so machten wir uns auf den Heimweg. Um 14 Uhr mussten wir spätestens den Platz verlassen.
Danach Verwandtenbesuch in Osterholz-Scharmbeck.

Südtirol 2023 – Rückreise

14.10.2023 Samstag

09.10 Uhr verschwanden wir vom Campingplatz Arquin in Lana. Bezahlt hatte Jola schon am Vorabend und dazu Erfreuliches mitzuteilen gehabt. Wir brauchten lediglich für uns beide bezahlen, keine Kosten fürs WoMo. So kamen wir zu einem günstigen Aufenthalt „hinterm Haus“, wie der Platz von den Inhabern tituliert wurde.
Ich wählte bereits ab Bozen die Option mautpflichtige Brenner-Autobahn. Bis kurz vor Brixen guten Vorankommen, keine Baustellen. Dann die ersten Leuchttafeln „LKW-Stau vor Brixen“,
Von da ab zuckelten wir an aneinander gereihten LKW vorbei, manchmal für eins zwei Kilometer in schubartiger Geschwindigkeit, dann wieder im schneckenhaften Kolonnenmodus. Am Brenner dann noch mehr Fahrbahnverengungen, besonders langsam ging es bei einspuriger Verkehrsführung voran. Hier schon zwei Stunden mehr im Fahrerhaus gesessen als geplant (gehofft). Statt 12.16 Uhr (nach Navi) erreichten wir den Campingplatz am Staffelsee um 13.56 Uhr. An der Rezeption Mittagspause bis 15 Uhr. Uns egal, wir hatten angerufen und man brauchte nicht zu reservieren, es seien genügend freie Plätze vorhanden, dem war auch so. Zeit also für ein Mittagessen in der dazugehörigen Gaststätte Burgstüberl. Linsencurry, sehr zu empfehlen.
Platz mit Aussicht auf den Staffelsee, allerdings nicht in der ersten Reihe, die waren anderweitig reserviert / vergeben, so die Frau von der Rezeption.
Als Verdauungsbetätigung machten wir mit den Rädern einen Ausflug nach Uffing, ca. 5 Km entfernt. Ob es von dort weiterginge (um den Staffelsee) wollten wir nach Ankunft entscheiden. 21° zeigte das Thermometer an, zuerst einen unbeabsichtigten Abstecher zum Anleger in Seehausen gemacht, wo es mit Rädern nicht weiter ging. Im Ortskern ein „Milchladen“ und dieser 24-Stunden offen Shop…

Zurück auf der eigentlichen Route, entwickelte sich während der Fahrt die Wetterlage allerdings rasch in herbstliche Sturmattacken. Vom See selbst meist keine Spur zu sehen, dafür ein Truppenübungsplatz und ein Bahngleis im neuen Bett. Vor Uffing trennte uns kurz die läutende Glocke am Bahnübergang, ich schon auf der anderen Seite, Jola stoppte (vorsichtshalber). Begab mich an einer Garagenausfahrt in Warteposition, sah dabei diese Konstruktion eines Fiat 500…

Wieder vereint, sondierten wir die Lage, der Himmel bedeckt mit dunklen Wolken, die an oder über den schwarz wirkenden Bergen hingen, es sah nach Regen aus. Also besser umgekehrt.
An einer Stelle doch ein Ausblick auf den See….

Mit den ersten vom Himmel fallenden Tropfen gelangten wir zurück zum WoMo. Danach regnete es längere Zeit.

Abends erfuhren wir über das Fernsehprogramm vom NDR durch Zufall, dass in Cashagen in der Nacht gegen 2 Uhr eine Windhose für weniger als eine Minuten durch die Dorfallee gerast war und schwere Verwüstungen angerichtet hatte. Unsere dort lebenden Freunde berichteten, sie seien mit ein paar heruntergefallenen Dachziegeln eher glimpflich davon gekommen und waren am Morgen beim Aufräumen im Garten.

15.10.2023 Sonntag

Gestriges „schlechte“ Wetter setzte sich heute mit Schauern im Wechsel mit kurzen trockenen Abschnitten fort. Die meisten Wohnmobilisten reisten ab, auf dem See, vom Frühstückstisch aus sichtbar, zwei Boote mit Anglern, die unermüdlich ihre Routen im Minutentakt auswarfen, scheinbar jedoch nichts an den Haken bekamen.
Gegen 10.30 Uhr radelten wir während eines trockenen Abschnitts zum Schloss-Museum, die Stadt lag noch in bedächtiger sonntäglicher Ruhe da.
Im Schloss-Museum ganz anders, der Andrang war enorm, wir buchten nur die Sonderausstellung „Eine Hommage Der Blaue Reiter“, die aus Anlass des 30-jährigen Museumsbestehens stattfand. Für die Sonderausstellung gab es keine Ermäßigung (?).
Interessant fand ich, dass es zu den Künstlern und ihrem Schaffen neben einem ausführlicher Text in Deutsch und Englisch einen weiteren in „Einfacher Sprache für alle“ gab.
Zur Ausstellung informiere man sich selbst unter https://schlossmuseum-murnau.de/de/aktuell-overview/?; sie läuft noch bis 26.11.2023
Bemerkenswert die Bilder von Münter, wenn man, gerade heute, aus den Fenstern schaute und den tristen Grauschleier, der über Landschaft und Gebäuden lag, sich hier originär in ihren Sujets widerspiegelten.
Die Kunstwelt darf froh sein, dass Münters Werke während der NS-Zeit nicht zu der „Entarteten Kunst“ deklariert wurden, sodass sie zumindest weiter agieren und nicht flüchten musste. Die Werke von Kandinsky und anderen versteckte Münter im Keller ihres Hauses in Murnau. Unschätzbare Werte / Werke blieben somit der Nachwelt erhalten. Wen es anheimelt, hier kann man ein paar der ausgestellten Objekte sehen…

Ein Haus „mit Gesicht“ (mein Titel) von Gabriele Münter:

Ein Blick aus dem Toilettenfenster in die Realität…

Und im Museum etwas für verspielte Erwachsene in der Kinderecke…
(freie Hutwahl)

Und dann wieder draußen, da fand ich noch dieses originelle Verkehrsschild….

Nette Idee, die überall verfolgt und umgesetzt werden sollte.

16.10.2023 Montag

Im Nachgang konstatierte ich, wir hatten gerade die zwei Tage schlechtes Wetter in Bayern bzw. konkreter, in Murnau erwischt. Kurz vor 8 Uhr auf dem Weg zum Kiosk des Campingplatzes schob sich ein eckiges Boot nahe am Ufer entlang Richtung Anlegestelle am Campingplatz. Vor dem bizarren Hintergrund des Morgenwerdens mit wabernden Dunstwolken vom Wasser aufsteigend ein Sujet, dass ich mangels Handy nicht ablichten konnte. Ein paar Minuten später dafür See und Boot getrennt….

Heute letzter Tag beim Brötchenverkauf, der Kiosk schließt.
Wir waren mit die Letzten auf dem Campingplatz, den wir gegen 09.40 Uhr verließen, Richtung Regensburg, unser Ziel für heute. Autobahnfahrt war geprägt von Meldungen des Navi, Bauarbeiten, Verzögerungen oder Umleitungsempfehlungen, was etwas nervte. Wieder eine Stunde mehr angekündigt, der Empfehlung zur Umfahrung wollte ich folgen, „o.k.“ gedrückt, schon poppte die nächste Verzögerung auf der Umgehung auf. Vor Regensburg zeigte das Thermometer 5° an, es waberte Früh- und Hochnebel, der verhinderte den Durchbruch der Sonne.
Ich ignorierte jetzt alle Meldungen und blieb auf der ursprünglichen Route (A93). Den AZUR-Campingplatz in Regensburg um 12.20 Uhr erreicht. Freie Platzwahl, alles schnell eingerichtet, dann Stadtbesuch, Strecke war mehr oder weniger noch bekannt. Handschuhe anziehen war Pflicht, ansonsten drohten Frostschäden. Am beliebtesten Ort, dem Bismarckplatz, die Räder geparkt, um das Weltkulturerbe „Regensburger Altstadt“ zu erkunden. Ganz unbekannt waren uns etliche Stellen und Geschäfte nicht, so landeten wir in der Gesandtenstraße bei „Anna“ (https://www.anna-cafe.de/), ein Laden, der sich auf Gerichte ums Brot spezialisiert hatte (bspw. Slogan „Anna liebt Brot“). Ich geriet an eine junge Frau, die heute hier scheinbar ihren ersten Arbeitstag absolvierte und bei jeder Bestellung Hilfe bei der Erfassung benötigte, diesen Mangel jeweils mit charmantem Lächeln, bei dem eine unglaublich weiße gleichmäßige Zahnreihe gezeigt wurde, überspielte. Kürbissuppe, Spiegelei-Brot und Antipastiteller, alles sehr lecker, ebenfalls der anschließende Cappuccino.

Kann man’s noch erkennen?

In einer lokalen Zeitung zeigte man die „schönen Seiten von Regensburg“, darunter eine Brücke, die wir uns später ansehen wollten (aber nicht fanden). Dafür entdeckte Jola vor einem Geschäft ausgestellte Artikel, darunter einen Beistelltisch, der es ihr sofort angetan hatte (und später gekauft wurde). Die Brücke, wie schon angemerkt, fanden wir nicht, über eine andere namens Eiserner Steg, schritten wir über die Donau auf die Sonnenseite. Von hier aus Blick auf den Dom…

Wir gerieten auf die Wöhrd bzw. Jahninsel, eigentlich eine Insel, zwischen Europa-Kanal und Donau gelegen…

Über die Eiserne Brücke zurück in die Altstadt, links der Brücke ein neues Gebäude, beherbergt das „Haus der Bayrischen Geschichte“. Zielsicher führte ich (ungewollt) Jola wieder zu dem Geschäft mit dem Beistelltisch. Ich stand abseits und rieb mir mit den Handschuhen die kalten Finger, kalt war es immer dann, wenn in die Gassen der Altstadt keine Sonne fiel, Jola tauchte triumphierend mit in Einzelteilen zerlegtem Beistelltisch auf. Mit Gepäck (Brot – von „Anna“ -, Brezel und Beistelltisch) Radtour auf Promenade, später im Stadtteil Stadtamhof in der Spitalgasse in der Spitalbrauerei an einem sonnigen Platz uns ein dunkles Bier im noch offenen Biergarten gegönnt.

Die Sonne neigte sich, Schatten trieb uns aus dem Biergarten, auf die sonnenbeschienene Steinerne Brücke, wo zwei Musiker an verschiedenen Stellen um Zuhörer buhlten….. Uns gelang dieses Selfie.

Blick von der Steinernen Brücke auf die Donau….

Tagespensum absolviert, nun Rückfahrt bei niedrigen Temperaturen.

17.10.2023 Dienstag

Was nun? Bleiben für einen Tag oder weiterfahren?
Wir blieben, verlängerten einen Tag. Tourvorschläge hatte ich mir von der Seite https://www.regensburg-bayern.de/aktivitaeten/radfahren/radfahren-regensburg.html
besorgt. Walhalla in Donaustauf sollte unser erster Anlaufpunkt werden. Dazu brauchten wir nur dem Donau-Radweg Richtung Passau zu folgen, wobei wir links der Donau, die auf der Strecke oft nicht zu sehen war (Grund: Deiche), fuhren. Durchquerten Straßen in Stadtteilen, deren Häuserarchitektur an 60er oder 70er-Jahre Stil erinnerten, kleine Fenster, braune Rahmen, Putz. Im weiteren Verlauf dazwischen teilweise eckige Neubauten, Doppelhaushälften, Eigenheime, Neubaugebiete direkt hinter dem Deich, Risikoinvestitionen?
Nach rund 12 Kilometern tauchte am Hang die Walhalla zwischen Grün auf. Donaustauf durchfuhren wir im Ortskern, standen vor dem Rathaus (seit 1989), ehemals ein Gasthof Walhalla von Thurn & Taxis. Davor eine Telefonhäuschen, umgewidmet in eine „Bücherzelle“, in der wir stöberten, Jola einen Roman von Dora Heldt fand und mitnahm. Gegenüber der Chinesische Turm, ursprünglich als Sommerhaus erbaut um 1800 (Epoche der Exotik) und 1842 anlässlich der Einweihung von Walhalla zum Turm umgebaut …

Nun noch 2 Kilometer auf Straße hinauf zum Parkplatz. Ein bisschen Feeling like Südtirol entstand bei der Erklimmung des Hügels. Fußmarsch, Treppen gesperrt, Forstarbeiten, ein Baum wurde gefällt.
Was gab’s Neues? Einen behindertengerechten Aufgang über eine Metallbühne. Der Kiosk hatte eingedeckt, ein Tisch sogar mit Häkeldecke und Blumenstrauß verschönert.

Extragroße Hinweistafeln ermahnten, nicht die weißen Linien zu übertreten, es bestünde Lebensgefahr durch Absturz.

Ein paar Rund-, Aus- und Einblicke, letztere kosteten und als Ruheständler je 4 € Eintritt in die Ruhmeshalle.

Geplant war, in Wiesent den Nepal-Himalaya-Pavillon (https://www.nepal-himalaya-pavillon.de/) zu besichtigen. Rund 14 Kilometer bis dahin weiter den Donau-Radweg. Die Saison neigte sich dem Ende zu, da erschien es sicherer, vor Anfahrt nachzuschlagen, ob die Anlage überhaupt (noch) geöffnet hat. Dem war nicht so, auf der Internetseite begrüßte man die Leser mit „Namaste“ und freute sich auf den Besuch in 2024.
Wir befanden uns bereits auf der Weinroute, in Bach (Ortsname) sollte es das kleinste Weinanbaugebiet Bayerns und das Baierwein Museum geben. Die nicht ganz 8 Km auf ebenem Donau-Radweg waren schnell zurückgelegt. Im Ort lockte sowohl die Bäckerei Schifferl, als auch der Landgasthof Bacherer, letzterer mit Mittagstisch.
Zum Eingang des Gasthofes war Treppen steigen angesagt. An einem Weinfass stand auf Schiefertafel „Edelstoff im Ausschank“. Wir traten in typisch bayrische Wirtshausatmosphäre ein, alles Holz, rustikal, nicht mehr ganz neu. In der Mitte ein Mann meines Alters, mit Bart in etwa wie Horst Lichter von „Bares für Rares“. An zwei Tischen saßen Paare, eins beim Essen, das andere wohl gerade fertig. An den Wänden Emaille-Schilder, Werbung für Nivea, Persil etc, alles Reproduktionen. Über der Theke Bierkrüge in allerlei Varianten. Wir durften in einer Ecke Platz nehmen, der Mann wartete, bis wir saßen, brachte die Speisekarte, fragte auf bayrisch nach dem Getränkewunsch, wir baten um Geduld. Dann doch „ein Landwein bitte“ und mit Verzögerung „ein Glas Leitungswasser„. Die Augenbraue beim Wirt geriet leicht außer Kontrolle, er wendete sich ab und murmelte etwas vor sich hin. Ein Paar tuschelte….
Wir schauten uns an, insgeheim eine unausgesprochene Wette abhaltend, ob wir ein Glas Wasser bekommen würden. Wir bekamen es!
Nach unserer Essensbestellung trat der Wirt kurz durch eine Tür in den Garten, kam mit einem schwarzen Mörteleimer zurück und verschwand in der Küche. Wieder eine Wette, „hatte er Kräuter gepflückt?“.
Ja, denn auf den beiden Salattellern thronte Frisches, darunter allerdings ein See aus säuerlicher Essigsoße. Schade um den frischen Salat und die Kräuter. Sauer- und Schweinebraten schwammen ebenfalls in dunkler Soße, gerade noch so genießbar.
Uns gelang es, als letzte Gäste, dem Wirt ein Gespräch abzuringen, u.a. Herkunft, Reiseziel, Wetter und „schön sei es hier“. Den Notizzettel mit dem Rechnungsbetrag legte er dazu auf den Tisch, einfach eine Zahl ohne jegliche Details. Außerdem erhielt ich auf meine Frage nach der Öffnungszeit des Museums die Auskunft „hat zu„. Was mich zu der Frage veranlasste, ob er denn auch schlösse. „Ja, ab morgen, für immer„!
Ups. Von da ab wurde er gesprächiger, im bayrischen Dialekt erklärte er uns die Welt der Gastronomie und deren Ökonomie (man bekäme ja keine Leute mehr unter 20 € Stundenlohn, dann müsste das Essen einen Fünfziger kosten …) in einem Kurzreferat; die „Kanaken“ und „Mulatten“ mit ihren Ansprüchen (Kindergeld etc.), er hätte 7 Monaten jeden Tag 12 Stunden malocht, die enorm gestiegenen Energiekosten usw. Nach 46 Jahren sei Schluss, das alles müsse man sich nicht mehr antun. Nein, einen Käufer fand er nicht,…. doch, „die Mafia“ hätte angeklopft, ein Italiener zeigte Interesse. Ich fragte nicht nach, woraus er das mit „der Mafia“ geschlossen hätte. Es blieb unbeantwortet. Nein, Wohnmobil, das wäre nichts für ihn. Er sei genug herumgekommen; „er denke positiv„, war sein letzter Satz. Wir wünschten ihm einen guten Start in den neuen Lebensabschnitt, verzogen uns, über den grantelnden Bayern schmunzelnd, aus seinem Lokal.
Kauften bei der Bäckerei Schifferl noch Brötchen, tranken zwei Cappuccino. Während wir bestellten, saß ein junger pickliger Mann an einem der Gästetische und telefonierte so lauthals, dass ich ihn zu einer leiseren Tonart ermahnte. Er wartete auf den Bus, schien im Laden bekannt zu sein, faselte etwas von einem Team aufbauen, für das er Geld bezahlt hätte usw. Ein Nerd, ein Gamer, so meinte Jola herausgehört zu haben.
Wir ließen das Dorfpublikum, das in der Bäckerei einkaufte, auf uns einwirken. Besonders spannend wurde es, als eine hochaufgeschossene junge Frau mit sehr langen Beinen in Jeans eintrat, im angeschlossenen Lebensmittelbereich Sachen besorgte und die Bäckerei wieder verließ. Natürlich fiel auch mir eine solche Weiblichkeit auf, mehr noch jedoch dem pickligen Nerd, der sofort von seinem Handy aufblickte, aufstand, nachschaute, wohin dieses Wesen verschwand und er der Verkäuferin zurief, wessen Frau das noch mal sei?. Ich wollte erst Jola nicht glauben, als sie hinaus deutete und meinte, sie sei dort in einen schwarzen Porsche Targa eingestiegen. Tatsächlich zischte sie kurz darauf auf der Hauptstraße des Dorfes davon. Das warf selbstredend Fragen auf, war das „Muttis Auto“?, wenn nicht, wie kommt man als so „junges Ding“ an so ein Auto? (man könnte einen reichen Mann haben! oder eine gut verdienende Influencerin sein! oder, was weiß ich…). Der junge Mann war so aufgeregt, er verschwand gleich auf die Toilette (was er da gemacht hat, bleibt sein Geheimnis).
Ein anderer junger Mann im Hoodie kaufte frische Eier; eine Mutter mit Kleinkind, das auf dem Tresen saß, bekam ein Brezel von der Verkäuferin angeboten, nörgelte, wollte wohl etwas anderes. So ging es eine Weile weiter. Ein Spektrum des dörflichen Lebens, wir durften für kurze Zeit daran teilhaben. Interessantes Milieu, doch leben möchte man hier sicher nicht.
Heimfahrt, die versprochene Sonne, eine dunstige Scheibe am verhangenem Himmel, bot sich kaum als Wärmequelle an.
Jola vergaß nicht, die kleine Kapelle auf einem Acker zwischen zwei großen Bäumen, die sie noch aufsuchen wollte….

Ich verzichtete ob der noch vor mir liegenden Kilometer auf den Abzweiger, kletterte auf den Deich und hielt den Donaulauf im Bild fest…

Jola berichtete lachend von ihrem Besuch der Kapelle, es sei eher eine Unterkunft für Gartengeräte, über dem dort deponierten Rasenmäher sei eine Tischdecke gelegt).
Alles schien so einfach, doch die verschiedenen Flussläufe (Regen, Donau, Europa-Kanal) bei Regensburg verleiteten zur Leichtsinnigkeit, den falschen Radweg gewählt und dadurch 5 Kilometer mehr gefahren. So „schafften“ wir über 50 Km an diesem Tag.

18.10.2023 Mittwoch

Wider erwarten blieb das Wetter freundlich, wenn auch recht kühl. Schneller als sonst hatten wir die Sachen gepackt und reisten vor 10 Uhr ab. Die heutige Strecke einmal fast ohne Baustellen, keine Staus, so machte WoMo fahren richtig Spaß. Unterwegs fiel das Thermometer bis auf 1,5°, zum Glück waren die Straßen trocken, somit drohte kein Glatteis. Nach zwei Stunden eine kurze Pause auf einem Rastplatz, Beine vertreten und Müsliriegel essen. Unser, von mir ausgesuchtes, Ziel war ein Campingplatz in Leipzig am Kulkwitzer See, ungefähr 8 Radkilometer vom Zentrum entfernt. 13 Uhr gerade vorbei, die Rezeption bis 14 Uhr geschlossen, Zeit, um ein paar Weißwürste heiß zu machen, Brezel hatten wir vom Vortag noch im Gepäck.
Die Rezeption öffnete pünktlich, an der Tür ein Papierschild mit dem Hinweis, nur 2 Personen pro Mitarbeiter am Schalter. Ich trat ein, bat um einen Stellplatz, sofort empfing mein Ohr ein wenig vertrautes sächsisches Kauderwelsch, bestimmt forderte sie Ausweis und sonstige Daten, meinte, mit 7,5m wären die kleinen Stellplätze fast zu klein…., da trat der nächste Gast ein, sofort ein „Stopp„, „gehören sie zusammen“ wurde abgefragt. Von mir kam ein „Nein„, dann „nur eine Person im Schalterraum„, ertönte die sächsische Stimme streng, und erbarmend „hoffentlich ist es nicht zu kalt draußen„.
Ich erhielt einen Transponder, an dem ein Schlüssel befestigt war, „für die grünen Tore“, sächselte es. Ich fragte nach einem Aufkleber, der Finger hob sich und wies auf einen Kasten hin, „50 Cent“. Kein Erfolg brachte meine Charmeoffensive, der Chef würde kostenloses Abgeben nicht gutheißen. Letzter Hinweis von der „Mutti an der Rezeption“, die Dusche für Herren im Trakt nahe unseres Platzes sei defekt, ich müsste hier oder hier, sie zeigte auf den Lageplan, zum Duschen gehen. „Na, ich würde mit den Frauen duschen„, scherzte ich larmoyant. „Oh, besser nicht, eine Dame hätte sich schon bei ihr beschwert. Die mochte das gar nicht„, und wünschte mir einen schönen Aufenthalt.
Die Platznummern etwas unglücklich auf dem Boden in quadratische Platten eingelassen, kaum zu entziffern. Kreiste auf dem Areal, bis wir unser Ziel fanden.
Noch schien die Sonne, die Luft empfanden wir milder als in Regensburg. Zwei Optionen standen zur Wahl: a. Rund 8 Km trampeln bis nach Leipzig oder b. 8 Km trampeln um den See.
Trafen einen Mann mit Dreirad-E-Bike, von hier, wie er mir bestätigte, sich bedankte, als ich ihm das Tor zum Ausgang aufhielt. Er nahm den gleichen Weg, erzählte, wo es hier und da lang ging. Wir entschieden, erst einmal Richtung Leipzig zu fahren.
Uns erschloss sich auf den ersten drei Kilometern eine eigene Welt, irgendwie aus Filmen bekannt, die typische ehemalige DDR-Landschaft, hier und heute jetzt „live“, ein ganz anderes Gefühl. Erst auf dem Rückweg schaffte ich es, mir fotografisch ein paar Eindrücke dieser Plattenbausiedlungen zu machen….,

Grünau und Plagwitz hießen die beiden Stadtteile, manche der Betonreihen waren saniert, teils mit neuen Balkonen, Außenfahrstuhl, fast gelungen, dachte ich so bei mir. Viel Grünflächen zwischen den Plattenburgen, überall Spielplätze, Skateranlage, breite Radwege, nicht gewohnt bei uns.
Die Graffiti-Szene hier ausgeprägt, leider auch die der Schmierfinken, die kein Halt vor historischen Bauwerken machten. Fast wollte ich Jola auffordern umzudrehen, zu weit schien mir die Fahrt ins Zentrum. An der Bahnstation „Allee-Center“ das Einkaufszentrum, hier ein Hort der arabischen Welt. Aufmerksam zumindest ein Vater mit seinem Kinderwagen, der eine Rampe hinauf schieben wollte, mich mit meinem Rad schiebend übersah, abbremste, sich entschuldigte und vorließ.
Gerieten an den Karl-Heine-Kanal, die grüne Radwegbeschilderung tauchte wieder auf, die wir zwischenzeitlich „verloren“ hatten. Nun doch, wir folgten hier am Kanal dem Weg zum Zentrum. Eine der Brücken….

König-Albrecht-Brücke

Jetzt entwickelte Leipzig deutlich mehr städtebaulichen Charme, in, bzw. an der Einmündung zur Weißenfelser Straße dieses Gebäude…..

Elster-Park

Nach wenigen Biegungen gelangten wir zur Könner-Brücke, hinter der sich die Karl-Heine-Villa befand….

Am Wasser wohnen, überall gilt das als attraktiver Standort, wohl hier ebenso….

Unsere „Stadtbesichtigung“ endete bei der Bäckerei Steinecke, Kuchen, ein Brot und Kaffee gekauft.
Erstaunlich sicher fanden wir zurück, weil’s noch hell war und die Sonne schien, nutzten wir den Resttag für die Umrundung des Sees. Mal asphaltiert, mal Kies oder Sand, diverse Freizeitaktivitäten wären hier, wenn nicht das Saisonende eingeleitet worden wäre, möglich. Der See entstand Anfang der 70er Jahre aus einem „Loch“ Braunkohletageabbau (was die Natur so alles nach der Ausbeutung „aus sich“ machen kann!).
Fast umrundet, Jola lobte den Weg, jedoch könne er natürlich nicht mit dem an der Alster konkurrieren, da tauchten wie zum Trotz, Villen auf, eine imposanter als die nächste. Dann eine Wasserski-Sportanlage nebst Restauration, die Lage ideal, weil Sonne auf die freien Außenplätze schien. Rast bei Bier und Süßkartoffeln. Die Bedienung ein Kunstwerk für sich, spitze farbige Fingernägel (wie bei Cats) Tätowierungen bis zum Hals hinauf, Nasenringe an einer Nase in einem mondförmigen Gesicht, ein bläulicher Strick verdeckte eine opulente Körperfülle.
Entschädigt wurden wir durch die Aussicht und ein schmackhaftes Bier.

Bald war die Sonne weg, Aufbruch und Rückkehr durch die „Hintertür“ (Schlüssel für die grünen Türen) auf den Campingplatz.
Die Tour:

19.10.2023 Donnerstag

Schnell ist der heutige Tag erzählt. Morgens, wie schon in der Nacht, Regen. Draußen neben dem eigentlichen Kulkwitzer See, eine neue Seenlandschaft auf dem Campingplatz. Mit kurzer Hose und Regenschirm marschierte ich zum Sanitärgebäude, die sächselnde Stimme der Rezeptionistin noch im Ohr „die Duschen bei den Herren sind gesperrt“ (auf einem DIN A4-Blatt stand „ab 28.08.23“- wohl Handwerkermangel!). Wenigstens der Toilettenbereich war funktionstüchtig und nutzbar. Ich begab mich zum Damentrakt, klopfte höflich an, öffnete die Tür, eine Frau stand vor einem Spiegel. „Die Herren-Duschen sind nebenan„, erfolgte eine freundliche Belehrung. Mein Hinweis auf „defekt / gesperrt“ stimmte sie milde und ich durfte überraschend feminines Terrain betreten. Zu meinem Glück kein weiteres weibliches Wesen anwesend, das mich hätte verbannen können.
So fuhr ich frisch geduscht wenig später aus Leipzig mit Jola ab. War, abgesehen vom miesen Wetter, heute unser Glückstag auf der Autobahn? Keine Staus, freie Fahrt für …..; na, lassen wir das mit den Sprüchen.
Um 15.30 Uhr begrüßte uns die Wielandstraße.

Südtirol 2023 – Lana und Umgebung

09.10.2023 Montag

Die Seiser Alm verabschiedete uns mit Sonnenschein, über Völs aus rund 870 Höhenmetern in oft engen Serpentinen hinab nach Bozen. Über die Rombrücke auf der Romstraße bis zum Weingut Egger-Ramer (www.egger-ramer.com) in der Guntschnastraße. Über die Lieferanteneinfahrt rückwärts auf den Hof eingeparkt. Die Hausherrin bediente uns, wie immer, ausgesprochen freundlich. Das Sortiment preislich gegenüber dem letzten Einkaufsbesuch deutlich angestiegen, insbesondere der Jubiläumswein „Ottanta“, ein Lagrein, Preis für die 0,5 Literflasche 40€, etwas zu kostspielig. Wir blieben bei gewohnter Ware, der Lagrein Gries, sowie Rot und Weiß in den 1,5 Literflaschen.
Danach setzten wir unsere Fahrt nach Lana fort. Am Campingplatz Arquin angekommen, erlebten wir eine unangenehme Überraschung, der Platz, den ich Online angefragt, aber nicht verbindlich gebucht hatte, war vergeben, wie auch alle anderen Plätze. Man gewährte uns den Notplatz hinter der hohen Hauswand. Nicht schlimm, Empfang für Fernsehen war gegeben, ein Kabel hing über eine Mauer, allerdings kein Strom. An der Rezeption kam auf meine Nachfrage der Satz „der Toni kümmert sich schon darum„. Und, wieder am WoMo, war der Strom da.
Warum nur waren alle Plätze belegt? Grund schien zu sein, das Traubenfest in Meran.
Egal, so wie es war, akzeptabel.
Getrennt in den Ort gefahren, Jola hektisch zur Post, Geburtstagskarten versenden, ich fand erst MeinBeck, Bäckerei mit leckeren Brötchen und warmen Snacks, auf die wir später zurückkamen. In der Durchgangsstraße Andreas-Hofer in Lana schloss sich nach langer Brachlage eine Baulücke, das Gelände nannte sich „Die Fabrik“. Schön, wenn sich so hässliche Flecken in einem Ort zum Besseren wenden. In einem Modehaus fand ich endlich eine neue Badehose.
Jola an der Post getroffen. Gemeinsam zu MeinBeck, draußen gesessen, warme Baguettes bestellt, sehr schmackhaft. Zeitung (Dolomiten) und Zeitschriften gelesen. Nach Ruhemodus an der Falschauer entlang zum Gewerbegebiet, die Meraner Mühle aufgesucht, Getreide (Emmer) und Backmischungen gekauft. Rückfahrt deklariert als „Schwertransport“. Die Buschenschänke Pfefferlechner gefunden, es war ca. 15 Uhr, eine Mitarbeiterin klärte uns auf, ab 16 Uhr wäre geöffnet. Heimfahrt zum Campingplatz.
Neue Badehose ausprobiert, im kleinen Swimmingpool, dessen Wasser sich für ein nicht beheiztes Becken gar nicht so kalt anfühlte.
Abends zum Pfefferlechner, der Biergarten total gefüllt, wir wurden „von der Chefin zurückgepfiffen“, keine Reservierung, da durften wir lediglich an den geselligen Langtischen Platz nehmen. Wir wählten heute die „Fleischvariante“, Spare Ribs und Haxe. Beobachten konnte ich mit Blick auf den Zugang zum Biergarten die Schlange, die auf Einlass wartete.
Was alles sonst so passierte und nicht (ausführlich) beschrieben wurden: in Hundekot getreten, fast vom Auto angefahren, Wolken statt Sonne, auf der abendlichen Rückfahrt Umweg gefahren, weil dunkel und Abzweiger übersehen, Briefmarke wurde vorsichtig von Postmitarbeiterin von Briefumschlag entfernt, handelte Preisnachlass für Badehose aus.

Nichts Aufregendes passiert.

10.10.2023 Dienstag

Jolas Handy am Morgen nach nächtlicher Ladung immer noch nur bei 2%, sprich, es ist defekt und braucht den Handy-Doktor. Adressen gesucht, eine in der Nähe, Bozener Straße in Lana. Bei Hausnummer 78 standen wir bei unserem „Käse-Lieferanten Kofler“ und einer Zimmerei. Eine Frau wollte helfen, meinte, falls es dort einen Reparatur-Service gäbe, sie wäre an der Information interessiert. Aber nichts da, kein „Doktor“. So fuhren wir an der Etsch nach Meran.
Teile des Fahrradweges waren neu beschildert, andere saniert, sprich, neu asphaltiert. Besuch auf dem Campingplatz Meran, wollten sehen, was sich nach dem Umbau verändert hatte. Sanitärbereich wirkte „top“.
In Meran die Räder in der Nähe der Promenade angekettet. Wir fragten erst in einem Computergeschäft nach, dort sprach man eher italienisch als deutsch. Was wir heraushörten war „Galerie“. fanden einen Laden eines lokalen Telefonanbieters, dort kein Reparatur-Service. Zwischenzeitlich hatte ich die Galerie entdeckt, in der es den besagten Service gab. Ein kleiner Raum, in dem hinter dicken Glasscheiben zwei sehr südländisch aussehende Männer saßen, von denen mir einer zunickte, als ich fragte, ob man Handy reparieren würde. Um den Laden stromerten dunkle Gestalten (Hautfarbe), gutturale Laute von sich gebend.
Ich überließ Jola den Vortrag im Laden, bewachte draußen die Räder. Das Handy sollte dableiben, er würde sehen, was sich machen ließ. Ab 15 Uhr könnten wir wiederkommen. Kein Preis, keine Sicherheit, nur einen Zettel. Jola voller Hoffnung.
Wir ließen uns durch Meran treiben, schauten nach Westen, Schlafanzügen oder Schuhen. Fanden in einer der diversen Nebengassen von den Lauben ein Restaurant namens Gaston, wo wir uns für Pizza und ein Gläschen Weißburgunder niederließen.
Danach Spaziergang an der Promenade vor dem Kurhaus, in dessen Nähe eine neue Attraktion für Touristen aufgestellt worden war….

Natürlich durfte bei dem Gang durch Meran ein Besuch im Café Wandelhalle nicht fehlen. Jedes Mal frage ich mich im Stillen, ob die Chefin einen wiedererkennt, immerhin kommen wir bald über 20 Jahre jeden Oktober hier vorbei, trinken Kaffee und essen Kuchen. Cappuccino und Pflaumenkuchen diesmal. Endstück der Wandelhalle:

Jola vertieft in die Klatschspalten der einschlägigen Illustrierten vergaß völlig die Zeit, es war 14.50 Uhr, gleich öffnete der Handy-Doktor seinen Laden nach der Mittagspause wieder.
Die Räder gleich mitgenommen, im Laden arabisches Sprachenwirrwar und vor den Glasscheiben plattgedrückte Nasen. Von draußen sah ich, wie die beiden Mitarbeiter Zettel ausfüllten, im Computer blätterten, ein über den Tresen geschobenes Handy in Empfang nahmen. Jola geduldig zwischen den Menschen aus dem Orient wartend. Da erschien ihr „Retter“, der, der ihr Handy angenommen hatte und sie gleich wiedererkannte. Er flitzte die Treppe hoch, kam mit ihrem Handy zurück, bevorzugte sie bei der Abfertigung und erklärte, das Handy würde wieder laden, Kostenpunkt der Zauberei 20 €, die Jola gerne auf den Tresen legte.
Danach zufriedene Heimfahrt zum Campingplatz. Ich nutzte das leere Schwimmbecken für neuerliche dreißig erfrischende Bahnen.

11.10.2023 Mittwoch

Der Wettergott meinte es nach wie vor gut mit uns. Heute wieder strahlend blauer Himmel (nur kein Neid!). Unseren Schweizer Nachbarn konnte ich ein paar interessante Ausflugsvorschläge unterbreiten, die sie allesamt noch nicht kannten.
Im gestrigen Gespräch erfuhr ich von ihnen, dass sie letztes Jahr in Schweden und Norwegen gewesen waren, über Stockholm bis hoch nach Bergen, darüber ließen sich gut einige Impressionen austauschen. Von unserem Heimatort Lübeck fiel ihnen sofort das Marzipan ein. Heute planten sie eine Radtour zum Kalterer See.
Wir wollten uns mit einer Waalwanderung begnügen, den Brandis Waalweg, beginnend am Golfplatz. Erst war angedacht, eine Strecke zu wandern, dann mit dem Bus zurück zu den Rädern, aber wir entschlossen uns, hin und zurück zu gehen und dann bei der Waalrast zu Mittag zu essen. So beschlossen, so getan. Mit dem Rad keine 10 Minuten bis zur Pfarrkirche Maria Himmelfahrt mit dem Schnatterpeckaltar. Es war 10.50 Uhr als wir am Obstbaum-Museum vorbei gleich den steilen Anstieg des ansonsten flach verlaufenden Waalweges bewältigen mussten.

Nur rund 50 Höhenmeter weiter oben befindlich, schon genoss man die schönsten Ausblicke ins Tal, wo die Etsch Richtung Bozen rauschte, oder bis nach Meran.
Die Idee, diesen Waalweg zu begehen, hatten heute viele Menschen, man kam gar nicht aus dem „Hallo“, „Grüß Gott“ oder was sonst als Gruß diente, heraus. Bereits nach wenigen umlaufenen Kurven ein Schild mit „Steinschlaggefahr“.

Niemanden etwas passiert, unbeschwertes Spazierengehen, den Blick schweifen lassen, die Skulpturen (der Waalweg ist teils gleichzeitig ein Skulpturenweg) betrachten (obwohl schon so oft angeschaut). Hier das vergängliche Werks namens „Your Libary“ von Matthias Schöneger, das auch als Sitzgelegenheit diente und im Mittelteil Bücher im Austausch aufnahm.

Neu auf dem Weg war ein Gebotsschild, an Hundebesitzer gerichtet und lautete frei formuliert „den Kot des treuen Begleiters mitzunehmen und zu entsorgen“. Außerdem ein Hinweis, Hunde an der Leine führen, warum?, weil…..

…. Hahn und Harem unterwegs auf Nahrungssuche waren.
Käuflich erwerben konnte man biologische Weine, Säfte und Esskastanien (Kilo 8 €).

Nach exakt 50 Minuten erreichten wir das Ende des Waalweges an der Straße zum Gampenpass, wo schon die nächsten „Einsteiger“ sich bereit zur Wanderung machten.
Den Rückweg bewältigten wir etwas rascher….. ein Zwiebelturm, wozu gehörte der nur? (ehemaliges Kloster)

Nach nur 35 weiteren Minuten war die Tagestour beendet und wir saßen bei der Waalrast, warteten auf unsere bestellten Gerichte. Ich heute „fleischlos“. Hier ein Rest von gebackenen Zucchinis und Bruschetta.

Verließen Waalrast und Waalweg, marschierten zum Golfplatz (quasi gleich um die Ecke), buchten für morgen 10 Uhr die nächste sportliche Aktivität (9-Loch-Runde). Wieder bei den Rädern, fiel die Besichtigung des Schnatterpeckaltars in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt aus, auf dem Friedhof fand gerade eine Beisetzung mit Andacht statt, da wollten wir nicht stören.
Die Völlerei hatte mit dem Mittagessen noch kein Ende, düsten mit den Rädern durch Lana bis zu MeinBeck, Cappuccino und Buchweizentorte (nur für mich), dazu Studium der Südtiroler Hauszeitung namens Dolomiten.
Themen hier wie überall ähnlich: Asylantenabschiebung, hohe Mieten, teure Lebenshaltungskosten, Gewalt, Gesundheitswesen, und natürlich der „Krieg“ im Nahen Osten gegen Israel. Im Vordergrund (wohl auch, weil in 14 Tagen Wahlen in Südtirol sind) standen allerdings die anderen heimatlichen Themen.

Jola wollte shoppen, ich fuhr zum Campingplatz, mir meine nachmittägliche Erfrischung im Schwimmbecken gönnend.

12.10.2023 Donnerstag

Sportlich ging es heute gleich am Morgen los. Um 09.15 Uhr die Golfbags umgeschnallt und mit dem sperrigen Gepäck auf den Räder die rund 3,5 Km zum Golfplatz gestrampelt. An der Rezeption immer noch die gleiche Frau, die mir freundlicherweise ein Sand Wedge auslieh, da ich meins zu Hause vergessen hatte. Wir mussten am Abschlag noch auf ein Paar warten, die mit uns zusammen die Runde würden spielen. Martin und Christiane, so stellten sie sich vor. Er mit Porsche Bag, schien selbstbewusst im Umgang mit den Einheimischen zu sein. Wie sich im Laufe der Runde herausstellte, stammte er aus Bozen, sie hingegen aus Düsseldorf, wo sie überwiegend lebten. Das Spiel plätscherte so dahin, keiner von uns Vieren schien heute mit zielsicheren Schlägen glänzen zu wollen. Martin schlug vom weißen Abschlag ab (Profis spielen allerdings anders), wenn er traf, flog der Ball weit, aber meist nicht in Fahnenrichtung. Man kam auf der Runde ins Gespräch, Bauingenieur, viel unterwegs in Europa in Sachen Eisenbahnschienen.
Am Ende saßen wir bei einem Golfer im Restaurant kurz zusammen, Verabschiedung, die Pflicht rief, die Mutter von Martin musste besucht werden.
Bei uns war die Entscheidung schnell gefallen, gegessen wurde heute im WoMo.
Gemüsepfanne mit Sojahack und Wursteinlage, uns hat’s geschmeckt.
Wiederholung macht es nicht schlechter, die Sonne gönnte uns keine Pause. Was ich sonst eher selten mache, ich legte mich heute mit meinem Buch an den Pool (man beachte!). Als einziger Zeuge durfte ich einer Frau beim gemächlichen Hin und Her im Becken zuschauen. Sie verschwand, der leere Swimmingpool löste bei mir sofort den magischen Effekt aus, sog oder zog mich quasi ins Wasser. Da störte auch die Unterhose als Ersatz für die Badehose nicht wirklich.
Später (nach 40 Bahnen) brannte die Sonne so intensiv, es war nicht lange auf Bank oder Liege auszuhalten. Rückzug in die Ruhezone des Wohnmobils.
Kleiner Spaziergang vor dem Dunkelwerden zum benachbarten Campingplatz, zum Schlosshof, das neue Schwimmbecken ansehen.
Ja, nicht jeden Tag ereignen sich abenteuerliche oder kuriose Dinge.

13.10.2023 Freitag

Wir blieben einen Tag länger hier in Lana, an den Notplatz ohne „Vorgarten“ hatten wir uns gewöhnt, und tagsüber waren wir ohnehin nicht am Platz.
Erneut auf den Plan gerufen, stand eine Wanderung auf einem der vielen Waalwege (https://www.meranerland.org/de/freizeit-aktiv/berge-wandern/waalwege/) rund um Meran an, wir entschieden uns spontan (nach reiflicher Vorarbeit!) für den Marlinger Waalweg, der mit rund 11 Km längste aller Waalwege. Jedoch liefen wir ihn nicht von Anfang bis Ende (too much for our feet).
Mit dem Rad durch die Apfelplantagen in den kleinen Ort Tscherms….

Direkt zwischen Kirche und Tourist-Info die Räder abgestellt, nachgefragt, wo die Einstiege zum Waalweg sind. Wir nahmen den Weg am Hotel Löwenwirt, erst Straße (schon steil), dann Pfad (Erde, teils betoniert), noch steiler. Auf der Strecke von 1.200m stiegen wir um 173 Höhenmeter, die Pumpen leisteten Höchstarbeit, der Schweiß rann,….

…..gut, dass auf dem hier eigentlich erst beginnenden Wanderweg ….

nach 600m die Leitenschenke mit umfangreichem Speiseangebot auftauchte. 11.30 Uhr, außer einem Sechserpack Wanderer waren wir die ersten Gäste. Marillenknödel, eigentlich ein Dessert, gönnte ich mir, ein Bruschetta ohne Tomaten verspeiste Jola.
Gestärkt marschierten wir in rund 500m Höhe um Meran herum, stellten fest, zunächst kein Wasser im Waal. Ich verglich diesen Waalweg wegen der starken Frequentierung mit dem beliebten Elberadweg. Gewusst ob der vielen Menschen, hätte ich mir ein Schild mit dem Schriftzug „Hallo“ / „Servus“ oder „Moin“ umgehängt, wir kamen aus dem Grüßen nicht heraus.
Am Rand des Weges Rätsel in Form bewegbaren Schildern mit Bebilderung (i.d.R. Blätter und Früchte von Bäumen), diese Hibiskusblüte gehörte nicht zum Ratespiel, das Bild will ich zu Hause unserem Hibiskus als Anregung für Wachstum und Blüte hinhängen….

In der Ferne tauchte links am Hang das Schloss Lebenberg auf, auf einen Abstecher dorthin verzichteten wir….

Zwischenzeitlich trafen wir auf ein Schott, dass den Wasserlauf steuerte und nun dafür sorgte, dass im Waal Wasser floss.

Hell und klar floss das Wasser in seichter Strömung uns entgegen. Dreimal im Jahr wird das Wasser aus den Waalen für Reinigungsarbeiten abgelassen (Mai, Juli und August). Zu Beginn der Vegetationsperiode rückt der Waaler mit Gemeindemitgliedern an und säubert die Waale vom winterlichen Unrat. Wie sich solch Unrat im Waal vermeiden lässt, ahnt man bei dieser Konstruktion….

….. Schutz vor herabfallenden Kastanien.
Heiße Füße lief ich mir an, suchte ein Plätzchen, wo ich im Waal Abkühlung erlangen könnte, hier jedenfalls würde es nicht funktionieren.
Ich fand eine Stelle….

Eisgekühlt schritt ich fortan weiter…..

Beim Traubenimbiss herrschte heute Ruhetag, uns egal, Knödel und Bruschetta hielte noch vor. In Kehren Ausblick auf Meran, im Fokus hier die Trabrennbahn….

Wir hielten ohne neue Nahrung durch bis zum Gasthof Waldschenke bzw. dem benachbarten Buschenschank Larchwalderhof. Allerdings gab’s nur ein Schoppen frischen Rotwein und ein Glas Fliederbeersaft.

Wir brachen die Waalwanderung kurz nach Aufbruch vom Buschenschank ab, folgten der Straße nach Marling. Bergab, kein Genuss für meine Knie, in Marling Zeit für einen Cappuccino bei MeinBeck, keine 20m entfernt von der Bushaltestelle. 15 Minuten Pause, das tat nach fast 7 Kilometer Fußmarsch ganz gut. Schunkelige Busfahrt bis zum Bahnhof Meran. Erste Anzeichen des am Wochenende beginnenden Traubenfestes, Absperrungen, außerdem Standaufbau für den morgigen Meraner Wochenmarkt, das verursachte natürlich zähfließenden Verkehr. Die Abfahrtstation der Anschlusslinie 211 fanden wir erst nicht, der Orientierungsplan war falsch herum aufgehängt. Dann neuerlich Busfahrt durch Meran, fast die gleiche Strecke noch einmal gefahren (hätte ich das gewusst, wir hätten früher aus- und umsteigen können). In Tscherms ausgestiegen, froh, wieder im Sattel des eigenen Rades zu sitzen, traten wir die Heimfahrt an, nein, Jola bog zur Meraner Mühle ab, irgendwelche Produkte erwerben.
Mich lechzte nach meiner täglichen Schwimmstunde, die ich heute alleine absolvieren konnte.
Tagesresümee: Mich freute mein Durchhaltevermögen auf der Wanderung bzw. das meiner Gelenke.
Morgens geht’s woandershin…..

Südtirol 2023 – Seiser Alm –

04.10.2023 Mittwoch

12 Uhr war erst Abfahrtzeit vom Campingplatz Löwenhof, genug Zeit, um morgens in die Schwimmhalle (http://www.acquarena.com/de/index.html) zu fahren. Kurz vor 9 Uhr standen wir mit einer Handvoll Menschen vor dem Einlassdrehkreuz, das pünktlich um 9 Uhr seine Sperre aufhob. Schnell waren alle Bahnen von Schwimmern belegt, ich teilte mir eine Bahn mit einer Frau, die mit ihren Schwimmzügen nur langsam vorankam. 500m, das genügte mir heute als Wiedereinstieg. Mit Jola besuchten wir das Außenbecken, mollig warm und sprudelnd an allen Beckenrändern.
Im Anschluss kurz bei Pupp (www.pupp.it) Süßteile gekauft, Zimtschnecken wieder nicht vorrätig, nur am Samstag, so die Mitarbeiterin. Dann in einem Modegeschäft eine Weste in Augenschein genommen, nicht in meiner Größe vorhanden.
Rückfahrt zum Campingplatz, Sachen zu Ende gepackt, bezahlt und ab ging es auf die Seiser Alm. Gut 45 Minuten unterwegs, erst auf der vielbefahrenen Brennerstraße, dann die Serpentinen hoch, Kastelruth, Seis und das Ziel, der Campingplatz (https://www.camping-seiseralm.com/). Auch hier wieder Bauarbeiten, wahrscheinlich eine neue Rezeption, vielleicht sogar mit Hotel oder Apartments.
Nummer 414 ward uns zugeteilt, mit Blick auf die Berge.

Relax-Tag, Spaziergang über den Campingplatz, der terrassenförmig angelegt, verwinkelt Plätze in verschiedener Größe anbot, manche mit überdachten Frühstücksplätzen. Beheiztes Schwimmbecken, heute kein Bedarf, waren ja gerade erst aus der Schwimmhalle in Brixen entfleucht.
Überragend der Blick auf das Massiv des Schlern (ganz links die Santnerspitze) ….

Beim Rundgang auf dem Campingplatz fiel besonders dieses imposante Modell auf…

Ein Einfamilienhaus auf Rädern.

05.10.2023 Donnerstag

Wenig Aufregendes passiert, neu jetzt, leichte Bewölkung am Himmel, Schlern in weiße Wölkchen gehüllt. Später Aufbruch zum Völser Weiher, den wir letztjährig durch Zufall entdeckten. In St. Anton Zwischenstopp bei der Kaffeerösterei Caroma. Einkauf hier erst auf dem Rückweg.
Radweg zum Weiher ab St. Anton auf der Straße, 3 Kilometer, wieder nur Anstieg. Akku vom Handy fast leer, deshalb keine Fotos. Belebter PKW-Auftrieb, Straßenränder massiv gegen wild parkende Autos geschützt. Oben kostenpflichtiger Parkplatz, gut gefüllt. Wanderer auf Busse wartend. Ein Hotel (Waldsee) mit Tennisplätzen. Zum See noch einmal 10 Minuten Fußweg. Auf der Wartebank saßen drei volkstümlich verkleidete Menschen (zwei Frauen, ein Mann. Lederhose, Filzhut etc.) Die jüngere der beiden Frauen mit riesiger Standarte in der Hand, Kärntner Flagge, also aus Österreich. Der Mann versuchte zu scherzen, „ich solle ihm für 10 Minuten mein Rad leihen, damit er seine Begleitung zum …. bringen könnte“. Ich schlug vor, sie vor sich her zu treiben, was die Fahnenträgerin zu der Bemerkung veranlasste „der hat dich gleich durchschaut“. Jola simste mit ihrem Handy, ich fuhr vor zum Gasthof Völser Weiher, nahm Platz und wartete. Die Tour bis zum Gasthof, rund 200 Höhenmeter auf 3 Kilometer Länge bewältigt.

Überall Menschen mit Wanderstöcken, kein Wunder hinter dem See begann der Naturpark Schlern.
Wir machten Mittagspause, Risotto für mich und Nudeln. Ein hutzeliger alter Mann gesellte sich mit auf die Terrasse, lud vom Rücken sein Gepäck ab, ein Akkordeon. Ihm ward von einer Servicekraft ein Tisch im Schatten zugewiesen, bald stand ein Bier auf seinem Tisch. Er begann zu spielen, bedankte sich nach zwei Stücken für den leidlichen Beifall, in dem er vor den Eingang trat und mit seinem Hut winkte, wieder an seinen Tisch verschwand und dort seine „Darbietung“ fortsetzte. Jola meinte, er bekäme hier sein Gnadenbrot.
Es sollte noch einen zweiter See geben (Huber Weiher). Doch erst wollten wir die Badestelle …..

…..gegenüber besichtigen, mit Restaurant, Duschen, abschließbaren Schränken, Steg und Liegeplätzen direkt am Wasser. Im See tummelte sich (noch) niemand. Aus der Nähe entdeckten wir sogar eine kleine Kneipp-Anlage, was Jola dazu animierte, einmal die Wassertemperatur zu testen. Ich stand mit meinem gerade den letzten Saft verbrauchenden Handy mit dem Rücken zum See, hörte ein lautes Platschen. Was war passiert? Drehte mich um und sah Jola im Kneipp-Becken im Nassen liegen, einen Arm mit Handy nach oben reckend wie einen Käfer, der ins Wasser gefallen war. Ich eilte als Seenot-Retter herbei, zog sie aus dem Wasser, andere halfen, Jola lachte, es sei nichts passiert, alles heil geblieben. „Nasser Sack“, ein geflügeltes Wort, hier zutreffend verwendet. Frauenstimme berichtete, „ja die Stufen seien extrem glitschig„, leider erfolgte die Warnung ein paar Minuten zu spät. Nun erst einmal die nassen Sachen ausziehen und vom Schreck erholen.

Der Frau schien nichts zu fehlen, das Handy funktionierte offensichtlich noch, der Rucksack schien die kurze Dusche schadlos überstanden zu haben. Zum Glück hatte ich meine blaue Jacke dabei, immerhin ein trockenes Kleidungsstück. Auf Stein und Holzsteg wurden die nassen Sachen zum Trocknen ausgebreitet. Später stellte ich ergänzend meinen grünen Pulli zur Verfügung, Jola kreierte daraus ein Kostüm a la Potpourri.
Die Suche nach dem Huber Weiher verfolgten wir nicht weiter, der Sonne fehlte die Kraft zum Trocknen, wir kehrten um, Jola in Blau und Grün kostümiert, rauschte den Berg hinunter zurück nach St. Anton bis zur Kaffeerösterei (https://www.caroma.info/), wo sie sich mutig ins Innere begab und einen Cappuccino der Extraklasse trank und ich (teuren) Kaffee kaufte.
Rückfahrt zum Campingplatz und Wäschewechsel.

06.10.2023 Freitag

Abgekühlt hatte es sich, das merkte ich beim morgendlichen Gang zum Sanitärtrakt, wo sich u.a. eine Chemie-Toilette befand. Schwere Last wurde dort entsorgt.
Probierte mit Jolas Handy herum, funktioniert soweit, aber die Aufladung mit Strom offensichtlich blockiert, der Ladezustand verharrte auf 30%. Ein Backup von Threema war nicht möglich.
Es ging ein Tipp von unserer Tochter ein, das Handy für ein paar Tage in ein Reisbett legen. Versuch macht klug!

Die Vorbereitungen für unseren Golfnachmittag liefen an, alles wie geplant gelaufen. Müsli am Mittag als Stärkung, dann die Golfbags umgeschnallt und mit den Rädern die rund 2,5 Km zum Golfplatz St. Vigil gestrampelt. H. + K. waren nach der Abfahrt aus Brixen schon im dortigen Hotel „Sonne“ angekommen. Ihr Zimmer mit Eckbalkon mit Ausblick auf die Berge und den Übungsplatz.
Uns brachte man die Pistazien-Buchteln von Pupp mit, zwei Stück.
An der Rezeption alles gebucht, zwei Carts, fußläufig wäre der Platz mit 18 Loch für mich nicht machbar gewesen. 13.45 Uhr schlugen wir ab.
Atemberaubenden Ausblicke, die nicht immer in Bildern festgehalten werden konnten.
Hier einmal ein Selfie….

Für Nichtgolfer sei mitgeteilt, Jola schaffte einmal eine Bahn, bei der man drei Schläge vorgegeben bekam, diese mit drei Schlägen, was einer Bestleistung gleichkam. H. blieb bei einer anderen Bahn sogar unter der „Vorgabe“ und schaffte es mit einem Schlag weniger den Ball ins Loch zu bugsieren. Zu meinem Spiel schweige ich besser. Die gute Laune blieb (meistens).

Etwa gegen 18 Uhr beendeten wir die Runde, saßen auf der Terrasse des Restaurants R19 (www.golfstvigilseis.it/de/golf-club/restaurant) bei Golfer und Weizen und warteten bei glutrotem Sonnenuntergang kurz auf unserer Essen, das zum wiederholten Male sehr lecker war.

Gegen 19 Uhr radelten wir auf der Straße, das erschien uns sicherer, als im Dunkeln den unebenen Radweg zu benutzen, zurück zum Campingplatz.

07.10.2023 Samstag

Bis 09.15 Uhr musste der Tisch gedeckt sein, wir hatten H. + K. zum Frühstück eingeladen. Das klappte schon mal gut…

Jola sorgte später direkt am Tisch mit ihrer Allround-Pfanne für eine warme Ergänzung, Rührei mit Schnittlauch. Hier gerade bei der Zubereitung. Wie man sieht, war es im Schatten des Schlern noch nicht allzu warm, Mäntel und Decken sorgten für entsprechende Abmilderung von Frostbeulen.

Wir hielten tapfer durch, niemand kam zu Schaden, vielleicht hat uns das warme Rührei vor dem Frosttod gerettet. Alles war gut!, bald machten wir uns auf zur Busstation, oben an der Straße. Ging man, wie wir jetzt, zu Fuß hinauf, stellte man schnell fest, der Anstieg war nicht „ohne“. Und die hier bereits im Thermomodus scheinende Sonne trug ihr Übriges zum Schwitzen bei. Mit uns diverse Wanderwillige (mit Stöcken), oder aber solche, die nach Kastelruth zum „Spatzenfest“ wollten. Der Busfahrer auf der Jagd nach Streckenrekorden, gut dass es Haltegriffe im Bus gab. Alle heil an der Talstation der Umlaufbahn angekommen.
20 € löhnten wir pro Person für Berg- und Talfahrt.
Erste Eindrücke auf der Seiser Alm in Compatsch, wieder überwältigende Ausblicke….

Pause von der anstrengenden Gondelfahrt und Sonnenbad in Höhenluft mit Ausblick…

Wanderung / Spaziergang zur nächsten Gondel, die uns auf 2.100m hinauf zum Puflatsch Bergrestaurant transportieren sollte, diesmal ohne Vergünstigungen.

Oben erwartete mich am Ausgang die Statur eines Edelmannes.

Ohne Hinweis auf den Künstler noch das Werk. Ich fragte den Mitarbeiter in der Schaltzentrale. „Es sei sein Stellvertreter„, ein Scherz. Er gab mir einen Flyer zum Künstler (Erich Trocker) und dem Ausstellungstitel „Was nun?“ Alles Holzskulpturen, Marke „wundersam“.
Von hier waren es nur ein paar Schritte bergauf zum Rundblick unter der Engelsrast.

Das Bergrestaurant Puflatsch ……

…..bot uns eine Gelegenheit für einen Mittagstisch. Hier noch bei der Auswahl aus der Speisekarte. Andere machten bereits ihren Mittagsschlaf in luftiger Höhe….

Ganz so intensiv betrieben wir den Pausenaufenthalt nicht, wanderten wir zur nächsten Hütte namens Puflatschhütte. Laut Beschilderung lediglich 10 Minuten Gehweg. Für unsere beiden Mitläufer allerdings etwas überraschend der steile Abstieg über schmalen Pfad. Prompt gab es bei der Bewältigung des Weges einen leichten Ausrutscher, ohne allerdings Blessuren zu hinterlassen, außer dem unvermeidlichen Schreck. Dumm dann, dass die Hütte ausgerechnet heute ihren Ruhetag eingelegt hatte und wir ohne den so angepriesenen Apfelstrudel zur Bergstation der Umlaufbahn zurückwandern mussten.
Nicht gerade knieschonend diese Abwärtstouren. Den Apfelstrudel durften die drei sich dann in der Nordic Bar zu Gemüte führen.
Am Zugang später ein menschlicher Stau, wahrscheinlich eine technische Panne, denn die Gondeln standen eine Zeit lang still. Abfahrt zur Talstation mit leichter Verzögerung.
Die Unternehmungslust der drei war ungebrochen, fuhren mit dem Bus weiter nach Kastelruth, wo das Spatzenfest stattfand. Mein Bedarf war gedeckt, ich kehrte zum Wohnmobil zurück. Ein Loch in einem der neuen Wollsocken, so groß wie ein 2 € Stück, wohl vom Bergabgehen hervorgerufen.
Einmal ins Schwimmbecken gesprungen, ein paar Entspannungszüge getätigt.
Abends ein letztes gemeinsames Essen im Hotel Sonne am Golfplatz St. Vigil. Auf dem Weg dahin der Schlern im güldenen Antlitz….

08.10.2023 Sonntag

Heute ohne Plan den Tag begonnen. Anders als vorhergesagt, kein strahlend blauer Himmel, ungewohnt. Ungewohnt auch die vielen leeren Plätze um uns herum. Vermutlich endete das verlängerte Wochenende für die meisten Gäste.
Am späten Vormittag aufgerafft, der Huber Weiher sollte gefunden werden. Ich schlug den Murmelter Weg vor, der sich die ersten 1,3 Km auf Asphalt auch gut fahren ließ, jedoch im steilen Kiesbett mit unseren Rädern im weiteren Verlauf nicht befahrbar war, sprich, wir musste schieben, selbst mit Schiebehilfe eine äußerst anstrengende Prozedur. Im Café am Völser Weiher als Belohnung jeder ein Stück Torte bestellt.
Im Weiher ragte nur ein Kopf aus dem Wasser, zu kalt zum Baden heute?
Nirgend ein Hinweis auf den Huber Weiher. Das hiesige Gewässer halb umrundet, ein Holzschild ohne Wanderwegnummer zeigte bergan auf einen breiten Waldweg.

Der Huber Weiher augenscheinlich ein Angelsee, zumindest wenn man die Zahl der im Wasser hängenden Ruten zählte.

Schnell war das Gewässer umrundet, originell die aus natürlichem Material (Baumstämme / Felsen) geformten Sitzgelegenheiten.

Wir wählten keinen weiteren Anstieg, bspw. zur Tuffalm, sondern ließen uns zurückrollen und bogen nach Ums ab. Wieder blendete uns zu Beginn der Strecke eine gut befahrbare ebene Schicht Kiesweg. Abrupt veränderte sich der Weg in einen wurzeldurchzogenen steilen Pfad durch Waldgebiet. Selbst mit Bremsen rutschte das Rad durch Eigengewicht ständig auf losem Gestein seitwärts weg.
Ein Paar kam uns, ihre Mountain-Bikes schiebend, entgegen, selbst mit den Rädern war kein Vorankommen. Wir gaben uns gegenseitig Hoffnung durch Angabe der noch unwegsam zurückzulegenden Wegstrecke.

Gleich erreichte auch Jola die Fahrstraße (letztes Foto) und wir näherten uns Völs. Mein Akku meldete „den letzten Balken“, Zeit also, die Heimfahrt anzutreten.
Ich nutzte auf dem Campingplatz das beheizte Schwimmbecken für entspannte 20 Bahnen.

Ausruhen, lesen, Schlaf nachholen, und dann ein Fertiggericht, in 2 Minuten waren die Teigtaschen auf dem Tisch.
Morgen geht’s weiter, wohin? Lana??

Südtirol 2023 – Brixen –

29.09.2023 Freitag

Schon früh am Morgen standen erste Reisende aus dem Süden Deutschlands als Neuankömmlinge an der Rezeption und warteten auf einen freien Platz. Ein neuer Gast zog mit leicht verärgerter Miene weiter, weil er einen Hund dabei hatte, und Hunde waren hier nicht erlaubt.
Aus dem Baden im See wurde nichts mehr, zu lange geschlafen und der Wochenendverkehr würde mit jeder weiteren Stunde nicht weniger in Richtung Süden. So war es denn auch, der Brückentag Montag vor dem Feiertag sorgte für Blechlawinen auf den Autobahnen. In Österreich über Zirl nach Innsbruck, Stadtverkehr mit Ampelpausen. Tankstelle gesucht, weil Diesel hier deutlich billiger als in Italien war.
11 € auf österreichischer Seite Maut für eine Autobahn, die ihren eigentlich Namen nicht verdiente, Grund: überwiegend Baustellen mit Tempo 60 Km/h. Aber wir kamen voran. Kurz vor 14 Uhr Ankunft in Brixen auf dem Löwenhof.
WoMo einmal um die eigene Achse gedreht, so gab es auf Platz 35 wieder Fernsehempfang.

Pause bei Gulaschsuppe, Kontakt zum Nachbarn, Hamburger. Sein Fahrrad der Marke Hymer brachte ein Gespräch in Gang. Freudig stolz gab er zum Besten, dass er beim Kauf am Ende der Verhandlung auf die Zugabe „zweier E-Bikes“ gepocht hatte, und sie bekam.
Uns eilte es nicht, ein bisschen Lesen, später Kurztrip zum Kloster Neustift, zwar schon bekannt, trotzdem der geeignete Ort, um erste Südtiroler Luft zu schnuppern. Im Turm erstmals – für mich – geöffnet mit einer Ausstellung, quasi als Galerie von drei Künstler/innen genutzt.

Ausgestelltes traf meist nicht meinen Geschmack, doch das Bild mit dem Kopf der Frau und dem Hut fand ich insofern originell, als dass es so platziert war, dass die Ausbuchtung in der Mauer wie das Oberteil des Hutes wirkte.
Der Wunderbrunnen (rechtes Bild) jedes mal wieder ein Hingucker.

Abends besuchten uns Freunde, die im Hotel wohnten.

30.09.2023 Samstag

Ich fahre mit dem letzten Satz vom Vortag fort, morgens warteten Freunde gegen 10 Uhr auf uns, um gemeinsam zur Bushaltestelle zu gehen. Abfahrt 10.04 Uhr Richtung Bahnhof Brixen, wie wir vortags recherchiert hatten. Wir warteten nicht allein, aber lange, der Bus kam einfach nicht an Land. Die Zugabfahrt nach Bozen um 10.25 Uhr rückte in weite Ferne. Mit fast 10 Minuten Verspätung schob sich der Bus in einer Blechlawine heran. Doch italienische Busfahrer (bzw. Busfahrer auf italienischen Linien) fahren anders, dieser auf jeden Fall versuchte, verlorene Zeit durch rasante Fahrt aufzuholen. Lustige Begebenheit unterwegs: ein Mann stieg zu, kramte permanent in seinen diversen Taschen nach Geld, fand wohl keins, verließ den Bus an der Station Krankenhaus wieder, ohne behelligt / belangt zu werden.
10.25 Uhr Ankunft am Bahnhof, ein Zug stand auf einem Gleis „Meran“ als Ziel. Etwas verunsichert suchten wir den Fahrplan, ja, das wäre unser Zug. Hasteten durch die Unterführung, hörten einen Pfiff, standen oben am Zug, eine Person drückte den Knopf am Waggon, es passierte nichts mehr, der Zug setzte sich in Bewegung, ohne uns. Nun, die Konsequenz, eine Stunde Wartezeit! Was damit anfangen? Spazierten zur Tourist-Information, weiter kamen wir wegen des zurückgelegten Weges nicht, kehrten um und warteten auf den Zug. Fahrt nach Bozen dauerte ca. 30 Minuten, meist fuhren wir durch Tunnel, sahen also wenig von der Landschaft. Das Wetter meinte es gut mit uns, viel Sonne, in Bozen schien sie ohnehin noch intensiver. Ich spielte den Guide, führte uns in die Dr.-Josef-Streitner-Gasse zur Osteria Dai Carretai. Auf dem Weg dorthin warf ich einen Blick in das Atelier von…

Alle Figuren aus Baumstämmen kreiert.
Draußen vor der Osteria bereits ein Pulk Menschen mit Weingläsern und Tellern herumstehend, die bekannt köstlich belegten Brotscheiben verzehrend.

Unsere Freunde teilten die Begeisterung für die Schnittchen nicht ohne weiteres, fanden aber die Institution originell. Neu für uns war der heimische Appetit auf rohes Fleisch, genannt Mett, das weg ging wie, eben, wie geschmierte Semmel.

Hier der Akkordarbeiter beim Aufstrich.
Auf einigen Tellern lagen vier oder fünf solcher Brotscheiben mit Mett, oft von schlanken Frauen herausgetragen.
Meine Führung setzte sich danach fort zur Talstation der Gondel auf den Ritten. Auffahrt in 12 Minuten, in der rund 1.000 Höhenmeter mit Panoramablick überwunden wurden und uns nach Oberbozen brachten.
Nach wenigen Minuten durften wir mit der Brixen-Card das nächste öffentliche Transportmittel kostenfrei benutzen, die Rittner Schmalspurbahn, die uns im Milchkannenmodus bis nach Klobenstein brachte. Aussicht auf den Schlern imposant…

Wanderung zum Hotel Bemelmans, doch dort heute im Restaurantbetrieb „Ruhetag“. Man verwies uns an die Konditorei Lintner, gleich um die Ecke. Kaffee und Kuchen, gemütlich soll’s gewesen sein, man wollte gar nicht aufbrechen. Hinter uns defilierte eine Hochzeitsgesellschaft vorbei, die einen trugen Weingläser, andere Kinder in Tragegestellen, wieder andere schicke Kleider. Bei der Hitze marschierte die Gesellschaft, vermutet von mir, über die Fennpromenade bis nach Lengmoos. Uns wandelte es an, dem Treck ein Stück zu folgen, bogen allerdings auf den rechten Abzweiger des Promenadenweges auf einen schattigen Waldweg ab. Lahm, träge, satt, egal, Umkehr und Marsch zurück zum Bahnhof.
In Oberbozen erkundeten wir das Umfeld in der Nähe der Bergstation, das Hotel Bergfink war umgebaut, verschönert und unter neuem Namen „Gloriette“ betrieben.
Den Freunden gelüstete es nach einer Pizza, da passte das mit „Babsie„, das Restaurant lag am Ende der Straße „Dorf“ und bot Pizza an, wenn auch erst „in 20 Minuten„, so die Servicekraft. Die Paare teilten sich je eine Pizza, die allgemein als „lecker“ bezeichnet werden durfte. Ein Wermutstropfen war die extra Berechnung für das „Gedeck“, echt ärgerlich!
Abfahrt mit der Gondel, Zug im Anschluss gleich bekommen, ebenso den Anschlussbus bis zum Hotel in Brixen. Absacker am WoMo. Wetter gut, Tour gut, Laune gut!

01.10.2023 Sonntag

Wir wurden neuerlich verwöhnt, Sonne ohne Ende. Treffen mit H. + K., Busfahrt nach Brixen, diesmal Verspätung des Busses nur um 2 Minuten. Der ausgeschriebene Wochenmarkt entpuppte sich als eine Art Kunsthandwerkermarkt regionaler Anbieter, zwischendrin ein bisschen Gemüse. Machte an einem Getreiderätsel mit, bei der Lösung half mir eine „Preisträgerin“ vergangener Zeit bei der Sortierung zwischen zwei Getreidesorten.
Probierte etliche Filzhüte, alle zu klein, die hutzelige Standbetreiberin fragte ständig nach, ob ich alle Hüte probiert hätte.
Ach übrigens, H. trug heute seinen neuen Filzhut….

Setzte mich von der Truppe ab, suchte die Bäckerei Profanter in der Straße Großer Graben auf, in der die Mitarbeiterin gerade aus dem Backofen ein Blech frisch gebackener Strudelbrenzel holte und in einen Korb direkt vor meine Nase schüttete. Der, neben dem betörenden Duft, Anpreisung konnte ich nicht widerstehen, nahm eins, kaufte ein Stück geschnittenes Steinofenbrot. Die drei fand ich danach nicht wieder. Marschierte zum Strudelmarkt und hielt Ausschau nach einem blauen Umhang, den Jola sich heute übergeworfen hatte. Niemand zu sehen, dafür Gedrängel durch Kaufwillige an den Ständen. Im Zentrum des Marktgeschehens arbeiteten die Männer mit den Schlägeln fleißig, prügelten das Heu, die hölzerne Meraner Mühle mahlte lauthals Roggen.
Wir fanden wieder zusammen, ich kaufte für Jola und mich zwei Portionen Buchteln mit Vanillesoße. Das machte mich „satt“.
Auf dem Weg zur Hofburg das Gebäude mit Kunst am Hofburgplatz außen und innen, das Tor fand ich dieses Mal ein Foto wert.


Besuchten die Hofburg, die heute „Tag der offenen Tür“ hatte. Eine Sonderausstellung zeigte Werke von Anton Christian, teils düstere Szenarien von Tod und ….

Der Rundgang durch die Räume der Hofburg versetzte mich ins Mittelalter, wo früher Kirchenfürsten herrschaftlich über das bildungsferne Volk herrschten und sich selbst feierten, sich malen ließen und in prunkvollen Räumlichkeiten selbstherrlich lebten.
Im Innenhof Gelegenheit für eine Pause…

Nach so viel geistlicher Kunst (rund 5.000 Krippenfiguren beherbergt das Museum) und sakraler Architektur zog es uns zum Törggelenfest nach Neustift. Bedauerlich, die Busse fuhren nur im Stundentakt, angezeigt die Wartezeit an der Haltestelle mit 34 Minuten. Mir dauerte das zu lange, marschierte los in Richtung Löwenviertel. Keiner wollte mit zu Fuß gehen.
Etwas schwitzig erreichte ich den Campingplatz, erlöste mich von meinem Rücksack und schwang mich aufs Rad. In Neustift der Innenhof voller Bierzeltbänke und -tische, es dröhnte Musik von einer Bühne. Beste Laune im Publikum, die bei Wein, Weizenbier, Sauerkraut oder heißen Kastanien in der prallen Sonne saßen.

Die Musik verwunderlich, eher aus der Rock-Ära als aus der Volksmusik. Auf der Bühne zwei Musiker und ein „Dirigent“, wie er später vorgestellt wurde, in Lederhose.

Neben einer leichten Unpässlichkeit vertrieb uns auch die schrille Musik aus dem unmittelbaren Lärmbereich hinter die Mauern in die Weinberge und später ganz aus dem Festbereich. Fanden, quasi um die Ecke, einen Ruhepol im Garten des Brückenwirts. Dort kamen die drei endlich zum lang ersehnten warmen Apfelstrudel mit Vanilleeis und Soße.
Mich dürstete im Anschluss nach einer Radtour „in die Berge“, ohne Begleitung. Die drei gingen allein zurück zum Campingplatz. 13 Kilometer tourte ich, wobei ich rund 250 Höhenmeter anstieg und dadurch etwas länger in den Genuss von Sonnenschein kam.

Die Abfahrt von Elvas dann ein stetes Bremsmanöver, weil es rund 270 Höhenmeter nach Brixen hinunter ging.
Abendlicher Sitztest zu viert im WoMo, den Tag Revue passieren lassend.

02.10.2023 Montag

Zum Frühstück draußen war eine wärmende Jacke angezeigt. Etwa kurz nach 08.30 Uhr kletterte die Sonne über die Bergkämme.
Gleich geht’s nach Bozen zum Messner Mountain Museum.

Schnell noch der Versuch, die Buchung für den Rad-Transport auf die Plose an der Rezeption zu organisieren, ohne Erfolg. Man schickte mich zur Tourist-Info in Brixen. Busfahrt wie gewohnt rasant. In der Tourist-Info freundliche Bedienung und Buchung. Im Bahnhof der Tabak-Kiosk am Montag geschlossen, so konnte ich meinen sagenhaften Lottogewinn von 10 € (statt 62 Millionen) nicht abholen. Bis Bozen Hbf volle Abteile im Zug, Jola fühlte sich wie im Orient.
In Sigmundskron ausgestiegen, das Bahnhofsgebäude optisch wie in einer Westernstadt. Fußweg von rund 1,3 Km führte steil auf Wanderpfad hinauf zur Burg, in der sich das Messner Mountain Museum befand. K. stand den Aufstieg souverän durch. An der Kasse scann der Brixen-Card, das Eintrittsticket wurde umsonst ausgehändigt.
Nach dem „anstrengenden“ Aufstieg schien zunächst eine Pause im Restaurant für uns angebracht. Weißwurst, Linzer Torte und Holunder-Schorle wurden geordert und verzehrt. Trotz strapaziösem Hinaufgelangens versorgte uns K. mit einigen Witzen und rezitierte zu unserer Erheiterung fehlerfrei Heinz Erhard-Gedichte.
29°, eigentlich eine angenehme Temperatur für diese Jahreszeit, sorgte während des Rundgangs für dunkle Schweißflecken auf der Kleidung, bedingt durch häufiges Treppensteigen.
Im Verlauf des Museumsbesuches ging man öfters seines Weges nach eigenem Gusto.
Eine Auswahl an Fotos aus dem Museum:

Ohne Berge gäbe es kein Land, weil alles eben wäre und das Wasser alles bedeckte.“ Solche oder ähnliche Weisheiten fanden sich an vielen Stellen (siehe auch Bild mit Untertitel „Spruch“) des Museums.
Imponierend die „einfachen“ Gegenstände, die Alpinisten in den 1950er Jahren als Ausrüstung für den Aufstieg auf die höchsten Gipfel der Erde benutzten, umso bewundernswerter und anerkennender die damaligen Leistungen.
Museumsbesuch ist wirklich empfehlenswert!
Nach Museumsbesuch mit leicht ermüdeten Beinen warten auf den Bus, ohne Schutz vor der mittäglichen Hitze. Busfahrt bis ins Zentrum bot Entspannung für die Füße. Spaziergang auf dem Talfer-Promenadenweg. Das Café hier fand nicht unsere Zustimmung, wanderten ins Zentrum der Altstadt, die Paare trennten sich (Shoppen / Essen). Wir landeten im Batzen-Bräu bei einem Veggie-Burger für mich.
Um 18 Uhr gemeinsame Rückfahrt im Zug nach Brixen. „Bewertung des Tages: Mega“, so K. Wie viele „Likes“ das wohl in den sozialen Medien entspräche?
Ich sprang abends noch ins hoteleigene Schwimmbecken, „eisgekühlt“ habe ich das Wasser empfunden. 10 Bahnen zog ich durch, dabei behindert von einem Reinigungsroboter mit seinen Schnüren.

03.10.2023 Dienstag (Tag der Deutschen Einheit)

Den Weckruf aus Jolas Handy nicht vernommen, döste ich bis ca. 07.15 Uhr im Bett. Nach dem Frühstück war für 9 Uhr der Radtransport zur Talstation der Plose-Gondelbahn angesagt. Der freundlich wirkende Fahrer erschien 10 Minuten eher, sprach wenig Deutsch, bemühte sich, sein vergessenes Vokabular hervorzukramen und versuchte eine Unterhaltung. Die Fahrräder auf dem Hänger festgezurrt, brachte er uns in gut 30 Minuten über St. Andrä zur Bergstation.

Am Eingang zu den wesentlich geräumigeren Gondeln, die dieses Jahr neu in Betrieb genommen waren, befand sich eine Anleitung, wie man sein Fahrrad an der Außenseite befestigen muss. Ein kleiner Schreck durchfuhr mich, doch unbegründet, denn der Mann im Kassenhäuschen winkte uns so durch, mit dem Hinweis „die Räder dürften mit in die Kabine genommen werden“.

Da sich kaum Personen um die Mitnahme drängelten, hatten wir eine Gondel ganz für uns alleine, perfekt!
Oben angekommen, Baukräne, es entstand ein neues Gebäude direkt neben der Bergstation (vermutlich ein Hotel). Noch nicht allzu viel Betrieb, Zeit für ein Foto-Shooting….

Den vorgeschlagenen Fußmarsch zum Eingewöhnen lehnte ich ab, gestern waren die Füße genug strapaziert worden. Ich checkte die Strecke, die wir heute zurücklegen wollten, einmal um die Plose und zurück nach Brixen. Da wären einige Höhenmeter zu bewältigen und etliche Kilometer Bergabfahrt mit Bremsen zu tätigen. Einen kurzen Ausflug auf der Plose hielt ich für kontraproduktiv, doch ich beugte mich dem Wunsch und wir stiegen neben dem Woody Walk auf. Ich brach die Fahrt ab und wartete auf die Rückkehr von Jola. Ohne Kenntnis der Herausforderung, die vor uns lag, hielt ich es für besser, umzukehren. Wir machten im Restaurant eine Pause. Danach ließ ich mich vom Navi leiten, dass uns allerdings auf den Woody Walk (K17) leitete, auf dem wir die erste Teilstrecke noch gut fahren konnten, wenn auch einige Spaziergänger „aus dem Weg geklingelt“ werden mussten. Noch keine Wolke am Himmel zu sehen, die Sonnen schon im Brennmodus. Dann die Abzweigung bergabwärts auf recht grobsteinigem Untergrund, sehr zum Ärger von Jola. Sie schob fast die gesamte Strecke (Nr. 3 bis 5), bei der 147 Höhenmeter (abwärts) gemeistert wurden, was natürlich seine Zeit benötigte.

Später dann fast ungestört kilometerlang bergab (215 Höhenmeter) getrudelt, ab und zu Motorradfahrer.
Ich ja stets ein Stück voraus, hatte noch Zeit für die Aufnahme eines „gestrandeten“ Schiffes in den Bergwäldern Südtirols….

Nach anfänglicher Verärgerung wegen der holperigen Abfahrt erfreute sich Jola am Bergpanorama. Zwischen Nr. 5 und Nr. 6 lag mit knapp 1.554m der tiefste Punkt, bis hier musste kaum getreten werden. Im Anschluss in den Sportmodus geschaltet und den Hamster im Laufrad gespielt. 4 Kilometer weiter standen wir vor der Edelweißhütte auf 1.860m, eine Pause verdient.

Die Speckknödelsuppe orderten wir beide, dabei schmeckten die Knödel so lecker, dass wir den Wirt fragten, ob wir welche zum Mitnehmen erwerben könnten. Lachend zog er in die Küche, kam zurück mit der negativen Antwort, es wären heute nicht genügend vorrätig, deshalb leider kein Verkauf.
Das Massiv im Hintergrund müsste der Peitlerkofel sein. Hier aus einer anderen Perspektive an der Jausenstation Rodelalm.

Und noch einmal, weil es hier oben so schön ist….

Die Straße verzweigte sich, rechts ging es zum Wurzjoch, 3,5 Km, nicht unsere Richtung. Wir bogen auf eine für den Fahrzeugverkehr gesperrte Straße nach Lüsen ab. In diesem Tal muss nach heftigen Regenfällen der Bach „Lasanke“ fürchterlich gewütet haben, Zeugen davon waren zerstörte Brücken, Teile der Straße abgebröckelt und hinweggeschobener Abraum. Im Bach ein Bagger bei Aufräumarbeiten….

Die Bremsen rauchten zwar nicht, dafür schmerzten die Handgelenke vom stetigen Bedienen der Bremshebel. Über 40 Km/h waren bei der Abfahrt teils keine Seltenheit. Hier deshalb wenig Gelegenheit für einen Blick in die Natur.

Später lockte mich dieser Holzstapel zum einen Schnappschuss…

Vor Jahren hatte ich eine Phase, in der ich jeden Holzhaufen fotografierte, ob im Wald oder vor einem Haus. Hier interessant der Sicherungsmechanismus, der das Wegrollen wohl verhindert.
Von Lüsen bis Brixen noch einmal rund 12 Km, wieder meist bergab, wir gelangten in Brixens ältesten Stadtteil Stufels, bogen über die Adlerbrücke in die Altstadt. Trafen H. + K. im Café Pupp, setzten uns für ein Päuschen dazu und berichteten von der Radtour.
Abends gemeinsames Grillen am WoMo.