2024 Österreich – wieder verlassen –

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18.07.2024 Donnerstag

Kein morgendliches Bad mehr im See, Grund: zu lange geschlafen. Unser heutiger Termin war, bis 13 Uhr auf dem Campingplatz in Straubing (Deutschland) zu sein. Letztes Frühstück draußen, danach alles routiniert verpackt / verstaut. 09.25 Uhr Abfahrt, winken und Gruß an die tschechischen Nachbarn, die zu fünft an ihrem Wohnwagen saßen. Die Vignette hätten wir kaum noch gebraucht, meist fuhren wir auf Bundesstraße 130, an der wir nach rund 22 Km abbremsten, als ich den Hinweis „Donauschleife Schlögen“ las. Fototermin!

Einer der bekanntesten Views, um die Donau „sich winden zu sehen“. Allerdings verzichteten wir auf den Aufstieg für eine höheren Sicht. Wieder wurde die Donau ihrem Ruf „blaue“ nicht gerecht
Passau, hübsche Erinnerungen an vorherige Aufenthalte zogen mit der Durchfahrt an mir vorbei (bspw. 2001 unsere Radtour von Passau nach Wien) . Dichter Stadtverkehr, kaum über die Grenze, nahmen die Verkehrsmeldungen mit „exakten“ (wie Bayern 1 sich selbst lobte!) Stauzeiten zu. Als wir das Ortsschild von Künzing passierten, fiel uns ein Halt hier während der Coronazeit ein, nur ein Imbiss bot damals Nahrung an.
In Plattling eine Umleitung, ärgerlich, aber nicht „spielentscheidend“ für die rechtzeitige Erreichung des Ziels.
Trotz vehementer Lenkungsversuche des Navis bogen wir nicht auf die Autobahn ab, blieben konstant auf der „8“. Ca. 12.20 Uhr trafen wir auf der Insel Gstütt auf dem Campingplatz der Stadt Straubing ein. Freie Auswahl, so haben wir es gerne. Installiert,…

…. Pfanne angeschlossen, dann stand Jola und briet Leberkäse und Spiegeleier. Aus lauter Wissensdurst (den anderen löschten wir mit Gespritztem) recherchierten wir, was nun eigentlich „Leberkäse“ sei. Resümee: Weder Leber noch Käse seien in der Regel in dieser Speise enthalten.
Die Nahrungsaufnahme überanspruchte einen Körper, der musste dann unbedingt ruhen. Ich radelte alleine, fand an der Hauptstraße das größte Zweiradcenter Deutschlands, Stadler. Dort einen Versuch gestartet und nach einer Lösung für mein Sattelproblem gefragt, negativ! Dafür durfte ich das neue I:SY in Augenschein nehmen, fingerleicht (anzuheben!) und schweineteuer (5.289 €). Bog von der Hauptstraße auf „Am Pilgerweg“ ab. Wesentlich ruhiger die Wohngegend hier; architektonisch hatten sich einige Hausbesitzer ein Denkmal gesetzt. Die Sackgasse mündete in einen Pfad, der auf eine Allee traf, links Maisfelder. An einem Baum warnte ein Papierschild vor dem Eichenlaubspinner. Ich kam direkt am Campingplatz heraus. 15 Uhr, Jola wachte gerade auf, unsere Interessen divergierten, sie wollte Stadt, sprich Shopping, ich Land, sprich Badesee. Also ging’s nach Verlassen des Campingplatzes für mich links nach Parkstetten und für Jola recht Richtung Zentrum. Die Alte Donau musste ich über die Agnes Bernauer Brücke queren, Parkstetten machte, was ich zu sehen bekam, einen wohlhabenden Eindruck, die Seen (ausgewiesen als in Parkstetten gelegen, befanden sich weiter außerhalb, weshalb es auch mehr als 3,1 Km zu fahren waren), hier als Weiher bezeichnet, ungefähr 38 Stück. Übersicht….

Ich fand nach einigem Suchen am Weiher 11 + 14 (Wolf-Koßnach) eine frei zugängliche Badestelle mit einem Flecken „Strand“, Liegewiese, …..

….. Umkleide und Kiosk. Meist plantschten Kinder in Ufernähe, bewacht von aufmerksamen Eltern (gerade meldeten die Nachrichten den Tod eines 20-monate alten Kindes durch den „Stillen Tod“). Wasser, man durfte es pi-warm nennen, trotzdem erfrischend. Den Ausflug kürzte ich auf der Rückfahrt etwas ab, Jola noch auf Einkaufstour. Enttäuschend ihre Ausbeute, keine Kleider, und vor allem kein Pastis (wo lag bloß die Beschaffungsgrenze für diese Getränk?).
Gemeinsam ging’s dann noch in den Biergarten am Ludwigsplatz (Bayrischer Löwe). Schlechten Zeitpunkt gewählt, mehrere Gesellschaften feierten hier, sprich, lange Wartezeit auf Durstlöschendes. Kam das Bier, durfte Speise bestellt werden, es war Obazda. Uns wurde eine ältere Dame an den Tisch komplimentiert. Sie bestellte Lüngerl, aber vom Kalb müssten sie sein, so sie der Servicekraft mit auf den Weg gab.
Nach zwei Bier wurde es eine kommunikative Unterhaltung mit breiter Spannweite an Themen, besonders wunderte mich ihr Enthusiasmus für den THW Kiel (Handball). Münchnerin, aber der Dialekt verriet eine andere Herkunft, die sie allerdings nicht preisgab. 19.30 Uhr war Abpfiff, Heimfahrt, zwei Bier blieben nicht ohne Wirkung.
Der wirkliche Grund war „Der Bergretter“!!!!
Bild vom Herzogsschloss an der Donau…

Nach Rückkehr verdingte Jola sich als Wäschefrau und zog Leine zwischen der Markise auf.

19.07.2024 Freitag

Auf dem ansonsten sehr ruhigen und nicht besonders intensiv ausgelasteten Campingplatz zwitscherten morgens die Vögel, was mich dazu animierte, die Vogelstimmen-App aufzurufen. Zilpzalp und Mönchsgrasmücke erkannte das Programm, das „Zilpzalpen“ war manchmal tatsächlich hörbar. Trotz der vielen freien Plätze mussten wir die Verlängerungsnacht anmelden. Danach in die Altstadt, bei Hitze Stadtgeschichte erleben. Vor der Schlossbrücke, die über die Donau führte, roch es nach Lösungsmitteln, Verursacher ein Sprayer bei der Arbeit, Verschönerung eines Verteilerkastens…..

Stadtgeschichte: Das Gäubodenmuseum bspw., das wir dann aber doch nicht besuchten, den Stadtturm, hier im Bild…..

…. gilt als Wahrzeichen der Stadt. Er ist Wachtturm gegen Feuer und Feinde gewesen, Uhrturm und Glockenturm und als erster Rathausturm ein Symbol der Bürgerschaft.
Hier am Platze befand man sich gleich in der beliebten Fußgängerzone, Eis-Cafés, Bäckereien, Biergärten in den Hinterhöfen, ungestört von Autolärm, Fahrräder erlaubt.
Zur Mittagshitze saßen wir im gut abgeschirmten Außenbereich des Eiscafés Cortina, Krokantbecher und Tartuffo wurden uns gebracht. Süß-erfrischend….

….. hier wir noch in der Warteschleife.
Die Schule schien in Bayern beendet, ordentlich gekleidete Jungs mit Eltern, Zeugnisse oder Urkunden vor sich hertragend, Mädels in Kleidern, oft in schwarz (puh, bei den Temperaturen), mal bunt und schulterfrei. Was fiel noch auf? Das Mädchen am linken Rand hatte ein getaptes Knie, aber was am auffälligsten war, waren die restless legs. Noch nie hatte ich einen Menschen mit so ausdauernd in Bewegung befindlichen Füßen beobachtet.
Lethargie ließ uns länger sitzen, einfach nicht hochkommen (müssen).
Dann wieder bei den Rädern, dort stand gegenüber ein Piano „für jedermann“ zum Bespielen….

….. just noch forderte mich Jola auf, mein am heimischen Klavier eingeübtes „Yesterday“ zum Besten zu geben, da saß der Junge im Sportdress auf dem Hocker und begann mit klassischer Musik, dessen Melodie mir allerdings nichts sagte.

21.07.2024 Sonntag

So viel los gewesen, keine Zeit gehabt, um meine „Follower“ auf dem Laufenden zu halten.
Rückschau: Gestern Abfahrt aus Straubing, 09.33 Uhr ging’s los, die Tour von rund 410 km in zwei Sätzen, erstaunlich freie Fahrt auf den Autobahnen, wenige LKW, keine Staus nur eine Baustelle. Eine Abfahrt mit Suche nach einem Café, vergebens in dem Ort, dann am Autohof Cappuccino geschlabbert und Croissant gegessen. 13.45 Uhr Ankunft in Pirna, Campingplatz. Davor eine Tankstelle, passte exakt, 1,599 € für den Liter Diesel, schnell aufgefüllt. 14 Uhr öffnete die Rezeption, dank Jolas Voranmeldung wurden wir gleich durchgewunken, nein, ganz so schnell ging es nicht, aber ohne lange Wartezeit, denn am Eingang standen die neuen Gäste in Zweierreihe. Brütende Hitze, Platz 4, gleich gefunden, mit Meerblick, sprich, Wasser in Sicht, der Natursee, so stand es im Prospekt.

Geräuschvolle menschliche Laute klangen von den verdorrten Rasenfläche herauf, Geplantsche im grünlichen Wasser. Auf der Wiese nackte Gestalten, „FKK like DDR“. nicht alles ansehnlich, ist halt wie es ist.
Uns blieb nach der Installation nur ein bisschen Zeit für einen Imbiss (wieder mal musste die Weißwurst herhalten), waren bei Freunden in Kleinzschachwitz zum Kaffee eingeladen. Der Ort liegt quasi gegenüber vom Schloss Pillnitz bei Dresden.
Statt der 12,5 Km fuhren wir „dank guter Ortskenntnisse“ rund 2 Km mehr und kamen etwas später als geplant bei den Freunden an.
Wir blieben dort bis ca. 19.30 Uhr, regenerierten bei einem kleinen Abendbrot. Für die Rückfahrt wählten wir die Fähre über die Elbe nach Pillnitz. Wenig Wartende, dafür mehr Gäste in dem am Fähranleger befindlichen Restaurant Fährhaus und einem Imbiss….

Ein junge angelte am Anleger und tatsächlich zappelte ein Fisch an der Rute. Das rutschige Ding gefasst, auf einen Stein gelegt, die Rückseite eines Messer diente als K.o.-Instrument, ….

….. leider war der Bursche ungeübt, der Fisch zappelte halb ohnmächtig weiter, entwand sich seinen Fingern. Dann begann er mit der Klinge zu operieren, ich konnte nicht sehen, ob er „ordentlich“ mordete. Aus Sorge oder „auftragsgemäß“ lief er mit dem Fisch Richtung Restaurant, „frischer Fisch auf Bestellung?“ oder was sollte das werden? In Pillnitz durch die (schon geschlossene) Gartenanlagen gefahren und eine plötzlich, wie in einer Zeitreise, in einem anderen Jahrhundert aufgetaucht….

Was auch immer das Zusammentreffen bedeuten sollte, wir haben es nicht erfahren…
Die Rückfahrt wieder ein kleines Desaster, weil Routenplaner uns durch Kleingartenanlagen lotsen wollten…. Wir nahmen’s gelassen (zumindest teilweise), fuhren halt unbekanntes Terrain ab.
Vor eins, zwei Wochen hätte ich die Wettervorhersage als „super“ bezeichnet, Sonne und weit über 30°, doch nach vier Wochen im Brätermodus blieb von dieser Freude nur wenig übrig. Die Verabredung für ein gemeinsames Essen mit unseren Freunden blieb optional, unsere Planung für heute, den 21.07.2004, war, Bad Schandau, 2008 erstmals mit Hotelaufenthalt besucht. Zum Elberadweg ohne Verfahren gefunden, 10 Km, oft schattig durch Baumbestand die Hitze abmildernd, gelangten wir in die „Stadt“ Wehlen (mit rund 1.540 Einwohnern). Für Radler günstig gelegen, direkt als Durchgangsort mit ansehnlichen Gebäuden und Pausenmöglichkeiten. Für uns einen Tick zu früh.

Noch abwechslungsreich, weil der größte Teil des diesseitigen Uferhanges mit oft ansehnlichen Häusern bebaut war, während gegenüber der Güterverkehr lärmend auf der Schiene durchs Elbtal rauschte. Wir erreichten Rathen, ein Kurort laut Ortsschild. Den kannten wir aus unserer ersten Besuchszeit in der Sächsischen Schweiz.

Wieder eine der Seilfähren, der Andrang groß, es hörte lange Zeit gar nicht auf mit dem Fahrgastzustrom. Neben mir erklang die Aussage dazu „voll wie die Schiffe mit den Bootpeople“. Wo wollten die Leute nur hin? Zur Bastei? Oder doch nur Kaffee und Kuchen in Rathen? Wir hörten hier 2008 bei einer Wanderung in Waldes Einsamkeit einen Opernsängern üben, etwas von Schumann schmetterte er in die grüne Flora.
Unser Streckenabschnitt auf dieser Elbuferseite endete hier, wir musste mit der Fähre übersetzen. 10 € für zwei Personen und zwei Fahrräder. Strand und Königstein waren die beiden nächsten Orte, wobei wir in letzterem ad hoc stoppten und uns ein Eis als Erfrischung gönnten. Ein beliebter Treffpunkt, auch für Biker. Kamen am Campingplatz Königstein vorbei, wieder Erinnerung an die Jugend, 1996 campten wir hier eine Nacht mit unserem VW Bus California. 9 Kilometer, oft leider unwegsame Strecke, dann durfte Jola sich über das Ziel Krippen und dem dortigen Landgasthof Ziegelscheune freuen, denn auch zu dieser Lokalität schwebten wieder (kulinarische) Erinnerungen mit. Ob es noch die gleichen Besitzer / Betreiber waren?, wir haben es nicht in Erfahrung gebracht. Die Pause war jedenfalls willkommen (und nötig). Zu heiß für Kulinarisches, da reichten Spaghetti (ich) und Bratwürste im Brötchen. Für Bad Schandau blieb auf der Rückfahrt kein Zeitfenster mehr offen, bzw. war es eher das „keine zusätzlichen Kilometer“. Kaum noch fähig für Panorama oder Besonderes, strampelten wir, schattensuchend, die Strecke rückwärts ab. Einzig den stark frequentierten Raddampfer schnell einmal abgelichtet, nur nicht zu lange in der Sonne stehend anhalten, lebenssichernde Devise.

Villa Maria (1888), was für eine Weitsicht des Bauherren / Architekten, das Gebäude nicht so dicht am Wasser gebaut zu haben. An der exponierten Stelle wird Hochwasser wohl nicht so schnell Schaden anrichten….

In Wehlen ein Stopp, Eisdiele Eismohr, Schwedenbecher, Pflaumenkuchen und ein Glas Tee. Leitungswasser gäbe es nicht, Wassernotstand. Müsste berechnet werden, was für eine freche Ausrede, und berechnet wurde Mineralwasser mit 3,10 €.

Was blieb vom Tag zu berichten: Jolas Akku versagte mangels Kapazität kurz vor der Ziellinie seinen Dienst. Ärgerlich, zumal ihr Kopf bereits sonnenstichartige Symptome aufwies. Klug war dieser Ausflug unter den gegebenen Wetterumständen sicher nicht, aber im Alter wird man nicht unbedingt klüger.
Ich duschte, erste Abkühlung und ging danach den Natursee entdecken, schlich mich dabei an den „Nackten“ vorbei, den Blick abwendend. Jola verbrachte ein Stück Zeit ruhend. Keine Unwetter hier, aber irgendwo, denn Blitze erleuchteten fern den Himmel.

22.07.2024 Montag

Die Nacht wurde eingeläutet mit Insekten jagen, die sich bei mir, trotz der Fliegengitter, an der Lampe eingefunden hatten. Mehrfachmord. Danach mit Hitzereduzierung des Körpers verbracht, sprich, offene Luken und Fenster, keine Bettdecke.
Morgens bedeckter Himmel, ungewohnt der Anblick und ungewohntes Feeling mit der niedrigen Temperatur. Andere Gäste schon im Aufbruchmodus, hörbar, weil ja bei uns im Wohnmobil alle Fenster und Luken offen waren. Jola nach erschöpfendem Regenerierungsschlaf stapfte zum Natursee, ein Bad nehmen (den sie heute am Montag fast für sich alleine hatte). Ihr Drang, ein Geschäft, das Pastis im Sortiment führt, zu finden, war ungebremst. Einen großen Sack voll Leergut konnten wir auf diesem Wege loswerden und Platz für Neues schaffen. Ansonsten hieß es „Wunden lecken“, sprich ein geschundener Allerwertester wollte gepflegt werden.
Mal schauen, was der Tag noch bringt……

Er brachte einen Ausflug in die Altstadt von Pirna. Wir landeten direkt an der Kaffeerösterei Schmole, ein Ort, an dem wir (wiederum 2008) schon einmal ein Tässchen genossen hatten. Erweitert hatte sich der Betrieb, wo einst Tische und Stühle standen und Gäste saßen, dort wurde seit ca. einem Jahr geröstet. Verkauf fand gegenüber statt….

Pirnas Altstadt sah ausgesprochen aufgeräumt aus, keine verfallenen Gebäude, alles adrett saniert / restauriert / wiederhergestellt. Immer noch beschrifteten ein Großteil der Ladenbesitzer ihre Schaufensterscheiben mit Sinnsprüchen……

….. ob das nun die Aufmerksamkeit auf die hinter den Scheiben befindliche Warenwelt hinführt oder eher davon ablenkt? Man mag es bei dem wohlgefälligen Äußeren kaum glauben, dass Pirnas Bürger einen von der AfD aufgestellten Kandidaten zum Bürgermeister wählte und im Stadtrat die AfD im Juni 2024 die stärkste Kraft wurde. Aber lassen wir beim Reiseblog einmal die Politik beiseite.
Unser Rundgang durch die Altstadtgassen unterbrachen wir in der Oberen Burgstraße 1 bei Koschis Suppen. Erst skeptisch, dann, unterstützt durch gutes Zureden eines Gastes, der gerade seine Suppe ausgelöffelt hatte, „alles sehr lecker hier„. Leidlich überzeugt orderten wir zwei Terrinen, Linsen-Curry und Tomaten. Hervorragend, wir hätten es nicht besser treffen können, auch die beigelegten Scheiben Brot frisch und saftig, jeweils für 6,50 €.

Auf dem Weg zum Marktplatz fiel das Romantik-Hotel im Zuckerbäckerstil auf….. Vielleicht mal für einen Aufenthalt ohne WoMo…..

Blechschmidt-Klause und Pension Donatus

Der Marktplatz, kopfsteingepflastert, wie ich sah, nicht unbedingt etwas für Rollatornutzer. Opulenter Rathausturm im Mittelpunkt…..

Jola besorgte aus dem Tourist-Service ein paar Informationen, ich besetzte im Café KaffeeEule derweil einen der wenigen Tische. Das Stück Kuchen, Jola drückte eine gewisse Enttäuschung aus, beglückwünschte mich, der sich keinen bestellt hatte. Neben der mickrigen Qualität wollten auch noch etliche Wespen etwas vom Kuchen abhaben, unangenehm diese Biester.
Wir wagten dann noch den 6-minütigen Anmarsch (der Aufstieg war in der Zeit nicht inkludiert!) zur Festung Sonnenstein, das nicht das Schloss war, sondern eine Gedenkstätte. Euthanasie, rund 13.000 Menschen wurden hier in den Kellern zwischen 1939 und 1941 von den Nationalsozialisten umgebracht. Auf den Schlossbesuch verzichteten wir, gingen über den Hausberg wieder in die Altstadt zu unseren Fahrrädern. Dann Heimfahrt, ich schnell einmal in den Natursee und ein paar Züge zwischen Enten, Schwänen und Gänsen gemacht.

Spätnachmittag Besuch von unseren Freunden.

23.07.2024 Dienstag

Die Karawane zog weiter Richtung Norden, und zwar gelang der Aufbruch recht früh, 08.30 Uhr. Fahrn, fahrn auf der Autobahn, gemäß dem Motto von Kraftwerk, Kleinmachnow, noch zu Brandenburg gehörend, erreichten wir um 11.30 Uhr, der Campingplatz Süd an der Straße Bäkegang lag direkt am Teltow-Kanal, die Schiffe fast zum greifen nahe. Freie Platzwahl. Dort, wo sich der rote Punkt befindet, liegt der Campingplatz, bis an den Wannsee waren es, allerdings durch Wald mit entsprechenden Wegen, kaum 4 Kilometer.

Lorettas Almhütte mit riesigem Biergarten in der Nähe der Wannseebrücke, sah bayrisch aus, sollte wohl, auch durchs Speiseangebot, bajuwarisches Ambiente vermitteln, blieb den Beweis aber schuldig. Die Bewertung von 4,1 (4 Sterne) dürften aus dem Reich der Sagen und Märchen stammen. Ich gab dem „Chef“ an der Kasse zu verstehen, dass die Pommes eine Konsistenz von Pappe hatten und nur lauwarm waren, die Sour Cream auf der Ofenkartoffel geschmacklos war und bei den beiden Veggie-Burgern der Verdacht nahe lag, sie stammten aus einer Tiefkühltüte von Bofrost. Schade um die Taler. Wir machten einen Abstecher an die Ronnebypromenade am Wannsee, Baustelle der gesamte Zugang zu den Schiffsanlegern. Blick über den See….

Neuer Versuch, Villa Liebermann besuchen, gelegen an der Straße Am Großen Wannsee. Dazu die Brücke überquert, dann ging’s in die Villengegend samt der diversen Seglervereine, die sich quasi von Grundstück zu Grundstück die Hand reichten. Zu unserer großen Enttäuschung ließ uns Liebermann nicht ein in seinen Garten, „Dienstag Ruhetag“. Beim letzten Besuch war wegen Renovierung geschlossen. Trotzdem Bildmaterial…

Wir setzten die Fahrt fort, um das Haus der Wannseekonferenz anzusehen, quasi nur um die Ecke (500 m). Der Bildungsbürger vertat sich dann und verwechselte den Cecilienhof (Tagungsort der Potsdamer Konferenz) mit dem Haus der Wannseekonferenz. Nun, das konnte noch durch den Besuch der Ausstellung geheilt werden. Blick von der Außenanlage auf den Wannsee….

…. mit gegenüberliegendem Strandbad, deren Gebäude das Bombardement des 2. Weltkrieges schadlos überstanden hatten. Die Rückseite der Gedenkstätte…..

Im Anschluss schaute wir uns den Flensburger Löwen an und an der Badestelle kühlte Jola sich ihre Füße…..

Wen es interessiert, hier kann man über den Löwen nachlesen…..

Das schlechte Essen sollte vergessen gemacht werden, ich hoffte, mit dem Hofcafé Mutter Fourage eine bessere Auswahl für das nachmittägliche Stück Kuchen getroffen zu haben. Wieder nur wenige Kilometer zu strampeln, abseits in der Chausseestraße lag das Café nebst Galerie und Pflanz- und Gartenartikeln. Optisch ein Volltreffer, ein Tischchen mit Glück ergattert. Zwei junge Mädels wuppten den Service, eine Freude dabei zuzusehen. Nicht ganz billig, aber lecker war der Kuchen (Rüblitorte mit Buttercreme und Kokosüberzug).

Zum Begriff „Fourage“ lest oder lasst es sein….

Rückfahrt wieder ein paar Kilometer durch unbeschrifteten Wald, gut das Maps mich leitete.

Der Teltow-Kanal, befahren von Lastkähnen, Ruderbooten und Motorbooten, Verkehr innerhalb kurzer Zeit so viel, das würde für den Lübecker Kanal für den ganzen Tag reichen. Quasi vor „unserem Grundstück“ tuckerten die Schiffe vorbei.


Ab 18 Uhr, „am Abend, als der Regen kam“, endlich etwas Abkühlung.

24.07.2024 Mittwoch

Muss ich mir eine lange Hose anziehen? Abkühlung, gut und schön, aber gleich so extrem? Jola noch leicht ermüdet, Grund: die Regentropfen, die aufs Dach tropften / klopften störten den Ruhemodus über Nacht.

Ein bisschen Geografie zur Abwechslung: der Kanal ist quasi die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg, außerdem die „innerdeutsche“ bis zur Wiedervereinigung. Der ehemalige Wachturm, auf dem Gelände des Campingplatzes umfunktioniert zum Waschcenter…..

Wenn die Informationen von einer Gedenkstele in der Nähe des Campingplatzes nicht täuschten, so wurde 1965 von diesem Turm aus der Berliner Hermann Döbler von Grenzsoldaten der DDR auf seinem Motorboot erschossen. Er hatte sich bei einem Törn auf Wannsee und Havel auf dem Kanal gelandet und sich dort „verfahren“, sprich, war in Gewässer der DDR geraten. Vier Kugeln trafen ihn tödlich. Seine Gefährtin überlebte mit einem Streifschuss am Kopf.
Gut, soweit zu unserem näheren Umfeld, dessen weiteres wir am Vormittag mit dem Rad erkunden wollten. Die einzige Schleuse des Kanals, die Schleusen-Brücke, die Schleuse stammte aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, diente als Vorlage denen des Baus am Panamakanals. Über Wege durchs befahrbares Unterholz erreichten wir sie nach knapp 2 Kilometern, an dessen Waldwegende ein indisches Restaurant namens Bapu mit mit originellen Figuren auf dem Grundstück das Augenmerk auf sich zog…

Die unter Denkmalschutz stehende Schleuse eröffnet 1906 ihre „Tore“, bildlich gesprochen. Details für Interessierte bei Wikipedia.

Nebenan ein Straßenbahnwaggon (Endstation „Schleuse“), ein Museum, „geschlossen“….

Ich beobachtete die Einfahrt eines Lastkahns in die Schleuse…..

Kleinmachnow eroberten wir bis zum Rathaus. Regen tröpfelte vom Himmel, ich nutzte die Zwangspause und kaufte Brötchen beim Bäcker Exner im Angebot (X +1). Eine Schleife durch ein Wohngebiet, scheinbar hatte sich hier auch eine gutverdienende Mittelschicht niedergelassen. Suchten den Weg am Kanal zurück Richtung Campingplatz, wieder viel unbeschriftetes naturbelassenes Waldgebiet, am Machnower See bis zur Schleuse, holperig. Moor- / Sumpflandschaft am Wegesrand…

Den zuvor auf der anderen Kanalseite erahnten ca. 3 km langen Weg nahmen wir, weil wir zuvor dort Menschen mit geräuschvollen Maschinen haben arbeiten sehen und annahmen, es sei ein befahrbarer Weg, was sich leider als Irrtum erwies. Ein Wanderweg, schmal, so eng, das kaum ein Mannequin dort durchgepasst hätte und zudem mit eingestreuten Grünzeug (Disteln, Brennnesseln) die Beine ärgerte. Wir hielten durch, sahen unterwegs sogar auf der anderen Kanalseite unseren Campingplatz, ich verpasste ein Foto von unserem WoMo zu machen. Erreichten die Teltow-Kanalbrücke, wieder ergriff uns hier die Vergangenheit, DDR-Grenzkontrollpunkt Dreilinden. Die marode Brücke war zeitweise geschlossen, wurde aber aufgrund von Protesten aus der Bevölkerung 2006 wieder freigegeben. Hier Blick von der und auf die Brücke….

Immerhin waren wir nun der Wildnis entkommen und kamen an die eingangs schon benannte Stelle zur Erinnerung an die Ermordung von Hermann Döbler.
Ich lud am WoMo die Brötchen ab, Entlastung! Unsere gestrige Erinnerung an das Hof-Café veranlasste uns, diesen pittoresken Ort für ein Mittagessen neuerlich aufzusuchen. Jetzt, einfacher hinzukommen, weil der schotterige Waldweg nicht mehr fremdelte, unterbrachen wir in der Chausseestraße dennoch kurz, Grund:

Die Begeisterung über etwas aus der Normandie ließ Jola spontan vom Rad steigen und ins Geschäft verschwinden.
Das Hof-Café …..

…. zur Mittagszeit wieder sehr gut besucht, auf den meisten Tischen lagen Schiefertafeln mit notierten Reservierungen. Uns blieb ein Tisch im überdachten Bereich. Die Tageskarte frisch gedruckt, legte man mir 5 Minuten nach 12 Uhr zu der Frühstückskarte. Wie gestern, schafften zwei aparte Servicekräfte es, ohne größere Verzögerungen Bestellungen aufzunehmen, zu servieren, abzuräumen und abzurechnen.

Die Lettische Suppe, Jola recherchierte gleich nach dem Rezept, perfekter Geschmack, so ihr Kommentar. Uns trieb es zur Kunst, endlich Liebermann und seinen Garten!

Mir sagten die ausgestellten Exponate Liebermanns nicht so zu, der Garten nett anzuschauen, die Bedienung bei der Selbstbedienung drömelig, es dauerte, bis Jola mit Kaffee und Kuchen an unseren Tisch zurück kam. Das Wetter wechselhaft, schon den ganzen Tag mal Wolken, auch Schauer, dann wieder Sonne. Sonne bedeutete, doch noch ins Freibad Wannsee zu fahren. Die Unentschlossenheit des Wettergottes verhinderte den Besuch, dafür bildeten wir uns geschichtlich auf der Insel Schwanenwerder durch eine Umrundung fort. Zusammen mit Alsen gehörte die Insel zu den Villenkolonien des 20. Jahrhunderts. Ein Geschäftsmann namens Wessel kaufte 1882 die Insel, ließ sie herrichten und parzellierte sie anschließend zum Verkauf. Käufer waren überwiegend jüdische Mitbürger. Nach der Machtübernahme der Nazis wurden sie enteignet oder mussten ihre Grundstücke zwangsweise verkaufen. Nach dem Krieg nutzten Eisenhower (Potsdamer Abkommen) und Clay (Luftbrücke) Gebäude als Standorte.
Zum Teil sind Grundstücke bis heute verwildert / Häuser renovierungsbedürftig…..,

…. andere wiederum fanden neue Investoren…..

Das höchstgelegene Haus „Schwanenhof“ mit der Nummer 37 besaß Familie Wessel selbst und ist noch erhalten…..

Warum solche Filetstücke keine Käufer finden, vielleicht liegt es an der unangenehmen Vergangenheit und den nationalsozialistischen Vorbesitzern (Goebbels, Speer oder Hitlers Leibarzt).
Wir fuhren bildungspolitisch geschwängert nach Hause, Jola kaufte beim Normannen noch ein Zitronen-Törtchen.

25.07.2024 Donnerstag

Rasch waren die Abbauarbeiten erledigt, die Platzmiete bezahlt, nur die Streckenwahl verzögerte die Abfahrt. Ich wollte nicht ganz um Potsdam herum, sondern durch und auf die B273. Dumm gelaufen, in Potsdam eine Baustelle mit Fahrbahnverengung, 15 Minuten Verzögerung. Sanssouci lag linkerhand sichtbar, Radfahrer auf dem Weg dorthin. Die Bundesstraße dann gut zu fahren.
Ich machte nach 2 Stunden Fahrerei den Vorschlag, bei Meyenburg abzufahren und das dortige Mode-Museum als Pausestopp zu besuchen. 9 Kilometer „Umweg“, aber es war ja Zeit genug. Auf der Strecke durch ostdeutsches Ödland mehrere Geschwindigkeitsbeschränkungen von 80 km/h auf 70 km/h. Es zuckte ein rotes Licht, geblitzt. Ich schaute aufs Navi, das mir 73 km/h anzeigte. Eigentlich dürfte ….., na, mal abwarten.
Meyenburg kam als verlassen und trostlos wirkend daher. Am Schloss, keine Parkbucht groß genug für unser WoMo, also gegenüber in der Straße das Fahrzeug abgestellt. Das Gebäude erinnerte mich wenig an den Begriff Schloss, ein einfaches größeres Haus….

…. rechts sichtbar der „Hungerturm“.
Positiv war man dagegen vom Inneren des Schlosses bzw. des Museums angetan. Kurz überlegten wir, ob wir erst etwas Essen sollten, dann entschlossen wir uns für den Museumsrundgang- 14 € Eintritt, 2 € für die Erlaubnis Fotos machen zu dürfen. Aktuell gab es eine Sonderausstellung mit Krawatten. Der Eingangsbereich, gleichzeitig das Kaffeestübchen, liebevoll jeder Platz an den Tischen mit einem anderen Serviceteil versehen …..

Kaffee und Kuchen musste man für nach dem Rundgang „vorbestellen“. Wir erhielten einen Flyer mit den Grundrissen des Museums, wo sich welcher Teil bzw. welches Jahrzehnt der Mode befand. Im 1. Stock im Vortragssaal die Krawatten…..

Hier als Muster ein Schaukasten mit Schlipsen von YSL.

Alle namhaften Modemarken waren vertreten.
Überraschend umfangreich die Exponate zur Mode von den 20er bis 80er Jahren. Hier ein paar Exemplaren….. (ich durfte ja fotografieren!)

Alle Modelle waren ausführlich beschrieben, wirklich beeindruckend und sehenswert.
Zur Erfindung der Nähmaschine erfuhr ich, das Singer gar kein deutsches Unternehmen gewesen war, sondern eins aus den USA. Die Nähmaschine versetzte in Beamten- oder Arbeiterhaushalten die (Haus-)Frau nun in die Lage, durch Näharbeiten ein Zubrot zu den bescheidenen Einkommen zu verdienen. Da das oft „heimlich“ erfolgte, konstruierte und designte man die Maschinen als Wohnzimmeraccessoire….

Zur eigentlichen Protagonistin des Museums, der Wienerin Josefine Edle von Krepl: Lebte mehrere Jahre in Ost-Berlin. Erst Medizinstudium abgebrochen, dann Schneiderin gelernt, später Mode und Journalismus studiert. Sie brachte kurz vor dem Mauerfall sämtliche Sammlerstücke mit in den Westen und schaffte es durch ein Arrangement, das Schloss Meyenburg für ein Mode-Museum zu gewinnen. Mit 74 Jahren übergab sie die Leitung an eine Nachfolgerin. Der Erhalt des Museums war u.a. durch Sponsoren gesichert. Der Fundus gehört zu den umfangreichsten Modesammlungen des 20. Jahrhunderts. Das „wertvollste“ Ausstellungsstück sei das Kostüm von J. Kennedy, das sie bei der Amtseinführung ihres Mannes trug (leider nicht entdeckt).
Zum Schloss noch: es wurde von 1992 bis 2006 restauriert / renoviert / saniert.

Kaffee und (warmer) Kuchen kamen dann nach dem Rundgang unverzüglich an unseren Tisch.
Das war’s von hier und von dieser Reise…….

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