2024 Österreich – auf nach Wien –

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02.07.2024 Dienstag

Wann hatten wir das letzte Mal einen ganzen Tag Regen? Gestern! Guter Boden, alles Wasser bereits wieder versickert, nur in einer kleinen Pfütze stand bräunliches Wasser, niemand könnte darin ertrinken. Das kleine Mädchen von unseren Nachbarn, gut geschützt in eine hochgeschlossenen Regenhose, nannte dieses Feuchtgebiet ihr eigen, bearbeitete den Matsch hingebungsvoll. Sie streckte mir ihre schwarzen 10 matschbehafteten Finger entgegen, brabbelte, auch wenn ich ihre Kindersprache nicht verstand, und strahlte mich dabei mit ihren leuchtenden Kinderaugen an. Später übte sie den Rückwärtsgang, versuchte auszuloten, wann sie hinterrücks umkippen würde. Im dritten Versuch fiel sie auf den Po.
Jola als heutige Frühaufsteherin war bereits eine Runde im See schwimmen gewesen, vom gestrigen Regen in die Traufe mit Zwischentrocknung. Wie sah sie aus nach Heimkehr aus dem Dauerregen?

Abfahrt um 09.35 Uhr, Feldkirchen, Klagenfurt, Graz, Autobahn meist gut zufahren, kaum Baustellen, dafür viele Tunnel. Dann in Bad Waltersdorf am Campingplatz um 12.45 Uhr angekommen, warten wegen Pausenzeit bis 14.30 Uhr. Genutzt für einen frischen Salat. Jola machte sich danach mit dem Rad auf, den Ort zu erkunden, ich widmete mich der „Hausarbeit“, außerdem ließ ich die Markise ein Stück zum Trocken heraus.
Pünktlich tauchte ein junger Mann auf und nahm meine Daten an der Rezeption auf, der Durchschlag des Anmeldeformulars war gleichzeitig die Gästekarte (die zum freien Eintritt im Freibad berechtigte). Platz 14, eben, fernsehempfangsbereit. Jolas Begeisterung vom Umfeld veranlasste mich, einen zweiten Tag zu buchen. Kaffee, Kuchen, den Jola mitgebracht hatte, erste Erholungsphase. Thermenlandschaft, zwei im Ort, eine Therme namens „Hundertwasser“ im Nachbarort Bad Blumau.
Jola bot sich mir als Fremdenführerin an, zeigte mir das, was sie bisher im Ort gesehen hatte. Adrett und aufgeräumt dürfte es treffend umschreiben, wie dieser Ort auf uns wirkte, außerdem müssen hier sportbegeisterte leben, so viele Sportanlagen nebst einem nahegelegenen Golfplatz. Impressionen….

„Trafik“, nichts zu tun hat das mit „Verkehr“, weil, vielleicht gedacht, englisch „traffic“. Ein Trafik wird von einem Trafikaten betrieben, wobei das /der Trafik ein Tabakladen mit Verkauf von Zeitschriften, Schreibwaren, Ansichtskarten und Fahrscheinen ist.
Eine Tourenkarten bot diverse Genussstrecken an, wir wählten eine Kurzstrecke namens Lucullus. Aus den 12 Kilometern wurden am Nachmittag ein paar mehr. Nicht schlimm, Maisfelder und Hügellandschaft ansehen und durchfahren, entspannte. Ein echter Österreicher half uns im heimischen Dialekt und Blick auf unsere Tourenkarte wieder auf den richtigen Weg.
Österreich im Fußballfieber, um 21 Uhr das Spiel gegen die Türkei, Rainhard Fendrich soll die Hymne „I am from Austria“ singen, ob es helfen wird?
Kurz nach 20 Uhr Aufbruch ins Nachbardorf, Leitersdorf, gehörend zur Marktgemeinde Bad Waltersdorf. Mit dem Rad die rund 3 Km rasch zurückgelegt, neben den obligatorischen Maisfeldern, jetzt die meisten Pflanzen schon gut einen Meter hoch, viel Anbau von Kürbis, alldieweil es überall auf den Hofläden Kürbiskernöl zu erwerben gab. Der Gasthof Seiler-Ziegler lag am Ende des Ortes, Autos standen vor der, ebenso Menschen, gekleidet in weißen Sporttrikots mit Bundesadler (Österreich), rauchend. Wollt’s ihr auch Fußball schaun? Innen Großbildleinwand, lärmender Ton, Speiseraum umgebaut, hier auch Mensch mit roten Trikots.

Wohlwollendes Nicken, wir platzierten uns neben dem Durchgang an einen Tisch, wollten ja noch etwas essen. Der Wirt, ebenfalls im roten Trikot und kurzer Hose, er bedauerte, Essen sei heute nicht geplant, eigentlich würde erst ab morgen wieder geöffnet, heute nur wegen F U S S B A L L.

Der Wirt

Dann, er hatte wohl Mitleid, bot er etwas an, dessen Name ich bei dem Lärm nicht verstand, Lángos, sprich Langosch, so erfuhr ich später nannte sich dieses offensichtlich in Fett (Fritteuse?) gebackene wurstähnliche Brotteil, in dessen Innerem sich Käse?, Schinken? befand und alles ziemlich heiß schmeckte. Putigamer, ein Bier aus Graz dazu. Es trudelten mehr Weiß- oder Rothemden ein, man gab sich Bussi oder grüßte sich auf andere Weise, man kannte sich scheinbar. Stühle wurden gerückt oder dazugestellt, dann endlich war es soweit, die Nationalhymne erklang und das SPiel begann. Wie ja im Nachhinein nun bekannt, manche saßen noch gar nicht richtig, da stand es 1:0 für die Türkei, deutlich leiser wurde es, Popcorn wurde auf die Tische gestellt (Trost?). Die vielen österreichischen Chancen brachten ein Auf und Ab an Gefühlsausbrüchen mit sich, für uns jeweils ein zweiten Bier. Wir freuten uns mit den Österreichern über das Anschlusstor, ich war sogar bis zum Schluss ein wenig angespannt und hätte gern den Ausgleich gesehen, aber war ja nicht. Die Stimmung im Lokal nach dem Aus weniger getrübt, als man hätte vermuten können. Nett war’s trotzdem.

03.07.2024 Mittwoch

Das Leben ging weiter, auch Österreich existierte noch nach dem Aus bei der Fußball-Europameisterschaft. Eigentlich ein ganz entspannter Morgen, um 08.10 Uhr hupte ein Auto, der mobile Bäcker war gekommen, die Menschen strömte, wie als wenn es zur Erneuerung ging.

Nettes Gespräch mit einem Ehepaar aus dem Allgäu, gerade frische Besitzer eines Euramobil Integra und Austausch von Informationen, was man halt so unter Wohnmobilisten zu reden hat.
Eindrücke vom Platz und den Sanitäranlage (Herren):

Toilettentüren
Rezeption (außen)
Unser Plätzchen

Eigentlich wollten wir gerade zu Jolas Wunschtour aufbrechen, da war der Strom im WoMo weg, gemerkt, weil die Abluft vom Kühlschrank so merkwürdig rauschte. Am Verteilerkasten ein Mitarbeiter mit Staubsauger, hantierte mit Steckern. Doch er hatte keinen gezogen. Tauschten einen Anschluss, keine Besserung, Test mit seinem Staubsauger, unser Anschluss hatte Strom, Sicherungskasten im WoMo aufgesucht, der gute Mann engagierte sich gleich als Reparateur, doch der Fehler ward nicht gefunden. Nachbar brachte anderes Kabel, dann schallte Jolas Meldung „Strom wieder da“ ums Chassis. Woran es gelegen hat, ein Spuk?
Wir nun auf nach Bad Blumau zur Hundertwasser-Therme. 6 Km, meist Landstraße, dann der Parkplatz für Tagesgäste, auf dem Wiesengelände die „Wassergöttin“

Umzäuntes Gelände, symbiotische Landwirtschaft stand auf Schildern an Pfählen. Joggerstrecke, dachte ich, später lernte ich, Marathonlauf, Oldies am Start. Das Äußere der landwirtschaftlichen Fläche in einem Rund mit Bäumen ein Keltischer Kalender (Sternzeichen gleich), natürlich suchte wir die uns betreffenden Bäume. Der Apfelbaum, er war der unsere, die Zeder, der unserer Tochter. Die aufgeführten Eigenschaften schmeichelten mir (uns), schienen aber im gegenseitigen Bestätigen größtenteils zutreffend.
Dann Rogners Wasserwelten, ein Weltunikat, hier das Werbeplakat:

Wir tauchten ein in die Welt, als wenn wir bei Hundertwasser persönlich zu Gast wären….

Längst nicht alles gesehen, beeindruckend, was hier vor ca. 27 Jahren entstanden ist.

Geothermie als Schlagwort. Initial, die wieder aufgenommene Förderung des 110° heißen Wassers, dass das Hotel mit Strom versorgt und dessen Wasser bei 85° die Heizung betreibt. Über Rogner lies hier weiter.
Dann kurz Bad Blumau angefahren, Jola im Hofladen kaufte Kürbiskernöl, was sonst! Der gute Herr Rogner im Zwiegespräch mit Herrn Hundertwasser, als Büsten…

… und wer steckt seine neugierige Nase dazwischen?
Mittagszeit, Jolas nächster Wunsch, im Gasthof Seiler-Ziegler speisen, hieß, bis spätestens 14 Uhr dort an einem der Tische zu sitzen. Hatten wir geschafft, aßen, welch Wunder, Kürbisschnitzel.
Noch zum Golfplatz, alles quasi „um die Ecke“. Feierabendtarif, günstig, gerade heute. Wetteraussichten ungünstig, Gewitterwolken nahten, also erst mal zurück zum WoMo.
Statt Golf, wurstelte ich am WoMo herum, räumte die Garage auf. Dann ging’s ins Freibad. Direkt gegenüber der Volks- und Mittelschule gelegen, wie praktisch für die Schüler, zum Schwimmunterricht nur über die Straße. Hier bereits Ferienzeit.
Wir, außer drei Bubis, die einzigen Gäste, das hatten wir noch nie, ein riesiges Schwimmbad nur für uns. Ungestörtes Bahnen ziehen, herrlich.

Bestätigung aus Wien erhalten, können einen Tag früher anreisen, also morgen geht’s nach Wien.

04.07.2024 Donnerstag

Für die Feier des Tages stand ich gegen 07.15 Uhr auf, packte eine Schere, schwang mich aufs Rad und streunte durch die Landschaft, auf der Suche nach Wildblumen. Nicht ganz so einfach in unbekanntem Terrain, aber ich fand genügend Pflanzen, die etwas von ihrem Bewuchs abgaben, wenn auch ab und an zögerlich. Mich wunderte der starke Autoverkehr so früh am Morgen um mich herum, egal, mein Strauß war nach 30 Minuten Sucherei komplett, sodass ich sogar auf den „Diebstahl“ einer ausgewachsenen Sonnenblume verzichten konnte. Am WoMo die Stängel zurecht gestutzt, den Strauß gewässert und auf den Tisch gestellt, dazu die Karte mit dem in Aquarell gezeichnetem Bulli.
Es wurde gepackt, der smarte junge Mann von der Rezeption klopfte, wollte gratulieren und überreichte eine Flasche Weißwein, welch Überraschung (sehr aufmerksam!).
Wie so oft, kam ich beim Abwasch mit einer Schweizer Frau ins Gespräch, so laut sei das Geschirrgeklapper immer, nicht wahr? Und schon war man im Austausch über woher / wohin und wie war es….. Später tauchte sie noch einmal bei uns am WoMo auf, „jetzt fiel es mir wieder ein, das Holstentor in Lübeck“, resümierte sie, daran erinnere sie sich.
Kurz bevor ich auf die Autobahn fahren wollte, die Verkehrsnachricht „bei Hartberg ein Unfall mit Beteiligung eines LKW, Autobahn gesperrt, für mindestens eine Stunde“. Suchte nach einer Alternative, die ich auf die Schnelle nicht fand. Einen Kilometer vor der Umleitung nach Hartberg Stau, mindestens 30 Minuten Verzögerung, bis wir abfahren konnten. Dann eine weitere Überraschung, im Ort St. Johann in der Haide der Firmensitz von Ringana (für unsere Freunde in Bad Schwartau bestens bekannt!), wenig Verkehr auf der Umleitungsstrecke. Ungefähr ab Wiener Neustadt vierspuriger Betrieb, merklich näherte man sich einer Millionenstadt mit großflächigem Gewerbegebiet. Um 12.15 Uhr den Campingplatz Neue Donau zielgenau erreicht. Rezeption, wie so oft, in der Mittagspause. Reservierungsschilder, unser Name nicht dabei. Trafen Mitarbeiter, auch in der Liste wir nicht zu finden. Müssten bis 13.30 Uhr warten, oder einen Platz wählen, der frei sei. So einen fanden wir relativ schnell, teils mit Baumbestand, Wasserstelle direkt davor. Installierten uns, alles prima. Das Rauschen der nahen Autobahn vertretbar, der Vorteil dieser Lage, wir würden schnell auf der Donau-Insel sein, mit gut ausgebauten Radwegenetzen, Bademöglichkeiten in der Neuen Donau etc. Anmeldung vollzogen, Jola ergatterte sogar einen Rabatt.
Mit Radwege- und Stadtplan bewaffnet starteten wir unser Wien-Abenteuer.
Schnell waren wir an der Donau, breite Radwege, Autobahnen gleich, nach einem Kilometer wechselten wir über das Wehr 1 auf die Donau-Insel, ein fast autofreies Freizeitbiotop mit regelmäßig angelegten Bademöglichkeiten, Rastplätzen. Rechtsseitig die offensichtlich neue und noch nicht ganz fertige Donau City….

An der Reichsbrücke verließen wir die Donau-Insel, fuhren quasi tunnelartig unter der Brücke hindurch, beste Aussicht auf die Donau und (?)…..

Heilige Franz von Assisi Kirche

Nach Überquerung der Donau galt es, sich auf den starken Verkehr zu konzentrieren, der ebenfalls auf den gut markierten und breiten Radwegen herrschte, auch weil es etliche sehr Eilige unter ihnen gab. Was suchten wir, das Lokal mit dem besten Wiener Schnitzel – Angebot, lokalisiert in der Bäckerstraße. Im Internet fanden wir, pausieren vom 01. bis 14.07., Pech gehabt. In der Praterstraße, ein ungewöhnlich ruhiger Abschnitt davon Einbahnstraße, Baumbestand Platanen, Außengastronomie, gut besucht, Plätze frei. Verzichteten auf Schnitzel, ließen uns im Café Ansari nieder, georgisch-orientalische Küche, wie wir überraschend aus der Speisekarte erfuhren. Georgische Gemütlichkeit im Service, es dauerte, bis die junge Dame mit einer Art Pippi Langstrumpf-Zöpfen kam, sonst in der Frühschicht, wie sie sich entschuldigte, als sie die Bestellung von „Pastis“ nicht verstand, bzw. davon noch nie gehört hatte. Jola begeistert vom georgischen Angebot, bestellte a la carte, ich wollte das Mittagsmenü, jedoch bereits „aus“. Wie zufrieden die Frau war ….

Dem zweiten Wunsch für Wien dienend, sollte es in die „Herrengasse“ gehen, die beste Sachertorte usw. Wir jagten durch die Häuserschluchten, bestaunten Prachtbauten, für uns noch namenlose Gebilde, oft an eine verlorene (Kaiser-)Zeit erinnernd. Die Innenstadt, alles von Rang und Namen (verzichte auf die Aufzählung) vertreten, die Eingangstüren oft wie Fort Knox bewacht. Nicht ganz so abgesichert ein Mitkonkurrent um die beste Sacher-Torte, die Hofzuckerbäckerei Demel, seit 1876 im Geschäft. Sittsam stellten sich die Genusssuchenden in der Schlange vor dem Eingang an.

Hohe Markt, Tuchlauben, Kohlmarkt, da standen wir vor dem Michaelertrakt der Hofburg….

…. und um die Ecke die Herrengasse mit dem Café Central (Sacher-Torte), Schlange davor noch länger. Tortenlos weiter durch die Großstadt, landeten am Rathaus im gleichnamigen Park. „Wien“ damit jeder weiß, wo er sich befindet, schriftlich!

Hier das Areal des sommerlichen Filmfestivals mit angeschlossener Public Viewing Area. Oktoberfeststimmung, u.a. schenkte Ottrakinger Brauhaus Hopfiges aus. Wir verließen diesen Bereich, daneben das österreichische Parlament….

…. wir wechselten in den Volksgarten, angelegt als Rosengarten, alles akkurat beschriftet. Mittig der Theseustempel…..

…. das junge Paar übte in inniger Zweisamkeit nach nicht hörbarer Musik Tanzschritte.
17.15 Uhr, eigentlich reichte es für den ersten Wiener Eindruck, wollten den Park verlassen, um zum Campingplatz zurück zu fahren, das Café Meierei hielt uns davon für einen Kaffee und ein Stück Torte ab. Das Stück Kuchen toppte unser bisheriges Höchstgebot (im niederländischen Bergen), Apfelstrudel, das Stück für 6,10 €, ein Melange für 5,90 €, eindeutig Touristenpreise, oder? Oder ist in Wien alles so teuer?

Der Heldenplatz

Heimfahrt über den Ring, Radfahren machte immer noch Spaß, trotz Gegenverkehr und Rasern.

05.07.2024 Freitag

Rotlicht in unserem Bad, morgendliches WC-Reinigen, Cassette leeren, danach Brötchenkauf im Camping-Shop, Stück 1 €, egal ob Kornspitz oder Croissant.
Wohin heute?, einige Wochenmärkte wurden als so interessant angepriesen, wir wählten den Besuch im Karmeliterviertel um die Haidgasse / Leopoldsgasse herum.
Die Hitzewelle rollte heran, insofern ward meist ein schattiger Weg gewählt. Wir landeten im Prater, nicht ausschließlich ein Vergnügungsgelände, eher ein riesiger Freizeitpark für sportlich Aktive und Ruhe suchende. Ein Stück der 4,5 km langen Hauptallee, ein Radweg par excellence, der durch den Park führt.

Wir wechselten an den Donaukanal, die Hundertwasser-Promenade, erkennbar an einigen nachgebildeten Stelen und einem bewachsenen Torhaus…..

Obwohl vor zig Jahren schon einmal besucht, machten wir den Abstecher (ca. 500m) und schauten uns Village und Haus noch einmal an. Überlaufener Shop, Café von einer Gruppe besetzt, Portugiesen, vor der Fassade mit Führerin, „Sch-Laute“.

Manch triste Straße in den Häuserschluchten wird offensichtlich nach und nach mit kleinen grünen Inseln verschönert….

Immer noch auf der Suche nach dem Karmeliterviertel radelten wir am Stadtpark vorbei durch kaum befahrene Nebenstraßen, landeten am Rennweg, entdeckten das Salm Bräu, ein Brauereigasthaus, wir legten eine Pause ein. Nebenan ein verstecktes Gebäude der Universität für Musik und darstellende Kunst, im Innenhof erklang aus einem Übungsraum „Geklimper“. Morbider Charme.
Jola aß Schnitzel, nicht vom Kalb, ich Knödel und Linsen mit Speck, ein Bier dazu. Danach wieder halb Wien durchkreuzt, um endlich den Markt im Karmeliterviertel zu finden. Leider, entgegen der Beschreibung in den Info-Materialien, kein Bauernmarkt mehr, nunmehr besetzt die festen Stände, Cafés und ähnliches. Ein bisschen alternativer Flair, individueller Einzelhandel, kleine Shops, Espressobar etc. Wandmalereien….

Ohne frisches Gemüse zogen wir zurück an die Donau und entdeckten dabei das Badeschiff…

Wenig später verabschiedete sich Jola, der Weg zum Zentralfriedhof erschien ihr zu lang. So unternahm ich einen 6 km langen Alleingang durch ein anderes Wien, es muss nicht als sozialer Brennpunkt bezeichnet werden, aber die Wohnsilos wirkten schon leicht abschreckend. Der Friedhof ein Stadtteil für sich, kilometerlange Marmor- oder Granitplatten, Gedenksteine, Skulpturen, Kunstwerke. Ich suchte Beethoven und Falco.

Dort von sich mehr Menschen aufhielten, dort muss Interessantes sein, und richtig, ich fand das Trio Strauss, Brahms und Beethoven……

…. und mich führte mein Navi mit Maps auch zu Falcos Ruhestätte, an der gerade vier Frauen sich ein Stelldichein gaben, mir dann freie Sicht für ein Foto gaben….

Der Stein selbst unscheinbar, kitschig, die Bezeichnung für das Grab, aber irgendwie auch rührend. Ein Gegensatz, der nicht größer sein könnte, die „normalen“ Gräber.

Beinahe vergessen, Udo Jürgens, seit 2014 verstorben, ihm ist hier ein Andenken gewidmet….

Danach ging’s nach Hause, zweimal wollte ich unsere Alkoholvorräte auffüllen, Pastis kaufen, das Getränk schien man in Österreich nicht zu kennen, weder bei Hofer noch bei Eurospar. Am Ende waren 40 Stadtkilometer abgestrampelt.

06.07.2024 Samstag

Von angekündigten 31° war am Frühstückstisch noch nichts zu spüren, dafür blies der Wind kräftig. Der ausgearbeitete Plan für heute lautete, neuerlich den Wochenmarkt im Karmeliterviertel, diesmal im Vollbetrieb, zu besuchen. Danach die Ausstellung im Albertina „Roy Lichtenstein“ ansehen und am Nachmittag zum Heurigen in die Weinberge (oder kurz davor), volles Tagesprogramm!
Los ging es wieder durch die Röhre über die Donau ….

8 Kilometer Stadttreten dann denn Markt erreicht, deutlicher Anstieg der Temperatur. Gemüse, Brot und Gebäck, Käse, das übliche, teils eigenproduziert, besonders fiel auf Bisonfleisch, 100,o Schinken, lockere 13.10 €, vier Leberknödel eingeschweißt 13,90 € die Steaks sahen so was von rot, zart und lecker aus, aber Mitnahme unmöglich. Das Markttreiben im Bild…

Einen Tag zuvor vermeldete ein Radiosender, dieser Markt hätte im letzten Jahr einen Besucherzuwachs von 70% gehabt, verständlich aus meiner Sicht. Gelungen die festen Marktbuden, Sitzgelegenheiten, dann die markisenartigen Überdachungen der Stände. Ein Plakat kündigte eine „Lange Nacht der Wiener Märkte“ an. Prima Idee. Die Marktbuden im Bild, hier die „bunteste“ von gegenüber, wo wir uns niederließen, die „Bude“ bot organic Kaffee und vegane Bio-Gerichte an, dazu war es für uns noch zu früh.

Wir ließen den Tag „laufen“, die Temperatur noch nicht auf dem Höhepunkt, jedoch so hoch, dass der Besuch im Albertina, gelegen am Burggarten, mit wohltemperiertem Klima (wegen der kostbaren Bilder) gerade recht kam. Touristischer Hotspot , Parkplatz der Fiaker. Die drei schwarzen Löcher Eingang zum Museum.

Besucherandrang, möglich, dass viele Menschen ähnlich dachten und der mittäglichen Hitze ausweichen wollten, oder doch alles Kunstinteressierte?
„Picctures at an exhibition“, ein ein Album aus dem Jahre 1993 von Emerson, Lake and Palmer, ich nenne es hier Bilder einer Ausstellung mehrerer Künstler. Zuerst Roy Lichtenstein:

Einer seiner bemerkenswertesten Statements war für mich: „Ein Großteils unserer Kommunikation wird von der Werbung bestimmt. Unsere gesamte Umgebung scheint von dem Wunsch beherrscht zu sein, Produkte zu verkaufen“.
Wie seine Arbeit begann:

Bilder von Menschen in einer Ausstellung:

Völlig anders die Sujets von einer ungarischen Künstlerin namens Eva Beresin, Entblößung, Überzeichnung, Verkehrung der Umstände und karnevaleske Züge zeichnen ihre Bilder und Skulpturen aus. Ein Bild, ein Werk, ….

Pu der Bär?

Hitzewelle, bis zur Öffnung des ausgewählten Heurigen-Lokal in Grinzingen in der Sandgasse war ausreichend Zeit, deshalb noch Shop-Besuch und Aufenthalt im Museums-Café. Wieso können Servicekräfte nicht aufpassen? Gemeint ist, es werden Kaffee und Kuchen bestellt, der Kaffee kommt, der Kuchen lässt auf sich warten, warten, warten. Immerhin wurde sich entschuldigt und ein neues heißes Getränk ersatzweise angeboten. Der Kuchen kam danach prompt. Jola bekam hier endlich ihre Demel Sacher-Torte, für schmerzlich teures Geld.
Ausgangsblick und Umfeld des Albertinaplatzes:

Zufrieden, ausgeruht, da freuten wir uns auf die restlichen 8 km bis zum Heurigen, zumal unbekanntes Terrain. Unser bevorzugtes Lokal wäre die Feuerwehr (Name identisch, aber nichts mit Löscharbeiten zu tun) gewesen. Die Buschenschänke öffnete erst um 16 Uhr, 3/4 Stunde Wartezeit war uns zu lang, 500 m weiter „Bach-Herigl“ bereits geöffnet.

Was nicht sichtbar, zwischenzeitlich trudelte eine japanische Busladung junger Männer und Frauen ein, die innen mit Sauerkraut und Volksmusik versorgt wurden. Unsere vegetarische Kost, frittiertes Gemüse und Spinattopfen, 1/8 Zweigelt und Kaiserspritz.
Rückfahrt auf der Donauinsel, dort bot sich entlang des Ufers freizügige Bademodenschau, Grillvergnügen, Badespaß, spielende Zweisamkeit (z.B. Schach) jugendlich freizügiges „Oben Ohne“. Für „heiß gelaufene“ Abkühlung durch Zerstäuber, die man anderenorts auch in ähnlicher Form u.a. in Lokalen sah ….

Andere Hitzedämpfer konnte man an solchen mobilen Verkaufsständen käuflich erwerben….

Die Neue Donau durch den Sturm für mich zu unruhig zum Baden, obwohl es genügend Möglichkeiten gab. Sonne satt, es reichte für heute…
Die ungefähre Tour vom heutigen Tage:

07.07.2024 Sonntag

Heute eine von den sieben Touren aus dem Heft „Wien Route – Wege, die Stadt kennen zu lernen“ ausgewählt („Innenstadt“). 1,5 Stunden waren für den fußläufigen Rundgang ausgewiesen. Ein kleiner Regenschauer bremste uns bei der Anfahrt mit dem Rad an der Aspernbrücke bei der Urania, einem Kino, aus. Publikumsverkehr, an der Tür ein Schild „Auftakt Konzert“. Der Hinweis etwas verwirrend für Besucher, über einen Nebeneingang gelangten wir ins Kino, Kindervorstellung „O wie schön ist Panama“. Eine Mitarbeiterin komplimentierte uns hinaus, mit dem Hinweis, der „Mittlere Saal“ befinde sich am anderen Ende des Gebäudes. Saal wie in der Lübecker Musikhochschule. „Auftakt“, der Name des Ensembles. Alles Streicher/innen. Sibelius, Chopin und ein etwas in Vergessenheit geratener polnischer Komponist standen auf dem Programm. Am Pult eine Dirigentin, die im 2. Stück auf am Flügel saß.

Wir verließen nach einer Stunde, zur Pause, den Saal, spendeten 12 Euro in die Hutkasse. Regen vorüber. Weiterfahrt, aufgefallen war das Gebäude, das mehrere Bundesministerium beherbergte…..

Nebenan das Museum MAK mit Shop und Lokal….

Eingangsbereich Museum

Essen war nicht möglich, alle Plätze reserviert. Interessante Ausstellungen, aber wir wollten heute „kein Museum“.
Quasi um die Ecke der Stadtpark, Besuch, aber hier hieß es Räder schieben….

Lassen wir die Büsten der berühmten Musiker im Park stehen, unabgelichtet. Einen Kilometer weiter „parkten“ wir die Räder in der Schwarzenbergstraße, dort aßen wir auch im orientalischen Restaurant Sesch Besch. Bedeutung: ein Spiel ähnlich dem bekannten Backgammon, allerdings nach archäologischen Funden deutlich älter.

Alles prima!
Das Terrain, der 1. Bezirk (so werden die Stadtteile genannt), gespickt mit den touristischen Attraktionen, Neue Burg mit Heldenplatz, Hofburg, Albertina, Burggarten, Burgtheater, Rathaus, Staatsoper, Stephansdom, um nur die Wesentlichen zu nennen. Wir starteten am Albertina, schoben uns darum herum in den Burggarten, überraschend auftauchend hinter den gewaltigen Gebäuden. Die Orangerie mit dem darin beheimateten Palmenhaus, gut besucht….

… wir blieben auf dem Rundgang, der Park in der Mitte, hier die Burg von hinten….

Relaxt sieht das alles aus, war es auch, trotz der vielen Touristen, die sich jedoch meist im weiten Rund verloren.
Der Heldenplatz, quasi auf der Rückseite der Burg …

Erzherzog Karl Reiterstandbild

… im Hintergrund nach dem grünen Volkspark das Neue Rathaus. Noch einmal „Rosen“ anschauen, 3.000 Sorten soll es im Volkspark geben.

Auf dem Rathausmarkt immer noch das Filmfestival, ….

…. ohne Filme tagsüber, wie ich aus dem Programm im Internet erfuhr. Aber ein Ottrakringer Bier gönnten wir uns auf die Schnelle. Füße erlahmten langsam, was noch fehlte war der Stephansdom. Kaum runter vom Platz, wieder fast allein in den Straßenschluchten der Nebenwege, ups, dann wieder rummelig am Stephansplatz. Drängelei am Eingang zum Dom, noch mehr, am Ausgang. Mich gruselte innen, blieb gleich im hinteren Bereich und dankte dem Heiligen Raphael, der offensichtlich den Besuchern den Weg weisen wollte….

Chanel, eins der „preiswerten“ Geschäfte in der Bogner Gasse, brauchte – im wahrsten Sinne des Wortes – Unterstützung und erhielt sie von…..

Tippelten danach zu unserem Ausgangspunkt zurück, zum Restaurant Sessch Besch. Flugs die Beine auf die Pedale gehalten und ab ging es zum Campingplatz zurück.
Polizei, auf Motorrädern, sperrten den Parkring ab, uns auf der Straße entgegenkommend ein Demozug, buntes Outfit, wummernde Musik, nackte Haut, wogende Brüste, exaltiertes Gehabe, Sambamusik ….

Divers ist anders

08.07.2024 Montag

Schlecht geschlafen, überhitzt?, überanstrengt? Ruhiger Angang des Tages, nasse Wäsche vom gestrigen Waschgang aufgehängt. Karlsplatz, Otto Wagners Wienzeilenhäuser, Secession waren die Stichworte für unsere „Jugendstil-Tour“.
Die Französische Botschaft, erkennbar an der wehenden Fahne, das imposante Gebäude am Schwarzenbergplatz, ein Jugendstiljuwel (so getextet in der Broschüre) …

Zentral auf dem Platz, neben dem Mahnmal für die gefallenen russischen Soldaten zur Befreiung Wiens 1945, der Hochstrahlbrunnen …

1873 für rund 285.000 Kronen errichtet, zählt 365 kleine Springbrunnen im äußeren Rand, einen für jeden Tag, sechs Springbrunnen für die Wochentage, 12 hohe Strahlen symbolisieren die Monate, 24 niedrige die Stunden, 30 innere die Tage eines Monats. Ob man es hier alles erkennt, bleibt dem Betrachter überlassen. Zum Karlsplatz nur wenige Hundert Meter, imposant ragte die Kirche am Platzrand in den Himmel, die rechte Seite eingerüstet, deshalb nicht mit fotografiert.

Die Besteigung der Kirche wäre möglich gewesen, 9,50 € Eintritt hielten für unangemessen. Suchten die Häuser von Otto Wagner, das Grätzel (Stadtteil) hier bestimmt durch individuelle Geschäfte, es fehlte Begrünung, wie andernorts so oft schon gesehen. In der Schleifmühlgasse ein Flecken zum Ausruhen, außerdem ein Ort zum Büchertausch……

STELLDICHEIN

Landeten danach am Naschmarkt, unangenehme Klientel, aufdringliches Feilbieten von Waren. Bloß schnell einmal durchgehastet. Die Häuser immer noch nicht gefunden! Ersatzweise diese hübsch restaurierten Häuser…

Ich spare mir hier das Kreisen, hätte ich Augen hinten gehabt, hätte ich die Häuser früher entdeckt. Leider boten die Häuser keine ausreichend schönen Motive durch das umgebende Umfeld, doch das Majolika-Haus mit seinen Keramikfliesen musste ins Bild…

Ob es in den Wohnungen in diesen Häusern ebenso schön ist, wie diese von außen aussehen? Zwischenzeitlich ward es drückend schwülwarm geworden, fanden (an einer der lautesten Straßen, wie ich später feststellte) einen Demeter-Laden, der Mittagstisch für 13,50 € anbot. Alternatives Publikum, täglich frisches Sauerteigbrot wurde zudem offeriert. Jola entdeckte eine güldene Kuppel, ich versäumte den Blick dahin. Wie sich herausstellte, gehörte die Kuppel zum Haus der Wiener Secession, die ohnehin noch begutachtet werden sollte.
Es ist Montag, Museen und andere Kulturstätten, auch hier in Österreich, geschlossen. Da blieb nur das Foto der Hülle…

Jola ließ mich am Gebäude zurück, sie wollte auf dem Naschmarkt ein Produkt kaufen, das sie zuvor dort probiert hatte. Langeweile, umgeschaut, geknipst, was vor die Linse kam….

Danach zu heiß, Jola verweigerte meine Tourführung, brauste, der Meinung, sie führe über den Ring, nach Hause. Folgte mir nicht mehr zum Park Belvedere.
Fahrrad fahren verboten, also schieben.
Was gab es zu sehen, Parkanlagen, Ursprung aus dem 17. Jahrhundert, das Schloss (Eintritt), ich befand mich im Unteren Belvedere….

Wahrscheinlich benutzte ich den Kreisel für Fahrräder ein letztes Mal….

Wieder auf dem Campingplatz vereint, wurde der auf dem Naschmarkt gekaufte Gugelhupf angeschnitten. Danach entledigte ich mich des Tagesschweißes unter der Dusche. Ein letzter Ausflug entlang der Donau, die Copabeach, die Hochhäuser, Badestellen, ich badete in der Donau, wenn auch nur kurz, steiniger Untergrund, deshalb die Schuhe anbehalten und später ausgezogen und als Paddel benutzt. Jola folgte später…

Das Freizeitangebot entlang der Donau überwältigend, u.a. dieses Gerät, mit dem man über USB sein Handy aufladen kann, vorausgesetzt, man tritt ordentlich in die Pedale….

Vergnügungssuchende konnten hier wählen, an welchem Ufer sie sich amüsieren, baden oder essen wollten. Ein Steg verband das Ufer mit der Donauinsel….

Oberhalb des Vergnügungssaumes entstand die neue City……

Nicht ganz so publikumswirksam wie am Copabeach ging es am Insel-Grill von Toni zu. Ideale Lage direkt am Radweg, rustikale Hütte, Biergartenatmosphäre. Bratwurst und Bier / Radler zum Wien-Abschluss.

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