25.06.2024 Dienstag
Die Nacht war für mich um 06.30 Uhr vorüber. Erstaunlich gut hatte ich die lange Fahrt überstanden. Einen kurzen Gedanken verschwendete ich an den gestrigen Fußballabend mit dem Spiel Kroatien gegen Italien, bei dem am Ende 8 Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden. Kroatien führten 1:0 und wäre für das Achtelfinale qualifiziert gewesen. Es waren noch gut 30 Sekunden zu spielen, da schoss Italien den Ausgleich und war somit selbst eine Runde weiter, während die Kroaten am Boden zerstört und nun ausgeschieden waren. So schreibt sich der Fußball selbst seine schönsten / traurigsten Geschichten.
Die von gestern aufgezogene Bewölkung hatte heute Bestand, auch noch beim Frühstück draußen unter ausgefahrener Markise. Nehmen wir das heutigen Angebot, ein Bustransport der Räder nach Italien in den Ort Tarvis, an? Von dort würden wir dann mit dem Rad nach Villach zurückfahren.
Erkundeten das weitläufige Campingplatzgelände, sahen die Badestelle, gingen in den Spar-Supermarkt das Angebot sondieren, sogar ein kleines Sortiment vom Fritz-Berger-Shop war vorhanden.
Wir wagten einen Ausflug Richtung Ossiach, doch schon nach knapp 2 Km tröpfelte es zunehmend. Ohne Regenkleidung unterwegs, deshalb umgekehrt.
Ich nutzte die Zwangspause für eine handwerkliche Reparatur im WoMo, ein Schranktürscharnier war ausgeschlagen, die Schrauben ließen sich nicht mehr festziehen. Mit Handbohrer und hilfsweise Akkuschrauber schaffte ich Platz für eine Gewindeschraube nebst Mutter. Schweißtreibende Angelegenheit, zudem auf Knien und mit dem Kopf im Schrankraum hantierend. Aber ich hatte fertig!
Und die Sonne schien wieder, deshalb Aufbruch, jetzt andere Richtung, nach Villach.
Radwege, wir waren von denen an der Markkleeberger Seenlandschaft etwas verwöhnt und tadelten die schlechten hier; außerdem hätte die Ausschilderung besser gestaltet werden können. Immerhin ausreichend, denn wir fanden das Zentrum von Villach und die Information, die sich direkt neben der Stadtbrücke (älteste Kärntens) befand. Radfahrer allerorten, meist Mountainbiker. Mit Stadtplan bewaffnet zogen wir los, über die Brücke schob ich uns in die Lederergasse (älteste Zunftgasse)….. bunt – in luftiger Höhe – gestaltet durch Sonnen- / Regenschirme…….
Die Drau, drückte bei Hochwasser ihren Pegel mehrfach so hoch, dass diese Gasse jedes Mal in Mitleidenschaft gezogen wurde (Pegelstände an Hauswänden gaben dazu Zeugnis ab).
Beidseitig der kaum befahrenen Gasse ein bunter Ladenmix, doch die meisten Geschäfte geschlossen, es herrschte Siesta.
In der Fußgängerzone hingen statt der Schirme eingefärbte Strohsäcke oder etwas ähnliches. Die Pflastersteine erinnerten an unser Lübeck, Steinbruch.
Am Wahrzeichen Villachs, der St. Jacob Stadtpfarrkirche, ein Café namens „Latte„, dort gemütliche Gartenbank und studentische Bedienung. Kuchen exquisit, Erdbeerkuchen fast ohne sichtbare Erdbeeren, Jola hat’s gemundet. Ein Blick ins Innere durchs Fenster….
So viel Herzlichkeit….. über die Offenherzigkeit einer Servicekraft fällt der Mantel des Schweigens. Wär’s meiner Hüfte besser gegangen, vielleicht hätten wir dann die 239 Stufen im Kirchturm erklommen.
Taperten weitere auf dem Stadtplan vermerkte Sehenswürdigkeitspunkte ab. Dazu brauchten wir lediglich bis zum Ende der Fußgängerzone zu gehen……
Am Platz des 8.-Mai diese Bronzestatue eines Trachtenpaares, Verweis auf Villachs Tradition und Brauchtum. In zentraler Lage ein imposantes Gebäude, raumgreifend, das Park Hotel, so der ehemalige Name. Das Hotel brannte 2015 ab, beherbergt heute ein Café und Veranstaltungssäle (Bamberg), hier ein Rückansicht…
Bewölkung nahm zu, die Luft wurde schwüler, wir dachten, besser den Rückweg antreten. Fast fiel ich über diese Figuren, die den öffentlichen Raum offensichtlich kreativ gestalten sollten. Man kann Figurinen nicht nur mit Scherben bekleben (nur für Insider!), sondern auch Second-Hand-Kleidung anziehen….
Zum Schluss ein Blick von der Stadtbrücke auf die Drau….
Heimradeln funktionierte etwas leichter, Beschilderung besser sichtbar, nass wurden wir, wenn auch nicht klitschnass.
26.06.2024 Mittwoch
Nachts des öfteren das typische Klackern von Regentropfen auf dem Dach des WoMo. Es hatte sich abgekühlt, doch Frühstück wieder outside. Seeumrundung hatten wir uns für heute ausgeguckt. Frühzeitiger Aufbruch ausgebremst durch heftigen Schauer. Deshalb Hausarbeit, Duschkabinenboden gesäubert; dazu musste das Lattenrost entfernt werden. Nicht so einfach, erst die Türen nach innen klappen, nur dann ließ sich das Lattenrost gekippt herausnehmen. Staub und ähnliches, angesammelt im letzten Jahr, ließen sich aufwischen.
Die Sonne wagte sich vor, mal abwarten, wie lange das anhält….. Uns geht es momentan jedenfalls besser als Urlaubern am Lago Maggiore, dort waren Teile einer Autobahn von Starkregen weggespült worden und nun mussten diese Heimreisenden alle durch den Gotthardtunnel fahren.
Nun, bis nach 11 Uhr mussten wir uns gedulden, Regen auch hier. Dann Aufbruch, den Ossiacher See umrunden, 29 Kilometer waren dafür angekündigt. Der Radweg führte stetig an der L49 entlang, auf der wir die Orte Ostriach, Ossiach und Alt-Ossiach durchfuhren, in Ossiach kurz an den See abbogen und einen fotogenen Springbrunnen auf einer kleinen Anhöhe entdeckten. Bis ich zu meinem Foto gelangte dauerte es, denn eine Großfamilie knipste in unterschiedlichen Konstellationen die Angehörigen, brabbelten dabei in einer Sprache, die mir so fremd war wie das Arabische oder Japanische.
Zum Rest der Rundfahrt bleibt anzumerken, schlechter Radwegbelag, desaströs wäre der richtige Ausdruck. Campingplätze reihten sich wie Perlen aneinander, kaum Abwechslung, Kultur und Rastmöglichkeiten begrenzt, wenn eine „Bude“ in Sicht, diese geschlossen. Fazit: Einmal kann man „rumfahren“, das reicht dann auch.
Rest des Tages am WoMo verbracht, Jola war einmal im See baden.
27.06.2024 Donnerstag
Heimische Brötchen, also österreichische, kamen heute auf den Frühstückstisch, frisch aus dem Campingplatz-Supermarkt. Der österreichische Nachbar begann seine Sachen zu packen, „der Urlaub sei zu Ende“, so kommentierte er. Bis nach Hause ins Salzkammergut (der Ortsname war für mich unverständlich) seien es nur 150 km, wir wünschten eine gute Heimfahrt, als wir zu unserer Tour auf dem Drauradweg starteten. Die Strecke bis Villach jetzt vertraut und ohne Inaugenscheinnahme von Richtungsschildern absolviert. Die sonnige Wetterlage schien etliche Radfahrer zusätzlich auf die Piste gerufen zu haben. Umso gefährlicher war es jetzt, die Landschaft eines Blickes zu würdigen, weil im Sekundentakt uns Radler entgegen kamen. Der Seebach rauschte, im wahrsten Sinne des Wortes, der Drau entgegen, um sich in ihr zu ergießen. In Villach ein Stopp am Kongress-Center, eine Runde auf den wippend federnden Ruhebänken zu chillen.
Ohne festes Ziel setzten wir unsere Tour an der Drau auf dem Radweg fort, verließen Villach alsbald und sahen das erste Wasserkraftwerk, das die Stadt mit Strom versorgte. Die Drau floss milchig grün dahin, meist durch Heckenbewuchs lückenhaft sichtbar. Das Landschaftsbild grün, oft dunkelgrün durch Nadelwald an den Hängen. Nach 3 Kilometern ein riesiges Werk (Röfix AG, Zement, Estrich, Mörtel), es wurde „stiller“ auf dem Drau-Radweg, weniger Verkehr. Ein weiteres Kraftwerk, wieder eine Schleuse geöffnet, aus der sich Wassermassen erbrachen und danach kurz aufschäumend weiterflossen.
Weißenstein, ein Ort der mittlerweile auf den grünen Radhinweisschildern auftauchte, ihn wählten wir als Zielort aus, rund 28 km sollten für eine Strecke erst einmal reichen. Über den Damm, 2,3 km bis zum Dorf-Café, so die Hinweistafel. Ein bisschen im Kreis an bewirtschafteten Feldern vorbei gefahren, den Bahnsteig überquert, im „Zentrum“ angekommen. Zwei Personen saßen vor dem Eingang, rauchten. Nebenan die Gemeindebücherei, davor ein leerstehendes Geschäft, ehemals eine Bankfiliale, geschlossen, auch der Geldautomat „außer Betrieb“.
Die Speisekarte übersichtlich, wir tendierten zum Topfenstrudel und einem „Verlängerten“. Beides passabel, und gar nicht teuer. Ich kam mit dem „Wirt“ (ob es einer war, unbekannt) ins Gespräch, über die Bahnverbindungen, dann über die Lage des Lokals. „Etwas abseits für die Radler auf dem Drau-Radweg„, meine Feststellung als Frage. Ja, hier kämen nur „Verirrte“ oder „ganz eiserne“ vorbei, zumindest seit eine Zuwegung verlegt worden sei. Wir gehörten zu den „ganz eisernen“.
300 Seelen besaß der Flecken, so eine Mitarbeiterin, aber die gesamte Gemeinde zählte zusammen 3.000. Und ja, der Bürgermeister säße hier im Ort, die Antwort auf meine Frage.
Der „Wirt“ nannte uns noch eine „kürzere“ Route, um zum Ossiacher See zu kommen, wir hörten zu, verstanden, aber nicht alles. „An der Bank links, dann die Straße“ (nicht viel befahren, ja welche?) und irgendetwas mit Kara….?. Wir wählten allerdings die Variante „Zugfahrt nach Villach“ und begaben uns zum Bahnsteig, probierten den Ticketautomaten, gerieten verzweifelt in die Versuchung „Schwarz zu fahren“. Konsultierten einen Einheimischen, der zwischenzeitlich seine Fahrkarte gekauft hatte und der uns am Automaten assistierte. Tatsächlich fanden wir dann gemeinsam unter der Rubrik „Vergünstigungen“ (meine Umschreibung) unsere Erlebniscard, klickten diese an, mit dem Ergebnis „kost nix“. Kurz darauf trudelten die drei Schienenfahrzeuge ein, am ersten das Mitnahmezeichen für Fahrräder. Viel Zeit blieb nicht, um einzusteigen. 12 Minuten, dann erreichten wir bequem den Hauptbahnhof von Villach, eine gute Entscheidung, die Bahn zu nehmen!
Wir waren zurück, in der Fußgängerzone bei St. Jakob, hier heute ausgiebig Kunsthandwerk ausgestellt, Töpfermarkt. Meine Fußkrankheit trennte mich von meiner Frau, sie wollte fußläufig „Töpferkunst“ begutachten, ich suchte radfahrend ein Restaurant für ein Mittags-Lunch.
Nach meiner Einschätzung besitzt Villach zwar Potenzial, hatte aber offensichtlich Nachholbedarf in Sachen Angebot. Trotzdem fand ich ein akzeptables namens „Rainer„, seines Zeichens Konditorei und Restaurant, und gleich danach auch meine Frau an einem Stand. Ich zeigte wohin es gleich ginge, besorgte noch schnell beim Bäcker Brot.
Just zurück, waren alle Außenplätze belegt, zwei leere Tassen an einem Tisch deuteten auf Aufbruch hin, es wurde gerade kassiert, „man möge sich etwas gedulden„, so die Nachfrage, ob man sich schon setzen dürfe. „Wir „geduldeten“ uns. Das Mittagsmenü, Jolas Wahl, war „aus“, es war kurz vor 15 Uhr. Alternative wurde gefunden, und verspeist. Manko hier am Platze, ein Schreikind, an unserer und einiger anderer Gäste Schmerzgrenze sein Aufmerksamkeitsgehabe.
Gesättigt die Rückfahrt angetreten, wieder mal die Frau unterwegs verloren, aber am WoMo wieder vereint.
28.06.2024 Freitag
Irgendwie hatten mich die gestrigen 48 Kilometer geschafft, um 8 Uhr hörte ich Geschirrklappern, wovon ich aufwachte. Wunschwetter, Sonne, Wolken zogen wie von einem Band gezogener Wattebausch über den See. Wünsche waren heute angesagt, und zu erfüllen: Auf den Berg sollte es gehen, trotz dickem Knie durfte ich mich dagegen nicht wehren. In Annenheim mit der Gondel hinauf auf den 1.911m Gipfel Gerlitzen. 6 Kilometer, an der Landebahn der Paraglider vorbei, die heute scheinbar ideale Wetterbedingungen fürs Luftsegeln vorfanden. Ein gelber VW Bus transportierte regelmäßig vollbepackte Menschen zur Talstation Kanzelbahn. Sie sahen aus wie Hochschwangere, soweit sie ihr sackähnlich verpacktes Segel vor dem Körper trugen. Wir irrten, unsere Erlebnis-Card galt für diese Gondel nicht, beim Scannen erschien die Meldung „kein Leistungsbezug“ (oder ähnlich). Wir mussten zu Kasse zurück und den vollen Betrag bezahlen. Kamen Personen mit „Gepäck“, war die Gondel quasi besetzt, einige stellten sich auf eine Personenwaage, Gewicht prüfen (wahrscheinlich, um nicht das maximale Transportgewicht einer Gondel zu überschreiten). Die Auffahrt gemächlich, lang andauernd.
An der Bergstation Sonnenschein, ca. 20°, wir blieben, wanderten! (ich) zur Kanzelhöhe, dachten bei der Gastwirtschaft (Edelweisswirt) gäbe es Speisen und Getränke und eine Bergsicht, doch weder noch, da erst ab 15 Uhr geöffnet. Einzig Positives, mein Marschieren klappte besser als vermutet.
Nach Rückkehr zur Bergstation Auffahrt zum Gipfel.
Kühler hier am Gipfel, neben den Wanderern waren die Paraglider deutlich in der Überzahl, die selbsternannten Packesel steuerten eine bestimmte Stelle am Berghang an, der sich in der Nähe des Deutschen Turms befand. Hier breiteten sie ihre aus Nylon bestehenden Tragflächen aus und rüsteten sich für den Abflug. Bevor ich mich diesem Spektakel widmete, musste ich dies, einem Vulkanausbruch ähnelnden Wolke fotografieren….
Wir sahen Menschen beim Start zu…
….. blickten vom Deutschen Turm bis zum Wörthersee und ins Umland….
Diesige Luft beeinträchtigte diese Bildaufnahme (ich verzichte auf Photoshop oder ähnliches). Dafür gelangen Selfies wesentlich besser…
Wobei anzumerken bliebe, mein kopfmäßiges Outfit ist dem Fehlen meiner Mütze geschuldet und stammt aus der Corona-Ära, als man Schutzmasken noch selber nähen und nutzen konnte. Im Gipfel-Restaurant Selbstbedienung, wir orderten 2 Tiroler Leberknödelsuppen zu je 7 €. Hinter dem Tresen brüllte ein bulliger Typ durch einen Verschlag unsere Bestellung lauthals weiter. Wenig später stellte er uns zwei runden Suppenschüsseln mit einem Knödel darin auf den Tresen. Wir aßen unseren Leberknödel im Innenbereich. Aufgewärmt, wir, von der Suppe, machten danach einen letzten Rundgang am Gipfel und wie man sieht, wir fühlten uns gut….
O.k., genug von Starts und Flug der Paraglider sowie der Berglandschaft gesehen, zudem zog es sich am Himmel zu. Abgang, Fahrt zurück ins Tal.
Ich alleine zurück zum WoMo, Jola wollte nach Villach.
Ich, Badehose an, an den See, mutig ins Wasser, Überraschung: gar nicht kalt, ideal für Warmduscher.
29.06.2024 Samstag
Heute ward es heiß, sowohl beim Wetter stiegen die Temperaturen tagsüber steil an, als auch bei den deutschen und dänischen Fußballfans, denn am Abend fand das Spiel um den Einzug ins Viertelfinale statt.
Uns hatte das Bahnfahren vorgestern mit der ÖBB gefallen, a. weil für uns kostenlos, b. weil Züge sauber, pünktlich und modern ausgestattet waren. Um das weitere Umfeld von Villach zu erkunden, sollte es nach Spittal am Millstätter See gehen (uns mit dem Rad für eine Hin- und Rücktour zu weit). Die 12 Km vom Campingplatz bis ins Zentrum waren nun schon Routine, am Hauptbahnhof nach den Abfahrtzeiten gesucht, die digitale Tafel verwirrend, weil links ein Standbild mit Zielbahnhof und rechts ein rotierendes Bild mit den Zwischenstation, sodass man als Unkundiger niemals wusste, was zum Zielbahnhof gehörte. Auf dem analogen Plan keine Angabe zu den Bahnsteigen. Also ab ins Reisecenter und einen jungen Mitarbeiterin hinter dem Schalter befragt. Erkenntnis: der Zug Richtung Spittal führe auf Gleis 7 um 10.54 Uhr, das war genau die Uhrzeit, an der der Zeiger auf meiner Uhr gerade vorbeigezogen war. Nächster Zug in einer Stunde! Zeit für einen zweiten Kaffee, den wir bei Bernold einnahmen, das direkt an der Draubrücke im Schatten lag. Wir nahmen neben einer Bronzeskulptur platz, die uns irgendwie aus der heimatlichen Gegend um Mölln bekannt vorkam…..
Der Beweis für den Leser, dass ich auch da war…..
Die eine Stunde Wartezeit war mit einem Verlängerten Braunen und Geplundertem Gebäck schnell überbrückt. Rechtzeitig am Bahnhof und am Bahnsteig, Nr.7 war mit Fahrstuhl erreichbar, stand auf der Anzeigetafel irgendetwas Slawisches, Abfahrtzeit 12.53 Uhr, kein Zug mit Abfahrtzeit 11.54 Uhr mit Zwischenziel Spittal. Auf dem Nachbarbahnsteig ein Mann mit Warnweste, gehörig zum Bahnpersonal. Ich versuchte über die Gleise hinweg eine Kontaktaufnahme mit der Frage „dort geht der Zug nach Spittal?“, was mir nickend bestätigt wurde. Noch bestand keine Zeitnot, also wieder mit dem Fahrstuhl hinab und, ja, leider nicht (mehr) mit dem Nachbarfahrstuhl hinauf. Eine Umbaumaßnahme zwang zum Handanlegen, sprich, auf der Schiebeschiene an der Treppe die schweren E-Bikes hinauf hieven. Jolas Glück, der Mann in der Warnweste eilte herbei und trug ihr das Rad auf den Bahnsteig hinauf. Bei mir schob er lediglich hinten am Gepäckträger „ein bisschen nach“. Wir erhielten den Hinweis, der Zug stünde schon bereit, also einsteigen, Räder sichern, hinsetzen, abwarten. 3 Minuten Verspätung, verzeihlich, da ruckelte es einmal kurz, kein Pfiff vom Zugbegleiter am Bahnsteig, der Zug fuhr los, kein quietschen, alles gut. Die meisten Haltestellen Bedarfshaltestellen, hieß: Ansage auf Deutsch und dann auf Englisch (Bedarfshaltestelle = on demand), man müsse den „Halte….(vergessen!)“ an der Waggontür drücken. Nach ungefähr 30 Minuten stiegen wir in Spittal aus, die Bahnhofshalle verlassend, schlug uns eine schwüle Hitze entgegen. Den Weg auf der Bahnhofstraße in den Ort zu finden fiel nicht schwer, gegen die wabernde Hitze anzukämpfen jedoch war anstrengend. Da kam der Stadtpark mit reichlich hohem schattenspendenden Baumbestand und reizenden Blumeninseln, Skulpturen, dem Schloss-Café usw. gerade recht…
….. und wieder, wie bei uns schon fast üblich, eine Hochzeit, laut hupendes Auto-Corso umrundete den Stadtpark.
In der Information, direkt in den Gemäuern des Schlosses Porcia (angeblich zählt es zu den schönsten Renaissancebauten südlich der Alpen) einen Stadtplan besorgt (wozu eigentlich?, wir wollten doch direkt zum Millstätter See). Aber es hatte sich gelohnt, eine engagierte junge Mitarbeiterin stürzte von ihrem Schreibtisch an den Tresen herbei und spickte mich mit sämtlichen Attraktionen des Ortes, in einem typischen heimischen Dialekt, den ich – leider – kaum verstand, sie trotzdem freudig ansah und ihr interessiert zuhörte.
Schreibpausennotiz: Nun (während ich das bis hier schrieb) läuft das Fußballspiel und hier ist P A U S E ….
Und nun (etwas später) ist beim Fußball Zwangspause, Grund: Gewitter über dem Stadion.
Für uns schien vor dem Abstecher zum Millstätter See ebenfalls eine Pause angesagt, Hunger und Durst….. Eine Bäckerei namens Hattenberger am Hauptplatz 21, typbedingter menschlicher Lokalkolorit an den Tischen vor dem Laden. Freundlich bot man uns an, nach Wahl Brötchen zu belegen. Nur ein Kornspitz noch, dürfte es auch etwas anderes sein, bspw. mit Kürbiskernen? Ja!
Prickelndes Mineralwasser namens Römerquelle, grüne Glasflaschen, deren Form auch Milch als Inhalt vermuten lassen würde.
Ich fragte nach dem kürzesten Weg zum See, sie holte sich für die Auskunft Hilfe von einem der lokalkolorierten Gäste am Nachbartisch. „I kann kan englisch!„, im Background. „Macht nix, das san Deutsche!„, so die Wirtin. Ein Mann trat an meinen Tisch, suchte seine Lesebrille, erklärte, wo es lang ging. Aufbruch, ein weiteres Highlight aus der Broschüre „Sehenswert“, der Malbaum, auf dem Weg aus Spittal hinaus…
4 Kilometer an der vielbefahrenen Bundesstraße 899 gefahren, unser Bereich zum Rad fahren kaum 50 cm breit. Rechts recht stürmisch floss das Wasser der Lieser in Gegenrichtung durchs Tal. Weg vom Straßenlärm gelangten wir in den Ort Seeboden, malerisch am Rande des Sees, im Wasser eine Nixe (?) mit ? in der Hand….?
Die Freude über eine Wegstrecke abseits von Autolärm und Gestank hielt nur begrenzt, denn Seeboden endete bald wieder und es ging an die B98, die den See umrundende Schnellstraße, immerhin hier ein getrennt geführter Radweg mit Blick auf den See und hügeliges Panorama. An vielen Stellen Bademöglichkeiten, wenn auch oft eine Art von spanischer „Zona Recreativa“, heißt, direkte Lage neben der Schnellstraße. Den Erholungssuchenden scheinbar egal, andererseits waren Zugänge mit Holzzäunen verbarrikadiert, privat und separat wollte man sein. Blick auf ein Landschaftspanorama von Millstatt, das ich von der Südseite aufnahm…., aber dazu später.
Vom See Stimmen, die von Schwimmenden herüberhallten, kurz zuvor dümpelten auf dem Wasser drei Spiegeleier…. „Hot water“.
Rund 10 Km kurvten wir am See entlang, begleitet von Motorradlärm und beschleunigenden Autos, mal ging es sanft aufwärts, mal rollerten wir gemächlich in den nächsten Ort. Zu Millstatt sei anzumerken: bei der Durchfahrt fast als mondän zu beschreibende Außenwirkung, alles wirkte etwas eleganter, teurer, ein grünes Schild wies zum Golfplatz.
In Dobriach erreichten wir das Ende der Nordseite, hätten, nach unserer Vorstellung und Absprache, nach Ferndorf zur Bahnstation abzweigen müssen. Sahen die Straße, den Anstieg, ich sah Jolas Gesicht an, die Höhenmeter schaffe ich nicht mit der Akkuladung. Auf rund 2,3 km wären rund 250 Höhenmetern auf normaler Straße zu bewältigen gewesen. So wählten wir die Route am Südufer zurück bis Spittal.
Schattig, ein erster Vorteil, wo die Sonne gegen 14.45 Uhr vom Himmel brannte. Breiter Schotterweg, nicht ungefährlich, just dann, wenn es mit Geschwindigkeit eine Anhöhe hinab ging. Jolas Ladezustandsanzeige neigte sich weiter dem vorletzten Balken zu, verhieß nichts Gutes. Um es abzukürzen, nach einer ca. 8 km langen Mountainbikestrecke erreichten wir wieder den Ort Seeboden, einmal ein Bergweltfoto zum Abschied……
…. ob der Großglockner zu sehen ist, keine Ahnung. Irgendwo sah ich ein Verkehrsschild mit dem Hinweis „97 Km“.
Nun blieben noch die vier Kilometer an der Bundesstraße bis Spittal entlang der Lieser, zum Glück seicht abwärts. Ein Eisladen „Il Gelato“ in der Bahnhofstraße bot sich für einen Stopp an, die Eiskugeln sollten Abkühlung verschaffen. Jola bekam mehr „Kugel Eis“ für ihr Geld, weil der Verkäufer großzügig auf die Aussage “ X Km zurückgelegt zu haben“ reagierte.
Wieder mussten wir länger auf die Bahn warten, eigentlich, doch ein Zug mit Ziel „Friesach“ kam just auf dem Gleis 1 an, mit Zwischenziel Villach Hbf. Für uns geschundene Radfahrer die Erlösung, Einstieg, Räder anschnallen, hinsetzen, aus dem Fenster gucken. In Villach gleich auf unseren Nachhauseweg an der Draubrücke abgezweigt, Jola bereits voraus. Wasserspiele auf der Drau aktiv……
Unten bei der Location Radbutler wieder eine Hochzeitsfeier, was bedeutet das bloß?, immer wenn wir unterwegs sind……
Jolas Heimfahrt endete ca. 500m vor dem Ziel, der Akku war leer, die Beine müde, der Hintern….., sie schob ihr Rad nach Hause.
Ich bestellte im Restaurant auf dem Campingplatz eine Pizza, mir drohte der Servicemitarbeiter mit einer sehr langen Wartezeit, ja wie lange denn, ja, sehr lange, ja, was hieße das denn nun, ja, 30 Minuten, eine Stunde….
Ich bezahlte, erhielt einen Abholschein und fuhr zum WoMo. Kaltgetränk gemixt, dann unter die Dusche, Jola hing erschöpft „in den Seilen“. Nach 30 Minuten Fahrt zum Restaurant, Eingang abgesperrt, alle Außenplätze besetzt, „was ich denn wolle„, herrschte mich ein Mitarbeiter hinter der Absperrkette an. Pizza abholen! Am Tresen innen, Zuständigkeitsgerangel, bis eine junge Dame meinen Abholschein entgegennahm, erklärte, die wäre doch schon lange fertig und nach draußen ging, mir einen Pappkarton in die Hand drückte.
Pizza lauwarm, das Geld nicht wert, aber wir aßen trotzdem mit Appetit, fieberten dem Fußballspiel entgegen.
30.06.2024 Sonntag
Trotz der gestrigen Strapazen durch andauernde Hitze und die lange Radtour (69 Km) sowie die Tortur mit den vielen Videobeweis-Entscheidungen beim Spiel Deutschland gegen Dänemark hatte ich gut geschlafen, keinen Sonnenbrand nirgends und spürte keine „neuen Muskeln“, sprich Muskelkater.
Holte, gegen 8 Uhr, wie so viele andere Camper, Brötchen beim Bäcker im Supermarkt des Campingplatzes. Der Frühstückstisch gedeckt, da rollte Jola sich aus den Federn. Gemächlich bereiteten wir unseren Ausflug auf die Burgruine Landskron vor.
Beim Abwasch kam ich mit der österreichischen Platznachbarin ins Gespräch, sie bereiteten sich auf die Heimreise vor. Eingefleischte Camperin sei sie, von Kindesbeinen an, schon mit den Eltern. Ihren Mann musste sie erst „bekehren“; ausgebauter Bus, dann zu klein für „mit Kind“, seitdem mit Wohnwagen unterwegs. Ja, die Ostsee, die sei toll, da hätten sie im letzten Jahr einen super Urlaub verbracht. Usw., sie seien aus Linz, es lägen ca. 4 Stunden Fahrzeit vor ihnen….. Schöne Heimfahrt…..
4 Kilometer waren es bis zur Mautstelle im Ortsteil Landskron, an der ein Schild „Mopeds / Fahrräder verboten“ hing. Also nicht mit dem Rad bis zur Ruine hoch, auch gut, dann eben wandern. Mit Stöcken bewaffnet, ich zwei, die Frau einen, marschierten wir los. „30 Minuten“ stand auf dem gelben Wanderschild, der Weg bog gleich von der Straße hinauf in den Wald ab. Schmal und steil, die Seiten des Weges ziemlich frisch gerodet, offensichtlich mit schwerem Gerät, Äste, Baumteile und Schutt lag am Wegesrand, teils noch auf dem Weg. Spanisch sprechende Menschen überholten uns, ich alter Mann schob mich mühselig voran, aber es ging erstaunlich gut, kein Wackelknie, kein ernstzunehmender Schmerz.
Asphalt latschen auf den letzten Metern, dann der Eingang zur Ruine, An diversen Stellen die Schilder mit den QR-Codes für die Entrichtung der Parkgebühren. Als erstes hinter dem Burgtor gleich der Restaurantbetrieb, günstig gelegen die burgrandnahen Tische und Bänke mit Blick auf Villach, den Ossiacher See und die Berge in dunstiger weiter Ferne. Wenig Besucher zu dieser Tageszeit, Jola wollte nach dem anstrengenden pausieren und ließ sich an einem der Tische nieder, ohne mich, ich zuckelte hoch zur Adlerarena, dort ein Gehege mit Gänsegeiern. Darin einige Exemplare, die in Nischen hockten, Brut betreuten oder sich einfach „putzten“…..
Für mich schien dieses Gehege als ein „Anfüttern“ für die eigentliche Show zu dienen, deren nächste Vorführung um 13 Uhr beginnen sollte. Eintritt mit der Erlebnis-Card leider nicht kostenlos. „Dressierte Adler fliegen sehen“ war ohnehin nicht mein Ding. Das vorgelagerte Imbiss-Areal wie ein Biergarten ausgerichtet, Angebot und Preise entsprechend. Überteuert! Kehrte zu Jola an den Tisch mit Aussicht zurück, die korpulente Bedienung erschien und fragte meine Wünsche ab, die ich nicht hatte. Dafür vom Rand der Ruinenmauern netter Ausblick….
Viel durfte man von der Ruine nicht frei besichtigen, darunter u.a. die kleine Kapelle, ich verzichtete auf Bildhaftes.
Damit jeder weiß, wo wir uns befinden (Land!)….
…. passend dazu das Rot meines Rücksackes.
Jola empfahl die Asphaltstraße zu gehen, Grund: nicht so unwegsam und steil. Für mich trotzdem anstrengender, weil andere Muskeln sich etwas gegen den Rhythmus des hinabführenden Ganges verweigerten bzw. schwer taten. Innerlich stolz über meine Wanderleistung erreichten wir unsere Räder an der Mautstelle. Das Essen gehen in Villach ließen wir ausfallen, am Himmel dunkle Wolken, windig ward es, unsere Markise schien in Gefahr, sprich; lieber Heimfahrt zum Campingplatz, um Hab und Gut zu sichern.
Relaxen am WoMo, Schlaf nachholen, spät ein Bad im See, kein Regen, kein Gewitter, aber wer kann das schon exakt voraussagen.
Planungen begannen für die „Zeit danach“, hieß nach Ossiacher See. Graz und Wien waren disponiert, Graz stieß auf vehementen Widerstand der Frau, Wien wurde akzeptiert, Luxusplatz war angefragt und angeboten, heute bestätigt. Linz, Jolas Wusch sollte Berücksichtigung finden, und dann der Attersee.
Schönen Abend noch…..
01.07.2024 Montag
Der Besuch am Faaker See fehlte uns noch, um unsere Seeradtouren zu komplettieren. Aber es sollte nicht sein, heute war Regentag, den ganzen Tag über.
Anfangs die Zeit für Recherchen zu Aktivitäten in und um Wien genutzt, wohin wir uns morgen orientieren wollen.
Mittags ergriffen wir die Gelegenheit, vom Hendl-Stand am Campingplatz zwei Halbe Hähnchen zu besorgen und mit Pommes zu verspeisen. Eine kecke Amsel auf der Suche nach Nahrung, einen Regenwurm bereits im gelben Schnabel, näherte sich völlig frei von Ängsten, pickte kannibalisch Reste vom hingeworfenen Hähnchen auf. Ob selbst verspeist oder dem Nachwuchs gewidmet, wir erfuhren es nicht.
Ungewohnt, nach Tagen in dünnem Hemd und kurzer Hose wieder Langhose und Jacke tragen zu müssen. Besser aber so, als mit Löchern im Wohnmobildach, verursacht durch 7 cm große Hagelkörner, wie gestern in Niederösterreich in mehreren Gemeinden passiert.
Der Campingplatz befand sich durch den Regen bedingt in einer gedämpften Ruhephase, nur ausnahmsweise stob ein Kind mit Fahrrad vergnüglich durch eine oder mehrere Pfützen. Ich gab nach dem Espresso eine Lesestunde, las Jola aus dem Roman „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ 35 Seiten vor, dann versagte die Stimme, brauchte eine Pause.