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2024 Österreich – Anreise durch Deutschland –

21.06. 22.06. 23.06. 24.06.

Gute Vorbereitung, gutes Wetter, los ging es gegen 09.30 Uhr. Schnell noch vorbeugend eine Diclofenac fürs malade Knie eingeworfen, dann gleich die Anweisung des Navis an der ersten Ampel ignoriert und zur Auffahrt Genin gefahren. Die Autobahn tatsächlich einmal überschaubar, im wahrsten Sinne des Wortes, denn es herrschte nur geringe Verkehrsdichte. Vergebens hielt man Ausschau nach Baustellen, ein seltenes Ereignis auf deutschen Schnellstraßen. Erst die letzten Kilometer vor der Abfahrt Phöben durch Verengung von zwei auf eine Spur zähfließenden Verkehr, das war aushaltbar. 13.30 Uhr Ankunft am Campingplatz Blütencamping, Mittagspause an der Rezeption bis 14 Uhr hier. Pumpernickel mit Frikadelle und Käse als Snack zur Wartezeitüberbrückung. Warm sollte heute abends gegessen werden, frisch vom heimischen Grill. Kurz nach unserer Ankunft standen bereits vier weitere WoMos hinter uns in der Warteschleife.

Ich war pünktlich vor Ort, als die Rezeption öffnete und erledigte die Anmeldeformalitäten schnell, buchte gleich vorsorglich für zwei Tage, wenn’s Wetter gut bliebe, würde man sicher eine Erholungspause nutzen wollen.

Tatsächlich durfte ich mich auf den gleichen Platz (Nr. 8 ) wie im Vorjahr stellen. Längsseits standen wir etwas über auf den Nebenplatz, egal dachten wir (spät am Abend kam der Platzwart und bat uns um ein Stückchen Vorrücken, „aber das hat Zeit bis morgen“).

Plan, gab es nicht, Richtung hieß Werder, bekannt war, Kopfsteinpflaster erwartete uns auf der Inselstadt, wir aber hart im Nehmen duldeten die Schütteltour. Stopp hinter der Inselbrücke bei der Landbäckerei Kirstein, wo „Brötchen nach alter Art“ gekauft wurden. 50 Meter weiter gegenüber der Hintereingang zum „Gewölbe“, unserem „Stammkuchenhaus“, gleichzeitig auch biologischer Kaffeelieferant, weil Kaffeerösterei.

Wie immer, buntes Allerlei als Interieur, Ausstellungsbilder an den Wänden erinnerten an J. Meese, Striche, Kreise, Farbkleckse, wie von Kinderhand gezeichnet.

Ließ mir 250,o Sonntagskaffee für den Handfilter mahlen, zum Mitnehmen.

Die Frau sprach „ich folge dir“, auf der Uferstraße…. Über den Panoramaweg, linker Hand stets die Havel, umrundeten wir durch eine Kleingartenkolonie einen Teil der Inselstadt. Jola stoppte nach Kopfsteinpflastertortur an der Kirche Heilige Geist, wollte das Innenleben besichtigen.

An der Bockwindmühle vorbei durchs Mühlenbergviertel zurück zur Inselbrücke. Neuer Plan, zum Wachtelberg, Wein trinken! Route dorthin, Achtung, die richtige, nicht vergessen. Falls ihr dem Blog nicht ständig folgt, beim letzten Mal sind wir Kilometer am Ziel vorbeigefahren. Passierte uns diesmal nicht, deshalb das Ziel „Straußwirtschaft Weintiene“ schnell erreicht. Leider geöffnet erst ab Freitag. Durch den Weinberg, jede Reihe eine andere Rebsorte. Zurück am Campingplatz, setzten wir unsere Radtour fort Richtung Ferch. Radwege teils ebenso schlecht wie in Schleswig-Holstein. Wechselhafte Eindrücke von Land und Leuten, Kleingartenidylle löste neue Prunkvillen ab oder umgekehrt, aber überall Wasser. Den Japanischen Bonsaigarten ließen wir diesmal aus. Im Restaurant Am See eine Hochzeitsgesellschaft, feierte im Freien.

Rückkehr, unterwegs am Straßenrand an einem Stand Erdbeeren erstanden.

Auf dem Campingplatz wurde der Grill angeworfen…..

Am Ufer des Campingplatzes ein Selfservice für SUP, im Wasser tummelte sich eine Bisamratte (Nutria), ohne Hast schwamm das Tier und futterte dabei Grünzeug von der Wasseroberfläche. Im Biergarten bot man drei Gerichte, jeweils für 13,50 €, an, Schnitzel, Leber oder Zander, alle mit Bratkartoffel. Buntes Treiben um die nebenan liegende Gaststätte. Der kleine Strand mit Badestelle am Abend unberührt, verloren lag ein Paar Badeschuhe im Sand. Jola testete Wasserqualität und -temperatur.

Ein Becher Rotwein, das Mückenlicht auf dem Tisch, lauschten wir nach Rückkehr am WoMo dem Stimmengewirr aus den umliegenden Bäumen. Ich lud mir eine Vogelstimmen-App herunter….. erstes Ergebnis: Singdrossel, ob es richtig war, ich habe es nicht überprüft.

Jola klagte über unruhigen Schlaf, weil das WoMo offensichtlich schief stand und sie befürchtete, ins Nirwana zu kullern. Morgens bot ich ihr meine Koje an, ich hatte keine nächtlichen Wegrollgefühle. Ab 07.30 Uhr durften die Frühstücksbrötchen abgeholt werden. Keine Tüte auf unseren Namen. Die junge Dame bot mir eine ohne Namen mit richtiger Anzahl an. Gehaltvoll, titulierte Jola, nach nachgeholtem Schlaf noch ohne erkennbare Pupillen, die Brötchen.

Nach dem Frühstück parkte ich das WoMo um, sprich, einen Meter vor, damit ich richtig auf „unserem“ Platz stand. Das Umfeld scheinbar überwiegend noch im Ruhemodus, ausgenommen Hundebesitzer, und eine Raucherin, die aushäusig am Wohnwagen auf der Anhängerdeichsel saß und paffte.

Bewölkt, mit Neigung zu Regen, es tröpfelte kurz, sollte aber bis nachmittags trocken bleiben. Unwetter waren dann angekündigt. Wir bevorzugten den geteerten Radweg entlang der B1, meist guter Belag!

In Potsdam landeten wir zunächst am Brandenburger Tor ….

…… dort auf dem Luisenplatz, Public Viewing, Großbildleinwand, Reihen voller Stühle, keine Zuschauer, noch nicht, oder heute vielleicht auch überhaupt nicht, wegen Unwetterwarnung. Am Rande ein „Scherbenbildnis“….

…. untertitelt mit „Einladung – Drei Königinnen zu Besuch“.

Durch die Fußgängerzone die Räder geschoben, Straßenbelag zunächst ähnlich marode wie in Lübeck in der Breite Straße, aufgemerkt!, aber auch hier wird neu (und schön) verlegt. Teppichmatten waren in regelmäßigen Abständen am Rande ausgelegt, farbig markiert dazu das heutige Datum. Auf dem Teppich jeweils ein Pappschild „Open Stage“, was wohl musikalische Darbietungen verkünden sollte. Die gab es an einer Straßenecke bereits…..

….sanfte, groovige Klänge aus Saxophon, begleitet von der Akustikgitarre. Ich warf 1 € ins Säckel. Danach eilten wir zum Museum Barberini, in dem es die Hasso Plattner Sammlung zu besichtigen gab, Hauptthema „Impressionisten“. Hatten wir Glück?, an der Kasse keine Warteschlange, Tickets sofort, auch beim Einlass keine Verzögerung.

Modigliani, Sisley, Monet und „Konsorten“ auf drei Etagen. Impressionen von den Impressionisten:

Links ein Bild von Klimt, das „zum Vergleich“ gehängt war. In der Mitte eins von Modigliani (Sitzende Frau), der nach dem 1. Weltkrieg „eine neue Kühle“ in seine Malerei gebracht hatte. Beide Bilder entstanden in etwas zur gleichen Zeit. Rechts das Bild eine Gartenszene (1881) aus Trouville von Caillebotte.

Blick aus dem Museum über den Alten Markt

Wir besuchten den Staudengarten auf der Freundschaftsinsel, die wir über eine Fußgängerbrücke erreichten, drückend schwül war es zwischenzeitlich geworden.

Traten nach Umrundung langsam den Rückweg an, ins Unwetter wollten wir auf den 12 Km nicht geraten, fanden jedoch noch Zeit für ein leichtes vegetarisches Mittagessen im Ricciotti im Hinterhof vor dem Nikolaisaal in der Wilhelm-Staab-Straße.

Vor der Menüwahl…..

Es tröpfelte von oben, wir erreichten unser WoMo just vor dem extrem einsetzenden Regen. Anders als angekündigt blieb Hagel und Sturm aus, sogar die Sonne ließ sich wieder blicken. Wir gönnten uns ein Abschiedsbier im Biergarten, Jola eine Berliner Weiße in Rot. Kurz nach 20 Uhr räumte man hier draußen die Sitzkissen ein, innen putzten man die Fritteuse, Feierabend, ein bisschen früh für Mittsommer, oder?

Regen, auf dem Weg zur Dusche, zum Brötchen abholen, zum Fahrrad einstellen, zum Stromkabel einrollen, bei der Abfahrt, unterwegs. Teurer Aufenthalt, für zwei Tage über 107 €, dafür wünschte mir die Dame an der Rezeption mit den langen Fingernägeln eine schöne Heimfahrt und bat, bald wieder zu kommen.

Autobahn fahren kann auch „Spaß machen“, zumindest war es ein entspanntes Fahren. An der Abfahrt Dessau-Ost verließ ich die Autobahn, Tanken und Ad Blue auffüllen, die Tankstelle hatte ich mir von der letzten Tour (günstig, obwohl Markentankstelle) gemerkt. Ad Blue aus der Zapfsäule, leider den falschen Hahn (für LKW) gegriffen, da tröpfelte das durchsichtige Gemisch in meinen Kanister. Aus dem Hahn für PKW entlockte ich gar nichts. Musste direkt in den Tank einfüllen. Der Magnetverschluss des Zapfhahnes haftete nicht am Plastikkanister. Erstaunlich viel passte in den stationären Behälter.

Gegen 12 Uhr Ankunft am Markkleeberger See auf dem Neuseenland Camping. Die Rezeption im Shop rechts, anachronistisch, ähnelte einem illegalen Wettbüro. Der leicht rundliche Mann mit sächsischem Akzent bat mich Platz zu nehmen, schaute in sein Reservierungsbuch, fragte meine Daten ab, füllte ein Formular aus, unterbrach mich bei Zwischenfragen, erst sei er dran, ich solle erst einmal „runterkommen“, und wenn er fertig sei, dann dürfe ich ihn alles fragen. Sympathisch, wie er besorgt um das Wohl seiner Gäste war. Er brachte mich selbstredend persönlich zum schönsten Platz am Ort.

Das Gelände des Campingplatzes erinnerte ein wenig an die Anfänge des „Zeltens“, Abwasch draußen, zwar überdacht, aber eben den Naturgewalten ausgesetzt, Plätze nicht nummeriert, cool irgendwie, unkompliziert, und für 35 € alles inklusive, auch die Kirschen an dem Baum an unserem Platz.

Der gute Mann an der Rezeption erklärte mir den Lageplan, den er mir außerdem als analoges Exemplar an die Hand gab. Kanupark, eine der modernsten Wildwasserarenen in Europa, ……

……breite, geteerte Radrundwege um den See, für die Kleinen ein Modellbaupark.

Der See eine Bergbaufolgelandschaft (Fachvokabular), ein künstlicher See mit einer Tiefe von 58 m, einer der Neuseenlandschaft. Er entstand zwischen 1999 und 2006, ab dem Jahr durfte die Öffentlichkeit in benutzen. Strand, Beachvolleyball, Surfen, Baden, Trimm-Dich-Geräte, Fischbrötchen, groß und lecker, ein Ersatz für ein Mittagessen. Auf einer Bank nahm neben uns eine Frau mit Eisbecher Platz, von der erhielt ich Tipps für „Kaffee und Kuchen“. Wir umrundeten den See (ca. 8 Km), sahen Kühltürme in der Ferne rauchen (Braunkohlekraftwerk?), Sperrgebiete (Bergbaugebiet), Weiden für Bisons, aber keine Tiere, einen unfertigen Bergbaupark, und viele, viele Rennradfahrer. Einen Teil des Weges am Nachbarsee Störmthaler abgefahren. In Markkleeberg selbst waren wir nicht, dafür wieder am WoMo, und zwar mit zwei Stück Schmandkuchen mit Aprikose und einer Ruhepause. Besuch Leipzig ließen wir aus…. Später Tour nach Markkleeberg, gleicher Hinweg, aber Strecke Oberer Uferweg. Teils mutete das Streckenumfeld wie idyllischen Landleben an…

Das, was wir an Gebäuden bei der Durchfahrt durch Markkleeberg sahen, war gut erhaltene oder perfekt sanierte Bausubstanz, hübsch anzusehen, trotzdem wirkte der Ort wie eine ausgestorbene Westernstadt, gut, es war Samstagnachmittag und sommerlich warm. Die Menschen vermutlich eher an den Seen (oder im Fußballstadion?). Zum Cospudener See, vom Umfang noch größer als der Markkleeberger, dahin wollte ich uns lotsen. Brot & Kees, den kulinarischen Treffpunkt erhielt ich von der Frau auf der Bank, tauchte just vor uns auf, der Fahrradparkplatz quoll über, Menschen saßen essend auf Mauersimsen, trugen Tabletts mit Suppen oder belegten Broten zu ihren Plätzen. Jola erkundete, was es hier Leckeres gab. Bericht: große Tortenstücke, leckeres Brot, Zimtschnecken…. Was Wunder, dass sie mit Brot und Küchlein wieder herauskam. Ursprünglich dachte ich bei „Brot & Kees“ an „Brot und Käse“, doch „Kees“ ist ein Familienname, ab 1861 besaß diese den Park gleichen Namens, durch den wir anschließend fuhren. Eingangstor (Adlertor) von hinten…

Hinweise an Zäunen, „Schafbewirtschaftung“, „Vorsicht Bullen“, der Nordstrand tauchte auf, Herden von Picknick machenden schoben sich an die Ufer, Sprachenwirrwarr, oft spanisch. Blick auf den Strand …..

Könnte auch an einem x-beliebigen Strand an einem Meer sein, oder?.
Umrundung bis Yachthafen mit dem Restaurant „Pier 1“, unserer Pausenstation. Selbstbedienung, Jola probierte etwas Unbekanntes namens Gose (Smartphone-Nutzen: recherchierten, was das sei. Ein Bier aus Goslar). Der farbige Mitarbeiter fragte, ob sie das schon mal getrunken hätte und bot ihr auf das „Nein“ hin einen Probeschluck an. „Sauer“ wurde kommentiert, aber lecker.

Um die Ecke ein Golfplatz, derzeit keine sportliche Betätigungsoption für mich. An dem vorbei bis nach Wachau, dann wieder auf dem Uferweg zurück zum Campingplatz, genug für heute. Insgesamt rund 45 Kilometer Rad gefahren.

Gegen 07.45 Uhr durfte ich die erste Bekanntschaft mit den Duschen im Sanitärtrakt machen. Rechts Waschbecken, links Duschkabinen, blaue Plastikvorhänge boten Schutz für verklemmte Männer. Der Einstieg nix für Gehbehinderte und Knielahme. Handdusche, deren Brausekopf auch schon bessere Zeiten gesehen hatte, aber!, es kam sofort Wasser in der gewünschten Temperatur. Man war erfrischt, was wollte man mehr….

Die Sonne schien, es war bereits recht warm, Frühstück draußen, endlich einmal morgens im Freien. Nachteil unseres Eckgrundstücks, wir mussten ständig grüßen oder auf „Guten Appetit“ reagieren. Jola verputzte die gestern selbst gepflückten Kirschen.

Aufbruchstimmung, wo befand sich die Chemietoilette? Das musste erfragt werden. Mich fragte man ebenfalls, blieb eine Antwort schuldig. Ganz am Ende des Platzes, wirklich sehr versteckt, drumherum Zeltlager, die armen Camper, der Geruch! Die Entsorgung, ein Erdloch abgedeckt mit einer Metallplatte auf der ein Plastikdeckel montiert war. In der Nähe ein Wasserhahn mit kurzem Gummischlauch zum Nachspülen. Optik ist nicht immer maßgebend, funktionierte hier alles einwandfrei.

Abfahrt 09.30 Uhr, auf – vermeintlichem – Schleichweg zur Autobahn geleitet worden, dann einmal falsch abgefahren, nach gut 2 Km gewendet (nicht auf der Autobahn!), merkwürdig, dass wir wieder Richtung Leipzig fuhren, was Jola ganz nervös machte. Dann auf der A9 Richtung München, später auf der A72 Regensburg. Ganze zwei Lastwagen auf der Strecke, das sicherte entspanntes Fahren zu, zudem keine Baustellen und keine Staus.

13.45 Uhr Ankunft in „Distelhausen“ am Campingplatz. Freie Platzwahl, direkt an der Naab, die seicht dahinfloss. Gespeist in der Gaststätte, Knödel und Krustenbraten, endlich wieder Fleisch.
Laut war es von der Straße an der anderen Uferseite her, ein Nachteil des flussnahen Standortes.

Ich machte eine kleine Ausfahrt über Pielenhofen nach Duggendorf, ca. 7 Km.

Geweckt eher von der Helligkeit des neuen Tages als vom beginnenden Autolärm des Berufsverkehrs, der von der anderen Uferseite herüberschallte.
Schnell soll dieser Tag abgehakt werden, geplant war, einen der vielen Campingplätze am Abersee, in der Nähe des Wolfgangsees, für eine Übernachtung aufzusuchen. Doch alle Mühe war vergebens, überall Schilder mit „closed“, „totaly full“ oder „complete“). Suche unterwegs erfolglos, auf einem Parkplatz zu übernachten, für mich heute keine Option. Über Bad Ischl bergaufwärts, wieder bergab usw. Durch den Tauerntunnel, 13,50 € Maut dafür entrichtet. Nach der Berg- und Talfahrt ca. 110 km Autobahn, endlich kam das Maut-Ticket zur Geltung. Um 17.17 Uhr Ankunft auf der Südseite des Ossiacher Sees beim Seecamping. Freundlicher Empfang, doch der zugewiesene Platz (W 52) inakzeptabel, weil Zuwegung zu eng und Platz zu klein. Nach Reklamation Wechsel auf Platz W 77, hier alles gut, sogar Sat-Empfang. Unmittelbare Nachbarschaft international, Norweger, Holländer und Österreicher. Jola marschierte zum Eingang, dort am heutigen Montag ein mobiler Brathähnchenstand, als Alternative zum geschlossenen Restaurant. Alles installiert, Salat gemacht, Hähnchen verspeist. Angekommen für 8 Tage.

Südtirol Tag 01

28.09.2022 Mittwoch

Wem der folgende Absatz zu lang(weilig) ist, der möge hier zum nächsten springen.

Geplant war ursprünglich, am 27.09.2022 morgens die Reise zu beginnen. Ein kleiner Schwächeanfall bremste uns jedoch kurzfristig aus. Verschoben deshalb ohne große Traurigkeit die Abfahrt auf den Folgetag, uns jagte ja niemand und regnen tat es außerdem noch. Schlimmer jedoch traf uns die Erkenntnis, ein Bund mit Haustür- und Garagenschlüssel fand sich, auch nach noch so intensiver Suche, nicht wieder an. Vom begehbaren Schlafzimmerschrank bis in den Keller stellte ich alles „auf den Kopf“, der Weg zur Garage wurde inspiziert und fremde Menschen dort befragt. Das Fundbüro riet uns zur Geduld, Schlüssel würden manchmal erst nach Tagen abgegeben. Unruhe blieb, weil, wenn ein Mensch mit böser Absicht die Schlüssel gefunden und dabei mich beim Suchen beobachtet hätte, unbeschwert würden wir mit dieser Vermutung nicht ruhig verreisen wollen. Also was tun? Die Schlösser auswechseln…. Machte mich zu Schlüssel-Reese auf. Der gute Mann vom Fach mit einer Portion eigenem Humor meinte, „verlorene Schlüssel“ und deren Folgen, davon lebe er fast ausschließlich, das sei sein Tagesgeschäft. Ob ich wüsste, wie man die Zylinder ausmessen würde? Nein, davon hatte ich keine Ahnung. Aber ich schien mit dem Unwissen nicht allein vor dem Verkaufstresen gestanden zu haben. Just holte er aus den Tiefen seines Lagers einen Torso einer Tür mit Schloss und Griffen. Zückte den Zollstock und ließ mich sein Wissen aufsaugen. Zweimal müsste man messen, um die Art und Länge des Schließzylinders richtig zu bestimmen. Mit diesen Informationen fuhr ich schnell nach Hause. Entschloss mich aber, die Zylinder auszubauen, um sie dann als Vorlage mitzunehmen. Bin zwar kein Sicherheitsingenieur, handwerklich aber nicht unbegabt. Drehte die Sicherungsschraube aus dem Zylinder, doch der ließ sich nicht herausziehen. Was hatte ich falsch gemacht? Baute die Griffe ab, der Zylinder ward freigelegt, doch rührte er sich nicht aus dem Holzrahmen heraus, selbst Hammerschläge halfen da nichts. Steckte den Schlüssel ein, drehte links und rechts herum, mehrfach, nichts tat sich. Verzweiflung trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Nächster Versuch, dann ein kleiner Widerstand beim Schlüssel drehen und der Zylinder rutschte aus dem Rahmen. Nun das Ganze noch zweimal bei den anderen Türen, gleiches Ergebnis, der Zylinder ließ sich nicht so einfach von seinem „angestammten“ Platz entfernen. Ich wusste ja, es funktioniert, also nur Geduld…. Dann tatsächlich alle drei Zylinder ausgelöst und ab zu Schlüssel-Reese. Der Fachmann nahm Maß, suchte in seinem außerordentlich umfangreichen Sortiment nach den passenden Zylindern, fragte dabei, ob es mit „Sicherheitskarte“ sein solle. „Ja bitte, sonst könnte man ja leicht Schlüssel nachmachen….“ Er bot mir erst ein System an, dort waren aber die entsprechenden Längen nicht vorrätig. Er zückte eine Box von Abus, noch hochwertigere Materialien, hätte er extra für solche wie meinen Fall eingekauft. Was auch immer „in meinem Fall“ bedeuten sollte. Ich ließ mich über Legierungen belehren, sah zu wie er für eine Demonstration einen alten Zylinder in einen Schraubstock klemmte und den mit einer Zange mit einem Ruck zerriss, billiges Metall…. Er bastelte mir aus den Einzelteilen meines Sets die entsprechenden Zylinder zusammen, variable Teilstücke ermöglichten es, das System an jegliche Längen anzupassen. Ein Pflegespray bekam ich gratis zu dem System mit fünft Schlüsseln dazu. 240 € kostete mich der „Spaß“. Wobei der Fachmann mir mit dem Hinweis, die alten Zylinder hätten eventuell ohnehin bald „ihre Macken“ gehabt und eine Reparatur wäre wahrscheinlich geworden, die Sorge um meine Geldausgaben nahm. Zu Hause dem Einbau entgegen gefiebert, ob die Dinge auch passen würden? Passten! Geschafft von meinem handwerklichen Geschick bekam ich Nackenschmerzen vom Schrauben drehen. Jola war’s zufrieden, die Sicherheit des Hause nun gewährleistet.

Nun aber zum Reisebeginn:

Abfahrt nach Beladung, Kühlschrank meckerte mit blinkender Anzeige. Der Gashahn war nicht aufgedreht. Dann in die Geniner Straße, 1,929 € für Diesel, da noch vollgetankt. Reifendruck prüfen: Gut, dass wir das gemacht haben. Alle vier Reifen bedurften des Nachschubs. Über die Fahrt gab es nicht viel zu berichten. Wenig Verkehr, entspanntes Fahren. Wetter wechselhaft, öfters Nieselregen, manchmal „kurze sonnige Abschnitte“, wie es die Meteorologen immer gerne titulieren. In Werder begaben wir uns nicht unmittelbar auf den WoMo-Stellplatz, fuhren auf die Insel und fanden einen kostenlosen Parkplatz Am Mühlenberg.

Mittagszeit, Jola besorgte für 4 € eine Makrele, gleich um die Ecke befand sich eine Fischgeschäft. Kartoffelsalat hatten wir von zu Hause mitgenommen.

Dann Spaziergang auf der Insel, Erinnerungen aufgefrischt, wo gefrühstückt, wo Rad gefahren, von Kuchen und Brötchen gekauft. Gleich ein Stopp bei der Kaffee-Rösterei im Lendel-Haus, eine ehemalige Saftfabrik (ein bisschen Geschichte: 1822 Verpachtung einiger Gebäude an eine Brauerei; 1896 Friedrich Wilhelm Lendel erwirbt das Gelände und gründet eine moderne Obstverwertungsfabrik. Hier werden nun Konserven, Säfte, Weine und Marmeladen für den Berliner Markt hergestellt. 1916 Friedrich Wilhelm Lendel bezieht mit seiner Familie das Gelände und gibt damit dem Haus seinen bis heute eingebürgerten Namen „Lendelhaus“). Diesmal saßen wir im Innenbereich und schauten den Angestellten beim „Rösten“ zu.

Die Kaffeeauswahl…

Leckerer mampfiger Streuselkuchen mit Rhabarber und kräftiger Kaffee. Ich nahm gleich noch eine Packung Guatemala gemahlen für den Handfilter mit.

Wir folgten dem Schild „Insel-Rundgang“. Nachsaison, es tröpfelte, den Schirm als Drohung nach oben mitgeführt, kaum als Gäste erkennbare Menschen unterwegs. Wanderten von der Insel herunter, suchten den Buchladen, Jola wünschte ein Buch zu kaufen. Begutachteten den Stellplatz, 19 € das Tagesticket, Strom extra nach Verbrauch. Unter den Linden bis zur Kreuzung, der Buchladen Hellmich auf der anderen Straßenseite. Das gewünschte Buch nicht vorrätig, dafür eins über Monet.

Rückmarsch zum Parkplatz, an der Brücke Aufnahmen von Kirche und Mühle …..

…. sowie dem einmaligen Boot, ein Kunstwerk des Malers Arno Christian Schmetjen, gemacht. Es handelt sich um eine seetüchtige Yacht der Holländischen Werft Victoire aus dem Jahre 1969. Der Künstler hat aus 8 Grundfarben ca. 350 Farbnuancen gemacht und damit über 1.500 Farbfelder auf das Boot aufgebracht.

Dann Anruf beim Campingplatz Riegelspitze, 35 € sollte eine Übernachtung kosten. Wir entschieden, doch auf dem Stellplatz für 19 € zu nächtigen.

Erste Reihe mit Blick aufs Wasser und Kirche. Lesestunde, bzw. Blog schreiben. Entspannen….

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