28.09.2022 Mittwoch
Wem der folgende Absatz zu lang(weilig) ist, der möge hier zum nächsten springen.
Geplant war ursprünglich, am 27.09.2022 morgens die Reise zu beginnen. Ein kleiner Schwächeanfall bremste uns jedoch kurzfristig aus. Verschoben deshalb ohne große Traurigkeit die Abfahrt auf den Folgetag, uns jagte ja niemand und regnen tat es außerdem noch. Schlimmer jedoch traf uns die Erkenntnis, ein Bund mit Haustür- und Garagenschlüssel fand sich, auch nach noch so intensiver Suche, nicht wieder an. Vom begehbaren Schlafzimmerschrank bis in den Keller stellte ich alles „auf den Kopf“, der Weg zur Garage wurde inspiziert und fremde Menschen dort befragt. Das Fundbüro riet uns zur Geduld, Schlüssel würden manchmal erst nach Tagen abgegeben. Unruhe blieb, weil, wenn ein Mensch mit böser Absicht die Schlüssel gefunden und dabei mich beim Suchen beobachtet hätte, unbeschwert würden wir mit dieser Vermutung nicht ruhig verreisen wollen. Also was tun? Die Schlösser auswechseln…. Machte mich zu Schlüssel-Reese auf. Der gute Mann vom Fach mit einer Portion eigenem Humor meinte, „verlorene Schlüssel“ und deren Folgen, davon lebe er fast ausschließlich, das sei sein Tagesgeschäft. Ob ich wüsste, wie man die Zylinder ausmessen würde? Nein, davon hatte ich keine Ahnung. Aber ich schien mit dem Unwissen nicht allein vor dem Verkaufstresen gestanden zu haben. Just holte er aus den Tiefen seines Lagers einen Torso einer Tür mit Schloss und Griffen. Zückte den Zollstock und ließ mich sein Wissen aufsaugen. Zweimal müsste man messen, um die Art und Länge des Schließzylinders richtig zu bestimmen. Mit diesen Informationen fuhr ich schnell nach Hause. Entschloss mich aber, die Zylinder auszubauen, um sie dann als Vorlage mitzunehmen. Bin zwar kein Sicherheitsingenieur, handwerklich aber nicht unbegabt. Drehte die Sicherungsschraube aus dem Zylinder, doch der ließ sich nicht herausziehen. Was hatte ich falsch gemacht? Baute die Griffe ab, der Zylinder ward freigelegt, doch rührte er sich nicht aus dem Holzrahmen heraus, selbst Hammerschläge halfen da nichts. Steckte den Schlüssel ein, drehte links und rechts herum, mehrfach, nichts tat sich. Verzweiflung trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Nächster Versuch, dann ein kleiner Widerstand beim Schlüssel drehen und der Zylinder rutschte aus dem Rahmen. Nun das Ganze noch zweimal bei den anderen Türen, gleiches Ergebnis, der Zylinder ließ sich nicht so einfach von seinem „angestammten“ Platz entfernen. Ich wusste ja, es funktioniert, also nur Geduld…. Dann tatsächlich alle drei Zylinder ausgelöst und ab zu Schlüssel-Reese. Der Fachmann nahm Maß, suchte in seinem außerordentlich umfangreichen Sortiment nach den passenden Zylindern, fragte dabei, ob es mit „Sicherheitskarte“ sein solle. „Ja bitte, sonst könnte man ja leicht Schlüssel nachmachen….“ Er bot mir erst ein System an, dort waren aber die entsprechenden Längen nicht vorrätig. Er zückte eine Box von Abus, noch hochwertigere Materialien, hätte er extra für solche wie meinen Fall eingekauft. Was auch immer „in meinem Fall“ bedeuten sollte. Ich ließ mich über Legierungen belehren, sah zu wie er für eine Demonstration einen alten Zylinder in einen Schraubstock klemmte und den mit einer Zange mit einem Ruck zerriss, billiges Metall…. Er bastelte mir aus den Einzelteilen meines Sets die entsprechenden Zylinder zusammen, variable Teilstücke ermöglichten es, das System an jegliche Längen anzupassen. Ein Pflegespray bekam ich gratis zu dem System mit fünft Schlüsseln dazu. 240 € kostete mich der „Spaß“. Wobei der Fachmann mir mit dem Hinweis, die alten Zylinder hätten eventuell ohnehin bald „ihre Macken“ gehabt und eine Reparatur wäre wahrscheinlich geworden, die Sorge um meine Geldausgaben nahm. Zu Hause dem Einbau entgegen gefiebert, ob die Dinge auch passen würden? Passten! Geschafft von meinem handwerklichen Geschick bekam ich Nackenschmerzen vom Schrauben drehen. Jola war’s zufrieden, die Sicherheit des Hause nun gewährleistet.
Nun aber zum Reisebeginn:
Abfahrt nach Beladung, Kühlschrank meckerte mit blinkender Anzeige. Der Gashahn war nicht aufgedreht. Dann in die Geniner Straße, 1,929 € für Diesel, da noch vollgetankt. Reifendruck prüfen: Gut, dass wir das gemacht haben. Alle vier Reifen bedurften des Nachschubs. Über die Fahrt gab es nicht viel zu berichten. Wenig Verkehr, entspanntes Fahren. Wetter wechselhaft, öfters Nieselregen, manchmal „kurze sonnige Abschnitte“, wie es die Meteorologen immer gerne titulieren. In Werder begaben wir uns nicht unmittelbar auf den WoMo-Stellplatz, fuhren auf die Insel und fanden einen kostenlosen Parkplatz Am Mühlenberg.
Mittagszeit, Jola besorgte für 4 € eine Makrele, gleich um die Ecke befand sich eine Fischgeschäft. Kartoffelsalat hatten wir von zu Hause mitgenommen.
Dann Spaziergang auf der Insel, Erinnerungen aufgefrischt, wo gefrühstückt, wo Rad gefahren, von Kuchen und Brötchen gekauft. Gleich ein Stopp bei der Kaffee-Rösterei im Lendel-Haus, eine ehemalige Saftfabrik (ein bisschen Geschichte: 1822 Verpachtung einiger Gebäude an eine Brauerei; 1896 Friedrich Wilhelm Lendel erwirbt das Gelände und gründet eine moderne Obstverwertungsfabrik. Hier werden nun Konserven, Säfte, Weine und Marmeladen für den Berliner Markt hergestellt. 1916 Friedrich Wilhelm Lendel bezieht mit seiner Familie das Gelände und gibt damit dem Haus seinen bis heute eingebürgerten Namen „Lendelhaus“). Diesmal saßen wir im Innenbereich und schauten den Angestellten beim „Rösten“ zu.
Die Kaffeeauswahl…
Leckerer mampfiger Streuselkuchen mit Rhabarber und kräftiger Kaffee. Ich nahm gleich noch eine Packung Guatemala gemahlen für den Handfilter mit.
Wir folgten dem Schild „Insel-Rundgang“. Nachsaison, es tröpfelte, den Schirm als Drohung nach oben mitgeführt, kaum als Gäste erkennbare Menschen unterwegs. Wanderten von der Insel herunter, suchten den Buchladen, Jola wünschte ein Buch zu kaufen. Begutachteten den Stellplatz, 19 € das Tagesticket, Strom extra nach Verbrauch. Unter den Linden bis zur Kreuzung, der Buchladen Hellmich auf der anderen Straßenseite. Das gewünschte Buch nicht vorrätig, dafür eins über Monet.
Rückmarsch zum Parkplatz, an der Brücke Aufnahmen von Kirche und Mühle …..
…. sowie dem einmaligen Boot, ein Kunstwerk des Malers Arno Christian Schmetjen, gemacht. Es handelt sich um eine seetüchtige Yacht der Holländischen Werft Victoire aus dem Jahre 1969. Der Künstler hat aus 8 Grundfarben ca. 350 Farbnuancen gemacht und damit über 1.500 Farbfelder auf das Boot aufgebracht.
Dann Anruf beim Campingplatz Riegelspitze, 35 € sollte eine Übernachtung kosten. Wir entschieden, doch auf dem Stellplatz für 19 € zu nächtigen.
Erste Reihe mit Blick aufs Wasser und Kirche. Lesestunde, bzw. Blog schreiben. Entspannen….
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