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2019 Würzburg

18.09.2019 Mittwoch

Unseren ersten Tag verbrachten wir vom 17.09.19 an in Kassel. Heute verließen wir Kassel so um 12 Uhr. Auf die Autobahn mit Ziel „Würzburg“.

Voller Hoffnung die Auffahrt genommen, und schon gleich in zäh fließenden Verkehr geraten. Das war dann auf den rund 200 Km auch die einzige bemerkenswerte Behinderung. Sonnenschein erhellte nicht nur den Tag, auch das Gemüt. Würzburg, den Main und den Stellplatz an diesem erreichten wir um 14.20 Uhr. Normaler Parkplatz mit separiertem Areal für die WoMos. Wenige freie Plätze, Jola eruierte die Lage und lotste mich zu einem hin. Strom anschließen erwies sich als Lotterie, die Münzen fielen stets durch, egal welcher Wert, alle Lampen leuchteten rot, auf dem Display stand „FREI“. Ich fragte einen Mann um Rat, letztlich führte seine Frage, ob ich schon geschaut habe, ob ich Strom habe, zum Ziel. Strom war „inklusive“, also „FREI“.

Mir war nach einem neuerlichen Fußmarsch, den konnten wir direkt vom WoMo aus am Main antreten. „Kunst am Main“ bescherte uns schon nach ersten Schritten Objekte, die von mir mehr oder weniger als gelungen bezeichnet werden sollten. Ich steuerte zielsicher das Café an der Fußgängerbrücke über den Main an. Ein Plätzchen draußen mit Blick auf die Touristenströme bot Abwechslung.

Schulklassen und Reisegruppen schoben sich intervallartig über das Kopfsteinpflaster in Richtung Zentrum. Ein Pärchen versuchte mit auf einem Dreibein befestigten Handy Fotos von sich zu machen, Misserfolge inbegriffen, da das Gestell mehrfach umkippte.

Wir wanderten bis zur Ludwigsbrücke, über die wir den Main überquerten und an der Promenade uns Richtung Innenstadt bewegten. An vielen Stellen begleiteten uns Erinnerungen an frühere Besuche, die wir versuchten, aus der schummerigen Versenkung ans Helle Jetzt zu zerren. Der Blick auf die Festung war hier einen Schnappschuss wert.

Während des Stadtbummels schlenderten wir auf den Markt. Wenige Stände befanden sich hier mit Gemüse, Käse und Wurst. Ein recht neu wirkendes Gebäude bestach architektonisch mit einer verkleideten Fassaden. Die versetzt angebrachten Verblendelemente sahen wie flache Holzscheite aus, waren aber aus steinernem Material.

Neben dem Haus kennzeichneten aus Plastik aufgeklebte Streifen in Form eines Sternes einen Punkt, der mir wie eine Markierung für Freunde guter Fotomotive vorkam. Tatsächlich stellten sich mehrere asiatische Touristinnen genau auf diesen Stern und knipsten die Kirche. Ich machte dann ebenfalls ein Foto von diesem Stern aus.

Wieder an der Promenade, die auf dieser Seite hübsch bepflanzte Beete aufwies und mit diversen Bänken zum Verweilen einlud, lockte auch Jola zu einer Rast in der nachmittäglichen Sonne an. Wir ließen die Menschen an uns vorüberziehen, hielten unsere Nasen in die Sonne, beobachteten die ankommenden Flusskreuzfahrtschiffe oder die am Ufer sitzenden Pärchen. Verliebte streichelten sich gegenseitig den Rücken, andere hatten ihr Fläschchen Wein und Weintrauben mitgebracht, wieder andere lasen in einem Buch oder auf ihrem Smartphone.

Auf der Alten Mainbrücke standen die Menschen mit Weingläsern entlang der Brüstung in der wärmenden Sonne. Jola hätte wohl jetzt gerne einen Schoppen getrunken, doch mein Plan war, mit dem Rad zur Festung Marienburg hinauf zu fahren und dort den Biergarten zu besuchen (von dem ein Ehepaar im Café am Nebentisch berichtete, es sei so nett dort oben). Als wir wieder am WoMo ankamen, stand ein größeres Mobil neben uns, so eng, dass ich die Räder kaum aus der Garage bekam.

Mit ein bisschen Schweiß unter dem Hemd erreichte ich die Festung, enttäuscht festzustellen, dass der Biergarten nicht geöffnet hatte. Wenigsten entschädigte uns der Ausblick auf die Stadt und das Umland.

Wieder am Main und auf der Brücke, hatte sich die Zahl der mit einem Weinglas versorgten Menschen drastisch erhöht, kaum ein Durchkommen zum Verkaufsstand. Musikalisch versorgte ein Mann mit Gitarre die Weinseligen mit Songs von Eric Clapton, wobei seine Stimme aus einem Verstärker schallte. Der gut gekühlte Silvaner für 4,50 € war wirklich üppig eingeschenkt. Jola mahnte mich an, vorsichtig mit dem Glas umzugehen, 5 € Pfand war nicht gerade wenig. Gegessen wurde dann im Brauhaus Alter Kranen.

2019 Lana

20.09.2019 Freitag

Mystisches Panorama über dem Forggensee, Schwaden verdunstenden Wassers zogen über die Oberfläche. Brötchenauswahl im Shop war umfangreich, alle gekauften Teile schmeckten gut. Im Anschluss keine Ausflüge mehr unternommen, die vor uns liegenden gut vier Stunden Fahrzeit schienen mir Herausforderung genug für diesen sonnig begonnenen Tag. Die gewählte Route führte bei Füssen alsbald über die deutsche Grenze, Imst, Landeck, Nauders, Reschen, dann durchs Vinschgau gezuckelt. In Lana dann zu guter Letzt direkt vor der Abzweigung in den Feldgatterweg eine ärgerliche Umleitung (Deviation).

Am Rande des Platzes 97 gegenüber dem Hochspannungsmast stand auf dem Gelände des Schlosshofes ein blutroter Laubbaum (Sorte?). Der versperrte zunächst den Fernsehempfang, drehte das WoMo, was die Lage verbesserte. Pause dann bei einem Tee.

Angekommen!. Jola schwindelte leicht, woher das Unwohlsein?

Nach dem Besuch der Sanitäranlagen entdeckte ich auf dem Tagesplan das Happy Hour Angebot eines Cocktails, den ich dann am Tresen im Hotel bestellte. Grenadine, Kokosrum, Prosecco im Glas mit Eiswürfeln, ein paar Oliven und Chips. Auf einem Tablett schunkelte ich zum WoMo, überraschte damit Jola, die im Gartenstuhl döste.

Leckeres Gesöff zum wohlverdienten Beginn des Aufenthaltes und zum Anstoßen.

Muss wohl ein bisschen Alkohol im Cocktail gewesen sein, aufgestanden und leicht gewankt. Nach einer Lesepause fuhren wir zum Kofler. Neuerliche Überraschung, Das Geschäft ist in das nebenstehende Gebäude umgezogen, wesentlich vergrößert, verschönert und im Angebot umfangreicher.

Wir nahmen Leberkäse, Weißwürste, Speck und Käse mit. An der Kasse, die schon aus dem Vorjahr bekannte ältere Dame, die nach einem kurzen Wortwechsel uns scheinbar als „erkannt“ titulierte. Danach strampelten wir durch den Ort, schauten beim Schwarzschmied vorbei (Eingangsbereich umgebaut), sahen einen Neubau in der Fußgängerzone, dort kaufte ich zwei blaue Spannbettbezüge (je 19,95 €). Auf dem Aichweg trafen wir auf den Bäcker „Mein Beck“, dort trug man im letzten Jahr T-Shirts mit lustigen Sprüchen. Schauten bei dem Kirchlein St. Agatha vorbei.

21.09.2019 Samstag

Ruhiges Angehen des ersten autofreien Tages. Spätes Frühstück bei Hochnebel, beratschlagten, wohin geradelt und was gemacht werden sollte. Es blieb bei der Wanderung auf Brandis Waalweg. Jola wand ein, es gäbe einen Wochenmarkt, der noch vorher besucht werden sollte. Den Weg dorthin versuchte ich möglichst außerhalb der viel befahrenen Durchgangsstraßen zu fahren. Laurinweg, dann auf einem Parkplatz ca. 6 Stände mit Angeboten von Gemüse, Brot, Käse, Speck, Marmelade etc. Das sei nicht der gesuchte Markt, so Jola, und weiter ging es aufwärts nach Oberlana zur Post, wo wir im letzten Jahr auf dem Bauernmarkt die grünen Eier kauften. Kein Marktstand hier heute! Dafür entdeckte ich eine Käserei, bei der wir Eier und zwei Sorten Käse kauften.

Probierte ein paar schmale Pfade, die als Fuß- oder Radweg gekennzeichnet waren. Einer führte an einem rauschenden Waal entlang, ein anderer im Rücken der Klostergärtnerei.

Bei den aktiven Bäuerinnen kaufte Jola dann Tomaten und ein Glas Marmelade. Brachten „die Beute“ in Sicherheit (Kühlschrank), dann selbige Route zurück bis zum Margarethenweg, nahe beim Kloster Lanegg. Der Brandis Waalweg war hier schon auf den obligatorischen Holzschildern ausgezeichnet. Die Räder banden wir an eine Ruhebank an. Den Weg von ca. 300m zum Waalweg hinauf erklommen wir in gemäßigtem Tempo, noch im Aufwärmmodus quasi. Kastanien- und Apfelbäume im Wechsel begleiteten uns die meiste Zeit. Manchmal vernagelten Grundbesitzer am Wegesrand ihre Grundstücksgrenze mit hohen Holzzäunen (ob als Sichtschutz oder eher gegen Fruchtdiebe blieb ungeklärt). Das Kirchlein St. Margareth kam in Sicht, etwas später die Pfarrkirche mit dem weltberühmten Schnatterpeckaltar (im Bild). Zwei schwarzbraune Eichhörnchen spielten „Hasch mich, ich bin der Frühling …“ oder so etwas in der Art und jagten sich dabei an einem Baum um denselben.

Erreichten das Restaurant Waalrast um 12 Uhr, wanderten weiter ca. 10 Minuten bis zum Wasserfall, vorbei am Golfplatz. Am Wasserfall war es deutlich kühler, ein Mann posierte direkt davor für ein Foto. Ansonsten floss das Wasser unentwegt, Stunde für Stunde, Tag für Tag, Jahr für Jahr wäscht es den Fels aus.

Im Restaurant aßen wir eine Kleinigkeit (Omelette Jola und ich gebackene Zucchini), dazu ½ Liter Vernatsch, der leichte Nebelerscheinungen ums Hirn verursachte. Gingen dann zum Golfplatz und besorgten uns eine Startzeit für Dienstag um 09.45 Uhr. Eine Hochzeit fand im Restaurant statt, eine blutjunge Frau im hübschen Hochzeitskleid kam gerade zu einem Foto-Shooting mit ihrer Mutter (Schwiegermutter?) aus dem Gebäude. Wir marschierten auf der Straße zu den Rädern zurück.

Zwischenzeitlich erzeugte die Sonne reichlich solare Wärme. Wir landeten dann bei Mein Beck, saßen bei Saft/Espresso draußen, lasen Zeitung/Illustrierte. Nahmen vier Vinschgauer fürs Abendbrot mit. Jola machte einen Abstecher zu Lidl, ich steuerte den Heimathafen an.

Um 17 Uhr marschierten wir ins Hotel, gingen ins Schwimmbad, wo wir zunächst die einzigen sportlich Aktiven waren. Mir war‘s recht, so konnte ich in aller Ruhe meine fünfzig Bahnen schwimmen. Ungefähr müssten das ca. 1.000m gewesen sein, bei einer mit zwanzig Schritten abgemessenen Länge des Beckens.

Beinahe wäre ich auf den nassen Fliesen daniedergeschlagen, ausgerutscht und konnte mich gerade noch aufgefangen.

Am Außenbecken standen jetzt ungewöhnliche Sitzgelegenheiten, in blau eingefärbte Gesichtsmasken, die mit Löchern dort, wo sonst die Augen erstrahlen, ein wenig unheimlich wirkten, vor allem im Dunkeln.

Textstelle aus dem Buch „Die 150 Tage des Markus Morgart“: „Meine Texte dümpeln als Flaschenpost im Ozean der Nichtbeachtung“. Der Satz hatte mich wirklich beeindruckt.

22.09.2019 Sonntag

Wie angekündigt, war es leicht bewölkt und etwas kühler als die Tage zuvor. Jola besorgte wieder Brötchen. Gefrühstückt wurde trotz Abkühlung draußen.

Meine Idee von einer Fahrt nach Schenna wurde in die Tat umgesetzt. Was wir dort dann weiter machen wollten, sollte vor Ort entschieden werden. Die Strecke nach Meran galt als hinlänglich bekannt und somit gab es von unterwegs wenig zu berichten. Bogen dort nach Schenna ab, wo es auch zu den Gärten von Trauttmannsdorff ging. Über die Dantestraße mit ihren mondänen Villen, in großen Parks gelegen und oft durch hohe Zäune vom sonstigen Leben abgegrenzt, gelangten wir zum Brunnenplatz. Kurz orientiert, dann die Fahrstraße hinauf neben den durch Autos stark frequentiertem Weg. Zum Glück nur ein kurzes Stück, von da ab ohne Autoverkehr, dafür stark ansteigend durch die Apfelfelder Meter um Meter Höhe gewonnen. Schauten wir bei einer Verschnaufpause ins Tal, so schienen wir uns bereits über Dorf Tirol zu befinden. Ohne den Turbo „Sport“ hätte ich kaum den Aufstieg bis zur Schennastraße geschafft. Das „Blumenhotel“, unser Domizil im Jahre 2006, sahen wir nicht, dafür tauchte das Schloss, die Pfarrkirche sowie das neugotische Mausoleum auf.

Wir beließen es erst einmal mit dem Fortkommen zu Rad, parkten die Drahtesel an der Abzweigung zum Taser (Seilbahn), begaben uns zum „Zentrum“, wo sich die Hörmuschel, das Rathaus und die Information befanden. Letztgenannte hatte geschlossen. Aus einer Übersicht über Wandermöglichkeiten durften wir uns eine Tour aussuchen. Jola gab zu bedenken, keine Überanstrengungen mit ihr zu veranstalten. Der „Wiesenweg“ schien deshalb die geeignetste Variante für eine gemütliche Runde. Schenna sollte umrundet und dabei Sehenswürdigkeiten und die Vielfalt der umgebenden Natur wahrgenommen werden. Mit gut zwei Stunden wären wir dabei. Es war gerade 11.30 Uhr durch, als wir den Schlossweg hinauf pilgerten, alsbald das Schloss hinter uns ließen und auf einen Feldweg auf ein Waldstück zugingen, der Sagenweg begann. Figuren waren in unregelmäßigen Abständen aufgestellt, dazu Erklärungen zu der Sagengestalt beschrieben.

Vor der Verzweigung der Wege ein Foto als Memo für diesen Teil der Route gemacht.

Es folgten verschiedenartige Beschaffenheiten der Wege, unterschiedliche Steigungen, aber fast immer begleiteten uns die Apfelplantagen. Erstaunlich die Sorte in einer blau-rötlichen Farbe, die insgesamt befallen sein musste, Stellen verunstalteten die Oberfläche. Schloss Thurn nebst Hof mit Gastronomie (zu früh für eine Pause) streiften wir, wanderten, oft mit freiem Blick auf die Täler ins Vinschgau oder Passeier, auf den Ort St. Georgen zu.

Genau zur richtigen Zeit trafen wir im Ort auf den gut besuchten Gasthof, der Hunger hatte sich gemeldet, aber es war nur ein Platz auf der Veranda frei. Etwas kühl, aber wir deckten uns mit Kissen und einem Überwurf ein. Jeder bestellte ein Menü für 16 €. Schneller Service, alles schmeckte ausgezeichnet. Im Ort befand sich eine Rundkirche mit Wohnhaus.

Bewerkstelligen mussten wir ab hier einen relativ steilen Abstieg, über den wir dann – vom Zentrum weg – auf den Goyenweg gelangten. Ein Stück auf der Straße, die wir schnell wieder links hinab zum Mitterplattweg verließen. Wieder in Schenna gönnten wir uns ein Stück Kuchen und ein Kännchen Kaffee im Schenna Hof. Ohnehin zu teuer (18,20 €), ärgerte ich mich darüber, dass mir die nicht bestellte Sahne auf meinem Pflaumenkuchen berechnet wurde und die junge Servicekraft pikiert auf meine Reklamation reagierte.

Die Rückfahrt erfolgte meist bergab, was vor allem Jolas Akku schonte. Exakt um 17 Uhr waren wir dann zurück am WoMo.

Ich verschwand sogleich mit Badesachen in der Schwimmhalle (30 Bahnen).

Besorgte nach der Erfrischung im Hotel drei Brötchen (von heute morgen) bei einem der Servicemitarbeiter, „bezahle später“, kommentierte er die Übergabe der Tüte mit den Brötchen. Auf die Bezahlung verzichtete der Chef dann am Abend, so Jolas Anmerkung.

23.09.2019 Montag

Regen fiel, wie angekündigt. Erst in geringer Dosis, dann in schöner Regelmäßigkeit. Der Ausflug mit dem Rad zur Meraner Mühle in die Industriezone wurde gecancelt. Buchten die Sauna für den Nachmittag (18 €). Rafften uns zu einem Spaziergang mit Regenschirm zum Tourismusbüro auf. Ein Schirm war letztlich zu wenig, nass würden wir beide. Die abschüssige Straße triefte und die vorbeifahrenden Fahrzeuge erzeugten Wasserfontänen. Beim Ultner Bäcker kaufte ich vier Brötchen und zwei Stück Kuchen. Die Tüten musste ich dann möglichst im Trockenen halten.

Die Wanderung am Rosengarten sollte 18,50 € pro Person kosten, 15 Personen hätten sich schon angemeldet, bis 17 Uhr müssten wir uns anmelden. Wir beließen es bei dieser Informationseinholung,

Jola buchte unsere Startzeit für die Golfrunde auf Mittwoch 11.30 Uhr um. Mittags aßen wir die Bratheringe aus Wismar, alles typisch Norddeutsch: Fisch und Regen.

Um 16 Uhr zogen wir mit den Badeutensilien zur Sauna los. Drei Durchgänge machten wir, zwischendurch erfrischte ich mich kurz im Schwimmbad, wobei ich im Wasser fröstelte. Am Ende schwamm ich dann doch noch ein paar Bahnen, duschte und wanderte mit dem klitschnassen Saunatuch zum WoMo. Jetzt hatte es aufgeklart, sogar die Sonne blitzte kurz auf, bevor sie hinter den Bergkämmen verschwand. So gegen 19 Uhr trafen wir beim Pfefferlechner ein, draußen wollte Jola nicht sitzen, zu kalt sei es. Innen gedrängte Enge, alle Tische waren besetzt, Jolas Reservierungsversuch per Email war gescheitert, zu spät abgeschickt. Lotste Jola zum Forst-Bräu. Auch hier kein freier Tisch, ein Servicemitarbeiter notierte meinen Namen (falsch, aber egal!). Wir warteten am Tresen, einen Blick in die Speisekarte werfend. Vor uns eine Vierergruppe, die gleich einen Tisch zugewiesen bekam.

Uns teilte der Servicemitarbeiter einen Vierertisch in der Nähe des Ausgangs zu. Das bestellte Bier ward schnell gebracht und damit angestoßen. Orderten Suppen (Gulasch und Knödel) und teilten uns danach eine Pizza „Lana“. Das zweite helle Bockbier passte gerade noch.

24.09.2019 Dienstag

Keine Wolke am Himmel, als wenn nichts gewesen wäre. Jola war frühaktiv, hatte die Toilette gelehrt, Wäsche gesteckt und Brötchen besorgt.

Jola forderte einen Entschluss, was heute gemacht werden sollte. Ihre Idee war, zum Vigiljoch mit der Seilbahn zu fahren und dort zu wandern. Meine Favoritenlösung war, den Marlinger Waalweg zu gehen. Schnell noch die Leine gezogen und die Wäsche aufgehängt.

Bis zum ZOB nach Lana, dann, nach einem prüfenden Blick auf die Übersichtskarte, fiel die Wahl auf den Einstieg in der Raffeingasse. Den Waalweg von hier aus zu erreichen, bedurfte eines recht steilen Stückes die Straße hinauf zu gehen. Die Räder ließen wir vor einer, leicht der Baufälligkeit anheimfallenden, Villa an einem Geländer angekettet stehen.

Der Waalweg wurde im Laufe des Tages mehr und mehr zu einem stark frequentierten Ausflugspfad für Reisegruppen. Aber auch viele Paare (mit oder ohne Kind/Hund) oder Kleingruppen marschierten in beiden Richtungen den schmalen Weg am Waal entlang. Balance halten, ansonsten könnte man unversehens nasse Füße im Waal bekommen oder am Hang straucheln. Mehrmals wanderten in Pausenstellung unsere Blicke auf die andere Talseite, wo wir die Fragsburg suchten. Unsere erste Rast machten wir gegen 11.30 Uhr im Gasthaus Leitenschenke. Mein Vorschlag, einen Kaiserschmarrn zu bestellen, nahm Jola wohlwollend auf. Der stand auch wenig später auf dem Tisch, wo er nicht lange unberührt blieb. Einen kleinen grüne Zaungast begrüßte ich am Tisch nachdem ich gerade bezahlt hatte, eine Gottesanbeterin kroch am Tischrand, verharrte. Bewegte sich nach einem Stupser mit meiner Handy-Hülle. Zweite tierische Überraschung waren zwei Schildkröten am WC.

Die Orte Tscherms und Marling tauchten unter uns auf und verschwanden nach einigen Biegungen wieder.

Ein Waldlehrpfad gesellte sich zum Waalweg, auf verrosteten Metallplatten waren Blätter und Früchte von Bäumen in weiß eingraviert (Rückseite die Lösung als Text).

Der Waal sang uns sein Lied (so tönte ich manchmal laut vor mich her) begleitend, mal rauschend, mal gurgelnd, mal kaum hörbar glitt das milchig aussehende Wasser im Kanal dahin. Ab und an huschte auf dem Wasser schwimmend ein grüner Apfel mit dem Strom vorbei. Einige der Sperrschotten waren geöffnet worden, damit Wasser ins Tal oder auf Felder abfließen konnte.

Einmal wurde über eine Infotafel erklärt, dass es früher hier die Waalwächter gegeben hatte. Sie „bewachten“ den Waal gegen heimlichen Wasserdiebstahl. Als Hilfsmittel diente ihnen die Wasserglocke an einem kleinen Mühlrad, das, wenn Wasser unerlaubt abgezweigt wurde, die Glocke beim Anschlag anders klang, als wenn der Waal vollen Durchfluss aufwies.

Ein Viertel Roter durfte es an einer Schankstelle sein, wozu wir unsere geschmierten Vinschgauer auf einer Holzbank neben vier älteren Schweizern verspeisten.

Der Waal war vermessen, kleine metallene Schilder mit der Kilometerzahl waren im Kanal an den Betonplatten angebracht (gesehen hatte ich 8,9, 7,4, 5,5 und 4,4). Kurz nach dem letztem Entfernungsschild bogen wir auf den Wanderweg Nr. 1 nach Forst ab (Zusatzschild „Brauhaus“). In Forst gönnten wir uns im Biergarten einen Imbiss (Weißwurst und Brezel), dazu ein Bier. Wir durften Zeuge eines Gespräches am Nachbartisch werden: scheinbar kann der Betreiber nicht genug Personal rekrutieren und will den Biergarten schließen). Diese Saison wäre ohnehin am 29.09.19 zu Ende. Wir marschierten zur Bushaltestelle an der Hauptstraße, wo der Bus der Linie 212 um 15.15 Uhr abfuhr. 3 € kosteten beide Tickets, zwei brauchte ich nur einzuwerfen, ein Euro Guthaben hatte ein Vorgänger hinterlassen. Am Bahnhof Meran stiegen wir in die Linie 211 um, mussten auf den Bus ein paar Minuten warten. Diesmal 3 Euro für die Fahrt bezahlt. Marschierten in Lana vom ZOB zu unseren Rädern, Jola kaufte bei Lidl Käse und Quark, mit den Lebensmitteln im Gepäck kehrten wir beim Pfefferlechner ein. Fanden einen kleinen freien Tisch im Biergarten, aßen beide Spareribs und gönnten und zwei Halbe dazu.

2019 Schwangau

19.09.2019 Donnerstag

Nachts einmal „ausgetreten“. Direkt am Main ins Gebüsch gespendet. Schöne nächtliche Ansicht hinüber auf die Stadt, wo wenige Straßenleuchten dezentes Licht an der Promenade verstreuten.

Frisch war es am Morgen, trotz Sonne am Himmel. Brötchen in der Pfanne aufgebacken, kurzes Frühstück, Abfahrt kurz nach 9 Uhr. 12 € für das Tagesticket inklusive Strom. Disput um die Streckenführung und das Ziel. Dabei war alles abgesprochen. Richtung Füssen sollte es gehen (knapp über 300 Kilometer). Autobahn A3, danach auf die A7. Gemütliches Fahren wäre zwar anders zu definieren, aber immerhin gerieten wir in keinen Stau. Teilstrecken entpuppten sich als so holperig, dass das Navi mehrmals von der Scheibe rutschte. Baustellen gab es auch alle „naselang“.

Schwangau bzw. Camping Brunnen am Forggensee erreichten wir gegen 14 Uhr, uns bot man zwei Plätze zur Wahl.

Nummer 20 lag etwas erhöht, geeignet, um aus dem WoMo einen Blick auf den See werfen zu können. Taperten gleich ins Stüble, aßen auf der Sonnenterrasse. Jola zweifelte an meinem Fisch, der als „frischer Saibling“ angepriesen worden war. „Es sei wohl eher eine Lachsforelle“, so ihr Kommentar (auch gegenüber der Bedienung, die leicht pikiert negierte).

Jola hatte zwischendurch Unterlagen zum Besuch des Schlosses Neuschwanstein besorgt. An der Rezeption entmutigte man uns insofern, als dass kaum Hoffnung auf heutigen Einlass bestünde. Egal, wir fuhren trotzdem hin. Und siehe da, keine Schlange am Ticketschalter, bekam gegen 15.30 Uhr Tickets für den Besuch um 17 Uhr. Ca. 35 Minuten ginge man bis zum Schloss, Räder dürfe man nicht bis hinauf mitnehmen. Als „Pausenfüller“ nutzten wir einen Abstecher zum Alpsee, den wir kurz mit dem Großen Alpsee verwechselt hatten. Ein älterer Herr entkleidete sich und sprang in den See.

Auf Schritt und Tritt empfand ich mich wie auf Maos Marsch auf dem Pfad der Revolution, Asiaten aller Nationen versammelten sich hier in dem kleinen Dorf Hohenschwangau.

Die Wanderung hinauf verursachte leichtes Schwitzen, ein schwarzes Eichhörnchen lugte Keck aus einem Graben, schien um eine milde Gabe zu bitten. Oben fluteten im 5 Minutentakt Gruppen den Eingang, die Führung dauerte exakt 30 Minuten, dabei folgte eine Gruppe der anderen fließbandartig. Im Schnelldurchgang bekamen wir Informationen über das Leben Ludwig II., sein Vorhaben, dass er nicht vollziehen lassen konnte, weil er bereits mit 40 Jahren verstarb. Das, was er initiierte, erschien märchenhaft, künstlerisch und „sagenhaft“.

Anlehnung an Sagen oder Werke (Parsifal, Tristan und Isolde und Lohengrin) von Richard Wagner waren unübersehbar.

Der Schwan als „Markenzeichen“ war in fast allen Räumen omnipräsent. Hier als porzellaner Wasserverdunster, andernorts als Wasserhahn.

Kalt war es geworden, also rasch mit kurzer Hose zurück zum Campingplatz. Die letzte Haxe ergatterte ich für 8,50 € im Restaurant.

Sie wurde ritterlich von mir am Abendbrottisch zerkleinert und als Hauptmahlzeit kredenzt. Jola bevorzugte Heringe in Tomatensoße, knabberte dann aber doch an der Knusperkruste mit.

2019 Colmar

05.08.2019 Montag

Nachdem mit Miriam geklärt war, wann wir sie in Kassel besuchen kommen können, war für uns Colmar ein nahes und bekanntes Zwischenziel. Rund 180 Km verbrachten wir gemächlich auf verschiedenen Straßentypen, immer kamen wir gut voran. Wieder im Elsass fühlte ich mich gleich der Heimat näher, wieso eigentlich? Obwohl ich die Adresse des Campingplatzes eingegeben hatte, steuerte ich den Stellplatz am Hafen in Colmar an. Um die Mittagszeit reisten einige Gäste ab und genügend freie Plätze standen zur Verfügung. Nur wenig mehr als 15 € für eine Nacht mit Strom, und noch näher zum Zentrum.

Die letzte Melone verspeist, dann aufs Rad geschwungen und zur Markthalle gestrebt. Vieles war seit dem letzten Aufenthalt in Vergessenheit geraten oder kam erst mit der realen Bebilderung zurück. Die Altstadt wimmelte von Touristen, mehrere Gruppen asiatischer Herkunft tourten durch die Gassen, ein bunter Haufen Menschen, bei denen ich deren skurrilen Einkleidungsstil bei bestem Willen nicht nachvollziehen konnte, meist mit Selfiestick bewaffnet, wurde alles abfotografiert.

Die Markthalle hatte dummerweise am heutigen Montag geschlossen.

So durften wir uns der Suche nach einer anderen Speisestätte widmen. Die drückende Hitze belastete das Gemüt, schnell geriet man wegen Kleinigkeiten in einen Disput. Trotzdem fanden wir am Place Ancienne Douane einen freien Tisch am Gehwegrand und aßen „Überraschungsteller“, weil das Französische auf der Speisekarte falsch interpretiert wurde.

Gegen 13.20 Uhr verhängte der Service die Essenssperre, neue Gäste wurden mit dem Hinweis „geschlossen“ verprellt, Stühle zusammengeschoben und die Speisekarte weggesperrt. „Terrine lapin“ entpuppte sich als zwei kalte Scheiben Undefinierbares, dazu geraspelte Karotten, und Speckkohl. Auf Jolas Teller befand sich ein Hähnchenschenkel und Frites mit dicker herbstlicher Soße.

Ein heimischer Winzer verkostete Elsässischen Wein, wir probierten ein Glas 0,1 Ltr. Rosé für 2 €. Werden ihn nicht vermissen.

Latschten durch zwei Einkaufsstraßen, Jola auf der Suche nach einem Kleid und nach Geschenken für Miriam. An der Touristen-Information „angeklopft“ (Jolas Typisierung) und an den Wasserlauf gesetzt und den Füßen eine Abkühlung gegönnt. Neues Hobby von mir: mich in freien Gewässern selbst fotografieren.

Folgten kurz den metallenen Dreiecken zur Rue de Tété. Das „Kopfhaus“ noch einmal betrachtet, dann einen Espresso im „1921“ getrunken und 250.o Kaffee gekauft. Immer noch so viele Touristen, eigentlich mehr, als zu dem Zeitpunkt, an dem wir hier eintrudelten. Nicht ganz bei den Rädern, stoppten wir erneut bei der Weinverkostung, Jola spendierte einen Crémant, danach einen weißen Muscat. Beide trinkbar, aber nichts, für einen Flaschenkauf.

Jola meckerte über meine Vorliebe, jungen Frauen nachzuschauen. Nun ja, ab und an gab es ja schließlich auch was zu sehen!

„Paul“, der Bäcker, mit seinen leckeren Baguette noch in Erinnerung aus der letzte Reise, tauchte auf und ich nahm zwei Paulette mit. Schwüle Luft begleitete uns auf dem Heimweg, der schneller zu Ende war, weil kürzer als bis zum Campingplatz. Der Stellplatz war „closed“, alle Plätze vergeben.

Jola zog gegen 18.40 Uhr erneut los, Besorgungen machen. Zu diesem Zeitpunkt war nicht nur der Stellplatz geschlossen, auch Toiletten und Duschen konnten nicht mehr benutzt werden.

06.08.2019 Dienstag

Katzenwäsche von Jola im WoMo gegen 07.30 Uhr, Grund: Duschen waren erst am 08.30 Uhr nutzbar. im Anschluss auf die Räder geschwungen und zur Markthalle gefahren. Berufsverkehr an der Hauptstraße, im Ort gähnende Leere, kaum Menschen in der Fußgängerzone, wenn, dann saßen sie vor einer Patisserie und aßen Croissant und tranken Kaffee.

Punkt 8 Uhr schlossen wir die Räder vor der Markthalle an. Ohne Touristen wirkte die Gegend am Quai de la Poissonnerie verlassen, konnte da, durch seine fein gemachten Häuser würdigen. Marschierten ins Innere, bestellten zwei kleine Frühstück. Der Mann bot uns einen Tisch auf dem außen über dem Wasserlauf des La Lauch angebrachten Ponton an, erste Gäste. Ein Glas kalter Orangensaft, ein Drittel Baguette, ein Croissant, ein kleines Glas Marmelade und einen Kaffee, typisch französisch.

Ein bisschen Käse, Zwiebeln, Tomaten, Baguette und eine Flasche Cidre schafften wir zum WoMo. Neuer Versuch, Schweiß von der Haut zu bekommen, Sanitärtrakt aufgesucht, Dusche besetzt, also warten, zusammen mit Jola. Gemeinsam in die Dusche, saunaartige Luftmasse waberte von der Vorgängerin um uns herum. Nach der Dusche schwitzte ich mehr als zuvor.

Ich kam mit den Nachbarn aus Bremen am WoMo ins Gespräch, die erstmals mit einem geliehenen WoMo unterwegs waren.

Die Abfahrt verzögerte sich, Jola musste unbedingt den Wasserbehälter auffüllen. Dafür stand sie ziemlich lange an der Zapfstelle an (Grund: zu geringer Druck in der Leitung).

Die Fahrt bis kurz vor Straßburg reine Freude, kein Stau, flüssiger Verkehr, die Temperatur stieg im Fahrzeug an, Klimaanlage an, dann war es zu kalt, Klimaanlage wieder aus. Dann den Rhein überquert und Deutschland hatte uns wieder. Bis 13 Uhr auf der Autobahn durchgehalten, dann abgefahren nach Lorsch (ca. 13 Km von Worms) in ein Gewerbegebiet und auf dem Parkplatz von tegut gehalten. Jola bereitete Mittag, zwei Quiche in der Pfanne warmgemacht, ich vertrat mir derweil die Beine und besuchte die Toilette.

Im Navi hatte ich nach der nächsten Tankstelle gesucht. Dafür kreiste ich 1.500m (nach Navi), es waren dann wohl ein paar Meter mehr. Goldene Tankzeiten schienen nach dem teuren französischen Diesel angebrochen zu sein, nur 1,269 € für den Liter.

Nach und nach reisten wir in eine dunkle Wand, kurze starke Schauer wechselten mit aufgelockerter Bewölkung. Ursprünglich war Fulda mit der Therme in Künzell als Ziel vereinbart. Alternativ kam Bad Hersfeld in Betracht, allerdings kein Campingplatz, dafür Stellplatz am Freibad.

Mal was Neues ausprobieren war unsere Devise, also fiel die Entscheidung zu Gunsten Bad Hersfeld aus. Dafür musste ich ca. 55 Km mehr auf der Autobahn abreißen. Immerhin besserte sich das Wetter. Wie ich befürchtete, die wenigen Stellplätze waren alle besetzt, zumindest auf den ersten Blick. Eine Lücke bot mir den Versuch an, meine Einparkkünste unter Beweis zu stellen. Jola half beim Abstand halten. Sogar eine freie Stromsteckdose war für uns übrig.

Zum Hausmeister in den Pavillon, wo ich 6,25 € für den Stellplatz löhnte und einen Stadtplan bekam.

Direkt an einem Fußballfeld mit Kunstrasen standen wir, das Freibad auf der anderen Seite. Das besuchten wir zuerst für eine Erfrischung. 2,20 € Eintritt nach 17 Uhr, zusätzlich 20 Cent fürs Duschen. Wundersame Welt: im Freibad fürs Duschen einen Obolus zu entrichten.

50m Bahn, kaum Besucher, ideale Bedingungen für ein paar ordentliche Züge. 600 Meter schaffte ich, trotz schmerzendem Knie.

Danach den einen Kilometer in die Innenstadt zurückgelegt. Der Marktplatz fungierte als Parkplatz, ansonsten Fachwerkhäuser, viele Lokale in verkehrsberuhigter Lage, einige imposante Sakralbauten und die Festspielbühne in der Ruine. Aßen im Wirtshaus zum Mückenstürmer am Marktplatz. Einige „schöne Frauen“ fuhren in teuren Cabriolets um den Marktplatz.

Jola war von der Stadt begeistert, plante schon für morgen vor, ein Bummel bei geöffneten Geschäften.

Das Festspielgelände beeindruckend in Szene gesetzt, das Innere der Ruine mit einer riesigen Zeltplane überspannt. Ein kleiner Biergarten lud zum Verweilen ein. Nach dem Rundgang gab es seit langer Zeit mal wieder ein Weizenbier (und das für nur 3,50 €). Heute fand keine Aufführung statt, ich erfuhr dies im angrenzenden Museum, in dem vor einer winzigen Bühne im Halbkreis Stühle unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Alters standen. Sie seien aus dem Fundus des Museums, restauriert mit Spenden oder Fördergeldern.

Langsam ausgekühlt, dachte ich an die Rückfahrt. Zu uns an den Stammtisch der Darsteller (eigentlich reserviert) setzte sich eine Gruppe, zu der sich bald ein „Uwe“ gesellte und wohl noch weitere Freunde kommen sollten. Die beiden jüngsten waren zwei Frauen, wieder ausgesprochen aparte Wesen. Optisch hatte dies Stadt einiges zu bieten!

Jola wurde auf dem Rückweg durch eine rote Ampel ausgebremst. Ich wartete vorsichtshalber, der Verdacht, sie konnte die Abzweigung übersehen, bestätigte sich alsbald. Zum Glück übersah sie mich nicht, als sie angerauscht kam.

Rest der Fahrt ist privat. Am 08.08.2019 wieder in Lübeck.

2019 Besançon

04.08.2019 Sonntag

Gut 250 Km sollten heute zurückgelegt werden, Ziel der Campingplatz in der Nähe von Besançon. Ggf. war eine Weiterfahrt bis Mulhouse angedacht (-→ 130 Km mehr). Den größten Teil legte ich entspannt bei 100 Km/h auf der Autobahn zurück, was uns am Ende 31,80 € kostete. Die Landschaft veränderte sich unmerklich, der Wein wurde weniger, dafür mehr Felder mit Mais, der jetzt bereits eine gewisse Höhe erreicht hatte. Abfahrten mit Ortsnamen, die mir aus der Hinfahrt geläufig waren, weil wir sie auf den Landstraßen durchfahren hatten.

Der Campingplatz war eigentlich gut ausgeschildert, ich hatte wohl auch die korrekte Adresse eingegeben, doch das Navi wollte mich in Besançon stets woanders hinlenken. Am Ende landeten wir am Ortsende von Chalezeule direkt am Freibad. Es war ca. 13.30 Uhr, an der Rezeption ein Hinweis, um 14 Uhr sei man wieder für Gäste da. Die Snackbar bot nichts Esswürdiges an, das Restaurant auf der anderen Straßen glänzte durch gähnende Leere, weil geschlossen. Also im WoMo das Baguette von heute Morgen aufgetischt, Gemüse geschnitten, Sauerfleisch den Rest gegeben, Ziegenkäse, Oliven, was will man mehr. Dann den schattigen Platz 101 eingenommen, einen Espresso getrunken, danach ins Schwimmbad, kostenlos mit Campingplatz-Ticket, sonst 2,50 €. Es war, ohne Übertreibung, mehr Menschenmasse als Wasser im Becken. Ich wurde gleich nach der Durchschreitung des Fußbeckens vom Bademeister aufgefordert, meine Turnhose auszuziehen. Überall in den Anlagen wird stets darauf hingewiesen, dass es aus hygienischen Gründen nicht erlaubt sei, mit Shorts ins Wasser zu gehen. Warum nur?

Die dunkelsten Hauttypen sprangen kopfüber ins Becken, warfen im Wasser mit Bällen oder tollten am Beckenrand herum, ohne dass die Aufsicht einschritt. Die schönsten Mädchen/Frauen posierten, sonnten sich, schwammen, auch mal ein ansehnlicher Kopfsprung war dabei. Slalom war notwendig, um einmal durchs große Becken ohne Anecken zu schwimmen.

Gegen 17 Uhr machten wir uns nach Besançon auf.

Schöner Radweg, teils neu und nur für Radfahrer, teils auf fast unbefahrenen Nebenstraßen entlang der Doubs. Sie floss quasi durch ein Tal, links und rechts bewaldetes Felsmassiv, manchmal oben gespickt mit Ruinen alter Festungen/Burgen. Am Ufer angedockt lagen einige bewohnt wirkende Kähne. Die Citadelle thronte mit dicken Mauern über der Stadt.

Um die Stadt, die auf mich nach wie vor wie eine Festung wirkte, am Flusslauf herumgefahren. So gelangten wir ca. 18 Uhr wieder an altbekannter Stelle an der Pont Battant und der Kirche St. Madeleine in den inneren Kern der Stadt. Zeit für ein Bier, passend dazu die Lokalität direkt an der Brücke. Ein heimisches Bier, ziemlich kalt, löschte den aufgestauten Durst, während wir das Treiben um uns herum auf uns wirken ließen.

Jola wurde nicht warm mit diese militärisch anmutenden Aneinanderreihung von kompakter Bauweise, außerdem fehlte Grün in den Straßen. Die Räder ließen wir stehen, suchten auf der Wanderung durch die sediert wirkende Stadt ein Abendmahl. Konzentrierte sich auf das Umfeld um die Brücke, Flammkuchen war nicht mein Ding. Die Grand Rue empfing uns als Einkaufsstraße mit geschlossenen Läden. Am Ende wäre es zur Citadelle hinaufgegangen, später vielleicht!

Gutes französisches Essen war hier heute und jetzt kaum zu erwarten, am Ende speisten wir in der Rue Pasteur im Café Leffe, Systemgastronomie. Meine beiden Geflügelspieße waren ein Witz, jeweils 3 Stücke hingen auf den Holzstöckchen zwischen laschen roten Paprikascheiben.

Während wir auf Getränk und Essen warteten, ereignete sich an einem Nebentisch eine Art Mundraub. Ein Zwillingspaar, cool mit dunkler Sonnenbrille, leicht gebräunt und stets mit süffisantem Lächeln um den Mund, bestellten sie zwei große Bier, nörgelten beim Service daran herum, der zwei neue mit einem Löffel darin brachte. Ständig telefonierten sie (oder taten so?), die Steaks verdrückten sie, telefonierten wieder, der eine verschwand, kam zurück, der andere entfernte sich mit seinem Handy, kam ebenfalls zurück. Dann verdrückte sich der eine erneut, in eine Richtung, der andere folgte wenig später telefonierend über den Platz, wurde plötzlich schneller und entfleuchte um die Häuserecke. Niemand nahm Notiz davon. Später räumte ein Kellner die Teller weg, die halbvollen Biergläser ließ er stehen. Dreiste Zechprellerei, live dabei!

Zwei Impressionen aus der Stadt: eine sonntägliche Straßenansicht mit Menschen auf äußerer Haustreppe bei der Handynutzung und Jola mit Monsieur Battant auf der gleichnamigen Brücke.

Danach etwas sportlich aktiv die ungemein steile Straße zur Zitadelle hinaufgefahren. Imposantes Gemäuer, für ein Foto fand ich allerdings kein Motiv. Es gab leider keine alternative Abfahrt, die uns auf unseren Radweg gebracht hätte. Wieder an der Doubs, verpassten wir die Überfahrt über den Fluss, was ich ca. nach einem Kilometer anmerkte. Umkehr und Rückfahrt bei nun frischem Fahrtwind und beginnender Dunkelheit.

2019 Lyon

03.08.2019 Samstag

Abfahrt, erst ein Stück auf den wenig befahrenen D-Straßen u.a. durch Valréas, dann 176 Km auf die Autobahn A9 nach Lyon. Reger Verkehr, aber wir kamen gut voran, heißt keine Staus. Das konnte man von der Gegenseite nicht behaupten, Sitzfleisch war bei den Reisenden angesagt, Stau ohne Ende auf drei Spuren (waren das die Pariser, die ans Mittelmeer wollten?). In Lyon dann doch noch zwei Kilometer Kriechspur durch den Tunnel. Der Campingplatz wirkte etwas lieblos gepflegt, aussuchen durften wir nach Belieben einen Platz. Immerhin ein Swimmingpool, ganz ordentliche Sanitäreinrichtungen. Nach einigem Hin und Her und Nachfragen an der Rezeption verzichteten wir auf unsere Räder, benutzten Bus und U-Bahn um in die Altstadt zu kommen. 6 € ein Tagesticket, günstig für eine Großstadt. Um 15 Uhr bretterte der Busfahrer über holperiges Pflaster in Dardilly (ein weniger aparter Ort, soweit ich das aus der Perspektive im Bus beurteilen konnte) und war in gut 25 Minuten an der U-Bahn-Station. Alles gut ausgeschildert, alles sauber und ordentlich. Drei Stationen, dann krochen wir aus der Tiefe des U-Bahnschachtes an die Oberfläche der Altstadt und befanden uns unmittelbar im Touristenstrom um St. Jean. Gleich in ruhigere Gassen geschwenkt, die Rue de Doyenné. Ein kleines Restaurant bot Essen an, möglich, dass es lecker war, aber wir zogen vorbei, in der Hoffnung, bessere Einkehr zu finden.

An der Église St. Georges wendeten wir uns dem Ufer der Saône zu und marschierten zurück in das Auge des Orkans, Place de St. Jean und Rue St.Jean, wo am Platz gerade eine Gruppe Demonstranten der Marke „Gelbwesten“ markige Sprüchen von sich gebend eintraf und für Unruhe sorgte. Wenig später, wir traten gerade nach der Besichtigung der Kathedrale auf den Vorplatz, tauchten diverse schwerbewaffnete Polizisten auf, tauchten in der Menge der Touristen unter. Jola befürchtete Schlimmes, ich zog einfach weiter durch den Strom der „Ausländer“, warf einen Blick in diesen Gang oder den Hinterhof.

Im Rückblick aus der Fußgängerzone ergab sich ein schönes Motiv der Kathedrale in Seitenansicht:

Immer noch waren wir auf der Suche nach einer ansprechenden Pausenstation, die wir aus lauter Verzweiflung im Bogen der Saône am Ende des Altstadtviertels St. Paul in der Rue Lainerie bei einer Art Steakhaus in Anspruch nahmen. Auf der Karte keine alkoholischen Getränke, was den Verdacht schürte, es handele sich um einen islamisch geprägten Betrieb. Zumal ein Teil der Gäste durchaus dazu gepasst hätte, Kopftuch bspw. Bei der Bezahlung klärte sich die Sache auf, gegenüber befand sich eine Schule, im Umkreis von X Metern dürfe kein Alkohol verkauft werden.

Ein bisschen Ausgleichssport schien nicht unangebracht, so schlug ich Jola Treppensteigen vor, die gleich hinter der U-Bahnstation St. Paul hinauf führten und allein optisch schon eine Herausforderung darstellten, weil nach oben kein Ende in Sicht war.

Trotz gemäßigter Gangart auf flachen Steinstufen trat Schweiß auf die Stirn und Innenhalten war angebracht. Nach ca. 950 Stufen erreichten wir, überholt von jüngeren Spaniern/Spanierinnen, ein Plateau. Es gab einen Abzweiger mit dem Hinweisschild „Parc de Hauteurs und Notre Dame de Fourvière“, der zwar registriert, aber an dem wir vorbeigingen. Endlos zog sich linker Hand eine Mauer, unterbrochen von Stahltoren, die Grundstücke absicherten, hin, rechts ebenfalls Gemäuer, im Verfall befindlich, an anderer Stelle modernisiert. Kunst soll hier ausgestellt sein, aktuell alles hinter verschlossenen Toren versteckt. Uns deuchte, hier finden wir keinen Weg in den Park oder zur Kathedrale und kehrten um. Diesmal folgten wir dem Hinweisschild, was uns wiederum Schweiß aus den Poren trieb, denn es ging noch ein weiteres Mal Steinstufen hinauf. Oben dann die Belohnung, die Kathedrale und die Aussicht über Lyon. Dicht gedrängt standen die Menschen an der Brüstung und knipsten Erinnerungsfotos.

In die Kathedrale drangen wir nicht ein, Jolas Versuch, durch das Portal ins Innere zu gelangen, wurde abrupt durch einen Türsteher vereitelt, er schlug ihr die Tür vor der Nase zu.

Aus dem Stadtplan war mir bereits bekannt, dass von hier oben eine Art Seilbahn zur U-Bahnstation St. Jean fuhr. Diesen Kurztrip nahmen wir gerne in Anspruch. Im Wartebereich kam ich mir vor wie auf einem Berg in den Alpen.

Ohne weitere Aktivitäten, es war 19.15 Uhr, stiegen wir nach der Seilbahnfahrt gleich weiter in die Katakomben der Station St. Jean hinab, bzw. ließen uns auf der Rolltreppe nach unten transportieren. Gut ausgeschildert fanden wir gleich den Bahnsteig der Linie D nach Gare de Vaise. Nach zwei Minuten kam die recht volle Bahn an. An der Endstation wartete der Bus der Linie 89 schon (so jedenfalls der Eindruck). Kaum eine Minuten nachdem wir eingestiegen waren, fuhr der (gleiche) Busfahrer los. Im Bus meistens Touristen, die ebenfalls am Campingplatz ausstiegen.

2019 L‘Isle-sur-la-Sorgue (2)

30.07.2019 Dienstag

Abwasch (Jola) und Duschen (Uwe) überschnitt sich fast, beide schienen wir unter die Frühaufsteher gegangen zu sein. Jola trollte sich mit dem Rad davon, Basisnahrung beschafften, sprich Baguette. Ich riet ihr zu der Boulangerie Artisan gleich nach dem Kreisverkehr zu fahren. Es dauerte, aber als sie wieder auftauchte brachte sie die frohe Botschaft mit, ihr Schlüsselbund sei wieder da. Sie hatte einen Abstecher zur Patisserie gemacht, die heute wieder geöffnet war. Und wirklich, die Frau aus dem Laden hatte den Schlüsselbund an sich genommen, nur noch nicht zur Polizei gebracht. Wenigstens dieses Problem erledigte sich von selbst. Méze verließen wir gegen 09.30 Uhr, Jola schwärmte länger von „diesem schönen Ort“, wo alles so gut zu erreichen war, die Menschen zu arbeiten und hier zu wohnen schienen, die Stadt nicht so verfallen wirkte wie anderswo (bspw. Agde). Meine Routenplanung eingeschaltet, wonach es zunächst Richtung Avignon und weiter nach Lagnes und L‘Isle-sur-la-Sorgue gehen sollten, an einem der nächsten Tage in die weiter nördlich gelegene Weinregion um Gigondas und Rasteau. Die Domaine Tourbillon in Lagnes fanden wir nicht sofort.

Die Auswahl in der Verkaufshalle reichte von dem Eigenanbau bis hin zu Weinen aus der Domaine Châteauneuf de Pape. Doch die Preisklasse für diese Weine war mir definitiv eine Kategorie zu hoch. Dafür beglückte mich das Angebot des Rotweines der Sorte „Plan de Dieu“, mit 12 € eigentlich immer noch eine Preisklasse außerhalb meines Budgets, aber es gab beim Kauf von 3 Flaschen 1 gratis dazu. Mit Olivenöl (für uns und als Geschenk), Weißwein und Rosé löhnte ich zu Jolas Entsetzen 424 €. Dafür erbot ich mir etwas Entgegenkommen, bekam eine Flasche Rotwein und einen Flaschenverschluss als Zugabe. Alles im WoMo verstaut, ob bruchsicher, wird sich zeigen.

Jola schlug dann einen Abstecher nach Gordes vor, ein Dorf wie ein Schwalbennest gebaut am Fels, einst dem Ruin verfallen, gerettet und nunmehr eine Touristenattraktion, wie ich bald feststellen durfte. Busladungen, vor allem asiatischer Herkunft, strömten in diesen „pittoresken“ Haufen alten Gemäuers. Zudem war in der Ortsmitte gerade der Wochenmarkt zu Ende gegangen.

Die 13 Kilometer Anfahrt mündeten auf schmaler Straße in Serpentinengekurve, im Ort zum Glück einen bezahlten Parkplatz in der Mittagssonne ergattert (4 €). Fußmarsch schattensuchend zum Mittelpunkt (Kirche) ca. 500m. Wie eine Kolonie Ameisen stratzten die Asiaten mit aufgeklappten Sonnenschirmen oder einige im Ganzkörperkondom gen Filmkulisse. Oben ergatterten wir an einem der Wochenmarktstände warme Mahlzeiten ohne Besteck, mit den Tüten beschritten wir einige der engen Gassen, meist führten sie nach „abwärts“. Unlust überfiel mich, Hunger trieb mich zu dem Stand zurück,

Jola bat auf französisch-englischem Kauderwelsch um Anschnitt der erworbenen Bulette. Auf einer Steintreppe vor dem Touristenbüro verzehrten wir dann unsere Plate de Jour.

Ich verweigerte die Erkundung des Restes dieses Konvolutes touristischer Photomanie. Marschierte zum WoMo zurück, knipste allerdings selbst noch ein Bild von der Felswandansicht.

Nicht genug von dieser Schmalspurstrecke, Jola wollte unbedingt nach Roussillon, wo der Ocker abgebaut wird.

Wieder Ausweichmanöver auf engen Straßen und wieder Kurven hinauf in den Ort, wo kein Parkplatz für Wohnmobile zu finden war, uns eine Aufpasserin stoppte und zu einem anderen Parkplatz verweisen wollte. Mein Geduldsfaden besaß wahrscheinlich nur wenig mehr als strapazierfähige Fasern im Mikrobereich. Deshalb auch schnelle Umkehr und Roussillon unbesichtigt verlassen die Rückfahrt nach L‘Isle-sur-la-Sorgue angetreten. Die Hitze ohne Luftbewegung wurde unerträglich, das trotz Klimaanlage. Genervt von den Unnützwegen trafen wir gegen 16.30 Uhr auf dem Campingplatz ein.

Jola erledigte die Formalitäten, schilderte mir, wir hätten mehrere Optionen, vornehmlich Nummer 9 als Schattenplatz sei angepriesen worden. Nahe dem Ausgang, rangierte ich das WoMo rückwärts auf den Stellplatz. Da kein Satellit die Schüssel erreichte, scannte ich die anderen freien Plätze ab, drehte quasi eine „Ehrenrunde“ auf dem Gelände. War ziemlich viel Lauferei für „umsonst“ gewesen. Drehte danach das WoMo und Empfang war da. Jola wollte Action, ich erst einmal Tee. Pastis zur Ankunft.

Gegen 18 Uhr den Weg um das Campingplatzgelände getapert und ins eiskalte Wasser der Sorgue getaucht. Menschen saßen an den flachsten Stellen auf Stühlen bei einer Dose Bier im Wasser und klönten oder sahen ihren Kindern beim Plantschen zu. Eine Polizeistreife im Kanu, vorschriftsmäßig mit Schwimmwesten bestückt, hievte sich das Wehr geschickt hinunter und verschwand im Flussbogen. Bei 13° freiwillig ganz untertauchen, ich hätte nicht gedacht, dass das solche Freude sein könnte.

Als ich mich aufs Trockene begab, stand ein äußerst ansehnliches Mädchen, mir deuchte, es sei indischer Herkunft, im Wasser und animierte einen Jungen an Land, zu ihr ins Wasser zu kommen. Die Engelszungen wirkten nicht unmittelbar, er zauderte oder genierte sich, was weiß ich über die Mentalität.

Abends fuhren wir in den Ort, bummelten, die meisten Läden hatten schon geschlossen oder verwiesen ihre Kundschaft der Verkaufsfläche. Mediterranes Treiben dort, wo Restaurants ansässig waren.

In der Kirche begann gerade eine Veranstaltung, Internationales Jugendorchester mit ca. 70 Beteiligten spielte ab 20 Uhr Klassik. Eine Cellistin bekam beim zweiten Stück einen Solopart. Meine Musik war es insgesamt nicht.

Aßen in der Rue de Goudard bei Le 17 Place aux Vins eine Kleinigkeit (Tapas) und tranken dazu 0,12 Ltr. Rosé. Nächtliches Leuchten an der Avenue des Quatre Otages. In lauwarmer Luft radelten wir gegen 22 Uhr gelassen zurück zum WoMo.

31.07.2019 Mittwoch

War es der Mistral, der die Nacht über nicht zur Ruhe kam? Langschläfer, nennt man uns so, wenn wir erst 08.40 Uhr aufstehen? Die Hitze hielt sich noch zurück, als wir uns auf den Weg nach Le Thor zu der Grotte von Thouzon machten. Am Kreisel fanden wir ein Fahrradweghinweisschild nach Le Thor. Dem folgten wir, in der Hoffnung auf eine gute Beschilderung und vernünftige Straßenverhältnisse. Beides traf mehr oder weniger zu, teils neu geteerte Straße und an den entscheidenden Ecken die grünen Schilder. Keine fünf Kilometer und das Ortseingangsschild „Le Thor“ tauchte auf. Vom Ortspanorama keine besondere Kenntnis genommen, eher auf die Beschilderung geachtet, wo es zur Grotte ging. Mit Hilfe des Mistrals schafften wir die restlichen 4 Kilometer, ohne unter der Hitze der Sonne besonders zu leiden. Das Monument erwies sich außen als unspektakulär, ein kleiner Parkplatz, ein Picknickplatz, eine Souvenirshop und die metallene Eingangstür in die Höhle. An der Kasse im Shop handelte Jola den Eintrittspreis um einen Euro pro Person herunter (Pensionär). Wir bekamen eine DIN A4 Seite mit der Beschreibung der wichtigsten Anschauungsobjekte. Wir warteten, es dauerte dann ein Weilchen. Einmal strömte aus dem Eingang eine Menschenmenge, darunter erstaunlich viele Kleinkinder. Unter den Bäumen am Parkplatz stromerte ein Pfau herum, einer mit einem langen bunten Schwanz, der bei Windböen seinen Körper zu überholen wollen schien. So gegen 11.45 Uhr rief man die Interessierten über Lautsprecher zusammen. Der junge Mann brabbelte in schwer verständlichem Französisch (egal, auch mit Verständlichem hätte ich nicht viel mehr anfangen können), was bei der Begehung der Höhle zu berücksichtigen und zu beachten wäre. Kinder bekamen in Form eines Comic ein Höhlenerforschungsheft. In der Höhle herrschte eine konstante Temperatur von 13°. Auf den Kopf musste ein großer Mensch bei der Begehung Acht geben. Stalaktiten wuchsen auch am oder über dem Höhlenweg. Mit effektvoller Beleuchtung setzte man die natürlich entstandenen „Objekte“ aus Kalk, Wasser und Zeit besonders in Szene. Manchmal spielte auch Eisenoxyd eine Rolle bei der Farbgebung.

Schattenwurf und das Gehirn mit seiner eigenen Phantasie produzierten laufend aus den verschiedenen Formen Figuren, die aussahen wie Pferdeköpfe, Menschen in Mänteln, Gesichtern, Fischkörper etc. Makkaroni hingen von der Höhlendecke, Wasser sammelte sich nach und nach hinter dem Rand von abgelagertem Kalk, der zum einem Becken anwuchs, schafften sich im Laufe der Zeit selbst ab, indem der Kalk das Becken zu einer Glocke schloss.

Nach dem Ende des Rundganges suchten wir das Zentrum von Le Thor auf, mittags so verschlafen wie müde Augen nach einer durchzechten Nacht. Hinter der Kirche der Markt, wo gerade die Beschicker ihre Stände abbauten. Eine Bar, wo unter einer Plane ein paar Menschen bei Getränk und Essen saßen. 12.45 Uhr, eine gute Zeit, einen Imbiss zu uns zu nehmen. Außerdem würden wir der Hitze eine Zeitlang ausweichen. Die Bedienung, eine blondgefärbte Frau in kurzem Rock mit Serviceschürze und einer Zahnreihe, die nur künstlich geformt worden sein konnte, bediente freundlich, klebte die Sets mit Tesa auf dem Tisch fest, rollte die Bestecke fachgerecht in die Serviette ein. Neben Einheimischen saß auch ein Paar „Fremdlinge“, geschätzt Holländer oder Skandinavier, mit E-Bikes unterwegs, an einem der Tische bei alkoholfreien Getränken.

Jola fand das Essen zu teuer.

Als ich in der Bar zahlte, fand ich ein quirliges Innenleben mit Einheimischen vor. An der Kasse ein kleiner Mann, Typ indischer Herkunft, der mich gleich in Englisch ansprach und wissen wollte, wo ich herkomme. Artikulierte jede Position unseres Verzehrs überdeutlich und wartete auf mein o.k. dazu.

Wieder in L‘Isle-sur-la-Sorgue besuchten wir die Villa Datris ein zweites Mal. Gleich am Eingang empfing mich eine dunkelhaarige Frau im roten Kleid, hübsch anzusehen, nur störten mich leider ihre schiefen Zähne wenn sie sprach oder lächelte. Sie instruierte mich über die Villa und wünschte mir einen angenehmen Rundgang (so würde ich ihren französischen Texte frei übersetzt haben wollen). Jola blieb im Vorraum und sah sich Videos an.

Ich erklomm die beiden bisher nicht zu Gesicht bekommenen Stockwerke. In einem fand ich Holzfiguren, mit der Säge bearbeitetes Grobmaterial, hier zwei Löwentorsos.

2019 Méze

27.07.2019 Samstag

Ungewohnt mit T-Shirt zu schlafen, lag an den stark heruntergekühlten Temperaturen.

Nachdem ich gestern Abend diverse Szenarien für die nächsten Etappen durchgespielt hatte, u.a. weiter hoch an die Dordogne zu fahren, kamen wir am Morgen beim Frühstück überein, dass wir uns rückwärts an den Étang de Thau bewegen wollen. Méze als Zielort, eventuell auch Pézenas, das als lohnenswerter Besuch im Reiseführer Erwähnung fand.

Abfahrt erst gegen 11.30 Uhr, bis 9 Uhr geschlafen, weil gestern der Fernseher so lange lief.

Keine Lust auf Kreisverkehr, schaltete „Maut vermeiden“ aus und fuhr auf die Autobahn A9, wo gleich nach dem Ticket und der Auffahrt zäh der Verkehr dahinkroch, sich aber auf meiner Seite schnell beschleunigte. Auf der anderen Seite meist auf drei Spuren Stau bzw. ebenfalls im Schneckentempo ein Vorankommen.

Regen, Regen und noch einmal Schauer. Wenn schon hier in der Gegend, dann sollte es einen Versuch geben, Pézenas zubesuchen. Im Ort reger Betrieb, ein Parkplatz vor den Toren fast vollgestellt, für unser WoMo ohnehin nicht nutzbar, weil höhenbeschränkt.

Umgekehrt, aus dem Ort gefahren, Jola meldete hier einen freien Platz, dort eine Abstellmöglichkeit, ignorierte ich und drehte eine Ehrenrunde um den nächsten Kreisel. Gut einen Kilometer vor dem Ort, vor einem Gebäude, in dem Stücke von Moliere vor langer Zeit aufgeführt worden waren, fand ich einen passablen Halt. Bei Nieselregen in die Stadt (ca. 11.000 Einwohner), wo gerade der Wochenmarkt sich dem Ende neigte, dennoch emsige Geschäftigkeit herrschte. Touristen waren hier momentan in der Mehrzahl vertreten. Wesentlich attraktiveres Umfeld, hübsche Läden, oft Töpferhandwerk, Malerei etc., Museen. Moliere hat hier einmal wohl bei einem Barbier auf einem Stuhl gesessen, den man jetzt verehrungswürdig fand und der irgendwo ausgestellt sein sollte. Fußstapfen in signierten Fliesen im Trottoir, wo jeweils „Moliere“ erwähnt wurde. Jola kaufte Oliven, schwarze und grüne. Zum Weinkauf konnte ich mich nicht durchringen, zwei drei Stände boten ihren aus der Region an, probieren wollte ich nicht, obwohl eine aparte schwarzhaarige Schönheit hinter einem der Tresen Gläser zur Degustation anbot.

Ein von Jola ausgegucktes Restaurant erwies sich als scheinbar von den Servicekräften überfordert, niemand tauchte auf, um eine Bestellung aufzunehmen, außerdem sah das herausgebrachte Essen wenig ansprechend aus. Ob unsere spätere Wahl nun besser oder schlechter war, sei dahingestellt. Keinen Platz gab es im Coq Vieux, schade, denn dort sah alles appetitlich aus. Daneben ein weiteres Lokal namens La Pomme d’Amour, in das wir durchs Fenster einen Blick warfen und einen freien Tisch entdeckten. Auf den durften wir dann draußen noch 5 Minuten warten. Im Eingang ragte ein Schlauchrohr dem eintretenden Gast entgegen, es blies oder saugte warme oder kalte Luft durch eine Art Klimagerät an oder aus. Die „Mutter“ des Hauses, ein winziges Persönchen mit gerüschter schulterfreier Bluse, auf dessen nackter haut diverse Tätowierungen noch mehr abschreckten als das Outfit. Den Haarschnitt durfte man getrost „originell“ nennen. Hinten in einer Art Stufe um den Atlas herum das Haar auf Stoppellänge weggetrimmt, seitlich zottelige Strähne, alles in weißlichem Grau. Nicht nur die Schultern lagen blank, auch der Busen hüpfte ab und an aus dem rüschigen Weiß herauf, hielt sich aber soweit bedeckt, dass niemand erschrocken aus dem Lokal flüchtete.

Der Weißwein war so mies (hätte ich bei 7,50 € für ½ Liter mehr erwarten dürfen?), nach zwei Schluck blieb das Glas wie eine Unberührbare stehen. Die Miesmuscheln waren allerhöchsten zweite Wahl, viele geschlossen und das Muschelfleisch, wenn vorhanden, so klein, als wenn es künstlich geschrumpft worden wäre. Immerhin war der Käsesud essbar. Das ganze lag mir ziemlich im Magen, fürchtete kurzzeitig um meine Gesundheit. Mochte gar nicht an die Enge der Küche (ein winziger Flecken) und das Hantieren vom „Chef“ denken. Im WoMo schnell einen Schluck Rum zum Desinfizieren hinterher geschüttet. Schade, dass das Wetter nicht so mitspielte, der Ort hätte sicher einen intensiveren Rundgang verdient gehabt.

Méze bot vor dem Ortseingang eine braun-gelbe Brache als Stellplatz an, auf dem etliche weiße Gehäuse nass glänzten. Den Campingplatz fanden wir nicht gleich. Beau Rivage war eine Straße, ebenso hieß der Campingplatz. Kreisten zweimal, bis wir an der Rezeption standen.

Schöner Stellplatz mit ein wenig schattenspendenden Bäumen. Swimmingpool, stark frequentiert von Kindern und Jugendlichen. Sanitäreinrichtungen wurden gemeinsam genutzt. Waschmaschine vorhanden. An Klopapier war selbst zu denken.

Spaziergang durch den Hinterausgang des Campingplatzes zum Étang de Thau mit Blick auf Sète.

28.07.2019 Sonntag

Stürmische Nacht gewesen, der Wind hatte alle Register gezogen und mächtig am WoMo gerüttelt und die umstehenden Bäume geschüttelt.

Das Sonntagsei vorbereitet, abgewaschen; Jola verschwand, verlängerte den Aufenthalt an der Rezeption, Baguette gab es dort nicht. Sie startete eine Suchaktion, der Supermarkt in der Nähe hatte am Sonntag geschlossen, in der Stadt mehr Menschen auf den Beinen als sonst üblich: Wochenmarkt! Irgendwo am Rande des Markttreibens fand sie eine Patisserie und kam mit zwei leckeren Baguette zurück.

Den Wochenmarkt besuchten wir später. Zwischenzeitlich nicht mehr ganz so ungewöhnlich die umfangreiche Zahl der Stände und die Markthalle hatte außerdem mit Fischangeboten aufgewartet. Ohne Hunger oder Appetit kaufte es sich schlecht ein, Jola konnte bei den Bekleidungsständen der Werbung „alles 5 €“ nicht widerstehen und erwarb zwei Hängekleider. Nachdem alles gesichtet und begutachtet war, blieben wir unentschlossen; weiterfahren (den Radweg am Étang entlang Richtung Sète) oder bleiben und Mittagessen. Tranken dann in einem Bistro einen Pastis, ließen dabei die Marktbesucher auf uns wirken. Der Marktbesuch endete in der Halle, wo Jola den Rest von Crevetten an einem Fischstand für uns günstig ergatterte.

Immer noch sehr stürmische Böen bei klarem Himmel und blitzender Sonne, das waren die Rahmenbedingungen für unsere Radtour auf dem ersten ordentlichen Straßenbelag für Radfahrer auf dieser Reise. Zuerst leitete der Weg uns etwas ins Landesinnere, wo wir bei der Villa Gallo-Romaine auf einem vertrockneten Feld weiße Zelte stehen sahen, die uns anlockten. Es handelte sich um eine Art „Mittelalterlichen Markt“, am einzigen Verpflegungsstand eine lange Schlange. Kein Interesse, setzten die Fahrt fort, bald parallel zur D613. Bouzigues lockte schon am Ortseingang sofort mit Degustation und Kauf von Austern, Muscheln und sonstigen Schalentieren. Das Herz der Austernzucht war erreicht. Nicht lange gefackelt, das dritte oder vierte Lokal „Le jardins d’Oc“ gefiel uns gut und die Wahl bereuten wir nicht. 18 gratinierte Muscheln für 12 € und 9 € für den ½ Liter Weißwein. Als alle Muschelschalen geleert waren, zählte ich sogar 20 Stück.

Der Radweg blieb erfreulich breit und gut zu befahren. Der Ort strahlte einen gewissen Charme aus, Restaurants am Hafen alle gut besucht, die Sonne erleuchtete die Häuserfronten, auf dem Étang ragten die Holzgestelle der Zuchtanlage in endlosen Reihen aus dem Wasser. Der Radweg bot kurzzeitig sogar einen Damm im Étang, hier blies der Wind von landwärts besonders heftig. Balaruc-le-Vieux und Les-Bains irgendwie verschmolzen, erschienen mir größer als erwartet. Großer Campingplatz, Promenade, Stege zum Sonnen und Baden, eine moderne Therme und ein Casino. Sète rückte näher, aber uns schien der Weg bis dahin zu weit. Drehten bei und fuhren zurück.

Abends begann der nächste Alptraum, Jola fand ihr Schlüsselbund nicht. Mehr oder weniger jede Ritze im WoMo untersucht, kein Schlüsselbund, nirgends. Verzweiflung griff um sich, u.a. auch, weil nicht exakt der Zeitpunkt des Verlustes bestimmt werden konnte.

Nach vielem Überlegen fanden wir immerhin heraus, dass Jola gestern Abend beim Supermarkt ihr Rad an- und wieder aufgeschlossen hatte.

29.07.2019 Montag

Wenig erbaulich der Morgen, wieder Grübelei und Insichgehen, wo konnte der Schlüssel nur geblieben sein? Hatte Jola morgens ihr Rad / unsere Räder aufgeschlossen, sie war zur Rezeption und dann im Ort Baguette kaufen. Dort schloss sie das Rad nicht ab.

Tagsüber Recherche, Nachfrage an der Rezeption, Fahrt zur Patisserie, die hatte geschlossen.

Blieben dann einen Tag mehr in Méze. Jola fuhr den Weg zum Supermarkt ab, nichts. Einige Zeit am Campingplatz verbracht. Mittags Spaziergang die Promenade bis zum Strand, bzw. mehrere Strände. Jola nutzte die Gelegenheit, fragte im Touristenbüro nach, wo man sich nach verlorenen Sachen erkundigen könnte. Ich wartete und schaute ins Wasser, wo sie tausende Babyquallen zwischen den Schiffswänden tummelten.

Am Hafen beschauliches Treiben, die Restaurants warteten auf einen Ansturm, der am Montag wohl nicht so kommen würde. Uns kam die wochenanfängliche Ruhe zugute. Auswahl an freien Plätzen war reichlich vorhanden. Muscheln, vielleicht zum letzten Mal direkt aus dem Étang (oder wo sie auch immer herkommen mochten) im Restaurant du Port gegessen. Diesmal „ohne Limit“, hieß, wir konnten nachordern, was wir einmal machten.

Stadtrundgang, ohne Marktstände sah die Gegend gleich ganz anders aus. An der Polizeistation am Chateau Giranch trafen wir niemanden an.

Der Versuch, im Étang zu baden misslang mehr oder weniger. Am Strand stürmischer Wind, der einigen Besuchern Kummer bereitete, mal kippte ein leichter Klappstuhl immer wieder um, mal sprühte das Duschwasser der Brause durch die Gegend, mal wehte der Sand eines aufgenommenen Handtuchs auf den gerade eingecremten Nebenmann bzw. eingecremte Nebenfrau. Mein Badegang verlief wie eine Wanderung durch feuchte Grünanlagen, aufgewühlt vom Seegang waberte alles mögliche an Wasserpflanzen mit den Wellen hin und her. Ich kämpfte mich bis zum Bauchnabel ins braune Wasser vor, ließ mich von den Wellen schaukeln, gab aber schnell auf und verschwand wieder an Land. Jola beließ es bei einer Besichtigung aus sicherer Uferentfernung.

Baguette gekauft, dann im Supermarkt nach Sekt brut nature gesucht, den wünschte sich Miriam zum Geburtstag, fanden aber keinen. Dafür schnappte ich mir verschiedene Weine der Sorte Picpoul de Pinet, dem Wein der Region, der gerne zu Austern getrunken werden soll.

Abends hörten wir eine weibliche Stimme von der Bühne des Campingplatzes so laut singen, dass man die Nachrichten im Fernsehen nicht verstand. Gegen 22 Uhr schauten wir nach, wer da so einen Lärm machte. Eine etwas pummelige Frau im schwarzen Outfit namens Magalie Vae schmetterte auf den Brettern vor „vollem Haus“ ganz allein Popsongs und Chansons. Kinder tanzten in wildem Reigen vor der Protagonistin.

2019 Narbonne

26.07.2019 Freitag

Bewölkter Himmel, kaum noch ein bekanntes Phänomen auf dieser Reise. Erleichterte etwas die Abfahrt aus Villeneuve-sur-Béziers. Narbonne mit einer der schönsten Markthallen Frankreichs sollte besucht werden. Kaum 40 Km entfernt, dauerte es doch wieder länger, bis wir auf dem Campingplatz ankamen. Der angesteuerte Stellplatz existierte gerade nicht, eine Großbaustelle fanden wir stattdessen vor. Den Viersterneplatz Nautique angesteuert; der Platz lag am Étang de Bages et Sigean.

Größerer Platz (Nr. 222), eigenes Kabäuschen mit Dusche, Waschbecken und WC in einfachster Ausstattung.

Gruselige Verkehrssituation, keine Radwege in die gut 7 Km entfernte Innenstadt. Der Kanalweg betrug mehr als 14 Km, sieben davon direkt am Wasser, als schmale Furche durch Grasland, der Rest später auf einer befahrenen Teerstraße, die u.a. am zweiten Campingplatz Mimosa vorbeiführte. Ging mittags Schwimmen, das Becken doppelt so groß wie auf dem vorherigen Campingplatz.

Trotz der zugezogenen Wolkendecke drückte warme Luft auf die Schweißdrüsen. Durch den Ausgang des Campingplatzes auf Sandweg am Étang entlang, landeten wir im Port Nautique. Ein paar schöne Häuser mit Seeblick, dann war der geteerte Weg und der Ort zu Ende und der sandige Wanderweg begann. Jola verweigerte die Weiterfahrt.

Die verkehrsträchtigere Strecke raubte uns die bisher gewonnene Erholung schnell, an einem Kreisverkehr mit Auffahrt auf die Autobahn gelang es uns nur mit Mühe, in eine weniger befahrene Ausfallstraße abzubiegen. Danach ein bisschen nach Gefühl und nach Google gefahren. Half auch nicht wirklich weiter, etwas ländliche Atmosphäre an der Kreuzung Chemin du Quatourze / Chemin du Grand Quatourze mit Blick über ein Weinfeld auf ein Chateau (?). Umgekehrt und mit letztem Mut an der Abzweigung in die andere Richtung gefahren, dann eine Brücke überquert, danach schien uns das historische Zentrum endlich aufgenommen zu haben. Die Hallen, die Platanenallee am Quai Dillon, die Kathedrale St. Just & Pasteur, die schmalen Shoppinggassen und der Kanal Robine.

Auf dem Rundgang warfen wir einen Blick in die Kathedrale, meine Ambitionen für eine intensive Erkundung waren begrenzt, ruhte mich auf einer kalten steinernen Bank auf und sah einer hübschen Frau zu, wie sie einer Gruppe Menschen mit Beeinträchtigungen etwas über Bethlehem erzählte.

Wieder einmal in die Pausenzeiten der Franzosen gefallen und nichts gegessen. Die Pizzeria am Platz vor dem Palast-Museum verweigerte quasi mit Gongschlag ab 16.30 Uhr warme Mahlzeiten. Getrunken hatte ich kurz zuvor einen Tee, Jolas Cola Zero blieb deshalb einziges bestelltes Getränk. Zu regnen begann es nun doch noch, wenn auch nur wenig. Spazierten trotzdem über die Brücke der Händler, Menschen errichteten auf der anderen Seite entlang des Kanals Marktstände, Jola stöberte einen davon auf, der frischen Ziegenkäse verkaufen wollte. Für 7 € nahm sie drei Stück mit.

Die Hallen fotografierten wir, hinein kamen wir nicht, weil schon geschlossen war.

Regentropfen an mein Brillenfenster klopften als wir uns für die längere Strecke am Kanal entschieden. Nur wenige Radfahrer begegneten uns auf dem Stück bis zur Schleuse Mandirac. Der Regen wurden heftiger, der Modus und die Umdrehungszahl erhöht, leicht angefeuchtet erreichten wir das WoMo gegen 19.10 Uhr. Im Restaurant probte just jetzt eine Frau am Mikrophon für den Auftritt um 21 Uhr.

Unsere Bestellung wurde leider falsch verstanden, plötzlich standen zwei Behälter mit Muscheln vor uns, gewünscht hatten wir gratinierte Muscheln. Einer der Töpfe wanderte gleich an den Nebentisch zu eine hungrigen Engländerin.

Jetzt hatten sich die Regentropfen verbündet und fielen per Dauerauftrag vom Himmel, dazu der eine oder andere Blitz. Kurz vor 21 Uhr verließen wir ohne Musikgenuss das Restaurant, wurden fast nasser auf den 200m bis zum WoMo als auf den 14 Km von Narbonne zum Campingplatz.

2019 Villeneuve-les-Beziers

23.07.2019 Dienstag

Und immer wieder grüßt das Murmeltier, oder wie sollte ich die Diskussion um die nächste Etappe umschreiben?

Eigentlich wollten wir vor dem Frühstück noch einmal im Mittelmeer baden, wir kehrten die Reihenfolge um, nach dem Frühstück spazierten wir zum Strand, fast allein hatten wir den Abschnitt hier für uns. Gleich ging es ab ins Wasser, die Wellen wogten mich hin und her, wie auf einer Hollywoodschaukel.

Duschen, eingepackt war ja schon fast alles. Nass aus der Dusche, trocken am WoMo und dann schon wieder verschwitzt. Jola bezahlte, die Rechnung musste ich an der Schranke am Ausgang vorzeigen. Die Route, zunächst mit Zwischenziel Sète, dann sollte es – eventuell – nach Villeneuve-les-Béziers gehen. Bei Carrefour in Pérols getankt.

Aus der Ferne war Sète bereits an seinem Berg und die Industrietürmen am Hafen auszumachen. Im Ort kein Hinweis auf einen Campingplatz, das Touristenbüro mitten im Zentrum, zu wuselig und eng die Straßen. Parkte bei Carrefour, dazu ein Ticket gezogen, wonach die ersten zwei Stunden kostenlos seien. Nahm die Hitze zu, ziemlich benommen marschierten wir eine Straße bis zu Brücke über den Kanal und folgten der Beschilderung zum Touristenbüro. Langer Fußweg an mit aller Art von Automobilen verstopften Straßen.

Campingplatz lag ca. 10 Km außerhalb, erfuhr ich von einem Mitarbeiter. Danach wandelten wir auf ruhigeren Wegen auf einen Freiplatz mit Pagodenzelten, angeboten wurde Literatur im Rahmen eines Lese-Festivals. Kurz darauf die Markthallen, magisch schluckte uns dieser Genusstempel. Fisch in allen Variationen, teils auch zum sofortigen Verzehr. Gemüse, Wurst und Fleisch, Baguette waren fast schon ausverkauft.

Jola bestellte Aubergine mit Hack, ich besorgte ein Bier und eine Cola Zero. Einen Sitzplatz ergatterte ich vorab, Glück gehabt, denn alle Stühle waren ausgebucht. Crevetten nahmen wir 500,o für ca. 10 € mit.

Bei Carrefour eingekauft, alles im überhitzten WoMo verstaut, mit der Parkzeit reichte es, ohne Kosten vom Hof zu kommen.

Den Campingplatz Les berges du Canal erreichten wir gegen 14.30 Uhr, er befand direkt am Kanal. Die Platzsuche wurde dadurch erschwert, dass die Plätze anders bezeichnet als sie auf dem Lageplan benannt waren. Dann die Wahl: diesen oder jenen, wo könnte mehr Schatten zu ergattern sein?

Pause, nachdem alles installiert war. Attraktiv, das zum Campingplatz gehörende Schwimmbecken. Ein Sprung in das ca. 12 m lange Becken erfrischte ungemein. Es war so viel Platz, dass ich sogar ein paar Bahnen ziehen konnte. Danach folgte ein Ausflug in die Umgebung.

Die ersten 5 Kilometer am Canal de Midi legten wir in Richtung Portiragnes zurück.

Unmittelbar neben dem Campingplatz zwei stets gut frequentierte Restaurants. Wahrscheinlich gerne besucht von den Bootsanlegern, die hier vor der Schleuse Zwischenstation machen.

Am anderen Ufer das Touristenbüro, natürlich stilgerecht auf einem Holzboot.

Freuten uns über den breiten und zum Teil neu gemachten Radweg direkt am Wasser. Wie so oft in diesem Landesteil säumten Platanen den Kanal, wahrscheinlich gepflanzt beim Kanalbau. Der Ort wirkte ausgestorben, bei einer Pizzeria saßen zwei drei Einheimische, die Kirche dominierte das Stadtbild.

Wieder am WoMo, wollten wir die Gelegenheit beim Schopfe greifen und Wäsche waschen. Wir hatten die Wahl zwischen zwei Waschmaschinen, eine auf dem Platz, eine davor (für Bootsanleger). Nutzten die außerhalb, weil uns die Beschreibung eine leichtere Bedienung ermöglichte.

Die Handtücher wurden über Nacht natürlich nicht trocken.

24.07.2019 Mittwoch

Die Nächte waren recht anstrengend, wegen der dauernden Bestrahlung durch die Sonne heizte die Luft im WoMo so stark auf, dass wir bis zum Morgen reichlich mit den Tropischen Temperaturen zu kämpfen hatten. Morgens nächste Fuhre Wäsche gewaschen.

Die Tour nach Agde sollten ca. 20 Km lang sein. Die ersten fünf davon kannten wir von der gestrigen Erkundung. Leider währte der gute Fahruntergrund nur knappe drei weitere Kilometer. Danach mündete der Radweg auf verengtem Weg, knochentrocken, ausgedörrt, rissig und mit grobsteinigem Splitt versehen, später schien er als Reitweg gedacht, geführte Ausritte kamen uns entgegen. Der Rüttelkurs bremste natürlich das anfangs hingelegte Tempo total ab. Auf dem Wasser dümpelten neben kleinen Elektrobooten auch diverse gemietete Yachten von „Le boat“ nebst einigen privaten Schiffen. Ab und an hing an einem angetauten Boot ein Verkaufsschild. Radfahrer waren in beiden Richtungen unterwegs. An der Schleuse Ouvrages du Liberon durften die Fahrräder durch eine schmale Absperrung geschoben werden. Die Schleuse gehört zum Kulturgut, sorgte sie doch in früherer Zeit für einen freien Schiffsverkehr auf dem Kanal. Der Liberon floss in ihn hinein, brachte viel Geröll und Sand bei auftretenden Gewittern mit und sorgte für Versandung. Durch die Konstruktion schaffte man es, dass das Wasser des Liberon über das Wasser des Kanals hinwegfloss und der Sand nicht im Kanal landete. Zwei Schleusenwärter mussten dafür an der Anlage ihre Arbeit verrichten. Bis Vias mussten unsere Räder durchhalten, gerüttelt und nicht gerührt kamen wir dann in Agde am Fluss Hérault an. Eine Brücke überquert, landeten wir in der Altstadt. Genau wie in anderen Orten, enge Gassen; bei genauerem Hinsehen, fast als apathisch zu bezeichnende Tristesse. Marode Bausubstanz, Jola meinte, in einer der Gassen hätte der Schimmel ihre Riechorgane gefährlich strapaziert, so verzichtete sie sogar auf den Restaurantbesuch und den Verzehr eines Galette.

Die Halles entpuppten sich als Marktstände für Trödel und nicht für mediterranes Essen.

Schön war es dagegen, dass ich noch diese dekorierte Hauswand entdeckte (kaum zu erkennen, dass es sich um Malerei handelte):

Am Ufer des Flusses wählten wir das Restaurant Mare Nostrum für eine Stärkung. Menü für 16 € (überbackene Muscheln – beide – , Rotbarbe (Uwe) und Ente (Jola)). Ein Rose aus der Region.

Trauten uns in der Mittagshitze noch bis Le Grau d‘Agde, der Badeplatz am Meer. Schnell die Räder angeschlossen, an den Strand, heißer Sand!, ausgezogen und ins kühle, nein, kühl war es nicht wirklich, warme Wasser des Mittelmeeres eingetaucht.

Jola meinte, sie sähe in ihren schwarzen Dessous aus wie eine weiße Larve, verschwand dann ebenfalls für ein paar Minuten im Wasser. Trocknung auf einer Parkbank, die im Schatten eines Baumes auf der Promenade stand.

Rückfahrt durch ein paar Gassen dieses stark frequentierten Küstenortes zum Kai, wo ich auf eine Art Dschunke zusteuerte, eine Fähre, die uns über den Fluss bringen würde, quasi eine Abkürzung auf dem Weg zurück nach Villeneuve. Die Räder etwas umständlich an Bord gebracht, auf mein Haupt achtend, denn das Verdeck hatte eine geringe Höhe. 5 € zahlte ich, obwohl eine einfache Fahrt nur 1,50 € kosten sollte (so der Preisanschlag am „Kapitänsstand“). Beim Ausstieg war mir ein junges Mädchen behilflich (it‘s my job), trug es gemeinsam mit mir die Treppen hoch. Jola bekam Unterstützung eines charmanten älteren Herren.

Vor dem Hintergrund des Wissens um die schlechte Wegstrecke empfand ich den Part nicht ganz so strapaziös wie auf der Herfahrt, trotzdem ärgerte ich mich, dass so was als Radweg ausgewiesen werden durfte.

Gegen 17 Uhr zurück, Tee getrunken, dann ins Schwimmbad, wo im Schwimmbecken vier jüngere französische Frauen lautstark sich zu diesem und jenem äußerten, lachten und gestikulierten, ich blieb teilnahmsloser Zuhörer.

Gegen 19 Uhr nach Béziers, ca. 5 Km laut Plan. Der Weg war zwar geteert, aber gut zu fahren geht anders! Im Ort wollte ich erst weiter zu den 9 Schleusen, ausgeschildert, doch die Strecke zog sich. Jola murrte, ich zweifelte und wir drehten um. Folgten dem Schild „historische Altstadt“. Über die für den Autoverkehr gesperrte Brücke Pont Vieux gelangten wir in die Nähe der Altstadt, die allerdings nur mit etwas Anstrengung zu erreichen war.

Fotos von der Brücke. Ziemlich steil ging es eine gepflasterte Gasse hinauf, die neu geteerte Fahrstraße war nicht minder stark im Anstieg. Oben kreisten wir erst durch die Schattenseiten des Wohlstands, ruinöse Gebäude, manche mit einer Bautafel versehen, anstehende Reparaturen, Sanierungen, Restaurierung, ich „überlas“ es. Dann ein Platz, auf dem eine Bühne für Veranstaltungen aufgebaut war (immer freitags bis sonntags). Nettes Ambiente verleitete vor dem La Crypte in der Rue Porte Oliviers zu einem sofortigen Stopp. Kleine Karte, am Nachbartisch sah ich ein Galette auf einem Teller nach und nach verschwinden, auf der Karte fand ich zu Galette nichts. Galette wurden hier Crêpe genannt. Ein Glas Weißwein, Jola aß einen Salat, auch sehr lecker anzusehen gewesen.

Gerieten danach wieder in Viertel mit Charakter eines Banlieue, danach wieder vom „Berg“ herunter, Viertel umkreist und ein ganz anderes Bild dieser Stadt tat sich vor uns auf. Schicke Läden, Häuser aus der Gründerzeit, moderne Parks mit beleuchteten Wasserspielen, vorzeigbares Rathaus, Prachtallee zum Theater hin. Jola kam aus dem Staunen nicht heraus. Gegen 21.30 Uhr setzte ein buntes Lichtspiel bei den Wasserfontänen ein.

Die Rückfahrt bescherte uns einen Blick in überdimensionierte Einkaufszentren, u.a. Polygone, brachte uns zu den Bahngleisen am Bahnhof, die wir aber nicht überschreiten konnten und deshalb umdrehen mussten. Suchten den Durchlass, der Tunnel führte dann zur Strecke, die wir gekommen waren. Vor dem Canal du Midi, einer hell erleuchteten Bar, standen die Menschen mit ihren Getränken draußen, unser Streben trieb uns auf dem schon recht im Dunkeln liegenden Radweg zum WoMo.

25.07.2019 Donnerstag

Nächtliches Schwitzen gehörte mittlerweile zur Tagesordnung. Frühstück, diesmal mit warmen Baguette. Unter dem Tisch Ameisen, die quirlig und emsig Krümel in mühsamer Trägerarbeit abtransportierten, manchmal auch der Versuch, gemeinsam einen größeren Krumen wegzuschaffen.

Um 09.30 Uhr setzte die Zumba-Musik ein und die junge blonde Allroundkraft, gerade noch im Putzmodus, streifte sich ihr T-Shirt mit der Aufschrift „Animation“ über, und schwang ihre Hüften im Takt, einzige Übungsakteurin war eine ältere Dame, die nur eingeschränkt die kreisenden Bewegungen nachmachen konnte.

Um 10 Uhr mogelte ich mich an den beiden ins menschenleere Schwimmbecken und drehte ein paar Bahnen zur lauten Musik.

Jola nutze die Gelegenheit, nahm um 10.30 Uhr an der Wassergymnastik teil.

Gefaulenzt, wenn man das mal so formulieren darf. Schwimmen, gerätselt und gelesen. Mittags fanden wir kein Restaurant, das uns verköstigen wollte. Also mussten eigene Vorräte, wie die Melone, ein paar Tomaten, Ziegenkäse und die Oliven mit einem vom Morgen übrig gebliebenen Baguettestück Ersatz bieten. Gegen 16 Uhr neuerlicher Versuch die Schleusenanlage in Béziers zu besichtigen. Diesmal passte ich besser auf und fand den Weg am Kanal, der uns auch zur Überführung über den Fluss Orb brachte. Bis zu den acht Schleusenkammern waren es dann nicht ganz 1.400m. Rund um die Schleusenkammern neu angelegte Parkanlagen, einige junge Pinien waren eingepflanzt, Ruhebänke unter alten Platanen. Metallschilder mit Höhenangaben der Schleuse über Normalnull.

Reger Verkehr herrschte für meine Begriffe auf dem Wasser. Die Kammern der Schleusen öffneten und schlossen sich im Minutentakt. Spektakel für Menschen am Ufer, für Mitfahrer auf Leihbooten oder eigenen Schiffen (weil von beiden Mitarbeit beim Sichern und „Einparken“ gefordert wurde) oder den Passagieren von Ausflugsbooten.

25 Meter Höhenunterschied überwand man hier, wenn man alle Schleusen hinter sich gelassen hatte. Bis zu 45 Minuten konnte so eine Passage dauern.

Eigentlich wollten wir danach abends Essen gehen. Jola schlug erneut einen Besuch in Béziers vor. Die Anblicke aus der Ferne waren beeindruckend. Zur römischen Arena mussten wir dem ausgeschilderten Weg folgen, ausgerechnet die steilste Straße der Stadt. Sogar mit Unterstützung der Schiebehilfe kam ich ins Schwitzen. Gefunden hatten wir die Arena nicht. War mir oben angekommen dann auch egal. Bloß nicht weiter durch diese engen Gassen bergauf, bergab kreisen oder schlimmer noch, auf den engen Straßen mit den aggressiven Autofahrern um den beschränkten Platz auf dem Asphalt kämpfen.

Jola übte Einsicht, kaufte bei einem Gemüsehändler ein, dann zurück auf den Treidelpfad. Nun suchten wir den bestmöglichen Weg zum Restaurant L’Écluse, gelegen auf der anderen Kanalseite. Wo lang also fahren?

Am Himmel zogen zunehmend Wolken auf. Sollte es tatsächlich Regen geben? Die Dachluken standen sperrangelweit auf. Ich hatte bei der Hinfahrt richtig geschaut, es gab an der Schleuse einen Fußgängerübergang, der allerdings führte auf ein Privatgrundstück und nicht zum Restaurant. Ärgerlich!

Auf den Schiffen auf dem Kanal vermehrt im Zweierpack Familien, meist waren dazu vier Kinder an Bord, die sich langweilten? Oder sich auf Deck sonnten, wie im übrigen auch einzelnen Erwachsene im Schatten von Kabinenwänden dösten. Wir brachten das Gemüse zum WoMo, dabei die Pizzeria La Cremade gut besucht am Kai gesehen, nachgefragt nach einem freien Tisch. Alle Tische am Wasser bereits reserviert.

Mein Thunfischsteak war lecker, „Medium“, wovon Jola mir bei der Bestellung erst abriet, ich nach einem zögerlichen Kopfschütteln der Chefin dabei blieb. Die Beilagen dagegen hätte ich lieber ausgetauscht.