2019 Lyon

03.08.2019 Samstag

Abfahrt, erst ein Stück auf den wenig befahrenen D-Straßen u.a. durch Valréas, dann 176 Km auf die Autobahn A9 nach Lyon. Reger Verkehr, aber wir kamen gut voran, heißt keine Staus. Das konnte man von der Gegenseite nicht behaupten, Sitzfleisch war bei den Reisenden angesagt, Stau ohne Ende auf drei Spuren (waren das die Pariser, die ans Mittelmeer wollten?). In Lyon dann doch noch zwei Kilometer Kriechspur durch den Tunnel. Der Campingplatz wirkte etwas lieblos gepflegt, aussuchen durften wir nach Belieben einen Platz. Immerhin ein Swimmingpool, ganz ordentliche Sanitäreinrichtungen. Nach einigem Hin und Her und Nachfragen an der Rezeption verzichteten wir auf unsere Räder, benutzten Bus und U-Bahn um in die Altstadt zu kommen. 6 € ein Tagesticket, günstig für eine Großstadt. Um 15 Uhr bretterte der Busfahrer über holperiges Pflaster in Dardilly (ein weniger aparter Ort, soweit ich das aus der Perspektive im Bus beurteilen konnte) und war in gut 25 Minuten an der U-Bahn-Station. Alles gut ausgeschildert, alles sauber und ordentlich. Drei Stationen, dann krochen wir aus der Tiefe des U-Bahnschachtes an die Oberfläche der Altstadt und befanden uns unmittelbar im Touristenstrom um St. Jean. Gleich in ruhigere Gassen geschwenkt, die Rue de Doyenné. Ein kleines Restaurant bot Essen an, möglich, dass es lecker war, aber wir zogen vorbei, in der Hoffnung, bessere Einkehr zu finden.

An der Église St. Georges wendeten wir uns dem Ufer der Saône zu und marschierten zurück in das Auge des Orkans, Place de St. Jean und Rue St.Jean, wo am Platz gerade eine Gruppe Demonstranten der Marke „Gelbwesten“ markige Sprüchen von sich gebend eintraf und für Unruhe sorgte. Wenig später, wir traten gerade nach der Besichtigung der Kathedrale auf den Vorplatz, tauchten diverse schwerbewaffnete Polizisten auf, tauchten in der Menge der Touristen unter. Jola befürchtete Schlimmes, ich zog einfach weiter durch den Strom der „Ausländer“, warf einen Blick in diesen Gang oder den Hinterhof.

Im Rückblick aus der Fußgängerzone ergab sich ein schönes Motiv der Kathedrale in Seitenansicht:

Immer noch waren wir auf der Suche nach einer ansprechenden Pausenstation, die wir aus lauter Verzweiflung im Bogen der Saône am Ende des Altstadtviertels St. Paul in der Rue Lainerie bei einer Art Steakhaus in Anspruch nahmen. Auf der Karte keine alkoholischen Getränke, was den Verdacht schürte, es handele sich um einen islamisch geprägten Betrieb. Zumal ein Teil der Gäste durchaus dazu gepasst hätte, Kopftuch bspw. Bei der Bezahlung klärte sich die Sache auf, gegenüber befand sich eine Schule, im Umkreis von X Metern dürfe kein Alkohol verkauft werden.

Ein bisschen Ausgleichssport schien nicht unangebracht, so schlug ich Jola Treppensteigen vor, die gleich hinter der U-Bahnstation St. Paul hinauf führten und allein optisch schon eine Herausforderung darstellten, weil nach oben kein Ende in Sicht war.

Trotz gemäßigter Gangart auf flachen Steinstufen trat Schweiß auf die Stirn und Innenhalten war angebracht. Nach ca. 950 Stufen erreichten wir, überholt von jüngeren Spaniern/Spanierinnen, ein Plateau. Es gab einen Abzweiger mit dem Hinweisschild „Parc de Hauteurs und Notre Dame de Fourvière“, der zwar registriert, aber an dem wir vorbeigingen. Endlos zog sich linker Hand eine Mauer, unterbrochen von Stahltoren, die Grundstücke absicherten, hin, rechts ebenfalls Gemäuer, im Verfall befindlich, an anderer Stelle modernisiert. Kunst soll hier ausgestellt sein, aktuell alles hinter verschlossenen Toren versteckt. Uns deuchte, hier finden wir keinen Weg in den Park oder zur Kathedrale und kehrten um. Diesmal folgten wir dem Hinweisschild, was uns wiederum Schweiß aus den Poren trieb, denn es ging noch ein weiteres Mal Steinstufen hinauf. Oben dann die Belohnung, die Kathedrale und die Aussicht über Lyon. Dicht gedrängt standen die Menschen an der Brüstung und knipsten Erinnerungsfotos.

In die Kathedrale drangen wir nicht ein, Jolas Versuch, durch das Portal ins Innere zu gelangen, wurde abrupt durch einen Türsteher vereitelt, er schlug ihr die Tür vor der Nase zu.

Aus dem Stadtplan war mir bereits bekannt, dass von hier oben eine Art Seilbahn zur U-Bahnstation St. Jean fuhr. Diesen Kurztrip nahmen wir gerne in Anspruch. Im Wartebereich kam ich mir vor wie auf einem Berg in den Alpen.

Ohne weitere Aktivitäten, es war 19.15 Uhr, stiegen wir nach der Seilbahnfahrt gleich weiter in die Katakomben der Station St. Jean hinab, bzw. ließen uns auf der Rolltreppe nach unten transportieren. Gut ausgeschildert fanden wir gleich den Bahnsteig der Linie D nach Gare de Vaise. Nach zwei Minuten kam die recht volle Bahn an. An der Endstation wartete der Bus der Linie 89 schon (so jedenfalls der Eindruck). Kaum eine Minuten nachdem wir eingestiegen waren, fuhr der (gleiche) Busfahrer los. Im Bus meistens Touristen, die ebenfalls am Campingplatz ausstiegen.