2019 Besançon

04.08.2019 Sonntag

Gut 250 Km sollten heute zurückgelegt werden, Ziel der Campingplatz in der Nähe von Besançon. Ggf. war eine Weiterfahrt bis Mulhouse angedacht (-→ 130 Km mehr). Den größten Teil legte ich entspannt bei 100 Km/h auf der Autobahn zurück, was uns am Ende 31,80 € kostete. Die Landschaft veränderte sich unmerklich, der Wein wurde weniger, dafür mehr Felder mit Mais, der jetzt bereits eine gewisse Höhe erreicht hatte. Abfahrten mit Ortsnamen, die mir aus der Hinfahrt geläufig waren, weil wir sie auf den Landstraßen durchfahren hatten.

Der Campingplatz war eigentlich gut ausgeschildert, ich hatte wohl auch die korrekte Adresse eingegeben, doch das Navi wollte mich in Besançon stets woanders hinlenken. Am Ende landeten wir am Ortsende von Chalezeule direkt am Freibad. Es war ca. 13.30 Uhr, an der Rezeption ein Hinweis, um 14 Uhr sei man wieder für Gäste da. Die Snackbar bot nichts Esswürdiges an, das Restaurant auf der anderen Straßen glänzte durch gähnende Leere, weil geschlossen. Also im WoMo das Baguette von heute Morgen aufgetischt, Gemüse geschnitten, Sauerfleisch den Rest gegeben, Ziegenkäse, Oliven, was will man mehr. Dann den schattigen Platz 101 eingenommen, einen Espresso getrunken, danach ins Schwimmbad, kostenlos mit Campingplatz-Ticket, sonst 2,50 €. Es war, ohne Übertreibung, mehr Menschenmasse als Wasser im Becken. Ich wurde gleich nach der Durchschreitung des Fußbeckens vom Bademeister aufgefordert, meine Turnhose auszuziehen. Überall in den Anlagen wird stets darauf hingewiesen, dass es aus hygienischen Gründen nicht erlaubt sei, mit Shorts ins Wasser zu gehen. Warum nur?

Die dunkelsten Hauttypen sprangen kopfüber ins Becken, warfen im Wasser mit Bällen oder tollten am Beckenrand herum, ohne dass die Aufsicht einschritt. Die schönsten Mädchen/Frauen posierten, sonnten sich, schwammen, auch mal ein ansehnlicher Kopfsprung war dabei. Slalom war notwendig, um einmal durchs große Becken ohne Anecken zu schwimmen.

Gegen 17 Uhr machten wir uns nach Besançon auf.

Schöner Radweg, teils neu und nur für Radfahrer, teils auf fast unbefahrenen Nebenstraßen entlang der Doubs. Sie floss quasi durch ein Tal, links und rechts bewaldetes Felsmassiv, manchmal oben gespickt mit Ruinen alter Festungen/Burgen. Am Ufer angedockt lagen einige bewohnt wirkende Kähne. Die Citadelle thronte mit dicken Mauern über der Stadt.

Um die Stadt, die auf mich nach wie vor wie eine Festung wirkte, am Flusslauf herumgefahren. So gelangten wir ca. 18 Uhr wieder an altbekannter Stelle an der Pont Battant und der Kirche St. Madeleine in den inneren Kern der Stadt. Zeit für ein Bier, passend dazu die Lokalität direkt an der Brücke. Ein heimisches Bier, ziemlich kalt, löschte den aufgestauten Durst, während wir das Treiben um uns herum auf uns wirken ließen.

Jola wurde nicht warm mit diese militärisch anmutenden Aneinanderreihung von kompakter Bauweise, außerdem fehlte Grün in den Straßen. Die Räder ließen wir stehen, suchten auf der Wanderung durch die sediert wirkende Stadt ein Abendmahl. Konzentrierte sich auf das Umfeld um die Brücke, Flammkuchen war nicht mein Ding. Die Grand Rue empfing uns als Einkaufsstraße mit geschlossenen Läden. Am Ende wäre es zur Citadelle hinaufgegangen, später vielleicht!

Gutes französisches Essen war hier heute und jetzt kaum zu erwarten, am Ende speisten wir in der Rue Pasteur im Café Leffe, Systemgastronomie. Meine beiden Geflügelspieße waren ein Witz, jeweils 3 Stücke hingen auf den Holzstöckchen zwischen laschen roten Paprikascheiben.

Während wir auf Getränk und Essen warteten, ereignete sich an einem Nebentisch eine Art Mundraub. Ein Zwillingspaar, cool mit dunkler Sonnenbrille, leicht gebräunt und stets mit süffisantem Lächeln um den Mund, bestellten sie zwei große Bier, nörgelten beim Service daran herum, der zwei neue mit einem Löffel darin brachte. Ständig telefonierten sie (oder taten so?), die Steaks verdrückten sie, telefonierten wieder, der eine verschwand, kam zurück, der andere entfernte sich mit seinem Handy, kam ebenfalls zurück. Dann verdrückte sich der eine erneut, in eine Richtung, der andere folgte wenig später telefonierend über den Platz, wurde plötzlich schneller und entfleuchte um die Häuserecke. Niemand nahm Notiz davon. Später räumte ein Kellner die Teller weg, die halbvollen Biergläser ließ er stehen. Dreiste Zechprellerei, live dabei!

Zwei Impressionen aus der Stadt: eine sonntägliche Straßenansicht mit Menschen auf äußerer Haustreppe bei der Handynutzung und Jola mit Monsieur Battant auf der gleichnamigen Brücke.

Danach etwas sportlich aktiv die ungemein steile Straße zur Zitadelle hinaufgefahren. Imposantes Gemäuer, für ein Foto fand ich allerdings kein Motiv. Es gab leider keine alternative Abfahrt, die uns auf unseren Radweg gebracht hätte. Wieder an der Doubs, verpassten wir die Überfahrt über den Fluss, was ich ca. nach einem Kilometer anmerkte. Umkehr und Rückfahrt bei nun frischem Fahrtwind und beginnender Dunkelheit.