05.08.2019 Montag
Nachdem mit Miriam geklärt war, wann wir sie in Kassel besuchen kommen können, war für uns Colmar ein nahes und bekanntes Zwischenziel. Rund 180 Km verbrachten wir gemächlich auf verschiedenen Straßentypen, immer kamen wir gut voran. Wieder im Elsass fühlte ich mich gleich der Heimat näher, wieso eigentlich? Obwohl ich die Adresse des Campingplatzes eingegeben hatte, steuerte ich den Stellplatz am Hafen in Colmar an. Um die Mittagszeit reisten einige Gäste ab und genügend freie Plätze standen zur Verfügung. Nur wenig mehr als 15 € für eine Nacht mit Strom, und noch näher zum Zentrum.
Die letzte Melone verspeist, dann aufs Rad geschwungen und zur Markthalle gestrebt. Vieles war seit dem letzten Aufenthalt in Vergessenheit geraten oder kam erst mit der realen Bebilderung zurück. Die Altstadt wimmelte von Touristen, mehrere Gruppen asiatischer Herkunft tourten durch die Gassen, ein bunter Haufen Menschen, bei denen ich deren skurrilen Einkleidungsstil bei bestem Willen nicht nachvollziehen konnte, meist mit Selfiestick bewaffnet, wurde alles abfotografiert.
Die Markthalle hatte dummerweise am heutigen Montag geschlossen.
So durften wir uns der Suche nach einer anderen Speisestätte widmen. Die drückende Hitze belastete das Gemüt, schnell geriet man wegen Kleinigkeiten in einen Disput. Trotzdem fanden wir am Place Ancienne Douane einen freien Tisch am Gehwegrand und aßen „Überraschungsteller“, weil das Französische auf der Speisekarte falsch interpretiert wurde.
Gegen 13.20 Uhr verhängte der Service die Essenssperre, neue Gäste wurden mit dem Hinweis „geschlossen“ verprellt, Stühle zusammengeschoben und die Speisekarte weggesperrt. „Terrine lapin“ entpuppte sich als zwei kalte Scheiben Undefinierbares, dazu geraspelte Karotten, und Speckkohl. Auf Jolas Teller befand sich ein Hähnchenschenkel und Frites mit dicker herbstlicher Soße.
Ein heimischer Winzer verkostete Elsässischen Wein, wir probierten ein Glas 0,1 Ltr. Rosé für 2 €. Werden ihn nicht vermissen.
Latschten durch zwei Einkaufsstraßen, Jola auf der Suche nach einem Kleid und nach Geschenken für Miriam. An der Touristen-Information „angeklopft“ (Jolas Typisierung) und an den Wasserlauf gesetzt und den Füßen eine Abkühlung gegönnt. Neues Hobby von mir: mich in freien Gewässern selbst fotografieren.
Folgten kurz den metallenen Dreiecken zur Rue de Tété. Das „Kopfhaus“ noch einmal betrachtet, dann einen Espresso im „1921“ getrunken und 250.o Kaffee gekauft. Immer noch so viele Touristen, eigentlich mehr, als zu dem Zeitpunkt, an dem wir hier eintrudelten. Nicht ganz bei den Rädern, stoppten wir erneut bei der Weinverkostung, Jola spendierte einen Crémant, danach einen weißen Muscat. Beide trinkbar, aber nichts, für einen Flaschenkauf.
Jola meckerte über meine Vorliebe, jungen Frauen nachzuschauen. Nun ja, ab und an gab es ja schließlich auch was zu sehen!
„Paul“, der Bäcker, mit seinen leckeren Baguette noch in Erinnerung aus der letzte Reise, tauchte auf und ich nahm zwei Paulette mit. Schwüle Luft begleitete uns auf dem Heimweg, der schneller zu Ende war, weil kürzer als bis zum Campingplatz. Der Stellplatz war „closed“, alle Plätze vergeben.
Jola zog gegen 18.40 Uhr erneut los, Besorgungen machen. Zu diesem Zeitpunkt war nicht nur der Stellplatz geschlossen, auch Toiletten und Duschen konnten nicht mehr benutzt werden.
06.08.2019 Dienstag
Katzenwäsche von Jola im WoMo gegen 07.30 Uhr, Grund: Duschen waren erst am 08.30 Uhr nutzbar. im Anschluss auf die Räder geschwungen und zur Markthalle gefahren. Berufsverkehr an der Hauptstraße, im Ort gähnende Leere, kaum Menschen in der Fußgängerzone, wenn, dann saßen sie vor einer Patisserie und aßen Croissant und tranken Kaffee.
Punkt 8 Uhr schlossen wir die Räder vor der Markthalle an. Ohne Touristen wirkte die Gegend am Quai de la Poissonnerie verlassen, konnte da, durch seine fein gemachten Häuser würdigen. Marschierten ins Innere, bestellten zwei kleine Frühstück. Der Mann bot uns einen Tisch auf dem außen über dem Wasserlauf des La Lauch angebrachten Ponton an, erste Gäste. Ein Glas kalter Orangensaft, ein Drittel Baguette, ein Croissant, ein kleines Glas Marmelade und einen Kaffee, typisch französisch.
Ein bisschen Käse, Zwiebeln, Tomaten, Baguette und eine Flasche Cidre schafften wir zum WoMo. Neuer Versuch, Schweiß von der Haut zu bekommen, Sanitärtrakt aufgesucht, Dusche besetzt, also warten, zusammen mit Jola. Gemeinsam in die Dusche, saunaartige Luftmasse waberte von der Vorgängerin um uns herum. Nach der Dusche schwitzte ich mehr als zuvor.
Ich kam mit den Nachbarn aus Bremen am WoMo ins Gespräch, die erstmals mit einem geliehenen WoMo unterwegs waren.
Die Abfahrt verzögerte sich, Jola musste unbedingt den Wasserbehälter auffüllen. Dafür stand sie ziemlich lange an der Zapfstelle an (Grund: zu geringer Druck in der Leitung).
Die Fahrt bis kurz vor Straßburg reine Freude, kein Stau, flüssiger Verkehr, die Temperatur stieg im Fahrzeug an, Klimaanlage an, dann war es zu kalt, Klimaanlage wieder aus. Dann den Rhein überquert und Deutschland hatte uns wieder. Bis 13 Uhr auf der Autobahn durchgehalten, dann abgefahren nach Lorsch (ca. 13 Km von Worms) in ein Gewerbegebiet und auf dem Parkplatz von tegut gehalten. Jola bereitete Mittag, zwei Quiche in der Pfanne warmgemacht, ich vertrat mir derweil die Beine und besuchte die Toilette.
Im Navi hatte ich nach der nächsten Tankstelle gesucht. Dafür kreiste ich 1.500m (nach Navi), es waren dann wohl ein paar Meter mehr. Goldene Tankzeiten schienen nach dem teuren französischen Diesel angebrochen zu sein, nur 1,269 € für den Liter.
Nach und nach reisten wir in eine dunkle Wand, kurze starke Schauer wechselten mit aufgelockerter Bewölkung. Ursprünglich war Fulda mit der Therme in Künzell als Ziel vereinbart. Alternativ kam Bad Hersfeld in Betracht, allerdings kein Campingplatz, dafür Stellplatz am Freibad.
Mal was Neues ausprobieren war unsere Devise, also fiel die Entscheidung zu Gunsten Bad Hersfeld aus. Dafür musste ich ca. 55 Km mehr auf der Autobahn abreißen. Immerhin besserte sich das Wetter. Wie ich befürchtete, die wenigen Stellplätze waren alle besetzt, zumindest auf den ersten Blick. Eine Lücke bot mir den Versuch an, meine Einparkkünste unter Beweis zu stellen. Jola half beim Abstand halten. Sogar eine freie Stromsteckdose war für uns übrig.
Zum Hausmeister in den Pavillon, wo ich 6,25 € für den Stellplatz löhnte und einen Stadtplan bekam.
Direkt an einem Fußballfeld mit Kunstrasen standen wir, das Freibad auf der anderen Seite. Das besuchten wir zuerst für eine Erfrischung. 2,20 € Eintritt nach 17 Uhr, zusätzlich 20 Cent fürs Duschen. Wundersame Welt: im Freibad fürs Duschen einen Obolus zu entrichten.
50m Bahn, kaum Besucher, ideale Bedingungen für ein paar ordentliche Züge. 600 Meter schaffte ich, trotz schmerzendem Knie.
Danach den einen Kilometer in die Innenstadt zurückgelegt. Der Marktplatz fungierte als Parkplatz, ansonsten Fachwerkhäuser, viele Lokale in verkehrsberuhigter Lage, einige imposante Sakralbauten und die Festspielbühne in der Ruine. Aßen im Wirtshaus zum Mückenstürmer am Marktplatz. Einige „schöne Frauen“ fuhren in teuren Cabriolets um den Marktplatz.
Jola war von der Stadt begeistert, plante schon für morgen vor, ein Bummel bei geöffneten Geschäften.
Das Festspielgelände beeindruckend in Szene gesetzt, das Innere der Ruine mit einer riesigen Zeltplane überspannt. Ein kleiner Biergarten lud zum Verweilen ein. Nach dem Rundgang gab es seit langer Zeit mal wieder ein Weizenbier (und das für nur 3,50 €). Heute fand keine Aufführung statt, ich erfuhr dies im angrenzenden Museum, in dem vor einer winzigen Bühne im Halbkreis Stühle unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Alters standen. Sie seien aus dem Fundus des Museums, restauriert mit Spenden oder Fördergeldern.
Langsam ausgekühlt, dachte ich an die Rückfahrt. Zu uns an den Stammtisch der Darsteller (eigentlich reserviert) setzte sich eine Gruppe, zu der sich bald ein „Uwe“ gesellte und wohl noch weitere Freunde kommen sollten. Die beiden jüngsten waren zwei Frauen, wieder ausgesprochen aparte Wesen. Optisch hatte dies Stadt einiges zu bieten!
Jola wurde auf dem Rückweg durch eine rote Ampel ausgebremst. Ich wartete vorsichtshalber, der Verdacht, sie konnte die Abzweigung übersehen, bestätigte sich alsbald. Zum Glück übersah sie mich nicht, als sie angerauscht kam.
Rest der Fahrt ist privat. Am 08.08.2019 wieder in Lübeck.