Abfahrt aus Enschede 09.30 Uhr. Hühner und Ziegen verabschiedeten uns mit individueller Intonation. Die ersten 7 Km durch waldreiches Wohngebiet, dann die Autobahn, bei der wir in der Nähe der Grenze in ein unwetterartiges Gewitter gerieten. Nach Osnabrück durften wir wieder 33 km deutsche Baustelle erleben , zum Glück ohne Staus. In Wildeshausen sollte es eigentlich zum stadtnahen Wohnmobilstellplatz gehen, das Navi lenkte ungenau, auf der K 213 fahrend sollte ich wenden, irritiert suchte ich eine Wendemöglichkeit, fand dafür den Campingplatz Auecamp. Der bot uns eine Alternative, zumal günstig (18 €) und Plätze frei.
Der Platz bot neue Sanitäranlagen, ein Restaurant und ein Badesee sollte sich in der Umgebung befinden. Nach Wildeshausen waren es 5 Km. In Frankreich fanden wir auf unseren Touren oft „pittoreske“ Orte mit individuellem Charakter, solche Adjektive trafen auf Wildeshausen nicht zu, kleinstädtisches Ambiente ohne bewegende Ausstrahlung. Die auf der Internetseite verbreiteten wenigen Sehenswürdigkeiten schienen von einer begabten PR-Person so gestaltet worden zu sein, dass es nach mehr aussah, als es war.
Nach einem Mittagstisch beim örtlichen Metzger suchten wir nach dem Perstruper Gräberfeld, Waldwege, die an Weiden vorbeiführten, auf einer eine Herde Longhorns mit Nachwuchs…
Das Gräberfeld, ein archäologisches Überbleibsel aus der Zeit von 900 bis 200 v.Chr. 530 Hügel sollte es davon geben. Wir fanden verblühtes Heidekraut, radelten hindurch auf schmalem sandigen Weg und fragten uns, wo die Gräber blieben.
Nach der Hälfte der Umrundung ein kleines Schild, das Aufklärung bot, die Gräber seien überwachsen, eben mit meist Heidekraut.
Den Badesee suchten wir nicht mehr, die Wetterlage hatte sich verändert. Morgen geht’s in den Heimathafen zurück.
280 km bis Arnheim lagen vor uns, ein Großteil davon im Ballungsraum Gent, Antwerpen, später abseits von Rotterdam um Breda, Tilburg und Utrecht. Zum Glück gab es auf den ersten 180 km keine Baustellen und dreispurige Autobahnen, sodass die „Perlenkette LKW“, trotz wiederholter Elefantenrennen gut passiert werden konnte. Selbst bei Antwerpen lief durch temporäre Geschwindigkeitsregulierung alles zufriedenstellend. Die Zieladresse des Campingplatzes war dummerweise nicht die, deren Platz ich am Vortag angemailt hatte. Driel, ein Dorf nahe am Niederrhein hinterm Deich, auf dem wir gut 3 Km entlangfuhren, bis es zum Campingplatz abging, Nummer 17, ein Bauernhof, davor ein kleines Holzschild „Campersplaats Vogelenzang„, hoppeliger Rasen, ein Holzhütte, sonst nichts, da waren wir wohl falsch! Leicht genervt ließ ich das Navi nach einer Alternative suchen, bekam eine Auswahl aus der Umgebung. Fahrt zurück nach Arnheim, dann nach Oosterbeek.
17 Km bis zum Campingplatz Oosterbeeks Rijnoever, gelegen abseits, dafür direkt am Ufer des Niederrheins. Optisch wirkte er nach Ankunft wie ein Lager alternativer Bauwagenbewohner. Bei näherer Betrachtung entpuppte sich der Platz jedoch als sympathisches Fleckchen, und wir durften von Glück sprechen, es war der letzte freie Platz für eine Übernachtung. Und der bisher teuerste! Nett war sie, die Marieke, die uns Platz 59 zuwies.
Der Platz im Überblick:
Den Trip nach Arnheim vermieste uns kurzzeitig Regen, obwohl wir mit Cape und Regenjacke gewappnet waren. Reine Wohngegend in Oosterbeek zunächst, verschiedene Haustypen. An der Hauptstraße ein Bistro namens Bløff. Wir versuchten unser Glück. Speisekarte nur auf „Einheimisch“. Jola wählte Kroketten a la „Oma Bob“, ich Uitsmijter Bløff, u.a. mit drie eieren. Wir ließen uns überraschen. „Drie“ war nicht „getrocknet“ o.ä. sondern drei (Spiegeleier), ich bekam quasi ein Bauernfrühstück. Jolas Kroketten, außen kross, innen eine teigige Masse undefinierbarer Substanzen, artig wurde aufgegessen. Wir recherchierten und fanden, dass Oma Bob seit 1905 am Werk ist. Wen es interessiert: Link zu Oma Bob.
Wir benötigten erst einmal einen Kaffee, in Erinnerung ans letzte Jahr wählten wir das Café im Arnheim Museum, ca. 1,5 km Richtung Innenstadt auf einem Hügel gelegen. Horden Jugendlicher auf Rädern in beiden Richtungen unterwegs, Schule war gerade aus. Zum Museum bzw. seiner Kunstobjekte im zugehörigen Park gab es gegenüber dem letzten Besuch nichts Neues zu berichten, deshalb keine Fotos. In Arnheim gebummelt, die Stadt gab einem Teil seiner Einkaufszone den Beinamen „Montmartre„, kleine Gassen, individuelle Geschäfte, buntes Treiben. Wir brauchten noch Brot für das Abendmahl, da sprang mir die folgende Werbung ins Auge…
In der Auslage tatsächlich anderes Angebot als in Belgien oder Holland üblich, Vollkornbrot, fest und Kruste. 35 Jahre sei man in Holland aktiv, käme aus Duisburg. Sämtliche deutsche Studenten in Arnheim würden hier ihr Brot kaufen, so einer der beider Mitarbeiter auf meine Nachfrage antwortete….
Besuchten noch einmal die Brücke von Arnheim, das Museum geschlossen, drumherum Baustelle, der Radweg am Rhein wird saniert. Heimfahrt…
Können Tage auch ein schlechtes Karma haben? Ich behaupte, ja! Abfahrt aus Isques relativ früh, auf Wunsch einer einzelnen Frau sollte eine ALDI-Filiale aufgesucht werden. Sicher nahm diese Entscheidung keinen Einfluss auf den Fahrzeugschaden an der Ausfahrt, wo ich mir sicher war, das WoMo durch das auf einer Seite geöffnete Tor schadlos zu manövrieren. Leider täuschte ich mich, Grund war, dass die Fahrbahn seitlich abschüssig war und das WoMo genau an der engsten Stelle „wankte“ und der Aufbau hinten gegen die Eisentür stieß und verkantete, kein Vor, kein Zurück. Der Schaden erheblich. Mit Hilfe anderer Gäste gelang es, den Aufbau etwas wegzuschieben und ich das WoMo aus der Klemme befreien konnte. Dicke Luft im Cockpit, bei ALDI beschädigte ich dann mein Metalluhrband und Jola bekam nicht all das, was sie auf ihrem Einkaufszettel hatte. An der Tankstelle stellte sich ein PKW so dicht beben mich, dass ich nicht von der Säule kam und warten musste. In Brügge, unserem eigentlichen Ziel, war der zentrumsnahe Campingplatz ausgebucht. Die Suche nach einer Alternative begann.
Sie hieß Camping Klein Strand in Jabbeke, von Brügge ca. 11 Km entfernt, von der See rund 13 Km. Ein zweigeteilter Platz mit Badesee in einem Wohngebiet mit einigen hübschen Neubauten. Wunderlich für mich, die vielen Dänischen Gäste, die Stellplatzsuche vom schlechten Tageskarma beeinträchtigt, es dauerte. Bewegung sollte Entspannung bringen, Radtour, doch wohin? Brügge oder De Haan (Strand)? Bei 28° hielten wir De Haan am Meer für die bessere Wahl. Das schlechte Karma bescherte uns ein Orientierungsmanko, dafür sahen wir etwas mehr von Jabbeke, bevor wir in der Spur landeten und Richtung See unterwegs waren.
Karma hin oder her, ab Nr. 3 traf Jola die Entscheidung, Richtung Nr.4 zu fahren, entlang der N9, schlechte Wegstrecke und lärmenden Verkehr. In De Haan suchten wir an der Promenade Restaurant Paname, daran gute Erinnerung aus einem vergangenen Jahr. Doch die Speisekarte glänzte diesmal „hochpreisig“, das vergällte uns den Appetit, obwohl hungrig. Es war Montag, der Tag der geschlossenen Restaurants, wenig Alternativen. Rundgang, landeten im Bistro Coucou am Seedeich. Die gesamte Promenade ein Skulpturenpark, meist Bronzen, Frauen in diversen Posen…..
De l’amour
La vita é bella
Rückfahrt, erst durch die „besseren Wohnviertel“ De Haans, später über die ruhige und asphaltierte Strecke nach Vlissegem. Am Campingplatz ein erfrischendes Bad im See genommen.
03.09.2024 Dienstag
Alles mit Code gesichert, Hochsicherheitstrakt sieht trotzdem anders aus, alle benutzen „12349“. Selbst in den Duschen sind Automaten angebracht. Für die in jeder Dusche angebrachten Automaten benutzte ich die gleiche Zahlenkombination wie für die Eingangstür zum Sanitärgebäude, es passierte aber nichts. Da war noch – ohne Brille – ein verschwommenes grünes Knöpfchen sichtbar, was ich drückte, und das Wasser floss. Frühstück draußen, obwohl, gerade als alles gedeckt war, begann es zu nieseln. Wir blieben sitzen! Gut vorbereitet machten wir uns nach Brügge auf. Jabbeke noch nicht ganz verlassen, überquerten wir die Brücke über die Autobahn E40, von wo aus man den Badesee des Campingplatzes sehen konnte.
Nach Plan fahren, da konnte man sich ganz auf die Umgebung konzentrieren. Felder mit Zuckerrüben, Kartoffeln und anderem bereits abgeernteten Gemüse, kurzes Stück entlang der Autobahn, dann hinter hohen Hecken / Zäunen mehr oder weniger blickdicht versteckte „Anwesen“, man kam aus dem Staunen nicht heraus. Varsenare, ein Vorort von Brügge, wohnen hier (Oudenburgweg) die Schönen und Reichen? Ansonsten eher dörfliches Ambiente, bis wir an die Hauptstraße Gistelse Steenweg kamen, der uns ca. 2,5 km lang bis nach Brügge hinein führte.
Ein schmales Stadttor ließ uns in die Altstadt…. unsere Tour etwas später zu Fuß (ab Nr. 3) ….
Sint Janshospitaal (Nr. 3), irgendwo in dem Geflecht dieser Hinterhofgemäuer stellten wir unsere Räder ab. Body worlds, eine Ausstellung, die wir aus länger zurückliegenden Zeiten unter dem Begriff „Körperwelten“ in Deutschland kannten, sie war hier in altehrwürdigen Gemäuern zu finden. Musealen Besuchen (bspw. Apotheke) verweigerten wir uns. Wir wanderten durch schmale Gassen zum Konzerthaus, dort die Info. Lunch-Time, die Speisekarten boten ein preisliches Horrorszenarium, Muscheln 24 €, zum Vergleich in Frankreich 14 € bis 15 €, Pizza Tonno 18 €, Leffe 0,5 Ltr. 10,50 €. Ich war schon vor dem Essen satt! Wir besuchten die Onze Lieve Vrouwekerk (Nr. 4). Ein paar Fotos – für Interessierte:
Der Weg nach Golgatha (Ad Haring)
Verzweifelt versuchten wir dem Preiswucher und dem Touristenstrom (zu dem wir natürlich ebenfalls gehörten) zu entkommen. Fanden neben dem Vismarkt ein nicht überlaufenes Restaurant, das ein Menü für 25 € anbot. Man gönnt sich ja sonst nichts. Die Vorspeise:
Nach dem Menü spazierten wir weiter (so von Nr. 5 bis Nr. 7) im Touristenstrom durch Brügges Altstadt, Jola noch unzufrieden mit der „belgischen Ausbeute“, sprich, Fritten und (teures) Bier hatte sie gerade, nun noch Waffeln und Schokolade. Von den Chocolaterien reihte sich ein Geschäft an das nächste. Widerstand zwecklos, es wurde gekauft, für später, bei einem Kaffee davon knuspern. Ein Seiteneingang merkte mit Bierflaschen und dazugehörigen Gläsern in einer größeren Vitrine auf, das Brug Biermuseum, durch Zufall entdeckt.
Nachdem wir den Markt beschritten und das photogene Gebäude Provinciaal Hof abgelichtet hatten …..
…. musste auch der 83m hohe Belfried mit ins Fotoarchiv….
In der Sint Amandsstraat empfahl ich uns wenig später Mey’s Art Café, bunte Tische vor hinter Fenstern ausgestellten Kunstwerken. Der Kaffee ward schnell gebracht, die gekaufte Schokolade, scheinbar sicherheitsverwahrt. Jola bekam das Zellophan nicht auf, das Schweizer Messer half. Kaffee für 3,50 €, ohne Keks dazu.
Toilette, „die sei on the top, ganz oben„, so der Besitzer (und Maler?). Frei durfte ich durch die Etagen wandeln, die Damentoilette im 2. Stock, dort auch die Farbpaletten und unfertigen Bilder. Im 3. Stock erwartete mich Überraschendes, Aktfotografien und Lustobjekte, war deshalb die Herrentoilette hier oben?
Der Wettergott meinte es nicht so gut mit den Touristen, insbesondere die, die eine Rundfahrt auf dem Wasser angetreten hatten….
….. Scheinbar war man an Bord präpariert, Regenschirme kostenlos. Die Räder gesucht und gefunden. Vor uns lag die 12,8 km lange Rückfahrt, der Nieselregen nicht so dramatisch, die Brille besprenkelt, die Sicht reduziert, den Bäcker dennoch nicht übersehen und für den Abend Brot und Brötchen mitgenommen.
Mit der bedrückenden Erkenntnis aus dem Besuch des Memorial-Center Pegasus, wie viele Opfer erbracht werden mussten, damit Europa wieder für lange Zeit in Freiheit und Frieden leben konnte, verließen wir heute gegen 09.40 Uhr die Normandie Richtung Norden. Rund 300 km Strecke lagen vor uns, Ziel irgendwo in der Nähe von Boulogne-sur-Mer.
Ich genehmigte uns Fahren über die Autobahn, sprich, Maut bezahlen. Das sollte uns laut Navi gegenüber anderen Strecken eine Ersparnis von ca. 75 Minuten bringen. Die Mautstellen mit ihren Automaten raubten mir fast den letzten Nerv, wo schob man den Geldschein ein?, wo fand man das rückgegebene Bargeld?, aus welchem Schlitz kommt das Ticket?, dann die Girokarte falsch eingeschoben, des Französischen kaum mächtig, was stand auf dem Display? Die Karte falsch herum eingesteckt, Anfängerfehler! Dann, wenn alles irgendwie „richtig“ war, hatte ich „zu kurze Arme“, kam nicht an die Schale, ans Ticket oder…. Nun gut, am Ende schaffte ich alle Mautstellen und sogar die bei der Pont Normandie bei Le Havre, die Brücke fotografierte Jola wieder ausgiebig während der Überfahrt, aber Bilder waren verwackelt, deshalb hier eins von Wikipedia.
6,80 € kostete der Ausblick, von dem ich am wenigsten bei 70 km/h hatte, über die Seine auf der knapp 860 m langen Brücke. Bei einer Rast checkte ich meine Emails, Anfragen an Campingplätze von gestern. Einer sendete eine Rückmeldung, ja, Platz frei, man könne kommen. Isques, ein 1.200 Seelen-Dorf nahe Boulogne. Nahe hieß, rund 7 Km mit dem Rad. Nach 14 Uhr trafen wir am Camping Les Cytises ein, wo gerade das Schild an der Rezeption von „fermée“ auf „ouvert“ umgedreht wurde. Schöner, mit halbhohen Hecken eingegrenzter Rasenplatz. Teepause. Trotz mauer Wetterlage verordneten wir uns Bewegung, wollten wieder Sandstrände und Dünen sehen….
Radwege katastrophal, wenn vorhanden, auf Straßen im Sekundentakt Überholmanöver von PKW, selbst auf dörflichen Landstraßen, geschuldet vielleicht dem Feierabend und Einleitung des Wochenendes. Egal, Orte boten tristes Ambiente, wenig Glamour von sonstigen meernahen Badeorten, man glaubte sich eher im Revier, sprich, Kohlenpott der frühen 70er Jahre. Zwischen „2“ und „3“ lag ein Campingplatz, den wir uns als mögliche Alternative für die nächsten Tage ansehen wollten. Kam aber nicht infrage. Weiter bis zum Strand, nach einem Kilometer tat sich Dünenlandschaft auf…..
Wetterbedingt, fast menschenleerer Strand, wenig attraktiv, jetzt einen Spaziergang ans weggelaufene Meer zu machen. Wir kehrten um, fuhren weiter in die nächste (trostlose) Gemeinde namens Equihen Plage. Radfahren in Südtiroler Berggegend wäre nichts gewesen gegen Steigungen und Gefälle auf dieser Tour. Am Ende bremsten wir uns eine Straße mit 14% Gefälle nach St. Etienne-au-Mont stetig hinunter, Grund fürs Abbremsen: Schlaglöcher. Im Ort eine gelungene Street-Art-Wandmalerei…
Heil (-froh) waren wir mit zwei Baguettes wieder am Campingplatz zurück. Deutsches Essen: Wiener Würstchen, Tomatensalat und ein Bier. Über die Thujahecke klangen Altherrenstimmen mit jugendlichem Timbre herüber, zwischendurch metallisches Klackern, Boule wurde von Einheimischen mit Enthusiasmus gespielt.
Der gestrigen Tag wird nur leicht gestreift, weil der Fahrer „malade“,sprich, krank war. Abschied aus der Bretagne und St. Malo bei Sonnenschein. Sonnenaufgang…..
Fahrt ohne Umschweife über Caen direkt nach Cabourg, eigentlich sollte ein Campingplatz beim pittoresken Örtchen Houlgate angesteuert werden. Der schwächelnde Mann brauchte jedoch vorzeitig eine Rast, so landeten wir wieder auf dem schon einmal besuchten Campingplatz Oasis in Merville, ein Grund war, der hatte auch über die Mittagsstunden geöffnet. Am Eingang lag ein Schild auf dem Boden, darauf „complet“. Jola unverdrossen an die Rezeption, ein letzter Platz war doch noch frei. Resttag war für mich Betttag. Jola genoss die Tag mit ehegattenloser Zeit.
Details zum „Kranksein“ überspringen wir, die Sonne schien, dem Mann ging’s besser, Frühstück draußen, der Plan war, nach Houlgate mit dem Rad zu fahren und auf dem Rückweg Cabourg einen Besuch abzustatten.
Bis Cabourg die Strecke bekannt. Soweit ein Blick aufs Meer zugelassen wurde, das Wasser war mal wieder weit weg. Fast übergangslos trafen wir in Dive-sur-Mer ein, großer, geschützter Yachthafen, dessen Name an einem markanten Turm prangte und dessen Illustration wir aus dem Museum in Bayeux wiedererkannten (Wilhelm der Eroberer auf dem Weg nach England)….
….sogar mit deutschem Text versehen. Ein Lob für den Radweg, gut ausgeschildert, teils wirkte der Belag wie frisch geteert. Houlgate erwartete uns mit der im Reiseführer angekündigten Bäderarchitektur, ein erstes Bauwerk….
Direkter Meerblick garantiert. Der Ort im Zentrum war besser zu Fuß abzulaufen, also die Räder geparkt. In Deutschland käme mir, wegen der Fachwerkoptik, zum Vergleich Hannoversch-Münden in den Sinn. Ein Spaziergang an der Promenade bis zum Casino, dort auf der Terrasse Teepause. Hinter dem Casino das Grandhotel, das keins mehr war und auch kein Foto wert war. Beim Stromern durch die Gassen die Markthalle entdeckt….
…… nicht ganz so opulent, wie man sie aus anderen Städten kennt, das überschaubare Angebot aber interessant, vor allem der Käsestand…..
Es reifte nicht nur der Käse, auch die Idee, wieder Picknick im Freien zumachen. Also besorgte ich einen Ziegenfrischkäse (vorne unten ganz links) und einen Langres (hinten links neben den blauen Flaschen), Jola Oliven.
Bei Maps nachgeschlagen, wo sich eine Boulangerie befindet. Gefunden, offensichtlich die einzige im Ort, nahm man die davor stehende Schlange als Maßstab. Erst weigerte ich mich, mich anzustellen. Doch Jola verschwand im Supermarkt, Wasserflaschen besorgen. Zeitvertreib, „Anstehen“ bei Maison Florent. Aus der Schlange heraus Foto….
Einen Park entdeckt, Räder abgeholt und durch ruhigere Straßenzüge zum Park „Square Claude Debussy“ geradelt. Besser ging’s nicht, schattige Bank mit Meerblick….
Parkblick und Umfeld….
…..Fotoausstellung im Park „Breakdance“. An der Kirche wieder ein überraschender Rastplatz an sakraler Stelle, an dem der Vater sogar in einem kleinen Topf köchelte….
Noch drei Bilder von Häusern (der runde Turm gehört zum Grandhotel), wobei die Kirche auf dem zweiten Foto ursprünglich einmal eine Kirche war, aus der demnächst eine Apartmentanlage werden soll…
Danach ging’s zurück zum Campingplatz. 29 Kilometer heute, insgesamt auf dieser Tour bisher rund 420 km. Und nach dem Blog schreiben an den Strand. Mein Erstkontakt mit französischem Meerwasser dieses Jahr, und gleich schloss ich im bewegten flachen Uferwasser Freundschaft mit Blue Jelly (frei übersetzt), einem blauem Etwas im grünlichen Wasser schaukelnd hin und her schwebend…..
Nachgeforscht, die blaue Nesselqualle als einzige „blaue“ gefunden, die soll allerdings an meterlangen Fäden giftige Tentakel besitzen, die ich hier bei diesem Objekt nicht entdecken konnte. Trotzdem empfand ich die mehrfach angetroffenen Genossen nicht sonderlich angenehm in meiner unmittelbaren Umgebung. Begab mich nur leicht mit Salzwasser benetzt ans Ufer zurück. Links und rechts vom Wasserrand aus ….
29.08.2024 Donnerstag
Das letzte Baguette ward am gestrigen Abend vernichtet, Jola, ortskundig in Merville, besorgte neue. Trotz frischer Luft, Frühstück draußen, „bon jour“ schallte es uns entgegen; wie oft wir das erwidern mussten, die Franzosen sind eben höflich.
Unser Ziel heute Ouistreham, an der Orne gelegen. Auf dem Weg dahin würden wir die Pegasus-Brücke besichtigen.
Bis Sallenelles waren wir beim ersten Besuch hier schon einmal gestrampelt, auf gesamter Länge Radwege, gut zu fahren. Der Rest bis Bénouville eine einzige gerade Strecke entlang der begradigt aussehenden Orne, teils grober, teils feiner Splitt als Belag.
Die heutige Pegasus-Brücke, ein Nachbau …..
Wenn wir schon an dem Ort, an dem quasi am 06.06.1944 die Befreiung Europas vom Joch der Nationalsozialisten begann, waren, dann wollten wir uns das Museum „Memorial Pegasus“ auch anschauen. Wen das nicht interessiert, der kann den Rest dieser Blogseite überspringen…. Detailliert finden sich in der Ausstellung die strategischen Planungen, Materialien, wichtige Menschen, quasi die Drahtzieher der Operation, aber es werden auch Einzelschicksale dargestellt. Dazu Originalbilder aus dem Kriegsgeschehen.
Zu dem folgenden Schaukasten, der Ausrüstungsgegenstände einer Spezialeinheit zeigt, fand ich besonders bemerkenswert das Stück „Packpapier“ links an der Landkarte. Es diente als Warninstrument, war mit einem bestimmten Stoff getränkt und verfärbte sich bei einem Gasangriff.
Deutsches Waffenmaterial und andere Gegenstände, die teils von Einheimischen gefunden oder von Gefangenen stammten….
Bei der Operation D-Day sprangen britische Fallschirmspringer in der Nacht vom 05. auf. den 06. Juni im Rücken der Deutschen bei Ranville , die die wichtige Pegasus-Brücke zu verteidigen suchten, ab. Ranville gilt als die erste französische Ortschaft, die von deutschen Besatzungstruppen durch die Alliierten befreit wurde. Hier im Kasten ist „Rupert“ ausgestellt, ein Dummy.
„Rupert“ kam in vier Einsätzen rund 500 x zum Einsatz und diente als Ablenkungsmanöver. Im Dunkeln sahen die Ruperts aus wie echte Fallschirmspringer, sie sollten unter der Deutschen Abwehr Verwirrung stiften, viele der Dummys waren zudem mit Sprengstoff bestückt. Die Alufäden (links im Bild) dienten der Störung des Radars.
Kommunikation war nach der Landung wichtig, unter welchen Bedingungen Leitungen verlegt wurden, zeigt dieses Fotos….
Werkstattwerkzeug, schweres Material einer nicht unbedeutenden Abteilung bei der gesamten Mission.
Der Außenbereich des Museums….
Das Flugzeug nannte sich „Glider“, brachte Truppen und Material am D-Day in die Normandie.
Die meisten der Maschinen flogen bis nach Ranville.
2239 Gräber von Männern und Frauen der Alliierten Streitkräfte befinden sich auf dem Friedhof von Ranville, längst nicht alle Gefallenen konnten gefunden und begraben werden. Mit der Einnahme dieser wichtigen Brücke begann quasi die Befreiung Europas von der nationalsozialistischen Herrschaft, und bald darauf eroberte man ostwärts weiter französisches Territorium zurück….
Ein wahrlich denkwürdiger Ort, an dem heute vor allem britische Bürger ehrfurchtsvolle Besucher waren.
Bewundernswert, mit welcher Akribie die Vorbereitungen getroffen und später in die Tat umgesetzt wurden.
Ich war vor dem Eintritt ins Museums skeptisch, ob ich das Ganze (Kriegsgeschehen immer wieder „aufwärmen“) gut finden soll, musste aber nach dem Besuch mir eingestehen, dass es wichtig war, an dem Ort, an dem Europa wieder begann zu dem zu werden, wie wir es heute kennen, gekommen zu sein. Ein empfehlenswertes Ziel, für jeden, der in die Normandie reist. Gegenüber des Museums an der Brücke das passende Restaurant….
Wir setzten danach unsere Radtour auf der anderen Seite der Orne nach Ouistreham fort, fanden nach ca. 5 km dort das L’Auberge, eine Art Pizzeria, wo wir überraschend einen deutsch sprechenden Wirt vorfanden, von dem Jola noch erfuhr, er hätte drei Jahre in NRW BWL studiert und liebte Deutschland. Selten eine so umfangreich belegte Pizza gegessen…. Ortsdurchfahrt, auch hier ein Museum zum WW II.
Einkaufsstraße während der Mittagspause, hier gerade „schwer bewacht“ von der örtlichen Polizei, auf Streife…
Rückfahrt mit Stopp am Naturfreundehaus, wo es Luftaufnahmen des Naturschutzgebietes zu sehen gab, zwei, auf denen gut der Rad-/Wanderweg zu sehen ist…
Unwohlsein setzte sich fort, der Mann bewerkstelligte die Aufbrucharbeiten allein. Wie Vorgestern, morgens die Fahrt zur Boulangerie L‘ Épi Doré, heute ohne Wartezeit vor dem Eingang, sprich, ich war der einzige Kunde. Unverständlich, denn die schon aus anderen Berichten bekannte „schöne Verkäuferin“ reichte mir zwei Baguette und zwei Croissants. Die Frau wenigstens transportfähig, die 100 km im Regen gemeistert. Fahrt durch St. Malo nur mit Navi leistbar, Fahrkunst war auf den letzten Metern wegen enger Straßen gefragt. Platz 163, schnell ging es an der Anmeldung von Camping De La Cité D’Aleth, der Platz hatte Schieflage, die Neigung gerade noch so auszugleichen. Später kam ein Gast aus München und beanspruchte den Platz für sich, ich stünde auf 162. Es wurde sich schnell geeinigt, einfach ein Tausch, was mir nur recht war.
Wagten nachmittags einen Trip in die Altstadt…..
Hinter den dicken Wehrmauern herrschte einerseits durch viel Schatten eine frische Kühle, andererseits dichtes Gedränge durch den zusätzlichen Wochenendtourismus. Die Räder ließen wir an einer geschlossenen Markthalle stehen. Fast in jeder belebten Straße unterhielt ein Straßenmusiker das mit Biskuits, Crêpe oder Eis bewaffnete Publikum. Wer von uns gemachte Bilder von hier sehen möchte (siehe Bericht 2023 oder 2017; „Suche“). „Malade“ („geht nicht so gut„) brachte uns wieder auf die Spur zum Campingplatz. Am Plage des Bas-Sablons auf dem Belag der Promenade neu die Radschilder aufgemalt mit dem Zusatz „au pas“ (auf dem Weg – erlaubt). Ebbe im Becken, am, jetzt breiten – Strand nur wenige Menschen, der vorgelagerte Yachthafen nicht betroffen vom Niedrigwasser, wie viele Millionen Euro hier wohl vor Anker dümpeln? Abends noch kurz mit einer Dusche erfrischt, Sanitärgebäude lag unterhalb der Erdoberfläche, versenkt, über eine Treppe erreichbar, nach oben offen. Mit dem Begriff „einfach, o.k.“ ausreichend umschrieben.
Gegen 08.15 Uhr weckte mich ein Kitzeln an der Nase und sanfte Worte drangen an mein Ohr, ob ich nun bereit für einen Inselbesuch wäre. Die Idee hatte ich gestern entwickelt, wobei sie da noch bei der Frau auf Widerstand stieß. Egal, Baguette aufgewärmt, gefrühstückt und um 9 Uhr nach Granville zum Büro (Nähe Rue G. Clemenceau), wo Tickets für die Überfahrt verkauft werden. Nur heute nicht, jedenfalls das Büro geschlossen. Also direkt zum Fährhafen (Gare Maritim), Menschen, beladen mit Rucksäcken, Angelgeräten und sonstiger Technik (wahrscheinlich zum Muscheln suchen), Tüten voller frischer Baguettes (nur wir hatten keine mit). Erste Gäste checkten schon ein, Jola kam mit Tickets, Fahrräder angekettet, und ab ging es an Bord. Das Schiff legte früher als 10 Uhr (offensichtlich voll) ab. Rauer Wind ließ schon im Hafenbecken das Schiff schaukeln. Auf See dann war man gut beraten, sicher sitzen und auf den Horizont starren zu können. Jola übersetzte, was der Kapitän an Regeln und Informationen zu vermelden hatte. U.a. sollte man die Toiletten sauber verlassen (vermutlich war das ein Appell an Seekranke, die sich erleichtert hatten). 17 Kilometer die Entfernung bis zur Insel, bei dem Tempo rechnete ich mit einer Stunde Fahrzeit, was nichts anderes bedeutete, als eine Stunde den Horizont zu bewundern. Mir selbst ging es nicht so arg schlecht…. Den vielen Hunden an Bord schien der Seegang nichts auszumachen (oder können Hunde gar nicht seekrank werden?) Wieder ein Hinweis, man könne Mont St. Michel sehen, eher erahnen, den grauen Umriss des Berges mit der prägnanten Silhouette. Britische Festland als ebenfalls dunkelgrauer Rand am Horizont gut zu erkennen (oder haben wir etwas falsch verstanden, denn England lag gut 200 km entfernt). Bräunlich-beige Felsbrocken ragten nach 45 Minuten aus dem Wasser, das Boot musste bis zum nordöstlich gelegenen Hafen manövrieren, legte an einem zweiten Schiff längsseits an. Passagiere verließen über das zweite Schiff auf einer mannsbreiten Holzplanke, zu jeder Seite von einem Crewmitglied abgesichert, die Fähre aufs Festland.
An Land versuchte der Körper sich an den festen Boden zu gewöhnen. Eins der wenigen Fahrzeuge, die auf der größten der ungefähr 350 Inseln erlaubt sind, vereinte Feuerwehr und Notarzt.
Alles andere wird offensichtlich per Boot transportiert…..
Und wie man sieht, alle Boote haben Wasser unterm Kiel, sprich, Hochstand der Flut. Zur Hauptinsel des sogenannten Archipels: ca. 1.200 m lang und knapp 500 m breit. Der größte Teil befindet sich in Privatbesitz, nicht betretbare Naturschutzzonen begrenzten die Spaziermöglichkeiten zusätzlich. Ein Hotel, ein Restaurant mit Supermarkt, einige Gites und private Ferienhäuser gesellten sich zu den aktuell 47 Einwohnern, meist handelt es sich dabei um Fischer. Die Wanderwege waren gut ausgeschildert. Ein weiteres Fahrzeug befindet sich in der Hand der „Müllabfuhr“ (oder wer auch immer solche Dienstleistungen auf der Insel erbringt), der Müll wird offensichtlich mit dem Schiff abtransportiert, hier wartet man, dass die Besucher den Weg zum Anleger frei machen….
Was sonst noch so alles am Hafen „herumliegt“ oder steht, ein Eindruck….
…..ebenso wie in vielen Städten und Gemeinde, eine umfunktionierte Telefonzelle als Bücherei (erstaunlich bei 47 Einwohnern, da könnte man auf den Gedanken kommen, die kommunizieren auch so untereinander und tauschen sich direkt aus), die Briefkästen daneben schön säuberlich aufgereiht für den Postboten, der Rest der herumliegenden Sachen erschließt sich sicher eher für Fischer und Angler. Bis hierhin waren noch keine 200 m auf der Insel zurückgelegt. Erste Wegbeschreibung, die Kennzeichnung zu den „Sehenswürdigkeiten“, immer in Minuten angegeben, auch wenn es sich lediglich um 1 Minute handelte.
Die karge Landschaft, das viele Wasser, die verschieden großen Inseln drumherum, die Steinhäuser, Eindrücke verarbeiten, Bilder schießen. Bilder von der hier am Standort nächsten Umgebung, die sich hier mit Kinderarbeit darstellt, sprich, Schieferplatten als Unkrautschutz zerkleinern, die Vater anschließend unter den Pflanzen verteilte.
Fast auf jedem Meter begegneten wir auf den bisher beschrittenen Wanderwegen einem oder mehreren Inseltouristen, an einem der Strände etwas mehr Platz für ein Badefoto…..
By the way: Prominentester Besucher bzw. Eigentümer von Haus und Boden war Herr Renault, der hier ein Chateau auf dem Gelände eines 1866 gebauten Forts errichten ließ, heute von Fischern als Lagerhalle benutzt wird. Fürs erste genug der Wanderung und Inselerkundung, das Mittagessen stand an: Es fiel in den Bereich der Selbstversorgung, im Supermarkt kauften wir Baguette, zwei Wasserflaschen und den Rest eines Stückes Roquefort. Gegessen wurde an einem der freien Tische dem Supermarkt gegenüber. Das Schweizermesser tat seine Dienste. Schnell bekam ich Besuch, jemand war entweder hungrig oder neugierig….
…. die völlig starren, gefühllos daherblickenden Augen des Tieres vermittelten nichts von sonst bekanntem Betteln in Hundeaugen. Ich aß Käse und Baguette allein. Um 13.30 Uhr machten wir uns zu unserer gebuchten Zusatzleistung, eine Rundfahrt auf See um das Archipel, auf, was nichts anderes bedeutete, als neuerlich an Bord eines Schiffes zu gehen. Und wieder bei unruhiger See schipperte man uns zwischen den Felsbrocken herum, gefühlt wähnte ich mich in Schweden zwischen den dortigen Scheren.
75 Minuten umrundeten wir die Felsbrocken, kann man machen, muss man nicht. Im Anschluss war uns nach einem großen Bier……
Nun galt es noch den Rest der Insel abzuschreiten. Wie man hier sehen kann, war zwischenzeitlich Ebbe eingetreten, kein Wasser mehr unter dem Kiel…..
Blick vom Hotel aus …..
Auf dieser Strecke Richtung Leuchtturm wandelte sich das Wandern doch noch ganz unvermutet zu einer Art Bergsteigertour mit anspruchsvoller Kraxelei und schönen Motiven……
Nach Beendigung des letzten Rundgangs hieß es Hoffnung hegen, denn wir hatten laut Ticket eine Rückfahrt für 20 Uhr gebucht. Die nächste Rückfahrt ging 18.15 Uhr ab. Wir stellten zu um 17.45 Uhr uns in die Schlange, drei Schiffe lagen bereits vor Anker. Die Schlange rückte vor, Menschen wurden bei der Kontrolle aussortiert, genau wie wir, 20 Uhr-Tickets mussten warten, aber am Ende der Zählung gab es keine freien Plätzen. Wie überbrückt man nun solche „gewonnene“ Zeit, wenn man schon alles auf der Insel gesehen hatte? Zunächst traten wir den Rückweg vom Anleger an, wobei ich schon einen „Rastplatz“ sondierte…..
Die auf dem Steg verbliebenen Passagiere wollten nach St. Malo. Unser Warten überbrückten wir mit „Schauen“ …… Stellten uns zeitig in die Schlange für die Abfahrt um 20 Uhr. Es begann die Flut, unbedarfte Kinder spielten mit dem aufsteigenden Wasser. Vom Steg aus ließ sich gut beobachten, wie der Wasserspiegel minutenweise an den Holzträgern höher hinaufkletterte. Es war ca. 19.45 Uhr, da schien es zu dämmern, das Wasser würde bis 20 Uhr (Abfahrtzeit) so weit gestiegen sein, dass ein Einstieg hier an Bord nicht mehr möglich sein würde. Jola und ich waren die ersten, die sich aufmachten und die Warteschlange in Richtung ihres Endes verließen, wobei uns wartende Passagiere verständnislos anschauten, dann wohl rasch begriffen, was das zu bedeuten hat. Die Schlange machte eine Kehrtwende. Bald darauf war der Holzsteg im Wasser verschwunden. Die Fähre traf erst 20.15 Uhr ein, dann Gedrängel um die Bordplätze. Zur Rückfahrt nur so viel: Jola fand keinen Platz mit Sicht auf den Horizont, verstummte verbissen. Grund für das Unwohlsein war der noch stärkere Wellengang als auf der Hinfahrt. Kurz nach 21 Uhr betraten wir wieder festen Boden in Granville.
Aufbruch in ungewisse Zeiten, sprich, alle Kontakte zu Campingplätzen mit Nachfrage für die nächsten drei Tage mündeten in negativen Nachrichten, also Absagen. Außerdem regnete es, was das Zusammenpacken von Mobiliar und den Rädern nicht unbedingt angenehmer machte, aber wir sind ja Camper und schlechtes Wetter gewohnt. Grob orientierte ich mich als mögliches Ziel an die Gegend um Le Havre (eigentlich nicht unbedingt ein Favorit von mir). Fast alle Straßen auf dieser Strecke in fast sehr gutem Zustand, einzig die Prüfung des Motorölstandes machte mir Sorge, der im Display angezeigte Pegel lag unter dem Mindestniveau. Woher jetzt das für diesen Motortyp bestimmte Öl bekommen? An einer Tankstelle, englisch und französisch kamen für die Beschreibung dessen, was wir wollten, zum Einsatz, schaute die Mitarbeiterin alle Packungen durch, dann kam ein „je suis désolé“ (es tut mir leid). In Dieppe wäre eine Mercedes-Werkstatt, rund 20 Km entfernt, doch vorher fanden wir einen Autozubehörladen, in dem ich ein „kompatibles“ Motoröl erhielt. Das Thema beschäftigte mich später noch eine Weile. Wir gelangten in die Nähe der Seine, hartnäckigster Begleiter war zu dieser Zeit der Regen. Meine Beifahrerin hatte Caudebec-en-Caux als einen hübschen Ort auserkoren und für eine Pause vorgeschlagen. Ich beschlagnahmte dort angekommen gleich mehrere PKW-Parkplätze für unser WoMo, schlich mit Regencape hinter munterer Ehefrau her bis zu einer Bar, die Galettes anbot. Auf der anderen Seite der Seine standen zwei Wohnmobile, tatsächlich ein Air-Camping (laut Maps). Nach dem Essen hinter die Front geschaut, dort neben der üblichen Tristesse französischer Kleinstädte ein bisschen Grün an einem gurgelnden Bachlauf……
…. während ich Flora und Fauna beobachtete, kaufte Jola bei einem „Metzger“ die Auslage leer, „alles so appetitlich und preiswert“ intonierte sie, währenddessen ich sie in die nebenan gelegene Boulangerie Créations Gourmandes schob und wir „zuschlugen“. Beim Rundgang eine der üblichen Verdächtigen entdeckt, eine Kirche,…
… kein unüblicher Name schmückte dieses Bauwerk „Notre Dame“. Uns trieb es weiter, einen Stellplatz suchend, serpentinenreich erreichte ich ein Dorf (St. Nicolas-de-la-Taille), in dem es 7 Stellplätze geben sollte, wovon wir keinen einzigen sahen und unverrichteter Dinge weiterfuhren, Saint Romain-de-Colbosc sollte ebenfalls einen Stellplatz besitzen, der am Ortseingang zumindest schon mal ausgeschildert war. Nicht die ersten auf dem Gelände mit 13 Stellplätzen, zum Glück noch ein paar Zellen frei. Kostenlos, sogar der Strom, was für ein Glück. Regen, er begleitete uns bis in den Abend, so blieb Zeit für Reisenotizen (Jola) und Recherchen nach Motortyp und zulässigen Ölsorten, Mails an Mercedes, Eura Mobil etc. (Uwe). Tolle Urlaubsbeschäftigung. Entschädigung am Abend, knuspriges Baguette, leckerer Aufschnitt und ein Schlückchen roten Coteaux Bourguinons. Besseres Wetter stand in Aussicht……
17.08.2024 Samstag
Geräuschvolles Ambiente auf dem Air-Camping, direkt hinter der Hecke rauschte der Verkehr in einer permanenten Symphonie über die umliegenden Straßen. Ein leichtes Unwohlsein führte zu einer verlängerten Ruhezeit, der eine Fahrt ins Zentrum von Romain (abgekürzt) folgte, Marché fand ums Rathaus statt.
Kein so üppiger, wie wir ihn aus anderen Städten kannten, aber dennoch einen Rundgang wert, und gekauft wurde auch hier. Riesiges gegrilltes Huhn, eine Tischdecke, einen Flechtkorb und beim Bäcker Baguettes. Lebendes Geflügel verkaufte man an einem Marktstand, fast alle Käfige schon leer, zwei Hühner hielt der Mann an den Beinen über Kopf, aber der sofortige Tod blieb ihnen erspart, sie wanderten in einen Pappkarton. Auffällig noch der Matratzenstand ….
….. muss ja alles aufgebaut und wieder eingeladen werden. Wer kauft so etwas auf dem Wochenmarkt? Und so erfolgreich sieht man aus, wenn man die gewünschten Baguettes erobert hat….
Schaute man bei Immobilienmaklern ins Fenster und sondierte dortige Angebote, so hätte man, wenn man wollte, sicher ein Schnäppchen machen können. Ein Ausflug zum Sportzentrum, dort das Schwimmbad, 4,10 € Eintritt. Eine Option für morgen, dann gleich die „Frischekur“ inklusive. Die Beute wurde heimgebracht, zerlegt (Huhn) und teilweise verzehrt. Die Grundlage für die Eroberung von Le Havre, rund 20 Km entfernt, war gelegt.
Wie erkennbar, ging es nach ein paar Kilometern rasant bergab, und im Vorgriff, später natürlich auch wieder bergauf, also genug Saft im Akku lassen! Kleines Nestchen Oudalle durchfahren, dann 2 Km abwärts und auf gut befahrbarem Radweg an Gewerbegebieten vorbei, über Harfleur bis ins Zentrum, von der Seine nicht einen Tropfen bis dato gesehen. Le Havre zeigte uns ein sehr wechselhaft Bild, rechts den Hang hinauf Wohnquartiere, von Hochhäusern bis hin zu Einfamilienhäusern, sicher mit einem netten Weitblick ins Seine-Tal. Links weiter, vermutlich der Hafen. Dann wurde es „moderner“ und sportlicher, das Stadion Océane….
Ganz kurios, und nur durch einen zufälligen Blick auf die andere Straßenseite entdeckt, das Narrow House von Erwin Wurm….
EsszimmerTelefonBad und ToiletteKüche
Das sind alles keine Sinnestäuschungen oder manipulierte Bilder, alles ist so wie auf den Fotos, schmal und eng. Mehrere Entwürfe gab es für dieses Suburban Haus, aber nur dieses wurde im Außenbereich verwirklicht. Le Havre glänzte mehr durch Baustil aus der Nachkriegszeit (die Deutschen mal wieder Schuld bzw. die Bombardements!), das Rathaus aus der Perspektive hinter der Gartenteichanlage….
Nur einen Steinwurf entfernt der Oscar Niemeyer Platz mit dem auffälligen Le Volcan, …..
…. an dessen Unterseite sich eine Hand durch die Gebäudehaut schob….
Un Jour Comme Cette Eau
Es wurde Zeit für eine Pause, eins der Cafés am Hafen bot sich da an, mit Blick auf das Kreuzfahrtterminal, den ich allerdings geflissentlich ignorierte. Ein Grand Crema für 3 €, echt günstig, nur lange warten mussten wir darauf. Zeit, das Infomaterial „Un Eté Au Havre“ zu studieren, in dem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten übersichtlich gezeigt und beschrieben waren. In Sichtweite eins davon….
36 Container
Vor uns lagen die 20 Kilometer Rückweg, insofern begrenzten wir die vollständige Erkundung von Le Havre. Wählten den Weg am Hafen zu den „Docks„. Dabei die Figur auf dem Dach…..
…. von Klara Kristalova gesehen. Die „Docks“, wie in anderen Städten schon vorgefunden, im Wandel vom Gestern zum Heute, modernes Leben am Hafen….
Die Rückfahrt verlängerten wir durch einen ungewollten Kurs in unbekanntes Terrain. Nachdem wir wieder „in der Spur“ waren, blieb nur der zwei Kilometer lange Anstieg nach Oudalle hinauf zu bewältigen, was erstaunlich „leichtfüßig“ gelang. Hier noch – als Nachtrag zur eingangs gemachten Bemerkung, woran ich erkannte in Frankreich zu sein – die Wassertürme…..
18.08.2024 Sonntag
Der Tag begann freundlich, unser Vorhaben, die Körperreinigung mit einem Besuch in der örtlichen Schwimmhalle L’Effet Bleu und sportlicher Ertüchtigung zu verbinden, wurde kurz vor 9 Uhr umgesetzt. Zu schnell waren wir vor Ort, mussten mit anderen Wassersüchtigen warten. Bezahlung nur mit Karte. Mit Barcode der Zugang, alles auf Französisch, nächste Neuerung für uns, gleich die Schuhe ausziehen und barfuß durch ein Wasserbad schreiten, Jola übersah das und bekam nasse Schuhe, zum Glück waren es „waschbare“. Auch die Bedienung der Garderobe in französisch, da halfen Jolas Kenntnisse nur rudimentär. Im Grunde machten wir alles richtig, nur an der falschen Schrankwand. Hilfe kam von einem englisch sprechenden Mann, dann verschwanden unsere Sachen sicher in der Garderobe. Geduscht wurde gemeinsam, ohne Trennwände, nicht jedermanns Sache, vor allem dient diese Offenheit nicht der für Schwimmbäder notwendigen Reinlichkeit. Für 4,20 € schafften wir es, ertüchtigt und gesäubert zu sein. Abfahrt vom vollbesetzten Stellplatz, es ging Richtung Caen, im Navi „Maut vermeiden“ eingegeben. Die Information, die Pont Tancarville über die Seine sei „Mautfrei“, erlebten wir nach der Überquerung als Irrtum, 3,50 €, günstiger, als manche Fährfahrt. Aus dem WoMo Geld in den Automaten zu befördern, immer wieder ein Erlebnis, den 10 €-Schein loswerden, geschafft, das Wechselgeld durchs Fenster kaum erreichbar, Tür auf, im Schälchen grabbeln, alles Wechselgeld entnommen?, nein, noch Münzen drin. Hinter mir Gehupe…., die Ungeduld konnte ich verstehen. Orte und Landschaften zogen auf den rund 85 km an uns vorbei, nichts Berichtswertes. In Caen den Stellplatz umständlich gefunden, aber leider voll belegt, schade. Fuhren „an den Strand“, sprich, nach Ouistreham, in der Hoffnung, dort auf einem Campingplatz unterzukommen. „Complete“, der meist gelesen Hinweis. Schon leicht genervt suchte ich durch das Navi nach Alternativen. Merville, wieder rund 15 km ungewisse Fahrt, aber erfolgreich, für eine Nacht eine Bleibe. Und die lag im touristisch voll erschlossenen Gebiet. Die zweite Hälfte des Huhnes zerlegt und in der Pfanne gebraten, eine schnelle Mahlzeit nach der Stellplatzjagd. Radelten die Küstenorte bis nach Sallenelles und auf der anderen Seite bis nach Cabourg auf gut ausgeschilderten Radwegen ab. Die Wegführung bescherte uns einen Einblick in die mondäne Bäderarchitektur mit Villen und dicht eingewachsenen Grundstücken, wir erinnerten uns an Heringsdorf auf Usedom. Originell fand ich dieses Eingangstor…
Als Highlight darf unbestritten Cabourg bezeichnet werden, allein das Grand Hotel bot einen phänomenalen Anblick….
In der Grünanlage davor ein noch nicht wieder entferntes Symbol der gerade vergangenen Olympischen Spiele….
An der Promenade war Radfahren verboten, so schoben wir unsere Drahtesel ein Stück. Lustiger Sonnenschutz…..
Das Wasser war mir für einen Spaziergang „zu weit draußen“, sprich, es war Ebbe. Gesehen und abgehakt.
19.08.2024 Montag
Ohne Stress begannen wir den Tag, Grund: Die Anreise nach Donville würde lediglich rund 2 Stunden dauern und Einlass auf dem Campingplatz ab 14 Uhr erst möglich sein. Jola unterwegs auf der Suche nach einem Baguette. Brachte dann aus Merville zwei mit. Kaum saßen wir beim Frühstück, hupte es, der mobile Bäcker klingelte seine Kunden aus dem Bett. Brav standen sie an….
Nach dem Frühstück ausreichend Zeit, einmal nachzusehen, ob das Meer noch da war; es war noch da, und zwar ziemlich nah am Strand, den es war Flut. Vom Strand aus sahen die Wohnmobile in der „1. Reihe“ eher bedrohlich aus, wirkten wie ein verteidigungsbereites Bollwerk gegen Feinde von der See aus.
Beim Packen sprach uns ein Ehepaar aus Brühl an, sie bewunderte unser WoMo; man kam ins Gespräch, langjährige Camper, ihres 19 Jahre im Besitz, passt gerade so in die Einfahrt am Haus, deshalb kein Kauf eines größeren Mobils. Unsere Fahrt meist entspannt, Straßen gut, Stopp kurz vor Granville bei einem Mercedes-Händler, doch der hatte just Mittagspause. Die etwas enge und abschüssige Anfahrt zum L’Ermitage noch gut in Erinnerung, erschreckte uns in der Kurve ein sich wohl gerade ereigneter Unfall, dessen Anblick Übles vermuten ließ. Ein Auto lag schräg gegen den Hang auf der Seite, reichlich Blechschaden und die Frontscheibe zersplittert, im Innern ein Mensch mit beiden Händen versucht, dagegen zu drücken. Schaulustige stiegen von ihren Rädern ab. Es musste erst vor wenigen Sekunden passiert sein, noch keine Polizei, kein Unfallkrankenwagen vor Ort, aber Menschen, die zu helfen versuchten. In Gedanken setzte ich den Stopp bei Mercedes aus und wäre vielleicht genau die Minute eher um die Kurve gefahren….. besser nicht weiter ausmalen. Tortellini im schief stehenden WoMo auf dem Parkstreifen vor der Anmeldung aufgewärmt und mit dem schnellen Imbiss die Zeit bis 14 Uhr überbrückt. Schauspiel um uns herum, denn weitere Wohnmobile reihten sich hinter mir in die Warteschleife und verengten die Ausfahrt so sehr, dass es zum Stau kam. Rückwärts musste rangiert werden, dann ein Durchwinken vom Campingpersonal aufs Gelände, die Zufahrt musste freigemacht werden. Unsere Anmeldung ging schnell vonstatten, Platz 199 war vorgebucht, leider stand uns ein riesiger Baum für den Sat-Empfang im Wege, also alternativen Platz gesucht, Jola kam mit einem Zettel „freie Plätze“ zurück. Platz 198, alles dort perfekt.
Den Resttag am WoMo vertrödelt, gegen 17.30 Uhr den Grill angeworfen, Koteletts vom Metzger aus Caudebec landeten zuerst auf dem Rost, drei Fenchelbratwürste folgten, die wären geschmacklich sicher nicht jedermanns Sache.
20.08.2024 Dienstag
Was gab’s Neues? Eine erfrischende Abkühlung trat für uns durch den nächtlichen Regen ein, gleichermaßen ein Gesundbrunnen für den braun verbrannten und durch Zelt oder Wohnwagen geschundenen Rasen. Leider stand der Baguetteverkäufer heute nicht an der Rezeption, in der gegenüberliegende Épicerie erhielten nur Menschen, die vorbestellt hatten, ihr Frühstücksbrot. Hieß also, Pumpernickel oder Knäckebrot essen. Aus leichtem Frust heraus gönnte ich uns Frühstückseier. Später spielte ich für die Ehefrau den „Vorleser“, rezitierte aus dem Roman „Empusion“ von Olga Tokarczuk (bis ich heiser wurde), ein so sprachgewaltiges Werk, dessen Beschreibung mit meinem geringen Wortschatz leider nicht möglich ist, also selber lesen.
Mit der Verlängerung um einen Tag hier auf diesem Campingplatz klappte es ebenso gut, wie beim Umswitchen in St. Malo um einen Tag nach hinten. Nach dem Ende der französischen Sommerferien entspannte sich für uns die Situation auf den Campingplätzen sichtlich. Der Regen verrichtete sein Geschäft mittlerweile an anderen Orten, ließ der Sonne den Vortritt. Dafür blies ein üppiger Wind von See her. Bewaffnet mit Walkingstöcken marschierten wir zum Strand, das Wasser wieder in weiter Ferne. Unsere Blicke anfangs gerichtet auf den betonierten Abgang in den Sandstrand, dort verlor ich fast vor genau einem Jahr meinen Ehering. Eine Welle entriss ihn mir unbemerkt. Suche vergeblich!!!! Wanderung dem Wasser nach…..
…..Menschen bei der Arbeit, die mit einer Art Schieber im Flachwasser nach Muscheln oder ähnlichem Seegetier recherchten. Silhouette von Granville vom Meer aus….
Dass, was man bei Flut normalerweise im Wasser nicht sieht, sieht so aus…..
….und das Bassin, in dem man trotz Ebbe strandnah im Meerwasser baden kann wirkt so ungelenk aus dem Boden ragend ungewöhnlich hässlich….
Dann noch Foto-Shooting im Wattenmeer…
Die mietbaren Strandkabinen fast alle geschlossen, nur in einer wehte eine Gardine im offenen Fenster…..
Lesestunde nach der Wattwanderung, die ab und an durch musikalische Proben aus der Strandrichtung gestört wurde, eigentlich nicht wirklich gestört, denn die Sängerin hatte eine interessante Stimme. Auf der Zielgeraden beendeten wir fast gleichzeitig unsere Romane. Aus dem Soundcheck entwickelte sich ein abendliches Konzert, dessen Reggaerhythmen uns unweigerlich anlockte.
Die Band in schillerndem Outfit bot in einer Art Strandsalon beste musikalische Unterhaltung……
Querbeet spielten sie Songs von Edith Piaf bis Michael Jackson alles „in Reggae“. Sie spielten energisch gegen das tosenden Meer an, das durch den Sturm weit mehr Gewalt in den Ansturm an die Küste legte, als sonst üblich.
Vom überdachten Sitzplatz aus ein Blick durch…..
….. in die Abendsonne aufs Meer. Zum Ende spielte die Band den „Margarita Song“, zu dem im Sand getanzt wurde, sogar ein Pärchen mit der richtigen Reihenfolge der Bewegungen.
21.08.2024 Mittwoch
Auch leicht unappetitliche Sachen sollen nicht unerwähnt bleiben, in der Nacht leuchtete die rote Lampe an unserem WC auf, was unweigerlich bedeutete, der Behälter ist voll, in der Konsequenz durfte also nicht mehr „aufs Klo gegangen“ werden. Das war um ca. 04.45 Uhr, als ich aus dem WoMo schlich, die Cassette entnahm und schlaftrunken zum Sanitärgebäude wankte, wenigstens der Vollmond leuchtete mir den Weg. Im Halbdunkel die erforderliche Arbeit geleistet, Details werden ausgelassen.
Nächster ungeschriebener Auftrag lautete, Baguette zu besorgen, exakt einen Kilometer entfernt befand sich die Boulangerie L‘ Èpi Doré an der Durchgangsstraße in Donville. Eigentlich keine Entfernung mit dem E-Bike, aber es ging immer schön bergan, ungefrühstückt! Offensichtlich die einzige Brotbackfabrik im Ort, nahm man die vor der Tür wartende Schlange als Maßstab, sprich, es musste sich in Geduld geübt werden. Das war nicht jedermanns Sache, ein Mädchen zog ohne Baguette von dannen. Überwältigendes Angebot, gut, dass ich beim Warten Zeit für eine Übersicht fand. Croissants und Baguettes Grain (frei übersetzt: Vollkorn), jeweils zwei Stück, alles für 4,70 €. Die Baguettes noch warm. Rückfahrt quasi antriebsfrei, sprich; es ging nur bergab.
Ausflug am Vormittag
Bei genauerer Betrachtung befanden wir uns in einer riesigen Freizeitanlage der gehobenen Klasse, sprich, Tennis-, Golf-, Flugplatz, Pferderennbahn. Dazwischen Natur pur, Pferde, Kühe, gepflegte dörfliche Rahmenbedingungen, Grundstück ausreichend groß, wenn Geld da war, optisch ansprechend, wenn’s fehlte, „a vendre“ (zu verkaufen). Kurz über die Dünen geschaut, könnte auch bei uns an der Ostsee sein, oder?
Selfie einmal anders
Teilstrecke von Coudeville bis Saint Martin durfte auf der Promenade Rad gefahren werden. Der unendlich weite Strand erschien fast menschenleer, mein Augenmerk lag auf die unmittelbar an der Promenade angrenzenden Grundstücke, die durch Gesteinsbrocken gesichert waren und oft seltsame Abgänge zur Promenade aufwiesen….
In St. Martin fielen uns die gelungenen Auflockerungen an Straßenecken auf, eine florale Anregung mit Ruhemöglichkeit für unsere Heimatstadt?…..
Mittag und Pause am WoMo. Um 15 Uhr nach Granville, Unterbrechung im Museum Dior, Jola wollte im Shop „einkaufen“. Nicht ganz überraschend war die Warteschlange vor dem Eingang, an der Jola sich geschickt vorbei schleichen konnte. Wartezeit meinerseits….
In Granville hinauf in die Oberstadt, ins Café unserer Wahl, doch dort keine fleißige Eigentümerin am Werk, niemand kam, um die Bestellung aufzunehmen, nicht abgeräumte Tische, quasi Selbstbedienung. Immerhin, der Kaffee schmeckte. Blick auf den Hafen, wo ein „Festival“ – des voiles de travail – just begonnen hatte, weiße Pagodenzelte, im Wasser besuchbare Segelschiffe.
Bummel im touristischen Strom, gegen 17.30 Uhr Heimfahrt.
40 Kilometer, von Mareuil-Caubert bis Le Tréport, ein paar davon kostenlose Autobahn. Trotzdem dauerte es ca. 45 Minuten, bis wir bei frischen 19° und kurzen Regenschauern vor dem Tor des Campingplatzes Paradis Les Boucanies standen und Jola alsbald an der Rezeption erfuhr, neue Gäste würden erst ab 14 Uhr auf ihren Platz gelassen. Ich musste wohlgedrungen in der Zufahrtsstraße parken. Jola eruierte, wo der Platz der Freunde sich befand, kam zurück, forderte ihr Rad, der Platz sei so groß, es bedürfe der radelnden Erkundung. Unser reservierter Platz ohnehin noch belegt, wie wir bei der Suche feststellten. Wiedersehensfeier mit einer Flasche Cidre, die beiden hatten ihren 15-jährigen Enkel dabei. Den Campingplatz musste ich gedanklich irgendwie von der Platte gelöscht haben, konnte mich an nichts vor 2 Jahren erinnern. Nur an den vor dem Campingplatz beginnenden Radweg mit seinen beiden hölzernen Zufahrtshemmnissen erinnerte ich mich. Wir machten ohne den Enkel eine gemeinsame Ausfahrt zum Nachbarort Mers-Les-Bains, quasi nur über den Fluss La Bresle hinüber, und schon waren wir wieder in der Picardie. Der Ferienort glänzte nach wie vor durch sein bunt schillerndes Arrangement der Häuserreihe längs der Promenade…..
…. und der aufgestellten Tafeln, diesmal nach dem Motto „Olympiade – Paris 2024“. Jeweils ein historisches Gebäude darauf, eine bekannte Straße oder sonstige typische Pariser Merkmale, zeichnerisch verbunden mit einer Sportart…..
Eigentlich wollten wir hier an der Promenade einen kleinen Snack einnehmen, ein Sättigungsgefühl erreichen, denn abends sollte Fleisch auf den Grillteller kommen. Doch entweder waren Restaurants wieder einmal „complete“ oder keine vorhanden, außerdem ärgerten uns bei der Suche mehrfach riesige Regentropfen. An der Promenade skulpturelle Objekte, meist tierische Motive aus rostigem Stahl. Der verzweifelte Versuch nach Nahrung brachte die Erkenntnis, den Grillabend in den Nachmittag vorzuziehen; so kam es, dass wir zum Campingplatz zurückfuhren. Dabei eine Panoramasicht von Le Tréport…..
Auf dem Campingplatz stellte ich gegen 13.30 Uhr fest, unser reservierter Platz immer noch von Holländern okkupiert, die nicht einmal vor Ort waren. An der Rezeption hieß es dazu lapidar, „die sind nicht da„. Die junge Frau wies mir nach zögerlicher Suche einen anderen Platz zu (266). Ich wurde gekennzeichnet, erhielt ein blaues Bändchen ums Handgelenk geknüpft und durfte mit benanntem Code mit unserem WoMo einfahren. Die Suche nach Platz 266 begann, die Platznummerierung erschien mir wie von einem Zufallsgenerator erzeugtes System. Schlussendlich ward unser Zuhause gefunden. Später dann Grillen am WoMo bei unseren Freunden. Trotz Grill benötigten wir wärmende Kleidung, sprich, Pullover und lange Hose.
14.08.2024 Mittwoch
Der Enkel bot am gestrigen Abend eine Dienstleistung an, sprich, er wollte Baguette vom Supermarkt besorgen und uns eins davon um 8 Uhr liefern. Er erschien weit nach 8 Uhr, seine Großeltern hätten ihn wecken müssen, deshalb die verspätete Lieferung. Frühstück bei aufgehender Sonne, die sich allerdings eine Zeit lang hinter einem hohem Baum noch verschanzte und wenig Wärme spendete. (Wir saßen hinter dem WoMo)
Aber so eine morgendliche Frische war nicht unangenehm. Unsere Bekannten reiste nach Hause ab, mit Zwischenstopp bei Ostende, so wir ihnen empfohlen hatten. Ich schlug einen Einkaufsbummel in der Fischmarkthalle vor. 1,8 km, erst auf dem neuen Radweg, dann auf der viel befahrenen „Hafenstraße“.
Rechts ein Stand, an dem Muscheln der Marke „Christine“ verkauft wurden, Jola fragte die Verkäuferin, ob sie ein Bild für ihre Mutter gleichen Namens machen dürfe. Extra dafür setzte sie sich in Pose.
Bis 12.30 Uhr war heute geöffnet, das Angebot noch vielfältig.
Die Fischarten, naturgemäß in französisch beschriftet, konnten anhand der Struktur und Namensähnlichkeit teils identifiziert werden. Wir blieben bei unsrer Wahl bei Bekanntem, Seelachs und Krevetten, dazu gönnte ich mir einen Pulpensalat.
Im „Hinterland“, sprich, abseits vom Promenadentrubel, fand ich die Boulangerie Notre Dame, Zulauf hier wie bei der Kathedrale gleichen Namens, man musste anstehen….
Ich hatte genügend Zeit, um zu überlegen, was ich auf Französisch sagen, sprich, bestellen sollten. Das klappte nicht schlecht, selbst das Kuchenstück und die 12 quarkbällchenähnlichen Küchelchen schaffte ich zu ordern.
durch die Scheibe….
Die Beute wurde heimgebracht und gleich verarbeitet. Französische Gepflogenheiten wurden langsam übernommen, sprich, wir aßen früher als gewöhnlich. Auf dem Campingplatz saßen bereits Grüppchen schwatzend um ihre Tische und aßen und tranken. Bei uns dauerte es nicht allzu lange, die Filets flutschten in die heiße Pfanne ….
Die Mittagspause geriet etwas länger, einen Ausflug machten wir später, von ca. 6 m hoch auf 92 m strampelten wir zur Bergstation der Zahnradbahn, mit Aussicht über die Altstadt, das Meer und den Nachbarort
Es blieb nicht bei dem einen Anstieg, …..
….. wie man an dem Höhenprofil (grün) erkennen kann. Hier Jola bei der Ankunft einer rasanten Abfahrt, schon stark abgebremst…
Während ich kurz wartete, schoss ich in Mesnil-Val ein Bild von einer der an den Straßen stehenden alten „Villen“ (namens La Coquette – „zu deutsch: die Eitle / Kokette“ ?) …..
Kiesstrände herrschten hier vor, was Sonnenhungrige und Meerwasserbadende nicht abschreckte…
Überraschend viele neue Wohnmobilstellplätze entdeckten wir auf dieser Rundtour, oft in den kleinsten Gemeinden gelegen. Wir verlängerten um eine Tag in Le Tréport.
15.08.2024 Donnerstag
Im Park gelang uns ein Selfie…
Wir verließen Eu schnell auf gleichem Wege wie gekommen. Von Le Tréport noch einmal eine Tour nach Mers-les-Bains, wundersamerweise wuselten hier noch mehr Menschen als an den anderen Tagen herum. In Vergessenheit geraten war, dass der 15.08. als Maria Himmelfahrt in Frankreich ein Feiertag ist. Der Trubel daher verständlich.
„Polo Dribling“ von Patrice Mesnier
Wir kämpften uns mit den Rädern auf erlaubtem Wege durch unvorsichtige Bummelanten bis zum Ausblick auf die Steilküste. Hier abgesperrt, Grund: heute abends Feuerwerk, die Abschussrampen schon aufgestellt, aber ein weiterer Grund, abbröckelndes Gestein…
Kehrt und ein Versuch, sich mit der Zahnradbahn hinauf zur Esplanade transportieren zu lassen. Die Idee hatten offensichtlich mehr Menschen, insofern hätte das für uns „Anstehen“ bedeutet, wofür ich absolut nicht zu haben bin, und schon gar nicht, dabei auch noch in der Sonne zu braten. Abbruch der Aktion, Heimfahrt. Ruhe am Platz, ein Campari und ein Buch.
Nun denn, so unspektakulär, wie die Grenzübertritte bisher in NL/B verliefen, so war es auch an der französischen Grenze, keine Grenzposten, keine Kontrollen, hätte man nicht auf das blaue Schild mit den Sternchen geachtet, …. ich hingegen erkannte Frankreich so gleich an den in der Landschaft aufragenden Wassertürmen, der Maut auf den gut zu fahrenden Autobahnen, den schlechten Straßenbelägen auf den Nationalstraßen und der ewig weiten Agrarlandschaft, bräunlich getönt die derzeit vorherrschende Farbe. Links die runden Heuballen, recht die eckigen auf den abgemähten Feldern. Die letzten 39 km ersparte ich mir die Autobahn-Maut und blieb auf der Nationalstraße. In Abbeville angekommen, gurkte ich noch ca. 6 Km bis in den Vorort Mareuil-Caubert zum Campingplatz Les Portes de la Baie de Somme, wo mich erst dieser Wegweiser vor dem Acker eines Fußballplatzes lenkte…..
und ich keine 300m weiter vor einer heruntergelassenen Schranke anhielt.
Die Rezeption um 14 Uhr nicht besetzt. Andere, meist Holländer, warteten ebenfalls auf die Anmeldung und Platzzuweisung. Um 15 Uhr sei laut Plan wieder „Dienst am Kunden“ angesagt. Zeit also genug für einen Imbiss. Hier nahmen wir unter dem Sonnenschirm unseren Mittagsimbiss ein…
Warum fuhren wir eigentlich hierher? Die Bucht der Somme, dem Wunschziel einer einzelnen Frau wurde genüge getan. Auf der Fahrt las Jola mir noch über die Somme (Wikipedia) vor, vor allem über die Schlacht im 1. Weltkrieg. Nach der Anmeldung, Zahlung des Restbetrages, drückte mir der Mann hinter dem Tresen eine Broschüre in die Hand, ich dachte, es wäre eine Information über Land und Leute, doch weit gefehlt, es war eine Erinnerung an den 1. Weltkrieg…..
…. in der die ganzen Schlachtfelder nebst „Veranstaltungstipps“ (Führungen, Besichtigungen etc.) aufgeführt waren. Der Platz lag in einem Sumpfgebiet, Birken zeugten von reichlich feuchtem Boden, eine Vielzahl von Etangs (flache, meist stehende Gewässer) gab es um uns herum. Zum Baden schien keiner davon geeignet.
Abbeville ist Provinzhauptstadt, hat um die 23.000 Einwohner, wirkt bei unserem ersten Besuch am Nachmittag trostlos, abgesehen von den monumentalen Kirchen ( bspw. St. Vulfran, Saint-Gilles) und seinem Belfried (Glockenturm). Vor dem Rathaus hatte sich planerisch jemand Mühe gegeben und Wasserspielen nebst floraler Bepflanzung durchgesetzt. Sonstige Gebäudearrangements ein Sammelsurium aus unterschiedlichen Epochen, wonach meiner Meinung nichts zueinander passte und Schönheit diesem Flecken fernblieb. Immerhin fanden wir den morgen zu fahrenden Grünen Weg entlang der Somme, ein quasi neues Stück Radweggeschichte. Eine Patisserie hatte noch geöffnet und regen Zulauf, auch von uns, zwei Baguette wanderten in den Fahrradkorb. Pause in der einzig geöffneten Bar neben dem Rathaus. Endlich wieder Pastis, dachte Jola und bestellte sich einen Absacker. Trotz später Stunde noch drückende Hitze, da waren wir nach unserer Rückkehr froh über ein bisschen Schatten am WoMo.
Vom Nachbarplatz schallte es im holländischen Akzent herüber, morgen würde es noch heißer werden, bis 35°, wir waren für unsere Tour gewarnt.
12.08.2024 Montag
Hatte ich verschlafen? Es war doch erst 07.30 Uhr und um mich herum rumorte es. Es blieb mir nur die Teilnahme am öffentliche Leben, gut so, denn wir wollte ja die morgendliche Frische auf der Fahrt an der Somme nach St. Valery sur Somme mitnehmen. Die ersten negativen Eindrücke von den hiesigen Sanitäreinrichtungen konnten nicht gänzlich ausgeräumt werden, aber Jola kam frisch geduscht und bereit für das Abenteuer zurück. Mit der Tourenplanung klappte es gut, die Umfahrung von Abbeville sparte Zeit und Radprofil. Auf dem Nebenweg wieder ein Wechsel aus „zum Verkauf / Abriss stehend“ und attraktiven Neubauten. An der Somme angelangt, die jetzt bekannten Holzpfähle mit den Knotenpunkten und der wegweisenden Beschilderung…..
Der Radweg wirkte überwiegend wie frisch angelegt, abgesehen von einigen Holperstellen, schnurgerade begleitete er die mäßig dahinfließende Somme, in Abständen abgerundete Bänke, Picknickstellen, immer dort, wo eine Brücke den Fluss querte…
Auf dem Wasser nix los, kein Boot, kein Vogel, eigentlich glich der Fluss eher einem Kanal, so begradigt wirkte das Bett. Dann doch noch ein Kapitän auf dem Wasser unterwegs…..
Nach 15 Kilometern mehr oder weniger gemütlichem Gestrampel erreichten wir St. Valery, …..
….. wo ich das Knotenpunktschild falsch deutet und wir auf der rechten Seite (hier auf dem Bild) auf einem Wanderweg landeten, umdrehen, die Devise! Möglichst keine unnütze „Streckenausbeute“, die zunehmende Hitze fing an, uns zu schaffen zu machen. Typisch französischer Ferienort, so mein Eindruck. Die Sonne, das Meer, und was weiß ich, noch so andere Sachen, blenden die bescheidene Architektur, die marode wirkende Bausubstanz und schlechte Straßen meist aus, auch bei uns. Ausnahmen bestätigen die Regel….
…. allein der Zaun und das Tor, bemerkenswert. Jolas Ziel war heute, einen Campingplatz mit einem freien Platz ausfindig zu machen. Anstiege bewältigt, aber leider erfolglos, alles „complete“ wie die Schilder so schon eingangs signalisieren. Immerhin entdeckten wir dabei einen Wohnmobilstellplatz mitten im Ort, allerdings ohne Sanitärbereich, eine Alternative, falls wir hierher noch einmal kommen wollen. Gegen 12 Uhr zurück im Ort schien es angezeigt, ein schattiges Plätzchen in einem Restaurant zu finden. Rasch war das erledigt, keine Seele saß im Außenbereich, 15 Minuten, so der Mann im Service, dann ging es (in der Küche) los. Essensauswahl war quasi „vorbestimmt“, Moules mit Frites. Wir gönnten uns eine Flasche Cidre Brut aus der Bretagne dazu, die Flasche Wasser stand schnell ohne Aufforderung auf dem Tisch.
Muscheln essen erscheint mir immer eine appetitanregende Beschäftigung, an deren Ende man nicht so recht weiß, ist man jetzt satt oder durch die „Arbeit“ hungriger als vorher. Jola jedenfalls war schweißnass, möglich, nicht nur vom Essen. Der Mann an der Kasse im „Le Drakkar“ in der Rue de la Ferte verstand kein Englisch, daran merkte ich irgendwie, tiefste, rein französische Ferienregion, oder doch nur ein zufällig „Fremdsprachenloser“? Einmal die Geschäfte in der Straße abgeklappert, einen „Kaffee lang“ (frei übersetzt) in einem Café getrunken, Jola erfreute die Öffnung der nebenan gelegenen Eisdiele und besorgte sich ihre „Abkühlung“. 14 Uhr, die Temperatur auf „maximal“, keine Exkursionen mehr, kein Kap Hornu mehr, die Rückfahrt angetreten. Die am Grünen Weg an der Somme gepflanzten Bäume spendeten dank des Sonnenstandes angenehmen Schatten. Insgesamt empfand ich die Strecke als ein bisschen „öde“, weil gradlinig und kaum Abwechslung am Wegesrand. Die wohlverdiente Pause erfreuten nach 57 Kilometern insbesondere unsere geschundenen Allerwertesten. Trotzdem schwang Jola sich auf, um den französischen ALDI zu erkunden, während ich mich später auf Entdeckungsreise der Etangs begab.
Scheinbar unendlich viele dieser Gewässer befanden sich am Rande des Ortes Mareuil-Caubert, an deren Rändern teils Parzellen, wie bei uns die Schrebergärten, zu sehen waren, ebenso verlassen wirkend, wie bei uns aufgegebene Grundstücke. Erstaunlich wenig sichtbare Vogelwelt, oder war ich mit meinem Rad zu laut? Morgen geht’s nach Le Treport, Freunde treffen.