2024 Normandie – Iles Chausey

22.08.2024 Donnerstag

Gegen 08.15 Uhr weckte mich ein Kitzeln an der Nase und sanfte Worte drangen an mein Ohr, ob ich nun bereit für einen Inselbesuch wäre.
Die Idee hatte ich gestern entwickelt, wobei sie da noch bei der Frau auf Widerstand stieß. Egal, Baguette aufgewärmt, gefrühstückt und um 9 Uhr nach Granville zum Büro (Nähe Rue G. Clemenceau), wo Tickets für die Überfahrt verkauft werden. Nur heute nicht, jedenfalls das Büro geschlossen. Also direkt zum Fährhafen (Gare Maritim), Menschen, beladen mit Rucksäcken, Angelgeräten und sonstiger Technik (wahrscheinlich zum Muscheln suchen), Tüten voller frischer Baguettes (nur wir hatten keine mit). Erste Gäste checkten schon ein, Jola kam mit Tickets, Fahrräder angekettet, und ab ging es an Bord. Das Schiff legte früher als 10 Uhr (offensichtlich voll) ab. Rauer Wind ließ schon im Hafenbecken das Schiff schaukeln. Auf See dann war man gut beraten, sicher sitzen und auf den Horizont starren zu können. Jola übersetzte, was der Kapitän an Regeln und Informationen zu vermelden hatte. U.a. sollte man die Toiletten sauber verlassen (vermutlich war das ein Appell an Seekranke, die sich erleichtert hatten).
17 Kilometer die Entfernung bis zur Insel, bei dem Tempo rechnete ich mit einer Stunde Fahrzeit, was nichts anderes bedeutete, als eine Stunde den Horizont zu bewundern. Mir selbst ging es nicht so arg schlecht…. Den vielen Hunden an Bord schien der Seegang nichts auszumachen (oder können Hunde gar nicht seekrank werden?)
Wieder ein Hinweis, man könne Mont St. Michel sehen, eher erahnen, den grauen Umriss des Berges mit der prägnanten Silhouette.
Britische Festland als ebenfalls dunkelgrauer Rand am Horizont gut zu erkennen (oder haben wir etwas falsch verstanden, denn England lag gut 200 km entfernt).
Bräunlich-beige Felsbrocken ragten nach 45 Minuten aus dem Wasser, das Boot musste bis zum nordöstlich gelegenen Hafen manövrieren, legte an einem zweiten Schiff längsseits an. Passagiere verließen über das zweite Schiff auf einer mannsbreiten Holzplanke, zu jeder Seite von einem Crewmitglied abgesichert, die Fähre aufs Festland.


An Land versuchte der Körper sich an den festen Boden zu gewöhnen.
Eins der wenigen Fahrzeuge, die auf der größten der ungefähr 350 Inseln erlaubt sind, vereinte Feuerwehr und Notarzt.


Alles andere wird offensichtlich per Boot transportiert…..


Und wie man sieht, alle Boote haben Wasser unterm Kiel, sprich, Hochstand der Flut.
Zur Hauptinsel des sogenannten Archipels: ca. 1.200 m lang und knapp 500 m breit. Der größte Teil befindet sich in Privatbesitz, nicht betretbare Naturschutzzonen begrenzten die Spaziermöglichkeiten zusätzlich. Ein Hotel, ein Restaurant mit Supermarkt, einige Gites und private Ferienhäuser gesellten sich zu den aktuell 47 Einwohnern, meist handelt es sich dabei um Fischer.
Die Wanderwege waren gut ausgeschildert.
Ein weiteres Fahrzeug befindet sich in der Hand der „Müllabfuhr“ (oder wer auch immer solche Dienstleistungen auf der Insel erbringt), der Müll wird offensichtlich mit dem Schiff abtransportiert, hier wartet man, dass die Besucher den Weg zum Anleger frei machen….


Was sonst noch so alles am Hafen „herumliegt“ oder steht, ein Eindruck….


…..ebenso wie in vielen Städten und Gemeinde, eine umfunktionierte Telefonzelle als Bücherei (erstaunlich bei 47 Einwohnern, da könnte man auf den Gedanken kommen, die kommunizieren auch so untereinander und tauschen sich direkt aus), die Briefkästen daneben schön säuberlich aufgereiht für den Postboten, der Rest der herumliegenden Sachen erschließt sich sicher eher für Fischer und Angler. Bis hierhin waren noch keine 200 m auf der Insel zurückgelegt.
Erste Wegbeschreibung, die Kennzeichnung zu den „Sehenswürdigkeiten“, immer in Minuten angegeben, auch wenn es sich lediglich um 1 Minute handelte.


Die karge Landschaft, das viele Wasser, die verschieden großen Inseln drumherum, die Steinhäuser, Eindrücke verarbeiten, Bilder schießen. Bilder von der hier am Standort nächsten Umgebung, die sich hier mit Kinderarbeit darstellt, sprich, Schieferplatten als Unkrautschutz zerkleinern, die Vater anschließend unter den Pflanzen verteilte.



Fast auf jedem Meter begegneten wir auf den bisher beschrittenen Wanderwegen einem oder mehreren Inseltouristen, an einem der Strände etwas mehr Platz für ein Badefoto…..


By the way: Prominentester Besucher bzw. Eigentümer von Haus und Boden war Herr Renault, der hier ein Chateau auf dem Gelände eines 1866 gebauten Forts errichten ließ, heute von Fischern als Lagerhalle benutzt wird.
Fürs erste genug der Wanderung und Inselerkundung, das Mittagessen stand an: Es fiel in den Bereich der Selbstversorgung, im Supermarkt kauften wir Baguette, zwei Wasserflaschen und den Rest eines Stückes Roquefort. Gegessen wurde an einem der freien Tische dem Supermarkt gegenüber. Das Schweizermesser tat seine Dienste. Schnell bekam ich Besuch, jemand war entweder hungrig oder neugierig….


…. die völlig starren, gefühllos daherblickenden Augen des Tieres vermittelten nichts von sonst bekanntem Betteln in Hundeaugen. Ich aß Käse und Baguette allein.
Um 13.30 Uhr machten wir uns zu unserer gebuchten Zusatzleistung, eine Rundfahrt auf See um das Archipel, auf, was nichts anderes bedeutete, als neuerlich an Bord eines Schiffes zu gehen. Und wieder bei unruhiger See schipperte man uns zwischen den Felsbrocken herum, gefühlt wähnte ich mich in Schweden zwischen den dortigen Scheren.


75 Minuten umrundeten wir die Felsbrocken, kann man machen, muss man nicht.
Im Anschluss war uns nach einem großen Bier……


Nun galt es noch den Rest der Insel abzuschreiten. Wie man hier sehen kann, war zwischenzeitlich Ebbe eingetreten, kein Wasser mehr unter dem Kiel…..


Blick vom Hotel aus …..


Auf dieser Strecke Richtung Leuchtturm wandelte sich das Wandern doch noch ganz unvermutet zu einer Art Bergsteigertour mit anspruchsvoller Kraxelei und schönen Motiven……


Nach Beendigung des letzten Rundgangs hieß es Hoffnung hegen, denn wir hatten laut Ticket eine Rückfahrt für 20 Uhr gebucht. Die nächste Rückfahrt ging 18.15 Uhr ab. Wir stellten zu um 17.45 Uhr uns in die Schlange, drei Schiffe lagen bereits vor Anker. Die Schlange rückte vor, Menschen wurden bei der Kontrolle aussortiert, genau wie wir, 20 Uhr-Tickets mussten warten, aber am Ende der Zählung gab es keine freien Plätzen. Wie überbrückt man nun solche „gewonnene“ Zeit, wenn man schon alles auf der Insel gesehen hatte? Zunächst traten wir den Rückweg vom Anleger an, wobei ich schon einen „Rastplatz“ sondierte…..


Die auf dem Steg verbliebenen Passagiere wollten nach St. Malo.
Unser Warten überbrückten wir mit „Schauen“ ……
Stellten uns zeitig in die Schlange für die Abfahrt um 20 Uhr. Es begann die Flut, unbedarfte Kinder spielten mit dem aufsteigenden Wasser. Vom Steg aus ließ sich gut beobachten, wie der Wasserspiegel minutenweise an den Holzträgern höher hinaufkletterte. Es war ca. 19.45 Uhr, da schien es zu dämmern, das Wasser würde bis 20 Uhr (Abfahrtzeit) so weit gestiegen sein, dass ein Einstieg hier an Bord nicht mehr möglich sein würde. Jola und ich waren die ersten, die sich aufmachten und die Warteschlange in Richtung ihres Endes verließen, wobei uns wartende Passagiere verständnislos anschauten, dann wohl rasch begriffen, was das zu bedeuten hat. Die Schlange machte eine Kehrtwende. Bald darauf war der Holzsteg im Wasser verschwunden. Die Fähre traf erst 20.15 Uhr ein, dann Gedrängel um die Bordplätze.
Zur Rückfahrt nur so viel: Jola fand keinen Platz mit Sicht auf den Horizont, verstummte verbissen. Grund für das Unwohlsein war der noch stärkere Wellengang als auf der Hinfahrt. Kurz nach 21 Uhr betraten wir wieder festen Boden in Granville.

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