11.08.2024 Sonntag
Nun denn, so unspektakulär, wie die Grenzübertritte bisher in NL/B verliefen, so war es auch an der französischen Grenze, keine Grenzposten, keine Kontrollen, hätte man nicht auf das blaue Schild mit den Sternchen geachtet, …. ich hingegen erkannte Frankreich so gleich an den in der Landschaft aufragenden Wassertürmen, der Maut auf den gut zu fahrenden Autobahnen, den schlechten Straßenbelägen auf den Nationalstraßen und der ewig weiten Agrarlandschaft, bräunlich getönt die derzeit vorherrschende Farbe. Links die runden Heuballen, recht die eckigen auf den abgemähten Feldern. Die letzten 39 km ersparte ich mir die Autobahn-Maut und blieb auf der Nationalstraße. In Abbeville angekommen, gurkte ich noch ca. 6 Km bis in den Vorort Mareuil-Caubert zum Campingplatz Les Portes de la Baie de Somme, wo mich erst dieser Wegweiser vor dem Acker eines Fußballplatzes lenkte…..
und ich keine 300m weiter vor einer heruntergelassenen Schranke anhielt.
Die Rezeption um 14 Uhr nicht besetzt. Andere, meist Holländer, warteten ebenfalls auf die Anmeldung und Platzzuweisung. Um 15 Uhr sei laut Plan wieder „Dienst am Kunden“ angesagt. Zeit also genug für einen Imbiss. Hier nahmen wir unter dem Sonnenschirm unseren Mittagsimbiss ein…
Warum fuhren wir eigentlich hierher? Die Bucht der Somme, dem Wunschziel einer einzelnen Frau wurde genüge getan. Auf der Fahrt las Jola mir noch über die Somme (Wikipedia) vor, vor allem über die Schlacht im 1. Weltkrieg.
Nach der Anmeldung, Zahlung des Restbetrages, drückte mir der Mann hinter dem Tresen eine Broschüre in die Hand, ich dachte, es wäre eine Information über Land und Leute, doch weit gefehlt, es war eine Erinnerung an den 1. Weltkrieg…..
…. in der die ganzen Schlachtfelder nebst „Veranstaltungstipps“ (Führungen, Besichtigungen etc.) aufgeführt waren.
Der Platz lag in einem Sumpfgebiet, Birken zeugten von reichlich feuchtem Boden, eine Vielzahl von Etangs (flache, meist stehende Gewässer) gab es um uns herum. Zum Baden schien keiner davon geeignet.
Abbeville ist Provinzhauptstadt, hat um die 23.000 Einwohner, wirkt bei unserem ersten Besuch am Nachmittag trostlos, abgesehen von den monumentalen Kirchen ( bspw. St. Vulfran, Saint-Gilles) und seinem Belfried (Glockenturm). Vor dem Rathaus hatte sich planerisch jemand Mühe gegeben und Wasserspielen nebst floraler Bepflanzung durchgesetzt. Sonstige Gebäudearrangements ein Sammelsurium aus unterschiedlichen Epochen, wonach meiner Meinung nichts zueinander passte und Schönheit diesem Flecken fernblieb. Immerhin fanden wir den morgen zu fahrenden Grünen Weg entlang der Somme, ein quasi neues Stück Radweggeschichte. Eine Patisserie hatte noch geöffnet und regen Zulauf, auch von uns, zwei Baguette wanderten in den Fahrradkorb.
Pause in der einzig geöffneten Bar neben dem Rathaus. Endlich wieder Pastis, dachte Jola und bestellte sich einen Absacker.
Trotz später Stunde noch drückende Hitze, da waren wir nach unserer Rückkehr froh über ein bisschen Schatten am WoMo.
Vom Nachbarplatz schallte es im holländischen Akzent herüber, morgen würde es noch heißer werden, bis 35°, wir waren für unsere Tour gewarnt.
12.08.2024 Montag
Hatte ich verschlafen? Es war doch erst 07.30 Uhr und um mich herum rumorte es. Es blieb mir nur die Teilnahme am öffentliche Leben, gut so, denn wir wollte ja die morgendliche Frische auf der Fahrt an der Somme nach St. Valery sur Somme mitnehmen.
Die ersten negativen Eindrücke von den hiesigen Sanitäreinrichtungen konnten nicht gänzlich ausgeräumt werden, aber Jola kam frisch geduscht und bereit für das Abenteuer zurück. Mit der Tourenplanung klappte es gut, die Umfahrung von Abbeville sparte Zeit und Radprofil. Auf dem Nebenweg wieder ein Wechsel aus „zum Verkauf / Abriss stehend“ und attraktiven Neubauten. An der Somme angelangt, die jetzt bekannten Holzpfähle mit den Knotenpunkten und der wegweisenden Beschilderung…..
Der Radweg wirkte überwiegend wie frisch angelegt, abgesehen von einigen Holperstellen, schnurgerade begleitete er die mäßig dahinfließende Somme, in Abständen abgerundete Bänke, Picknickstellen, immer dort, wo eine Brücke den Fluss querte…
Auf dem Wasser nix los, kein Boot, kein Vogel, eigentlich glich der Fluss eher einem Kanal, so begradigt wirkte das Bett. Dann doch noch ein Kapitän auf dem Wasser unterwegs…..
Nach 15 Kilometern mehr oder weniger gemütlichem Gestrampel erreichten wir St. Valery, …..
….. wo ich das Knotenpunktschild falsch deutet und wir auf der rechten Seite (hier auf dem Bild) auf einem Wanderweg landeten, umdrehen, die Devise! Möglichst keine unnütze „Streckenausbeute“, die zunehmende Hitze fing an, uns zu schaffen zu machen. Typisch französischer Ferienort, so mein Eindruck. Die Sonne, das Meer, und was weiß ich, noch so andere Sachen, blenden die bescheidene Architektur, die marode wirkende Bausubstanz und schlechte Straßen meist aus, auch bei uns. Ausnahmen bestätigen die Regel….
…. allein der Zaun und das Tor, bemerkenswert.
Jolas Ziel war heute, einen Campingplatz mit einem freien Platz ausfindig zu machen. Anstiege bewältigt, aber leider erfolglos, alles „complete“ wie die Schilder so schon eingangs signalisieren. Immerhin entdeckten wir dabei einen Wohnmobilstellplatz mitten im Ort, allerdings ohne Sanitärbereich, eine Alternative, falls wir hierher noch einmal kommen wollen. Gegen 12 Uhr zurück im Ort schien es angezeigt, ein schattiges Plätzchen in einem Restaurant zu finden. Rasch war das erledigt, keine Seele saß im Außenbereich, 15 Minuten, so der Mann im Service, dann ging es (in der Küche) los. Essensauswahl war quasi „vorbestimmt“, Moules mit Frites. Wir gönnten uns eine Flasche Cidre Brut aus der Bretagne dazu, die Flasche Wasser stand schnell ohne Aufforderung auf dem Tisch.
Muscheln essen erscheint mir immer eine appetitanregende Beschäftigung, an deren Ende man nicht so recht weiß, ist man jetzt satt oder durch die „Arbeit“ hungriger als vorher. Jola jedenfalls war schweißnass, möglich, nicht nur vom Essen. Der Mann an der Kasse im „Le Drakkar“ in der Rue de la Ferte verstand kein Englisch, daran merkte ich irgendwie, tiefste, rein französische Ferienregion, oder doch nur ein zufällig „Fremdsprachenloser“?
Einmal die Geschäfte in der Straße abgeklappert, einen „Kaffee lang“ (frei übersetzt) in einem Café getrunken, Jola erfreute die Öffnung der nebenan gelegenen Eisdiele und besorgte sich ihre „Abkühlung“. 14 Uhr, die Temperatur auf „maximal“, keine Exkursionen mehr, kein Kap Hornu mehr, die Rückfahrt angetreten. Die am Grünen Weg an der Somme gepflanzten Bäume spendeten dank des Sonnenstandes angenehmen Schatten. Insgesamt empfand ich die Strecke als ein bisschen „öde“, weil gradlinig und kaum Abwechslung am Wegesrand.
Die wohlverdiente Pause erfreuten nach 57 Kilometern insbesondere unsere geschundenen Allerwertesten.
Trotzdem schwang Jola sich auf, um den französischen ALDI zu erkunden, während ich mich später auf Entdeckungsreise der Etangs begab.
Scheinbar unendlich viele dieser Gewässer befanden sich am Rande des Ortes Mareuil-Caubert, an deren Rändern teils Parzellen, wie bei uns die Schrebergärten, zu sehen waren, ebenso verlassen wirkend, wie bei uns aufgegebene Grundstücke. Erstaunlich wenig sichtbare Vogelwelt, oder war ich mit meinem Rad zu laut?
Morgen geht’s nach Le Treport, Freunde treffen.