28.08.2024 Mittwoch
Der gestrigen Tag wird nur leicht gestreift, weil der Fahrer „malade“,sprich, krank war.
Abschied aus der Bretagne und St. Malo bei Sonnenschein. Sonnenaufgang…..
Fahrt ohne Umschweife über Caen direkt nach Cabourg, eigentlich sollte ein Campingplatz beim pittoresken Örtchen Houlgate angesteuert werden. Der schwächelnde Mann brauchte jedoch vorzeitig eine Rast, so landeten wir wieder auf dem schon einmal besuchten Campingplatz Oasis in Merville, ein Grund war, der hatte auch über die Mittagsstunden geöffnet. Am Eingang lag ein Schild auf dem Boden, darauf „complet“. Jola unverdrossen an die Rezeption, ein letzter Platz war doch noch frei. Resttag war für mich Betttag. Jola genoss die Tag mit ehegattenloser Zeit.
Details zum „Kranksein“ überspringen wir, die Sonne schien, dem Mann ging’s besser, Frühstück draußen, der Plan war, nach Houlgate mit dem Rad zu fahren und auf dem Rückweg Cabourg einen Besuch abzustatten.
Bis Cabourg die Strecke bekannt. Soweit ein Blick aufs Meer zugelassen wurde, das Wasser war mal wieder weit weg. Fast übergangslos trafen wir in Dive-sur-Mer ein, großer, geschützter Yachthafen, dessen Name an einem markanten Turm prangte und dessen Illustration wir aus dem Museum in Bayeux wiedererkannten (Wilhelm der Eroberer auf dem Weg nach England)….
….sogar mit deutschem Text versehen.
Ein Lob für den Radweg, gut ausgeschildert, teils wirkte der Belag wie frisch geteert. Houlgate erwartete uns mit der im Reiseführer angekündigten Bäderarchitektur, ein erstes Bauwerk….
Direkter Meerblick garantiert. Der Ort im Zentrum war besser zu Fuß abzulaufen, also die Räder geparkt. In Deutschland käme mir, wegen der Fachwerkoptik, zum Vergleich Hannoversch-Münden in den Sinn. Ein Spaziergang an der Promenade bis zum Casino, dort auf der Terrasse Teepause. Hinter dem Casino das Grandhotel, das keins mehr war und auch kein Foto wert war.
Beim Stromern durch die Gassen die Markthalle entdeckt….
…… nicht ganz so opulent, wie man sie aus anderen Städten kennt, das überschaubare Angebot aber interessant, vor allem der Käsestand…..
Es reifte nicht nur der Käse, auch die Idee, wieder Picknick im Freien zumachen. Also besorgte ich einen Ziegenfrischkäse (vorne unten ganz links) und einen Langres (hinten links neben den blauen Flaschen), Jola Oliven.
Bei Maps nachgeschlagen, wo sich eine Boulangerie befindet. Gefunden, offensichtlich die einzige im Ort, nahm man die davor stehende Schlange als Maßstab. Erst weigerte ich mich, mich anzustellen. Doch Jola verschwand im Supermarkt, Wasserflaschen besorgen. Zeitvertreib, „Anstehen“ bei Maison Florent. Aus der Schlange heraus Foto….
Einen Park entdeckt, Räder abgeholt und durch ruhigere Straßenzüge zum Park „Square Claude Debussy“ geradelt. Besser ging’s nicht, schattige Bank mit Meerblick….
Parkblick und Umfeld….
…..Fotoausstellung im Park „Breakdance“.
An der Kirche wieder ein überraschender Rastplatz an sakraler Stelle, an dem der Vater sogar in einem kleinen Topf köchelte….
Noch drei Bilder von Häusern (der runde Turm gehört zum Grandhotel), wobei die Kirche auf dem zweiten Foto ursprünglich einmal eine Kirche war, aus der demnächst eine Apartmentanlage werden soll…
Danach ging’s zurück zum Campingplatz.
29 Kilometer heute, insgesamt auf dieser Tour bisher rund 420 km.
Und nach dem Blog schreiben an den Strand. Mein Erstkontakt mit französischem Meerwasser dieses Jahr, und gleich schloss ich im bewegten flachen Uferwasser Freundschaft mit Blue Jelly (frei übersetzt), einem blauem Etwas im grünlichen Wasser schaukelnd hin und her schwebend…..
Nachgeforscht, die blaue Nesselqualle als einzige „blaue“ gefunden, die soll allerdings an meterlangen Fäden giftige Tentakel besitzen, die ich hier bei diesem Objekt nicht entdecken konnte. Trotzdem empfand ich die mehrfach angetroffenen Genossen nicht sonderlich angenehm in meiner unmittelbaren Umgebung. Begab mich nur leicht mit Salzwasser benetzt ans Ufer zurück.
Links und rechts vom Wasserrand aus ….
29.08.2024 Donnerstag
Das letzte Baguette ward am gestrigen Abend vernichtet, Jola, ortskundig in Merville, besorgte neue. Trotz frischer Luft, Frühstück draußen, „bon jour“ schallte es uns entgegen; wie oft wir das erwidern mussten, die Franzosen sind eben höflich.
Unser Ziel heute Ouistreham, an der Orne gelegen. Auf dem Weg dahin würden wir die Pegasus-Brücke besichtigen.
Bis Sallenelles waren wir beim ersten Besuch hier schon einmal gestrampelt, auf gesamter Länge Radwege, gut zu fahren. Der Rest bis Bénouville eine einzige gerade Strecke entlang der begradigt aussehenden Orne, teils grober, teils feiner Splitt als Belag.
Die heutige Pegasus-Brücke, ein Nachbau …..
Wenn wir schon an dem Ort, an dem quasi am 06.06.1944 die Befreiung Europas vom Joch der Nationalsozialisten begann, waren, dann wollten wir uns das Museum „Memorial Pegasus“ auch anschauen. Wen das nicht interessiert, der kann den Rest dieser Blogseite überspringen….
Detailliert finden sich in der Ausstellung die strategischen Planungen, Materialien, wichtige Menschen, quasi die Drahtzieher der Operation, aber es werden auch Einzelschicksale dargestellt. Dazu Originalbilder aus dem Kriegsgeschehen.
Zu dem folgenden Schaukasten, der Ausrüstungsgegenstände einer Spezialeinheit zeigt, fand ich besonders bemerkenswert das Stück „Packpapier“ links an der Landkarte. Es diente als Warninstrument, war mit einem bestimmten Stoff getränkt und verfärbte sich bei einem Gasangriff.
Deutsches Waffenmaterial und andere Gegenstände, die teils von Einheimischen gefunden oder von Gefangenen stammten….
Bei der Operation D-Day sprangen britische Fallschirmspringer in der Nacht vom 05. auf. den 06. Juni im Rücken der Deutschen bei Ranville , die die wichtige Pegasus-Brücke zu verteidigen suchten, ab. Ranville gilt als die erste französische Ortschaft, die von deutschen Besatzungstruppen durch die Alliierten befreit wurde. Hier im Kasten ist „Rupert“ ausgestellt, ein Dummy.
„Rupert“ kam in vier Einsätzen rund 500 x zum Einsatz und diente als Ablenkungsmanöver. Im Dunkeln sahen die Ruperts aus wie echte Fallschirmspringer, sie sollten unter der Deutschen Abwehr Verwirrung stiften, viele der Dummys waren zudem mit Sprengstoff bestückt.
Die Alufäden (links im Bild) dienten der Störung des Radars.
Kommunikation war nach der Landung wichtig, unter welchen Bedingungen Leitungen verlegt wurden, zeigt dieses Fotos….
Werkstattwerkzeug, schweres Material einer nicht unbedeutenden Abteilung bei der gesamten Mission.
Der Außenbereich des Museums….
Das Flugzeug nannte sich „Glider“, brachte Truppen und Material am D-Day in die Normandie.
Die meisten der Maschinen flogen bis nach Ranville.
2239 Gräber von Männern und Frauen der Alliierten Streitkräfte befinden sich auf dem Friedhof von Ranville, längst nicht alle Gefallenen konnten gefunden und begraben werden.
Mit der Einnahme dieser wichtigen Brücke begann quasi die Befreiung Europas von der nationalsozialistischen Herrschaft, und bald darauf eroberte man ostwärts weiter französisches Territorium zurück….
Ein wahrlich denkwürdiger Ort, an dem heute vor allem britische Bürger ehrfurchtsvolle Besucher waren.
Bewundernswert, mit welcher Akribie die Vorbereitungen getroffen und später in die Tat umgesetzt wurden.
Ich war vor dem Eintritt ins Museums skeptisch, ob ich das Ganze (Kriegsgeschehen immer wieder „aufwärmen“) gut finden soll, musste aber nach dem Besuch mir eingestehen, dass es wichtig war, an dem Ort, an dem Europa wieder begann zu dem zu werden, wie wir es heute kennen, gekommen zu sein. Ein empfehlenswertes Ziel, für jeden, der in die Normandie reist.
Gegenüber des Museums an der Brücke das passende Restaurant….
Wir setzten danach unsere Radtour auf der anderen Seite der Orne nach Ouistreham fort, fanden nach ca. 5 km dort das L’Auberge, eine Art Pizzeria, wo wir überraschend einen deutsch sprechenden Wirt vorfanden, von dem Jola noch erfuhr, er hätte drei Jahre in NRW BWL studiert und liebte Deutschland. Selten eine so umfangreich belegte Pizza gegessen….
Ortsdurchfahrt, auch hier ein Museum zum WW II.
Einkaufsstraße während der Mittagspause, hier gerade „schwer bewacht“ von der örtlichen Polizei, auf Streife…
Rückfahrt mit Stopp am Naturfreundehaus, wo es Luftaufnahmen des Naturschutzgebietes zu sehen gab, zwei, auf denen gut der Rad-/Wanderweg zu sehen ist…
Morgen geht’s weiter…..