Unwohlsein setzte sich fort, der Mann bewerkstelligte die Aufbrucharbeiten allein. Wie Vorgestern, morgens die Fahrt zur Boulangerie L‘ Épi Doré, heute ohne Wartezeit vor dem Eingang, sprich, ich war der einzige Kunde. Unverständlich, denn die schon aus anderen Berichten bekannte „schöne Verkäuferin“ reichte mir zwei Baguette und zwei Croissants. Die Frau wenigstens transportfähig, die 100 km im Regen gemeistert. Fahrt durch St. Malo nur mit Navi leistbar, Fahrkunst war auf den letzten Metern wegen enger Straßen gefragt. Platz 163, schnell ging es an der Anmeldung von Camping De La Cité D’Aleth, der Platz hatte Schieflage, die Neigung gerade noch so auszugleichen. Später kam ein Gast aus München und beanspruchte den Platz für sich, ich stünde auf 162. Es wurde sich schnell geeinigt, einfach ein Tausch, was mir nur recht war.
Wagten nachmittags einen Trip in die Altstadt…..
Hinter den dicken Wehrmauern herrschte einerseits durch viel Schatten eine frische Kühle, andererseits dichtes Gedränge durch den zusätzlichen Wochenendtourismus. Die Räder ließen wir an einer geschlossenen Markthalle stehen. Fast in jeder belebten Straße unterhielt ein Straßenmusiker das mit Biskuits, Crêpe oder Eis bewaffnete Publikum. Wer von uns gemachte Bilder von hier sehen möchte (siehe Bericht 2023 oder 2017; „Suche“). „Malade“ („geht nicht so gut„) brachte uns wieder auf die Spur zum Campingplatz. Am Plage des Bas-Sablons auf dem Belag der Promenade neu die Radschilder aufgemalt mit dem Zusatz „au pas“ (auf dem Weg – erlaubt). Ebbe im Becken, am, jetzt breiten – Strand nur wenige Menschen, der vorgelagerte Yachthafen nicht betroffen vom Niedrigwasser, wie viele Millionen Euro hier wohl vor Anker dümpeln? Abends noch kurz mit einer Dusche erfrischt, Sanitärgebäude lag unterhalb der Erdoberfläche, versenkt, über eine Treppe erreichbar, nach oben offen. Mit dem Begriff „einfach, o.k.“ ausreichend umschrieben.
Der gestern begonnene Regen setzte sich am heutigen Tag lange Zeit fort, wenn es auch morgens kurz trocken blieb. Vor 9 Uhr machte die Rezeption nicht auf, bis dahin waren aber alle Sachen verpackt. Quimperlé, Lorient und dann Rennes als Zwischenziel, wo wir nach kurzer Suche nicht weit vom Zentrum einen Parkplatz fanden. Das Wetter hatte sich gebessert, so fuhren wir am Kanal d’Il-le et Race, wo am Ufer schicke Neubauten standen und im Wasser Hausboote lagerten mit den Rädern bis zum Beginn der Fußgängerzone. Die Altstadt machte auf uns einen teils baufälligen Eindruck, andererseits fanden sich überall gut besuchte Restaurants. Das Bild änderte sich ein bisschen als wir Richtung Bahnhof bummelten, hier ähnelte das Ambiente mehr Städten wie Wien oder Brüssel mit seinen hohen Häuserfronten. Couscous gegessen, gerade beendet, begann es zu regnen.
Ein guter Zeitpunkt für die Weiterfahrt. Irritierung verursachte das Navi, weil es die Strecke nach Amiens zum Campingplatz nicht berechnete. Am Ende fiel mir ein, ich hatte ein paar Tage vorher auf „Fahrrad“ umgestellt. Jola hatte ein Ziel ausgesucht, Honfleur nahe Deauville. Dort gäbe es einen großen ruhigen Stellplatz mit Strom etc. Die Wunschroute von Jola an der Küste entlang zu fahren, geriet zum Desaster, denn die Straßen wurden holpriger und enger.
Die eingegebene Adresse war frei gewählt, mit den Geodaten wollten wir sichergehen, zum Ziel zu kommen. Funktionierte aber nicht. Ich fuhr dann fast drei Kilometer auf so engen Wegen, dass ich mehrfach mit entgegenkommenden Fahrzeugen manövrieren musste. Dann war ich doch noch in Honfleur gelandet. Der Stellplatz war das Tüpfelchen auf dem „I“, mit Schlaglöchern übersät, voll mit Wohnmobilen aller Art und kein Stromanschluss frei. Mitten im Gelände stellte ich das WoMo frustriert ab. Mangels einer Alternative blieben wir, nahmen die Räder und besuchten den Ort.
Der erwies sich als die reinste museale Welt analog Rothenburg ob der Tauber. Nett anzusehen, viel touristischer Rummel, alte Holzkirche, ein alter kleiner Hafen.
18.08.2017 Freitag
Die Nacht verlief erstaunlich ruhig auf einem Stellplatz mit dieser Anzahl fahrbarer Ferienwohnungen. Als ich gegen 01.30 Uhr einmal austrat, kamen zwei WoMos an und suchten Unterschlupf. Morgens kam gegen 08.30 Uhr der fahrbarer Bäcker und wir sahen durchs Fenster ständig Menschen mit Baguettes zu ihren Autos gehen. Wir aßen Maisbrot von gestern. An der Entsorgungsstation musste ich auf einen Franzosen warten, der umständlich seine Reinigungsarbeiten erledigte. Ich fuhr danach auf die Station, wobei Jola mich einwies. Grauwasser abgelassen, da hörte ich von umstehenden Leuten archaische Laute. Mir schwante Übles und richtig, der Wasserstrahl aus dem Tank versiegte gerade, da kam ein Polizist und fragte mich, ob das mein Caravan sein und ich müsste genau auf dem Abwasserkanal stehen wenn ich das Grauwasser abließe, so deutete ich jedenfalls seine Geste. Nun war aber bereits alles „fertig“ und ich schloss den Stopfen. Trollte mich von dannen und fuhr danach davon. Punkt 10 Uhr verließen wir den Parkplatz in einer Kolonne ebenfalls abfahrender Wohnmobile. Dann die spektakuläre Überfährt über die längste Hängebrücke Europas über die Seine. Jola fotografierte fleißig. Die ersten 60 Km auf der Schnellstraße, dann begann die Diskussion, wo lang und ob auf Mautstraßen. Bis dahin hatten wir 18,80 € bezahlt. Außerdem neigte sich die Tanknadel wieder gen „rot“. Ich stellte das Navi auf „Mautstraßen meiden“ ein. Wir landeten trotzdem wieder auf einer Schnellstraße, was mich bei der Suche nach einer (günstigen) Tankmöglichkeit nicht weiterbrachte. Über 1,40 € kostete der Diesel an den Raststättentankstellen. Ich fuhr dann wieder an einer Abfahrt ab und verließ mich auf mein Gefühl, das mir dann nach ein paar Kilometern mit dem Erreichen des Ortes Neufchâtel Recht gab. Dort konnte ich gegen 12 Uhr bei Leclerc tanken, Jola verschwand sofort im nebenstehenden Lidl. Danach ging es auf Landstraßen nach Arras und Lens, von wo aus wir Lille erreichten und dann die Grenze nach Belgien überschritten. Auf einer Raststätte verpflegten wir uns kurz im WoMo mit Baguette von gestern. Die letzte Stunde war dann kein Problem mehr. Der Stellplatz in Gent hatte Strom, aber kaum „Licht“ von oben, so verborgen lag er. Immerhin mit einem „Fensterblick“ auf den Badesee, aber kein Satellitenempfang. War auch nicht wichtig. Ich duschte, dann fuhren wir an der Regattastrecke in Richtung Stadt. Obwohl noch keine drei Wochen her, wusste ich nicht mehr genau, wo es in das Zentrum ging. Jola meinte, sie könnte sich orientieren und strampelte emsig vorweg, bis ich die blaue Brücke erkannte. In der ehemaligen Post einen Tee getrunken, die Räumlichkeiten des umgebauten Gebäudes beeindruckten uns.
Dann wurde bei Hema nach Geschenkpapier gesucht. Manchmal schaut man auch mal auf andere schöne Dinge. In einer Chocolaterie kaufte Jola für Miriam ein süßes Geschenk. Dann stromerten wir durch die Gassen, sahen uns Schaufensterauslagen an, suchten ein Restaurant, fanden die Lokalität, die wir von der Schiffstour aus gesehen und lagemäßig so attraktiv gefunden hatten, tranken dort mangels Essensangebot lediglich ein Bier. Die Auswahl an Bieren war riesig, was mir die Entscheidung nicht leicht machte. Jola meinte, es sei eine „Schwulenkneipe“. Dann holten wir unsere Räder bei der Post ab, vor der immer noch ein einsamer Straßenmusiker auf seiner elektrischen Gitarre sehr laut allseits bekannte Rocklieder zum besten gab, ohne dass sich ein Zuschauerkreis bildete. Ein paar Straßen weiter entdeckte ich ein vegetarisches Restaurant, schaute mich innen um, fand es originell, außerdem duftete es verführerisch. Jola war es recht und so begaben wir uns ins „Le Botaniste“ auf ein Essen „Surprise“. Bestellen musste ich an der Theke, hinter der in kleinen Metallschüsseln fast alle Zutaten sichtbar waren. Ich durfte dann die gesamte Bestellung selbst transportieren. Bezahlen wollte ich wie eigentlich üblich in bar. Den 50 € Schein seltsam anblickend belehrte mich der junge Mann, man nehme ungern Bargeld. Ob ich keine Karte hätte, sie wären immer so knapp mit dem Wechselgeld. Ist das der erste Schritt zum Leben ohne Bargeld? Das vegetarische Essen (Jola aß „Mama Tibetan“ und ich „Chili ohne Carne“) und organische Bier (leicht bitter nach Hopfen schmeckend) mundeten uns ausgezeichnet. Dann ging es zurück zum Campingplatz, eine Straße hatten sie seit unserem letzten Besuch völlig abgefräst.
19.08.2017 Samstag
Nachts regnete es. Von den über unserem WoMo herabhängenden Ästen der Bäume trommelten in Abständen Schwälle Wasser aufs Dach. Jola besorgte, nein Baguette gab es nicht, Puffbrötchen, groß aber ohne Inhalt. Jola machte sich nach dem Frühstück zum duschen auf, kam nach einiger Zeit unverrichteter Dinge wieder, erzählte von der Dauerduscherin. Sie nahm ihr Rad und fuhr zu einer der anderen Sanitäreinrichtungen. Punkt 10 Uhr verließen wir Blaarmeersen. Die gesamte Fahrt verlief reibungslos, war ja auch nicht immer so. Bis Venlo waren 2 Stunden vergangen und Jola hatte den Wunsch, hier eine Pause zu machen. Aus ihrer Kindheit hatte sie den Ort als „hübsch“ in Erinnerung. Vier Kilometer von der Autobahn bis in die Innenstadt, wo ich in einer Nebenstraße einen Parkplatz fand. Zu Fuß gingen wir zu dem Festplatz, Eintritt frei, aber Taschenkontrolle. Dumm nur, es begann gerade und die meisten Buden waren noch geschlossen. Jola strebte deshalb zur Fußgängerzone. Dort erfreute uns ein ähnliches Bild wie bspw. in Lüneburg. Kein ansprechendes Kuchenangebot bescherte uns die Suche nach einem Café. Jola aß dann nichts Süßes sondern zwei dunkle Brotscheiben mit verschiedenem Belag. Dann noch getankt und weiter ging es über die Grenze nach Deutschland. Gegen 17.15 Uhr standen wir auf unserem gewohnten Parkplatz an der Schule in Kassel.
Abends fuhren wir mit den Räder zum Da Vinci essen. Lecker, wie immer, und ziemlich laut war es.
Auf dem Rückweg machten wir einen Stopp vor dem Fridericianum und bewunderten zwei öffentlich zugängliche Werke der documenta 14 auf dem Vorplatz. Das Parthenon der verbotenen Bücher und „Röhrenleben“ (meine Betitelung).
Zu Hause bei Miriam planten wir dann noch den morgigen Tag mit dem Besuch der documenta.
20.08.2017 Sonntag
Nach 8 Uhr gab es ein Frühstück. Kurz vor 10 Uhr ging es dann auf die Tour. Wir entschieden, erst einige Außenprojekte anzusehen und, falls es regnet, später „innen“ weiter zu machen. Vor der Orangerie stand eine bolivianische Silberprägemühle, nachgebaut. Dann zu einem handwerklichen Gebälkkonstrukt, in dem Kinder turnten und ein Mann neben anmerkte, ihm fehle bei dem Objekt etwas „Rundes“. Man hätte mit Lehm in den offenen Elementen an ein Fachwerkhaus denken können. Zuvor sahen wir eine längere ausgehobene Grasnarbe, an deren Seiten Wildblumen wuchsen. Danach standen wir an der documenta-Halle vor dem Eingang, warten mussten wir noch nicht, aber die Rücksäcke durften nicht mit ins Innere. Miriam gab sie am nebenstehenden Aufbewahrungscontainer ab. Hier im Innern herrschte schon reger Andrang, einige Objekte waren umlagert, andere weniger. Kunst bleibt „Ansichtssache“ und nicht jeder kann mit jedem „Kunstwerk“ etwas anfangen. Weitere Details erspare ich mir hier an dieser Stelle und widme mich den eingetretenen Ereignissen. Gleich nach dem Eintritt erwarteten uns Masken verschiedenster Art.
Später traf ich vor dem bestickten Lebenswerk eines „Lappen“ (die hingen dort, wo die Menschen an die Wand blicken) Barbara Schmidt und Angela Ziethen. Da war ich doch etwas überrascht. Vor allem hätte ich Angela allein nie wiedererkannt.
„Indigo“, dazu hingen unter der Hallendecke diverse Kleidungsstücke, während unten herum die wieder rekultivierten Pflanzen vor sich hin mickerten. Miriam faszinierten die roten Wollknäuel, die von der Decke hingen. Nach dem Hallenbesuch war eine kurze Pause mit Kuchen und Kaffee angesagt.
Wie man im Hintergrund sehen kann, war die Schlange vor dem Fridericianum immer noch lang. Miriam mit Sonnenhut vermittelte tropische Atmosphäre.
Vor der „Neuen Galerie“ hatte sich eine ziemlich lange Reihe Wartender angesammelt. Miriam lotste uns in den „Palais Bellevue“. Im neuen Grimm-Museum waren wir, dort durften wir aber keine „Märchen“ ansehen, zumindest nicht mit unserer Eintrittskarte für die documenta. Der Ausstellungsteil der documenta war nicht erwähnenswert. Mittag aßen wir gegen 15 Uhr bei einem Vietnamesen.
Im Sepulkralmuseum war es ähnlich wie bei Grimm, wenig besondere Werke, dafür „normale“ Museumskultur. Interessant war allerdings die Grabkultur in Ghana. Dort begann ein Mann namens Kane Kwei, figürliche Särge herzustellen. Hier ein Beispiel in Form eines Vogels.
Um in die „Neue Galerie“ zu kommen mussten wir uns in eine kleine Warteschlange einreihen.
Ein Selbstbildnis von „Lorenza“ aus dem Jahre 1984, der 1994 verstarb. Er war seit seiner frühen Jugend armamputiert. Begann mit Mund und Füßen zu malen, studierte und veränderte während seiner Entwicklung seine geschlechtliche Identität.
Nach der „Neuen Galerie“ hatten wir genug Kunst intus und fuhren heim.
21.08.2017 Montag
Wir schauten uns Miriams Büroraum in der Gottschalkstraße an. Für 80 € ist das eine gute Sache, Mobiliar, Telefon und Internet sowie Reinigungsleistungen enthalten. Danach ein paar Fotos von Jola angesehen. Miriam verabschiedete uns und wir fuhren nach dem Tanken auf die Autobahn. Mein Vorschlag, in den Harz einen Abstecher zu machen, fand Jola zuerst nicht so prickelnd, dann aber signalisierte sie Zustimmung und wir kurvten 22 Km nach Goslar. Der Campingplatz lag dann noch 11 Km Richtung Hahnenklee, lag ziemlich einsam an einem See und lockte uns nicht so zum bleiben. In Goslar fanden wir den Stellplatz, parkten dort und besuchten die Altstadt, aßen vegetarisch, sahen uns die Kaiserpfalz an. Am Ende blieben wir nicht in Goslar sondern fuhren wieder auf die Autobahn über Braunschweig, Gifhorn und Uelzen nach Lüneburg. Dort war der Stellplatz auf den Sülzwiesen komplett belegt. Ich wollte nicht bei der Entsorgungsstation stehen und es trieb mich weiter. Auch der Platz in Lauenburg war belegt. Dann war Lübeck für mich das Ziel, auch wenn das Fahren am Ende eine Quälerei war. Gegen 20.30 Uhr in der Wielandstraße angekommen.
Nachts erlebten wir dann ein bretonisches Donnerwetter mit Starkregen. Dabei klickerte es wieder melodisch durch Tropfen auf die Aluminiumhalterung. Mit Argusaugen stellte ich fest, unser Auto hat die Dichtigkeitsprüfung bestanden, keine Leckagen. Um 09.45 Uhr kehrten wir Camaret der Rücken, Jola kaufte in der Biscuiterie Kekse. Die Fahrt verlief zunächst ruhig, bis wir in unwetterartige Regengüsse gerieten, sodass ich extrem langsam fahren musste. Quimper fuhr ich nicht an, denn auch hier regnete es noch. Danach klarte es zusehends auf, die Temperaturen stiegen langsam von 11° auf 15° (vom Fahrzeug gemessen). Jola war guter Dinge, dass wir irgendwo in oder um Carnac einen Platz für unser WoMo bekommen. Der Platz an unserem eingegebenen Ziel war „complète“. Jola bekam eine Adresse eines anderen Platzes, auch dort hatten wir kein Glück. Im Ort herrschte lebhaftes Treiben, bedingt durch den Wochenmarkt nahe der Kirche. Unbedingt wollte Jola da noch einkaufen. So nutzte ich einen freien Platz in der „Allée des Alouettes“, stellte das WoMo dort ab, direkt vor dem Feld „Alignements du Ménec“, wo an den Straßenränder die Autos der Besucher alles vollgestellt hatten. Mit den Rädern war es kaum ein Kilometer bis zum Wochenmarkt. Jola geriet in Hektik, denn die Beschicker waren bereits beim Abbauen der Stände. Schnell durch die Reihen gehuscht, Tomaten, Pfirsich, Oliven gekauft, ich indes orderte 8 Makronen für 6 € und einen 5 Liter Kanister Rotwein für 19 € den ich eine ganze Weile mit mir herumtrug und lange Finger machte. Zu guter Letzt ergatterten wir ein Brathähnchen für 5 € im „Ausverkauf“. Die Tourist-Information hatte bis 15 Uhr geschlossen, es war gerade 13.30 Uhr. Erst einmal zurück zum WoMo und Mittag gegessen. Dann Campingplätze gesucht. Dabei an riesigen Feldern mit Menhiren vorbei gekommen.
Alle drei Plätze waren voll ausgebucht (u.a. wegen des Festes in Lorient). Ein Regenguss zwang uns zu einer kurzen Wartezeit in der Rezeption eines der Campingplätze. Nun war es fast 15 Uhr und Zeit zur Tourist-Information zu fahren. Wieder die vielbefahrene Rue des Korrigans entlang. Die nette junge Dame im Büro telefonierte für uns einige Plätze ab, meist ohne Erfolg. Dann der rettende Anker, ein etwas auswärts gelegener Platz „La Lande“ (= Heide), hätte Plätze mit Strom frei. Jola eilte es nicht, suchte die Post, es begann derweil zu schütten. Ich wartete an einem Souvenirladen, zwei Deutsche neben mir kommentierten das Wetter und berieten Pläne für den Resttag. Ich stellte mich „stumm“ und hörte zu. Jola schrieb mir eine SMS mit dem Hinweis „ich warte in der Post den Schauer ab“. Das dauerte dann eine ganze Weile. Ein „Salon de The“ bot uns Unterschlupf für einen Kaffee und ein Stück Süßes. Der Regen ließ einfach nicht nach, als wenn er uns nachgereist wäre. Dann endlich etwas Aufklärung und schnell zu den Rädern und zurück zum WoMo, wo wir „Nachbarn“ bekommen hatten, ein zweites WoMo stand da. Wir fuhren nach Plouharnel und hatten endlich Erfolg. Ein einfaches Ambiente, aber alles da, die freundliche ältere Dame aus der Rezeption zeigte Jola unseren Platz, dann durfte ich einfahren und unter einer hohen Kiefer einparken. Wie sonst auch, machten wir diesmal eine Erkundungsfahrt, die uns bei viel Verkehr auf die Presqu’île führte. Selbst auf dem parallel laufendem Radweg lärmten die vorbei fahrenden Autos mächtig. Jola wollte unbedingt zu den Stellplätzen Les Sables Blancs. Ca. 4 Km bis zu dem riesigen Areal, das schön gelegen ist mit Blick auf den Baie de Plouharnel. Unorthodoxe Platzordnung, querbeet und alles durcheinander. Am Kriegsmuseum bogen wir auf den Radrundweg ab, der uns abseits des Autolärms durch typische Naturlandschaft führte, allerdings landeten wir dann auch abseits unseres Campingplatzes. Uns näherte sich eine sehr dunkle Wolke und Jola fürchtete einen neuen Regenschauer, der aber zum Glück ausblieb. In Saint Barbe, einem Dreistraßendorf mit altertümlicher Kapelle in der Mitte mussten wir uns neu orientieren. Auf einem Feld standen einige größere Menhire. Die Route de Sainte Barbe führte uns direkt zum Zeltplatz.
10.08.2017 Donnerstag (Plouharnel)
War der gestrige Tag so anstrengend? Wir schliefen bis 08.30 Uhr, auch die Sonne konnte uns nicht früher wecken. Der versprochene schöne Tag nahm seinen Anfang, den Jola schon als „versäumt“ bezeichnetet, weil zu spät aufgestanden. Die Dusche hätten ein Foto verdient, zumindest sollte erwähnt sein, dass man, wie bei früheren Toilettenkastenspülungen, an einem Strang ziehen musste, um warmes Wasser aus dem über einem angebrachten Duschkopf sprudeln zu lassen. Ließ man den Strang los, versiegte das Wasser unmittelbar. Das Baguette und die beiden Croissants kosteten 4,95 €, die mir das junge Mädchen in der Rezeption abforderte und auf schnellem Französisch nachfragte, ob ich auch morgen wieder Baguette und Croissants möchte. Aus den mir wenig verständlichen Wortfetzen deutete ich das Richtige und gab ein „oui“ von mir. Quiberon war unser heutiges Ziel.
Einen Streckenteil kannten wir von gestern, der Verkehr war ähnlich stark, mittlerweile an das Seitenstreifenfahren gewöhnt, stratzten wir manchmal an schleichenden Autokolonnen vorbei. Neu war dann der Teil ab dem Isthmus von Penthiève mit dem Blick auf das gleichnamige mächtige Fort.
Einen Teil der Strecke fuhren wir auf weniger befahrenen Nebenwegen und erreichten Quiberon gegen 11.20 Uhr durch eine Gewerbegebiet.
In der Stadt schlängelte sich eine schier endlose Blechlawine durch die engen Gassen (vermutlich zu den Fähren und an die Strände). Ein Stück schoben wir die Räder und gewannen so einen ersten Eindruck vom Geschäftsumfeld.
An der Post fanden wir am Place de Duchesse Anne eine Abstellmöglichkeit für die Räder und eine urige Bar für eine kleine Verschnaufpause.
Im Eingang stand oder lag ein Hund, knuffelig, aber nicht zum Anfassen. Ein kleines Mädchen versuchte mehrmals den Hund in den Arm zu nehmen, der entzog sich jedoch sofort der Liebesbeweise. Wenn allerdings das Kekspapier raschelte, stellten sich die Ohren auf und der kleine Wicht stand parat, um sich seine Portion vorlegen zu lassen.
Ansonsten schien das gute Mädchen (Jola diagnostizierte „weiblich“) tagsüber auf der „faulen Haut“ zu liegen.
Uns zog es weiter Richtung Hafen und Strand. Positiv überrascht waren wir von dem Ambiente dieses Touristenortes. Unaufgeregt ging es überall zu, ob in den Restaurants, am Strand, im Touristenbüro oder auf der Promenade, offensichtliche Bausünden konnten wir auf dem Spaziergang keine entdecken. Wir kauften in einem Geschäft Besteck fürs WoMo und zwei Sets.
Dann wanderten wir am Hafen bis zum Chateau Turpalt, das einsam verbarrikadiert auf einem kleinen Kap stand. Auf dem Rückweg hielten wir es für angebracht etwas zu essen. Ich neigte zu Sardinen, die ich aber nirgends bekam. In einem Restaurant ließen wir uns nieder, bekamen Speisekarten „in Englisch“. Ich bestellte Salat mit Hering, Jola etwas, was sie als größere Crevetten vermutete. Die Flasche Cidre war schnell geleert. Ein junger Mann vom Service kam plötzlich mit einem Taschenkrebs an, das Gericht lehnte Jola ab, weil sie glaubte, es sei ein Irrtum. Doch der Taschenkrebs kam wieder, in Begleitung der Frau, die die Bestellung aufgenommen hatte. Sie signalisierte „alles hätte seine Ordnung“.
Jola bekam Schweißperlen auf die Stirn, machte sich aber mutig an die Zerlegung des
Tieres bzw. arbeitete sie sich vorrangig an den Beilagen ab. Der Nussknacker erhielt dann seinen Einsatz und aus den mit seiner Hilfe zerborstenen Scheren spritzte es nach allen Seiten. Die Leerung des Panzerkörpers benötigte wesentlich mehr Zeit als für das „normale“ Essen eingeplant war. Ich war mit meinem Hering, der sich als Matjes entpuppt hatte, längst fertig und Jola der letzte essende Gast im Außenbereich des Lokals. Sie hatte sich Appetit erarbeitet, gönnte sich als Dessert eine Kugel Eis. Später lagen wir eine halbe Stunde am Strand, wobei wir nicht mehr badeten, weil es frisch und wolkig wurde. Ein Spaziergang auf der Promenade und dann zurück zu den Rädern. Wir besuchten den Port Haliguen und fuhren dann durch pittoreske Dörfer wie Kermorvan und Saint Julien.
11.08.2017 Freitag (Plouharnel)
Baguette und Croissants schmeckten wieder mal hervorragend. Dazu ein weichgekochtes Ei. Wider erwartend machte das Wetter einen akzeptablen Eindruck, sodass wir guter Hoffnung auf eine trockene Tour waren. Die Regenjacke schnallte ich vorsichtshalber auf den Gepäckträger. In Plouharnel war Wochenmarkt! Jola war nicht zu bremsen. Aber ein Einkauf wurde nicht zugelassen, denn der hätte wieder zum WoMo zurück gebracht werden müssen. Nein, Tomaten etc. kann man auch woanders kaufen. Durch Plouharnel an der kleinen Kirche vorbei durch enge Gassen auf Nebenwegen bis zur Hauptstraße, an deren Abzweiger eine Charcuterie ihr Geschäft betrieb und sehr gut besucht war (dort soll bei unserer Weiterfahrt „Nahrung“ gekauft und gebunkert werden). Dann auf die vom Autolärm getränkte D781 bis wir auf eine weniger befahrene Straße mit dem Hinweis „Les Alignements“ in ruhiges Fahrwasser gerieten. Den größten Teil der Strecke kannten wir vom ersten Suchtag nach Campingplätzen. Nun, mit mehr Zeit ließen sich die Steinfelder genauer betrachten, die in englisch vorhandenen Informationstafeln lesen und Fotos machen. Auf den Aussichtspunkt gestiegen und die Fernsicht auf die Steinfelder probiert. Eine Abstecher machten wir zum Tumulus von Kercado. Diese über Steinen und Steinplatten gehäufte Erde mit halbkreisförmig umringten Mini-Menhiren ist eine 4.500 Jahre alte Grabstätte vor unserer Zeitrechnung. Wir zahlten für die Besichtigung je 1 € Eintritt (Spende). Neugierig über das Innere zwang ich mich durch den niedrigen Eingang. Erst danach konnte ich aufrecht stehen. Zwei Lampen spendeten diffuses Licht, bei dem man die beschriebenen Einkerbungen in den großen Steinen erkennen konnte.
Dann den Giganten (Manio) gesucht und etwas abseits im Wald ganz für sich allein stehend entdeckt und fotografiert.
Dies soll ein Ort der Fruchtbarkeit sein, hierher schlichen sich früher Paare mit Kinderwunsch und zeugten den Nachwuchs (so die Überlieferung. Ob vor, auf oder neben dem 6,50m hohen Menhir ist nicht bezeugt).
Schon soweit östlich, entschieden wir uns für die Verlängerung nach La Trinité sur Mer anstatt direkt nach Carnac zu radeln. Das war eine gute Wahl, insbesondere nachdem wir den Crêpes abgeschworen hatten und meine Idee reifte, im Supermarkt Wein, Käse und Baguette zu kaufen. Kaum am Hafen mit vielen dort schaukelnden Segelbootmasten angelangt, tauchte ein Supermarkt auf, den wir aber sogleich ignorierten. Warum? Weil auf dem Platz daneben ein, ja richtig, Wochenmarkt stattfand. Allerdings schon wieder im Abbruchmodus. Also schnell die Räder gesichert und die „wichtigen“ Stände angesteuert. Ein Bio-Wein für 7,50 € wanderte in meine Umhängetasche genau wie ein Stück leckerer Käse, der sogar noch im Angebot war. Dann das Baguette, klein aber sehr fein, und schnell noch einmal vom Rad umgekehrt zum Wurststand und eine Wurst für 4 € eingefahren („non“, nur die eine, nicht mehr signalisierte ich der Verkäuferin). Jola hatte beim Fischstand kleine Langusten erstanden, wollte erst nicht mit dem Preis für die 4 Stücke herausrücken. Somit war das Menü perfekt und ab ging es an die Hafenpromenade. Dort fanden wir neben der Fischhalle ein freie Holzbohle als Picknickplätzchen. Beim Weinkauf nicht ganz aufgepasst, denn wir hatten keinen Korkenzieher dabei und die Weinflasche war verkorkt. Beim Verkaufsstand am Karussell schüttelte die Frau auf meine drehende Geste am Flaschenhals den Kopf.
In der Fischhalle bescherte mich meine sich vom ersten Versuch wiederholende Geste an der Flasche mehr Glück und ich ein Mann lieh mir einen Korkenzieher. Nun war unser Glück perfekt.
Jola pulte die Schalentiere, echt lecker und wirklich einiges Essbares dran.
Nur aufgepasst, die Möwen beobachteten uns. Manch frecher Vogel wagte gerne den Zugriff bei unachtsamen Touristen, direkt vom Teller die Beute zu stehlen. Was für ein Genuss, so ein Freiluftessen.
Nur nach dem Aufstehen merkte ich den Wein, also nicht gleich aufs Rad setzen. Wir kreisten ein Stück und aßen dann gleich um die Ecke einen Crêpe.
Immer noch schien die Sonne, nur wenige Augenblicke verdeckt durch Wolken. Wir setzten unsere Tour entlang der drei Strände bis zum Pointe de Kerbihan fort.
Hier an diesem Streckenabschnitt wohnten nach der Art, Größe und Optik der Häuser und Grundstücke zu urteilen wohlbetuchtere Menschen.
Der Rivière de Crac’h mündete an der Landspitze. Die Straße musste wir wieder zurück, dann ging es nach Carnac, kamen auf einem Teilstück des Wanderweges an einem Salzgewinnungsbecken vorbei. In Carnac gebummelt, am Strand bei kühler Witterung gelegen, dann zurück zum Campingplatz; lästiger Abschnitt, weil lange an der Hauptstraße gefahren.
Bei einem Tee und Makronen wurden wir uns schnell einig, morgen soll es nach Sarzeau am Golf von Morbihan gehen.
12.08.2017 Samstag (Arzon)
Wieder einmal verabschiedete uns ein Ort mit Regen. Vor Auray gab es stockenden Verkehr an den Kreiseln. Meist fuhren wir neben der Autobahn, kamen durch Vannes am Hafen vorbei und kauften in einem Vorort (Séné) bei Lidl und einer Bäckerei ein. Nach drei Stunden standen wir vor dem Chateau, doch Jolas Wunsch ging nicht in Erfüllung, keine Chance auf einen Platz. So gurkten wir um Penvins herum, wo wir auch fragten, die Antwort war immer „komplett“. Den reinen Stellplatz ohne Strom ließen wir aus. Sarzeau bot keine Campingplätze an, deshalb fuhren wir nach Arzon. Auf dem Platz „Le Tindio“ am Pointe de Kerners war gerade bis 14.30 Uhr Mittagspause, die wir auf dem Parkplatz für ein kaltes Essen nutzten.
Hier auf dem Platz „Le Tindio“ durften wir bleiben. Endlich erwärmte sich die Luft, die Sonne lugte immer öfter und länger hinter den Wolken hervor. Jola machte alleine eine Erkundungsfahrt, ich kochte mir einen Tee und setzte mich lesend in den Campingstuhl. Später ging es dann zusammen auf eine „Hafenrundfahrt“ nach Port du Crouesty und Port Navalo. Dort tranken wir mit Blick auf den Atlantik in einem kleinen Salon de The Pastis. Im Hafen von Crouesty werden die Boote dreistöckig aufbewahrt. Auf der Promenade herrschte so viel Betrieb wie sonst Weihnachten auf der Mönckebergstraße in Hamburg. Am Fähranleger stellte wir die Räder ab und schlenderten bei sehr frischem Wind zum Leuchtturm auf dem Wanderweg ein Stück hoch. Die Flut trieb gerade mächtig Wasser vor sich in die Bucht von Morbihan her. Ein auslaufendes Segelboot kam kaum vom Fleck gegen diese Strömung. Abends wurde gekocht, Jola pulte die Schalentieren (von Lidl) und ich machte Spaghetti und den Rest. Ein Spaziergang auf dem Wanderweg am Golf in der Abendsonne brachte uns bis nach Kerners, von wo aus wir an der Straße zurück zum Campingplatz gingen.
Am Ufer des Golfes saßen diverse Angler und warteten auf den Fang für das Mittagessen am Sonntag. Vor einigen Häusern standen zahlreiche Autos, wohl Gäste zum Abendessen o.ä., auch ein Kindergeburtstag war aus einem großen Garten nicht zu überhören, auf Terrassen saßen Menschen bei einem Glas Wein zusammen, meist verbunden mit einem Blick aufs Wasser.
Die Abendsonne färbte die riesigen Nadelbäume in mystisches Licht und die Wolken rosa und rot-blau.
13.08.2017 Sonntag
Einige der jungen Leute waren nachts bis ca. 4 Uhr aktiv. Ein Mädel schien nicht mehr recht alleine gehen zu können und wurde von einer Freundin zur Toilette geschleppt. Ruhig blieb es trotzdem auf dem Platz. Jola schlief den Schlaf der Gerechten bis fast 9 Uhr und war über ihr „Nichtstun“ nach dem Aufwachen schier entsetzt. „Ich muss mir morgen unbedingt den Wecker stellen“, ihr erster morgendlicher Kommentar zu der Sünde! Ohne Baguette, aber mit einem Pain de Soleil von gestern ging es an den Frühstückstisch mit weichgekochtem Ei. Sonne hatte sich noch nicht am Himmel durchgesetzt, aber die Hoffnung auf einen „schönen“ Tag war ungebrochen. Unser Plan wurde umgesetzt, wenn auch etwas später als an den sonstigen Tagen. Am Hafen war Brocante (= Flohmarkt), den wir aufsuchten. Hier gab es allerhand wirklich alte Sachen, französische Kinderbücher, von denen wir später eins für mich zum Üben kauften. Vor der Patisserie stand eine Schlange Menschen nach Baguette oder Süßem an, für mich ein Grund, erst einmal den Spaziergang fortzusetzen. Der Sonntag und das mittlerweile beste Sommerwetter hatte diverse Skipper in ihre Boote und diese mit ihnen auf den Atlantik getrieben bzw. waren eine große Anzahl gerade beim Auslaufen. Genug vom Hafenbetrieb gesehen, zeigte ich Jola das Thalasso-Hotel in Form eines Kreuzfahrtschiffskörpers, das sie sich unbedingt genauer ansehen wollte. Danach ging es zurück zur Patisserie. Nur ein paar Kunden standen in dem kleinen Laden mit leckerer Auslage. Mit zwei verschiedenen Baguettes und zwei Croissants mit Mandelpaste sowie zwei Kaffee (für je 1 €) verließen wir das Geschäft und setzten uns auf eine der erhöhten Blumenbepflanzungen und speisten, dabei schauten wir kleinen Kindern beim „Wagenrennen“ zu. Ein kleiner Junge benahm sich auf dieser kleinen Runde rowdyhaft und wurde vom Betreiber ermahnt, was ihn wenig beeindruckte. Wenig später fuhr er ihm von hinten in die Beine. Wieder bei den Rädern nahmen wir unsere Tour Richtung Golfplatz auf dem Küstenweg auf. Jola war vom Plage du Fogeo ganz begeistert und speicherte diesen Ort als den Badeort, an dem heute noch ins Wasser gegangen wird. Kurz darauf endete der Weg bei einer festungsartigen Ferienanlage, die wir Räder schiebend umrundeten. Danach fanden wir einen wirklich ausgezeichneten Radweg, stoppten an der D780, weil wir auf der anderen Straßenseite den Tumulus Cäsar sahen. Ein noch gewaltigerer „Erdhaufen“ als der in Carnac. Campingplätze und Strände ohne Ende, schön anzusehende Häuser an fast jeder Straße. Den Golfplatz sahen wir nicht. 9 Km bis nach Sarzeau nahmen wir als Ansporn, auch wenn Jolas Blick auf ihre Akkuanzeige zu einem sorgenvoll klingenden Kommentar führte (reicht die Ladung für die Rückfahrt). Einmal stoppten wir, an einer Abzweigung zeigte ein Radschild mit der Aufschrift „Saint Jacques“ nach rechts und verunsicherte uns. Aber an die Küste wollten wir zu diesem Zeitpunkt nicht. Also weiter in die andere Richtung. Sarzeau erreicht, waren wir etwas von dem kleinen beschaulichen Zentrum enttäuscht. Am Sonntag wirkte natürlich alles etwas ruhiger, insbesondere wenn die meisten Menschen hier zum Strand unterwegs waren. Eine Pause legten wir trotzdem in einer kleinen Bar ein. Wir verließen Sarzeau dann rasch wieder, bogen nach Saint Jacques ab, wo eben die vielen Menschen sich am oder zum Strand bewegten. Die Straßenränder waren vollgeparkt und entsprechend eng waren die Fahrwege. Von Saint Jacques visierten wir Saint Gildas de Rhys an. An der Église Abbatiale mit seinen eckigen Türmen blieben wir auf dem Platz bei einem Restaurant auf ein Bier (Leffe rubis) und einen Pastis sitzen. Der junge „Kellner“ steckte sich ständig einen Zahnstocher in den Mund zwischen die Zähne und nahm ihn auch nicht beim Service heraus, sollte wohl eine „coole“ Geste sein.
Dann sahen wir bald den Golfplatz, gingen ins Clubhaus, fragten nach Preisen und Startzeiten, unternahmen aber nichts. Danach begann eine nervenaufreibende Diskussion um „die richtige“ Strecke. Gegen 18.30 Uhr erreichten wir den Strand von Fogeo, legten uns in den Sand und ließen uns die Sonne noch einmal auf die Teile der Haut brennen, die tagsüber geschützt war. Jola wagte den Gang in den Atlantik und schwamm ein paar Minuten. Dann schnell nach Hause trockenes Zeug angelegt und zum Hafen ins Restaurant Le Voilier, wo jeder 1 Kg Muscheln aß.
14.08.2017 Montag
Jola schlug eine Tour nach Saint Armel vor, dort wäre ein Cidre-Hersteller. 25 Km sollten es bis dahin etwa sein. Das Wetter war uns hold, entgegen der Vorhersage wirkte Sonne, verbunden mit angenehmer Temperatur und nur geringem Wind vielversprechend.
Gleich vom Campingplatz links ab auf die D198 Richtung Porh Neze.
Kaum gestartet bremste ich ab, weil am Straßenrand ein Hinweisschild einen Menhir ankündigte. Dieser Menhir von Kermaillard hat eine Höhe von 5,35m. Ein gemeinsames Foto von meinem Rad aus musste hier sein.
Weitere Stationen auf dem küstennahen Weg waren Port du Logéo, Brillac, Fourneavy, dann ein Stück Wanderweg durch Wald über einen Holzweg.
Öfters hatten wir gute Sicht auf die momentan durch Ebbe geprägten Buchten des Golfes. Auf breiten und heute viel befahrenen Radwegen, die nicht immer eindeutig beschildert waren, landeten wir dann in Sarzeau, wo wir uns verzettelten und Jola in unbekannte Richtung verschwand. Ich fragte einen älteren Mann, ob es in die gezeigte Richtung nach Saint Colombier ginge, was er irgendwie französisch nickend bejahte. Ich übte mich in Geduld, wartete auf Jolas Rückkehr und sah währenddessen einer Frau dabei zu, wie sie zunächst vergebens ihr Kettenschloss öffnen wollte und sich Falten auf der irritierten Stirn abzeichneten. Nach einer Ausschau nach Jola war sie dann mit dem Rad verschwunden. Jola trudelte ein und wir setzten die Fahrt fort. Auf einer landwirtschaftlich genutzten Nebenstraße entlang der D780 fuhren wir an Saint Almen vorbei, das war auch in Ordnung, denn Jola hatte herausgefunden, dass das Geschäft sich einen Ort weiter in Le Hézo befände.
Das kleine Gebäude des Maison du Cidre erschien uns zunächst wenig attraktiv, führte aber allerhand Produkte um und mit Cidre. Jola erspähte eine 1,5 Liter Flasche und gewann sie gleich lieb als Geburtstagstrunk für den Besuch bei Miriam.
Saint Armel suchten wir danach auf, hier herrschte fast überall Mittagsruhe, fanden dennoch am Ortsausgang eine gut besuchte, weil einzig offene, Crêperie und waren über einen freien Tisch froh. Denn eine Pause konnten wir beide gut gebrauchen. Aßen Galette und tranken Cidre.
„Le Passage“ ist eine durch einen Damm mit dem Festland verbunden Insel, auf die es uns noch kurz trieb. An der Spitze befand sich eine kleine Fähre mit der man nach Montsarrac übersetzen hätte können, womit sich die Fahrradtour nach Vannes dadurch erheblich verkürzte. Hier warteten einige Menschen auf die Rückkehr der Fähre von der anderen Seiten. Nach einem Kilometer hatten wir das Eiland umrundet und wir machten uns auf den „Heimweg“.
14.46 Uhr erreichten wir Lasné, 14.52 Uhr in Saint Colombier, 15.04 Uhr La Roche Blanche, nur wenig später das Ortsschild „Sarzeau“ um 15.07 Uhr. Auch hier wurde die Suche nach dem rechten Weg wieder ein Geduldsspiel. Bis Brillac vergingen gut 40 Minuten. Den winzigen Flecken „Cor-er-Pont“ durchfuhren wir um 15.50 Uhr.
Drei Minuten später waren wir in Kerassel, stoppten und nahmen dieses Auto mit aufgedrucktem Periodensystem der chemischen Elemente auf:
Bei Le Net verließ uns kurz unser Orientierungssinn, weshalb wir ein Stück Strecke doppelt fahren mussten, bis wir uns auf dem richtigen Weg befanden.
Am Étang de PenCastel standen auf dem Damm viele Menschen und betrachteten die Landschaft, oder besuchten die alte Gezeitenmühle oder machten einfach Fotos.
Dann war es geschafft, fast 60 Km lagen hinter uns. Pause, aber nicht sehr lange, denn Jola wollte unbedingt noch an den Strand und baden. Also wieder aufs Rad und zum Strand Fogeo. Nicht lange gefackelt und gleich ins kühle Nass gestürzt, ich brauchte ein wenig länger als Jola bis ich meinen Adoniskörper ganz unter Wasser brachte, dann aber wie ein Fisch nahe des Ufers umherschwamm.
15.08.2017 Dienstag
Unsere Aufbruchaktivitäten wurden professioneller und damit routinierter und schneller. Außerplanmäßig überrollte ich eine leere Bierflasche beim Wegfahren von den Nivellierungshilfen, die in tausend Stücke unter dem Reifen zerplatzte. Zum Glück nichts weiter passiert. Knapp über 60 € bezahlte Jola für die drei Übernachtungen. Herrlicher Sonnenschein erleichterte uns nicht gerade den Abschied, aber nun ging es nach Concarneau bzw. erst nach LeHézo,um den Cidre zu kaufen. Über die Schnellstraße war das rasch erledigt. Jola shoppte ordentlich, ich durfte eine Gepäckkarre benutzen, um die Kisten zum Auto zu bringen. In Vannes unterbrachen wir unsere Fahrt für einen Ausflug ins Zentrum. Die Suche nach einem Abstellplatz für unser WoMo gestaltete sich nicht so schwierig wie befürchtet. Mit den Rädern war es ein Katzensprung zum Hafen, der eine Art Stichkanal darstellt. Vannes schien bei Touristen äußerst beliebt zu sein, das Zentrum war übervoll mit ihnen.
Gegen 12.45 Uhr kam aus der Kirche eine Prozession, Weihrauch wurde hinter einer Truppe Dudelsackspielern versprüht. Ich bemerkte Schmerzen in meinem rechten Knie, scheinbar ist ein Schleimbeutel entzündet und gar geplatzt oder eine sonstige Reizung oder Überbeanspruchung hat die starke Schwellung verursacht. So endete mein Stadtrundgang humpelnd und verkürzt. Zum Glück konnte ich mit dem Bein weiter Auto fahren.
Der restlichen Streckenabschnitt verlief entspannt, wir bogen nach PontAven ab, fanden dort aber keine Bleibe bzw. gab es einen Stellplatz, aber ich kam nicht hin. Netter Ort, sollte eventuell später aufgesucht werden. Über die D783 tuckerten wir nach Campingplätzen Ausschau haltend u.a. durch Trégunc bis nach Concarneau, wo wir gleich auf dem ersten angefahrenen 2-Sterne Platz du Moulin d’Aurore einen großen Rasenplatz uns aussuchen durften. Ich schonte mein geschwollenes Knie, während Jola die Gegend erkundete.
Später setzte ich mich doch noch aufs Rad und fuhr vorsichtig tretend mit Jola zur ca. einen Kilometer entfernten Personenfähre.
1 € pro Person kostete das Übersetzen zur Ville Close. In den engen Gasse der stark ummauerten Altstadt drängelten sich die Touristen, kauften, aßen, schauten. Liefen ein Stück auf der Mauer, dann bummelten wir außerhalb und besuchten den Festplatz, wo eine große Bühne aufgebaut war und ein Soundcheck durchgeführt wurde. Die weißen Festzelte waren alle noch leer. An einem Stand bekamen wir bretonisches Bier in Festbechern ausgeschenkt, die Becher fanden wir als Erinnerung das Pfandgeld wert und nahmen sie mit. Vor der Kulturhalle fanden traditionelle Tänzen in Trachten statt.
Eine Pleite erlebte ich auf meinen Vorschlag, am Fähranleger eine Kleinigkeit zu essen. Erstens war es windig, zweitens kalt und drittens war die bestellte Pizza miserabel. So verschlechterte sich auch meine Laune. Jola verabschiedete sich im WoMo gleich ins Bett.
16.08.2017 Mittwoch (Concarneau)
Sehr früh am Morgen stellte ich beim „Austreten“ einen zuerst nicht deutbaren Geruch fest, der mich dann aber an frischen Teig und Brot erinnerte. Tatsächlich grenzte an den Campingplatz die Bäckerei. Äußerst praktisch, wenn man den morgendlichen Einkauf direkt am Platze hat. Dort besorgte ich später Baguette und Croissants. Jola schlief noch als ich vom Duschen wiederkam. Seit langem konnten wir wieder einmal draußen frühstücken.
Ich sondierte Radwege, aber auf der Strecken nach Pont Aven gab es nur ein kurzes Teilstück von Lanriec nach Trégunc, ansonsten war die viel befahrene D 783 unsere Heimat. Kauften unterwegs in einer Apotheke Voltaren, die uns die Mitarbeiterin sofort nach Jolas französischer Beschreibung der Beschwerde anbot. Auf und ab, mal gerade Strecke, dann wieder kurvenreich kamen wir gegen 11.50 Uhr nach ca. 13 Km in Pont Aven an.
Touristen überall, die Cafés gut besucht, die vielen Galerien in den kleinen Gassen boten interessante und vielfältige Kunst. So manches Bild oder die eine oder andere Skulptur könnte ich mir gut in einem neu einzurichtenden Raum vorstellen. Wir gönnten uns einen Kaffee und aus der nebenstehende Bäckerei besorgte ich Croissants mit Füllung.
Dann begann unserer Rundgang, eigentlich den Weg in den Liebeswald, verfehlten allerdings die Richtung und landeten deshalb im Hafen des Aven (bei halber Flut schiffbar). Jola stöberte in fast jedem Laden, kaufte Kekse und Postkarten. An Gauguin kommt man natürlich in diesem Ort nicht vorbei, Tafeln und Beschreibungen allerorten. Der Weg an der kurzen Promenade und am Aven durch den Wald inspirierte, wie wohl früher auch die hier lebenden oder gestrandeten Künstler. Am Place Julia saßen wir hinter einer Crêperie etwas abseits und aßen Galette und tranken Cidre. Die Rückfahrt schaffte mein malades Knie mit erhöhtem Modus gut.
Pause am WoMo bis 17.30 Uhr dann Fahrt zum Festival des Filets Bleus.
17.40 Uhr standen wir mit hunderten Schaulustigen und erwarteten das Défilé. Musik war schon zu hören, dann kamen die Dudelsackspieler, danach die Trachtengruppen tanzend. Nach wenigen Minuten war das Spektakel vorbei. Auf dem Festplatz stellten sich die Mitmacher fotogen dem Publikum. Musik sollte es erst ab 19 Uhr geben. Essbares und angebotene Getränke fanden bei meinem grummelnden Magen keine Akzeptanz. Jola lockte mich zu einem Pastis in ein Café, den ein mürrisch wirkender Mann uns auf den Tisch stellte, Eis in einem extra Gefäß. Vorbeiziehendes Publikum regte unsere Phantasie über bretonische Körperkultur an. Ein zweiter Pastis wurde geordert, wir vermissten die Musik von der Festivalbühne noch nicht.
Leicht angeheitert fanden wir wenig später die Tapas-Bar, vor der wir bereits gestern einmal unentschlossen gestanden hatten und dann dort nicht eingekehrt waren. Vor der Bar füllten die Menschen fast alle Plätze aus, wir setzten uns an einen Stehtisch. Es dauerte, bis die allein agierende Dame unsere Bestellung aufnahm, die Käseplatte kam dann mit dem ersten Regen und wurde nicht mehr auf den Tisch gestellt, sondern ins Lokal verfrachtet, mit uns im Schlepptau. Jola hatte gerade den „gelben Müllsack“ übergestülpt, den ich vorsorglich in meinem Rucksack mitgenommen hatte. Den konnte sie wieder ablegen. Innen herrschte lautstarke Unterhaltung in einer aufgeweckten Atmosphäre. Neben mir saß ein Mann mit einem Baby um die Brust gebunden. Jola meinte fürsorglich, ob das Kind auch genügend Luft bekäme. Ein zweites Glas Wein schien sie zu beruhigen. Die zweite Bedienung mit „Springerstiefeln“ räumte nach und nach unseren Tisch leer, nahm die 20 € und legte 5 € kommentarlos zurück auf den Tisch. Jola warf sich den Müllsack erneut über und ab ging es zum Campingplatz, den wir um 21 Uhr erreichten. Im Gemeinschaftshaus fand ein Fest statt.
Sonne über dem Stellplatz, lockere Wolken am Himmel, auf dem Feld hinter dem Stellplatz das gerollte Heu in Reih und Glied, hinter der Mauer Entengegacker, fast wie in Norddeutschland. Und um 08.30 Uhr wartete das „Baguette traditionell“ auf uns abholbereit an der Rezeption. Ich versuchte meine müden Glieder durch Liegestütz und Gymnastik auf Zack zu bringen. Geduscht wurde heute nicht, Katzenwäsche war angesagt. Unser Ziel war St. Malo bzw. ein Campingplatz in der Nähe. Erstmals hatte ich über Geo-Koordinaten das Ziel ins Navi eingegeben. Gegen 09.35 Uhr legten wir ab und verließen diese preiswerte Übernachtungsmöglichkeit. Schon nach dem ersten Abbiegen war Jola skeptisch, ob wir auf der richtigen Spur fuhren. Fast leere Landstraßen, an manchen Stellen wurde es eng, wenn einmal ein Auto entgegen kam. Aber bald waren wir auf der Schnellstraße und reihten uns in den fließenden Verkehr ein. Wir rätselten während der Fahrt, wo wir wohl landen könnten. Nach einigem Kreisen folgten wir einem Schild „Campings“, das uns dann nach weiteren 2,4 Km tatsächlich zum Platz „La Ville Huchet“ führte. Es war noch ein einziger Platz für 32,80 € frei, ohne Strom. Wir blieben und fanden in einem waldähnlichen Areal einen sehr schattigen Platz. Zwei blaue Armbänder berechtigten uns das Schwimmbad zu benutzen, was wir an diesem Tag nicht in Anspruch nahmen (konnten, weil wir erst nach 19 Uhr heimkehrten). Jola hatte einen Plan besorgt, in dem zwei Radstrecken nach St. Malo eingezeichnet waren. Ein Weg führte erst ein Stück Richtung „Quelmer“ bevor man rechts nach St. Malo abbiegen musste. Wir gerieten an einen Kreisel auf eine Hauptstraße (Rue de la Marne) mit massig Autoverkehr, sehr unangenehm. Immerhin ging es meist bergab. In der Nähe des Hafens sahen wir diverse Wohnmobile unter Bäumen an der Straße stehen. Dann standen wir am Tourist Office, jeder von uns woanders, sodass wir erst wieder zueinander finden mussten. Der Besuch im Intra-Muros war interessant, moderne Geschäfte umgarnt von vielen Touristen in alt wirkenden Gemäuern vermittelten eine Atmosphäre ganz eigener Art.
Auf einem von sakralen Bauten und Häuserfronten begrünten Platz, unten bestückt mit Restaurants und Bistros, sang und spielte eine Familie mir bekannte Lieder. Das kleine Töchterlein spielte ab und an ein paar Töne auf einer Geige und sang dazu „Fly me to the moon“.
Ich aß ein Baguette ohne alles und ein Far Breton, Jola ein Galette. Später erklommen wir die Stadtmauer und genossen die Aussichten von dort oben.
Ein Spaziergang über den Strand zum Fort National war möglich, die Flut hatte das Wasser noch nicht so weit herein gedrückt. Das Fort war geschlossen. Ein Kaffee im Schatten der hohen Mauer sorgte für eine kurze Pause und mein erhitztes Hirn konnte sich kurz von der Bestrahlung erholen. Ich kaufte mir ein Paar Schuhe.
Dann machten wir uns auf, Dinard zu erobern. Erst nach Saint Servan, dann über den Barrage de la Rance, den Damm des Gezeitenkraftwerks, und das bei tosendem Verkehr auf der zweispurigen D168. Den Damm überquert, durften wir einer Schleusenfahrt zuschauen während der die Brücke angehoben worden war.
Wir waren danach leicht verzweifelt, folgten zwei Radfahrerinnen ein Stück am Ufer des Flusses Rance und standen wieder an der viel befahrenen Schnellstraße. Umkehren? Diese Variante stand uns ins Gesicht geschrieben! Oder doch nicht? Einmal in der Landkarte von Google recherchiert, denn so kurz vor dem Ziel wollten wir nicht aufgeben. Und richtig, nur noch die viel befahrene Straße war zu überqueren.
Zwar hieß dieser Ortsteil „Gougeonnais“, den verließen wir nach wenigen hundert abwärts rollenden Metern, um das Ortseingangsschild von Dinard zu passieren.
Am Ende hatte sich das Abenteuer gelohnt. Jola trank im „Carthagene“ einen Tee naturell.
Auf dem Bild kann man ganz links hinter den blau-weißen Pyramidenzelten die Gebäude vom Restaurant auf der Promenade sehen (wenn man es weiß). Der Tee mundete Jola so ausgezeichnet, dass sie ihn sich später unbedingt kaufen wollte.
Nach einem langen Spaziergang entlang der Promenade und einem Abstecher in den Kern des Ortes entdeckten wir tatsächlich – mehr zufällig – das Geschäft. Jola versorgte sich sogleich mit dem „kostbaren“ Getränk (Filterbeutel). Danach besorgten wir bei Spar eine Flasche Rotwein sowie eine Wurst, nebenan beim Bäcker zwei Baguettes, was für unser Abendbrot reichen sollte. Dann die Rückfahrt, die etwas problemloser verlief, weil der Radweg über den Damm einen glatten Bodenbelag aufwies und wir deshalb die Räder nicht schieben mussten.
Bretonische Vokabeln:
amor = am Meer ker = Dorf
aven = Fluss kreiz-ker = Stadtzentrum
braz = groß men = Stein
dol = Tisch pen = Kopf
gwenn = weiß penn = Ende
hir = lang ty = Haus
02.08.2017 Mittwoch
Bereits nachts klackerten Regentropfen vereinzelt aufs Dach, was morgens in einem Dauerregen mündete und uns den Aufbruch erleichterte, allerdings nicht das Einpacken. Als Ziel wählte ich Erquy. Unterwegs wurde der Regen noch heftiger, auch der Ärger um die Strecke. Der kürzeste Weg, den ich gewählt hatte, führte auf Autobahnen durchs Landesinnere. Jola wähnte sich auf der Küstenstraße und ärgerte sich. Wir wählten ein Zwischenziel, Matignon. Dort angekommen, herrschte im Zentrum reges Treiben, es war Wochenmarkt und zwar ein recht großer. Ein Parkplatz direkt an der Straße und ausreichend groß für unser WoMo, super! Nur über die Straße und schon waren wir im Marktgeschehen. Hier gab es alles, alten und frischen Käse, Würste aller Art, Gemüse, Fertiggerichte wie Paella oder gegrilltes Geflügel und natürlich frische Meeresfrüchte. Und die meisten davon lebten noch. Es wurde reichlich gekauft, auch wir gingen am Ende mit voller Einkaufstüte zum WoMo zurück. Doch es fehlte Fisch, also kehrte Jola um und besorgte Crevetten (18 €/Kg). Ich indes kaufte eine Flasche Rotwein. Weiter ging die Fahrt, mittlerweile ohne Regenbegleitung zum CapFréhel. Ich wollte auf keine Fall eine längere Strecke fahren und hielt deshalb nicht in einem der Orte auf dem Weg dorthin. Am Cap musste man „Eintritt“ für Autos zahlen, ich bog in Richtung Sables d‘ Or ab. Hier an der Küste herrschte heute ein fast orkanartiger Wind, das WoMo wurde geschüttelt und gerüttelt. Ich parkte an der Straße in einer Haltebucht. Wir aßen von unseren Markteinkäufen, nahmen dann die Räder und fuhren die rund 2,5 Km mit Rückenwind bis zum Cap zurück.
Schon hier erfreute uns der Anblick der Heidelandschaft, die ein wenig bunter wirkte als wir sie aus der Lüneburger kennen. Viele Besucher sahen sich die raue Küste an, einige wanderten bis zum Ende, andere bestiegen (gegen Eintritt) den Leuchtturm. Uns überraschte wieder einmal die Vergesslichkeit. Keiner hatte einen Schlüssel für das Fahrradschloss mit. So trauten wir uns nicht, die Räder einfach ungesichert stehen zu lassen. Wer sollte hier eigentlich Fahrräder stehlen? Entweder Menschen kamen schon mit (teils vollgepackten) Rädern oder sie waren mit dem Auto oder Motorrad da. Ich blieb als Wache vor Ort und Jola wanderte bis zur Spitze des Archipels. Dann zurück und weiter an der Küste entdeckten wir Traumstrände. Den Zeltplatz steuerten wir nicht an (Jola war der zuerst auftauchende zu weit abgelegen), dann eine Stellmöglichkeit gegenüber einem Campingplatz ohne Strom und mit fehlendem Charme. Ich steuerte danach konsequent Erquy an, Jola gab keinen Laut mehr von sich. Im Ort waren Campingplätze ausgeschildert, ohne Kilometerangabe. Ich versuchte erst am Hafen den reinen Stellplatz zu finden, fand aber keinen. Bei der Tourist-Information bekam ich einen Lageplan mit 10 Campingplätzen in und um Erquy. Ich wählte den am Zentrum naheliegendsten. Der Platz wirkte recht neu, nicht allzu belegt. Die Frau an der Rezeption war in ungelenkem Englisch um Verständigung bemüht. Ohne große Formalitäten durfte ich für 27,40 € bleiben, musste allerdings einmal den Platz tauschen. Jola saß stumm auf ihrem Sitz und machte ? Ich ging schmutziges Geschirr abwaschen, setzte mich draußen mit einer Kanne Jasmintee hin und studierte das Prospekt. Später nahmen wir mit den Rädern eine Erkundungstour zu den Stränden vor. Der Plage de Caroual beeindruckte am meisten. Hier gab es einen WoMo-Stellplatz, auf dem die Wagen dicht an dicht gedrängt (für 6 €/Tag) standen. Jola zuckelte mit ihrem Rad direkt an den Strand, um mit den Füßen ein Bad zu nehmen. Zu Fuß danach einen recht steilen Wanderweg die Räder hochgeschoben.
Im Ort gebummelt, u.a. am kleinen Hafen. Eine Bühne stand aufgebaut bereit für ein abendliches Konzert.
Zu dem Konzert fuhren wir später um 21 Uhr. Le P’tit Son spielte herzerfrischend und begeisternd eine Mischung aus Klezmer und Ska. Der Mann an der „Ziehharmonika“ war ganz „Musik“ und hüpfte zu seinen Akkorden wie ein Tanzbär auf der Bühne. 1 ½ Stunden ohne Pause befeuerten sie das zahlreiche Publikum mit ihren Stücken. Auf dem Rückweg verfuhren wir uns kurz in den dunklen Gassen, kamen aber bald auf die Hauptstraße nach Le Hôpitaux.
03.08.2017 Donnerstag (Erquy)
Nachts musste es furchtbar gestürmt haben, wovon ich nichts mitbekommen hatte. Dafür nahm ich jetzt das Dilemma war, vor dem WoMo waren beide Stühle und die Fahrräder umgekippt. Jola ängstigte sich des Nachts, ob der Sturm das Auto umwerfen würde. Baguette gab es an der Rezeption keins, so kam das Lidl-Brot zu seinem letzten Einsatz. Ich kochte das Eierwasser vor, so verbrauchte man nicht so viel Gas. Wir machten eine Radtour zum Cap d’Erquy. Mit dem Rad kam man bis zu einem Parkplatz. Von da aus kämpften wir uns zunächst gegen den extrem stark böigen Wind auf dem Rundwanderweg die Küste entlang.
Wir konnten sogar das CapFréhel sehen. Aus dem Meer ragten diverse kleine Inseln bzw. Felsformationen. Ab und zu ließ sich die Sonne blicken, dann wurde es auch gleich schön warm. Ansonsten war der bedeckte Himmel ein angenehmer Begleiter auf der Tour. Drei der schönsten Strände ließen sich von hier oben entdecken und nährten unsere Lust auf Strand und Baden.
Bis wir auf dem Sand des Plage de Loruen waten konnten, mussten etliche Holzstufen hinabgestiegen werden. Baden war allerdings bei dem frischen Wind und Wellengang nicht angesagt, nur mal eben mit den Füßen ins Salzwasser. Ein Päuschen, wozu ich einen der platten rosa Steine als Sitzgelegenheit nutzte. Gegen 12.30 Uhr brachen wir auf, stiegen die Holzstufen hinauf und begaben uns auf den Rückweg des Rundkurses.
Einkauf von Zutaten für Jolas Galettes. Am WoMo machte ich den Vorschlag, die elektrische Pfanne dafür zu benutzen, worauf Jola äußerst begeistert ansprang, zumal die Pfannkuchen exakt auf den Pfannenboden passten. Mit Kochschinken und Käse schmeckte das Ding sehr lecker. Nachmittags im Ort den Hafen nach Restaurants abgesucht, wollten abends Muscheln essen. Jola hatte sich Notizen gemacht und ein empfohlenes Restaurant gefunden. Nachdem wir im Fischereihafen uns einen Eindruck verschafft hatten, bestellte Jola im L‘ Abri des Flots einen Tisch für 19.30 Uhr. Nebenan im „Le Baradoz“ tranken wir einen Kaffee mit Blick auf den Hafen und die Bucht mit ihren schiefergedeckten Häusern. Pünktlich um 19.30 Uhr saßen wir an einem Fensterplatz, tranken einen Pastis als Aperitif, bestellten eine Flasche Weißwein (Bourgogne) und Muscheln, Jola Jakobsmuscheln. Mir war das Muschelgefummel zu anstrengend, ich bekam beim Essen mehr Hunger als gestillt wurde.
04.08.2017 Freitag
Das an der Rezeption bestellte Baguette ließ sich leider nicht zu unserer Frühstückszeit abrufen. Jola schwang sich deshalb aufs Rad und fuhr in den Ort zu dem gestern entdeckten Bäcker (wo es so eine lange Schlange gab und sie kein frisches Baguette mehr abbekam). Der Tee war noch nicht ganz abgekühlt, da tauchte sie wieder auf, ein ungewollter kleiner Umweg verlängerte die Zeit bis zu ihrer Rückkehr. Danach Wasser „versilbert“ und den Tank voll gemacht. Jola kämpfte mit der Dame an der Rezeption einen „Preiskampf“ aus, denn sie sollte beide Tage bezahlen. Dabei hatte ich bei Ankunft gleich bar bezahlt. Dumm nur, wir hatten keine echte Quittung, nur den Zettel mit meinem Namen und darauf von ihr die Summe des zu zahlenden Betrages. Sie glaubte Jola dann und wir zogen von dannen. Die Fahrt verlief ohne größere Störungen, ich tankte unterwegs einmal in Etables-sur-Mer voll. Die Wettersituation darf unverändert als „mild“ bezeichnet werden, viele Wolken, aktuell wenig Wind, aber auch kaum Sonne. In Paimpol ist der angegebene Platz nicht „vorhanden“, möglich, dass der Platz schon fürs baldige Fest gesperrt ist. Im Ort herrscht reger Verkehr, langsam fahren geht daher kaum. Ich lasse Jola vor dem Tourist-Büro aussteigen und kreise, bis ich einen Parkplatz finde. Der nächste Stellplatz befindet sich quasi um die Ecke lesen wir aus dem Stadtplan heraus. Eine Schranke versperrt die Einfahrt, der Automat ist nicht so einfach zu bedienen, ich frage deshalb einen Franzosen auf dem Gelände, der jedoch kaum Englisch spricht, aber hilfsbereit mit mir zur Schranke kommt und uns erklärt, was zu tun ist. Ich fragte zuvor eine junge Frau vom mobilen Tourist-Info (Fahrrad mit Lastträger) auf dem Stellplatzgelände nach einem Stadtplan und bekam reichlich Material und Auskunft. Jola ärgerte sich, weil in der Zwischenzeit ein von ihr favorisierter Platz von einem anderen WoMo belegt worden war. Unser Platz war „sonnig“, im Moment allerdings nur „hell“. Die ausgefahrene Antenne fand keinen Empfang, weil sie im Geäst des Baumes rotierte, also ein Stück mit dem Fahrzeug vorrücken. Das Gelände muss zu einer Schule gehört haben, die bestimmt schon seit einigen Jahren geschlossen ist, was man an zugewachsenen Eingängen, blinden Scheiben und leeren Räumen erkannte.
Dann den Ortskern und den Hafen erkundet, am Hafen gegessen. Mit den Rädern auf die Halbinsel Guilben bis es an einem Parkplatz nur für Wanderer weiterging.
Auf dieser kleinen Wanderung hatten wir recht nette Ausblicke zu beiden Seiten der Bucht.
Die Ruine von Abbaye de Beauport tauchte nach ein paar Kilometern weiter an der Südseite auf, in die wir einen Blick warfen und uns dann auf der viel befahrenen Hauptstraße auf den Rückweg machten.
05.08.2017 Samstag (Paimpol)
An sehr frischer Luft morgens in den noch verschlafend wirkenden Ortskern zum Hafen gefahren und einen Bäcker gesucht. In Hafennähe umwehte meine Nase ein Aroma frischen Backofenduftes, dem ich willig folgte. Zwei verschiedene Baguettes und zwei Croissants brachte ich als Beute ins WoMo. Uns schwebte für heute die Inseltour „Île de Bréhat“ vor. Fährtickets kauften wir im Tourist-Büro, das um 09.30 Uhr öffnete. Vor dem Büro bestaunen zwei deutsche Frauen Jolas E-Bike. Ich „berate“ sie und erfahre dabei, dass sie ebenfalls auf die Insel wollen, aber den Bus dorthin nehmen. Die Strecke zum Fährhafen L’Arcouest ist weniger gefährlich als wir nach den Hinweisen der jungen Frau vom mobilen Tourist-Fahrrad erklärt bekommen hatten. Über hügelige Nebenwege durch landwirtschaftlich geprägtes Gelände erreichten wir bei sonnigem Wetter unser Ziel. Beeindruckt von der Panoramasicht bremste ich die Abfahrt zum Fährhafen hinunter, um die Aussicht auf die zerklüftete Landschaft zu genießen. An den Kassenhäuschen hatten sich Schlangen gebildet. Wir gingen weiter und stellten uns in die wartende Menge. Ausgebremst wurden wir, weil das ankommende Schiff nur Fahrgäste mitnahm, die eine Inselrundfahrt machen wollten. Immerhin standen wir nun am Anfang der Wartenden. Die Stege sind so konstruiert, dass die Boote sowohl bei Flut als auch bei Ebbe anlegen können. Als wir ablegten herrschte gerade Ebbe und wir mussten ein Stück weiter den Steg entlang gehen. Die Überfahrt dauert knapp 10 Minuten und vollzog sich ohne größere Ereignisse oder Schaukleien. In der Ferne lag eine Mega-Yacht vor Anker mit einem Hubschrauber an Deck.
Wegen Ebbe mussten wir und alle anderen Fahrgäste eine wesentlich längeren Weg bis zum ersten Hotel auf der Insel zurücklegen. Auf dem Foto könnte man auch denken, es handelt sich um einen Flüchtlingstreck.
Mir gruselte vor dem Gedanken, ständig in Begleitung so vieler Inselurlauber das Terrain zu entdecken. Doch nach wenigen hundert Metern verteilte sich der Besucherstrom und wir beide konnten uns an der schönen Landschaft mit den vielen Blumen, vor allem blaue und weiße Agapanthus (Schmucklilie) erfreuen. Sie scheinen quasi die Blumenvorherrschaft, zusammen mit den Hortensien, zu haben. In den teils schmalen Wegen kam bald ein Jersey-Gefühl auf, so muss es wohl ähnlich auf den Kanalinseln sein, meinte Jola und ich dachte das gleiche.
Vorbei an einer Glasbläserei erreichten wir den Hauptort LeBourg, in dessen Mitte auf dem Marktplatz Stände standen. Gemüse wurde feilgeboten, Kaffee und Crêpes verkauft. Ich besorgte zwei Kaffee und zwei Crêpes mit denen wir uns auf eine Steinbank setzten.
Bald tauchte der erste Spatz auf und blickte keck zu mir hoch. Doch der Crêpe war längst gegessen. Im Rucksack hatte ich alte Stücke vom Baguette, von dem ich ein paar Brosamen abtrennte und der mittlerweile angewachsen Schar scheinbar hungriger Schnäbel hinhielt.
Jola besorgte einen Übersichtsplan für die Inselwanderung. Den Südteil der Insel haben wir auf relativ gerader Strecke durchquert und sind bald über den Damm (Chaussee Vauban) auf dem Nordteil, der früher dazu diente, Leprakranke zu beherbergen, gegangen. Bei der Kapelle „Keranroux“ bogen wir links ab und orientierten uns zum „Tour Blanche“. Die Wege verliefen durch Farn bewachsenes Umfeld.
Vereinzelt tauchten stattliche Häuser in bretonischem Stil auf. Gelangten gegen 12.45 Uhr an eine Bucht, an der flache Steine zu einem Erosionsschutz geschichtet worden waren.
Wir umrundeten den Leuchtturm, gerieten auf einen schmalen Pfad, der an einer Weide vorbei führte, auf dem wir in kurzen Abständen Kuhfladen sahen. Tatsächlich stand dann ein Jungbulle trotzig blickend auf diesem Trampelpfad und schiss kurz vor unserem direkten Auftauchen ganz ungeniert auf den Weg. Jola ängstigte sich, das Tier könnte Anstoß an meiner roten Mütze nehmen und aggressiv werden. Ich verlagerte meine Position aufs Weidegelände, der Jungbulle folgte und schob den Draht beiseite, dann zog er ohne mir weitere Aufmerksamkeit zu schenken unter einem Seil in die andere Richtung ab und Jola konnte beruhigt weitergehen. Nun waren wir bald wieder auf einem der Hauptwege und der Fahrradverkehr nahm merklich zu.
Kurz vor dem Leuchtturm Paon gab es eine Erfrischungsmöglichkeit, die wir nach dem Besuch des Turmes in Anspruch nahmen.
Hier war die Insel „offiziell“ zu Ende, wie aus dem Ortsendeschild ersichtlich sein sollte.
Vom Plateau des Leuchtturms aus hatten wir eine schöne Rundumsicht. Eine Möwe saß auf der Balustrade und äugte nach Nahrungsbissen. Ich nahm Stücke alten Baguettes und hielt es dem Vogel hin. Sofort kam er angetrippelt und pickte nach dem Brotstückchen. Später ärgerte ich die Möwe ein wenig mit meiner roten Mütze. Wie ein Dompteur scheuchte ich sie und animierte sie gleichzeitig mit weiteren Brotteilen. Umstehende Besucher schauten zu und machten Fotos.
Danach aßen wir Frites und Crêpe und tranken bretonisches Bier im angrenzenden Garten auf einer Vesperbank. Der Rückweg erfolgte bei auf Dauer fast schon unangenehm hitziger Sonne auf der Haupttrasse, was uns eine Menge klingelnder, nach Durchlass heischender, Radfahrer bescherte. In Le Bourg gab es eine letzte Rast mit einem Kaffee im Shamrock.
Die Fähre um 16 Uhr erreichten wir auch deshalb zeitig, weil bei Flut der Weg zum Anlieger nicht so weit war. Zwei Inselbesucher schienen die Situation falsch gedeutet zu haben, kamen laufend vom „Ebbe-Anleger“ herangestürmt.
Wieder „an Land“ machte uns die Rückfahrt nichts aus, wir saßen ja nun wieder fest im Sattel. Abends waren wir am Hafen erst in einem Geschäft für Nautikzubehör und kauften Gewebeklebeband. Danach beschien die Sonne eine Tapas-Bar, in der wir einen der wenigen freien Plätze bekamen, eigentlich nur einen Pastis trinken wollten, Jola dann aber einen Teller mit verschiedener Wurst und Schinken bestellte. Andere aßen Crevetten oder sonstige Meeresfrüchte.
Der Plan für morgen war gestrickt, es sollte weiter nach Camaret sur Mer gehen.
06.08.2017 Sonntag (Camaret sur Mer)
Mein Fahrrad war schon eingeparkt, Jola war mit Baguette holen dran und fuhr zum gleichen Baguette-Bäcker wie ich gestern. Um den Bericht kurz zu halten, Jola verpasste die angepeilte Austrittszeit von 09.19 Uhr, weil ein Camper vor uns länger mit seiner Wasserzufuhr beschäftigt war. Wir wurden nach den Hygienearbeiten an der Schranke gestoppt, wegen Zeitüberschreitung nicht durchgelassen. Jola musste 4 € nachstecken. Erst dann hatten wir freie Fahrt, als ersten Ort durchquerten wir Lézardieux, ja und etwas weiter gerieten wir durch Straßensperren wegen eines Stadtfestes an „Deviation“ (Umleitung) und mussten Umwege in Kauf nehmen. Fuhren an Morlaix vorbei und bei Saint Thégonnec von der Autobahn ab. Angezeigte Temperatur im Auto war meist 14°. Die Landschaft ähnelt wieder stark der in Norddeutschland, leicht hügelig, total grün, landwirtschaftlich genutzt, ab und zu Kühe auf Weiden. Dann sind wir im Departement Finistère und bald auf der Halbinsel Presqu’île de Crozon. In Camaret fanden wir den Stellplatz rasch, es waren auch Plätze frei, aber kein Strom, keine Duschen. So ließen wir es hier sein und fuhren ein paar Meter weiter zum Camping LeLannic. 15,70 € inklusive Strom hielten wir für günstig und buchten für 2 Tage. Sonne satt, deswegen erstmal ordentlich eincremen, dann auf Entdeckungstour.
Zufällig gab es auf dem Marktplatz eine Veranstaltung kollektiven Muschelessens. In Reih und Glied saßen Menschen auf Holzbänken und aßen aus Schüsseln Muscheln und dazu Frites.
Wir teilten uns eine Portion und tranken dazu Weißwein aus Plastikbechern für 2 €. Der Veranstalter, die örtliche Feuerwehr, spendierte als Inklusivleistung zum Nachtisch einen Crêpe. Am Nachmittag am Strand gelegen und unerschrocken ins doch recht kalte Atlantikwasser geschlichen und erfrischt.
07.08.2017 Montag
Nachts stand ich einmal gegen 02.45 Uhr auf und ging schlaftrunken zur Toilette in die Sanitäranlagen. Ich war mir sicher, ich wäre um diese Zeit der einzige Mensch; ich irrte, denn vor dem Haus stand ein junger Mann, innen hörte ich bei den Herren Duschwasser plätschern und bei den Damen war ebenfalls Betrieb, drei Mädels standen im Korridor und unterhielten sich. Meine Vermutung: die jungen Leute kamen aus Crozon vom Festival „Bout du Monde“. Morgens besorgte ich ein Baguette „française“ und Croissants vom Stand auf dem Campingplatz. Frisch war es so gegen 8 Uhr noch und alle Gegenstände draußen mit Wassertropfen benetzt. Wir frühstückten im WoMo.
Anschließend begann unsere Radtour mit einem Abstecher beim Tourist-Büro. Dort war es voll und Radkarten gab es ohnehin nicht „umsonst“. Wir begnügten uns mit der Karte links, wo Radwege teilweise angegeben sind. Am Hafen galt es nur noch festzulegen „links oder rechts“ herum. Wir entschieden, die gestern begonnene Tour heute fortzusetzen und erst einmal Richtung von Pointe des Espagnols zu fahren. Wieder die auswärts steil ansteigende Straße hinauf bis zum Abbieger mit dem Radtourschild. Auf und ab, ab mit ordentlicher Geschwindigkeit, auf nur unter Schaltung auf „Tour“ oder „Sport“. Man darf die Strecke ruhig als „bergig“ bezeichnen, aber die Ausblicke auf die Strände, Camaret oder die Heidelandschaft im Umfeld versöhnten.
Überall erinnerten Bunker, Festungsanlagen oder Höhlen für U-Boote an Kriege aus verschiedenen Jahrhunderten. Campingplätze gibt es hier einige. Nach gut 10 Km bei strahlender Sonne (gut eingecremt) erscheint links auf der anderen Seite die Silhouette einer Großstadt, Brest.
Jetzt, nur ein paar Schritte weiter, stehen wir an der Spitze dieses „Fingers“, dessen Sehenswürdigkeit die Festung „Fort de la Pointe des Espagnols“ ist. Die Anlage wurde genau wie viele andere von Vauban dem Wehrarchitekten, konstruiert. Wir fahren weiter, jetzt meist bergab. Diese Seite der Halbinsel scheint „bewohnter“, überall stehen Häuser mit traumhaften Ausblicken, u.a. auf die beiden Inseln Île Trébéron und Île des Morts.
Dann hinter einer Kurve tauchte der Ort Roscanvel auf, wo wir pausierten und mit Glück im einzigen Restaurant draußen Platz nehmen und Essen bestellen durften. Innen war „complété“. Das Menü für 10 € kam uns ganz gelegen, bestand aus Galette mit Spiegelei, Crêpe mit Füllung nach Wahl und einem Glas Cidre.
Im Ort gab es eine Schule, eine Tauchbasis, eine kleine Kirche mit bunten Fenstern. In der Bucht lagen die beiden Inseln, jetzt deutlich auf der einen die alten Wehrmachtgebäude zu sehen. Beide schienen militärisches Sperrgebiet zu sein. Uns trieb es weiter, dabei schoss ich nach dem Ortsende von zwei hübschen Häusern am Straßenrand Aufnahmen.
Allerdings schwebte mir eine verlängerte Tour nach Crozon vor, Jola hingegen favorisierte die Querung zurück nach Camaret, um am Strand Sonne zu tanken. Die schnelle Abfahrt hatte uns bereits bis nach St. Fiacre gebracht, ein Stück zu weit. Ein Hinweisschild zeigte zum Campingplatz, so schlugen wir diesen Weg ein und kamen an der Abzweigung zum Strand von „De Trez Rouz“ heraus. Dort stiegen wir an den durch Ebbe geprägten Strand hinab und legten uns nieder. Ich ruhte nicht, ging gleich das lange Stück Strand hinunter und ins Wasser, das nicht ganz so kalt wie gestern wirkte und schwamm ein paar Züge.
Zurück im Ort, versuchten wir am Hafen Meeresfrüchte zu kaufen. Beide aufgesuchten Geschäfte handelten mit lebenden Tieren, vornehmlich Taschenkrebsen, Hummer und Langusten. In einem der großen Becken schwammen aber auch kleine Haie. Muscheln und Crevetten gab es nicht. Im Ort suchte ich vergebens ein Fischgeschäft. Im Supermarkt kauften wir Lebensmittel, aber Meeresfrüchte gab ebenfalls keine. So nahmen wir Rinderhack. Am WoMo Jasmintee aufgebrüht, geduscht und ausgeruht. Jola machte eine Ausflug in den Ort zur Biscuiterie. Es wurde recht ungemütlich kühl. Gegen 20 Uhr wurde gekocht.
08.08.2017 Dienstag (Camaret sur Mer)
Nachts regnete es, was dazu führte, dass Tropfen permanent auf den rückwärtigen Kunststoffstoßschutz klackerten. Wiedereinschlaf wurde behindert.
Wir entschieden am Morgen, noch einen Tag zu verlängern. Das Wetter hatte sich gebessert, die Sonne ließ sich blicken, wenn auch noch die Wolken dominierten. Gestern fanden wir im Prospekt, wann in Camaret Wochenmarkt ist, also fuhren wir vor unserer Radtour in den Ort zum „Bürgermeister“, denn vor seiner Haustür standen die Marktbuden. Ein kurzer Marsch brachte den Einkauf von Tomaten mit sich, sonst nichts. Die mussten nun erst zurück ins WoMo. Also den Berg wieder hoch, ich griff mir vorsichtshalber meine Regenjacke, dann strebten wir zum Pointe de Pen-Hir. Bis dahin waren es keine 10 Minuten vom Campingplatz aus. Jola schaute nach der Ruine einer viertürmigen Villa und entdeckte eine weitere Landzunge mit Strand, an deren Ende ein Schloss stand. Ich wartete an der Straße, wir mussten dann wieder zurück in den Ort, bogen beim Schild „Kerbonn“ ab, was aber keine Abkürzung war und sich als Sackgasse entpuppte. Dann Richtung Crozon Camaret verlassen. Schon begannen die Steigungen, Jola bremste uns an dem Geschäft mit den Biskuits aus, holte sich ihr Geschenk mit dem Gutschein ab, zwei Kekse. Ein Blick auf die Landkarte zeigte mir, wir waren an der Abbiegung der „grünen Strecke“ vorbei gefahren. Die nächste Abzweigung, ausgeschildert mit „Penfrat“, nahmen wir, dem Weg bis „Kerven“ folgend. Danach streiften wir kleine „Weiler“ mit meist steinernen Häuschen, wohl überwiegend zur Vermietung pittoresk hergerichtet. Wieder an der Hauptstraße schossen wir nach Überwindung einer recht ordentlichen Steigung auf den breiten Strand „Plage de Kerloc’h“ zu.
Wieder suchten wir nach einem Hinweisschild auf die Radstrecke, bogen zum Plage ab und landeten am Strand, wo der Wanderweg begann oder sich fortsetzte. Pflichtbewusst schoben wir die Räder auf dem Wanderweg, bis uns radfahrende Jugendliche überholten. Einiger Surfer waren auf dem Wasser unterwegs, gebadet wurde kaum, Sonne und entsprechende Temperaturen fehlten. „Dinan“, ein uns bekannter Ortsname aus den ersten Urlaubstagen, dann ein irreführendes Schild, der wieder einen Blick auf die Landkarte erforderte. Trotz der Irrungen blieb ein Auge für besondere Motive, wie dieser von Stürmen gebeutelte Baum vor dem restaurierten Turm, der scheinbar mietbar war.
Nicht nach Tromel, nach „Kerlouantec“ und dann die „Le Pouldu Kerbasguen“ stetig bergab bis nach Morgat. Endlich ein Ort mit Restaurants und, wie Jola betonte, „faszinierendem Strand“. Nach kurzer Suche entschieden wir uns für ein überdachtes Interieur. Bestellt war schnell ein Galette, dazu ein ½ Liter Cidre. Mit Appetit verschwand der Buchweizen mit Füllung in unseren Mägen. Geregnet hatte es dann doch nicht. Der Bummel fiel extrem kurz aus, denn so viel hatte der Ort unserer Ansicht nach nicht zu bieten. Mit den Rädern nach Crozon bedeutete, an Autoschlangen entlang einen sehr langen steilen Anstieg hinter uns zu bringen. In Crozon an der Kirche gestoppt und einen Kaffee getrunken (6 €). Von dem Shoppingcenter entdeckten wir nicht sehr viel und verließen den Ort rasch, mit dem Ziel der Rückkehr nach Camaret. Es gab Radhinweisschilder, trotzdem gerieten wir nach einem kurzen schönen Stück Radweg auf einen holperigen Weg durch zunächst nicht definiertes Gelände. Ein Schild mit „Nationalpark Étang de Kerloc’h“ war ein einzelnes Orientierungsschild. Schöne Natur, die mir endlos erschien, endete dann endlich auf einer Fahrstraße, leider ohne Richtungsschilder. Wir fuhren rechts lang und ich erkannte dann bald St. Fiacre. Völlig falsche Richtung, immerhin hatte ich die Orientierung wieder. Denn gestern bogen wir hier an gleicher zum Plage de Trez-Rouz ab. Jola wollte zum Strand und baden, ich nach Hause.
Aus Jolas Einladung, abends am Hafen einen Abschiedsdrink zu genießen wurde nichts, Regen und ein nahendes Gewitter verhinderten den Ausflug.
09.25 Uhr Abfahrt. Die Possehlbrücke zwingt uns zu einer kurzen Wartezeit an der Ampel. Jola wollte nicht schon hier am Steuer sitzen. Also fuhr ich die Strecke nach Ratzeburg, wobei wir einen Umweg über Nusse nach Mölln machen mussten, was uns ca. 20 Minuten länger unterwegs sein ließ. Wir legten eine Stopp in Lüneburg ein, von mir geplant. Einen Parkplatz fand ich in der Nähe des Bahnhofs auf einem Baustellenplatz. Im Mama Rosa saßen wir vor dem Restaurant, ich aß einen Vorspeisenteller, Jola trank nur einen Cappuccino. Ich bezahlte und war etwas irritiert über die Höhe der Rechnung. Ohne es zu wissen, hatte sich das Preismodell geändert, jetzt wurde nach Gewicht abgerechnet. Einhundert Gramm kosten 6,50 €. Ich wunderte mich schon bei der Bestellung über die Servicekraft hinter der Theke, kein „Stopp“ und kein Zwischenwiegen, wie ich aus den vorherigen Ordern kannte. Über 30 € für die nicht ganz 500 Gramm waren dann doch ein zu üppiger Preis. Viel zu teuer! Beim nächsten Mal werde ich mich zurückhalten oder wir gehen woanders hin.
Wir machten keinen Einkaufsbummel mehr, fuhren gleich weiter, weil wir ja mit Hans-Walter und Brigitte verabredet waren. Über Soltau (die Liebesdienerinnen saßen zahlreich in ihren Wohnwagen) und Fallingbostel ging es ans Steinhuder Meer nach Mardorf. Den Stellplatz erreichten wir gegen 15.15 Uhr, wo Hans-Walter und Brigitte schon auf uns warteten. Nach herzlicher Begrüßung machten wir eine Radtour, zuerst nach Steinhude. Die beiden wollten dort bei einem bestimmten Händler Aal kaufen. Hans-Walter wählte einen aus, meinte, die Aale wären aber teurer geworden. Wir suchten einen geräucherten Saibling (7,90 €) aus. Es schloss sich ein Bummel durch den touristischen Ort an. Ich entdeckte eine Kaffeerösterei, wir setzten uns, ich ein Stück Heidelbeerkuchen verspeisend. Die Rückfahrt auf ebenen Wegen komplettierte die Umrundung des „Meeres“, es waren gut 33 Km.
Ein gemeinsames Abendbrot bei nun schon leicht bedecktem Himmel brachte den Fisch auf den Tisch. Hans-Walter operierte am Aal herum, zog ihm die ledrige Haut ab, meinte, die fettig glänzende Substanz darauf sei kein Öl, sondern etwas anderes und gut für die Haut. Hier auf dem Bild hat das gute Stück noch seine Ummantlung:
Später saßen wir bei Rotwein (Merlot) aus dem Kanister zusammen. Aktuelles und Vergangenes wurde ausgetauscht. Ich erhielt eine „Lehrstunde“, was alles bei WoMos nachrüstbar sei, welche Ersatzteile vorzuhalten wären oder bei welchem Betrieb man seine Veränderungen zu reellen Preisen machen lassen kann. Gegen 23 Uhr ging es ins Bett.
28.07.2017 Freitag
Nach einem frühen Frühstück, das wir draußen bei Sonnenschein mit aufgebackenen Brötchen und Kaffee einnahmen, gab es weitere „Belehrungen“ seitens Hans-Walter. Später machten wir einen „Rundgang“ durch die ca. 8,5m lange Concorde. Dann folgte die herzliche Verabschiedung, wir wünschten den beiden eine schöne Tour durch Russland. Wir reinigten die Toilette noch, dann ging es gegen 09.30 Uhr nach Wunstorf (27 Km) zur Sparda-Bank in die Industriestraße. Musste nachfragen, dann bei Toom der Geldautomat, dem ich 1.500 € entlocken wollte, dieser sich aber dagegen wehrte und mir danach 1.000 € anbot. Immerhin noch eine erkleckliche Bargeldreserve für die Bretagne. In Nienburg bei Lidl Lebensmittel eingekauft. Die Strecke danach ausschließlich Autobahn, Porta Westfalica, Bielefeld, Gütersloh, Hamm, wo uns die dampfenden Kühltürme des AKW begrüßten, dann an Dortmund vorbei, Oberhausen, Venlo, Antwerpen bis zum Ziel Gent. Ein bisschen gekreist, weil einmal falsch abgebogen, bescherte uns dieser Umweg eine Stadtrundfahrt. Ebenso cruisten wir auf dem Gelände Blaarmeersen, bis wir den Campingplatz fanden. Es regnete. Der Platz hatte weit verzweigte Areale, war gut besucht, zum Glück gab es etliche freie Plätze. Es war 18 Uhr, als ich die Antenne ausfuhr und die Kabeltrommel für den Stromanschluss abrollte. Jola lud mich ins Restaurant ein, allerdings konnte uns das Angebot dort nicht überzeugen. Jola aß Friets, ich einen Croque, der sich als Toast entpuppte. Einzig der Halbe für 4 € war in Ordnung. Wir machten einen Rundgang, den See entdeckten wir etwas später, nachdem wir einen Waldweg entlang wanderten, die Autobahn in unmittelbarer Nähe nicht zu überhören.
29.07.2017 Samstag (Gent)
Nach einer ruhigen Nacht und tiefem Schlaf wachte ich um 07.20 Uhr auf, blieb dann aber noch bis kurz vor 8 Uhr dösend im Bett. Jola schlief bis dahin. Abwasch, Dusche und Frühstück. Am Himmel kaum ein heller Fleck, von Sonne keine Spur, aber es ist angenehm warm.
Gegen 09.30 Uhr ging es mit den Rädern in die Stadt. An der Regattastrecke bis zum Rondell, dann an der Brücke über den Gewässerlauf „Coupure“ ein Blick auf den Stadtplan.
Erstes „sehenswerte“ Ziel sollte der Alte Beginenhof St. Elisabeth sein. Beginen sind / waren alleinstehende katholische Frauen, die in Gemeinschaft zusammenlebten. Letzte dieser Frauen starb 2008 in Flandern kurz vor ihrem 100. Geburtstag. Dieser „Hof“ war früher nicht von einer Mauer umgeben, besaß eine Kirche und galt als „Hauptstadt“ der Gemeinschaft.
Auf dem Weg zum Design-Museum warfen wir einen Blick in die Karmeliterkirche. Wenige Meter weiter entschieden wir, die Fahrräder in der Nebenstraße „Gewad“ abzustellen und die Stadt zu Fuß zu erkunden.
Um den Platz an der Brücke herrschte touristisches Gedrängel. Führer erklärten lautstark in mehreren Sprachen Haus und Hof in der Burgstraat. Einen Blick ins Design-Museum (Jan Breydelstraat 5) geworfen, ich hatte zum jetzigen Zeitpunkt aber keine Lust „auf Museum“. Ausgefallene Schaufensterdekoration mit leeren Plastikkanistern:
Wir wandelten durch die Straßen, es wirkte teilweise so, als wäre die Stadt im Dämmerzustand, gerade erst am Aufwachen. Stühle und Tische wurden herausgestellt, Kleiderständer postiert. Angenehm war, es fuhren kaum Autos, die Straßenbahn glitt geräuscharm über die Gleise.
Wie in Brüssel herrschte hier in Gent eine gewisse Graffiti-Kultur.U m die Kunstwerke alle zu finden, konnte man sich einer Führung anschließen.
Als nächstes standen wir bald vor der St. Michael-Kirche. Weiter im historischen Zentrum, mit den Augen hier und da all die sehenswerten Dingen erhaschend, entdeckte ich durch einen Blick in eine Gasse die Stadthalle, unverkennbar mit den über tausend kleinen Fenstern im Dach.
Die Stadthalle wurde erst 2012 errichtet. Nur einen Steinwurf entfernt sehen wir den Belfried. Einen Belfried würde ich nach den Recherchen als eine Art Wehrturm bezeichnen, in dem früher die Stadtkasse oder das Archiv aufbewahrt wurden. Wollten nicht auf den Turm hinauf, schritten über den Platz zur St. Bavo-Kathedrale. Die St.-Bavo-Kathedrale, die älteste Pfarrkirche im Genter Zentrum, steht genau dort, wo sich im 10. Jahrhundert bereits eine Kirche befand und ab dem 12. Jahrhundert eine romanische Kirche stand. Diese Kirche war Johannes dem Täufer geweiht. Gent war im Mittelalter eine reiche und mächtige Stadt, die es sich zunehmend leisten konnte, größere und stattlichere Kirchen zu bauen. Daher wurde die Sankt Johannis-Kirche im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts in die gotische St.-Bavo-Kathedrale umgewandelt.
Die Besichtigung lohnt sich allemal, auch wenn man nicht „bibelfest“ ist, sind die Figuren, Bilder und Fenstermalereien beeindruckend.
Hier ein Bild von einer Kanzel:
Der weltberühmte Genter Altar ist in dieser Kathedrale untergebracht, der Besuch kostete Eintritt. Ich verzichtete, weil genau zu der Zeit ein Teil, und zwar genau der wichtigste, „Das Lamm Gottes“, nicht besichtigt werden durfte. Nach dem Rundgang in der Kathedrale beschlich uns langsam ein Hungergefühl. Die Preise auf den in den Restaurants ausliegenden Speisekarten wirkten allerdings weniger appetitanregend auf uns, Pizza bspw. ab 12 €. Nach einer Weile landeten wir in der Vlaanderenstraat und ließen uns in einem Thai-Restaurant namens Phayanak nieder. Kulturell korrekt empfing man uns mit einer Verbeugung. Jasmintee und von der Tageskarte zwei preiswerte leckere Gerichte stimmten uns zufrieden. Von dort orientierten wir uns hin zum Fluss Schelde zum Portus Ganda. Die Füße wurden langsam lahm, vorbei an der St. Jacobs-Kirche über den Vrijdagmarkt gelangten wir zum Schloss Gravensteen. 10 € Eintritt für ein ungewisses Erlebnis schreckte uns, so pausierten wir am Eingang und Jola schlug „human watching“ vor.
Aus aller Herren Länder kamen sie die kleine Anhöhe hoch, schauten wie wir und drehten öfters bei, als dass sie zum Schalter an die Kasse gingen. In der Straße Hoogpoort tranken wir einen Kaffee für je 1,50 €. Hier hatte Jola vormittags gegenüber in der Boutique Kado ein Kleidungsstück erworben.
Am Ufer der Lieve lagen und auf dem Wasser tuckerten die Ausflugsboote. Jola schlug vor, auch einmal die Stadt vom Wasser aus anzuschauen; ich willigte im Hinblick auf die müden Beine ein. 14 € für uns beide schien eine gute Alternative zur Burgbesichtigung. Das Schiff war fast voll und in 3 Minuten legte es ab. Die Sitze waren eher für kleine Menschen gemacht, aber für 40 Minuten hielt ich es aus. Der gute Mann, dessen Namen ich auch nach allen übersetzten Vorstellungen nicht verstand, brillierte im Wechsel der sprachlichen Vielfalt bei seinen Erklärungen. Kurz vor Ende erlebten wir ein Überholmanöver durch ein leeres Boot, dessen Skipper zu einem liegen gebliebenen eilte und es vertäute, um es abzuschleppen. Es lag genau vor dem Rabot, ein Tor ähnlich dem Lübecker Holstentor. Unser Skipper nannte es ein Holstein-Tor, das einmal auf dem früheren „50 DM-Zettel“ abgebildet gewesen sei.
Die Fahrt hatte sich insoweit gelohnt, als dass man interessante wasserseitige Ein- und Ausblicke erhielt.
Dann war es Zeit, die Räder zu aktivieren. Mein Ziel waren der Citadel Park und das Miljoenen Kwartier. Dazu mussten wir ein Stück an der Leie entlang radeln. Dabei sahen wir rechts „STAM“, das StadtmuseumGent. Hier in Gent existierten sogar bergähnliche Anstiege, wie wir auf dem Weg zum Park feststellen mussten. Im Park befanden sich das MSK und das S.M.A.K. Museen der „Aktuellen und Schönen Künste“. Das Kwartier ähnelte dem in Hamburg Eppendorf oder dem in Lübeck um die Stresemannstraße. Schön, einmal durchgefahren zu sein, aber kein besonderes Highlight. Zurück ging es dann ab dem Stadtmuseum wieder an der Leie weiter bis zum Campingplatz, den wir gegen 18 Uhr nach Umfahrung des Sees erreichten. Nicht alles gesehen, was auf unseren Wunschzetteln stand, aber dann bleibt etwas für einen nächsten Besuch. Wir brachen nach dem Abendbrot nicht mehr zu einem Nachtbesuch der Stadt auf.
Nochmals unsere Tagestour im Überblick.
30.07.2017 Sonntag (Gent)
Es war 08.20 Uhr als ich aufwachte. Ich duschte und brachte aus dem Shop Brötchen mit die man hätte Luftikusse nennen müssen. Jola hatte sich ans Eierkochen herangetraut und es klappte diesmal sogar. Nach einigem Hin und Her entschlossen wir uns, mit dem WoMo zum Museum zu fahren. Jola wollte gerne ins MIAT (Industriemuseum; Minnemeers 10). Sie erledigte die Bezahlung während ich die Räder und die Kabeltrommel in die Garage verstaute. Gerade rechtzeitig, denn es gab einen heftigen Regenguss. Das Navi lotste mich gegen 10.45 Uhr durch die Altstadt von Gent, an einigen Stellen fuhr ich scheinbar durch die Fußgängerzone, nur gut, dass kaum jemand zu dieser Zeit unterwegs war und vor allem keine Polizei! Am Baudelokai fand ich direkt vor dem Museum einen Parkplatz. Im Augenblick schien wieder die Sonne.
Eintritt 6 € für jeden. Auf die Frage, ob jemand über 65 ist, mochte ich doch nicht einfach nicken. Wir begannen gegen 11.15 Uhr im 5. Stock mit der Aussicht über Gent.
Auf zwei der Scheiben war die Stadtansicht aufgeklebt, mit allen Bezeichnungen der Sehenswürdigkeiten.
Ein Stockwerk beschäftigte sich ausschließlich mit „Kinderarbeit“, im anderen konnte man die industrielle Entwicklung der Textilwirtschaft verfolgen. Diverse Maschinen zur Baumwollherstellung waren ausgestellt. Essen gab es im Restaurant nicht.
So machten wir einen Ausflug in die Restaurantszene von Patershol. In der Straße Oudburg fanden wir eine „Mezze-Bar“ und ließen uns dort nieder. Draußen flatterten im stürmischen Wind an über der Straße gespannte Seilen kleine Metallfähnchen, deren Geräusche einen an Regengeprassel erinnerten. Essen war in Ordnung, ein türkischer Kaffee beendete den Aufenthalt. Zwischendurch schien die Sonne, aber es mussten die bummelnden Menschen auch die Regenschirme aufspannen. Wir liefen die Straße bis zum Ende, Jola kaufte belgische Süßigkeiten während ich alte Häuser ablichtete.
Dann ging es durch Nebenstraßen, die manchmal an unsere Lübecker Altstadt erinnerten, zurück zum WoMo.
Gegen 15.15 Uhr verließen wir Gent in Richtung Grenze Frankreich. Die ersten Autobahnkilometer war die Fahrbahndecke so schlecht wie wir es aus Deutschland kannten. Nachdem wir eine Mautstation durchfuhren, besserten sich die Straßenverhältnisse während das Wetter wechselhaft blieb (Temperaturen zwischen 19° und 21°). Um Lille führte eine fünfspurige Autobahn herum. Ansonsten konnte ich den Tempomaten gut einsetzen. In Amiens verpassten wir in der Zufahrtsstraße die Einfahrt, mussten einmal wenden. Der Platz kostet 29 € bei freier Auswahl. Unsere Radtour in die Stadt führte an der Somme einen Teil des Weges zwischen alten und jungen Pappeln entlang, dann die erschreckende Erkenntnis, es gibt auch hier wenig anheimelnde Elendsviertel, na ganz so schlimm war es nicht, aber die Häuserfronten wirkten doch recht ärmlich. Jola schüttelte ihr weises Haupt und verstand die Welt nicht mehr, als sie die Kathedrale und die wesentlich hübscher herausgeputzte Innenstadt sah.
Und noch mehr Begeisterung kam am Kai Bélu auf. Als wir dort nahe dem Wasser im Restaurant saßen, war sie sogar entzückt, vor allem vom Crêpe und dem bretonischen Cidre.
31.07.2017 Montag (Amiens)
Um 07.30 Uhr Sportzeug angelegt und an der Somme gelaufen. Die müden Beine wollten so überhaupt nicht in die Gänge kommen. So schob ich meinen Körper bis zu den Schrebergärten, deren Behausungen denen der Favelas in Rio nicht unähnlich sind und aus einem Sammelsurium von Schrott und sonstigem Material wie Holzresten besteht. Bis hierhin war ich gut 11 Minuten gejoggt, dann kehrte ich um. Begegnet sind mir lediglich ein paar Radfahrer. Jola war bereits aktiv gewesen, Tee stand auf dem Tisch. Ich ging kurz duschen, Jola besorgte indes das bestellte Baguette, der Laden öffnete erst um 08.30 Uhr, deshalb musste sie ein weiteres Mal zum Shop gehen. Nachdem alles eingepackt und verstaut war, verließen wir Amiens.
Jola trauerte etwas darum, nicht in der Kathedrale gewesen zu sein. Zuerst machten wir Strecke auf der Autobahn, das kostete uns mehrfach Maut (8,50 €, 7,90 €, 2,80 € und 6,30 €). Ich beobachtete andauernd die Nadel auf der Tankanzeige, die sich verdächtig dem roten Bereich zuneigte. Die Landschaft ähnelt denen in vielen Ländern, Getreidefelder, Wiesen, darauf vereinzelt Kühe, ein bisschen Baumbestand. Hügelig an manchen Stellen. Bei Bolbec suchten wir unser Heil abseits der Autobahn, irrten durch den Kern der Altstadt ohne eine Tankstelle zu finden. Im Cockpit herrschte Duellatmosphäre. Eine halbe Stunde „verschenkt“. Wieder zurück auf die Autobahn und über die Pont du Normandie die Seine gequert. Das war sicher ein Highlight auf dieser Strecke; Jola meinte, am liebsten wäre sie zu Fuß darüber gegangen. An dem Abzweiger Rouen (A29/A13) befand sich eine Tankstelle, die ich frohlockend ansteuerte. Mir wurde von einer Frau aus dem vor mir stehenden Fahrzeug signalisiert, der Tankautomat funktioniere nicht. Frust! Also weiter mit sinkendem Dieselreservoir. Nach etlichen Kilometern bog ich nach Pont l’évêque ab und fand nach wenigen hundert Metern eine Tankstelle bei Intermarché. Ärgerlich war, die maximale Höhe lag bei 2,6m, also passte ich da nicht hinein. Dann sah ich eine einzelne Säule für Diesel. Nur Kartenzahlung möglich. Karte eingesteckt, PIN eingegeben, PIN o.k., Karte wird nicht akzeptiert. Kurz vor dem Wahnsinn. Eurocard probiert, PIN abgefragt, die ich nicht im Kopf hatte. Abfahrt unter „Dampf“. Nur gut das wenige Meter weiter im Ort eine „normale“ Tankstelle auftauchte. Die hatte sogar den Vorteil preisgünstig zu sein (1,139 €). Es war Zeit, etwas zu essen. Im Ort erblickte ich etliche Restaurants. Ich bog zur Kirche hin ab und parkte direkt neben einem Restaurant. Ein Platz war frei, bestellt und gegessen. Teuer, aber nicht überzeugend. Dann zuerst auf der D 675 über Landstraßen durch Orte wie Varaville und Mondeville nach Caen. Wir durchfuhren Caen, vorbei an einer Pferderennbahn und einem supermodern aussehenden Gebäude, welches ein Schwimmbad und ähnliches beherbergte. Dann wieder auf die Autobahn A84, abgezweigt nach Courtils und bis nach Mont St. Michel. In Ardevon einen günstigen Stellplatz gefunden und dort für 10,70 € gebucht. Da war es ca. 18 Uhr und es musste mich ein Kaffee erst einmal aufmuntern. Danach radelten wir zur „Insel“ und machten auf dem Berg einen Rundgang und besichtigten für 10 € Eintritt um 19.30 Uhr die „Innereien“ der Gemäuer.