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09.08.2017 Mittwoch

Nachts erlebten wir dann ein bretonisches Donnerwetter mit Starkregen. Dabei klickerte es wieder melodisch durch Tropfen auf die Aluminiumhalterung. Mit Argusaugen stellte ich fest, unser Auto hat die Dichtigkeitsprüfung bestanden, keine Leckagen. Um 09.45 Uhr kehrten wir Camaret der Rücken, Jola kaufte in der Biscuiterie Kekse. Die Fahrt verlief zunächst ruhig, bis wir in unwetterartige Regengüsse gerieten, sodass ich extrem langsam fahren musste. Quimper fuhr ich nicht an, denn auch hier regnete es noch. Danach klarte es zusehends auf, die Temperaturen stiegen langsam von 11° auf 15° (vom Fahrzeug gemessen). Jola war guter Dinge, dass wir irgendwo in oder um Carnac einen Platz für unser WoMo bekommen. Der Platz an unserem eingegebenen Ziel war „complète“. Jola bekam eine Adresse eines anderen Platzes, auch dort hatten wir kein Glück. Im Ort herrschte lebhaftes Treiben, bedingt durch den Wochenmarkt nahe der Kirche. Unbedingt wollte Jola da noch einkaufen. So nutzte ich einen freien Platz in der „Allée des Alouettes“, stellte das WoMo dort ab, direkt vor dem Feld „Alignements du Ménec“, wo an den Straßenränder die Autos der Besucher alles vollgestellt hatten. Mit den Rädern war es kaum ein Kilometer bis zum Wochenmarkt. Jola geriet in Hektik, denn die Beschicker waren bereits beim Abbauen der Stände. Schnell durch die Reihen gehuscht, Tomaten, Pfirsich, Oliven gekauft, ich indes orderte 8 Makronen für 6 € und einen 5 Liter Kanister Rotwein für 19 € den ich eine ganze Weile mit mir herumtrug und lange Finger machte. Zu guter Letzt ergatterten wir ein Brathähnchen für 5 € im „Ausverkauf“. Die Tourist-Information hatte bis 15 Uhr geschlossen, es war gerade 13.30 Uhr. Erst einmal zurück zum WoMo und Mittag gegessen. Dann Campingplätze gesucht. Dabei an riesigen Feldern mit Menhiren vorbei gekommen.

Alle drei Plätze waren voll ausgebucht (u.a. wegen des Festes in Lorient). Ein Regenguss zwang uns zu einer kurzen Wartezeit in der Rezeption eines der Campingplätze. Nun war es fast 15 Uhr und Zeit zur Tourist-Information zu fahren. Wieder die vielbefahrene Rue des Korrigans entlang. Die nette junge Dame im Büro telefonierte für uns einige Plätze ab, meist ohne Erfolg. Dann der rettende Anker, ein etwas auswärts gelegener Platz „La Lande“ (= Heide), hätte Plätze mit Strom frei. Jola eilte es nicht, suchte die Post, es begann derweil zu schütten. Ich wartete an einem Souvenirladen, zwei Deutsche neben mir kommentierten das Wetter und berieten Pläne für den Resttag. Ich stellte mich „stumm“ und hörte zu. Jola schrieb mir eine SMS mit dem Hinweis „ich warte in der Post den Schauer ab“. Das dauerte dann eine ganze Weile. Ein „Salon de The“ bot uns Unterschlupf für einen Kaffee und ein Stück Süßes. Der Regen ließ einfach nicht nach, als wenn er uns nachgereist wäre. Dann endlich etwas Aufklärung und schnell zu den Rädern und zurück zum WoMo, wo wir „Nachbarn“ bekommen hatten, ein zweites WoMo stand da. Wir fuhren nach Plouharnel und hatten endlich Erfolg. Ein einfaches Ambiente, aber alles da, die freundliche ältere Dame aus der Rezeption zeigte Jola unseren Platz, dann durfte ich einfahren und unter einer hohen Kiefer einparken. Wie sonst auch, machten wir diesmal eine Erkundungsfahrt, die uns bei viel Verkehr auf die Presqu’île führte. Selbst auf dem parallel laufendem Radweg lärmten die vorbei fahrenden Autos mächtig. Jola wollte unbedingt zu den Stellplätzen Les Sables Blancs. Ca. 4 Km bis zu dem riesigen Areal, das schön gelegen ist mit Blick auf den Baie de Plouharnel. Unorthodoxe Platzordnung, querbeet und alles durcheinander. Am Kriegsmuseum bogen wir auf den Radrundweg ab, der uns abseits des Autolärms durch typische Naturlandschaft führte, allerdings landeten wir dann auch abseits unseres Campingplatzes. Uns näherte sich eine sehr dunkle Wolke und Jola fürchtete einen neuen Regenschauer, der aber zum Glück ausblieb. In Saint Barbe, einem Dreistraßendorf mit altertümlicher Kapelle in der Mitte mussten wir uns neu orientieren. Auf einem Feld standen einige größere Menhire. Die Route de Sainte Barbe führte uns direkt zum Zeltplatz.
10.08.2017 Donnerstag (Plouharnel)
War der gestrige Tag so anstrengend? Wir schliefen bis 08.30 Uhr, auch die Sonne konnte uns nicht früher wecken. Der versprochene schöne Tag nahm seinen Anfang, den Jola schon als „versäumt“ bezeichnetet, weil zu spät aufgestanden. Die Dusche hätten ein Foto verdient, zumindest sollte erwähnt sein, dass man, wie bei früheren Toilettenkastenspülungen, an einem Strang ziehen musste, um warmes Wasser aus dem über einem angebrachten Duschkopf sprudeln zu lassen. Ließ man den Strang los, versiegte das Wasser unmittelbar. Das Baguette und die beiden Croissants kosteten 4,95 €, die mir das junge Mädchen in der Rezeption abforderte und auf schnellem Französisch nachfragte, ob ich auch morgen wieder Baguette und Croissants möchte. Aus den mir wenig verständlichen Wortfetzen deutete ich das Richtige und gab ein „oui“ von mir. Quiberon war unser heutiges Ziel.

Einen Streckenteil kannten wir von gestern, der Verkehr war ähnlich stark, mittlerweile an das Seitenstreifenfahren gewöhnt, stratzten wir manchmal an schleichenden Autokolonnen vorbei. Neu war dann der Teil ab dem Isthmus von Penthiève mit dem Blick auf das gleichnamige mächtige Fort.
Einen Teil der Strecke fuhren wir auf weniger befahrenen Nebenwegen und erreichten Quiberon gegen 11.20 Uhr durch eine Gewerbegebiet.
In der Stadt schlängelte sich eine schier endlose Blechlawine durch die engen Gassen (vermutlich zu den Fähren und an die Strände). Ein Stück schoben wir die Räder und gewannen so einen ersten Eindruck vom Geschäftsumfeld.

An der Post fanden wir am Place de Duchesse Anne eine Abstellmöglichkeit für die Räder und eine urige Bar für eine kleine Verschnaufpause.

Im Eingang stand oder lag ein Hund, knuffelig, aber nicht zum Anfassen. Ein kleines Mädchen versuchte mehrmals den Hund in den Arm zu nehmen, der entzog sich jedoch sofort der Liebesbeweise. Wenn allerdings das Kekspapier raschelte, stellten sich die Ohren auf und der kleine Wicht stand parat, um sich seine Portion vorlegen zu lassen.
Ansonsten schien das gute Mädchen (Jola diagnostizierte „weiblich“) tagsüber auf der „faulen Haut“ zu liegen.
Uns zog es weiter Richtung Hafen und Strand. Positiv überrascht waren wir von dem Ambiente dieses Touristenortes. Unaufgeregt ging es überall zu, ob in den Restaurants, am Strand, im Touristenbüro oder auf der Promenade, offensichtliche Bausünden konnten wir auf dem Spaziergang keine entdecken. Wir kauften in einem Geschäft Besteck fürs WoMo und zwei Sets.

Dann wanderten wir am Hafen bis zum Chateau Turpalt, das einsam verbarrikadiert auf einem kleinen Kap stand. Auf dem Rückweg hielten wir es für angebracht etwas zu essen. Ich neigte zu Sardinen, die ich aber nirgends bekam. In einem Restaurant ließen wir uns nieder, bekamen Speisekarten „in Englisch“. Ich bestellte Salat mit Hering, Jola etwas, was sie als größere Crevetten vermutete. Die Flasche Cidre war schnell geleert. Ein junger Mann vom Service kam plötzlich mit einem Taschenkrebs an, das Gericht lehnte Jola ab, weil sie glaubte, es sei ein Irrtum. Doch der Taschenkrebs kam wieder, in Begleitung der Frau, die die Bestellung aufgenommen hatte. Sie signalisierte „alles hätte seine Ordnung“.
Jola bekam Schweißperlen auf die Stirn, machte sich aber mutig an die Zerlegung des

Tieres bzw. arbeitete sie sich vorrangig an den Beilagen ab. Der Nussknacker erhielt dann seinen Einsatz und aus den mit seiner Hilfe zerborstenen Scheren spritzte es nach allen Seiten. Die Leerung des Panzerkörpers benötigte wesentlich mehr Zeit als für das „normale“ Essen eingeplant war. Ich war mit meinem Hering, der sich als Matjes entpuppt hatte, längst fertig und Jola der letzte essende Gast im Außenbereich des Lokals. Sie hatte sich Appetit erarbeitet, gönnte sich als Dessert eine Kugel Eis. Später lagen wir eine halbe Stunde am Strand, wobei wir nicht mehr badeten, weil es frisch und wolkig wurde. Ein Spaziergang auf der Promenade und dann zurück zu den Rädern. Wir besuchten den Port Haliguen und fuhren dann durch pittoreske Dörfer wie Kermorvan und Saint Julien.
11.08.2017 Freitag (Plouharnel)
Baguette und Croissants schmeckten wieder mal hervorragend. Dazu ein weichgekochtes Ei. Wider erwartend machte das Wetter einen akzeptablen Eindruck, sodass wir guter Hoffnung auf eine trockene Tour waren. Die Regenjacke schnallte ich vorsichtshalber auf den Gepäckträger. In Plouharnel war Wochenmarkt! Jola war nicht zu bremsen. Aber ein Einkauf wurde nicht zugelassen, denn der hätte wieder zum WoMo zurück gebracht werden müssen. Nein, Tomaten etc. kann man auch woanders kaufen. Durch Plouharnel an der kleinen Kirche vorbei durch enge Gassen auf Nebenwegen bis zur Hauptstraße, an deren Abzweiger eine Charcuterie ihr Geschäft betrieb und sehr gut besucht war (dort soll bei unserer Weiterfahrt „Nahrung“ gekauft und gebunkert werden). Dann auf die vom Autolärm getränkte D781 bis wir auf eine weniger befahrene Straße mit dem Hinweis „Les Alignements“ in ruhiges Fahrwasser gerieten. Den größten Teil der Strecke kannten wir vom ersten Suchtag nach Campingplätzen. Nun, mit mehr Zeit ließen sich die Steinfelder genauer betrachten, die in englisch vorhandenen Informationstafeln lesen und Fotos machen. Auf den Aussichtspunkt gestiegen und die Fernsicht auf die Steinfelder probiert. Eine Abstecher machten wir zum Tumulus von Kercado. Diese über Steinen und Steinplatten gehäufte Erde mit halbkreisförmig umringten Mini-Menhiren ist eine 4.500 Jahre alte Grabstätte vor unserer Zeitrechnung. Wir zahlten für die Besichtigung je 1 € Eintritt (Spende). Neugierig über das Innere zwang ich mich durch den niedrigen Eingang. Erst danach konnte ich aufrecht stehen. Zwei Lampen spendeten diffuses Licht, bei dem man die beschriebenen Einkerbungen in den großen Steinen erkennen konnte.

Dann den Giganten (Manio) gesucht und etwas abseits im Wald ganz für sich allein stehend entdeckt und fotografiert.
Dies soll ein Ort der Fruchtbarkeit sein, hierher schlichen sich früher Paare mit Kinderwunsch und zeugten den Nachwuchs (so die Überlieferung. Ob vor, auf oder neben dem 6,50m hohen Menhir ist nicht bezeugt).

Schon soweit östlich, entschieden wir uns für die Verlängerung nach La Trinité sur Mer anstatt direkt nach Carnac zu radeln. Das war eine gute Wahl, insbesondere nachdem wir den Crêpes abgeschworen hatten und meine Idee reifte, im Supermarkt Wein, Käse und Baguette zu kaufen. Kaum am Hafen mit vielen dort schaukelnden Segelbootmasten angelangt, tauchte ein Supermarkt auf, den wir aber sogleich ignorierten. Warum? Weil auf dem Platz daneben ein, ja richtig, Wochenmarkt stattfand. Allerdings schon wieder im Abbruchmodus. Also schnell die Räder gesichert und die „wichtigen“ Stände angesteuert. Ein Bio-Wein für 7,50 € wanderte in meine Umhängetasche genau wie ein Stück leckerer Käse, der sogar noch im Angebot war. Dann das Baguette, klein aber sehr fein, und schnell noch einmal vom Rad umgekehrt zum Wurststand und eine Wurst für 4 € eingefahren („non“, nur die eine, nicht mehr signalisierte ich der Verkäuferin). Jola hatte beim Fischstand kleine Langusten erstanden, wollte erst nicht mit dem Preis für die 4 Stücke herausrücken. Somit war das Menü perfekt und ab ging es an die Hafenpromenade. Dort fanden wir neben der Fischhalle ein freie Holzbohle als Picknickplätzchen. Beim Weinkauf nicht ganz aufgepasst, denn wir hatten keinen Korkenzieher dabei und die Weinflasche war verkorkt. Beim Verkaufsstand am Karussell schüttelte die Frau auf meine drehende Geste am Flaschenhals den Kopf.
In der Fischhalle bescherte mich meine sich vom ersten Versuch wiederholende Geste an der Flasche mehr Glück und ich ein Mann lieh mir einen Korkenzieher. Nun war unser Glück perfekt.



Jola pulte die Schalentiere, echt lecker und wirklich einiges Essbares dran.
Nur aufgepasst, die Möwen beobachteten uns. Manch frecher Vogel wagte gerne den Zugriff bei unachtsamen Touristen, direkt vom Teller die Beute zu stehlen. Was für ein Genuss, so ein Freiluftessen.
Nur nach dem Aufstehen merkte ich den Wein, also nicht gleich aufs Rad setzen. Wir kreisten ein Stück und aßen dann gleich um die Ecke einen Crêpe.
Immer noch schien die Sonne, nur wenige Augenblicke verdeckt durch Wolken. Wir setzten unsere Tour entlang der drei Strände bis zum Pointe de Kerbihan fort.



Hier an diesem Streckenabschnitt wohnten nach der Art, Größe und Optik der Häuser und Grundstücke zu urteilen wohlbetuchtere Menschen.
Der Rivière de Crac’h mündete an der Landspitze. Die Straße musste wir wieder zurück, dann ging es nach Carnac, kamen auf einem Teilstück des Wanderweges an einem Salzgewinnungsbecken vorbei. In Carnac gebummelt, am Strand bei kühler Witterung gelegen, dann zurück zum Campingplatz; lästiger Abschnitt, weil lange an der Hauptstraße gefahren.
Bei einem Tee und Makronen wurden wir uns schnell einig, morgen soll es nach Sarzeau am Golf von Morbihan gehen.
12.08.2017 Samstag (Arzon)

Wieder einmal verabschiedete uns ein Ort mit Regen. Vor Auray gab es stockenden Verkehr an den Kreiseln. Meist fuhren wir neben der Autobahn, kamen durch Vannes am Hafen vorbei und kauften in einem Vorort (Séné) bei Lidl und einer Bäckerei ein. Nach drei Stunden standen wir vor dem Chateau, doch Jolas Wunsch ging nicht in Erfüllung, keine Chance auf einen Platz. So gurkten wir um Penvins herum, wo wir auch fragten, die Antwort war immer „komplett“. Den reinen Stellplatz ohne Strom ließen wir aus. Sarzeau bot keine Campingplätze an, deshalb fuhren wir nach Arzon. Auf dem Platz „Le Tindio“ am Pointe de Kerners war gerade bis 14.30 Uhr Mittagspause, die wir auf dem Parkplatz für ein kaltes Essen nutzten.


Hier auf dem Platz „Le Tindio“ durften wir bleiben. Endlich erwärmte sich die Luft, die Sonne lugte immer öfter und länger hinter den Wolken hervor. Jola machte alleine eine Erkundungsfahrt, ich kochte mir einen Tee und setzte mich lesend in den Campingstuhl. Später ging es dann zusammen auf eine „Hafenrundfahrt“ nach Port du Crouesty und Port Navalo. Dort tranken wir mit Blick auf den Atlantik in einem kleinen Salon de The Pastis. Im Hafen von Crouesty werden die Boote dreistöckig aufbewahrt. Auf der Promenade herrschte so viel Betrieb wie sonst Weihnachten auf der Mönckebergstraße in Hamburg. Am Fähranleger stellte wir die Räder ab und schlenderten bei sehr frischem Wind zum Leuchtturm auf dem Wanderweg ein Stück hoch. Die Flut trieb gerade mächtig Wasser vor sich in die Bucht von Morbihan her. Ein auslaufendes Segelboot kam kaum vom Fleck gegen diese Strömung. Abends wurde gekocht, Jola pulte die Schalentieren (von Lidl) und ich machte Spaghetti und den Rest. Ein Spaziergang auf dem Wanderweg am Golf in der Abendsonne brachte uns bis nach Kerners, von wo aus wir an der Straße zurück zum Campingplatz gingen.

Am Ufer des Golfes saßen diverse Angler und warteten auf den Fang für das Mittagessen am Sonntag. Vor einigen Häusern standen zahlreiche Autos, wohl Gäste zum Abendessen o.ä., auch ein Kindergeburtstag war aus einem großen Garten nicht zu überhören, auf Terrassen saßen Menschen bei einem Glas Wein zusammen, meist verbunden mit einem Blick aufs Wasser.


Die Abendsonne färbte die riesigen Nadelbäume in mystisches Licht und die Wolken rosa und rot-blau.
13.08.2017 Sonntag
Einige der jungen Leute waren nachts bis ca. 4 Uhr aktiv. Ein Mädel schien nicht mehr recht alleine gehen zu können und wurde von einer Freundin zur Toilette geschleppt. Ruhig blieb es trotzdem auf dem Platz. Jola schlief den Schlaf der Gerechten bis fast 9 Uhr und war über ihr „Nichtstun“ nach dem Aufwachen schier entsetzt. „Ich muss mir morgen unbedingt den Wecker stellen“, ihr erster morgendlicher Kommentar zu der Sünde! Ohne Baguette, aber mit einem Pain de Soleil von gestern ging es an den Frühstückstisch mit weichgekochtem Ei. Sonne hatte sich noch nicht am Himmel durchgesetzt, aber die Hoffnung auf einen „schönen“ Tag war ungebrochen. Unser Plan wurde umgesetzt, wenn auch etwas später als an den sonstigen Tagen. Am Hafen war Brocante (= Flohmarkt), den wir aufsuchten. Hier gab es allerhand wirklich alte Sachen, französische Kinderbücher, von denen wir später eins für mich zum Üben kauften. Vor der Patisserie stand eine Schlange Menschen nach Baguette oder Süßem an, für mich ein Grund, erst einmal den Spaziergang fortzusetzen. Der Sonntag und das mittlerweile beste Sommerwetter hatte diverse Skipper in ihre Boote und diese mit ihnen auf den Atlantik getrieben bzw. waren eine große Anzahl gerade beim Auslaufen. Genug vom Hafenbetrieb gesehen, zeigte ich Jola das Thalasso-Hotel in Form eines Kreuzfahrtschiffskörpers, das sie sich unbedingt genauer ansehen wollte. Danach ging es zurück zur Patisserie. Nur ein paar Kunden standen in dem kleinen Laden mit leckerer Auslage. Mit zwei verschiedenen Baguettes und zwei Croissants mit Mandelpaste sowie zwei Kaffee (für je 1 €) verließen wir das Geschäft und setzten uns auf eine der erhöhten Blumenbepflanzungen und speisten, dabei schauten wir kleinen Kindern beim „Wagenrennen“ zu. Ein kleiner Junge benahm sich auf dieser kleinen Runde rowdyhaft und wurde vom Betreiber ermahnt, was ihn wenig beeindruckte. Wenig später fuhr er ihm von hinten in die Beine. Wieder bei den Rädern nahmen wir unsere Tour Richtung Golfplatz auf dem Küstenweg auf. Jola war vom Plage du Fogeo ganz begeistert und speicherte diesen Ort als den Badeort, an dem heute noch ins Wasser gegangen wird. Kurz darauf endete der Weg bei einer festungsartigen Ferienanlage, die wir Räder schiebend umrundeten. Danach fanden wir einen wirklich ausgezeichneten Radweg, stoppten an der D780, weil wir auf der anderen Straßenseite den Tumulus Cäsar sahen. Ein noch gewaltigerer „Erdhaufen“ als der in Carnac. Campingplätze und Strände ohne Ende, schön anzusehende Häuser an fast jeder Straße. Den Golfplatz sahen wir nicht. 9 Km bis nach Sarzeau nahmen wir als Ansporn, auch wenn Jolas Blick auf ihre Akkuanzeige zu einem sorgenvoll klingenden Kommentar führte (reicht die Ladung für die Rückfahrt). Einmal stoppten wir, an einer Abzweigung zeigte ein Radschild mit der Aufschrift „Saint Jacques“ nach rechts und verunsicherte uns. Aber an die Küste wollten wir zu diesem Zeitpunkt nicht. Also weiter in die andere Richtung. Sarzeau erreicht, waren wir etwas von dem kleinen beschaulichen Zentrum enttäuscht. Am Sonntag wirkte natürlich alles etwas ruhiger, insbesondere wenn die meisten Menschen hier zum Strand unterwegs waren. Eine Pause legten wir trotzdem in einer kleinen Bar ein. Wir verließen Sarzeau dann rasch wieder, bogen nach Saint Jacques ab, wo eben die vielen Menschen sich am oder zum Strand bewegten. Die Straßenränder waren vollgeparkt und entsprechend eng waren die Fahrwege. Von Saint Jacques visierten wir Saint Gildas de Rhys an. An der Église Abbatiale mit seinen eckigen Türmen blieben wir auf dem Platz bei einem Restaurant auf ein Bier (Leffe rubis) und einen Pastis sitzen. Der junge „Kellner“ steckte sich ständig einen Zahnstocher in den Mund zwischen die Zähne und nahm ihn auch nicht beim Service heraus, sollte wohl eine „coole“ Geste sein.
Dann sahen wir bald den Golfplatz, gingen ins Clubhaus, fragten nach Preisen und Startzeiten, unternahmen aber nichts. Danach begann eine nervenaufreibende Diskussion um „die richtige“ Strecke. Gegen 18.30 Uhr erreichten wir den Strand von Fogeo, legten uns in den Sand und ließen uns die Sonne noch einmal auf die Teile der Haut brennen, die tagsüber geschützt war. Jola wagte den Gang in den Atlantik und schwamm ein paar Minuten. Dann schnell nach Hause trockenes Zeug angelegt und zum Hafen ins Restaurant Le Voilier, wo jeder 1 Kg Muscheln aß.
14.08.2017 Montag

Jola schlug eine Tour nach Saint Armel vor, dort wäre ein Cidre-Hersteller. 25 Km sollten es bis dahin etwa sein. Das Wetter war uns hold, entgegen der Vorhersage wirkte Sonne, verbunden mit angenehmer Temperatur und nur geringem Wind vielversprechend.
Gleich vom Campingplatz links ab auf die D198 Richtung Porh Neze.

Kaum gestartet bremste ich ab, weil am Straßenrand ein Hinweisschild einen Menhir ankündigte. Dieser Menhir von Kermaillard hat eine Höhe von 5,35m. Ein gemeinsames Foto von meinem Rad aus musste hier sein.

Weitere Stationen auf dem küstennahen Weg waren Port du Logéo, Brillac, Fourneavy, dann ein Stück Wanderweg durch Wald über einen Holzweg.
Öfters hatten wir gute Sicht auf die momentan durch Ebbe geprägten Buchten des Golfes. Auf breiten und heute viel befahrenen Radwegen, die nicht immer eindeutig beschildert waren, landeten wir dann in Sarzeau, wo wir uns verzettelten und Jola in unbekannte Richtung verschwand. Ich fragte einen älteren Mann, ob es in die gezeigte Richtung nach Saint Colombier ginge, was er irgendwie französisch nickend bejahte. Ich übte mich in Geduld, wartete auf Jolas Rückkehr und sah währenddessen einer Frau dabei zu, wie sie zunächst vergebens ihr Kettenschloss öffnen wollte und sich Falten auf der irritierten Stirn abzeichneten. Nach einer Ausschau nach Jola war sie dann mit dem Rad verschwunden. Jola trudelte ein und wir setzten die Fahrt fort. Auf einer landwirtschaftlich genutzten Nebenstraße entlang der D780 fuhren wir an Saint Almen vorbei, das war auch in Ordnung, denn Jola hatte herausgefunden, dass das Geschäft sich einen Ort weiter in Le Hézo befände.
Das kleine Gebäude des Maison du Cidre erschien uns zunächst wenig attraktiv, führte aber allerhand Produkte um und mit Cidre. Jola erspähte eine 1,5 Liter Flasche und gewann sie gleich lieb als Geburtstagstrunk für den Besuch bei Miriam.

Saint Armel suchten wir danach auf, hier herrschte fast überall Mittagsruhe, fanden dennoch am Ortsausgang eine gut besuchte, weil einzig offene, Crêperie und waren über einen freien Tisch froh. Denn eine Pause konnten wir beide gut gebrauchen. Aßen Galette und tranken Cidre.
„Le Passage“ ist eine durch einen Damm mit dem Festland verbunden Insel, auf die es uns noch kurz trieb. An der Spitze befand sich eine kleine Fähre mit der man nach Montsarrac übersetzen hätte können, womit sich die Fahrradtour nach Vannes dadurch erheblich verkürzte. Hier warteten einige Menschen auf die Rückkehr der Fähre von der anderen Seiten. Nach einem Kilometer hatten wir das Eiland umrundet und wir machten uns auf den „Heimweg“.
14.46 Uhr erreichten wir Lasné, 14.52 Uhr in Saint Colombier, 15.04 Uhr La Roche Blanche, nur wenig später das Ortsschild „Sarzeau“ um 15.07 Uhr. Auch hier wurde die Suche nach dem rechten Weg wieder ein Geduldsspiel. Bis Brillac vergingen gut 40 Minuten. Den winzigen Flecken „Cor-er-Pont“ durchfuhren wir um 15.50 Uhr.


Drei Minuten später waren wir in Kerassel, stoppten und nahmen dieses Auto mit aufgedrucktem Periodensystem der chemischen Elemente auf:
Bei Le Net verließ uns kurz unser Orientierungssinn, weshalb wir ein Stück Strecke doppelt fahren mussten, bis wir uns auf dem richtigen Weg befanden.

Am Étang de PenCastel standen auf dem Damm viele Menschen und betrachteten die Landschaft, oder besuchten die alte Gezeitenmühle oder machten einfach Fotos.
Dann war es geschafft, fast 60 Km lagen hinter uns. Pause, aber nicht sehr lange, denn Jola wollte unbedingt noch an den Strand und baden. Also wieder aufs Rad und zum Strand Fogeo. Nicht lange gefackelt und gleich ins kühle Nass gestürzt, ich brauchte ein wenig länger als Jola bis ich meinen Adoniskörper ganz unter Wasser brachte, dann aber wie ein Fisch nahe des Ufers umherschwamm.
15.08.2017 Dienstag

Unsere Aufbruchaktivitäten wurden professioneller und damit routinierter und schneller. Außerplanmäßig überrollte ich eine leere Bierflasche beim Wegfahren von den Nivellierungshilfen, die in tausend Stücke unter dem Reifen zerplatzte. Zum Glück nichts weiter passiert. Knapp über 60 € bezahlte Jola für die drei Übernachtungen. Herrlicher Sonnenschein erleichterte uns nicht gerade den Abschied, aber nun ging es nach Concarneau bzw. erst nach LeHézo,um den Cidre zu kaufen. Über die Schnellstraße war das rasch erledigt. Jola shoppte ordentlich, ich durfte eine Gepäckkarre benutzen, um die Kisten zum Auto zu bringen. In Vannes unterbrachen wir unsere Fahrt für einen Ausflug ins Zentrum. Die Suche nach einem Abstellplatz für unser WoMo gestaltete sich nicht so schwierig wie befürchtet. Mit den Rädern war es ein Katzensprung zum Hafen, der eine Art Stichkanal darstellt. Vannes schien bei Touristen äußerst beliebt zu sein, das Zentrum war übervoll mit ihnen.

Gegen 12.45 Uhr kam aus der Kirche eine Prozession, Weihrauch wurde hinter einer Truppe Dudelsackspielern versprüht. Ich bemerkte Schmerzen in meinem rechten Knie, scheinbar ist ein Schleimbeutel entzündet und gar geplatzt oder eine sonstige Reizung oder Überbeanspruchung hat die starke Schwellung verursacht. So endete mein Stadtrundgang humpelnd und verkürzt. Zum Glück konnte ich mit dem Bein weiter Auto fahren.

Der restlichen Streckenabschnitt verlief entspannt, wir bogen nach PontAven ab, fanden dort aber keine Bleibe bzw. gab es einen Stellplatz, aber ich kam nicht hin. Netter Ort, sollte eventuell später aufgesucht werden. Über die D783 tuckerten wir nach Campingplätzen Ausschau haltend u.a. durch Trégunc bis nach Concarneau, wo wir gleich auf dem ersten angefahrenen 2-Sterne Platz du Moulin d’Aurore einen großen Rasenplatz uns aussuchen durften. Ich schonte mein geschwollenes Knie, während Jola die Gegend erkundete.
Später setzte ich mich doch noch aufs Rad und fuhr vorsichtig tretend mit Jola zur ca. einen Kilometer entfernten Personenfähre.



1 € pro Person kostete das Übersetzen zur Ville Close. In den engen Gasse der stark ummauerten Altstadt drängelten sich die Touristen, kauften, aßen, schauten. Liefen ein Stück auf der Mauer, dann bummelten wir außerhalb und besuchten den Festplatz, wo eine große Bühne aufgebaut war und ein Soundcheck durchgeführt wurde. Die weißen Festzelte waren alle noch leer. An einem Stand bekamen wir bretonisches Bier in Festbechern ausgeschenkt, die Becher fanden wir als Erinnerung das Pfandgeld wert und nahmen sie mit. Vor der Kulturhalle fanden traditionelle Tänzen in Trachten statt.
Eine Pleite erlebte ich auf meinen Vorschlag, am Fähranleger eine Kleinigkeit zu essen. Erstens war es windig, zweitens kalt und drittens war die bestellte Pizza miserabel. So verschlechterte sich auch meine Laune. Jola verabschiedete sich im WoMo gleich ins Bett.
16.08.2017 Mittwoch (Concarneau)
Sehr früh am Morgen stellte ich beim „Austreten“ einen zuerst nicht deutbaren Geruch fest, der mich dann aber an frischen Teig und Brot erinnerte. Tatsächlich grenzte an den Campingplatz die Bäckerei. Äußerst praktisch, wenn man den morgendlichen Einkauf direkt am Platze hat. Dort besorgte ich später Baguette und Croissants. Jola schlief noch als ich vom Duschen wiederkam. Seit langem konnten wir wieder einmal draußen frühstücken.

Ich sondierte Radwege, aber auf der Strecken nach Pont Aven gab es nur ein kurzes Teilstück von Lanriec nach Trégunc, ansonsten war die viel befahrene D 783 unsere Heimat. Kauften unterwegs in einer Apotheke Voltaren, die uns die Mitarbeiterin sofort nach Jolas französischer Beschreibung der Beschwerde anbot. Auf und ab, mal gerade Strecke, dann wieder kurvenreich kamen wir gegen 11.50 Uhr nach ca. 13 Km in Pont Aven an.
Touristen überall, die Cafés gut besucht, die vielen Galerien in den kleinen Gassen boten interessante und vielfältige Kunst. So manches Bild oder die eine oder andere Skulptur könnte ich mir gut in einem neu einzurichtenden Raum vorstellen. Wir gönnten uns einen Kaffee und aus der nebenstehende Bäckerei besorgte ich Croissants mit Füllung.





Dann begann unserer Rundgang, eigentlich den Weg in den Liebeswald, verfehlten allerdings die Richtung und landeten deshalb im Hafen des Aven (bei halber Flut schiffbar). Jola stöberte in fast jedem Laden, kaufte Kekse und Postkarten. An Gauguin kommt man natürlich in diesem Ort nicht vorbei, Tafeln und Beschreibungen allerorten. Der Weg an der kurzen Promenade und am Aven durch den Wald inspirierte, wie wohl früher auch die hier lebenden oder gestrandeten Künstler. Am Place Julia saßen wir hinter einer Crêperie etwas abseits und aßen Galette und tranken Cidre. Die Rückfahrt schaffte mein malades Knie mit erhöhtem Modus gut.
Pause am WoMo bis 17.30 Uhr dann Fahrt zum Festival des Filets Bleus.





17.40 Uhr standen wir mit hunderten Schaulustigen und erwarteten das Défilé. Musik war schon zu hören, dann kamen die Dudelsackspieler, danach die Trachtengruppen tanzend. Nach wenigen Minuten war das Spektakel vorbei. Auf dem Festplatz stellten sich die Mitmacher fotogen dem Publikum. Musik sollte es erst ab 19 Uhr geben. Essbares und angebotene Getränke fanden bei meinem grummelnden Magen keine Akzeptanz. Jola lockte mich zu einem Pastis in ein Café, den ein mürrisch wirkender Mann uns auf den Tisch stellte, Eis in einem extra Gefäß. Vorbeiziehendes Publikum regte unsere Phantasie über bretonische Körperkultur an. Ein zweiter Pastis wurde geordert, wir vermissten die Musik von der Festivalbühne noch nicht.

Leicht angeheitert fanden wir wenig später die Tapas-Bar, vor der wir bereits gestern einmal unentschlossen gestanden hatten und dann dort nicht eingekehrt waren. Vor der Bar füllten die Menschen fast alle Plätze aus, wir setzten uns an einen Stehtisch. Es dauerte, bis die allein agierende Dame unsere Bestellung aufnahm, die Käseplatte kam dann mit dem ersten Regen und wurde nicht mehr auf den Tisch gestellt, sondern ins Lokal verfrachtet, mit uns im Schlepptau. Jola hatte gerade den „gelben Müllsack“ übergestülpt, den ich vorsorglich in meinem Rucksack mitgenommen hatte. Den konnte sie wieder ablegen. Innen herrschte lautstarke Unterhaltung in einer aufgeweckten Atmosphäre. Neben mir saß ein Mann mit einem Baby um die Brust gebunden. Jola meinte fürsorglich, ob das Kind auch genügend Luft bekäme. Ein zweites Glas Wein schien sie zu beruhigen. Die zweite Bedienung mit „Springerstiefeln“ räumte nach und nach unseren Tisch leer, nahm die 20 € und legte 5 € kommentarlos zurück auf den Tisch. Jola warf sich den Müllsack erneut über und ab ging es zum Campingplatz, den wir um 21 Uhr erreichten. Im Gemeinschaftshaus fand ein Fest statt.
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