2017 Rückreise nach Hause

17.08.2017 Donnerstag

Der gestern begonnene Regen setzte sich am heutigen Tag lange Zeit fort, wenn es auch morgens kurz trocken blieb. Vor 9 Uhr machte die Rezeption nicht auf, bis dahin waren aber alle Sachen verpackt. Quimperlé, Lorient und dann Rennes als Zwischenziel, wo wir nach kurzer Suche nicht weit vom Zentrum einen Parkplatz fanden. Das Wetter hatte sich gebessert, so fuhren wir am Kanal d’Il-le et Race, wo am Ufer schicke Neubauten standen und im Wasser Hausboote lagerten mit den Rädern bis zum Beginn der Fußgängerzone. Die Altstadt machte auf uns einen teils baufälligen Eindruck, andererseits fanden sich überall gut besuchte Restaurants. Das Bild änderte sich ein bisschen als wir Richtung Bahnhof bummelten, hier ähnelte das Ambiente mehr Städten wie Wien oder Brüssel mit seinen hohen Häuserfronten. Couscous gegessen, gerade beendet, begann es zu regnen.

Ein guter Zeitpunkt für die Weiterfahrt. Irritierung verursachte das Navi, weil es die Strecke nach Amiens zum Campingplatz nicht berechnete. Am Ende fiel mir ein, ich hatte ein paar Tage vorher auf „Fahrrad“ umgestellt. Jola hatte ein Ziel ausgesucht, Honfleur nahe Deauville. Dort gäbe es einen großen ruhigen Stellplatz mit Strom etc. Die Wunschroute von Jola an der Küste entlang zu fahren, geriet zum Desaster, denn die Straßen wurden holpriger und enger.

Die eingegebene Adresse war frei gewählt, mit den Geodaten wollten wir sichergehen, zum Ziel zu kommen. Funktionierte aber nicht. Ich fuhr dann fast drei Kilometer auf so engen Wegen, dass ich mehrfach mit entgegenkommenden Fahrzeugen manövrieren musste. Dann war ich doch noch in Honfleur gelandet. Der Stellplatz war das Tüpfelchen auf dem „I“, mit Schlaglöchern übersät, voll mit Wohnmobilen aller Art und kein Stromanschluss frei. Mitten im Gelände stellte ich das WoMo frustriert ab. Mangels einer Alternative blieben wir, nahmen die Räder und besuchten den Ort.

Der erwies sich als die reinste museale Welt analog Rothenburg ob der Tauber. Nett anzusehen, viel touristischer Rummel, alte Holzkirche, ein alter kleiner Hafen.

18.08.2017 Freitag

Die Nacht verlief erstaunlich ruhig auf einem Stellplatz mit dieser Anzahl fahrbarer Ferienwohnungen. Als ich gegen 01.30 Uhr einmal austrat, kamen zwei WoMos an und suchten Unterschlupf. Morgens kam gegen 08.30 Uhr der fahrbarer Bäcker und wir sahen durchs Fenster ständig Menschen mit Baguettes zu ihren Autos gehen. Wir aßen Maisbrot von gestern. An der Entsorgungsstation musste ich auf einen Franzosen warten, der umständlich seine Reinigungsarbeiten erledigte. Ich fuhr danach auf die Station, wobei Jola mich einwies. Grauwasser abgelassen, da hörte ich von umstehenden Leuten archaische Laute. Mir schwante Übles und richtig, der Wasserstrahl aus dem Tank versiegte gerade, da kam ein Polizist und fragte mich, ob das mein Caravan sein und ich müsste genau auf dem Abwasserkanal stehen wenn ich das Grauwasser abließe, so deutete ich jedenfalls seine Geste. Nun war aber bereits alles „fertig“ und ich schloss den Stopfen. Trollte mich von dannen und fuhr danach davon. Punkt 10 Uhr verließen wir den Parkplatz in einer Kolonne ebenfalls abfahrender Wohnmobile. Dann die spektakuläre Überfährt über die längste Hängebrücke Europas über die Seine. Jola fotografierte fleißig. Die ersten 60 Km auf der Schnellstraße, dann begann die Diskussion, wo lang und ob auf Mautstraßen. Bis dahin hatten wir 18,80 € bezahlt. Außerdem neigte sich die Tanknadel wieder gen „rot“. Ich stellte das Navi auf „Mautstraßen meiden“ ein. Wir landeten trotzdem wieder auf einer Schnellstraße, was mich bei der Suche nach einer (günstigen) Tankmöglichkeit nicht weiterbrachte. Über 1,40 € kostete der Diesel an den Raststättentankstellen. Ich fuhr dann wieder an einer Abfahrt ab und verließ mich auf mein Gefühl, das mir dann nach ein paar Kilometern mit dem Erreichen des Ortes Neufchâtel Recht gab. Dort konnte ich gegen 12 Uhr bei Leclerc tanken, Jola verschwand sofort im nebenstehenden Lidl. Danach ging es auf Landstraßen nach Arras und Lens, von wo aus wir Lille erreichten und dann die Grenze nach Belgien überschritten. Auf einer Raststätte verpflegten wir uns kurz im WoMo mit Baguette von gestern. Die letzte Stunde war dann kein Problem mehr. Der Stellplatz in Gent hatte Strom, aber kaum „Licht“ von oben, so verborgen lag er. Immerhin mit einem „Fensterblick“ auf den Badesee, aber kein Satellitenempfang. War auch nicht wichtig. Ich duschte, dann fuhren wir an der Regattastrecke in Richtung Stadt. Obwohl noch keine drei Wochen her, wusste ich nicht mehr genau, wo es in das Zentrum ging. Jola meinte, sie könnte sich orientieren und strampelte emsig vorweg, bis ich die blaue Brücke erkannte. In der ehemaligen Post einen Tee getrunken, die Räumlichkeiten des umgebauten Gebäudes beeindruckten uns.

Dann wurde bei Hema nach Geschenkpapier gesucht. Manchmal schaut man auch mal auf andere schöne Dinge. In einer Chocolaterie kaufte Jola für Miriam ein süßes Geschenk. Dann stromerten wir durch die Gassen, sahen uns Schaufensterauslagen an, suchten ein Restaurant, fanden die Lokalität, die wir von der Schiffstour aus gesehen und lagemäßig so attraktiv gefunden hatten, tranken dort mangels Essensangebot lediglich ein Bier. Die Auswahl an Bieren war riesig, was mir die Entscheidung nicht leicht machte. Jola meinte, es sei eine „Schwulenkneipe“. Dann holten wir unsere Räder bei der Post ab, vor der immer noch ein einsamer Straßenmusiker auf seiner elektrischen Gitarre sehr laut allseits bekannte Rocklieder zum besten gab, ohne dass sich ein Zuschauerkreis bildete. Ein paar Straßen weiter entdeckte ich ein vegetarisches Restaurant, schaute mich innen um, fand es originell, außerdem duftete es verführerisch. Jola war es recht und so begaben wir uns ins „Le Botaniste“ auf ein Essen „Surprise“. Bestellen musste ich an der Theke, hinter der in kleinen Metallschüsseln fast alle Zutaten sichtbar waren. Ich durfte dann die gesamte Bestellung selbst transportieren. Bezahlen wollte ich wie eigentlich üblich in bar. Den 50 € Schein seltsam anblickend belehrte mich der junge Mann, man nehme ungern Bargeld. Ob ich keine Karte hätte, sie wären immer so knapp mit dem Wechselgeld. Ist das der erste Schritt zum Leben ohne Bargeld? Das vegetarische Essen (Jola aß „Mama Tibetan“ und ich „Chili ohne Carne“) und organische Bier (leicht bitter nach Hopfen schmeckend) mundeten uns ausgezeichnet. Dann ging es zurück zum Campingplatz, eine Straße hatten sie seit unserem letzten Besuch völlig abgefräst.

19.08.2017 Samstag

Nachts regnete es. Von den über unserem WoMo herabhängenden Ästen der Bäume trommelten in Abständen Schwälle Wasser aufs Dach. Jola besorgte, nein Baguette gab es nicht, Puffbrötchen, groß aber ohne Inhalt. Jola machte sich nach dem Frühstück zum duschen auf, kam nach einiger Zeit unverrichteter Dinge wieder, erzählte von der Dauerduscherin. Sie nahm ihr Rad und fuhr zu einer der anderen Sanitäreinrichtungen. Punkt 10 Uhr verließen wir Blaarmeersen. Die gesamte Fahrt verlief reibungslos, war ja auch nicht immer so. Bis Venlo waren 2 Stunden vergangen und Jola hatte den Wunsch, hier eine Pause zu machen. Aus ihrer Kindheit hatte sie den Ort als „hübsch“ in Erinnerung. Vier Kilometer von der Autobahn bis in die Innenstadt, wo ich in einer Nebenstraße einen Parkplatz fand. Zu Fuß gingen wir zu dem Festplatz, Eintritt frei, aber Taschenkontrolle. Dumm nur, es begann gerade und die meisten Buden waren noch geschlossen. Jola strebte deshalb zur Fußgängerzone. Dort erfreute uns ein ähnliches Bild wie bspw. in Lüneburg. Kein ansprechendes Kuchenangebot bescherte uns die Suche nach einem Café. Jola aß dann nichts Süßes sondern zwei dunkle Brotscheiben mit verschiedenem Belag. Dann noch getankt und weiter ging es über die Grenze nach Deutschland. Gegen 17.15 Uhr standen wir auf unserem gewohnten Parkplatz an der Schule in Kassel.

Abends fuhren wir mit den Räder zum Da Vinci essen. Lecker, wie immer, und ziemlich laut war es.

Auf dem Rückweg machten wir einen Stopp vor dem Fridericianum und bewunderten zwei öffentlich zugängliche Werke der documenta 14 auf dem Vorplatz. Das Parthenon der verbotenen Bücher und „Röhrenleben“ (meine Betitelung).

Zu Hause bei Miriam planten wir dann noch den morgigen Tag mit dem Besuch der documenta.

20.08.2017 Sonntag

Nach 8 Uhr gab es ein Frühstück. Kurz vor 10 Uhr ging es dann auf die Tour. Wir entschieden, erst einige Außenprojekte anzusehen und, falls es regnet, später „innen“ weiter zu machen. Vor der Orangerie stand eine bolivianische Silberprägemühle, nachgebaut. Dann zu einem handwerklichen Gebälkkonstrukt, in dem Kinder turnten und ein Mann neben anmerkte, ihm fehle bei dem Objekt etwas „Rundes“. Man hätte mit Lehm in den offenen Elementen an ein Fachwerkhaus denken können. Zuvor sahen wir eine längere ausgehobene Grasnarbe, an deren Seiten Wildblumen wuchsen. Danach standen wir an der documenta-Halle vor dem Eingang, warten mussten wir noch nicht, aber die Rücksäcke durften nicht mit ins Innere. Miriam gab sie am nebenstehenden Aufbewahrungscontainer ab. Hier im Innern herrschte schon reger Andrang, einige Objekte waren umlagert, andere weniger. Kunst bleibt „Ansichtssache“ und nicht jeder kann mit jedem „Kunstwerk“ etwas anfangen. Weitere Details erspare ich mir hier an dieser Stelle und widme mich den eingetretenen Ereignissen. Gleich nach dem Eintritt erwarteten uns Masken verschiedenster Art.

Später traf ich vor dem bestickten Lebenswerk eines „Lappen“ (die hingen dort, wo die Menschen an die Wand blicken) Barbara Schmidt und Angela Ziethen. Da war ich doch etwas überrascht. Vor allem hätte ich Angela allein nie wiedererkannt.

„Indigo“, dazu hingen unter der Hallendecke diverse Kleidungsstücke, während unten herum die wieder rekultivierten Pflanzen vor sich hin mickerten. Miriam faszinierten die roten Wollknäuel, die von der Decke hingen. Nach dem Hallenbesuch war eine kurze Pause mit Kuchen und Kaffee angesagt.

Wie man im Hintergrund sehen kann, war die Schlange vor dem Fridericianum immer noch lang. Miriam mit Sonnenhut vermittelte tropische Atmosphäre.

Vor der „Neuen Galerie“ hatte sich eine ziemlich lange Reihe Wartender angesammelt. Miriam lotste uns in den „Palais Bellevue“. Im neuen Grimm-Museum waren wir, dort durften wir aber keine „Märchen“ ansehen, zumindest nicht mit unserer Eintrittskarte für die documenta. Der Ausstellungsteil der documenta war nicht erwähnenswert. Mittag aßen wir gegen 15 Uhr bei einem Vietnamesen.

Im Sepulkralmuseum war es ähnlich wie bei Grimm, wenig besondere Werke, dafür „normale“ Museumskultur. Interessant war allerdings die Grabkultur in Ghana. Dort begann ein Mann namens Kane Kwei, figürliche Särge herzustellen. Hier ein Beispiel in Form eines Vogels.

Um in die „Neue Galerie“ zu kommen mussten wir uns in eine kleine Warteschlange einreihen.

Ein Selbstbildnis von „Lorenza“ aus dem Jahre 1984, der 1994 verstarb. Er war seit seiner frühen Jugend armamputiert. Begann mit Mund und Füßen zu malen, studierte und veränderte während seiner Entwicklung seine geschlechtliche Identität.

Nach der „Neuen Galerie“ hatten wir genug Kunst intus und fuhren heim.

21.08.2017 Montag

Wir schauten uns Miriams Büroraum in der Gottschalkstraße an. Für 80 € ist das eine gute Sache, Mobiliar, Telefon und Internet sowie Reinigungsleistungen enthalten. Danach ein paar Fotos von Jola angesehen. Miriam verabschiedete uns und wir fuhren nach dem Tanken auf die Autobahn. Mein Vorschlag, in den Harz einen Abstecher zu machen, fand Jola zuerst nicht so prickelnd, dann aber signalisierte sie Zustimmung und wir kurvten 22 Km nach Goslar. Der Campingplatz lag dann noch 11 Km Richtung Hahnenklee, lag ziemlich einsam an einem See und lockte uns nicht so zum bleiben. In Goslar fanden wir den Stellplatz, parkten dort und besuchten die Altstadt, aßen vegetarisch, sahen uns die Kaiserpfalz an. Am Ende blieben wir nicht in Goslar sondern fuhren wieder auf die Autobahn über Braunschweig, Gifhorn und Uelzen nach Lüneburg. Dort war der Stellplatz auf den Sülzwiesen komplett belegt. Ich wollte nicht bei der Entsorgungsstation stehen und es trieb mich weiter. Auch der Platz in Lauenburg war belegt. Dann war Lübeck für mich das Ziel, auch wenn das Fahren am Ende eine Quälerei war. Gegen 20.30 Uhr in der Wielandstraße angekommen.