Wähle einen Tag: 02.08. 03.08. 04.08. 05.08. 06.08. 07.08. 08.08.
01.08.2017 Dienstag (St. Michel / St. Malo)
Sonne über dem Stellplatz, lockere Wolken am Himmel, auf dem Feld hinter dem Stellplatz das gerollte Heu in Reih und Glied, hinter der Mauer Entengegacker, fast wie in Norddeutschland. Und um 08.30 Uhr wartete das „Baguette traditionell“ auf uns abholbereit an der Rezeption. Ich versuchte meine müden Glieder durch Liegestütz und Gymnastik auf Zack zu bringen. Geduscht wurde heute nicht, Katzenwäsche war angesagt. Unser Ziel war St. Malo bzw. ein Campingplatz in der Nähe. Erstmals hatte ich über Geo-Koordinaten das Ziel ins Navi eingegeben. Gegen 09.35 Uhr legten wir ab und verließen diese preiswerte Übernachtungsmöglichkeit. Schon nach dem ersten Abbiegen war Jola skeptisch, ob wir auf der richtigen Spur fuhren. Fast leere Landstraßen, an manchen Stellen wurde es eng, wenn einmal ein Auto entgegen kam. Aber bald waren wir auf der Schnellstraße und reihten uns in den fließenden Verkehr ein. Wir rätselten während der Fahrt, wo wir wohl landen könnten. Nach einigem Kreisen folgten wir einem Schild „Campings“, das uns dann nach weiteren 2,4 Km tatsächlich zum Platz „La Ville Huchet“ führte. Es war noch ein einziger Platz für 32,80 € frei, ohne Strom. Wir blieben und fanden in einem waldähnlichen Areal einen sehr schattigen Platz. Zwei blaue Armbänder berechtigten uns das Schwimmbad zu benutzen, was wir an diesem Tag nicht in Anspruch nahmen (konnten, weil wir erst nach 19 Uhr heimkehrten). Jola hatte einen Plan besorgt, in dem zwei Radstrecken nach St. Malo eingezeichnet waren. Ein Weg führte erst ein Stück Richtung „Quelmer“ bevor man rechts nach St. Malo abbiegen musste. Wir gerieten an einen Kreisel auf eine Hauptstraße (Rue de la Marne) mit massig Autoverkehr, sehr unangenehm. Immerhin ging es meist bergab. In der Nähe des Hafens sahen wir diverse Wohnmobile unter Bäumen an der Straße stehen. Dann standen wir am Tourist Office, jeder von uns woanders, sodass wir erst wieder zueinander finden mussten. Der Besuch im Intra-Muros war interessant, moderne Geschäfte umgarnt von vielen Touristen in alt wirkenden Gemäuern vermittelten eine Atmosphäre ganz eigener Art.
Auf einem von sakralen Bauten und Häuserfronten begrünten Platz, unten bestückt mit Restaurants und Bistros, sang und spielte eine Familie mir bekannte Lieder. Das kleine Töchterlein spielte ab und an ein paar Töne auf einer Geige und sang dazu „Fly me to the moon“.
Ich aß ein Baguette ohne alles und ein Far Breton, Jola ein Galette. Später erklommen wir die Stadtmauer und genossen die Aussichten von dort oben.
Ein Spaziergang über den Strand zum Fort National war möglich, die Flut hatte das Wasser noch nicht so weit herein gedrückt. Das Fort war geschlossen. Ein Kaffee im Schatten der hohen Mauer sorgte für eine kurze Pause und mein erhitztes Hirn konnte sich kurz von der Bestrahlung erholen. Ich kaufte mir ein Paar Schuhe.
Dann machten wir uns auf, Dinard zu erobern. Erst nach Saint Servan, dann über den Barrage de la Rance, den Damm des Gezeitenkraftwerks, und das bei tosendem Verkehr auf der zweispurigen D168. Den Damm überquert, durften wir einer Schleusenfahrt zuschauen während der die Brücke angehoben worden war.
Wir waren danach leicht verzweifelt, folgten zwei Radfahrerinnen ein Stück am Ufer des Flusses Rance und standen wieder an der viel befahrenen Schnellstraße. Umkehren? Diese Variante stand uns ins Gesicht geschrieben! Oder doch nicht? Einmal in der Landkarte von Google recherchiert, denn so kurz vor dem Ziel wollten wir nicht aufgeben. Und richtig, nur noch die viel befahrene Straße war zu überqueren.
Zwar hieß dieser Ortsteil „Gougeonnais“, den verließen wir nach wenigen hundert abwärts rollenden Metern, um das Ortseingangsschild von Dinard zu passieren.
Am Ende hatte sich das Abenteuer gelohnt. Jola trank im „Carthagene“ einen Tee naturell.
Auf dem Bild kann man ganz links hinter den blau-weißen Pyramidenzelten die Gebäude vom Restaurant auf der Promenade sehen (wenn man es weiß). Der Tee mundete Jola so ausgezeichnet, dass sie ihn sich später unbedingt kaufen wollte.
Nach einem langen Spaziergang entlang der Promenade und einem Abstecher in den Kern des Ortes entdeckten wir tatsächlich – mehr zufällig – das Geschäft. Jola versorgte sich sogleich mit dem „kostbaren“ Getränk (Filterbeutel). Danach besorgten wir bei Spar eine Flasche Rotwein sowie eine Wurst, nebenan beim Bäcker zwei Baguettes, was für unser Abendbrot reichen sollte. Dann die Rückfahrt, die etwas problemloser verlief, weil der Radweg über den Damm einen glatten Bodenbelag aufwies und wir deshalb die Räder nicht schieben mussten.
Bretonische Vokabeln:
amor = am Meer ker = Dorf
aven = Fluss kreiz-ker = Stadtzentrum
braz = groß men = Stein
dol = Tisch pen = Kopf
gwenn = weiß penn = Ende
hir = lang ty = Haus
02.08.2017 Mittwoch
Bereits nachts klackerten Regentropfen vereinzelt aufs Dach, was morgens in einem Dauerregen mündete und uns den Aufbruch erleichterte, allerdings nicht das Einpacken. Als Ziel wählte ich Erquy. Unterwegs wurde der Regen noch heftiger, auch der Ärger um die Strecke. Der kürzeste Weg, den ich gewählt hatte, führte auf Autobahnen durchs Landesinnere. Jola wähnte sich auf der Küstenstraße und ärgerte sich. Wir wählten ein Zwischenziel, Matignon. Dort angekommen, herrschte im Zentrum reges Treiben, es war Wochenmarkt und zwar ein recht großer. Ein Parkplatz direkt an der Straße und ausreichend groß für unser WoMo, super! Nur über die Straße und schon waren wir im Marktgeschehen. Hier gab es alles, alten und frischen Käse, Würste aller Art, Gemüse, Fertiggerichte wie Paella oder gegrilltes Geflügel und natürlich frische Meeresfrüchte. Und die meisten davon lebten noch. Es wurde reichlich gekauft, auch wir gingen am Ende mit voller Einkaufstüte zum WoMo zurück. Doch es fehlte Fisch, also kehrte Jola um und besorgte Crevetten (18 €/Kg). Ich indes kaufte eine Flasche Rotwein. Weiter ging die Fahrt, mittlerweile ohne Regenbegleitung zum CapFréhel. Ich wollte auf keine Fall eine längere Strecke fahren und hielt deshalb nicht in einem der Orte auf dem Weg dorthin. Am Cap musste man „Eintritt“ für Autos zahlen, ich bog in Richtung Sables d‘ Or ab. Hier an der Küste herrschte heute ein fast orkanartiger Wind, das WoMo wurde geschüttelt und gerüttelt. Ich parkte an der Straße in einer Haltebucht. Wir aßen von unseren Markteinkäufen, nahmen dann die Räder und fuhren die rund 2,5 Km mit Rückenwind bis zum Cap zurück.
Schon hier erfreute uns der Anblick der Heidelandschaft, die ein wenig bunter wirkte als wir sie aus der Lüneburger kennen. Viele Besucher sahen sich die raue Küste an, einige wanderten bis zum Ende, andere bestiegen (gegen Eintritt) den Leuchtturm. Uns überraschte wieder einmal die Vergesslichkeit. Keiner hatte einen Schlüssel für das Fahrradschloss mit. So trauten wir uns nicht, die Räder einfach ungesichert stehen zu lassen. Wer sollte hier eigentlich Fahrräder stehlen? Entweder Menschen kamen schon mit (teils vollgepackten) Rädern oder sie waren mit dem Auto oder Motorrad da. Ich blieb als Wache vor Ort und Jola wanderte bis zur Spitze des Archipels. Dann zurück und weiter an der Küste entdeckten wir Traumstrände. Den Zeltplatz steuerten wir nicht an (Jola war der zuerst auftauchende zu weit abgelegen), dann eine Stellmöglichkeit gegenüber einem Campingplatz ohne Strom und mit fehlendem Charme. Ich steuerte danach konsequent Erquy an, Jola gab keinen Laut mehr von sich. Im Ort waren Campingplätze ausgeschildert, ohne Kilometerangabe. Ich versuchte erst am Hafen den reinen Stellplatz zu finden, fand aber keinen. Bei der Tourist-Information bekam ich einen Lageplan mit 10 Campingplätzen in und um Erquy. Ich wählte den am Zentrum naheliegendsten. Der Platz wirkte recht neu, nicht allzu belegt. Die Frau an der Rezeption war in ungelenkem Englisch um Verständigung bemüht. Ohne große Formalitäten durfte ich für 27,40 € bleiben, musste allerdings einmal den Platz tauschen. Jola saß stumm auf ihrem Sitz und machte ? Ich ging schmutziges Geschirr abwaschen, setzte mich draußen mit einer Kanne Jasmintee hin und studierte das Prospekt. Später nahmen wir mit den Rädern eine Erkundungstour zu den Stränden vor. Der Plage de Caroual beeindruckte am meisten. Hier gab es einen WoMo-Stellplatz, auf dem die Wagen dicht an dicht gedrängt (für 6 €/Tag) standen. Jola zuckelte mit ihrem Rad direkt an den Strand, um mit den Füßen ein Bad zu nehmen. Zu Fuß danach einen recht steilen Wanderweg die Räder hochgeschoben.
Im Ort gebummelt, u.a. am kleinen Hafen. Eine Bühne stand aufgebaut bereit für ein abendliches Konzert.
Zu dem Konzert fuhren wir später um 21 Uhr. Le P’tit Son spielte herzerfrischend und begeisternd eine Mischung aus Klezmer und Ska. Der Mann an der „Ziehharmonika“ war ganz „Musik“ und hüpfte zu seinen Akkorden wie ein Tanzbär auf der Bühne. 1 ½ Stunden ohne Pause befeuerten sie das zahlreiche Publikum mit ihren Stücken. Auf dem Rückweg verfuhren wir uns kurz in den dunklen Gassen, kamen aber bald auf die Hauptstraße nach Le Hôpitaux.
03.08.2017 Donnerstag (Erquy)
Nachts musste es furchtbar gestürmt haben, wovon ich nichts mitbekommen hatte. Dafür nahm ich jetzt das Dilemma war, vor dem WoMo waren beide Stühle und die Fahrräder umgekippt. Jola ängstigte sich des Nachts, ob der Sturm das Auto umwerfen würde. Baguette gab es an der Rezeption keins, so kam das Lidl-Brot zu seinem letzten Einsatz. Ich kochte das Eierwasser vor, so verbrauchte man nicht so viel Gas. Wir machten eine Radtour zum Cap d’Erquy. Mit dem Rad kam man bis zu einem Parkplatz. Von da aus kämpften wir uns zunächst gegen den extrem stark böigen Wind auf dem Rundwanderweg die Küste entlang.
Wir konnten sogar das CapFréhel sehen. Aus dem Meer ragten diverse kleine Inseln bzw. Felsformationen. Ab und zu ließ sich die Sonne blicken, dann wurde es auch gleich schön warm. Ansonsten war der bedeckte Himmel ein angenehmer Begleiter auf der Tour. Drei der schönsten Strände ließen sich von hier oben entdecken und nährten unsere Lust auf Strand und Baden.
Bis wir auf dem Sand des Plage de Loruen waten konnten, mussten etliche Holzstufen hinabgestiegen werden. Baden war allerdings bei dem frischen Wind und Wellengang nicht angesagt, nur mal eben mit den Füßen ins Salzwasser. Ein Päuschen, wozu ich einen der platten rosa Steine als Sitzgelegenheit nutzte. Gegen 12.30 Uhr brachen wir auf, stiegen die Holzstufen hinauf und begaben uns auf den Rückweg des Rundkurses.
Einkauf von Zutaten für Jolas Galettes. Am WoMo machte ich den Vorschlag, die elektrische Pfanne dafür zu benutzen, worauf Jola äußerst begeistert ansprang, zumal die Pfannkuchen exakt auf den Pfannenboden passten. Mit Kochschinken und Käse schmeckte das Ding sehr lecker. Nachmittags im Ort den Hafen nach Restaurants abgesucht, wollten abends Muscheln essen. Jola hatte sich Notizen gemacht und ein empfohlenes Restaurant gefunden. Nachdem wir im Fischereihafen uns einen Eindruck verschafft hatten, bestellte Jola im L‘ Abri des Flots einen Tisch für 19.30 Uhr. Nebenan im „Le Baradoz“ tranken wir einen Kaffee mit Blick auf den Hafen und die Bucht mit ihren schiefergedeckten Häusern. Pünktlich um 19.30 Uhr saßen wir an einem Fensterplatz, tranken einen Pastis als Aperitif, bestellten eine Flasche Weißwein (Bourgogne) und Muscheln, Jola Jakobsmuscheln. Mir war das Muschelgefummel zu anstrengend, ich bekam beim Essen mehr Hunger als gestillt wurde.
04.08.2017 Freitag
Das an der Rezeption bestellte Baguette ließ sich leider nicht zu unserer Frühstückszeit abrufen. Jola schwang sich deshalb aufs Rad und fuhr in den Ort zu dem gestern entdeckten Bäcker (wo es so eine lange Schlange gab und sie kein frisches Baguette mehr abbekam). Der Tee war noch nicht ganz abgekühlt, da tauchte sie wieder auf, ein ungewollter kleiner Umweg verlängerte die Zeit bis zu ihrer Rückkehr. Danach Wasser „versilbert“ und den Tank voll gemacht. Jola kämpfte mit der Dame an der Rezeption einen „Preiskampf“ aus, denn sie sollte beide Tage bezahlen. Dabei hatte ich bei Ankunft gleich bar bezahlt. Dumm nur, wir hatten keine echte Quittung, nur den Zettel mit meinem Namen und darauf von ihr die Summe des zu zahlenden Betrages. Sie glaubte Jola dann und wir zogen von dannen. Die Fahrt verlief ohne größere Störungen, ich tankte unterwegs einmal in Etables-sur-Mer voll. Die Wettersituation darf unverändert als „mild“ bezeichnet werden, viele Wolken, aktuell wenig Wind, aber auch kaum Sonne. In Paimpol ist der angegebene Platz nicht „vorhanden“, möglich, dass der Platz schon fürs baldige Fest gesperrt ist. Im Ort herrscht reger Verkehr, langsam fahren geht daher kaum. Ich lasse Jola vor dem Tourist-Büro aussteigen und kreise, bis ich einen Parkplatz finde. Der nächste Stellplatz befindet sich quasi um die Ecke lesen wir aus dem Stadtplan heraus. Eine Schranke versperrt die Einfahrt, der Automat ist nicht so einfach zu bedienen, ich frage deshalb einen Franzosen auf dem Gelände, der jedoch kaum Englisch spricht, aber hilfsbereit mit mir zur Schranke kommt und uns erklärt, was zu tun ist. Ich fragte zuvor eine junge Frau vom mobilen Tourist-Info (Fahrrad mit Lastträger) auf dem Stellplatzgelände nach einem Stadtplan und bekam reichlich Material und Auskunft. Jola ärgerte sich, weil in der Zwischenzeit ein von ihr favorisierter Platz von einem anderen WoMo belegt worden war. Unser Platz war „sonnig“, im Moment allerdings nur „hell“. Die ausgefahrene Antenne fand keinen Empfang, weil sie im Geäst des Baumes rotierte, also ein Stück mit dem Fahrzeug vorrücken. Das Gelände muss zu einer Schule gehört haben, die bestimmt schon seit einigen Jahren geschlossen ist, was man an zugewachsenen Eingängen, blinden Scheiben und leeren Räumen erkannte.
Dann den Ortskern und den Hafen erkundet, am Hafen gegessen. Mit den Rädern auf die Halbinsel Guilben bis es an einem Parkplatz nur für Wanderer weiterging.
Auf dieser kleinen Wanderung hatten wir recht nette Ausblicke zu beiden Seiten der Bucht.
Die Ruine von Abbaye de Beauport tauchte nach ein paar Kilometern weiter an der Südseite auf, in die wir einen Blick warfen und uns dann auf der viel befahrenen Hauptstraße auf den Rückweg machten.
05.08.2017 Samstag (Paimpol)
An sehr frischer Luft morgens in den noch verschlafend wirkenden Ortskern zum Hafen gefahren und einen Bäcker gesucht. In Hafennähe umwehte meine Nase ein Aroma frischen Backofenduftes, dem ich willig folgte. Zwei verschiedene Baguettes und zwei Croissants brachte ich als Beute ins WoMo. Uns schwebte für heute die Inseltour „Île de Bréhat“ vor. Fährtickets kauften wir im Tourist-Büro, das um 09.30 Uhr öffnete. Vor dem Büro bestaunen zwei deutsche Frauen Jolas E-Bike. Ich „berate“ sie und erfahre dabei, dass sie ebenfalls auf die Insel wollen, aber den Bus dorthin nehmen. Die Strecke zum Fährhafen L’Arcouest ist weniger gefährlich als wir nach den Hinweisen der jungen Frau vom mobilen Tourist-Fahrrad erklärt bekommen hatten. Über hügelige Nebenwege durch landwirtschaftlich geprägtes Gelände erreichten wir bei sonnigem Wetter unser Ziel. Beeindruckt von der Panoramasicht bremste ich die Abfahrt zum Fährhafen hinunter, um die Aussicht auf die zerklüftete Landschaft zu genießen. An den Kassenhäuschen hatten sich Schlangen gebildet. Wir gingen weiter und stellten uns in die wartende Menge. Ausgebremst wurden wir, weil das ankommende Schiff nur Fahrgäste mitnahm, die eine Inselrundfahrt machen wollten. Immerhin standen wir nun am Anfang der Wartenden. Die Stege sind so konstruiert, dass die Boote sowohl bei Flut als auch bei Ebbe anlegen können. Als wir ablegten herrschte gerade Ebbe und wir mussten ein Stück weiter den Steg entlang gehen. Die Überfahrt dauert knapp 10 Minuten und vollzog sich ohne größere Ereignisse oder Schaukleien. In der Ferne lag eine Mega-Yacht vor Anker mit einem Hubschrauber an Deck.
Wegen Ebbe mussten wir und alle anderen Fahrgäste eine wesentlich längeren Weg bis zum ersten Hotel auf der Insel zurücklegen. Auf dem Foto könnte man auch denken, es handelt sich um einen Flüchtlingstreck.
Mir gruselte vor dem Gedanken, ständig in Begleitung so vieler Inselurlauber das Terrain zu entdecken. Doch nach wenigen hundert Metern verteilte sich der Besucherstrom und wir beide konnten uns an der schönen Landschaft mit den vielen Blumen, vor allem blaue und weiße Agapanthus (Schmucklilie) erfreuen. Sie scheinen quasi die Blumenvorherrschaft, zusammen mit den Hortensien, zu haben. In den teils schmalen Wegen kam bald ein Jersey-Gefühl auf, so muss es wohl ähnlich auf den Kanalinseln sein, meinte Jola und ich dachte das gleiche.
Vorbei an einer Glasbläserei erreichten wir den Hauptort LeBourg, in dessen Mitte auf dem Marktplatz Stände standen. Gemüse wurde feilgeboten, Kaffee und Crêpes verkauft. Ich besorgte zwei Kaffee und zwei Crêpes mit denen wir uns auf eine Steinbank setzten.
Bald tauchte der erste Spatz auf und blickte keck zu mir hoch. Doch der Crêpe war längst gegessen. Im Rucksack hatte ich alte Stücke vom Baguette, von dem ich ein paar Brosamen abtrennte und der mittlerweile angewachsen Schar scheinbar hungriger Schnäbel hinhielt.
Jola besorgte einen Übersichtsplan für die Inselwanderung. Den Südteil der Insel haben wir auf relativ gerader Strecke durchquert und sind bald über den Damm (Chaussee Vauban) auf dem Nordteil, der früher dazu diente, Leprakranke zu beherbergen, gegangen. Bei der Kapelle „Keranroux“ bogen wir links ab und orientierten uns zum „Tour Blanche“. Die Wege verliefen durch Farn bewachsenes Umfeld.
Vereinzelt tauchten stattliche Häuser in bretonischem Stil auf. Gelangten gegen 12.45 Uhr an eine Bucht, an der flache Steine zu einem Erosionsschutz geschichtet worden waren.
Wir umrundeten den Leuchtturm, gerieten auf einen schmalen Pfad, der an einer Weide vorbei führte, auf dem wir in kurzen Abständen Kuhfladen sahen. Tatsächlich stand dann ein Jungbulle trotzig blickend auf diesem Trampelpfad und schiss kurz vor unserem direkten Auftauchen ganz ungeniert auf den Weg. Jola ängstigte sich, das Tier könnte Anstoß an meiner roten Mütze nehmen und aggressiv werden. Ich verlagerte meine Position aufs Weidegelände, der Jungbulle folgte und schob den Draht beiseite, dann zog er ohne mir weitere Aufmerksamkeit zu schenken unter einem Seil in die andere Richtung ab und Jola konnte beruhigt weitergehen. Nun waren wir bald wieder auf einem der Hauptwege und der Fahrradverkehr nahm merklich zu.
Kurz vor dem Leuchtturm Paon gab es eine Erfrischungsmöglichkeit, die wir nach dem Besuch des Turmes in Anspruch nahmen.
Hier war die Insel „offiziell“ zu Ende, wie aus dem Ortsendeschild ersichtlich sein sollte.
Vom Plateau des Leuchtturms aus hatten wir eine schöne Rundumsicht. Eine Möwe saß auf der Balustrade und äugte nach Nahrungsbissen. Ich nahm Stücke alten Baguettes und hielt es dem Vogel hin. Sofort kam er angetrippelt und pickte nach dem Brotstückchen. Später ärgerte ich die Möwe ein wenig mit meiner roten Mütze. Wie ein Dompteur scheuchte ich sie und animierte sie gleichzeitig mit weiteren Brotteilen. Umstehende Besucher schauten zu und machten Fotos.
Danach aßen wir Frites und Crêpe und tranken bretonisches Bier im angrenzenden Garten auf einer Vesperbank. Der Rückweg erfolgte bei auf Dauer fast schon unangenehm hitziger Sonne auf der Haupttrasse, was uns eine Menge klingelnder, nach Durchlass heischender, Radfahrer bescherte. In Le Bourg gab es eine letzte Rast mit einem Kaffee im Shamrock.
Die Fähre um 16 Uhr erreichten wir auch deshalb zeitig, weil bei Flut der Weg zum Anlieger nicht so weit war. Zwei Inselbesucher schienen die Situation falsch gedeutet zu haben, kamen laufend vom „Ebbe-Anleger“ herangestürmt.
Wieder „an Land“ machte uns die Rückfahrt nichts aus, wir saßen ja nun wieder fest im Sattel. Abends waren wir am Hafen erst in einem Geschäft für Nautikzubehör und kauften Gewebeklebeband. Danach beschien die Sonne eine Tapas-Bar, in der wir einen der wenigen freien Plätze bekamen, eigentlich nur einen Pastis trinken wollten, Jola dann aber einen Teller mit verschiedener Wurst und Schinken bestellte. Andere aßen Crevetten oder sonstige Meeresfrüchte.
Der Plan für morgen war gestrickt, es sollte weiter nach Camaret sur Mer gehen.
06.08.2017 Sonntag (Camaret sur Mer)
Mein Fahrrad war schon eingeparkt, Jola war mit Baguette holen dran und fuhr zum gleichen Baguette-Bäcker wie ich gestern. Um den Bericht kurz zu halten, Jola verpasste die angepeilte Austrittszeit von 09.19 Uhr, weil ein Camper vor uns länger mit seiner Wasserzufuhr beschäftigt war. Wir wurden nach den Hygienearbeiten an der Schranke gestoppt, wegen Zeitüberschreitung nicht durchgelassen. Jola musste 4 € nachstecken. Erst dann hatten wir freie Fahrt, als ersten Ort durchquerten wir Lézardieux, ja und etwas weiter gerieten wir durch Straßensperren wegen eines Stadtfestes an „Deviation“ (Umleitung) und mussten Umwege in Kauf nehmen. Fuhren an Morlaix vorbei und bei Saint Thégonnec von der Autobahn ab. Angezeigte Temperatur im Auto war meist 14°. Die Landschaft ähnelt wieder stark der in Norddeutschland, leicht hügelig, total grün, landwirtschaftlich genutzt, ab und zu Kühe auf Weiden. Dann sind wir im Departement Finistère und bald auf der Halbinsel Presqu’île de Crozon. In Camaret fanden wir den Stellplatz rasch, es waren auch Plätze frei, aber kein Strom, keine Duschen. So ließen wir es hier sein und fuhren ein paar Meter weiter zum Camping LeLannic. 15,70 € inklusive Strom hielten wir für günstig und buchten für 2 Tage. Sonne satt, deswegen erstmal ordentlich eincremen, dann auf Entdeckungstour.
Zufällig gab es auf dem Marktplatz eine Veranstaltung kollektiven Muschelessens. In Reih und Glied saßen Menschen auf Holzbänken und aßen aus Schüsseln Muscheln und dazu Frites.
Wir teilten uns eine Portion und tranken dazu Weißwein aus Plastikbechern für 2 €. Der Veranstalter, die örtliche Feuerwehr, spendierte als Inklusivleistung zum Nachtisch einen Crêpe. Am Nachmittag am Strand gelegen und unerschrocken ins doch recht kalte Atlantikwasser geschlichen und erfrischt.
07.08.2017 Montag
Nachts stand ich einmal gegen 02.45 Uhr auf und ging schlaftrunken zur Toilette in die Sanitäranlagen. Ich war mir sicher, ich wäre um diese Zeit der einzige Mensch; ich irrte, denn vor dem Haus stand ein junger Mann, innen hörte ich bei den Herren Duschwasser plätschern und bei den Damen war ebenfalls Betrieb, drei Mädels standen im Korridor und unterhielten sich. Meine Vermutung: die jungen Leute kamen aus Crozon vom Festival „Bout du Monde“. Morgens besorgte ich ein Baguette „française“ und Croissants vom Stand auf dem Campingplatz. Frisch war es so gegen 8 Uhr noch und alle Gegenstände draußen mit Wassertropfen benetzt. Wir frühstückten im WoMo.
Anschließend begann unsere Radtour mit einem Abstecher beim Tourist-Büro. Dort war es voll und Radkarten gab es ohnehin nicht „umsonst“. Wir begnügten uns mit der Karte links, wo Radwege teilweise angegeben sind. Am Hafen galt es nur noch festzulegen „links oder rechts“ herum. Wir entschieden, die gestern begonnene Tour heute fortzusetzen und erst einmal Richtung von Pointe des Espagnols zu fahren. Wieder die auswärts steil ansteigende Straße hinauf bis zum Abbieger mit dem Radtourschild. Auf und ab, ab mit ordentlicher Geschwindigkeit, auf nur unter Schaltung auf „Tour“ oder „Sport“. Man darf die Strecke ruhig als „bergig“ bezeichnen, aber die Ausblicke auf die Strände, Camaret oder die Heidelandschaft im Umfeld versöhnten.
Überall erinnerten Bunker, Festungsanlagen oder Höhlen für U-Boote an Kriege aus verschiedenen Jahrhunderten. Campingplätze gibt es hier einige. Nach gut 10 Km bei strahlender Sonne (gut eingecremt) erscheint links auf der anderen Seite die Silhouette einer Großstadt, Brest.
Jetzt, nur ein paar Schritte weiter, stehen wir an der Spitze dieses „Fingers“, dessen Sehenswürdigkeit die Festung „Fort de la Pointe des Espagnols“ ist. Die Anlage wurde genau wie viele andere von Vauban dem Wehrarchitekten, konstruiert. Wir fahren weiter, jetzt meist bergab. Diese Seite der Halbinsel scheint „bewohnter“, überall stehen Häuser mit traumhaften Ausblicken, u.a. auf die beiden Inseln Île Trébéron und Île des Morts.
Dann hinter einer Kurve tauchte der Ort Roscanvel auf, wo wir pausierten und mit Glück im einzigen Restaurant draußen Platz nehmen und Essen bestellen durften. Innen war „complété“. Das Menü für 10 € kam uns ganz gelegen, bestand aus Galette mit Spiegelei, Crêpe mit Füllung nach Wahl und einem Glas Cidre.
Im Ort gab es eine Schule, eine Tauchbasis, eine kleine Kirche mit bunten Fenstern. In der Bucht lagen die beiden Inseln, jetzt deutlich auf der einen die alten Wehrmachtgebäude zu sehen. Beide schienen militärisches Sperrgebiet zu sein. Uns trieb es weiter, dabei schoss ich nach dem Ortsende von zwei hübschen Häusern am Straßenrand Aufnahmen.
Allerdings schwebte mir eine verlängerte Tour nach Crozon vor, Jola hingegen favorisierte die Querung zurück nach Camaret, um am Strand Sonne zu tanken. Die schnelle Abfahrt hatte uns bereits bis nach St. Fiacre gebracht, ein Stück zu weit. Ein Hinweisschild zeigte zum Campingplatz, so schlugen wir diesen Weg ein und kamen an der Abzweigung zum Strand von „De Trez Rouz“ heraus. Dort stiegen wir an den durch Ebbe geprägten Strand hinab und legten uns nieder. Ich ruhte nicht, ging gleich das lange Stück Strand hinunter und ins Wasser, das nicht ganz so kalt wie gestern wirkte und schwamm ein paar Züge.
Zurück im Ort, versuchten wir am Hafen Meeresfrüchte zu kaufen. Beide aufgesuchten Geschäfte handelten mit lebenden Tieren, vornehmlich Taschenkrebsen, Hummer und Langusten. In einem der großen Becken schwammen aber auch kleine Haie. Muscheln und Crevetten gab es nicht. Im Ort suchte ich vergebens ein Fischgeschäft. Im Supermarkt kauften wir Lebensmittel, aber Meeresfrüchte gab ebenfalls keine. So nahmen wir Rinderhack. Am WoMo Jasmintee aufgebrüht, geduscht und ausgeruht. Jola machte eine Ausflug in den Ort zur Biscuiterie. Es wurde recht ungemütlich kühl. Gegen 20 Uhr wurde gekocht.
08.08.2017 Dienstag (Camaret sur Mer)
Nachts regnete es, was dazu führte, dass Tropfen permanent auf den rückwärtigen Kunststoffstoßschutz klackerten. Wiedereinschlaf wurde behindert.
Wir entschieden am Morgen, noch einen Tag zu verlängern. Das Wetter hatte sich gebessert, die Sonne ließ sich blicken, wenn auch noch die Wolken dominierten. Gestern fanden wir im Prospekt, wann in Camaret Wochenmarkt ist, also fuhren wir vor unserer Radtour in den Ort zum „Bürgermeister“, denn vor seiner Haustür standen die Marktbuden. Ein kurzer Marsch brachte den Einkauf von Tomaten mit sich, sonst nichts. Die mussten nun erst zurück ins WoMo. Also den Berg wieder hoch, ich griff mir vorsichtshalber meine Regenjacke, dann strebten wir zum Pointe de Pen-Hir. Bis dahin waren es keine 10 Minuten vom Campingplatz aus. Jola schaute nach der Ruine einer viertürmigen Villa und entdeckte eine weitere Landzunge mit Strand, an deren Ende ein Schloss stand. Ich wartete an der Straße, wir mussten dann wieder zurück in den Ort, bogen beim Schild „Kerbonn“ ab, was aber keine Abkürzung war und sich als Sackgasse entpuppte. Dann Richtung Crozon Camaret verlassen. Schon begannen die Steigungen, Jola bremste uns an dem Geschäft mit den Biskuits aus, holte sich ihr Geschenk mit dem Gutschein ab, zwei Kekse. Ein Blick auf die Landkarte zeigte mir, wir waren an der Abbiegung der „grünen Strecke“ vorbei gefahren. Die nächste Abzweigung, ausgeschildert mit „Penfrat“, nahmen wir, dem Weg bis „Kerven“ folgend. Danach streiften wir kleine „Weiler“ mit meist steinernen Häuschen, wohl überwiegend zur Vermietung pittoresk hergerichtet. Wieder an der Hauptstraße schossen wir nach Überwindung einer recht ordentlichen Steigung auf den breiten Strand „Plage de Kerloc’h“ zu.
Wieder suchten wir nach einem Hinweisschild auf die Radstrecke, bogen zum Plage ab und landeten am Strand, wo der Wanderweg begann oder sich fortsetzte. Pflichtbewusst schoben wir die Räder auf dem Wanderweg, bis uns radfahrende Jugendliche überholten. Einiger Surfer waren auf dem Wasser unterwegs, gebadet wurde kaum, Sonne und entsprechende Temperaturen fehlten. „Dinan“, ein uns bekannter Ortsname aus den ersten Urlaubstagen, dann ein irreführendes Schild, der wieder einen Blick auf die Landkarte erforderte. Trotz der Irrungen blieb ein Auge für besondere Motive, wie dieser von Stürmen gebeutelte Baum vor dem restaurierten Turm, der scheinbar mietbar war.
Nicht nach Tromel, nach „Kerlouantec“ und dann die „Le Pouldu Kerbasguen“ stetig bergab bis nach Morgat. Endlich ein Ort mit Restaurants und, wie Jola betonte, „faszinierendem Strand“. Nach kurzer Suche entschieden wir uns für ein überdachtes Interieur. Bestellt war schnell ein Galette, dazu ein ½ Liter Cidre. Mit Appetit verschwand der Buchweizen mit Füllung in unseren Mägen. Geregnet hatte es dann doch nicht. Der Bummel fiel extrem kurz aus, denn so viel hatte der Ort unserer Ansicht nach nicht zu bieten. Mit den Rädern nach Crozon bedeutete, an Autoschlangen entlang einen sehr langen steilen Anstieg hinter uns zu bringen. In Crozon an der Kirche gestoppt und einen Kaffee getrunken (6 €). Von dem Shoppingcenter entdeckten wir nicht sehr viel und verließen den Ort rasch, mit dem Ziel der Rückkehr nach Camaret. Es gab Radhinweisschilder, trotzdem gerieten wir nach einem kurzen schönen Stück Radweg auf einen holperigen Weg durch zunächst nicht definiertes Gelände. Ein Schild mit „Nationalpark Étang de Kerloc’h“ war ein einzelnes Orientierungsschild. Schöne Natur, die mir endlos erschien, endete dann endlich auf einer Fahrstraße, leider ohne Richtungsschilder. Wir fuhren rechts lang und ich erkannte dann bald St. Fiacre. Völlig falsche Richtung, immerhin hatte ich die Orientierung wieder. Denn gestern bogen wir hier an gleicher zum Plage de Trez-Rouz ab. Jola wollte zum Strand und baden, ich nach Hause.
Aus Jolas Einladung, abends am Hafen einen Abschiedsdrink zu genießen wurde nichts, Regen und ein nahendes Gewitter verhinderten den Ausflug.
Lies weiter im Teil 2