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2024 Normandie – Südwärts weiter

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16.08.2024 Freitag

Aufbruch in ungewisse Zeiten, sprich, alle Kontakte zu Campingplätzen mit Nachfrage für die nächsten drei Tage mündeten in negativen Nachrichten, also Absagen. Außerdem regnete es, was das Zusammenpacken von Mobiliar und den Rädern nicht unbedingt angenehmer machte, aber wir sind ja Camper und schlechtes Wetter gewohnt. Grob orientierte ich mich als mögliches Ziel an die Gegend um Le Havre (eigentlich nicht unbedingt ein Favorit von mir). Fast alle Straßen auf dieser Strecke in fast sehr gutem Zustand, einzig die Prüfung des Motorölstandes machte mir Sorge, der im Display angezeigte Pegel lag unter dem Mindestniveau. Woher jetzt das für diesen Motortyp bestimmte Öl bekommen? An einer Tankstelle, englisch und französisch kamen für die Beschreibung dessen, was wir wollten, zum Einsatz, schaute die Mitarbeiterin alle Packungen durch, dann kam ein „je suis désolé“ (es tut mir leid).
In Dieppe wäre eine Mercedes-Werkstatt, rund 20 Km entfernt, doch vorher fanden wir einen Autozubehörladen, in dem ich ein „kompatibles“ Motoröl erhielt. Das Thema beschäftigte mich später noch eine Weile.
Wir gelangten in die Nähe der Seine, hartnäckigster Begleiter war zu dieser Zeit der Regen.
Meine Beifahrerin hatte Caudebec-en-Caux als einen hübschen Ort auserkoren und für eine Pause vorgeschlagen. Ich beschlagnahmte dort angekommen gleich mehrere PKW-Parkplätze für unser WoMo, schlich mit Regencape hinter munterer Ehefrau her bis zu einer Bar, die Galettes anbot. Auf der anderen Seite der Seine standen zwei Wohnmobile, tatsächlich ein Air-Camping (laut Maps).
Nach dem Essen hinter die Front geschaut, dort neben der üblichen Tristesse französischer Kleinstädte ein bisschen Grün an einem gurgelnden Bachlauf……

…. während ich Flora und Fauna beobachtete, kaufte Jola bei einem „Metzger“ die Auslage leer, „alles so appetitlich und preiswert“ intonierte sie, währenddessen ich sie in die nebenan gelegene Boulangerie Créations Gourmandes schob und wir „zuschlugen“.
Beim Rundgang eine der üblichen Verdächtigen entdeckt, eine Kirche,…

… kein unüblicher Name schmückte dieses Bauwerk „Notre Dame“.
Uns trieb es weiter, einen Stellplatz suchend, serpentinenreich erreichte ich ein Dorf (St. Nicolas-de-la-Taille), in dem es 7 Stellplätze geben sollte, wovon wir keinen einzigen sahen und unverrichteter Dinge weiterfuhren, Saint Romain-de-Colbosc sollte ebenfalls einen Stellplatz besitzen, der am Ortseingang zumindest schon mal ausgeschildert war. Nicht die ersten auf dem Gelände mit 13 Stellplätzen, zum Glück noch ein paar Zellen frei. Kostenlos, sogar der Strom, was für ein Glück. Regen, er begleitete uns bis in den Abend, so blieb Zeit für Reisenotizen (Jola) und Recherchen nach Motortyp und zulässigen Ölsorten, Mails an Mercedes, Eura Mobil etc. (Uwe). Tolle Urlaubsbeschäftigung.
Entschädigung am Abend, knuspriges Baguette, leckerer Aufschnitt und ein Schlückchen roten Coteaux Bourguinons.
Besseres Wetter stand in Aussicht……

17.08.2024 Samstag

Geräuschvolles Ambiente auf dem Air-Camping, direkt hinter der Hecke rauschte der Verkehr in einer permanenten Symphonie über die umliegenden Straßen. Ein leichtes Unwohlsein führte zu einer verlängerten Ruhezeit, der eine Fahrt ins Zentrum von Romain (abgekürzt) folgte, Marché fand ums Rathaus statt.

Kein so üppiger, wie wir ihn aus anderen Städten kannten, aber dennoch einen Rundgang wert, und gekauft wurde auch hier. Riesiges gegrilltes Huhn, eine Tischdecke, einen Flechtkorb und beim Bäcker Baguettes. Lebendes Geflügel verkaufte man an einem Marktstand, fast alle Käfige schon leer, zwei Hühner hielt der Mann an den Beinen über Kopf, aber der sofortige Tod blieb ihnen erspart, sie wanderten in einen Pappkarton. Auffällig noch der Matratzenstand ….

….. muss ja alles aufgebaut und wieder eingeladen werden. Wer kauft so etwas auf dem Wochenmarkt? Und so erfolgreich sieht man aus, wenn man die gewünschten Baguettes erobert hat….

Schaute man bei Immobilienmaklern ins Fenster und sondierte dortige Angebote, so hätte man, wenn man wollte, sicher ein Schnäppchen machen können. Ein Ausflug zum Sportzentrum, dort das Schwimmbad, 4,10 € Eintritt. Eine Option für morgen, dann gleich die „Frischekur“ inklusive.
Die Beute wurde heimgebracht, zerlegt (Huhn) und teilweise verzehrt.
Die Grundlage für die Eroberung von Le Havre, rund 20 Km entfernt, war gelegt.

Wie erkennbar, ging es nach ein paar Kilometern rasant bergab, und im Vorgriff, später natürlich auch wieder bergauf, also genug Saft im Akku lassen!
Kleines Nestchen Oudalle durchfahren, dann 2 Km abwärts und auf gut befahrbarem Radweg an Gewerbegebieten vorbei, über Harfleur bis ins Zentrum, von der Seine nicht einen Tropfen bis dato gesehen. Le Havre zeigte uns ein sehr wechselhaft Bild, rechts den Hang hinauf Wohnquartiere, von Hochhäusern bis hin zu Einfamilienhäusern, sicher mit einem netten Weitblick ins Seine-Tal. Links weiter, vermutlich der Hafen. Dann wurde es „moderner“ und sportlicher, das Stadion Océane….

Ganz kurios, und nur durch einen zufälligen Blick auf die andere Straßenseite entdeckt, das Narrow House von Erwin Wurm….

Das sind alles keine Sinnestäuschungen oder manipulierte Bilder, alles ist so wie auf den Fotos, schmal und eng. Mehrere Entwürfe gab es für dieses Suburban Haus, aber nur dieses wurde im Außenbereich verwirklicht.
Le Havre glänzte mehr durch Baustil aus der Nachkriegszeit (die Deutschen mal wieder Schuld bzw. die Bombardements!), das Rathaus aus der Perspektive hinter der Gartenteichanlage….

Nur einen Steinwurf entfernt der Oscar Niemeyer Platz mit dem auffälligen Le Volcan, …..

…. an dessen Unterseite sich eine Hand durch die Gebäudehaut schob….

Un Jour Comme Cette Eau

Es wurde Zeit für eine Pause, eins der Cafés am Hafen bot sich da an, mit Blick auf das Kreuzfahrtterminal, den ich allerdings geflissentlich ignorierte. Ein Grand Crema für 3 €, echt günstig, nur lange warten mussten wir darauf. Zeit, das Infomaterial „Un Eté Au Havre“ zu studieren, in dem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten übersichtlich gezeigt und beschrieben waren. In Sichtweite eins davon….

36 Container

Vor uns lagen die 20 Kilometer Rückweg, insofern begrenzten wir die vollständige Erkundung von Le Havre. Wählten den Weg am Hafen zu den „Docks„. Dabei die Figur auf dem Dach…..

…. von Klara Kristalova gesehen.
Die „Docks“, wie in anderen Städten schon vorgefunden, im Wandel vom Gestern zum Heute, modernes Leben am Hafen….

Die Rückfahrt verlängerten wir durch einen ungewollten Kurs in unbekanntes Terrain. Nachdem wir wieder „in der Spur“ waren, blieb nur der zwei Kilometer lange Anstieg nach Oudalle hinauf zu bewältigen, was erstaunlich „leichtfüßig“ gelang.
Hier noch – als Nachtrag zur eingangs gemachten Bemerkung, woran ich erkannte in Frankreich zu sein – die Wassertürme…..


18.08.2024 Sonntag

Der Tag begann freundlich, unser Vorhaben, die Körperreinigung mit einem Besuch in der örtlichen Schwimmhalle L’Effet Bleu und sportlicher Ertüchtigung zu verbinden, wurde kurz vor 9 Uhr umgesetzt. Zu schnell waren wir vor Ort, mussten mit anderen Wassersüchtigen warten. Bezahlung nur mit Karte. Mit Barcode der Zugang, alles auf Französisch, nächste Neuerung für uns, gleich die Schuhe ausziehen und barfuß durch ein Wasserbad schreiten, Jola übersah das und bekam nasse Schuhe, zum Glück waren es „waschbare“. Auch die Bedienung der Garderobe in französisch, da halfen Jolas Kenntnisse nur rudimentär. Im Grunde machten wir alles richtig, nur an der falschen Schrankwand. Hilfe kam von einem englisch sprechenden Mann, dann verschwanden unsere Sachen sicher in der Garderobe. Geduscht wurde gemeinsam, ohne Trennwände, nicht jedermanns Sache, vor allem dient diese Offenheit nicht der für Schwimmbäder notwendigen Reinlichkeit. Für 4,20 € schafften wir es, ertüchtigt und gesäubert zu sein.
Abfahrt vom vollbesetzten Stellplatz, es ging Richtung Caen, im Navi „Maut vermeiden“ eingegeben. Die Information, die Pont Tancarville über die Seine sei „Mautfrei“, erlebten wir nach der Überquerung als Irrtum, 3,50 €, günstiger, als manche Fährfahrt. Aus dem WoMo Geld in den Automaten zu befördern, immer wieder ein Erlebnis, den 10 €-Schein loswerden, geschafft, das Wechselgeld durchs Fenster kaum erreichbar, Tür auf, im Schälchen grabbeln, alles Wechselgeld entnommen?, nein, noch Münzen drin. Hinter mir Gehupe…., die Ungeduld konnte ich verstehen.
Orte und Landschaften zogen auf den rund 85 km an uns vorbei, nichts Berichtswertes. In Caen den Stellplatz umständlich gefunden, aber leider voll belegt, schade. Fuhren „an den Strand“, sprich, nach Ouistreham, in der Hoffnung, dort auf einem Campingplatz unterzukommen. „Complete“, der meist gelesen Hinweis. Schon leicht genervt suchte ich durch das Navi nach Alternativen. Merville, wieder rund 15 km ungewisse Fahrt, aber erfolgreich, für eine Nacht eine Bleibe. Und die lag im touristisch voll erschlossenen Gebiet.
Die zweite Hälfte des Huhnes zerlegt und in der Pfanne gebraten, eine schnelle Mahlzeit nach der Stellplatzjagd.
Radelten die Küstenorte bis nach Sallenelles und auf der anderen Seite bis nach Cabourg auf gut ausgeschilderten Radwegen ab. Die Wegführung bescherte uns einen Einblick in die mondäne Bäderarchitektur mit Villen und dicht eingewachsenen Grundstücken, wir erinnerten uns an Heringsdorf auf Usedom.
Originell fand ich dieses Eingangstor…

Als Highlight darf unbestritten Cabourg bezeichnet werden, allein das Grand Hotel bot einen phänomenalen Anblick….

In der Grünanlage davor ein noch nicht wieder entferntes Symbol der gerade vergangenen Olympischen Spiele….

An der Promenade war Radfahren verboten, so schoben wir unsere Drahtesel ein Stück. Lustiger Sonnenschutz…..

Das Wasser war mir für einen Spaziergang „zu weit draußen“, sprich, es war Ebbe. Gesehen und abgehakt.

19.08.2024 Montag

Ohne Stress begannen wir den Tag, Grund: Die Anreise nach Donville würde lediglich rund 2 Stunden dauern und Einlass auf dem Campingplatz ab 14 Uhr erst möglich sein.
Jola unterwegs auf der Suche nach einem Baguette. Brachte dann aus Merville zwei mit. Kaum saßen wir beim Frühstück, hupte es, der mobile Bäcker klingelte seine Kunden aus dem Bett. Brav standen sie an….

Nach dem Frühstück ausreichend Zeit, einmal nachzusehen, ob das Meer noch da war; es war noch da, und zwar ziemlich nah am Strand, den es war Flut. Vom Strand aus sahen die Wohnmobile in der „1. Reihe“ eher bedrohlich aus, wirkten wie ein verteidigungsbereites Bollwerk gegen Feinde von der See aus.

Beim Packen sprach uns ein Ehepaar aus Brühl an, sie bewunderte unser WoMo; man kam ins Gespräch, langjährige Camper, ihres 19 Jahre im Besitz, passt gerade so in die Einfahrt am Haus, deshalb kein Kauf eines größeren Mobils.
Unsere Fahrt meist entspannt, Straßen gut, Stopp kurz vor Granville bei einem Mercedes-Händler, doch der hatte just Mittagspause.
Die etwas enge und abschüssige Anfahrt zum L’Ermitage noch gut in Erinnerung, erschreckte uns in der Kurve ein sich wohl gerade ereigneter Unfall, dessen Anblick Übles vermuten ließ. Ein Auto lag schräg gegen den Hang auf der Seite, reichlich Blechschaden und die Frontscheibe zersplittert, im Innern ein Mensch mit beiden Händen versucht, dagegen zu drücken. Schaulustige stiegen von ihren Rädern ab. Es musste erst vor wenigen Sekunden passiert sein, noch keine Polizei, kein Unfallkrankenwagen vor Ort, aber Menschen, die zu helfen versuchten. In Gedanken setzte ich den Stopp bei Mercedes aus und wäre vielleicht genau die Minute eher um die Kurve gefahren….. besser nicht weiter ausmalen.
Tortellini im schief stehenden WoMo auf dem Parkstreifen vor der Anmeldung aufgewärmt und mit dem schnellen Imbiss die Zeit bis 14 Uhr überbrückt. Schauspiel um uns herum, denn weitere Wohnmobile reihten sich hinter mir in die Warteschleife und verengten die Ausfahrt so sehr, dass es zum Stau kam. Rückwärts musste rangiert werden, dann ein Durchwinken vom Campingpersonal aufs Gelände, die Zufahrt musste freigemacht werden.
Unsere Anmeldung ging schnell vonstatten, Platz 199 war vorgebucht, leider stand uns ein riesiger Baum für den Sat-Empfang im Wege, also alternativen Platz gesucht, Jola kam mit einem Zettel „freie Plätze“ zurück. Platz 198, alles dort perfekt.

Den Resttag am WoMo vertrödelt, gegen 17.30 Uhr den Grill angeworfen, Koteletts vom Metzger aus Caudebec landeten zuerst auf dem Rost, drei Fenchelbratwürste folgten, die wären geschmacklich sicher nicht jedermanns Sache.

20.08.2024 Dienstag

Was gab’s Neues? Eine erfrischende Abkühlung trat für uns durch den nächtlichen Regen ein, gleichermaßen ein Gesundbrunnen für den braun verbrannten und durch Zelt oder Wohnwagen geschundenen Rasen. Leider stand der Baguetteverkäufer heute nicht an der Rezeption, in der gegenüberliegende Épicerie erhielten nur Menschen, die vorbestellt hatten, ihr Frühstücksbrot. Hieß also, Pumpernickel oder Knäckebrot essen. Aus leichtem Frust heraus gönnte ich uns Frühstückseier. Später spielte ich für die Ehefrau den „Vorleser“, rezitierte aus dem Roman „Empusion“ von Olga Tokarczuk (bis ich heiser wurde), ein so sprachgewaltiges Werk, dessen Beschreibung mit meinem geringen Wortschatz leider nicht möglich ist, also selber lesen.

Mit der Verlängerung um einen Tag hier auf diesem Campingplatz klappte es ebenso gut, wie beim Umswitchen in St. Malo um einen Tag nach hinten. Nach dem Ende der französischen Sommerferien entspannte sich für uns die Situation auf den Campingplätzen sichtlich.
Der Regen verrichtete sein Geschäft mittlerweile an anderen Orten, ließ der Sonne den Vortritt. Dafür blies ein üppiger Wind von See her. Bewaffnet mit Walkingstöcken marschierten wir zum Strand, das Wasser wieder in weiter Ferne. Unsere Blicke anfangs gerichtet auf den betonierten Abgang in den Sandstrand, dort verlor ich fast vor genau einem Jahr meinen Ehering. Eine Welle entriss ihn mir unbemerkt. Suche vergeblich!!!!
Wanderung dem Wasser nach…..

…..Menschen bei der Arbeit, die mit einer Art Schieber im Flachwasser nach Muscheln oder ähnlichem Seegetier recherchten.
Silhouette von Granville vom Meer aus….

Dass, was man bei Flut normalerweise im Wasser nicht sieht, sieht so aus…..

….und das Bassin, in dem man trotz Ebbe strandnah im Meerwasser baden kann wirkt so ungelenk aus dem Boden ragend ungewöhnlich hässlich….

Dann noch Foto-Shooting im Wattenmeer…

Die mietbaren Strandkabinen fast alle geschlossen, nur in einer wehte eine Gardine im offenen Fenster…..

Lesestunde nach der Wattwanderung, die ab und an durch musikalische Proben aus der Strandrichtung gestört wurde, eigentlich nicht wirklich gestört, denn die Sängerin hatte eine interessante Stimme. Auf der Zielgeraden beendeten wir fast gleichzeitig unsere Romane. Aus dem Soundcheck entwickelte sich ein abendliches Konzert, dessen Reggaerhythmen uns unweigerlich anlockte.

Die Band in schillerndem Outfit bot in einer Art Strandsalon beste musikalische Unterhaltung……

Querbeet spielten sie Songs von Edith Piaf bis Michael Jackson alles „in Reggae“. Sie spielten energisch gegen das tosenden Meer an, das durch den Sturm weit mehr Gewalt in den Ansturm an die Küste legte, als sonst üblich.

Vom überdachten Sitzplatz aus ein Blick durch…..

….. in die Abendsonne aufs Meer.
Zum Ende spielte die Band den „Margarita Song“, zu dem im Sand getanzt wurde, sogar ein Pärchen mit der richtigen Reihenfolge der Bewegungen.

21.08.2024 Mittwoch

Auch leicht unappetitliche Sachen sollen nicht unerwähnt bleiben, in der Nacht leuchtete die rote Lampe an unserem WC auf, was unweigerlich bedeutete, der Behälter ist voll, in der Konsequenz durfte also nicht mehr „aufs Klo gegangen“ werden. Das war um ca. 04.45 Uhr, als ich aus dem WoMo schlich, die Cassette entnahm und schlaftrunken zum Sanitärgebäude wankte, wenigstens der Vollmond leuchtete mir den Weg. Im Halbdunkel die erforderliche Arbeit geleistet, Details werden ausgelassen.

Nächster ungeschriebener Auftrag lautete, Baguette zu besorgen, exakt einen Kilometer entfernt befand sich die Boulangerie L‘ Èpi Doré an der Durchgangsstraße in Donville. Eigentlich keine Entfernung mit dem E-Bike, aber es ging immer schön bergan, ungefrühstückt! Offensichtlich die einzige Brotbackfabrik im Ort, nahm man die vor der Tür wartende Schlange als Maßstab, sprich, es musste sich in Geduld geübt werden. Das war nicht jedermanns Sache, ein Mädchen zog ohne Baguette von dannen. Überwältigendes Angebot, gut, dass ich beim Warten Zeit für eine Übersicht fand.
Croissants und Baguettes Grain (frei übersetzt: Vollkorn), jeweils zwei Stück, alles für 4,70 €. Die Baguettes noch warm.
Rückfahrt quasi antriebsfrei, sprich; es ging nur bergab.

Ausflug am Vormittag

Bei genauerer Betrachtung befanden wir uns in einer riesigen Freizeitanlage der gehobenen Klasse, sprich, Tennis-, Golf-, Flugplatz, Pferderennbahn. Dazwischen Natur pur, Pferde, Kühe, gepflegte dörfliche Rahmenbedingungen, Grundstück ausreichend groß, wenn Geld da war, optisch ansprechend, wenn’s fehlte, „a vendre“ (zu verkaufen).
Kurz über die Dünen geschaut, könnte auch bei uns an der Ostsee sein, oder?

Teilstrecke von Coudeville bis Saint Martin durfte auf der Promenade Rad gefahren werden. Der unendlich weite Strand erschien fast menschenleer, mein Augenmerk lag auf die unmittelbar an der Promenade angrenzenden Grundstücke, die durch Gesteinsbrocken gesichert waren und oft seltsame Abgänge zur Promenade aufwiesen….

In St. Martin fielen uns die gelungenen Auflockerungen an Straßenecken auf, eine florale Anregung mit Ruhemöglichkeit für unsere Heimatstadt?…..

Mittag und Pause am WoMo. Um 15 Uhr nach Granville, Unterbrechung im Museum Dior, Jola wollte im Shop „einkaufen“. Nicht ganz überraschend war die Warteschlange vor dem Eingang, an der Jola sich geschickt vorbei schleichen konnte. Wartezeit meinerseits….

In Granville hinauf in die Oberstadt, ins Café unserer Wahl, doch dort keine fleißige Eigentümerin am Werk, niemand kam, um die Bestellung aufzunehmen, nicht abgeräumte Tische, quasi Selbstbedienung. Immerhin, der Kaffee schmeckte. Blick auf den Hafen, wo ein „Festival“ – des voiles de travail – just begonnen hatte, weiße Pagodenzelte, im Wasser besuchbare Segelschiffe.

Bummel im touristischen Strom, gegen 17.30 Uhr Heimfahrt.

Normandie 2023 (2. Reise) – an der Seine

Wohin sollte die Reise nun gehen? Keinen Plan? Wenn ja, gab es Differenzen über die Richtung. Außerdem spielte uns das Wetter einen schlechten Streich, es regnete. Vernon mit Giverny, eine Option, Caen und die Küste der Invasion eine andere.
Zu einem im Internet zunächst gewählten Platz erschien die Meldung „auf Dauer geschlossen“, also gleich gestrichen. Ein weiterer im Auswahldunstkreis „Vernon“ lag zu abseitig.
Bernières-sur-Seine fand ich, ca. 60 Km bis dahin, Die ganze Sucherei verzögerte unsere Abfahrt um gut 20 Minuten. Die D915, eine Straße wie ein Strich, jedenfalls was die Breite betraf, und ausgerechnet vor mir ein rasender Trecker mit Anhänger, überholen erschien mir nur etwas für Lebensmüde. Jola bibberte und meinte – insgeheim hoffend, es würde wahr – „das ist ein Bauer, der biegt gleich auf sein Feld ab„. Nichts da, stoisch raste er mit 60 Km/h vor mir her, hinter mir wuchs die Schlange. Irgendwann fasste ich mir allen Mut zusammen, nutzte eine Lücke und zischte herzklopfend vorbei. Erreichten den gestern nicht besuchten Ort Lyons-la-Forêt, beschaulich, museal wirkend. Die freistehende Halle (berühmt laut Reiseführer) gesehen, heute dort kein Markt.

Bernières-sur-Seine angefahren, außerhalb gelegen der Campingplatz, Jola nicht überzeugt, „lieber ein Stück näher ran“. Die 32 Km bis Vernon schienen zu weit für eine Radtour. Bouafles lag hinter der nächsten Seine-Schleife, Château de Bouafles hieß der Campingplatz mit 4 Sternen, 9 Km näher zu Vernon.
Château Gaillard ragte über dem Kreisverkehr auf der anderen Seineseite, eine mächtige Ruine vergangener Macht. Eine Tankstelle in Les Andelys, 1,75 €, das fand ich für derzeitige Verhältnisse günstig. Blöde Tanke, die Zufahrten zu den Zapfsäulen zu eng für das WoMo, rangieren, dann von der Außenseite eingefahren. Es schüttete, der Schirm musste helfen. Trotz „Deutsch“ im Display kamen Englische Begriffe, ich „überlas“, „Karte entnehmen“. Dem Zapfhahn war kein Diesel zu entlocken. Karte entnommen (immerhin konnte man die Karte so nicht vergessen!). Regenwasser tropfte vom WoMo auf den Zapfhahn, machte Wasser im Tank was?
Kurz darauf Ankunft am Campingplatz, Jolas Ausruf „hier waren wir schon einmal“, verunsicherte mich total, mein Kopfraum war diesbezüglich leer. Vielleicht lag es daran, dass der Platz letztes Jahr „complete“ war.
Diesmal nahm man uns auf, Platz 91, gleich für 2 Tage. Welch ein Optimismus bei dem Regenwetter. Geräumig durfte man den Stellplatz nennen, ….

Jola wissbegierig, schnappte sich gleich ihr Rad und trotzte dem Regen, erkundete das Gelände. Mittagessen „home made“, Nudeln mit vielerlei (Wurstreste, Knoblauch, Dosenfutter, Pesto, Parmesan). Es regnete noch immer…..

01.08.2023 Dienstag

Das Tiefdruckgebiet, nachts mit lautem regnerischen Getrommel auf dem Dach, mit seinen sehr feuchten Auswirkungen war weitergezogen, bspw. meldeten die Nachrichten für Südtirol schwere Überschwemmungen.
Der Campingplatz sah ohne Regenwolken am Himmel gleich viel freundlicher aus. Nach morgendlichen Camper-Routinearbeiten stand Früchte schneiden an, Müsli-Tag war angesagt, auch weil Baguette und Croissant erst ab 9 Uhr bereit gestellt wurden.

Ausflug am Vormittag nach Gaillon, etwas abseits von Seine-Radweg, über diesen aber gut erreichbar. Das Chateau Gaillon sei einen Besuch wert.
Der Start schön mit den bekannten grünen Schildern gekennzeichnet, Asphalt, Straße führte durch ein Viertel mit ansehnlichen Häusern, öfters im Endstadium „Renovierung“. Dann Feldwege, auf denen wir ein Schild (wohl bei „2“) übersahen oder es einfach fehlte. Dadurch im eingezäunten Areal durch Naturschutzgebiet einerseits, andererseits Kiesabbau (graue Fläche), erkennbar an Bergen von Sand und Haufen verschiedener Steingrößen.

Eine Joggerin überholt, der Weg abrupt an einem Zaun zu Ende. Meine bescheidenen Französischkenntnisse sowie der offensichtlich zu betätigende Knopf öffneten das Sesamtor mit leichter Verzögerung und ließ uns und die Joggerin passieren. Gleichzeitig schloss das Tor die Durchfahrt zum Betriebsgelände.
Jola bald wieder ein Stück voraus, wie so oft. Plötzlich ein Geräusch, mein Rad blockierte leicht, schnell gebremst. Was war passiert? Ein Gurtstück der Fahrradtasche hatte sich am Hinterrad im Riemen verheddert. Der Feinmechaniker musste aktiv werden, gefummelt, bis das Riemenstück frei gedreht war. Doch das war leider nicht die Lösung des Problems. Der eingeklemmte Gurt der Fahrradtasche hatte den Riemen halb vom Zahnkranz geschoben, dadurch blockierte das Rad weiter. Der Riemen war so straff gespannt, kaum eine Chance, ihn ohne Werkzeug wieder auf den Zahnkranz zu hieven. Dumm, diesmal kein Werkzeug dabei. Diverse Versuche mit Hilfsmitteln schlugen fehl. Jola kam zurück, informiert von einer Joggerin, die an mir vorbeigelaufen war. Bat Jola zum WoMo zu radeln und das Werkzeug zu holen. Unterdessen ließ es mir das Malheur keine Ruhe, wieder das Rad auf den Kopf gestellt, probiert mit Schlossschlüssel und kleinem spitzkantigen Stein (keine weiteren Details hier), den Riemen wieder auf den Zahnkranz zu schieben. Es gelang… Ich rief Jola an, sie bräuchte nicht mehr zum WoMo. Warten auf die Frau.
Dann Weiterfahrt, immer noch Naturschutzgebiet und großer Baggersee (Gran Lac de Bouafles). Kurz vor „4“ gelangten wir auf den eigentlichen Seine-Radweg, glatt wie ein Kinderpopo die Fahrbahn, begleitet durchgängig durch Neuanpflanzungen verschiedener Sträucher etc., alles Wurzelwerk noch unter schwarzer Folie versteckt. So machte Radeln Spaß, und die Seine endlich in Sichtweite.

Nach Gaillon war eine Brücke über die Seine zu überqueren, die tauchte alsbald vor uns auf. Am Ufer diese Konstruktion…

Eine Anzeige von Hochwasser; wenn der rechte orangene Ball aus dem Wasser ragen würde, wäre die Seine 200 cm über Normalpegel.
Über die Brücke, auf dieser Straße viel Verkehr, dann Gewerbegebiet, Aubevoye, ein Ort zugehörig zu Gaillon, bald die „Ruine“ im Blick, erreichten wir den Kern von Gaillon, Wochenmarkt heute, was ein Glück (für Jola). An der Kirche die Räder angeschlossen. Erster Eindruck, typisch fränzösisch-dörfliche Idylle, vor der Bar sitzen bei Pastis, Kaffee oder ???

Das Foto konnte ich mir nicht verkneifen, wie der Barbier dem kleinen Jungen den Schädel rasierte…

Blick zurück auf Kirche, Kleiderständer und Turm des Chateau…

Die von Jola ausgewählte Hose war später leider weg, warum?, weil der Stand nach Ende des Wochenmarktes abgebaut war. Leckeres Rillettes sahen wir, Käseauswahl war riesig, ein orientalischer Bäcker schien magnetische Anziehungskräfte zu besitzen, die Warteschlange endete erst weit vor der Eingangstür, das setzte sich bis nach Marktende fort. Ausgerechnet dort sah ich die leckersten Sandwiches. Ein Straßenmusiker trällerte solo französische Klassiker (ich kam einfach nicht drauf – auf den Titel / den Interpreten). Später saß er im Bistro bei einem Espresso, vermutlich vom Geld aus der Hutkasse. Nach Durchlauf des Wochenmarktes stellte ich mich artig in die Schlange beim Bäcker. Der „Chef“ fummelte am Eingang mit einem Stück Pappe herum, versuchte die Eingangstür offen zu halten. Egal, seine Sache. Ich orderte ein vegetarisches und eins mit Schinken. So ein leckeres belegtes Baguette hatte ich lange nicht gegessen (eingelegte Aubergine, Schafkäse, Tomate…). Danach setzten wir uns in ein Bistro bzw. draußen davor. Wollte am Tresen zwei Cappuccino bestellen, der ältlich wirkende Wirt verwies an seine Servicekraft. Beim Warten sah ich dem Wirt beim Einschenken von Wein zu, zittrig hob er die Flasche und „tatterte“ sich zum Glasrand vor, dann zum nächsten, beim Dritten hob der Gast die Hand schüttelnd. Ich ging aufs WC, ein Ort der Stille, nicht immer der Reinlichkeit. Welche Diskrepanz zwischen Keramik der Toilettenschüssel und den darüber verklebten Wandfliesen, ein florales Muster zierte die Mitte der Kachelwand über dem in die Jahre gekommenen Toilettenbecken. Innen saßen / standen wieder „die Herren“ beisammen, auf dem Bildschirm an der Wand lief ein Pferderennen, der Wirt eifrig beim Notieren.

Die Servicekraft brachte ein Tablett an unseren Tisch, stellte zwei Tassen auf den Tisch, dessen Inhalt ausschließlich aus Sahne zu bestehen schien. Ich arbeitete mich mit einem Löffel durch die Sahne, der Kaffee kalt auf der Zunge, die Sahne süßlich im Geschmack, nicht unangenehm, ups, wo ich doch sonst so eine Abneigung gegen „Sahnehäubchen“ habe. Weiter unten in der Tasse dann irgendetwas, dass wie heißer Kaffee schmeckte. Gestärkt radelten wir zum Chateau hinauf, wo wir enttäuscht feststellen durften, der Eingangsbereich mit ritterlicher Holztür verrammelt (später nachgelesen, erfuhr ich, „Dienstag Ruhetag“). Ein bisschen den Ort durchstöbert, dann Heimfahrt, wobei wir hinter der Brücke den „richtigen“ Abschnitt des Seine-Radweges nahmen…. (Nummern 3 und 4 ), der wieder wunderbar zu fahren war.

Kurze Unterbrechung durch einen Regenschauer, dann Pause am WoMo bis in den Nachmittag. Trip nach Les Andelys, keine 4 Km vom Campingplatz aus. Der Ort bot ebenfalls ein Chateau (Gaillard), und zwei Stadtteile, wobei – nach Reiseführer – nur der namentlich „Petite“ sehenswert war. Am Kai ein Seine-Kreuzfahrtschiff und Kirmes.
Ein Italienisches Restaurant – heute geschlossen – bot, neben einer ausgefallenen Fassade, ein ansehnliches Interieur…

Wir folgten am Kirmes-Gelände vorbei dem Weg am Kai hinter den Häusern mit hübschen Blick auf Kreidefelsen und Seine-Radweg….

Im Anschluss hinauf zum Chateau, den Fußweg, steil bis extrem steil. Letzten Rest per pedes zurückgelegt.
Oben beste Aussicht, wie zuvor beschrieben über mehrere Seine-Schleifen.

Abgang bzw. gebremste Abfahrt. Von unten andere Perspektive der Anlage…

Jola wurde um ein ausgiebiges Shopping-Vergnügen betrogen, einige Geschäfte hatten bereits geschlossen. Heimfahrt.
Zur Geschichte des Schlossen wird auf einschlägige Internetseiten verwiesen (bspw. https://de.normandie-tourisme.fr/absolut-sehenswert/chateau-gaillard/)

An der Seine (bei Jumièges)

Auf dem Platz „La Prairie“ in Giverny (der Ort hat lediglich rund 500 Einwohner bei ca. 500.000 Besuchern ) genächtigt. Über Nacht waren wir von Italienern umringt worden. Ein Wohnmobil führte ein besonderes Kennzeichen, aus San Marino, leider vergaß ich ein Foto davon zu machen. Wann würde ich jemals wieder ein WoMo mit Kennzeichen aus einem der kleinsten Länder Europas ablichten können, ärgerlich!
Versuchte morgens den Mangel an frischem Wasser zu beseitigen und fuhr zu den Toiletten am Parkplatz, dort noch alle Rollladen heruntergelassen. Frühstück einmal ohne Strom, Wasser auf dem Herd gekocht, ging auch.
Die ersten Busse erschienen, parkten nahe bei unserem WoMo-Stellplatz, und spukten die Besucherladungen aus, woher auch immer kommend (Paris?, von den Flusskreuzfahrtschiffen?). Um 10 Uhr öffneten die Einrichtungen (Museum, Garten etc.).
Wir marschierten zu Fuß, waren ja nur gut 500m. Am Museum der Impressionisten kauften wir Eintrittskarten (Kombi-Ticket für Museum und Garten). Bereits jetzt tummelten sich aus mehreren Kontinenten Schaulustige im Museum (Amerikaner, ich hörte „Montana“, dann viele Asiaten, mehrheitlich wohl Japaner, eher Japanerinnen). Von Monet selbst hing ein einzelnes Werk, bestimmend sicher für die gesamte Ausstellung im ersten Raum an zentraler Stelle.

Nymphéas avec rameaux de saule

Um es vorweg zu nehmen, sämtliche andere ausgestellte Künstler sagten mir bis dato nichts. Dennoch war es interessant, wie diese anderen Maler zur impressionistischer Malerei kamen. Zwei Amerikaner, ein Japaner namens Hiramatsu fielen dabei besonders auf. Der noch lebende Japaner fand erst 1994 nach einem Besuch in Giverny Inspiration und malte dann auf seine eigene Weise.

L’étang de Monet

Ganz anders ließ sich eine Malerin von der normannischen Landschaft, insbesondere der Küste, inspirieren. Sie malte auf Holzplatten einen ganzen Sommer lang Eindrücke über Wolken, Ebbe und Flut, Menschen am Strand, Wellen etc. Hier zwei Ausschnitte, die mir genau die Panoramen abbildeten, die ich oft selbst in Natur vor Ort gesehen hatte.

Dem Franzosen Maximilien Luce war ein Großteil der Ausstellung gewidmet. Bisher so noch nicht in einer Ausstellung gesehen, eine zweiseitig bemalte Leinwand.

La Briqueterie

Soldats de la Première Guerre mondiale

Nach dem Rundgang stöberte Jola im Shop, danach im angeschlossenen Außenbereich Nachahmerinnen beim Heuhaufen malen zugeschaut, bzw. pausierten wir unter einem Apfelbaum im Schatten.

Endlich einmal bekamen wir Äpfel zu Gesicht. Sogar pflücken war erlaubt. Ziemlich feste Schale, aber geschmacklich akzeptabel.
Vom Museum aus waren es vielleicht 500m bis zum Eingang des Gartens und dem Haus von Monet. Vor dem Eingang eine gut 50m lange Schlange Wartender. Zum Glück entdeckte ich ein Schild, demzufolge man mit Eintrittskarten einen anderen Eingang benutzen könnte. Wir marschierten dorthin, und hatten Erfolg.
Mittlerweile war die Besucherdichte erschreckend angewachsen, kaum ließ sich etwas ungestört anschauen oder fotografieren, ständig huschte jemand ins Bild oder wollte partout nicht aus ihm entschwinden.
Der Garten wesentlich größer als in der Vorstellung, die Rabatte links und rechts der Seitengänge farblich „sortiert“.


Ob Monet das alles in den 43 Jahren, die er hier lebte, alleine gemacht hatte? 1890 kaufte er das Haus, das er zuvor sieben Jahre gemietet hatte.
In seinem Haus hat er jedem Raum eine farbliche Komponente gegeben.


Die leeren Zimmer täuschen wahrlich über den im Haus herrschenden Andrang. Manchmal musste ich lange auf so einen „leeren“ Moment warten.
Hier noch ein Bild aus einem seiner Zimmer, das mir irgendwie besonders gefiel:


Leider habe ich mir den Titel nicht notiert, aber egal.
Gedrängel am Eingang bzw. Ausgang: Jola suchte im Atelier des Nymphéas nach Mitbringseln oder Souvenirs der Erinnerung.


Meine Leidenschaft für solche Shop-Besuche war eher begrenzt, so wartete ich draußen, saß auf einer Treppe abseits und beobachtete Familienverhalten bei anderen Nationen. Ich strebte dann bereits dem Ausgang zu, als Jola erinnerte, wir müssten die „Brücke“ noch sehen.
Dazu spazierten wir neuerlich durch die Gärten, stiegen eine Unterführung hinab, um dann in mit Bambus bewachsenem Gelände an einem Wasserlauf die Brücke zu suchen. Von diesen grünen Brücken gab es diverse, doch wie in Venedig nur eine, auf der alle stehen und fotografieren wollten.
Wie schon zuvor erwähnt, man muss manchmal nur ein wenig Geduld haben, Japanerinnen oder die spanische Familie etc. waren verschwunden.

„Die Brücke“

Mein Magen hing in den Knien, Zeit zum Aufbruch.
Am WoMo einen Tee gekocht, ein paar Kekse geknabbert, dann mit dem Ziel Jumièges abgefahren. Dort sollte es einen Campingplatz geben, außerdem die schönste Ruine Frankreichs und am Wochenende Veranstaltungen. Nach Rouen wären es von dort rund gut 25 Km.

Jola, schon in Vorfreude auf eine Sanitäranlage mit Dusche, wurde, um es mit dem Ballsport zu beschreiben, auf der Torlinie der Ball weggeschlagen, sprich, eine Fähre über die Seine, auf die wir wegen Niedrigwasser nicht auffahren durften, verhinderte „das Tor“, das Übersetzen. Der Campingplatz auf der anderen Seite der Seine schien unerreichbar. Ein Mann mit Fahrrad versuchte sein bestes Englisch, um uns zu erklären, dass das mit dem Heck des WoMo nicht funktionieren würde, eine Fähre in gut 2 Km weiter die Möglichkeit zum Übersetzen böte oder die Brücke in 12 Km Entfernung, die sei umsonst.
Auf dem Weg trafen wir auf einen Stellplatz (gehört zu Heurteauville), optisch neu in der Anlage, noch Plätze frei.
Genug der Fahrerei für heute, eingeparkt, auf Platz 6 gestellt, einige andere waren „reserviert“. Strom gab es, frisches Wasser ebenfalls, leider keinen Sanitärbereich.
Später mit dem Rad zur zweiten Fähre, kostenloses Übersetzen, im Ort Yainville Baguette gekauft.


Wir wollten später den Grill anwerfen, Fleisch hatte Jola schon aus dem Gefrierfach geholt.
Hübsche Orte, dann das Schild zum Campingplatz gesehen, wenn schon hier, dann den Campingplatz la Forêt aufsuchen und nachfragen für morgen. Wartende am Eingang und an der Rezeption, davor ein Aufsteller mit „complet / full“. Schreck lass nach! Jola fragte trotzdem nach und bekam die Zusage für zwei Tage ab morgen.
An adretten Häusern vorbei, kehrten wir zum Fähranleger zurück. Bei starker Strömung musste die Fähre stets gegensteuern, um nicht abgetrieben zu werden. Die Fracht „ausgespuckt“, tauchte dabei dieser alte weiße Mann mit seiner alten weißen Frau in einem alten …. Oldtimer auf, wohl mit seiner Angebeteten einen Trip unternehmend; nettes Fahrzeug.

Fähre über die Seine

Mit der Fähre nach Jumièges wieder zurück über die Seine. Kurze Standzeit, weil einem Frachtschiff Vorfahrt gewährt werden musste.

Feuergefährliche Ladung

Aufschrift am Tower „No Naked Flames“.

Dann Grillabend mit leckerer Wurst und leckerem Fleisch.