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Dieppe

Der Herr über Gummi und Vulkanisator war mir nicht wohlgesonnen. Kaum stand mein Rad nach der Tour am WoMo, da verlor der Schlauch wieder rapide an Festigkeit, sprich, neuerlicher Plattfuß. Reparatur verschob ich auf den heutigen Tag, wo immer wir auch landen würden.
Kurz zum „Frühstücksfernsehen“: Der neue Nachbar mit einem alten, selbst umgebauten VW-Bus und Oldtimer-Knutschkugel, beides in weiß-blau lackiert, kam nach dem Kennzeichen aus Stade. Alleinreisender, Frühaufsteher, Vielleser und starker Raucher. Noch vor dem ersten Bissen drei Zigaretten geraucht und angestrengt gelesen. Erst bei der Abfahrt kurz einen Satz gewechselt, er am Beginn eines dreiwöchigen Urlaubs.
Ziel für uns war Dieppe, 63 km entfernt. Küstenstraße genommen, meist lange Strecken geradeaus, an einigen Ortsschildern vorbei, die mir etwas aus dem Reiseführer sagten. In einem Ort Wochenmarkt, dadurch scheinbar verstopfte Durchgangsstraße, weil Franzosen gerne „vor der Tür“ parken wollen.
Kurz vor Dieppe gestoppt, Madame Route suchte für uns einen Campingplatz, sie bot uns Camping Vitamin in knapp 2 Km Entfernung an. Jola frohlockte, warum?, weil Aldi und andere Einkaufsmöglichkeiten sich quasi vor der Haustür befanden.
Platz mit Schwimmgelegenheiten, Apfelbäumen, geschnittenen Hecken und neuen Tiny-Häusern, die noch nicht in der endgültigen Position aufgestellt waren.
Meine erste Aufgabe erlegte ich mir nach der Installation von Strom etc. mit der Reparatur meines Schlauches auf. Wieder Kopfstand vom ISY, wieder Mantel von der Felge pulen, wieder einen Eimer Wasser füllen, wieder den Schlauch aufpumpen und im Wasserbad prüfen, und, erstaunlich, nirgends blubberte es. Pumpte mehr Luft ein, der Schlauch hielt immer noch dicht. Nahm dann trotzdem den alten Flicken ab und tauschte ihn gegen einen neuen aus. Das Loch unter dem Flicken hatte sich zu einem Riss vergrößert. Routiniert aufgeraut, vulkanisiert, geklebt, gepumpt, geprüft, alles dicht! Zwischendurch baten mich zwei Französinnen ihnen zu helfen, ich kein Wort der Hilfsanfrage verstanden, sie konnten kein Englisch. Aber Zeichensprache ist oft eindeutiger. Es lag ein Zelt auf dem Boden, Sie wiesen auf die Gebrauchsanweisung hin. Ich schaute, nahm das Zelt und begann es aufzurichten, die Heringe aus dem Zubehörfach zu holen. Dann ein „non, non!“. Alles Retour, das Zelt sollte eingepackt werden. Die Anleitung war für mich wie das Französisch, ich verstand sie nicht. Sie bedankten sich artig und versuchten allein ihr Glück. Später ging die Farbige vorbei, ich hob den Daumen, sie erwiderte mit gleicher Geste, na also.
Jola kam vollbepackt vom Aldi zurück. Aßen einen Tomatensalat. Wollten eigentlich den Ort erobern, aber der Herr über Gummi und Vulkanisator hatte etwas gegen mich, der Reifen wieder platt. Verflixt….
Nun doch die komplizierte Variante, das Hinterrad ausbauen. Diesmal mit mehr Mut die Muttern gelöst und das Rad aus der Verankerung gezerrt. Neuen Schlauch eingezogen, alten nochmals aufgepumpt, Test.
Natürlich fummelte ich minutenlang mit den Drähten der Schaltung herum, die einfach nicht in ihre angestammte Position flutschen wollten. Meine Finger schon ganz aufgeraut. Jola hatte es sich zwischenzeitlich im Liegestuhl bequem gemacht und ließ ihren Bauch bräunen. Tatsächlich verlor der alte Schlauch wieder Luft, sein Pech, er wanderte in den Müllcontainer.
Hoffentlich würdigt, falls es ihn gibt, der Herr über Schlauch, Gummi und Vulkanisator, jetzt meine Reparaturkünste und -leistung.
Ich nutzte das leere Schwimmbecken für ein paar Züge. 10 Minuten mehr oder weniger im Kreis geschwommen, aber ungestört. Danach mit Jola Aufbruch nach Dieppe. Unerfreulicher Weg, Hauptstraße Avenue Gambetta mit viel Verkehr, am Ende längere Zeit abwärts. Im Zentrum, das bis dato wenig ansprechend daherkam, an der Rue de la Barre abgestiegen und zur Shoppingmeile Grand Rue geschoben.
Am Place du Puits-Salé dominant das Café des Tribuneaux. Warenangebot ähnlich wie andere Fußgängerzonen, Filialbetriebe herrschten vor. Bogen zum Strand durch eine düstere Gasse ab. Strand und Promenade trennten zwei größere Wiesenflächen, gelblich vertrocknet der Rasen, rundherum Wohnwagen, Wohnmobile und Schaustellerfahrzeuge, herrührend von einem gerade geendeten „Volksfest“. Promenade eher eintönig, keine Restaurants, unterhalb die obligatorischen Kabinen, davor meist ältliche Herrschaften beim Lesen, Sonnen, oder Austausch von Neuigkeiten.

Einmal kurz über die Kieselsteine auf dem „blauen Teppich“, ausgelegt, damit auch Behinderte ein Stück näher ans Wasser gelangen konnten, zum Meer. Das gerierte sich ungestüm, manche Badende hatten ihre Not, wieder aus den Fängen der Wellen zu entkommen.

Setzten uns wieder auf die Räder und fuhren die Promenade auf einem aufgemalten Radweg, den man eigentlich nicht so nennen dürfte, bis ans Ende, wo ein Fährschiff (nach England) am Kai lag. Hier auch der Wohnmobilstellplatz, eng, nur ein paar Stromanschlüsse, davor „mittendrin“.
Um die Ecke ein Stück „renovierte“ Altstadt, hübscher Straßenbelag, Radweg neu, gepflasterte Verkehrsinseln. Danach wieder altes Bild, unebene aufgerissene Straßen, immerhin Blick auf Hafenbecken mit Schiffen, mehr Restaurants, Kalksteinfelsen sichtbar.

Im Café Paris ließen wir uns nieder, Bedienung bekam die Note „ungenügend“, sah uns, ignorierte uns, räumte an Tischen herum, bediente eine auf Grand Dame verkleidete alte Frau mit Sonnenbrille und rosafarbenen Outfit vor uns. Meine Bierbestellung mit dem Zusatz „demi litre“ wollte er partout nicht begreifen. Immerhin brachte dann eine weibliche Servicekraft das große Leffe. Gegenüber das Tourist-Office, in dem Jola kurz verschwand.

An der Église Saint-Jacques das Geschäft Les Pepites des Pains noch offen, zwei Baguettes gekauft. 18 Uhr vorbei, zurück auf der Grand Rue, bummelten, schauten, nichts mehr gekauft.
Die Ethusiasten, die diese Bank gefertigt hatten, reichen offensichtlich nicht aus, um in Dieppe das Radwegenetz zu verbessern.

Rückfahrt auf „Schleichweg“, ohne Stadtplan, orientierten uns der Nase nach.
War so schlecht nicht. Landeten in Rouxmesnil-Bouteilles, langgezogen Auffahrt. Fragten einen braungebrannten gärtnernden Mann, der kein Englisch sprach, aber uns trotzdem mit Fingerzeig auf die Frage nach „Camping Vitamin“, den Weg wies. Der stellte sich als gar nicht so großer Umweg heraus.
Erfreuliches Resümee, mein Hinterrad hat – noch – keinen Platten.
Wollen uns einen erweiterten Eindruck von dem Ort verschaffen, verlängerten um eine Übernachtung.

Fécamp – Côte d’Albâtre – (2. Tag)

Trotz der Schieflage des Wohnmobils ordentlich geschlafen. Beim morgendlichen Gang zum Sanitärblock ein paar Fotos vom Areal gemacht.

Hinter der Mauer führt der Weg nach Étretat

Lage des Platzes „De Renéville“ ein bisschen wie ein Bergdorf in Hanglage und herrlicher Aussicht auf „La Manche“, wie der Teil des Atlantiks hier genannt wird.
Beim Frühstück gab es quasi „Frühstücksfernsehen“, die Familie mit dem Wohnmobil auf dem Nebenplatz bot genügend Unterhaltung, gesehen durch unser Seitenfenster. Zwei Kinder, wobei es nicht eindeutig zu erkennen war, ob das jüngere ein Mädchen oder ein Junge war (Jola meinte „weiblich“). Egal, am Frühstückstisch herrschte Einvernehmen, Handynutzung hatte Vorrang. Ein Hund gehörte zur Familie, niedlicher schwarzer (Rasse?). Sein Kuschelsack wurde von einer Art Teddy beschlagnahmt, er lag, angeleint, davor und langweilte sich, kaute auf einem Büffelknochen oder hielt einfach die Nase in den Wind, ob nicht etwas Interessantes vorbeizog. Rollenverteilung klassisch, Mutter räumte ab, zog danach mit dem Abwasch zum Sanitärblock, Vater….. im Inneren. Der Hund freudig erregt, als er mit Frauchen den Müll wegbringen durfte, quasi „Gassi gehen“. Beim Zusammenpacken packten alle mit an, und schwupps waren sie auch schon verschwunden.

Étretat stand heute für uns auf dem Programm, rund 19 Kilometer unbekannte Strecke lagen vor uns. Jede neue Tour ein kleines Abenteuer, wie ist der Belag, der Verkehr, gibt es Radwege, Steigungen und Gefälle, Sehenswürdigkeiten, Umleitungen oder Sperren. Letztere erwähne ich schon mal, denn es kam eine!
Der Start gleich vom Campingplatzgelände aus, der ausgeschilderte Radweg „La Vélomaritime“ führte quasi durchs bzw. am Areal vorbei, allerdings begann es gleich mit einer Steigung. Die mündete auf dem Chemin des Falaises, der zuerst immer geradeaus zwischen kahlen Feldern hindurchführte. Spaziergänger und Wanderer waren ein paar unterwegs, immer war Zeit für ein „Bon Jour“. Nach 1,4 Km stoppte ich bei der Chapelle Notre-Dame de Lourdes. 1922 vermutlich gebaut, aktuell oft für Veranstaltungen genutzt.

Kurz darauf lichtete ich während der Fahrt eine der gefleckten Kühe ab.

Normannische Kuh (oder doch Bulle?)

Streiften Saint Léonard, dem Anschein nach hier ansässig wohlhabende Menschen, nimmt man Grundstücke und Häuser als Maßstab. Immer noch schmale, kaum befahrene Straßen, ein Gewerbegebiet umfahren, dann nach 6,5 km den Ort Froberville erreicht. Als wir diesen verließen, begann in gebührendem Abstand neben der D 940 ein gut 2,5m breiter glatt geteerter Radweg, eine Freude für jedes ungefedertes Vehikel mit zwei Rädern. Alles gut ausgeschildert und beschriftet.

Sogar neue Brücken schienen gebaut worden zu sein.

Die Laune stieg, der Blick hatte Zeit abzuschweifen; entdeckten reichlich reife Fliederbeeren, vorgemerkt für die Ernte auf der Rückfahrt. Nicht nur glatter, auch völlig ebener Radweg, auf dem ich nach etwas mehr als 10 Kilometern in Les Loges an einem Bahnhof eine Menge Menschen stehen sah, alte Züge im Hintergrund auf einem Gleis erkennbar.

Velo-Rails Étretat

Draisine nennt man bei uns diese Art sich auf Schienen fortzubewegen.
Etwas mehr als die Hälfte der Strecke war zurückgelegt. Links und rechts lag auf den meisten Feldern abgeernteter Flachs (Lin), so ging es 4 Kilometer bis wir in der Ferne wieder „Meer“ sehen konnten. Bénouville empfing uns mit Sperrschildern – Deviation – (Umleitung) und einer Kirche. Vor uns fahrende Autofahrer ignorierten dies und bogen ab, wir ebenfalls. Eine Schlange Wartender Mobilisten, wir daran vorbei, weitere Absperrungen, eine Veranstaltung, irgendetwas mit Autos (Autorennen?). Schoben uns zu den wichtigen Männern an den Absperrungen vor, „Étretat“ nuschelte ich einem entgegen, als ich merkte, hier war kein Durchkommen. Er brabbelte auf französisch mit sich und seinem Kumpel, zeigte hierhin und dort entlang, zuckte mit den Schultern…. Dann machte ein Zeigefinger einen großen Bogen. Danke, das war’s. Irgendwo musste doch ein Schlupfloch sein. Schoben die Räder rechts um die Kirche, ein Sperrgitter, kein „Wächter“, daran vorbei. Sahen einen Chemin …., der zum GR21 führte, dem Wanderweg nach Étretat. Doch kann man da mit dem Rad lag? Sah ziemlich unwegsam aus, also lieber auf der Rue de l’Église weitergefahren. Und da war plötzlich eine große vertrocknete Wiese, um die herum standen Wohnmobile, Zelte, Autos, sehr alte, aufgemotzte, bspw. Simca, R5 und diese Dinger (Foto).

Ein Verkaufsstand bot T-Shirts und Becher an, Mobiltoiletten standen bereit, aus Lautsprechern ertönte Musik, dann Ansagen.

Nur einen Weg weiter nach Ètretat hatten wir noch nicht gefunden. Am Ende der Runde um die Wiese auf der Straße reihte sich ein Rennauto an das nächste, fachsimpelnde Menschen, meist Männer, aber auch einige Frauen, sogar in Rennmontur, standen neben den Fahrzeugen. Ab und an röhrte irgendwo ein Motor.

Jola wirkte verängstigt, wollte mir nicht folgen, der ich einfach an den Fahrzeugen vorbei mein Rad schob und staunte. Autorennen in dieser schönen Landschaft, was für eine Sünde!
Ich fand dann den zweiten Chemin GR21 mit dem Hinweis auf dem verblichenen Holzschild „Étretat“ 4 Km. Auch hier standen anfangs noch etliche Fahrzeuge und im Austausch befindliche Fahrzeughalter. Aber ich hatte das Schlupfloch gefunden. Der Weg war dann „komfortabler“ als angenommen, zwar Schotter und löchrig, aber befahrbar. Auch hier wieder etliche Wanderer unterwegs. Mittlerweile brannte die Sonne, was man nur merkte, wenn man anhielt und stand.
Étretat muss ebenerdig liegen, so eine steile und lange Abfahrt in dieses museal wirkende Örtchen, dessen Kern aus Souvenirgeschäften, Restaurants, Hotels und dem Plage (Strand) bestand, während ringsum an den Hängen hochherrschaftliche Villen ein gut betuchtes Bürgertum vermuten ließen. Die Abfahrt bremsten wir am Parc de Loisir des Roches ab und verschafften uns mit dem Ausblick auf den tiefer liegenden Ort einen ersten Überblick.

Schon von hier aus sichtbar die Falaises von Étretat.

Bei den „Falaises von Étretat“ handelt es sich um Kreidefelsen, deren individuelle Form durch die Erosion entstand bzw. wohl immer noch entsteht. Monet hielt hier bei seinen Aufenthalten in 80 Gemälden Étretat fest! Am häufigsten verewigt wurden die drei Felsbögen Porte d’Amont, Porte d’Aval und Manneporte, u.a. auch von Matisse.
Entlang der Steilküste gibt es mehrere Wanderwege, die zu schönen Aussichtspunkten führen und ein ideale Fotomotive sein können.
Im Ort herrschte dichtes Gedränge, sowohl auf den engen Straßen, wohl sicher wegen der Autorennen, als auch auf Bürgersteigen. Dunkelhäutige Menschen, Kopftuch tragende, sogar beim Baden, Sprachenwirrwar. Restaurants gefüllt, teilweise am Eingang „complete“. Jola entdeckte in Souvenirläden Notizblocks zu günstigen Preisen, Schnäppchen sollte später gemacht werden. Ich deutete auf eine Patisserie hin, Jola nahm das gleich zum Anlass, Baguette zu kaufen und schleppte die beiden noch warmen Brote durch den Ortskern. In einer etwas abseits liegenden Straße ein Lokal, zwar keine Außenplätze, aber ansprechender Karte. Innen noch ein paar Tische frei.

La Bel Ami

Das Bild nahm ich nach dem Essen auf.
Wahl der Gerichte war, trotz englischer Unterstützung durch eine Servicekraft, nicht ganz einfach. Meine Auswahl, natürlich wieder einmal „nicht da“ (sorry). Da schloss ich mich Jolas Bestellung, dem dreigängigen Menü, an.
Gazpacho von Erdbeere (jedenfalls identifizierten wir beide geschmacklich das so) mit Minze. Agneau (Lamm) mit gerösteten Kartoffeln und Schokomus mit Himbeeren und Himbeersosse. Nur auf das Hauptgericht durften wir etwas länger warten. Am Ende zwei Petit Café.
Danach, jetzt gut gestärkt, begaben wir uns auf den Trail, die Wanderung zum Porte d’Aval.
Von der Promenade ein Blick auf die Chapelle Notre-Dame de la Garde.

Fast wie auf dem Marsch zum Berg Moses in Israel, eine Menschenschlange, sowohl aufwärts, als auch abwärts. Links sah ich ein „verbranntes“ Fairway des angrenzenden Golfplatzes. Bilder von Kalkfelsen.

Abstieg, langsam zu viel Sonne abbekommen. Jola besorgte die Notizblöcke, ich fand eine neue Kopfbedeckung für 10 €.
Jetzt die steile Strecke wieder hinauf, Abstecher zur Chapelle.
Selfie gemacht.

Das war die Tour hin:

Zurück auf gleicher Strecke, immer Gegenwind, und das nicht nur ein bisschen. Unterbrechung, Fliederbeeren mussten geerntet werden.
Jola mit dem letzten Tropfen Strom im Akku am WoMo angekommen. Mein Akku (im Körper) war auch ziemlich aufgebraucht.
Das war’s dann wohl in Fécamp. Mal schauen, wo wir morgen landen….

Fécamp – Côte d’Albâtre –

Routinierter Ablauf am Morgen, Abfahrt ca. 10 Uhr mit dem Ziel Fécamp, rund 57 Kilometer. Unterwegs ärgerte ich mich ein ganz klein bisschen, weil ich zu Beginn der Fahrt vergessen hatte, die „Kreisel“ zu zählen. Da Madame Route (unser Navi) jeden Kreisel und die Ausfahrt daraus ankündigte, konnte ich in etwa schätzen, dass es mindestens 30, eher mehr sein mussten.
Fécamp (rund 18.000 Einwohner), schon ein etwas größerer Ort schon zu Beginn leicht quirlig wirkend. Ohne wirklich notwendig, aber vorausschauend, suchte ich nach einer günstigen Tankgelegenheit. Intermarché bot mir direkt auf der Strecke zum Campingplatz eine Gelegenheit, 1,869 € für den Liter Diesel, alles unter 1,90 € empfand ich aktuell als „günstig“. Nach Eingabe der PIN zeigte mir das Display an, ich könnte für 100 € tanken. Bei 98,13 € stoppte das Gerät die Befüllung, warum weiß ich nicht. Ist ja auch egal.
Im Ort blechernes Gewusel an Kreuzungen, wohl mit verursacht vom Aufbau einer Veranstaltung. Immerhin schon mal den Hafenblick genossen. Zum Campingplatz den Chemin des Nesrods hinauf, eng und kurvig. Am Eingang ein Schild „Complete ….“ der Rest nicht lesbar. Muss wohl für den Vortag gegolten haben.
Jola erhielt einen Lageplan, mit dem wir uns die letzten vier freien Plätze ansehen sollten. Ein Fußmarsch wie eine Bergwanderung, nicht übertrieben diese Umschreibung, denn der Platz lag tatsächlich am Hang und führte in Serpentinen zu den verschiedenen Stellmöglichkeiten in die Höhe. Unsere natürlich ganz am Ende und ganz oben.

Wir wählten Platz 142, neben einer festen Hütte, schiefe Lage, aber mit „Durchblick aufs Meer“.

Platz 142 in Fécamp


Der Versuch, das WoMo in eine ausgeglichene Position zu manövrieren, gelang nur zum Teil, da half es auch nicht, die zusätzlich Bretter unter die Auffahrhilfen zu legen.
Blick durch unser „Sehfenster“.

Teil des Campingplatzes:

Nach dem fast schon obligatorischen Tee die Fahrt ins Zentrum, einmal die Promenade entlang, lauter voll besetzte Restaurants, war ja jetzt französische Essenszeit. Blick auf die Alabasterküste. Strand bestand hier aus Kieselsteinen.

Lieber an die Quais, dort sicher ebenfalls Gelegenheit für ein Mittagessen. Am Grand Quai das Restaurant La Boucane neben dem Fischerei-Museum, ausufernder Außenbereich, auch hier zunächst kein freier Platz in Sicht. Ein Zweiertisch neben einer überdachten „Glasvitrine“ wurde uns auf Nachfrage zugewiesen.
Während der Wartezeit liefen ein Segler und Ausflugsschiffe aus.

Jola fühlte sich mit ihren Muscheln gut bedient, meine zwei Spieße verschiedener Fischsorten mau, kalter Fisch schmeckt halt nicht. Lag es an den langen Wegen, die die armen Mädels zurückzulegen hatten? Außerdem fehlten die Frites, die hatte die Servicekraft unterwegs verloren, sprich, sie sind ihr vom Tablett gefallen, neue bekam ich nicht. Die georderte Karaffe Wasser brachte niemand, mein Bier war größer als gewünscht, was möglicherweise an den Verständigungsschwierigkeiten gelegen habe mag, das belgische Abbaye blond habe ich trotzdem ausgetrunken. Mein Rat, lasst die Finger von so großen Restaurants mit langen Bedienwegen und Personal, das leicht überfordert schien. Dreimal fiel jemanden vom Service etwas vom Tablett.
Mehr oder wenige gut gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Cap Fagnet, dem höchsten Punkt mit guter Aussicht auf Fécamp.
Außerdem dort oben: diverse Reste der deutschen Wehrmacht aus dem 2. Weltkrieg, wie könnte es hier an der Küste auch anders sein sowie die Chapelle Notre-Dame de Salut.

Chapelle Notre-Dame de Salut

Von einem der Aussichtspunkte Blick auf die Stadt.

Mammut (Reste eines weit reichenden Radars)

Hier ein Teil der Bunkeranlage (Les Blockhaus).

Blick von der Steilküste hinab aufs Meer.

Und in Richtung Senneville.

Ein Blick auf den Stadtplan zeigte einen schmalen Weg zurück in den Ort, jedenfalls auf anderer Strecke als auf der Herfahrt.

Jola schon über das Ziel hinaus, als sie dann sah, dass es sich um eine Art holperigen Wanderweg handelte, nahm sie die Straße zurück. Ich wagte es, mit dem Rad zu Fuß das Stückchen Weg zu begehen. Nicht ganz so einfach, aber ich kam an und traf Jola auf dem Weg zum Benediktiner-Palais, wo wir uns kurz darauf wieder aus den Augen verloren und jeder einen anderen Weg nahm.
Ich entdeckte auf meinem Wege zur Abbatiale de la Sainte-Trinité mehrere Patisserien, in deren Auslagen schöne Törtchen angeboten wurden, die sicher auch gut geschmeckt hätten.
Am Hôtel de Ville quasi „klebte“ die Abbatiale de la Sainte-Trinité. Vor dem Hôtel eine Hochzeitsgesellschaft auf dem Weg zur Feier.
Ich wagte mich ins Innere, die Kanzel beeindruckte mich, deshalb das Foto.

Die aus dem Jahre 1667 stammende Gezeitenuhr hatte ich bei dem Rundgang im 127m langen Kirchenschiff leider übersehen.

Ganz in der Nähe die Église St. Etienne. Daneben die Ruine Palais Ducal, in der Wilhelm der Eroberer seinen Sieg über England bei Hastings feierte.
Suchte jetzt das Palais Bénédictine, von dem Jola sich zwischenzeitlich einmal gemeldet hatte. Sie war weg, als ich ankam. Imposantes Gebäude (Baustile: Gotik, und Renaissance). Beherbergt die Brennerei des bekannten lokalen Likörs (27 Pflanzen und Gewürze) und Sammlungen von sakraler Kunst (Alexandre Le Grand).

An der Promenade standen Menschen an den Verkaufsständen Schlange, wonach, hab ich nicht gesehen (Eis?).
Weg hoch zum Campingplatz steil und anstrengend.

Jumièges (3. Tag)

Die etwas mehr als 70 Kilometer über Nacht ganz gut verarbeitet, weder ein wunder Po, noch Muskelkater irgendwo.
Jola früher unterwegs, hatte ja von gestern noch Salz auf der Haut und entschwand zum Duschen. Vorbestellte Baguette gab’s ab 08.30 Uhr an der Rezeption.
Ansonsten ließen wir es gemächlich angehen, keine größere Tour war geplant.
Jola begab sich auf Einkaufstour, erst in den Ort, später in das ca. 2,5 km entfernte Yainville, wo sie Zitronentörtchen erwerben wollte. Zu ihrem großen Bedauern gab’s die heute nicht oder waren bereits ausverkauft.
Ich folgte (mangels Alternativen? ) der Leidenschaft von so vielen Autobesitzern, eine Autowäsche!
Begann die Frontpartie vom WoMo von Insektenkadavern zu befreien. Dazu musste ich auf das Vorderrad klettern, mich am Außenspiegel festhalten und so das Einhandputzen durchführen. Schweißtreibende Angelegenheit, aber erfolgreich. Wagte danach einen Besuch im Pool, wo ich mit meinen Albatrosarmen ein paar Züge machen konnte, ohne dass ich gleich Kleinkinder erschlug.
Jola brachte von der Einkaufstour u.a. Nachschub an Pastis mit. Um die Mittagsstunde stellte sich neben der Hitze auch Hunger ein. Große Auswahl an Lokalitäten hatten wir in Jumièges allerdings nicht, der Salon de Thé am Place du Martin Gard bot eine Alternative zum Restaurant La Petite Flamme. Auch hier das Menü für 15 €. Schattiges Plätzchen mit Blick auf die Türme der schönsten Ruine Frankreichs.
Eine Flasche Cidre brut ließen wir uns auf den Tisch stellen, abgefüllt im nahen Heurteauville. Sehr lecker, und ausgetrunken. Essen ebenfalls vorzüglich, die Namen der Vorspeisen und des Hauptgerichtes bereits wieder vergessen, so auch die vom Dessert, meins war jedenfalls etwas mit „fromage blanc“ und ich dachte an ein Käsehäppchen, aber nein, aber nein, es war ein Einmachglas Joghurt und dazu eine Miniature Marmelade.
Danach führte mich Jola durch das Umland, das sie bereits einmal erforscht hatte. Stellplatz ohne jeglichen Service, aber mit Blick auf die Ruine. An der Fähre das Lokal offen, alle Außenplätze besetzt, wäre eventuell auch eine Erfahrung wert gewesen.
Fuhren 6 Km an der Seine entlang….

Überall jetzt Landwirtschaft, Hühner, Enten, Kühe, Schafe, und jetzt endlich Apfelplantagen.
Neben alten Katen hübsch hergerichtete Landhäuser.

Auf der anderen Seite der Seine hoch oben zwischen Baumbestand ein Chateau oder ähnliches Anwesen, leider auf dem Bild kaum zu sehen.

Einen Campingplatz entdeckt, Selfservice, so schien es.
Dann am Kieswerk vorbei, wo noch gearbeitet wurde. Was die Arbeit der Kiesgewinnung ausmacht, konnte man auf der anderen Straßenseite sehen oder zumindest erahnen, Baggerseen.

Morgen soll es dann neuerlich gen Küste gehen, vorgestellt haben wir uns als Ziel Fécamp. Bis dahin wären es rund 60 km.

Rouen (von Jumièges aus)

Seit gestern stehen wir auf dem Campingplatz La Forêt auf Platz 72. Angenehm groß, Buchenhecken mannshoch umgeben, Wasserhahn am Platz. Tour in den Ort, Mittagessen im La Petite Flamme, danach Besuch der schönsten Ruine Frankreichs „Abbaye Jumièges“. Abends Ausfahrt zum Étang am Campingplatz du Lac mit kurzem Bad zur Abkühlung meinerseits.

Rouen, je nach Messung mit OSMan zwischen 26 und 36 Kilometer entfernt, sollte heute angefahren werden. Wetteraussichten zwischen 10 und 11 Uhr Regen in Rouen wahrscheinlich, danach bewölkt und nachmittags sonnig. Eigentlich ideale Voraussetzungen für so eine lange Tour. Einige unangenehme Steigungen würden dabei bewältigt werden müssen.
Kurzbeschreibung: Kleine Orte, ländliche Bereiche, keine Seine weit und breit, manchmal auch befahrene D-Straßen. Weil verkehrsreiche Straßen gemieden wurden, längere Strecke als geplant. Ersten Eindruck von einer Art Trabantenstadt erhielten wir bei der Durchfahrt durch Maromme. In Rouen zum Glück gleich an die Quais gelangt, wo breite Wege auch durch Radfahrer genutzt werden durften. In der Ferne schon erste Türme von Kirchen zu sehen. Alle neuen / ehemaligen Speicher an den Quais umgebaut / umgewidmet zu Restaurants oder moderner Gewerbenutzung (Fitness etc.). Schon das erste Lokal „All Sports Café“ bremste uns aus bzw. ab, 12.30 Uhr, eine gute Gelegenheit für eine Stärkung nach gut 40 Kilometern. Fast alle Außenplätze besetzt, lautes Geschnatter. Bestellten Cäsar-Salat und einmal Falafel (Kügelchen). Der dunkelhäutige Servicemitarbeiter war flink, vergaß oder hatte nicht verstanden, dass wir Eau de Table haben wollten. Für meinen Geschmack besaß der Salat zu viel Grünfutter in Form von tellergroßen Salatblättern.
Unmittelbar vor dem Lokal am Kai lagen Ausflugsboote bzw. legten in der Nähe Flusskreuzfahrtschiffe an.
Den Weg zur Toilette sollten Menschen mit schwacher oder voller Blase rechtzeitig antreten, denn das Lokal zweistöckig und riesig. Überall liefen auf Monitoren Sportsendungen, u.a. auch Golf. Ich sah einen Abschlag, der zwischen Bäumen landete, wo Picknick machende Menschen auseinander stoben und der Ball dazwischen zum liegen kam. Die Weiterfahrt wurden durch einen Regenschauer unterbrochen. Stellten uns im Restaurantbereich unter und warteten einfach ab.
Jola lockte mich in einem Tempo an der Seine entlang, bis zum Ende, wo es erst aufwärts ging. In der Stadt schnell auf verkehrsberuhigten Straßen ins Zentrum gekommen.

An der Église Saint Maclu die Räder abgestellt. Erste Eindrücke im Bild festgehalten.

Dazu zählten die fachwerkähnliche Häuser.

Église Saint Maclu umrundet, überall altes Gemäuer in typischer Fachwerkhausmanier.
Abstecher zu dem les jardins de l’Aître Saint-Maclou.

Der Aître Saint-Maclou hat seinen Namen vom altfranzösischen aitre, das die Bedeutung von „Friedhof“ hat, abgeleitet vom lateinischen atrium, das den Innenhof vor dem Eingang einer römischen Villa bezeichnet, also im weiteren Sinne den Friedhof vor dem Eingang der Kirche, in diesem Fall von der Kirche Saint-Maclou aus dem 15. Jahrhundert.
Der Friedhof Saint-Maclou stammt aus der Zeit des Schwarzen Todes von 1348. Die erste Erwähnung findet sich im Jahr 1362. Nach einer neuen Pestepidemie im 16. Jahrhundert wurde es notwendig, die Kapazität des Friedhofs zu erweitern. Die Gemeinde beschloss daraufhin, einen Kreuzgang zu bauen, der mit Dachböden versehen werden sollte, um die Gebeine aufzunehmen. Der Bau des Beinhauses begann 1526 mit dem Westflügel unter der Leitung von Guillaume Rybert. Der Nord- und der Ostflügel wurden in den folgenden Jahren gebaut und 1529 und 1533 fertiggestellt…….1911 ersetzte ein Internat für junge Mädchen die 1907 geschlossene Brüderschule. Im Jahr 1927 erwarb die Stadt Rouen die Gebäude, die in einem halbverlassenen Zustand belassen wurden. Es war geplant, das normannische Kunstmuseum in der Kirche Saint-Laurent einzurichten, aber nach der Restaurierung der Gebäude zog schließlich die Schule der Schönen Künste 1940 nach dem Brand in der Halle aux Toiles ein und nahm 180 Studenten in ihren Räumen auf, bevor sie im Sommer 2014 umzog. Bei archäologischen Ausgrabungen im Hof in den Jahren 2016 und 2017 wurden zahlreiche Skelette geborgen. (Teilweise Wikipedia entnommen).
Durch den „Hinterausgang“ gelangten wir nach ein paar Schritten auf die Shopping-Meile von Rouen.
Calzedonia bot Jola keine adäquaten Dessous, dafür war diese Filiale in einem altehrwürdigem Gebäude untergebracht. Die Dekorfiguren am Eingang, ob Original oder nicht, passten natürlich bestens zu dem Sortiment.

Filialeingang Calzedonia

Die Salate müssen gut gewürzt gewesen sein, schon stellte sich „Kaffeedurst“ ein.
Eine Bar vor dem Justizpalast, ehemals Sitz des normannischen Parlaments, bot ein paar freie Plätze an. Jola gönnte sich einen Crêpe, ich einen Kaffee.
Wenn schon hier am profanen Bau der Gotik angekommen, konnte ich gleich einige Bilder schießen.

Da, wo ich das Dekor von Calzedonia abgelichtet hatte, da befand sich eine Sonnenuhr über dem Durchgang eines Torbogens.

Trotz umfangreichen Angebots neigten wir nicht zum Konsumieren, allein der Gedanke, eine Hose anzuprobieren, verursachte mir Schweißausbrüche. In einer Seitenstraße schon bekanntes Schmuckwerk für Straßenfeste oder ähnliches.

Dann die Kathedrale, monumental beeindruckend, und geöffnet. Ehrlicherweise bin ich kein Kirchgänger und kenne mich auch nicht besonders mit den Baustilen aus. Bewundernswert dennoch die architektonischen Leistungen unserer Vorfahren!

Zur Kathedrale in Rouen bliebe anzumerken: 151 m hoher Turm, dessen Spitze aus Metall besteht und der höchste Frankreichs ist. Zweimal wurde die Kirche zerstört, einmal 841 von den Wikingern, dann 1944 bei der Bombardierung durch die Alliierten. Unter der Kirche besteht das Fundament u.a. aus Resten einer Basilika aus dem 4. Jahrhundert. Im Innern beherbergt die Kathedrale diverse Gräber von Herzögen und Königen, dabei das von Richard Löwenherz.
Bei so vielen Kirchen fiel die Orientierung nach dem Rundgang schwer, wo hatten wir nur die Räder abgestellt?
Kreisten durch die Gassen, was Jola zum Einkauf eines Baguette animierte, Eichhörnchen sorgt vor, denn unsere Ankunft in Jumièges würde vermutlich erst gegen 19 Uhr sein. Dann die schmale Gasse Rue Malpalu mit der Zufahrt zur Église Saint-Maclou gefunden, wo am Ende die Räder an einen Baum gekettet waren, und noch da standen.

Rückfahrt ca. 31 Kilometer.

Gestrampelt an der D592, manchmal auf kombinierter Bus-/Radspur, manchmal durch Streifen abgetrennt oder auch nicht. Diesmal ein Stück an der Seine bzw. mit Sicht auf diese gefahren. Mit letztem Saft im Akku den Campingplatz erreicht. Erschöpft den Tee genossen. Ich später noch zur Erfrischung geduscht, Jola blieb „salzig“.

Giverny

Wurde ein etwas nerviger Tag, das konnten wir aber am Morgen beim Frühstück noch nicht wissen.
Argentan sollte unser nächstes Ziel sein, ein schöner Platz mit liebevollem Platzwart, so der Reiseführer. Zuvor besorgten wir Cidre aus der Cidrerie in La Loterie, ein Ort ca. 6 Kilometer entfernt, allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Ein Karton der Sorte Bio fand mit uns einen Abnehmer.
In Argentan hätten wir erst ab 14 Uhr einchecken können, man verwies uns auf die Stellplätze vor dem Campingplatz, sechs an der Zahl, alle gerade besetzt. In der Nebenstraße das WoMo abgestellt. Ein Anwohner riet uns, das Auto hier nicht abzustellen, die Polizei würde ggf. etwas dagegen haben; vielleicht störte ihn auch, dass wir vor seiner Tür standen. Da passte es gerade, ein WoMo brach auf und der Platz wurde frei. Umgeparkt. Spaziergang in die Stadt, zentral die Tourist-Info, untergebracht in einer ehemaligen Kirche.

Vermutlich wegen der französischen Ferien waren viele Geschäfte geschlossen, zudem schien Mittagszeit zu sein. Die begangenen Straßen wirkten wie „tot“. Eine der wenigen geöffneten Lokalitäten lockte Jola für einen Kaffee an, aus dem dann zwei Mal Omelett mit Pommes wurden. Keine große Meinung, hier über Nacht zu bleiben.
Erwähnenswert ist noch das Museum Maison des Destelles, direkt am Campingplatz gelegen. Hier kann man sich über Klöppeltechnik der Normandie, speziell der aus Argentan und Alençon, informieren. Leider ebenfalls geschlossen. Dafür die Landschaftsgärtner im Park davor äußerst aktiv. Nun denn…
Bernay wollten wir ansteuern, auf dem Weg dorthin Camembert besuchen, der Ort, der durch die Erfindung von Marie Harel weltberühmt wurde.
Ein winziger Ort, bestehend aus der Marie, dem Shop mit Degustation, dem Museum und ein paar Häusern.
Jola kaufte diverse Schachteln Käse und ein Holzbrett.
Bernay entpuppte sich als Fehlanfahrt, der Campingplatz lag verlassen da, Kette um die Pforte. Auf einem Zettel vermerkt, man möge sich an das Tourist-Büro wenden. Darauf verzichteten wir, denn was sollten die uns schon mitteilen können, eine Alternative?
Vernon und Giverny waren gut eine Stunde entfernt, warum also nicht gleich dorthin fahren, die Gärten von Giverny als Top ohnehin unser nächstes Ziel.
Saint-Marcel bei Vernon bot einen Campingplatz, den fanden wir nicht bei der ersten Anfahrt, enge Gassen und große Umwege verursachten die neuerliche Suche. In mir stieg bereits leichte Frust auf. Drehten die Runde im Wiederholungsmodus, standen dann vor einem verschlossen Tor „Campingplatz geschlossen“. Das HB-Männchen rauchte und hob ab.
Letzte Möglichkeit der Parkplatz in Giverny. 9 Kilometer, fast die gesamte Strecke in der 30 km/h Zone.
Platz servicelos, kein Strom, kein Wasser und keine Toiletten, dafür Monets Gärten vor der Haustür, man kann nicht alles haben!
Ausflug nach Vernon, auf dem Seine-Radweg, die 5 Kilometer Strecke breit wie eine Autobahn.
In Vernon Baguette gekauft. Das, was wir bei der Stippvisite gesehen haben, war ein eher ärmlicher Ort, allerdings schien man an einigen Stellen Geld für die Verschönerung investiert zu haben. Im Straßenbild viele arabisch aussehende Menschen.

Landschaft von Pont Clemenceau aus

Auf der Rückfahrt imposante Wolkenbilder.

Am Stellplatz „La Prairie“ ein Foto vom Stellplatz gemacht.

Das war’s dann erst einmal.

Jumièges

Zwei Tage ohne Duschen, aber es riecht noch nicht….
Nachtrag: Gestern schob eine ältere grauhaarige Dame mit einer metallenen Schubkarre über das Gelände, „hausierte“ an jedem Stellplatz und bot, von unserem Platz aus nicht erkennbare, Sachen zum Kauf an. Ich fabulierte, es wäre der Pizza-Service, der am Aushang beschrieben worden war. Auf unserem Grill dampften bereits die Würste, da erschien sie bei uns. Nun konnte ich einen Blick in die Karre werfen, alles voller Marmeladengläser, verschiedene Sorten. In französisch pries sie die einzelnen Gläser an, Jola nahm eins mit Mirabellen. Nach der Antwort auf die Frage, woher wir kämen, begann sie deutsch zu sprechen und erzählte, sie hätte Bekannte in York im Alten Land. 4 € zahlten wir für das Glas; überteuert?, nach der Geschmacksprobe werden wir es wissen. Mit einem mit Akzent gesprochenem „Guten Appetit“ verabschiedete sie sich und zog weiter, erleichtert um ein Marmeladenglas.
Ohne Hast erledigten wir unsere Routinearbeiten auf dem Stellplatz in Heurteauville, Grauwasser und WC entleeren etc. Jola predigte gleich nach Ausfahrt vom Gelände „wir fahren aber nicht über die Fähre“….
An der Fähre nahm ich erstaunliches „Hochwasser“ wahr und war fast geneigt, auf die Fähre zu fahren, aber wir ließen es dann doch und nahmen den „Umweg“ von gut 12 Km auf jeder Seite der Seine in kauf. Jola redete sich den Umweg an der Pont Brotonne schön, indem sie sagte „die hätten wir sonst nie gesehen“.

Die Seine muss einen ökonomischen Einfluss auf das urbane Umfeld haben, selbst in kleineren Ort schien Industrie und Gewerbe angesiedelt, Prosperität ausstrahlend. Auf dem Campingplatz La Forêt trafen wir gegen 11.30 Uhr ein, quasi „wie befohlen“. Ich instruierte Jola für den Gang an die Rezeption mit „Baumfrei und Code fürs Internet“.
Platz 72 durften wir anfahren.

Großzügiges Gelände, mit Buchenhecken rundum eingewachsen. Die Anschlussstelle für Strom war ein Suchspiel, und natürlich schloss ich mein Kabel an die falsche (weil nicht beschriftete) Dose an. Nur wenig später erschien auf einem Elektro-Car die „Platzherrin“ und bat auf französisch „le/la cable“ zu verlegen, nach „la bas“ (dahin), mit einem Fingerzeig durch die Buchenhecke. Immerhin war sie mir behilflich, unser Kabel durch die Hecke zu ziehen und an die Dose anzuschließen und nach dem O.K. für „électricité“ zu fragen.
Jola war unterdessen mit Wäsche waschen, respektive die Waschmaschine bestücken, beschäftigt.
Nach dem Aufhängen der Wäsche fühlten wir uns bereit für ein auswärtiges Mittagessen. Im Ort stoppten wir am Restaurant La Petite Flamme, ein „dreigängiges“ Memü für 15 € kam uns gerade recht und ein Platz mit Frischluft war auch frei.
Gegenüber die Mauer zum Areal der Abbaye.
Jola war begeistert von ihrem Essen, meine Frites zu den Muscheln etwas labberig. Espresso danach. Wechsel über die Straßenseite, dort der Eingang zur Anlage der Abtei zu erreichen.
Gegenüber das Gebäude der Post.

Ich unterbreche an dieser Stelle meine Eintragung, weil ich der „Abbaye de Jumièges“ einen eigenen Eintrag widmen möchte und fahre hier dann „danach“ fort. Und Tschüss erstmal….

Die Hitze war unerträglich, auch wohl, weil kein Lüftchen wehte. Zweimal versuchte ich das minimalistische Schwimmbecken auf dem Campingplatz zu entern, leider verhinderten diverse Kinder diesen Versuch, Schwimmen war für einen Erwachsenen zwischen all diesen tobenden „Gören“ unmöglich.
Gegen 19 Uhr einen Ausflug unternommen, ich hatte als Alternative für den Pool eine Badestelle am Etang auf der Karte entdeckt, die wollten wir uns ansehen. Dörfliche Idylle in der Abendstunde, Schafe, Hühner und Kühe am Wegesrand, dazwischen immer wieder attraktiv umgestaltetes altes Gebäudegewerk, „Gites“ oder „chambre d’hôte“.
Der „See“ lag neben dem Golfplatz im Ferienpark mit Campingplatz. Ich erfrischte mich durch eine kurze Schwimmrunde im Flachwasser. Jola wollte meinem Beispiel morgen folgen.
Abendbrot draußen gegen 20.30 Uhr.

Abbaye de Jumièges

Ich kam etwas später am Tor zum Eingang ins Areal an, da streckte mir Jola bereits freudestrahlend die Tickets entgegen, mit der Bemerkung, sie hätte 4 € gespart, weil sie „für über 65 Jahre“ einen Rabatt erhalten hatte. Immerhin, die gestrige Marmelade hatten wir wieder „raus“.
Die schönste Ruine Frankreichs darf sich ungestraft so nennen. Ein bildschönes Relikt aus vergangener Zeit, zum Glück so gut erhalten. Wer mehr wissen möchte kann bei Wikipedia nachlesen.

Ich zitiere hier mehrheitlich aus dem uns mitgegebenen deutschsprachigen Prospekt und anderen Quellen.
Die im 7. Jahrhundert vom heiligen Philibert gegründete Abtei wurde mehrfach zerstört und ist heute eine der schönsten Ruinen in Frankreich. Besonders ins Auge fallen die beiden Turme der Abteikirche mit normannischer Architektur, die etwa 50 m hoch sind und schlicht und einfach Bewunderung auslösen.

Ansicht von der Straßenseite

841 plünderten die Wikinger, die mit ihren Booten das Seinetal bis nach Paris hinauf gefahren waren, die Abtei. Und kurz darauf noch ein zweites Mal. Von der karolingischen Abtei, in der im 9. Jahrhundert der Bayernherzog Tassilo als Mönch Schutz gefunden hatten, standen nur noch Ruinen. Die 900 Mönche und 1.600 Bedienstete, die damals dort gelebt und arbeitet hatten, flüchteten.
Erst im 11. Jahrhundert wurde Jumièges neu erbaut. Als die Abteikirche, Notre-Dame von Jumièges eingeweiht wurde, geschah das in Anwesenheit des ganzen normannischen Adels und des normannischen Herzogs Guillaume. Und damit in Gegenwart jener Nachfahren der Wikinger, die es einst zerstört hatten.
Während der Französischen Revolution verließen die letzten Mönche Jumièges. Nur wenige Jahre später – 1793 – wurde sie bei einer öffentlichen Versteigerung einem Holzhändler aus Canteleu zugeschlagen. Das Material der Kirche wurde als Steinbruch genutzt. Erst im 19. Jahrhundert besann man sich und gebot der Zerstörung Einhalt.
Hier mein Rundgang, der durch Vorarbeiten für eine Veranstaltung am 27.08.22 von seilgesicherten Arbeitern begleitet wurde.

Parkansicht

Unter einer österreichischen Schwarzkiefer

Sicht aus der Mausperspektive

Mittelschiff
Arbeiten in luftiger Höhe

Es gibt natürlich noch mehr Fotos von dem Rundgang, aber mit dieser Auswahl bekommt der Leser einen guten Eindruck von dieser „schönsten Ruinen“ Frankreichs und vielleicht Lust, sie bei einer Reise in die Normandie im Original selbst zu erkunden.
Im Park befinden sich diverse hunderte Jahre alte Bäume. Außerdem das Abteihaus, in dem aktuell Ausstellungen gezeigt werden, eine Bäckerei, allerdings total zerfallen dieses kleine Häuschen, eine Terrassenanlage, ehemals als Gemüsegarten durch die Mönche genutzt, später im englischen Stil als Parkanlage umgestaltet, jetzt zur Schau gestellt vertrocknetes Gras.
Ich erwanderte mir all diese Details in der Hitze des Tages, kurz vor dem Hitzetod. Jola hatte sich in die Kühle des Shops zurückgezogen. Im Abteihaus einen Rundgang auf den zwei Etagen gemacht, mit der ausgestellten Kunst konnte ich nichts anfangen (lag vielleicht an dem bevorstehenden Verdursten). Am Ausgang ein Wasserspender, die Rettung vor dem Hitzetod.
Jeden Schatten nutzend kehrte ich zum Ausgang zurück. Rückkehr mit Jola zum WoMo.

Weiter mit dem normalen Eintrag vom 24.08.22.

An der Seine (bei Jumièges)

Auf dem Platz „La Prairie“ in Giverny (der Ort hat lediglich rund 500 Einwohner bei ca. 500.000 Besuchern ) genächtigt. Über Nacht waren wir von Italienern umringt worden. Ein Wohnmobil führte ein besonderes Kennzeichen, aus San Marino, leider vergaß ich ein Foto davon zu machen. Wann würde ich jemals wieder ein WoMo mit Kennzeichen aus einem der kleinsten Länder Europas ablichten können, ärgerlich!
Versuchte morgens den Mangel an frischem Wasser zu beseitigen und fuhr zu den Toiletten am Parkplatz, dort noch alle Rollladen heruntergelassen. Frühstück einmal ohne Strom, Wasser auf dem Herd gekocht, ging auch.
Die ersten Busse erschienen, parkten nahe bei unserem WoMo-Stellplatz, und spukten die Besucherladungen aus, woher auch immer kommend (Paris?, von den Flusskreuzfahrtschiffen?). Um 10 Uhr öffneten die Einrichtungen (Museum, Garten etc.).
Wir marschierten zu Fuß, waren ja nur gut 500m. Am Museum der Impressionisten kauften wir Eintrittskarten (Kombi-Ticket für Museum und Garten). Bereits jetzt tummelten sich aus mehreren Kontinenten Schaulustige im Museum (Amerikaner, ich hörte „Montana“, dann viele Asiaten, mehrheitlich wohl Japaner, eher Japanerinnen). Von Monet selbst hing ein einzelnes Werk, bestimmend sicher für die gesamte Ausstellung im ersten Raum an zentraler Stelle.

Nymphéas avec rameaux de saule

Um es vorweg zu nehmen, sämtliche andere ausgestellte Künstler sagten mir bis dato nichts. Dennoch war es interessant, wie diese anderen Maler zur impressionistischer Malerei kamen. Zwei Amerikaner, ein Japaner namens Hiramatsu fielen dabei besonders auf. Der noch lebende Japaner fand erst 1994 nach einem Besuch in Giverny Inspiration und malte dann auf seine eigene Weise.

L’étang de Monet

Ganz anders ließ sich eine Malerin von der normannischen Landschaft, insbesondere der Küste, inspirieren. Sie malte auf Holzplatten einen ganzen Sommer lang Eindrücke über Wolken, Ebbe und Flut, Menschen am Strand, Wellen etc. Hier zwei Ausschnitte, die mir genau die Panoramen abbildeten, die ich oft selbst in Natur vor Ort gesehen hatte.

Dem Franzosen Maximilien Luce war ein Großteil der Ausstellung gewidmet. Bisher so noch nicht in einer Ausstellung gesehen, eine zweiseitig bemalte Leinwand.

La Briqueterie

Soldats de la Première Guerre mondiale

Nach dem Rundgang stöberte Jola im Shop, danach im angeschlossenen Außenbereich Nachahmerinnen beim Heuhaufen malen zugeschaut, bzw. pausierten wir unter einem Apfelbaum im Schatten.

Endlich einmal bekamen wir Äpfel zu Gesicht. Sogar pflücken war erlaubt. Ziemlich feste Schale, aber geschmacklich akzeptabel.
Vom Museum aus waren es vielleicht 500m bis zum Eingang des Gartens und dem Haus von Monet. Vor dem Eingang eine gut 50m lange Schlange Wartender. Zum Glück entdeckte ich ein Schild, demzufolge man mit Eintrittskarten einen anderen Eingang benutzen könnte. Wir marschierten dorthin, und hatten Erfolg.
Mittlerweile war die Besucherdichte erschreckend angewachsen, kaum ließ sich etwas ungestört anschauen oder fotografieren, ständig huschte jemand ins Bild oder wollte partout nicht aus ihm entschwinden.
Der Garten wesentlich größer als in der Vorstellung, die Rabatte links und rechts der Seitengänge farblich „sortiert“.


Ob Monet das alles in den 43 Jahren, die er hier lebte, alleine gemacht hatte? 1890 kaufte er das Haus, das er zuvor sieben Jahre gemietet hatte.
In seinem Haus hat er jedem Raum eine farbliche Komponente gegeben.


Die leeren Zimmer täuschen wahrlich über den im Haus herrschenden Andrang. Manchmal musste ich lange auf so einen „leeren“ Moment warten.
Hier noch ein Bild aus einem seiner Zimmer, das mir irgendwie besonders gefiel:


Leider habe ich mir den Titel nicht notiert, aber egal.
Gedrängel am Eingang bzw. Ausgang: Jola suchte im Atelier des Nymphéas nach Mitbringseln oder Souvenirs der Erinnerung.


Meine Leidenschaft für solche Shop-Besuche war eher begrenzt, so wartete ich draußen, saß auf einer Treppe abseits und beobachtete Familienverhalten bei anderen Nationen. Ich strebte dann bereits dem Ausgang zu, als Jola erinnerte, wir müssten die „Brücke“ noch sehen.
Dazu spazierten wir neuerlich durch die Gärten, stiegen eine Unterführung hinab, um dann in mit Bambus bewachsenem Gelände an einem Wasserlauf die Brücke zu suchen. Von diesen grünen Brücken gab es diverse, doch wie in Venedig nur eine, auf der alle stehen und fotografieren wollten.
Wie schon zuvor erwähnt, man muss manchmal nur ein wenig Geduld haben, Japanerinnen oder die spanische Familie etc. waren verschwunden.

„Die Brücke“

Mein Magen hing in den Knien, Zeit zum Aufbruch.
Am WoMo einen Tee gekocht, ein paar Kekse geknabbert, dann mit dem Ziel Jumièges abgefahren. Dort sollte es einen Campingplatz geben, außerdem die schönste Ruine Frankreichs und am Wochenende Veranstaltungen. Nach Rouen wären es von dort rund gut 25 Km.

Jola, schon in Vorfreude auf eine Sanitäranlage mit Dusche, wurde, um es mit dem Ballsport zu beschreiben, auf der Torlinie der Ball weggeschlagen, sprich, eine Fähre über die Seine, auf die wir wegen Niedrigwasser nicht auffahren durften, verhinderte „das Tor“, das Übersetzen. Der Campingplatz auf der anderen Seite der Seine schien unerreichbar. Ein Mann mit Fahrrad versuchte sein bestes Englisch, um uns zu erklären, dass das mit dem Heck des WoMo nicht funktionieren würde, eine Fähre in gut 2 Km weiter die Möglichkeit zum Übersetzen böte oder die Brücke in 12 Km Entfernung, die sei umsonst.
Auf dem Weg trafen wir auf einen Stellplatz (gehört zu Heurteauville), optisch neu in der Anlage, noch Plätze frei.
Genug der Fahrerei für heute, eingeparkt, auf Platz 6 gestellt, einige andere waren „reserviert“. Strom gab es, frisches Wasser ebenfalls, leider keinen Sanitärbereich.
Später mit dem Rad zur zweiten Fähre, kostenloses Übersetzen, im Ort Yainville Baguette gekauft.


Wir wollten später den Grill anwerfen, Fleisch hatte Jola schon aus dem Gefrierfach geholt.
Hübsche Orte, dann das Schild zum Campingplatz gesehen, wenn schon hier, dann den Campingplatz la Forêt aufsuchen und nachfragen für morgen. Wartende am Eingang und an der Rezeption, davor ein Aufsteller mit „complet / full“. Schreck lass nach! Jola fragte trotzdem nach und bekam die Zusage für zwei Tage ab morgen.
An adretten Häusern vorbei, kehrten wir zum Fähranleger zurück. Bei starker Strömung musste die Fähre stets gegensteuern, um nicht abgetrieben zu werden. Die Fracht „ausgespuckt“, tauchte dabei dieser alte weiße Mann mit seiner alten weißen Frau in einem alten …. Oldtimer auf, wohl mit seiner Angebeteten einen Trip unternehmend; nettes Fahrzeug.

Fähre über die Seine

Mit der Fähre nach Jumièges wieder zurück über die Seine. Kurze Standzeit, weil einem Frachtschiff Vorfahrt gewährt werden musste.

Feuergefährliche Ladung

Aufschrift am Tower „No Naked Flames“.

Dann Grillabend mit leckerer Wurst und leckerem Fleisch.

Falaise 2. Tag

Jola fotografierte den Sonnenaufgang über der Burg. Frühstück wie üblich.
Die Wetterprognose abgefragt. Danach entschieden, erst die Radtour zu machen und danach die Burg zu besuchen. Dazwischen würden wir eine Mittagspause einlegen, geplant war, Galettes zu essen.
Die Boucle Falaise – Voie Verte, eine familienfreundliche Tour über 17 Kilometer. Den Weg bis zum Schwimmbad kannte wir eigentlich schon, bogen aber vom Campingplatz anders ab und gelangten deshalb an einen kleinen See, durch den der Bach L’Ante floss. Berg hoch, zurück in die Stadt, ohnehin suchte Jola nach der Post, ich wartete im Park vom Chateau de la Fresnaye, knipste es und ein paar Bäume.


Hinter dem Gebäude einige Freizeiteinrichtungen, Fitnessgeräte. Wir machten Morgengymnastik vor dem eigentlichen Tourbeginn.


Breiter Radweg, gut zu fahren, die ersten 6 Kilometer immer leicht bergab. Links und rechts abgeerntete Felder, meist im gelblichem Farbton.


Hecken mit Brombeeren durchzogen, allerdings sahen die reifen Dinger leicht vertrocknet aus und viel kleiner, als ich sie von „meinem Hinterhof“ kenne.
In Damblainville fehlten Hinweisschilder, mussten uns mit der französischen Tourbeschreibung auseinandersetzen.
„Droite“ und „Gauche“ konnten wir gut auseinanderhalten, beim Rest machten wir wohl einen Fehler und drehten eine kurze Extrarunde. Nächstes Ereignis, jetzt bei hügelaufwärts in die Pedale tretend, das Anwesen Le Mesnil Soleil mit dem vorgelagerten Weiler (Hameau):


Quasi gleich um die Ecke dann durften wir durch ein Tor einen Blick auf das Anwesen werfen:


Immer noch leicht aufwärts strampelnd sah ich hinter einer Biegung auf der Weide etliche jugendliche „heimische“ Kühe stehen. Zum Spaß pfiff und trällerte, um sie anzulocken. Und tatsächlich zeigten sie eine gewisse Neugier, mutige rückten vor, andere zogen nach, die Truppe kam dichter heran.

Angebotene Lavendelsträucher ignorierten sie, wohl nicht ihr Geschmack.
Weiter auf der C3 sah ich rechts den Hügel, den ich mit dem gelben Feld fotografiert hatte, jetzt aus der Nähe. Auf dem Feld ein Bauer im Trecker bei der Arbeit, vorne am Rand Strohballen, gestapelt einmal anders:


In Versainville fehlte uns wieder ein Hinweisschild, aber OSMan half, die richtige Richtung einzuschlagen, am Schloss gehalten, die Infotafel studiert (Schloss aus dem 18. Jahrhundert, nach dem 2. Weltkrieg aufgekauft von einer Finanzgruppe zu einem Holiday-Center umgebaut; im Jahr 2000 kaufte die Familie das Anwesen zurück).
Vorbei am Schloss und die Rückfahrt vollendet.
In Falaise gegen 12 Uhr im La Licorne (Einhorn) Mittag gegessen, wie geplant, Galettes.
Dazu passend eine Boulée Cidre:


Nicht die pfiffigste Bedienung, aber wir mussten nicht verhungern.
Jola probierte aus der Originaltasse. Im Hintergrund beobachtet das „Einhorn“ das Geschehen im Lokal.


Danach Burgbesuch. Gut so, denn als wir in dem Betonklotz (teils nachgebaut) uns über den „Eroberer“ informierten, schüttete es wieder einmal vom Himmel herab.
Bilder aus Burgsicht:


Eine Animation auf einem Tablet zeigte, wie man den größten Teil der Burg nachgebaut hatte, in Betonquadern wurden die Teile nach und nach aufeinander gesetzt.
Ich hatte dann nach dem Besuch leider weniger Luft in meinem Hinterreifen und rollerte allein zum Campingplatz, wo ich mich mit der Reparatur amüsierte. Jola machte im Ort Besorgungen.