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Abbaye de Jumièges

Ich kam etwas später am Tor zum Eingang ins Areal an, da streckte mir Jola bereits freudestrahlend die Tickets entgegen, mit der Bemerkung, sie hätte 4 € gespart, weil sie „für über 65 Jahre“ einen Rabatt erhalten hatte. Immerhin, die gestrige Marmelade hatten wir wieder „raus“.
Die schönste Ruine Frankreichs darf sich ungestraft so nennen. Ein bildschönes Relikt aus vergangener Zeit, zum Glück so gut erhalten. Wer mehr wissen möchte kann bei Wikipedia nachlesen.

Ich zitiere hier mehrheitlich aus dem uns mitgegebenen deutschsprachigen Prospekt und anderen Quellen.
Die im 7. Jahrhundert vom heiligen Philibert gegründete Abtei wurde mehrfach zerstört und ist heute eine der schönsten Ruinen in Frankreich. Besonders ins Auge fallen die beiden Turme der Abteikirche mit normannischer Architektur, die etwa 50 m hoch sind und schlicht und einfach Bewunderung auslösen.

Ansicht von der Straßenseite

841 plünderten die Wikinger, die mit ihren Booten das Seinetal bis nach Paris hinauf gefahren waren, die Abtei. Und kurz darauf noch ein zweites Mal. Von der karolingischen Abtei, in der im 9. Jahrhundert der Bayernherzog Tassilo als Mönch Schutz gefunden hatten, standen nur noch Ruinen. Die 900 Mönche und 1.600 Bedienstete, die damals dort gelebt und arbeitet hatten, flüchteten.
Erst im 11. Jahrhundert wurde Jumièges neu erbaut. Als die Abteikirche, Notre-Dame von Jumièges eingeweiht wurde, geschah das in Anwesenheit des ganzen normannischen Adels und des normannischen Herzogs Guillaume. Und damit in Gegenwart jener Nachfahren der Wikinger, die es einst zerstört hatten.
Während der Französischen Revolution verließen die letzten Mönche Jumièges. Nur wenige Jahre später – 1793 – wurde sie bei einer öffentlichen Versteigerung einem Holzhändler aus Canteleu zugeschlagen. Das Material der Kirche wurde als Steinbruch genutzt. Erst im 19. Jahrhundert besann man sich und gebot der Zerstörung Einhalt.
Hier mein Rundgang, der durch Vorarbeiten für eine Veranstaltung am 27.08.22 von seilgesicherten Arbeitern begleitet wurde.

Parkansicht

Unter einer österreichischen Schwarzkiefer

Sicht aus der Mausperspektive

Mittelschiff
Arbeiten in luftiger Höhe

Es gibt natürlich noch mehr Fotos von dem Rundgang, aber mit dieser Auswahl bekommt der Leser einen guten Eindruck von dieser „schönsten Ruinen“ Frankreichs und vielleicht Lust, sie bei einer Reise in die Normandie im Original selbst zu erkunden.
Im Park befinden sich diverse hunderte Jahre alte Bäume. Außerdem das Abteihaus, in dem aktuell Ausstellungen gezeigt werden, eine Bäckerei, allerdings total zerfallen dieses kleine Häuschen, eine Terrassenanlage, ehemals als Gemüsegarten durch die Mönche genutzt, später im englischen Stil als Parkanlage umgestaltet, jetzt zur Schau gestellt vertrocknetes Gras.
Ich erwanderte mir all diese Details in der Hitze des Tages, kurz vor dem Hitzetod. Jola hatte sich in die Kühle des Shops zurückgezogen. Im Abteihaus einen Rundgang auf den zwei Etagen gemacht, mit der ausgestellten Kunst konnte ich nichts anfangen (lag vielleicht an dem bevorstehenden Verdursten). Am Ausgang ein Wasserspender, die Rettung vor dem Hitzetod.
Jeden Schatten nutzend kehrte ich zum Ausgang zurück. Rückkehr mit Jola zum WoMo.

Weiter mit dem normalen Eintrag vom 24.08.22.

Jumièges

Zwei Tage ohne Duschen, aber es riecht noch nicht….
Nachtrag: Gestern schob eine ältere grauhaarige Dame mit einer metallenen Schubkarre über das Gelände, „hausierte“ an jedem Stellplatz und bot, von unserem Platz aus nicht erkennbare, Sachen zum Kauf an. Ich fabulierte, es wäre der Pizza-Service, der am Aushang beschrieben worden war. Auf unserem Grill dampften bereits die Würste, da erschien sie bei uns. Nun konnte ich einen Blick in die Karre werfen, alles voller Marmeladengläser, verschiedene Sorten. In französisch pries sie die einzelnen Gläser an, Jola nahm eins mit Mirabellen. Nach der Antwort auf die Frage, woher wir kämen, begann sie deutsch zu sprechen und erzählte, sie hätte Bekannte in York im Alten Land. 4 € zahlten wir für das Glas; überteuert?, nach der Geschmacksprobe werden wir es wissen. Mit einem mit Akzent gesprochenem „Guten Appetit“ verabschiedete sie sich und zog weiter, erleichtert um ein Marmeladenglas.
Ohne Hast erledigten wir unsere Routinearbeiten auf dem Stellplatz in Heurteauville, Grauwasser und WC entleeren etc. Jola predigte gleich nach Ausfahrt vom Gelände „wir fahren aber nicht über die Fähre“….
An der Fähre nahm ich erstaunliches „Hochwasser“ wahr und war fast geneigt, auf die Fähre zu fahren, aber wir ließen es dann doch und nahmen den „Umweg“ von gut 12 Km auf jeder Seite der Seine in kauf. Jola redete sich den Umweg an der Pont Brotonne schön, indem sie sagte „die hätten wir sonst nie gesehen“.

Die Seine muss einen ökonomischen Einfluss auf das urbane Umfeld haben, selbst in kleineren Ort schien Industrie und Gewerbe angesiedelt, Prosperität ausstrahlend. Auf dem Campingplatz La Forêt trafen wir gegen 11.30 Uhr ein, quasi „wie befohlen“. Ich instruierte Jola für den Gang an die Rezeption mit „Baumfrei und Code fürs Internet“.
Platz 72 durften wir anfahren.

Großzügiges Gelände, mit Buchenhecken rundum eingewachsen. Die Anschlussstelle für Strom war ein Suchspiel, und natürlich schloss ich mein Kabel an die falsche (weil nicht beschriftete) Dose an. Nur wenig später erschien auf einem Elektro-Car die „Platzherrin“ und bat auf französisch „le/la cable“ zu verlegen, nach „la bas“ (dahin), mit einem Fingerzeig durch die Buchenhecke. Immerhin war sie mir behilflich, unser Kabel durch die Hecke zu ziehen und an die Dose anzuschließen und nach dem O.K. für „électricité“ zu fragen.
Jola war unterdessen mit Wäsche waschen, respektive die Waschmaschine bestücken, beschäftigt.
Nach dem Aufhängen der Wäsche fühlten wir uns bereit für ein auswärtiges Mittagessen. Im Ort stoppten wir am Restaurant La Petite Flamme, ein „dreigängiges“ Memü für 15 € kam uns gerade recht und ein Platz mit Frischluft war auch frei.
Gegenüber die Mauer zum Areal der Abbaye.
Jola war begeistert von ihrem Essen, meine Frites zu den Muscheln etwas labberig. Espresso danach. Wechsel über die Straßenseite, dort der Eingang zur Anlage der Abtei zu erreichen.
Gegenüber das Gebäude der Post.

Ich unterbreche an dieser Stelle meine Eintragung, weil ich der „Abbaye de Jumièges“ einen eigenen Eintrag widmen möchte und fahre hier dann „danach“ fort. Und Tschüss erstmal….

Die Hitze war unerträglich, auch wohl, weil kein Lüftchen wehte. Zweimal versuchte ich das minimalistische Schwimmbecken auf dem Campingplatz zu entern, leider verhinderten diverse Kinder diesen Versuch, Schwimmen war für einen Erwachsenen zwischen all diesen tobenden „Gören“ unmöglich.
Gegen 19 Uhr einen Ausflug unternommen, ich hatte als Alternative für den Pool eine Badestelle am Etang auf der Karte entdeckt, die wollten wir uns ansehen. Dörfliche Idylle in der Abendstunde, Schafe, Hühner und Kühe am Wegesrand, dazwischen immer wieder attraktiv umgestaltetes altes Gebäudegewerk, „Gites“ oder „chambre d’hôte“.
Der „See“ lag neben dem Golfplatz im Ferienpark mit Campingplatz. Ich erfrischte mich durch eine kurze Schwimmrunde im Flachwasser. Jola wollte meinem Beispiel morgen folgen.
Abendbrot draußen gegen 20.30 Uhr.