Seit gestern stehen wir auf dem Campingplatz La Forêt auf Platz 72. Angenehm groß, Buchenhecken mannshoch umgeben, Wasserhahn am Platz. Tour in den Ort, Mittagessen im La Petite Flamme, danach Besuch der schönsten Ruine Frankreichs „Abbaye Jumièges“. Abends Ausfahrt zum Étang am Campingplatz du Lac mit kurzem Bad zur Abkühlung meinerseits.
Rouen, je nach Messung mit OSMan zwischen 26 und 36 Kilometer entfernt, sollte heute angefahren werden. Wetteraussichten zwischen 10 und 11 Uhr Regen in Rouen wahrscheinlich, danach bewölkt und nachmittags sonnig. Eigentlich ideale Voraussetzungen für so eine lange Tour. Einige unangenehme Steigungen würden dabei bewältigt werden müssen.
Kurzbeschreibung: Kleine Orte, ländliche Bereiche, keine Seine weit und breit, manchmal auch befahrene D-Straßen. Weil verkehrsreiche Straßen gemieden wurden, längere Strecke als geplant. Ersten Eindruck von einer Art Trabantenstadt erhielten wir bei der Durchfahrt durch Maromme. In Rouen zum Glück gleich an die Quais gelangt, wo breite Wege auch durch Radfahrer genutzt werden durften. In der Ferne schon erste Türme von Kirchen zu sehen. Alle neuen / ehemaligen Speicher an den Quais umgebaut / umgewidmet zu Restaurants oder moderner Gewerbenutzung (Fitness etc.). Schon das erste Lokal „All Sports Café“ bremste uns aus bzw. ab, 12.30 Uhr, eine gute Gelegenheit für eine Stärkung nach gut 40 Kilometern. Fast alle Außenplätze besetzt, lautes Geschnatter. Bestellten Cäsar-Salat und einmal Falafel (Kügelchen). Der dunkelhäutige Servicemitarbeiter war flink, vergaß oder hatte nicht verstanden, dass wir Eau de Table haben wollten. Für meinen Geschmack besaß der Salat zu viel Grünfutter in Form von tellergroßen Salatblättern.
Unmittelbar vor dem Lokal am Kai lagen Ausflugsboote bzw. legten in der Nähe Flusskreuzfahrtschiffe an.
Den Weg zur Toilette sollten Menschen mit schwacher oder voller Blase rechtzeitig antreten, denn das Lokal zweistöckig und riesig. Überall liefen auf Monitoren Sportsendungen, u.a. auch Golf. Ich sah einen Abschlag, der zwischen Bäumen landete, wo Picknick machende Menschen auseinander stoben und der Ball dazwischen zum liegen kam. Die Weiterfahrt wurden durch einen Regenschauer unterbrochen. Stellten uns im Restaurantbereich unter und warteten einfach ab.
Jola lockte mich in einem Tempo an der Seine entlang, bis zum Ende, wo es erst aufwärts ging. In der Stadt schnell auf verkehrsberuhigten Straßen ins Zentrum gekommen.
An der Église Saint Maclu die Räder abgestellt. Erste Eindrücke im Bild festgehalten.
Dazu zählten die fachwerkähnliche Häuser.
Église Saint Maclu umrundet, überall altes Gemäuer in typischer Fachwerkhausmanier.
Abstecher zu dem les jardins de l’Aître Saint-Maclou.
Der Aître Saint-Maclou hat seinen Namen vom altfranzösischen aitre, das die Bedeutung von „Friedhof“ hat, abgeleitet vom lateinischen atrium, das den Innenhof vor dem Eingang einer römischen Villa bezeichnet, also im weiteren Sinne den Friedhof vor dem Eingang der Kirche, in diesem Fall von der Kirche Saint-Maclou aus dem 15. Jahrhundert.
Der Friedhof Saint-Maclou stammt aus der Zeit des Schwarzen Todes von 1348. Die erste Erwähnung findet sich im Jahr 1362. Nach einer neuen Pestepidemie im 16. Jahrhundert wurde es notwendig, die Kapazität des Friedhofs zu erweitern. Die Gemeinde beschloss daraufhin, einen Kreuzgang zu bauen, der mit Dachböden versehen werden sollte, um die Gebeine aufzunehmen. Der Bau des Beinhauses begann 1526 mit dem Westflügel unter der Leitung von Guillaume Rybert. Der Nord- und der Ostflügel wurden in den folgenden Jahren gebaut und 1529 und 1533 fertiggestellt…….1911 ersetzte ein Internat für junge Mädchen die 1907 geschlossene Brüderschule. Im Jahr 1927 erwarb die Stadt Rouen die Gebäude, die in einem halbverlassenen Zustand belassen wurden. Es war geplant, das normannische Kunstmuseum in der Kirche Saint-Laurent einzurichten, aber nach der Restaurierung der Gebäude zog schließlich die Schule der Schönen Künste 1940 nach dem Brand in der Halle aux Toiles ein und nahm 180 Studenten in ihren Räumen auf, bevor sie im Sommer 2014 umzog. Bei archäologischen Ausgrabungen im Hof in den Jahren 2016 und 2017 wurden zahlreiche Skelette geborgen. (Teilweise Wikipedia entnommen).
Durch den „Hinterausgang“ gelangten wir nach ein paar Schritten auf die Shopping-Meile von Rouen.
Calzedonia bot Jola keine adäquaten Dessous, dafür war diese Filiale in einem altehrwürdigem Gebäude untergebracht. Die Dekorfiguren am Eingang, ob Original oder nicht, passten natürlich bestens zu dem Sortiment.
Die Salate müssen gut gewürzt gewesen sein, schon stellte sich „Kaffeedurst“ ein.
Eine Bar vor dem Justizpalast, ehemals Sitz des normannischen Parlaments, bot ein paar freie Plätze an. Jola gönnte sich einen Crêpe, ich einen Kaffee.
Wenn schon hier am profanen Bau der Gotik angekommen, konnte ich gleich einige Bilder schießen.
Da, wo ich das Dekor von Calzedonia abgelichtet hatte, da befand sich eine Sonnenuhr über dem Durchgang eines Torbogens.
Trotz umfangreichen Angebots neigten wir nicht zum Konsumieren, allein der Gedanke, eine Hose anzuprobieren, verursachte mir Schweißausbrüche. In einer Seitenstraße schon bekanntes Schmuckwerk für Straßenfeste oder ähnliches.
Dann die Kathedrale, monumental beeindruckend, und geöffnet. Ehrlicherweise bin ich kein Kirchgänger und kenne mich auch nicht besonders mit den Baustilen aus. Bewundernswert dennoch die architektonischen Leistungen unserer Vorfahren!
Zur Kathedrale in Rouen bliebe anzumerken: 151 m hoher Turm, dessen Spitze aus Metall besteht und der höchste Frankreichs ist. Zweimal wurde die Kirche zerstört, einmal 841 von den Wikingern, dann 1944 bei der Bombardierung durch die Alliierten. Unter der Kirche besteht das Fundament u.a. aus Resten einer Basilika aus dem 4. Jahrhundert. Im Innern beherbergt die Kathedrale diverse Gräber von Herzögen und Königen, dabei das von Richard Löwenherz.
Bei so vielen Kirchen fiel die Orientierung nach dem Rundgang schwer, wo hatten wir nur die Räder abgestellt?
Kreisten durch die Gassen, was Jola zum Einkauf eines Baguette animierte, Eichhörnchen sorgt vor, denn unsere Ankunft in Jumièges würde vermutlich erst gegen 19 Uhr sein. Dann die schmale Gasse Rue Malpalu mit der Zufahrt zur Église Saint-Maclou gefunden, wo am Ende die Räder an einen Baum gekettet waren, und noch da standen.
Rückfahrt ca. 31 Kilometer.
Gestrampelt an der D592, manchmal auf kombinierter Bus-/Radspur, manchmal durch Streifen abgetrennt oder auch nicht. Diesmal ein Stück an der Seine bzw. mit Sicht auf diese gefahren. Mit letztem Saft im Akku den Campingplatz erreicht. Erschöpft den Tee genossen. Ich später noch zur Erfrischung geduscht, Jola blieb „salzig“.