Trotz der Schieflage des Wohnmobils ordentlich geschlafen. Beim morgendlichen Gang zum Sanitärblock ein paar Fotos vom Areal gemacht.
Hinter der Mauer führt der Weg nach Étretat
Lage des Platzes „De Renéville“ ein bisschen wie ein Bergdorf in Hanglage und herrlicher Aussicht auf „La Manche“, wie der Teil des Atlantiks hier genannt wird.
Beim Frühstück gab es quasi „Frühstücksfernsehen“, die Familie mit dem Wohnmobil auf dem Nebenplatz bot genügend Unterhaltung, gesehen durch unser Seitenfenster. Zwei Kinder, wobei es nicht eindeutig zu erkennen war, ob das jüngere ein Mädchen oder ein Junge war (Jola meinte „weiblich“). Egal, am Frühstückstisch herrschte Einvernehmen, Handynutzung hatte Vorrang. Ein Hund gehörte zur Familie, niedlicher schwarzer (Rasse?). Sein Kuschelsack wurde von einer Art Teddy beschlagnahmt, er lag, angeleint, davor und langweilte sich, kaute auf einem Büffelknochen oder hielt einfach die Nase in den Wind, ob nicht etwas Interessantes vorbeizog. Rollenverteilung klassisch, Mutter räumte ab, zog danach mit dem Abwasch zum Sanitärblock, Vater….. im Inneren. Der Hund freudig erregt, als er mit Frauchen den Müll wegbringen durfte, quasi „Gassi gehen“. Beim Zusammenpacken packten alle mit an, und schwupps waren sie auch schon verschwunden.
Étretat stand heute für uns auf dem Programm, rund 19 Kilometer unbekannte Strecke lagen vor uns. Jede neue Tour ein kleines Abenteuer, wie ist der Belag, der Verkehr, gibt es Radwege, Steigungen und Gefälle, Sehenswürdigkeiten, Umleitungen oder Sperren. Letztere erwähne ich schon mal, denn es kam eine!
Der Start gleich vom Campingplatzgelände aus, der ausgeschilderte Radweg „La Vélomaritime“ führte quasi durchs bzw. am Areal vorbei, allerdings begann es gleich mit einer Steigung. Die mündete auf dem Chemin des Falaises, der zuerst immer geradeaus zwischen kahlen Feldern hindurchführte. Spaziergänger und Wanderer waren ein paar unterwegs, immer war Zeit für ein „Bon Jour“. Nach 1,4 Km stoppte ich bei der Chapelle Notre-Dame de Lourdes. 1922 vermutlich gebaut, aktuell oft für Veranstaltungen genutzt.
Kurz darauf lichtete ich während der Fahrt eine der gefleckten Kühe ab.
Streiften Saint Léonard, dem Anschein nach hier ansässig wohlhabende Menschen, nimmt man Grundstücke und Häuser als Maßstab. Immer noch schmale, kaum befahrene Straßen, ein Gewerbegebiet umfahren, dann nach 6,5 km den Ort Froberville erreicht. Als wir diesen verließen, begann in gebührendem Abstand neben der D 940 ein gut 2,5m breiter glatt geteerter Radweg, eine Freude für jedes ungefedertes Vehikel mit zwei Rädern. Alles gut ausgeschildert und beschriftet.
Sogar neue Brücken schienen gebaut worden zu sein.
Die Laune stieg, der Blick hatte Zeit abzuschweifen; entdeckten reichlich reife Fliederbeeren, vorgemerkt für die Ernte auf der Rückfahrt. Nicht nur glatter, auch völlig ebener Radweg, auf dem ich nach etwas mehr als 10 Kilometern in Les Loges an einem Bahnhof eine Menge Menschen stehen sah, alte Züge im Hintergrund auf einem Gleis erkennbar.
Draisine nennt man bei uns diese Art sich auf Schienen fortzubewegen.
Etwas mehr als die Hälfte der Strecke war zurückgelegt. Links und rechts lag auf den meisten Feldern abgeernteter Flachs (Lin), so ging es 4 Kilometer bis wir in der Ferne wieder „Meer“ sehen konnten. Bénouville empfing uns mit Sperrschildern – Deviation – (Umleitung) und einer Kirche. Vor uns fahrende Autofahrer ignorierten dies und bogen ab, wir ebenfalls. Eine Schlange Wartender Mobilisten, wir daran vorbei, weitere Absperrungen, eine Veranstaltung, irgendetwas mit Autos (Autorennen?). Schoben uns zu den wichtigen Männern an den Absperrungen vor, „Étretat“ nuschelte ich einem entgegen, als ich merkte, hier war kein Durchkommen. Er brabbelte auf französisch mit sich und seinem Kumpel, zeigte hierhin und dort entlang, zuckte mit den Schultern…. Dann machte ein Zeigefinger einen großen Bogen. Danke, das war’s. Irgendwo musste doch ein Schlupfloch sein. Schoben die Räder rechts um die Kirche, ein Sperrgitter, kein „Wächter“, daran vorbei. Sahen einen Chemin …., der zum GR21 führte, dem Wanderweg nach Étretat. Doch kann man da mit dem Rad lag? Sah ziemlich unwegsam aus, also lieber auf der Rue de l’Église weitergefahren. Und da war plötzlich eine große vertrocknete Wiese, um die herum standen Wohnmobile, Zelte, Autos, sehr alte, aufgemotzte, bspw. Simca, R5 und diese Dinger (Foto).
Ein Verkaufsstand bot T-Shirts und Becher an, Mobiltoiletten standen bereit, aus Lautsprechern ertönte Musik, dann Ansagen.
Nur einen Weg weiter nach Ètretat hatten wir noch nicht gefunden. Am Ende der Runde um die Wiese auf der Straße reihte sich ein Rennauto an das nächste, fachsimpelnde Menschen, meist Männer, aber auch einige Frauen, sogar in Rennmontur, standen neben den Fahrzeugen. Ab und an röhrte irgendwo ein Motor.
Jola wirkte verängstigt, wollte mir nicht folgen, der ich einfach an den Fahrzeugen vorbei mein Rad schob und staunte. Autorennen in dieser schönen Landschaft, was für eine Sünde!
Ich fand dann den zweiten Chemin GR21 mit dem Hinweis auf dem verblichenen Holzschild „Étretat“ 4 Km. Auch hier standen anfangs noch etliche Fahrzeuge und im Austausch befindliche Fahrzeughalter. Aber ich hatte das Schlupfloch gefunden. Der Weg war dann „komfortabler“ als angenommen, zwar Schotter und löchrig, aber befahrbar. Auch hier wieder etliche Wanderer unterwegs. Mittlerweile brannte die Sonne, was man nur merkte, wenn man anhielt und stand.
Étretat muss ebenerdig liegen, so eine steile und lange Abfahrt in dieses museal wirkende Örtchen, dessen Kern aus Souvenirgeschäften, Restaurants, Hotels und dem Plage (Strand) bestand, während ringsum an den Hängen hochherrschaftliche Villen ein gut betuchtes Bürgertum vermuten ließen. Die Abfahrt bremsten wir am Parc de Loisir des Roches ab und verschafften uns mit dem Ausblick auf den tiefer liegenden Ort einen ersten Überblick.
Schon von hier aus sichtbar die Falaises von Étretat.
Bei den „Falaises von Étretat“ handelt es sich um Kreidefelsen, deren individuelle Form durch die Erosion entstand bzw. wohl immer noch entsteht. Monet hielt hier bei seinen Aufenthalten in 80 Gemälden Étretat fest! Am häufigsten verewigt wurden die drei Felsbögen Porte d’Amont, Porte d’Aval und Manneporte, u.a. auch von Matisse.
Entlang der Steilküste gibt es mehrere Wanderwege, die zu schönen Aussichtspunkten führen und ein ideale Fotomotive sein können.
Im Ort herrschte dichtes Gedränge, sowohl auf den engen Straßen, wohl sicher wegen der Autorennen, als auch auf Bürgersteigen. Dunkelhäutige Menschen, Kopftuch tragende, sogar beim Baden, Sprachenwirrwar. Restaurants gefüllt, teilweise am Eingang „complete“. Jola entdeckte in Souvenirläden Notizblocks zu günstigen Preisen, Schnäppchen sollte später gemacht werden. Ich deutete auf eine Patisserie hin, Jola nahm das gleich zum Anlass, Baguette zu kaufen und schleppte die beiden noch warmen Brote durch den Ortskern. In einer etwas abseits liegenden Straße ein Lokal, zwar keine Außenplätze, aber ansprechender Karte. Innen noch ein paar Tische frei.
Das Bild nahm ich nach dem Essen auf.
Wahl der Gerichte war, trotz englischer Unterstützung durch eine Servicekraft, nicht ganz einfach. Meine Auswahl, natürlich wieder einmal „nicht da“ (sorry). Da schloss ich mich Jolas Bestellung, dem dreigängigen Menü, an.
Gazpacho von Erdbeere (jedenfalls identifizierten wir beide geschmacklich das so) mit Minze. Agneau (Lamm) mit gerösteten Kartoffeln und Schokomus mit Himbeeren und Himbeersosse. Nur auf das Hauptgericht durften wir etwas länger warten. Am Ende zwei Petit Café.
Danach, jetzt gut gestärkt, begaben wir uns auf den Trail, die Wanderung zum Porte d’Aval.
Von der Promenade ein Blick auf die Chapelle Notre-Dame de la Garde.
Fast wie auf dem Marsch zum Berg Moses in Israel, eine Menschenschlange, sowohl aufwärts, als auch abwärts. Links sah ich ein „verbranntes“ Fairway des angrenzenden Golfplatzes. Bilder von Kalkfelsen.
Abstieg, langsam zu viel Sonne abbekommen. Jola besorgte die Notizblöcke, ich fand eine neue Kopfbedeckung für 10 €.
Jetzt die steile Strecke wieder hinauf, Abstecher zur Chapelle.
Selfie gemacht.
Das war die Tour hin:
Zurück auf gleicher Strecke, immer Gegenwind, und das nicht nur ein bisschen. Unterbrechung, Fliederbeeren mussten geerntet werden.
Jola mit dem letzten Tropfen Strom im Akku am WoMo angekommen. Mein Akku (im Körper) war auch ziemlich aufgebraucht.
Das war’s dann wohl in Fécamp. Mal schauen, wo wir morgen landen….