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Norwegen (2. Reise) The End

07.07.2023 Freitag

Bei Tageslicht war die Umgebung in Aalborg schnell wieder vertraut. Das Weib müder als ich, schlief etwas länger. Nach einfachem Frühstück Spaziergang in die Stadt. Promenade (so heißt hier eine Straße am Wasser) gegangen, die Eisenbahnbrücke geöffnet, für Segelboote, ziemlich rasch hoben sich die beiden Brückenteile..

Die Leser aller Reiseberichte dieser Tour erinnern sich, hier auf dem ehemaligen Areal der Spritten Fabrik (u.a. Aalborg Aquavit) wurde ordentlich gebuddelt, riesige Rohre sollten verlegt werden (das Abwassersystem der Region verbessert werden; so in etwa übersetzte ich mir einen dänischen Text). Aus einem Gully roch es entsprechend, eben nach Kloake und nicht (mehr) nach Aquavit.
Wir bogen in unbekannten Terrain, ab vom Uferweg, ab. Eine Kirche (St. Maria), Jola meinte, romanischer Stil, was das denn sei, meine unbeholfene Frage. Ja, eben gedrungener Bau….Na gut, ich bohrte nicht weiter nach.
Wir lernten danach die andere Seite von Aalborg kennen, kein Glamour, normales Straßenbild, wo man durch Einfahrten einen Blick ins „Hinterland“ der Mietshäuser werfen konnte, manchmal idyllische Hinterhofatmosphäre, aber auch Müllplätze. Wir gerieten in die Shopping-Zone, wie es mir mein Instinkt bereits öfters zutrug, schnell abbiegen in Seitengasse, 50m und geschichtliche Kultur sprang mich an. das Aalborg-Kloster „Zum Heiligen Geist. Im Innenhof ein Springbrunnen mit angrenzendem „Paradies“ (The Paradise Square).

Wieder vom geschichtlichen Pfad abgewichen gleich der Blick auf eine eher modern kommunikativ wirkende Innenhofatmosphäre….

……mit Blick auf die adrett weiß leuchtende Budolfi-Kirche (www.aalborgdomkirke.dk).

Hier am Platze befand sich das Søgaards Bryghus, in dessen Inneres wir einen Blick warfen und, neben den typischen Kupferkesseln einer Privatbrauerei, Leckeres in der Auslage entdeckten (bemerkenswert: Ukrainisches Zuckerbrot) …..

Schweren Herzens verzichteten wir auf Bestellung und Einkauf. Die Mitarbeiterin bedankte sich für unsere Komplimente. Zurück auf die Konsummeile, bzw. gleich danach auf den Uferweg zum Wohnmobilstellplatz, denn bis 12 Uhr muss die Karte zurückgebucht sein.
Abfahrt mit Ziel Deutschland bzw. der Nähe zu Flensburg. Die Autobahn voll, Laster auf zweispurigen Strecken auch bei 110 km/h ein Hindernis, was zu Schlangen auf der Überholspur führte. Unfall auf der Gegenfahrbahn, ein Auto musste sich überschlagen haben, lag kopfüber auf der Fahrbahn. Stau baute sich gleich mehrere Kilometer auf, Einsatzkräfte aktiv. Jola hatte einen Campingplatz in Kruså aufgetan, mit Schwimmbad, 2 Km bis Wasserleben. Zwischendurch Pause auf einem Rastplatz, Stullen geschmiert (Jola), Beine vertreten (ich).
Campingplatz an falscher Stelle gesucht, Mehrarbeit, mehr Kilometer, mehr Zeit, mehr Nervenaufreibung, aber gefunden, aber nicht gleich richtigen Platz, weil kein Sat-Empfang, Platzwechsel kein Problem, genügend freie Fläche.
Nach Wasserleben, Beschreibung erhalten, trotzdem anders gefahren, erst 4Km nach Kollund, dort am Wasser mit Blick auf „Deutschland“, sprich, Wasserleben mit seinem Badestrand. Radweg hier nach Deutschland „anspruchsvoll“, sprich; Steigungen /Gefälle quasi nur zu Fuß zu bewältigen.
Heiß war es geworden, so fühlte ich mich auf schattigem Waldweg ganz wohl, in Wasserleben schien das Gelände um den Badestrand gerade erst fertig bzw. noch im Endstadium der Realisierung befindlich. Am Ende des Strandabschnitts ein Fahrrad, Symbol für was?

4 Km bis Flensburg, die nahmen wir noch auf uns. Leider bildet die Nordstadt in Flensburg kein erbauliches Entree für eine eigentlich so nette Stadt.
Bei Edeka (das soll keine Werbung sein) Lebensmittel zu (seit Norwegen) wieder einmal günstigen Preisen erworben (wie im Rausch). Zwei Halbe Hähnchen vom mobilen Händler mitgenommen
Die Grenze auf dem Stück Radweg irgendwie unübersichtlich, war man schon hier, oder noch da, und was war „Hier“ und was war „Da“? Ein Gatter mit Zaun zeugte noch von der Angst der Dänen vor der Schweinepest (im Übrigen in mindestens 7 Sprachen Hinweis zur Schweinepest; Text auf Rastplätzen: „keine Lebensmittel in die Natur werfen“).
Salat mit Hähnchen und Bier, hört sich nicht besonders kulinarisch an, war aber ideal.

08.07.2023 Samstag

Ein Blick auf die Tourenkarte der Kommune Aabenraa mit seinen 20 Vorschlägen zeigte bald, dass nur der an der Küste entlang führende Ostseeradweg bzw. der Gendarmenstieg infrage kamen. An einigen Stellen verliefen sie parallel. Vom Campingplatz nahmen wir den gleichen Weg Richtung Kollund, bogen jedoch auf die geteerte Straße namens Gammel Kirkevej ab. 2 Km zwischen Mais- und Kornfeldern, am Pflegeheim vorbei, was als weitläufiges Flachbaugelände wie eine Feriensiedlung anmutete. Dazugehörend scheinbar Pferde, eins wurde gerade von einigen Personen umringt. Auf einem umzäunten Areal eine Einrichtung fürs Ringreiten.
An der Kreuzung zeigte uns das blaue Schild mit der „8“ wo’s langging. Einsam und ungestört konnten wir die meiste Zeit auf asphaltierter Straße radeln, der Sonne Strahlen durch den Fahrtwind derzeit wohltemperiert. Die nächsten 2,5 Km sahen wir noch kein Wasser, dafür vereinzelte, manchmal versteckt Häuser, das Ortsschild zeigte Dubjerg an. Die Straße endete an einem solcher Häuser, ein Kiesweg begann, Schild „Privatweg“. Es konnte ja nur der „8“ sein. Jola fluchte über das Stück Kiesweg, obwohl er nur einige Hundert Meter zählte. Wieder Asphalt, aber „links“ zeigte der „8“, das konnte nicht stimmen. Entschieden uns, der Hauptstraße Richtung Sonderburg zu folgen, immerhin ein befahrbarer Seitenstraßen. Bei Kelstrupskov bogen plötzlich auf der anderen Straßenseite Läufer auf den Seitenstreifen und liefen dem Verkehr entgegen, nichts passiert. Unterwegs an einem skelettierten Reh am Straßenrand vorbeigefahren, muss wohl schon länger gelegen und von Aasfressern bearbeitet worden sein. Endlich konnten wir die Hauptstraße verlassen, 2 Km bis Rønshoved, nur eine Hundebesitzerin beim Gassigehen, sonst wir allein auf weiter Flur.
Dann endlich das Meer in Sicht. Die beiden Ochseninseln mittig.

Kurzbesuch im Ort, dort kein Ostseeradweg direkt am Wasser, demzufolge wieder zurück zur Hauptstraße, jetzt mit Radweg und Ausschilderung „8“. In Sønderhav erfolgreich ans Wasser, Ministrand, Parkplatz für Wohnmobile und Surfer. Wasser mit Seegras bedeckt, kein Badespaß an dieser Stelle.
Rechter Hand Hanglagengrundstücke, Neid soll keine besondere Tugend sein, aber wer würde nicht gerne in so einem Haus wohnen / residieren?

Jola trieb zur Eile weiter, wollte noch nach Flensburg. Also in die Pedale getreten. In Wasserleben bremste ich sie aus, eine Erfrischung im Wasser wollte ich mir gönnen.
Badehose an und, ja erst einmal bestimmt Hundert Meter durch welliges kniehohes Wasser gestakst, Sonnenbrandgefahr drohte oberhalb der Wasserfläche. Mutig warf ich mich ins Meer, schockgefrostet und von Wellen wieder ins Flache gespült. Das machte keinen Spaß.
In Flensburg die Fußgängerzone durchschritten, die Wikinger kauften ein, voll war es. In der Bar „Plan B“ einen Kaffee getrunken, ich spendierte mir eine Scheibe Bananenbrot.
Ein Stadtführer erzählte auf den gegenüberliegenden Seite einer Gruppe die Geschichte zu den über der Straße hängenden Schuhen, ich konnte es nicht verstehen, und hatte, früher einmal nachgelesen, es schon wieder vergessen.

Für unsere Freunde aus Bad Schwartau: 2 Snipes-Läden gibt es in Flensburg!
Während Jola den Drogerieladen leerte, sammelte ich Eindrücke menschlicher Gestaltungskunst in Form von Haar, Schuh, Hemd oder Kleid. Haar, schulterlang, zweifarbig; links blond, rechts lila, kann man machen, sieht aber sch… aus.
Nur nicht lästern, wir schoben uns mit den Rädern bis zum Wochenmarkt vor. Unterwegs der Beweis (Flensburger Bier), wir waren in Flensburg:

Marktschreierisch verhökerte ein Standbetreiber (vermeintliche) Reste, Himbeeren, süße Bananen, Nektarinen und Erdbeeren, alles für fast „Nothing“. Jola kam mit Nektarinen und Erdbeeren bepackt an. Wohin jetzt noch damit, der Korb war schon voll. „Jetzt müssen wir aber zurück„, so der Kommentar. So geschah es denn auch.
Die Erdbeeren litten unter schlechtem Radwegbelag, es gab einen Milchshake.
Ich besuchte das Freibad, gut 10 x 10 Meter, angenehme Temperatur, keine Algen, nur verliebte Jugendliche beim Paarkampf im Wasser störten manchmal.
Es kündigte sich Besuch an, Tochter und Freund auf der Rückreise von einem Dänemark-Trip.

Es erschienen mit lautem Getöse vier Österreicher, hoch oben saßen sie auf ihren glänzend polierten Traktoren, im Schlepptau kleinste Wohnwagen, teil Marke Eigenbau. Auf einer Rundtour, ausgehend vom Städtchen Irschen in Kärnten bereisten sie im Uhrzeigersinn Deutschland und angrenzende Länder. 300 Km würden sie pro Tag schaffen, bei ca. 40 Km/h.

09.07.2023 Sonntag

Gemeinsames Frühstück, danach Verabschiedung, u.a. auch die der vier Traktorfahrer.

Wir machten einen Ausflug in die dänische Militärwelt und dunkle deutsche Vergangenheit, Frøslevlejren. Eine gut erhaltene Gedenkstätte, hier wurden gegen Ende des 2. Weltkrieges viele Dänen interniert und nicht in deutsche Konzentrationslager verbracht. Jetzt Museum, Schule und Freizeiteinrichtung.
Der Weg dahin war mühsam, Grund war, eine Straße endete auf einem Feldweg, an dessen Ende die Bauarbeiten für eine neue Trasse begonnen hatten, jetzt am Sonntag ruhte die Arbeit. Räder mussten über hohe Kanten gehievt werden, jemand war „sauer“. Also, wo „E45“ steht, dort die gestrichelte Linie, der Feldweg, die neu im Bau befindliche Straße nicht eingezeichnet, führte von der gestrichelten Linie bis zur „1“, fahren auf Untergrund für Straßenbau. Das eigentliche Ziel wäre „3“ gewesen, verhindert durch die Bahntrasse. So durch Natur und den Ort Fårhus und weiter bis zur Gedenkstätte.

Umfangreiche Ausstellung (https://froeslevlejren.dk/) über sämtliche Einsätze Dänischer Soldaten seit dem 2. Weltkrieg als Friedensmissionen im Auftrag der UN oder ähnlicher Organisationen, u.a. Kosovo, Osttimor, Afghanistan, Zypern, Gaza, Südsudan, Namibia, Irak, Mali, Korea, Kongo.
Landkarten, Fahrzeug – Jeep – , Granaten, Schusswesten, Tarnanzüge, Devotionalien aus fernen Ländern, Verdienstorden, Sportpokale (?), dazu diverse Fotoalben aus Privatbesitz. Videos über Kontrollfahrten.

Morgen geht es nach Hause.

Norwegen (2. Reise) – Kristiansand (back to ferry) –

04.07.2023 Dienstag

Die Entscheidung war schnell gefallen, auch wenn es am Morgen nicht mehr ganz so regnerisch aussah, wir zogen um 09.15 Uhr weiter. Evje, ein Ort im Setesdal, das unbedingt noch gesehen werden wollte. Außerdem wäre ein kurzer Abstecher nach Dalen, das lag direkt auf dem Weg, gewünscht, dort ein altes Hotel und der Telemark-Kanal.
Von 500 Höhenmetern auf gerade 100 Höhenmeter, erstreckt auf 20 Km, abgesunken. Nach 30 Minuten ein Stopp, nicht mehr weit bis Dalen, Kommune Tokken

Nun, die Landschaft ähnelt sich in Norwegen eher öfters, mancher Reisende würde sie sogar als eintönig bezeichnen. Mittendrin jedoch sind die Geräusche der Fließgewässer, dann wieder die Stille, die engen Straßen, die Steigungen, der Weitblick, nicht so realistisch abzubilden. In oder kurz vor Dalen wieder ein gelbes Schild mit „Strengt / Closed“, eine Straße gesperrt, ausgerechnet die, die wir nehmen wollten. Zum Kanal 2,5 Km, auf dem Weg auch das „alte Hotel“.

Am Kanal ein Stellplatz für Wohnmobile, Jola begeistert von der Lage.

Dalen hinterließ bei der kurzen Besichtigungstour einen adretten Eindruck, ein Ziel für eine nächste Norwegen-Reise. In 4 Km wieder fast 400 m gestiegen, dann die Verzweigung 41 / 38 und die Sperrung. Zwei Motorradfahrer aus Finnland standen und schauten suchend in eine analoge Straßenkarte, wirkten ratlos. Ich hielt hinter ihnen, was nun? Norwegisch mit Hilfe des Internets übersetzt, was uns die Erkenntnis brachte „An Arbeitstagen zwischen 8 und 9 Uhr und 15 und 16 Uhr offen“, ansonsten gesperrt. Ein VW Bus kam und hielt neben mir, er sei bis zur Sperrung gewesen, kein durchkommen. Die Finnen kamen und suchten bei mir Rat, der brachte sie nicht weiter. Ich wendete, dann eben nicht ins Setesdal, sondern nach Vrådal (dort standen wir letztes Jahr im Regen auf dem Campingplatz).

Rest der Strecke schenke ich mir, viele neue Abschnitte, dadurch Baustellen, Bagger knabberten an Felsblöcken, deren Ergebnis gleich klein gemahlen und verarbeitet wurde. In Amli bei Kilometer 140 ein Zwischenstopp, günstig die Bäckerei im Zentrum, scheinbar bekannt, denn gut besucht. Ein belegtes „Puffbrot“, fast alle Brote sind in Norwegen „luftig“, und ein Vanilleschnittchen.

Die Dame gönnte sich ein zusätzliches Kalorienstück. Die wollten verdaut werden, deshalb kurzer Ausflug im Ort. Hübsches Haus an der Brücke.

Nun noch gut 100 Km bis Kristiansand, Evje war gestrichen. Um 15 Uhr auf dem Campingplatz Roligheden. Die Laune war, wie das Wetter, besser geworden. Jola beantwortete diverse Nachrichten. Schnell war das Restaurant gewählt, in dem der XX. Geburtstag gefeiert werden sollte. Unser vierter Aufenthalt in der Stadt erleichterte uns die Wahl, „TilStede mag og mer“ (https://www.tilstedematogmer.no/).
Wir mussten uns sputen, es war 17 Uhr gerade vorbei, dort im Lokal nur bis 19 Uhr geöffnet. Bei Sonnenschein fix den bekannten Weg in die Stadt abgestrampelt. Die Nebenstraßen im Zentrum wirkten leblos, in der Fußgängerzone herrschte Hochbetrieb. Im Restaurant ebenfalls, aber uns wies die nette Bedienung unsren „Stammplatz“ zu. Das Menü, 2 x, die Fischvariante und 2 Bier.

Wem sag ich es, nicht ganz billig, doch wir waren zufrieden, hier fühlte man sich nicht „übers Ohr gehauen“, es wurde erklärt, woher der Fisch und das Gemüse stammte. Beim Dessert durfte Jola aus verschiedenen Varianten auswählen, mächtig dieser Nachtisch, danach passte nichts mehr rein.
Beim Schalter der Fährlinie vorbeigeschaut, doch das Büro hatte schon geschlossen. Abstecher zu den Bryggen. Musik erklomm über die Holzhäuser hinaus, Menschen strömten zum Areal. Abgesperrt, bei wärmender Sonne saßen glückselige Menschen, meist mit einem Plastikbecher Bier in der Hand, auf Bänken oder einfach auf den Uferterrassen, standen auf der Fußgängerbrücke oder saßen in ihren Booten. Eine Bühne war in der Nähe des Eisladens aufgebaut (Teil der Reihe „Dienstags-Konzerte“), Instrumente standen herum, Musik dudelte laut vom „Band“. Ausgelassene Stimmung.

Ein Pommes zwischen all den Menschen auf dem Fußboden lockte Möwen an…

Frauen in der Überzahl, oft in Dreier- oder Vierergruppen unterwegs, redselig ohne Ende, der Typ, vielleicht ein „Zoo-Fan“ genoss das Alleinstellungsmerkmal „Mann“ am Tisch.
Die Musik der Gruppe, mit Sänger und Sängerin, melodisch, zum Schunkeln, unter Einheimischen die Titel offensichtlich bekannt, sprich, den Text mitsingend. Hände ragten schon nach dem ersten Lied in die Höhe, wir verstanden nur „Sha la la“. Kurz vor 20 Uhr ließen wir die Norweger alleine und fuhren zum Campingplatz zurück, es wartete noch eine Flasche Sekt auf Leerung.

05.07.2023 Mittwoch

Um mal mit etwas Negativem für diesen Tag anzufangen, die Duschkabine eng, keine Haken, es schwamm auf dem Boden, ich wechselte, immerhin Haken an der Tür, dafür muss hier kurz zuvor eine Enthaarung stattgefunden haben, Büschel nasser Locken bedeckten an verschiedenen Stellen die Fliesen. Nun, es gibt Schlimmeres, aber schön ist anders. Die Reinigungskräfte übten hier einen anderen Rhythmus aus, fingen erst am späten Vormittag an, daran lag’s vielleicht.
Vom Negativen zum Positiven, die Sonne schien. Badesachen wurden eingepackt. Geplant war ein Ausflug nach Baneheia zu den dortigen Badeseen. Zuvor auf bekanntem Wege ins Zentrum von Kristiansand, mit Durchfahrt durch Posebyen, dem alten „hölzernen“ Stadtteil. Hier das älteste erhaltene

Jola erledigte am Schalter von Fjordline die Buchung, für die Abfahrt mittags gab es weder für morgen noch für übermorgen ein Ticket, so blieb nur die abendliche Tour um 20.15 Uhr. Die Sonne täuschte ein wenig über die realen Witterungsverhältnisse hinweg, der Wind war frisch bis eisig. Zu dünn angezogen, wir verschoben den Ausflug zu den Badeseen, machten erst einen Stadtbummel, ich wurde mit einem schnell trocknendem T-Shirt beglückt, das zog ich später unter mein Polo-Shirt. Saßen vor der Kirche und ließen an uns die Menschen vorbeiziehen. Hinter mir eine Büste, darauf wachte eine Möwe, Ausschau haltend nach Fressbarem.

An der Kirche auf dem Platz vor dem Rathaus der Aufbau einer Bühne, Streetfood, Beginn um 12 Uhr.

Im angrenzenden Park eine Installation….ein Rieseninsekt?, oder Big Brother Is Watching you?

Streetfood öffnete, ein Rundgang, für uns nichts dabei. Plakate hingen aus, kündeten eine Kunstaktion über mehrere Tage auf Odderøya an. Mittagessen in Fiskebrygga, so wie Jola es gewünscht hatte. Vom gestrigen Trubel, der Bühne etc. nichts mehr zu sehen. Jola orderte Krabbenbrot, ich Fish & Chips. Am Terminal lag eine AIDA, die Gäste hatten Ausgang, eine endlose Schlange zog durch die kleine Hafenanlage, Gruppen besuchten die Fischhalle. Überwiegend hörte man Deutsch, alle Altersgruppen, jeder Modestil defilierte an uns vorüber, wegschauen war auch keine Lösung. Der Strom brach irgendwann ab, Kristiansand war temporär um – vermutlich – rund 3.000 Gäste reicher.
Durch die Blume gesehen….

Das Restaurant Enok Nilsen, in dem wir hier aßen, sehr zu empfehlen.
Freie Fahrt mit dem Rad hoch auf Odderøya, auch hier Touristen vom Kreuzfahrtschiff.
Etwas versteckt die Kunstaktion…

Hier durften Kinder und Jugendliche nach Herzenslust an der Fertigstellung der Objekte mitwirken.
Ein paar Ausblicke von den höchsten Erhebungen von Odderøya

Auf dem letzten Bild noch Überreste aus den beiden Weltkriegen zu sehen, auf diesem Gelände waren diverse Verteidigungsanlagen errichtet worden.
Zu Odderøya (https://www.visitnorway.de/reiseziele/region-suden/kristiansand/listings-kristiansand/odder%C3%B8ya-festung/35444/).
In der Ferne sah man schon die Schlechtwetterfront, für uns das Zeichen zum Aufbruch, Flucht ins sichere und trockene Heim von „Wieland“. Wettervorhersage traf exakt zu, um 16.30 Uhr begann der Regen.

Unsere heutige Fahrstrecke (grob vereinfacht).

06.07.2023 Donnerstag

Wir hörten und sahen vom Unwetter in Holland und Teilen von Deutschland, dass der Orkan Richtung Skandinavien abgezogen sei. Wir warteten ergeben darauf, was uns in der Nacht passieren würde, doch außer teils heftigem Dauerregen geschah kein Unglück. Gut, dass wir bei Ankunft den Platz mit Kiesuntergrund gewählt hatten, Regenwasser war schon wieder verschwunden. Jola hatte der Trommelwirbel zeitweise den Schlaf geraubt.
Gegen 11 Uhr verließen wir den Stellplatz und parkten draußen auf dem Parkplatz (Bootsanleger und Badestelle). Es war trocken, der Wind nicht mehr eisig, die Sonne schien, ideale Voraussetzungen für meinen Plan, den Botanischen Garten aufzusuchen, angeschlossen ein Museum und ein Landhaus Gamle Gård. Strecke, wie gehabt, stadteinwärts, dann an dem Fluss Otra einfach einige Hundert Meter weiter, die Gasse Gimleveien hinauf und schon war das Areal erreicht.

Gamle Gård

Ein kleiner Park mit einer Gesteinssammlung aus der Region, sowie die Sun Fisch, den man bei uns Mondfisch nennt.

Jola fing den einzigen Elch, den wir überhaupt in Norwegen, ausgenommen den Aufklebern für Autos, zu sehen bekamen.

Der Lustgarten um das Landhaus wurde zwischen 1897 und 1907 angelegt. Hier verweilte die „bessere Gesellschaft“ bei einer Tasse Tee oder…
1982 verstarb die Besitzerin und vermachte das Anwesen der Stadt, mit der Auflage, das Haus und seine Einrichtung im Originalzustand, quasi als Museum, für zukünftige Generation zu belassen. Um 12 Uhr war ein Führung, doch nur auf Norwegisch, das passte leider nicht. Rundgang durch den Botanischen Garten und Parkanlage.

Rückansicht des Landhauses….

Rückfahrt, über die Fußgängerbrücke ins Quartier Posebyen und von dort in das Erholungsgebiet Baneheia. Jola stöhnte, als sie den steilen Anstieg bewältigen musste, das Rad schiebend. Wieder die verworrenen Pfade, teils Wanderwege, die an Stufen endeten. Ein Aussichtspunkt gestattete ein Picture…

Der Badesee lag verlassen da, meine Badehose blieb im Rucksack, Handtuch vergessen, und zu stürmisch, außerdem zog es Jola zum Lunch. die letzten rund 700 Kronen verjubeln, Barzahlung. In der Fußgängerzone erwartete uns ein entfesseltes Volk beim Sturm auf Sonderangebote. Fast jedes Geschäft hatte vor seinem Eingang Ständer und Tische mit Sonderangeboten aufgebaut, bis zu 70% Nachlass. Kaum ein Durchkommen mit den Rädern zu unserem Ziel, TilStede. Nun, nach dem dritten Besuch, durften wir uns fast schon als Stammgäste bezeichnen. Und auch diesmal wurden wir von den Speisen nicht enttäuscht. Jola zog danach einen alleinigen Bummel vor, ich wollte die restlichen Kronen jetzt für Zimtschnecken verprassen, bei der Dampfbäckerei sah ich nur ein leeres Blech in der Auslage, alle verkauft. Also zum zweiten Favoriten Gehub, dort kosteten die Schnecke 43 Kronen, dafür reichte das Geld nicht für „4“, also nur drei geordert. Draußen vor der Tür stand ich mit meinen 36 Kronen, was damit machen, wieder zurück und gefragt, was ich für 36 Kronen bekommen könnte. Die Verkäuferin überlegte, lächelte und packte mir die vierte Zimtschnecke in meine Tüte, „it’s o.k and have a good journey“.
Blank nun in der Geldbörse begab ich mich auf den Rückweg, die Zufahrtsstraßen überlastet, weil an den Zebrastreifen ja norwegische Autofahrer immer halten und bei dem Besucherstrom keine Autos mehr vorankamen, stand Polizei mit Absperrband bereit und regelte den Übergang für Fußgänger. Busse stauten sich…

Am Rathaus das Gelände mit Streetfood heute besser besucht…

Um 14.45 Uhr treffen bei den Rädern, Heimfahrt.

Jetzt (17.55 Uhr) stehen wir auf Spur 1 am Fähranleger, Jola schmiert Brote für das Abendbrot und ich korrigiere meine Fehler im Blog.
Fähre fuhr „überpünktlich (20.10 Uhr) ab.
Starke Schwankungen auf dem Katamaran, vor allem, wenn man aus dem Sitz aufstand, dann wankte man wie nach der vierten Maß Bier.

Gegen 23 Uhr zog die Karawane der Wohnmobile von dannen, die meisten, wie wir, auf die Autobahn Richtung Aalborg. In Aalborg kamen wir am Stellplatz am Hafen gegen 00.00 Uhr an, wieder waren einige Plätze von PKW verstellt. Wir fanden trotzdem noch eine Lücke. Ein Schnaps, dann ging es ins Bett.

Norwegen (2. Reise) – Aurland / Geilo –

01.07.2023 Samstag

Schon früh verabschiedeten wir uns aus Gjerde, es war 9 Uhr, Astrid, die Rezeptionistin wünschte uns mit einem strahlenden Lächeln eine gute Reise, erwidert wurde das Lächeln und der Dank für den netten Aufenthalt, was zur Replik wurde „nette Gäste – nette Unterkunft – , natürlich alles in Englisch.
Wir waren auf den 30 Kilometern bis Gaupne auf unserer Spur die einzigen Mobilisten. So war zumindest an nicht so gefährlichen Stellen auch für mich einmal ein Blick in die Natur möglich. Nach einer Stunde stoppte ich an einer Bushaltestelle, Beine vertreten und Schnappschuss machen

Deutlich zu erkennen, fast windstill und Sonnenschein.
Wieder an alter Stelle in Sogndal angekommen, auf einer großen elektronischen Anzeigetafel der Hinweis, die „E16“ von Aurland nach Flåm ist gesperrt, man möge die Umleitung Rv 312 nehmen. Das würde uns treffen, denn wir wollten nach Flåm. Unbeirrt bogen wir in der Stadt ab, fuhren am vor ein paar Tagen besuchten Campingplatz vorbei nach Kaupanger, in einen 3 Km langen Tunnel eingefahren, an dessen Ende wir nach weiteren 45 Minuten kurz auf die Fähre warten mussten. Diesmal kassierte niemand, wurde wohl über das Autokennzeichen registriert.

Nach 2 Kilometern Kolonne fahre, wir durften als Letzte von der Fähre, ging es hinab ins Dunkle, der 6 Km lange Fodnestunnel. In Laerdal hätten wir eigentlich einen Stopp für die Besichtigung der vielen alten Holzhäuser gemacht, doch wegen der Ungewissheit mit der Sperrung setzten wir die Fahrt fort, lediglich bis zum Ortsausgang. Dort eine Schlange am Kreisel, Autofahrer suchten Hilfe bei zwei Menschen mit gelben Westen, die die Sperrung des Tunnels beaufsichtigten und Auskunft gaben. Eine Mure war abgegangen und hatte die Straße und den Radweg beschädigt, außerdem hing noch loses Geröll am Hang. Bis Aurland dürften wir fahren, weiter ging es nicht, auch nicht mit dem Rad käme man nach Flåm. Zum Campingplatz in Aurland, das ginge, er gab uns noch Ausflugstipps mit auf den Weg, der jetzt in den Laerdal-Tunnel, 24,5 Km lang, führte. Mein persönlicher Tunnel-Rekord.
Auf dem Platz Lunde Camping durften wir uns einen Platz aussuchen, Jola bekam an der Rezeption Bilder vom Unglück gezeigt.
Ich stellte mich direkt an den Fluss, nebenbei ein Tisch mit Sitzbänken, praktisch.

Durch die Sperrung gelangten wir in den Genuss, vom Hafen aus kostenlos eine Fähre nach Flåm nehmen zu dürfen. Jola stürzte sich in die Zubereitung einer Eierspeise, Kaiserschmarrn, die wir auf dem Außenterrain zu uns nahmen.

Stabiles Wetter trieb uns danach auf Erkundungstour in den Ort. Der empfing uns mit Transparenten, einer ausrangierten Turbine aus einem Wasserkraftwerk und später mit viel Kindergewusel.

Im Fluss tuckerten rote und gelbe Plastikteile, wahrscheinlich Enten, um die Wette.

An zentraler Stelle Stände mit Speisen, Naturprodukten und Informationsmaterial, abseits eine Bühne von der moderne Popmusik klang. Am Hafen standen wartend Menschen, auf dem Wasser ein moderner Katamaran heranrauschend. Wir beeilten uns, die Räder zu holen, was zu lange dauerte, die Fähre hatte schon wieder abgelegt. Also warten auf die nächste. Noch mehr Menschen wollten mit.

Zeit für ein paar Impressionen

Die Furcht, die Räder nicht mit auf die Fähre nehmen zu dürfen, war unbegründet. Der Stewart machte sich mit Jola einen kleinen Scherz, it’s very expensive.
Glück im Pech, so kamen wir zu einer kostenlosen Fjordfahrt.

Flåm, laut Statistik, 450 Einwohner, bei einer Besucherzahl von über 1 Millionen, ein Touristenmagnet, wohl auch wegen der traditionellen Bahnstrecke FlåmMyrdal, 20 Km, viele Tunnel, 684 m Höhenunterschied. Außerdem der parallele Radweg, die Kreuzfahrtschiffe etc. Asiatische Menschen heute hier in der Überzahl, viele mit Koffern, wohl auf dem Weg mit dem Zug oder Schiff nach Bergen.
Eine Erhebung am Hafenrand bot einen Punkt für Selfies:

Schauten uns das eigentlichen heutige Ziel, den Campingplatz, hier an. Tranken einen Cappuccino im Restaurant Flåmsbrygga. Viel war nicht mehr zu unternehmen, bis zur Abfahrt der Fähre um 16 Uhr noch etwas Zeit. Ein Kulturpfad, allerdings schmal und in die Hänge hinein. Ich wagte einen Abstecher, sah diesen „versilberten“ Baum und Panoramablickwinkel

Um 15.30 Uhr legte das Schiff nach Bergen ab, die meisten „Japaner“ verschwanden. Am Pier Nr. 2 warteten Menschen auf die Ankunft der nächsten Fähre. „Lady Elisabeth“ schipperte an den Kai heran, kein Katamaran. Es gab Gedränge und Ansagen der Crew, erst kämen die Gruppen an Bord, wir fürchteten schon um unsere Mitnahme, die nächste Fähre wäre die letzte für den heutigen Tag. Aber alle Wartenden durften aufs Schiff.

Der Murenabgang, die schmale Schneise sieht so harmlos aus, aber das, was dort herunterkam, reichte scheinbar aus, um die Straße und den Radweg zu beschädigen.
Beim Anlegen, einer der Crew bei der Arbeit…

Wetter schlechter, Fest zu Ende, die Band spielte noch auf der Bühne, wenige Menschen hörten in Regensachen zu.
Wir verzichteten auf den Aufstieg zum Aussichtspunkt „Stegastein„. Wegen Wetterumschwung werden wir nicht die Bahnfahrt machen, sondern nach Geilo fahren, erster Schritt in Richtung Kristiansand und Fähre nach Hirtshals.

02.07.2023 Sonntag

Jolas To Do – Liste für die nächste Norwegenreise wurde länger, Bahnfahrt Flåm-Myrdal, Radweg Rallarvegen, und Stegastein…., heute galt es den Regentag für die Fahrt gen Süden zu nutzen, Geilo war das anvisierte Ziel. Rund 10 Km stiegen wir kaum an, ab dann kreiselten wir in Serpentinen auf offener Straße im Wechsel mit Tunneldurchfahrten schnell auf 550 m hoch.

Schon wenig später bremste mich eine rote Ampel, darüber das Schild mit der Aufschrift „bis zu 5 Minuten Wartezeit“. Stondalstunnel: 2,3 Km lang.

Eine Viertel Stunde danach die erste freiwillige Pause auf einem Busparkplatz, Menschen liefen mit Kamera oder Handy wild durcheinander und über die Straße „50“. Ich tat es ihnen gleich. Es muss der Liverdals-See gewesen sein.

Nach 33 Km knackte ich die 1.000m Marke. Nach 60 Km eine Pause, 990m. Beine vertreten, Ausblick eher trüb, trotzdem ein paar Fotos gemacht. Der Strandasee bei Hovet gelegen, riesig, 1952 wurde ein Damm gebaut, der den Pegel um ca. 26 m ansteigen lassen kann. Aktuell schien eher Wasser zu fehlen, bemerkbar am Geröll rings entlang dem Ufer.

Es war 11.05 Uhr, noch rund 50 Km bis Geilo, auf rund 730m Höhe ein Schild über eine Sehenswürdigkeit „Hivju-Wasserfall“, mir als einer der „schönsten“ bekannt. Auf den Parkplatz abgebogen. Die Regenpause wollten wir nutzen. Ein in ein Holzbrett gezeichneter Lageplan, er ließ uns erst in die falsche Richtung marschieren, dann fanden wir den Einstieg…

Die Regenpause war nur von kurzer Dauer, schlüpfrig wurde es auf Felsgestein, …

…. nach wenigen Metern tauchte ein Haus auf, ein Mann grüßte, fragte, wo wir hinwollten, erst auf Englisch, dann auf Deutsch erklärte er, erst zurück gehen, dann ein Stück am Parkplatz vorbei, dort sei der einfachere Weg zum Wasserfall. Wir kehrten um, was für eine blöde Wegbeschreibung. Wir brachen am WoMo die Fortsetzung ab, stiegen ins Auto und fuhren weiter. Erste größere Siedlung „hier oben“ Hovet.
Es folgten vor einem Tunnel Achtung-Schilder „Schafe“, gleich dahinter standen sie dümmlich auf dem Asphalt und am Straßenrand, kauten und verdauten und blickten einen ängstlich an. Gab ich Gas sprangen sie erschreckt zur Seite. In Hol abgebogen auf die „7“. Es regnete immer noch, die Straßen glänzten von der Feuchtigkeit, den Pfützen, die sich schnell in gewölbten Fahrbahnen bildeten. Eine Lache war größer, das entgegenkommende WoMo fuhr hinein, die Fontäne spritze, eine Sekunde den Blickkontakt zur Straße verloren. in den Gegen 12.30 Uhr erreichten wir den Campingplatz Geilo Hytta og Camping, dessen Rezeption erst um 13 Uhr öffnete. Fuhren weiter nach Geilo hinein, parkten bei Highland Lodge, Hotel, Pizzeria und Bäckerei. Leider erst ab 14 Uhr warme Küche. Statt Lunch einzunehmen besorgten wir uns aus der Bäckerei 4 Zimtschnecken und kehrten zum Campingplatz zurück, diesmal bekamen wir Platz 11.
Punkt 14 Uhr standen wir wieder „auf der Matte“, saßen am gleichen Tisch vor dem so echt wirkenden Kamin und bestellten wieder Pizza. Gäste kauften oft Zimtschnecken, bestellten dazu einen Kaffee und setzten sich so ins Restaurant, wer warm aß, aß Pizza, soweit ich das beobachten konnte. Die Pizza dünn, kross, mit nicht zu dickem Rand, meine hieß Il Capo (249 Nkr.). Wir hatten keine Eile, weil ohne Unterlass der Wettergott nachholte, was er wochenlang versäumte, es regnen zu lassen. Jola ließ sich vom Gemurmel der Gäste einlullen, das trotz der großen Anzahl von nicht gerade leisen Kindern.
Nun sitzen wir im WoMo, immerhin trocken. Den Tag (die Reise) Revue passieren lassen. Viele Seen und Fjorde, wenig Menschen, wenn, dann meist freundlich und hilfsbereit, Berge mit bewaldeten Hängen oder tiefen Schluchten, klarem Wasser, Flüsse meist reißend, einsame und oft enge Straßen, unglaubliche Tunnel, rücksichtsvolle Autofahrer, gut ausgestattete Campingplätze, immer steht im Restaurant als erstes eine Flasche Wasser auf dem Tisch, fehlt noch was?

03.07.2023 Montag

Es fehlten noch ….. die Gletscher.
Abfahrt im Regen um 10 Uhr. Jola wählte versehentlich einen falschen Ort im Navi aus. Gut, dass ich das gleich bei der Ausfahrt vom Campingplatz bemerkte. 470 Km wären mir auch zu weit gewesen. Austbygdi nannte sich der Ort, von dem es mehrere in Norwegen gab. Er befand sich am Tinnsjö. 90 Km, das war dann die richtige Entfernung. Gleich einmal vorweg die heutige Route, die nicht in Austbygdi (2) endete, nur zu einem Pausenstopp führte. Imposant die Höhenmeter, die ich „Wieland“ heute zumutete.

Zurück zur Abfahrt, durch die Neubenennung unseres Zieles fuhren wir durch Geilo und konnten in der Hotelbäckerei Brot und Zimtschnecken einkaufen, Proviant für die nächsten Tage, falls die Zimtschnecken so lange halten. Geilo war danach schnell verlassen, und schon ging es kilometerlang hoch aufs Plateau . Nach ca. 45 Minuten Fahrt durch derzeit fast menschenleeres Skigebiet der ersten Stopp für ein paar Schnappschüsse, auf 1.100 Höhenmeter parkte ich vor einer Hüttenanlage, die sich Vassatulan nannte (hier standen wir letztes Jahr ebenfalls für eine Pause). Bilderqualität durch Regen beschränkt. 7% Gefälle kam gleich bei der Weiterfahrt.

Karges, weites Land, würde sich sicher gut eignen für Szenen aus „Herr der Ringe, Schlacht um Mittelerden“.
Auf der heutigen Strecke sahen wir öfters „wild“ übernachtenden Wohnmobilisten in Parkbuchten stehen, einsamer konnte man kaum sein.

Alle 10 Minuten ein Stopp, Jola knipste sich die Finger wund. Mir reichten ein paar „Merkpunkte“ für die Strecke. Sonnenschein würde diese Panoramen in einem anderen Licht erscheinen lassen, so erinnerte es eher an englisches Hochland im Nebel….

Um 12 Uhr sanken wir von über 1.000m zurück auf gut 240m und standen in Austbygdi vor dem Bäcker, den Jola ausbaldowert hatte, wegen lecker Kuchen und Brot. „Wieland“ hatte zur Abkühlung (Motor / Bremsen) eine Pause verdient, wir ein Stück Kuchen.

Den einzigen Sonnenstrahl für ein Umgebungsfoto genutzt…

Von der Terrasse der Bäckerei

Ich entschied, den Regentag nutzen, Weiterfahrt und Strecke (80 km) machen, nun das Ziel Åmot. Dahin uns ein bekannter Streckenabschnitt (Rjukan – lies dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Rjukan – mit dem Gaustatoppen, 1883m, dessen Gipfel besuchten wir letztes Jahr).

Hydro Energy Rjukan

Hoch ging’s wieder einmal, der Møsvatn (fast 180 Km Uferlinie) mit Staudamm (1903 gebaut), Pause auch für Zweiradfahrer….

Ein Stück im Nationalpark Hardangervidda auf Plateauniveau schnurgerade Strecke, ansonsten Auf und Ab, in der Gegend um Vierli wieder sommerliche Ödnis eines Skigebietes….

15 Uhr Ankunft auf dem Campingplatz Groven. Regen ließ langsam nach.

Pflückte einen „Blumenstrauß“, im Vorgriff auf Geburtstag.

Norwegen (2. Reise) – Nationalpark Jostedalsbreen –

29.06.2023 Donnerstag

Abfahrt aus Sogndal um 09.30 Uhr, wollten den Bäcker mit Brotkauf beglücken, doch die Norweger scheinen eher spät zu frühstücken, deshalb machte der Laden wohl auch erst um 10 Uhr auf. So lange wollten wir nicht warten, also ohne frisches Brot auf die „55“, rund 30 Km bis Gaupne, dann noch einmal die gleiche Entfernung auf der „604“ bis Gjerde, der Ort lag quasi am Ende des Tales. Unterwegs auf enger Straße ein langgezogener Pulk Radfahrer, die offensichtlich einer organisierten Tour angehörten, zwischendurch ein Verpflegungswagen, Kennzeichen „E“, also Spanier. Hier hoch im Norden eine Radtour, reichen da nicht die Pyrenäen?
Rechts die meiste Zeit der Fluss Jostedøla, manchmal schäumend, oft reißend, dann wieder im breiteren Bett sanft dahingleitend.

Zwischen den Schluchten vereinzelt bewirtschaftete ebene Flächen, dann ab und an in großen Abständen Wohnhäuser.
Jostedal-Camping am Ortseingang, Lage direkt am Fluss, geschützt durch niedrigen Deich, freie Platzwahl, 2 Nächte gebucht. Nicht allzu groß die Anlage, dafür alles tipptopp, mit für jedermann nutzbarer vollausgestatteter Küche, Esstischen, Fernseher, Geschirrspüler etc. Supermarkt und Tankstelle gleich um die Ecke.

Nette Servicekraft, die Jola gleich auf einer Karte die möglichen Radrouten kennzeichnete. Nach einer Teepause mit den Rädern zum Besucherzentrum, das sich ca. 3 Km entfernt befand.

Das Gebäude, im Original aus dem Jahre 1993, zwischendurch total abgebrannt und 2013, so wie hier stehend, wieder neu errichtet, ähnelte einem Helm der Römer, oder waren es Germanen oder die Schergen aus dem 30-jährigen Krieg?
Von hier aus war das „Endstück der Gletscherzunge“ bereits sichtbar, es sah aus, als wenn über dem Eis eine Plastikfolie gespannt war. Eher erahnbar als sichtbar der Gletscherzipfel, der auch hier fast jedes Jahr ein paar Meter schrumpft.

Mit dem Rad durften wir weitere 3,5 Km auf Asphalt dem See Nirgard entgegen fahren. Beschilderung eindeutig..

Auf beiden Seiten tundraähnliche Landschaft, durch die der Wanderweg zum Gletscher führte und ab und an die Straße kreuzte. Für Autos gab es einen mautpflichtigen Straßenabschnitt, den wir kostenfrei nutzen durften.

Am Ende der asphaltierten Straße angekommen, Toilettenhäuschen, Parkplätze, ein Fährangebot, man konnte sich über den See näher an den eigentlichen Gletscher transportieren lassen, hätte dann statt 3 Km nur 1,6 Km kraxeln müssen. Wir wählten die schwierigere Variante.
Gleich ging es über größere Geröllsteine, zwischen denen Wasser aus dem Berg zum See lief. Die Rinnsale mussten wir mit unseren Wackelbeinen trockenen Fußes überqueren, schon gleich zu Beginn kein leichtes Unterfangen. Holztreppen an größeren Felsen waren außerdem zu erklimmen.

Fast an jeder Stellen mussten wir uns gegenseitig die Hände als Stützhilfe reichen. Nach gut 300 m gab es bei mir ein Einsehen, die ganze Strecke würde ich mit meinen lädierten Gelenken nicht schaffen. Stopp und Kehrtwende.

Man muss auch mal aufgeben können.
Zurück zum Campingplatz, selbst dieser kleine Abstecher hatte hungrig gemacht. Es war 13.30 Uhr. Die Küche wurde ausprobiert…

Nachmittags das Besucherzentrum noch einmal besucht und die Ausstellung angesehen. Informativ erfuhr man wie sich die Gletscher bildeten, veränderten, sprich wuchsen oder schrumpften. Wie das Tal sich strukturell, demografisch und ökologisch entwickelte. Das Verhältnis von Landwirtschaft zur Raubtierpopulation thematisierte man hier ebenso mit verhärteten Fronten wie bei uns (bspw. der Wolf und die Schafe). Die Wiederansiedelung von Rentiere im Tal schlug fehl.
Am meisten ließ mich ein Satz auf einer Info-Tafel aufhorchen, nach dem es in den letzten 4 Millionen Jahren 20 Eiszeiten gab, die jeweils ca. 100.000 Jahre dauerten, unterbrochen von Wärmeperioden, die oft eine Zeitspanne von lediglich 10.000 Jahren umfassten. Die letzte Warmperiode dauere gerade rund 11.500 Jahre an und müsste bald (was das „bald“ auch immer heißen mag) zu Ende gehen, ups! Und die Klimaveränderung mit Erderwärmung aktuell, ein Hirngespinst? Wie passt das alles zusammen.
Abends dann der angekündigte Regen.

30.06.2023 Freitag

Regen war zu Ende. Als dichte Wolkendecke hingen die Tropfen nun in der Luft über dem Tal. Hatte im Internet eine norwegische Seite mit Wetterdaten gefunden, die offensichtlich ohne Werbung und Tracker auskommt (www.yr.no – in Englisch) –> zu empfehlen. Danach wird es im Laufe des Tages freundlich(er). Dann soll es zum nächsten Gletscher gehen, „Bergset“. Erst 5 Km mit dem Rad,…. dann Wandern.
Zum gestrigen Besuch des Besucherzentrums fiel mir heute noch der Begriff „Landkartenflechte“ ein. Das sind die auf Felsen und Geröll wachsenden grün oder oliv leuchtenden Flechten, die durch schwarze Ränder getrennt eben wie Landkarten aussehen. Durch das geringe Wachstum und hohe Alter werden die Flechten zur Bestimmung des Rückgangs eines Gletschers benutzt. Die Pflanze gehört zu den Primärpflanzen, d.h. sie entwickelt sich nach Fortgang des Eises zuerst. Soviel dazu von einem Laien.

Bis mittags betrieben wir Müßiggang, warteten auf Lichtung des Hochnebels. So um 12.15 Uhr starteten wir unsere Tour, kaum im Ort über die Brücke, die über den Krundaselva führte, bog die Straße Krundalen links den Hang hinauf ab. Befestigte Asphaltstraße, die auf den knapp5 Kilometern von 200 Höhenmetern auf 411 anstieg, sprich, es ging beständig bergauf. Ungestört von Autoverkehr durchfuhren wir dieses Seitental, das erstaunlich bevölkert war, teils sahen Häuser frisch gestrichen aus, teils fehlte wohl gerade Farbe im einzigen, sonst alles führenden Supermarkt in Gjerde.

Ein bisschen Ackerbau, Schafe natürlich und einmal eine Handvoll Rinder auf einer Hangweide. In der Ferne bereits der Gletscher in Sichtweite.

…… hier hatten wir Kilometer 4 erreicht.

Nach einem weiteren Kilometer rückte der Gletscher näher…

Die letzten 500 Meter, dann war die Straße „Privat“, links ging es zum Parkplatz und zum Wanderweg. Wir waren nicht allein, etliche Wohnmobil parkte hier.
Hier der Überblick zu unserer Anreise mit dem Rad:

Auf ging es zu einem neuen Abenteuer, hoffentlich war der Weg nicht so unwegsam wie gestern. Es war so gegen 12.50 Uhr, als wir uns auf Wanderschaft begaben, der Weg ein paar hundert Meter an eingezäunten Wiesen vorbei, zunächst noch breit, folgte er dem mäandernden Fluss, guter Einstieg für lädierte Knochen.

Bald wechselte das Gelände von Kies / Geröll auf sumpfig-mattschig,

Die ersten 10 – 15 Minuten also bereits ein abwechslungsreicher Spaziergang. Übers Wasser gehen…

Menschen trafen wir bis dato nicht. Gelernt vom gestrigen Walk, hatten wir heute unsere Wanderstöcke mitgenommen, willkommene Hilfe beim Überqueren der schmalen Stege. Nach einer 3/4 Stunde bot das Eis der Gletscherzunge ein bisschen mehr seines Ausmaßes

Klein und unwichtig kam ich mir als Mensch in dieser so eigentümlichen Landschaft vor, ganz anderes Feeling als beim Wandern in Südtirol.
An vielen Stellen plätscherte es plötzlich und Wasser lief zwischen Gestrüpp oder Geröll hin zum rauschen Fluss. Zweimal teste ich das Wasser, so kalt wie vermutet, war es gar nicht. Oft dominierte die Birke das Gelände um den Wanderweg, optisch erinnerten die meisten an die Krüppelkiefern. Wir trafen zwei Frauen auf dem Rückweg, ebenfalls vom Campingplatz, denen hatten wir am Vortag „unsere Steckdose“ am Verteiler überlassen, weil deren Verlängerung nicht reichte. „Der Weg sei gut, man solle sich nicht vom Wasser ablenken lassen, danach ginge es gut weiter…“, so ihr Kommentar.
Wieder auf Steinen über Feuchtgebiete gekraxelt, jetzt folgte ein leichtes Auf, im Blick das Eis. Es schien uns weit genug gegangen, ins Tal wollten wir nicht mehr. Gerade der richtige Platz für Selfies:

Ups da hatten die 10 Sekunden für den Selbstauslöser nicht gereicht…

Na bitte, geht doch, aber ein bisschen viel Schatten. Also noch einmal…

Na, wenn das nicht ein Schnappschuss ist. Leider ist der Gletscher hier nicht der Hintergrund, aber egal, der Vordergrund ist um so bemerkenswerter. So sah unsere Wanderung auf dem Papier aus, easy going!

Aber ganz so leicht war es nicht, uns hat es gereicht; wir waren zufrieden.
Abschied vom Gletscher…

Auf dem Rückweg wieder einige Menschen getroffen, insgesamt zählte ich um die 40 Personen, die sich dieses Naturphänomen ansehen wollten. Darunter einmal drei kleine Mädchen, das größte von ihnen vielleicht gerade 7 Jahre alt. Sie plauderten fröhlich, als sie mir entgegenkamen, kein Erwachsener weit und breit zu sehen. Waren es verwunschene Troll-Kinder? Später noch mehr Kinder, im Gebüsch, mit Würstchen am Stock in der Hand, der Rest der Sippe am Wegesrand an einem Lagerfeuer sitzend.
Dann noch die äußerst adrette blonde Frau mit Pferdeschwanz und schwerem Rucksack, die schüchtern, dennoch zielstrebig, mit festen Schritten ohne Hallo an mir gen Gletscher vorbeizog.
Wie schnell man Anzeichen des Weges vergisst, als ich dieses Selfie aufnahm, dachte ich, ich wäre schon am Ausgangspunkt, aber weit gefehlt…

…. noch 10 weitere Minuten waren zurückzulegen, dann stand ich wieder vor dem Wanderschild….

Insgesamt 6 Kilometer (hin / zurück) Marsch, da wusste mein Knie, was es geleistet hatte.
Jolas Sorge, der Akku hätte nicht mehr genug „Saft“ für die Rückfahrt, war unbegründet. Die 5,5 Kilometer schafften wir beinahe ohne zu treten, weil immer bergab.
Stärkung gab es in der Küche, Currywurst selbst gemacht.

Norwegen (2. Reise) – Sognefjord –

26.06.2023 Montag

Sonne am Morgen, bringt …..
zumindest kurzfristig gute Laune und ein Frühstück draußen. 8 Uhr vorbei, auch der Nachbar aus Heidelberg stieg blinzelnd aus seinem VW Bus, den Schlafsack zum Lüften über den Campingstuhl legend. Beratschlagen gemeinsam, wohin ist heute gehen soll. Übereinstimmend ein grobes Ziel, Sognefjord. Zum Abschied reichte ich ihm meine Handynummer, falls wir mal in der Nähe sind.
Der Sognefjord ist mit 204 Km der längste Fjord Europas und allein schon die heutige Anfahrt ein Abenteuer ohne gleichen. Ich stellte die Navigation der Strecke „ohne Maut“ ein. Umfuhren Bergen, durchfuhren auf E16 und E39 insgesamt auf 140 Km bis Lavik ca. 30 Km Tunnel. Kurz hinter Dale schickte mich das Navi auf die 569, ruckzuck von einer mit Wohnmobil gut befahrbaren Straße auf eine, quasi Schmalspur. 49 Km zeigte ein Verkehrsschild nach Romarheim an. Was nun passierte, nur ein „Idiot“ würde diese Strecke, soweit bekannt, mit einem Wohnmobil fahren!! Kurven ohne Ende, nie wusste ich, ob mir ein Fahrzeug entgegenkommen würde, also Schneckentempo, doch selbst das manchmal zu schnell. Auf jeder Straßenseite Ausbuchtungen, ausweichen war mehr als einmal angezeigt. Eine nutzte ich netterweise, um einen PKW vorbei zu lassen. Tunnel, so eng, ich hörte Fels schon am Aufbau schaben. Hinter einem Tunnel ein PKW auf dem Seitenstreifen, eine Frau winkte, anhalten! Lächelnd radebrechte sie in Deutsch, dies sei eine schwierige Strecke und es gebe einen sehr „speziellen“ Tunnel, sie würde uns geleiten und vorfahren. Es war der Wagen mit der Frau, den ich einige Kilometern zuvor vorbeiziehen ließ. Ein geschickter / gesandter Engel; so ins Schlepptau genommen, fuhr es sich etwas leichter. Doch weit gefehlt. Zwar blieben mir abrupte Gegenüberstellungen erspart, doch Ausweichmanöver waren mehrfach von Nöten. Furcht um den Außenspiegel, eine Stelle war besonders brisant, ein PKW wollte nicht weichen. Die Frau stieg aus und redete auf den Fahrer ein, noch lächelten beide, dahinter schon der nächste PKW, schlauerweise setzte der sofort zurück. Der lächelnde Fahrer begann zu rangieren, nutzte nichts, zu wenig Platz, um vorbeizukommen. Endlich Einsicht, das Auto fuhr einige hundert Meter rückwärts, wir konnten passieren. Dann der „spezielle Tunnel“, Geisterbahn wäre nichts dagegen, Zacken ragten wie von einem Drachenrücken von beiden Seiten der Fahrbahn entgegen, Kurven im Dunkeln, Jola zuckte nervös und griff um sich, Halt suchend. Wir schafften die Durchfahrt unbeschadet. Kurz darauf bremste die Frau ihren PKW, stieg aus und erklärte, die Strecke kenne sie wie ihre Westentasche, sie sei Krankenpflegerin gewesen und daher fast täglich hier unterwegs. Jola war so dankbar, sie schenkte der Frau einen Schlüsselanhänger, sie nahm den mit Elchen.
Die Strecke sollte jetzt besser werden, so die Frau. Diese 17 Km waren nicht unbedingt einfacher, vor allem, weil ja kein Geleitschutz mehr bestand. Wieder auf der E39, jetzt an einer Art Blinddarm des Sognefjords namens Risnefjord eine Raststation mit WC-Häuschen.

Ein belegtes Brot auf der Basis Pumpernickel zur Stärkung, da war es 13 Uhr.

Nach ca. 7 Km standen wir in Oppendal am Fähranleger, wo wir sofort auf das Fährschiff fahren durften. Eng wurde es dort, weil nur ein Platz zwischen zwei LKW frei war. Ein Mitarbeiter lotste mich millimetergenau in die Lücke. Nur nicht wackeln oder gar den falschen Gang einlegen. Hinüber ging es nach Lavik. Nach 16 Km auf der anderen Fjordseite bescheinigte mir das Navi ich sei in Lavik, stand aber auf einem Abzweiger namens Norevik, 16 Km entfernt vom Ort Lavik auf der „55“.
Vom sonnigen Wetter blieb nicht viel, graue Wolken und wenig später Regen, ungewohntes Feeling. Wohin jetzt? Optionen waren Høyanger oder Balestrand. 26 oder 69 Km Entfernung, wie weit wollte ich noch kurven? Im Regen die restlichen 26 Km bis Høyanger, der Stellplatz bei der Schwimmhalle, keine der drei versprochenen Stromanschlüsse vorhanden, direkt an der Hauptstraße gelegen. Machten eine Stunde Pause. Bei Nichtgefallen, Weiterfahrt, so kam es dann. Der Fjord verbreiterte sich, die Hänge wurden höher, Schnee lag vereinzelt, Wolken hingen über dem Wasser. Auch auf diesem Teilstück mehrere brenzlige Situationen, LKW und WoMo auf engen Straßen, da passte manchmal nur eine Haarnadel dazwischen.
Pausenstopp unterwegs….

17.35 Uhr, bei Saele, diese Kirche am Ufer des Fjords.
Balestrand lag hübsch gelegen, doch der Campingplatz verwaist, auf ewig geschlossen. Uns blieb ein einfacher Parkplatz vor einem Fahrradgeschäft / Taxistand. Regen begleitete den Resttag, abends gab es eine Tomatensuppe mit Maiseinlage.
Immerhin war hier Fernsehempfang, wenn auch gepixelt, wegen Starkregen und dichter Wolkendecke.
Welche Sehenswürdigkeiten wir morgen im Gebiet des Sognefjords entdecken werden, sicher wetterabhängig.

27.06.2023 Dienstag

Der Morgen begann mit ein wenig Hochnebel, auf den Bäumen in luftiger Höhe lag mehr Schnee als gestern vor dem langanhaltenden Regen. Die Luft mild, fast samtig, so würde man von weichem Wasser auf der Haut sprechen. Beste Voraussetzungen für die Ortsbesichtigung. Balestrand, Anfang des 20. Jahrhundert ein mondäner Bade- und Künstlerort (bspw. Gurlitt und Tietz als Deutsche ließen sich hier von der Natur oder anderen Dingen inspirieren), der Deutsche Kaiser war ab 1910 mehrere Jahre hintereinander zu Gast, im altehrwürdigen Hotel Kvikne’s. Dort soll sogar noch der Stuhl stehen, auf dem er zu der Zeit gesessen hatte (ich habe ihn nicht entdeckt). Wir bewegten uns zuerst zur Kirche St. Olaf (auch Englische Kirche genannt). 1897 fertiggestellt, orientierte sich der Baumeister an den norwegischen Stabkirchen. Der Hotelbesitzer ließ sie zum Andenken an seine 1894 verstorbene Frau Margarethe errichten.

Zum Hotel schritten wir keine 200m, dabei dieses „Tiny-Haus“ geschnappschusst.

Ein „verkorkster“ moderner Anbau verschandelte (zumindest) die Seitenansicht dieses prachtvollen Hauses, der hier glücklicherweise von der Vorderseite des Altbaus verdeckt wurde.

Die „Prinzessin“ bat zum Foto-Termin….

Eigener Badeplatz gehört selbstverständlich zur Hotelanlage.
Im Innern durfte ich ein bisschen meine Neugier befriedigen, blickte in den Salon:

So sah das Gebäude im „Gründerjahr“ 1877 aus.

Wir besuchten das nebengelegene Tourismus-Museum, dort lief im Erdgeschoss ein Film über die Ursprünge der touristischen Entwicklung von Balestrand. Im oberen Geschoss ein Café, Jola gönnte sich einen mit Schokolade überzogenen Eiweißschaum.

Durch die großen Frontscheiben blickte ich auf ein eine Galerie beherbergendes Haus. Ob der Künstler dort oben in der Glaskuppel seine Inspiration findet, möglich, bei den Ausblicken auf den Fjord fast wahrscheinlich.

Mittlerweile war die Zeit fortgeschritten, mich zog es zum Auto, Weiterfahrt nach Sogndal, einem größeren Ort in der Region. Wieder eine Fährfahrt, ab Dragsvik hinüber nach Hella. 162 Nkr. löhnte ich für die Passage. Dafür bot sich für mich einmal die Gelegenheit, unser WoMo von oben abzulichten.

Die letzten 35 Km dann nicht mehr ganz so enge Straßen. Der Campingplatz rund 3 Km außerhalb von Sogndal, hieß, wie der Ort, Kjørnes und lag traumhaft direkt am Fjord.

Der Weg in die Stadt führte über die Brücke…..

Die schöne Lage von Sogndal spiegelte sich leider nicht im Kern des Ortes wider, zu sehr ein Sammelsurium von Supermärkten, Geschäften ohne Anspruch auf ein bisschen „Chic“, Restaurants suchten wir beinahe vergebens. Fanden einen Schleichweg, der direkt am Wasser bis zu einer Badestelle führte und dabei eine kleine Neubausiedlung streifte. Über eine Fußgängerbrücke gelangte man zu der Badestelle.

Wir sahen auf einem Hügel hangaufwärts die Turmspitze einer Kirche, ob Stabkirche oder Nachbau war nicht zu erkennen. Neugier ließ uns den Aufstieg wagen. Neben der Kirchen eine Schule, Kindergarten etc. und Wohnhäuser. Blick von oberhalb auf die Kirche Stedje

Wieder am Wasser, ein letzter Versuch ein uns genehmes Restaurant zu finden, scheiterte. Die Verlockung, am WoMo einen leckeren Salat und dazu ein Gläschen Rotwein zu genießen, war zu groß. Also machten wir uns auf die Heimfahrt. Der Campingplatz jetzt fast ausgebucht.

Danke noch an unsere Freunde für den „Dandy“, schmeckte ausgezeichnet.

Nach Lektüre der verschiedenen Reiseführer juckte es mich, den größten europäischen Gletscher – Jostedalsbre – aufzusuchen, bzw. zumindest in seine Nähe zu gelangen. Mal schauen, was morgen so geht.

28.06.2023 Mittwoch

Noch war uns die Sonne weiter hold, morgen soll das Wetter umschlagen, so ein Nachbar, der heute weiter ins Jostedal fahren wollte, Gletscher anschauen. Das gleiche Vorhaben stand auf meiner Agenda. Mal abwarten….
Wir nahmen die Erkundung in Richtung Kaupanger in Angriff, der Weg zunächst parallel zum weitläufigen Areal des Campingplatzes, etliche Meter oberhalb hinter Nadelbäumen donnerten LKW oder andere Fahrzeuge auf der „5“ lärmend am Hang entlang. Ein paar neue mietbare Hütten und Wohnhäuser, dann endete die Straße. Es führte steil hangaufwärts ein Schotterweg, nicht zu empfehlen mit unseren Rädern da lang zu fahren. Also abgestellt und gewandert.
Vom Startpunkt aus gesehen…

In des Waldes Einsamkeit, lange Zeit kein Schw… weit und breit, nicht einmal ein Vogel zwitscherte. Dann plötzlich ein Fahrrad am Wegesrand, unangeschlossen, momentan besitzerlos. Auf und ab, mal mehr mal weniger Schotter, im Wechsel mit oben liegenden Baumwurzeln als Stolperstellen. Nächstes Objekt ohne Eigentümer eine gefüllte Wasserflasche. Rechts schimmerte tieferliegend grün das Fjordwasser durch die Baumreihen. Die Sonne brannte auf den freien Oberkörper, soweit der Wald keinen Schatten spendete. Erstes Anzeichen eines Liebesbeweises ….

Was auch immer uns dieses Hinweisschild sagen sollte, ob der Herzschlag sich nach 0,5 Km erhöhen würde (weil Steigung) oder vielleicht man auf den nächsten 500m seiner Geliebten / seinem Geliebten näher kommen würde, beides traf nicht zu.
1,9 Km zu einer „Hytta“, ein holzartiges Wanderschild wies den Weg.
Auf, bzw. neben dem entdeckte ich zuerst diese neue Bank …..

…. und dann im Sonnenlicht eine fast freischwebende Spinne mit ihrem Netz.

Erster Mensch begegnete uns, ob ihm das Fahrrad gehörte? Maulfaul war er jedenfalls.
An einer Stelle mit etwas Platz zum Ausguck an einem Pfahl ein Kasten, ein „Gipfelkreuz-Buch“, hier ohne Gipfel. Ein Muschelzeichen deutete auf den „Jakobsweg“ hin. Jola machte im Buch eine Eintragung.

Nach gut 30 Minuten gabelte sich der Weg, zwischenzeitlich tirilierten auch einige Vögel im Geäst der Bäume vor sich her, „Eide 1 Km“, nichts mehr von der „Hytta“. Noch vor Erreichen des Ortes auf einer Anhöhe Hütten, modern und gleich im Dutzend verteilt.

Was der alte Kahn hier sollte, vielleicht stand das Wasser früher bis hierher, eher unwahrscheinlich. Die Ferienhaussiedlung wohl gerade erst fertiggestellt, Leitungen lagen noch unverlegt im Wald herum. Jola war es genug, wünschte nicht mehr in den Ort, der tief im Tal am Ende des Fjordarmes lag, zu gehen.
Auf dem Rückweg Hundeausführerinnen , Walkerinnen und einen Mountainbiker getroffen. Nach Rückkehr zu den Rädern Fahrt in die Stadt, Einkäufe machen, am WoMo mittags gegrillt.

Norwegen (2. Reise) – Haugesund / Bergen –

22.06.2023 Donnerstag

Bergen musste noch warten, Jola hatte sich einen Zwischenstopp für heute ausgeguckt, Haugesund. Etwas mehr als 80 Km, davon einige „durchs Wasser“, sprich, mit einer Fähre. Das hatte Jola gar nicht auf dem Plan gehabt.

Zur Fahrt gab es nichts Nennenswertes zu berichten, eben außer, dass wir nach 35 Km in Mortavika auf Spur 6 15 Minuten auf die Fähre warteten. Überfahrt dauerte 24 Minuten. Kosten (keine Ahnung, gab meine Karte, und abgebucht war, Ticket nicht üblich).

„Wieland“ in der Pool-Position

Restliche Strecke unaufgeregt, Haugesund begrüßte uns mit riesigen Gewerbegebieten, Durchfahrt, Kreisel ohne Ende, dann das Zentrum hinter uns gelassen. Küstenansicht, der Campingplatz Haraldshaugen am Norwegischen Reichsmonuments, das hier 1872 aufgestellt wurde, fügte sich „lieblich“ in die Landschaft ein. Jola buchte einen Platz mit Seeblick.

Unterhalb des Geländes führte der Küstenweg entlang, 1,3 Km bis zum Leuchtfeuer und ein Stück weiter zur Badestelle. Eine Schulklasse auf Rädern raste zum Letztgenannten. Spaziergänger, ungewöhnlich viele für einen Wochentag, ah!, es waren Passagiere vom Kreuzfahrtschiff (ja, auch hier lag ein Riesenpott im Hafen).
Wir marschierten ebenfalls zum Leuchtfeuer, ein bisschen den Appetit anregen. Hier das WoMo vom Wanderweg aus, blümerant…

Rechts neben dem Küstenweg Siedlung von Einfamilienhäusern in bester Lage (soweit man das als gerade angekommener Gast beurteilen konnte).

Schafe und Ziegen weideten, sahen meist etwas gerupft aus, als wenn sie halb der Schere entkommen wären.

Auf dem Hinweg noch die Beschreibung der Umgebung geistig aufgenommen…

Badestelle

Dann die Landzunge zum Leuchtfeuer erreicht, riffeliger Weg, nichts für wackelige Knie oder Hüfte, trotzdem Annäherung…

Wie es so um 13 Uhr nicht unüblich ist, es stellte sich Hunger ein, bedeutete, Rückmarsch antreten.

Mittagessen: Tortellini und Salat, eine schnelle Sache, und echt lecker.

Nachmittags Tour nach Haugesund, dort die längste Fußgängerzone, u.a. wurde die Statue von Marilyn Monroe gesucht. Das Zentrum glänzte nicht mit besonderem Charme, der Hafen dominiert von zwei größeren Brücken, die auf Inseln führten und dem Dock sowie dem Kreuzfahrtanleger, an dem ein Schiff alles überragte. Sahen uns das Rathaus an, es war mir kein Foto wert; begaben uns ans Wasser und fanden die Monroe, keine Fangemeinde umringte sie hier.

Die Info-Broschüre bot weitere „Sehenswürdigkeiten“ an, z.B. die Stadtbibliothek, ein Bau aus den 60er Jahren, der unter Denkmalschutz stand. Wir probierten das Angebot aus…

Eben 60er Jahre, dazu der adrette Park, o.k. Weg zurück, dabei auffällig das Wrangell-Haus mit Garten…

Ausflug in den Stadtpark, ebenfalls als sehenswert betitelt. Bescheidene Größe, hübscher Pavillon..

Eine der hohen Brücken lockte zu einer Überfahrt auf eine der Inseln, Hasseløy. Wohnhäuser in gemischter Form, Altes und Neues nebeneinander. Das Kreuzfahrtschiff trötete von der gegenüber liegenden Insel, was wohl „Ablegen“ bedeutete. Blick von der Brücke in Stadtrichtung.

Zum Schluss Stopp beim Reichsmonument. 29 Säulen, repräsentieren die 29 Bezirke Norwegens, alle aus Material der jeweiligen Bezirke gefertigt. Das Monument soll auf dem Grab des „Gründers“ Norwegens, Harald Schönhaar, errichtet worden sein.

Haugesund beeindruckte uns nicht so, dass wir einen zweiten Tag hier verbringen wollten. Kann man besuchen, muss man aber nicht unbedingt.
Schönen Abend noch….

23.06.2023 Freitag

06.30 Uhr schwang ich mich aus den Federn, der „Angriff auf Bergen“ begann, Wetteraussichten prima, derzeit lag noch ein leichter Schleier über dem Meer. Bergen bei Sonne schien verlockend, die Fahrt dorthin abenteuerlich, warum?, weil die Strecke nicht „überplant“ wurde. Die E39 wurde zu einem treuen Weggefährten, genügsam, warum?, weil immer 70 Km/h oder 80 Km/h gefahren werden durften, allerdings fast ungestört. In Sandvik wartete die Fähre, ich ordnete mich falsch ein (doofes Navi!), der Einweiser schickte mich zurück, erst bezahlen. Der Automat verstand mich nicht, wollte meine Karte nicht, da half auch die Unterstützung des hinter mir wartenden Fahrers nicht. Ich sollte vorfahren, der Einweiser winkte, „an Bord bezahlen“ lautete die Order. Auf der Fähre tigerte bereits ein Mitarbeiter mit Gerät in der Hand herum und kontrollierte. Ich meldete mich artig bei ihm, er nahm die Daten auf, ich zahlte 219 Nkr., weniger als am Automaten man mir abgeknöpft hätte. Die Überfahrt dauerte ca. 40 Minuten.
Mehrere Tunnelfahrten erforderten anschließend erhöhte Aufmerksamkeit, bis zu 8 Kilometer unter der Erde oder Wasser und 9% Gefälle, puh, da geisterte gleich der norwegische Film „Der Tunnel“ (Brand im Tunnel) vor dem inneren Auge vorbei. Kurz vor Bergen schickte uns das Navi bei Nesttun auf die 587, denn der Campingplatz sollte sich bei dem Örtchen Grimen an einem See befinden. Ein Schild mit Campinghinweis am Kreisel in Nesttun lockte mich von der eigentlichen Strecke weg, vielleicht wäre es von diesem Platz dichter nach Bergen. Einmal den Lemming gespielt und zwei Wohnmobilen blind gefolgt, bums, landete ich (wir) in einer Sackgasse im Industriegebiet, sprich, ich musste umkehren. Der „Campingplatz Midttun“ erwies sich als asphaltiertes Gelände im Gewerbegebiet, Stellplätze und Holzhütten. Gut 7 Kilometer würden wir gegenüber dem Platz in Grimen „sparen“, das erschien Anreiz genug, das unattraktive Umfeld hinzunehmen. 2 Nächte buchte Jola uns ein. Konnte mir einen Randplatz sichern, rückwärtig mit Blick ins Grüne, einen Garten. 350 Nkr, sogar Duschen und Toiletten vorhanden, Strom inklusive.
Eine Stulle Pumpernickel als Magenfüller, dann auf die Räder und Bergen entdecken.

Als ich diesen restlichen Beitrag vom heutigen Tage schrieb, war hier jetzt Mittsommer und es um 00.30 Uhr immer noch helle und auf dem Platz und drumherum alles ruhig und friedlich.

Der Blick auf den Lageplan fiel etwas zu oberflächlich aus, statt der fußläufigen Erreichbarkeit von Bergen hatten wir gut 10 Km zurückzulegen. Zunächst fehlte eine wegweisende Beschilderung, orientierten uns an den Gleisen der Stadtbahn. In Nesttun, Jola wähnte sich schon im Zentrum von Bergen, weil ein größeres Shoppingcenter in Sicht, ging es am See links vorbei. Strampeln auf Kiesweg, dann erste Anzeichen von modernen frisch geteerten, gegenläufig befahrbaren Radwegen, einer davon führte uns ins Paradis, so hieß der Stadtteil von Bergen. Nach ca. 7 Km verlor ich Jola, erst in Bergen fanden wir vor der Grieg-Halle wieder zusammen.

Der Bau der Halle besitzt eine lange Chronik, 1916 fand das ausgewählte Grundstück für den Bau keine Zustimmung, der von 1947 wurde rückgängig gemacht. Dieser wiederum aufgehoben und nun der Bau beschlossen; allerdings war zunächst kein Geld dafür da. Gemeinsam mit Theaterenthusiasten und Stadtrat schaffte man eine Ausschreibung, die 1967 ein Däne gewann und zum Jubiläum 1970 stand das Haus, jedoch nicht fertig. Die Mittel verbraucht und das Gebäude ähnelte einer Ruine. Spott aus dem ganze Land überzog die Initiatoren. Erst 1978 erfolgte die feierliche Einweihung des um 250% teurer gewordenen Baus.
Wir begaben uns zum Torget (Fischmarkt) am Hafen, umkreisten dabei den Stadtsee Lungegårdsvann, der zum Flanieren und Sonnen auf Rasen einlud. Gesäumt von mehreren Gebäuden des Kunstmuseum „KODE“. Hier der Blick vom Festplatz aus.

Blickrichtung Innenstadt der 1888 eingeweihte gusseiserne Musikpavillon im Bygarden (Stadtpark; By=Stadt).

Die Stadtbibliothek gleich neben dem Hauptbahnhof ….

….erweckte unsere Neugier, ein Café inside, Appetit auf einen Cappuccino trieb uns hinein. Nette Atmosphäre, ausgeliehene Bücher gleich hier bei einem Kaffee oder Imbiss zu lesen, auch nicht schlecht. Steckdosen jeden Meter unter dem Tresen, wer wollte, konnte seine Doktorarbeit hier schreiben, am fehlenden Strom fürs Laptop hätte es nicht gelegen. Dann endlich standen wir am Hafen bei den Fischstände mit angeschlossenem Restaurantbetrieb unter Zeltbahnen und Blick auf die allseits bekannten Motiven aus Werbebroschüren für Bergen…

Eins der alten Kontorhäuser an Bryggen (Anlegestelle) zierte ein Wappen der Hansestadt Lübeck. Bergen gehörte seinerzeit der Hanse an. Das gesamte Areal brannte zweimal fast komplett ab, 1712 und 1955. 62 Häuser blieben zuletzt erhalten und stehen als UNESCO Welterbe unter Denkmalschutz. Gut besucht waren die Außenbereiche der bunten Häuser, versorgten Servicekräfte die trinkwilligen Gäste mit Öl, Wein oder ….; Essen konnte man hier ebenfalls.
Die Festung Bergenhus, von weitem am Turm Rosenkrantz erkennbar, lockte zu einem Besuch. „Militärisches Gelände“, so die Eingangsbotschaft, konterkariert von einem riesigen Portal mit bunter Aufschrift „Bergenfest“, das vor einer Woche hier stattfand.

Håkon (König) stand als Denkmal auf dem Gelände, ihm eine Halle gewidmet, die wir nicht besichtigten. Hungrig vom Tourist sein, nahm ich den Hinweis in einem Guide ernst, in den Markthallen am Kai sei es aktuell angesagt, preiswert und gut Fisch zu essen. „Fish Me“ bot einen Platz mit Sicht aufs Wasser und Hafen. „Preiswert“ ist natürlich in Norwegen relativ, mich gelüstete nach Muscheln „spicy“, Jola wählte eine Sushi-Variante, diese kross erwärmt. Ein heimisches Bier, 0,5 Liter, nur 165 Nkr. Beim bemühten Service passierte ein Malheur, mein Topf Muscheln stand gerade auf dem Tisch, da plumpsten die Sushischeiben bei der zweiten Bedienung ihr vom Tablett und landeten auf dem Boden. Als Wiedergutmachung erhielt Jola für die Wartezeit eine Vorspeise gratis, womit sie zufrieden war.

Mit den gebrachten Speisen ging es uns ebenso, Preis – Leistung stimmte. Der Blick hinauf zur Aussichtsplattform Fløyen verführte, auch noch am späten Abend die Auffahrt mit der Standseilbahn zu machen.
Vom Fischrestaurant keine 300m, schon standen wir vor der Talstation. An roten Fahrradbügeln die Räder gesichert, direkt daneben der „Ökobäcker“, bereits bekannt aus Haugesund. Wieder das leckere Vollkornbrot (79 Nkr.) gekauft, es durfte mit in luftige Höhe, auf 320m.

Oben angekommen, Ausflugscharakter mit Einkehrmöglichkeiten, schon seit vielen Jahrzehnten, mondänes Ambiente. Aber man konnte auch von hier aus Wandertouren unternehmen.

Ein bisschen kam Südtirol-Feeling auf, Meran, der Tappeinerweg. Erwärmte Luft schaffte eine leicht dunstige Atmosphäre, kein ideales Wetter für gestochen scharfe Bilder dieses wunderbaren Panoramas. Aber seht selbst… ups, das waren jetzt andere Motive…

Eine aufmerksame Besucherin bot an, uns als Duo abzulichten… Mit Gegenlicht nicht ganz so einfach…

Jola gönnte sich „zur Feier des Tages“ ein Glas Wein für den Preis, bei dem man in Deutschland eine Flasche bester Qualität kaufen kann, er schmeckte ausgezeichnet, so ihr Urteil. (Bildrechte Jolanda – Glas in meiner Hand -)

Wer Lust hat, kann mit dem Video einen Rundblick „von oben“ über Bergen machen.

Da wir nur die Auffahrt mit der Seilbahn gebucht hatten, marschierten wir die 3 Kilometer Serpentinen auf breitem gut begehbarem Weg zurück ins Zentrum von Bergen.

Die Seilbahngleise… von einer Zwischenstation (privat) aus gesehen.

Mein Knie meckerte nach halber Strecke, da musste ich kleinere Brötchen backen und vorsichtiger Trippeln, dauerte eben etwas länger der Abstieg. Was auch immer der Turm für eine Bedeutung hat, ich wusste es nicht, fand ihn aber für ein letztes Bild im Dämmerlicht fotogen.

O.K., (diesen Satz fügte ich erst einen Tag später hier ein) Skanen, ein Feuerwehrturm mit angrenzendem Löschteich, in Bergen war man sich aus der Vergangenheit der Brandgefahr bewusst.
Unsere Räder warteten ungeduldig, wollten auf die Piste. Nun nur noch das Abenteuer „10 Km Heimfahrt“ und dabei den richtigen Weg nehmen. Frisch war es geworden, deshalb sollten Irrfahrten vermieden werden. Überraschend gut gelang uns die direkte Heimfahrt, Null Fehler! Gegen 22 Uhr kehrten wir auf den Stellplatz zurück, erledigt und doch blieben wir bis nach Mitternacht auf, Mittsommer in Norwegen, gefeiert wurde nicht (für uns sichtbar).

24.06.2023 Samstag

Es deutete sich in der Nacht an, ich war erledigt, Alkohol kann es nicht gewesen sein, der Abstieg verursachte leichten Muskelkater, aber ich fühlte mich wie hingeko…
So blieb das Bett für längere Zeit meine Heimstatt. Jola machte Wäsche, weil hier die Fuhre in der Waschmaschine so günstig war, stöberte einen Supermarkt auf, endlich wieder Eier im WoMo.
Erst am Nachmittag war ich soweit wieder hergestellt, dass wir den Ausflug zum Wohnmobilstellplatz machen konnten. Würde er eine Alternative zu diesem Platz sein? Immerhin 5 Km dichter an Bergen dran.
Ich vergaß mein Handy, was sich als schwerer Fehler entpuppte. Denn die Straße war schwieriger zu finden als gedacht. Irrfahrten haben manchmal auch ihr Gutes, so machten wir einen Abstecher zum Anwesen Gammelhaugen.
Das Hauptgebäude leider eingerüstet und nur mit Führung zu besichtigen. Jola schaffte ein Foto im Original-Look

Die Königsfamilie residiert hier bei Besuchen in Bergen. Ist sie nicht anwesend, darf besichtigt werden. Der um die Anlage befindliche Park hübsch angelegt, Badesee (bei der Nr. 1 – weiter unten auf der Routenübersicht) gleich dabei, heute gut frequentiert, weil ja heiß.

Wegen gestriger Überhitzung suchte ich vorsichtshalber Schattenbereiche auf, wo es möglich war. Hier beim Studieren der Reiseinformationen über diese Anlage.

Für Dritte kaum nachvollziehbar, aber die Suche war eine Irrfahrt und der Stellplatz wenig attraktiv, dennoch so gut besucht, dass einige auf Plätzen ohne Stromanschluss parken mussten. Eine Frau gab mir Auskunft, 300 Nkr, keine Toiletten oder Duschen. Lautes Umfeld, dicht an dicht stehend, für uns keine Alternative. Durchstreiften Wohngebiete, immer wieder in den Felsen hineingebaute Architektenhäuser. Architekten müssen hier bei den vielen Individualbauten ein erkleckliches Einkommen haben.
Unser Stellplatz in Bergen:

Am WoMo war die Wäsche trocken und hier auf dem Foto schon abgenommen, wir hungrig. Ein Salat wurde zubereitet, das Beste, was bei der Hitze zu machen war, und lecker.
Wir werden einen Tag verlängern und morgen Bergens Zentrum erneut in Angriff nehmen.

25.06.2023 Sonntag

Wieder schien die Sonnen, erfreulich für den regenreichsten Ort Norwegens, Bergen.
Zum Frühstück heute Baked Beans. Von unserem Nachbarn, ein Mann aus Heidelberg, erhielten wir den Ratschlag, das Grieg-Museum zu besuchen, was wir ohnehin vorhatten und heute umgesetzt haben..
Späte Abfahrt, nach Plan würde das Museum um 11 Uhr öffnen. Die knapp 3 Kilometer jetzt schneller zurückgelegt, warum?, weil wir uns nun streckentechnisch heimisch fühlten. Erstaunlicherweise standen schon gegen 10.30 Uhr etliche Reisebusse auf dem Parkplatz vor dem Anwesen, von dem Menschen zum Eingang pilgerten. Vor und im Museum asiatische Menschen, ich würde sagen, Japaner. Gewusel im Inneren, unbeabsichtigt enterte ich hintenherum das kostenpflichtige Museum und schoss ein Bild des Komponisten, der hier ein bisschen leibhaftig wirkt.

Viel mehr zu sehen gab es (für mich) nicht, Noten und Schriftstücke, deren Text ich nicht lesen konnte, eher uninteressant. Also wendete ich mich dem Garten, dem Wohnhaus und anderen lohnenswerten Objekten zu. Bspw. hier dem Wohnhaus, auf dessen Besichtigung man sich in eine Schlange anstellen musste, Verzicht!

Bis zum Wasser hinunter mussten Treppen gegangen werden, um das Kompositionshaus besichtigen zu können.

Ein Blick ins Innere gewährte ein Fenster, hinein durfte man nicht.

Nächstes Etappenziel war das Grab von Grieg, zu dem es wiederum Steintreppen hinabzusteigen galt, bis man einen Platz am Ufer erreichte, von dem aus ein Stieg zu einigen Felsen im Wasser führte. Wo war das Grab?
Er hatte sich ausbedungen, in den Fels bestattet zu werden…

Irgendwie erinnerte es mich an einen zugeschütteten Erzschacht.
Eigentlich finden in den Sommermonaten die täglichen Konzerte mit Stücken von Grieg in der eigens eingerichteten Konzerthalle immer um 13 Uhr statt, heute zumindest vorgezogen schon um 11.30 Uhr. Tickets hatten wir uns keine besorgt.
Wir verließen das Areal und fuhren nach Bergen, diesmal einen etwas anderen Weg, mehr „Rad-Autobahn“. Ziel war das modernisierte Hafengebiet zwischen den Stadtteilen Krohnviken und Møhlenpris. Badestellen auch hier mitten in der Stadt.

Neben diesen athletischen Skulpturen….

…. fand ich auf einer Parkbank ein besitzerloses Smartphone. Schaute mich um, niemand da. Ein Samsung, intakt. Was damit machen? Natürlich durch PIN gesperrt. Auf Anruf warten schien mir die beste Idee.
Auf Holzdielen am Ufer gefahren, in der Ferne öffnete eine Brücke sich für die Durchfahrt von Segelbooten.

Café mit Rösterei auf der anderen Seite, cooles Ambiente mit Strand vor der Haustür, ich suchte ein Restaurant namens Streetfood JaJa, Blick auf den Stadtplan zeigte mir, zurück über die Brücke. Lohnte sich nicht, nicht zu vergleichen mit dem Streetfood in Aalborg. So kam Jola mit Fish Me zum Zuge. Wieder Richtung zum Fischmarkt, den Nygårdsparken angesteuert, Pagodenzelte, Menschenansammlung, Kinderfest, ansonsten „Lazy Afternoon“, die Rasenflächen voller Sonnenhungriger. Schön, dass es so viel Grünflächen mitten in der Stadt gab. Verließen den Park, staunten nicht schlecht über die Häuser der Gründerzeit am Parkveien und dem Universitätspark mit angeschlossenem Museum und Café.

Im Café Christie gönnten wir uns ein „Pausenbrot“. Leicht gesättigt setzten wir die Fahrt fort, es bimmelte und Metall quietschte, eine alte Straßenbahn kündigte sich an, fast wie seinerzeit in Lissabon, gelb.

Begaben uns auf unbekanntes Terrain, schmale Gassen, steile Wege, atmosphärisch ansprechend, wie man in den alten Häusern wohnt, blieb unerforscht.

Driften ab zum Stadtteil Dokken, ohne das uns das bewusst wurde. Trafen die Straßenbahn noch einmal wieder, Schnappschuss…

Selbst hier im leicht schmuddelig wirkenden Hafengebiet nette Lokalitäten. Doch Fish Me lockte nach wie vor. Also weiter durch die Gassen gezogen, manchmal eben ging es steil bergauf und es musste geschoben werden.

Wo waren wir nur gelandet? Manchmal mutete es wie Sülldorf in Hamburg an.

Dann endlich fanden wir die Straßen zum Fischmarkt. Dort angekommen dackelte ich zur Tourist-Info, wollte das gefundene Handy abgeben. Zwischenzeitlich waren Nachrichten eingegangen, die ich ansehen, jedoch nicht verstehen und auch nicht darauf antworten konnte, weil durch PIN geschützt. Man nahm mir das Handy dankend ab, ich hinterließ meine Telefonnummer, für ein eventuelles „Thanks“.
Fish Me in den Markthallen, heute Fish & Chips für mich, Jola gleiches wie vor zwei Tagen. Nach Verköstigung suchten wir die Festung Bergenhus neuerlich auf, am Kai lag die imposante Statsraad Lehmkuhl, gebaut im Jahre 1914.

Mittlerweile war es nach 16 Uhr, wir noch zum Fischerei-Museum, auch hier Bademöglichkeiten, die ausgiebig von einheimischen Jugendlichen genutzt wurden. Die paar alten Booten vor dem Museumsbau waren einer Ablichtung nicht wert, wir kehrten um, Jola wollte in Gammlehaugen ins Wasser und sich bräunen.
Heute war hier im Parkgelände und im Wasser wesentlich mehr los, wunderbar, die junge norwegische Damenwelt, meist in sehr knappen Bikinis, gönnte sich ein Sonnenbad oder eine kurzes Erfrischen im Fjordwasser.
Ich traute mich ins Wasser, ein bisschen steinig die Zuwegung und der Einstieg, dann schnell ins Tiefe übergehend. War ich erst einmal drin, sehr angenehm; aber salziger Geschmack, weil hier eben Meerwasser.
Jola folgte später, ein winziger Punkt (rechts vom Baum) im Wasser, kaum zu erkennen.

Das Haupthaus aus Sicht der Badestelle….

Das war Bergen, ob wir morgen noch verlängern, hängt vom Wetter ab, das soll schlechter werden.

Norwegen (2. Reise) – Flekkefjord / Stavanger –

19.06.2023 Montag

Auch auf dem Campingplatz „Im Süden“ blieb uns das sonnige Wetter treu, deshalb Frühstück draußen. Heute mal die Betten im Freien gelüftet. Außer einer mit Hund gassigehenden Frau rührte sich auf dem Platz noch niemand.

Die Chemie-Toilette geleert, traf unterwegs den Österreicher, der ein rotes T-Shirt mit Aufdruck „Coole Opas“ trug.
Schnell war alles verstaut und es ging zunächst ein kurzes Stück auf die 4074, später auf die 460 bis Vigeland und von dort wieder auf die E39. Das war eine längere Strecke als notwendig, denn wir hätten vorher nach Lyngdal abbiegen können, wobei wir die dorthin führenden Straßenverhältnisse nicht kannte. Auf der E39 entspanntes Fahren. Nach gut 78 Km erreichten wir unser Tagesziel Flekkefjord (derzeit ca. 6.500 Einwohner). Der Stellplatz gut ausgeschildert, wie im Reiseführer beschrieben, am Wasser, keine 300m von einem Strand namens Grønnes entfernt. Rangierte unser WoMo an bereits parkenden Fahrzeugen (fast alles Norweger) vorbei und fand einen freien Platz in erster Reihe, unverstellt, mit Blick auf Wasser, Schiffe, Stadt. Bergiges Hinterland verhinderte Satellitenempfang, auch egal.

Jola war’s egal, sie freute sich auf den Einkauf im Supermarkt, gleich nebenan gelegen. Die Wartezeit überbrückte ich mit einer Tasse Tee, die ich auf dem am Uferweg befindlichen Rastplatz trank. Tauben lungerten herum, auf Bänken und Tischen suchten sie nach essbaren Resten. Mir fiel die Wasserpistole ein, die Jola gekauft hatte, Zweck: Tauben erschrecken. Die holte ich aus dem WoMo und ärgerte die Tauben mit ein paar Spritzern.
Gemeinsam suchten wir den Strand, verschiedene Gewerbebetriebe fanden wir zunächst, ein ausgewiesener Fußweg führte vorbei, eher versteckt als offensichtlich, wollten schon umdrehen, folgten dem Weg zögerlich, dann plötzlich Wohn- oder Ferienhäuser zwischen Geschäften mit Hafenbedarf. Noch um ein paar Ecken…Tatsächlich gab es den Strand:

Sanierungsstau wurde hier gerade aufgelöst, neues Gebäude, neue Promenade, Schlickbeseitigung am Strand, die Schüler hat’s gefreut.
Wir besuchten die Stadt, fanden einen Bäcker, der Einkauf wurde auf später verschoben. Modernes kommunales Gebäude dominierte den Beginn, dann fast durchgängig die weißen Häuser, Ausnahme:

Street Art fand sich dann noch an anderen Stellen. Winklige Gassen durchstreift, das nostalgisch anmutende Grand Hotel dabei entdeckt…

Beim Foto-Shooting Jola „verloren“ und alleine das Holländerviertel durchstreift.
Die Holländer hatten zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert großen Einfluss auf die Entwicklung der Stadt. Die Nachfrage nach Eichenholz, Steinen und Hummer war enorm (Amsterdam ist mit diesen Steinen und auf Stämmen solcher Eichen erbaut). Manche Kapitäne steuerten mehrmals im Jahr diesen Hafen an, brachten dabei Kaffee, Pflanzen etc. im Austausch mit. Was gab es noch zu sehen? Eben die weißen Häuser, Kunst im offenen Raum, Street Art an Wohnhäusern…einfach Impressionen

In der Fußgängerzone traf ich mein Weib wieder, deren Blick in die Auslagen der Geschäfte gerichtet. Mein Glück konnte ich kaum fassen, ein Geschäft mit Haushaltswaren war dabei, ich suchte kleinste Schrauben, für Haken und Klemmen benötigte ich im WoMo solche Winzlinge. Und ich fand welche.
Mittagszeit, Jola zauberte in ihrer Lieblingspfanne eine Mahlzeit zusammen. Währenddessen durchforstete ich den Reiseführer, fand mit der Insel Hidra eine Option für die Nachmittagsaktivität.
17 Km wären zurückzulegen, das schien uns zumutbar.

Der rote „Strich“ übers Wasser bedeutete „mit der Fähre fahren“. Nun zur Fahrt, zweidimensional würde man eine Strecke als „flach“ ansehen und ohne besondere Schwierigkeiten diese entspannt abfahren, aber dreidimensional sah die Fahrt ganz anders aus. Hügelauf und hügelab im permanenten Wechsel, zunächst noch auf einem vom Autoverkehr abgetrennten Radweg, der außerorts im Nirwana endete und uns auf die Fahrbahn verwies; dort wo Bus, LKW oder PKW uns überholten oder entgegenkamen. Wie Hamster im Laufrad strampelten wir im Sport-Modus bzw. „Turbo“, um die Steigungen zu bewältigen. Die einzigen Irren auf zwei Rädern auf dieser rund 3 Km Teilstrecke. Wir verschwanden dann von der Bildfläche auf die wenig befahrene Nebenstrecke der 469. Nur Steigung und Gefälle änderten sich auf den nächsten 6 Km nicht, kaum Zeit für landschaftliche Betrachtungen. In Kvellandstrand die Fähre, tuckerte gerade übers Wasser, nicht schlimm, Verschnaufpause kam gerade zur rechten Zeit.
Von der Insel entleerte die Fähre eine „volle Ladung“, hinüber wir die einzigen fußläufigen Passagiere, ein paar PKW reihten sich nach Anweisung des Mitarbeiters auf Deck ein. Ca. 6 Minuten (geschätzt) dauerte die für uns kostenlose Überfahrt. Ich hatte auserkoren, den „Hauptort“ der 600 Seelen zählenden Inseln anzusteuern, Kirkehavn.
Um die 6 Km mussten wir auf der Insel zurücklegen, zum Glück nicht mehr so oft amplitudenhaft hoch und runter. Wanderwege sah ich nicht ausgeschildert, wohl übersehen (oder nicht vorhanden). Stoßartiger Verkehr (immer wenn die Fähre anlegte oder demnächst aufs Festland abfuhr), ansonsten Waldes Einsamkeit, bis wir „die Hauptstadt“ erreichten… Malerisch, die Kirche so dominant, vielleicht deshalb der Name „Kirk…“

Ein Supermarkt im Ort, ansonsten weiße Häuser, Boote, ein Schild mit Piktogramm „Übernachtung / Essen“, dem folgten wir, in der Hoffnung auf eine Erfrischung. Die Stadtdurchfahrt zog sich hin, an der Kirche vorbei, die aus der Nähe betrachtet einen Farbanstrich verdient hätte. Eine Reisebus stand etwas verwaist herum. Das Etablissement namens Brückenrestaurant (Bryggerrestaurant) spuckte gerade siechende Gäste aus, mit Sicherheit die Ladung aus dem verwaisten Reisebus. Cappuccino war nicht im Angebot, begnügten uns mit normalem Kaffee, der uns im Pott schwarz gebracht wurde. Wir blieben inhäusig, alles Holz, quasi eine Bretterbude, an den Wänden, meiner Kunstexpertise nach, naive heimische Landschaftsmalerei. Die jüngere Servicekraft wuselte mit den Händen vor dem Mund herum, Grund dafür, dass ich bei meiner Bestellung ihr Englisch nicht verstehen konnte. Die ältere Mitarbeiterin räumte beflissentlich die Hinterlassenschaften der Reisegesellschaft ab, musterte mich im Vorbeigehen wie einen Außerirdischen.
Kaffee gestärkt machten wir uns auf den Rückweg.

Jola schien der Kaffee neue Antriebskräfte verliehen zu haben, sie stratzte weit vor mir her, ich nahm mir unterwegs Zeit für ein letztes Bild (weil Akku leer) ….

Idylle pur, nur wie sieht es hier im Winter aus?
Jola war als erste an der Fähre, die ich auf dem Wasser schon gen Festland hinübergleiten sah, also keine unnötige Eile beim Endspurt an den Tag legte. Um eine der nächsten Kurven huschte ein Schwall PKW mir entgegen, die Inselheimkehrer.
Jola hegte die Hoffnung, einer der Busse am Fähranleger würde uns mit nach Flekkefjord mitnehmen: charming pose, der befragte Busfahrer willig, sogar bereit, seinen Kollegen im zuvor abgefahrenen Bus anzuklingeln, doch Bedauern stand ihm ins Gesicht geschrieben, keine Mitnahme (mehr) möglich. So mussten wir die restlichen 9 Km nach Flekkefjord mit unseren Rädern abstrampeln.
Puh, das war mehr Anstrengung als geplant. Da standen mir glatt die Haare zu Berge…

Anmerkung zum Schluss: Die Sanitäranlage im Container in Ordnung, trotz der Fülle auf dem Areal, keine Wartezeiten wollte man Duschen oder zur Toilette, alles für 290 Nkr inklusive Strom.
Morgen wollen wir Stavanger ansteuern, 127 Km bis zum nächsten Campingplatz.

See you later…

20.06.2023 Dienstag

Nun erwischte uns der erste Regen, wenn auch in bescheidener Form, morgens dann abgekühlt und wolkig. Bestes Reisewetter für die 127 Km auf der E39 nach Stavanger.
Es wurde eine Fahrt mit endlosem Panorama im Wechsel von Gewässern und felsigen Hügeln, wobei sich darauf manchmal Waldflächen befanden. Die Straße meist kurvenreich mit Abschnitten längerer gerader Phasen, 80 km/h, mehr durfte nicht gefahren werden, zeitweise kleine Kolonnenfahrt mit anderen Wohnmobilen, ein Laster drängelt, durfte aber nicht vorbei. In Stavanger das mautpflichtige Tunnelwerk mit über 4 Km Länge unfreiwillig in Anspruch genommen, sprich, einmal falsch abgebogen. Der „Campingplatz Campingdrift“ lag am See Mosvatnet, ca. 4 Km vom Stadtzentrum entfernt. Unsere frühe Anreise sicherte einen jetzt noch frei wählbaren Platz.
Erstes Malheur heute, eine Jacke färbte ab und die Teile eines Sitzes schimmerten blassrot. Kurz darauf brummte die Wasserpumpe in einem Rhythmus, der mich unruhig nach der Ursache fahnden ließ. Plötzlich entdeckten wir Wasser, welches aus dem Abwaschbecken überlief, vieles nass geworden, Fell, Polster, sogar in tiefere Lagen fand sich Feuchtigkeit. Gut, dass es warm war, die Sachen würden schnell wieder trocken. Nach der hektischen Unannehmlichkeit, die keinen weiteren Schaden angerichtet hatte, begaben wir uns an den See, er war im Reiseführer als Badesee beschrieben. Badestellen fanden wir nicht, gebadet hatte niemand. Nebenan ein öffentliches Schwimmbad mit Außenbecken. Lärmendes Durcheinander, Schulklassen. Um 12.30 Uhr eine Ansage, das Schwimmbad würde geschlossen, Mittagspause.
Wir auf die Räder, fast ganz um den See, wollten ins Zentrum. gelangten auf Umwegen an den Hafen. Räder abgestellt, doppelt gesichert, Grund: auf dem Campingplatz warnte man vor Fahrraddieben. Am Kai lag dominant alles überragend ein Kreuzfahrtschiff der oberen Größenklasse.
Es begann zu regnen, mein Taschenschirm schützte ein bisschen, flüchteten in einen Souvenir-Shop. Es wimmelten von Menschen mit gelbem Sticker auf Hemd oder Bluse, vermutlich alles Passagiere des Kreuzfahrtschiffes auf Landgang. Portugiesisch vernahm ich manchmal, ansonsten Englisch und nicht näher identifizierbares Sprachwirrwarr. Fanden Old Town, beidseitig verdeckt von wenig schön anzusehenen Neubauten. Besuchten das Konserven-Museum (Iddis), in dessen Cafeteria wir ein Lunch einnahmen, …

….nicht aber ins Museum gingen, Grund: die Sonne schien wieder und wir wollten mehr von der Stadt / Altstadt erkunden. Impressionen:

In der Fußgängerzone ähnliches Stadtbild, viel Unansehnliches, Touri-Kneipen, Restaurants, unattraktives Angebot. Kurios der Rückblick am Hotel Victoria vorbei auf das Kreuzfahrtschiff, auf dessen Oberdeck gerade ein Schwenkarm mit einer runden Aussichtskabine ausgefahren wurde.

Die Stadtplaner Stavangers waren entweder schlecht ausgebildet oder durch den in den 1970er einsetzenden Ölboom überfordert. Mit der Erdölförderung gewann die Stadt wieder an Bedeutung, nachdem der Niedergang von Fischindustrie und Werften viele Menschen in die Arbeitslosigkeit getrieben hatte. Baulicher Wildwuchs muss mit der Förderung des Schwarzen Goldes vor der Küste das Stadtbild so zugerichtet haben.
Jeder sollte sich ein eigenes Bild machen…
Wir schauten beim Erdöl-Museum vorbei, vor dessen Eingang ein Geo-Park für Kinder und Jugendliche eingerichtet wurde, alles soll aus Materialien von Förderplattformen stammen.

Stavanger bietet Anfang September Künstlern aus aller Welt eine Plattform für die sogenannte Streetart, Das Festival gilt als eins der größten seiner Art. Hier bei den Spielgeräten schienen eher Amateure / Anfänger am Werk gewesen zu sein, Schade um die gute Idee.

Der Eingangsbereich des Museums…

Interessant erscheinende Ausstellung, aber die Beine waren müde geworden….
Stavanger verwirrte mich, ließ Jola die Führung übernehmen und den Weg zum Campingplatz bahnen. Hier, wo eine Stellmöglichkeit vorhanden war, stand nun ein Wohnmobil, völlig überfüllt, und abends kamen immer noch neue Gäste an.

21.06.2023 Mittwoch

Ein fast vergessenes Geräusch meldete sich zurück, Trommeln von Regentropfen auf dem Dach von „Wieland“. Jolas prophezeite Wettervorhersage vom gestrigen Tage stellte sich als Irrtum heraus, kein Sonnenschein für heute, den soll es erst wieder morgen geben. Wir stellten uns auf den sogenannten Museumstag ein, las ich den Reiseführer richtig, so durfte man taggleich mit einem Ticket alle Stavanger Museen besichtigen. Warteten auf eine Trockenphase, um in die Stadt zu radeln. Die Phase erstreckte sich bis ca. kurz nach 10 Uhr, am See entlang zum Kunst-Museum, Öffnungszeit erst ab 11 Uhr. Die Kunst musste warten, wir setzten eine neue Priorität, das Erdöl-Museum am Hafen; es war immer noch zu früh. Die Chance für Jola, die Boutique mit dem blauen Kleid aufzusuchen. Auf der Suche in den Gassen Street Art (Nuart auf norwegisch) entdeckt:

Nur, wo war das Geschäft noch mal? Bei dieser Sucherei entdeckten wir einen Bäcker, leckere Brote in der Auslage, doch mitschleppen durch die Museumslandschaft schien wenig sinnvoll. Mit „Forscherdrang“ gelang die Entdeckung der Boutique, Jola verschwand mit dem blauen Kleid in der Umkleide. Ich schoss ein Bild,….

… laufend standen Menschen mit Fotoapparaten knipsend im Weg, wieder ergoss sich eine Ladung Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes, Spanisch diesmal öfters zu hören. Spanier brauchten an Kassen die meiste Zuwendung, sprich, durch ihr mangelhaftes Englisch bildete sich schnell hinter ihnen eine Warteschlange, z.B. waren wir später im Konserven-Museum davon selbst betroffen. Das blaue Kleid zu kurz, ward wieder auf den Ständer gehängt, nun Zeit fürs Museum. Pensionisten zahlten weniger, erfreut darüber und über die Nutzung für den Besuch weiterer Museen mit Ermäßigungen.
Das Erdöl-Museum ein wahrer Fundus an Informationen, die ich hier im einzelnen gar nicht protokollieren, sprich, den Leser langweilen, möchten. Ich lasse die Bilder sprechen…

So viel Informationen, außerdem ein bewegender Kurzfilm über einen Sohn eines Arbeiters auf einer Bohrinsel aus den Anfängen der Erdölförderung in Norwegen in den 70er Jahren. In schnellen Bildern wechselten die Sequenzen von damals und heute, zeigten die Unglücke bei der Erdölförderung, die die Bevölkerung zum Nachdenken brachten, Wohlstand, gar Reichtum entstand, aber Umweltverschmutzung wurde Thema und der Tod von Angehörigen auf See gesellte sich dazu. Zugutehalten wird man den Norwegern, dass sie mit den Einnahmen aus der Gas- und Erdölförderung die „Sozialarbeit des Staates“ im positiven Sinne fördern und für zukünftige Generationen vorsorgen. Außerdem suchen sie nach Alternativen, um den Ausstoß klimaschädliche Emissionen zu verringern / vermeiden (siehe Wind- und Wasserkraft). In den 80er Jahren schafften sie es, durch Gaslieferungen nach England, dortige Kohlenkraftwerke „überflüssig“ machen, für damalige Verhältnisse sicher ein positiver Effekt.
Genug Erdöl, jetzt sollte es zu den Konserven gehen. Also zurück in Old Town.
Vor dem Besuch stand ein Imbiss an:

Unter all dem Grünzeug und Parmesan war „Hühnchen“ versteckt, echt lecker!
Eintritt tatsächlich günstiger, bekamen beide Rabatte, Pensionisten und Museums-Ticket, also fast umsonst der Besuch.
Anmerkung der etwas gehässigen Art: Die Spanier an der Kasse vor uns verhinderten später den Besuch des dritten Museums (Kunst), warum?, weil wir dort erst gegen 15.30 Uhr aufschlugen und das Museum bereits um 16 Uhr schloss.
Vor den Konserven ward uns vermittelt, wie es zu Entwicklung der Etikettenindustrie kam, Letzteres lasse ich mal weg (Keilschrift und Felsenzeichnungen, Gutenberg und Senefelder, wobei zu Senefelder anzumerken sei, a. nie von ihm vorher gehört; b. Zufallsentdeckung von ihm, weil er für seine Mutter die Einkaufsliste notieren sollte und keinen Zettel zur Hand hatte, einen Wachs- oder Fettstift nahm und auf einem Stein die Artikel aufschrieb. Als die Schrift sich schlecht vom Stein entfernen ließ, kam ihm die Idee, druckende Bereiche auf einen Kalkstein zu ätzen, was sich als revolutionäre Idee innerhalb der Druckverfahren herausstellte.)
Gut gemachte Ausstellung mit Audioguide in Deutsch sehr informativ. –> https://www.iddis.no/
Im Museum der Konserven durfte man mit Gummiheringen Blechdosen füllen, wie früher die Verpackerinnen (nur die damals im Akkord).
Hier im Ausguck standen unsere Räder, Blick auf Kreuzfahrtschiffe…

Beim Bäcker Brot und Kardamomschnecken gekauft. Kurzer Regenschauer, dann Heimfahrt, es blieb trocken. Kaffee und Kardamomschnecken, Pause.
Jola wischte auf dem Handy, ich wollte das Umfeld am Campingplatz erkunden, setzte mich aufs Rad und ließ mich treiben. Geriet in ein Wohnviertel namens Våland …

Dann ein Türmchen gesehen und sich dorthin orientiert. Steile Auffahrt.

Es handelt sich um den Våland Tower, der im Jahre 2015 aufwendig renoviert und zunächst als „Sonntags-Café“ genutzt wurde. Im Jahr darauf sammelte eine Fondation rund 3 Millionen Kronen, um die Sanierung fortzusetzen.
Nach Rundblick und Foto-Shooting Rückfahrt, es war empfindlich kühl geworden, ein heißer Tee mit einem Schuss…

Morgen ziehen wir weiter, wohin?

Norwegen (2. Reise) – Mandal / Lindesnes –

17.06.2023 Samstag

In Kristiansand war alles schnell erledigt. Abfahrt schon kurz nach 9 Uhr. Ziel sollte Top Camping in Mandal sein, rund 60 Km bis dort. „Mautstraßen meiden“ hatte ich ins Navi eingegeben. Doch unbeirrt schickte es uns auf der neu gemachten E39 mehrfach durch mautpflichtige Tunnel, erst die letzten rund 7 Kilometer kurvten wir auf der alten E39 dem Ziel entgegen. Typische Landschaft mit Seen (Meer?) und Wald, durchwachsen von Häusern (Ferienwohnungen?) auf Felsen und am Ufer stehend, die uns nun nicht mehr sonderlich beeindruckten.
Jola rückte von der Rezeption mit der Botschaft an, erst ab 13 Uhr käme man auf seinen Stellplatz, wir müssten das WoMo (seit heute nannte ich es „Wieland“) auf den vorgelagerten Parkplatz abstellen.

In Warteposition auf dem Parkplatz

Ärgerlich! Dann eine Übernachtung gebucht, das teuerste, was wir uns bisher auf einem Campingplatz geleistet hatten.
Nun gut, sparen wir also am Essen….
Spaziergang zum angrenzenden Strand mit Bademöglichkeit. Ab 14 Uhr Teile gesperrt für eine Veranstaltung. Verkleidete Jugendliche marschierten mit Musikinstrumenten über das Gelände und verschwanden im Nirgendwo.
Fahrräder ausgepackt, eigentlich um nach Mandal zu fahren, aber Jola favorisierte die entgegengesetzte Richtung. So landeten wir nach 3 Km in Sånum, ein Örtchen, gelegen gleich hinter einer zweigeteilten Brücke, erhöht extra für Radfahrer.

Am Ortsende ein Abzweiger, auf dessen Straßenschild „Nesehaven“ stand, wahrscheinlich ein Hafen, so vermutete Jola und forderte „lass uns da mal hinfahren“.
Gänse widmeten sich an einem toten Wasserarm im Wiesen- oder Weidegras der Brutpflege, aufmerksam reckten Eltern die langen Hälse.
Gleich nach einer Linkskurve ging es steil bergauf, auf und an dem Hügel befanden sich 17 Grundstücke, gleich eins der Ersten schien unbewohnt respektive der Garten ungepflegt, dafür aber mit einer Blumenwiese aus Margeriten…

Blick ins „Tal“ und auf das Wasser….

Umkehr und Rückfahrt nach Furulunden (so nannte sich das Gebiet, auf dem sich auch der Campingplatz befand), gleich hinter der Brücke bogen wir auf einen der Wanderwege ab, der uns zu weiteren, jetzt schon stärker frequentierten, Bademöglichkeiten führte.

An einer Badestelle nutzten die Besucher einen Baum für Liebesbeweise (anderswo hängen Verliebte Schlösser an ein Brückengeländer)… und hängten Herzen aus Filz oder ähnlichem Material hinein.

An einer Stelle eine Infotafel zu einem historischen Ort, eine Fabrik hatte hier gestanden und ca. 120 Menschen in Lohn und Brot gebracht, Walfang bzw. die Verarbeitung von Tran zu Paraffin.
Dann durch Rhododendrongewächse auf ein Grundstück mit Festzelt, offen und einsehbar, gerade wurde hübsch eingedeckt, grüne Servietten steckten in Gläsern.
Ein Ensemble aus wenigen Häusern, genannt Risøbank, darunter eine Kirche, gehörte ab 1901 einem schottischen Juristen namens Salvesen. In den 1970er Jahren übernahm der Staat das Anwesen.

Bald darauf gelangten wir zurück an die Fahrstraße und auf den Campingplatz. Nicht 13 Uhr, schon 12.30 Uhr durften wir aufs Gelände auffahren. Nun noch „Wieland“ auf Platz 249 umparken.
Premiere: Die Markise wurde ausgefahren. Optisch eine ansprechendere Oberfläche als beim alten WoMo. Technik jedoch neu und deshalb anders. Haderten darum mit den Clipverschlüssen zum Feststellen der Stützen, selbst ein Blick in die piktogrammhafte Beschreibung half nichts. Von gegenüber eilte ein Schweizer lächelnd herbei, bot Hilfe an, die lediglich darin bestand, den Clipverschluss mit etwas (mehr) Druck nach oben umzulegen. Dieses etwas Mehr trauten wir uns nicht, fürchteten den Bruch. Besten Dank in den Kanton Aargau (Kennzeichen „AG“).
Ein schnelles Mittagessen Ravioli mit Basilikum und Walnüssen.
Nachmittags nach Mandal, wieder trafen wir auf Menschen in Trachten und mit Musikinstrumenten. Die Stadt mit ihren ca. 11.000 Einwohnern präsentierte sich zweigeteilt durch den Fluss Mandalselva, verbunden mit diversen Brücken. Eine davon für Fußgänger und Radfahrer.

Blick von der anderen Uferseite aus

Mandal verdankte seinen Reichtum zu seiner Blütezeit dem Lachsfang, dessen Export sowie der Holzverarbeitung. Das Zentrum um die Fußgängerzone glänzte mit seinen überwiegend weißen Holzhäusern. Die Musikanten zerstreuten sich gerade in alle Himmelsrichtungen, vorbei waren die musikalischen Darbietungen, von denen wir nichts mitbekommen hatten.

Uns genügte dieser erste Eindruck vom Ort und Umgebung, wir radelten zurück zum Campingplatz.

18.06.2023 Sonntag

Um 7 Uhr scheint augenblicklich der nicht vorhandene Wecker für uns zu läuten. Der gestrige Beschluss, heute abzufahren, hatte Bestand.
„Der frühe Vogel fängt den Wurm“, bei gemäßigten Temperaturen schlug ich die Besteigung hoch zur Uranienborg vor, einem 62m hohen Aussichtspunkt über der Stadt.
Jola stimmte zu, also auf die Räder und los. Kurvten durch eine menschenleere Stadt….

…., nahmen eine bergan führende Straße, im Glauben, auf ihr kämen wir dem Aussichtspunkt näher. Doch weit gefehlt, irrten durch malerische Wohngebiete, wo fast alle Häuser weiß strahlten. Gaben auf, aber nur die Radvariante. Denn einen Steig über Treppen hatte ich zuvor ausgeschildert bemerkt. Dort die Räder abgestellt, quasi in einem Hinterhof.

196 Stufen waren zu bewältigen, dann der Rest durch waldiges Gelände auf Sandwegen.

Die Mühsal war nicht vergebens, belohnt wurden wir mit phantastischem Panorama von Mandal und der Umgebung.

Es handelt sich um ein Fernrohrhäuschen, das erste dieser Art erbaute man 1862. Eine Überlieferung besagte, dass das erste Fernrohr von einem russischen Linienschiff stammte, welches 1842 hier vor der Küste havarierte. Von den fast 900 Passagieren starben 389, der Rest wurde gerettet. Zum Dank stiftete Zar Nikolai I. Mandal 2000 Dukaten.
Es strebte ein Paar auf anderem Wege hinauf, ebenfalls wohl Frühaufsteher. Wir machten uns auf den Rückweg, wieder 196 Stufen treten. Folgten unten dem Schild Vigeland Haus, ein Museum, geschlossen. Es ist dem Gustav gewidmet, dem bekannteren der Brüder. Gustavr Vigeland gestaltete u.a. den Park in Oslo.

Nun ward es Zeit für ein Frühstück, deshalb zurück zum Campingplatz. Der Küstenradweg bot einen markanten roten Punkt…. Gleich um die nächste Kurve der Campingplatz.

Indes fühlte Jola sich zu einem zweiten Bad im Meerwasser verpflichtet und verschwand gen Strand. Mir blieb das Frühstück vorzubereiten, heute draußen, wenn nicht bei diesem Wetter, wann dann? Premiere Nr.2: Der Toaster wurde an die Außensteckdose angeschlossen, und funktionierte; prima Sache!
Kurzer Schnack mit dem Schweizer Ehepaar, sie weilten bereits 5 Wochen in Norwegen, waren weit mehr als 1.000 Km bis zu den Lofoten hochgefahren, dort aber in eine Schlechtwetterphase mit Dauerregen geraten und nach drei Tagen abgereist. Morgen sollte es zurück in die Schweiz gehen. Schade, nette Leute, leider wieder einmal zu später Kontakt.
Abfahrt, die E39, hier alternativlos. Wunschgemäß bog ich nach gut 13 Km bei Vigeland links auf die Straße 460 nach Lindesnes Fyr ab. Der südlichste Ort Norwegens, ebenso der Campingplatz „Im Süden“, den wir nach gut 22 Km kurvenreicher Fahrt auf immer enger werdenden Straßen durch scherenartige Landschaft ansteuerten. Angesteuert, weil Jola „entschied“, für heute reichte das Kurven fahren, wir übernachten hier!
Einen der letzten schattigen Plätze ergattert, der nebenstehende ältere Österreicher „beichtete“ Jola sogleich sein Wohnmobil-Historie mit dem Nachsatz, wenn er 80 sei, höre er mit Wohnmobil auf. Wir nutzten eine Gemeinschaftssteckdose für Strom, genehmigt von den Schweizer Nachbarn zur Linken. Der Grillnachmittag ward vorbereitet, Fleisch aus dem Gefrierfach entnommen. Dann aufs Rad und die letzten 2,5 Km hügelauf und hügelab bis zum Leuchtturm. Wohnmobilstellplatz wie eine Wagenburg vor dem ticketpflichtigen Areal.

60 (Seniorenbonus) statt 100 Kronen Eintritt, wir gönnten es uns, weil der Campingplatz nur die Hälfte des gestrigen Obolus betrug.

Das Thermometer:

27°, für hiesige Verhältnisse rekordverdächtig. Wieder Treppen steigen. In der Ferne Donnergrollen, das Gewitter blieb jedoch aus, jedenfalls hier.

Früher wurde hier bis 1854 mit Kohle das Leuchtfeuer betrieben

Wieder Stufen, schmale, eng beieinanderliegende aus Metall im Leuchtturm bis zum Leuchtkörper hinauf.

Blick vom Leuchtturm aus

Rückfahrt zum Campingplatz, Grill angeworfen,…. “ was haben wir das gut“……

Norwegen (2. Reise) – Ankunft Kristiansand und 1. Tag –

15.06.2023 Donnerstag

Die Überfahrt verlief entspannt, kaum Seegang, Platz zum Stullen essen ward schnell gefunden. Jola huschte kurz in den Duty-Free-Shop und kam mit einer Flasche Linie Aquavit zurück. In der Sitzreihe hinter uns eine Gruppe Männer, vier an der Zahl, nach dem Dialekt zumindest teilweise Berliner oder Umland, scheinbar alles Angler. Podcast live.
Obwohl wir auf dem Deck in mittlerer Reihe fast die Poolposition einnahmen, verließen wir gegen 20.40 Uhr fast als letztes WoMo das Schiff. Zügige Abgang, dann kurzzeitig Stau vor der Einmündung ins Straßensystem. Das Navi lotste uns brav durch den ca. 2,3 km langen Tunnel bis wir im Stadtteil Lund landeten. Bald erkannten wir Straßenzüge wieder, kurz vor dem Ziel, wie im letzten Jahr, eine Baustelle, die uns hinderte, das Campinggelände direkt zu erreichen. Weil ich mich ja ganz gut auskannte, umschiffte ich die Stelle schnell. Roligheden Camping am Yachthafen Kuholmen war wenige Minuten nach 21 Uhr erreicht, vor uns drei Camper, die ebenfalls aufs Gelände wollte. Jola buchte uns für zwei Nächte ein. Platzsuche selbständig, ohne Guide. Angekreuzt auf dem Lageplan waren reservierte Plätze, wir übersahen zwei und stellten uns auf einen davon. Niemand kam mehr bis 22 Uhr.

16.06.2023 Freitag

Vor 7 Uhr aufgestanden, auch hier in Kristiansand derzeit „Sonne satt“, suchte das Chemie-Klo, Marsch über das Campingplatzgelände, irgendwie urig, in der hügeligen Landschaft Plätze für Zelte, für Wohnmobile, dann die mietbaren überplanten halben Holzfässer. Ein Franzose mit Motorrad packte bereits wieder sein Zelt zusammen, Fummelarbeit, alles in die paar Taschen unterzubringen. Als ich mit entleertem Chemie-Klo zurückkam, da war er schon verschwunden. Jola erkundete die Lage an der Rezeption, wir mussten umparken, der Platz war reserviert. Zum Glück nur ein paar Meter weiter, trotzdem ärgerlich, weil, alles einräumen, abstöpseln etc. und Retour.
Dann Fahrt in die Stadt. Alle Streckenabschnitte richtig behalten. Im Zentrum gelöste Shoppingatmosphäre, die Menschen gut gelaunt, bereit Geld auszugeben. Wollte Zimtschnecken in einer mir bekannten Konditorei kaufen, kein heimisches Bargeld. Bank gesucht, Kronen abgehoben. Dann das Restaurant TilStede in der Markens gate 29 gesucht, das im Reiseführer als „besuchenswert“ tituliert wurde. Regionale Produkte, vegetarisch, vegan und Fisch im Angebot. Es war gerade 11 Uhr vorbei, zu früh für das norwegische Lunch.
Gullydeckel in der Fußgängerzone :

Einkäufe getätigt (Brot und Zimtschnecken), Tourist-Info aufgesucht, Möwen auf dem Springbrunnen beobachtet…, jagten sich gegenseitig diesen beliebten Ausguck ab, weil wohl erfrischend.

Die Kirche (der Dom) jetzt nicht mehr eingerüstet..

Dann ins TilStede, Restaurant im Obergeschoss, Ambiente wohlgefällig, aufmerksames Personal, lustig gestaltete Speisekarte mit Zeichnungen, die Künstlerin malte auch die im Restaurant ausgestellten Bilder, käuflich.

Schnell fanden wir etwas Passendes für uns (Shrimps auf Brot und Wrap), Ingwertee in kalter und heißer Variante. Ein Glas gekühltes Wasser gab es unaufgefordert vor der Bestellung (warum das nur nicht bei uns in Deutschland geht?). Wieder einmal erwischten wir eine Deutsche (Studentin) als Servicekraft. Uns gefiel es hier, empfehlenswert!


In der Stadt hingen überall Plakate „Sommerbris“, ein zweitägiges musikalisches Happening auf Odderøya. Dorthin wollten wir ohnehin, leckeren Kuchen sollte es in der Wachtbude, eine alternativen Kulturperle, geben. Wollten den Baufortschritt des Kunstsilos ansehen, blieben davor am Konzerthaus hängen, diesmal geöffnet, was uns neugierig machte. Blick ins Innere…

Deckenansicht 2. Stock
Außenansicht

Der Kunstsilo wird nicht dieses Jahr fertig, sondern erst 2024.

Gleich hinter dem Bauplatz das neue Quartier „Kanalbyen“. Wieder einmal gelungenes Wohnwohlgefühl am Wasser, zumindest beeindruckte es uns als solches. Die zwischen den Wohneinheiten installierten sozialen Bezugspunkte vermittelten Kompetenz bei der Stadtplanung.

15 Uhr sollte das musikalische Spektakel der Sommerbris beginnen, Zeit, um an der Fischbrücke noch ein Eis zu schlecken. 62 Nkr für zwei Kugeln, happiger Preis, aber die Waffeltüte war so voll, als wenn vier Kugeln darin schlummerten.

Pausierten später im Schatten eines Baumes, zwei Plastikhocker ermöglichten angenehmes Sitzen. Beobachteten Mutter mit Kind, das kaum laufen konnte, aber schon im flachen Wasser plantschen wollte, ebenso gerne jagte ein Hund dem ins Nass geworfenen Ball hinterher, unermüdlich an Land bettelnd, den Wurf ins Wasser zu wiederholen. Es waberte musikalischer Klang von Odderøya herüber, die erste Band musste ihren Auftritt gestartet haben.
Wir machten uns auf den Heimweg, in Wassernähe badeten die Menschen, im Wasser als auch in der Sonne… Auch wenn es hier auf den Bildern so aussieht, aber die Boote werden nicht nur als „Treffpunkt auf ein Gläschen“ genutzt, sondern bewegt, u.a. zum Einkauf (Inselbewohner).

Käffchen und Zimtschnecke am WoMo,….dann marschierten wir zur Badestelle am Campingplatz.

Am Wasser tummelten sich Scharen von Kindern und Jugendlichen an den drei Sprungtürmen. Vom „10er“ sprangen nur die Mutigsten, einige vollzogen olympiareife Akrobatik. Jola testete zuerst die Wassertemperatur, ohne zu zucken stieg sie ins Nass.

Ja, sogar mir fiel es leicht, ins Nass einzutauchen und eine Runde zu drehen. Dann war es genug Aktivität für den Tag.

Norwegen (2. Reise) – Anreise –

Anreise zur Fähre in Hirtshals am 13.06.2023.

Abfahrt aus Lübeck gegen 09.30 Uhr. Das neue WoMo und der Fahrer mussten sich erst noch aneinander gewöhnen, das Fahren geradeaus und Autobahnstrecke erwiesen sich zunächst als problemlos. Bei den Einstellungen des Tempomats haperte es, zu viele Schaltmöglichkeiten, doch dann endlich die Einstellung „100 km/h“ gefunden und fixiert. Strecke insgesamt frei, überraschend starker Verkehr in Dänemark (bei Kolding und Aarhus besonders intensiv). Mich übermannte unterwegs mehrfach Müdigkeit und legte mich deshalb auf einer Raststätte aufs Ohr, wachte nach einer Stunde wieder auf, ohne mich besser zu fühlen. Schafften es bis Aalborg, wo Jola einen Stellplatz am Hafen aufgetan hatte. Hier belegten allerdings überwiegend PKW die Parkmöglichkeiten. Ein letzter freier Platz dazwischen, da bugsierte ich unser WoMo hinein.
Alles da, Sanitäranlage direkt „vor der Nase“ und nach „Inspektion“ hervorragend ausgestattet. Ebenso Stromanschlüsse. 139 Dkr eine Übernachtung. Restaurants und eine Grünanlage in unmittelbarer Umgebung. Das alles interessierte mich derzeit nicht, haute mich aufs Ohr und schlief, quasi bis zum Morgengrauen. Unruhige Nacht verbracht, was war nur los mit mir?

Nächster Morgen (14.06.2023), leichte Besserung der körperlichen Verfassung spürbar, aber eben noch nicht fit. Da half auch die Dusche im angenehmen Ambiente der Sanitäranlage nur bedingt. Jola, ohnehin vom Umfeld der Hafengegend begeistert, schlug eine Verlängerung um einen Tag vor, ich willigte widerstandslos ein.
Schwarzen Tee geschlürft, dann Haferflocken mit Wasser gelöffelt, den Magen angeregt, zu arbeiten. Sonne wie in Afrika, heiß war es, erstmals beglückwünschten wir uns zum installierten Lüfter, der sich fast heiß lief. Spaziergang zur Kreislaufanregung mit Sondierung, was wo zu finden war.
Jola machte per Rad Ausflug ins Zentrum bzw. die Hafenkante lang und kam mit allerlei Informationen zurück.
Gemeinsam marschierten wir zur Halle mit Streetfood.

Diese Futterkammer öffnete für Hungrige erst um 12 Uhr.
Blick vom WoMo aus zwischen der Sanitäranlage auf den Limfjord und gegenüberliegendes Ufer.

Grünanlage hinter den Stellplätzen

Halfen einem Schweizer Paar beim Zurechtfinden, wie Stromanschluss, Bezahlen und zu guter Letzt der Tipp mit Streetfood, den der scheinbar hungrige Mann dankend aufnahm. Wir radelten die rund 2,5 km Promenade am Limfjord Richtung Zentrum ab.
Gleich hinter der Eisenbahnbrücke über den Limfjord ein ehemaliges Fabrikgelände, „Spritten“, früher (wohl Anfang 1900 bis in die 50er Jahre) wurde hier Alkohol hergestellt (nomen est omen). Das Areal macht(e) Platz für Wohnbauten und demnächst einem Kulturzentrum.

Hafencity at it’s best, gelungene Architektur, wenn auch oft in Hochhausform, umgeben von Kunst und Kultur sowie Chilplätzen direkt am Wasser. Utzon, ein weltweit bekannter Architekt, schaffte sich hier sein eigenes Denkmal in Form eines musealen Zentrums. Wenige Hundert Meter weiter gleich das „Musikhuset“. Bis hierher reichte die erste Erkundungstour für mich.

Gegen 12.15 Uhr hing der Magen auf Tiefststand, das Angebot in der Halle von Streetfood schien uns am verlockendsten, deshalb Rückfahrt.

Verschiedenste kulinarische Geschmacksrichtungen boten sich hier uns an. Einmal im Karree die Halle durchschritten, da wussten wir, was „auf den Tisch“ kommen sollte. Asiatisches…., Details lasse ich hier weg. Geschmacklich ansprechend, die Schweizer trafen wir hier wieder, sie nickten uns dankbar (vermutlich für den Tipp) und gesättigt (weil schon fertig mit Essen) zu.
Mittagsschläfchen….
Danach Besuch des Utzon-Zentrums. Auf dem Weg dorthin jetzt mehr Menschen im Freizeitmodus, sprich, Take-away-Fastfood in Liegestühlen genießen, ein Döschen Bier an der Kaimauer schlabbern, oder einfach nur Po und Rücken auf der Liegewiese in der Sonne braun werden lassen.
Utzon ist der Architekt der Sydney-Oper, 1955/56 wurde sie erbaut. Die Ausstellung widmete sich u.a. Baumaterialien, Überlegungen, wie man Gesehenes aus der Natur in architektonische Gestalt umwandelt. Hier ein paar Eindrücke….

Die Hafencity bis zum Ende verfolgt, zwischen Wohntürmen fanden wir dies Skulpturengruppe…

Dann kurzer Abstecher in die Stadt, wiedererkannt aus dem letzten Besuch ein Stück in der Fußgängerzone. Über die Eisenbahnbrücke hinüber, links in den Stadtteil Lindholm, Bild hier Blick von einer Pausenbank…

Auch auf dieser Uferseite viel neuer Wohnraum, gelungen, zumindest optisch im Vorbeifahren. Schön große Eckbalkone, reichlich Platz zwischen den Wohneinheiten. In einem Gebäude diente ein ganzes Erdgeschoss als Fahrradstellplatz, beachtenswert! Wir radelten ein Stück durch den gleichnamigen Park, überall Liegewiesen, wenn auch kaum noch Grün zu sehen, durch die anhaltende Dürre alles leicht ins Gelbliche changierend, was den Besuchern egal schien, solange sie sich in der Sonne räkeln konnten.

Nebenarm des Lindfjords

Genug Sonne getankt, deshalb Rückfahrt zum WoMo. Die Brückenquerung Maßarbeit bei radelndem Gegenverkehr. Das war’s aus Aalborg, wer hier einen Stopp einlegt, die Promenade lohnt jedenfalls einen Abstecher.

15.06.2023 06.15 Uhr aufgewacht, Jolas Bett schon leer. Der Himmel heute mit Wolken durchzogen, kurzzeitig tröpfelte es aufs Dach des WoMo, Regen, kaum noch gekannt, das Wort fast schon vergessen. Kurz nach 8 Uhr fertig gefrühstückt und abfahrbereit. Gleich auf der Hauptstraße Berufsverkehr, die nächste Tankstelle war meine, knapp 50 Liter flossen in den Tank, 11,69 Dkr der Liter, bei einem Wechselkurs von 7,46 wäre das ein Dieselpreis von ca. 1,57€. Dann Aalborg verlassen und die rund 60 Kilometer Autobahn zurückgelegt, kaum nennenswerter Verkehr unterwegs. Kurz vor 9 Uhr in Hirtshals gleich zur Fjordlinie zum Terminal abgebogen, leider falsche Fahrspur erwischt und bei „Cargo“ an verschlossener Schranke gelandet. Rückwärts Marsch, Marsch, zum Glück kam kein LKW. Am Terminal marschierte Jola guten Mutes zum Schalter, kam wenige Minuten später zurück, Papiere fehlten, Führerschein, Ausweis, Fahrzeugschein, außerdem die Botschaft, Abfahrt 11.45 Uhr war bereits ausgebucht, wir müssten die Fähre um 18.15 Uhr nehmen. Nun gut, besser als noch einen Tag warten. Mit dem Ticket zurück, stellte sie fest, das Ticket war auf ein Fahrzeug mit 6m Länge ausgestellt, ein Fehler, denn unser WoMo überschreitet die 7m Marke. Wieder zum Schalter, nachgebucht, weil länger = teurer. Dann auf den Stellplatz unter den riesigen Windkrafträdern, hier dar man neuerdings nicht über Nacht stehen. Jola marschierte zum Strand, der breit und feinkörnig ins seichte Meer reichte.
Wir dann mit den Rädern ins Zentrum von Hirtshals, ein Ort wie eine im Aufbau befindliche Westernstadt wirkend. Das Gewerbegebiet glänzte mit boulevardartig breiten Straßen, ansonsten eher durch wenig schöne Fabrikgebäude. Hirtshals selbst darf man ruhig als „ausbaufähig“ umschreiben, vereinzelt nahm ich Sanierungsarbeiten wahr. Wir radelten zum Leuchtturm, den kannten wir zwar schon vom letzten Jahr, aber jetzt mit dem Rad auf anderer Strecke hin. Hier deutlich schicker, augenfällig attraktiven Einzelhäuser in guter Lage mit Seeblick. Zwischendurch „Til salg“ = zu verkaufen.
Der Leuchtturm in voller Pracht…

Uns erreichte hier eine Nachricht von Bekannten, dem Mann sei sein Fahrrad nebst Tasche mit Geld und Papieren gestohlen worden, musste gezwungenermaßen die Heimreise antreten, was für ein Ärger!!
Eine der Bunkeranlagen aus dem 2. Weltkrieg diente mir kurzzeitig als Liegeplatz für ein Sonnenbad, Jola tippte währenddessen Nachrichten. Dann Rückkehr in den Ort, jetzt zur Hafenkante hinunter und am Fischhaus gestoppt. 2 Portionen Fisch und Chips bestellt. Es dauerte ein paar Minuten, dafür sah die Mahlzeit lecker aus….

Und dem Essen stand es ins Gesicht geschrieben…

Am Nachbartisch verabschiedete sich gerade eine Frau von ihrer Garnelenpulerei, der Teller blieb unabgeräumt auf dem Tisch stehen, eine Einladung für wachsame Möwen, davon schon eine am Straßen lauernd wartete, und nun gierig zuschlug…

Sobald sie jedoch eine livrierte Servicemitarbeiterin entdeckte, suchte sie schnell das Weite. Wir, gesättigt, ebenso. Am Hafen die Fischereiflotte abgelichtet…

Jetzt, zurück am WoMo, galt es die Zeit bis ca. 17.15 Uhr abzusitzen, die Tasse selbst gebrauten Kaffee genossen…..

Jola bevorzugte die Wartezeit mit einem Strandbesuch zu überbrücken. Ich weihte unseren mobilen Wechselrichter ein, lud meinen Fahrradakku und schaute der Anzeige zu, wie die Kapazität sank. Es dauerte halt….Dann kehrte ich den Prozess um, probierte den mobilen Wechselrichter über die Solaranlage wieder aufzuladen. Dazu steckte ich das mitgelieferte Kabel für Solarladung in die rückseitige Buchse und in eine Steckdose für Zigarettenanzünder (12 V). Funktionierte, wenn auch lediglich um die 90 Watt aufgenommen wurden.
Ich folgte Jola an den Strand, stakste als erstes in das glasklare Wasser, angenehm temperiert und weitläufig bis unterhalb der Knie durchwatbar, weil Wellengang minimal. Einige Einheimische brachten ihre Autos direkt mit an den Strand, nutzten sie als Schattenspender fürs Sonnenbad.
Gegen 16.15 Uhr schmierte Jola uns Stullen für die Bordverpflegung, dann fuhren wir zum Check-Inn, reihten uns in die Warteschlange ein. Mehr als pünktlich ging es dann an Bord und bereits um 18.05 Uhr legte die Fähre ab.