04.07.2023 Dienstag
Die Entscheidung war schnell gefallen, auch wenn es am Morgen nicht mehr ganz so regnerisch aussah, wir zogen um 09.15 Uhr weiter. Evje, ein Ort im Setesdal, das unbedingt noch gesehen werden wollte. Außerdem wäre ein kurzer Abstecher nach Dalen, das lag direkt auf dem Weg, gewünscht, dort ein altes Hotel und der Telemark-Kanal.
Von 500 Höhenmetern auf gerade 100 Höhenmeter, erstreckt auf 20 Km, abgesunken. Nach 30 Minuten ein Stopp, nicht mehr weit bis Dalen, Kommune Tokken
Nun, die Landschaft ähnelt sich in Norwegen eher öfters, mancher Reisende würde sie sogar als eintönig bezeichnen. Mittendrin jedoch sind die Geräusche der Fließgewässer, dann wieder die Stille, die engen Straßen, die Steigungen, der Weitblick, nicht so realistisch abzubilden. In oder kurz vor Dalen wieder ein gelbes Schild mit „Strengt / Closed“, eine Straße gesperrt, ausgerechnet die, die wir nehmen wollten. Zum Kanal 2,5 Km, auf dem Weg auch das „alte Hotel“.
Am Kanal ein Stellplatz für Wohnmobile, Jola begeistert von der Lage.
Dalen hinterließ bei der kurzen Besichtigungstour einen adretten Eindruck, ein Ziel für eine nächste Norwegen-Reise. In 4 Km wieder fast 400 m gestiegen, dann die Verzweigung 41 / 38 und die Sperrung. Zwei Motorradfahrer aus Finnland standen und schauten suchend in eine analoge Straßenkarte, wirkten ratlos. Ich hielt hinter ihnen, was nun? Norwegisch mit Hilfe des Internets übersetzt, was uns die Erkenntnis brachte „An Arbeitstagen zwischen 8 und 9 Uhr und 15 und 16 Uhr offen“, ansonsten gesperrt. Ein VW Bus kam und hielt neben mir, er sei bis zur Sperrung gewesen, kein durchkommen. Die Finnen kamen und suchten bei mir Rat, der brachte sie nicht weiter. Ich wendete, dann eben nicht ins Setesdal, sondern nach Vrådal (dort standen wir letztes Jahr im Regen auf dem Campingplatz).
Rest der Strecke schenke ich mir, viele neue Abschnitte, dadurch Baustellen, Bagger knabberten an Felsblöcken, deren Ergebnis gleich klein gemahlen und verarbeitet wurde. In Amli bei Kilometer 140 ein Zwischenstopp, günstig die Bäckerei im Zentrum, scheinbar bekannt, denn gut besucht. Ein belegtes „Puffbrot“, fast alle Brote sind in Norwegen „luftig“, und ein Vanilleschnittchen.
Die Dame gönnte sich ein zusätzliches Kalorienstück. Die wollten verdaut werden, deshalb kurzer Ausflug im Ort. Hübsches Haus an der Brücke.
Nun noch gut 100 Km bis Kristiansand, Evje war gestrichen. Um 15 Uhr auf dem Campingplatz Roligheden. Die Laune war, wie das Wetter, besser geworden. Jola beantwortete diverse Nachrichten. Schnell war das Restaurant gewählt, in dem der XX. Geburtstag gefeiert werden sollte. Unser vierter Aufenthalt in der Stadt erleichterte uns die Wahl, „TilStede mag og mer“ (https://www.tilstedematogmer.no/).
Wir mussten uns sputen, es war 17 Uhr gerade vorbei, dort im Lokal nur bis 19 Uhr geöffnet. Bei Sonnenschein fix den bekannten Weg in die Stadt abgestrampelt. Die Nebenstraßen im Zentrum wirkten leblos, in der Fußgängerzone herrschte Hochbetrieb. Im Restaurant ebenfalls, aber uns wies die nette Bedienung unsren „Stammplatz“ zu. Das Menü, 2 x, die Fischvariante und 2 Bier.
Wem sag ich es, nicht ganz billig, doch wir waren zufrieden, hier fühlte man sich nicht „übers Ohr gehauen“, es wurde erklärt, woher der Fisch und das Gemüse stammte. Beim Dessert durfte Jola aus verschiedenen Varianten auswählen, mächtig dieser Nachtisch, danach passte nichts mehr rein.
Beim Schalter der Fährlinie vorbeigeschaut, doch das Büro hatte schon geschlossen. Abstecher zu den Bryggen. Musik erklomm über die Holzhäuser hinaus, Menschen strömten zum Areal. Abgesperrt, bei wärmender Sonne saßen glückselige Menschen, meist mit einem Plastikbecher Bier in der Hand, auf Bänken oder einfach auf den Uferterrassen, standen auf der Fußgängerbrücke oder saßen in ihren Booten. Eine Bühne war in der Nähe des Eisladens aufgebaut (Teil der Reihe „Dienstags-Konzerte“), Instrumente standen herum, Musik dudelte laut vom „Band“. Ausgelassene Stimmung.
Ein Pommes zwischen all den Menschen auf dem Fußboden lockte Möwen an…
Frauen in der Überzahl, oft in Dreier- oder Vierergruppen unterwegs, redselig ohne Ende, der Typ, vielleicht ein „Zoo-Fan“ genoss das Alleinstellungsmerkmal „Mann“ am Tisch.
Die Musik der Gruppe, mit Sänger und Sängerin, melodisch, zum Schunkeln, unter Einheimischen die Titel offensichtlich bekannt, sprich, den Text mitsingend. Hände ragten schon nach dem ersten Lied in die Höhe, wir verstanden nur „Sha la la“. Kurz vor 20 Uhr ließen wir die Norweger alleine und fuhren zum Campingplatz zurück, es wartete noch eine Flasche Sekt auf Leerung.
05.07.2023 Mittwoch
Um mal mit etwas Negativem für diesen Tag anzufangen, die Duschkabine eng, keine Haken, es schwamm auf dem Boden, ich wechselte, immerhin Haken an der Tür, dafür muss hier kurz zuvor eine Enthaarung stattgefunden haben, Büschel nasser Locken bedeckten an verschiedenen Stellen die Fliesen. Nun, es gibt Schlimmeres, aber schön ist anders. Die Reinigungskräfte übten hier einen anderen Rhythmus aus, fingen erst am späten Vormittag an, daran lag’s vielleicht.
Vom Negativen zum Positiven, die Sonne schien. Badesachen wurden eingepackt. Geplant war ein Ausflug nach Baneheia zu den dortigen Badeseen. Zuvor auf bekanntem Wege ins Zentrum von Kristiansand, mit Durchfahrt durch Posebyen, dem alten „hölzernen“ Stadtteil. Hier das älteste erhaltene
Jola erledigte am Schalter von Fjordline die Buchung, für die Abfahrt mittags gab es weder für morgen noch für übermorgen ein Ticket, so blieb nur die abendliche Tour um 20.15 Uhr. Die Sonne täuschte ein wenig über die realen Witterungsverhältnisse hinweg, der Wind war frisch bis eisig. Zu dünn angezogen, wir verschoben den Ausflug zu den Badeseen, machten erst einen Stadtbummel, ich wurde mit einem schnell trocknendem T-Shirt beglückt, das zog ich später unter mein Polo-Shirt. Saßen vor der Kirche und ließen an uns die Menschen vorbeiziehen. Hinter mir eine Büste, darauf wachte eine Möwe, Ausschau haltend nach Fressbarem.
An der Kirche auf dem Platz vor dem Rathaus der Aufbau einer Bühne, Streetfood, Beginn um 12 Uhr.
Im angrenzenden Park eine Installation….ein Rieseninsekt?, oder Big Brother Is Watching you?
Streetfood öffnete, ein Rundgang, für uns nichts dabei. Plakate hingen aus, kündeten eine Kunstaktion über mehrere Tage auf Odderøya an. Mittagessen in Fiskebrygga, so wie Jola es gewünscht hatte. Vom gestrigen Trubel, der Bühne etc. nichts mehr zu sehen. Jola orderte Krabbenbrot, ich Fish & Chips. Am Terminal lag eine AIDA, die Gäste hatten Ausgang, eine endlose Schlange zog durch die kleine Hafenanlage, Gruppen besuchten die Fischhalle. Überwiegend hörte man Deutsch, alle Altersgruppen, jeder Modestil defilierte an uns vorüber, wegschauen war auch keine Lösung. Der Strom brach irgendwann ab, Kristiansand war temporär um – vermutlich – rund 3.000 Gäste reicher.
Durch die Blume gesehen….
Das Restaurant Enok Nilsen, in dem wir hier aßen, sehr zu empfehlen.
Freie Fahrt mit dem Rad hoch auf Odderøya, auch hier Touristen vom Kreuzfahrtschiff.
Etwas versteckt die Kunstaktion…
Hier durften Kinder und Jugendliche nach Herzenslust an der Fertigstellung der Objekte mitwirken.
Ein paar Ausblicke von den höchsten Erhebungen von Odderøya…
Auf dem letzten Bild noch Überreste aus den beiden Weltkriegen zu sehen, auf diesem Gelände waren diverse Verteidigungsanlagen errichtet worden.
Zu Odderøya (https://www.visitnorway.de/reiseziele/region-suden/kristiansand/listings-kristiansand/odder%C3%B8ya-festung/35444/).
In der Ferne sah man schon die Schlechtwetterfront, für uns das Zeichen zum Aufbruch, Flucht ins sichere und trockene Heim von „Wieland“. Wettervorhersage traf exakt zu, um 16.30 Uhr begann der Regen.
Unsere heutige Fahrstrecke (grob vereinfacht).
06.07.2023 Donnerstag
Wir hörten und sahen vom Unwetter in Holland und Teilen von Deutschland, dass der Orkan Richtung Skandinavien abgezogen sei. Wir warteten ergeben darauf, was uns in der Nacht passieren würde, doch außer teils heftigem Dauerregen geschah kein Unglück. Gut, dass wir bei Ankunft den Platz mit Kiesuntergrund gewählt hatten, Regenwasser war schon wieder verschwunden. Jola hatte der Trommelwirbel zeitweise den Schlaf geraubt.
Gegen 11 Uhr verließen wir den Stellplatz und parkten draußen auf dem Parkplatz (Bootsanleger und Badestelle). Es war trocken, der Wind nicht mehr eisig, die Sonne schien, ideale Voraussetzungen für meinen Plan, den Botanischen Garten aufzusuchen, angeschlossen ein Museum und ein Landhaus Gamle Gård. Strecke, wie gehabt, stadteinwärts, dann an dem Fluss Otra einfach einige Hundert Meter weiter, die Gasse Gimleveien hinauf und schon war das Areal erreicht.
Ein kleiner Park mit einer Gesteinssammlung aus der Region, sowie die Sun Fisch, den man bei uns Mondfisch nennt.
Jola fing den einzigen Elch, den wir überhaupt in Norwegen, ausgenommen den Aufklebern für Autos, zu sehen bekamen.
Der Lustgarten um das Landhaus wurde zwischen 1897 und 1907 angelegt. Hier verweilte die „bessere Gesellschaft“ bei einer Tasse Tee oder…
1982 verstarb die Besitzerin und vermachte das Anwesen der Stadt, mit der Auflage, das Haus und seine Einrichtung im Originalzustand, quasi als Museum, für zukünftige Generation zu belassen. Um 12 Uhr war ein Führung, doch nur auf Norwegisch, das passte leider nicht. Rundgang durch den Botanischen Garten und Parkanlage.
Rückansicht des Landhauses….
Rückfahrt, über die Fußgängerbrücke ins Quartier Posebyen und von dort in das Erholungsgebiet Baneheia. Jola stöhnte, als sie den steilen Anstieg bewältigen musste, das Rad schiebend. Wieder die verworrenen Pfade, teils Wanderwege, die an Stufen endeten. Ein Aussichtspunkt gestattete ein Picture…
Der Badesee lag verlassen da, meine Badehose blieb im Rucksack, Handtuch vergessen, und zu stürmisch, außerdem zog es Jola zum Lunch. die letzten rund 700 Kronen verjubeln, Barzahlung. In der Fußgängerzone erwartete uns ein entfesseltes Volk beim Sturm auf Sonderangebote. Fast jedes Geschäft hatte vor seinem Eingang Ständer und Tische mit Sonderangeboten aufgebaut, bis zu 70% Nachlass. Kaum ein Durchkommen mit den Rädern zu unserem Ziel, TilStede. Nun, nach dem dritten Besuch, durften wir uns fast schon als Stammgäste bezeichnen. Und auch diesmal wurden wir von den Speisen nicht enttäuscht. Jola zog danach einen alleinigen Bummel vor, ich wollte die restlichen Kronen jetzt für Zimtschnecken verprassen, bei der Dampfbäckerei sah ich nur ein leeres Blech in der Auslage, alle verkauft. Also zum zweiten Favoriten Gehub, dort kosteten die Schnecke 43 Kronen, dafür reichte das Geld nicht für „4“, also nur drei geordert. Draußen vor der Tür stand ich mit meinen 36 Kronen, was damit machen, wieder zurück und gefragt, was ich für 36 Kronen bekommen könnte. Die Verkäuferin überlegte, lächelte und packte mir die vierte Zimtschnecke in meine Tüte, „it’s o.k and have a good journey“.
Blank nun in der Geldbörse begab ich mich auf den Rückweg, die Zufahrtsstraßen überlastet, weil an den Zebrastreifen ja norwegische Autofahrer immer halten und bei dem Besucherstrom keine Autos mehr vorankamen, stand Polizei mit Absperrband bereit und regelte den Übergang für Fußgänger. Busse stauten sich…
Am Rathaus das Gelände mit Streetfood heute besser besucht…
Um 14.45 Uhr treffen bei den Rädern, Heimfahrt.
Jetzt (17.55 Uhr) stehen wir auf Spur 1 am Fähranleger, Jola schmiert Brote für das Abendbrot und ich korrigiere meine Fehler im Blog.
Fähre fuhr „überpünktlich (20.10 Uhr) ab.
Starke Schwankungen auf dem Katamaran, vor allem, wenn man aus dem Sitz aufstand, dann wankte man wie nach der vierten Maß Bier.
Gegen 23 Uhr zog die Karawane der Wohnmobile von dannen, die meisten, wie wir, auf die Autobahn Richtung Aalborg. In Aalborg kamen wir am Stellplatz am Hafen gegen 00.00 Uhr an, wieder waren einige Plätze von PKW verstellt. Wir fanden trotzdem noch eine Lücke. Ein Schnaps, dann ging es ins Bett.