07.07.2023 Freitag
Bei Tageslicht war die Umgebung in Aalborg schnell wieder vertraut. Das Weib müder als ich, schlief etwas länger. Nach einfachem Frühstück Spaziergang in die Stadt. Promenade (so heißt hier eine Straße am Wasser) gegangen, die Eisenbahnbrücke geöffnet, für Segelboote, ziemlich rasch hoben sich die beiden Brückenteile..
Die Leser aller Reiseberichte dieser Tour erinnern sich, hier auf dem ehemaligen Areal der Spritten Fabrik (u.a. Aalborg Aquavit) wurde ordentlich gebuddelt, riesige Rohre sollten verlegt werden (das Abwassersystem der Region verbessert werden; so in etwa übersetzte ich mir einen dänischen Text). Aus einem Gully roch es entsprechend, eben nach Kloake und nicht (mehr) nach Aquavit.
Wir bogen in unbekannten Terrain, ab vom Uferweg, ab. Eine Kirche (St. Maria), Jola meinte, romanischer Stil, was das denn sei, meine unbeholfene Frage. Ja, eben gedrungener Bau….Na gut, ich bohrte nicht weiter nach.
Wir lernten danach die andere Seite von Aalborg kennen, kein Glamour, normales Straßenbild, wo man durch Einfahrten einen Blick ins „Hinterland“ der Mietshäuser werfen konnte, manchmal idyllische Hinterhofatmosphäre, aber auch Müllplätze. Wir gerieten in die Shopping-Zone, wie es mir mein Instinkt bereits öfters zutrug, schnell abbiegen in Seitengasse, 50m und geschichtliche Kultur sprang mich an. das Aalborg-Kloster „Zum Heiligen Geist„. Im Innenhof ein Springbrunnen mit angrenzendem „Paradies“ (The Paradise Square).
Wieder vom geschichtlichen Pfad abgewichen gleich der Blick auf eine eher modern kommunikativ wirkende Innenhofatmosphäre….
……mit Blick auf die adrett weiß leuchtende Budolfi-Kirche (www.aalborgdomkirke.dk).
Hier am Platze befand sich das Søgaards Bryghus, in dessen Inneres wir einen Blick warfen und, neben den typischen Kupferkesseln einer Privatbrauerei, Leckeres in der Auslage entdeckten (bemerkenswert: Ukrainisches Zuckerbrot) …..
Schweren Herzens verzichteten wir auf Bestellung und Einkauf. Die Mitarbeiterin bedankte sich für unsere Komplimente. Zurück auf die Konsummeile, bzw. gleich danach auf den Uferweg zum Wohnmobilstellplatz, denn bis 12 Uhr muss die Karte zurückgebucht sein.
Abfahrt mit Ziel Deutschland bzw. der Nähe zu Flensburg. Die Autobahn voll, Laster auf zweispurigen Strecken auch bei 110 km/h ein Hindernis, was zu Schlangen auf der Überholspur führte. Unfall auf der Gegenfahrbahn, ein Auto musste sich überschlagen haben, lag kopfüber auf der Fahrbahn. Stau baute sich gleich mehrere Kilometer auf, Einsatzkräfte aktiv. Jola hatte einen Campingplatz in Kruså aufgetan, mit Schwimmbad, 2 Km bis Wasserleben. Zwischendurch Pause auf einem Rastplatz, Stullen geschmiert (Jola), Beine vertreten (ich).
Campingplatz an falscher Stelle gesucht, Mehrarbeit, mehr Kilometer, mehr Zeit, mehr Nervenaufreibung, aber gefunden, aber nicht gleich richtigen Platz, weil kein Sat-Empfang, Platzwechsel kein Problem, genügend freie Fläche.
Nach Wasserleben, Beschreibung erhalten, trotzdem anders gefahren, erst 4Km nach Kollund, dort am Wasser mit Blick auf „Deutschland“, sprich, Wasserleben mit seinem Badestrand. Radweg hier nach Deutschland „anspruchsvoll“, sprich; Steigungen /Gefälle quasi nur zu Fuß zu bewältigen.
Heiß war es geworden, so fühlte ich mich auf schattigem Waldweg ganz wohl, in Wasserleben schien das Gelände um den Badestrand gerade erst fertig bzw. noch im Endstadium der Realisierung befindlich. Am Ende des Strandabschnitts ein Fahrrad, Symbol für was?
4 Km bis Flensburg, die nahmen wir noch auf uns. Leider bildet die Nordstadt in Flensburg kein erbauliches Entree für eine eigentlich so nette Stadt.
Bei Edeka (das soll keine Werbung sein) Lebensmittel zu (seit Norwegen) wieder einmal günstigen Preisen erworben (wie im Rausch). Zwei Halbe Hähnchen vom mobilen Händler mitgenommen
Die Grenze auf dem Stück Radweg irgendwie unübersichtlich, war man schon hier, oder noch da, und was war „Hier“ und was war „Da“? Ein Gatter mit Zaun zeugte noch von der Angst der Dänen vor der Schweinepest (im Übrigen in mindestens 7 Sprachen Hinweis zur Schweinepest; Text auf Rastplätzen: „keine Lebensmittel in die Natur werfen“).
Salat mit Hähnchen und Bier, hört sich nicht besonders kulinarisch an, war aber ideal.
08.07.2023 Samstag
Ein Blick auf die Tourenkarte der Kommune Aabenraa mit seinen 20 Vorschlägen zeigte bald, dass nur der an der Küste entlang führende Ostseeradweg bzw. der Gendarmenstieg infrage kamen. An einigen Stellen verliefen sie parallel. Vom Campingplatz nahmen wir den gleichen Weg Richtung Kollund, bogen jedoch auf die geteerte Straße namens Gammel Kirkevej ab. 2 Km zwischen Mais- und Kornfeldern, am Pflegeheim vorbei, was als weitläufiges Flachbaugelände wie eine Feriensiedlung anmutete. Dazugehörend scheinbar Pferde, eins wurde gerade von einigen Personen umringt. Auf einem umzäunten Areal eine Einrichtung fürs Ringreiten.
An der Kreuzung zeigte uns das blaue Schild mit der „8“ wo’s langging. Einsam und ungestört konnten wir die meiste Zeit auf asphaltierter Straße radeln, der Sonne Strahlen durch den Fahrtwind derzeit wohltemperiert. Die nächsten 2,5 Km sahen wir noch kein Wasser, dafür vereinzelte, manchmal versteckt Häuser, das Ortsschild zeigte Dubjerg an. Die Straße endete an einem solcher Häuser, ein Kiesweg begann, Schild „Privatweg“. Es konnte ja nur der „8“ sein. Jola fluchte über das Stück Kiesweg, obwohl er nur einige Hundert Meter zählte. Wieder Asphalt, aber „links“ zeigte der „8“, das konnte nicht stimmen. Entschieden uns, der Hauptstraße Richtung Sonderburg zu folgen, immerhin ein befahrbarer Seitenstraßen. Bei Kelstrupskov bogen plötzlich auf der anderen Straßenseite Läufer auf den Seitenstreifen und liefen dem Verkehr entgegen, nichts passiert. Unterwegs an einem skelettierten Reh am Straßenrand vorbeigefahren, muss wohl schon länger gelegen und von Aasfressern bearbeitet worden sein. Endlich konnten wir die Hauptstraße verlassen, 2 Km bis Rønshoved, nur eine Hundebesitzerin beim Gassigehen, sonst wir allein auf weiter Flur.
Dann endlich das Meer in Sicht. Die beiden Ochseninseln mittig.
Kurzbesuch im Ort, dort kein Ostseeradweg direkt am Wasser, demzufolge wieder zurück zur Hauptstraße, jetzt mit Radweg und Ausschilderung „8“. In Sønderhav erfolgreich ans Wasser, Ministrand, Parkplatz für Wohnmobile und Surfer. Wasser mit Seegras bedeckt, kein Badespaß an dieser Stelle.
Rechter Hand Hanglagengrundstücke, Neid soll keine besondere Tugend sein, aber wer würde nicht gerne in so einem Haus wohnen / residieren?
Jola trieb zur Eile weiter, wollte noch nach Flensburg. Also in die Pedale getreten. In Wasserleben bremste ich sie aus, eine Erfrischung im Wasser wollte ich mir gönnen.
Badehose an und, ja erst einmal bestimmt Hundert Meter durch welliges kniehohes Wasser gestakst, Sonnenbrandgefahr drohte oberhalb der Wasserfläche. Mutig warf ich mich ins Meer, schockgefrostet und von Wellen wieder ins Flache gespült. Das machte keinen Spaß.
In Flensburg die Fußgängerzone durchschritten, die Wikinger kauften ein, voll war es. In der Bar „Plan B“ einen Kaffee getrunken, ich spendierte mir eine Scheibe Bananenbrot.
Ein Stadtführer erzählte auf den gegenüberliegenden Seite einer Gruppe die Geschichte zu den über der Straße hängenden Schuhen, ich konnte es nicht verstehen, und hatte, früher einmal nachgelesen, es schon wieder vergessen.
Für unsere Freunde aus Bad Schwartau: 2 Snipes-Läden gibt es in Flensburg!
Während Jola den Drogerieladen leerte, sammelte ich Eindrücke menschlicher Gestaltungskunst in Form von Haar, Schuh, Hemd oder Kleid. Haar, schulterlang, zweifarbig; links blond, rechts lila, kann man machen, sieht aber sch… aus.
Nur nicht lästern, wir schoben uns mit den Rädern bis zum Wochenmarkt vor. Unterwegs der Beweis (Flensburger Bier), wir waren in Flensburg:
Marktschreierisch verhökerte ein Standbetreiber (vermeintliche) Reste, Himbeeren, süße Bananen, Nektarinen und Erdbeeren, alles für fast „Nothing“. Jola kam mit Nektarinen und Erdbeeren bepackt an. Wohin jetzt noch damit, der Korb war schon voll. „Jetzt müssen wir aber zurück„, so der Kommentar. So geschah es denn auch.
Die Erdbeeren litten unter schlechtem Radwegbelag, es gab einen Milchshake.
Ich besuchte das Freibad, gut 10 x 10 Meter, angenehme Temperatur, keine Algen, nur verliebte Jugendliche beim Paarkampf im Wasser störten manchmal.
Es kündigte sich Besuch an, Tochter und Freund auf der Rückreise von einem Dänemark-Trip.
Es erschienen mit lautem Getöse vier Österreicher, hoch oben saßen sie auf ihren glänzend polierten Traktoren, im Schlepptau kleinste Wohnwagen, teil Marke Eigenbau. Auf einer Rundtour, ausgehend vom Städtchen Irschen in Kärnten bereisten sie im Uhrzeigersinn Deutschland und angrenzende Länder. 300 Km würden sie pro Tag schaffen, bei ca. 40 Km/h.
09.07.2023 Sonntag
Gemeinsames Frühstück, danach Verabschiedung, u.a. auch die der vier Traktorfahrer.
Wir machten einen Ausflug in die dänische Militärwelt und dunkle deutsche Vergangenheit, Frøslevlejren. Eine gut erhaltene Gedenkstätte, hier wurden gegen Ende des 2. Weltkrieges viele Dänen interniert und nicht in deutsche Konzentrationslager verbracht. Jetzt Museum, Schule und Freizeiteinrichtung.
Der Weg dahin war mühsam, Grund war, eine Straße endete auf einem Feldweg, an dessen Ende die Bauarbeiten für eine neue Trasse begonnen hatten, jetzt am Sonntag ruhte die Arbeit. Räder mussten über hohe Kanten gehievt werden, jemand war „sauer“. Also, wo „E45“ steht, dort die gestrichelte Linie, der Feldweg, die neu im Bau befindliche Straße nicht eingezeichnet, führte von der gestrichelten Linie bis zur „1“, fahren auf Untergrund für Straßenbau. Das eigentliche Ziel wäre „3“ gewesen, verhindert durch die Bahntrasse. So durch Natur und den Ort Fårhus und weiter bis zur Gedenkstätte.
Umfangreiche Ausstellung (https://froeslevlejren.dk/) über sämtliche Einsätze Dänischer Soldaten seit dem 2. Weltkrieg als Friedensmissionen im Auftrag der UN oder ähnlicher Organisationen, u.a. Kosovo, Osttimor, Afghanistan, Zypern, Gaza, Südsudan, Namibia, Irak, Mali, Korea, Kongo.
Landkarten, Fahrzeug – Jeep – , Granaten, Schusswesten, Tarnanzüge, Devotionalien aus fernen Ländern, Verdienstorden, Sportpokale (?), dazu diverse Fotoalben aus Privatbesitz. Videos über Kontrollfahrten.
Morgen geht es nach Hause.