24.07.2023 Montag
Die Versorgung mit wichtigen Dingen verzögerte eine frühe Abfahrt, u.a. besorgte ich einen 5 Liter-Kanister Adblue, die Anzeige auf dem Display stand auf etwas mehr als halbvoll, keine Ahnung, wie lange das dauert, bis das Gerät „Alarm“ schlägt und ich vielleicht im Ausland keine Nachfüllpackung bekomme.
Über Autobahn fahren in Deutschland an einem Wochentag muss nicht allzu viel berichtet werden, viel Verkehr, stauähnliche Situationen um Hamburg, später bei Wildeshausen, am Ende legten wir die 290 Km bei meist regnerischem Wetter in ca. 4 Stunden und 25 Minuten zurück. Osnabrück war als Ziel anvisiert, neben Münster als Alternative. Die letzten 900 m der Strecke empfand ich als Grenzstreifen-Patrouille an der nicht mehr existenten innerdeutschen Grenze (Vehrter Landstraße). Doch uns gefiel der Platz am Nette-Bad, auf dessen Parkplatzareal für Wohnmobile für ca. 7 Fahrzeuge Platz reserviert war. Stromversorgung, Wasser und Entsorgung vorhanden. Jola bekam nach Bezahlung einen Gutschein für das Schwimmbad (Wert 5€). Strom funktionierte nur wenige Sekunden, dann leuchtete „Störung“ am Verteiler auf. Bega mich zur Rezeption in der Schwimmhalle. Freundliches kümmern, ein Techniker war schon am Verteiler, als ich zurück kam. Es wurde getestet, gemessen, gerätselt, die Sicherung sprang ständig wieder heraus. Wir fragten den Nachbarn, Anschluss an sein WoMo, „kein Strom“, meldete er. Es wurde die Buchse gemessen, Strom floss. Der junge Mann bemüht, eine Lösung zu finden, der Kasten an der Entsorgung, dort normaler Stecker, 16 Ampere, Wasserkocher an, Sicherung hielt durch. Aber….., da könne er den Stecker leider nicht lassen (Begründung hier egal). Neuer Versuch, nachdem nachgedacht wurde, schaute ich die Einstellung der Heizung nach….. War auf „3 Kw Strom“ eingestellt. Wahrscheinlich sprang sie wegen niedriger Temperatur an. O.K., nachdem der Techniker mir erzählte, die Stecker seien nur auf 6 Ampere ausgelegt, war klar, woran es lag. Rest kann sich jeder denken…. jedenfalls hatten wir nach dem „Aus“ der Heizung Strom und kommunikativen Kontakt zu den Nachbarn aus HVL (Kennzeichnen), deren Wohnmobil gern als „Antik“ bezeichnet werden durfte und seit 13 Jahren sich in ihrem Besitz befand.
Es gesellte sich ein weiteres WoMo auf unsere kleine „Platz-Insel“, auf dem Heimweg zurück aus Holland, mit Pech, die Frau brach sich am letzten Tag das Becken und war drei Tage in Alkmaar im Krankenhaus. ich lasse es mal gut sein mit den schlechten Nachrichten, wir radelten ins Zentrum von Osnabrück, Nebenstraßen mit breiten Radwegen. Im Zentrum wechselte die Stadtansicht schnell ihr Gesicht, zuerst Straßen mit „reichlich“ Leerstand, dann die Altstadt mit schmucken Häuschen, Brunnen, Kirche, Remarque-Zentrum, der Mann wurde hier geboren und man hätte einen Rundgang auf seinen Spuren durch die Stadt machen können, wir verzichteten. Das Romantik-Hotel Walhalla einen Schnappschuss wert.

Neben der Kirche St. Marien, der Stadtbibliothek und dem Remarque-Zentrum etwas versetzt der Bürgerbrunnen

Oben thront Barbarossa, der Osnabrück die Stadtrechte verlieh; der Löwe erinnert an Heinrich den Löwen, der der Stadt die Gerichtsbarkeit zuerkannte.
Osnabrück bezeichnet sich als Friedensstadt, hier wurde nach 30 Kriegsjahren 1648 neben Münster der Westfälische Frieden geregelt, dessen Vertragswerk noch heute nachwirkt. Genug Geschichte, wir suchten ein Lokal für eine warme Mahlzeit, entdeckten in einer der Gassen namens Marienstraße das Restaurant Weinkrüger, eine erste Option. Bei der weiteren Suche sahen wir ein Wandbild eines der „großen Söhne Osnabrücks“, Vordemberge-Gildewart. Will hier jemand über Kunst streiten?

Sahen noch das Heger-Tor und Kulturhaus, eine ehemalige Kirche, vor der merkwürdige Skulpturen standen, man muss nicht alles fotografieren….
Jola bestand auf Umkehr, der Hunger trieb zum Troge, Weinkrüger als Ziel.
Dunkles Ambiente, schwarzhaarige Servicekraft, bauchnabelfrei, freundlich machte sie uns darauf aufmerksam, dass Plätze an normalen Tischen alle reserviert seien, wir dürften an einem Hochtisch Platz nehmen, die Hand schwenkte in die unteren Katakomben. Platz an den Fenstern mit Blick auf die unteren Extremitäten von vorbeieilenden Menschen bzw. Ganzkörper von großen Hunden. Die Getränke kamen schnell, das Essen war gewählt, und was passierte wieder?, meins war heute „aus“. Matjes und Lamm-Curry brachten man uns nach nicht langer Wartezeit, schmackhaft, meins, in der Speisekarte mit „eine leichte Schärfe“ angekündigt, war etwas untertrieben. Das Lokal zwischenzeitlich voll, am Nebentisch bestellte jemand das Gericht, was „aus“ war, na dann nahm die Dame eben Fisch, aber nun muss ein anderes Getränk dazu her, ein Weißwein….usw. Der Mann lobte die Servicekraft mit ihrem Akzent und entlockte ihr ihre Herkunft (Türkei, erst drei Jahre). Die Nettigkeit verflog bald, denn es kam keine Vorspeise, kein Hauptgericht. Es wurde mit Ausfällen in der Küche entschuldigt, der Mann wollte „abbrechen“, irgendwo anders eine Currywurst essen. Von einem weiteren Nachbartisch reichte man ihnen einen Brotkorb, übrig gelassene Brotkrumen gegen den Hunger. Andere Gäste verzogen sich bereits, da half auch das charmante Entschuldigen der schwarzhaarigen Servicekraft nichts. Wir ließen uns Zeit, draußen hatte ein Platzregen sein Nass ausgeschüttet.
Also heute hatten wir Glück, gewünschten Stellplatz bekommen, Strom funktionierte (auch über Nacht und sogar kostenlos, Essen war gut, Stadterkundung zufriedenstellend. Trocken zum Stellplatz zurückgekommen. Abends noch Gewitter ohne Schäden.
25.07.2023 Dienstag
Um 06.30 Uhr aufgestanden und in die Schwimmhalle (Nette-Bad), an der Rezeption Ärger, weil der Gutschein nicht unterschrieben war (nicht unsere Schuld), etwas knurrig gab sie mir trotzdem den Schlüssel und den Bon für die Nachzahlung von 1,90€. Becken mit 50m-Bahn, überraschend viele Frühschwimmer. 500m machte ich heute, fehlende Kondition. Am Ausgang zahlte ich die 1,90€ und wurde gefragt, ob mich meine Frau getroffen hätte. Aha, Jola war also auch ins Nass gestiegen.
Kleines Frühstück, dann Weiterfahrt gegen kurz nach 9 Uhr, Ziel Tilburg in den Niederlanden. Diesmal entspannteres Fahren, a. besseres Wetter, b. keine Staus, trotzdem viel Verkehr, auf zweispuriger Autobahn LKW wie an der Perlenkette gereiht. Tilburg erreichten wir 12.45 Uhr, Spoorpark 2, vor uns drei Wohnmobile in der Warteschleife vor einem geschlossenen Tor. Dann Durchfahrt, Jola „verhandelte“, wieder Glück gehabt, den letzten freien Platz im Stadpark Camping ergattert. Alles ein bisschen alternativ, Jola meint, nette Leute. Vor unserem Platz verläuft ein Gleis, dahinter ein Spazierweg durch den Park, angrenzendes Freigelände, ein ca. 40m hoher begehbarer Aussichtsturm (2€ nur mit Debit-Karte!), Restaurant, Wasserlauf. Im Hintergrund hinter dem Zaun Wohnblocks a la Grindelhochhäuser in Hamburg. Wir folgten der Empfehlung aus dem Stadt-Guide, nutzten die Möglichkeit, gleich hier im Park ein Lunch einzunehmen, im T-Huis.

Wieder Überraschung nach der Bestellung, Croque Monsieur war nicht das klassische Baguette, sondern zwei fluffige Scheiben Dunkelbrot, überbacken mit Käse. Pellegrino gab es in der 250ml-Flasche, nicht, wie seit Urzeiten bekannt, in der 0,33 ml. Wir waren’s zufrieden. Gleich danach ins Zentrum, zum Kirmes, nach Angaben offizieller Seiten dem größten in ganz ….? Seit 450 Jahren. Lauter, höher, gefährlicher, rummelig (wie sonst auf einem Kirmes), zum Teil verdeckten die Schaustellerstände die altehrwürdigen Teile von Tilburg.


Genug Lärm gehabt, suchten wir den Tivoli-Park, den wir nicht fanden, dafür einen Bäcker (Pastoor), bei dem ich Brot, Rosinenbrötchen und ein Stück Apfelkuchen kaufte. Ich ließ mir zweimal den holländischen Ausdruck für die Rosinenbrötchen vorsprechen, behielt ihn aber nicht (auf dem Bon stand „Krentenbol“). Sahen Neubaugebiete, wo, eigentlich ganz attraktive Hochhäuser zwischen normalen Wohnblocks über diese hinausragten, alle mit Balkon. Solange so ein Turm ein Alleinstellungsmerkmal besitzt, mag das ganz harmonisch in die flache niederländische Ebene passen.
Am Kanal hinauf und wieder hinab gefahren, schön breite Radwege (verwöhnt!). Auf dem Rückweg bei der „berühmten“ Bücherei LocHal gehalten und dem Innenleben einen Besuch abgestattet.





Im Café gab es einen Cappuccino (nur 2,95€). In Niederländisch erweiterte ich aus einem Buch des Bibliotheksbestandes meine Reisevorstellung über die Normandie.
Ach ja, das hier war früher (bis 1980) einmal eine „Lok-Halle“ für Bau und Reparatur von Lokomotiven. Man ahnt es nur, 15 m hoch ist die Halle, ich kletterte bis auf die 2. Ebene (Blick auf das Café). Wirklich lohnenswert, ein Besuch.
26.07.2023 Mittwoch
Schon um 09.15 Uhr verließen wir den Campingplatz und bald darauf Tilburg. Neues Ziel wieder einmal Gent. Kaum mehr als 130 Km, für die wir allerdings geraume Zeit und Geduld benötigten. Insbesondere um Antwerpen toste der Verkehr, bzw. kam mehrmals zum Erliegen oder Stocken. Als wenn alle Welt gerade diese Strecken befahren wollte!
Anfahrt der letzten 10 Km von Gentbrugge zum Campingplatz Urban Gardens im Freizeitpark Blaameersen:

Ca. 11.30 Uhr Ankunft, unangenehme Rezeptionistin verwies Jola auf Anmeldung und Einfahrt auf 13 Uhr. Was machen bei dem (noch) schönen Wetter. Das Display zeigte zuletzt „Tankreserve“ an, also Zeit nutzen und eine Tankstelle suchen. Am Kanal „Nationale Wassersportanlage“ gesperrte Straßen. Auch in Gent gönnte man mir keinen günstigen Dieselpreis, für 1,80 € füllte ich den Tank ein bisschen auf. Zurück auf dem Gelände auf dem Parkplatz gewartet, Tortellini machte Jola heiß, ich indessen erfuhr von einem Paar aus Leipzig, man könne an der Rezeption reservieren, was mir aufgrund der wenigen freien Plätze sinnvoll erschien. Mir begegnete eine etwas freundlichere junge Frau an der Rezeption, die kein Problem mit vorzeitiger Anmeldung sah, alles aufnahm, unsere bisherigen Aufenthalte allerdings in ihrem System nicht fand, sprich, alle Daten neu angeben musste. Nun brauchte sie ein Dokument, zurück zum WoMo, Ausweis holen. Dann, nur Kartenzahlung, EC-Karte im WoMo gelassen, wieder zurück. Es fuhren bereits Fahrzeuge auf das Gelände des Campingplatzes, es schien mir angezeigt, sich schnell einzureihen; an der Rezeption bezahlt, Platz 11.
Urban Gardens hatte „aufgerüstet“, ringsum modernisiert in eine Art Blockhaushütten-System. Ich wertete systematisch die alten Informationen über Gent aus, fand einen Stadtteilplan „Rabot„, ehemals beherbergte dieses Gebiet diverse Textilfabriken, die allesamt dem technischen Fortschritt zum Opfer fielen und deren Baugrund nun entweder (noch) brach lag oder mit modernen (wohl auch teuren) Wohnanlagen regeneriert wurde.
Als Rabot (oder das oder die?) wird hier ein Wehrturm bezeichnet, dem Sprachgebrauch nach eigentlich eine Art Schleusenanlage. Anmerkung: Ein bisschen Ähnlichkeit mit dem Holstentor kann man dem Gebäude nicht absprechen, oder? Zumindest machte der Bootsführer im Jahre …. bei der Rundfahrt dahingehend eine Bemerkung.

Die beiden Gasometer lagen entkleidet als Gerüstedenkmäler zwischen neuen Wohnblocks und einer geschwungenen Radfahrerbrücke. Wir folgten der angegebenen Spazierroute, sahen „türkisch“ geprägte Straßen. Häuserzeilen, deren einzelne Gebäude fast dem Verfall preisgegeben zu sein schienen, während gleich daneben ein Haus im schmucken Renovierungszustand glänzte, ein Stadtteil im Umbruch nannten wir es. Eine „grüne Moschee“ (beim Umbau wurde auf Energieeffizienz geachtet und die Dächer wurden grün) entstand hier auf Industriegelände für rund 6 Mio. €. Wir besuchten nicht das Innere. Trafen am Kanal Gent-Ostende auf ein Hochschulgelände „Odisee“, einst baute hier ein Baumwollmagnat eine der größten Fabriken Gents auf. Aktuell ein ruhiger und verwaister Campus. Rechts im Bild ein Blauglockenbaum, ein mir bis dato unbekanntes Gewächs mit walnussähnlichen „Früchten“ (Kapselfrüchte), wenn braun und offen, hohl, ansonsten grün.

Der Weg schloss sich kurzzeitig wieder an den Anfang, dann durch eine Allee am neuen Justizpalast vorbei (hier sollen früher Apartmentwohnungen in Hochhäusern gestanden haben. Die Gelände der Textilfabriken nahmen wirklich ein enorm großes Gelände ein, viel Platz für neuen Wohnraum, wobei man der damaligen Architektur nur gratulieren durfte, stilvolle Industriebauten (zumindest was man auf alten Zeichnungen / Bildern sehen konnte). Wieder in eine der Nebenstraßen (Berouw) gedriftet, gerieten wir in eine Art verwunschenen Garten, hörten begeisterte Kinderstimmen. Verständlich, wenn man die Anlage näher betrachtete. Bspw. den „Schnullerbaum“:

Oder den Hochsitz:
Kindgerecht war das „Schul-Museum“ (eröffnet 1924) angelegt. Ein Museum vermittelte den Kleine teils spielerisch Natur. Einen Kaffee bekam man an einen Außentisch gebracht. Ein idyllischer Ruhepool inmitten eines Stadtteils im Umbruch.
Hier noch ein Rätsel für unsere Freunde aus C. in OH: Was könnte das für ein Baum sein?

Die Villa des „Großvaters“ aller Textilmagnaten Voortman im Vogelsang-Park entdeckte man erst auf den zweiten Blick nachdem man erst ein winziges „Gartentor“ durchfuhr, dann einen mit Grütze bewachsenen Teich umrundete.

Blick in den angrenzenden Hotelgarten:

Lauschiges Plätzchen für einen Aperitif oder was sonst gefällt…
Uns gefiel die Rundfahrt durch einen vom Tourismus-Management eher vernachlässigten Stadtteil, dabei die Aufbruchstimmung „in der Nase spürend“.
Nun zog es uns ins Zentrum, ein bisschen Trubel zur Abwechslung, außerdem zeigte Jola Appetit auf belgische Pommes. Suchten beim Streifzug vom Gravensteen aus (Fahrräder deponiert) durch die Innenstadt nach Erinnerungen an vorherige Besuche.
Das Galgenhaus… bspw., derzeit wegen Renovierung geschlossen.

Zwei originelle Objekte fand ich auf dem Marsch durch die Stadt, in einem Lampenladen (ehemalige Trompeten verarbeitet) und vor einem Hotel (der Tod hält den Aschenbecher):

An diesem idyllischen Rastplatz tuckerten wir 2017 auf dem Wasser bei einer Stadtrundfahrt vorbei, damals allerdings war er noch nicht so „natürlich“ eingewachsen.
GENT war bisher immer eine Reise wert, auch wenn heute die Müllabfuhr scheinbar nicht funktionierte, Mülleimer überfüllt, Säcke verschiedenster Art umlagerten die Gestelle, bzw. waren keine Säcke eingehängt, auf den Straßen trampelten die zahlreichenTouristen umher flatterndes Papier und Pappbecher fest, Schilder mit der Aufschrift „keinen Müll hierher werfen“ (sinnbildlich übersetzt) wurden von darunter liegenden offenen Müllbeuteln konterkariert. Ob die Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe streikten?
Rückfahrt „am Wasser“ (rund 5 Km):

Stopp an der Rezeption, wo der „Pizza-Bäcker“ am mobilen Herd seiner Arbeit nachging. Das roch gut, also eine bestellt und dazu belgisches Bier, Leffe gab es nicht, Duval war als Alternative auch nicht übel, die 8,5 „Umdrehungen“ erzeugten bereits nach wenigen Schlucken bierselige Atmosphäre, die auch gut tat, weil der Pizza-Bäcker überlastet war, es dauerte halt etwas lange. Aber Warten lohnte sich.
Nun blieb die Hoffnung, das Wetter möge nicht so schlecht werden wie prognostiziert.
27.07.2023 Donnerstag
Leider behielt der Wetterbericht recht, nachts Regen, morgens nass und ungemütlich, immerhin den Weg zum Duschen trocken zurückgelegt. Jola murmelte im Bett vor sich hin. Trotz mieser Aussichten verlängerte ich um einen Tag; erfreulich: heute keine miesepetrige Frau an der Rezeption, eher ein strahlender weiblicher Lichtblick am wolkenverhangenen Morgen. „Kein Problem“ säuselte sie in leicht akzentuiertem Deutsch und knüpfte mir weitere 40€ für die Verlängerung ab, wofür ich mich artig bedankte und ihren Wunsch „eines schönen Tages“ gerne mitnahm.
Der Tag wurde aufgrund der Wetterverhältnisse so verdrömelt, die Rentner-Bravo gelesen, der Blog ergänzt, die Finanzen geprüft, einen Spaziergang um den See, der Regenschirm dabei. Jola fühlte sich nicht „beschützt“, Grund: weil ich ihr ständig eine Spitze des Regenschirms in den Kopf bohrte. Schulklassen oder Kindergartengruppen durchstromerten das Gelände, auf dem See erprobten Jungen und Mädchen erste Versuche auf dem SUP. Das auf der Infotafel beschriebene Restaurant entpuppte sich als brach liegende Ruine mit Sanierungsbedarf. Der Spaziergang regte den Appetit an, heute wurde im WoMo gegessen, in Gent galt am Donnerstag die Devise „Veggie-Day“, also auch bei uns Salat (ergänzt mit Ei und Thunfisch). Trotz Wochentag, erstaunlich, wie viele der Sportangebote von Menschen genutzt wurden (Tennis, Kletterwand, Jogging, Tischtennis, Rudern etc.).
Nieselregen verhinderte einen Aufbruch, muss ja auch nicht sein. Langeweile vertrieb ich mir mit Abwasch, mehr ging auch nicht in den Sammelbehälter.
Dann doch noch eine trockene Phase, die uns hinaustrieb, Gent auf anderen Wegen zu entdecken, als direkt auf die Shopping-Meile zu streben.
Mehrfach sahen wir das folgende Schild:

Hier fühlte sich wohl ein „Schiedsrichter“ zu einer Benotung bemüßigt, 3,7 für die Note mit dem Kopfstand. Was das Schild bedeuten sollte, das versteht man auch ohne Fremdsprachenkenntnisse.
Ohne Stadtplan folgten wir den Knotenpunkten, der Kiez Malem beschaulich, es floss träge die Leie mäandernd am gut ausgebauten Radweg vorbei. Blaue Hockeyfelder schimmerten durch natürliches Grün. Sportanlagen fanden sich hier überall.
Wieder befand sich hier früher ein riesiges Industrieareal, Textilbetrieb. Für mich erinnerten die Häuserreihen an die Wohnverhältnisse damaliger Zeit bspw. im England der Zeit der industriellen Revolution.


Hier schon in teils renoviertem Zustand. Immer am Wasser lang, plötzlich wieder ein Knotenpunkt nach „Rabot“. Quasi umrundeten wir jetzt Gent, ohne dass uns jemals ein Auto beim Fahren störte, was für ein schönes Gefühl.
Am Fluss wohnte man entweder im modernen Neubau oder wassernah auf einem alten Kahn.


Später kurzer Schlenker zum STAM (Museum), die Cafeteria schon geschlossen. Also nach Hause, der Pizza-Bäcker an der Rezeption wieder aktiv, eine Pizza bestellt, diesmal Verzehr im WoMo. Morgen soll es weiter nach Frankreich gehen, erst mal an die Seine.