Norwegen (2. Reise) – Mandal / Lindesnes –

17.06.2023 Samstag

In Kristiansand war alles schnell erledigt. Abfahrt schon kurz nach 9 Uhr. Ziel sollte Top Camping in Mandal sein, rund 60 Km bis dort. „Mautstraßen meiden“ hatte ich ins Navi eingegeben. Doch unbeirrt schickte es uns auf der neu gemachten E39 mehrfach durch mautpflichtige Tunnel, erst die letzten rund 7 Kilometer kurvten wir auf der alten E39 dem Ziel entgegen. Typische Landschaft mit Seen (Meer?) und Wald, durchwachsen von Häusern (Ferienwohnungen?) auf Felsen und am Ufer stehend, die uns nun nicht mehr sonderlich beeindruckten.
Jola rückte von der Rezeption mit der Botschaft an, erst ab 13 Uhr käme man auf seinen Stellplatz, wir müssten das WoMo (seit heute nannte ich es „Wieland“) auf den vorgelagerten Parkplatz abstellen.

In Warteposition auf dem Parkplatz

Ärgerlich! Dann eine Übernachtung gebucht, das teuerste, was wir uns bisher auf einem Campingplatz geleistet hatten.
Nun gut, sparen wir also am Essen….
Spaziergang zum angrenzenden Strand mit Bademöglichkeit. Ab 14 Uhr Teile gesperrt für eine Veranstaltung. Verkleidete Jugendliche marschierten mit Musikinstrumenten über das Gelände und verschwanden im Nirgendwo.
Fahrräder ausgepackt, eigentlich um nach Mandal zu fahren, aber Jola favorisierte die entgegengesetzte Richtung. So landeten wir nach 3 Km in Sånum, ein Örtchen, gelegen gleich hinter einer zweigeteilten Brücke, erhöht extra für Radfahrer.

Am Ortsende ein Abzweiger, auf dessen Straßenschild „Nesehaven“ stand, wahrscheinlich ein Hafen, so vermutete Jola und forderte „lass uns da mal hinfahren“.
Gänse widmeten sich an einem toten Wasserarm im Wiesen- oder Weidegras der Brutpflege, aufmerksam reckten Eltern die langen Hälse.
Gleich nach einer Linkskurve ging es steil bergauf, auf und an dem Hügel befanden sich 17 Grundstücke, gleich eins der Ersten schien unbewohnt respektive der Garten ungepflegt, dafür aber mit einer Blumenwiese aus Margeriten…

Blick ins „Tal“ und auf das Wasser….

Umkehr und Rückfahrt nach Furulunden (so nannte sich das Gebiet, auf dem sich auch der Campingplatz befand), gleich hinter der Brücke bogen wir auf einen der Wanderwege ab, der uns zu weiteren, jetzt schon stärker frequentierten, Bademöglichkeiten führte.

An einer Badestelle nutzten die Besucher einen Baum für Liebesbeweise (anderswo hängen Verliebte Schlösser an ein Brückengeländer)… und hängten Herzen aus Filz oder ähnlichem Material hinein.

An einer Stelle eine Infotafel zu einem historischen Ort, eine Fabrik hatte hier gestanden und ca. 120 Menschen in Lohn und Brot gebracht, Walfang bzw. die Verarbeitung von Tran zu Paraffin.
Dann durch Rhododendrongewächse auf ein Grundstück mit Festzelt, offen und einsehbar, gerade wurde hübsch eingedeckt, grüne Servietten steckten in Gläsern.
Ein Ensemble aus wenigen Häusern, genannt Risøbank, darunter eine Kirche, gehörte ab 1901 einem schottischen Juristen namens Salvesen. In den 1970er Jahren übernahm der Staat das Anwesen.

Bald darauf gelangten wir zurück an die Fahrstraße und auf den Campingplatz. Nicht 13 Uhr, schon 12.30 Uhr durften wir aufs Gelände auffahren. Nun noch „Wieland“ auf Platz 249 umparken.
Premiere: Die Markise wurde ausgefahren. Optisch eine ansprechendere Oberfläche als beim alten WoMo. Technik jedoch neu und deshalb anders. Haderten darum mit den Clipverschlüssen zum Feststellen der Stützen, selbst ein Blick in die piktogrammhafte Beschreibung half nichts. Von gegenüber eilte ein Schweizer lächelnd herbei, bot Hilfe an, die lediglich darin bestand, den Clipverschluss mit etwas (mehr) Druck nach oben umzulegen. Dieses etwas Mehr trauten wir uns nicht, fürchteten den Bruch. Besten Dank in den Kanton Aargau (Kennzeichen „AG“).
Ein schnelles Mittagessen Ravioli mit Basilikum und Walnüssen.
Nachmittags nach Mandal, wieder trafen wir auf Menschen in Trachten und mit Musikinstrumenten. Die Stadt mit ihren ca. 11.000 Einwohnern präsentierte sich zweigeteilt durch den Fluss Mandalselva, verbunden mit diversen Brücken. Eine davon für Fußgänger und Radfahrer.

Blick von der anderen Uferseite aus

Mandal verdankte seinen Reichtum zu seiner Blütezeit dem Lachsfang, dessen Export sowie der Holzverarbeitung. Das Zentrum um die Fußgängerzone glänzte mit seinen überwiegend weißen Holzhäusern. Die Musikanten zerstreuten sich gerade in alle Himmelsrichtungen, vorbei waren die musikalischen Darbietungen, von denen wir nichts mitbekommen hatten.

Uns genügte dieser erste Eindruck vom Ort und Umgebung, wir radelten zurück zum Campingplatz.

18.06.2023 Sonntag

Um 7 Uhr scheint augenblicklich der nicht vorhandene Wecker für uns zu läuten. Der gestrige Beschluss, heute abzufahren, hatte Bestand.
„Der frühe Vogel fängt den Wurm“, bei gemäßigten Temperaturen schlug ich die Besteigung hoch zur Uranienborg vor, einem 62m hohen Aussichtspunkt über der Stadt.
Jola stimmte zu, also auf die Räder und los. Kurvten durch eine menschenleere Stadt….

…., nahmen eine bergan führende Straße, im Glauben, auf ihr kämen wir dem Aussichtspunkt näher. Doch weit gefehlt, irrten durch malerische Wohngebiete, wo fast alle Häuser weiß strahlten. Gaben auf, aber nur die Radvariante. Denn einen Steig über Treppen hatte ich zuvor ausgeschildert bemerkt. Dort die Räder abgestellt, quasi in einem Hinterhof.

196 Stufen waren zu bewältigen, dann der Rest durch waldiges Gelände auf Sandwegen.

Die Mühsal war nicht vergebens, belohnt wurden wir mit phantastischem Panorama von Mandal und der Umgebung.

Es handelt sich um ein Fernrohrhäuschen, das erste dieser Art erbaute man 1862. Eine Überlieferung besagte, dass das erste Fernrohr von einem russischen Linienschiff stammte, welches 1842 hier vor der Küste havarierte. Von den fast 900 Passagieren starben 389, der Rest wurde gerettet. Zum Dank stiftete Zar Nikolai I. Mandal 2000 Dukaten.
Es strebte ein Paar auf anderem Wege hinauf, ebenfalls wohl Frühaufsteher. Wir machten uns auf den Rückweg, wieder 196 Stufen treten. Folgten unten dem Schild Vigeland Haus, ein Museum, geschlossen. Es ist dem Gustav gewidmet, dem bekannteren der Brüder. Gustavr Vigeland gestaltete u.a. den Park in Oslo.

Nun ward es Zeit für ein Frühstück, deshalb zurück zum Campingplatz. Der Küstenradweg bot einen markanten roten Punkt…. Gleich um die nächste Kurve der Campingplatz.

Indes fühlte Jola sich zu einem zweiten Bad im Meerwasser verpflichtet und verschwand gen Strand. Mir blieb das Frühstück vorzubereiten, heute draußen, wenn nicht bei diesem Wetter, wann dann? Premiere Nr.2: Der Toaster wurde an die Außensteckdose angeschlossen, und funktionierte; prima Sache!
Kurzer Schnack mit dem Schweizer Ehepaar, sie weilten bereits 5 Wochen in Norwegen, waren weit mehr als 1.000 Km bis zu den Lofoten hochgefahren, dort aber in eine Schlechtwetterphase mit Dauerregen geraten und nach drei Tagen abgereist. Morgen sollte es zurück in die Schweiz gehen. Schade, nette Leute, leider wieder einmal zu später Kontakt.
Abfahrt, die E39, hier alternativlos. Wunschgemäß bog ich nach gut 13 Km bei Vigeland links auf die Straße 460 nach Lindesnes Fyr ab. Der südlichste Ort Norwegens, ebenso der Campingplatz „Im Süden“, den wir nach gut 22 Km kurvenreicher Fahrt auf immer enger werdenden Straßen durch scherenartige Landschaft ansteuerten. Angesteuert, weil Jola „entschied“, für heute reichte das Kurven fahren, wir übernachten hier!
Einen der letzten schattigen Plätze ergattert, der nebenstehende ältere Österreicher „beichtete“ Jola sogleich sein Wohnmobil-Historie mit dem Nachsatz, wenn er 80 sei, höre er mit Wohnmobil auf. Wir nutzten eine Gemeinschaftssteckdose für Strom, genehmigt von den Schweizer Nachbarn zur Linken. Der Grillnachmittag ward vorbereitet, Fleisch aus dem Gefrierfach entnommen. Dann aufs Rad und die letzten 2,5 Km hügelauf und hügelab bis zum Leuchtturm. Wohnmobilstellplatz wie eine Wagenburg vor dem ticketpflichtigen Areal.

60 (Seniorenbonus) statt 100 Kronen Eintritt, wir gönnten es uns, weil der Campingplatz nur die Hälfte des gestrigen Obolus betrug.

Das Thermometer:

27°, für hiesige Verhältnisse rekordverdächtig. Wieder Treppen steigen. In der Ferne Donnergrollen, das Gewitter blieb jedoch aus, jedenfalls hier.

Früher wurde hier bis 1854 mit Kohle das Leuchtfeuer betrieben

Wieder Stufen, schmale, eng beieinanderliegende aus Metall im Leuchtturm bis zum Leuchtkörper hinauf.

Blick vom Leuchtturm aus

Rückfahrt zum Campingplatz, Grill angeworfen,…. “ was haben wir das gut“……