Die etwas mehr als 70 Kilometer über Nacht ganz gut verarbeitet, weder ein wunder Po, noch Muskelkater irgendwo. Jola früher unterwegs, hatte ja von gestern noch Salz auf der Haut und entschwand zum Duschen. Vorbestellte Baguette gab’s ab 08.30 Uhr an der Rezeption. Ansonsten ließen wir es gemächlich angehen, keine größere Tour war geplant. Jola begab sich auf Einkaufstour, erst in den Ort, später in das ca. 2,5 km entfernte Yainville, wo sie Zitronentörtchen erwerben wollte. Zu ihrem großen Bedauern gab’s die heute nicht oder waren bereits ausverkauft. Ich folgte (mangels Alternativen? ) der Leidenschaft von so vielen Autobesitzern, eine Autowäsche! Begann die Frontpartie vom WoMo von Insektenkadavern zu befreien. Dazu musste ich auf das Vorderrad klettern, mich am Außenspiegel festhalten und so das Einhandputzen durchführen. Schweißtreibende Angelegenheit, aber erfolgreich. Wagte danach einen Besuch im Pool, wo ich mit meinen Albatrosarmen ein paar Züge machen konnte, ohne dass ich gleich Kleinkinder erschlug. Jola brachte von der Einkaufstour u.a. Nachschub an Pastis mit. Um die Mittagsstunde stellte sich neben der Hitze auch Hunger ein. Große Auswahl an Lokalitäten hatten wir in Jumièges allerdings nicht, der Salon de Thé am Place du Martin Gard bot eine Alternative zum Restaurant La Petite Flamme. Auch hier das Menü für 15 €. Schattiges Plätzchen mit Blick auf die Türme der schönsten Ruine Frankreichs. Eine Flasche Cidre brut ließen wir uns auf den Tisch stellen, abgefüllt im nahen Heurteauville. Sehr lecker, und ausgetrunken. Essen ebenfalls vorzüglich, die Namen der Vorspeisen und des Hauptgerichtes bereits wieder vergessen, so auch die vom Dessert, meins war jedenfalls etwas mit „fromage blanc“ und ich dachte an ein Käsehäppchen, aber nein, aber nein, es war ein Einmachglas Joghurt und dazu eine Miniature Marmelade. Danach führte mich Jola durch das Umland, das sie bereits einmal erforscht hatte. Stellplatz ohne jeglichen Service, aber mit Blick auf die Ruine. An der Fähre das Lokal offen, alle Außenplätze besetzt, wäre eventuell auch eine Erfahrung wert gewesen. Fuhren 6 Km an der Seine entlang….
Überall jetzt Landwirtschaft, Hühner, Enten, Kühe, Schafe, und jetzt endlich Apfelplantagen. Neben alten Katen hübsch hergerichtete Landhäuser.
Auf der anderen Seite der Seine hoch oben zwischen Baumbestand ein Chateau oder ähnliches Anwesen, leider auf dem Bild kaum zu sehen.
Einen Campingplatz entdeckt, Selfservice, so schien es. Dann am Kieswerk vorbei, wo noch gearbeitet wurde. Was die Arbeit der Kiesgewinnung ausmacht, konnte man auf der anderen Straßenseite sehen oder zumindest erahnen, Baggerseen.
Morgen soll es dann neuerlich gen Küste gehen, vorgestellt haben wir uns als Ziel Fécamp. Bis dahin wären es rund 60 km.
Seit gestern stehen wir auf dem Campingplatz La Forêt auf Platz 72. Angenehm groß, Buchenhecken mannshoch umgeben, Wasserhahn am Platz. Tour in den Ort, Mittagessen im La Petite Flamme, danach Besuch der schönsten Ruine Frankreichs „Abbaye Jumièges“. Abends Ausfahrt zum Étang am Campingplatz du Lac mit kurzem Bad zur Abkühlung meinerseits.
Rouen, je nach Messung mit OSMan zwischen 26 und 36 Kilometer entfernt, sollte heute angefahren werden. Wetteraussichten zwischen 10 und 11 Uhr Regen in Rouen wahrscheinlich, danach bewölkt und nachmittags sonnig. Eigentlich ideale Voraussetzungen für so eine lange Tour. Einige unangenehme Steigungen würden dabei bewältigt werden müssen. Kurzbeschreibung: Kleine Orte, ländliche Bereiche, keine Seine weit und breit, manchmal auch befahrene D-Straßen. Weil verkehrsreiche Straßen gemieden wurden, längere Strecke als geplant. Ersten Eindruck von einer Art Trabantenstadt erhielten wir bei der Durchfahrt durch Maromme. In Rouen zum Glück gleich an die Quais gelangt, wo breite Wege auch durch Radfahrer genutzt werden durften. In der Ferne schon erste Türme von Kirchen zu sehen. Alle neuen / ehemaligen Speicher an den Quais umgebaut / umgewidmet zu Restaurants oder moderner Gewerbenutzung (Fitness etc.). Schon das erste Lokal „All Sports Café“ bremste uns aus bzw. ab, 12.30 Uhr, eine gute Gelegenheit für eine Stärkung nach gut 40 Kilometern. Fast alle Außenplätze besetzt, lautes Geschnatter. Bestellten Cäsar-Salat und einmal Falafel (Kügelchen). Der dunkelhäutige Servicemitarbeiter war flink, vergaß oder hatte nicht verstanden, dass wir Eau de Table haben wollten. Für meinen Geschmack besaß der Salat zu viel Grünfutter in Form von tellergroßen Salatblättern. Unmittelbar vor dem Lokal am Kai lagen Ausflugsboote bzw. legten in der Nähe Flusskreuzfahrtschiffe an. Den Weg zur Toilette sollten Menschen mit schwacher oder voller Blase rechtzeitig antreten, denn das Lokal zweistöckig und riesig. Überall liefen auf Monitoren Sportsendungen, u.a. auch Golf. Ich sah einen Abschlag, der zwischen Bäumen landete, wo Picknick machende Menschen auseinander stoben und der Ball dazwischen zum liegen kam. Die Weiterfahrt wurden durch einen Regenschauer unterbrochen. Stellten uns im Restaurantbereich unter und warteten einfach ab. Jola lockte mich in einem Tempo an der Seine entlang, bis zum Ende, wo es erst aufwärts ging. In der Stadt schnell auf verkehrsberuhigten Straßen ins Zentrum gekommen.
An der Église Saint Maclu die Räder abgestellt. Erste Eindrücke im Bild festgehalten.
Dazu zählten die fachwerkähnliche Häuser.
Église Saint Maclu umrundet, überall altes Gemäuer in typischer Fachwerkhausmanier. Abstecher zu dem les jardins de l’Aître Saint-Maclou.
Der Aître Saint-Maclou hat seinen Namen vom altfranzösischen aitre, das die Bedeutung von „Friedhof“ hat, abgeleitet vom lateinischen atrium, das den Innenhof vor dem Eingang einer römischen Villa bezeichnet, also im weiteren Sinne den Friedhof vor dem Eingang der Kirche, in diesem Fall von der Kirche Saint-Maclou aus dem 15. Jahrhundert. Der Friedhof Saint-Maclou stammt aus der Zeit des Schwarzen Todes von 1348. Die erste Erwähnung findet sich im Jahr 1362. Nach einer neuen Pestepidemie im 16. Jahrhundert wurde es notwendig, die Kapazität des Friedhofs zu erweitern. Die Gemeinde beschloss daraufhin, einen Kreuzgang zu bauen, der mit Dachböden versehen werden sollte, um die Gebeine aufzunehmen. Der Bau des Beinhauses begann 1526 mit dem Westflügel unter der Leitung von Guillaume Rybert. Der Nord- und der Ostflügel wurden in den folgenden Jahren gebaut und 1529 und 1533 fertiggestellt…….1911 ersetzte ein Internat für junge Mädchen die 1907 geschlossene Brüderschule. Im Jahr 1927 erwarb die Stadt Rouen die Gebäude, die in einem halbverlassenen Zustand belassen wurden. Es war geplant, das normannische Kunstmuseum in der Kirche Saint-Laurent einzurichten, aber nach der Restaurierung der Gebäude zog schließlich die Schule der Schönen Künste 1940 nach dem Brand in der Halle aux Toiles ein und nahm 180 Studenten in ihren Räumen auf, bevor sie im Sommer 2014 umzog. Bei archäologischen Ausgrabungen im Hof in den Jahren 2016 und 2017 wurden zahlreiche Skelette geborgen. (Teilweise Wikipedia entnommen). Durch den „Hinterausgang“ gelangten wir nach ein paar Schritten auf die Shopping-Meile von Rouen. Calzedonia bot Jola keine adäquaten Dessous, dafür war diese Filiale in einem altehrwürdigem Gebäude untergebracht. Die Dekorfiguren am Eingang, ob Original oder nicht, passten natürlich bestens zu dem Sortiment.
Filialeingang Calzedonia
Die Salate müssen gut gewürzt gewesen sein, schon stellte sich „Kaffeedurst“ ein. Eine Bar vor dem Justizpalast, ehemals Sitz des normannischen Parlaments, bot ein paar freie Plätze an. Jola gönnte sich einen Crêpe, ich einen Kaffee. Wenn schon hier am profanen Bau der Gotik angekommen, konnte ich gleich einige Bilder schießen.
Da, wo ich das Dekor von Calzedonia abgelichtet hatte, da befand sich eine Sonnenuhr über dem Durchgang eines Torbogens.
Trotz umfangreichen Angebots neigten wir nicht zum Konsumieren, allein der Gedanke, eine Hose anzuprobieren, verursachte mir Schweißausbrüche. In einer Seitenstraße schon bekanntes Schmuckwerk für Straßenfeste oder ähnliches.
Dann die Kathedrale, monumental beeindruckend, und geöffnet. Ehrlicherweise bin ich kein Kirchgänger und kenne mich auch nicht besonders mit den Baustilen aus. Bewundernswert dennoch die architektonischen Leistungen unserer Vorfahren!
Zur Kathedrale in Rouen bliebe anzumerken: 151 m hoher Turm, dessen Spitze aus Metall besteht und der höchste Frankreichs ist. Zweimal wurde die Kirche zerstört, einmal 841 von den Wikingern, dann 1944 bei der Bombardierung durch die Alliierten. Unter der Kirche besteht das Fundament u.a. aus Resten einer Basilika aus dem 4. Jahrhundert. Im Innern beherbergt die Kathedrale diverse Gräber von Herzögen und Königen, dabei das von Richard Löwenherz. Bei so vielen Kirchen fiel die Orientierung nach dem Rundgang schwer, wo hatten wir nur die Räder abgestellt? Kreisten durch die Gassen, was Jola zum Einkauf eines Baguette animierte, Eichhörnchen sorgt vor, denn unsere Ankunft in Jumièges würde vermutlich erst gegen 19 Uhr sein. Dann die schmale Gasse Rue Malpalu mit der Zufahrt zur Église Saint-Maclou gefunden, wo am Ende die Räder an einen Baum gekettet waren, und noch da standen.
Rückfahrt ca. 31 Kilometer.
Gestrampelt an der D592, manchmal auf kombinierter Bus-/Radspur, manchmal durch Streifen abgetrennt oder auch nicht. Diesmal ein Stück an der Seine bzw. mit Sicht auf diese gefahren. Mit letztem Saft im Akku den Campingplatz erreicht. Erschöpft den Tee genossen. Ich später noch zur Erfrischung geduscht, Jola blieb „salzig“.
Wurde ein etwas nerviger Tag, das konnten wir aber am Morgen beim Frühstück noch nicht wissen. Argentan sollte unser nächstes Ziel sein, ein schöner Platz mit liebevollem Platzwart, so der Reiseführer. Zuvor besorgten wir Cidre aus der Cidrerie in La Loterie, ein Ort ca. 6 Kilometer entfernt, allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Ein Karton der Sorte Bio fand mit uns einen Abnehmer. In Argentan hätten wir erst ab 14 Uhr einchecken können, man verwies uns auf die Stellplätze vor dem Campingplatz, sechs an der Zahl, alle gerade besetzt. In der Nebenstraße das WoMo abgestellt. Ein Anwohner riet uns, das Auto hier nicht abzustellen, die Polizei würde ggf. etwas dagegen haben; vielleicht störte ihn auch, dass wir vor seiner Tür standen. Da passte es gerade, ein WoMo brach auf und der Platz wurde frei. Umgeparkt. Spaziergang in die Stadt, zentral die Tourist-Info, untergebracht in einer ehemaligen Kirche.
Vermutlich wegen der französischen Ferien waren viele Geschäfte geschlossen, zudem schien Mittagszeit zu sein. Die begangenen Straßen wirkten wie „tot“. Eine der wenigen geöffneten Lokalitäten lockte Jola für einen Kaffee an, aus dem dann zwei Mal Omelett mit Pommes wurden. Keine große Meinung, hier über Nacht zu bleiben. Erwähnenswert ist noch das Museum Maison des Destelles, direkt am Campingplatz gelegen. Hier kann man sich über Klöppeltechnik der Normandie, speziell der aus Argentan und Alençon, informieren. Leider ebenfalls geschlossen. Dafür die Landschaftsgärtner im Park davor äußerst aktiv. Nun denn… Bernay wollten wir ansteuern, auf dem Weg dorthin Camembert besuchen, der Ort, der durch die Erfindung von Marie Harel weltberühmt wurde. Ein winziger Ort, bestehend aus der Marie, dem Shop mit Degustation, dem Museum und ein paar Häusern. Jola kaufte diverse Schachteln Käse und ein Holzbrett. Bernay entpuppte sich als Fehlanfahrt, der Campingplatz lag verlassen da, Kette um die Pforte. Auf einem Zettel vermerkt, man möge sich an das Tourist-Büro wenden. Darauf verzichteten wir, denn was sollten die uns schon mitteilen können, eine Alternative? Vernon und Giverny waren gut eine Stunde entfernt, warum also nicht gleich dorthin fahren, die Gärten von Giverny als Top ohnehin unser nächstes Ziel. Saint-Marcel bei Vernon bot einen Campingplatz, den fanden wir nicht bei der ersten Anfahrt, enge Gassen und große Umwege verursachten die neuerliche Suche. In mir stieg bereits leichte Frust auf. Drehten die Runde im Wiederholungsmodus, standen dann vor einem verschlossen Tor „Campingplatz geschlossen“. Das HB-Männchen rauchte und hob ab. Letzte Möglichkeit der Parkplatz in Giverny. 9 Kilometer, fast die gesamte Strecke in der 30 km/h Zone. Platz servicelos, kein Strom, kein Wasser und keine Toiletten, dafür Monets Gärten vor der Haustür, man kann nicht alles haben! Ausflug nach Vernon, auf dem Seine-Radweg, die 5 Kilometer Strecke breit wie eine Autobahn. In Vernon Baguette gekauft. Das, was wir bei der Stippvisite gesehen haben, war ein eher ärmlicher Ort, allerdings schien man an einigen Stellen Geld für die Verschönerung investiert zu haben. Im Straßenbild viele arabisch aussehende Menschen.
Landschaft von Pont Clemenceau aus
Auf der Rückfahrt imposante Wolkenbilder.
Am Stellplatz „La Prairie“ ein Foto vom Stellplatz gemacht.
Zwei Tage ohne Duschen, aber es riecht noch nicht…. Nachtrag: Gestern schob eine ältere grauhaarige Dame mit einer metallenen Schubkarre über das Gelände, „hausierte“ an jedem Stellplatz und bot, von unserem Platz aus nicht erkennbare, Sachen zum Kauf an. Ich fabulierte, es wäre der Pizza-Service, der am Aushang beschrieben worden war. Auf unserem Grill dampften bereits die Würste, da erschien sie bei uns. Nun konnte ich einen Blick in die Karre werfen, alles voller Marmeladengläser, verschiedene Sorten. In französisch pries sie die einzelnen Gläser an, Jola nahm eins mit Mirabellen. Nach der Antwort auf die Frage, woher wir kämen, begann sie deutsch zu sprechen und erzählte, sie hätte Bekannte in York im Alten Land. 4 € zahlten wir für das Glas; überteuert?, nach der Geschmacksprobe werden wir es wissen. Mit einem mit Akzent gesprochenem „Guten Appetit“ verabschiedete sie sich und zog weiter, erleichtert um ein Marmeladenglas. Ohne Hast erledigten wir unsere Routinearbeiten auf dem Stellplatz in Heurteauville, Grauwasser und WC entleeren etc. Jola predigte gleich nach Ausfahrt vom Gelände „wir fahren aber nicht über die Fähre“…. An der Fähre nahm ich erstaunliches „Hochwasser“ wahr und war fast geneigt, auf die Fähre zu fahren, aber wir ließen es dann doch und nahmen den „Umweg“ von gut 12 Km auf jeder Seite der Seine in kauf. Jola redete sich den Umweg an der Pont Brotonne schön, indem sie sagte „die hätten wir sonst nie gesehen“.
Die Seine muss einen ökonomischen Einfluss auf das urbane Umfeld haben, selbst in kleineren Ort schien Industrie und Gewerbe angesiedelt, Prosperität ausstrahlend. Auf dem Campingplatz La Forêt trafen wir gegen 11.30 Uhr ein, quasi „wie befohlen“. Ich instruierte Jola für den Gang an die Rezeption mit „Baumfrei und Code fürs Internet“. Platz 72 durften wir anfahren.
Großzügiges Gelände, mit Buchenhecken rundum eingewachsen. Die Anschlussstelle für Strom war ein Suchspiel, und natürlich schloss ich mein Kabel an die falsche (weil nicht beschriftete) Dose an. Nur wenig später erschien auf einem Elektro-Car die „Platzherrin“ und bat auf französisch „le/la cable“ zu verlegen, nach „la bas“ (dahin), mit einem Fingerzeig durch die Buchenhecke. Immerhin war sie mir behilflich, unser Kabel durch die Hecke zu ziehen und an die Dose anzuschließen und nach dem O.K. für „électricité“ zu fragen. Jola war unterdessen mit Wäsche waschen, respektive die Waschmaschine bestücken, beschäftigt. Nach dem Aufhängen der Wäsche fühlten wir uns bereit für ein auswärtiges Mittagessen. Im Ort stoppten wir am Restaurant La Petite Flamme, ein „dreigängiges“ Memü für 15 € kam uns gerade recht und ein Platz mit Frischluft war auch frei. Gegenüber die Mauer zum Areal der Abbaye. Jola war begeistert von ihrem Essen, meine Frites zu den Muscheln etwas labberig. Espresso danach. Wechsel über die Straßenseite, dort der Eingang zur Anlage der Abtei zu erreichen. Gegenüber das Gebäude der Post.
Ich unterbreche an dieser Stelle meine Eintragung, weil ich der „Abbaye de Jumièges“ einen eigenen Eintrag widmen möchte und fahre hier dann „danach“ fort. Und Tschüss erstmal….
Die Hitze war unerträglich, auch wohl, weil kein Lüftchen wehte. Zweimal versuchte ich das minimalistische Schwimmbecken auf dem Campingplatz zu entern, leider verhinderten diverse Kinder diesen Versuch, Schwimmen war für einen Erwachsenen zwischen all diesen tobenden „Gören“ unmöglich. Gegen 19 Uhr einen Ausflug unternommen, ich hatte als Alternative für den Pool eine Badestelle am Etang auf der Karte entdeckt, die wollten wir uns ansehen. Dörfliche Idylle in der Abendstunde, Schafe, Hühner und Kühe am Wegesrand, dazwischen immer wieder attraktiv umgestaltetes altes Gebäudegewerk, „Gites“ oder „chambre d’hôte“. Der „See“ lag neben dem Golfplatz im Ferienpark mit Campingplatz. Ich erfrischte mich durch eine kurze Schwimmrunde im Flachwasser. Jola wollte meinem Beispiel morgen folgen. Abendbrot draußen gegen 20.30 Uhr.
Ich kam etwas später am Tor zum Eingang ins Areal an, da streckte mir Jola bereits freudestrahlend die Tickets entgegen, mit der Bemerkung, sie hätte 4 € gespart, weil sie „für über 65 Jahre“ einen Rabatt erhalten hatte. Immerhin, die gestrige Marmelade hatten wir wieder „raus“. Die schönste Ruine Frankreichs darf sich ungestraft so nennen. Ein bildschönes Relikt aus vergangener Zeit, zum Glück so gut erhalten. Wer mehr wissen möchte kann bei Wikipedia nachlesen.
Ich zitiere hier mehrheitlich aus dem uns mitgegebenen deutschsprachigen Prospekt und anderen Quellen. Die im 7. Jahrhundert vom heiligen Philibert gegründete Abtei wurde mehrfach zerstört und ist heute eine der schönsten Ruinen in Frankreich. Besonders ins Auge fallen die beiden Turme der Abteikirche mit normannischer Architektur, die etwa 50 m hoch sind und schlicht und einfach Bewunderung auslösen.
Ansicht von der Straßenseite
841 plünderten die Wikinger, die mit ihren Booten das Seinetal bis nach Paris hinauf gefahren waren, die Abtei. Und kurz darauf noch ein zweites Mal. Von der karolingischen Abtei, in der im 9. Jahrhundert der Bayernherzog Tassilo als Mönch Schutz gefunden hatten, standen nur noch Ruinen. Die 900 Mönche und 1.600 Bedienstete, die damals dort gelebt und arbeitet hatten, flüchteten. Erst im 11. Jahrhundert wurde Jumièges neu erbaut. Als die Abteikirche, Notre-Dame von Jumièges eingeweiht wurde, geschah das in Anwesenheit des ganzen normannischen Adels und des normannischen Herzogs Guillaume. Und damit in Gegenwart jener Nachfahren der Wikinger, die es einst zerstört hatten. Während der Französischen Revolution verließen die letzten Mönche Jumièges. Nur wenige Jahre später – 1793 – wurde sie bei einer öffentlichen Versteigerung einem Holzhändler aus Canteleu zugeschlagen. Das Material der Kirche wurde als Steinbruch genutzt. Erst im 19. Jahrhundert besann man sich und gebot der Zerstörung Einhalt. Hier mein Rundgang, der durch Vorarbeiten für eine Veranstaltung am 27.08.22 von seilgesicherten Arbeitern begleitet wurde.
Parkansicht
Unter einer österreichischen Schwarzkiefer
Sicht aus der Mausperspektive
Mittelschiff
Arbeiten in luftiger Höhe
Es gibt natürlich noch mehr Fotos von dem Rundgang, aber mit dieser Auswahl bekommt der Leser einen guten Eindruck von dieser „schönsten Ruinen“ Frankreichs und vielleicht Lust, sie bei einer Reise in die Normandie im Original selbst zu erkunden. Im Park befinden sich diverse hunderte Jahre alte Bäume. Außerdem das Abteihaus, in dem aktuell Ausstellungen gezeigt werden, eine Bäckerei, allerdings total zerfallen dieses kleine Häuschen, eine Terrassenanlage, ehemals als Gemüsegarten durch die Mönche genutzt, später im englischen Stil als Parkanlage umgestaltet, jetzt zur Schau gestellt vertrocknetes Gras. Ich erwanderte mir all diese Details in der Hitze des Tages, kurz vor dem Hitzetod. Jola hatte sich in die Kühle des Shops zurückgezogen. Im Abteihaus einen Rundgang auf den zwei Etagen gemacht, mit der ausgestellten Kunst konnte ich nichts anfangen (lag vielleicht an dem bevorstehenden Verdursten). Am Ausgang ein Wasserspender, die Rettung vor dem Hitzetod. Jeden Schatten nutzend kehrte ich zum Ausgang zurück. Rückkehr mit Jola zum WoMo.
Auf dem Platz „La Prairie“ in Giverny (der Ort hat lediglich rund 500 Einwohner bei ca. 500.000 Besuchern ) genächtigt. Über Nacht waren wir von Italienern umringt worden. Ein Wohnmobil führte ein besonderes Kennzeichen, aus San Marino, leider vergaß ich ein Foto davon zu machen. Wann würde ich jemals wieder ein WoMo mit Kennzeichen aus einem der kleinsten Länder Europas ablichten können, ärgerlich! Versuchte morgens den Mangel an frischem Wasser zu beseitigen und fuhr zu den Toiletten am Parkplatz, dort noch alle Rollladen heruntergelassen. Frühstück einmal ohne Strom, Wasser auf dem Herd gekocht, ging auch. Die ersten Busse erschienen, parkten nahe bei unserem WoMo-Stellplatz, und spukten die Besucherladungen aus, woher auch immer kommend (Paris?, von den Flusskreuzfahrtschiffen?). Um 10 Uhr öffneten die Einrichtungen (Museum, Garten etc.). Wir marschierten zu Fuß, waren ja nur gut 500m. Am Museum der Impressionisten kauften wir Eintrittskarten (Kombi-Ticket für Museum und Garten). Bereits jetzt tummelten sich aus mehreren Kontinenten Schaulustige im Museum (Amerikaner, ich hörte „Montana“, dann viele Asiaten, mehrheitlich wohl Japaner, eher Japanerinnen). Von Monet selbst hing ein einzelnes Werk, bestimmend sicher für die gesamte Ausstellung im ersten Raum an zentraler Stelle.
Nymphéas avec rameaux de saule
Um es vorweg zu nehmen, sämtliche andere ausgestellte Künstler sagten mir bis dato nichts. Dennoch war es interessant, wie diese anderen Maler zur impressionistischer Malerei kamen. Zwei Amerikaner, ein Japaner namens Hiramatsu fielen dabei besonders auf. Der noch lebende Japaner fand erst 1994 nach einem Besuch in Giverny Inspiration und malte dann auf seine eigene Weise.
L’étang de Monet
Ganz anders ließ sich eine Malerin von der normannischen Landschaft, insbesondere der Küste, inspirieren. Sie malte auf Holzplatten einen ganzen Sommer lang Eindrücke über Wolken, Ebbe und Flut, Menschen am Strand, Wellen etc. Hier zwei Ausschnitte, die mir genau die Panoramen abbildeten, die ich oft selbst in Natur vor Ort gesehen hatte.
Dem Franzosen Maximilien Luce war ein Großteil der Ausstellung gewidmet. Bisher so noch nicht in einer Ausstellung gesehen, eine zweiseitig bemalte Leinwand.
La BriqueterieSoldats de la Première Guerre mondiale
Nach dem Rundgang stöberte Jola im Shop, danach im angeschlossenen Außenbereich Nachahmerinnen beim Heuhaufen malen zugeschaut, bzw. pausierten wir unter einem Apfelbaum im Schatten.
Endlich einmal bekamen wir Äpfel zu Gesicht. Sogar pflücken war erlaubt. Ziemlich feste Schale, aber geschmacklich akzeptabel. Vom Museum aus waren es vielleicht 500m bis zum Eingang des Gartens und dem Haus von Monet. Vor dem Eingang eine gut 50m lange Schlange Wartender. Zum Glück entdeckte ich ein Schild, demzufolge man mit Eintrittskarten einen anderen Eingang benutzen könnte. Wir marschierten dorthin, und hatten Erfolg. Mittlerweile war die Besucherdichte erschreckend angewachsen, kaum ließ sich etwas ungestört anschauen oder fotografieren, ständig huschte jemand ins Bild oder wollte partout nicht aus ihm entschwinden. Der Garten wesentlich größer als in der Vorstellung, die Rabatte links und rechts der Seitengänge farblich „sortiert“.
Ob Monet das alles in den 43 Jahren, die er hier lebte, alleine gemacht hatte? 1890 kaufte er das Haus, das er zuvor sieben Jahre gemietet hatte. In seinem Haus hat er jedem Raum eine farbliche Komponente gegeben.
Die leeren Zimmer täuschen wahrlich über den im Haus herrschenden Andrang. Manchmal musste ich lange auf so einen „leeren“ Moment warten. Hier noch ein Bild aus einem seiner Zimmer, das mir irgendwie besonders gefiel:
Leider habe ich mir den Titel nicht notiert, aber egal. Gedrängel am Eingang bzw. Ausgang: Jola suchte im Atelier des Nymphéas nach Mitbringseln oder Souvenirs der Erinnerung.
Meine Leidenschaft für solche Shop-Besuche war eher begrenzt, so wartete ich draußen, saß auf einer Treppe abseits und beobachtete Familienverhalten bei anderen Nationen. Ich strebte dann bereits dem Ausgang zu, als Jola erinnerte, wir müssten die „Brücke“ noch sehen. Dazu spazierten wir neuerlich durch die Gärten, stiegen eine Unterführung hinab, um dann in mit Bambus bewachsenem Gelände an einem Wasserlauf die Brücke zu suchen. Von diesen grünen Brücken gab es diverse, doch wie in Venedig nur eine, auf der alle stehen und fotografieren wollten. Wie schon zuvor erwähnt, man muss manchmal nur ein wenig Geduld haben, Japanerinnen oder die spanische Familie etc. waren verschwunden.
„Die Brücke“
Mein Magen hing in den Knien, Zeit zum Aufbruch. Am WoMo einen Tee gekocht, ein paar Kekse geknabbert, dann mit dem Ziel Jumièges abgefahren. Dort sollte es einen Campingplatz geben, außerdem die schönste Ruine Frankreichs und am Wochenende Veranstaltungen. Nach Rouen wären es von dort rund gut 25 Km.
Jola, schon in Vorfreude auf eine Sanitäranlage mit Dusche, wurde, um es mit dem Ballsport zu beschreiben, auf der Torlinie der Ball weggeschlagen, sprich, eine Fähre über die Seine, auf die wir wegen Niedrigwasser nicht auffahren durften, verhinderte „das Tor“, das Übersetzen. Der Campingplatz auf der anderen Seite der Seine schien unerreichbar. Ein Mann mit Fahrrad versuchte sein bestes Englisch, um uns zu erklären, dass das mit dem Heck des WoMo nicht funktionieren würde, eine Fähre in gut 2 Km weiter die Möglichkeit zum Übersetzen böte oder die Brücke in 12 Km Entfernung, die sei umsonst. Auf dem Weg trafen wir auf einen Stellplatz (gehört zu Heurteauville), optisch neu in der Anlage, noch Plätze frei. Genug der Fahrerei für heute, eingeparkt, auf Platz 6 gestellt, einige andere waren „reserviert“. Strom gab es, frisches Wasser ebenfalls, leider keinen Sanitärbereich. Später mit dem Rad zur zweiten Fähre, kostenloses Übersetzen, im Ort Yainville Baguette gekauft.
Wir wollten später den Grill anwerfen, Fleisch hatte Jola schon aus dem Gefrierfach geholt. Hübsche Orte, dann das Schild zum Campingplatz gesehen, wenn schon hier, dann den Campingplatz la Forêt aufsuchen und nachfragen für morgen. Wartende am Eingang und an der Rezeption, davor ein Aufsteller mit „complet / full“. Schreck lass nach! Jola fragte trotzdem nach und bekam die Zusage für zwei Tage ab morgen. An adretten Häusern vorbei, kehrten wir zum Fähranleger zurück. Bei starker Strömung musste die Fähre stets gegensteuern, um nicht abgetrieben zu werden. Die Fracht „ausgespuckt“, tauchte dabei dieser alte weiße Mann mit seiner alten weißen Frau in einem alten …. Oldtimer auf, wohl mit seiner Angebeteten einen Trip unternehmend; nettes Fahrzeug.
Fähre über die Seine
Mit der Fähre nach Jumièges wieder zurück über die Seine. Kurze Standzeit, weil einem Frachtschiff Vorfahrt gewährt werden musste.
Feuergefährliche Ladung
Aufschrift am Tower „No Naked Flames“.
Dann Grillabend mit leckerer Wurst und leckerem Fleisch.
Jola fotografierte den Sonnenaufgang über der Burg. Frühstück wie üblich. Die Wetterprognose abgefragt. Danach entschieden, erst die Radtour zu machen und danach die Burg zu besuchen. Dazwischen würden wir eine Mittagspause einlegen, geplant war, Galettes zu essen. Die Boucle Falaise – Voie Verte, eine familienfreundliche Tour über 17 Kilometer. Den Weg bis zum Schwimmbad kannte wir eigentlich schon, bogen aber vom Campingplatz anders ab und gelangten deshalb an einen kleinen See, durch den der Bach L’Ante floss. Berg hoch, zurück in die Stadt, ohnehin suchte Jola nach der Post, ich wartete im Park vom Chateau de la Fresnaye, knipste es und ein paar Bäume.
Hinter dem Gebäude einige Freizeiteinrichtungen, Fitnessgeräte. Wir machten Morgengymnastik vor dem eigentlichen Tourbeginn.
Breiter Radweg, gut zu fahren, die ersten 6 Kilometer immer leicht bergab. Links und rechts abgeerntete Felder, meist im gelblichem Farbton.
Hecken mit Brombeeren durchzogen, allerdings sahen die reifen Dinger leicht vertrocknet aus und viel kleiner, als ich sie von „meinem Hinterhof“ kenne. In Damblainville fehlten Hinweisschilder, mussten uns mit der französischen Tourbeschreibung auseinandersetzen. „Droite“ und „Gauche“ konnten wir gut auseinanderhalten, beim Rest machten wir wohl einen Fehler und drehten eine kurze Extrarunde. Nächstes Ereignis, jetzt bei hügelaufwärts in die Pedale tretend, das Anwesen Le Mesnil Soleil mit dem vorgelagerten Weiler (Hameau):
Quasi gleich um die Ecke dann durften wir durch ein Tor einen Blick auf das Anwesen werfen:
Immer noch leicht aufwärts strampelnd sah ich hinter einer Biegung auf der Weide etliche jugendliche „heimische“ Kühe stehen. Zum Spaß pfiff und trällerte, um sie anzulocken. Und tatsächlich zeigten sie eine gewisse Neugier, mutige rückten vor, andere zogen nach, die Truppe kam dichter heran.
Angebotene Lavendelsträucher ignorierten sie, wohl nicht ihr Geschmack. Weiter auf der C3 sah ich rechts den Hügel, den ich mit dem gelben Feld fotografiert hatte, jetzt aus der Nähe. Auf dem Feld ein Bauer im Trecker bei der Arbeit, vorne am Rand Strohballen, gestapelt einmal anders:
In Versainville fehlte uns wieder ein Hinweisschild, aber OSMan half, die richtige Richtung einzuschlagen, am Schloss gehalten, die Infotafel studiert (Schloss aus dem 18. Jahrhundert, nach dem 2. Weltkrieg aufgekauft von einer Finanzgruppe zu einem Holiday-Center umgebaut; im Jahr 2000 kaufte die Familie das Anwesen zurück). Vorbei am Schloss und die Rückfahrt vollendet. In Falaise gegen 12 Uhr im La Licorne (Einhorn) Mittag gegessen, wie geplant, Galettes. Dazu passend eine Boulée Cidre:
Nicht die pfiffigste Bedienung, aber wir mussten nicht verhungern. Jola probierte aus der Originaltasse. Im Hintergrund beobachtet das „Einhorn“ das Geschehen im Lokal.
Danach Burgbesuch. Gut so, denn als wir in dem Betonklotz (teils nachgebaut) uns über den „Eroberer“ informierten, schüttete es wieder einmal vom Himmel herab. Bilder aus Burgsicht:
Eine Animation auf einem Tablet zeigte, wie man den größten Teil der Burg nachgebaut hatte, in Betonquadern wurden die Teile nach und nach aufeinander gesetzt. Ich hatte dann nach dem Besuch leider weniger Luft in meinem Hinterreifen und rollerte allein zum Campingplatz, wo ich mich mit der Reparatur amüsierte. Jola machte im Ort Besorgungen.
Nach vier Übernachtungen brachen wir unsere Zelte (ups!) in La Chanterie ab. Für einen 2-Sterne-Platz fanden wir alles bestens. Geeinigt hatten wir uns auf Falaise als nächstes Übernachtungsziel. Trotz der Eingabe eines Zwischenzieles fuhren wir einen Umweg (da das Navi auf schnellste Strecke eingestellt war). Umgestellt auf „kürzeste Strecke“, so kam Jola dann doch noch zu ihrem Besuch in Villedieu-les-Poêles, ein durch seine Glockenfabrik bekannter Ort. Die arme Altstadt, quälte sich der Durchgangsverkehr ohne Unterlass durch den Ort, wir mittendrin. Ein blaues Parkplatzschild, nur eine Handbreit hoch und eine Armlänge lang, wies einen versteckt liegenden WoMo-Stellplatz aus. Alle Plätze besetzt, nur im Wendehammer eine Lücke, eigentlich zum Wenden. Ramponierte Abgrenzungspfähle, einem neugepflanzten Baum fehlte eine Haltestütze, ich zwängte mich in die Lücke. Zu Fuß in den Ort. Von Schönheit wenig zu entdecken, es gab, ähnlich in Lübeck, schmale Durchgänge zu Wohnbereichen in Hinterhöfen. Schautafeln erklärten in französisch und englisch, was sich früher wo in solchen Häusern befand.
Hier einer der etwas breiteren Gänge mit einer Wandmalerei.
Bei dem Rundgang auf dem Place de la République die Figur, hoch auf einem Sockel montiert, entdeckt.
Wir marschierten zum Glocken-Museum. Ich ohne große Ambitionen auf einen Besuch oder gar eine Führung. Mein Parkplatz bereitete mir „Kopfschmerzen“, wenn da jetzt jemand wendet und nicht einen Zaunpfahl umfährt, sondern unser WoMo touchiert…. Jola war schon im Inneren des Shops verschwunden, mir genügten ein paar Bilder vom Eingangsbereich.
Zaun, Tor und eine – figürliche – Glockenhalterung
Zurück zum WoMo, alles in Ordnung. Weiterfahrt nach Falaise, das waren ca. 85 Km. Die „Normannische Schweiz“ begrüßte uns mit hügeligem Auf und Ab. Am Straßenrand vor einer Koppel lag ein totes Rindvieh, nicht erkennbar, ob angefahren oder verdurstet oder…? Nur der Kopf zusehen, Rest mit einer Plane verdeckt. Empfangen tat uns in Falaise mit der mächtigen Burg, davor ein riesiger Parkplatz, auch für Wohnmobile. Aber wir wollten lieber Camping du Chateau anfahren. „Kürzeste Strecke“, lotste mich durch die Altstadt, in eine kopfsteinbewährte Seitenstraße mit ordentlich Gefälle und sichtbar einem Steintor, dessen Breite ich nicht einschätzen konnte. Jola: „Auf keine Fall fährst Du da hinunter“. So kreiste ich, fand das Straßenschild „Camping“ und folgte diesem. Gefunden, angekommen ca. 13.30 Uhr! Rezeption nicht besetzt, aber der Platz zugänglich, freie Auswahl, Anmeldung später. Schöne Lage hinter dem Chateau. Sanitäranlage sah wie neu aus. Engländer und Irländer bevölkerten derzeit den Campingplatz.
Rückansicht Chateau
Blick vom Campingplatz auf Teile der Altstadt:
Eine Flasche Cidre aufgemacht, dazu einen Salat und ein frisches Baguette. Pause. Dann in den Ort, im Tourist-Office Material besorgt, auf dem Platz davor stand mittig Wilhelm der Eroberer, ein monumentales Denkmal, im Hintergrund die Burg, daneben das Museum der Zivilbevölkerung im 2. Weltkrieg.
Wilhelm trat im Jahre 1.035 mit 17 Jahren die Nachfolge seines auf einer Pilgerreise nach Jerusalem verstorbenen Vaters an. Den Beinamen „Eroberer“ erhielt er erst 1.066, nachdem er England besiegte und den Thron dort bestieg. Kirche:
Église Saint-Trinité
Radtour durch den Ort, aus dem Ort, Holperstrecke abwärts:
Abendspaziergang:
Die Stadt wirkte wie ausgestorben. Morgen ist die Besichtigung der Burg und eine 17 km lange Radtour geplant.
Gegen 21 Uhr gestern Abend begann das Unwetter, Blitz und Donner, nicht mitgezählt, mit Starkregen. Sogar der Sat-Empfang fiel zeitweise aus. Natur erfreut über das zuletzt so seltene Nass. Morgens alles Feuchte weg!
Platz 107 auf dem Campingplatz La Chanterie
Endgültig haben wir das Übersetzen auf die Kanalinseln abgeschrieben, denn auch aus St. Malo erhielt ich per Mail Absagen von den Campingplätzen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Nun durchforsten wir den Wohnmobilreiseführer Normandie nach alternativen Touren. Camembert, Rouen, Vernon mit einem Besuch in Giverny kommen in die engere Wahl. Jola nutzte den Morgen für einen Wäschetag. Die einzige Waschmaschine war gerade frei, in 36 Minuten die Bettwäsche fertig. Bei mäßig günstigen Wetteraussichten nichts Großes mehr angegangen, Fahrt ins Hinterland erschien nicht so attraktiv. So orientierten wir uns erneut Richtung Jullouville. Ein bisschen die Nebenwege abgefahren, Häuser geguckt, dann auf die Promenade und dort dem Treiben auf ihr oder am Strand zugeschaut. Am Strand zog ein Trecker Segelboote durch den Sand, von Weitem sah es so aus, als ob der Kiel durch den Sand gezogen wurde.
Kleines Ratespiel: Ist auf dem Bild gerade Ebbe oder Flut im Anmarsch? Kommentare sind jetzt möglich.
Eine Welle
Jola ging „Baden“. Ich wachte über Hab und Gut, machte dabei Wassertreten, da mein Bein etwas lahmte. Strandspaziergang Richtung Carolles im Wasser, Rückkehr auf der Promenade. Im Ort im Hotel des Pins gegessen. Interessantes Interieur, als wenn man einen Gartendekorateur aufgekauft hätte. Dazu hinter unserem Tisch eine Miniaturvariante des Passagierschiffes „France“. 1912 vom Stapel gelaufen, mit vier Schornsteinen ausgestattet und einer exquisiten Innenausstattung. 1934 wurde sie wegen Unwirtschaftlichkeit abgewrackt. Zweites Foto (siehe Bild von vor zwei Tagen) von dem „Etwas“ gemacht, ein Steinhaus ohne erkennbare Zweckbestimmung, Toilette war es jedenfalls nicht, aber hübsch bemalt.
Bei Marie einen Kaffee getrunken und ein Baguette traditionel fürs Abendbrot gekauft. Wieder bei den Rädern, lugten bösartige Gewitterwolken vom nicht so fernen Horizont auf uns herab. Fluchtartig traten wir in die Pedalen, erste Regentropfen fielen, wir wohl auf dem Weg in die richtige Richtung, denn ohne Schaden erreichten wir den Campingplatz. Morgen geht es dann weiter, Ziel wird noch „gewürfelt“.
Gegen 00.15 Uhr unserer Tochter einen kurzen Geburtstagsgruß gesandt. Danach das Buch von Bettina Tietjen gleich aus der Hand gelegt und mich dem Schlaf hingegeben. Ruhiger Platz. Um 7 Uhr fuhr einer unserer Nachbarn ab. Kein Baguette vorbestellt, keine Boulangerie weit und breit. So mussten wir auf Ersatznahrung umstellen, die da war, Knäckebrot aus Norwegen, Pumpernickel oder aufzubackene Vinschgauer. Verhungern mussten wir also nicht. Bedeckter Himmel, verzichteten trotzdem auf die Mitnahme von Regenzeug. Zum Radfahren angenehme Temperatur. Ziel war heute, die andere Seite entlang der Küste zu fahren und zu schauen, was es zu entdecken gibt. Bis Kairon bzw. Kairon Plage kannten wir die Strecke nun ja bereits. Hier ein Stopp in Kairon für ein Foto der Kirchenbemalung:
Die Welle bedroht die Strandbesucher.
Nach gut 2,5 Km erreichten wir bereits den Ort Jullouville, ein eher unscheinbares Haus an der Hauptstraße erweckte durch zwei schmiedeeiserne Tore unsere Aufmerksamkeit (eins davon im Bild):
Teils fanden sich in Jullouville in den Nebenstraßen Grundstücke mit alten mondänen Villen. Am Zugang zum Strand und der Promenade ein bemaltes Etwas:
Fuhren entgegen der Fahrtrichtung die Avenue des Mines d‘ Or, auf der wir übergangslos nach Édenville gelangten. Ähnliches Panorama links und rechts des Weges. Von der D 911 abgebogen, Abstecher nach Carolles Plage.
Rechts hinter der Mauer vor dem weißen Haus führte ein Wanderweg an der Küste entlang, nicht mit Fahrräder zu machen. Diverse verfallene Badehäuschen versperrten den Blick aufs Meer, das diesmal bei Flut bis zum Strand heranreichte und auf dem sich einige Segelboote eines Segelkurses tummelten. In der Straßenkehre ein hübsch gelegenes Restaurant, das auf Jolas Merkzettel für ein späteres Mittagessen geriet. Nach ca. 10 Minuten erreichten wir Carolles, nächstes beschauliches Örtchen.
Verließen den Ort bald wieder, nahmen die Route de Falaises, folgten dem Schild „Cabane Vauban“. Vauban, ein Konstrukteur von Wehranlagen im 17. Jahrhundert, hatte an der Küste drei „Wachhäuschen“ errichten lassen. Vom gut gefüllten Parkplatz schoben wir die Räder auf steinigem Feldweg, der dann in eine Art Laubengang überging. Ich war erstaunt, wie viele Wanderer, Interessierte uns begegneten. An der Küste dann dieses bescheidene Ambiente:
Wenn man ein gutes Auge hat, kann man auf einem Bild den Mont Saint-Michel schattenhaft erahnen. O.K. nicht wirklich, aber wir sahen ihn. Später rückten wir dem Schattenbild ein Stückchen näher, dann, als wir nach rasanter Abfahrt St.-Jean-le-Thomas erreichten. Wie Carolles ein Dorf der Maler, was sich in der Zahl von Studios und Ateliers niederschlug. Wir folgten dem Schild mit dem Zeichen „Mont Saint-Michel“, kamen an einer Patisserie vorbei, sahen Baguette Artisane und Küchlein, widerstanden und schauten auf dem beschaulichen Weg bis zum Strand altehrwürdiges Baumaterial an, sprich Villen, hier schon teilweise im bretonischen Stil gestaltet. Am Strand dann bessere Sicht auf die Insel im Meer. Nur für die, die am Strand standen! Jola hatte hier gerade zuvor noch Muscheln gesammelt.
Im Hintergrund eins der im Bäderstil errichteten Häuser.
Jetzt folgte nach der rasanten Abfahrt der mühselige Wiederaufstieg auf die Anhöhe hinauf. Das Mittagessen sparten wir uns für nach der Kraftanstrengung auf, ließen das Restaurant im Ort deshalb quasi links liegen. Oben angekommen, warb das Restaurant Le Nord Mont mit belgischen Spezialitäten, aber auch mit klassischer Mittagskost. Im Übrigen soll das Gericht Moules und Frites ursprünglich in Belgien „erfunden“ worden sein. Egal, woher es stammte, wir bestellten beide, in unterschiedlichen Variationen. Dazu jeder 0,5 Liter Leffe blond. Das war eine Belohnung…. Danach Rückfahrt auf ähnlicher Route, am „höchsten“ Punkt ein WoMo-Parkplatz. Ausblick nach? Ja, Mont Saint-Michel!
Aus dem dunstigen Nebel schattenhaft Mont Saint-Michel Ganz rechts, der etwas dunklere graue Fleck… In Jullouville Stopp bei Super U, gemeinsam Spirituosen und Käse eingekauft, bei Marie (man erinnert sich!) zwei Baguettes besorgt. Ohne Regen schafften wir es schwerbeladen bis zum WoMo zurück.