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2022 Saint Pair-sur-Mer (La Chanterie)

Ich wollte es morgens nicht glauben, als Jola mir erzählte, gegen 06.30 Uhr hätte es angefangen zu regnen, die Dachluken schloss sie lautstark. Der Himmel blieb wolkenverhangen. Letztes Frühstück trotzdem draußen, heute einmal Spiegeleier mit Speck.
Bis 10.30 Uhr trödelten wir am WoMo herum, packten alle Sachen zusammen und fuhren kurz vor 11 Uhr ab. Neues Ziel war der gestern gebuchte Campingplatz La Chanterie (der Gesang), ca. 3 Kilometer entfernt. Obwohl Jola die Auskunft gestern bekam, Stellplatz wäre erst ab 14.30 Uhr frei, wanderte ich optimistisch an die Rezeption, holte mein bestes Englisch hervor und meldete uns an. Bekam den Platz 107, nicht ganz so komfortabel wie zuvor, aber Platz genug, Sat-Empfang, Wasserhahn gleich gegenüber.
Von der Rezeption einen Guide für Granville mitgenommen, durchgeblättert und Tipps unserem Tagesplan hinzugefügt. Jola sondierte das laut Lageplan nächstgelegene Sanitärgebäude. Kam völlig entsetzt zurück mit der Bemerkung „gut, dass wir ein eigenes Klo haben, da gehe ich ich nicht hin“. Holzverschlag und verrostete Wasserhähne. Badesachen trotz fehlender Sonne und stark abgefallenen Temperaturen mitgenommen, das Bassin wollten wir auf der Rückfahrt aufsuchen.
Die Strecke jetzt schon bekannt, daher zügigeres Vorankommen. Am Lycée auf den Parkplatz gewechselt und die Dolmen fotografiert. Keine echten Menhire, ein Kunstprojekt mit dem Titel „Variations sur les Armes“ von 1978 (Pierre Szekely).


Wesentlich weniger Verkehr auf den Straßen, man wurde nicht so „getrieben“. In Saint Pair-sur-Mer eine Poissonerie am Kreisel entdeckt, gegen 12.30 Uhr Zeit für ein kleines Mittagessen. Ein paar Tische auf einer Hochterrasse vorhanden, zwei noch frei. Ich okkupierte einen, Jola tauchte ins Innere unter, mein Wunsch war ein Fischspieß, sie eigentlich Muscheln, entschied sich nach Inaugenscheinnahme der Spieße aber ebenfalls für einen Fischspieß.
Hier mal ein Foto von der Speise:


Immer wieder Erstaunen, was so alles aus dem Meer gefischt und auf Tellern serviert wird. Bei einer Küstenlänge Frankreichs von 3.427 km und diversen Städten und Dörfern daran befindlich und überall werden tagtäglich Meeresfrüchte und Fisch gegessen, da dürfte eigentlich gar nichts mehr im Meer sein.
Gestärkt noch einmal einen Blick auf das Bassin geworfen, heute mieden die Franzosen das Bad darin.


Jola posierte vor dem Casino.


Jetzt sollte es hinauf zur Haute Ville gehen und danach zum Museum Christian Dior.
In Granville einige Straße für den Autoverkehr abgesperrt. Wir mogelten uns zwischen Passanten hindurch, den Anweisungen des Navi folgend. Ein Anstieg musste bewältigt werden. Dumm nur, es begann leicht zu regnen, eigentlich erfrischend, doch beim Radfahren nicht unbedingt zu gebrauchen.
Augenfällig das Gebäude am Hang klebend.

The Watchhouse Tower

Zwischendurch Blick ins Hafenbecken, wo die Fischerboote im Schlick steckten oder lagen.


Oben angekommen Leuchtturm……,


…..Reste von deutschen Verteidigungsanlagen, teils zerstört, eine Kirche und einen Altstadtbereich, wo ein Bücherflohmarkt stattfand.

Das Wetter hatte kein Einsehen mit uns, Regen nahm zu, andere Besucher schienen besser vorbereitet zu sein, Schirme aufgespannt, Regenjacken übergezogen. Wir verkrochen uns in eine Bar, außen der Bereich beschirmt. Café Ole / Café Crema bestellt, beide sahen gleich aus.
Jola kaufte Postkarten mit Kuhbildern.
Wieder am Wachturm angekommen, knipste ich durchs Fenster Teile des Innenlebens.


Rund 2,5 Km mussten wir bis zum Museum fahren, die Hälfte ging es bergab von Haute-Ville. Das Museum lag im gleichnamigen Park Christian Dior. Unter Bäumen standen Menschen in einer Schlange, vor dem Eingang mit Kordel abgetrennte Zugangswege (u.a für Reservierungen). Wir reihten uns in die Warteschlange ein, die zurückversetzt wegen des Regens etwas abseits stand. Das Haus:


Nach gut 20 Minuten rückten wir bis an die Poolposition vor, dann durften wir ins Museum. Verbrauchte Luft waberte uns in den beiden Etagen entgegen. Gedränge auf den schmalen Treppen, Gewusel, die meisten hantierten mit ihren Handys herum, fotografierten Modelle oder sich.

Draußen im Park:


Dior hat, dem Text aus der Info nach, u.a. auch das Fürstenhaus Monaco eingekleidet, wobei ich dabei zuvorderst an Grace Kelly dachte. Und tatsächlich schwebte ein modernes Update von ihr durch den Park.
Rückfahrt zum Campingplatz gegen 16.45 Uhr. Immer noch leichter Nieselregen.
Suchte das Sanitärgebäude auf, tatsächlich total verfallen, alle Holztüren verschlossen, Wasserhähne klemmten, hier war nichts mehr in Betrieb, ersatzweise nun ein Lagerplatz. Zum zweiten Sanitärgebäude in der Mitte des Platzes gefahren, alles da, außer den Klobrillen, eine solche spendierte man hier nur der Behindertentoilette. Insofern konnte ich Jola gegenüber zum Zustand der Anlage Entwarnung geben.

2022 Saint Pair-sur-Mer (2. Tag)

Die Nacht war überstanden, innere Hitze war verdampft, wohl auch, weil es nachts im WoMo angenehm abkühlte.
Das Baguette traditionell vom Vortag ähnelte einem gedrehten Holzstock. Aber Jola schaffte mit ein bisschen Feuchtigkeit und unserer Universalpfanne den Laib Brot wieder zu einer essbaren Angelegenheit zu machen.
Auf dem Fahrweg surrten die Elektrofahrzeuge der Servicekräfte hin und her, wirbelten eine Menge Staub auf. Die Hütten wurden gesäubert, der Müll abtransportiert etc. Jola meinte, der unruhige Schlaf käme vom aufgewirbelten Staub. Ein E-Mobil stoppte an unserem Platz, die junge Frau sprach auf Englisch, wir müssten das WoMo weiter in die Mitte rücken, wir stünden zu nahe am Cottage.
Mein Hinweis auf Sat-Empfang zählte nicht. Parkte das WoMo ungefähr 2 Meter weiter und stand direkt am Pfahl mit der Steckdose.
Es war gerade 10 Uhr vorbei, Aufbruch Richtung Granville. Mit „OSMan“ als Navigator schlichen wir auf Nebenstraßen fast ohne Autoverkehr. Wir stoppten am Campingplatz La Chanterie. Eine junge Mitarbeiterin schien so begeistert davon zu sein, ihre Deutschkenntnisse anzuwenden, sprach verständlich und verstand alles, solange man langsam redete. Ständig „Entschuldigte“ sie sich, wenn sie etwas nicht gleich begriff oder nicht richtig aussprach. Wir hatten Glück, von morgen bis Mittwoch konnten wir einen Platz reservieren.
Die Sonne nagte bereits wieder an meiner ledrigen Haut. Die restlichen 8,5 km, der insgesamt 11 Kilometer, zogen sich dahin. Den Ortskern von Saint Pair-sur-Mer durchfahren, üblich in diesen strandnahen Orten enge Gassen, an Kreiseln Gewusel von Autos, Radlern und Fußgängern.
Granville befallen von einem Virus namens Blech & Stahl. Die Autos schoben sich dahin, Parkplätze heiß begehrt. Gab es mal einen Radweg, dann überholten wir schnell. In Granville zuerst zum Hafen bzw. zum Terminal der Fähre nach Jersey. Beim Hafenmeister nachgefragt, wo sich das Terminal befindet.
Zeit für ein Foto:


Die Mitarbeiterin am Schalter sprach Deutsch, was die ganze Fragerei vereinfachte.
Zu unserem Entsetzen war die Mitnahme von Rädern auf dieser Fährlinie nicht möglich. Das ginge nur von St. Malo.
Was für ein Desaster, erst keine Fährverbindung, jetzt keine Radmitnahme. Natürlich könnte man sich auf der Insel problemlos Räder leihen, auch E-Bikes. Wir begannen mit der Suche nach Unterkünften auf Jersey, Bed & Breakfast, alles, was mir die Seiten anzeigten, war für die gewünschten Zeiträume ausgebucht oder einfach zu teuer.
Jola freundete sich schon mit dem Gedanken an, eine Eintagestour mit Busrundreise zu buchen. Danach wollte sie im Tourist-Office fragen. Ein Bustour, für mich kaum vorstellbar!
Wir ließen die Informationen erst einmal sacken und stürzten uns ins touristische Getümmel, ein Markt der bekannten Art, Kleidung, Kleidung …; es roch nach Chemie, ich verzog mich in die 2. Reihe.
Später in der Rue St. Sauveur eine„Epecirie La Pulperia“ aufgetan, bei der Jola dem Mitarbeiter einen freien Tisch draußen vor dem Geschäft entlocken konnte. Risotto cremeux und Melonensalat bestellten wir, eine Flasche 0,33 Liter Cidre, und auf Nachfrage brachte man uns eine Flasche Wasser naturell. Espresso für mich und ein Nachtisch Erdbeermus mit Eiskugel für Jola.
In der Straße mehrere gut besuchte Lokalitäten. Vor einem Eingang zu einem der Lokale standen Menschen in der Warteschlange, alle ein winziges Schnapsgläschen in der Hand, ein Mitarbeiter jonglierte elegant mit einer Art Teekanne, durchsichtig, gefüllt mit roter Flüssigkeit und Gläsern auf einem Tablett zwischen den herumstehenden Menschen, servierte an Tischen. Ein Koch mit Mütze erschien.


Ein paar Läden nach kurzer Hose durchsucht, nichts gefunden.
Immer im Schatten der Häuser bewegten wir uns zurück zu den Rädern. Fahrt hoch zur Kirche namens Eglise Saint-Paul. Aussicht auf Granville:

An der Kirche Eglise Saint-Paul

Rückfahrt, etwas andere Strecke gewählt.
Ebbe und Sicht auf die Bucht:


In Saint Pair-sur-Mer ein Schwimmbecken mitten im Meer, jetzt bei Ebbe – ohne Meer – freigelegt.


Da marschierten wir hin, zogen uns schnell aus und kühlten uns im Salzwasser erfrischend ab. Endlich mal ungestört auf 50m-Bahn schwimmen. Tolle Sache, fragten uns, warum es solche Becken nicht auch an anderen Orten gibt.
An der Promenade direkt ein Casino. Daneben fing ich den Blick ein:


Weitsicht über den temporären Strand:


Im „Wattenmeer“ Hunderte Menschen mit Gummistiefeln, Reusen, Netzen und Eimern unterwegs, auf der Suche, wahrscheinlich nach Muscheln. Bevor es losging wurden die Kinder ordentlich mit Sonnenschutzmitteln eingesprüht / eingecremt.


Hitze trotz der zwischenzeitlichen Abkühlung unerträglich, letzten 6 Kilometer dem Hitzeschlag davon gefahren.
Abends im Restaurantbereich ein Glas Cidre und ein Leffe Blond genossen. Im Seitenbereich aufgebaut ein Zirkuszelt, morgen würde Vorstellung sein.

2022 Saint Pair-sur-Mer (bei Granville)

Die Kanalinseln rückten nach der Abfahrt aus Deauville näher, meine erste Priorität war zunächst, übersetzen von Granville nach Jersey. Alternativ wäre es auch möglich von Barneville-Cateret die Fähre zu nehmen. Dieser Ort schien uns etwas „abgeschiedener“ zu sein, entsprechend stuften wir die Chancen, einen freien Campingplatz zu finden, höher ein. Also nach Barneville. Über Caen, Bayeux und Carentan quasi in sicherem Abstand die Küste entlang gefahren. Überall erinnerten große Schilder an Friedhöfe gefallener Soldaten, Amerikaner, aber auch Deutsche, manch Zeugnis stand auf Parkplätzen (Panzer, Transportgerät etc.), andere Schilder zeigten Szenen der Landung der Truppen an der Küste (Omaha-Beach). Mir fiel wieder der Belgier ein, der mir erzählte, dass er hier sei, um seinen beiden Söhnen den 2. Weltkrieg erklären zu können.
Ich will es kurz machen, der Tag geriet zum Fiasko.
In Barneville fanden wir den Gare Maritime (Fähre). Alles tot dort, heruntergelassene Rollläden. Immerhin ein Prospekt mit den Abfahrtzeiten, an der Anschlagtafel zwei weiße DIN-A4 Zettel, heute und in den nächsten vier Tagen jeweils um 9 Uhr führe eine Fähre nach Jersey. Im Internet nach Buchungsmöglichkeiten geforscht, ab hier (Barneville) nur 15.08. eine Überfahrt möglich, Rückkehr erst am 25.08. Das wäre ein zu langer Inselaufenthalt. Pause verlängert, auf dem Busparkplatz würde sicher demnächst kein Bus Besitzansprüche geltend machen. Gegenüber ein Restaurant (Le Cap), WoMo von dort im Blick. Menü Midi gewählt (2 von 3, heißt entweder Vorspeise oder Nachtisch). Für 20,90 € ließ es sich essen, Hits schmecken anders. Dafür stand eine Flasche kaltes Wasser mit auf dem Tisch. Am Nachbartisch bestellte ein Paar Hummer. Ein lebender wurde vom männlichen Service vorgeführt. Später lag er geteilt auf deren beider Teller.
Trotz der ungünstigen Fährzeiten begann die Suche nach einem Campingplatz hier im Umfeld. Entweder war ein Platz nur für Mobilehomes, oder die aufgesuchten Plätze waren „belegt“.
Die Klimaanlage schaffte im Fonds keine Kühlung mehr, die Spannung stieg, wohin nun?
Mein erster Vorschlag „Granville“ fand wieder Gehör. Gut 60 Kilometer auf den D-Straßen, Kreisverkehre bremsten alle paar Kilometer die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h aus, entsprechend länger die Fahrzeit. Aus dem Campingführer ACSI von 2018 die Adresse des Platzes Chàteau de Lez Eaux herausgesucht. Als das Navi „Sie sind am Ziel“ signalisierte, kein Campingplatz. Campingplatz Chàteau de Lez Eaux mit 5 Sternen in Saint Pair-sur-Mer, das dauerte noch ein paar Kilometer. Den letzten freien Platz, erfuhr Jola an der Rezeption, ansehen sollten wir uns den, ob unser WoMo dahin passt. Riesiger Platz, endlich „ein Zuhause“, aber teuer.


Mit dem Rad würden es bis Granville rund 11 Kilometer sein. Falls es uns gelingt, von Granville eine Überfahrt nach Jersey zu bekommen, wäre der jetzige Standort eine mögliche Lösung für das Abstellen des WoMo während wir auf den Inseln weilen.
Liest sich vermutlich nicht besonders spannend, war es auch nicht.
Das Nervenkostüm litt am heutigen Tage leider mehr als notwendig.

2022 Deauville 2. Tag

Die Nächte jetzt erfrischend kühl, eine Wohltat. Morgens Tau auf allen Gegenstände.
Strom blieb stabil, doch den Wasserkocher nahm ich lieber mit zu den Sanitäranlagen, das Wasser kochte während ich den Abwasch erledigte. Das war mir so sicherer, denn meine Physikkenntnisse waren nie die besten. Schafft die 10 Amperesicherung 1800 Watt Wasserkocher und die Klimaanlage des Belgiers zusammen? Das Risiko wollte ich nicht eingehen. Später schenkte ich der belgischen Familie vier Stück Marzipan von Niederegger als Dankeschön.
War nicht der einzige Stromer im Waschraum, andere Camper tauchten ebenfalls mit ihren Kochern dort auf.
Jola brachte vom örtlichen Bäcker frisches Baguette (sehr lecker) und Croissants mit.
Nach dem Frühstück machte die Sonne gleich wieder Ernst, so schützte sich eine Nachbarin:


Unser Ziel jetzt Deauville, Jola übernahm die Führung für den Hinweg, den sie gestern bereits gefahren war. Gut, dass Fahrtwind mir die Hitze vom Leib hielt, obwohl das natürlich gar nicht stimmte. Zu Deauville blieb anzumerken, ein mondäner Badeort mit Bäderarchitektur (später), mit Tradition, Casino und weltberühmten Besuchern und Strand, da könnte St. Peter-Ording kaum mithalten. Mithalten könnte hier bei den Preisen auf den Speisekarten der Restaurants nicht einmal Norwegen, das wir ja vom vorherigen Urlaub als hochpreisig eingestuft hatten. Das bemerkten wir allerdings erst gegen Mittag bei der Suche nach einer Essgelegenheit.
Die Fahrt verlief angenehm auf geteertem und breitem Radweg, von dem man nach gut 1,5 Kilometern durch einen Zaun das Gelände des Reitsports sehen konnte. Das Hippodrom France Galop wirklich bemerkenswert in seinen Ausmaßen, 70 Hektar für die Rennplätze, deren es drei gab und deren Umfeld sowie 75 Hektar Trainingsflächen für ca. 400 Rennpferde, deren Zahl sich bis in den August auf gut 700 erhöht. Im August finden wichtige Rennen statt, wie wir aktuell lesen konnten. Außerdem spielt man hier Polo.


Auf dem mittleren Bild ist die, ich nenne sie einmal so, Vorführbahn zu sehen. Dort sitzen wahrscheinlich die wettfreudigsten Zuschauer, um zu sehen, welches Pferd lahmt, scheut oder sonstige Ausfälle aufweist und auf die man deshalb besser nicht setzt / wettet.
Auf der Bahn trainierten etliche Jockeys, die Anlage ansonsten wirkte wie im Vorbereitungsmodus, im Restaurant hübsch gedeckt.
Um die Ecke sollte laut Stadtplan die Villa Straßburger zu sehen sein. Im Strom der Blechlawinen ein Stück mitgeschwommen, dann vor der Villa gestanden, die nach Aufschrift einmal Gustav Flaubert gehört haben soll. Besichtigung nur mit Guide möglich.


Ob es noch im Original bestand, unbekannt. Dann an den Strand. Erster Eindruck von der Bäderarchitektur:

Seitenansicht vom Hotel Royal Barriére

Zum Strand nur über drei Querstraßen gewechselt, was allerdings manchmal etwas Mut erforderte, denn der Autoverkehr kaum zu beschreiben. In parkähnlichem Gelände vor einer Kirche drei Gemüsestände, der heimische Platz für den Bio-Markt.


Natürlich auch gebadet, warm und leicht wellige See, das Meer bewegte sich fast ein bisschen, als würde man in den Schlaf geschaukelt. Salz auf meiner Haut, keine Strandduschen in Sicht. Jola dann im Anschluss ins Wasser. Langes Sonnenbaden besser vermeiden.


Ein Strandbereich gehörte ganz den Umkleidekabinen, jede mit der Aufschrift eines bekannten Schauspielers / einer bekannten Schauspielerin davor versehen. Ob sie diese jeweilige Kabine tatsächlich jemals benutzten, bis dato hatte ich das noch nicht herausgefunden.
Später dann alte Fotos vom Golf.

Damenhafte Schwungübung mit Begleitung durch Fanfarenmusik

Das war so um 1936 in den USA. Die Mädels durften erstmals 1946 an einem Damenturnier teilnehmen.
Hinter dieser Kabinenreihe das olympische Schwimmareal, aus welchem Jahr könnten diese Spiele gewesen sein?
Es war so heiß, trotz Meeresnähe, im Ortskern kaum bessere Verhältnisse. Shops der gehobenen Markenartikel reihten sich aneinander, ein Bereich ähnelte stark einem Outlet (Neumünster). Links und rechts der Blechlawinen wieder hübsche Häuserfronten.


Die Suche nach einem Essplatz begann, Restaurants im Außenbereich meist bis auf den letzten Platz besetzt, es war ungefähr 12.45 Uhr. Der Blick auf die Speisekarte, meist verharrte er sogleich bei den Preisen, und schon war der Hunger gestillt, kurzfristig jedenfalls.
Auf dem Markt am Place Morny Stände mit Kleidung und Lebensmitteln. Leicht genervt vom teuren Angebot cruisten wir umher, wollten schon den Kernbereich verlassen, bis ich in der Rue Desiré le Hoc einen kleinen Bioladen entdeckte, Biobrote auf altem antikem Esstisch hinter Glas in der Auslage. Draußen drei Holztisch nebst Stühlen mit Sonnenschirmen überdacht, ein Tisch frei. Auf Schiefertafel Lasgane, Quiche und ähnliches, preislich in Ordnung für einen Mittagssnack. Jola hatte Appetit auf eine Cola Zero, ich auf Cidre (bio laut Aufdruck). Meine Sardellen auf Blätterteig reichten gerade für ein Sättigungsgefühl. Jola spendierte mir eine Ecke von ihrer Quiche. Quiche, die wolle sie unbedingt zu Hause einmal wieder machen.
Zum Nachtisch Café Crema und einen Cookie.
Danach wechselten wir die Wasserseite in den anderen Ortsteil Trouville.


Rückkehr nach Deauville und Fahrt zur Ausstellung Kees van Dongen im Les Francescaines in der Avenue de la République.
Im Ausstellungsgebäude lindernde Kühle, im Restaurationsbereich eine Flasche Wasser bestellt und der inneren Kühlung zugeführt. Das Gebäude diente auch als Bibliothek und wurde als Lesesaal genutzt.


Dann Besuch der Ausstellung.

Einzige Bild, das mir wirklich gefiel.
Rückfahrt bei brütender Hitze, mit Stopp in Saint Arnoult, wo Jola ein Baguette traditionel für 1,20 € kaufte.

2022 Deauville (St. Arnoult) Normandie

Zum gestrigen Abend blieb noch anzumerken, dass ein Zauberer neben dem Restaurant die Gäste bespasste, insbesondere die zahlreichen Kinder, die weit nach 22 Uhr agiler wirkten als so mancher Erwachsene.
Wir schauten eine Weile zu und sahen dabei, wie der Zauberer ein Mädchen und einen Jungen auf die Bühne holte. Bei der Auswahl gab es im Publikum viele enttäuschte Gesichter, bei denen, die nicht hinaufgebeten wurden.
Das Publikum stimmte ab, wer gewinnen sollte / würde. Die Mehrzahl war für das Mädchen. Die erste Aufgabe bestand für die beiden Kids darin, ein Stück Papier zu zerreißen. Das Mädchen schaffte das mühelos, der Junge zerrte und zerrte, aber das Papier ließ sich nicht zerreißen. Das Mädchen erhielt eine Belohnung. Nächste Aufgabe war, auf einem Hocker stand ein Karton. Das Mädchen sollte in lockeren Schritten zum Karton gehen und in hochheben. Wieder gelang ihr die Aufgabe mühelos zu lösen. Der Junge, die Fäuste zum Siegeszeichen erhoben, marschierte ebenfalls zum Karton, schlag die Arme um den Pappkarton, doch der Karton ließ sich nicht vom Hocker lösen. Ratlosigkeit. Das Spiel wurde noch zwei Mal wiederholt, ohne dass es dem Jungen gelang, den Karton anzuheben. Wieder die Belohnung fürs Mädchen, das dann zu ihren Eltern ins Publikum zurück ging. Mit dem Jungen begann ein neues Kunststück, das Hütchenspiel. Eins der Hütchen trötete, wenn man es drückte. Der Spielmodus ist von den Straßenspielern bekannt. Dreimal gelang es dem Jungen das richtige Hütchen zu benennen. Jedes mal erhielt er vom Zauberer einen 20 €-Schein, den er strahlend seinen Eltern zeigte. Dann wurde es schwieriger, hinter dem Rücken vertauschte der Zauberer nun die Hütchen und prompt verlor der Junge, musste dreimal einen 20 €-Schein wieder herausrücken. Was für ein frustrierendes Erlebnis für den kleinen Mann.
Wir zogen uns zurück von dem Spektakel.

Angenehme Temperatur beim Frühstück, das wir wieder draußen zu uns nahmen. Baguette gab es diesmal nicht. Die Räder standen bereits in der Garage, zu Fuß war es zum Supermarkt zu weit, der mobile Bäcker erschien nicht auf dem Campingplatz.
Restarbeiten vor der Abfahrt:


09.30 Uhr war nach Bezahlung (günstig für zwei Nächte nur 40 €) Abfahrt. Wir hatten uns auf Deauville als Ziel geeinigt, nahmen zusätzlich Honfleur als Zwischenstopp mit in die Route auf. Vom Platz in Honfleur erzählte mir die Frau aus Luxemburg, mit der ich abends über Ziele und Reisen gesprochen hatte.
Die ersten knapp 30 Km ging es Richtung Dieppe, dann orientierten wir uns zur mautpflichtigen Autobahn A29, auf der wir bis Le Havre fuhren und dafür 9,10 € Mautgebühr zahlten. Landschaftlich mehr Hügel, mehr Verkehrsschilder mit Steigungs- und Gefälleangaben von bis zu 10%. Dann immer 50 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung.
Nur wenig später meldete sich Madame Route mit dem Hinweis „auf der Strecke gibt es Verzögerungen von 14 Minuten“. Und schwupps stand ich im Stau vor der nächsten Mautstelle, direkt vor der Brücke Normandie.

Mautstelle Pont Normandie

6,50 € für die Überfahrt über die Seine. Honfleur nur noch 9 Km entfernt. Im Ort herrschte absolutes Chaos, enge Straßen, alle verstopft, Stau vor den Zufahrten zu Parkplätzen, weil „complete“. Der anzusteuernde Campingplatz La Phare (Leuchtturm), von ihm keine Spur, als das Navi „das Ziel ist erreicht, es liegt links“ ansagte. Wo nun hin?
Hektik im Cockpit, auf einem Parkplatz gehalten, Daten überprüft, Jola stieg aus und sondierte zu Fuß das Gelände. Zwei bewaffnete Polizisten erschienen, machten sorgenvolle Gesichter, sprachen mich durchs offene Fenster an, französisch, it’s better english, mein Kommentar. Noch sorgenvollere Gesichter, radebrechte der junge Mann, hier dürfe man nicht parken / halten / campen. Zeigte ihm mein Handy mit der Seite des Campingplatzes und das wir danach suchten. Kollegiales Lächeln beider Polizisten, Fingerzeig, was so viel hieß wie, just across the street. Da kam Jola auch schon zurück, mit der gleichen Information. Langsam tuckerte ich über das unebene Parkplatzgelände, die Polizisten schon den nächsten „Täter“ im Visier, ein Campingbus, aufgestellte Stühle und ein Tisch, das konnte nicht gut gehen. Wir zogen von dannen. Am Campingplatz sichtbar eine lange Warteschlange, erst ab 14 Uhr dort wieder geöffnet. Aus Verzweiflung Weiterfahrt aus Honfleur heraus. Nirgends konnte man anhalten, wollte ein neues Ziel eingeben. Das lautete Équemauville, ein Dorf an der D62, der Campingplatz „complete“, so das Schild an der Zufahrt uns informierte. Honfleur brachte uns wieder einmal kein Glück. Fuhren dann nach Deauville bzw. landeten in Saint Arnoult auf dem Campingplatz La Vallée. 4 Sterne, aber nur noch Plätze ohne Strom auf einer Wiese, Jola buchte für zwei Nächte, egal, jetzt musste Ruhe einkehren.

Gefühlt fuhr ich einen Kilometer zwischen Zelten, Stellplätzen und Ferienhäusern hindurch, an einem Spaßbad, wo Hunderte von Kindern jauchzten, Wasserrutschen machten es möglich, vorbei.
Platzwahl auf der Wiese war frei. Gleich um die Ecke ein Angelteich.

Angelteich

Kein schattenspendender Baum, dem wir uns hätten anvertrauen können, nur freie Fläche, leicht verdorrter Rasen. Hitze mittlerweile unerträglich. Gut nur, dass unser WoMo Schatten warf.


An der Windschutzscheibe herrschten Hochofentemperaturen. Wir legten die Alumatte ins Fenster, was Linderung brachte.
Später scheiterte mein Badeversuch im platzeigenen Pool, zu viele Menschen in zu wenig Wasser. Jola tauchte einmal unter.
Dann Trip ohne Ehemann nach Deauville, ich brauchte noch eine längere Verschnaufpause.
Sprach den belgischen Nachbar an, der hatte Strom, ob ich mich an seine Kabeltrommel mit anschließen dürfe. Kein Problem, aber es wäre schon ein anderer Camper ebenfalls an der Dose und die Sicherung hätte nur 10 Ampere. Ich solle mein Glück versuchen. Für die Freundlichkeit legte ich ihm 2,50 € (Hälfte des Tagessatzes für Strom) auf den Tisch, die er eigentlich nicht nehmen wollte. Jola meldete sich 18.45 Uhr begeistert, ob ich nicht doch noch nachkommen wolle, der Radweg sei so schön zu fahren und es seien nur 5 Km bis ins Zentrum.
Erster Cidre aus Bio-Anbau wurde probiert.
Was wird uns Deauville morgen bieten? Vom Stadtplan nahmen wir bereits mit, es gibt ein riesiges Hippodrom, Pferderennen und Polo finden dort statt. Coco Chanel eröffnete in Deauville 1913 ihre erste Boutique und durch nassen Sand inspiriert, kreierte sie die Farbe „Chanel Beige“ für ihre Kollektionen. Der Strand sicher ein Besuch wert.
Schaun wir mal.

2022 Le Treport (Normandie) 2. Tag

Da gestrige Baguettes alle waren, machte ich mich gegen 07.45 Uhr mit dem Rad auf die Suche nach einer Boulangerie bzw. nach dem Supermarkt. Das petit Restaurant (Muscheln mit Fritten) noch geschlossen. In einer Art Neubaugebiet mit moderner Veranstaltungshalle, Gymnasium und Wohnblocks (quadratisch, praktisch, gut) der Supermarkt. Um 07.59 Uhr der Eingang noch verschlossen. Des Französischen nur wenig mächtig, las ich, dass an bestimmten Tagen erst ab 9 Uhr geöffnet würde. Stieg wieder aufs Rad und stromerte durch leere Gassen, nur vor dem Tabak-Shop saß eine Frau bei einem Kaffee. Nirgends stieg mir der Duft von frischen Baguettes in die Nase. Wieder zurück zum Supermarkt, dessen Türen jetzt wie bei „Sesam öffne dich“ aufgingen. Schon standen Menschen mit einem oder mehreren Baguette(s) unter dem Arm an der Kasse. Ich folgte dem Beispiel mit zwei Stangen unterschiedlicher Sorten.
Jola schlummerte noch immer, so ging ich die Duschen inspizieren und mich frisch machen.
Frühstück bei angenehmer Temperatur draußen.
Plan von Jola wurde dann umgesetzt, zuerst nach Eu, wo ein Schloss besichtigt werden sollte. Eu mit seinen knapp unter 7.000 Einwohnern gehörte bereits zum Departement Seine-Maritime. Eu, der Name rührt vermutlich vom germanischen „awa“ her, was soviel wie „Wasser“ bedeutet.

Teil des Wege an Fahrstraße, dann auf höhere Ebene aufgestiegen, ruhiges Wohnviertel. In Eu gleich zum Chateau und seinen Parkanlagen abgebogen. Rundgang auf Kiesweg. Blick über die Schulter von Diana auf das Schlossgebäude, Foto aus dem Gebüsch heraus geschossen.

Im Schatten von Diana (Artemis)

Neben den klassischen Figuren aus der früheren Zeit aktuelle Kunst gegensätzlicher Art. Über den künstlerischen Wert lässt sich n i c h t streiten. Schade vielleicht um die Bäume, die für das Basement geopfert wurden.

Ist das Kunst, oder kann das weg?

Ansonsten bot Eu nicht viel an Sehenswertem, gelangten noch in eine Jesuiten-Kirche, bewacht von einer Frau, die in einem kleinen „Holzkäfig“ saß. Freier Eintritt stand auf einem Schild am Eingang.
Innen das Kirchenschiff mit Skulpturen bestückt, huch, davon hatten wir doch gerade im Park des Schlosses welche gesehen.


Mein „OSMan“ bemüht und einen anderen Weg zurück gefunden, der führte unten um das Schloss herum und brachte uns wieder auf die Route Verre et Mer.


Schöner, neu angelegter Radweg am Lauf des Flusses La Bresle entlang, im Seitenbereich der Versuch, auch das Umfeld attraktiver zu gestalten. Hier gelungen.


Eigentlich dachte ich schon wieder an die Rückkehr zum Campingplatz, doch Jolas Plan lautete, über Mers-les-Bains den Küstenweg nach Ault zu fahren. Ich beugte mich diesem Wunsche. Zum Glück blies der Wind wieder in gewohnter Stärke, sodass ich während des Radelns nichts vom plötzlichen Hitzetod merken würde; gut, ganz so schlimm war es nicht. Dafür der Anstieg vom Ort hinauf auf die Kalkfelsen oder aus was sie auch immer bestanden.
On Top verschnaufen und den Ausblick genießen.


Der mit einer Schwalbe gekennzeichnete Radweg führte uns meist wieder durch Kornfelder, oder eben Flachs, der bereits geerntet auf dem Felde neben dem geteerte Radweg zur Abholung bereit lag.

Geschnittener Flachs

Ault lag wieder auf Meeresniveau, was für uns eine längere rasante Abfahrt bedeutete, leider nicht im Speedtempo zu genießen, da französische Nebenstraßen gewisse Gefahren in sich trugen.
In Ault ich lange vor Jola angekommen, knipste die Kirche bzw. deren Steinmauer.

Steinmauer geknipst, weil wieder diese Feuersteine eingearbeitet waren. Mittlerweile traf Jola ein und die Zeit war auf nach 13 Uhr fortgeschritten. Deutet Jola an, falls sie noch beabsichtigte die günstige Muschel / Fritten – Mahlzeit am Campingplatz zu sich nehmen zu wollen, würde es zeitlich eng werden. Im Kern von Ault entdeckte Jola nach kurzer Stippvisite das typische französische Restaurant, was überwiegend Einheimische aufsuchen, namens Le St. Pierre.


Einer der wenigen freien Tische wurde mir vom hinter dem Tresen waltenden Chef kopfnickend zugewiesen.
Für uns beide war klar, jetzt werden Muscheln bestellt, Jola wählte die „Curry-Variante“ und ließ sich damit überraschen. Vorweg einen Pastis, ich einen Muscadet. Die hübsche junge Frau mit Pferdeschwanz und Hose in blümeranter Monet-Hose, nahm die Bestellung entgegen. Immer, wenn sie lächelte, sah es aus, wie wenn Hockeyspielerinnen durch den Mund nach Luft schnappen, Zähne einem Mundschutz gleich, apart.
Muscheln zwar klein, fast winzig, geschmacklich aber hervorragend. Jola störte die geringe Größe überhaupt nicht, erinnerte sich noch an die riesigen Teile in Norwegen, wo man jegliche Organe der Weichteiltiere erkennen konnte.
Ab 14 Uhr wurden neu ankommende Gäste mit „ferme“ abgewiesen.
Kurz den Strand besichtigt, dann Umkehr und Heimfahrt. Natürlich nicht ohne einen vermeintlichen Umweg gemacht zu haben. Jola dann in Le Tréport zu den Marktständen, ich nach Hause zum Campingplatz, Schutz vor der Sonne suchend.
Den Reiseblog schreiben.
Abendprogramm mit Jola, bedeutete, gegen 21 Uhr sich wieder aufs Rad schwingen und dem Sonnenuntergang am Strand entgegenstreben. Leider kam ich nur Sekunden zu spät, die Sonne verkroch sich gerade hinterm Horizont. Andere Pärchen waren früher da, saßen auf den Geröllsteinen am Strand und knipsten die Sonne oder sich und die Sonne.
Nächster Programmpunkt wurde aufgerufen: Zur Standseilbahn.
Tatsächlich schwebte sie bis 00.45 Uhr im Minutentakt auf das Plateau hinauf.

Standseilbahn Tréport – Terrassen

Blick auf Le Tréport von den Terrassen:


Das war’s. Morgen wollen wir weiter, vielleicht Deauville oder Honfleur.

2022 Le Tréport (Normandie)

Rest von gestern hab ich noch nicht vergessen, aber den heutigen Tag musste ich erst einmal „loswerden“.

Um 9 Uhr verabschiedeten wir uns aus Gent vom Campingplatz urban gardens. Für eine Stadt mit etwas mehr Einwohnern als Lübeck herrschte an den Autobahnkreuzen und Zubringern reger Verkehr. Lag wahrscheinlich an der Wirtschaftsregion Brügge, Gent, Brüssel. Bei unserer Tour heute hieß es Maut vermeiden, so fütterte ich mein Navi, 32 Km Ersparnis zeigte es mir an, ups? Eigentlich wird die Strecke meist länger, aber egal. Rund 240 Km waren zurückzulegen.
Bei Lille noch einmal Zunahme der Fahrspuren, des Verkehrs, der Ab- und Zufahrten, maximal 120 km/h durfte gefahren werden, meist aber eher 90 km/h, gerade richtig für Fahrten mit dem WoMo.
Landschaftlich zunächst weiter ebene Agrarregion, gelbbraun die meisten Flächen, nuanciert nur durch „abgeerntet“ oder „noch im Korn stehend“. Kurz vor Bethune in dem Örtchen Saint Pol sur Ternoise eine Tankstelle, auf dessen Anzeige Diesel für 1,86 € angezeigt wurde, ein Grund zum Halten und den Tank zu füllen, wer weiß, ob es irgendwo günstiger würde.
Danach gleich die weiterführende Straße gesperrt, der Deviation gefolgt, teils durch Wohngebiet mit engen Straßen.
Einzige Erhebungen bis dato waren kegelförmige Hügel, schwarz und mäßig bewachsen, vielleicht Kohleabraum?
Le Tréport erreichten wir gegen 13.30 Uhr, der Stellplatz nur wenige Hundert Meter neben dem Camping Municipal. Den letzten freien Platz schnappte mir ein anderer Wohnmobilist weg, auf der Anzeige stand nun „Complete“.
An der Rezeption des Campingplatzes ein Schild mit dem Hinweis, ab 14 Uhr sei sie wieder besetzt. Wartezeit nutze Jola für die Zubereitung eines Salates. Ich entdeckte beim Beinevertreten eine Art Imbissbude, die Fritten mit Muscheln für 9,90 € als Mittagstisch anbot. Nach der Zahl der besetzten Tische im Vorzelt wäre das hier eine gute Wahl gewesen, um die Wartezeit zu überbrücken.
Dann dauerte es mit der Anmeldung, immerhin bekamen wir für zwei Tage einen Platz, Jola berichtete von Telefonaten, deren Anrufer alle eine Absage erhielten.
Hier auf dem Platz zumindest noch war das Gras grün, trotz drückender und anhaltender Hitze, die der Wind etwas abmilderte.
Markise ausgefahren, Schutz vor der Sonne brachte das für eine gewisse Zeit. Ein bisschen relaxt.
Mit dem Rad dann ca. 1.700m bis zum Hafen auf meist einem relativ neuen zweispurigen Radweg gefahren.
Am Hafen Blick ins Becken, Schiffe lagen auf Grund, wegen aktuell herrschender Ebbe.


An der Fischhallestellten wir die Räder ab, warfen ein Blick ins Innere, üppiges Angebot an Krustentieren und Fischen, dessen französische Namen mir allerdings nicht sagten und deren optische Darbietung mich der Erkennung ebenfalls nicht näher brachte. Ein Exemplar fand nicht nur bei mir fotografische Aufmerksamkeit:

In der Fischhalle


Ohne Räder marschierten wir über einen Steg Richtung Leuchtturm, sahen über den Hafen den Nachbarort Mers-les-Bains.
Passanten legten Reste von irgendetwas Essbarem auf die Steinmauer, lockten Scharen von Möwen an, die mit dem Wind segelnd den richtigen Augenblick zum Zupacken abwarteten.

Ortsansicht vom Steg aus

Strandbesichtigung, zwischenzeitlich hatte die Flut eingesetzt, wellenartig schob sich aufgewühltes braunes Meerwasser ins Hafenbecken. Runde Geröllsteine bildeten die Grundlage für den hier sichtbaren Strand. Hübsch anzusehen die Strandhäuschen, vor einem ein älteres Pärchen beim Nachmittagstee.

Nachmittagstee am Strand

Von hier aus sichtbar die Alabastersteilküste, auf dessen Anhöhe durch den Berg eine Seilbahn hinaufführte.
Wir natürlich mit den Rädern den Berg hinaufgefahren, zwar ein mühsames Unterfangen, aber schöne Aussichten.
Wieder am Hafen, wechselten wir über eine Schleuse in den Nachbarort. Das Bahnhofsgebäude verfallen, im Abriss befindlich. Ein Haus, verziert mit hier bereits öfter gesehenem, typischem Steindekor an der Fassadenfront.

Bearbeitete Feuersteine

Der Ort empfing uns mit einem bunten Potpourri von Häuseransichten, bunte Balkone etc., pittoresk würde man sagen.

Mers-les-Bains

Links und rechts der für den Autoverkehr gesperrten Straße auf dünnen Metallpfählen aufgestellte Tafeln mit Bildern über frühere und heutige Bademoden oder Sportaktivitäten.


Jola vorausgefahren, weilte am Ende des Ortes, während ich, nachdem ich jemanden mit einem Baguette unterm Arm gesehen hatte, mich im Ort nach einer Boulangerie umsah und tatsächlich noch eine offene fand. Zwei knusprige, noch warme Teile für 1,90 € wanderten in meinen Besitz.
Mit Jola in einer Strandbar gesessen, sie ihren ersten Aperitif, einen Pastis, ich mein erstes französisches Bier.
Heimfahrt danach, Abendbrot im Freien, beide Baguettes verschwanden nach und nach.

2022 Gent (Belgien); 2. Tag

Guten Morgen,
nach Abwascherledigung gegen 7.45 Uhr knallte bereits die Sonne aufs Dach des WoMo. Vorbote eines heißen Tages. Wohl einer von vielen hier in Belgien, grünen Rasen sah man kaum noch, Blumen im Freiland rangen um ihr florales Leben, Brunnen blieben wasserlos. Nur Schmuckkästen an exponierter Lage (Reep und Portus Ganda oder De Krook –> Bibliothek; Bild kommt später) schienen von Menschen mit Feuchtigkeit versorgt zu werden. Wir starteten gegen 10.20 Uhr.
Ich hatte am Vorabend die Broschüre „visitgent“ durchgearbeitet und mir diverse Anmerkungen in den Stadtplan notiert. Die galt es nun den Tag über abzuarbeiten.

Erster Anlaufpunkt im Bijloke-Komplex:

Bijlokesite

STAM, das Stadtmuseum von Gent, das auf einem ehemaligen Krankenhausgelände angesiedelt war, war erster Anlaufpunkt.

STAM Seitenansicht

Museumswetter war heute nicht, aber der Rundgang durchs Areal lohnenswert. Immer wieder bewundernswert, was man aus altem Gemäuer wieder machen bzw. zu welchem Leben man es erwecken kann.
Hier noch eine Ansicht in der Totale:


Aus dem 13. Jahrhundert stammten erste Bauten, Krankenhaus mit 40 Betten, danach Bürgerhospital und medizinische Lehranstalt, später wie heute Musikzentrum.
Im „visitgent“ fand ich unter der Rubrik „Wo die Zeit innehält“ den Eintrag „De Gouden Klok“ – Begegnung mit Art Nouveau und goldenen Händen. Koning Alberlaan musste angesteuert werden.


Wir fanden tatsächlich neben etlichen verwohnten Häuserzeilen einige Jugendstilfassaden, nur den „Klok“ noch nicht. Als wir dann vor Nummer 31 standen, entpuppte sich die Adresse als ein Restaurant, natürlich geschlossen.
Egal, durch ruhige Nebenstraßen gelangten wir in den Citadel Park, der seit 1984 unter Naturschutz steht. An dessen Rand die beiden Museen in mächtigen Gebäuden untergebracht. Hier der Eingangsbereich des SMK.

Portal des SKM

Nach einem Stöbern in den Museums-Shops folgten wir den Knotenpunkten, stoppten im Park an einem Wasserfall, dessen Wasser in einer grünen Suppe im Teich verschwand. Mich zog es in die Höhle.


Im nördlichen Teil des Citadelparks befand sich eine wunderschöne schmiedeeiserne Konstruktion auf einem achteckigen Natursteinsockel. Dieser Konzertpavillon wurde 1885 unter Führung des Genter Stadtarchitekten Charles Van Rysselberghe gebaut.

Konzertpavillon

Über die begrünte Kunstlaan, erreichten wir gegen 12.45 Uhr den Platz Sint-Pieters. Groß und kahl, am Rande ragte über hübsche weiße Häuserfronten ein Kran. das vorderste Haus eine bloße Fassade, entkernt und mit Stahlträgern gestützt. Bald würden auch darin – vermutlich – kostspielige Wohnungen entstanden sein.

Sint-Pietersplein

Die nächste Straße geprägt von universitären Gebäuden, Campus des Technikums etc. Auffällig das Restaurant am Ende der Straße.

VierNulVier

Doch hier sollte nicht gespiesen werden, der Wunsch war, im Le Botaniste vegetarisch Mittag zu essen.
Gegenüber auf der anderen Straßenseite ein Café mit interessanter Fensterfront.

Das Lamm Gottes mit dem Genter Altar sollte in der St. Bavo-Kathedrale bewundert werden. Eine Hinweistafel lenkte mich von der Erfüllung Jolas Wunsches ab, die Bibliothek de Krook, nur einen Katzensprung entfernt. Geschlossen, das war mir bekannt, aber wenigstens auf das Gebäude wollte ich ein Auge werfen.

Bibliothek De Krook

Nun zur Kathedrale. Erdrückende sakrale Imposantheit. Menschen aus aller Herren Länder tummelten sich in den Gängen, knipsten Fensterfronten, Orgel oder sonstige Reliquien. Vor dem Eingang zum Altar ein Automat und abgesperrter Zugang. 16 € sollten berappt werden, wir verzichteten.

Teilansicht Kanzel

Essen fassen, doch alle Außenplätze vor dem Le Botaniste waren besetzt, im Innern zwar wenige freie Tische, alles zu eng und die Luft stickig, das war nichts für mich, zum Leidwesen für Jola. Draußen kurz auf einen Gästeabgang gewartet, umsonst. Wanderten an der Leie auf der Suche nach einer Alternative entlang. Ich suchte meine Mütze, vergessen beim Warten. Schnell zurück, sie lag auf dem Fenstersims, scheinbar niemanden Interesse geweckt. In der Mütze hatte ich beide Bordcomputer für die Räder liegen gelassen. Wären die verschwunden, äußerst ärgerlich wäre das für die Fortsetzung unserer Reise geworden. Aber es war ja alles gut, und ein Platz im Außenbereich jetzt sogar frei. Jola angeklingelt…
Quasi ein gesundes Mittagessen genossen mit Detox Karottensaft mit Pampelmuse.
Anmerkung allgemeiner Art: die Geschäfte hatten teilweise geöffnet und besonders auffällig, es war insgesamt so ruhig, autofrei wirkt sich jedenfalls positiv auf die Wahrnehmung aus.
Wanderten zum Portus Ganda an der Reep entlang. Zeitweise hatte man den Flussarm zugeschüttet, für Parkplätze.
Neue Promenade neben bedürftiger Häusersubstanz, manchmal aufgehübscht durch (erlaubte) Graffiti.


Neu wohl auch diese kleine Brücke.

Bavorbrug

Langsam spürten wir Schmerz und Müdigkeit und die Hitze machte es nicht besser. Nutzten jeden Häuserschatten, freuten uns, einen Eisladen auf dem Weg zurück entdeckt zu haben, kurze, aber leckere Abkühlung. Das Lamm Gottes sahen wir dann doch noch, kurz bevor wir unsere Räder abholten, als Graffiti.


Auf dem Campingplatz frisch gemacht und am Restaurant ein Duvel 666 Blond am Tresen bestellt. „Only cards“ galt für die Bezahlung. „Ja, ja, die Deutschen würden lieber mit Bargeld zahlen“, der Kommentar der jungen Servicekraft, das kenne sie schon.
Vom mobilen Pizzabäcker zwei Foccacia bestellt, wieder nur Kartenzahlung. Ärgerte mich im Nachhinein über den produzierten Verpackungsmüll, beide Foccacia in Alubehältern, dazu legte mir der gute Mann die Dinger noch in einen Pizzakarton aus Pappe, nur damit ich die beiden Teile zum Tisch hinübertragen konnte. Ärgerlich!

Das war’s dann in Gent.

2022 Gent (Belgien)

Kurz gefasst, geputzt, gepackt, bezahlt und um 9 Uhr verließen wir Den Helder, einmal einen Tankstellenstopp eingelegt, 1,899€ schien mir günstig zu sein, um noch einmal vollzutanken.
Bei 100 km/h zuerst wieder entspanntes Fahren, selbst um Amsterdam herum keine Schwierigkeiten, die dann um Antwerpen um so intensiver auftraten, wo wir in zäh fließendem Verkehr mit teilweise Stillstand gut eine Halbe Stunde einbüßten. Den Campingplatz auf dem Freizeitgelände Blaarmeersen (jetzt urban gardens Gent mit neuem Betreiber) kannten wir aus zwei vorherigen Aufenthalten. Nach der nervigen Fahrt jetzt noch ein Versehen der Rezeptionistin, die auf den Lageplan „33“ schrieb, aber „53“ einkreiste. So stand ich auf dem falschen Platz und musste umparken, dann war es allerdings mit dem Ankommen auch geschafft. Sat-Empfang gab’s keinen, die Schüssel drehten sich minutenlang umsonst. Egal, fernsehfreie Zeit war garantiert.
Jola wollte draußen sitzen, holte die Stühle aus der Garage, zack, bei einem Stuhl knickte die Lehne ab, eine Schraube nebst Gewinde war verschwunden. Mein Adlerauge entdeckte die Schraube im Gras, die Mutter blieb absent.
Den Bewegungsmangel bei der Fahrt vertrieb ich mir mit handwerklicher Feinarbeit. Da keine passende Mutter zur Hand, suchte ich in meiner „Grabbelkiste“ mit Kleinkram eine Gewindeschraube, aber keine passte. Zupass kam mir ein rotes Etwas, dessen Gewindedurchmesser im Innern dem der Schraube entsprach. Doch die Kunststoffummantelung war zu dick. Mit dem Brotmesser arbeitete ich mich an dem Teil ab, später war meine linke Daumenspitze vom Halten ganz taub. Aber ich war erfolgreich und wie man sieht, der Stuhl wieder funktionsfähig.

Schickes Accessoire (vielleicht serienmäßig so bauen?)

Jola hatte Stadtplan und Infos über Gent besorgt. Auf die Räder, fertig, los!
An der Wassersportanlage (Rudern) entlang, mit jedem Meter kam die Erinnerung wieder und so gelangten wir ohne Schwierigkeiten ins Zentrum. Auf dem Weg dorthin in einigen Gassen Sanierungsbedarf offensichtlich, andererseits sahen wir erfolgreiches Renovieren, ein bisschen wie Winterhude oder jetzt das Schanzenviertel in HH, Stadtteil im Umbruch, so meine Wahrnehmung. Aus einer Gasse abgebogen, ein Polizeiauto hinter mir, Schreck, es blieb mir auf den Fersen. Ich winkte, es solle vorbei fahren, die Scheibe wurde herunter gelassen, eine Polizistin lächelte, sprach gestenreich, ohne dass ich ein Wort verstand. English please, mein Kommentar. Oh, das sei eine Straße, auf der Autos Radfahrer nicht überholen dürfen, ich müsse einfach weiterfahren, sie blieben hinter mir. Merkwürdiges Gefühl, aber wir bogen ja schon nach 10 Metern links ab.

Knotenpunkt Brücke Coupure

Auf der Brücke über die Coupure zur Theresianenstraat ein Gespräch mit einem einheimischen Paar über den Zustand des Belages auf der Brücke (schlecht) und die Unfallgefahren, weil der Brückenbogen zu steil. Und das, obwohl Gent die Stadt für Radfahrer sein soll!
Kein Graffiti im eigentlichen Sinne, eher Werbung für die Kunstakademie Sint-Lucas, gesehen unterwegs auf dem Weg ins Zentrum.

Und kurz darauf, da war es, das (fast) autofreie Zentrum. Und die Menschen genossen offensichtlich dieses Gefühl, ungefährdet sich auf den Straßen bewegen zu können, auch wenn manchmal drängelnde Radfahrer sich durchlavierten.
Dazu wollten wir nicht auf Dauer gehören, parkten unsere Räder, doppelt gesichert, in der Predikherenlei an der Leie. Kaum drei Schritte gemacht, erkannten wir in der Hoornstraat das Restaurant Le Botaniste aus vorherigen Besuchen in Gent wieder. Ein Lokal, in dem wir seinerzeit erste Erfahrungen mit bargeldlosem Bezahlen machten. Außerdem mit Essen aus dem Bowl. Zudem fiel die Zusammenstellung des Gerichtes ob der vielen Möglichkeiten schwer, natürlich alles rein vegetarisch.

Le Botaniste in der Hoornstraat

Ein bisschen marschiert und schon gerieten markante Sehenswürdigkeiten ins Blickfeld.

Rückansicht St. Nikolaus Kirche (Schutzpatron der Kaufleute und Seefahrer)
In unmittelbarer Nähe die im Jahre 2012 erbaute Stadthalle (Jola meinte, die Einheimischen würden dazu „Schafstall“ sagen). 1.600 Fenster verbergen sich in der Dachstruktur.

Stadthalle


Und in entgegengesetzter Richtung der Belfried.

Belfried

Bevor ich ausufere und abschreibe, hier einfach die abfotografierte Erläuterung zum Belfried:

Auf dem Wasser schipperten die Boote Touristen durch Kanäle und sonstige Gewässer. Eins davon fiel etwas aus dem Rahmen, u.a., weil Musik aus diesem vollbesetztem Boot erklang. Ein Orchester machte Werbung für ein Konzert in eigener Sache, sehr originell.

Musikalische Werbefahrt


Die Füße wurden langsam lahm, bei der Information, die wir lange gesucht hatten, sammelte Jola noch einen Plan mit den Knotenpunkten ein, dann marschierten wir zu unseren Rädern zurück. Heimfahrt mit einem leichten Schlenker, genannt erweiterte Stadtbesichtigung (weil irrtümlich falsch abgebogen).

Auf dem Campingplatz ein mobiler Pizzabäcker, der auch Foccacia im Angebot hatte. Optisch zumindest lecker, kaufte ich zwei, Zucchini belegt und mit Oliven und Tomaten, je zu 5 €. Ersatzweise unser Abendbrot. Später ein süffiges Leffe Blonde (aus der Dose) genossen. Bisschen anderer Geschmack als „5.0“.
Guten Abend allerseits…

2022 Den Helder und Umgebung

Morgens uns entschieden, einen weiteren Tag in Den Helder zu verweilen.
Julianadorp, Strand und der Besuch des Sommerfestes in Willemsoord standen lose auf unserem Programmzettel. Bevor es losging, ein Treffen vor unserem WoMo zwischen Silbermöwe und 1-jährigem Kind, gerade des Laufens mächtig. Gestört durch ein größeres Geschwister, vor dem die Möwe flüchtete.
Vorweg schon mal soviel: Der Wind brachte mich tagsüber schier um den Verstand, und um die gute Laune.
Grachten begleiteten uns fast überall, in und um Julianadorp Tulpenfelder (nach dem Keukenhof das größtes Tulpenanbaugebiet), ohne „Blühendes“ zu dieser Jahreszeit, dafür in Reih und Glied die aufgehäuften Zwiebeln, ob zum Abtransport zur Wintereinlagerung oder zum Einsetzen fürs nächste Jahr, egal.

Haufen von Tulpenzwiebeln (was passiert damit?)
Die hellen Streifen auf dem Feld sind die Zwiebelhaufen.
Den Ort mit seinen überwiegend aus Reihenhäusern bestehenden Straßenzügen lernten wir nur von der grünen Backside kennen, denn die Radwege führten quasi hintenherum. In einer der Seitenstraßen eine kleine Ansammlung von etwas komfortabler wirkenden Doppelhaushälften.

Doppelhaus modern

In parkähnliches Umfeld eingebettet die Bibliothek.

Bibliothek Julianadorp

Von den rund 14.500 Einwohnern sahen wir kaum jemanden.
Gelangten in ein Areal, großzügig angelegt, offensichtlich für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Bestes Umfeld, soweit man das bei der Durchfahrt beurteilen konnte, eine Gruppe gerade dabei, einen geführten Ausritt durchzuführen. Ehrlicherweise dachte ich bei mir, was für ein Glück man hat, selbst ohne solche geistigen oder körperlichen Einschränkungen durchs Leben ziehen zu können. Später eine Damwildfamilie beim Mittagsschlaf gestört. Müde hob der Hirsch sein Haupt, aber Menschen schienen ihn nicht wirklich zu stören.
Jola wollte unbedingt nach Anna Paulowna, ein Ort, ungefähr 5 Km zu fahren. Dazu mussten wir eine Gracht mit einer Fähre überqueren.

Fähre nach Anna Paulowna

Kaum 10 Meter waren zurückzulegen, dafür 50 Cent an den Fährmann berappen. Unser Geld wollte er nicht oder übersah uns.

Nach dem Übersetzen kilometerlange Fahrt an einer Gracht, links und rechts typische kleine Häuschen verschiedener Größe, manchmal landwirtschaftliche Nutzung dahinter.

Könnten auch schon am Verblühen gewesen sein. Nur welche Art?
Einziges gesehenen farbigen Blumenfeld leuchtete einmal zwischen der Häuserreihe hindurch. Blumenart nicht identifiziert.
Anna Paulowna bot abseits der Gracht ein Museum, der Abstecher dorthin umsonst, verwaiste Gebäude.
Der Ort selbst bot wenig erbauliches, Jolas Begeisterung für einen Filialbetrieb namens „Action“ fand hier seine Befriedigung, sie kaufte eine Grillmatte für unseren Reisegrill. Bei einem Bäcker wanderten 5 Rosinenbrötchen für den Preis von 4 in meinen Rucksack. Umkehr auf gleichem Wege zur Fähre. 12.48 Uhr, Mittagspause des Fährmanns bis 13 Uhr, außerdem Wachwechsel, neuer Kapitän ging an Bord. Dem spendierte ich dann 1 Euro fürs Übersetzen.

Rund 12 Kilometer waren von der Fähre, die meisten davon durch Dünenlandschaft, und stürmische Winde immer von vorne.
Nahmen am Spätnachmittag die Fahrt nach Den Helder auf uns, wollten sehen, was das Sommerfest zu bieten hat. Umzäuntes Gelände auf dem Areal Willemsoord , ein grünes Bändchen legte man uns ums Handgelenk, freier Eintritt, wofür war nur das Bändchen?
Dröhnende Beats like Techno, quasi bildeten die „Fressbuden“ eine Wagenburg um die Bühne, boten vielfältiges Speiseangebot. Nach einer Halben Stunde endlich Ruhe, eine glockenklare Stimme löste nach einer Anmoderation die Beats ab. Schwarzhaarige Bardin in Schwarz mit Akustikgitarre sang Coversongs (u.a. Janis Joplin), tat ihr Bestes und erhielt Beifall von dem noch wenigen Publikum, das sich offensichtlich mehr mit dem Essensangebot beschäftigte. Um 19 Uhr dann eine Band, zwei Songs, dann flüchteten wir, bzw. rief ich zum Abmarsch auf, schlechter Sound, miese Stimmen.
Heimfahrt.