2022 Le Treport (Normandie) 2. Tag

Da gestrige Baguettes alle waren, machte ich mich gegen 07.45 Uhr mit dem Rad auf die Suche nach einer Boulangerie bzw. nach dem Supermarkt. Das petit Restaurant (Muscheln mit Fritten) noch geschlossen. In einer Art Neubaugebiet mit moderner Veranstaltungshalle, Gymnasium und Wohnblocks (quadratisch, praktisch, gut) der Supermarkt. Um 07.59 Uhr der Eingang noch verschlossen. Des Französischen nur wenig mächtig, las ich, dass an bestimmten Tagen erst ab 9 Uhr geöffnet würde. Stieg wieder aufs Rad und stromerte durch leere Gassen, nur vor dem Tabak-Shop saß eine Frau bei einem Kaffee. Nirgends stieg mir der Duft von frischen Baguettes in die Nase. Wieder zurück zum Supermarkt, dessen Türen jetzt wie bei „Sesam öffne dich“ aufgingen. Schon standen Menschen mit einem oder mehreren Baguette(s) unter dem Arm an der Kasse. Ich folgte dem Beispiel mit zwei Stangen unterschiedlicher Sorten.
Jola schlummerte noch immer, so ging ich die Duschen inspizieren und mich frisch machen.
Frühstück bei angenehmer Temperatur draußen.
Plan von Jola wurde dann umgesetzt, zuerst nach Eu, wo ein Schloss besichtigt werden sollte. Eu mit seinen knapp unter 7.000 Einwohnern gehörte bereits zum Departement Seine-Maritime. Eu, der Name rührt vermutlich vom germanischen „awa“ her, was soviel wie „Wasser“ bedeutet.

Teil des Wege an Fahrstraße, dann auf höhere Ebene aufgestiegen, ruhiges Wohnviertel. In Eu gleich zum Chateau und seinen Parkanlagen abgebogen. Rundgang auf Kiesweg. Blick über die Schulter von Diana auf das Schlossgebäude, Foto aus dem Gebüsch heraus geschossen.

Im Schatten von Diana (Artemis)

Neben den klassischen Figuren aus der früheren Zeit aktuelle Kunst gegensätzlicher Art. Über den künstlerischen Wert lässt sich n i c h t streiten. Schade vielleicht um die Bäume, die für das Basement geopfert wurden.

Ist das Kunst, oder kann das weg?

Ansonsten bot Eu nicht viel an Sehenswertem, gelangten noch in eine Jesuiten-Kirche, bewacht von einer Frau, die in einem kleinen „Holzkäfig“ saß. Freier Eintritt stand auf einem Schild am Eingang.
Innen das Kirchenschiff mit Skulpturen bestückt, huch, davon hatten wir doch gerade im Park des Schlosses welche gesehen.


Mein „OSMan“ bemüht und einen anderen Weg zurück gefunden, der führte unten um das Schloss herum und brachte uns wieder auf die Route Verre et Mer.


Schöner, neu angelegter Radweg am Lauf des Flusses La Bresle entlang, im Seitenbereich der Versuch, auch das Umfeld attraktiver zu gestalten. Hier gelungen.


Eigentlich dachte ich schon wieder an die Rückkehr zum Campingplatz, doch Jolas Plan lautete, über Mers-les-Bains den Küstenweg nach Ault zu fahren. Ich beugte mich diesem Wunsche. Zum Glück blies der Wind wieder in gewohnter Stärke, sodass ich während des Radelns nichts vom plötzlichen Hitzetod merken würde; gut, ganz so schlimm war es nicht. Dafür der Anstieg vom Ort hinauf auf die Kalkfelsen oder aus was sie auch immer bestanden.
On Top verschnaufen und den Ausblick genießen.


Der mit einer Schwalbe gekennzeichnete Radweg führte uns meist wieder durch Kornfelder, oder eben Flachs, der bereits geerntet auf dem Felde neben dem geteerte Radweg zur Abholung bereit lag.

Geschnittener Flachs

Ault lag wieder auf Meeresniveau, was für uns eine längere rasante Abfahrt bedeutete, leider nicht im Speedtempo zu genießen, da französische Nebenstraßen gewisse Gefahren in sich trugen.
In Ault ich lange vor Jola angekommen, knipste die Kirche bzw. deren Steinmauer.

Steinmauer geknipst, weil wieder diese Feuersteine eingearbeitet waren. Mittlerweile traf Jola ein und die Zeit war auf nach 13 Uhr fortgeschritten. Deutet Jola an, falls sie noch beabsichtigte die günstige Muschel / Fritten – Mahlzeit am Campingplatz zu sich nehmen zu wollen, würde es zeitlich eng werden. Im Kern von Ault entdeckte Jola nach kurzer Stippvisite das typische französische Restaurant, was überwiegend Einheimische aufsuchen, namens Le St. Pierre.


Einer der wenigen freien Tische wurde mir vom hinter dem Tresen waltenden Chef kopfnickend zugewiesen.
Für uns beide war klar, jetzt werden Muscheln bestellt, Jola wählte die „Curry-Variante“ und ließ sich damit überraschen. Vorweg einen Pastis, ich einen Muscadet. Die hübsche junge Frau mit Pferdeschwanz und Hose in blümeranter Monet-Hose, nahm die Bestellung entgegen. Immer, wenn sie lächelte, sah es aus, wie wenn Hockeyspielerinnen durch den Mund nach Luft schnappen, Zähne einem Mundschutz gleich, apart.
Muscheln zwar klein, fast winzig, geschmacklich aber hervorragend. Jola störte die geringe Größe überhaupt nicht, erinnerte sich noch an die riesigen Teile in Norwegen, wo man jegliche Organe der Weichteiltiere erkennen konnte.
Ab 14 Uhr wurden neu ankommende Gäste mit „ferme“ abgewiesen.
Kurz den Strand besichtigt, dann Umkehr und Heimfahrt. Natürlich nicht ohne einen vermeintlichen Umweg gemacht zu haben. Jola dann in Le Tréport zu den Marktständen, ich nach Hause zum Campingplatz, Schutz vor der Sonne suchend.
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Abendprogramm mit Jola, bedeutete, gegen 21 Uhr sich wieder aufs Rad schwingen und dem Sonnenuntergang am Strand entgegenstreben. Leider kam ich nur Sekunden zu spät, die Sonne verkroch sich gerade hinterm Horizont. Andere Pärchen waren früher da, saßen auf den Geröllsteinen am Strand und knipsten die Sonne oder sich und die Sonne.
Nächster Programmpunkt wurde aufgerufen: Zur Standseilbahn.
Tatsächlich schwebte sie bis 00.45 Uhr im Minutentakt auf das Plateau hinauf.

Standseilbahn Tréport – Terrassen

Blick auf Le Tréport von den Terrassen:


Das war’s. Morgen wollen wir weiter, vielleicht Deauville oder Honfleur.