2022 Le Tréport (Normandie)

Rest von gestern hab ich noch nicht vergessen, aber den heutigen Tag musste ich erst einmal „loswerden“.

Um 9 Uhr verabschiedeten wir uns aus Gent vom Campingplatz urban gardens. Für eine Stadt mit etwas mehr Einwohnern als Lübeck herrschte an den Autobahnkreuzen und Zubringern reger Verkehr. Lag wahrscheinlich an der Wirtschaftsregion Brügge, Gent, Brüssel. Bei unserer Tour heute hieß es Maut vermeiden, so fütterte ich mein Navi, 32 Km Ersparnis zeigte es mir an, ups? Eigentlich wird die Strecke meist länger, aber egal. Rund 240 Km waren zurückzulegen.
Bei Lille noch einmal Zunahme der Fahrspuren, des Verkehrs, der Ab- und Zufahrten, maximal 120 km/h durfte gefahren werden, meist aber eher 90 km/h, gerade richtig für Fahrten mit dem WoMo.
Landschaftlich zunächst weiter ebene Agrarregion, gelbbraun die meisten Flächen, nuanciert nur durch „abgeerntet“ oder „noch im Korn stehend“. Kurz vor Bethune in dem Örtchen Saint Pol sur Ternoise eine Tankstelle, auf dessen Anzeige Diesel für 1,86 € angezeigt wurde, ein Grund zum Halten und den Tank zu füllen, wer weiß, ob es irgendwo günstiger würde.
Danach gleich die weiterführende Straße gesperrt, der Deviation gefolgt, teils durch Wohngebiet mit engen Straßen.
Einzige Erhebungen bis dato waren kegelförmige Hügel, schwarz und mäßig bewachsen, vielleicht Kohleabraum?
Le Tréport erreichten wir gegen 13.30 Uhr, der Stellplatz nur wenige Hundert Meter neben dem Camping Municipal. Den letzten freien Platz schnappte mir ein anderer Wohnmobilist weg, auf der Anzeige stand nun „Complete“.
An der Rezeption des Campingplatzes ein Schild mit dem Hinweis, ab 14 Uhr sei sie wieder besetzt. Wartezeit nutze Jola für die Zubereitung eines Salates. Ich entdeckte beim Beinevertreten eine Art Imbissbude, die Fritten mit Muscheln für 9,90 € als Mittagstisch anbot. Nach der Zahl der besetzten Tische im Vorzelt wäre das hier eine gute Wahl gewesen, um die Wartezeit zu überbrücken.
Dann dauerte es mit der Anmeldung, immerhin bekamen wir für zwei Tage einen Platz, Jola berichtete von Telefonaten, deren Anrufer alle eine Absage erhielten.
Hier auf dem Platz zumindest noch war das Gras grün, trotz drückender und anhaltender Hitze, die der Wind etwas abmilderte.
Markise ausgefahren, Schutz vor der Sonne brachte das für eine gewisse Zeit. Ein bisschen relaxt.
Mit dem Rad dann ca. 1.700m bis zum Hafen auf meist einem relativ neuen zweispurigen Radweg gefahren.
Am Hafen Blick ins Becken, Schiffe lagen auf Grund, wegen aktuell herrschender Ebbe.


An der Fischhallestellten wir die Räder ab, warfen ein Blick ins Innere, üppiges Angebot an Krustentieren und Fischen, dessen französische Namen mir allerdings nicht sagten und deren optische Darbietung mich der Erkennung ebenfalls nicht näher brachte. Ein Exemplar fand nicht nur bei mir fotografische Aufmerksamkeit:

In der Fischhalle


Ohne Räder marschierten wir über einen Steg Richtung Leuchtturm, sahen über den Hafen den Nachbarort Mers-les-Bains.
Passanten legten Reste von irgendetwas Essbarem auf die Steinmauer, lockten Scharen von Möwen an, die mit dem Wind segelnd den richtigen Augenblick zum Zupacken abwarteten.

Ortsansicht vom Steg aus

Strandbesichtigung, zwischenzeitlich hatte die Flut eingesetzt, wellenartig schob sich aufgewühltes braunes Meerwasser ins Hafenbecken. Runde Geröllsteine bildeten die Grundlage für den hier sichtbaren Strand. Hübsch anzusehen die Strandhäuschen, vor einem ein älteres Pärchen beim Nachmittagstee.

Nachmittagstee am Strand

Von hier aus sichtbar die Alabastersteilküste, auf dessen Anhöhe durch den Berg eine Seilbahn hinaufführte.
Wir natürlich mit den Rädern den Berg hinaufgefahren, zwar ein mühsames Unterfangen, aber schöne Aussichten.
Wieder am Hafen, wechselten wir über eine Schleuse in den Nachbarort. Das Bahnhofsgebäude verfallen, im Abriss befindlich. Ein Haus, verziert mit hier bereits öfter gesehenem, typischem Steindekor an der Fassadenfront.

Bearbeitete Feuersteine

Der Ort empfing uns mit einem bunten Potpourri von Häuseransichten, bunte Balkone etc., pittoresk würde man sagen.

Mers-les-Bains

Links und rechts der für den Autoverkehr gesperrten Straße auf dünnen Metallpfählen aufgestellte Tafeln mit Bildern über frühere und heutige Bademoden oder Sportaktivitäten.


Jola vorausgefahren, weilte am Ende des Ortes, während ich, nachdem ich jemanden mit einem Baguette unterm Arm gesehen hatte, mich im Ort nach einer Boulangerie umsah und tatsächlich noch eine offene fand. Zwei knusprige, noch warme Teile für 1,90 € wanderten in meinen Besitz.
Mit Jola in einer Strandbar gesessen, sie ihren ersten Aperitif, einen Pastis, ich mein erstes französisches Bier.
Heimfahrt danach, Abendbrot im Freien, beide Baguettes verschwanden nach und nach.