Guten Morgen,
nach Abwascherledigung gegen 7.45 Uhr knallte bereits die Sonne aufs Dach des WoMo. Vorbote eines heißen Tages. Wohl einer von vielen hier in Belgien, grünen Rasen sah man kaum noch, Blumen im Freiland rangen um ihr florales Leben, Brunnen blieben wasserlos. Nur Schmuckkästen an exponierter Lage (Reep und Portus Ganda oder De Krook –> Bibliothek; Bild kommt später) schienen von Menschen mit Feuchtigkeit versorgt zu werden. Wir starteten gegen 10.20 Uhr.
Ich hatte am Vorabend die Broschüre „visitgent“ durchgearbeitet und mir diverse Anmerkungen in den Stadtplan notiert. Die galt es nun den Tag über abzuarbeiten.
Erster Anlaufpunkt im Bijloke-Komplex:
STAM, das Stadtmuseum von Gent, das auf einem ehemaligen Krankenhausgelände angesiedelt war, war erster Anlaufpunkt.
Museumswetter war heute nicht, aber der Rundgang durchs Areal lohnenswert. Immer wieder bewundernswert, was man aus altem Gemäuer wieder machen bzw. zu welchem Leben man es erwecken kann.
Hier noch eine Ansicht in der Totale:
Aus dem 13. Jahrhundert stammten erste Bauten, Krankenhaus mit 40 Betten, danach Bürgerhospital und medizinische Lehranstalt, später wie heute Musikzentrum.
Im „visitgent“ fand ich unter der Rubrik „Wo die Zeit innehält“ den Eintrag „De Gouden Klok“ – Begegnung mit Art Nouveau und goldenen Händen. Koning Alberlaan musste angesteuert werden.
Wir fanden tatsächlich neben etlichen verwohnten Häuserzeilen einige Jugendstilfassaden, nur den „Klok“ noch nicht. Als wir dann vor Nummer 31 standen, entpuppte sich die Adresse als ein Restaurant, natürlich geschlossen.
Egal, durch ruhige Nebenstraßen gelangten wir in den Citadel Park, der seit 1984 unter Naturschutz steht. An dessen Rand die beiden Museen in mächtigen Gebäuden untergebracht. Hier der Eingangsbereich des SMK.
Nach einem Stöbern in den Museums-Shops folgten wir den Knotenpunkten, stoppten im Park an einem Wasserfall, dessen Wasser in einer grünen Suppe im Teich verschwand. Mich zog es in die Höhle.
Im nördlichen Teil des Citadelparks befand sich eine wunderschöne schmiedeeiserne Konstruktion auf einem achteckigen Natursteinsockel. Dieser Konzertpavillon wurde 1885 unter Führung des Genter Stadtarchitekten Charles Van Rysselberghe gebaut.
Über die begrünte Kunstlaan, erreichten wir gegen 12.45 Uhr den Platz Sint-Pieters. Groß und kahl, am Rande ragte über hübsche weiße Häuserfronten ein Kran. das vorderste Haus eine bloße Fassade, entkernt und mit Stahlträgern gestützt. Bald würden auch darin – vermutlich – kostspielige Wohnungen entstanden sein.
Die nächste Straße geprägt von universitären Gebäuden, Campus des Technikums etc. Auffällig das Restaurant am Ende der Straße.
Doch hier sollte nicht gespiesen werden, der Wunsch war, im Le Botaniste vegetarisch Mittag zu essen.
Gegenüber auf der anderen Straßenseite ein Café mit interessanter Fensterfront.
Das Lamm Gottes mit dem Genter Altar sollte in der St. Bavo-Kathedrale bewundert werden. Eine Hinweistafel lenkte mich von der Erfüllung Jolas Wunsches ab, die Bibliothek de Krook, nur einen Katzensprung entfernt. Geschlossen, das war mir bekannt, aber wenigstens auf das Gebäude wollte ich ein Auge werfen.
Nun zur Kathedrale. Erdrückende sakrale Imposantheit. Menschen aus aller Herren Länder tummelten sich in den Gängen, knipsten Fensterfronten, Orgel oder sonstige Reliquien. Vor dem Eingang zum Altar ein Automat und abgesperrter Zugang. 16 € sollten berappt werden, wir verzichteten.
Essen fassen, doch alle Außenplätze vor dem Le Botaniste waren besetzt, im Innern zwar wenige freie Tische, alles zu eng und die Luft stickig, das war nichts für mich, zum Leidwesen für Jola. Draußen kurz auf einen Gästeabgang gewartet, umsonst. Wanderten an der Leie auf der Suche nach einer Alternative entlang. Ich suchte meine Mütze, vergessen beim Warten. Schnell zurück, sie lag auf dem Fenstersims, scheinbar niemanden Interesse geweckt. In der Mütze hatte ich beide Bordcomputer für die Räder liegen gelassen. Wären die verschwunden, äußerst ärgerlich wäre das für die Fortsetzung unserer Reise geworden. Aber es war ja alles gut, und ein Platz im Außenbereich jetzt sogar frei. Jola angeklingelt…
Quasi ein gesundes Mittagessen genossen mit Detox Karottensaft mit Pampelmuse.
Anmerkung allgemeiner Art: die Geschäfte hatten teilweise geöffnet und besonders auffällig, es war insgesamt so ruhig, autofrei wirkt sich jedenfalls positiv auf die Wahrnehmung aus.
Wanderten zum Portus Ganda an der Reep entlang. Zeitweise hatte man den Flussarm zugeschüttet, für Parkplätze.
Neue Promenade neben bedürftiger Häusersubstanz, manchmal aufgehübscht durch (erlaubte) Graffiti.
Neu wohl auch diese kleine Brücke.
Langsam spürten wir Schmerz und Müdigkeit und die Hitze machte es nicht besser. Nutzten jeden Häuserschatten, freuten uns, einen Eisladen auf dem Weg zurück entdeckt zu haben, kurze, aber leckere Abkühlung. Das Lamm Gottes sahen wir dann doch noch, kurz bevor wir unsere Räder abholten, als Graffiti.
Auf dem Campingplatz frisch gemacht und am Restaurant ein Duvel 666 Blond am Tresen bestellt. „Only cards“ galt für die Bezahlung. „Ja, ja, die Deutschen würden lieber mit Bargeld zahlen“, der Kommentar der jungen Servicekraft, das kenne sie schon.
Vom mobilen Pizzabäcker zwei Foccacia bestellt, wieder nur Kartenzahlung. Ärgerte mich im Nachhinein über den produzierten Verpackungsmüll, beide Foccacia in Alubehältern, dazu legte mir der gute Mann die Dinger noch in einen Pizzakarton aus Pappe, nur damit ich die beiden Teile zum Tisch hinübertragen konnte. Ärgerlich!
Das war’s dann in Gent.