2022 Deauville (St. Arnoult) Normandie

Zum gestrigen Abend blieb noch anzumerken, dass ein Zauberer neben dem Restaurant die Gäste bespasste, insbesondere die zahlreichen Kinder, die weit nach 22 Uhr agiler wirkten als so mancher Erwachsene.
Wir schauten eine Weile zu und sahen dabei, wie der Zauberer ein Mädchen und einen Jungen auf die Bühne holte. Bei der Auswahl gab es im Publikum viele enttäuschte Gesichter, bei denen, die nicht hinaufgebeten wurden.
Das Publikum stimmte ab, wer gewinnen sollte / würde. Die Mehrzahl war für das Mädchen. Die erste Aufgabe bestand für die beiden Kids darin, ein Stück Papier zu zerreißen. Das Mädchen schaffte das mühelos, der Junge zerrte und zerrte, aber das Papier ließ sich nicht zerreißen. Das Mädchen erhielt eine Belohnung. Nächste Aufgabe war, auf einem Hocker stand ein Karton. Das Mädchen sollte in lockeren Schritten zum Karton gehen und in hochheben. Wieder gelang ihr die Aufgabe mühelos zu lösen. Der Junge, die Fäuste zum Siegeszeichen erhoben, marschierte ebenfalls zum Karton, schlag die Arme um den Pappkarton, doch der Karton ließ sich nicht vom Hocker lösen. Ratlosigkeit. Das Spiel wurde noch zwei Mal wiederholt, ohne dass es dem Jungen gelang, den Karton anzuheben. Wieder die Belohnung fürs Mädchen, das dann zu ihren Eltern ins Publikum zurück ging. Mit dem Jungen begann ein neues Kunststück, das Hütchenspiel. Eins der Hütchen trötete, wenn man es drückte. Der Spielmodus ist von den Straßenspielern bekannt. Dreimal gelang es dem Jungen das richtige Hütchen zu benennen. Jedes mal erhielt er vom Zauberer einen 20 €-Schein, den er strahlend seinen Eltern zeigte. Dann wurde es schwieriger, hinter dem Rücken vertauschte der Zauberer nun die Hütchen und prompt verlor der Junge, musste dreimal einen 20 €-Schein wieder herausrücken. Was für ein frustrierendes Erlebnis für den kleinen Mann.
Wir zogen uns zurück von dem Spektakel.

Angenehme Temperatur beim Frühstück, das wir wieder draußen zu uns nahmen. Baguette gab es diesmal nicht. Die Räder standen bereits in der Garage, zu Fuß war es zum Supermarkt zu weit, der mobile Bäcker erschien nicht auf dem Campingplatz.
Restarbeiten vor der Abfahrt:


09.30 Uhr war nach Bezahlung (günstig für zwei Nächte nur 40 €) Abfahrt. Wir hatten uns auf Deauville als Ziel geeinigt, nahmen zusätzlich Honfleur als Zwischenstopp mit in die Route auf. Vom Platz in Honfleur erzählte mir die Frau aus Luxemburg, mit der ich abends über Ziele und Reisen gesprochen hatte.
Die ersten knapp 30 Km ging es Richtung Dieppe, dann orientierten wir uns zur mautpflichtigen Autobahn A29, auf der wir bis Le Havre fuhren und dafür 9,10 € Mautgebühr zahlten. Landschaftlich mehr Hügel, mehr Verkehrsschilder mit Steigungs- und Gefälleangaben von bis zu 10%. Dann immer 50 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung.
Nur wenig später meldete sich Madame Route mit dem Hinweis „auf der Strecke gibt es Verzögerungen von 14 Minuten“. Und schwupps stand ich im Stau vor der nächsten Mautstelle, direkt vor der Brücke Normandie.

Mautstelle Pont Normandie

6,50 € für die Überfahrt über die Seine. Honfleur nur noch 9 Km entfernt. Im Ort herrschte absolutes Chaos, enge Straßen, alle verstopft, Stau vor den Zufahrten zu Parkplätzen, weil „complete“. Der anzusteuernde Campingplatz La Phare (Leuchtturm), von ihm keine Spur, als das Navi „das Ziel ist erreicht, es liegt links“ ansagte. Wo nun hin?
Hektik im Cockpit, auf einem Parkplatz gehalten, Daten überprüft, Jola stieg aus und sondierte zu Fuß das Gelände. Zwei bewaffnete Polizisten erschienen, machten sorgenvolle Gesichter, sprachen mich durchs offene Fenster an, französisch, it’s better english, mein Kommentar. Noch sorgenvollere Gesichter, radebrechte der junge Mann, hier dürfe man nicht parken / halten / campen. Zeigte ihm mein Handy mit der Seite des Campingplatzes und das wir danach suchten. Kollegiales Lächeln beider Polizisten, Fingerzeig, was so viel hieß wie, just across the street. Da kam Jola auch schon zurück, mit der gleichen Information. Langsam tuckerte ich über das unebene Parkplatzgelände, die Polizisten schon den nächsten „Täter“ im Visier, ein Campingbus, aufgestellte Stühle und ein Tisch, das konnte nicht gut gehen. Wir zogen von dannen. Am Campingplatz sichtbar eine lange Warteschlange, erst ab 14 Uhr dort wieder geöffnet. Aus Verzweiflung Weiterfahrt aus Honfleur heraus. Nirgends konnte man anhalten, wollte ein neues Ziel eingeben. Das lautete Équemauville, ein Dorf an der D62, der Campingplatz „complete“, so das Schild an der Zufahrt uns informierte. Honfleur brachte uns wieder einmal kein Glück. Fuhren dann nach Deauville bzw. landeten in Saint Arnoult auf dem Campingplatz La Vallée. 4 Sterne, aber nur noch Plätze ohne Strom auf einer Wiese, Jola buchte für zwei Nächte, egal, jetzt musste Ruhe einkehren.

Gefühlt fuhr ich einen Kilometer zwischen Zelten, Stellplätzen und Ferienhäusern hindurch, an einem Spaßbad, wo Hunderte von Kindern jauchzten, Wasserrutschen machten es möglich, vorbei.
Platzwahl auf der Wiese war frei. Gleich um die Ecke ein Angelteich.

Angelteich

Kein schattenspendender Baum, dem wir uns hätten anvertrauen können, nur freie Fläche, leicht verdorrter Rasen. Hitze mittlerweile unerträglich. Gut nur, dass unser WoMo Schatten warf.


An der Windschutzscheibe herrschten Hochofentemperaturen. Wir legten die Alumatte ins Fenster, was Linderung brachte.
Später scheiterte mein Badeversuch im platzeigenen Pool, zu viele Menschen in zu wenig Wasser. Jola tauchte einmal unter.
Dann Trip ohne Ehemann nach Deauville, ich brauchte noch eine längere Verschnaufpause.
Sprach den belgischen Nachbar an, der hatte Strom, ob ich mich an seine Kabeltrommel mit anschließen dürfe. Kein Problem, aber es wäre schon ein anderer Camper ebenfalls an der Dose und die Sicherung hätte nur 10 Ampere. Ich solle mein Glück versuchen. Für die Freundlichkeit legte ich ihm 2,50 € (Hälfte des Tagessatzes für Strom) auf den Tisch, die er eigentlich nicht nehmen wollte. Jola meldete sich 18.45 Uhr begeistert, ob ich nicht doch noch nachkommen wolle, der Radweg sei so schön zu fahren und es seien nur 5 Km bis ins Zentrum.
Erster Cidre aus Bio-Anbau wurde probiert.
Was wird uns Deauville morgen bieten? Vom Stadtplan nahmen wir bereits mit, es gibt ein riesiges Hippodrom, Pferderennen und Polo finden dort statt. Coco Chanel eröffnete in Deauville 1913 ihre erste Boutique und durch nassen Sand inspiriert, kreierte sie die Farbe „Chanel Beige“ für ihre Kollektionen. Der Strand sicher ein Besuch wert.
Schaun wir mal.