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Normandie 2023 (2. Reise) Anreise

24.07.2023 Montag

Die Versorgung mit wichtigen Dingen verzögerte eine frühe Abfahrt, u.a. besorgte ich einen 5 Liter-Kanister Adblue, die Anzeige auf dem Display stand auf etwas mehr als halbvoll, keine Ahnung, wie lange das dauert, bis das Gerät „Alarm“ schlägt und ich vielleicht im Ausland keine Nachfüllpackung bekomme.
Über Autobahn fahren in Deutschland an einem Wochentag muss nicht allzu viel berichtet werden, viel Verkehr, stauähnliche Situationen um Hamburg, später bei Wildeshausen, am Ende legten wir die 290 Km bei meist regnerischem Wetter in ca. 4 Stunden und 25 Minuten zurück. Osnabrück war als Ziel anvisiert, neben Münster als Alternative. Die letzten 900 m der Strecke empfand ich als Grenzstreifen-Patrouille an der nicht mehr existenten innerdeutschen Grenze (Vehrter Landstraße). Doch uns gefiel der Platz am Nette-Bad, auf dessen Parkplatzareal für Wohnmobile für ca. 7 Fahrzeuge Platz reserviert war. Stromversorgung, Wasser und Entsorgung vorhanden. Jola bekam nach Bezahlung einen Gutschein für das Schwimmbad (Wert 5€). Strom funktionierte nur wenige Sekunden, dann leuchtete „Störung“ am Verteiler auf. Bega mich zur Rezeption in der Schwimmhalle. Freundliches kümmern, ein Techniker war schon am Verteiler, als ich zurück kam. Es wurde getestet, gemessen, gerätselt, die Sicherung sprang ständig wieder heraus. Wir fragten den Nachbarn, Anschluss an sein WoMo, „kein Strom“, meldete er. Es wurde die Buchse gemessen, Strom floss. Der junge Mann bemüht, eine Lösung zu finden, der Kasten an der Entsorgung, dort normaler Stecker, 16 Ampere, Wasserkocher an, Sicherung hielt durch. Aber….., da könne er den Stecker leider nicht lassen (Begründung hier egal). Neuer Versuch, nachdem nachgedacht wurde, schaute ich die Einstellung der Heizung nach….. War auf „3 Kw Strom“ eingestellt. Wahrscheinlich sprang sie wegen niedriger Temperatur an. O.K., nachdem der Techniker mir erzählte, die Stecker seien nur auf 6 Ampere ausgelegt, war klar, woran es lag. Rest kann sich jeder denken…. jedenfalls hatten wir nach dem „Aus“ der Heizung Strom und kommunikativen Kontakt zu den Nachbarn aus HVL (Kennzeichnen), deren Wohnmobil gern als „Antik“ bezeichnet werden durfte und seit 13 Jahren sich in ihrem Besitz befand.
Es gesellte sich ein weiteres WoMo auf unsere kleine „Platz-Insel“, auf dem Heimweg zurück aus Holland, mit Pech, die Frau brach sich am letzten Tag das Becken und war drei Tage in Alkmaar im Krankenhaus. ich lasse es mal gut sein mit den schlechten Nachrichten, wir radelten ins Zentrum von Osnabrück, Nebenstraßen mit breiten Radwegen. Im Zentrum wechselte die Stadtansicht schnell ihr Gesicht, zuerst Straßen mit „reichlich“ Leerstand, dann die Altstadt mit schmucken Häuschen, Brunnen, Kirche, Remarque-Zentrum, der Mann wurde hier geboren und man hätte einen Rundgang auf seinen Spuren durch die Stadt machen können, wir verzichteten. Das Romantik-Hotel Walhalla einen Schnappschuss wert.

Neben der Kirche St. Marien, der Stadtbibliothek und dem Remarque-Zentrum etwas versetzt der Bürgerbrunnen

Oben thront Barbarossa, der Osnabrück die Stadtrechte verlieh; der Löwe erinnert an Heinrich den Löwen, der der Stadt die Gerichtsbarkeit zuerkannte.
Osnabrück bezeichnet sich als Friedensstadt, hier wurde nach 30 Kriegsjahren 1648 neben Münster der Westfälische Frieden geregelt, dessen Vertragswerk noch heute nachwirkt. Genug Geschichte, wir suchten ein Lokal für eine warme Mahlzeit, entdeckten in einer der Gassen namens Marienstraße das Restaurant Weinkrüger, eine erste Option. Bei der weiteren Suche sahen wir ein Wandbild eines der „großen Söhne Osnabrücks“, Vordemberge-Gildewart. Will hier jemand über Kunst streiten?

Sahen noch das Heger-Tor und Kulturhaus, eine ehemalige Kirche, vor der merkwürdige Skulpturen standen, man muss nicht alles fotografieren….
Jola bestand auf Umkehr, der Hunger trieb zum Troge, Weinkrüger als Ziel.

Dunkles Ambiente, schwarzhaarige Servicekraft, bauchnabelfrei, freundlich machte sie uns darauf aufmerksam, dass Plätze an normalen Tischen alle reserviert seien, wir dürften an einem Hochtisch Platz nehmen, die Hand schwenkte in die unteren Katakomben. Platz an den Fenstern mit Blick auf die unteren Extremitäten von vorbeieilenden Menschen bzw. Ganzkörper von großen Hunden. Die Getränke kamen schnell, das Essen war gewählt, und was passierte wieder?, meins war heute „aus“. Matjes und Lamm-Curry brachten man uns nach nicht langer Wartezeit, schmackhaft, meins, in der Speisekarte mit „eine leichte Schärfe“ angekündigt, war etwas untertrieben. Das Lokal zwischenzeitlich voll, am Nebentisch bestellte jemand das Gericht, was „aus“ war, na dann nahm die Dame eben Fisch, aber nun muss ein anderes Getränk dazu her, ein Weißwein….usw. Der Mann lobte die Servicekraft mit ihrem Akzent und entlockte ihr ihre Herkunft (Türkei, erst drei Jahre). Die Nettigkeit verflog bald, denn es kam keine Vorspeise, kein Hauptgericht. Es wurde mit Ausfällen in der Küche entschuldigt, der Mann wollte „abbrechen“, irgendwo anders eine Currywurst essen. Von einem weiteren Nachbartisch reichte man ihnen einen Brotkorb, übrig gelassene Brotkrumen gegen den Hunger. Andere Gäste verzogen sich bereits, da half auch das charmante Entschuldigen der schwarzhaarigen Servicekraft nichts. Wir ließen uns Zeit, draußen hatte ein Platzregen sein Nass ausgeschüttet.

Also heute hatten wir Glück, gewünschten Stellplatz bekommen, Strom funktionierte (auch über Nacht und sogar kostenlos, Essen war gut, Stadterkundung zufriedenstellend. Trocken zum Stellplatz zurückgekommen. Abends noch Gewitter ohne Schäden.

25.07.2023 Dienstag

Um 06.30 Uhr aufgestanden und in die Schwimmhalle (Nette-Bad), an der Rezeption Ärger, weil der Gutschein nicht unterschrieben war (nicht unsere Schuld), etwas knurrig gab sie mir trotzdem den Schlüssel und den Bon für die Nachzahlung von 1,90€. Becken mit 50m-Bahn, überraschend viele Frühschwimmer. 500m machte ich heute, fehlende Kondition. Am Ausgang zahlte ich die 1,90€ und wurde gefragt, ob mich meine Frau getroffen hätte. Aha, Jola war also auch ins Nass gestiegen.
Kleines Frühstück, dann Weiterfahrt gegen kurz nach 9 Uhr, Ziel Tilburg in den Niederlanden. Diesmal entspannteres Fahren, a. besseres Wetter, b. keine Staus, trotzdem viel Verkehr, auf zweispuriger Autobahn LKW wie an der Perlenkette gereiht. Tilburg erreichten wir 12.45 Uhr, Spoorpark 2, vor uns drei Wohnmobile in der Warteschleife vor einem geschlossenen Tor. Dann Durchfahrt, Jola „verhandelte“, wieder Glück gehabt, den letzten freien Platz im Stadpark Camping ergattert. Alles ein bisschen alternativ, Jola meint, nette Leute. Vor unserem Platz verläuft ein Gleis, dahinter ein Spazierweg durch den Park, angrenzendes Freigelände, ein ca. 40m hoher begehbarer Aussichtsturm (2€ nur mit Debit-Karte!), Restaurant, Wasserlauf. Im Hintergrund hinter dem Zaun Wohnblocks a la Grindelhochhäuser in Hamburg. Wir folgten der Empfehlung aus dem Stadt-Guide, nutzten die Möglichkeit, gleich hier im Park ein Lunch einzunehmen, im T-Huis.

Wieder Überraschung nach der Bestellung, Croque Monsieur war nicht das klassische Baguette, sondern zwei fluffige Scheiben Dunkelbrot, überbacken mit Käse. Pellegrino gab es in der 250ml-Flasche, nicht, wie seit Urzeiten bekannt, in der 0,33 ml. Wir waren’s zufrieden. Gleich danach ins Zentrum, zum Kirmes, nach Angaben offizieller Seiten dem größten in ganz ….? Seit 450 Jahren. Lauter, höher, gefährlicher, rummelig (wie sonst auf einem Kirmes), zum Teil verdeckten die Schaustellerstände die altehrwürdigen Teile von Tilburg.

Genug Lärm gehabt, suchten wir den Tivoli-Park, den wir nicht fanden, dafür einen Bäcker (Pastoor), bei dem ich Brot, Rosinenbrötchen und ein Stück Apfelkuchen kaufte. Ich ließ mir zweimal den holländischen Ausdruck für die Rosinenbrötchen vorsprechen, behielt ihn aber nicht (auf dem Bon stand „Krentenbol“). Sahen Neubaugebiete, wo, eigentlich ganz attraktive Hochhäuser zwischen normalen Wohnblocks über diese hinausragten, alle mit Balkon. Solange so ein Turm ein Alleinstellungsmerkmal besitzt, mag das ganz harmonisch in die flache niederländische Ebene passen.
Am Kanal hinauf und wieder hinab gefahren, schön breite Radwege (verwöhnt!). Auf dem Rückweg bei der „berühmten“ Bücherei LocHal gehalten und dem Innenleben einen Besuch abgestattet.

Im Café gab es einen Cappuccino (nur 2,95€). In Niederländisch erweiterte ich aus einem Buch des Bibliotheksbestandes meine Reisevorstellung über die Normandie.
Ach ja, das hier war früher (bis 1980) einmal eine „Lok-Halle“ für Bau und Reparatur von Lokomotiven. Man ahnt es nur, 15 m hoch ist die Halle, ich kletterte bis auf die 2. Ebene (Blick auf das Café). Wirklich lohnenswert, ein Besuch.

26.07.2023 Mittwoch

Schon um 09.15 Uhr verließen wir den Campingplatz und bald darauf Tilburg. Neues Ziel wieder einmal Gent. Kaum mehr als 130 Km, für die wir allerdings geraume Zeit und Geduld benötigten. Insbesondere um Antwerpen toste der Verkehr, bzw. kam mehrmals zum Erliegen oder Stocken. Als wenn alle Welt gerade diese Strecken befahren wollte!
Anfahrt der letzten 10 Km von Gentbrugge zum Campingplatz Urban Gardens im Freizeitpark Blaameersen:

Ca. 11.30 Uhr Ankunft, unangenehme Rezeptionistin verwies Jola auf Anmeldung und Einfahrt auf 13 Uhr. Was machen bei dem (noch) schönen Wetter. Das Display zeigte zuletzt „Tankreserve“ an, also Zeit nutzen und eine Tankstelle suchen. Am Kanal „Nationale Wassersportanlage“ gesperrte Straßen. Auch in Gent gönnte man mir keinen günstigen Dieselpreis, für 1,80 € füllte ich den Tank ein bisschen auf. Zurück auf dem Gelände auf dem Parkplatz gewartet, Tortellini machte Jola heiß, ich indessen erfuhr von einem Paar aus Leipzig, man könne an der Rezeption reservieren, was mir aufgrund der wenigen freien Plätze sinnvoll erschien. Mir begegnete eine etwas freundlichere junge Frau an der Rezeption, die kein Problem mit vorzeitiger Anmeldung sah, alles aufnahm, unsere bisherigen Aufenthalte allerdings in ihrem System nicht fand, sprich, alle Daten neu angeben musste. Nun brauchte sie ein Dokument, zurück zum WoMo, Ausweis holen. Dann, nur Kartenzahlung, EC-Karte im WoMo gelassen, wieder zurück. Es fuhren bereits Fahrzeuge auf das Gelände des Campingplatzes, es schien mir angezeigt, sich schnell einzureihen; an der Rezeption bezahlt, Platz 11.
Urban Gardens hatte „aufgerüstet“, ringsum modernisiert in eine Art Blockhaushütten-System. Ich wertete systematisch die alten Informationen über Gent aus, fand einen Stadtteilplan „Rabot„, ehemals beherbergte dieses Gebiet diverse Textilfabriken, die allesamt dem technischen Fortschritt zum Opfer fielen und deren Baugrund nun entweder (noch) brach lag oder mit modernen (wohl auch teuren) Wohnanlagen regeneriert wurde.
Als Rabot (oder das oder die?) wird hier ein Wehrturm bezeichnet, dem Sprachgebrauch nach eigentlich eine Art Schleusenanlage. Anmerkung: Ein bisschen Ähnlichkeit mit dem Holstentor kann man dem Gebäude nicht absprechen, oder? Zumindest machte der Bootsführer im Jahre …. bei der Rundfahrt dahingehend eine Bemerkung.

Die beiden Gasometer lagen entkleidet als Gerüstedenkmäler zwischen neuen Wohnblocks und einer geschwungenen Radfahrerbrücke. Wir folgten der angegebenen Spazierroute, sahen „türkisch“ geprägte Straßen. Häuserzeilen, deren einzelne Gebäude fast dem Verfall preisgegeben zu sein schienen, während gleich daneben ein Haus im schmucken Renovierungszustand glänzte, ein Stadtteil im Umbruch nannten wir es. Eine „grüne Moschee“ (beim Umbau wurde auf Energieeffizienz geachtet und die Dächer wurden grün) entstand hier auf Industriegelände für rund 6 Mio. €. Wir besuchten nicht das Innere. Trafen am Kanal Gent-Ostende auf ein Hochschulgelände „Odisee“, einst baute hier ein Baumwollmagnat eine der größten Fabriken Gents auf. Aktuell ein ruhiger und verwaister Campus. Rechts im Bild ein Blauglockenbaum, ein mir bis dato unbekanntes Gewächs mit walnussähnlichen „Früchten“ (Kapselfrüchte), wenn braun und offen, hohl, ansonsten grün.

Der Weg schloss sich kurzzeitig wieder an den Anfang, dann durch eine Allee am neuen Justizpalast vorbei (hier sollen früher Apartmentwohnungen in Hochhäusern gestanden haben. Die Gelände der Textilfabriken nahmen wirklich ein enorm großes Gelände ein, viel Platz für neuen Wohnraum, wobei man der damaligen Architektur nur gratulieren durfte, stilvolle Industriebauten (zumindest was man auf alten Zeichnungen / Bildern sehen konnte). Wieder in eine der Nebenstraßen (Berouw) gedriftet, gerieten wir in eine Art verwunschenen Garten, hörten begeisterte Kinderstimmen. Verständlich, wenn man die Anlage näher betrachtete. Bspw. den „Schnullerbaum“:

Oder den Hochsitz:

Kindgerecht war das „Schul-Museum“ (eröffnet 1924) angelegt. Ein Museum vermittelte den Kleine teils spielerisch Natur. Einen Kaffee bekam man an einen Außentisch gebracht. Ein idyllischer Ruhepool inmitten eines Stadtteils im Umbruch.

Hier noch ein Rätsel für unsere Freunde aus C. in OH: Was könnte das für ein Baum sein?


Die Villa des „Großvaters“ aller Textilmagnaten Voortman im Vogelsang-Park entdeckte man erst auf den zweiten Blick nachdem man erst ein winziges „Gartentor“ durchfuhr, dann einen mit Grütze bewachsenen Teich umrundete.

Blick in den angrenzenden Hotelgarten:

Lauschiges Plätzchen für einen Aperitif oder was sonst gefällt…
Uns gefiel die Rundfahrt durch einen vom Tourismus-Management eher vernachlässigten Stadtteil, dabei die Aufbruchstimmung „in der Nase spürend“.
Nun zog es uns ins Zentrum, ein bisschen Trubel zur Abwechslung, außerdem zeigte Jola Appetit auf belgische Pommes. Suchten beim Streifzug vom Gravensteen aus (Fahrräder deponiert) durch die Innenstadt nach Erinnerungen an vorherige Besuche.
Das Galgenhaus… bspw., derzeit wegen Renovierung geschlossen.

Zwei originelle Objekte fand ich auf dem Marsch durch die Stadt, in einem Lampenladen (ehemalige Trompeten verarbeitet) und vor einem Hotel (der Tod hält den Aschenbecher):

An diesem idyllischen Rastplatz tuckerten wir 2017 auf dem Wasser bei einer Stadtrundfahrt vorbei, damals allerdings war er noch nicht so „natürlich“ eingewachsen.
GENT war bisher immer eine Reise wert, auch wenn heute die Müllabfuhr scheinbar nicht funktionierte, Mülleimer überfüllt, Säcke verschiedenster Art umlagerten die Gestelle, bzw. waren keine Säcke eingehängt, auf den Straßen trampelten die zahlreichenTouristen umher flatterndes Papier und Pappbecher fest, Schilder mit der Aufschrift „keinen Müll hierher werfen“ (sinnbildlich übersetzt) wurden von darunter liegenden offenen Müllbeuteln konterkariert. Ob die Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe streikten?

Rückfahrt „am Wasser“ (rund 5 Km):

Stopp an der Rezeption, wo der „Pizza-Bäcker“ am mobilen Herd seiner Arbeit nachging. Das roch gut, also eine bestellt und dazu belgisches Bier, Leffe gab es nicht, Duval war als Alternative auch nicht übel, die 8,5 „Umdrehungen“ erzeugten bereits nach wenigen Schlucken bierselige Atmosphäre, die auch gut tat, weil der Pizza-Bäcker überlastet war, es dauerte halt etwas lange. Aber Warten lohnte sich.
Nun blieb die Hoffnung, das Wetter möge nicht so schlecht werden wie prognostiziert.

Leider behielt der Wetterbericht recht, nachts Regen, morgens nass und ungemütlich, immerhin den Weg zum Duschen trocken zurückgelegt. Jola murmelte im Bett vor sich hin. Trotz mieser Aussichten verlängerte ich um einen Tag; erfreulich: heute keine miesepetrige Frau an der Rezeption, eher ein strahlender weiblicher Lichtblick am wolkenverhangenen Morgen. „Kein Problem“ säuselte sie in leicht akzentuiertem Deutsch und knüpfte mir weitere 40€ für die Verlängerung ab, wofür ich mich artig bedankte und ihren Wunsch „eines schönen Tages“ gerne mitnahm.
Der Tag wurde aufgrund der Wetterverhältnisse so verdrömelt, die Rentner-Bravo gelesen, der Blog ergänzt, die Finanzen geprüft, einen Spaziergang um den See, der Regenschirm dabei. Jola fühlte sich nicht „beschützt“, Grund: weil ich ihr ständig eine Spitze des Regenschirms in den Kopf bohrte. Schulklassen oder Kindergartengruppen durchstromerten das Gelände, auf dem See erprobten Jungen und Mädchen erste Versuche auf dem SUP. Das auf der Infotafel beschriebene Restaurant entpuppte sich als brach liegende Ruine mit Sanierungsbedarf. Der Spaziergang regte den Appetit an, heute wurde im WoMo gegessen, in Gent galt am Donnerstag die Devise „Veggie-Day“, also auch bei uns Salat (ergänzt mit Ei und Thunfisch). Trotz Wochentag, erstaunlich, wie viele der Sportangebote von Menschen genutzt wurden (Tennis, Kletterwand, Jogging, Tischtennis, Rudern etc.).
Nieselregen verhinderte einen Aufbruch, muss ja auch nicht sein. Langeweile vertrieb ich mir mit Abwasch, mehr ging auch nicht in den Sammelbehälter.
Dann doch noch eine trockene Phase, die uns hinaustrieb, Gent auf anderen Wegen zu entdecken, als direkt auf die Shopping-Meile zu streben.
Mehrfach sahen wir das folgende Schild:

Hier fühlte sich wohl ein „Schiedsrichter“ zu einer Benotung bemüßigt, 3,7 für die Note mit dem Kopfstand. Was das Schild bedeuten sollte, das versteht man auch ohne Fremdsprachenkenntnisse.
Ohne Stadtplan folgten wir den Knotenpunkten, der Kiez Malem beschaulich, es floss träge die Leie mäandernd am gut ausgebauten Radweg vorbei. Blaue Hockeyfelder schimmerten durch natürliches Grün. Sportanlagen fanden sich hier überall.
Wieder befand sich hier früher ein riesiges Industrieareal, Textilbetrieb. Für mich erinnerten die Häuserreihen an die Wohnverhältnisse damaliger Zeit bspw. im England der Zeit der industriellen Revolution.

Hier schon in teils renoviertem Zustand. Immer am Wasser lang, plötzlich wieder ein Knotenpunkt nach „Rabot“. Quasi umrundeten wir jetzt Gent, ohne dass uns jemals ein Auto beim Fahren störte, was für ein schönes Gefühl.
Am Fluss wohnte man entweder im modernen Neubau oder wassernah auf einem alten Kahn.

Später kurzer Schlenker zum STAM (Museum), die Cafeteria schon geschlossen. Also nach Hause, der Pizza-Bäcker an der Rezeption wieder aktiv, eine Pizza bestellt, diesmal Verzehr im WoMo. Morgen soll es weiter nach Frankreich gehen, erst mal an die Seine.

Alkmaar 3. Tag

07.15 Uhr den Korb mit dem Abwasch zum Sanitärgebäude mitgenommen. Es herrschte dort zu früher Stunde merklich mehr Andrang als in südlichen Ländern, woran liegt das nur? Nach Rückkehr fand ich Jola wach vor, Frühstück ohne Sonne draußen. Erste Sonnenstrahlen ließen sich erst gegen 8 Uhr auf dem Erdwahl erblicken. Neugierige Gäste waren eine Möwe und diverse Nebelkrähen (oder andere Art dieser Gattung). Keck schauten sie und hüpften schreckhaft um die hingeworfenen Krumen, wenn diese zu dicht an unserem Tisch lagen. Frechheit siegte, mutige schnappten sich gleich drei Happen auf einmal und flogen damit in sichere Entfernung.
Heute sollte es nach Hoorn ans Ijsselmeer gehen. Leider besaßen wir keine Karten mit Knotenpunkten, wie gestern auf der Tour nach Bergen.
Die allgemeine Ausschilderung der Radwege führte uns zunächst durch Alkmaar an Stellen, die wir noch nicht gesehen hatten. Rechts die Overstad, ein Stadtteil mit 80.000 m2 Einzelhandelsfläche.

Danach tauchten bereits erste Windmühlen auf, von denen wir später noch mehrere bewohnt und / oder in Betrieb sahen. Die Wege führten oft abseits vielbefahrener Straßen entlang, später an Grachten zwischen den Poldern.

Zur Geschichte einer dieser Mühlen deren Chronik im Bild.

Wege wie mit dem Lineal gezogen. Das „Lineal“ war dann reichlich länger als ich angenommen hatte, statt geschätzter 12 Kilometer verdoppelte sich die Strecke nach Hoorn um mehr als die Hälfte. Ein Teil davon auch deshalb, weil wir ohne Radkarte und mangels Knotenpunkt eine längere Strecke gefahren waren.

Die Grachten meist mit grüner Grütze bedeckt, am Ufer lauerten in Abständen geduldig Reiher auf Beute; was auch immer in diesem Wasser Essbares schwimmen mochte.

Meine Anwesenheit mit der Kamera machte einen nervös, er flog ein paar Meter weiter.
Radweg einmal anders genutzt, ein geführtes Pferd.

Statt der sonst meist obligatorischen Maisfelder mehrfach Rotkohl auf breiter Fläche.

Wogmeer, Spierdijk, Berkhout, Hoorn, geschafft. Nicht zu übersehen das Theater Schouwburg Het Park, im Jahr 2004 von Königin Beatrix in Hoorn eingeweiht.

In Hoorn trafen wir im gesamten Altstadtbereich auf ein buntes Straßenbild, das von den Ständen herrührte, ein Markt freischaffender Künstler. Im Nachgang recherchiert, dieser Part gehörte zum 17. Hoorner Kulturwochenende. Teilnehmer kamen nicht nur aus dem nahen Umfeld, sondern auch aus Utrecht, Rotterdam, Amsterdam etc..
Vielfältiges Schaffen, teils originelle Werke dabei, und alles natürlich Geschmackssache. Wir suchten statt nach Kunst nach den rund 30 Kilometern eher eine Gelegenheit für eine Stärkung.
Neben bildlicher Kunst versuchten ein Leierkastenmann sowie eine Spielerin auf einem….., ja wie nennt man so ein Tasteninstrument? Ist es eventuell eine Celesta?, die umher schlendernden Besucher zu unterhalten?

Einige Geschäfte hatten heute am Sonntag geöffnet, mir ein Foto wert, die auffällige Figurine im Gold-Outfit.

Während des gesamten Aufenthalts kreiste in unseren Köpfen die Frage, waren wir zusammen schon einmal in Hoorn und suchten dafür nach Anhaltspunkten. Ich fand keine!
Verließen den Bereich der Stände, dabei etliche Speisekarten von Restaurants geprüft, suchten im Hafenbereich weiter und fanden am Museum Cinema eine Brasserie namens Oostereiland. Auf dem Weg dorthin die Hoofdtoren aus dem 16. Jahrhundert abgelichtet. Hafenblick vom gastronomischen Außenbereich aus umsonst, Segelschiffe schipperten hinaus aufs Ijsselmeer oder liefen von dort ein.

Auf einem Deich den Hafenbereich umgangen, altes Gemäuer, ähnlich schiefe Häuser wie in Lübeck. Restaurierter Schriftzug aus der Kolonialzeit.

An der entweihten Kirche „Grote Kerk“ einen Platz für einen Kaffee und eine Zironentarte im The Saint gefunden. Die Kirche war sowohl Restaurant als auch Hotel.

Gegenüber vor einem Lokal saß ein Mann auf einem Mauervorsprung und spielte auf seiner Gitarre für ein nicht besonders zahlreiches Publikum softige Musik.
Der Roode Steen, so nennt sich der Platz vor diesem Gebäude.

Rückfahrt auf ähnlichem Wege, Umwege ausgelassen.

Der Gänsemarsch in Reinkultur.

Das war also Alkmaar, nach 46 Jahren ein dreitägiges Wiedersehen. Hier einige Bilder aus der alten Zeit:

Käsemarkt

Victoria, man achte auf den Schriftzug
Und an gleicher Stelle jetzt:

Das Haus rechts daneben sieht fast noch genau so aus wie vor 46 Jahren.
Morgen geht es weiter Richtung Heimat.

Alkmaar 2. Tag

Heute durfte ich wieder einmal von der schönen Bäckerin Brötchen besorgen. Der Weg dahin war noch viel weiter als in Pont-d’Ouilly. 2,5 Kilometer radelte ich durch das verschlafen wirkende Alkmaar Richtung City. Am Wasserturm, ob es einer war, egal, ein Bäcker „Beerse – Brood & Banker“. Die Fahrt bei morgendlich kühler Frische hatte sich gelohnt, endlich einmal wieder „richtige“ Brötchen. Und die schöne Bäckerin war eine nette junge Holländerin.
Zurück auf dem Campingplatz hatte Jola draußen eingedeckt und einen neuen Verehrer, eine Nebelkrähe wartete auf die Abgabe von Nahrungsstücken. Sehr vorsichtig pickte zu Krumen eines alten Baguette auf, immer auf dem Sprung zum Abflug.
Ich machte ein Foto vom Strand, verfütterte den Rest des Baguette, da die Nebelkrähe sich anderen Versorgern zuwandte.

Alkmaar-Beach

Vorgenommen hatten wir uns für heute die im Stadtplan empfohlene Fietsroute von Alkmaar nach Bergen und Bergen aan Zee. Nach Plan wären 32 Km zurückzulegen gewesen. Ausgeschildert schon vom Campingplatz aus entwickelte sich schnell ein entspanntes Fahren, das nach ca. 4 Kilometern, etwas abweichend von der beschriebenen Route in Bergen an der Ruinekerk mündete,

mitten im Wochenmarkt, dessen Stände sich um den Kirchplatz verteilten. Räder ließen wir besser gleich hier abgestellt stehen. Wieder muss ich das Wort „pittoresk“ in den Mund nehmen, um annähernd zu beschreiben, wie man sich hier bei dem Anblick fühlte. Alle total entspannt, niemand von den Radfahrern klingelte jemand beiseite, wenn gerade kein Durchkommen war, Einkaufstüten mit stylistischen Aufschriften wurden artig getragen; schon am Vormittag die Außenbereiche von Bars, Cafés oder Restaurants fast vollständig belegt, neben Kaffee auch schon mal ein Gläschen Wein auf dem Tisch beim Schwätzchen.
Käse- und Brotstand boten optische Reize.

Jola freute sich über einen Stand, der Blumenzwiebeln veräußerte und kam mit einem kleinen Sack Tulpenzwiebeln zurück, der ich derweil die Bilder vom Brotstand und der Kirche knipste.
Wer schon alles hatte oder keinem Kaufrausch verfallen war, saß einfach im Schatten (heiß war es mittlerweile geworden) und checkte seine Nachrichten auf dem Handy.

Endlich gefunden, ein Geschäft, das kurze Hosen in einigermaßen ansprechenden Farben und guter Form anbot, wenn auch von der Stange. Eine Frau im bunten, recht offen dekolletierten, Blumenkleid wies mir nach Auswahl mehrerer Modelle einen mit Vorhängen abgetrennten Bereich zum Umziehen. Das Prozedere sei abgekürzt geschildert, ich kaufte drei Hosen, verhandelte und sparte (neben dem ausgeschilderten Rabatt von 50%) dadurch noch einen kleinen Betrag, der für ein Mittagessen reichen könnten. Jola frohlockte, nun könnten bald ein paar alte Hosen ausgemustert werden.
Blick durch ein Modegeschäft:

Nicht weit davon entfernt, hier mein neues Betätigungsfeld. Alkmaar gefiel so gut, gleich ein Geschäft eröffnet und umgesattelt.

Mit Brot, Käse, Blumenzwiebeln und Hosen bepackt setzten wir unsere Fahrt zum nächsten „Knotenpunkt“, sprich, Nummer 8, fort. Nummer 8 lag in Bergen aan Zee, gut 5 Kilometer bis dahin. Im Rest von Bergen, also bevor wir den Ort verließen, idyllischer Wohlfühlstadtteil, sprich, ansehnliche Grundstücke mit oft typisch holländischer Architektur, sprich, offen, einsehbar, dekorative Fensterbankverschönerung (geschmacklich nicht immer meinen treffend).
Keine Ampeln, stattdessen Kreisverkehre, wenn auch nur „angedeutet“.

Selbst hier traf man an exponierter Stelle auf Erinnerungen an den 2. Weltkrieg: „19. Mai 1940“ steht auf der weißen metallenen Inschrift zwischen der Bank. Was das zu bedeuten hatte, war von mir nicht zu ermitteln.

Eins der ausgefallenen Häuser, Frage: kann man sich gestalterisch und architektonisch davon eine Scheibe abschneiden?, offensichtlich wünschte sich der Bauherr im wahrsten Sinne des Wortes eine Trennung.

Durch Wald ca. 4 Km gefahren, hier nahm gegen Ende der Kiefernbestand zu, Jola freute sich über den zunehmenden Harzgeruch.

Gingen in Bergen aan Zee an den Strand, Meer nur leicht in Bewegung; keine Badehose dabei, macht nix, ging auch ohne (also mit das, was man drunter trägt).
Links und rechts Windschutz und Liegen zum Mieten. Hier die linke Seite von Coca Cola gesponsert.

Lange, seichte Zugänge, also bis ich endlich ein paar Züge im frischen Meerwasser absolvieren konnte, war Land außer Sichtweite.
Bekam zu oft Land unter die Schwimmhäute und begab mich zurück ans Ufer. Eine Dusche neben einem Restaurant erblickend, eilte ich zum „Entsalzen“. Leider wieder einmal „out of order“. Also blieb das Salz auf der Haut. Jola versuchte etwas später ihr Glück und wagte sich ein Stück weiter hinaus.
Strandidylle, Mutter und Kind beim Verzehr der mitgebrachten Vesper.

Fehlen sollte natürlich nicht das obligatorische farbige Segelboot vor blauem Himmel.

Über den anschließenden Versuch, ein Mittagessen in Strandnähe einzunehmen, hülle ich den Mantel des Schweigens.
Wir folgten danach wieder den Knotenpunkten und gelangten kilometerlang zwischen die Dünen, super Radwege auch hier, zweispurig, sodass sich Gegenverkehr nicht behinderte.

Am Rande schien sich ein zotteliges Rind auf Abwege begeben zu haben, zumindest sah man keinen Zaun, der es hätte bremsen können. Es graste friedlich unmittelbar am Radweg und ließ sich von schaulustigen Radlern beim Fressen nicht abhalten.

Nach dem Verlassen der Dünenlandschaft fanden wir uns in dem Ort Egmond aan den Hoef wieder. Bei der Fortsetzung sahen wir auf einem Hof einen privaten Stellplatz für Wohnmobile. Daneben am Wegesrand diese Panzersperren (von Deutschen errichtet) aus dem 2. Weltkrieg, die in einem Gehege Ziegen als Klettermöglichkeiten dienten.

Über Heiloo fanden wir zurück nach Alkmaar, wo wir vor dem Erreichen von Knotenpunkt 73 einen Stopp bei einer Villa, wohl Restaurant mit angeschlossener Eisdiele, einlegten. Genau der richtige Zeitpunkt bei der Hitze und dem Gestrampel. Eiskugeln wieder einmal „riesig“, und das für nur 1,60 € / Kugel. Kinder (ob in Belgien oder Holland) liebten scheinbar besonders das blaugefärbte Eis. Neben uns ein „Kleiner“, die Tüte schon halten können, dafür haperte es beim Schlecken. Mutter musste nachhelfen und weiches Eis abschöpfen.
Bis ins Zentrum schöne Strecke durch Wald, hervorragend ausgelegt, kein austreibenden Baumwurzeln durchbohrten hier den Belag, unsere Stadtgestalter sollten einmal hierher kommen und sich Nachhilfeunterricht in Radwegeplanung geben lassen (bspw. für Waldwege). Ich musste Jola dann noch einmal zu einem bestimmten Geschäft lotsen, Socken kaufen. Machte vom Eingangstor zur „Oude Stad“ eine Aufnahme, beinahe wäre sie ohne Touristen gelungen.

Im Museumscafé des Stedelijk Museum eine Tarte gegessen und Kaffee getrunken.

Für Museumsbesuch zu schönes Wetter.
Zurück zum WoMo. 35 Km.

Alkmaar (Holland)

Verließen den Campingplatz in Bredene Punkt 9 Uhr. Entgegen der Vorhersage blieb Regen zugunsten ganztägiger Sonne aus. Ostende, Brügge, Gent, Antwerpen, die Autobahnen voll, LKW-Kolonnen wie sonst nur in Deutschland, Elefantenrennen deshalb an der Tagesordnung. Selbst dort, wo vierspurige Streckenabschnitte vorhanden waren, war es eng. Dann zweimal Unfall oder liegen gebliebene Fahrzeuge, ein LKW hatte seine Ladung Sand verloren und auf einer Fahrspur der Autobahn verteilt. Dadurch mindestens 30 Minuten Verzögerung. Zähfließend um Antwerpen und Rotterdam der Verkehr, trotz automatischer Temporegulierung. Dieser Melting-pot zwischen Brügge, Brüssel, Antwerpen, Amsterdam und Rotterdam ist mir vergleichbar mit dem Ruhrgebiet um Leverkusen etc.. oder um München herum. Nach drei Stunden in Bergen op Zoom getankt (1,979 €), im Ort nichts zum Mittagessen gefunden, dann an der nächsten Raststätte eine Pause eingelegt.

In Alkmaar um 15 Uhr am Campingplatz angekommen. Die Anlage etwas verwinkelt angelegt, dadurch wirkten einige Stellen wie geräumige Kuschelecken. Wir ganz am Ende auf einer Wiese, ein Erdwall grenzte den Platz ab, darüber ragten drei runde Strohdächer hinaus. Ein Beach mit Sand und Sonnenliegen an einer Gracht befand sich hinter dem Erdwall.

Nach einer Erholungspause typischerweise den Weg ins Zentrum eingeschlagen. 10 Minuten mit dem Rad, so stand es auf einem Info-Zettel. Unabhängig von dieser Beschreibung brauchte man nur den, hier roten, Radwegschildern zu folgen. Alkmaar entpuppte sich als genau das, was über sie geschrieben stand, schnuckelig, quirlig, weltoffen.
Straßennamen und Plätze werden den meisten sicher nichts sagen, deshalb nur das Wichtigste genannt. Der Käsemarkt sollte mit seinem Museum nicht unerwähnt bleiben, ebenso der Waagplein mit dem Waagtoren oder der Vismarkt.

Das nächste Bild zeigt einen Teil der beiden arkadenförmigen Gebäudeteile (Ursprung 1755) mit den innen aufgestellten Fischbänken, jetzt sitzen daran Gäste eines Restaurants.

Dann noch zwei Teilansichten vom Stadhuis (Errichtung angefangenen im 17. Jahrhundert).

Ansonsten reihe ich einfach meine Schnappschüsse aneinander.

Beemster küssen…

Eins der zahlreichen Restaurants fand dann unsere Zustimmung, das „Ons Café ‚t Kantoor“. Es befand sich auf der Platten Stenenbrug, eigentlich gepflasterte Überdachung einer Gracht.

Das fremdsprachige Geplapper und Gemurmel der um uns herum sitzenden Gäste sedierte zusätzlich zum Afflinger Blond, das wir schon vor dem Essen ausgetrunken hatten. Spareribs vom Iberico, serviert ohne Rippchen, mal eine andere Variante, aber geschmacklich sehr lecker. Dazu die krossen Pommes von echten Kartoffeln.
Die Ladenbesitzer ließen in Alkmaar bereits um 17 Uhr die Rollläden herunter. Einen Einkaufsbummel mussten wir auf morgen verschieben.

Bredene – 2. Tag –

Nachtrag zu gestern: Eisessen, eine Kugel 2,50 €, zwei Kugeln 4 €, drei Kugeln 5,50 €.
Tüten ziemlich schmal, Portionen Eis dagegen riesig und dessen Konsistenz eher „sahnig“ weich, was zu Konflikten zwischen Halten und Essen führte, vor allem in der Sonne.

Zweiter Tag in Belgien, Bredene bei Ostende. Wechsel des Campingplatzes, von „Astrid“ 100m weiter zu „Warande“, weil der Platz vorbestellt war. Die überraschenden Eindrücke unserer gestrigen Tour zum Strand, den Dünen und nach Ostende hatten uns dazu bewegt, einen Tag länger am Ort zu bleiben. Hatte noch kurz Kontakt zu zwei anderen deutschen Paaren, von einer Frau aus NRW erfuhr ich, dass die Strände und ausgedehnten Promenaden in die andere Richtung nach De Haan ebenso beeindruckend wären.
Insofern war mit dieser Information unsere Marschroute für heute bereits definiert. Der Sturm hatte sich gelegt, war in einen leichten Wind abgemildert, ideal jetzt für das Radeln auf den breiten, meist rot gefärbten Radwegen. Ungestört von Fußgängern und Autos vor den zweiten Dünenbergen entspanntes Fahren, allerdings mit zweirädrigem Gegenverkehr. In den Dünen diverse Wanderwegen. Nach 5 Kilometern bogen wir nach De Haan ab. Schon eingangs mondäne Bauten, ob alt oder neu ließ sich im Vorbeifahren nicht einwandfrei identifizieren.

Ein bisschen Feeling wie in Ahlbeck oder Heringsdorf auf Usedom kam auf.
Originell auch die Straßenbeschriftung.

An der Promenade ein Restaurant, in das es Jola wegen der hübschen Aussicht auf Promenade und die See zog. Danach ein paar Minuten am Strand verweilt, weiße Hautstellen anbräunen. Die Flut nahte wieder, und wieder rückten die Leute von der Lifeguard die Fahnenstangen und das Rettungsboot zurück in Richtung Promenade.
Danach De Haan im Kern erkundet, viele alt wirkende Häuser attraktiv hergerichtet, alle individuell mit Namen an der Hauswand. Fast alle in weiß gehalten,

zwischendurch Neubauten im aktuellen architektonischen Stil (quadratisch, praktisch…). Oft war ich mir gar nicht sicher, ob so ein Haus nun vermietet oder „bewohnt“ wird. Später sah ich in einem Fenster eines Neubaus ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ich wohne hier, ich bin kein Tourist“ hängen.
Mit dem Hahn hatten es hier einige als Maskottchen, hier ein ganzer Zaun, woanders wachte einer im Vorgarten…und Jola lichtete einen vor einem Hotel ab.

De Haan beschränkte sich nicht nur auf diesen optisch attraktiven Kern, sondern auch auf die umliegenden Gemeinden, wie ich bei einem Stopp an einer Abzweigung von einem auf einer schattigen Bank sitzenden älteren Herren erfuhr, nachdem er mir den Einzugsbereich auf der Karte gezeigt hatte, außerdem wie ich wohin noch hätte fahren können. Und wieder ein Belgier mit Kontakten nach Deutschland, Steinbek in der Nähe von Hamburg verriet er mir. 1954 hätte er bei Kassel die Grenze bewacht…
Wir blieben allerdings auf dem roten Belag und folgten dem Dünenweg bis Wenduine. Das krasse Gegenteil zu De Haan, wieder eine Betonzeile Hotels und Appartements neben einer breiten Promenade und dem weitläufigen Strand.
Den Menschen schien es zu gefallen, saßen auf schattigen Bänken und ließen den Blick in die Ferne schweifen, wo etliche Frachtschiffe vermutlich nach oder von Zebrugge ein- oder ausliefen oder saßen am Strand in einem Liegestuhl, viel Platz war garantiert.

Nett die Figur (Titel: Inner Circle“) zu Beginn der Promenade:


Am Ende dieser Hotelflucht eine Surfschule mit Restaurant. Wir ließen uns dort nieder, tranken etwas und saßen auf harten Holzbänken mit Blick auf die See, die Wellen und die Surfer auf ihnen oder gerade vom Brett kommend und sich aus dem Neopren pellend.
Danach Heimfahrt auf gleichem Wege, knappe 24 Km zurückgelegt. Jola verlängerte, weil Einkauf anstand.

Bredene (nahe bei Oostende – Belgien)

Heute hieß es Abschied nehmen von der Normandie, zumindest vorerst. Ein wenig lieb gewonnen hatten wir diese Region, die Küste, die Strände bei Ebbe oder Flut, die normannische Schweiz, die kleinen Städte oder Dörfer, Giverny mit den Gärten von Monet besonders, die Schlösser, aber auch die vielen Relikte (Hinterlassenschaften der Deutschen) aus dem 2. Weltkrieg als Mahnmale, natürlich das Baguette in seiner Vielfalt, selbst die oft weite und eintönige Agrarfläche, jetzt besonders nach der Ernte ein einziges gelbliches Terrain, dazu noch staubig, beeindruckte, die schlechten Straßen und ungezählten Kreisverkehre sowie die Sanitäranlagen der Campingplätze, wo oft Klopapier selbst mitgebracht werden musste, werde ich vermissen. Originell fand ich die florale Ergänzung des Sanitärbereiches auf unserem letzten Campingplatz.

Nun sind wir rund 265 km gefahren, in Bredene nahe Oostende (belgische Schreibweise) bei „Astrid“ gelandet, so nennt sich dieser Campingplatz. Unterwegs, noch in Frankreich, versuchten wir einen Schlachter in einem der durchfahrenen Dörfer zu finden, Jola wollte unbedingt Rillettes kaufen, vergebens. Lediglich Baguette ergatterten wir in einem Ort, dessen Name mir bereits wieder entfallen ist.
Bredene tut sich insbesondere durch seine riesigen Dünen und weitläufigen Strände hervor. Die Architektur des strandnahen Umfeldes würden einige als „grauenhaft“ bezeichnen. Im touristischen Abseits allerdings in den Nebenstraßen ein paar sehenswerte Häuser, alt wie neu. Oostende begrüßte uns auf der Herfahrt mit dem WoMo mit viel Skyline von Hochhäusern. Ich hatte mich wohl vertan, als ich den Ort für den Zwischenaufenthalt auswählte. Keine bescheidene, beschauliche Kleinstadt. Das Umfeld machte eher den Eindruck einer Metropolregion, das Gewerbegebiet wollte gar nicht enden. Rund 71.000 Einwohnern sollen hier leben.
Erwähnenswert war, unterwegs sich schon ankündigend, der extrem heftige Wind. Der Gang zum Strand über eine Fußgängerbrücke direkt in die Dünen. Am Strand kaum Personen zu sehen, die jungen Leute vom Rettungsdienst konnten sich auf wenige badende Menschen im aufgewühlten Wasser konzentrieren.

Wir staksten zu den stets näher kommenden Ausläufern der Wellen, es schien gerade Flut zu sein. Die „Aufpasser“ rückten Fahnenstangen mit den rot-gelben Flaggen und anderes Warngerät zurück in Dünennähe.
Der Sturm zerrte an meiner Haut und meinem Haar, was mich leicht zermürbte. Am WoMo Teepause eingelegt. Dann Aufbruch nach Oostende.
Wieder einmal positiv beeindruckte das Radwegenetz. Ohne Unterbrechung näherten wir uns den Hochhäusern, teils noch im Bau befindliche Wohnanlagen. Der Hafenbereich, wie in so vielen Städten, im Umbruch begriffen. Als Mahnmale belassene Wehranlagen auf den Dünen zeugten wieder einmal von geplatzten deutschen Großmachtphantasien.
Zu unserer Überraschung fanden wir nach gut 3,5 km eine Fährverbindung zum Zentrum von Oostende vor, kostenloser Transport.

Starker Wellengang, das schaukelte auf der kurzen Überfahrt ordentlich. Dann die nächste Überraschung, nach der bisher wenig erbaulichen Architektur (kein Wunder, bei der Bombardierung durch die Alliierten 1944 wurde der Großteil der Stadt zerstört), die überbreite Promenade und der ca. 5 km lange Strand, der in diesigen Sandwehen in der Ferne fast verschwand. Erfreulich, dass sich bummelnde Passanten und Radfahrer auf der Promenade nicht in die Quere kamen.
Her ein paar Impressionen von unserer Fahrt auf der Promenade:

Leopold II. (Reiterstandbild) aus dem Jahre 1931
Zwei Künstler namens Courtens

Die Promenade war immer noch nicht zu Ende, es würde kühler, Hunger stellte sich ein, deshalb Umkehr. Aber nichts gefunden, vor allem keinen gemütlichen Altstadtkern. Dafür Häuserschluchten wie man sie sonst in New York vermuten würde. Preise auf den Karten einiger Restaurants eher im oberen Segment angesiedelt, bspw. marinierte Muscheln für 24 €. Für Muscheln zahlten wir in Frankreich zwischen 12 € und 18 €. Leicht frustriert wieder zur Fähre und Heimfahrt nach Bredene. Lustig fand ich die Ampel an einem Metallsteg über eine Schleuse.

Gegen den Sturm die Rückfahrt angetreten, dann Ruhephase. Danach quasi Essen vor Ort. Direkt vor dem Eingang zum Campingplatz eine Brasserie. Und wieder grüßte das Murmeltier: meine ausgewählte Speise, nicht vorrätig.
Jola riet mir, zukünftig gleich immer eine „2.Wahl“ zu tätigen.

Dieppe 2. Tag

Spätstart heute, erst um 9 Uhr aus dem Bett gestiegen. Besprachen, wohin die Reise auf dem Rückweg gehen sollte. Calais war im Gespräch, entschieden uns jedoch für Ostende, uns noch ein unbekannter Fleck auf der Landkarte.
Dieppe besser kennenlernen stand auf dem Programm. Unabhängig davon wollte ich gern einmal am Golfplatz vorbeischauen, er lag ohnehin auf der Radroute Seine – Maritime. 75 € für 18 Löcher, mal sehen, ob wir nach der Tagestour noch Lust haben oder überhaupt noch können. Dieppe bot hier ein anderes Bild, Wohlstand (Villen) und Bildung (Schulen). Eins der üblichen Erlebnisse, sprich, ein Auf und Ab bis wir am Dieppe Vista wunderbare Ausblicke auf das Bauwerk, den Strand, das Meer und einen Teil der Stadt genießen durften. Beide Museen gerade am heutigen Dienstag geschlossen (sonst doch immer montags?).

Man beachte am vorderen Rand des Rasens den „Bilderrahmen“ mit Sitz, für Maler vielleicht gedacht oder einfach als „Sitting Panorama“, wie es bei openstreetmap.org beschriftet ist.
Ob Jola auf dem Bild an die verpassten Chancen zur Überfahrt auf englischen Boden gedacht hat und jetzt die letzte Hoffnung auf die aus England kommende Fähre setzte, um eben doch noch den Fuß auf britisches Territorium setzen zu können? Die Fähre sieht man auf dem Foto kaum / nicht (lief aber gerade ein).
Am Chateau vorbei einen Fußweg, der in eine Straße mündete, die uns stark an den Aufstieg zur Aussichtsplattform in Arendal in Norwegen erinnerte, steil, sehr steil ging es ins Zentrum von Dieppe hinab, besser das Stück die E-Bikes geschoben.
In der Grande Rue auf dem Place Nationale ein Wochenmarkt, 12 Uhr, die Beschicker im Begriff einzupacken, ein Obst-/Gemüsestand noch bestückt. Jola in der Ferne beim Beschaffen von Notizblöcken oder ähnlichem. Ich hatte Appetit auf Nektarinen (gleich dem französischen) sprach auf französisch „Je parle français un peu“ und ergänzte „Je voudrais trois“ und bekam sie. Ausgeguckt für das Essen am Mittag hatten wir uns an der Ecke Grande Rue am Kreisverkehr das Le Café Suisse. An einem Zweiertisch mitten im Lokal durften wir Platz nehmen. Schnell war von uns beiden die Wahl auf „Galette“ gefallen, eine Flasche Cidre dazu bestellt. Die Flasche Wasser (carafe l’eau) erhielten wir, wie konnte es anders sein, erst nach der zweiten Aufforderung. Scheinbar ignorieren die Servicekräfte unseren Wunsch nach dem kostenlosen Wasser grundsätzlich, aus welchem Grund auch immer. Andere Gäste, ob hier oder anderswo, erhielten mit den bestellten Getränken die Flasche stets sofort dazu, äußerst ärgerlich! Na gut, es gibt Schlimmeres!
Zu dem Chef / der Chefin bliebe anzumerken, interessantes Paar. Er wesentlich jünger als sie, Flaumbart, groß und kompakt, Typ Teddybär, aufmerksam alles im Blick habend. Sie, eine Melange aus Kate Bush und Tina Turner, nicht mehr ganz jung, gertenschlank, graue Locken bis fast zum …, ganz in Schwarz gekleidet, ein Piercing im Bereich unter der Lippe, das nicht so auffiel, weil der Mund so rot geschminkt war. Neben uns ein Tisch, der frei bleiben musste, für eine Person gedeckt. Jola meinte: Stammgast. Und ergänzte: bei der Bedienung, kein Wunder, dass hier einsame Männer Stammgäste werden.
Zum Essen zurück, die Galettes sehr, sehr lecker. Jola ließ den Blick kreisen, was alles so zum Nachtisch herausgetragen wurden und bestellte sich „café gourment“ (quasi ein Überraschungspaket).

Auf ging es zu anderen Ufern. Bereits kurz nach Antritt wurden wir ausgebremst, die Pont Jeha Ango, eine Klappbrücke, war gerade wegen bevorstehendem Durchgangsverkehr hochgezogen worden.

Danach in Windungen bergan, zum Glück eine Busspur, auch durch Radler nutzbar. In der Neuville les Dieppe, jedenfalls oben auf dem Weg zur Chapelle Notre-Dame de Bonsecours teils gediegenes Wohnambiente, manchmal die Neubauten sehr modern dazwischengebaut.

Die Kapelle stammt aus dem Jahre 1876 und diente zuerst als Platz für Pilger.
Nicht nur ich bastele mit Scherben von Glas und Spiegeln, hier ein gelungenes Beispiel von unbekannt Schaffendem:

Ein Blick auf das Umfeld von hier oben durfte natürlich nicht fehlen.

Kurze Abstimmung, wohin es nun zunächst hingehen sollte. Puys, ein Ort mit Strand. Schön zu fahrene Strecke, die auf der Rue Alexandre Dumas eine pittoreske Herberge „Auberge du Vieux Puits“ ins Bild rückte.

Just an dem Domizil vorbei, stoppte mich ein Blick auf den Parkplatz, so viele Renault Alpine (9 an der Zahl) auf einem Haufen hatte ich noch nicht gesehen.

War es ein eingeschworener Club, der sich hier zu konspirativen Sitzungen traf? Ließen uns die Straße heruntertrudeln, ein Haus schöner als das vorhergehende.

Die Einbahnstraße gegen die Fahrrichtung bis zum Strand gefahren. Dort saßen neben der Kehre auf einer Bank fünf Franzosen und fachsimpelten über …..
Strand kieselig, wie überall an diesem Küstenstreifen. Hier fand am 19.08.1942 die Landung der kanadischen Einheiten statt. Mehrere Tafeln und Bilder erinnern an das vor 50 Jahren passierte Ereignis, bei denen ca. 1.500 junge Kanadier ihr Leben verloren.

Nun doch eine englische Fähre im Bild beim Einlauf in den Hafen von Dieppe.

Wieder ein Mosaik, „realisée per l’École des Arts de Neuville-lés-Dieppe“ stand daneben. U.a. erkannten wir George Sand oben abgebildet.

George Sand entdeckte Puys 1868 durch Zufall bei einem Besuch mit Flaubert in Dieppe…..
Nach Fototermin und Rundblick fuhren wir die Einbahnstraße wieder hinauf, ein Stück begleitet von einem Polizeiauto, gut, dassdie Polizei erst jetzt diesen Weg abfuhr und nicht 15 Minuten früher.
Unsere Rundtour durch die normannische Landschaft setzten wir fort, Bracquemont, Gréges, Martin-Église, bis hierher eine frisch geteerte Straße „kilometerlang“ heruntergetrudelt, herrlich.
Beigefarbene Kühe standen auf Weiden, fraßen von bereitgestelltem Stroh, an einem Platz standen sie quasi „im Futter“. Schade, ich verpasste ein Foto für den Text „die standen aber gut im Futter“.
Arques-la-Bateille, dahin musste wir, wenn wir zum WoMo zurück wollten. Ein Areal von Gewässern, ein Fluss la Béthune Namensgeber. Hier gelangten wir auf den breit angelegten Radweg „Paris-London“, auf dem viele andere gleichgesinnte Radfahrer unterwegs waren. Auf dem komfortablen Weg gelangten wir bis zu einem Kilometer vor Rousmesnil-Bouteille. Dann führte uns Madame Route auf einen unbefestigten Weg, steil und unwegsam, wenn auch nur gut 200m. Jola bös verärgert, gerade am Ende der Kräfte und der Tour, nun am Hang zu kraxeln und ein schweres E-Bike zu schieben.
Ausgleich für die Anstrengungen im Schwimmbad auf dem Campingplatz.
Resümee: Wieder viel erlebt an diesem Tage.

Dieppe

Der Herr über Gummi und Vulkanisator war mir nicht wohlgesonnen. Kaum stand mein Rad nach der Tour am WoMo, da verlor der Schlauch wieder rapide an Festigkeit, sprich, neuerlicher Plattfuß. Reparatur verschob ich auf den heutigen Tag, wo immer wir auch landen würden.
Kurz zum „Frühstücksfernsehen“: Der neue Nachbar mit einem alten, selbst umgebauten VW-Bus und Oldtimer-Knutschkugel, beides in weiß-blau lackiert, kam nach dem Kennzeichen aus Stade. Alleinreisender, Frühaufsteher, Vielleser und starker Raucher. Noch vor dem ersten Bissen drei Zigaretten geraucht und angestrengt gelesen. Erst bei der Abfahrt kurz einen Satz gewechselt, er am Beginn eines dreiwöchigen Urlaubs.
Ziel für uns war Dieppe, 63 km entfernt. Küstenstraße genommen, meist lange Strecken geradeaus, an einigen Ortsschildern vorbei, die mir etwas aus dem Reiseführer sagten. In einem Ort Wochenmarkt, dadurch scheinbar verstopfte Durchgangsstraße, weil Franzosen gerne „vor der Tür“ parken wollen.
Kurz vor Dieppe gestoppt, Madame Route suchte für uns einen Campingplatz, sie bot uns Camping Vitamin in knapp 2 Km Entfernung an. Jola frohlockte, warum?, weil Aldi und andere Einkaufsmöglichkeiten sich quasi vor der Haustür befanden.
Platz mit Schwimmgelegenheiten, Apfelbäumen, geschnittenen Hecken und neuen Tiny-Häusern, die noch nicht in der endgültigen Position aufgestellt waren.
Meine erste Aufgabe erlegte ich mir nach der Installation von Strom etc. mit der Reparatur meines Schlauches auf. Wieder Kopfstand vom ISY, wieder Mantel von der Felge pulen, wieder einen Eimer Wasser füllen, wieder den Schlauch aufpumpen und im Wasserbad prüfen, und, erstaunlich, nirgends blubberte es. Pumpte mehr Luft ein, der Schlauch hielt immer noch dicht. Nahm dann trotzdem den alten Flicken ab und tauschte ihn gegen einen neuen aus. Das Loch unter dem Flicken hatte sich zu einem Riss vergrößert. Routiniert aufgeraut, vulkanisiert, geklebt, gepumpt, geprüft, alles dicht! Zwischendurch baten mich zwei Französinnen ihnen zu helfen, ich kein Wort der Hilfsanfrage verstanden, sie konnten kein Englisch. Aber Zeichensprache ist oft eindeutiger. Es lag ein Zelt auf dem Boden, Sie wiesen auf die Gebrauchsanweisung hin. Ich schaute, nahm das Zelt und begann es aufzurichten, die Heringe aus dem Zubehörfach zu holen. Dann ein „non, non!“. Alles Retour, das Zelt sollte eingepackt werden. Die Anleitung war für mich wie das Französisch, ich verstand sie nicht. Sie bedankten sich artig und versuchten allein ihr Glück. Später ging die Farbige vorbei, ich hob den Daumen, sie erwiderte mit gleicher Geste, na also.
Jola kam vollbepackt vom Aldi zurück. Aßen einen Tomatensalat. Wollten eigentlich den Ort erobern, aber der Herr über Gummi und Vulkanisator hatte etwas gegen mich, der Reifen wieder platt. Verflixt….
Nun doch die komplizierte Variante, das Hinterrad ausbauen. Diesmal mit mehr Mut die Muttern gelöst und das Rad aus der Verankerung gezerrt. Neuen Schlauch eingezogen, alten nochmals aufgepumpt, Test.
Natürlich fummelte ich minutenlang mit den Drähten der Schaltung herum, die einfach nicht in ihre angestammte Position flutschen wollten. Meine Finger schon ganz aufgeraut. Jola hatte es sich zwischenzeitlich im Liegestuhl bequem gemacht und ließ ihren Bauch bräunen. Tatsächlich verlor der alte Schlauch wieder Luft, sein Pech, er wanderte in den Müllcontainer.
Hoffentlich würdigt, falls es ihn gibt, der Herr über Schlauch, Gummi und Vulkanisator, jetzt meine Reparaturkünste und -leistung.
Ich nutzte das leere Schwimmbecken für ein paar Züge. 10 Minuten mehr oder weniger im Kreis geschwommen, aber ungestört. Danach mit Jola Aufbruch nach Dieppe. Unerfreulicher Weg, Hauptstraße Avenue Gambetta mit viel Verkehr, am Ende längere Zeit abwärts. Im Zentrum, das bis dato wenig ansprechend daherkam, an der Rue de la Barre abgestiegen und zur Shoppingmeile Grand Rue geschoben.
Am Place du Puits-Salé dominant das Café des Tribuneaux. Warenangebot ähnlich wie andere Fußgängerzonen, Filialbetriebe herrschten vor. Bogen zum Strand durch eine düstere Gasse ab. Strand und Promenade trennten zwei größere Wiesenflächen, gelblich vertrocknet der Rasen, rundherum Wohnwagen, Wohnmobile und Schaustellerfahrzeuge, herrührend von einem gerade geendeten „Volksfest“. Promenade eher eintönig, keine Restaurants, unterhalb die obligatorischen Kabinen, davor meist ältliche Herrschaften beim Lesen, Sonnen, oder Austausch von Neuigkeiten.

Einmal kurz über die Kieselsteine auf dem „blauen Teppich“, ausgelegt, damit auch Behinderte ein Stück näher ans Wasser gelangen konnten, zum Meer. Das gerierte sich ungestüm, manche Badende hatten ihre Not, wieder aus den Fängen der Wellen zu entkommen.

Setzten uns wieder auf die Räder und fuhren die Promenade auf einem aufgemalten Radweg, den man eigentlich nicht so nennen dürfte, bis ans Ende, wo ein Fährschiff (nach England) am Kai lag. Hier auch der Wohnmobilstellplatz, eng, nur ein paar Stromanschlüsse, davor „mittendrin“.
Um die Ecke ein Stück „renovierte“ Altstadt, hübscher Straßenbelag, Radweg neu, gepflasterte Verkehrsinseln. Danach wieder altes Bild, unebene aufgerissene Straßen, immerhin Blick auf Hafenbecken mit Schiffen, mehr Restaurants, Kalksteinfelsen sichtbar.

Im Café Paris ließen wir uns nieder, Bedienung bekam die Note „ungenügend“, sah uns, ignorierte uns, räumte an Tischen herum, bediente eine auf Grand Dame verkleidete alte Frau mit Sonnenbrille und rosafarbenen Outfit vor uns. Meine Bierbestellung mit dem Zusatz „demi litre“ wollte er partout nicht begreifen. Immerhin brachte dann eine weibliche Servicekraft das große Leffe. Gegenüber das Tourist-Office, in dem Jola kurz verschwand.

An der Église Saint-Jacques das Geschäft Les Pepites des Pains noch offen, zwei Baguettes gekauft. 18 Uhr vorbei, zurück auf der Grand Rue, bummelten, schauten, nichts mehr gekauft.
Die Ethusiasten, die diese Bank gefertigt hatten, reichen offensichtlich nicht aus, um in Dieppe das Radwegenetz zu verbessern.

Rückfahrt auf „Schleichweg“, ohne Stadtplan, orientierten uns der Nase nach.
War so schlecht nicht. Landeten in Rouxmesnil-Bouteilles, langgezogen Auffahrt. Fragten einen braungebrannten gärtnernden Mann, der kein Englisch sprach, aber uns trotzdem mit Fingerzeig auf die Frage nach „Camping Vitamin“, den Weg wies. Der stellte sich als gar nicht so großer Umweg heraus.
Erfreuliches Resümee, mein Hinterrad hat – noch – keinen Platten.
Wollen uns einen erweiterten Eindruck von dem Ort verschaffen, verlängerten um eine Übernachtung.

Fécamp – Côte d’Albâtre – (2. Tag)

Trotz der Schieflage des Wohnmobils ordentlich geschlafen. Beim morgendlichen Gang zum Sanitärblock ein paar Fotos vom Areal gemacht.

Hinter der Mauer führt der Weg nach Étretat

Lage des Platzes „De Renéville“ ein bisschen wie ein Bergdorf in Hanglage und herrlicher Aussicht auf „La Manche“, wie der Teil des Atlantiks hier genannt wird.
Beim Frühstück gab es quasi „Frühstücksfernsehen“, die Familie mit dem Wohnmobil auf dem Nebenplatz bot genügend Unterhaltung, gesehen durch unser Seitenfenster. Zwei Kinder, wobei es nicht eindeutig zu erkennen war, ob das jüngere ein Mädchen oder ein Junge war (Jola meinte „weiblich“). Egal, am Frühstückstisch herrschte Einvernehmen, Handynutzung hatte Vorrang. Ein Hund gehörte zur Familie, niedlicher schwarzer (Rasse?). Sein Kuschelsack wurde von einer Art Teddy beschlagnahmt, er lag, angeleint, davor und langweilte sich, kaute auf einem Büffelknochen oder hielt einfach die Nase in den Wind, ob nicht etwas Interessantes vorbeizog. Rollenverteilung klassisch, Mutter räumte ab, zog danach mit dem Abwasch zum Sanitärblock, Vater….. im Inneren. Der Hund freudig erregt, als er mit Frauchen den Müll wegbringen durfte, quasi „Gassi gehen“. Beim Zusammenpacken packten alle mit an, und schwupps waren sie auch schon verschwunden.

Étretat stand heute für uns auf dem Programm, rund 19 Kilometer unbekannte Strecke lagen vor uns. Jede neue Tour ein kleines Abenteuer, wie ist der Belag, der Verkehr, gibt es Radwege, Steigungen und Gefälle, Sehenswürdigkeiten, Umleitungen oder Sperren. Letztere erwähne ich schon mal, denn es kam eine!
Der Start gleich vom Campingplatzgelände aus, der ausgeschilderte Radweg „La Vélomaritime“ führte quasi durchs bzw. am Areal vorbei, allerdings begann es gleich mit einer Steigung. Die mündete auf dem Chemin des Falaises, der zuerst immer geradeaus zwischen kahlen Feldern hindurchführte. Spaziergänger und Wanderer waren ein paar unterwegs, immer war Zeit für ein „Bon Jour“. Nach 1,4 Km stoppte ich bei der Chapelle Notre-Dame de Lourdes. 1922 vermutlich gebaut, aktuell oft für Veranstaltungen genutzt.

Kurz darauf lichtete ich während der Fahrt eine der gefleckten Kühe ab.

Normannische Kuh (oder doch Bulle?)

Streiften Saint Léonard, dem Anschein nach hier ansässig wohlhabende Menschen, nimmt man Grundstücke und Häuser als Maßstab. Immer noch schmale, kaum befahrene Straßen, ein Gewerbegebiet umfahren, dann nach 6,5 km den Ort Froberville erreicht. Als wir diesen verließen, begann in gebührendem Abstand neben der D 940 ein gut 2,5m breiter glatt geteerter Radweg, eine Freude für jedes ungefedertes Vehikel mit zwei Rädern. Alles gut ausgeschildert und beschriftet.

Sogar neue Brücken schienen gebaut worden zu sein.

Die Laune stieg, der Blick hatte Zeit abzuschweifen; entdeckten reichlich reife Fliederbeeren, vorgemerkt für die Ernte auf der Rückfahrt. Nicht nur glatter, auch völlig ebener Radweg, auf dem ich nach etwas mehr als 10 Kilometern in Les Loges an einem Bahnhof eine Menge Menschen stehen sah, alte Züge im Hintergrund auf einem Gleis erkennbar.

Velo-Rails Étretat

Draisine nennt man bei uns diese Art sich auf Schienen fortzubewegen.
Etwas mehr als die Hälfte der Strecke war zurückgelegt. Links und rechts lag auf den meisten Feldern abgeernteter Flachs (Lin), so ging es 4 Kilometer bis wir in der Ferne wieder „Meer“ sehen konnten. Bénouville empfing uns mit Sperrschildern – Deviation – (Umleitung) und einer Kirche. Vor uns fahrende Autofahrer ignorierten dies und bogen ab, wir ebenfalls. Eine Schlange Wartender Mobilisten, wir daran vorbei, weitere Absperrungen, eine Veranstaltung, irgendetwas mit Autos (Autorennen?). Schoben uns zu den wichtigen Männern an den Absperrungen vor, „Étretat“ nuschelte ich einem entgegen, als ich merkte, hier war kein Durchkommen. Er brabbelte auf französisch mit sich und seinem Kumpel, zeigte hierhin und dort entlang, zuckte mit den Schultern…. Dann machte ein Zeigefinger einen großen Bogen. Danke, das war’s. Irgendwo musste doch ein Schlupfloch sein. Schoben die Räder rechts um die Kirche, ein Sperrgitter, kein „Wächter“, daran vorbei. Sahen einen Chemin …., der zum GR21 führte, dem Wanderweg nach Étretat. Doch kann man da mit dem Rad lag? Sah ziemlich unwegsam aus, also lieber auf der Rue de l’Église weitergefahren. Und da war plötzlich eine große vertrocknete Wiese, um die herum standen Wohnmobile, Zelte, Autos, sehr alte, aufgemotzte, bspw. Simca, R5 und diese Dinger (Foto).

Ein Verkaufsstand bot T-Shirts und Becher an, Mobiltoiletten standen bereit, aus Lautsprechern ertönte Musik, dann Ansagen.

Nur einen Weg weiter nach Ètretat hatten wir noch nicht gefunden. Am Ende der Runde um die Wiese auf der Straße reihte sich ein Rennauto an das nächste, fachsimpelnde Menschen, meist Männer, aber auch einige Frauen, sogar in Rennmontur, standen neben den Fahrzeugen. Ab und an röhrte irgendwo ein Motor.

Jola wirkte verängstigt, wollte mir nicht folgen, der ich einfach an den Fahrzeugen vorbei mein Rad schob und staunte. Autorennen in dieser schönen Landschaft, was für eine Sünde!
Ich fand dann den zweiten Chemin GR21 mit dem Hinweis auf dem verblichenen Holzschild „Étretat“ 4 Km. Auch hier standen anfangs noch etliche Fahrzeuge und im Austausch befindliche Fahrzeughalter. Aber ich hatte das Schlupfloch gefunden. Der Weg war dann „komfortabler“ als angenommen, zwar Schotter und löchrig, aber befahrbar. Auch hier wieder etliche Wanderer unterwegs. Mittlerweile brannte die Sonne, was man nur merkte, wenn man anhielt und stand.
Étretat muss ebenerdig liegen, so eine steile und lange Abfahrt in dieses museal wirkende Örtchen, dessen Kern aus Souvenirgeschäften, Restaurants, Hotels und dem Plage (Strand) bestand, während ringsum an den Hängen hochherrschaftliche Villen ein gut betuchtes Bürgertum vermuten ließen. Die Abfahrt bremsten wir am Parc de Loisir des Roches ab und verschafften uns mit dem Ausblick auf den tiefer liegenden Ort einen ersten Überblick.

Schon von hier aus sichtbar die Falaises von Étretat.

Bei den „Falaises von Étretat“ handelt es sich um Kreidefelsen, deren individuelle Form durch die Erosion entstand bzw. wohl immer noch entsteht. Monet hielt hier bei seinen Aufenthalten in 80 Gemälden Étretat fest! Am häufigsten verewigt wurden die drei Felsbögen Porte d’Amont, Porte d’Aval und Manneporte, u.a. auch von Matisse.
Entlang der Steilküste gibt es mehrere Wanderwege, die zu schönen Aussichtspunkten führen und ein ideale Fotomotive sein können.
Im Ort herrschte dichtes Gedränge, sowohl auf den engen Straßen, wohl sicher wegen der Autorennen, als auch auf Bürgersteigen. Dunkelhäutige Menschen, Kopftuch tragende, sogar beim Baden, Sprachenwirrwar. Restaurants gefüllt, teilweise am Eingang „complete“. Jola entdeckte in Souvenirläden Notizblocks zu günstigen Preisen, Schnäppchen sollte später gemacht werden. Ich deutete auf eine Patisserie hin, Jola nahm das gleich zum Anlass, Baguette zu kaufen und schleppte die beiden noch warmen Brote durch den Ortskern. In einer etwas abseits liegenden Straße ein Lokal, zwar keine Außenplätze, aber ansprechender Karte. Innen noch ein paar Tische frei.

La Bel Ami

Das Bild nahm ich nach dem Essen auf.
Wahl der Gerichte war, trotz englischer Unterstützung durch eine Servicekraft, nicht ganz einfach. Meine Auswahl, natürlich wieder einmal „nicht da“ (sorry). Da schloss ich mich Jolas Bestellung, dem dreigängigen Menü, an.
Gazpacho von Erdbeere (jedenfalls identifizierten wir beide geschmacklich das so) mit Minze. Agneau (Lamm) mit gerösteten Kartoffeln und Schokomus mit Himbeeren und Himbeersosse. Nur auf das Hauptgericht durften wir etwas länger warten. Am Ende zwei Petit Café.
Danach, jetzt gut gestärkt, begaben wir uns auf den Trail, die Wanderung zum Porte d’Aval.
Von der Promenade ein Blick auf die Chapelle Notre-Dame de la Garde.

Fast wie auf dem Marsch zum Berg Moses in Israel, eine Menschenschlange, sowohl aufwärts, als auch abwärts. Links sah ich ein „verbranntes“ Fairway des angrenzenden Golfplatzes. Bilder von Kalkfelsen.

Abstieg, langsam zu viel Sonne abbekommen. Jola besorgte die Notizblöcke, ich fand eine neue Kopfbedeckung für 10 €.
Jetzt die steile Strecke wieder hinauf, Abstecher zur Chapelle.
Selfie gemacht.

Das war die Tour hin:

Zurück auf gleicher Strecke, immer Gegenwind, und das nicht nur ein bisschen. Unterbrechung, Fliederbeeren mussten geerntet werden.
Jola mit dem letzten Tropfen Strom im Akku am WoMo angekommen. Mein Akku (im Körper) war auch ziemlich aufgebraucht.
Das war’s dann wohl in Fécamp. Mal schauen, wo wir morgen landen….

Fécamp – Côte d’Albâtre –

Routinierter Ablauf am Morgen, Abfahrt ca. 10 Uhr mit dem Ziel Fécamp, rund 57 Kilometer. Unterwegs ärgerte ich mich ein ganz klein bisschen, weil ich zu Beginn der Fahrt vergessen hatte, die „Kreisel“ zu zählen. Da Madame Route (unser Navi) jeden Kreisel und die Ausfahrt daraus ankündigte, konnte ich in etwa schätzen, dass es mindestens 30, eher mehr sein mussten.
Fécamp (rund 18.000 Einwohner), schon ein etwas größerer Ort schon zu Beginn leicht quirlig wirkend. Ohne wirklich notwendig, aber vorausschauend, suchte ich nach einer günstigen Tankgelegenheit. Intermarché bot mir direkt auf der Strecke zum Campingplatz eine Gelegenheit, 1,869 € für den Liter Diesel, alles unter 1,90 € empfand ich aktuell als „günstig“. Nach Eingabe der PIN zeigte mir das Display an, ich könnte für 100 € tanken. Bei 98,13 € stoppte das Gerät die Befüllung, warum weiß ich nicht. Ist ja auch egal.
Im Ort blechernes Gewusel an Kreuzungen, wohl mit verursacht vom Aufbau einer Veranstaltung. Immerhin schon mal den Hafenblick genossen. Zum Campingplatz den Chemin des Nesrods hinauf, eng und kurvig. Am Eingang ein Schild „Complete ….“ der Rest nicht lesbar. Muss wohl für den Vortag gegolten haben.
Jola erhielt einen Lageplan, mit dem wir uns die letzten vier freien Plätze ansehen sollten. Ein Fußmarsch wie eine Bergwanderung, nicht übertrieben diese Umschreibung, denn der Platz lag tatsächlich am Hang und führte in Serpentinen zu den verschiedenen Stellmöglichkeiten in die Höhe. Unsere natürlich ganz am Ende und ganz oben.

Wir wählten Platz 142, neben einer festen Hütte, schiefe Lage, aber mit „Durchblick aufs Meer“.

Platz 142 in Fécamp


Der Versuch, das WoMo in eine ausgeglichene Position zu manövrieren, gelang nur zum Teil, da half es auch nicht, die zusätzlich Bretter unter die Auffahrhilfen zu legen.
Blick durch unser „Sehfenster“.

Teil des Campingplatzes:

Nach dem fast schon obligatorischen Tee die Fahrt ins Zentrum, einmal die Promenade entlang, lauter voll besetzte Restaurants, war ja jetzt französische Essenszeit. Blick auf die Alabasterküste. Strand bestand hier aus Kieselsteinen.

Lieber an die Quais, dort sicher ebenfalls Gelegenheit für ein Mittagessen. Am Grand Quai das Restaurant La Boucane neben dem Fischerei-Museum, ausufernder Außenbereich, auch hier zunächst kein freier Platz in Sicht. Ein Zweiertisch neben einer überdachten „Glasvitrine“ wurde uns auf Nachfrage zugewiesen.
Während der Wartezeit liefen ein Segler und Ausflugsschiffe aus.

Jola fühlte sich mit ihren Muscheln gut bedient, meine zwei Spieße verschiedener Fischsorten mau, kalter Fisch schmeckt halt nicht. Lag es an den langen Wegen, die die armen Mädels zurückzulegen hatten? Außerdem fehlten die Frites, die hatte die Servicekraft unterwegs verloren, sprich, sie sind ihr vom Tablett gefallen, neue bekam ich nicht. Die georderte Karaffe Wasser brachte niemand, mein Bier war größer als gewünscht, was möglicherweise an den Verständigungsschwierigkeiten gelegen habe mag, das belgische Abbaye blond habe ich trotzdem ausgetrunken. Mein Rat, lasst die Finger von so großen Restaurants mit langen Bedienwegen und Personal, das leicht überfordert schien. Dreimal fiel jemanden vom Service etwas vom Tablett.
Mehr oder wenige gut gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Cap Fagnet, dem höchsten Punkt mit guter Aussicht auf Fécamp.
Außerdem dort oben: diverse Reste der deutschen Wehrmacht aus dem 2. Weltkrieg, wie könnte es hier an der Küste auch anders sein sowie die Chapelle Notre-Dame de Salut.

Chapelle Notre-Dame de Salut

Von einem der Aussichtspunkte Blick auf die Stadt.

Mammut (Reste eines weit reichenden Radars)

Hier ein Teil der Bunkeranlage (Les Blockhaus).

Blick von der Steilküste hinab aufs Meer.

Und in Richtung Senneville.

Ein Blick auf den Stadtplan zeigte einen schmalen Weg zurück in den Ort, jedenfalls auf anderer Strecke als auf der Herfahrt.

Jola schon über das Ziel hinaus, als sie dann sah, dass es sich um eine Art holperigen Wanderweg handelte, nahm sie die Straße zurück. Ich wagte es, mit dem Rad zu Fuß das Stückchen Weg zu begehen. Nicht ganz so einfach, aber ich kam an und traf Jola auf dem Weg zum Benediktiner-Palais, wo wir uns kurz darauf wieder aus den Augen verloren und jeder einen anderen Weg nahm.
Ich entdeckte auf meinem Wege zur Abbatiale de la Sainte-Trinité mehrere Patisserien, in deren Auslagen schöne Törtchen angeboten wurden, die sicher auch gut geschmeckt hätten.
Am Hôtel de Ville quasi „klebte“ die Abbatiale de la Sainte-Trinité. Vor dem Hôtel eine Hochzeitsgesellschaft auf dem Weg zur Feier.
Ich wagte mich ins Innere, die Kanzel beeindruckte mich, deshalb das Foto.

Die aus dem Jahre 1667 stammende Gezeitenuhr hatte ich bei dem Rundgang im 127m langen Kirchenschiff leider übersehen.

Ganz in der Nähe die Église St. Etienne. Daneben die Ruine Palais Ducal, in der Wilhelm der Eroberer seinen Sieg über England bei Hastings feierte.
Suchte jetzt das Palais Bénédictine, von dem Jola sich zwischenzeitlich einmal gemeldet hatte. Sie war weg, als ich ankam. Imposantes Gebäude (Baustile: Gotik, und Renaissance). Beherbergt die Brennerei des bekannten lokalen Likörs (27 Pflanzen und Gewürze) und Sammlungen von sakraler Kunst (Alexandre Le Grand).

An der Promenade standen Menschen an den Verkaufsständen Schlange, wonach, hab ich nicht gesehen (Eis?).
Weg hoch zum Campingplatz steil und anstrengend.