Alkmaar 2. Tag

Heute durfte ich wieder einmal von der schönen Bäckerin Brötchen besorgen. Der Weg dahin war noch viel weiter als in Pont-d’Ouilly. 2,5 Kilometer radelte ich durch das verschlafen wirkende Alkmaar Richtung City. Am Wasserturm, ob es einer war, egal, ein Bäcker „Beerse – Brood & Banker“. Die Fahrt bei morgendlich kühler Frische hatte sich gelohnt, endlich einmal wieder „richtige“ Brötchen. Und die schöne Bäckerin war eine nette junge Holländerin.
Zurück auf dem Campingplatz hatte Jola draußen eingedeckt und einen neuen Verehrer, eine Nebelkrähe wartete auf die Abgabe von Nahrungsstücken. Sehr vorsichtig pickte zu Krumen eines alten Baguette auf, immer auf dem Sprung zum Abflug.
Ich machte ein Foto vom Strand, verfütterte den Rest des Baguette, da die Nebelkrähe sich anderen Versorgern zuwandte.

Alkmaar-Beach

Vorgenommen hatten wir uns für heute die im Stadtplan empfohlene Fietsroute von Alkmaar nach Bergen und Bergen aan Zee. Nach Plan wären 32 Km zurückzulegen gewesen. Ausgeschildert schon vom Campingplatz aus entwickelte sich schnell ein entspanntes Fahren, das nach ca. 4 Kilometern, etwas abweichend von der beschriebenen Route in Bergen an der Ruinekerk mündete,

mitten im Wochenmarkt, dessen Stände sich um den Kirchplatz verteilten. Räder ließen wir besser gleich hier abgestellt stehen. Wieder muss ich das Wort „pittoresk“ in den Mund nehmen, um annähernd zu beschreiben, wie man sich hier bei dem Anblick fühlte. Alle total entspannt, niemand von den Radfahrern klingelte jemand beiseite, wenn gerade kein Durchkommen war, Einkaufstüten mit stylistischen Aufschriften wurden artig getragen; schon am Vormittag die Außenbereiche von Bars, Cafés oder Restaurants fast vollständig belegt, neben Kaffee auch schon mal ein Gläschen Wein auf dem Tisch beim Schwätzchen.
Käse- und Brotstand boten optische Reize.

Jola freute sich über einen Stand, der Blumenzwiebeln veräußerte und kam mit einem kleinen Sack Tulpenzwiebeln zurück, der ich derweil die Bilder vom Brotstand und der Kirche knipste.
Wer schon alles hatte oder keinem Kaufrausch verfallen war, saß einfach im Schatten (heiß war es mittlerweile geworden) und checkte seine Nachrichten auf dem Handy.

Endlich gefunden, ein Geschäft, das kurze Hosen in einigermaßen ansprechenden Farben und guter Form anbot, wenn auch von der Stange. Eine Frau im bunten, recht offen dekolletierten, Blumenkleid wies mir nach Auswahl mehrerer Modelle einen mit Vorhängen abgetrennten Bereich zum Umziehen. Das Prozedere sei abgekürzt geschildert, ich kaufte drei Hosen, verhandelte und sparte (neben dem ausgeschilderten Rabatt von 50%) dadurch noch einen kleinen Betrag, der für ein Mittagessen reichen könnten. Jola frohlockte, nun könnten bald ein paar alte Hosen ausgemustert werden.
Blick durch ein Modegeschäft:

Nicht weit davon entfernt, hier mein neues Betätigungsfeld. Alkmaar gefiel so gut, gleich ein Geschäft eröffnet und umgesattelt.

Mit Brot, Käse, Blumenzwiebeln und Hosen bepackt setzten wir unsere Fahrt zum nächsten „Knotenpunkt“, sprich, Nummer 8, fort. Nummer 8 lag in Bergen aan Zee, gut 5 Kilometer bis dahin. Im Rest von Bergen, also bevor wir den Ort verließen, idyllischer Wohlfühlstadtteil, sprich, ansehnliche Grundstücke mit oft typisch holländischer Architektur, sprich, offen, einsehbar, dekorative Fensterbankverschönerung (geschmacklich nicht immer meinen treffend).
Keine Ampeln, stattdessen Kreisverkehre, wenn auch nur „angedeutet“.

Selbst hier traf man an exponierter Stelle auf Erinnerungen an den 2. Weltkrieg: „19. Mai 1940“ steht auf der weißen metallenen Inschrift zwischen der Bank. Was das zu bedeuten hatte, war von mir nicht zu ermitteln.

Eins der ausgefallenen Häuser, Frage: kann man sich gestalterisch und architektonisch davon eine Scheibe abschneiden?, offensichtlich wünschte sich der Bauherr im wahrsten Sinne des Wortes eine Trennung.

Durch Wald ca. 4 Km gefahren, hier nahm gegen Ende der Kiefernbestand zu, Jola freute sich über den zunehmenden Harzgeruch.

Gingen in Bergen aan Zee an den Strand, Meer nur leicht in Bewegung; keine Badehose dabei, macht nix, ging auch ohne (also mit das, was man drunter trägt).
Links und rechts Windschutz und Liegen zum Mieten. Hier die linke Seite von Coca Cola gesponsert.

Lange, seichte Zugänge, also bis ich endlich ein paar Züge im frischen Meerwasser absolvieren konnte, war Land außer Sichtweite.
Bekam zu oft Land unter die Schwimmhäute und begab mich zurück ans Ufer. Eine Dusche neben einem Restaurant erblickend, eilte ich zum „Entsalzen“. Leider wieder einmal „out of order“. Also blieb das Salz auf der Haut. Jola versuchte etwas später ihr Glück und wagte sich ein Stück weiter hinaus.
Strandidylle, Mutter und Kind beim Verzehr der mitgebrachten Vesper.

Fehlen sollte natürlich nicht das obligatorische farbige Segelboot vor blauem Himmel.

Über den anschließenden Versuch, ein Mittagessen in Strandnähe einzunehmen, hülle ich den Mantel des Schweigens.
Wir folgten danach wieder den Knotenpunkten und gelangten kilometerlang zwischen die Dünen, super Radwege auch hier, zweispurig, sodass sich Gegenverkehr nicht behinderte.

Am Rande schien sich ein zotteliges Rind auf Abwege begeben zu haben, zumindest sah man keinen Zaun, der es hätte bremsen können. Es graste friedlich unmittelbar am Radweg und ließ sich von schaulustigen Radlern beim Fressen nicht abhalten.

Nach dem Verlassen der Dünenlandschaft fanden wir uns in dem Ort Egmond aan den Hoef wieder. Bei der Fortsetzung sahen wir auf einem Hof einen privaten Stellplatz für Wohnmobile. Daneben am Wegesrand diese Panzersperren (von Deutschen errichtet) aus dem 2. Weltkrieg, die in einem Gehege Ziegen als Klettermöglichkeiten dienten.

Über Heiloo fanden wir zurück nach Alkmaar, wo wir vor dem Erreichen von Knotenpunkt 73 einen Stopp bei einer Villa, wohl Restaurant mit angeschlossener Eisdiele, einlegten. Genau der richtige Zeitpunkt bei der Hitze und dem Gestrampel. Eiskugeln wieder einmal „riesig“, und das für nur 1,60 € / Kugel. Kinder (ob in Belgien oder Holland) liebten scheinbar besonders das blaugefärbte Eis. Neben uns ein „Kleiner“, die Tüte schon halten können, dafür haperte es beim Schlecken. Mutter musste nachhelfen und weiches Eis abschöpfen.
Bis ins Zentrum schöne Strecke durch Wald, hervorragend ausgelegt, kein austreibenden Baumwurzeln durchbohrten hier den Belag, unsere Stadtgestalter sollten einmal hierher kommen und sich Nachhilfeunterricht in Radwegeplanung geben lassen (bspw. für Waldwege). Ich musste Jola dann noch einmal zu einem bestimmten Geschäft lotsen, Socken kaufen. Machte vom Eingangstor zur „Oude Stad“ eine Aufnahme, beinahe wäre sie ohne Touristen gelungen.

Im Museumscafé des Stedelijk Museum eine Tarte gegessen und Kaffee getrunken.

Für Museumsbesuch zu schönes Wetter.
Zurück zum WoMo. 35 Km.