Spätstart heute, erst um 9 Uhr aus dem Bett gestiegen. Besprachen, wohin die Reise auf dem Rückweg gehen sollte. Calais war im Gespräch, entschieden uns jedoch für Ostende, uns noch ein unbekannter Fleck auf der Landkarte.
Dieppe besser kennenlernen stand auf dem Programm. Unabhängig davon wollte ich gern einmal am Golfplatz vorbeischauen, er lag ohnehin auf der Radroute Seine – Maritime. 75 € für 18 Löcher, mal sehen, ob wir nach der Tagestour noch Lust haben oder überhaupt noch können. Dieppe bot hier ein anderes Bild, Wohlstand (Villen) und Bildung (Schulen). Eins der üblichen Erlebnisse, sprich, ein Auf und Ab bis wir am Dieppe Vista wunderbare Ausblicke auf das Bauwerk, den Strand, das Meer und einen Teil der Stadt genießen durften. Beide Museen gerade am heutigen Dienstag geschlossen (sonst doch immer montags?).
Man beachte am vorderen Rand des Rasens den „Bilderrahmen“ mit Sitz, für Maler vielleicht gedacht oder einfach als „Sitting Panorama“, wie es bei openstreetmap.org beschriftet ist.
Ob Jola auf dem Bild an die verpassten Chancen zur Überfahrt auf englischen Boden gedacht hat und jetzt die letzte Hoffnung auf die aus England kommende Fähre setzte, um eben doch noch den Fuß auf britisches Territorium setzen zu können? Die Fähre sieht man auf dem Foto kaum / nicht (lief aber gerade ein).
Am Chateau vorbei einen Fußweg, der in eine Straße mündete, die uns stark an den Aufstieg zur Aussichtsplattform in Arendal in Norwegen erinnerte, steil, sehr steil ging es ins Zentrum von Dieppe hinab, besser das Stück die E-Bikes geschoben.
In der Grande Rue auf dem Place Nationale ein Wochenmarkt, 12 Uhr, die Beschicker im Begriff einzupacken, ein Obst-/Gemüsestand noch bestückt. Jola in der Ferne beim Beschaffen von Notizblöcken oder ähnlichem. Ich hatte Appetit auf Nektarinen (gleich dem französischen) sprach auf französisch „Je parle français un peu“ und ergänzte „Je voudrais trois“ und bekam sie. Ausgeguckt für das Essen am Mittag hatten wir uns an der Ecke Grande Rue am Kreisverkehr das Le Café Suisse. An einem Zweiertisch mitten im Lokal durften wir Platz nehmen. Schnell war von uns beiden die Wahl auf „Galette“ gefallen, eine Flasche Cidre dazu bestellt. Die Flasche Wasser (carafe l’eau) erhielten wir, wie konnte es anders sein, erst nach der zweiten Aufforderung. Scheinbar ignorieren die Servicekräfte unseren Wunsch nach dem kostenlosen Wasser grundsätzlich, aus welchem Grund auch immer. Andere Gäste, ob hier oder anderswo, erhielten mit den bestellten Getränken die Flasche stets sofort dazu, äußerst ärgerlich! Na gut, es gibt Schlimmeres!
Zu dem Chef / der Chefin bliebe anzumerken, interessantes Paar. Er wesentlich jünger als sie, Flaumbart, groß und kompakt, Typ Teddybär, aufmerksam alles im Blick habend. Sie, eine Melange aus Kate Bush und Tina Turner, nicht mehr ganz jung, gertenschlank, graue Locken bis fast zum …, ganz in Schwarz gekleidet, ein Piercing im Bereich unter der Lippe, das nicht so auffiel, weil der Mund so rot geschminkt war. Neben uns ein Tisch, der frei bleiben musste, für eine Person gedeckt. Jola meinte: Stammgast. Und ergänzte: bei der Bedienung, kein Wunder, dass hier einsame Männer Stammgäste werden.
Zum Essen zurück, die Galettes sehr, sehr lecker. Jola ließ den Blick kreisen, was alles so zum Nachtisch herausgetragen wurden und bestellte sich „café gourment“ (quasi ein Überraschungspaket).
Auf ging es zu anderen Ufern. Bereits kurz nach Antritt wurden wir ausgebremst, die Pont Jeha Ango, eine Klappbrücke, war gerade wegen bevorstehendem Durchgangsverkehr hochgezogen worden.
Danach in Windungen bergan, zum Glück eine Busspur, auch durch Radler nutzbar. In der Neuville les Dieppe, jedenfalls oben auf dem Weg zur Chapelle Notre-Dame de Bonsecours teils gediegenes Wohnambiente, manchmal die Neubauten sehr modern dazwischengebaut.
Die Kapelle stammt aus dem Jahre 1876 und diente zuerst als Platz für Pilger.
Nicht nur ich bastele mit Scherben von Glas und Spiegeln, hier ein gelungenes Beispiel von unbekannt Schaffendem:
Ein Blick auf das Umfeld von hier oben durfte natürlich nicht fehlen.
Kurze Abstimmung, wohin es nun zunächst hingehen sollte. Puys, ein Ort mit Strand. Schön zu fahrene Strecke, die auf der Rue Alexandre Dumas eine pittoreske Herberge „Auberge du Vieux Puits“ ins Bild rückte.
Just an dem Domizil vorbei, stoppte mich ein Blick auf den Parkplatz, so viele Renault Alpine (9 an der Zahl) auf einem Haufen hatte ich noch nicht gesehen.
War es ein eingeschworener Club, der sich hier zu konspirativen Sitzungen traf? Ließen uns die Straße heruntertrudeln, ein Haus schöner als das vorhergehende.
Die Einbahnstraße gegen die Fahrrichtung bis zum Strand gefahren. Dort saßen neben der Kehre auf einer Bank fünf Franzosen und fachsimpelten über …..
Strand kieselig, wie überall an diesem Küstenstreifen. Hier fand am 19.08.1942 die Landung der kanadischen Einheiten statt. Mehrere Tafeln und Bilder erinnern an das vor 50 Jahren passierte Ereignis, bei denen ca. 1.500 junge Kanadier ihr Leben verloren.
Nun doch eine englische Fähre im Bild beim Einlauf in den Hafen von Dieppe.
Wieder ein Mosaik, „realisée per l’École des Arts de Neuville-lés-Dieppe“ stand daneben. U.a. erkannten wir George Sand oben abgebildet.
George Sand entdeckte Puys 1868 durch Zufall bei einem Besuch mit Flaubert in Dieppe…..
Nach Fototermin und Rundblick fuhren wir die Einbahnstraße wieder hinauf, ein Stück begleitet von einem Polizeiauto, gut, dassdie Polizei erst jetzt diesen Weg abfuhr und nicht 15 Minuten früher.
Unsere Rundtour durch die normannische Landschaft setzten wir fort, Bracquemont, Gréges, Martin-Église, bis hierher eine frisch geteerte Straße „kilometerlang“ heruntergetrudelt, herrlich.
Beigefarbene Kühe standen auf Weiden, fraßen von bereitgestelltem Stroh, an einem Platz standen sie quasi „im Futter“. Schade, ich verpasste ein Foto für den Text „die standen aber gut im Futter“.
Arques-la-Bateille, dahin musste wir, wenn wir zum WoMo zurück wollten. Ein Areal von Gewässern, ein Fluss la Béthune Namensgeber. Hier gelangten wir auf den breit angelegten Radweg „Paris-London“, auf dem viele andere gleichgesinnte Radfahrer unterwegs waren. Auf dem komfortablen Weg gelangten wir bis zu einem Kilometer vor Rousmesnil-Bouteille. Dann führte uns Madame Route auf einen unbefestigten Weg, steil und unwegsam, wenn auch nur gut 200m. Jola bös verärgert, gerade am Ende der Kräfte und der Tour, nun am Hang zu kraxeln und ein schweres E-Bike zu schieben.
Ausgleich für die Anstrengungen im Schwimmbad auf dem Campingplatz.
Resümee: Wieder viel erlebt an diesem Tage.