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Bredene (nahe bei Oostende – Belgien)

Heute hieß es Abschied nehmen von der Normandie, zumindest vorerst. Ein wenig lieb gewonnen hatten wir diese Region, die Küste, die Strände bei Ebbe oder Flut, die normannische Schweiz, die kleinen Städte oder Dörfer, Giverny mit den Gärten von Monet besonders, die Schlösser, aber auch die vielen Relikte (Hinterlassenschaften der Deutschen) aus dem 2. Weltkrieg als Mahnmale, natürlich das Baguette in seiner Vielfalt, selbst die oft weite und eintönige Agrarfläche, jetzt besonders nach der Ernte ein einziges gelbliches Terrain, dazu noch staubig, beeindruckte, die schlechten Straßen und ungezählten Kreisverkehre sowie die Sanitäranlagen der Campingplätze, wo oft Klopapier selbst mitgebracht werden musste, werde ich vermissen. Originell fand ich die florale Ergänzung des Sanitärbereiches auf unserem letzten Campingplatz.

Nun sind wir rund 265 km gefahren, in Bredene nahe Oostende (belgische Schreibweise) bei „Astrid“ gelandet, so nennt sich dieser Campingplatz. Unterwegs, noch in Frankreich, versuchten wir einen Schlachter in einem der durchfahrenen Dörfer zu finden, Jola wollte unbedingt Rillettes kaufen, vergebens. Lediglich Baguette ergatterten wir in einem Ort, dessen Name mir bereits wieder entfallen ist.
Bredene tut sich insbesondere durch seine riesigen Dünen und weitläufigen Strände hervor. Die Architektur des strandnahen Umfeldes würden einige als „grauenhaft“ bezeichnen. Im touristischen Abseits allerdings in den Nebenstraßen ein paar sehenswerte Häuser, alt wie neu. Oostende begrüßte uns auf der Herfahrt mit dem WoMo mit viel Skyline von Hochhäusern. Ich hatte mich wohl vertan, als ich den Ort für den Zwischenaufenthalt auswählte. Keine bescheidene, beschauliche Kleinstadt. Das Umfeld machte eher den Eindruck einer Metropolregion, das Gewerbegebiet wollte gar nicht enden. Rund 71.000 Einwohnern sollen hier leben.
Erwähnenswert war, unterwegs sich schon ankündigend, der extrem heftige Wind. Der Gang zum Strand über eine Fußgängerbrücke direkt in die Dünen. Am Strand kaum Personen zu sehen, die jungen Leute vom Rettungsdienst konnten sich auf wenige badende Menschen im aufgewühlten Wasser konzentrieren.

Wir staksten zu den stets näher kommenden Ausläufern der Wellen, es schien gerade Flut zu sein. Die „Aufpasser“ rückten Fahnenstangen mit den rot-gelben Flaggen und anderes Warngerät zurück in Dünennähe.
Der Sturm zerrte an meiner Haut und meinem Haar, was mich leicht zermürbte. Am WoMo Teepause eingelegt. Dann Aufbruch nach Oostende.
Wieder einmal positiv beeindruckte das Radwegenetz. Ohne Unterbrechung näherten wir uns den Hochhäusern, teils noch im Bau befindliche Wohnanlagen. Der Hafenbereich, wie in so vielen Städten, im Umbruch begriffen. Als Mahnmale belassene Wehranlagen auf den Dünen zeugten wieder einmal von geplatzten deutschen Großmachtphantasien.
Zu unserer Überraschung fanden wir nach gut 3,5 km eine Fährverbindung zum Zentrum von Oostende vor, kostenloser Transport.

Starker Wellengang, das schaukelte auf der kurzen Überfahrt ordentlich. Dann die nächste Überraschung, nach der bisher wenig erbaulichen Architektur (kein Wunder, bei der Bombardierung durch die Alliierten 1944 wurde der Großteil der Stadt zerstört), die überbreite Promenade und der ca. 5 km lange Strand, der in diesigen Sandwehen in der Ferne fast verschwand. Erfreulich, dass sich bummelnde Passanten und Radfahrer auf der Promenade nicht in die Quere kamen.
Her ein paar Impressionen von unserer Fahrt auf der Promenade:

Leopold II. (Reiterstandbild) aus dem Jahre 1931
Zwei Künstler namens Courtens

Die Promenade war immer noch nicht zu Ende, es würde kühler, Hunger stellte sich ein, deshalb Umkehr. Aber nichts gefunden, vor allem keinen gemütlichen Altstadtkern. Dafür Häuserschluchten wie man sie sonst in New York vermuten würde. Preise auf den Karten einiger Restaurants eher im oberen Segment angesiedelt, bspw. marinierte Muscheln für 24 €. Für Muscheln zahlten wir in Frankreich zwischen 12 € und 18 €. Leicht frustriert wieder zur Fähre und Heimfahrt nach Bredene. Lustig fand ich die Ampel an einem Metallsteg über eine Schleuse.

Gegen den Sturm die Rückfahrt angetreten, dann Ruhephase. Danach quasi Essen vor Ort. Direkt vor dem Eingang zum Campingplatz eine Brasserie. Und wieder grüßte das Murmeltier: meine ausgewählte Speise, nicht vorrätig.
Jola riet mir, zukünftig gleich immer eine „2.Wahl“ zu tätigen.