Geprägt durch elterliches saisonales Dauercamping (so gegen Ende der 60er Jahre) auf dem Priwall war ich als frischer Teenager bereits mit dem Schlafen im Steilwandzelt vertraut. Das Campieren setzte sich dann in der Phase des jugendlichen Revoluzzertums fort, getrampt nach Holland und in den Dünen in einem Zweimannzelt gehaust. Als Twen folgte die Freundin mir zwischen 1974-77 u.a. nach Spanien, Italien, Holland und England.
April 1976 Holland
Sommer 1976 Italien (bei Venedig)
Nach Familiengründung erwarben wir wieder ein Steilwandzelt, das am Ratzeburger See für größere Aufgaben an einem Wochenende getestet wurde.
Am Ratzeburger See
Bald darauf fuhren wir 1982 nach Frankreich ans Mittelmeer, später auch nach Dänemark (1985), an die Nordsee etc. Urlaub outdoor zog sich wie ein roter Faden durchs Leben.
So kam es nicht ganz unerwartet, als wir uns 1993 einen VW Bus Atlantic mit festem Hochdach anschafften.
Mit Kind und Fahrrädern ging es nach Dänemark, Südtirol oder an die Ostseeküste, bspw. nach Prerow auf den Darß.
1996 verkauften wir nach dem Umzug in die eigenen vier Wände den Bus wieder. Er passte nicht in die Tiefgarage. Es begann eine Phase „der Untreue“ zum Campen, wir favorisierten ein paar Jahre lang Hotelaufenthalte. Blieben den Outdooraktivitäten jedoch durch Wandern und Bergsteigen stets treu.
Morgens zwischen 6 und 6.30 Uhr bekamen wir Besuch. Auf dem Dach des WoMo klackerten Geräuschen, es tappste jemand umher. Entweder eine Elster oder eine Möwe. Ein Stoß gegen das Innendach, dann war Ruhe. Vermutlich war es eine Elster, denn beim Frühstück saß zuerst eine, dann zwei weitere vor unserem WoMo. Eine pickte mit vorwurfsvoller Miene im verdorrten Gras. Jola hatte einige Rosinen aus ihrem Müsli aussortiert, die warf ich als Angebot ins Freie, frech, zuerst total ignoriert, doch die zweite Elster schien aufmerksamer gewesen zu sein, fand die erste Rosine und schwupps, waren die beiden anderen ebenfalls verschwunden. Genug von Brehm’s Tierleben. Die Sonne schien, die Prognose für den Tag ideal für unser Inselhopping. Gegen 09.20 Uhr schwangen wir uns auf die Räder, nicht den längeren Dünenweg, sondern einfach am Kanal namens Doggersvaart den Jan Verfailleweg immer geradeaus entlang, der uns über den Midderweg direkt ins Zentrum und zur Fähre brachte, die Jola weit vor mir erreichte, weil ich unterwegs noch einige Motive digital bannte.
Nahrungssuche an Land
Der Wasserturm als Orientierungspunkt
In 1908 wurde der neue Wasserturm im Zentrum von Den Helder aufgestellt. 1959 erhielt der Turm eine graue Zementschicht über den schönen Ziegeln, um als modern gelten zu können. Aber im Jahr 2005 wurde der Stil von 1908 zurückgenommen, die Zementschicht wurde entfernt und der Turm sah aus wie am Anfang.
09.45 Uhr standen in einer Schlange Menschen mit Rädern und warteten auf den Einlass auf die Fähre. 20 minütige Überfahrt ohne besondere Vorkommnisse, sieht man von den aggressiven Möwen ab, die wegen Fütterung durch Passagiere wie Kampfflieger nahe an den Köpfen der Menschen elegant vorbeiflogen.
Wohin zuerst? Wir entschieden uns für Oudeschild. Auf Texel fanden wir ein Knotenpunktsystem vor, das an Abzweigungen oder Kreuzungen über Nummern stets die Verbindung zum nächsten attraktiven Ziel wies. Auf der Insel sollen neben rund 14.000 Schafen gleich viele Einwohnern leben. Davon ca. 1.400 in Oudeschild , das uns zuerst mit pittoresker Dorfidylle, skurrilen Dekorationen in Fenstern oder davor (es standen Dinge auf den Fensterbänken, die man bei uns manchmal nur in hinteren Ecken von Kellerräumen finden würde, aber eben auch „Nettes“) empfing.
Vor dem Hafen ein quirliges Zentrum, in dem Geschäfte Touristen alles boten, was mitgenommen (Souvenir) oder gerade (weil nicht mitgenommen – Badehose – ) gebraucht wurde.
Museum Kaap Skil
Das Kaap Skil, ein Museum, in dem man hätte sehen können, was Taucher und Fischer auf dem Meeresgrund vor Texel gefunden haben und man hätte alles über die Abenteuer der Seefahrer erfahren können. Handelsschiffe, Kriegsflotten, Walfänger, sie alle lagen auf der Reede von Texel vor Anker. Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert war dies der Ort zum Be- und Entladen und zum Warten auf guten Wind. Bei Stürmen und Gewittern konnte es ziemlich unruhig werden. Ab und zu sank ein Schiff. Deshalb liegen noch immer Dutzende von Schiffswracks vor Texel. Aber wir verzichteten bei den warmen Temperaturen auf einen Museumsbesuch. 12 Uhr war gerade vorbei, neben dem Museum das im Reiseführer beschriebene Restaurant Vispaleis-Rokerij van der Star, geräucherter Fisch und anderes aus dem Meer. Ich probierte Kibbelinge, Jola Matjes. Kurz am Hafen gestöbert, dann verließen wir Oudeschild, wollten unbedingt die einzige Brauerei (Texel Brouwerij) aufsuchen und die höchste Erhebung der Insel (15 Meter!) sehen. Beinahe hätten wir die Brauerei übersehen, eher unauffällig stand das Gebäude hinter einem Hain. T-Shirts und andere Produkte aus dem Bereich Merchandising wurden in einem Shop angeboten, am Stand im Biergarten, natürlich Texel-Bier. Dunkles besorgte Jola uns. Ein anderer Gast erbarmte sich meiner, mein Selfie-Konstrukt versagte, er knipste uns dankenswerter Weise beim Bier trinken.
Texel-Brauerei im Garten
13 Uhr und schon fast betrunken… Ursprünglich sollte es nach Den Burg gehen, doch im Reiseführer schnappte ich Oosterend auf, zumindest bei der Ausgabe 2015 als schönstes Dorf der Insel erkoren, das wollten wir nicht verpassen. Landschaftlich wieder Getreidefelder in Blüte oder abgeerntet, Schafe, schwarz-bunte Kühe, und die Gazelle streunte auf Radwegen daher. Mit Gazelle ist hier die klassische holländische Radmarke gemeint. Erinnerungen an den ersten Aufenthalt in Amsterdam in den 80er Jahren erschienen vor dem inneren Auge, Jolas Hercules wurde gestohlen und Ersatz musste beschafft werden, die blaue Gazelle. Trafen in „Bullerbü“ ein, pittoresk und kommodig trifft die Beschreibung am besten.
Früher war es so
Schlagzeug einmal lautlos genutzt
Vorgartenidyll
Es folgte dann noch der Hauptort Den Burg mit Stadtbummel und Kaffeepause. Danach nach Den Hoorn, wo am Ortseingang bei der Kirch ein Flohmarkt stattfand.
Flohmarkt Den Hoorn
Die Standleuten packten gerade ihre Waren in Bananenkartons zusammen, „Ende“ gab der Marktaufseher beim Rundgang zu verstehen. Jola wollte baden, doch die Nordsee nicht, sie hatte sich zurückgezogen, es war Ebbe. Zum Fährhafen durch Dünen geschoben. Warten mit Hunderten anderer Fietsenbesitzern.
Jola saß am Frühstückstisch, hatte bereits ihr tägliches Müsli verspeist und wartete auf ein frisches Baguette, das einfach nicht von alleine kommen wollte. Der Mann musste auf das Rad steigen und in den weit entfernten Ort radeln, zur schönen Bäckerin. Vor der Pâtisserie eine kleine Warteschlange, was mir Zeit gab, die hübsche Bäckerin (Tochter oder Mitarbeiterin?) dabei zu beobachten, wie sie Wraps und belegte Baguettes sortierte und in die Auslage legte, um sie dann mit Preisschildern zu bestücken. Im winzigen Laden gelang mir ein Blick durch eine Öffnung in die Backstube, wo eine uralt wirkende Knetmaschine ihre Arbeit verrichtete und den Teig für die nächste Fuhre verknetete. Mein „deux“ wurde von der „richtigen“ Bäckerin, sprich, der älteren Dame nicht verstanden, sie wiederholte „deux“ und reckte zwei Finger an der Hand. Ich bestätigte, indem ich wiederholte. Das gleiche Spiel bei den Croissants. 4,40 € für zwei Tradition und die Croissants. Gegen 10.30 Uhr in die Sättel geschwungen, gleich vom Campingplatz auf die Strecke, mit dem Ziel La Roche d’Oëtre. 14,5 Kilometer („Familie sportiv“ die Schwernisbeschreibung). Diesmal keine grünen Wegweiser, so mussten wir bereits nach 500m einmal die Karte konsultieren. Rechts ging ein Weg ab, allerdings eine Einbahnstraße (Chemin Grignon). Aber dort entlang, das war korrekt. Die Strecke nicht ganz so anstrengend wie gestern, vielleicht lag es auch daran, dass ich mich auf längere und anstrengendere Steigungen eingestellt hatte. Ohne besonders Erwähnenswertes erreichten wir den Ort Rouvron, den Namen womöglich vom Fluss La Rouvre. Hier ein Campingplatz ansässig, den wir nicht zu Gesicht bekamen, weil Tour auf andere Straße abzweigte und über den Fluss führte. La Roche d’Oëtre nun schon ausgeschildert. Touristisch scheinbar äußerst beliebt dieses Ausflugsziel. Großes Gebäude mit Tourist-Info und Restaurant. Ausgeschilderte Wanderwege. Auf einer Karte entnahmen wir, dass es drei Möglichkeiten gab, das Gebiet zu erforschen. Ich schlug die Tour mit einer Länge von 1,8 km (Sentier des gorges, 110m Höhenmeter) vor. Zuerst schauten wir von den „Klippen“ ins Tal und über den Rest der Hügellandschaft hinaus. Jola wäre beinahe abgestürzt, zu mutig, wagte sie sich an den Abgrund heran.
Doch das Abenteuer begann erst auf dem eigentlichen Weg „gorges“, der nach wenigen Metern steil in engen Windungen durch Wald stetig über Felssteine und Baumwurzeln bergab führte. Auf dem Stück Weges sah man, wie vertrocknet die Natur hier war, andauernde Hitze war nichts für Farn und auch nicht für Heidekraut, Bäume und Ginster.
Eigentlich nichts mehr für lädierte Knie oder Hüfte und an sonstigen Wehwehchen leidenden Menschen. Früher waren wir meist 10 Minuten vor der angegebenen Zeit am Ziel, jetzt ließen wir jüngeres Wandervolk vorbeiziehen. Wie steil es abwärts ging, vermögen Bilder meist nicht darzustellen, trotzdem hier ein Versuch:
Leicht verschwitzt und mit Wackelbeinen kamen wir zu ebener Erde an und durften eine Zeitlang am Bachlauf wandern und nach Fischen Ausschau halten, die man wieder ins Wasser werfen sollte (so ein Hinweisschild, vermutlich für Angler).
Sturm muss auch hier gewütet haben:
Die Erholungsphase war dann mehr als kurz. Schon bald ging es die 110 Höhenmeter wieder auf dem Rundkurs hinauf, allerdings in gemäßigten Serpentinen. Ein Selfie am Hang, dann im Restaurant einen gemischten Teller mit Wurst, Schinken und Käse bestellt.
Nach verspeister Nahrung Blick ins Umfeld gerichtet. Typische „zona recreativa“, wie es in Spanien heißt.
Den Rundweg, jetzt Richtung Pont d’Ouilly, quasi Heimat, ein Viadukt durchfahren, in Pont-des-Vers eine abgewrackte Industrieanlage gesehen, deren Gelände scheinbar modernerer Nutzung zugeführt wurde, ein Feriendorf aus Holz.
Auf der Zielgeraden in Pont d’Ouilly kamen wir an der Orne vorbei und sahen bereits eine Menschenansammlung bei:
Der lokale Tanzpalast
Stühle rücken war für das Publikum angesagt, sich einen guten Sitzplatz sichern, wenn denn die Kapelle um 15 Uhr zu spielen beginnt und Partnerwahl wäre. Wir kauften erst einmal Kuchen in der Patisserie und gönnten uns am WoMo eine Verschnaufpause bei einer Tasse Tee. Ich dackelte alleine mit dem Fotoapparat zur Brücke, wollte mir das Tanzspektakel aus der Nähe ansehen. Und der Tanzboden war quasi überfüllt, Publikum geschätzt von Anfang 40 aufwärts bis zum Urnengang, aber das Tanzbein schwingen funktionierte meist blendend.
Sonne am Morgen…. Frühstück mit frischem Baguette. Jola wollte unbedingt noch zum Wochenmarkt, überließ mir die „Hausarbeit“. Vollbepackt mit leckeren Sachen kehrte sie zurück, überglücklich. Nur wohin mit all den verderblichen Lebensmitteln. Gestern schon hatte sie in Falaise den Lidl leergekauft. Es fanden sich dann noch ein paar Lücken im Kühlschrank. Es war noch nicht zu Ende mit dem Einkauf, an der Rezeption wurde ein Karton Cidre erworben. Leicht wehmütig nahmen wir Abschied von dem schönen Platz mit seinen neuen Sanitäreinrichtungen. Ganze 20 Kilometer brauchten wir nur wieder hügelab und hügelauf durch die normannische Schweiz zu fahren, dann erreichten Pont D’Ouilly, das scheinbar unter dem Meeresspiegel zu liegen schien, so weit fuhren wir ins Tal hinab. An der Orne der Campingplatz, daneben ein Jugenddorf und der riesige Kanuclub mit Verleih. Rezeption nicht besetzt, Platz wieder frei wählbar. Heckenumrankt viele der Plätze, wir wählten gleich zu Beginn einen aus.
Camping Municipal Stade René Vallée
Räder aus der Garage geholt, ich meinen Hinterreifen geprüft, Luft noch im Schlauch, trotzdem stramm nachgepumpt. Erste Bekanntschaft mit dem Ortskern, der adrett links und rechts der Orne lag. Vom Tourist-Office Radroutenkarten besorgt, Stadtplan benötigte man hier nicht. Entschlossen uns gleich für eine Tour über 12 Kilometer nach Clercy, da wollten wir ohnehin noch hin. Schon nach einem Kilometer, sahen dabei den WoMo-Stellplatz in ebenfalls hübscher Umgebung, bemerkten wir, wir sind in der normannischen Schweiz angekommen: bergauf strampeln und das nicht nur ein paar Meter. Nach dem zweiten Hügel beklagte Jola ihren Akkuzustand, sie hatte vergessen, gestern nachzuladen. Mir schwante bereits ein Tour-Abbruch. Doch wir hangelten uns weiter durch einsames Gelände Höhen hinauf, durften danach wieder rasante Abfahrten, abgebremst, genießen. Falls man mal eins der typischen Steinhäuser zu Gesicht bekam, mochte ich manchmal nicht wissen, wie die Mauern zusammengehalten werden. Andererseits gab es zurechtgemachte Häuser, an denen die typischen Schilder „Gites“ hingen. Nein, bis Clercy schaffe sie es nicht mehr, kommentierte Jola nach gut 6 Kilometern bei Cossesseville. Nach einem Blick auf die Karte entschieden wir, nicht mehr nach Clency, sondern zur D1 abzubiegen und auf der Hauptstraße nach Pont d’Oouilly zurückzufahren. In Le Bo eine Einkehrmöglichkeit in all der Einsamkeit.
Café de Pays
Die Freude währte nur kurz, die Franzosen wankelmütig bei der Wahl von „ouvert“ und „ferme“. Am Straßenschild „geöffnet“, vor der Bar „fer…“. Gegenüber auf der anderen Straßenseite einmal eins der „fertigen“ Häuser:
So verließen wir den Ort ohne Pause.
Wie man deutlich erkennen kann, gleich bergab.
Die Quälerei hatte aber noch kein Ende, immerhin signalisierte ein verblichenes grünes Werbeschild auf eine Ciderie. Hoffnung auf einen guten Tropfen keimte auf. In La Loterie (nein, keine Lotterie) befand sich das Gelände der Ciderie, aber „ferme“, Mittagspause. Danach bald die D1 erreicht, zweimal eine längere Abfahrt mit 10% Gefälle, die Bremsen rauchten.
Einmal den Sturzflug unterbrochen und in die Landschaft fotografiert:
Mittagszeit, Jola brutzelte in der Allroundpfanne das Hähnchen mit den Kartoffeln auf und schwupps war die Mahlzeit auf dem Tisch.
Lesezeit am WoMo. Ich opferte meine Freizeit und unterstütze den Campingplatzbetreiber bei der Pflege der Grünanlagen und schnitt die Buchenhecke ein Stück.
Von Leer ging es schon gegen 9 Uhr weiter, erst Richtung Groningen, wo uns eine Umleitung kurz ausbremste. Auf dem rund 32 km langen Damm (A7), der das Ijsselmeer von der Nordsee trennt, kam es wegen Baustellen zu Wartezeiten, die uns rund eine Halbe Stunde länger auf der Straße hielten. In Den Helder rollte mir ein Fußball vom Fußweg unters Auto, ein Knall und der Ball war gewesen. Camping De Donkere Duinen nahm uns auf, erst mal für zwei Tage gebucht. Pfannkuchen als kleine Stärkung gegessen.
Danach mit den Räder Fahrt durch wilde Dünenlandschaft, teils gepflegt von zotteligen schottischen Highlandern, bis ins Zentrum Den Helder. Die Sonne hatte sich bereits vormittags zugunsten von Wolken und stürmischen Winden verabschiedet. Natürlich blies der Wind von vorne. Diverse Wehranlagen aus napoleonischer Zeit, auf dem Fort Kijkduin Ausblick auf das Umland, Meer, den Ort Huisduinen und den in rot weit aufragenden Leuchtturm Lange Jaap.
In Den Helder Ausschau nach dem Fährterminal wegen morgiger Überfahrt nach Texel, dann auf dem Gelände von Willemsoord uns umgesehen, wo sich u.a. das Marine-Museums befand. Alte Gemäuer teils neuer Verwendung zugeführt, Cafés, Restaurants, Theater etc.
Von Wasser umgeben
Außen war eine hölzerne Säule angebracht, die figurinenhafte Dekolletés darstellte und alle verschiedene Schmuckstücke an Ketten um die Hälse trugen.
Über einen Steg verließen wir die „Halbinsel“, nur um die Straßenecke befand sich das Zentrum mit den verkehrsberuhigten Straßen. Bummel, Jola kaufte ein. Sahen Einkehrmöglichkeiten, doch mir lagen die Pfannkuchen noch im Magen, ohnehin bestand ja noch die Option, Essen in Huisduinen vor dem Fort.
Nahmen nicht den direkten Weg zurück zum Campingplatz, den wir uns für morgen für die Fahrt zu Fähre auserkoren hatten, sondern wieder am Deich entlang.
Restaurant Nogal Wiedus, Essen, Jola schaffte ihre Chips & Fisch nicht, obwohl sie so lecker waren. Hier im Mittelpunkt mein „Beachburger“ und das Texel-Bier blond. 17.30 Uhr Heimreise.
Gern wäre ich noch länger hier geblieben, das Fest am Wochenende miterlebt. Nur sollte der nächsten Aufenthalt ja endlich näher an die Heimat heranrücken. Ursprünglich war als Etappenziel die Region Dentelles de Montmirail eingeplant, ein Herzstück des Weinbaus und Bestandteil der Route Touriste Cote du Rhône. Unbedingt besucht werden sollte vor der Abfahrt der Wochenmarkt in L‘Isle-sur-la-Sorgue. Ungewaschen und ohne Bissen radelten wir in die Stadt. Der Markt erstreckte sich durch die halbe Altstadt um die Kirche hin bis an die Ufer der Sorgue. Wir waren sehr früh vor Ort, manche Marktbeschicker bauten ihre Stände auf oder bestückten mit einem Lied auf den Lippen die Auslagen mit ihrem Sortiment, Oliven schaufelte man aus blauen Plastikeimern in hübsche halbrunden Holzschüsseln, der frische Schafskäse wurde appetitlich drapiert usw. Die Entscheidung fiel schwer, also erst einmal eine Proberunde gedreht und das Angebot gesichtet. Am Ende lagen ein Schwertfischsteak, Crevetten, Melonen, Tomaten, Oliven, Pate und vier runde Ziegenkäse in unserer Tragetasche. Zwei Baguette wanderten mit auf den Campingplatz.
Das Frühstück war verdient und entsprechend umfangreich im Angebot.
Es kam ein Ehepaar aus Hameln mit ihrem WoMo, parkten gegenüber ein. Kleiner Austausch an Reiseinformationen, woher, wohin, was ist passiert, wo ist es schön.
Jola schien die festgelegte Marke nicht weit genug gen Norden zu gehen. Egal, erst einmal losgefahren. Orte die wir „berührten“ oder durchfuhren waren Pernes-les-Fontaines, Carpentras, Aubignan und Vacqueyras, Weinstöcke so weit das Auge reichte, Orte wie Schwalbennester an Berghänge geklebt, bei offenen Fenstern das geräuschvolle Konzert der Zikaden. Eine Domaine nach der anderen warb auf seinen großen Straßenschildern mit Verkauf und Degustation. Gigondas (als „Lieblingsort“ bezeichnete die Reisebuchautorin diese Stadt) lag etwas oberhalb, die Straßen wurden enger, Jola befürchtete wieder, ich würde in ein Ortszentrum fahren, aus dem es keine „Wiederkehr“ gäbe (sprich keine Umkehrmöglichkeit etc.). Doch ich wagte die Einfahrt, mogelte mich quasi zwischen zwei Restaurants durch und erreichten einen Parkplatz, der sogar Wohnmobilstellplätze auswies. In einen freien schob ich unser WoMo zwischen PKW.
Als die Sonne beinahe am höchsten stand, durchkämmten wir die Gassen, auch hier Verkostungsstellen der Weingüter mit Verkauf, teils auch mit Restaurantbetrieb. Ateliers mit Kunst unterschiedlichster Prägung. Das Sensoriel lockte uns bis fast auf die oberste Ebene des Ortes. Ohne Eintritt durften wir in den Räumen aus diversen Glasfläschchen Riechproben durchführen, um zu erraten, welcher Duft uns in die Nase stieg (Thymian erriet ich als einzigen). Man erfuhr etwas über die Böden, auf denen der Wein angebaut wurde, konnten einen Film über den Anbau ansehen und einen Blick in den Weinkeller werfen. Grenache, Syrah und Mourvédre wachsen hier in höherer Lage scheinbar besonders erfolgreich, die Weine haben wegen der begrenzten Fläche auch ihren Preis.
Ein paar Kunstobjekte bereicherten die Umgebung um das Ausstellungsgebäude, von dessen Terrasse ich einen Blick ins Tal und auf das es begrenzende Bergmassiv hatte.
Gegessen hatten wir natürlich auch im Ort, bei Bar a Vin NEZ! in der Rue du Rouvis unter einer riesigen Platanen.
Jola machte eine Degustation, kaufte zwei Flaschen Weißwein.
Danach ging es im Talkessel weiter über Sablet nach Vaison-la-Romaine. Den Campingplatz ausgeschildert bereits vor Augen, standen wir zunächst an der falschen Stelle in der Straße, drehten bei, um ihn dennoch nicht zu entdecken. Einmal um den Kreisel vor dem römischen Theater, dann hinter dicker Mauer den Eingang gefunden. Einen schattigen Platz gab es noch, wie wir am nächsten Tag merkten, nur für eine Nacht. Der Platz war vorgebucht.
Spaziergang in den Ort. Überall liefen oder standen Menschen mit einer Akkreditierungskarte am Band um den Hals, ein Zeichen für das gerade begonnen Chorfestival, das hier alle drei Jahre ein Großereignis ist und wohl tausende Sänger in die Stadt spült. Aus der Arena klang von einer Probe Gesang auf den Campingplatz, der quasi gegenüber lag. Durch die vielen jungen Leute sowie den Besuchern wirkte die Stadt recht quirlig, die Straßen zudem nicht so eng und die Gassen weniger dunkel. Gelbliches Licht der Beleuchtung tauchte alles in ein Sujet alter Meister wie Van Gogh oder Picasso.
Jola verwies auf den Stadtplan und bugsierte uns auf der Römischen Brücke (aus dem 1. Jahrhundert n.u.Z.) über die Ouvèze (leicht vertrocknet) in Richtung Altstadt, die mit leichter Mühsal erklommen werden musste. Bei Sonnenschein ein beschaulicher Flecken Erde, die Gassen so eng, kam ein PKW musste ich den Bauch einziehen und mich zur Hauswand wenden. So altertümlich, man hätte hier Filme drehen können, Jahrhunderte zurückliegend. Eine Galerie (zwei Künstler) lockte ins Innere. Oft verwendete Muster in leicht abgewandelter Form bildeten ein Motiv, wie wenn man in ein Haus ohne Außenmauer schaut und die einzelnen Wohnungen mit ihrem Interieur und Bewohnern sieht.
Es war kurz vor 19 Uhr, die Schweißdrüsen taten ihre Arbeit ungebremst, die Zikaden trällerten ihren rasselnden Sound ebenso inbrünstig. Auf dem Weg zurück entdeckte ich eine an einem Telefonmast, gut getarnt in ähnlicher Farbe wie der Beton.
Eine gelungene Aktion fand ich die Sache mit den in der ganzen Stadt ausgelegten Büchern. Auf Mauern, Zaunfundamenten oder Fensterbänken lagen Exemplare aus, versehen mit einem Hinweis, dass man das Buch mitnehmen, lesen und an einem anderen Ort wieder auslegen dürfe.
Ab 20.30 Uhr hallte dann der Lyoner Jugendchor aus der Arena ins Umland.
02.08.2019 Freitag
Wie es zu der Entscheidung kam, einen Tag zu verlängern, lasse ich einmal dahingestellt. Problem war, wir durften nicht auf dem gleichen Platz verweilen. Blieb nichts anderes übrig, als einzupacken, abzuräumen und umzuparken. Der neue Platz war nicht schlechter, sogar näher zu den Sanitäreinrichtungen. Durch den Umzug verzögerte sich der Tagesablauf. Ich hatte aus dem Touristenbüro detaillierte Fahrradrouten der Umgegend besorgt und die Tour über Roaix, Rasteau bis hin nach Cairanne ausgesucht (den Rest der Rundfahrt vernachlässigte ich). 16 Km nach der Streckenbeschreibung, mit der Möglichkeit, alternative Wege zu fahren. Zwar fanden wir kaum wirkliche Radwege getrennt von der Fahrstraße vor, dafür aber wenig befahrene in landschaftlich schöner Umgebung am Rande des Talkesseln durch fast ausschließlich Weinfelder. Der Wind blies kräftig ins Tal und hinderte manchmal an geordneter Vorwärtsfahrt. Dafür schob er nach einer ziemlich steilen Abfahrt zusätzlich mächtig im Rücken an.
Die Trauben hingen dicht an dicht an den relativ kleinen Stöcken, wie schaffen die das nur, wenn die Trauben erst reif und schwer geworden sind?
Nach gut 5 Km den Ort Roaix durchfahren, als Abwechslung tauchten mit Pinien eingefasste Areale am Horizont auf, später in Jungform in Baumschulen in Reih und Glied gezüchtet.
Rasteau war mir als einer der Weinorte der Region in Erinnerung geblieben, wäre gerade das richtige Ziel zur rechten Zeit für eine Mittagspause gewesen. Um in den Ort zu gelangen bedurfte es einiger intensiverer Pedalumdrehung im Sportmodus. Umso enttäuschter blickte ich über den leeren Platz an der Touristeninformation. Eine Bar, vor der drei Einheimische bei einem Gläschen Bier saßen, ansonsten kein Angebot für Hungrige. Trotzdem gab es ein Mitbringsel aus diesem eher verschlafenen Weindorf. Eine Flasche aus der Domaine des Nymphes für 7,50 € kam in einer Plastikhülle mit auf die restliche Wanderschaft. Die Abzweigung nach Sablet war exakt beschrieben, doch es fehlte das grüne Radschild, gut, dass der Name des Feldweges (Chemin de la Dague) genannt war.
In Sablet fanden wir nach abgebremster und trotzdem rasanter Talfahrt nach etwas Sucherei am Marktplatz ein lauschiges und zugleich schattiges Plätzchen bei Le Bar des Sports für einen Mittagstisch. Schatten war, neben einer Flasche Wasser, ein wichtiger Aspekt um diese Tageszeit. Beide aßen wir recht appetitlich aussehende Pizza, dünner Teig, fast wie bei Flammkuchen. Nach der Zahl der Gäste musste es das einzige geöffnete Restaurant im Ort gewesen sein. Gestärkt verließen wir den Ort, sahen bald rechts Seguret, wieder ein Dorf an den Berg geklebt. Hochgewachsene Bambushecken begrenzten mancherorts die Felder.
Die Hitze spürte ich bei der Fahrt vermehrt unter dem Hut, das, obwohl der Gegenwind für reichlich Kühlung sorgte. Bald schloss sich der Kreis, das Tal war fast umrundet, vor Roaix nach Vaison-la-Romaine abgebogen.
Gewebegebiet, schon bei der Herfahrt aus dem WoMo geortet, jetzt zog es auf einem komfortablen Radweg vorbei, wenige hundert Meter weiter tauchte ein Miniatur von Stonehenge auf. Zügig geknipst, schnell weitergefahren, bloß nicht zu lange stehend/ruhend in der gleißenden Sonne verbringen. Pause am WoMo.
Abends losgezogen, vor der Arena dem Dargebotenen gelauscht. Auf der Bühne versuchten Menschen Menschen auf den Rängen (gut gefüllt) zum Mitsingen zu animieren. Sektenhaft wirbelten Hände von gelbbetuchten T-Shirtträgern in die Höhe, die sich schaukelnd wiegten. Die im Programm und auf Plakaten angekündigte A-Capella-Gruppe mit Jazz-Vokals kann das nicht gewesen sein, meinte Jola.
Wir fingen dann die Abendstimmung am Platz Montfort bei einem Bier/Pastis ein. Kinder turnten an den Wasserspielen, versuchten den Strahl mit Hand oder Fuß zu bändigen, genauso wie ein Hund versuchte, in die Fontäne zu beißen. Kinder rannten sich die Lunge aus dem Hals, Eltern jagten ihren Kleinen hinterher.
Bier und Pastis war ausgetrunken, ich angesäuselt, wollte langsam nach Hause. Jola eher geneigt, bis zum Morgengrauen hier auf dem Platz sitzen zu bleiben und sich von dem Gemurmel einlullen zu lassen.
Chormitglieder saßen in Gruppen zusammen, später stellten sich ein paar Jugendliche auf ein Podest und ließen sich von einem Mann dirigieren, tanzten und sangen in Spanisch zu ihrer Melodie. Abends wieder mal Streiterei um die nächste Etappe.
Geplantes Ziel waren die Kanalinseln. Eine Strecke von gut 1.200 Km lag vor uns. Über Holland, Belgien und Frankreich würden wir uns diesem Ziel nähern.
… und um 09.30 Uhr war dann Abfahrt. Noch auf der Rückfahrt aus Norwegen echauffierte ich mich über den schlechten Zustand der deutschen Autobahnen. Doch auf der Strecke bis nach Bremen weit gefehlt, keine Baustelle und keine Staus, fast so entspanntes Fahren wie in Norwegen oder Dänemark. So erreichten wir den Seglerverein in Leer kurz vor 13 Uhr. Ein WoMo aus Belgien stand bereits auf einem der drei Stellplätze. Ich nahm den rechten Platz der mir mehr Freiraum bot.
Seglerverein Leer
Strom gab es noch nicht, die Steckdose war abgeschlossen, der Stegwart in der Mittagspause. Mittagssnack im WoMo. Von einem Mann erfuhren wir den Code für den Zugang zu den Sanitäranlagen. Die bewegungsarme Fahrzeit tauschte ich gegen Aktivitäten, bspw. putzte ich die Frontscheibe mit dem neuen ausfahrbaren Wischmob, Wasser besorgte ich mir aus der Leda (Fluss). Nach einer kurzen Lesepause fuhren wir mit den Rädern ins Zentrum, kaum 600m entfernt. In der Fußgängerzone Absperrungen, es wurden Szenen für den nächsten Krimi der Serie „Friesland“ gedreht. Neugierige wurden in die Nebenstraße gedrängt, damit sie nicht ins Bild gerieten.
Gönnten uns im Hause Bünting einen Ostfriesentee und Kuchen. Den Tee natürlich mit echter Sahne getrunken.
Stammhaus der Firma Bünting TeatimeMuseumshafen Leer (Blick auf den Museumshafen)
Angenehm kühle Temperatur herrschte hier im Inneren, während sich draußen schwüle Luft staute und mögliche Gewitter ankündigte. Spaziergang an die Marina. Auf dem Rückweg fiel mein Rad beim Foto-Shooting um, die Schutzblechhalterung blockierte mein Vorderrad. Jola war enteilt, schon am WoMo. Ich lag auf den Knien und fummelte an den Stangen herum, ohne hörbaren Erfolg. Hörbar, weil beim Fahren ein laut sirrendes Geräusch erzeugt wurde. Immerhin schaffte ich es bis zum WoMo. Dort war der Anschluss fürs Stromkabel vom Stegwart freigegeben und von Jola angeschlossen worden. Jola unterhielt sich mit den belgischen Stellplatznachbarn. Ich reparierte….
Morgens musste Jolas Abneigung gegen eine „so weite Fahrt“ vehement durch gutes Zureden in ein zustimmendes „Mitkommen“ erst noch gewandelt werden. Herzattacken könnte man sich bei diesen Diskussionen am Ende einfangen. Trotz des Lamentos waren alle Sachen so weit verstaut, dass wir gegen 09.35 Uhr abfahren konnten. Trübes Wetter begleitete uns, die Sonne schien auf der Strecke kaum fünf Minuten. Dafür hingen dicke dunkle Regenwolken des öfteren am Himmel. Ich konnte mein Glück kaum fassen, ohne einen einzigen Stau oder langsames Fahren kamen wir an Hamburg vorbei. Selbst das Stück bis Bremen verlief auf verkehrsreicher Autobahn ohne Probleme. Erst bei Mahndorf traten mehrere Staus hintereinander auf, meist waren Baustellen die Ursache. Um 14.30 Uhr erreichten wir über die Wolbecker Straße den Campingplatz, nachdem wir Münster auf der A43 quasi halb umrundet hatten.
Für uns war keine bestätigte Reservierung vorhanden, mit der Botschaft kam Jola von der Rezeption zurück, Glück hatten wir dennoch, durften uns auf dem Stellplatz einen Platz aussuchen. Leider war keiner mit Fernsehempfang frei. Letztendlich für eine Nacht nicht ganz so wichtig. Das Wetter hatte sich gebessert, durfte sogar noch als spätsommerlich warm bezeichnet werden. Besorgte uns zwei Radtourkarten, mit denen wir auf der Fahrt ins Zentrum wenig anfangen konnten. Zum Glück war die Strecke gut mit den roten Hinweisschildern gekennzeichnet. Knapp 5 Km sollten es bis ins Zentrum sein. Gelangten dann auf verkehrsberuhigten Nebenwege in die Stadt, wobei hier keine Angaben mehr über Kilometer oder Richtung gegeben waren. Trotzdem fanden wir ins Zentrum, ich erkannte den Promenadenring, die Radschnellstraße, glaubte mehrmals die Kirche, an der 2012 unser Hotel sich befand, wiederzuerkennen, irrte aber.
An der Lamberti-Kirche stellten wir die Räder ab. Jola fühlte sich sofort „heimisch“ in dieser Atmosphäre von Gelassenheit, Ruhe und schönen Geschäften. Bummelten am Rathaus vorbei, suchten später gegen 17.30 Uhr eine Einkehrmöglichkeit, die wir in der Nähe des Roggenmarktes fanden. Das Große Kiepenkerl Gasthaus bot Außenplätze und ausgezeichnete Küche. Gebratene Maultaschen mit Dinkelfüllung und Kürbisgulasch und dazu wieder mal ein Heimatbier. Radelten zum Schloss, standen vor dem Dom, in der LiebfrauenÜberwasserkirche.
Kreisten ein bisschen im Parkgelände, kehrten zurück zur Liebfrauen Überwasserkirche, weil Jola dort ein Konzert verortet hatte, wo sie gerne eine halbe Stunde zuhören wollte. Am Eingang verteilte ein gut gelaunter junger Mann Süßigkeiten. Innen standen Menschen meist weit auseinander in den Reihen, vorne eine vierköpfige Gruppe, Schlagzeuger, Gitarren und eine Sängerin. Daneben eine recht große Leinwand, auf der hübsche Landschaftsaufnahme zu sehen waren, später liefen die Textzeilen der Songs darüber.
Schöner Klang im Kirchenraum, die Menschen erhoben sich, begeistert reckten einige die Arme empor, wie als wenn sie jemand lobend preisen wollten. Nach zwei Liedern verließen wir die Gebetsstunde. Bei einbrechender Dunkelheit begaben wir uns auf den Rückweg.
17.09.2021 Freitag
Beschlossen war schon gestern Abend, dass wir heute weiter Richtung Aachen fahren würden. Schnell noch die Annehmlichkeiten des Campingplatzes genutzt, die Duschen wirkten recht neu, sauber und eine ausführliche Beschreibung der Duschmarken war über dem Automaten angebracht. Alles lief nach Plan, die Sonne schien, beinahe hätte ich die Kabeltrommel neben dem WoMo stehen gelassen. Die Fahrt führte uns durchs Ruhrrevier, Oberhausen, Duisburg, Düsseldorf, Jülich bis wir in Aachen ankamen. Unterwegs brannte auf der Gegenfahrbahn ein Bus, schwarze Rauchsäule stieg auf, die Hitze war durchs geschlossene Fenster spürbar. Gegen 12.30 Uhr zielgenau im Branderhofer Weg angekommen. In der Nähe offensichtlich eine Schule, denn es strömten Kinder die Straße entlang, auf dem Weg nach Hause.
Hübsch angelegter Platz, der aber kein richtiger Campingplatz war. An der Rezeption keine Ansprechperson, ein Mann empfahl, sich schnell einen freien Platz auszusuchen, denn bald würde alles belegt sein. Sonnige Lage auf Platz 40, Tisch und Stühle aufgestellt. Jola belegte uns das gestern frisch gekaufte Landbrot mit Ziegenkäse und Tomaten.
Nach dieser willkommenen Pause folgten wir mehr oder weniger der Beschreibung auf dem Stadtplan, um ins Zentrum zu kommen. Nicht ganz so weit wie in Münster, dafür mehr Strecke auf viel befahrenen Straßen. Die Theaterstraße brachte uns zum imposanten Stadttheater, von wo aus es nicht mehr weit in die verkehrsberuhigte Zone war.
Dort als erstes den Elisenbrunnen erreicht.
An dieser alten Heilquelle labten sich diverse berühmte Leute, wie die Schautafel informierte. Dahinter saßen auf Grünflächen Menschen in der Sonne. Eine mit Plexiglas umgebene Ausgrabungsstätte zeigte Reste alter Mauern.
Der Dom war bereits in Sichtweite. Leicht hügelig ging es auf Kopfsteinpflaster durch die Fußgängerzone zu diesem altehrwürdigen Platz.
Am Rathaus auf dem Vorplatz schick gekleidete Menschen, die auf ein Brautpaar warteten. Muss ein ausländisches Ritual gewesen sein, dass man an der Treppe ein aus getrockneten Pflanzen geflochtenen Kranz aufgestellt hatte, unter dem die dralle Braut in ihrem weißen Hochzeitskleid sich ablichten ließ. Das Rathaus steht auf einem geschichtlich bedeutenden Grund. Karl der Große baute hier die monumentale Pfalz, dessen Königshalle die Grundmauern des Rathauses bilden. Im Krönungssaal wird der Karlspreis verliehen.
Am Centre Charlemagne stand ein Riesenrad, etwas verloren ohne das Ambiente sonstiger Schaustellerbuden. Den Dom zu Fuß umrundet, dann sein Innenleben bestaunt.
Die Aachener Printen lockten uns in mehreren Schaufenstern zum Kauf. Doch dazu kam es erst später. Einen Milchkaffee nahmen wir am Fischmarkt zu uns. Neben der PatisserieCafé Liège ein leerstehendes Haus, ehemals beherbergte es die Albert-Dürer-Stube, das viele Aachener scheinbar schmerzlich vermissten. Einmal hat hier Dürer 1520 auf einer Reise einen Tag im Gasthaus übernachtet.
Abendbrötchen und Printen zum Probieren gekauft. Entdeckten weitere Fußgängerzonen auf dem Weg zum Kurpark im Kurgebiet Mohnsheimallee. Das Kurhaus eingezäunt und vermutlich im Renovierungsmodus. Weitläufiges Areal, an dessen Rand sich die Therme befand, geschlossen. Mittlerweile kühlte eine durchgängige Wolkendecke die Temperaturen herunter. Orientierten uns gegen 17.30 Uhr wieder zum Zentrum hin, in der Rethelstraße schlug ich Jola vor, ein warmes Essen zu uns zu nehmen. Das Wirtshaus am Hühnerdieb (ohne historisch belegt zu sein, ob es den Dieb tatsächlich gab) bot ein paar freie Tische vor dem Lokal, das Kölsch stand schnell auf dem Tisch, Spätzle und Schnitzel brauchten nicht viel länger. Riesige Portionen, Jola schaffte nur die Hälfte.
Nach Hause auf fast gleicher Strecke, die mir nicht mehr ganz so unangenehm vorkam.
18.09.2021 Samstag
Ein bisschen Recherche am Abend auf den Seiten der Stadt Aachen brachte ein paar Tipps für Radtouren in die Umgebung und in die Ferne. Am besten gefiel mir die Tour 5 Wasserburgen – von Aachen nach Stolberg. Rund 20 Km sollte eine Strecke lang sein.
Angenehme Sanitäreinrichtungen, kein Gefummel mit Duschmarken.
Frühstück mit den Abendbrötchen.
Die Tour begann direkt vor der „Haustür“ am Stellplatz. Uns forderte sogleich eine Steigung heraus, quasi als Wink, davon gäbe es später mehr, umfuhren ein Kasernengelände, passierten den Ehrenfriedhof auf Sandweg, der uns etwas vor dem Verkehr auf der Straße schützte. Bei Hitfeld ging es unter der Autobahn E40 hindurch. Landwirtschaftliche Nutzflächen mit Weitblick, einsam an einem Haus eine schmucke Kapelle, ob privat oder öffentlich war nicht ersichtlich. Jola warf einen Blick hinein. Mal gut geteerte breite Radwege, dann wieder löchriges Pflaster, und immer wieder ein Auf und Ab. Nach gut 8 Km erreichten wir Kornelimünster. Am Ortseingang gleich das Benediktinerkloster, wir erfuhren später im Ort, es handele sich um einen Ersatzbau. Eins der braunen Schilder wies auf den historischen Ortskern hin, ohnehin mussten wir dort entlang, bogen also ab.
Neben den vielen denkmalgeschützten Häusern stand inmitten der Senke dominierend die Abtei mit Pfarrkirche. Leider störten die großen Parkflächen das Panorama dieses Areals.
Ungewöhnlich erschien uns zunächst, dass alle Geschäfte und Restaurants geschlossen waren. Gepflegt sah meiner Meinung nach auch anders aus. Die Lösung stellte sich alsbald ein, der Ort war von den Überschwemmungen von vor gut zwei Monaten stark in Mitleidenschaft gezogen worden. In einigen Hauseingängen werkelten Handwerker, verputzten neu, schlugen Putz ab etc.
Jola traf einen Mann, der ihr gerne Auskunft über das Ausmaß der Katastrophe gab. Es handelte sich um einen emeritierten Professor aus Hamburg, der sich hier niedergelassen hatte, selbst von den Überschwemmungen betroffen war. Zwischenzeitlich unterhielt ich mich mit zwei Radtouristen, wie wir ebenfalls vom Wohnmobilstellplatz, Holländer und gleichfalls auf dem Weg nach Stolberg. Konnte ihnen das Geschehen vermitteln, von dem sie nichts wussten (wie wir ja auch).
Eine Frau hatte mir gezeigt, bis wohin das Wasser gestiegen war und dass man die Kirche die nächsten zwei Jahre wahrscheinlich nicht besichtigen könnte. Erahnen ließe es sich an der helleren Wand am mittleren Gebäude.
Wir warfen einen Blick in den Abteigarten, jeder von einer anderen Stelle, Jola verschwand aus dem Sichtfeld, ich wartete, sie hatte den Eingang zum Kunstraum gefunden.
Ein grauhaariger Mann empfing uns freundlich, erklärte, dass wir die Ausstellung besuchen dürften, bot Ablage für Rucksäcke an und schickte uns auf die Reise, die von zwei „Bewachern“ wegweisend begleitet wurden. Ein Mix aus Gemälden, Installationen oder Skulpturen befand sich zwischen Tafeln mit Sprüchen oder Fotos der Restaurierung der Anlage. Fresken zierten die Decken, manchmal mit kleinen Reparaturnummern gekennzeichnet. Besonders faszinierte das Video mit den Haustieren. Tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes beherrschten diverse Tierarten ein Wohnzimmer. Ziegen und Enten fraßen den Ficcus kahl, Ein Jungkuh versuchte den Fernseher zu bedienen, zwei Papageien knutschten auf dem Sofa usw. Die Ziege pinkelte auf den Teppich.
Zum Abschied erhielten wir einen Restaurant-Tipp, geboren aus der Not, denn im historischen Ortskern war ja alles geschlossen. Bahnhofsvision hieß die Lokalität. Dazu mussten wir den Berg wieder hinauf radeln. Nach einer kurzen vergeblichen Suche, geriet ich auf den Venn-Radweg, der uns nach wenigen Metern direkt zum Restaurant führte, ideal gelegen für eine Radler-Pause. Bestätigt wurde das durch viele besetzte Tische. Kölsch und Radler spendeten Flüssigkeit zum Durstlöschen, Wrap und Hähnchenbrust in reichlicher Menge sorgten bald für ein wohliges Sättigungsgefühl. Die eine Stunde Pause tat uns ganz gut.
In Breinig verhaspelten wir uns, fuhren einmal um den Ort herum, was nicht so schlimm war, denn die Ortsdurchfahrt bescherte uns einen Einblick ins Ursprüngliche. Immer mehr gewann ich durch die Steinhauswände vieler Häuser den Eindruck, durch Dörfer in der Bretagne zu radeln.
Bis nach Stolberg ging es dann längere Zeit hügelabwärts, den Ortskern erreichten wir nicht direkt, die Überschwemmungen hatten einen Radweg unpassierbar gemacht. Der Umweg bescherte uns eine längere Fahrt an Industriegelände, auf dem Gebäude ebenfalls stark von Wassermassen geschädigt waren. Das Ausmaß der Zerstörung bot sich dann aber erst im alten Ortskern. Beschreiben kann ich das hier kaum mit Worten. In einer Gasse saßen zwei Personen vor ihrem Haus, in dem sich nichts mehr befand, so sie Jola erzählten; das Wasser drang mit Gewalt vorne ins Haus ein, drückte Mobiliar hinten wieder hinaus.
Zur Burg hoch ging es wieder durch eine „bretonische“ Gasse. Oben, wie ein déjà vu, Fotografen mit Hochzeitspärchen, eine türkische Braut im roten Kleid und eine flotte Blonde, ganz in Weiß, die sich an einem Werbeaufsteller mit ihrem Kleid verhedderte.
Aufgeklärt wurde diese Häufung dadurch, weil oben sich das Standesamt befand. Ein Verbotsschild zählte auf: kein Reis streuen, keine Konfetti-Kanonen, keine selbst mitgebrachten Speisen und Getränke.
Nach dem Schock über die Naturgewalten rafften wir uns auf, begaben uns auf die Rückfahrt. Die verlief in etwa so wie die Herfahrt.
Nach gut 45 Km war Schicht im Schacht.
19.09.2021 Sonntag
Stressiger Tagesbeginn mit Unwohlsein bei Jola. Abfahrt gegen 10 Uhr, gleich an der Kreuzung für 1,489 € getankt, das tat schon etwas weh. Autobahnfahrt im Navi für Frankreich ausgestellt, so tuckerten wir über die Landstraßen, teils kilometerlang schnurgerade durch die Landschaft gezogen, in Belgien ebenso wie in Frankreich, wobei in Frankreich der Straßenzustand wesentlich schlechter war. Insgesamt angenehm wenig Verkehr, kaum LKW, 120 km/h Höchstgeschwindigkeit in Belgien. Landschaftlich unterschied sich das Bild in beiden Ländern kaum, bei Lüttich verloren wir etliche Meter an Höhe, die es bei Namur erst wieder hinaufging.
Namur nutzte ich für einen Aufenthalt, in einer Nebenstraße in der Nähe der Uni am Parc Louise Marie einen Parkplatz gefunden, im Umfeld einige offene Geschäfte, Nachschub besorgen. Packten die Räder aus, in einem orientalisch wirkenden Supermarkt Grillhähnchen, Gemüse etc. gekauft. Nebenan in der Patisserie ein Baguette in Überlange für 70 Cent mitgenommen. Sachen im WoMo verstaut. An der Somme ein Stück am Uferweg Richtung Zentrum gefahren, gegenüber ragte die mächtige Zitadelle auf dem Hügel auf. In der Stadt Musikklänge, Vorbereitung für ein Konzert, überall Absperrungen, ein Fest in Vorbereitung.
Am Zusammenfluss von Somme und Mosel ein schick neugestaltetes Areal mit einer Bogenbrücke über die Mosel, Neueröffnung im Herbst diesen Jahres.
Unterwegs später eine weitere kurze Pause in einem nicht mehr erinnerlichen Örtchen gemacht, Espresso und einen Happen Mohnkuchen genascht.
Feuillères, dieser winzige Ort in der Nähe von Peronne mit seiner Kirche und kaum 150 Einwohnern erreichten wir Punkt 17 Uhr. Einen geräumigen Rasenplatz mit Wasseranschluss in einer holländischen Kolonie, die uns umlagerte.
So in etwa verlief unsere Strecke.
Die letzten Wochenendgäste verließen ihren Dauercampingstellplatz und reisten nach Hause. Sonnenschein animierte zum Aufbau von Tisch und Stühlen. Sogar ein Schwimmbad wäre nutzbar gewesen, doch wollten wir das auf später verschieben. Essen zu Hause, Gemüse schnippelte Jola klein, ich hobelte vom Hühnchen bratfertige Stücken ab, die in der Pfanne neben zwei Tomatenhälften vor sich hin brutzelten, um dann zum Salat gegeben zu werden. Dazu den Rosé, besser ging’s zum Abschluss des Fahrtages nicht.
Das Schwimmbad besucht, 16 m ist die Bahn lang, das Wasser dampfte, es sollte 26° haben. Trafen ein Paar aus Göttingen, die mit einem ähnlichen Gefährt wie die beiden in Berlin Gatow, ein ehemaliges Spritzenfahrzeug, ebenfalls selbst ausgebaut, unterwegs waren. Wir wählten den Weg zur Somme, gingen bis zur Brücke. Etliche Teiche verbanden sich auf wundersame Weise, Baden war verboten, vermutlich sollte das Hinweisschild vor Blaualgen warnen.
Nachts kam dann doch noch der Regen in Form von Platzregen.
20.09.2021 Montag
Um 08.30 Uhr erster Versuch ins Schwimmbecken zu gelangen, doch das Tor war noch abgesperrt. So zogen wir das Frühstück vor. Jola kam vom Duschen mit der Nachricht zurück, um 09.30 Uhr würde das Schwimmbad geöffnet. Jola verzichtete, ich marschierte los, Angenehm warm empfing mich das Nass, es sprudelte an etlichen Stellen und erzeugte dort Gegenstrom. Schwamm ich zurück, blickte ich auf das Anwesen, das Chateau.
Geduscht, Sachen gepackt, abgesprochen, doch noch Aldi in Peronne aufzusuchen, den kleinen Umweg wollten wir für eine sichere Nahrungsversorgung in Kauf nehmen. Alles sehr übersichtlich in dem recht neu wirkenden Geschäft, Käse, Zwiebeln, Pastis, Rotwein, Spüli, Essig etc.
Die gut 145 Km legte ich wieder auf Nebenstrecken zurück, vielleicht ein Fehler, aber uns trieb ja nichts. Obwohl zwischendurch mir die Zweifel kamen, wegen der ständigen Kreisverkehre und später den unkoordinierten Ampelschaltungen. Jola war entsetzt von St. Denise, wo es hieß „bloß weg von hier“. Übergangslos muss ich dann in Paris eingefahren sein, landete irgendwann an der Seine und folgte kilometerlang dem Schild „Bois de Boulogne“, das uns um 14.30 Uhr vor den Eingang des Campingplatzes brachte, wo schon einige WoMos standen. Die Anmeldung war dann unkompliziert, Jola entrichtete den Restbetrag von 122 €, Option auf Verlängerung bestand. Der Platz 102 sollte Fernsehempfang ermöglichen, was nicht zutraf. Kaum eine Antenne war ausgefahren, trotzdem suchte ich nach einem besseren Stellplatz. Ein anderer Deutscher kam mit dem Hinweis „hoffnungslos“. Ich wählte Nummer 116, sah eine Lücke zwischen den Bäumen, parkte um und hatte Erfolg. Jola erledigte die Ummeldung, was einige Zeit dauerte und ich schon Sorge hatte, jemand anderem hätte man diesen Platz zugewiesen.
Sogar die Sonne ließ sich für einige Augenblicke sehen, Salat und Hühnchen, die Zweite, wurde vorbereitet. Den ersten Pastis zum Anstoßen auf die Zielerreichung.
Aufgegessen, dann doch noch Regenschauer. Zeit zum Relaxen. Wollten gerne erste Eindrücke vom Parkgelände gewinnen, schwangen uns motiviert auf die Räder. Tosender Verkehr, Radwege zunächst in Form von ausgetretenen Pfaden. Über Zebrastreifen ein teils lebensgefährliches Unterfangen, weil, nicht jeder Autofahrer nimmt das mit den Regeln ganz ernst. An den Ampeln hieß es, schnell hinüber, die Grünphasen nur was für Sportliche. Im Park diverse Straßen gesperrt für den Autoverkehr, dafür Oberflächen wie Kraterlandschaften, trotzdem rasten Einheimische mit Höchstgeschwindigkeit an uns vorüber.
Sahen einen Wasserfall neben einem asiatisch aussehenden Restaurant, dessen Preise auf der Speisekarte mir den Atem verschlugen. Viel Wald, bereits herbstlich angehaucht, durch den wir fuhren. Kamen an den Lac Interieur, wo wir an einer Stelle hinter hohen Bäumen bereits das obere Drittel des Eiffelturms erblickten. Jola trieb es weiter, wollte gleich dorthin.
Nach einigem Hickhack bewegte ich Jola zur Umkehr. Keine stressigen Fahrten im Feierabendverkehr. Trotzdem mussten wir uns gegen Einbahnstraßenverkehr durchwursteln, um zurück zum Campingplatz zu kommen, dabei gerieten wir auf Trampelpfade im Sportgelände.
21.09.2021 Dienstag
Mich schaffte der gestrige Tag wohl doch mehr als angenommen, schlief bis 9 Uhr. Jola deckte draußen bei ungemein frischer Temperatur optimistisch den Tisch, mit vom Kiosk geholtem frischen Baguette und zwei Croissants.
Danach machten wir uns aufs erste Abenteuer, den verhüllten Arc de Triomphe besichtigen. Die Vorarbeit von gestern hatte sich gelohnt, die Strecke durch den Bois de Boulogne bis zum Porte Dauphine war bekannt und deshalb rasch durchfahren, wenn zum Ende hin auch auf einem waldigen Weg gefahren wurde. Die angespannte Situation trennte uns am Kreisverkehr, einer links herum, der andere rechts herum. Auf der Avenue Foch fußläufig dem Triumphbogen entgegen geschritten, möglichst abseits des extrem lauten Straßenverkehrs.
Erste Bilder vom Verhüllungsobjekt mit dem Fotoapparat geschossen.
Die Menschenmenge schien nicht so gewaltig, wie ich befürchtete. Natürlich ragten, je näher man dem Triumphbogen kam, ständig Handys in der Luft, knipsten was die Pixel hergaben. Manche Menschen wagten sich auf kleine Trennlinien mitten auf die Straße, nur um in Pose Fotos zu machen, recht gefährlich sah das aus. Ich nutzte jede Bank, setzte mich, versuchte „herunterzukommen“, den Lärm zu verdrängen.
Um den Kreisverkehr Absperrgitter, ehrenamtliche Helfer standen im lockeren Abstand in Einheitsmontur bereit, um Menschen Auskunft über die Aktion zu geben. Ich erwischte eine Frau, die deutsch sprach und bereitwillig Auskunft erteilte. Ich knipste aus möglichst jeder freien Perspektive, wo gute Sicht aufs Objekt herrschte. Ein Selfie durfte an dieser prägnanten Stelle natürlich nicht fehlen.
Nach ¾ Umrundung folgte der Spaziergang auf dem Champs-Elysees, wo es ebenso lärmig zuging. Nur das Ambiente erzeugte Wohlbefinden, jedenfalls soweit man sich an Konsumtempeln und Shopping berauschen konnte. Die Menschen wandelten dicht an dicht auf den breiten Wegen.
Galeries Lafayette
Dior bauten gerade um, Vuitton daneben im mächtigen Eckhaus. In der Ferne der Obelisk auf dem Place de Concorde.
Ich bemühte den Reiseführer, der mir aufzeigte, rechts Grand Palais (Überbleibsel aus dem Jahre 1900 von der Weltausstellung) sowie Petit Palais. Anzusehen, so empfahl der Verfasser. Leider, wie so oft bei historischen Bauwerken, war der Grand Palais total eingerüstet, oben auf dem Glasdach turnte ein Arbeiter angeseilt und mit Helm herum. Langsam begannen wir, uns nach einem Restaurant umzusehen. Im Schatten war es uns zu kühl, den Wind konnte man fast als eisig bezeichnen.
An der Seine suchten wir vergeblich Lokalitäten, nur üppige Gebäude und lauter Autoverkehr, unterbrochen von einigen grünen Inseln des Rückzuges. Golden glänzten Figuren auf der Brücke Alexandre III. Auf der anderen Seite ein Restaurant auf einem Schiff am Kai. Im Hintergrund der Invalidendom. Bei der Bestellung vergriff ich mich bei meiner Wahl, orderte Tatar, wobei ich an eine größere Frikadelle dachte, ein Irrtum. Aber da war es bereits zu spät. Angemachtes Mett, leicht säuerlich, mit einem rohen Eigelb in der Mitte, hübsch dekoriert. Ich aß ein bisschen davon, in der Hoffnung, ich vertrage das rohe Fleisch. Jola bescheinigte ihrem Burger gute Qualität und war zufrieden. Beim Gang zur Toiletten fanden wir beide die mit Tiermotiven gestalteten Sitze und Stuhllehnen gut, Jola besonders die mit Giraffenbild.
Wechselten zurück über die Brücke, dackelten zum Place de Concorde. Noch ein Selfie. Rückweg über Champs-Elysees, mehr auf den seitlichen Wegen durch Grün. Der Sitz des französischen Präsidenten war schwer bewacht von Polizei mit Maschinenpistolen, Absperrgitter überall.
Ich schlug vor, den Weg an der Seine zu nehmen, zwar länger, aber mit der Hoffnung auf schöne Radwege am Ufer fahren zu können. Die rund 16 Km entpuppten sich dann aber schon nach kurzer Fahrt als wenig erbaulich, schlechte Radwege, keine Radwege, Baustellen mit Umleitungen (die uns in Neubaugebiete mit Hochhäusern – eins davon Le Trident –) brachte. Ein Giraffenhals ragte aus einem Gebäude, die Beine stellte offensichtlich tragende Säulen dar.
Die Beschreibung der Reststrecke lasse ich. Am Ende lotste Jola mich auf den Trampelpfad hinter dem Campingplatz, von dem aus es keinen Zugang zu diesem gab, sodass wir ihn ganz umrunden mussten, ein zusätzlicher Weg, den ich mir nach der anstrengenden Tour gerne erspart hätte.
22.09.2021 Mittwoch
Trafen an der Bushaltestelle vor dem Campingplatz ein Paar, das nach Orientierung suchte, eigentlich einen Rat wollten, wie man am besten zum Arc de Triomphe kommt. Es ergab sich dann, dass ich ihnen anbot, sich uns anzuschließen, was sie dankbar annahmen. Der Mann trug eine Tragetasche umgehängt, in dem ein hundeartiges Wesen mit hängender Zunge herauslugte.
Auf der ruhigen Strecke durch den Wald erfuhr ich ein Menge aus dem Leben dieses Paares (über 30 Jahre WoMo, sie fährt ausschließlich, sie hatte gestern den 70. Geburtstag, sie besitzen ein Haus und ein Boot in Schweden, wohnen in Scheeßel, haben eine Tochter). Nachdem wir sie am Arc de Triomphe „abgeliefert“ hatten, verabschiedeten wir uns und setzten unsere Erkundung Paris fort. Schon erprobt, radelten wir die Prachtstraße hinunter, suchten die Seine auf, überquerten die Alexandre III, näherten uns dem Invalidendom, in dem u.a. Napoleons Gebeine aufgebahrt wurden.
Hier vom Eingang aus war es bis zum Museum Rodin in der Rue de Varenne nicht allzu weit. Eine Nebenstraße, die wir kurz um einige Meter verfehlten. Das Museum hoch ummauert inmitten eines Wohnviertels. Der Garten mit den Skulpturen wurde als einer der schönsten Paris beschrieben. Wir nahmen Audioguides, die jeweils 6 € extra zum Eintritt kosteten.
Blieben zunächst im Außenbereich, im Rosengarten stand die Bronze „Der Denker“ zentral, zwischen dem Hotel Biron (das eigentliche Museum), der Höllenwand und dem Eiffelturm.
Kaum in Worte zu fassen, diese beeindruckenden Skulpturen, Muskeln, Adern, Gesichtsfalten, Fingernägel oder Zehen, plastisch, bzw. wie echt wirkend, wenn auch manchmal sich mir der Eindruck aufdrängte, die Füße seien etwas zu groß dargestellt. Erstaunlich, wie lange Rodin in seinem Künstlerleben für die gehörige Anerkennung kämpfen oder werben mussten.
Am Ende des Rundganges durch den Park ein Bistro, Nudeln mit einer Art Soße a la Carbonara.
Im Museum ließ die Aufmerksamkeit langsam aber stetig nach, die vielen Exponate, manche lediglich Vorarbeiten, wiederholten sich für mich als Laie.
Wir setzten uns vorne an der Straße ins Café Musée, gerade war der letzte Tisch von zwei Frauen freigemacht worden. Ein Café au Lait in der Sonne genießen, trotz des Autolärms. Und der wiederholten Pfeifferei eines Polizisten, der abbiegungswilligen Autofahrern die Zufahrt zur Straße durch Gesten (Hände kreuzen) verweigerte bzw. mit Erklärung zur Weiterfahrt bewegte.
Nächster Erkundungspunkt war dann der Louvre, den wir über die Pont Neuf erreichten. Man denkt, man hat schon so viele Prachtbauten gesehen, und doch ist die Häufung hier enorm, Monument an Monument reiht sich hier wie Perlen an einer Kette. Wir ließen uns vor der Glaspyramide auf einem glatten Granitstein nieder, der zur Abgrenzung des Wasserbeckens gehörte. Zuvor versuchte ich ein Selfie von uns.
Übergangslos besuchten wir die Tuileries, ebenso ein Hort der Entspannung, abseits des kaum wahrnehmbaren Lärms.
Dann war genug Neues aufgenommen und die Heimreise begann.
23.09.2021 Donnerstag
Jola verzichtete heute auf meine Begleitung, traute sich nicht auf eine unbekannte Tour. Ausgewählt hatte ich einen Trip ins 14. Arrondissement, dörflich sollte es dort zugehen, laut Beschreibung.
Gegen 09.30 Uhr brach ich auf, verließ mich total auf den Routenplaner, der die Streckenführung vorgab und ich den Anweisungen treu folgte. Meist passte es auch, nur immer schön folgsam sein. Den Stadtwald etwas anders durchfahren, Radwege vorhanden, Verkehr mäßig.
Überrascht stellte ich plötzlich fest, dass ich mich auf der Brücke Pont de Grenelle befand und vor mir die Freiheitsstatue zu sehen war.
Zur anderen Seite wieder das Wahrzeichen von Paris, der Eiffelturm.
Als ich dann am „Ziel“ in die Rue Daguerre einbog, war es, als wenn man in ein anderes Paris eintauchte, feine Geschäfte, Einzelhandel mit so leckeren Käsesorten, Süßwaren, Snacks, Patisserie etc. Und Fußgängerzone. Einmal hoch und wieder zurück die Straße abgeklappert. Die Rue Mouton Duvernet gesucht, dabei ein Parkgelände entdeckt, in dem ein Spielplatz eine öffentliche Toilette bot, was dringlich erforderlich war. Die Villa Adrienne erwies sich als ein Hinterhofhaus, jedenfalls das, was ich fand. Das Arrangement mit der Häuserreihe im Halbrund in einer anderen Nebenstraße war zwar ansehnlich in der sonst eher tristen Geradlinigkeit der Straßen, mir aber kein Bild wert. Ich brach dann nach Rückkehr in die Rue Daguerre die Tour ab, kaufte mir ein belegtes Baguette mit Pute/Curry für 4,90€. Damit setzte ich mich wieder in den Park auf eine sonnenbeschienene Bank. Es war gerade 12 Uhr vorbei.
Die Gelegenheit für ein Selfie.
Wohin nun sich wenden? Ein Blick auf den digitalen Stadtplan, da ward der Jardin du Luxembourg ausgewählt, keine 3 Km entfernt. Schon von Weitem erkannte man die Fontäne „Quatre Parties du Monde“, als Entree in den Park.
Bevölkert von Jugendlichen auf dem Rasen und Kindern, die zwischen den Alleebäumen tobten. Linker Hand bemerkenswerte Gebäude, eins davon die Fakultät Pharmazie.
Daneben eine nationale Institution École nationale d’administration, sowie ein Gymnasium. Insofern verwunderte die Vielzahl der jungen Menschen hier nicht sonderlich. Die meisten saßen in Gruppen zusammen, einzelne genossen die Sonne, gegessen wurde.
Dann drang ich in den eigentlichen Park ein, der ebenfalls von rastenden oder pausierenden Menschen besucht war. Wie in den Tuileries, auch hier grüne Metallstühle zum Verweilen bereitgestellt. Auch ich gönnte mir hier eine Pause, schnappte mir einen Stuhl und ließ das Ambiente sowie das Panorama auf mich wirken. Entspannt plante ich so das nächste Ziel, Notre Dame.
Bei der Ausfahrt aus dem Park, etwas versteckt die Fontäne Medici.
Garten und Palais entstanden ab 1611, angeregt von Maria de Medici. Ein Abbild der Gärten in Florenz war diese Anlage.
Die Kulisse bildet eine Liebesgeschichte ab: Der Zyklop Polyphem schaut über den Rand eines Felsens und sieht in den Armen seiner Geliebten Galateia den Jüngling Akis.
Nun folgte bald die atemberaubende Tour durch das Paris der Restaurants, kleinen Läden in engen Gassen, St. Germain. So stellt man sich das savoir vivre vor. Die Seine war danach schnell erreicht und der Blick auf Notre Dame frei. Wieder waren die Brücken abgesperrt, Polizisten dirigierten Menschen mit ihren Autos in andere Richtungen, ließen nur welche mit Legitimation durch.
Von der Petit-Pont Cardinal Lustiger sah die Kirche überhaupt nicht beschädigt aus. Doch der Schein trügte.
Wenn schon hier im Zentrum, dann wollte ich auch noch zur Sacré-Cœur nach Montmartre. 6 Kilometer hatte ich zurückzulegen. Und wieder kaum Autoverkehr in den Nebenstraßen, gemächlicher Alltag, so schien es, ab und an störten rasende Motorroller oder drängelnde Taxis. Bekanntermaßen liegt die Kirche auf einem Berg, so verwunderte es nicht, einige Steigungen zu bewältigen.
Sogar eine Kabinenbahn fuhr hier zur Kirche hinauf. Ich schaffte es mit dem Rad. Wunderbare Aussicht, wenn auch leicht diesige Sicht. Ein Nationalitätenmix wuselte durch die Gassen, besuchte die Kirche oder saß nur auf dem Vorplatz und sah in die Ferne. Natürlich fehlten nicht die Porträtzeichner, die sich um ein Restaurant scharten, einige davon hatten sogar Kundschaft. Vor der Kirche saß ein junger Mann und spielte auf einem elektrischen Klavier Melodien.
Ein Blick ins Innere der Kirche folgte nach Erkundung des Hügels. Petrus (2. von rechts), eine betende Nonne (Mitte), die Kirche von außen und in die Kuppel.
Auf der Rückfahrt (rund 11 Km) kaufte ich zwei Baguette. Gegen 16.30 Uhr war ich wieder am Campingplatz. Kurze Zeit später tauchten die beiden aus Scheeßel von einer Radtour auf und wir setzten uns zu einem Schwätzchen zusammen.
24.09.2021 Freitag
Beratschlagt wurde, was wir nach dem Reservierungsende machen wollen. Verlängern, wenn ja, wie lange? Suchten nach Alternativen zur Küstenroute, die ich nicht mehr einschlagen wollte, auch wegen schlechten Wetters. Reims war zunächst im Gespräch, wir fanden dann Châlons-en-Champagne, wo es einen schönen Campingplatz geben sollte. Luxemburg würde dann als weiterer Zwischenstopp folgen. Jola dackelte zur Rezeption, ich gab mit auf den Weg, ruhig nach der Mitgliedschaft zu fragen, 6 € würde man für einen Tag sparen. Freudig strahlend erschien sie mit Verzögerung zurück, berichtete, wir seien nun Mitglied (Beweis eine Pappkarte mit 5 Stempeln), hätten 70 € durch ihre Beharrlichkeit und etwas Glück gespart, denn man hatte ihr auch für die vier zurückliegenden Tage den Mitgliedsrabatt gewährt. Unsere Tour begann mit der Fahrt an der Seine entlang, wo Hausboot an Hausboot lag, einige recht heruntergekommene Schiffe darunter, andere wiederum fein hergerichtet. Verwunderlich erschien mir die große Anzahl von an den Gangways abgestellten Rädern, handelte es sich um Großfamilien, die auf den Schiffen lebten?
Nach rund 2 Kilometern endete der Sandweg an der Fußgängerbrücke (Passerelle de l’Avre), auf die wir uns zur Aussicht begaben. Ich lotste Jola dann quasi auf meinen gestrigen Spuren bis ins 14. Arrondissement, in die Rue Daguerre. Unterwegs murrte sie, weil es angeblich schöne Ecken zum Verweilen und Bummeln gegeben hätte, die ich für sie unverständlich ignorierte. Einen Stopp legten wir beim Botanischen Garten ein, der hier auf der Wegstrecke rechts auftauchte. Den konnte ich gestern nicht gesehen haben, da meine Strecke anders verlief. Ein bisschen Füße vertreten, die Parkanlage auf sich wirken lassen und Bäume bestaunen (Ginko, Zeder, Erdbeerbaum). Nebenan die riesige Tennisanlage von Roland Garros.
Versöhnlicher ging es dann am Zielort zu, denn die Straße vermittelte wieder ihr eigenes Flair, das Jola ebenso verzauberte wie mich am gestrigen Tage. Gleich sollten süße Teile gekauft werden, auch Käse oder Obst, doch ich bremste ab. Erst alles einmal anschauen, dann entscheiden. Nach einem Rundgang blieben wir bei einem vegetarischen Restaurant namens „Raw Cake“ hängen. Mein Pizzaboden erschien mir gleich einem harten Dinkelcracker, mit dem Messer kaum zu schneiden; Jola hatte Menü bestellt, vegetarischen Burger mit Getränk und Dessert. Am Nachbartisch nörgelte ein Mann über den gleichen Pizzaboden herum, der von ihm fast unberührt blieb. Nun war endlich der Einkauf dran, es wurde Käse ausgewählt, wobei ich mich schwerlich bei der unbeschreiblich großen Auslage entscheiden konnte. Eine Flasche Weißwein wanderte vom Laden gegenüber in meinen Rucksack, Jola verschaffte uns unterdessen Weintrauben und Gemüse. Mittlerweile war es 14.30 Uhr, da saßen wir am Ende der Straße im Café Daguerre bei einem Café au lait.
Fort führte ich Jola im Anschluss an diese Pause zum Jardin du Luxembourg. Leicht gelockert durch die guten Fahrwege für Radler entspannte sich Jola. Der Park war heute nicht ganz so zahlreich besucht wie gestern, aber der Eindruck dürfte für Jola ebenso phantastisch gewesen sein. Für mich waren die beiden Männer neu, die sich mit der Reparatur oder Fertigstellung eines Schiffsmodells beschäftigten, sah aus, als wenn es alles Teile aus Müll oder Abfall waren. Etwas ungünstig abgelichtet.
Jola wünschte eine Pause am Wasser, in dem ich später reichlich Fische tummeln sah. Manche schienen die Menschen um eine Gabe zu bitten, reckten Mäuler aus dem Wasser und machten den „Karpfenblick“ (wie Jola gerne es ausdrückt). Das Palais dient dem französischen Nationalrat (vgl. mit dem Bundesrat) als Sitz und Tagungsstätte.
Notre Dame musste Jola dann noch zu sehen bekommen. Diesmal war der Platz davor frei zugänglich. Am Absperrzaun hingen Kinderbilder vom Brand der Kathedrale.
Die beiden Musiker standen auf der Brücke hinter der Kirche, spielten ihre Lieder vor wandelndem Publikum.
Im Feierabendverkehr die 11 Kilometer Rückreise angetreten, einen Stopp am Musée Orsay eingelegt, imposantes Gebäude. Es war 18 Uhr vorbei, ein Besuch hätte sich nicht mehr gelohnt bzw. wäre wahrscheinlich gar nicht mehr möglich gewesen.
25.09.2021 Samstag
Wenig Verkehr, erstaunlich für einen Samstagvormittag, es war 10 Uhr, als wir abfuhren.
Die Fahrt verlief rückwärts, zumindest bis St. Denise. Die Baustellen, die Schlaglöcher, die Ampelschaltungen waren von der Hinfahrt vergessen, jedoch schnell wieder gegenwärtig. Aus dem Moloch Paris zu entkommen dauerte so seine Zeit. Die maroden Straßen innerorts in den Durchgangsorten zeigten einen ärmlichen Zustand einer der nach Wirtschaftskraft stärksten Nationen Europas, Schlaglochpisten oder ohne Hirn reparierte Teilstücke ohne Ende. Nur die letzten 70 Km durften als normaler Straßenzustand bezeichnet werden. Auf den Felder ackerten die Landwirte mit diversen Maschinen, ernteten Zuckerrüben oder anderes Grünzeug. Manchmal leuchtete etwas Gelb, Raps. 13.45 Uhr war Ankunft auf dem Campingplatz in Chalons-en-Champagne bei strahlendem Sonnenschein. Jola kam von der Rezeption zurück mit der Meldung, hier würden etliche Hundert Gastarbeiter nächtigen, es würde laut werden und die Sanitäreinrichtungen stünden zu bestimmten Zeiten nicht zur Verfügung. Wir beließen es deshalb erst einmal bei einer Übernachtung. Fanden einen Stellplatz (114), eben und mit Fernsehempfang. Von Gastarbeitern nichts zu sehen.
Jola bekam einen Hinweis, wie man am besten ins Zentrum gelangen würde. Ich folgte ihr, leider wurde daraus ein Umweg, allerdings radelten wir einsam auf einem Radweg in Sichtweite eines Kanals entlang. Ein einheimischer Radfahrer half uns, nahm uns ins Schlepptau bis kurz vor dem Zentrum. Das erreichten wir, nachdem wir einige Grünanlagen durchfuhren. Hier bereitete man eine Veranstaltung vor, wahrscheinlich sportlicher Natur. Ein Wechsel von wenig erbaulichen Ansichten mit Häusern aus Zeiten architektonischer Glanzleistungen, insbesondere das Rathaus (um 1770). Ich mag es kaum erwähnen, wieder wurden wir Zeuge einer glamourösen Hochzeit.
Nach ein bisschen Umherfahren fanden wir die Touristeninformation. Menschen mit Sportkleidung tauchten vermehrt auf, fast alle trugen ein Werbe-T-Shirt orange bleu und entsprechende Beutelchen. Absperrgitter und Halteverbotsschilder deuteten auf ein Rennen oder einen Lauf hin. Einige Straßenzüge bestanden vermutlich aus militärisch geprägten Zeiten, kasernenartiger Häuserstil.
Umrundeten die Kirche „Notre-Dame-en-Vaux“, ein paar erhaltene Fachwerkhäuser. Sahen danach den frenetischen Musikdarbietungen vor dem Hochzeitspaar am Rathaus einmal mehr zu, schauten uns das historische Zirkusgebäude an. Auch hier sportlich ambitionierte Menschen, die auf irgendetwas warteten, sich vorbereiteten.
Im Arboretum auf einer geneigten Rasenfläche eine Installation mit funktionierender Uhr entdeckt. Sie zeigte 16.45 Uhr an.
Im Park tobten die Massen zu Klängen eines Discjockeys, später angeheizt von Eintänzern auf der Bühne. Wir warteten, was nun noch passieren würde, doch außer dass immer mehr sportlich gekleidete Menschen herströmten, nichts. Eine Band probte unbeeindruckt von den Menschenmassen für ein späteres Auftreten unter der Rotunde.
Kurz regnete es, was der Stimmung im Park keinen Abbruch tat. Masken wurden getragen, aber nicht von jedem.
Eine Kolonne Sportler marschierte in enger Reihe auf den Hauptplatz zu, danach folgte eine zweite Schlange. Wir verabschiedeten uns von dem Spektakel, ohne Kenntnis, was nun eigentlich der Zweck des Ganzen hätte sein sollen.
26.09.2021 Sonntag
Nachts fiel der Strom aus, davon merkte Jola erst am Morgen beim Wasser kochen etwas. Der Schaden war dann rasch behoben, von wem auch immer. Entschieden worden war nach gestriger hitziger Diskussion, abzufahren und keine Radtour mehr zu machen. Die Pumpe für den Scheibenwischwassertank konnte ich nicht in Gang bringen.
Um 10 Uhr verließen wir den Platz, vor uns schon etliche Frühaufsteher. Die Straßen waren etwas besser präpariert, trotzdem brauchten wir für die knapp 200 Km leidliche 3,5 Stunden, auch bedingt durch eine Durchfahrtsperre in Charny-sur-Meuse.
Sie bedeutete mehr als 10 Kilometer Umweg auf schmalen Straßen durch unbekanntes Terrain. In einem Hotel mit angeschlossener Brauerei wollten wir Essen, der Servicemitarbeiter wies uns ab, kein Platz frei. Unverrichteter Dinge stiegen wir ins WoMo zurück, nun doch den Rest bis zum Campingplatz abreißen. Für ein kleines Land wie Luxemburg enorm viel Gewerbeflächen, protzige Neubauten, in der Stadt später nicht viel anders. Der Campingplatz Kockelscheuer im Stadtteil Gasperich nicht weit vom imposanten Stadion neben einem Golfplatz, bei dem es sich allerdings nur um einen Übungsplatz handelte. Der Campingplatz großzügig angelegt, die Frau an der Rezeption sprach fließend deutsch und französisch. Sogar an Fernsehempfang dachte sie.
Aufgebaut, Tee getrunken, Keks gegessen, ausgeruht. Dunkle Wolken am Himmel, dezenter Nieselregen für kurze Zeit.
Aufbruch zur Stadterkundung, im Korb die Regenjacke. Rund 6 Kilometer sollten es sein, breite Radwege, frisch geteert, manchmal verschwanden sie, mussten auf die Busspur ausweichen, was kein Problem war, da am Sonntag kaum Busse fuhren. Es sah nach Wohlstand, wirtschaftlicher Aktivität und technischem Wandel aus. Im Zentrum dann eher ein Mix aus alt und neu in einem Umfeld aus bergiger Landschaft mit grünen Tälern.
Einen ersten Stopp legte wir am Casino Luxemburg am Boulevard F. Roosevelt ein.
Ausblick über eine grüne baumbestandene Niederung auf Parkanlage und im Hintergrund die Pont Adolphe sowie das Bankmuseum.
In der Oberstadt weitere Sehenswürdigkeiten, ohne dass wir zu diesem Zeitpunkt sie alle namentlich identifizieren konnten. Die Kathedrale Notre Dame de Luxembourg stach mit ihren merkwürdig anmutenden Türmen auf dem Weg in die Fußgängerzone ins Auge. Sie wurde an der heutigen Stelle als Jesuitenkirche errichtet, die Grundsteinlegung erfolgte 1613. 1794 nahm die Kirche das Gnadenbild der Stadt- und Landespatronin Trösterin der Betrübten auf und wurde Zentrum der Muttergottesoktav (Wikipedia).
Geschäfte teilweise geöffnet, an zentralen Punkten viel besuchte Restaurants, an den Ecken bettelten Gestalten mit Pappbechern um Geldspenden. Am Fischmarkt fanden wir ein Lokal (Dipso), das uns auf seiner Speisekarte einigermaßen preiswerte Speisen offerierte, zuvor erschreckten mich die Aushänge in anderen Restaurants, sodass ich keinen Hunger verspürte, Jola mit dem Satz „dann machen wir uns im WoMo einen Salat und essen nur eine Portion Pommes“ dies noch unterstrich.
Die beflissenen osteuropäisch wirkenden Servicekräfte wuselten schnell zwischen den Tischen, räumten sofort leere Gläser oder Teller ab, kaum, dass ausgetrunken oder aufgegessen war. Falafel und einen vegetarischen Burger, Jola nahm Nudeln mit Hühnchenscheiben, dazu je ein Bier. Glück mit dem Wetter gehabt, sogar die Sonnen blickte kurz vorbei. Gegenüber das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst. Für den morgigen Tag schon einen Plan im Kopf, kehrten wir um und begaben uns auf die Heimreise.
27.09.2021 Montag
Viel wurde geplant, auch die Möglichkeit, mit dem Bus in die Stadt zu fahren, wurde in Betracht gezogen. Am Ende blieb es bei der Fahrt mit dem Rad in die Stadt, allerdings auf einer anderen Strecke.
Duschen war ein Genuss, alles schön sauber, großzügig angelegt, ohne viel Firlefanz. Die Regenjacken wanderten vorsichtshalber in den Rucksack oder gleich angezogen. Es blieb jedoch tagsüber trocken, abgesehen von wenigen Tropfen. Erst den letzten Kilometer schauerte es, die Kleidung war schnell nass, aber das war dann auch egal.
Ums Stadium diesmal rechts herum durch das Gewerbegebiet, wieder neue Ansichten von moderner Hochhausarchitektur.
Durch Wohngebiete mit Reihenhaussiedlung oder Mietwohnungen, klangvolle Straßennamen, Darwin, Wagner, Kolumbus, etc. Im Zickzack dadurch gelangten wir über eine Brücke ins Bahnhofsviertel. Der Haupteingang des großen Bahnhofs imposant, Fahrradwege schlängelten sich zwischen Straßenbahngleisen hindurch. Am Ende der Avenue de la Gare über die Kreuzung verschwanden wir hinab in die Montée la Petrusse. Steil ging es auf Kopfsteinpflaster vorbei an alten Häusern in den Ortsteil Grund. Panoramen auf die umliegenden Felsen, Mauern, Zitadelle oder Aquädukt. Im Bisserweg stellten wir die Räder ab, ein paar Restaurant boten hier Mittagstisch an; marschierten auf dem geologischen Pfad zum Aquädukt, doch die eigentlichen Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten lagen auf dem Rundweg in der anderen Richtung, kehrten deshalb um. Bewegte mich schwerlich ein Stück Weges eine Steigung hinauf, um den Blick übers Tal schweifen zu lassen.
Von der Bisserbrücke wanderten wir zum Abtei Neumünster. Sandsäcke und leerstehende Häuser sowie geschlossene Geschäfte deuteten darauf hin, dass auch hier das Hochwasser (Alzette) vor etwa zwei Monaten gewütet haben musste. In den Räumen der Abtei brummten Entfeuchtungsanlagen vor sich hin, die meisten Fenster standen offen. Der Innenhof war lichtdurchlässig überdacht.
Wie alle anderen Klöster wurde auch die Neumünster-Abtei 1796 durch die französischen Revolutionsbehörden säkularisiert und damit enteignet, als in Luxemburg die Gesetzgebung des französischen «Directoire» eingeführt wurde. Ab 1815 diente die zum Kloster gehörende Johanneskirche den in Luxemburg stationierten Truppen des Deutschen Bundes bis 1867 als ein Militärhospital. Nach dem Abzug der Truppen des Deutschen Bundes 1867 wurde die Abtei im Anschluss an die Übernahme durch den Luxemburger Staat bis 1980 als Männergefängnis genutzt.
Dokumente beweisen, dass Textilhandwerker wie Weber, Färber oder Walker im 14. Jahrhundert hier am Wasser arbeiteten. Die hölzernen Hütten aus der zweiten Hälfte des 14. oder zu Beginn des 15. Jahrhunderts sind dann durch steinerne Werkstätten ersetzt. Im 17. Jahrhundert gab es am linken Ufer der Alzette, gegenüber der Kirche, eine Gerbergemeinschaft (Wikipedia).
Rückkehr zum Ausgangspunkt, Wieder warfen wir einen Blick auf die Speisekarten, doch es war noch zu früh. Schwangen uns auf die Räder, der Panoramaaufzug im Pfaffenthal sollte gefunden werden. Es begann das Spiel vom Auf und Ab, durchquerten das Tor durch den Bockfelsen, rollerten erlaubt die Einbahnstraße ins Pfaffenthal hinab, der Aufzug jetzt in Sichtweite.
Der Eingang fast versteckt in einer Nebenstraße. Funktionierte wie ein normaler Fahrstuhl, Räder durften mitgenommen werden, wir ließen sie unten stehen. Rasch ging es aufwärts, gerade genug Zeit um ein Foto zu machen.
Am Ende der Plattform im Fußboden eine Glasplatte, ungewöhnlich die Angst vor dem Betreten, obwohl man ja weiß, dass sie nicht nachgeben würde. Jogger schienen diese Art der erleichterten Bergbewältigung des öfteren zu nutzen. Im angrenzenden Park ein paar Schritte gemacht, die Aussicht genossen und sich der Fondation Pescatore zugewandt. Ein ansehnliches Anwesen. Der Namensgeber spendierte dem Staat 500.000 für die Errichtung einer wohltätigen Einrichtung.
Ein Selfie musste her.
Zurück zum Lift, hinunter, dann entschieden, jetzt zu einem der Restaurants im Bisserweg zu fahren. Dabei verfahren, in Clausen eine „Vergnügungsmeile“ entdeckt, doch alle Buden hatten geschlossen (Hochwasser).
Auf kleinen Umwegen erreichten wir das Restaurant Oscars im Bisserweg noch so rechtzeitig, dass Jola aus dem Mittagsangebot wählen konnte (Fisch und Fritten). Ich gönnte mir etwas Fleisch, nahm Chili con Carne. Dieses Restaurant muss eventuell bei den Überschwemmungen Glück gehabt haben, es lag etwas erhöht. Am Nebentisch schwatzten zwei Frauen in Englisch. Recherchiert hatte ich zwischenzeitlich, dass in Luxemburg dreisprachig gesprochen wird, französisch, luxemburgisch und deutsch. In Gastronomie und im Dienstleistungssektor meist französisch, bei der Wirtschaft englisch.
Nun gestärkt, wollten wir zur Kabinenbahn, die uns zum Kirchberg hinauf befördern sollte.
Sahen einen Siechturm, übrig geblieben aus früherer Zeit, als die Armen und Handwerker im Ortsteil Grund ansässig waren. Interessant war die Information zum Wasserverbrauch, Trinkwasser gab es nur im Tal, in der Oberstadt mussten die Menschen Regenwasser auffangen oder in Krügen durch Wasserträger Frischwasser hinaufbringen lassen. Oben gegrabene Brunnen waren schnell verseucht und Typhus brach aus. Erst im 19. Jahrhundert nahm man das erste Pumpwerk in Betrieb. Ein Turm stand noch als Relikt aus dieser Zeit abseits der Steinbrücke.
Erfreut lasen wir bei der Kabinenbahn, dass die Mitnahme von Rädern möglich war. Ein gut deutsch sprechender Mann informierte uns während der Auffahrt über die Gondel, Österreicher hätten sie gebaut, erfuhren wir von unserem temporären Guide. Außerdem erklärte er den Sinn der kostenlosen Nutzung öffentlicher Transportmittel, gab oben noch einen Tipp, wie wir zu einem schönen Aussichtspunkt hinter dem Museum Mudam kommen würden.
Hier auf dem Kirchberg standen noch imposantere Hochhäuser, einige davon gehörten zu Institutionen der Europäischen Gemeinschaft, bspw. Gerichts- oder Rechnungshof, Investitionsbank oder die Übersetzerdienste sowie das Generalsekretariat.
Die Philharmonie ein auffällig flacher weißer Bau mit Rundkuppel inmitten der Sky-liner. Kaum Menschen waren hier zu sehen, Autos ebenso wenige. Ins Museum Mudam warf ich einen Blick, las, dass am Mittwoch ab 18 Uhr freier Eintritt bestand, eine Option, falls wir weitere Tage hier bleiben würden. Die schönen Aussichtspunkte auf die Stadtsilhouette fanden wir unterhalb des Museums beim Fort Thüringen (Drei Eichen). An diesem Museum wurde restauratorisch gewerkelt.
Obligatorisch jetzt schon das Selfie, leider versperrten wir uns vor den Anlagen von Vauban selbst die Sicht aufs Stadtpanorama.
Jolas Frisur wirkt hier leicht toupiert, Schuld waren leichte Windböen. Kreisten um die Anlage, wurden der Rückansicht des Museums Mudam gewahr, das architektonisch beeindruckte. Stromerten danach auf der anderen Straßenseite der Avenue John F. Kennedy zwischen den Bauten herum, darunter Gebäude von Banken.
Bei der Investitionsbank steuerte ich über einen Zufahrtsstreifen auf einen Zugang mit der Beschriftung Visitors zu. Gleich trat man mir entgegen und wies mich auf französisch bestimmt ab, ich solle zurück auf den Radweg, das sei kein Besuchereingang.
Wieder auf der Avenue trafen sich just zwei der schicken Straßenbahnen, ein geeigneter Moment auf den Auslöser zu drücken. Wir verzichteten auf die Gondelfahrt in die Unterstadt, nahmen stattdessen den Weg über die Pont Adolphe ins Zentrum, um den Campingplatz anzusteuern. Am Gare entdeckte Jola drei bunte Buchstaben, meinte dazu, wenn sie sich dazu stelle, gäbe es den Wortsinn „JOLA“. Das könnten wir auf der morgigen Tour erledigen.
Doch der Drang zum sofortigen Handeln überwog, kehrt gemacht und in Pose gestellt. Putziges Bild, nicht wahr. Danach war genug erkundet und abgelichtet, 18 Uhr vorbei, Zeit an den heimischen Tisch zu kommen. Wieder im Zickzack durch die Wohnviertel, bis wir nach gut 6 Km auf dem Campingplatz ankamen.
28.09.2021 Dienstag
Entschieden gemeinsam, den Aufenthalt zunächst um einen Tag zu verlängern. Gebremst wurden wir von den geplanten Aktivitäten von einem leeren Akku und Blähbäuchen, wobei Jola mit Koliken zu kämpfen hatte. Während der Ladezeit war Ruhe angeordnet! Jola machte gute Miene zu bösem Spiel (Zustand), biss die Zähne zusammen und schwang sich mit aufs Rad.
Ich hatte mir gestern die Route um Luxemburg von der Touristenseiten heruntergeladen und auf dem Handy installiert. Die Tour führte quasi am Campingplatz vorbei zum Ort Fentange (3 Km), ein Stück neben einer lauten Schnellstraße. Über Land ging’s eine Weile voran, dann erreichten wir eine der reichsten Gemeinden, Hesperange. Ein größerer Ort, anschauliche Neubausiedlungen zeugten von wohlhabender Klientel.
Durch dieses adrette Städtchen wären wir ohne größeren Halt hindurch geradelt, wenn uns nicht die verschiedenen tierischen Skulpturen auf den Rasenflächen des Parks aufgefallen wären. Am Rand des Parks ein Campingplatz, schön gelegen. Wir unterbrachen die Tour, schwenkten in den Park und entdeckten an unterschiedlichen Stellen immer wieder neue Figuren, die Dimensionen dieser Kunstwerke verschoben die Erschaffer der Skulpturen, die Wildschweine klein wie Hasen, die Giraffe gerade so groß wie ein Esel, die französische Dogge groß wie ein Pferd. Vor dem Rathaus zwei Brunnen.
Fortgesetzt wurde die Tour auf der Rue de l’Alzette, eine für den Fußgänger- und Radverkehr freigegebene breite geteerte Straße entlang dem Gewässer, rechts Wald namens Buchholz. Später nannte sich der Weg Rue Godchaux nach einem der Tuchbarone. Tuchmacher hatten sich hier mit zwei Maschinen niedergelassen und nach und nach ein Imperium aufgebaut. Schleifmühle und Pulvermühle wurden genannt als Relikte aus dieser Zeit. Bei dem Flecken Itzgerstee erfuhren wir durch eine Schautafel, dass die Brücke über die Alzette bei Überschwemmungen mehrfach von Wassermassen zerstört worden war, selbst Betonpfeiler widerstanden nicht. Nun stand dort eine Holzbrücke aus Eichenholz, ob sie standhaft sein wird? Die Strecke diente Joggern als Laufweg.
In Ufernähe ein Gebäude ohne „Beschriftung“, dafür vor dem Eingang etliche Kunstobjekte aus Draht oder ähnlichem Material. Das Gelände nannte sich Schläifmillen. Die Schleifmühle folgte wenige Meter weiter, ein Wehr bremste den Lauf der Alzette etwas ab. Erreichten danach den Ortsteil Hamm, wo wir die Rue de Hamm überqueren mussten.
Klärwerke auf beiden Seiten, eins in moderner Holzverkleidung. An die zweite „Mühle“ gelangten wir nach einer Kehre, Pulvermühle genannt. Rechts schwoll das Gelände an, der Bahndamm bzw. die mit Steinquadern befestigte Böschung vor der Brücke, dessen Stahlträger geschickt hinter dem alten Mauerwerk des Aquäduktes versteckt waren. Unterdurch und wir befanden uns auf bekanntem Terrain, dem Bisserweg. Stopp bei den Restaurants, wählten dann die Brasserie Bosso, saßen im Hinterhof unter Markisen, durch deren Plane eine Kastanie wuchs und wir uns fragten, wie man das wohl hinbekommen hatte. Lammfelle und Decken sowie laute Musik sorgten für Aufwärmung. Jola begnügte sich mit einer überbackenen Kartoffel mit Spinatfüllung, auf meinem Teller lagen zwei panierte Schnitzel (eigentlich sollte es Hühnchen sein, nach der Struktur ähnelten sie eher Putenfleisch), dazu kleingeschnittenes Gemüse in Currysoße. Der Latte mit Zimt war mir zu süß und obendrein zu viel Schaum.
Auf der Suche nach der Villa Vauban irrten wir etwas zu lange umher, umkreisten quasi einmal den gesamten Grund (nicht den Ortsteil), fanden einen Weg, uns mit dem Fahrstuhl von Grund hinauf zum Platz Saint Esprit transportieren zu lassen. Oben ausgestiegen, umgaben uns diverse Gebäude von Justizinstitutionen. Vor einem schmückten bunte Vasen eine Gebäudeseite.
Den großzügig angelegten Stadtpark durchquerten wir, fanden die Villa Vauban, die heute geschlossen hatte. Die Villa Louvigny suchte ich vergebens, so blieb nur die Fahrt durchs Grüne. Uns schien die Strecke über die Route d’Esch kürzer, dafür an der jetzt viel befahrenen und lauten Straße unangenehmer zu bewältigen. Gegen den Lärm halfen auch nicht die in kurzen Takten verkehrenden Elektro-Busse. Das war’s mit Luxemburg, denn für morgen war Regen angesagt und unsere Planung sollte uns nach Deutschland bringen, die Gegend um Trier. Das war nicht so weit und an der Mosel versprach ich mir noch ein paar schöne Tage.
29.09.2021 Mittwoch
Geregelter Aufbruch, alles zusammengepackt, den Verbindungsstecker und die grüne Zugangskarte abgegeben, zur Tankstelle einen kleinen Umweg in Kauf genommen, dafür für 1,304 € voll getankt. In Deutschland sollte der Diesel um die 1,459 € kosten. Nach gut einer Stunde erreichten wir den Campingplatz „Am Fährturm“ in Schweich an der Mosel Am Yachthafen. Platz mit Blick auf die Mosel durften wir uns aussuchen. Regenguss auferlegte uns eine Pause im WoMo. Mittagessen im angeschlossenen Restaurant Am Fährturm eingenommen. Zu der Zeit waren wir die einzigen Gäste. Mussten uns „ausweisen“, durften dann drinnen sitzen. Gesprächige Servicekräfte, von denen wir erfuhren, bis wo das Wasser gestiegen war, dass einige Camper ihre Mobile in den Fluten verloren hatten, weil sie u.a. nicht auf die Warnungen gehört hatten. Auf dem Platz bewegte man sich mit Booten. Jetzt sei alles wieder o.k. Das Essen (Salat mit gratiniertem Honigziegenkäse) war es ebenso. Spaziergang bei mehrheitlich scheinender Sonne in den Ort. Schweich bot einen modernen Schulkomplex, wobei die Sporthalle gerade saniert wurde. Edeka war um die Ecke. Die Einzelhandelsgeschäfte befanden sich überwiegend an einer viel befahrenen Durchgangsstraße, zwei Läden mit Damenmode (eins mit Dessous) boten Jubiläumsrabatte von 25% an. Ansonsten zwei Trödelläden, in die Jola verschwand und stöberte. Eine nicht mehr ihrem eigentlichen Zweck dienende Synagoge nutzte der Ort Schweich für kulturelle Veranstaltungen. Innen Informationstafeln über den Friedhof und die Sicherung der Grabsteine.
30.09.2021 Donnerstag
Sehr frisch war es am Morgen geworden. Über dem Wasser der Mosel waberten Dunstschleier, ein vorbeituckernder Frachtkahn verschwand alsbald darin. Den Weg zu den Sanitäranlagen legte ich ausnahmsweise einmal mit dem Rad zurück. Duschen einfach, war der einzige „Saubermann“ zu dieser Zeit. Recht früh verließen wir nach dem Frühstück den Platz Richtung Trier. 18 Km laut Radhinweisschild. Handschuhe schützten meine Finger, die dünne Hose bremste nur leidlich den kalten Fahrtwind. Zunächst hatten wir die Mosel linkerhand im Blickfeld, nach einiger Zeit wechselte die Ansicht, mehr Industriegebäude begleiteten uns. Letzte Reste der Beseitigung von Hochwasserschäden bemerkte ich, die Wegstrecke war jedoch durchgängig befahrbar. Einmal stand unmittelbar „Hochwassergefährdetes Gebiet“ warnend am Wegesrand. Bekannte und weniger bekannte Unternehmen siedelten in Trier-Ehrang, Schrott, Transportbeton, Abfallwirtschaft.
Hier teilweise schlechter Radweg. Die Kaiser-Wilhelm-Brücke auf umständlicher Streckenführung überquert. Bald war die Tourist-Info zusammen mit Porta Nigra ausgeschildert. Vor und hinter dem Wahrzeichen Triers Menschengruppen mit Guide und fotografierend oder mehr oder weniger begeisternd diesem zuhörend.
Uns blieb nichts anderes übrig, sich einzureihen in die Touristenschlange und ebenfalls Fotos zu machen. Den Stadtplan aus der Tourist-Info benötigten wir eigentlich gar nicht, alle Sehenswürdigkeiten waren gut beschildert ausgewiesen. Trier bot gut erhaltene städtebauliche Substanz, besaß reichlich Geschäfte, einfaches und gehobenes Sortiment, meist Filialbetriebe. Eine der beiden Karstadt-Filialen hatte dicht gemacht.
Schnell standen wir auf dem Hauptmarkt mit sprudelndem Marktbrunnen (linkes Bild) vor dem Hintergrund der Kirche St. Gangolf. Lindt hatte hier gerade einen Verkaufsshop eröffnet, wir widerstanden. 12 Uhr vorbei, im Restaurant Im Roten Haus (rechtes Foto) lasen wir die Spezialitäten des Tages: Kürbis „so oder so zubereitet“. Ein freier Tisch in der Sonne, ein Viertel Weißburgunder, dazu die Kürbissuppe und eine Quiche mit Kürbis. Es begann ein Duo auf freier Fläche Musik zu machen. Sie etwas größer als ihre asiatisch aussehende Gitarrenbegleitung schaute während der gesamten Songs traurig drein, ließ ihre Arme unbeteiligt am Körper neben dem zu großen Sweatshirt baumeln, sang mit gleichtönig hoher Stimme Coverversionen, in die die Begleitung ab und an Sonores beisteuerte. Jedes Mal, wenn ein Mensch eine Münze ins Körbchen warf, unterbrach er und bedankte sich überschwänglich. Am Ende wurden die Münzen gezählt und geteilt. Wir ließen die Räder stehen, marschierten zum Dom. Innenansicht, schlicht, viele gewaltige Krypten für verstorbene Geistliche o.ä. Folgten den Wegweisern, landeten auf dem Viehmarkt, verfehlten das Geburtshaus von Karl Marx. Jola schnupperte hier und da in Geschäften, kaufte sich bei Calzedonia eine Strumpfhose, dann, nach zweimaligem Anschauen den Toaster bei WMF.
Sahen das Kurfürstliche Palais und den Palastgarten, in dem gerade Mädchen ihre Sportstunde absolvierten, nach Zeit und Anfeuerung durch ihre Lehrerin ihre Runden drehten. Fuhren zum Amphitheater und von dort weiter im 1. Gang und Tour-Modus (Turbo) auf den Petrisberg. Panoramablick auf Trier und Umgebung über Weinberge hinweg.
01.10.2021 Freitag
Kehrten die sonst übliche Reihenfolge etwas um, frühstückten erst, packten alles zusammen, fuhren dann zum Sanitärhaus, ich duschte, Jola machte den Abwasch. Abfahrt dann kurz vor 10 Uhr. Schnell waren wir auf der Autobahn, kamen gut voran und waren gegen 11.45 Uhr in Limburg am Campingplatz im Schleusenweg. Jola brachte die Botschaft mit, man könne es kaum glauben, alle Plätze belegt bzw. reserviert. Grund war ein Treffen von Freunden der Concorde. So blieb nur der Stellplatz übrig. Eintrittskarte gezogen, der Poller senkte sich und die Zufahrt war frei. Gerangel um den richtigen Platz, Die Antenne drehte zuerst vergeblich ihre Runden, fand kein Signal, parkte um, bekam von einem mit dem Platz vertrauten Mann den Tipp, Platz 22 zu nehmen, dort hätte ich Empfang. So war es denn auch. Kamen mit den holländischen Nachbarn ins Gespräch, später rückte der Nachbar ohne Murren auf meine Bitte hin zur Rechten in seine Mitte. Die Sonne strahlte vom Himmel, kurze Hose an, dann auf in die Stadt. Der Weg war uns geläufig. Eingetaucht in die puppenhaften Altstadtgassen. Ganz im Gegensatz zum letzten Jahr herrschte heute reger Tourismusverkehr, Fremdenführer taperten mit kleinen Gruppen herum. Die meisten Außenplätze der Gastronomie waren gegen 13 Uhr besetzt.
Ließen die Räder am Restaurant Bella Città Vecchia stehen, marschierten hinauf auf den Felsen zum Dom St. Georg, der im Sonnenlichte erstrahlte. Den Dom durfte man besichtigen.Eine gewisse Schlichtheit war dem Innenleben nicht abzusprechen.
Wanderten zurück am Dompfarrhaus den Mühlberg hinab und gelangten über die Kolpingstraße zu dem noch gut bekannten Bäcker Hensler.
Über die gesamte seitliche Hauswand die phantasievollen Figuren im Rot.
Bummelten bis zum Marktplatz, fanden kein passendes Restaurant bzw. keinen freien Platz, drehten bei und kehrten zu den Rädern zurück. Im Halbschatten fanden wir am Fischmarkt einen Tisch im Bella Città Vecchia. Ich blieb bei meinem Wunsch, bestellte eine Pizza. Zwiebelwunsch wurde mir mit einem Euro extra berechnet (ziemlich frech!). Jola hatte sich nach der Post erkundigt, so folgte nach dem Essen ein Spaziergang durch die Gassen auf der Suche nach der Post. Etwas abseits lag sie, ich blieb bei der Stadtbibliothek stehen und wartete. Bewegten uns Richtung Bahnhof, bei einem Schmuckgeschäft sahen wir (ich/sie) einige Ketten von Cour de Lion. Nachdem Jola wiederholt über die Mattigkeit einer ihrer Ketten sich beklagt hatte, war das eine Gelegenheit, dem Abhilfe zu verschaffen, zumal ihr eine aus der Auslage ganz besonders gefiel. Schon war der Eintritt begangen, es wurde anprobiert und fachfraulich beraten. Verkaufsfördernd wirkte die Empfehlung, das Armband als Kettenverlängerung zu nutzen. Diese Variante war bisher gar nicht gegenwärtig gewesen, fand aber sogleich Zustimmung. Perfekt war dann das spontane Geschenk und die Freude groß.
Fotografierte dabei einige Häuser oder Teile davon aus ungewöhnlicher Perspektive.
Die Beine wurden müde bzw. schmerzte mein Knie/meine Hüfte und wir strebten den Fahrräder entgegen. Blieben auf der rechten Seite der Lahn, sahen bald beim Anleger der Ausflugsschiffe unser WoMo auf dem Stellplatz gegenüber. Radelten weiter, gerieten auf einen unbefestigten Weg, der uns unter der Lahntalbrücke und ein Stück weiter der Eisenbahnbrücke hindurchführte und wir im Vorort Eschhofen abbogen. Ich nach wie vor im kurzärmeligen Hemd unterwegs. Die moderne Brücke namens Kurt van der Burg führte uns zurück auf die Seite des Campingplatzes, der hier mit 2,2 km ausgeschildert war. Auf der Höhe eine Kirche, St. Lubentius. Sie und die Brücke erkannten wir nun als schon einmal „bereist“. Zurück auf dem Stellplatz, ein bisschen geruht, gegen 17.20 Uhr stießen wir zur angekündigten Weinprobe auf dem Gelände des Campingplatzes dazu, die bereits in Gang war. Man bot uns (ohne Anmeldung) einen Platz an und das Ehepaar Gehring dozierte im Wechsel in angenehmer Atmosphäre über ihre Weine, die Weinsorten und seinen Anbau allgemein. Erfuhren Wissenswertes über Haltbarkeit durch Schwefel, Abhängigkeiten von Böden und deren Mineraliengehalt, Korken versus Schraubverschluss etc. Frau Gehring schenkte von jedem besprochenen Wein gut ein. Am Ende kauften wir zwei Flaschen (Vollmond, ein leichter Rotwein und einen Muskateller), kamen mit belgischen Tischnachbarn ins Gespräch, die gerade aus Kroatien zurückgekehrt waren.
Später den Platz inspiziert, einiges Neues entdeckt und auf dem Rückweg kuriose Verteidigung eines Ganters seiner verletzten „Gattin“ gegen ausgeführte Hunde beobachtet.
02.10.2021 Samstag
Nachts klackerte es in unregelmäßigen Abständen aufs Dach, Regen hatte eingesetzt. Der Morgen zeigte sich eher grau, dafür war es jetzt trocken. Zu den Sanitäranlagen verweigerte man mir die Durchfahrt. Katzenwäsche notgedrungen. Jola machte sich gegen 09.45 Uhr auf, um pünktlich zur Fußpflege zu kommen. Verabredeten lose ein Treffen in der Stadt, denn ich besorgte frischen Kaffee in der Rösterei in der Kolpingstraße gegenüber der Bäckerei Hensler. Jola traf ich kurz zuvor, als sie gerade den Salon verließ. Sie wollte alleine ein bisschen Bummeln. Beim Bäcker packte ich einen Beutel mit drei Milchbrötchen vom Vortag, 2 € verlangte die Verkäuferin dafür. Am Bischofsplatz ein nettes Lokal fürs Mittagsessen entdeckt und Jola informiert. Machten dann eine von mir gewählte Radtour (R8) nach Brechen. Am Flüsschen Aar teilweise entlang, meist auf geteerten Versorgungswegen durch Felder in einem weiten Tal. Bei Gegenwind und leichter Bergaufneigung strampelten wir bei wenig Radverkehr. Die Sonne ließ sich immer wieder mal blicken, wenn, dann wurde es gleich richtig warm unter der Regenjacke. Brechen bot nichts, was uns hätte verweilen lassen. Verlängerte die Tour bis nach Selters und fragten uns bisweilen, ob es der Ort war, den man hinlänglich als Selters des Mineralwassers kannte. Und tatsächlich wies ein Schild in Niederselters einen Weg zur Quelle aus. Das erste davon hatten wir übersehen und kehrten am Supermarkt um. Die Unterführung unter den Bahngleisen war verschmiert, auf der anderen Seite über die Straße, dann standen wir vor einer kleinen gepflegten Grünanlage, an dessen Ende sich ein Gebäude, das als Brunnentempel beschrieben wurden, befand.
Das nebenan angesiedelte Museum war geschlossen. Ein Umtrunk insoweit nicht möglich. Auf einer Schautafel waren ein paar Informationen zu lesen, darunter, dass Goethe hier ca. 1815 war und das Wasser gelobt und getrunken hätte. Aus der hiesigen Quelle wurde bereits seit 1999 nicht mehr abgefüllt. Selters Mineralwasser kommt seitdem aus Selters an der Lahn, der dortige Betrieb gehört zur Binding-Brauerei.
Etwaige Essensgelüste vor Ort konnten aufgrund mangelnden Angebots nicht gestillt werden. So zogen wir den Rückzug an, der windunterstützt und geneigt rascher zurückzulegen war. Nahmen die kürzere, mit einem heftigen Anstieg verbundene Strecke in Angriff und trafen durchs Gewerbegebiet wieder in Limburg ein, direkt am Bischofsplatz. Schwupps saßen wir im Restaurant Schlössje, Jola bekam ihre Grüne Soße, wir zusammen durften wieder Anteil an einer Hochzeit nehmen, die in der gegenüberliegenden Kirche stattfand. Beim Mittagessen blieb es dann nicht, ein Stück Kuchen sowie Milchkaffee verlängerten den Aufenthalt. Jola kaufte dann noch einen Schal bzw. ggf. als Geschenk für Miriam. Meist wartete ich beim Stöbern in den Geschäften draußen, machte Fotos oder hörte eine Saxophonistin beim Straßenkonzert zu.
Das war dann genug Aktivität für diesen Tag.
03.10.2021 Sonntag
Letzter Übernachtung in Limburg, morgen treffen wir uns mit Miriam in Kassel zum Mittagessen. Wechselten vom Stellplatz auf den Campingplatz nachdem ich mir einen freien Platz ausgesucht hatte. Schnell umgeparkt. 23,50 € zahlte Jola für die beiden Tage inklusive Strom auf dem Stellplatz.
Erst sollte es nach Nassau gehen. Doch weil wir schon einmal bis Diez gefahren waren, schlug ich eine Tour nach Hadamar vor, das mehr nördlich von Limburg lag. Verschoben den Start um ein paar Minuten, es begann zu regnen. Keine 10 Km wären auf der Tour zurückzulegen gewesen. Die Ausschilderung an der Lichtfeldbrücke irritierte mich bzw. nahm ich die Wegweisung „Elz 3 Km“ für richtig ausgeschildert an und dirigierte Jola auf die Hauptstraße, wo wir alsbald keine grünen Schilder mehr antrafen und ich nach Navi fuhr. Erstmal manövrierte mich die Route in ein Gewerbegebiet und zeigte ständig einen Weg an, wo keiner mehr war, sondern Gebäude standen. Mussten deshalb einen Umweg fahren, bogen treu auf einen Landwirtschaftsweg ab, der auf einem Feld endete. Verzweiflung brachte uns zur Umkehr und wir folgten der Hauptstraße nach Elz (3Km). Das erwies sich insofern als Glücksfall, als dass es bis Elz nur bergab ging. Im Ort landeten wir dann wieder auf dem R8 nach Hadamar (knapp 5 Km). Von der Lahn oder dem Elbbach sahen wir meist nicht viel. Jetzt jedoch strampelten wir im Nieselregen und böigem Wind durch Feld und Wiesen. Hadamar empfing uns mit Blick auf auf Anhöhen stehenden Kirchen, Burgen o.ä. Wir suchten den Weg zum Rathaus aus, Tourist-Info dort integriert, aber geschlossen.
Rathaus und einige Häuser adrett hergerichtet.
Ansonsten eher trostloses Ortsbild, was wir bisher zu sehen bekamen. Unternahmen einen Ausflug über die Hexenschlucht auf die Anhöhe, um das weit sichtbare Anwesen zu inspizieren. Die Asterei den steilen Weg hinauf umsonst gefahren, privates Gelände ohne Zugang. Dafür in der Alten Chaussee bestaunenswerte Villen aneinandergereiht bewundert. Jola wünschte das Kloster-Café anzusteuern, wieder eine Anhöhe hinauf. Anscheinend lag es in einem Klinikgelände. Jedoch stellte sich dieses als die eigentliche Gedenkstätte heraus. Es handelte sich um eine „Tötungsanstalt“ der Nationalsozialisten, in der zwischen 1940 und 1945 ca. 14.500 Menschen umgebracht worden waren (Gas oder durch Medikamente). Wir steuerten ein Hotel an, Ausschau nach einer Mahlzeit. „Kein Restaurationsbetrieb“ erfuhr ich an der Rezeption. Ließen uns an der Brückengasse gegenüber dem Amtsgericht nieder, gerade rechtzeitig unter Schirme geflüchtet vor einem heftigen Schauer. Speisekarte eher ländlich deftig einfach. Linsensuppe, Leberkäse mit Spiegelei und Folienkartoffel mit Quark. Immerhin eine warme Mahlzeit und Schutz vor Nässe. Gemütlicher Chef, der das Brot zum Leberkäse vergaß. Erfuhren, wo sich das Glasmuseum (der eigentliche Anlass meines Tourenvorschlages) befand, erhielten mit „den Rosengarten besuchen“ einen wertvollen Tipp, die Zeit bis zur Öffnungszeit des Museums zu überbrücken. Neuerlich war ein gewaltiger Anstieg zu bewältigen, bei den letzten Metern bis zur Treppe fürchtete man hintenüber zu kippen. „7 Kreuze“ hieß dieser Weg zum Herzenberg und dem Rosengarten.
Oben die kleine gepflegte Herzenbergkapelle. Sie ist eine über das Hadamarer Land hinaus bekannte und beliebte Marienwallfahrtsstätte. Der Berg hieß früher Hirschberg, wandelte sich, nachdem der Ort zur Herz-Begräbnisstätte der Hadamarer Fürsten (Grafen- und späteres Fürstenhaus Nassau-Hadamar) wurde, bürgerte sich die heutige Bezeichnung ein.
Gleich nebenan am Hang der Rosengarten. Ehrenamtliche Helfer halten die Anlage sauber und pflegen die Pflanzen und Beete. Bürger spenden Pflanzen, die dann Widmungen davor auf Schiefertafeln tragen.
14.10 Uhr standen wir nach vorsichtiger Talfahrt vom Herzenberg vor dem Glasmuseum, das neben Verwaltungseinrichtungen im ehemaligen Schloss im 1. Obergeschoss untergebracht war.
3 € ermäßigter Eintritt, dafür wurden wir um einiges schlauer, was Glasbearbeitung betraf. Rückfahrt dann bei Orkanböen, unterwegs halfen wir einem Rollstuhlfahrer sein Regencape überzuziehen.
Jola machten dann ohne mich einen Stadtbummel, brachte mir eine rote Unterhose mit.
05.10.2021 Dienstag
Von Limburg ging es nach Wetzlar. Unterwegs entdeckte Jola eine Fiat-Werkstatt, ich nutzte die Gunst der Stunde, bog ab und hatte Glück, ein Mitarbeiter half sofort bei der Suche nach dem Fehler der nicht funktionierenden Scheibenwaschanlage. Zeigte mir, welche Sicherung es wäre, die war jedoch heil. Ursache war dann ein abgezogener Stecker. 6 € drückte ich ihm als Anerkennung in die Hand.
Ich hatte einen günstigen Parkplatz in Altstadtnähe herausgefunden, den wir gegen 12 Uhr zielsicher ansteuerten. An einem Fahrradgeschäft hielt ich an, Jola brauchte eigentlich einen neuen Sattel, ihrer war an den Federungen ausgerissen, ab und an kullerten die Plastikkugeln auf die Straße. Besonders spannend war das in Hadamar als wir vom Rosengarten zurück in die Stadt fuhren. Da rollerte das Teil einige hundert Meter die Straße hinunter. Doch das Geschäft öffnete erst später.
Eine Stunde durften wir kostenfrei das WoMo abstellen. Wetzlar bot sogleich eine verkehrsberuhigte Zone in mit Fachwerkhäusern gesäumten Gassen. Erhebliche Tiefbauarbeiten störten das hübsche Stadtbild. An einigen Stellen erahnte man jedoch, wie es einmal „fertig“ aussehen würde. Wir blieben an einem Laden für Berufsbekleidung hängen, eine Weste musste ich anprobieren, endlich glaubte Jola sich am Ziel, mir eine neue vermitteln zu können. Die Anprobe draußen ergab jedoch, die war zu groß. Sie stiefelte ins Geschäft (nur 1 Kunde), brachte mir anderes Exemplar. Später durfte ich noch im Geschäft weitere Sachen testen. Eine Weste bestellte sie für mich, die anderen Sachen (Poloshirt) wurden sofort gekauft. Ein Brot (Hessen-Kruste) wanderte mit uns mit, zwei Stück Kuchen verzehrten wir später bei einem Espresso im WoMo. Dann ging es weiter nach Kassel. 15 Uhr war schon bald nicht mehr als Zeitpunkt zu halten.
So tranken wir kurz nach 16 Uhr einen Tee bei Miriam. Wir änderten dann den Plan, fuhren nicht zum Vietnamesen sondern mit den Rädern ca. 3 Kilometer zum Kleingartenverein, wo sich das Gasthaus Helleberg befand. Miriam machte mit ihrer neuesten Errungenschaft, einem Selfie-Stick, ein Bild. Am Eingang bespaßte uns der Chef mit einer Handpuppe, die die Korona-App kontrollieren wollte. Ein Tisch war mit Gästen besetzt, innen einige Tische festlich geschmückt, was nach einer größeren kommenden Gesellschaft aussah. Die überaus freundliche Bedienung brachte sogleich eine Flasche Mineralwasser, die Bestellung ging ebenfalls flott von der Hand. Ich genehmigte mir zwei ½ Liter Naturtrübes, die beiden Frauen jeder ein Glas „Hammel trocken“. Essen war vorzüglich, später wurde es lauter, die beiden Gesellschaften hoben den Lärmpegel deutlich an.
Am nächsten Tag reisten wir gegen 11 Uhr ab, hatten Glück, keine Staus, keine Unfälle, keine Baustellen, leider permanenter Regen. Bog in Reinfeld ab, dort bat ich im Caravan-Center um Bestellung des Ersatzteiles (ca. 50 €) fürs WoMo. Im Café Mocca aßen wir eine Kleinigkeit, dann ging es nach Hause.
Allerlei musste am Vormittag noch erledigt werden, Jola hatte sich um 9 Uhr zum Telefonat mit Miriam verabredet, um 09.30 Uhr stand – wie vereinbart – ein Mitarbeiter der Glaserei Brede auf der Matte, um sich das Roto Dachfenster anzuschauen. Im Anschluss brachte Jola das Paket mit Geburtstagsgeschenken für Miriam zur Post, ich verstaute derweil die meisten Reisesachen.
So ließen wir die Wielandstraße gegen 11.25 Uhr hinter uns. Bei Talkau auf die A24 nach Berlin gefahren. Sonnenschein vermittelte das Gefühl einer beginnenden unbeschwerten Fahrt, die Autobahn recht befahren, aber eben keine Behinderungen, erst kurz vor der Autobahnabfahrt eine Fahrbahnverengung. Werder überraschte mit einem Wechsel aus Alt und Neu, gemeint waren damit Häuser und ähnliche Gebäude, weniger Straßen und Radwege. Das Ziel am Jahnufer, der Campingplatz am Glindower See, gleich geortet. Niemand an der Rezeption, das Gelände abgesperrt. Eine Gästin des angrenzenden Restaurants verhalf mir zur Telefonnummer des Platzwartes, von dem ich lachend die Auskunft erhielt, kein freier Platz stünde aktuell zur Verfügung. So navigierte ich uns in den Ortsteil Petzow zum Stellplatz KIEZ, der sich auch Inselparadies nannte und ein Kinder- und Jugendzentrum für Erholung, Bildung und Freizeit war. Ein Mann mit Klemmbrett stand bereit, gerade ein anderes WoMo abgefertigt, von mir meinen Wunsch entgegenzunehmen. Nachschauen müsste er, wenn ich nicht reserviert hätte. Und es war ein Platz frei, Nummer 4, am Waldrand, ohne Fernsehempfang. Strom gab es, Toiletten oder Duschen nicht. Er drückte mir ein Couponheft, einen Umgebungsplan und eine Übersicht über die Freizeitanlage in die Hand und wünschte guten Aufenthalt.
Die Anlage vollmundig angepriesen, verströmte den Charme von FDJ Freizeiten in der DDR, Stege an der Badestelle (Badestrand genannt) morsch und unbenutzbar, die Freilichtbühne ein steinzeitliches Kolosseum, Bolzplätze zugewachsen, alte Treckerreifen ins Erdreich vergraben als Wegbegrenzung oder sollte es ein Trimm-Dich-Pfad sein? Überall schwirrten kleine Mädchen herum oder man hörte ihre Stimmen aus einigen der grauen Häuser.
Schauten wir aus dem Fenster unseres WoMo, so blickten wir auf einen hinter dünnen Bäumen grünlich schimmernden Tümpel, befüllt mit diversen umgestürzten Bäumen, abgebrochenen Ästen.
Da Regen oder Gewitter für den späten Nachmittag angesagt waren, machten wir uns rasch zu einer Fahrt Richtung Werder auf. Neben der Freizeitanlage ein modernes Ressort mit Anbindung an Bootsanlegeplätze und Blick auf die Grellbucht.
Die Fercher Straße nur ein kurzes Stück Richtung Werder, einen Hügel hinauf, dort stand die auffällige Schinkel-Kirche.
Nur kurz den sandigen Weg zur Hauptstraße, diese überquert, sahen wir das Schloss von Petzow am Haussee in der Zelterstraße. Auch hier wirkte Schinkel bei der Gestaltung mit. Nach den vorliegenden Informationen befinden sich jetzt Eigentumswohnungen in der Anlage. Die Fontane-Klause lud uns zu einem Imbiss im Garten ein. Bei Ankunft waren wir die einzigen Gäste. Hering mit Bratkartoffeln standen auf der Schiefertafel als Tagesangebot, Jola gefiel das. Ich begnügte mich mit einem klassischen Schnitzel, garniert mit einem Spiegelei. Kaum verspeist, forderte Jola zum Aufbruch auf, was sonst eher ungewöhnlich daherkam, Grund war gewittrige Wetterlage.
Angeboten wurde mir per Mail überraschend ein Aufenthalt auf dem Platz Blütencamping. Meine Nachricht über die Annahme des Angebots kam dann leider zu spät, der Platz ward anderweitig vergeben. So blieb nichts anderes übrig, als die zweite Nacht auch hier zu verbringen.
Der Regen kam dann noch, aber letztendlich in mäßiger Ergiebigkeit.
06.08.2021 Freitag
Unruhige Nacht, Jola hustete stark gegen Morgen. Sonne brach durch das Geäst, freundlich wirkte gleich das ansonsten eher trist daliegende Gelände der Freizeitanlage. Getoastetes Roggenbrot zum Frühstück. Kurzen Kontakt zum Nachbarn aus Bayern aufgenommen, der gerade sein Kanu für eine Ausfahrt aufpumpte. Aufbruch nach Werder. Fercher Straße entlang, der Sanddorn-Produktionsstätte einen Besuch abgestattet, dann den Campingplatz Riegelspitze eines Blickes gewürdigt, um gleich weiter ins Zentrum von Werder zu fahren. Über Unter den Linden gelangten wir in den architektonisch ansehnlichen Teil der Altstadt. Eine Sicherheit, hier nicht verhungern zu müssen, stellte sich angesichts der Vielzahl der Restaurants schnell ein. Direkt neben der Brücke auf die Insel ein Wohnmobilstellplatz, gut besucht. Ein Blick auf die Infotafel schaffte Klarheit über die Gebühren (19 € pro Tag), Strom extra, keine Duschen oder Toiletten. Aber eine super Lage. Ab hier dann Kopfsteinpflaster auf den meisten Straße auf der Altstadtinsel.
Über die Torstraße zum Markt, sahen diverse Cafés, die Frühstück anboten, eine Option für den morgigen Tag? Den Markt dominierten zwei stattliche Bäume, verkehrsberuhigte Zone, dann durch Poller abgegrenzt. Einige modern wirkende Hotels folgten, dann die Baderstraße, die uns ans Wasser der Havel brachte. „Alte Überfahrt“ ein edles Restaurant und Café, noch geschlossen. Sah eine Werbeschrift der Kaffeerösterei. Mir fehlte ohnehin Kaffee und ich ließ Jola am Fähranleger zurück, suchte die Rösterei am Markt. Musste im „Haus Schönemann“ nachfragen, indem ich durch eins der offenen Fenster „wie komme ich zur „Kaffeerösterei“ rief.
Freundlicher Tipp einer Mitarbeiterin, der mich über den Markt zum Lendelhaus führte, in dem ein Verkaufsraum der Kaffeerösterei ansässig war. Um 1820 war das Gelände eine Brauerei, dann eine Saftfabrik. Russen nutzten es 1945, dann zu DDR-Zeiten ein VEB. Nach der Wende Verfall, bis 2008 eine Investmentgesellschaft das denkmalgeschützte Ensemble sanieren ließ. Kaffee Marke „Blütenstadt“ für 7€ gekauft. Zurück zum Fähranleger, wo Jola auf mich wartete. Folgten dem Schild „Inselrundgang“ bis zum Fischrestaurant Arielle. Öffnung erst ab 11.30 Uhr. Zurück und dem grünen Schild „Inselrundgang“ gefolgt. Unangenehmes Gehoppel über Kopfsteinpflaster bis wir am Kirchweg vor der Heilig-Geist-Kirche standen. Davor eine Gesellschaft, die scheinbar auf Gäste und / oder den Bräutigam / die Braut warteten.
Weithin sichtbar die Bockwindmühle, gleich neben dem Kirchengelände. Freitags leider wegen technischer Arbeiten geschlossen. Von der Infotafel war zu erfahren, dass diese Mühle gar nicht von hier stammte, quasi importiert wurde aus einem 110 Km entfernten Ort namens Klossa. Kreisten weiter durch die kopfsteinpflasterbewährten Gassen, fanden das Restaurant St. Yves’s, ohne Angabe von Öffnungszeiten, dafür mit interessanter Menükarte. Rief die Mobilnummer an, erfuhr vom Catering, weshalb man heute erst gegen 16 Uhr kochen würde. Über die Fischerstraße erreichten wir gegen 11.30 Uhr unser Ziel für ein Mittagessen, das Fischrestaurant Arielle.
Günstige Zeit scheinbar, gleich zur Öffnungszeit, freie Platzwahl und kein Anstehen bei der Bestellung. Jola orderte Essbares, ich die Getränke. Jola gefiel ihr Backfisch in krosser Kruste, auch der säuerliche Kartoffelsalat fand ihr Wohlwollen. Mein gebackener Zander war zunächst ziemlich heiß, schmeckte mit Kartoffeln und Gemüse. Jolas gewählter Platz gewährte uns ständige Aussicht auf die Havel und den Schiffsverkehr mit seinen unterschiedlichen Bootsarten, ob Hausboot, Motorboot, Segelschiff oder Frachtkahn.
Fuhren anschließend die „Nordtour“ durch die Schrebergärten, wo Jola meinte, Christine hätte bei einem Spaziergang hierdurch ihre Freude. Am Restaurant Alago vorbei, zu dem Jola anmerkte, dort gäbe es in der 1. Etage ein „Kunstgeschoss“. Beim Bäcker vier Brötchen gekauft, sah die verschiedenen Arten und fragte nach, was den „alte Art“ sei. Irgendwie nach DDR-Art, also wie früher im Osten gebacken.
Nun den Rest der Insel erkundet, der Tienenplatz, an dem ein Mann vor seinem ansehnlichen Grundstück und darauf befindlichem Haus neben seinem Tesla Pappkartons zerkleinerte. „Tienen“ waren kleine Holzfässer, die man zum Transport der Äpfel benutzte, wobei jeder Lieferant eigene Brandzeichen im Holz zur Unterscheidung anbrachte. Die Äpfel wurden dann per Schiff nach Berlin zum Markt gebracht.
Jola stoppte am Stellplatz hinter der Brücke, schaute nach dem Obstweg. Nur der Weg endete schnell am Wasserrastplatz und führte uns zurück Unter den Linden. Verhaspelten uns bei der Suche nach den Hofläden, kreisten am Glindower See, mal in der Nähe unseres Stellplatzes, mal am Jahnufer. Vieles kam mir bekannt vor, und doch fehlte manchmal die konkrete Orientierung. Hofläden sahen wir zu dieser Zeit keine. Erreichten über die Brandenburger Straße, wo Jola an einem Selbstbedienungsstand Tomaten kaufte, wieder die Insel-Altstadt, pausierten im Hinterhof der Kaffeerösterei bei Pflaumenstreuselkuchen und Kaffee.
Den Stadtpark angesteuert, ihn aber nicht gefunden. Auf dem Weg dorthin das Gelände der Wasserwerke (irgendwo bei Nr. 4) gestreift und dieses lustige Gebäude gesehen.
Badestelle, mal mit Eintritt (Strandbad), mal versteckte Einstiegsmöglichkeiten ohne Einzäunung und „Lösegeldforderung“. Immer wieder Abwechslung zwischen dem klassischen DDR-Look, mit oder ohne neuem Farbanstrich, dazwischen villenartige Neubauten.
Folgten dem Ufer des Großen Plessower Sees, der uns ins Waldgebiet auf den Europäischen Wanderweg E10 führte. Später überquerten wir die A10, gelangten nach Kemnitz, wo der See sein Ende fand.
Wir bekamen langsam lahme Beine, es half aber nichts, die andere Seite des Sees war noch abzufahren. Nur leider nicht in unmittelbarer Ufernähe. Ganz ausweichen mussten wir auf den Derwitzer Winkel nach Derwitz.
Immerhin keine vielbefahrene Straße, in Derwitz dann eine interessante Kirche, deren Ursprung dem 15. Jahrhundert zugeschrieben wurde, wobei der Kirchturm nachträglich im 19. Jahrhundert seine Errichtung fand. Davor ein Gedenkstein an Otto Lilienthal.
Wir befanden uns wieder auf dem Panoramaweg Werderobst, der auf einem Schild „14 Km Petzow“ auswies.
Radeln gegen die dunkle Wand aus Regenwolken und gegen einen sich zunehmend entladenden Akku bei Jola. Auf Anhöhen, dann wieder zurück auf die laute und vielbefahrene B1. Wieder am Campingplatz vorbei, diesmal aber den Weg in die Sackgasse nach Anweisung des Routenplaners genommen und die „Alpenstraße“ gefahren, direkt am Gelände vom KIEZ angekommen, Jola mit letzten Reserven und den ersten fallenden Regentropfen.
07.08.2021 Samstag
Der Morgen begann mit Lesen in „Hannibal“, um 07.30 Uhr wachte Jola auf. Ich kredenzte ihr meine Idee vom Ablauf des Vormittags, Sachen packen, zum Werder-Center den Einkauf erledigen, danach Frühstück (im WoMo oder auf der Altstadt-Insel). Ich schrieb eine Notiz für die Rezeption, dass wir später zurückkämen und bezahlen würden.
Bei wenig Verkehr gelangten wir rasch auf das riesige Gelände Am Strengfeld, auf dem es neben den klassischen Filialbetrieben (Aldi, Rossmann, Hagebaumarkt, Kaufland etc.) auch einige lokale Anbieter und den Wochenmarkt anzutreffen waren. Kaufland erinnerte mich vom Angebot und Größe an den CITTI-Markt in Lübeck. Nach dem Einkauf luden wir die Räder aus, eine zeitliche Parkbeschränkung fanden wir hier nicht, radelten, ich erst in die falsche Richtung, die gut 3,5 Km auf der Potsdamer Straße zur Altstadt-Insel. Bei Café Hagemeister durften wir in der oberen Etage uns einen Platz aussuchen, mussten dann einige Zeit auf unsere gewählte Frühstücksvariante warten. Ohne Aufpreis durfte ich statt Rührei Spiegelei ordern. Für den Preis von 12,90 € ein ordentliches Angebot (Kaffee / Tee satt, ein Glas Saft dazu).
Kaufte dann bei Kirstein 10 „Brötchen alter Art“. Zurück am WoMo, standen dort jetzt einige weitere Wohnmobile auf Einkaufstour, der Parkplatz insgesamt gut gefüllt. Auf der Straße zäh fließender Verkehr. Erst die Rechnung beim Inselcamp beglichen, dann auf Umwegen zum Campingplatz am Glindower See, den wir gegen 12.20 Uhr erreichten. Platz 6 direkt am Durchgangsweg, genug Platz, Sonne, Sat-Empfang, die Badestelle fast vor der Tür, alles bestens. Jola erklärte die Chip-Karte für den Zugang zum Gelände und den Sanitäreinrichtungen. Ich ging zum Wasser, das angenehm abkühlte, schwamm einige Runden im leicht welligen Wasser des Sees, umgeben von allerlei Wasserfahrzeugen, meist ausreichend Abstand zwischen ihnen und mir, bis ein Boot aus dem angrenzenden Yachthafen vorbeituckerte.
Duschen konnte man nicht ohne Münze, so kamen die Haare unter dem Wasserhahn zu ihrem Shampoo. Jola wollte keinen Ausflug nach Potsdam machen, ruhte im Liegestuhl aus. Der Campingplatz besiedelt überwiegend von Dauercampern. Blieben augenblicklich noch ohne Kontakt zu den sehr, sehr typischen Camperfiguren.
Einen Kurztrip, das gefiel Jola, und ihr Vorschlag war Ferch, das sei nicht so weit (rund 9 Km) und mit der Maler-Kolonie vielleicht ein interessantes Ziel.
Ausnahmsweise einmal gute befahrbare Radwege, nahm am Ziegelei-Museum den um 1890 gebauten Turm erstmals wahr und lichtete ihn ab.
Mit Ferch entdeckten wir ein wirklich sehenswertes Örtchen, hier musste „das Geld“ wohnen oder lediglich investiert worden sein. Den japanischen Bonsaigarten schauten wir nicht an, weil wir den Uferweg wählten.
Dafür standen wir vor dem reetdachgedeckten Gebäude des Museums der Havelländischen Malerkolonie, geschlossen!
Um die Ecke quasi der Weg hinauf zum Wietkiekenberg, einen Ausflug wert. Weit kamen wir mit den Rädern im sandigen Waldboden nicht, ließen sie an einem der Nadelbäume stehen. Aus den am Wegesrand befindlichen Wochenendhäusern geselliges Gemurmel, manchmal dazwischen eingestreut kindliche Hochtöne, mehrfach sahen wir geschmückte Gärten, Hauseingänge oder einfach irgendwo hübsch gekleidete Kinder, die ihre Einschulung fröhlich mit ihren Eltern und Angehörigen feierten.
Der Marsch zum Aussichtspunkt war durch stetiges Bergauf gekennzeichnet, für meine lädierten Gelenke eine kleine Herausforderung, die gut 1.000m. Der Aussichtsturm entpuppte sich als Sendemast, an dem metallene Stufen zu einer Plattform öffentlich zugänglich hinaufführten und von dort einen schönen Rundblick übers Havelland bis nach Berlin bot.
08.08.2021 Sonntag
Frühes Zubettgehen führte zu frühem Aufstehen, verbunden mit einer morgendlichen Schwimmrunde im See, wo ich nicht der erste war. Ein (noch) älterer Mann stand an einer der beiden Bänke, in einer Hand sein Handtuch, in der anderen Zahnbürste und Tube. Freundliche Grüße und gegenseitiges „Viel Spaß“. Schwamm im ruhigen Gewässer bis auf Höhe des zweiten Hauses, auf dessen Seeterrasse eine Person in der Sonne saß und las.
Heute endlich sollte es nach Potsdam gehen. Zwischenzeitlich fanden wir uns auf den Wegen schon fast wie zu Hause zurecht, zumindest bis nach Petzow. Diesmal dann rechts um den Kreisverkehr der Berliner Chaussee auf die Baumgartenbrücke, die über die Havel führte. Die verließen wir sogleich wieder rechts herum hinab zur Havel, wo der Radweg auf den nach Caputh traf. Das Gasthaus Baumgartenbrück öffnete erst ab 12 Uhr, wir waren ohnehin noch vom Frühstück gesättigt.
Zwei Skulpturen (Fischotter) – 1994 wieder an historischer Stelle aufgestellt – zierten das Ufer, daneben ein Gedenkstein mit Sinnspruch („Was dauernd hier fesselt…, das sind doch die Gaben der Natur, das ist … die seltene Schönheit dieses Platzes. Es ist eine Brühlsche Terrasse am Schwielowsee.“) von Fontane, zu dem hier im Havelland öfters Informationstafeln standen oder hingen. Nur versperrte ein über die Jahre reichlich gewachsener Baum aktuell die Sicht (die Fontane wahrscheinlich meinte).
Nach Caputh waren es auf gut zu fahrendem Radweg 2 Kilometer, dann standen wir an einer Fähre, vom Schloss bis dato keine Spur. Nichts übersehen, denn das Schloss lag auf der anderen Seite und bis dorthin waren es noch gut 1,5 Km. Mächtiger Andrang an der Seilfähre „Tussy II“, die ihren Dienst seit 1998 verrichtete, auf die neben maximal 4 PKW etliche Räder nebst Fahrern und Fußgänger passten. 2 € durften wir für die kurze Überfahrt über eine schmale Verengung der Havel, die hier Caputher Gemünde hieß, an dieser Stelle löhnen.
Das Schloss Caputh, eher unspektakulär, zumal auch noch dessen Ansicht durch eine Baustelle es optisch nicht schöner gestaltete, enttäuschte. Nun, einmal vor Ort, zahlten wir die ermäßigten 5 € pro Person Eintritt.
Nachstehender Text von der offiziellen Seite der Preußischen Stiftung…: Schloss Caputh ist das älteste, erhalten gebliebene Lustschloss aus der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg in der Potsdamer Kulturlandschaft. Es blickt auf eine über 350-jährige Geschichte zurück. In dem kleinen, kostbar ausgestatteten Landhaus an der Havel sind im Festsaal und in den fürstlichen Gemächern Stuckaturen und Deckengemälde aus dem späten 17. Jahrhundert zu entdecken. Das Schloss ist ein kunsthistorisches Juwel, das wie wenige andere Schlösser die wechselvollen Zeiten fast unverändert überstand. Die museale Einrichtung zeugt von der hohen Qualität fürstlicher Wohnkultur um 1700.
Ab 1671 ließ die Kurfürstin Dorothea, die zweite Gemahlin der Großen Kurfürsten, das Schloss verschönern (Dorothea stammte aus dem Hause Holstein Glücksburg).
Viele „alte Schinken“ hingen an den Wänden der Räumlichkeiten, oft natürlich der Kurfürst mit seiner imposanten Nase in verschiedenen Posen. Im Untergeschoss ein Raum ausschließlich mit blauen Kacheln, Motive meist Segelschiffe und spielende Kinder.
Jola wollte nach diesem Rundgang noch gerne das Einsteinhaus besuchen. Dahin fuhren wir den blauen Schildern folgend fast durch den ganzen Ort. Das Holzhaus lag etwas abseits oberhalb am Waldrand. In den Jahren 1930 bis 1932 wohnte Einstein hier in seinem Sommerhaus, eigentlich als temporäres konzipiert, die ganze Zeit.
Ohne umkehren zu müssen, konnten wir die Tour nach Potsdam über den ausgeschilderten Wanderweg fortsetzen. Durch Wald abschüssig auf durch Regenfälle mit losem Sand bespülten Weg gelangten wir nach Templin, gegen 12 Uhr rechtsseitig die Braumanufaktur Forsthaus mit Außengastronomie. Alle Plätze besetzt, warteten am Eingang auf eine Tischzuweisung durch eine Servicekraft. Alles ging schnell vonstatten, Karte kam, Bestellung schnell entgegengenommen, das Bier stand kaum zwei Minuten später auf dem Tisch, das Essen (Rehbratwurst und Haxe) folgten nur wenige Zeit danach. Jola begeisterte das Sauerkraut und die Rehbratwurst, meine Haxe schmackhaft, das dunkle Lager-Bier sehr süffig. Gegen 13 Uhr weiter ins Zentrum nach Potsdam. Neben einigen fertigen Neubauwohngebieten, ungefähr hinter dem Wasserwerk beginnend (Speicherstadt) an der Leipziger Straße (die beschildert selbst für Radfahrer gesperrt war), empfing uns Potsdam mit riesigen Baustellen und unzähligen rotweißen Barken, die uns ersatzweise lenkten. Das mitgenommene Geld war nach dem Essen knapp geworden, deshalb suchte ich die Sparda-Filiale in der Friedrich-Engels-Straße. Dumm gelaufen, fast bis nach Babelsberg lotste mich das Navi, sahen dabei einen Flohmarkt, merkte an den Hausnummern, hier stimmte etwas nicht. Kehrten um, stoppten am Flohmarktgelände, stöberten nicht, weil es Jola zu voll erschien. Die Suche nach der Filiale geriet zu einer Irrfahrt, die am Hauptbahnhof endete, wo ich zu Fuß in die Passage ging und mich umsah. Erst am Schalter der S-Bahn-Auskunft half man mir weiter. 500 € hob ich am Automaten ab, Kontoauszüge konnte ich nicht ziehen. Was jetzt in dieser noch so unbekannten, vermeintlich bekannten, Stadt der vielen Sehenswürdigkeiten machen? Vom Bahnhof aus den Haveluferweg genommen, die Lange Brücke überquert, und schon befanden wir uns im preußischen Zentrum der schinkelschen Baukunst am Alten Markt.
Imposant die Nikolaikirche. Hier auch die Touristeninformation.
Die Kirche hätte ich als solche nicht identifiziert. Daneben Museen, der Brandenburgische Landtag und die riesige Baustelle am Alten Markt. Derzeit sind dort in Block3 13 neue Gebäude geplant, wobei sich der Baufortschritt durch die Pandemie verzögerte. Die Kirche gehörte zu den „offenen“, ein schneller Rundgang durchs Innere wurde etwas abgebremst durch Aufsteller, auf denen jüdische Menschen aus der Ukraine abgebildet waren, die jetzt in Potsdam lebten und die ihre Lebensgeschichte darboten.
Auf dem weiteren Weg warfen wir einen Blick in den Innenhof des Landtages, um danach am Marstall, in dem das Filmmuseum untergebracht war, vorbei, auf ein Schild mit der Aufschrift „Lustgarten“ zu treffen.
Der Lustgarten, auf dem Weg zum Park von Sanssouci, ich hätte ihn als solchen nicht erkannt, grüner Rasen, darauf einige bunte Sitzbänke in Übergröße, ein paar Beete mit blühenden Blumen, wir ließen ihn fast unbeachtet, um zum Park zu kommen.
Den erreichten wir am Eingang Römisches Bad, freuten uns, dass wir radfahrend den sehr weitläufigen Park durchfahren durften.
Charlottenburger Schloss, Kolonade, Neues Palais, dort spielten zwei Musiker neben dem Heckentheater auf Akkordeon und Klarinette vor einigen Menschen auf Holzbänken sitzend. Ich stellte mich am mobilen Kaffeeautomaten an. Jola beunruhigten die dunklen Wolken, schlug eine Heimfahrt vor.
Renovierung schien bei einigen Figuren und Gebäudeteilen anzustehen, andere wirkten wie gerade frisch gefertigt.
Ich ging abends noch zum Schwimmen. Den Regen erhielten wir zur günstigen Fernsehzeit.
09.08.2021 Montag
Wieder Frühschwimmen, allerdings erst gegen 8 Uhr. Machte etwas mehr als 300 Züge. Eine Frau erschien mit gelber Schwimmnudel, wünschte „Guten Morgen“ und begab sich ins Nass.
Uns schwebten zwei mögliche Ziele vor, entweder den Panoramaweg neuerlich in Gänze abfahren oder die Kolonie Zern am Großen Zernsee aufzusuchen. Wieder fuhren wir den Weg an der Fischräucherei vorbei, die warb um Kundschaft (Jola meinte, sie könnte ja später …), dann tauchten die Wasserwerken auf (das „Holstentor“ würdigte ich nicht mehr einer solchen Aufmerksamkeit wie bei der ersten Vorbeifahrt, wobei Jola noch nachfragte, ob ich das Bild Hubert schon geschickt hätte (hatte ich nicht)). Am Plessower See, so hieß die Straße hier, stießen wir auf das kleine Zeichen des E10 (Europäische Fernwanderweg) an Laternenpfählen. Wir änderten unsere Route und folgten den Zeichen durch die Gertrudenstraßen, wieder interessante Häuser erblickend, dann kurz links rechts und es ging am Gymnasium und den Sportstätten die Hagenstraße hinauf, die in den Hohen Weg überging. Links ein gewaltiges Gebäude im Bau oder gerade fertiggestellt, Jola wollte es genau wissen und näherte sich dem Bauschild an. Das Wasserwerk (Hochbehälter für Trinkwasser) wurde erneuert.
Oben am Ende der Straße marschierten drei Personen auf einer Treppe neben einem abbruchreif aussehenden Gebäude Stufen hinauf. Die E10-Zeichen deuteten in die gleiche Richtung, allerdings gab es keine Auffahrhilfen für Räder. Mussten schiebend die Anhöhe erklimmen.
Oben auf dem Kesselberg, die Friedrichshöhe, angekommen, erschreckte zunächst der Anblick dieser Ruine. Entlohnt wurden wir mit phänomenalen Ausblicken ins Umland und auf Werder. Diese Ruine, an der einzig einige Wappeninsignien wie frisch geputzt glänzten, so erfuhren wir von einem Mann, war früher ein beliebtes Ausflugslokal mit Sälen und Konzerthalle. Seine Mutter hätte dort lange Zeit die Leitung gehabt. Erfuhren von Investoren, die nichts mit dem denkmalgeschützten Gebäude anzufangen wussten (oder auf ein glückliches Unglück – bspw. Brand – warteten). Ein Hotelbau sei angedacht….
…. 136 Stufen führten hinter dem Plateau zum Hafen hinunter, wobei der Weg genau so marode wirkte wie alles auf diesem Gelände, eine Schande! „Die tote Mutter“, meinte der Mann, „lebte sie noch, sie würde bei dem Anblick augenblicklich sterben“.
Text aus den Potsdamer Neuesten Nachrichten: Das Ausflugslokal auf dem Kesselberg war Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet worden, als eines von fünf Höhenrestaurants in Werder. Seinen Namen verdankt es dem damaligen Betreiber Friedrich Schmahlfeldt. Die Gaststätte war beliebt, Touristen und Einheimische ließen es sich auf dem Aussichtspunkt gut gehen. 1913 wurde ein großer Tanzsaal mit Bühne gebaut, und 1937 kam noch ein verglaster Anbau mit einem kleineren Saal hinzu. Auch zu DDR-Zeiten wurde weiter getrunken und getanzt über den Dächern der Blütenstadt. Wer nach dem Zechen keine Lust hatte, den Berg hinunterzulaufen, konnte auf einer Rutsche aus 71 Metern Höhe hinunterrutschen.
Wir wählten dann nicht die Trägervariante, wollten die E-Bikes nicht 136 Stufen hinunterschleppen, ließen uns den Berg hinuntertrudeln, gelangten so zum Bahnhof, der Radweg brachte uns zur Eisenbahnbrücke. Großflächig kündete ein Schild vom Bauvorhaben der Erneuerung dieser Brücke und Verbesserung der Fahrradwege darüber an.
Uns half das aktuell wenig, die Schiebeflächen waren steil, das Verkehrsaufkommen gerade mächtig, der Gang über den Großen Zernsee eng und des öfteren hörte man „Bauch einziehen“. Ängstliche Menschen hätten sicher Sorge wegen der losen Gehplatten gehabt.
Glücklich die Querung geschafft, beobachtete ich den Transport von schwerem Arbeitsgerät auf dem Wasser.
Auf dieser Seite ging es für uns nicht weiter, wollten nicht zum Wildpark, sondern am Mühlendamm über eine Fußgängerbrücke nach ….?
Gefühlt fanden wir, sei es hier wie im Hamburger Umland (Ochsenwerder / Moorwerder), Deiche, Heuballen, Wiesen, Pferde. Ein Fohlen wälzte sich zwischen zwei erwachsenen Pferden im Gras, wollte lästige Fliegen vertreiben. Auf halber Strecke ein Schloss namens Golm. Der Zutritt zum Parkgelände erlaubt, Jola kam alsbald zurück, „verwildert“, ihre Umschreibung.
Über dem Eingang zwei Greifvögel, die Laternenträger darstellten.
Das Radeln gefiel uns so gut, wir bemerkten nicht, dass wir an der Brücke bereits vorbeigefahren und jetzt in Natterwerder gelandet waren. Eine kleine Kirche am Rande, außerdem ein Rastplatz, so wie Jola es gerne hätte: Ein dicker Baumstumpf, versehen mit einer Platte, darum zwei schicke Holzbänke, diebstahlgesichert.
Wir beratschlagten, was nun weiter, zurück oder nach vorne. Bis Grube waren es 1,4 Km. Das erschien uns machbar, wenn auch die Fortsetzung von dort ungewiss war. Ein Mann trug Kochgeschirr über die Straße, befragt nach Streckenvarianten, erfuhr ich, auf der Autobahn gab es keinen Radweg über die Havel. So blieb nur, den Weg von Grube zurück nach Golm zu nehmen, quasi den gleichen Weg zurückzufahren. Was uns nicht wirklich störte, nur wir mussten wieder über die Eisenbahnbrücke!
Eigentlich war auf dem Speiseplan eine Pizza, doch an der Touristeninformation am Plantagenplatz lockte „Der Scharfrichter“, bei näherer Betrachtung ein Vietnamese namens „Herr Dang“. Das Haus ist das älteste auf dem Festland in Werder, wurde vor ca. 400 Jahren gebaut und beherbergte die Henkerei.
Asiatisch gestärkt, suchten wir den Wachtelberg, wo es einen Aussichtsturm geben sollte. Weit konnte es nicht sein. Am Wachtelberg und Am Weinberg, hier musste es irgendwo sein. Den Wachtelwinkel erklommen, standen wir vor der Einfahrt zur Wachtelburg. Text von der offiziellen Webseite: Die Wachtelburg ist die älteste der drei großen Höhengaststätten Werders, deren Entstehung mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Werders nach Einführung des Blütenfestes im Jahre 1879 verbunden ist.Die traumhafte Lage vor den Toren Potsdams, eingebettet in der einzigartigen Seenlandschaft Brandenburgs und in unmittelbarer Nähe zur Bundeshauptstadt Berlin, zeichnet die imposante Burg auf dem Wachtelberg in Werder aus.Seit 1946 wird die Wachtelburg als adventistisches Jugend- und Freizeitzentrum genutzt.Viele Jugendtreffen, Freizeiten und Gemeindeausflüge fanden statt.
Lag ziemlich verlassen da, im Hintergrund angedeutet die Weinberge. Kurvten den letzten Rest des Anstiegs empor, kamen uns ein bisschen wie in Südtirol vor. Mitten zwischen den Reihen der Weinstöcke der Aussichtsturm, nicht so imposant wie am Wietkiekenberg, trotzdem bot sich ein hübscher Rundblick über die Weinberge aufs Umland. Voll hingen die Reben mit weißen und blauen Trauben, da könnte sich unser Weinstock mal eine Scheibe abschneiden! Unterhalb der Aussichtsplattform eine Art Buschenschänke. Ausschank der erzeugten Weine vom Weingut Dr. Lindicke.
Text von der offiziellen Webseite: Der Weinbau wurde 1985 auf Initiative der damaligen Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft “GPG Obstproduktion Werder” auf einer traditionsreichen Weinbergsfläche, dem Werderaner Wachtelberg, in einer Größe von 4,8 ha wieder aufgenommen, obwohl hier seit über 100 Jahren kein erwerbsmäßiger Weinbau mehr betrieben wurde. Dennoch wurden bei der Neuanlage dieses Weinbergs vereinzelt alte verwilderte Weinstöcke gefunden.
Diese Aufrebung soll daran erinnern, dass in vielen Städten und Dörfern der Mark der Weinbau eine große Bedeutung hatte und die Stadt Werder (Havel) sich im Verlaufe mehrerer Jahrhunderte zum Zentrum des märkischen Weinbaus entwickelte. Der Weinbau zählt in Werder (Havel) neben der Fischerei zu den ältesten Gewerben.
Die angebotenen Brotzeiten konnten uns nicht reizen, aber eine Weinprobe gönnten wir uns. Bayrische Stimmen an Nebentischen vermittelten gleich weiter südlich gelegenes Flair.
So ein Glas Roter / Weißer am frühen Nachmittag tat gleich seine Wirkung. Schmeckten uns so gut, gleich ein paar teure Flaschen mitgenommen. Das Weingebiet gehört offiziell zur Region Saale/Unstrut, die nördlichste Weinlage mit dem Qualitätssiegel „QbA“.
Leicht angeschickert rollerten wir den Berg hinunter, wollten auf der Altstadt-Insel beim Bäcker Brötchen kaufen, doch montags war geschlossen. Jola besorgte sich ein Stück Kuchen, ich später bei Edeka Brötchen. Heimfahrt auf bekanntem Wege.
10.08.2021 Dienstag
Ohne viel Aufhebens und ohne morgendliches Frühschwimmen beendete ich den Aufenthalt an diesem netten Ort. Gegen 09.20 Uhr verließen wir den Campingplatz, nach dem Navi sollten wir bereits vor 10 Uhr am Ziel Ketzin ankommen. Einige Streckenabschnitte in Werder jetzt aus der Cockpitperspektive gesehen. Am Ortsausgang vor einen Einkaufszentrum gehalten, Jola brauchte irgendein Hobelteil für Hornhaut aus einem Drogeriemarkt. Ich kaufte derweil Kuchen, entgegnete der Verkäuferin „Ochsenaugen“, was zu gleichnamigen Gesichtsausdruck führte und Unverständnis signalisierte. „Na, die mit dem roten Punkt in der Mitte“, präzisierte ich. „Ach, die Pfauenaugen“, klärte man mich über die hier heimische Bezeichnung auf. Kurzes Stück über die Autobahn bis Potsdam Nord. Straßenschäden kündeten danach einen wellenartigen Bodenbelag an und das WoMo hopste und schaukelte, was Jola wieder auf den Plan rief mit der Bemerkung „fahr langsamer“.
Auf dem Campingplatz angekommen, dirigierte man uns auf eine Rasenflächen zum Warten. Zum Glück nicht bis um 12 Uhr. Der freundliche Platzwart erschien mit der Bemerkung einer Entschuldigung „man müsse erst die schmutzigen Mülltonnen säubern, das hätte Vorrang“.
Er nahm uns zu einer Platzbegehung mit, wüsste selbst nicht so genau, was nun frei würde.
Zwei Plätze von derzeit im Aufbruch befindlichen Wohnmobilisten standen zur Disposition, aber es ging noch weiter in die Tiefe des Platzes. Der nächste angebotene Stellplatz war uns zu weit von den Sanitäreinrichtungen entfernt. Ich musste nur wenige Minuten auf die Abfahrt eines der WoMos warten, dann okkupierte ich den ebenen und geräumigen Platz.
Nach einem kleinen zweiten Frühstück meinerseits, marschierten wir fußläufig zur Fähre. Sie verbindet das Havelland mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark.
Jola gierte nach Brombeeren, hatte Sorge, in heimatlichen Gefilden keiner eigenen Ernte mehr beiwohnen zu dürfen. Auf dem Weg zur Fähre ein paar Grundstücke, einige offensichtlich zu Feriendomizilen um- bzw. ausgebaut. Die Fähre, wieder mit Seilbetrieb, die einzige Verbindung zum anderen Havelufer, wollte man nicht 50 Km Umweg in Kauf nehmen. Ein Restaurant bot Speisen an, aus meiner Sicht, gehobene Preisklasse.
Mehr als ein Auto passte nicht auf die kleine Fähre, die grade ablegte. „Pass doch auf, Du Arschloch“ erscholl wasserseitig. Der Fährmann schollt einem Motorbootfahrer, der zu schnell und zu dicht hinter der Fähre den Weg kreuzte. Vermutlich hatte der Motorbootfahrer Glück, dass er nicht mit seiner Schraube mit dem Seil der Fähre in Kontakt geraten war, wahrscheinlich wäre das für sein Boot böse ausgegangen.
Ansonsten ließen wir den Tag ruhig angehen, Jola strebte alleine zu einer Stadterkundung. Brachte später von Edeka Würstchen, Kartoffelsalat, Spreegurken, Werder-Ketchup und Buletten mit.
Es folgte am späten Nachmittag eine Stadtrundfahrt bzw. wurde daraus ein Rundgang zu den wenigen „Sehenswürdigkeiten“, ausgewiesen auf informativ gemachten Schauständern.
11.08.2021 Mittwoch
Sehr ruhiger Platz, abgesehen von den zum Sportplatz oder der Badeanstalt vorbeiziehenden Kindern aus dem nahegelegenen Camp. Sanitäranlagen klein, aber es ist alles da und sauber. Die vorbestellten Brötchen waren in Ordnung. Von der Hitzewelle morgendlich noch nichts zu spüren, wohl auch deshalb, weil Hochnebel keinen Sonnenstrahl zur Erde durchließ. Unsere gestern besprochenen Ziele hatten Bestand. Zuerst sollte es nach Götz bzw. Götzer Berge und dort hoch zum Aussichtsturm gehen. Schnell waren wir an der Fähre Charlotte, just legte sie ab, ohne uns. Zunächst warteten wir allein, dann kamen weitere Radler und ein PKW.
Jola löhnte die 3 €. Ich fragte den Fährmann, auf das gestrige Ereignis (Motorboot fuhr zu früh quer und hätte das Seil der Fähre beschädigen können) angesprochen, welcher Schaden hätte entstehen können. Nun ja, dieses Seil dieser Fähre sei relativ dick und gegen Durchtrennung mehr oder weniger sicher, je nach Größe der Schiffsschraube, die sich daran zu schaffen machen würde. „Schimpfen“ täte man eher aus Solidarität zu den Potsdamer Fährleuten. Dort sei wegen der kürzeren Distanz das Seil dünner, mehr Verkehr und die Gefahr eines Risses deshalb eher gegeben.
Er zeigte noch auf ein vorbeiziehendes Hausboot, merkte dazu an, die Fahrer der Mietboote hätten meist keine Ahnung.
Gleich, nach wenigen Metern, am anderen Ufer schickte uns der Radwegweiser auf den Havelradweg, der zunächst einige Kilometer auf einem gut asphaltierten Damm entlangführte. Links meist landwirtschaftlich genutzte Flächen, rechts oft pure Natur, Schilf etc. Die Liebesinsel (Werder) war zu erahnen, nicht wirklich zu erkennen, bergig wurde es, rechts wohl leicht bewaldet der Trebelberg (68m), schon mit Fernsicht zu erkennen, die Anhöhe der Bauschutt-Deponie. Gigantisch, geeignet in einigen Jahrzehnten als Skigebiet. Wir mussten das Gelände – immer am Zaun entlang – umfahren, ebenso wie den Ort Schmergow.
Deetz tangierten wir peripher, zum Hafen wollte ich nicht, so folgten wir dem Hinweisschild „Erdelöcher“. Keine selbstgeschaffene Natur, die Löcher entstanden während der letzten 100 Jahre durch den Abbau von Ton, der in den umliegenden Ziegeleien gebrannt wurde. Dunkel war es auf dem Weg zwischen den „Löchern“, ein bisschen wie im Spreewald. Raus aus den Löchern, erschien sichtbar der Aussichtsturm auf dem 108,6m hohen Götzer Berg. Im Ort verpassten wir auf der Bergstraße das große grüne Hinweisschild „Zum Aussichtsturm“. Vielleicht lag es an dem weißen Haus mit der Aufschrift „Haus Birnbaum“ oder dem restaurierten Ensemble am Ortseingang.
Umgekehrt, in den Wald hinein, sandige Wege, gut 1 Km waren zurückzulegen. Eine Weggabelung trennte uns, Jola nahm den längeren Weg, ich bog rechts ab. 600m, der Weg sah passabel aus, endete aber nach 300m für normalsterbliche Radfahrer. Ich stellte die Schiebehilfe ein, was bei dem Anstieg und wurzelüberwuchertem schmalen Steig auch notwendig war. Viel totes Holz stand oder lag herum, leicht verschwitzt erreichte ich das Plateau, auf dem ich die letzten Meter fahrend zurücklegte. Jola musste gerade angekommen sein, wollte mich just anrufen.
Der Aussichtsturm hat eine Höhe von knapp über 42m, die Plattform befindet sich auf 27m Höhe.
Neuerliches Treppensteigen, diesmal ein paar Stufen mehr. Oben zusammen mit anderen Touristen, die fachsimpelten, bzw. ein Mann rechthaberisch behauptete, den Berliner Funkturm zu sehen und dies von seiner Frau angezweifelt wurde. Die Türme der Futtermittelwerke, aus der Ferne das Wahrzeichen von Ketzin erkennbar.
Unten wieder angekommen, bekamen wir von den drei Empfehlungen zum Kauf von Obstwein. Abfahrt, die nicht ganz ohne war, weil sandig und steil. Trafen an einsamen Straßen auf Obstbaumalleen, Mirabellen, Pflaumen. Es fehlten ein paar Tage Sonnenschein zur letzten Reife. In Götz suchten wir vergebens nach einer Lokalität. Kloster Lehnin wollten wir besuchen, dahin waren 14 Km zurückzulegen. Am Campingplatz Trechwitz sollte es ein Restaurant geben, der Weg dorthin zog sich, Jola zweifelte bereits. Am Eingang enttäuschte uns ein Mann mit dem Hinweis, mit den Pächtern hätten sie kein Glück, der derzeitige würde das Restaurant erst um 15 Uhr öffnen. Freundlich erklärte er uns, wo man gut zu Mittag essen könne und wie man am besten dorthin komme. So gesehen, war der Weg kein Umweg.
In Nahmitz hatten die Bürger wohl eine gute Idee mit ihrer Büchertauscheinrichtung (ohne Foto), mir gefiel als Motiv das Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr besser. Stück weiter unter der Autobahn durch, bald sahen wir in Kloster Lehnin die Tankstelle, dort befand sich die empfohlene „Zille-Gaststube“. Ausgerechnet am Mittwoch erst ab 15 Uhr geöffnet. Hunger trieb uns voran, das Hotel Markgraf, schon ausgeschildert, befand sich neben einer Schule und einer zentralen Busstation, bemerkbar an vielen Kindern und Jugendlichen. Fanden ein schattiges Plätzchen, erhielten von einer korpulenten Servicekraft bald Speisekarten. Jola blieb dem Fisch treu, ich nahm ein Fischsüppchen und einen Steierischen Käferbohnensalat.
Jola spendierte nach dem Mittagessen ein Eis, das zuvor nach Erreichen der 8.000 Km mit ihrem Rad versprochen ward. Heidelbeeren und Vanilleeis.
Am Informationsstand wollte ich wissen, wo man das angepriesene Kugelbrot kaufen könne. Alternativ empfahl der Mitarbeiter fast euphorisch ein Bauernbrot aus der um die Ecke befindlichen Kloster-Bäckerei. Nur mit Butter und Salz essen, echt lecker. Jola besorgte eins und ein paar Brötchen.
Die Klosteranlage offen, in einigen Gebäuden waren Institutionen oder Teile der Verwaltung untergebracht. Links das Museum, rechts das Cecilienhaus. Hier befand sich die Klausur, der Lebensraum der Mönche. Kapitelsaal, Refektorium, Schlafsaal, Bibliothek etc.
Die Rückfahrt verlief zügig, weil wir keine Umwege mehr machten, die Radwege – meist – gut waren, sodass wir schnell vorankamen. Knapp 60 Km legten wir zurück.
Nicht alle Menschen waren auf Rädern unterwegs, auch so wie hier auf dem Bild, ließ es sich scheinbar gut an der Havel aushalten.
Verdient hatten wir uns den Tee und die beiden letzten Pfauenaugen.
Gegen 18.30 Uhr besuchte ich die Badeanstalt, wo die Kasse bereits geschlossen hatte und ich so ans Wasser gelangte. Kleine Badestelle, eine Menge Gestrüpp unter der Wasseroberfläche hinderte an ungebremstem Schwimmvergnügen. Drei Jungs störte es nicht, dass das Betreten der Steganlage verboten war, tummelten sich dort, sprangen gemeinsam ins Wasser.
In der Wassermitte schipperten Motorboote vorbei und schufen ein paar Wellen.
12.08.2021 Donnerstag
Wie versprochen, fast keine Wolke am Himmel, die Sonne glänzte noch in einem leichten Rotton. Ideales Wetter für die am Vorabend abgesprochene Kanutour. Alle Formalitäten waren mit dem Platzverwalter schnell geklärt, die Kanus hatten wir am platzeigenen Gästehafen entdeckt, davon durften wir uns eins mit einem „V“ (Vermietung) aussuchen. Paddel und Westen sowie eine Wasserkarte reichte er uns, mit den drei Stunden (10 €) wäre es nicht so genau zu nehmen. Ich salbte mich mit Sonnenschutz ein, verstaute mein Handy wasserdicht, versteckte den Autoschlüssel unter der Fußmatte, dann ging es mit Paddel unter dem Arm auf dem Rad – wie Lancelot der Ritter beim Turnier – zum Wasser. Jola wählte das rote Kanu aus. Schoben es zwischen Schilf in die Einsetzstelle, Jola verschwand zuerst in der Luke, ich drückte das Kanu ganz ins Wasser und watete hinterher. Einstieg geschafft, als erstes stürmte eine Entenfamilie auf uns zu, nach Futter heischend. Der Bug vertrieb sie schnell und los ging es mit unkoordinierten Schlägen, Jolas Anweisungen folgend, möglichst nahe am Ufer zu bleiben. Das gelang meist weniger, woran es auch lag, ein Linksdrall begleitete unsere Tour mehr oder weniger. Vorbei an der Badestelle, am Wasserwanderrastplatz, gegenüber die „Liebesinsel“, viel Grünzeug im (Algen, Seegras?) und auf (meist Seerosen) dem Wasser. Die Sonne knallte ordentlich, Fahrtwind gab es kaum. Am Ferienhof Havelblick standen etliche Wohnmobile in Ufernähe. Hausboote schipperte ab und zu umher, kleine Motorboote machten Wellen, brachten das Kanu bei Längsseite zu den Wellen flott zum Schaukeln. Ein weiterer Wasserwanderrastplatz, dann die Havelpromenade mit dem Anleger der Reederei. Ein größerer Frachtkahn tauchte in einem Stichkanal vor einem verfallen aussehenden Industriegebäude auf, wurde über ein Rohrleitungssystem befüllt (Futtermittel). Die Schiffsschraube drehte sich und erzeugte Strudel und Strömung, denen wollten wir nach Möglichkeit weiträumig ausweichen. Gelang nicht ganz, drückte uns etwas ab. Die Türme der Futtermittelwerke tauchten auf, die Havel wurde breiter und unübersichtlicher, ein Blick auf die Karte zeigte, links halten.
Nach einer Stunde Paddelei begannen die Arme zu zeigen, diese Bewegung kennen wir nicht auf so lange Dauer. Außerdem stellte ich fest, dass wir bereits an der Schumacher-Siedlung fast vorbeigefahren waren. Ein Selfie musste natürlich sein. Dort sollte man in Kanäle mit schattigen Abschnitten ruhig dahingleiten können.
Mussten wenden, der erste Kanal war dann eine Sackgasse, was aber nichts machte, vielseitig die Ansichten der Datschen bzw. Häuser (ob ausgebaut oder neu). Vielfältig auch die Gartengestaltung, obskure Objekte standen neben modernen Kunststoffgartenmöbeln, die auf selbst gebaut aussehenden Terrassenplattformen arrangiert zu bewundern waren. Winzige Spitzdachhäuschen ähnelten Kirchen in Miniformat, Kinder paddelten auf einem SUP umher. An einer Stelle lag ein umgestürzter Baum quer im Kanal, der bot damit nur wenig Platz um voranzukommen. Bei der Einfahrt in einen der Kanäle stand ein Schild „Kanal gehört zum Grundstück. Langsam fahren!“. Schnell ging es mit uns ohnehin nicht voran, also schenkte wir der Aufforderung keine Beachtung. Bilder ließen sich wenige machen, das Paddel musste stets arbeiten, wenn es ruhte drohte Linksdrall. Nach einer weiteren halben Stunde befanden wir uns in einem Seerosengeflecht, ein bisschen Atmosphäre wie im Amazonas.
Drehten dann um, begaben uns auf den Rückweg. Zwischen meinen Fingern entwickelten sich langsam wunde Reibungspunkte. Ein-, zwei Mal störten wir Angler auf See bei ihrer Freizeitbeschäftigung, egal, die Fische würden schon wiederkommen. Unbeschadet endete unsere Kanutour an unserem „Heimathafen“. Der Ausstieg verzögerten sich kurzfristig, die alten Knochen hatten zu lange in der gleichen Position ausgeharrt und musste für das Verlassen des Bootes reanimiert werden.
Gut 2 ½ Stunden reichten uns völlig aus.
Jola besorgte bei Edeka fürs Mittagsessen, ich ging Schwimmen, sah am bescheiden daherkommenden Strand ein drahtige Frau im Bikini skurrile Übungen machen. Deckte nach der Schwimmstunde den Tisch, und wartete auf Jolas Rückkehr. Die Hitzewelle konnte sich nicht mit denen in Italien (fast 49°) oder anderen südlichen Ländern messen, trotzdem war ich froh, im Schatten sitzen zu dürfen. Gegen 15.30 Uhr Ausflug nach Paretz, wollten das Schloss sehen.
Wieder ein überstrapazierter Begriff für ein Gebäude, das andernorts als unauffälliges Ensembles eines Gutshofes durchgegangenen wäre.
Lassen wir die Kirche im Dorf.
Nach dem Rundgang, man durfte das Gelände betreten, Eintritt wurde nur für die Besichtigung der Zimmer verlangt, stromerten wir über Kopfsteinpflaster durch den Rest der historischen Umgegend. Gelangten auf der Havelwanderweg, der uns zur Fähre brachte und Jola mich dort herausfordernd fragte, ob ich sie zu Kaffee und Kuchen ins Restaurant An der Fähre einladen wollte. Schönes Aussicht, netter junger Mann im Service, Jola zufrieden mit Eis und Heidelbeeren, ich mit Kirsch-Marmor-Kuchen.
13.08.2021 Freitag
Jola hatte für den heutigen Tag einen Wunschzettel mit anzufahrenden Zielen ausgestellt, ich war informiert. Bezahlt, Wasser getankt, Grauwasser abgelassen. Erster Halt nach gut einem Kilometer an der Fähre, niemand da, der Fährmann auf der anderen Seite.
5,50 € für die Überfahrt. Nun doch einmal WoMo auf „Hausboot“ für ein paar Minuten spielen. Blick aus dem Cockpit. Danach gleich einmal dem „dummen“ Navi gefolgt und Richtung Autobahn abgebogen, was Jola auf den Plan rief mit der Bemerkung „Richtung Kloster Lehnin ginge es doch wie gestern über Groß Kreutz“. Eine Einfahrt zum Acker zum Wenden genutzt.
Einsames Fahren über holperige Straßen. Schmergow, Groß Kreutz, dann wieder die Anweisung auf die A10 aufzufahren. Jola gnädig, ja, doch, man hätte auch so fahren können. Beim Kreuz Werder auf die A2 gewechselt, runter von der Autobahn bei Netzen, dort sollte ein Massivhauspark der Firma Bauunion 1905 existieren. Nicht Netzen war es, zwar schilderte im Ort ein weißes Schild „Massivhauspark“ aus, doch erst im Nachbarort Grebs zeigte uns ein Wegweiser in ein Gewerbegebiet (zu vermieten) den Weg, ein leerer Parkplatzbereich, eingezäunter Bereich, große Schilder, Bauherrenkino. Das Tor geschlossen, wegen Corona Besichtigung nur bei schriftlicher Terminvereinbarung. Das war der erste Wunsch, so schnell abgearbeitet.
Nun zum Skulpturenpark in Kloster Lehnin. Eigentlich immer nur geradeaus. Im Ort, direkt bei der Klosterbäckerei ließ ich Jola aussteigen. Parkte in der Zufahrt zum Klostergelände, rangierte, derweil Jola Brot besorgte, das Wohnmobil zur Weiterfahrt um.
Skulpturenpark, das Gelände, auf dem sich aktuell Seminarräume und Ateliers befinden, gehörte ehemals zu einem Sägewerk. Gegenwartskunst und Objekte aus den 80er Jahren waren zu sehen. Mich beeindruckten die ausgestellten Werke überhaupt nicht. Die Lage am Klostersee hingegen bot meiner Meinung nach Potenzial für Besseres, was man auch immer darunter verstehen mag.
Eher enttäuschend dieser zweite Punkt auf Jolas Wunschliste. Nun sollte es nach Ferch gehen, der Bonsaigarten wollte besucht sein. Wieder auf die Autobahn, dem Navi gefolgt, Abfahrt Werder genommen, frustriert die Erkenntnis, die Straße L90 neu, aber gesperrt. Umleitung! „Vielleicht kommt man trotzdem weiter“, Jolas hoffnungsvoller Einwand. Gewendet, nein, man kam nicht weiter, wieder gewendet. Die Umleitung genommen, ich weiß nicht wieso, aber am Ende fuhr ich wieder auf der Autobahn und über die Abfahrt Ferch gelangten wir tatsächlich in den Ort. Die Gemüter im Cockpit brodelten unter dem locker aufliegenden Deckel, ich wähnte mich um die Sonnenstunden gebracht, die ich bis jetzt im Auto verbracht hatte, Jola sehnte sich nach Bonsai. Ferch ist ein langgezogener Ort, schmale Gassen, Ärger um die Parkplatzsuche, ich wollte nahe des Gartens parken. Wieder Wendemanöver, auf einem Grünstreifen gehalten, Räder ausgeladen und 2 Km den Uferweg zum Gartengeländen geradelt. Menschenmengen standen vor dem Eingang. Zum Glück warteten die auf ihren Reisebus, nicht auf Einlass. 6 € Eintritt verlangte der Besitzer Tilo Gragert, dafür durften wir uns in engen Kurven bis zu 50 Jahre alte Gewächse in Tonschalen ansehen, Mädchenkiefer, Blauregen, Azaleen, Bambus u.a. Einige Miniausführungen kosteten mehr als 500€.
Ein Teich mit einigen Kois, ein Teehaus, in dem Verkauf und Ausschank stattfand, ein geharkter Sandgarten, viel natürlich gewachsenes Gehölz, ein asiatisch aussehender Mann beschnitt gerade eine Kiefer. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Letzter Wunschpunkt auf Jolas Liste war, am See zu Mittag zu essen. Zumindest das war schnell in Einklang zu bringen. Der Biergarten im Hotel am See fand beiderlei Zustimmung. Jola, wie zuletzt üblich dem Hering zugeneigt, wandte ich mich vegetarischer Kost zu und bestellte Spinatknödel. Die freundliche Servicekraft merkte beim Abräumen, als ich einen Essensrest durch die Spalten des Tischen rutschen ließ, an, das mache nichts, das holt sich unsere Hausmaus. Leicht befriedet kehrten wir zum WoMo zurück. Nun hatte ich „freie Fahrt“ zum nächsten Standort, der in Gatow lag. Mussten durch Potsdam durch, das zur Hauptverkehrszeit, kein gutes Unterfangen. Schleppendes Vorankommen, was wohl auch an den Ampelschaltungen und den 30er Zonen lag. Als das Ortsschild „Berlin“ auftauchte, verdüsterte sich Jolas Gesichtsausdruck. Sie wollte doch gar nicht nach Berlin oder ähnliches Lamento musste ich mir anhören usw. Die Bundesstraße 2 führte uns quasi um diverse Seen (Jungfernsee, Krampnitzsee und Groß Glienicker See) herum, bis wir durch den Ortsteil Kladow über den Ritterfelddamm auf den Kladower Damm gerieten. Viel befahrene lange Straße, bei der wir die Zufahrt zum Campingplatz übersahen und es wieder ein Wendemanöver erforderte. Ich weiß nicht wie viel länger wir brauchten, aber jedenfalls mehr als eine ¾ Stunde. Dann das Hickhack um den Platz, Nummer 5 hatte keinen Sat-Empfang, Jola vergaß zu fragen. Also dackelte ich zum Platzwart, der mir eine Alternative anbot. Umgeparkt, nun stand ich neben einem riesigen umgebauten ehemaligen Feuerwehrauto aus dem Jahre 1983.
Später eine Erkundungstour gemacht. Zum Havelradweg war es nicht weit, gleich hinter dem Campingplatzgelände führte eine Straße durch waldiges Gelände hinunter zum Wasser. Bis zum Anleger Wannsee in Kladow waren es rund 3 Km. Geteerter breiter Weg, am Hang, ich kam aus dem Staunen kaum heraus, mehrere Villen, ein Augenschmaus. Am Fähranleger diverse Biergärten und Restaurants. Meinen Frust löste ich mit einem Weizenbier auf, Jola vernaschte eine Portion Pommes zu ihrem Bier.
Die Nachbarn grüßten freundlich, er mit Glatze und einer enormen Kugel unter dem T-Shirt und Bauch, die er stolz wirkend wie eine Krone vor sich hertrug. Später tippelte seine blonde dralle Frau / Lebenspartnerin vorbei und winkte mit einem piepsigen „Hallo“ kontaktheischend herüber, im Arm ein Tier, genannt Hund. „Ich bin die Klaudia“ (mit „K“, wie man an der Beifahrertür lesen konnte). Ich murmelte etwas, das nach Antwort klang, aber mich nicht Zwang, mich mit Vornamen vorstellen zu müssen.
Auch ohne schwarze Katze über den Weg gelaufen, ein eher unrühmlicher Freitag. Frühes Zubettgehen erleichterte mir den Abschied von diesem Tag.
14.08.2021 Samstag
Nachts einmal das Sanitärgebäude aufgesucht. Verwundert stellte ich fest, dass diverse Menschen zu so später Zeit gerade ihre Abendtoilette (Duschen, Zähne putzen etc.) erledigten.
Der Morgen war geprägt durch Jolas ununterbrochenem Husten. Mich trieb es gegen 08.40 Uhr überraschend spät aus den Federn. Der Zeitplan geriet leicht aus den Fugen. Um 11 Uhr würde die Fähre am Schloss Sacrow ablegen. Jola schlief noch oder tat zumindest so. Frühstück vorbereitet, gefrühstückt, Jola lag immer noch im Bett, es war 9 Uhr vorbei. Zum Abwasch, wo beide Becken besetzt waren, zwei Frauen schienen schmutziges Geschirr für den halben Platz zu reinigen, das andere Pärchen übte sich in traniger Langsamkeit, ohne auf die wartenden Mitmenschen zu achten, wischten und scheuerten mit Akribie ihren Kaffeezubereiter oder die Tassen. Ich beeilte mich, was eine wartenden Frau mit gehobenem Daumen quittierte. Jola sputete sich dann, sodass wir gegen 09.40 Uhr losradeln konnten. Die Strecke auf dem Immchenweg bis Kladow Fähranleger war bekannt. Auf den restlichen gut 5 Km wieder ein Staunen über die Hanggrundstücke und die Häuser, die darauf standen. In Ufernähe der Landhausgarten Dr. Max Fraenkel. Dort bogen wir auf den Sakrower Kirchweg ein. Wieder begegneten uns Objekte, die leichten Neid bei mir hervorriefen. Sakrower Landstraße führte durch Wald. Ansteigendes Gelände (Hügel zwischen 65m und 78m hoch). Ab und an Stelen am Wegesrand (Berliner Mauerweg) mit Geschichten zu Opfern oder Geflüchteten.
Gut 25 Min. vor Abfahrt des Wassertaxis Ankunft. Blick vom Steg auf die Heilandskirche.
Das Wassertaxi kam vor der Abfahrtzeit, nahm nur Passagiere mit, die zum gegenüberliegenden Anleger wollten. Um 11 Uhr waren wir mit der Frau mit Hut die einzigen Fahrgäste zum Cecilienhof. Bezahlt wurde an Bord, jeweils 4 € für eine Person und 3 € für ein Rad.
In der Ferne glänzte die aus diversen Agenten- oder Spionagefilmen bekannte Glienicker Brücke. Ca. 10 Minuten betrug die Fahrzeit zur Anlegestelle Alte Meierei.
Gleich neben der Alten Meierei führte durch ein Tor der Weg ins Parkgelände „Neuer Garten“, wo sich der Cecilienhof befand. Das Befahren des Parkgeländes mit Fahrrädern war streng reguliert, allerdings waren die Schilder so klein, dass sie meist übersehen wurden (ob absichtlich oder versehentlich). Auch wir wurden bestimmt aufgefordert, die Räder an den gekennzeichneten Stellen abzustellen.
Die Ausstellung zur Potsdamer Konferenz 1945 (Tagungsort der Alliierten Siegermächte vom 17.07. bis 02.08.45) war mein heutiges Wunschziel. Erschrocken über die 14 € (10 € ermäßigt) Eintritt drehte ich erst einmal eine Runde ums imposante Gebäude. Auffällig die verschieden gestalteten Schornsteine und deren Vielzahl. Hier ein Blick in den Garten, wo einst das legendäre Foto mit den drei Regierungschefs (Truman, Churchill und Stalin) in den Korbsesseln entstand.
Am Einlass zur Kasse hektisches Gebaren um die Anmeldung zur Erfassung von Daten wegen Corona. Wir blieben bei unserem Statement, keinen Scanner auf dem Handy zu nutzen, sodass eine Frau mit Tablet uns beiseite nahm und die Daten erfasste. Dann durften wir an der Kasse Tickets kaufen, Wartezeit gut eine halbe Stunde bis zum Einlass.
Spazierten zu einer schattigen Sitzgelegenheit, beschaffen aus gefällten Bäumen, mit Blick auf die Borkenküche. Borken, weil die Verschalung aus Eichenborkenstücken bestand. 1796 entstand sie, um von hier aus die festlichen Gäste in der nahen Muschelgrotte zu versorgen. Nach nur einem Jahr wurde sie bereits nicht mehr genutzt und verfiel. Seit 2010 restauriert bzw. neu nachgebaut.
Man erhielt nach dem Einlass einen Audioguide (Handy). Für jeden Raum einen eigenen Podcast. Neben dem Gebäude selbst boten die Räumlichkeiten interessante Einblicke in die damalige Atmosphäre. Die meisten gezeigten Gegenstände waren Originale.
Man konnte die persönlichen Arbeitszimmer der drei Regierungschefs besichtigen, ebenso den Konferenzraum, sah die 19-jährige Sekretärin von Churchill. Man hörte ihre Originalstimme, wie sie ihre Eindrücke schilderte und durfte Einblick in ihr Tagebuch werfen, das sie während der Konferenz führte.
Sie muss dieses Heft in einem der für die Konferenz okkupierten Häuser gefunden haben, das wohl einem deutschen Soldaten (Eisernes Kreuz auf dem Umschlag) gehörte.
Im Innengarten ein sowjetischer Stern, der im Sommer mit roten Geranien bepflanzt ist.
In einem Raum erlebte man den Beginn des Weltkrieges auf einem Zeitstrahl mit allen seinen wichtigen Ereignissen.
Danach Essen in der Alten Meierei. Der Bedienungsbereich war ausgebucht, Selbstbedienung möglich. Bratwurst, Pommes mit Ketchup und ein Bier / Potsdamer (eine Art Radler). Banales Essen mit schönem Ausblick. Den Heiliger See über die Seestraße umfahren, in dem eigentlich Baden verboten sein soll, sich scheinbar aber die Menschen darum wenig kümmerten, geschwommen wurde an vielen Stellen. Die angrenzenden Grünbereiche, nicht immer salonfähig gepflegt und dennoch als Liegewiesen genutzt. Irgendwie lotste Jola mich ins so gepriesene Holländische Viertel um die Hebbelstraße / Charlottenstraße. Wie so oft, auch hier viel Kopfsteinpflaster, wenig geeignet, um bummelnd mit den Rädern sich die Läden anzuschauen.
An der Ecke Mittelstraße / Benkertstraße die Räder angedockt und fußläufig durch die Straßen geschlendert. Außengastronomie gut besucht, Boutiquen mit Sommerkleidern auf Ständern vor der Tür. Postkarten und Servietten kaufte Jola, dabei vergaß sie ihren Bordcomputer im Geschäft. Kurze Aufregung, nachdem der Rucksack erfolglos durchsucht ward. Wie immer, Jola bekam das Verlorene zurück. Die Fußgängerzone Brandenburger Straße durchschritten, suchten einen Flecken für eine Pause. Beim Stadtpalais, jetzt Karstadt, zog ich Jola in die Dortusstraße, von der Fußgängerzone tönte Blues eines älteren Straßenmusikers bis hierher. Beim Restaurant Weißer Schwan lockte ein freies schattiges Plätzchen. Beschaulich sah es aus, die mit reichlich Humor ausgestattete Wirtin beruhigte uns mit „Komm gleich“, was scheinbar eine dehnbare Interpretation dieses Begriffes sein musste, denn es dauerte. Noch ein „Komm gleich“ mit einem schmalen Lächeln. Fassbrause und ein Eiskaffee. „Buchcafé“ stand an der Hauswand, im Laden Regale voller Bücher. Späteres Gespräch mit der schlagfertigen Wirtin ergab, sie führe das Restaurant nebenbei als modernes Antiquariat.
Noch einmal zurück in die Mittelstraße, warum weiß ich gar nicht mehr. Fand dort eine Infotafel an Haus Nummer 3. Dort kaufte der arbeitslose Schuster Voigt („Hauptmann von Köpenick“) sich beim Altwarengeschäft Remlinger am 08.10.1906 eine Uniform, verwandelte sich in den Hauptmann und besetzte mit 10 Soldaten das Rathaus.
Fand die Maserung der Ziegel an den Häusern interessant, ebenso die beiden Schaufensterpuppen.
Langsam war an einen Rückzug zu denken. Die Hebbelstraße war auf der Straße für uns nicht befahrbar, also auf dem Fußweg entlang. So gönnten wir uns ab und an einen Blick auf die gewaltigen Häuser aus der Gründerzeit oder welcher auch immer. Wer hat in solchen Häusern nur zu DDR-Zeit gewohnt? Bogen in die Bertha-von-Suttner-Straße ab, um wieder in die Anlage „Neuer Garten“ zu kommen. So viele „Nackte“ auf engem Raum hatte ich lange nicht gesehen. FKK, wohl noch aus der DDR-Zeit hier en vogue. Und immer wieder Wasser im Blick. Umfuhren die Orangerie, wo man laut Aufsteller Müsli-Frühstück zu sich nehmen konnte.
Am Marmorpalais badeten Jugendliche im Wasser des Heilger Sees, im Parkgelände gingen, humpelten oder liefen nach wie vor die Teilnehmer/innen des 100 Meilen-Laufes (das wären 4 Marathonläufe hintereinander). Sprach mit einigen der Teilnehmer, es gab auch Teamläufe, bei denen jeder 22 Km laufen musste. Mittlerweile war die Zeit fortgeschritten, 17.30 Uhr, noch gut eine Stunde bis zur Abfahrt des Wassertaxis.
Lasen die Gedenktafeln an der Alten Meierei (Taucher geflohen, Volkspolizist). Die Hutfrau von der Herfahrt wiedergetroffen, saß am Straßenrand, Schultern leicht von der Sonne verbrannt, war auch in Potsdam, aber nicht so weit gekommen wie wir mit den Rädern.
Noch ein bisschen Zeit, also den Mauerweg längs geradelt. Villen von Mendelssohn Bartholdy und Struck gesehen.
Abends schmiss der Nachbar sei umgebautes Feuerwehrauto an, der Motor röhrte im Leerlauf wie bei einem Panzer. Alles Zubehör wurde gelöst und er rangierte das Fahrzeug vom Stellplatz. Ich fragte dabei vor dem leeren Stellplatz sitzende Freunde, was denn passiert wäre. Defekt an der Batterie und Ersatz eingebaut, nun wolle er Grauwasser ablassen. Bald darauf kam er zurück und wurde von Klaudia auf den Stellplatz eingewiesen.
15.08.2021 Sonntag
Dritter Anlauf, Potsdam zu erkunden / entdecken. Vorab versuchte ich meine Glückwünsche an Miriam loszuwerden. Doch das klappte erst nach dem zweiten Versuch, sie hatte es auf „stumm“ geschaltet gehabt. Erster Tag in Königstein, gleich eine abendliche Wanderung gemacht. Heute sollte eine zweite, Geburtstagswanderung, folgen.
Ein Bild von Nachbars Weltenbummlerauto.
Wir eilten nicht so zügig zur Fähre, fuhren erst kurz nach 10 Uhr ab. Diesmal hielt ich kurz vor dem Masolleweg mit Blick auf drei imposante Villen am Hang. Trotz der späteren Abfahrt waren wir früh dran, sahen uns im Schlosspark das Schloss Sacrow an, wo allseits Plakate auf eine Ausstellung hinwiesen. Ein kurzer Abstecher auf der Durchgangsstraße verhalf zu einem Einblick in die örtliche Umgebung. Proteste äußerten sich daneben auf Plakaten gegen den Bau von Sendemasten in Sacrow.
Am Anleger konnte ich zwei Frauen glücklich machen, indem ich darauf hinwies, dass die Fähre um 10.50 Uhr nicht abgefahren, sondern nur zum gegenüberliegenden Anleger übergesetzt sei und zu um 11 Uhr zurückkehre, sie also mit der Fähre nach Potsdam kämen.
Andere Fahrradhalter auf diesem Wassertaxi ließen Jolas Rad während der Fahrt umkippen, die Breitreifen passten nicht ganz fest zwischen die Metallstangen. Auf dem Wasser bereits reger Schiffsverkehr. Durchquerten den Neuen Garten ohne längere Stopps, auf der „FKK-Wiese“ kaum jemand zu sehen, unseren Plan änderten wir, bogen zur Glienicker Brücke auf die Schwanenallee ab, das Holländische Viertel musste warten. Hier der Aufbau bzw. eine Sanierung / Restaurierung eines mit norwegischem Holz und von norwegischen Zimmerleuten errichtetes Häuserensemble, ehemals die Matrosenstation (Anleger für Wasserfahrzeuge) am Jungfernsee, hier die Ventehalle.
Etwas weiter vor der Villa Schöningen stand ein beschmiertes Element als Rest der Berliner Mauer, wohl als Mahnmal oder einfach als „Kunstwerk“.
Die Brücke, eine Eisen-Stahlkonstruktion schon in Sicht, begann mit den Kolonnaden, die mit Unterstützung von rund 110.000 € Spendengeldern bis Ende 2017 restauriert wurden. Auf der Brücke nach beiden Seiten Weitsicht zum Babelsberger Parkgelände und dem Schloss. Leicht vergessen würde man dabei die zwiespältige Historie dieses Platzes, an dem Agenten zwischen Ost und West während des Kalten Krieges ausgetauscht wurden. Auf der „Westseite“ lasen wir diese Information über die Brücke.
Nun einmal hier, setzten wir die Fahrt zum 1,3 Km entfernten Schloss Babelsberg fort.
Schnell bog man von der Hauptstraße auf den Weg am Jagdschloss und dessen Park nach Klein Glienicke ab. Von einem der Wohnhäuser vor dem Schlossgelände muss während der DDR-Zeit Menschen die Flucht durch einen gegrabenen Tunnel gelungen sein. Die Sicherheitsbehörden unterschätzten seinerzeit die Absenkung des Grundwasserspiegels im Sommer, sodass der Tunnelbau auf ca. 8 Metern möglich wurde.
Ein Biergarten böte eine Raststation, die wir nicht nutzten.
Wir begaben uns in das Parkgelände, dessen Charme sowohl in der Weitläufigkeit, den Badestellen, Pausenmöglichkeiten, den Aussichten auf Potsdam, als auch der Hügellandschaft und den teils oberhalb versteckt liegenden Gebäuden lag. Radfahren war erlaubt, allerdings nur auf den äußeren Rundwegen. Hier in Ufernähe das Kleine Schloss Babelsberg, das scheinbar einer Restaurierung harrte, die im Jahr 2022 beginnen soll. Einst Wohnsitz des kaiserlichen Prinzen und Hofdamen wurde 1958 daraus die Parkgaststätte Strandterrassen.
Zumindest am Ufer des Tiefen Sees hatten wir den Park erkundet, wollten ursprünglich zurück, gelangten auf schmalere Pfade, die uns zum Flatow-Turm hinaufführten, Verbotsschilder sahen wir auf dieser Strecke keine, andere Radfahrende ermutigten uns, hier in die Sättel steigen zu dürfen.
Änderten unsere Meinung bzw. Jola wünschte, auf dem Weg ins Zentrum nach einem Lokal zu suchen. So wählten wir den Weg im schattigen Grün entlang des Wassers namens „Neue Fahrt“, bis wir wieder am Hauptbahnhof über die Lange Brücke den Alten Markt erreichten. Ein Blick von der Friedrich-Ebert-Straße in eine Seitengasse ließ mich Jola dorthin führen, es war ein rötlich schimmerndes Gebäude am Neuer Markt. Nach Beschreibungen der Stiftung Preußische …. einer der schönsten Plätze Deutschlands.
Hier befand sich auch das Haus der Brandenburgischen Geschichte, untergebracht im ehemaligen Kutschpferdestall. In der Platzmitte die ehemalige Malz- und Kornwaage (1735), in dem sich nun ein hochpreisiges Restaurant namens „Waage“ angesiedelt hatte. Diese Gebäude in jetziger Form entstand 1875.
Wir ließen uns dort zu einem „Geburtstagsessen“ nieder. Der salbungsvoll redende Servicemitarbeiter kam etwas lauthals daher und auf Jola wirkte er etwas tückisch. Er empfahl uns einen Aperitif, u.a. einen Portwein, zu dem wir ja sagten. Den bestellten Schwertfisch durfte ich nicht probieren, der war leider „aus“, so der Mann, bot mir dafür Zander als Ersatz an. Publikum schien teils Stammkundschaft zu sein, verortete man das nach den Begrüßungszeremonien von neu ankommenden Gästen. Einen Espresso als Entschädigung für entgangenen Genuss bot man mir/uns nicht an, so gab es für die 82 € auch kein Trinkgeld.
Noch einmal ins Holländische Viertel, aber nur kurz. Der Brotladen, die Espressobar und andere Geschäfte hatten nicht geöffnet oder schon geschlossen, beim Bio-Bäcker gab es keine Brötchen mehr. Nun also endlich zum Schloss Sanssouci. Vom Nauener Tor immer gerade aus, dann tauchte schon der Obelisk auf, eingerüstet und gar nicht fotogen. Wir folgten dem Verbotsschild und ließen unsere Räder außerhalb des Parkgeländes angeschlossen stehen. Mittlerweile schaffte es die Sonne, uns ins Schwitzen zu bringen. Auf möglichst schattigem Pfade näherten wir uns dem Springbrunnen. Das Erste Rondell, bis vor Kurzem noch „Mohrenrondell“ genannt, kannten wir aus dem Schloss Caputh. Vom Springbrunnen „Große Fontäne“ aus die üblichen Fotomotive aufgenommen.
Auf der Pausenbank verewigten wir uns gemeinsam. Trotz brütender Hitze schaffte ich es, Jola zu einem Marsch aufs Schloss zu animieren, allerdings nicht über die Stufen, sondern über die seitlichen Rampen. Perspektivisch hübsch anzusehen, die terrassenförmigen Abstufungen. Sprachgewirr überall, oft Spanisch oder Russisch.
Jola stratzte als erste wieder hinunter, strebte aus der Sonne zum schattigen Weg zu den Rädern. Eigentlich schon leicht geschafft, machten wir uns zur Russischen Siedlung auf, Jola glaubte, dort ein nettes Café mit leckerem Kuchen zu entdecken. Gut ausgeschildert waren die nicht ganz 2 Km schnell zurückgelegt. Die wenigen Holzhäuser mit Gartenbereich bedeuteten optisch keine wirkliche Bereicherung. Das Café war geöffnet, doch wir ließen es unbeachtet. Statt dessen schlug ich als letztes heutiges Ziel in Potsdam vor, die 800 Meter hinauf auf den Pfingstberg zu wagen. Dabei sahen wir im Vorbeifahren die im typisch russischen Stil gebaute Alexander-Newski-Kapelle. Den gepflasterten Weg hinauf zum 76m hohen Pfingstberg schoben wir die Räder.
Belvedere nannte sich das Gebäudearrangement, das Friedrich Wilhelm IV. um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch drei Architekten errichten ließ. Die Parkanlage gestaltete Linnés. Der erst 19-jährige Karl Friedrich Schinkel schaffte hier 1801 mit dem Pomonatempel sein erstes größeres Bauwerk.
Gerade war hier neben einem Laubengang ein Open Air Konzert eines Gitarrenduos geendet, Stühle wurden weggetragen. Ein Verkaufsstand bot Erfrischungsgetränke an, ich kaufte eine Fassbrause. Es war ca. 16.15 Uhr, unternehmen wollten wir nichts mehr, aber es war zu früh, um zum Anleger zur Alten Meierei zu fahren. Ich suchte nach dem Weg um die Seen, Jungfernsee, Krampitzsee, der länger wäre, dafür keine Wartezeit mit sich brachte. Die Route sah interessant aus, keine längeren Strecken an der B2. Bis Cecilienhof ohnehin bekannt, lagen gut 10 Km unbekanntes Terrain vor uns. Jola schien eher geneigt, 14 € für die Fahrt mit dem Wassertaxi auszugeben, falls wir wieder einmal hier herkommen. Kaffee und Kuchen waren schon fast vergessen, da entdeckte ich in Sacrow am Kirchweg die Werbetafel Sommercafé Landhausgarten 200m. Jola war wieder zu schnell und vorbeigehuscht. Klingeln, warten, umkehren. Selbstbedienung am Kuchentresen, der noch ausreichend Auswahl bot.
Die Alte Garage (hier jeweils im Bild) war zum Café umgestaltet worden. Links aus der Perspektive des alten Geflügelhauses. Man saß inmitten der Gartenanlage. Die durchschritten wir im Anschluss an den Kuchengenuss. Obstwiese, Rosengarten, Alpinum, Gemüsegarten, Torhaus, Geflügelhaus und Gartenhaus, wo sich ein kleiner Teich befand. Die Anlage wurde Ostern 2016 wiedereröffnet und ist denkmalgeschützt. Gestaltet wurde die Anlage in den 1920er Jahre vom Gartenarchitekten Barth. Bemerkte meinen fehlenden Schlüssel für das Fahrradschloss, den Weg rückwärts beschritten, weder am Tisch noch an Haltepunkten lag er. Ganz zum Schluss fand ich ihn auf einem Sandweg.
Mittlerweile empfanden wir die Temperaturen als angenehm, so stoppten wir am Fähranleger in Kladow, setzten uns auf eine freie Bank, sahen Eltern mit Kindern Enten füttern, hörten Covid-Gegner ihre Parolen hinausposaunen und deren Informationen an einer Leine hängen. Ich besorgte uns aus dem Biergarten Getränke, wir wechselten die Bank, näher zum Anleger, aßen eine Portion Pommes, schauten den Menschen beim Ein- und Aussteigen auf die Fähre zu.
16.08.2021 Montag
Eigentlich wollte ich heute keinen Lenker in die Hand nehmen. Nach einem Frühstücksei schürte Jola die Entdeckungslust, sie sei fertig, bereit zum Tourenbeginn. Ein kleiner Ausflug auf dem Havelradweg bis nach Alt-Gatow vielleicht.
Doch wir verlängerten Stück um Stück das Streckenziel, sahen das Schild „Spandau 7 Km“, das Wetter war lauschig warm, der Radweg prima, also fuhren wir weiter. Trafen in Ufernähe auf Höhe „Scharfe Lake“ auf diverse Clubs (Rudern, Motorboote) und die Kleingartenkolonien. Durch Wilhelmstadt, dann am Havelkanal in den Stadtteil Spandau, jetzt war die Zitadelle ausgeschildert.
Zu der wollte ich Jola noch lotsen, weil sie sich nicht mehr an das Bauwerk erinnern konnte. Dort stoppte ein Mitarbeiter uns am Torbogen, verlangte Eintritt . Da wir die Anlage schon einmal erkundet hatten, verzichteten wir.
In der Altstadt die Räder geschoben, vor dem ältesten Haus (Das Gotische Haus) Spandaus gehalten, darin die Touristen-Info sich befand und Jola schnell ein paar Prospekte einsammelte. Erst im Mai wiedereröffnet. Text der Webseite: Das Gotische Haus ist nicht nur ein Juwel der Altstadt Spandau, sondern es ist auch das älteste erhaltene Bürgerhaus im gesamten Berliner Raum. Der Kernbau wurde bereits im 15. Jahrhundert vermutlich von einem Kaufmann errichtet. Es war zu dieser Zeit eines von nur wenigen Steinhäusern in der Region.Dank einer bauhistorischen Untersuchung und darauf folgenden umfangreichen Restaurierungsarbeiten Ende der 1980er Jahre zeigt sich der Ort nun in seiner Ursprünglichkeit. Der spätgotische Bau mit seinem traumhaften Netzrippengewölbe lässt Sie zusammen mit den architektonischen Veränderungen der folgenden Jahrhunderte, wie beispielsweise dem klassizistischen Umbau um 1800, in die Geschichte eintauchen.
Am Markt ein paar Stände, ich entdeckte die Konditorei Feister, aus der es nach leckerem Kuchen duftete. Etwas weiter ein Vietnamesisches Lokal mit Mittagstisch. Platzierten uns auf harten hölzernen Büßerbänken, aßen Röllchen und Wan-Tan-Suppe, Ente mit Reis und und Hähnchen mit Nudeln. Beim Warten beobachtete ich die bewaffneten und mit Schutzwesten gekleideten Berliner Polizisten beim Einkauf ihres Mittagessens, verschiedene Limonade aus dem Supermarkt besorgte der eine, der andere kam aus dem Döner-Laden mit einer Tüte. Ich vergaß natürlich nicht die Konditorei und kaufte vier Stück Kuchen. Danach auf gleichem Wege die Rückfahrt angetreten. Kühler war es geworden, das verhinderte ein letztes Bad in der Havel.
Als wir von unserem Ausflug aus Spandau zurückkehrten, kam Jola mit „unseren Nachbarn“ aus dem Weltenbummlerauto ins Gespräch. Er redete mit Berliner Dialekt im Schnellverfahren, konnte kaum folgen. Klaudia aus Österreich hingegen nuschelte ein bisschen, der steierische Klang ging zunächst etwas unter. Ich zog mich zurück, kochte Tee, eigentlich wollten wir unseren Kuchen essen, doch Jola kam nicht, der Tee war fast alle, der Rest kalt. Jola durfte bei den Nachbarn eine Hausbesichtigung machen. Kam dann irgendwann mit dem neuesten Klatsch aus der Nachbarschaft heim. Zwei Klappleitern seien abzugeben, im Inneren sähe es so aus, wie es derzeit draußen aussah (chaotisch). Ich schrieb meinen rückständigen Reisebericht, dauerte und dauerte. Ich sollte es mir überlegen mit den Leitern. Ein anderer Neugieriger geriet in die Fänge von Torsten (den Namen erfuhr ich erst später), der für den pferdeschwanztragenden Mann die Motorhaube öffnete und ausführlich die Technik erklärte. Zwischenzeitlich war ich soweit, dass ich zumindest einmal nach den Leitern fragen wollte. Gesellte mich also dazu. Demonstration, ausziehbar bis auf 3,50m, erst einmal benutzt, wurde für eine Bekannte veräußert, 20 € statt über 100 € sollten dafür gelöhnt werden. Ich probierte die Leiter in meine Garage zu stellen, passte perfekt. Jola dackelte mit 20 €, einem selbstgemachten Schlüsselanhänger und einer gehäkelten Mütze um die Leiter auszulösen. Klaudia war begeistert, gab an, Mützen-Fan zu sein und freute sich total, umarmte Jola herzlich, um ihr positive Energie zu spenden.
Ich durfte dann ebenfalls ins Allerheiligste. Ausführlich wurden alle Details in dem überaus unaufgeräumten Innenleben geschildert, wo die Waschmaschine steht, die schmutzige Wäsche gehortet wird, das wichtige Badezimmer gezeigt usw.
Klaudia entpuppte sich als ambitionierte Karikaturenzeichnerin und malte Jola als Dankeschön einen Glückselefanten, versehen mit einem echten Kussmundabdruck und einer Widmung, das Ganze noch frisch laminiert.
Die Freundschaft vertiefte sich noch, als Klaudia Jola in ihr Reisetagebuch einen weiteren Elefanten live malte und ich sie dazu animierte die Zeichnung mit einem Kuss zu krönen. Nur wenige Augenblicke später tauchte Torsten auf, reichte eine Flasche für Klaudia herein, zu der sie erzählte, es sei ein Limocello aus Griechenland, das Original. Giftiges Gelb, die Flüssigkeit sah aus wie aus einem lecken Atomreaktor entronnen. Natürlich wollte sie uns dieses Getränk geschmacklich vermitteln, Jola durfte die Flasche öffnen und wir stießen auf die neugewonnene Bekanntschaft an. Bei dem einen Gläschen blieb es nicht, eine zweite Runde, der Austausch wurde gesprächiger und die Stimmung ward lustiger. Die Flasche war zu einem Drittel geleert, dann verabschiedete sich Klaudia, wir würden uns ja morgen früh noch einmal sehen.
17.08.2021 Dienstag
Der Wettergott hatte es bis gestern gut mit uns gemeint und für heute den Tag mit Regen ausgestattet. Günstigere Gelegenheit, ohne Trauer Richtung Lübeck abzufahren. Die frisch gekleideten Nachbarn waren mit einem Onkel morgens verschwunden, vermutlich ein gemeinsames Frühstück oder ein Ausflug mit dem Boot, wir haben es nicht mehr erfahren. Reisten Punkt 10 Uhr ab. Jola hinterließ eine Nachricht, vor allem wohl deshalb, weil sie ihren weißen Lieblingsschreiber nun nicht wiederbekam.
Über die Fahrt gibt es nicht viel zu berichten, 3 ½ Stunden dauerte es mit einer kleinen Pause auf einem Rasthof. Keine Staus, zwei Baustellen, die die leichte Verzögerung mit sich brachten. So machen WoMo-Urlaubsfahrten Spaß.
Emotionsloser Abschied von diesem Campingplatz, der schon mal bessere Zeiten erlebt haben musste. Crailsheim, Bad Mergentheim, auf die Autobahn Richtung Würzburg, dann auf die A3 nach Frankfurt.
Entgegen der Anweisungen des Navi blieben wir bis zur Abfahrt „Walldorf“ auf der Autobahn. Fanden den Parkplatz für Busse bei der Messe, auf einer mit gespaltenem Betonsteinen auf einer Rasenfläche standen bereits WoMos von „Bücherfreunden“. 10 € kostete das Tagesticket, mit dem man über Nacht stehen bleiben durfte. Es gab einen kostenlosen Shuttle-Bus, trotzdem nahmen wir die Räder, ein bisschen Bewegung nach vier Stunden Fahrt tat uns gut. Nirgends ein Hinweisschild, wo es zur Buchmesse ging. Natürlich standen wir am falschen Ende, umkreisten eine Baustelle, strampelten zwischen Hochhäusern, hohen Wohnblocks und Geschäftsgebäuden vorbei auf die Skyline Plaza zu. An der Kasse kaum angestanden, schenkte mir eine Frau einen Coupon aus der BILD für vergünstigten Eintritt, gerade zur rechten Zeit. Statt 22 € (Normaleintritt, was für für völlig überhöht fanden), bzw. 15 € für Pensionäre brauchte ich jetzt nur insgesamt 15 € Eintritt für zwei Karten bezahlen (vielen Dank an die unbekannte Spenderin). Das Gelände erschien uns größer in Hamburg. Hier tummelten sich die Lesebegeisterten oder Medieninteressierten oder vielleicht auch nur Schaulustige. Neben diesen Gruppen fielen besonders die verkleideten Jugendliche auf, die sich wohl jeweils an einem speziellen Motto, einer Fantasie-Serie, Mangas oder Film (Der kleine Hobbit etc.) orientierte.
Auf einer Open-Air-Bühne trat um 15 Uhr Nele Neuhaus auf, stellte ihre Black Stories zusammen mit einer Moderatorin vor. Sie bot dem begeisterten Publikum ein paar der Kärtchen zum Mitmachen an, worauf die vielen Fans enthusiastisch reagierten. Der erste Fall wurde relativ schnell gelöst, der jungen Mann sich über den Gewinn (ein komplettes Spiel).
In der ersten besuchten Halle trafen wir sogleich auf die geballte Macht des Lesepublikums, dicht gedrängelt schoben sich Menschen aus aller Herren Länder durch die Reihen der Verlagsstände. Jan Weiler und Ulrich Wickert saßen schwatzend an Stand, an dem Andrea Sawatzki ihren Fans geduldig lächelnd Autogramme gab. Insgesamt ein überwältigendes Angebot, nur ich schaffte es nicht, auch nur eine Zeile in einem der ausgestellten Bücher zu lesen. Neben bekannten Gesichtern saßen für mich unbekannte Autoren ebenfalls vor ihren aktuellen Büchern, signierten diese artig für die in der Schlange stehenden Fans, ließen sich mit diesen zusammen für ein Selfie ablichten.
Wieder auf dem Campus, hier ein Blick von einer der Terrassen, stellten sich die verkleideten in Pose, für andere, für ihre Freunde oder für Berufsfotografen. Vom Yogi-Tee gab es eine Lesehalle, alle 30 Minuten las ein Autor aus seinen Werken, in dieses Zelt gelangten wir wegen Überfüllung nicht.
Der Pavillon des Gastlandes Norwegen enttäuschte ein bisschen, wieder auf dem Freigelände kauften wir uns Pommes, ich dazu Fisch.
In Grüppchen saßen die Elfen, Monster, Drachen und Hobbits herum, liefen oder posierten.
Diese junge Frau links im Bild wurde von einem Fotografen gebeten, sich extra für eine Aufnahme hinter die Glasscheibe zu stellen.
In einem extra Container saßen die Buchpreisträger dieses Jahres, aus verschiedenen Richtungen standen in langen Schlangen geduldige Autogrammjäger an.
Gegen 18 Uhr erlahmte unser Interesse genau so wie unsere Füße. Um 18.30 Uhr wäre ohnehin Schluss gewesen.
Wir nächtigten auf dem Parkplatz zusammen mit rund zwanzig anderen Wohnmobilen. Für ein Areal, umgeben von Einfallstraßen, blieb der Geräuschpegel moderat und die Nacht verlief relativ ruhig.
20.10.2019 Sonntag
Morgens wanderte ich zum Ibis Hotel gegenüber, erfragte den Preis für ein Frühstück. 12 € für Externe. Reges Treiben in der Lobby von Abreisenden, meist weiblicher Natur. Warum nur?
Woanders hin? Aber wohin für ein Frühstück, ohne ganz Frankfurt durchfahren zu müssen? Wir beließen es bei der „Nahversorgung“, gingen gegen 9 Uhr hinüber, ich zahlte an der Rezeption die 24 €, womit wir „freien Eintritt“ hatten. Fanden einen freien Zweiertisch und begannen damit, uns unseren Frühstücksteller zusammenzustellen. Wie zuvor in der Lobby schwirrten zunächst am Buffet ebenfalls überwiegend weibliche Gäste herum. Rührei war gerade „aus“, Birchermüsli lecker, Schwarztee fand ich in keiner der Teedosen, Grüner tat es auch. Brötchen schmeckten knackig, Wurst und Käse in geringer Sorte, dafür gut essbar. Alles in allem durfte man zufrieden sein.
Regen war dann unser ständiger Begleiter, vom Weg zum WoMo sowie auf der Autobahn unterwegs nach Kassel.
Der Sonntagvormittag erwies sich als guter Fahrzeitpunkt, kaum zwei Hände voll LKW, an Baustellen keine Staus und ansonsten gutes Vorankommen. Da Miriam bis abends im Kino arbeitete, auch in Kassel kein Wetter für Outdoor-Aktivitäten herrschte, beschlossen wir einen Saunabesuch im Auebad. 12,20 € pro Person für 3 Stunden. Punkt 13 Uhr stand ich nackt unter der Dusche und bald danach saß ich in der 90° Sauna. Nach einer Stunde rutschte ich gerade noch rechtzeitig zum 2. Saunagang in die Blocksauna, wo nackte Leiber wie in einer Legebatterie in den Reihen dicht gedrängt nebeneinander saßen. Mein Platz ward mir auf der niedrigsten Stufe, der Büßerbank zugewiesen. Gut war‘s, von den verteilten Hitzewellen blieb ich weitestgehend verschont. 10 Bahnen zog ich im 50-Meterbecken. Ein dritter Durchgang bei 90° für 15 Minuten, das reichte dann auch.
Im Anschluss stillten wir unseren Appetit im in unmittelbarer Nähe gelegenen Molos, einem griechischen Restaurant.
Es war dann so um 17 Uhr, als ich vorschlug, den Film „Parasite“ im Bali um 17.30 Uhr zu gucken. Telefonierte mit Miriam, die freie Plätze signalisierte und sich auf unser Kommen freute. Leider steuerte ich wieder einmal das „Gloria“ an, dadurch verzögerte sich unsere Ankunft.
Der Film lief bereits fünf Minuten, Miriam ließ uns „so“ ins Kino, wir sollten uns Plätze aussuchen. Der Film verlief dann nach lustigem Anfang mit satirisch ironisch wirkendem Einschlag blutig und mit überraschenden Wendungen.
21.10.2019 Montag
Gefrühstückt, dann Weiterfahrt um 15 Uhr nach Göttingen. Stellplatz direkt an dem Erlebnisbad Eiswiese. Göttinger Innenstadt wirkte auf mich nicht wie eine junge Studentenstadt, Straßen und Läden ähnelten eher der üblichen Tristesse deutsche Einkaufsstraßen mit Billigläden und Dönerbuden, wobei dazwischen das eine oder andere sehenswerte Fachwerkhaus zu entdecken war. Jola überzeugte mich dann im Geschäft von Brax, eine etwas zu große Hose zu kaufen, die mir von ihr noch zugeschnitten werden sollte.
22.10.2019 Dienstag
Erste Abreisen hörte ich noch zu Schlafenszeit. Frühschwimmen fiel aus, es war bereits nach 08.30 Uhr. Mit Jolas Rad schnell zum Holzofenbäcker gestratzt. Das Wetter entwickelte sich positiv. Wir sagten Göttingen ade, es folgte eine rund 100 Km lange Fahrt, davon etliche Kilometer Baustelle, jedoch ohne schleppenden Verkehr. Wolfenbüttel erreichten wir ohne größere Behinderungen gegen 11.30 Uhr. Das Stadtbad Okeraue stellte sich als modernes Schwimmareal heraus, an dessen Seite sich der Stellplatz befand. Fast nagelneue Sanitäranlagen, die Plätze am Rande der Außenanlage des Bades. Strom war inklusive. 14,50 € löhnte Jola an der Kasse im Schwimmbad. Ein Schlüssel für die Sanitäranlagen gab es dazu.
Wolfenbüttel überraschte mit einer wirklich historischen Altstadt, ca. 600 gut erhaltene oder wiederhergestellte Fachwerkhäuser bildeten den Kern der Altstadt. An einigen Häusern fanden sich Figuren, Sprüche oder Wappen.
Dazu die Kirchen, das Schloss, das Lessing-Haus oder das Lessing-Theater.
Bis ungefähr 14.15 Uhr stromerten wir durch die Gassen, warfen einen Blick ins Lessing-Haus, in die Bibliothek und das Schloss, das gleichzeitig ein Museum und ein Gymnasium beherbergte. Den Museumsbesuch verschoben wir, das leibliche Wohl stand gegen 13.30 Uhr im Vordergrund, die Suche nach dem geeigneten Essplatz war vorrangig.
Der Schlossplatz erfuhr vor ein paar Monaten eine Modernisierung, die Neueinweihung war erst vor Kurzem gewesen, einige Restarbeiten standen aus. Schön verlegte Pflastersteine auf dem Schlossplatz und dessen Umfeld zeugten von geschmackvoller Anpassung.
Zentrale Plätze waren der Stadt- und der Kornmarkt. Am Stadtmarkt war das Rathaus beheimatet.
Kauften zwischendurch Socken und Bananenchips.
Wir aßen dann im Bayerischen Hof in der Reichsstraße. Ein 1952 eröffnetes Gasthaus, das sehr altbacken daherkam, der „Chef“ gönnte uns noch ein Mittagsmahl, denn um 15 Uhr wurde geschlossen. Mein bestelltes Gericht (Roulade, Rotkohl und Knödel) bedurfte einer Änderung, Rotkohl war „aus“. Ich nahm dafür Sauerkraut, eine gute Wahl.
Nachmittags verzichteten wir auf den Museumsbesuch, in den Genuss einer Führung bei den Werken von Jägermeister kamen wir nicht, alles ausgebucht.
Mit dem Rad erkundeten wir dann den Bereich außerhalb der Altstadt, wo es zunächst „einfacher“ zuging. Mietshäuser, die auch schon bessere Jahre gesehen hatten wechselten sich später mit klassischen Stadthäusern reicher Kaufleute des vorletzten Jahrhunderts ab, Siedlungen mit Einfamilienhäusern aus der Zeit des Wirtschaftswunders oder kurz danach, so schien es mir, aber auch einige neuere architektonischen Tupfer durchzogen solche Regionen. Jola schwächelte, ihr Knie muckerte, deshalb kehrte wir auf einem Waldweg Richtung Braunschweig um und fuhren zum WoMo zurück. Die Oker mäanderte ab und an neben dem Radweg entlang, ein Fluss hier, der von Breite dem der Trave ähnelte.
Um 18.45 Uhr besuchten wir das Schwimmbad für 75 Minuten.
23.10.2019 Mittwoch
Besorgte Brötchen, die Lange Straße am Lessing-Theater vorbei und schon war ich bei Richters Altstadtbäckerei. Da wir erst um 16 Uhr den Stellplatz räumen mussten, blieb uns ausreichend Zeit für die Besichtigung der Herzog August Bibliothek und des Lessing-Hauses.
Den Rentner-Bonus forderte Jola ein, statt 5 € nur 2 € Eintritt für beide Besichtigungen. Die Bibliothek erwies sich als wirklich beeindruckende Sammlung. Der gute August war ein fleißiger Sammler und widmete sich wohl viele Stunden der Katalogisierung, bis er dann Lessing als Hofbibliothekar einstellte.
Innenansicht der Bibliothek
Uns gedieh zufällig eine individuelle Führung anheim, eine versierte Mitarbeiterin stand uns zur Seite und erläuterte detailliert, was gesammelt wurde (vorrangig Theologica, daher die umfangreichsten Bestände), nach welchen Kriterien August die Bücher aufstellte (große nach unten, kleine nach oben), was die Zahlen zu bedeuten hatten und warum einige Einbände in rot gehalten wurden. Fast alle Bücher wurden in Eigenregie gebunden. Erstaunt war ich, als ich erfuhr, dass man für Forschungszwecke Werke ausleihen durfte. Bücher dieser Art werden nicht mehr mit „Samthandschuhen“ angefasst, das sein dem Erhalt abträglicher, als wenn man sie korrekt mit den Händen anfasste.
Im Lessing-Haus gab es nicht so viel zu entdecken. Außer den Hinweisen, dass Lessing chronisch unter Geldnot litt, mehrfach seine Sammlungen veräußern musste, bis er dann für 600 Taler Jahressalär die Anstellung beim Herzog bekam.
Wir aßen beim Türken das Mittagsgericht, gefüllte Aubergine.
Immerhin wurde ich auf meine alten Tage wieder einmal ein bisschen schlauer: Wolfenbüttel ist die Lessing-Stadt, Dürer war nicht nur Maler sondern entwickelte die Proportionenlehre, Herr Zapf erfand bzw. entwickelte sehr viele Schrifttypen. Hier ein Beispiel mit Sinnsprüchen als Muster.
Dann sagten wir Wolfenbüttel bald ade und es ging über Braunschweig, Uelzen und Lüneburg nach Hause.