Jola saß am Frühstückstisch, hatte bereits ihr tägliches Müsli verspeist und wartete auf ein frisches Baguette, das einfach nicht von alleine kommen wollte. Der Mann musste auf das Rad steigen und in den weit entfernten Ort radeln, zur schönen Bäckerin.
Vor der Pâtisserie eine kleine Warteschlange, was mir Zeit gab, die hübsche Bäckerin (Tochter oder Mitarbeiterin?) dabei zu beobachten, wie sie Wraps und belegte Baguettes sortierte und in die Auslage legte, um sie dann mit Preisschildern zu bestücken. Im winzigen Laden gelang mir ein Blick durch eine Öffnung in die Backstube, wo eine uralt wirkende Knetmaschine ihre Arbeit verrichtete und den Teig für die nächste Fuhre verknetete. Mein „deux“ wurde von der „richtigen“ Bäckerin, sprich, der älteren Dame nicht verstanden, sie wiederholte „deux“ und reckte zwei Finger an der Hand. Ich bestätigte, indem ich wiederholte. Das gleiche Spiel bei den Croissants. 4,40 € für zwei Tradition und die Croissants.
Gegen 10.30 Uhr in die Sättel geschwungen, gleich vom Campingplatz auf die Strecke, mit dem Ziel La Roche d’Oëtre.
14,5 Kilometer („Familie sportiv“ die Schwernisbeschreibung). Diesmal keine grünen Wegweiser, so mussten wir bereits nach 500m einmal die Karte konsultieren. Rechts ging ein Weg ab, allerdings eine Einbahnstraße (Chemin Grignon). Aber dort entlang, das war korrekt.
Die Strecke nicht ganz so anstrengend wie gestern, vielleicht lag es auch daran, dass ich mich auf längere und anstrengendere Steigungen eingestellt hatte. Ohne besonders Erwähnenswertes erreichten wir den Ort Rouvron, den Namen womöglich vom Fluss La Rouvre. Hier ein Campingplatz ansässig, den wir nicht zu Gesicht bekamen, weil Tour auf andere Straße abzweigte und über den Fluss führte. La Roche d’Oëtre nun schon ausgeschildert.
Touristisch scheinbar äußerst beliebt dieses Ausflugsziel. Großes Gebäude mit Tourist-Info und Restaurant. Ausgeschilderte Wanderwege. Auf einer Karte entnahmen wir, dass es drei Möglichkeiten gab, das Gebiet zu erforschen. Ich schlug die Tour mit einer Länge von 1,8 km (Sentier des gorges, 110m Höhenmeter) vor.
Zuerst schauten wir von den „Klippen“ ins Tal und über den Rest der Hügellandschaft hinaus. Jola wäre beinahe abgestürzt, zu mutig, wagte sie sich an den Abgrund heran.
Doch das Abenteuer begann erst auf dem eigentlichen Weg „gorges“, der nach wenigen Metern steil in engen Windungen durch Wald stetig über Felssteine und Baumwurzeln bergab führte. Auf dem Stück Weges sah man, wie vertrocknet die Natur hier war, andauernde Hitze war nichts für Farn und auch nicht für Heidekraut, Bäume und Ginster.
Eigentlich nichts mehr für lädierte Knie oder Hüfte und an sonstigen Wehwehchen leidenden Menschen. Früher waren wir meist 10 Minuten vor der angegebenen Zeit am Ziel, jetzt ließen wir jüngeres Wandervolk vorbeiziehen.
Wie steil es abwärts ging, vermögen Bilder meist nicht darzustellen, trotzdem hier ein Versuch:
Leicht verschwitzt und mit Wackelbeinen kamen wir zu ebener Erde an und durften eine Zeitlang am Bachlauf wandern und nach Fischen Ausschau halten, die man wieder ins Wasser werfen sollte (so ein Hinweisschild, vermutlich für Angler).
Sturm muss auch hier gewütet haben:
Die Erholungsphase war dann mehr als kurz. Schon bald ging es die 110 Höhenmeter wieder auf dem Rundkurs hinauf, allerdings in gemäßigten Serpentinen. Ein Selfie am Hang, dann im Restaurant einen gemischten Teller mit Wurst, Schinken und Käse bestellt.
Nach verspeister Nahrung Blick ins Umfeld gerichtet. Typische „zona recreativa“, wie es in Spanien heißt.
Den Rundweg, jetzt Richtung Pont d’Ouilly, quasi Heimat, ein Viadukt durchfahren, in Pont-des-Vers eine abgewrackte Industrieanlage gesehen, deren Gelände scheinbar modernerer Nutzung zugeführt wurde, ein Feriendorf aus Holz.
Auf der Zielgeraden in Pont d’Ouilly kamen wir an der Orne vorbei und sahen bereits eine Menschenansammlung bei:
Stühle rücken war für das Publikum angesagt, sich einen guten Sitzplatz sichern, wenn denn die Kapelle um 15 Uhr zu spielen beginnt und Partnerwahl wäre.
Wir kauften erst einmal Kuchen in der Patisserie und gönnten uns am WoMo eine Verschnaufpause bei einer Tasse Tee.
Ich dackelte alleine mit dem Fotoapparat zur Brücke, wollte mir das Tanzspektakel aus der Nähe ansehen. Und der Tanzboden war quasi überfüllt, Publikum geschätzt von Anfang 40 aufwärts bis zum Urnengang, aber das Tanzbein schwingen funktionierte meist blendend.
Kirchenbänke einmal anders: