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alter (weiser) Mann, kommunikativ (wenn es sein muss).

Norwegen – Kristiansand –

06.06.2022 Pfingstmontag

Nachts hatte es wohl heftiger geregnet, was Jola zu einem Umzug aus dem Schlafzimmer in untere Gefilde veranlasste.

Ich las ab 6 Uhr bis ca. 07.30 Uhr das Buch „Der Apfelbaum“ zu Ende.

Kurzes Frühstück, dann die Lebensmittel sorgsam verstaut, alles klappte prima. Gegen 10.05 Uhr reisten wir ab. An der Tankstelle den Reifendruck überprüft und korrigiert. Wenig Verkehr in Richtung Norden begünstigte ein zügiges Vorankommen. Ab und an tröpfelte es vom Himmel, die Feuchtigkeit versiegte jedoch meist schnell. Erreichten Rendsburg einmal auf anderem Wege durch den Tunnel nach Abfahrt Rendsburg-Süd. Auf dem Stellplatz An der Untereider ausreichend freie Plätze, wir wählten Nummer 6, der von einer Hecke begrenzt wurde. Jola geriet gleich in ein Gespräch mit einem Paar aus der Gegend von Flensburg, die sich demnächst in Richtung Würzburg bewegen wollten.

Anmeldung wollten wir am nächsten Morgen machen. Kamen noch mit anderen Nachbarn ins Gespräch, u.a. Bayern, die gerne in den Norden reisten.

Mit den Rädern zum Obereiderhafen, quasi nur „über die Straße“, dort eine Art Bierzelt mit überdachten Außenplätzen (Gundlachs). Currywurst und Fischteller orderten wir, ich gönnte mir zum Mittag einmal ein Weizenbier. Blätterte während der Wartezeit in einem Magazin, in dem eine Gruppe sich vorstellte, die etwas gegen die Trostlosigkeit der Leerstände im Zentrum von Rendsburg tun wollten / getan hatte.

Nach dieser „exquisiten“ Mahlzeit radelten wir zur Schwebefähre am Kanal. Fast zielsicher manövrierte ich uns dorthin, das mächtige Bauwerk der Eisenbahnbrücke dominierte den Himmel über den ältlich wirkenden Häusern auf dem Weg dorthin. Der Stellplatz am Kanal voll, eng beieinander standen die Fahrzeuge, nicht schön, dafür aber schöner Ausblick in der 1. Reihe auf Eisenbahnhochbrücke und Schwebefähre.

4 Fahrzeuge durften maximal auf die Fähre, dazu etliche Räder und Menschen. Alle 15 Minuten pendelt sie hin und her, ausgebremst nur von Schiffen auf dem Kanal, die stets Vorfahrt hatten. Jedes Schiff wurde aus der angrenzenden Gaststätte Brückenterrassen begrüßt und laut vorgestellt. Wir setzten mit dem nächsten Transport über und fuhren am Kanal bis Schacht-Audorf. Kreisten einmal kurz durch den Ort. Zwischenzeitlich war es so warm geworden und von Regen keine Spur mehr, also Jacke aus. Jola spendierte sich eine Kugel Eis. Mit der Autofähre zurück über den Kanal, dann ins Zentrum. Das Stadttheater strahlte nach wie vor im weißen Glanze, heute keine Vorstellung. In der Fußgängerzone diverse Hochbeete, alle beschriftet mit den Akteuren, bunte Bänkchen, eine Holzwand mit Regenrinnen, umfunktioniert als Pflanzstellen, eine davon beschriftet mit „Pflanzentauschbörse“. Im Café Ach ein Päuschen eingelegt, buntes Interieur, viel gerahmte Fotografie säumte die Wände im Inneren. Kuchen war schon etwas ausgesucht, ich bestellte eine Schnitte Mango-Buttermilch. Weiße quadratische Tische mit buntlackierten Tischplatten, ein altes Röhrenradio, zwei altmodische Sessel in denen ein Mann und eine Frau wie drapiert saßen. Die Besitzer berlinerten, erklärten sich selbst auf meine Nachfrage als die Fotografen. Zwei der Bilder stammten aus der Provence, ein Motiv erkannte ich wieder, ein Viadukt in Montpellier, und tatsächlich war es so.

Danach Bummel zum Marktplatz, viel Leerstand, das ehemalige, lange leerstehende Kaufhaus ist einem modernen Seniorenwohnheim gewichen, was den Platz etwas aufwertete. Beim Bäcker Andresen drei Brötchen gekauft. Trafen das Paar aus Bayern wieder, das den Außenbereich im Café Ach zu einer Rast nutzte. Zurück zum WoMo.

Lesepause eingelegt. Gut, dass die Hecke etwas Schatten spendete, denn in der Sonne war es ungemütlich warm geworden. Später Spaziergang an der Eider bis zum Zentrum, Umkehr, weil Füße lahmten.

07.06.2022 Dienstag

Nachts trommelte Regen aufs Dach. Leider setzte sich das mit dem Regen tagsüber fort, zumindest temporär in Form von Schauern. Da wir ohnehin den Plan mit dem Besuch der NordArt hatten, tangierte uns „schlechtes Wetter“ nicht sonderlich. Jola brachte ein paar Brötchen von der Rezeption mit, übriggebliebene von Vorbestellungen oder ähnlich.

Aufbruch zum Ausstellungsgelände in der Vorwerksallee. Keine 2 Kilometer entfernt trafen wir gegen 11.05 Uhr ein, Menschen schienen vor dem Eingang auf einen Guide zu warten.

18,50 € löhnte Jola für eine Tageskarte.

Zunächst hielten wir uns im Park bei den Skulpturen auf, die regenfreie Zeit nutzend. Augenfällig das neue Arrangement von Liu Ruowang in der Mitte des Rasengeländes platziert. Es hatte den Namen Mr. Pinocchio.

Text dazu: „Den Pinocchio in der Mitte umkreisen ewig ahnungslose Zeitgenossen, herkömmliche Rollen von Manipulator und Manipulierten werden vertauscht. Seelenlose „Menschen“ haben die Kontrolle über das seelenlose „Ding“ verloren. Niemand entzieht sich dem seltsamen Kreislauf aus Kontrolle und Beeinflussung durch „Dinge“ in einer materialistischen Welt, deren Mammon Geld heißt….

Die meisten anderen Elemente im Park kannten wir aus vorherigen Besuchen.

In der Alten Meierei ein Schwerpunkt „Mongolei“

Eine Abbildung aus einer Reihe von fünf Köpfen, jede irgendwo mit dem Titel „Art is a vaccine“ gekennzeichnet.

Jola hatte für sich die Abfrage zu Informationen über die Künstler mit QR-Code entdeckt und las mir mehrfach etwas zur Vita, den künstlerischen Ansätzen oder Ambitionen vor.

Wieder im Park, wanderten wir zur ACO Thormannhalle, wo es zwar keine Kunst, dafür Verzehrbares gab, wir aber verzichteten, lieber „auswärts“ Essen gehen wollten. Die Möglichkeit zur Unterbrechung des Besuchs der Ausstellung war ja gegeben. Flüchteten vor dem nächsten Regenschauer in die Carlshütte, wo sich u.a. die Sonderausstellung zum Länderschwerpunkt Polen befand.

Die riesige Halle überwältigte mich aufs Neue, trotz des mächtigen Reiterstandbildes an zentraler Stelle, quasi eine Fortsetzung aus vorangegangener Ausstellung. Mensch und Tier aus Metallscheiben verschiedener Umfänge.

Überraschendes fanden wir auf vier Fotografien, wobei eins Hunderte, wenn nicht Tausende von ausgedienten Leihfahrrädern, abgestellt unter einer Autobahntrasse zeigte. Andere wirkten wie Darstellungen eines Flussdeltas oder unter dem Rastermikroskop vergrößerte Amöben oder andere Einzeller.

Bei näherer Betrachtung handelte es sich jedoch auf allen Bildern um nach Farben sortierte Leihfahrräder. Von diesen Halden soll es in China 50 Stück geben, auf denen ca. 20 Millionen schrottreife Teile auf ihre Atomisierung warten. Dem Leihrad-Boom folgte alsbald eine Konsolidierung des Marktes mit der Konsequenz von Insolvenzen. Rohstoff-Recycling schien in China unbekannt zu sein.

Es stand eine Pause an, Jola hatte Appetit. Also eine Unterbrechung. Ein Hinweis auf eine mögliche Mahlzeit war das folgende Arrangement:

Vorschlag meinerseits Fräulein Möhls. Die Bilder auf der Webseite überzeugten Jola sofort. Kurz war der Weg zu Fräulein Möhls am Schiffbrückenplatz. Bei der Dampfbäckerei Drews Brötchen und Kuchen gekauft. Arschkälte trieb uns zurück zum Stellplatz. Jola verschlang ihr Stück Erdbeerkuchen, ich wartete noch, verdaute meinen Salat. Gegen 16.35 Uhr das Restprogramm auf der NordArt angegangen. Wieder Schauer, wieder kurze Pause vor der Abfahrt. Unterwegs am Stadtsee auf dem Wasser ein buntes Etwas, fischähnlich. Vielleicht eins der ausgelagerten Objekte vorhergehender Ausstellungen.

Abstecher in die Stadt, im Buchladen nach der Sammlung lyrischer Texte von Amanda Gordon gefragt, doch das Buch war nicht vorrätig. Von dort weiter zur NordArt.

In der Carlshütte durften wir nach der Rückkehr uns als fast alleinige Besucher ansehen. Viel Platz, viel Zeit. Regen trommelte in Intervallen aufs Dach. Trotz wirklich interessanter Objekte ermüdete die Aufmerksamkeit langsam. Ich schoss hier und da Fotos, um nicht alles zu vergessen. Gegen 18.50 Uhr verließen wir das Ausstellungsgelände, querte die Hauptstraße, um bei Rossmann eine Packung Kaugummis zu kaufen, was schnell erledigt war.

Miriam erzählte abends am Telefon ausführlich / anschaulich von ihrem Kurztrip nach Leipzig.

08.06.2022 Mittwoch

Erfreulich die Wetteraussichten am Morgen, schnell ein Sprung unter die Dusche, Haare gewaschen. Jola schnorchelte noch, ich machte mich zum Dampfbäcker auf. Fand einen noch kürzeren Weg, freute mich bei der Anfahrt auf die in Aussicht stehenden Einkaufsmöglichkeiten, sprich, der Wochenmarkt war besetzt. Kaufte jedoch zuerst beim Dampfbäcker zehn Brötchen und vier Stück Kuchen für 12,70 €. Wurst, Tomaten und Tilsiter in Scheiben geschnitten und gut verpackt folgten danach bei Marktständen.

Jola hatte aufgedeckt, die leckeren Marktsachen und Brötchen versüßten uns den Tagesbeginn. Jola lobte besonders die krosche Kruste der Einfachsemmel.

Noch vor 10 Uhr verließen wir nach einem Tankstopp (2,019 €) mit Tachostand 57.190 Km Rendsburg Richtung Autobahn A7. 146 Km zeigte das Navi an, aber das war nicht die endgültige Entfernung bis Aarhus, sondern nur zum Autobahnkreuz. Erstaunliches Verkehrsaufkommen, insbesondere LKW. Jola vergaß ihre Postkarten einzustecken, nun durfte ich deshalb bei Tarp von der Autobahn abfahren und in einem Dorf Ausschau nach einem gelben Rechteckkasten an einer Stange halten. Doch nirgends etwas Gelbes zu sehen. Beim Dorfbäcker fragte Jola nach, was besprochen wurde (es dauerte länger), blieb ein Geheimnis, jedenfalls gab es keinen Briefkasten weit und breit. Also zurück auf die Autobahn und den Rat Jola erteilend, dänische Briefmarken zu nutzen, das käme günstiger, als mit dem WoMo von A nach B zu kreisen.

An der Grenze Geschwindigkeitsreduzierung auf 40 Km/h und Fahrbahnverengung, eine junge Polizistin schaute, hob die Hand und ein Fingerzeig signalisierte „Kontrolle“ oder „Weiterfahrt“. Der Kleintransporter vor uns musste anhalten. Unterwegs überfiel Jola einmal wieder die Schmerzattacke durch verklemmte Nerven an einem Wirbel.

Das Verkehrsaufkommen blieb hoch, jedoch gab es weder Staus noch Baustellen. Aarhus erreichten wir gegen 12.30 Uhr, wenig später ging es kurz auf langer Geraden erst bergab, dann wieder bergauf. Die Formalitäten erledigte Jola schnell an der Rezeption, einen Platz durften wir uns aus einem Kontingent aussuchen. Nahmen Nr. 79. Deutsche und Holländer bildeten das Gros an Gästen. Kuchen und Tee / Kaffee, Prospekte durchgeblättert, dann die knapp 10 Km nach Aarhus angegangen. Immer geradeaus, hieß die Devise. Leider eben auch immer an der vielbefahrenen Hauptstraße namens Randersvej entlang.

Kleine blaue Richtungsschilder wiesen mit Kilometerangabe den Weg. Nach letzter Bergabradelei am Hafen angekommen, rechts das markante Gebäude Dokk 1. Etwas unentschlossen fuhren wir umher, Jola glaubte einen leichten Niedergang der Stadt wahrgenommen zu haben. Begaben uns auf die Fußgängerzone mit den Geschäften, vor den meisten standen Ständern des Warensortiments. Nichts wirklich Erwähnenswertes. Am Bahnhof versuchte Jola neuerlich Briefmarken zu kaufen, ohne Erfolg.

Ein Besuch beim Museum für Kunst (ARoS), in dem wir bereits 2017 einmal die Ausstellung besuchten, folgte. Wieder die langgezogene Treppe hinaufgetrippelt, das bunte Monster im Inneren begrüßte uns dabei von der Decke hängend. Das begehbare runde Oberdeck zeigte menschlichen Schatten durch seine farbigen Plexiglasscheiben (oder was für ein Material es auch sein mag). Verzichteten auf einen Besuch im Museum (22 €), dafür aßen wir im angeschlossenen Restaurant eine Kleinigkeit, gönnten uns eine Pause.

Die Fahrt durch das architektonische Prunkstück, die Hafencity, empfand Jola als ein desaströses Gestaltungsdebakel, es passe hier nichts zusammen. Am Bassin 7 Holzbuden (Kaffee etc.) und Container (Surf-Schule) vor (wahrscheinlich) teuren Wohnungen in Hochhäusern. Das Außenschwimmbecken (links auf dem Bild) im Hafen kurios, noch kurioser die Tinyhäuser im schwarzen Außen-Outfit.

Total einsehbar der Wohn-/Küchenbereich, Leiter nach oben ins Schlafgemach. Individuell eingerichtet, über ArBnB buchbar. Jola meinte, jetzt fehle nur die etwas leicht bekleidete Dame, die im Fenster sitzt….

Das Gelände mit Urban-Gardening war einem weiteren Hochhauskomplex gewichen.

Durch Segelschule, Rudergesellschaft und Yachthafen zurück „an Land“. Das Parkgelände Ris Skov linker Hand bergauf umfahren, dann bald auf Herfahrtstrecke, wieder bei lautem Verkehr zurück zum Campingplatz. Der mitgenommene Regenschirm hatte seinen Schuldigkeit getan, dabei sein und es hatte nicht geregnet. Rückfahrt nach Hause. Geschafft!! Alle beide.

Jola schlug vor, morgen weiter nach Hirtshals zu fahren, dabei einen Abstecher nach Aalborg zu machen, das direkt auf dem Wege lag.

09.06.2022 Donnerstag

Knappes Frühstück mit dem letzten Brötchen vom Dampfbäcker, ansonsten Knäckebrot. Quark mit frischen Erdbeeren drauf, auch mal lecker. Jola machte die „Drecksarbeit“, leerte die Toilette. Danach alles verstaut, leichte Verzögerung an der Schranke, dann nach kurzer Fahrt auf der Landstraße wieder auf die E45 bzw. E39 nach Hirtshals. Jolas Wetterbericht versprach für ca. 12 Uhr eine Stunde ohne Nass von oben, das würde passen. In Aalborg ins Zentrum abgebogen, natürlich keinen Parkplatz gefunden. Über die Brücke auf einem Parkplatz eines Supermarktes mit Parkscheibe eine Stunde Aufenthalt. Ins Zentrum, das einen ganz ansprechenden Eindruck auf uns machte. Einige nette Geschäfte, eine kleine Sündenmeile, zu dieser Tageszeit ohne sichtbare Besucher, der Industriehafen dominant am Horizont, in der Nähe die fast schon obligatorische Skyline moderner Architektur.

Ein Weinkontor weckte meine Aufmerksamkeit. Früher beherbergte das um 1623 erbaute Haus ein Handelskontor, in dem Jens Bang mit Heringen, Salz und Getreide zu Wohlstand kam. Er liefert mit seiner Handelsflotte Waren nach Norwegen und bis ans Mittelmeer.

Wieder nötigte uns der regen zu einem vorzeitigen Aufbruch. Einkauf im Supermarkt, mit dem die Idee wuchs, im WoMo später einen leckeren Salat zu kreieren, alle Zutaten waren ja beisammen. Also kein Aufenthalt über Nacht in Aalborg. Schnell waren wir aus der Stadt heraus auf der Autobahn und nach gut 55 Km ohne nennenswerte Ereignisse in Hirtshals am Campingplatz, wobei am Kreisverkehr das blauen Verkehrshinweisschild in die linke Richtung wies, Hirtshals Camping auf einem Holzschild jedoch nach rechts zeigte.

Platz 141 bestimmte der Verwalter, eigentlich egal auf dem riesigen Rasengelände ohne Baum oder Strauch. Er ähnelte einem Behelfsparkplatz zu einem Festplatz gehörend. Einzig ein niedriger Holzzaun an dem auf dem Balken die Platznummern befestigt waren, bildeten eine „Anhöhe”. Schnell füllte sich das Areal, ob die alle mit den Fähren nach Norwegen wollten? Der zubereitete Salat fand bei uns beiden zwei wohlwollende Abnehmer. Auch hier wieder bremsten uns Regenschauer von einem Stadtbesuch aus. Erst spät radelte Jola alleine los, im Ort die Post suchen. Kaum weg, klingelte das Telefon, Jola hatte ihren Schlüssel vergessen, konnte ihr Rad nicht abschließen, ich müsse kommen. Den Küstenweg nahm ich, der führte direkt in die Ortsmitte, nur Jola fand ich dort nicht. Telefonkontakt, sie stand hinter einer Hausfassade, direkt beim Supermarkt. Warten, Jola kam nicht wieder. Die Beschaffung von ein paar Briefmarken schien ein schwieriges Unterfangen zu sein, weder wusste man beim Personal, welche Werte auf Postkarten ins Ausland zu verwenden seien, noch wo man die Karten einwerfen müsse. Aber es war dann doch geschafft. Fahrt zum Terminal von Color-Line, alles dicht, ausgestorben. Im Alten Rathaus in der Stadtbibliothek erfuhr ich, man könne Online buchen, bot mir ein Terminal an. Das wollte ich ja nicht, wir wollten einen Schalter mit Mensch dahinter. Neuer Versuch, als wir einen roten Katamaran im Hafen ankommen sahen. Das Gewerbegebiet um die Terminal entpuppte sich als ein Konglomerat aus Arealen, in dem neue Straßen angelegt waren. Beim Check-In erfuhr von einer Mitarbeiterin in einem der Kassenhäuschen, man könne bezahlen bei sofortigem Reiseantritt, ansonsten am Terminal. Zu dem mussten wir zunächst das gesamte Gelände umkreisen. Aus dem Bauch der Fähre quoll eine endlose Schlange an Automobilen, davon vielen Wohnmobile.

Am Ende lohnte sich die Fahrerei und Sucherei, denn Jola hatte das letzte Ticket für ein Wohnmobil für Samstag 11.45 Uhr ergattert und gleich gebucht. Sonst wären wir wahrscheinlich erst Dienstag hier weggekommen, zumindest nach Kristiansand. Erhielten keine Billetts, der Drucker sei defekt. Der Bon mit den Nummern würde genügen, so die Mitarbeiterin hinter dem Schalter. Ihr Wort in Gottes Ohr. Der kleine Zettel musste gut verstaut werden. Regen stoppte die Rückfahrt.

Wieder am Platz ein Erinnerungsfoto von unserem Stellplatz mit dem prägnanten Leuchtturm im Hintergrund.

Zu später Stunde beruhigte sich das Wetter, es blieb länger trocken, was uns zu einem Abendspaziergang Richtung Leuchtturm und Bunkermuseum ermunterte.

Das Bunkermuseum, ein Relikt aus dem 2. Weltkrieg, als Hitlers Soldaten in die Dünen Bollwerke gegen die amerikanischen Angreifer errichteten. Dieser hier eins der wenig erhaltenen Exemplare, das man besichtigen konnte. Beklemmend das karge Innere der Schutzräume, in denen sich bis zu 20 Mann verschanzen konnten, ein Bollerofen, eine Luftansaugvorrichtung, drei Doppelstockbetten.

Sitkafichten säumten einen Pfad oberhalb der Anhöhe, von hier aus Überblick über den Campingplatz bis aufs Meer. Den Leuchtturm in unserer Mitte auf ein Selfie gebannt.

Extra abends noch geduscht, aus Furcht, morgen seien die Sanitäranlagen vielleicht überlaufen.

10.06.2022 Freitag

Jola muss aus dem Bett gefallen sein, ich hörte sie gegen 7 Uhr rumoren, brachte Brötchen und zwei Zimtschnecken mit. Sie mimte die freundliche Samariterin, kochte für die Nachbarn mit ihrem kleine Van Wasser heiß. Das Paar hatte seine Überfahrt bereits um 9 Uhr. Uns blieb noch etwas mehr Zeit. Jola schaffte sogar ihre Haarwäsche. Abfahrt mit einer Ehrenrunde, denn der gestern genommene Weg mit dem Rad war für Autos nicht passierbar. Im Gewerbegebiet getankt, dann in die Schlange der WoMos eingereiht und gewartet.

Zwischendurch Kontakt zu ebenfalls wartenden Wohnmobilisten, ein Paar aus dem Schwabenland und einem aus der Bretagne, die mit einem 34 Jahre alten WoMo (Innenausbau alles noch aus Echtholz) vor uns standen. Pünktlich begann die Auffahrt in den Katamaran. Im Innern mussten die meisten WoMos eine Kehre fahren, um in Richtung Ausfahrt zu parken. Am Ende zwei Busse und diverse PKW, die auf einer schrägen Plattform Platz fanden. Darüber eine Lage PKW. Oben Dutyfree-Shop, Restaurant, Schnellimbiss, reichlich Sitzgelegenheiten, ein kleiner Auslauf auf dem Sonnendeck mit Heckblick auf das durch den Katamaran aufgewühlte Meerwasser.

Ab und an kreuzten größere Schiffe oder durchquerten in der Ferne den Skagerrak. Auf Bildschirmen lief rollierend, das, was Norwegen so interessant machen sollte, zwischendurch ein roter Punkt (Schiff) auf der See-/Landkarte, der sich langsam Kristiansand näherte.

In Gedanken grübelte ich über Verstecke für die zu viel an Bord mitgenommenen alkoholischen Getränke nach. Skurrile Sachen dachte ich mir aus, gemacht hatte ich dann …nichts.

Pünktlich erreichten wir den Kai, es dauerte, dann plötzlich setzten sich in allen Reihen die Fahrzeuge in Bewegung, dreispurig ging es an Land. Mir fielen der rote und die beiden grüne Punkte auf den großen Schildern zunächst gar nicht auf, doch die wachsende Warteschlange in der Spur mit dem roten Punkt (zu verzollende Gegenstände) ließ mich abbremsen. Jola gab mir die „Peitsche”, fahr, es wird schon nichts passieren, am Häuschen war niemand zu sehen, doch um die Kurve verengte sich die Fahrbahn und ich erblickte drei eher entspannt herumstehende Zollbeamte. Sie schauten, ich / wir schauten unschuldig beiseite, nichts passierte, keine Kelle, kein Fingerzeig. Wir waren in Norwegen angekommen. Das Navi lotste uns souverän zum Campingplatz Roligheden, der über eine Baustelle am Yachthafen erreichbar war. Es dauerte, dann kam Jola zurück, zwei Nächte gebucht, eine junge Frau auf einem E-Roller brachte uns über hügeliges Gelände zu einem Areal, bot zwei Plätze zur Auswahl an, überall noch Wasserpfützen. Wir nahmen den gegenüber dem Sanitärgebäude. Probleme gab es mit dem Stromanschluss, einige waren gesperrt, andere besetzt, ein Doppelstecker wurde geholt, der allerdings frei schwebend keinen Schutz gegen Nässe bot. Mildes Klima momentan, sogar etwas Sonnenlicht schimmerte durch eine mäßige Wolkendecke. Schnell war ein weiterer Nachbar zur Linken neben uns, ein junges Paar mit Kleinkind (auf der Fähre gesehen). Ihr Stromkabel war zu kurz, ich bot an, ihres bei uns anzuschließen.

Einen nachmittäglichen kalten Snack eingenommen. Als wir endlich auf Erkundungstour losziehen wollten, wieder dunkle Wolken am Himmel. Durch den Hinterausgang den Platz verlassen, eigentlich war das alte Viertel Posebyen nicht schwer zu finden, ganze drei Kilometer waren es bis dort. Regen bremste uns, mich mehr, als Jola, aus. Unterstellen und abwarten. Querten den Fluss Otro, gelangten ins Viertel Kvadraturen, Jola machte einen kurzen Abstecher auf die Festung Christiansholm.

Wo die Halbinsel Odderøya begann, das dominante schwarze Konzerthaus, die Fiske-brygga, ein Ensemble aus Schindelhäusern am Pier, fast alles Restaurants, teils gut besucht, teils wohl erst auf Gäste wartend.

Am Hang erklang Musik, ein Rockband probte. Stratzten den Odderøyveien hinauf, eine Kehre zu drei Häusern, wo wir einen hübschen Ausblick auf die Stadt werfen konnten. Im Vordergrund der Museumshafen.

Jola besorgte eine Fischsuppe für Essen am heimischen Herd. Mir war in meinen kurzen Hosen zwischenzeitlich ziemlich kalt geworden und strebte deshalb eine raschen Heimfahrt an.

Im Ottersdalparken ein Arrangement aus mehreren Springbrunnen.

Rückkehr am WoMo. Durchgefroren, unglücklich über das schlechte Wetter, immerhin versorgt mit einer warmen Fischsuppe. Erst einmal einen heißen Tee mit einem Schuss Rum. Fischsuppe norwegisch, konnte man essen, müsste aber nicht noch einmal sein. Jolas schmeckt einfach besser. Jola nickte während des Fernsehens gegen 21.30 Uhr am Tisch mehrmals ein, legte sich nach gutem Zureden ins Bett und schnorchelte eine Runde.

Miriam meldete sich, sie würde morgen nach Lübeck fahren.

11.06.2022 Samstag

Endlich! Die erste Sonne in Norwegen zeigte sich heute für längere Zeit.

Gemeinsames Frühstück mit anschließender gemeinsamer Dusche in der Familienkabine in den Unisex-Sanitäranlagen. Die 6 Minuten Duschzeit für 25 Norwegische Kronen reichten allemal. Jola wollte unbedingt zuerst zur Tourist-Info am Rathausplatz. Danach sollte es zu einem Café namens Generalen gehen.

Vom Campingplatz ans Wasser, den Strand besichtigen. Ein richtiges Schwimmareal, Sprungturm mit verschiedenen Höhen, eine kleine Tribüne. Eine Frau sprang gerade mutig und unerschrocken von der obersten Plattform ins gerade einmal 14,9° warme Wasser.

Wir wählten einen alternativen Weg, wollten gerne über die Fußgängerbrücke ins Zentrum ausprobieren. Am Fußballstadion vorbei, überall links und rechts der Straßen, meist weiße, Holzhäuser, zwischendurch einige architektonische Abweichler moderner Art. Balkone überall. Blumen und gepflegte Vorgärten. „Lahelle“ hieß die Straße, die steil abwärts Richtung Otra hinunter ans Wasser führte. Die Unterführung der Brücke, dann im Zickzack, erst über eine schmale Rundbrücke, die uns zur Fußgängerbrücke führte. Hinüber und wir waren im Stadtteil Kvadraturen. Hier tauchten immer häufiger Menschen mit orangefarbenen T-Shirts und Sporttaschen auf. Ein Großereignis kündigte sich an, Absperrgitter, Läufern mit Startnummern, aufblasbare Turnschuhe, Kinderbespassung. Die Information hatte geschlossen.

Bummel durch die Fußgängerzone, ich entdeckte die Dampfbäckerei. Es war 12 Uhr, Gelegenheit für eine Pause. Innen ein Tisch frei, bestellten Zimtschnecken und Kaffee (Selbstbedienung), nahmen ein Brot (geschnitten) und zwei Zimtschnecken zusätzlich mit.

Ließen die Räder am Straßenrand stehen. Marsch durch die Straßen, alte Substanz in gutem Zustand, erstaunlich die Filiale von Mc Donalds.

Mittlerweile quoll das Zentrum über mit lauffreudigen Menschen jeglichen Alters.

Ich schlug vor, den Ausflug zum Café Generalen zu verschieben und erst einmal die Halbinsel Odderøya zu erkunden. Wieder an dem gelben Pavillon vorbei, heute sang auf der minimalistischen Bühne eine Frau zu Gitarrenklängen, es gab hier und da Abzweigungen vom geteerten Fahrweg, vor einer größeren Halle Menschen, die Bänke schleppten, Vorbereitungen für eine Veranstaltung.

Kiesweg ins Ungewisse hinab. Felslandschaft mit Blick auf Stadt, Insel und Meer.

Im Sportmodus weitere Höhenmeter mit einigen Anstrengungen hinter uns gebracht. Von dem ehemaligen Militärgelände geblieben sind diverse Reste von Verteidigungsanlagen. Vergisst man die ursprünglichen kriegerischen Intentionen dieser Bauwerke, kann man die schönen Aussichten von hier genießen.

Anschließend einen 2021 neu gestalteten Bereich mit modernen Spielgeräten, Picknickplätzen, holzgefassten Sonnenliegen durchfahren.

Wir verließen das Gelände zum Konzerthaus hin, steuerten den Genussbereich Fiske-brygga an. Die Idee hatten viele Hundert andere Menschen, fast alle Außenplätze der Restaurants besetzt, auf den Stufentreppen zum Wasser sonnten sich die Menschen. Mitten hindurch führte die Laufstrecke ohne Absperrungen. Drei Hilfskräfte wiesen die Besucher durch lautes Rufen an, zur Seite zu treten, wenn ein Läuferpulk heranrauschte.

Ein freier Platz, um den rangelte neben uns eine Gruppe junger Frauen, die gestikulierend von der Servicekraft verlangten, Tische zusammenstellen zu können. Wir bekamen unseren Tisch, ein Bier, 0,5 Liter für knapp 11 €, man gönnt sich ja sonst nichts, Muscheln in Weißweinsoße, Jola Fisch und Chips. Wir waren zufrieden, freuten uns über das Essen, das Ambiente, das schöne Wetter.

Fahrt in den Naturpark Ravnedalen, das Café lag vor einer Felswand im Schatten, mit Blick auf einen kleinen See, den man auf einem Kiesweg hätte umrunden können. Im Hintergrund Rasen mit Sitzbänken. Im Moment empfanden wir keinen Bedarf an einer Pause, erkundeten das Gelände.


Alles sehr sorgsam und gepflegt angelegt. Am Rande der Rasenfläche eine hölzerne Konstruktion in Form einer halbrunden Konzertmuschel.

Wir verließen Ravnedalen abschüssig zu einer Straße namens Artillerivollen hin.

Durch den gepflegt wirkenden Stadtteil Grim mit seinen hier meist weißen Häusern gelangten wir über einen Weg in das Naherholungsgebiet Baneheia, durchzogen von mehreren kleinen Seen sowie einem größeren (3. Stampe), alle von felsigem Gestein und Bäumen umgeben. Überraschend, dass einige Personen längere Zeit im Wasser badeten, ohne Anzeichen von Frieren. Am felsigen Ufer sonnten sich andere.

Langsam verstanden wir, warum so viele Menschen in oder der Gegend von Kristiansand ihren Urlaub verbringen wollten. Wir näherten uns dem Fluss Otra, an dessen Lauf immer noch Teilnehmer der Laufveranstaltung ihre Runden drehten. Einige marschierten im Gehmodus, da kam es wohl auf die Zeit nicht an. Rückweg zum Campingplatz wieder auf selbem Wege.

Auf dem Platz wechselten die Gäste, überwiegend sah man hier Deutsche und Holländer, neben uns einmal ein Auto mit einem Nationalitätenkennzeichen „E“ (Spanien). Zelter mit Motorrad oder mit Fahrrad, ein Paar im großen Tesla, aber das Zelt ein kokonartiges Gebilde, Platz für zwei schlanke Menschen.

12.06.2022 Sonntag

Die Entscheidung, eine Nacht verlängern oder weiter nach Grimstad zu fahren, vertagten wir auf nach dem Frühstück. Wir verlängerte! Die Stadt sollte ohne die Massen der Laufveranstaltung ein weiteres Mal besichtigt werden. Stürmisch durfte man die tagsüber herrschenden Winde bezeichnen. Sonne zeigte sich nur selten. Immerhin blieb es trocken. Gleich hinter unserem WoMo ein Durchgang auf eine asphaltierte Straße, die uns leider nicht zu der von Jola ausgesuchten kleinen Insel am Yachthafen führte. Am Ende standen wir auf ehemaligen Geschützstellungen, von denen man Aussicht aufs Meer und Umland hatte. Die kleine Insel erschien nach Entdeckung hinter den Sprungtürmen nicht wirklich wichtig, auf gleichem Wege wie gestern in die Stadt.

Allerdings wählten wir den Weg an der Otra zum neuen Wohnareal „Tangen“. Zwar handelte es sich wieder um die in Hafennähe oft anzutreffenden kubistischen Grundformen, dafür waren aber die Außenanlagen menschenfreundlich gestaltet, soweit ersichtlich autofrei, ausreichend begrünt, mit Wasserlauf in zentraler Lage und Gewächshäusern versehen.

Am Dom Kirchgang oder Feier. Im über für Etagen fußläufig erreichtem Kunstsaal eine frei zugängliche Ausstellung. Bilder ohne Aussagekraft, teilweise kindliches Gekritzel. Schnell verschwanden wir wieder.

Kurzer Besuch der Festung, davor trafen auf einem Parkplatz nach und nach Oldtimer ein, meist amerikanische Modelle.

Der Kunstsilo noch im Bau, nach Aussagen in Prospekten sollte er bereits im Vorjahr fertig gestellt sein. Den Aussichtspunkt fanden wir ohne große Sucherei. Eine kleine Bergwanderung führte uns auf den Berg. Von oben fiel die optische Attraktivität der Stadtsilhouette etwas ab. Danach Essen an der „Frittenbude“.

Ein Eis zum Nachtisch, zwei Kugeln ergaben die Menge von sonst vier in heimischen Gefilden, der Preis war entsprechend.

Abstecher zum Museumshafen. Jola ruhte kurzfristig in einem Liegestuhl auf Felsen.

Die Herren mit den Oldtimern schien es nicht so lange auf dem Parkplatz hat halten können, die meisten waren abgefahren. Rückfahrt zum Campingplatz.

Folgetag

Rückblick

Geprägt durch elterliches saisonales Dauercamping (so gegen Ende der 60er Jahre) auf dem Priwall war ich als frischer Teenager bereits mit dem Schlafen im Steilwandzelt vertraut. Das Campieren setzte sich dann in der Phase des jugendlichen Revoluzzertums fort, getrampt nach Holland und in den Dünen in einem Zweimannzelt gehaust. Als Twen folgte die Freundin mir zwischen 1974-77 u.a. nach Spanien, Italien, Holland und England.

April 1976 Holland
Sommer 1976 Italien (bei Venedig)

Nach Familiengründung erwarben wir wieder ein Steilwandzelt, das am Ratzeburger See für größere Aufgaben an einem Wochenende getestet wurde.

Am Ratzeburger See

Bald darauf fuhren wir 1982 nach Frankreich ans Mittelmeer, später auch nach Dänemark (1985), an die Nordsee etc. Urlaub outdoor zog sich wie ein roter Faden durchs Leben.

So kam es nicht ganz unerwartet, als wir uns 1993 einen VW Bus Atlantic mit festem Hochdach anschafften.

Mit Kind und Fahrrädern ging es nach Dänemark, Südtirol oder an die Ostseeküste, bspw. nach Prerow auf den Darß.

1996 verkauften wir nach dem Umzug in die eigenen vier Wände den Bus wieder. Er passte nicht in die Tiefgarage. Es begann eine Phase „der Untreue“ zum Campen, wir favorisierten ein paar Jahre lang Hotelaufenthalte. Blieben den Outdooraktivitäten jedoch durch Wandern und Bergsteigen stets treu.

Lese weiter (Auswahl):

2022 Texel

Morgens zwischen 6 und 6.30 Uhr bekamen wir Besuch. Auf dem Dach des WoMo klackerten Geräuschen, es tappste jemand umher. Entweder eine Elster oder eine Möwe. Ein Stoß gegen das Innendach, dann war Ruhe. Vermutlich war es eine Elster, denn beim Frühstück saß zuerst eine, dann zwei weitere vor unserem WoMo. Eine pickte mit vorwurfsvoller Miene im verdorrten Gras. Jola hatte einige Rosinen aus ihrem Müsli aussortiert, die warf ich als Angebot ins Freie, frech, zuerst total ignoriert, doch die zweite Elster schien aufmerksamer gewesen zu sein, fand die erste Rosine und schwupps, waren die beiden anderen ebenfalls verschwunden. Genug von Brehm’s Tierleben.
Die Sonne schien, die Prognose für den Tag ideal für unser Inselhopping. Gegen 09.20 Uhr schwangen wir uns auf die Räder, nicht den längeren Dünenweg, sondern einfach am Kanal namens Doggersvaart den Jan Verfailleweg immer geradeaus entlang, der uns über den Midderweg direkt ins Zentrum und zur Fähre brachte, die Jola weit vor mir erreichte, weil ich unterwegs noch einige Motive digital bannte.

Nahrungssuche an Land
Der Wasserturm als Orientierungspunkt

In 1908 wurde der neue Wasserturm im Zentrum von Den Helder aufgestellt. 1959 erhielt der Turm eine graue Zementschicht über den schönen Ziegeln, um als modern gelten zu können. Aber im Jahr 2005 wurde der Stil von 1908 zurückgenommen, die Zementschicht wurde entfernt und der Turm sah aus wie am Anfang.

09.45 Uhr standen in einer Schlange Menschen mit Rädern und warteten auf den Einlass auf die Fähre.
20 minütige Überfahrt ohne besondere Vorkommnisse, sieht man von den aggressiven Möwen ab, die wegen Fütterung durch Passagiere wie Kampfflieger nahe an den Köpfen der Menschen elegant vorbeiflogen.


Wohin zuerst?
Wir entschieden uns für Oudeschild. Auf Texel fanden wir ein Knotenpunktsystem vor, das an Abzweigungen oder Kreuzungen über Nummern stets die Verbindung zum nächsten attraktiven Ziel wies. Auf der Insel sollen neben rund 14.000 Schafen gleich viele Einwohnern leben. Davon ca. 1.400 in Oudeschild , das uns zuerst mit pittoresker Dorfidylle, skurrilen Dekorationen in Fenstern oder davor (es standen Dinge auf den Fensterbänken, die man bei uns manchmal nur in hinteren Ecken von Kellerräumen finden würde, aber eben auch „Nettes“) empfing.

Vor dem Hafen ein quirliges Zentrum, in dem Geschäfte Touristen alles boten, was mitgenommen (Souvenir) oder gerade (weil nicht mitgenommen – Badehose – ) gebraucht wurde.

Museum Kaap Skil

Das Kaap Skil, ein Museum, in dem man hätte sehen können, was Taucher und Fischer auf dem Meeresgrund vor Texel gefunden haben und man hätte alles über die Abenteuer der Seefahrer erfahren können. Handelsschiffe, Kriegsflotten, Walfänger, sie alle lagen auf der Reede von Texel vor Anker. Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert war dies der Ort zum Be- und Entladen und zum Warten auf guten Wind. Bei Stürmen und Gewittern konnte es ziemlich unruhig werden. Ab und zu sank ein Schiff. Deshalb liegen noch immer Dutzende von Schiffswracks vor Texel.
Aber wir verzichteten bei den warmen Temperaturen auf einen Museumsbesuch. 12 Uhr war gerade vorbei, neben dem Museum das im Reiseführer beschriebene Restaurant Vispaleis-Rokerij van der Star, geräucherter Fisch und anderes aus dem Meer. Ich probierte Kibbelinge, Jola Matjes. Kurz am Hafen gestöbert, dann verließen wir Oudeschild, wollten unbedingt die einzige Brauerei (Texel Brouwerij) aufsuchen und die höchste Erhebung der Insel (15 Meter!) sehen.
Beinahe hätten wir die Brauerei übersehen, eher unauffällig stand das Gebäude hinter einem Hain.
T-Shirts und andere Produkte aus dem Bereich Merchandising wurden in einem Shop angeboten, am Stand im Biergarten, natürlich Texel-Bier. Dunkles besorgte Jola uns. Ein anderer Gast erbarmte sich meiner, mein Selfie-Konstrukt versagte, er knipste uns dankenswerter Weise beim Bier trinken.

Texel-Brauerei im Garten

13 Uhr und schon fast betrunken…
Ursprünglich sollte es nach Den Burg gehen, doch im Reiseführer schnappte ich Oosterend auf, zumindest bei der Ausgabe 2015 als schönstes Dorf der Insel erkoren, das wollten wir nicht verpassen. Landschaftlich wieder Getreidefelder in Blüte oder abgeerntet, Schafe, schwarz-bunte Kühe, und die Gazelle streunte auf Radwegen daher. Mit Gazelle ist hier die klassische holländische Radmarke gemeint. Erinnerungen an den ersten Aufenthalt in Amsterdam in den 80er Jahren erschienen vor dem inneren Auge, Jolas Hercules wurde gestohlen und Ersatz musste beschafft werden, die blaue Gazelle.
Trafen in „Bullerbü“ ein, pittoresk und kommodig trifft die Beschreibung am besten.

Früher war es so
Schlagzeug einmal lautlos genutzt
Vorgartenidyll

Es folgte dann noch der Hauptort Den Burg mit Stadtbummel und Kaffeepause. Danach nach Den Hoorn, wo am Ortseingang bei der Kirch ein Flohmarkt stattfand.

Flohmarkt Den Hoorn

Die Standleuten packten gerade ihre Waren in Bananenkartons zusammen, „Ende“ gab der Marktaufseher beim Rundgang zu verstehen. Jola wollte baden, doch die Nordsee nicht, sie hatte sich zurückgezogen, es war Ebbe. Zum Fährhafen durch Dünen geschoben. Warten mit Hunderten anderer Fietsenbesitzern.

Stellplätze und Unterkünfte

Bilderserie

Empfehlenswerte Unterkünfte (Reihenfolge ist keine Wertung)

  • * = Meine Bewertungen

Bilder aus dem Jahre 2017

Etwas versteckter Stellplatz in Neustadt / Holstein „Am Binnenwasser“.

14.07.2017 21.17 Uhr Am Binnenwasser, Neustadt / Holstein
22.10.2017
18.10.17

Kleiner Abstecher in die Vorzeit:

15.10.17
25.10.2017
19.07.2019 Villa Datris in L‘Isle-sur-la-Sorgue (Frankreich)

Sehr schön fanden wir es beim Seesportvereins Dessau e.V., fast ein bisschen ostdeutsch familiär, sprich rustikal freundlich. Direkt an der Elbe gelegen. Straßburg bot einen ökologisch konzipierten Platz in relativer Stadtnähe, ebenfalls empfehlenswert.

Auf der Strecke nach Frankreich über Holland und Belgien fanden wir in Leer mit dem Stellplatz auf dem Gelände des Seglervereins eine zentrumsnahe Aufenthaltsmöglichkeit direkt am Wasser, Stromanschluss vorhanden.

Morgenstimmung am Steg
Katwijk aan Zee 2023

2022 Pont d’Ouilly (Departement Calvados) 2.Tag

Jola saß am Frühstückstisch, hatte bereits ihr tägliches Müsli verspeist und wartete auf ein frisches Baguette, das einfach nicht von alleine kommen wollte. Der Mann musste auf das Rad steigen und in den weit entfernten Ort radeln, zur schönen Bäckerin.
Vor der Pâtisserie eine kleine Warteschlange, was mir Zeit gab, die hübsche Bäckerin (Tochter oder Mitarbeiterin?) dabei zu beobachten, wie sie Wraps und belegte Baguettes sortierte und in die Auslage legte, um sie dann mit Preisschildern zu bestücken. Im winzigen Laden gelang mir ein Blick durch eine Öffnung in die Backstube, wo eine uralt wirkende Knetmaschine ihre Arbeit verrichtete und den Teig für die nächste Fuhre verknetete. Mein „deux“ wurde von der „richtigen“ Bäckerin, sprich, der älteren Dame nicht verstanden, sie wiederholte „deux“ und reckte zwei Finger an der Hand. Ich bestätigte, indem ich wiederholte. Das gleiche Spiel bei den Croissants. 4,40 € für zwei Tradition und die Croissants.
Gegen 10.30 Uhr in die Sättel geschwungen, gleich vom Campingplatz auf die Strecke, mit dem Ziel La Roche d’Oëtre.
14,5 Kilometer („Familie sportiv“ die Schwernisbeschreibung). Diesmal keine grünen Wegweiser, so mussten wir bereits nach 500m einmal die Karte konsultieren. Rechts ging ein Weg ab, allerdings eine Einbahnstraße (Chemin Grignon). Aber dort entlang, das war korrekt.
Die Strecke nicht ganz so anstrengend wie gestern, vielleicht lag es auch daran, dass ich mich auf längere und anstrengendere Steigungen eingestellt hatte. Ohne besonders Erwähnenswertes erreichten wir den Ort Rouvron, den Namen womöglich vom Fluss La Rouvre. Hier ein Campingplatz ansässig, den wir nicht zu Gesicht bekamen, weil Tour auf andere Straße abzweigte und über den Fluss führte. La Roche d’Oëtre nun schon ausgeschildert.
Touristisch scheinbar äußerst beliebt dieses Ausflugsziel. Großes Gebäude mit Tourist-Info und Restaurant. Ausgeschilderte Wanderwege. Auf einer Karte entnahmen wir, dass es drei Möglichkeiten gab, das Gebiet zu erforschen. Ich schlug die Tour mit einer Länge von 1,8 km (Sentier des gorges, 110m Höhenmeter) vor.
Zuerst schauten wir von den „Klippen“ ins Tal und über den Rest der Hügellandschaft hinaus. Jola wäre beinahe abgestürzt, zu mutig, wagte sie sich an den Abgrund heran.

Doch das Abenteuer begann erst auf dem eigentlichen Weg „gorges“, der nach wenigen Metern steil in engen Windungen durch Wald stetig über Felssteine und Baumwurzeln bergab führte. Auf dem Stück Weges sah man, wie vertrocknet die Natur hier war, andauernde Hitze war nichts für Farn und auch nicht für Heidekraut, Bäume und Ginster.

Eigentlich nichts mehr für lädierte Knie oder Hüfte und an sonstigen Wehwehchen leidenden Menschen. Früher waren wir meist 10 Minuten vor der angegebenen Zeit am Ziel, jetzt ließen wir jüngeres Wandervolk vorbeiziehen.
Wie steil es abwärts ging, vermögen Bilder meist nicht darzustellen, trotzdem hier ein Versuch:

Leicht verschwitzt und mit Wackelbeinen kamen wir zu ebener Erde an und durften eine Zeitlang am Bachlauf wandern und nach Fischen Ausschau halten, die man wieder ins Wasser werfen sollte (so ein Hinweisschild, vermutlich für Angler).

Sturm muss auch hier gewütet haben:

Die Erholungsphase war dann mehr als kurz. Schon bald ging es die 110 Höhenmeter wieder auf dem Rundkurs hinauf, allerdings in gemäßigten Serpentinen. Ein Selfie am Hang, dann im Restaurant einen gemischten Teller mit Wurst, Schinken und Käse bestellt.

Nach verspeister Nahrung Blick ins Umfeld gerichtet. Typische „zona recreativa“, wie es in Spanien heißt.

Den Rundweg, jetzt Richtung Pont d’Ouilly, quasi Heimat, ein Viadukt durchfahren, in Pont-des-Vers eine abgewrackte Industrieanlage gesehen, deren Gelände scheinbar modernerer Nutzung zugeführt wurde, ein Feriendorf aus Holz.

Auf der Zielgeraden in Pont d’Ouilly kamen wir an der Orne vorbei und sahen bereits eine Menschenansammlung bei:

Der lokale Tanzpalast

Stühle rücken war für das Publikum angesagt, sich einen guten Sitzplatz sichern, wenn denn die Kapelle um 15 Uhr zu spielen beginnt und Partnerwahl wäre.
Wir kauften erst einmal Kuchen in der Patisserie und gönnten uns am WoMo eine Verschnaufpause bei einer Tasse Tee.
Ich dackelte alleine mit dem Fotoapparat zur Brücke, wollte mir das Tanzspektakel aus der Nähe ansehen. Und der Tanzboden war quasi überfüllt, Publikum geschätzt von Anfang 40 aufwärts bis zum Urnengang, aber das Tanzbein schwingen funktionierte meist blendend.

Cha Cha Cha

Kirchenbänke einmal anders:

2022 Pont d’Ouilly (Département Calvados)

Sonne am Morgen….
Frühstück mit frischem Baguette. Jola wollte unbedingt noch zum Wochenmarkt, überließ mir die „Hausarbeit“. Vollbepackt mit leckeren Sachen kehrte sie zurück, überglücklich. Nur wohin mit all den verderblichen Lebensmitteln. Gestern schon hatte sie in Falaise den Lidl leergekauft. Es fanden sich dann noch ein paar Lücken im Kühlschrank. Es war noch nicht zu Ende mit dem Einkauf, an der Rezeption wurde ein Karton Cidre erworben. Leicht wehmütig nahmen wir Abschied von dem schönen Platz mit seinen neuen Sanitäreinrichtungen. Ganze 20 Kilometer brauchten wir nur wieder hügelab und hügelauf durch die normannische Schweiz zu fahren, dann erreichten Pont D’Ouilly, das scheinbar unter dem Meeresspiegel zu liegen schien, so weit fuhren wir ins Tal hinab. An der Orne der Campingplatz, daneben ein Jugenddorf und der riesige Kanuclub mit Verleih.
Rezeption nicht besetzt, Platz wieder frei wählbar. Heckenumrankt viele der Plätze, wir wählten gleich zu Beginn einen aus.

Camping Municipal Stade René Vallée

Räder aus der Garage geholt, ich meinen Hinterreifen geprüft, Luft noch im Schlauch, trotzdem stramm nachgepumpt.
Erste Bekanntschaft mit dem Ortskern, der adrett links und rechts der Orne lag. Vom Tourist-Office Radroutenkarten besorgt, Stadtplan benötigte man hier nicht. Entschlossen uns gleich für eine Tour über 12 Kilometer nach Clercy, da wollten wir ohnehin noch hin. Schon nach einem Kilometer, sahen dabei den WoMo-Stellplatz in ebenfalls hübscher Umgebung, bemerkten wir, wir sind in der normannischen Schweiz angekommen: bergauf strampeln und das nicht nur ein paar Meter. Nach dem zweiten Hügel beklagte Jola ihren Akkuzustand, sie hatte vergessen, gestern nachzuladen. Mir schwante bereits ein Tour-Abbruch. Doch wir hangelten uns weiter durch einsames Gelände Höhen hinauf, durften danach wieder rasante Abfahrten, abgebremst, genießen. Falls man mal eins der typischen Steinhäuser zu Gesicht bekam, mochte ich manchmal nicht wissen, wie die Mauern zusammengehalten werden. Andererseits gab es zurechtgemachte Häuser, an denen die typischen Schilder „Gites“ hingen. Nein, bis Clercy schaffe sie es nicht mehr, kommentierte Jola nach gut 6 Kilometern bei Cossesseville. Nach einem Blick auf die Karte entschieden wir, nicht mehr nach Clency, sondern zur D1 abzubiegen und auf der Hauptstraße nach Pont d’Oouilly zurückzufahren.
In Le Bo eine Einkehrmöglichkeit in all der Einsamkeit.

Café de Pays

Die Freude währte nur kurz, die Franzosen wankelmütig bei der Wahl von „ouvert“ und „ferme“. Am Straßenschild „geöffnet“, vor der Bar „fer…“.
Gegenüber auf der anderen Straßenseite einmal eins der „fertigen“ Häuser:

So verließen wir den Ort ohne Pause.

Wie man deutlich erkennen kann, gleich bergab.

Die Quälerei hatte aber noch kein Ende, immerhin signalisierte ein verblichenes grünes Werbeschild auf eine Ciderie. Hoffnung auf einen guten Tropfen keimte auf.
In La Loterie (nein, keine Lotterie) befand sich das Gelände der Ciderie, aber „ferme“, Mittagspause.
Danach bald die D1 erreicht, zweimal eine längere Abfahrt mit 10% Gefälle, die Bremsen rauchten.

Einmal den Sturzflug unterbrochen und in die Landschaft fotografiert:

Mittagszeit, Jola brutzelte in der Allroundpfanne das Hähnchen mit den Kartoffeln auf und schwupps war die Mahlzeit auf dem Tisch.

Lesezeit am WoMo. Ich opferte meine Freizeit und unterstütze den Campingplatzbetreiber bei der Pflege der Grünanlagen und schnitt die Buchenhecke ein Stück.

2022 Zwischenstopp Holland

Morgens um 06.30 Uhr

Von Leer ging es schon gegen 9 Uhr weiter, erst Richtung Groningen, wo uns eine Umleitung kurz ausbremste. Auf dem rund 32 km langen Damm (A7), der das Ijsselmeer von der Nordsee trennt, kam es wegen Baustellen zu Wartezeiten, die uns rund eine Halbe Stunde länger auf der Straße hielten. In Den Helder rollte mir ein Fußball vom Fußweg unters Auto, ein Knall und der Ball war gewesen. Camping De Donkere Duinen nahm uns auf, erst mal für zwei Tage gebucht. Pfannkuchen als kleine Stärkung gegessen.

Danach mit den Räder Fahrt durch wilde Dünenlandschaft, teils gepflegt von zotteligen schottischen Highlandern, bis ins Zentrum Den Helder. Die Sonne hatte sich bereits vormittags zugunsten von Wolken und stürmischen Winden verabschiedet.
Natürlich blies der Wind von vorne.
Diverse Wehranlagen aus napoleonischer Zeit, auf dem Fort Kijkduin Ausblick auf das Umland, Meer, den Ort Huisduinen und den in rot weit aufragenden Leuchtturm Lange Jaap.

In Den Helder Ausschau nach dem Fährterminal wegen morgiger Überfahrt nach Texel, dann auf dem Gelände von Willemsoord uns umgesehen, wo sich u.a. das Marine-Museums befand. Alte Gemäuer teils neuer Verwendung zugeführt, Cafés, Restaurants, Theater etc.

Von Wasser umgeben

Außen war eine hölzerne Säule angebracht, die figurinenhafte Dekolletés darstellte und alle verschiedene Schmuckstücke an Ketten um die Hälse trugen.

Über einen Steg verließen wir die „Halbinsel“, nur um die Straßenecke befand sich das Zentrum mit den verkehrsberuhigten Straßen. Bummel, Jola kaufte ein. Sahen Einkehrmöglichkeiten, doch mir lagen die Pfannkuchen noch im Magen, ohnehin bestand ja noch die Option, Essen in Huisduinen vor dem Fort.

Nahmen nicht den direkten Weg zurück zum Campingplatz, den wir uns für morgen für die Fahrt zu Fähre auserkoren hatten, sondern wieder am Deich entlang.

Restaurant Nogal Wiedus, Essen, Jola schaffte ihre Chips & Fisch nicht, obwohl sie so lecker waren. Hier im Mittelpunkt mein „Beachburger“ und das Texel-Bier blond. 17.30 Uhr Heimreise.

2019 Vaison-la-Romaine

01.08.2019 Donnerstag

Gern wäre ich noch länger hier geblieben, das Fest am Wochenende miterlebt. Nur sollte der nächsten Aufenthalt ja endlich näher an die Heimat heranrücken. Ursprünglich war als Etappenziel die Region Dentelles de Montmirail eingeplant, ein Herzstück des Weinbaus und Bestandteil der Route Touriste Cote du Rhône. Unbedingt besucht werden sollte vor der Abfahrt der Wochenmarkt in L‘Isle-sur-la-Sorgue. Ungewaschen und ohne Bissen radelten wir in die Stadt. Der Markt erstreckte sich durch die halbe Altstadt um die Kirche hin bis an die Ufer der Sorgue. Wir waren sehr früh vor Ort, manche Marktbeschicker bauten ihre Stände auf oder bestückten mit einem Lied auf den Lippen die Auslagen mit ihrem Sortiment, Oliven schaufelte man aus blauen Plastikeimern in hübsche halbrunden Holzschüsseln, der frische Schafskäse wurde appetitlich drapiert usw. Die Entscheidung fiel schwer, also erst einmal eine Proberunde gedreht und das Angebot gesichtet. Am Ende lagen ein Schwertfischsteak, Crevetten, Melonen, Tomaten, Oliven, Pate und vier runde Ziegenkäse in unserer Tragetasche. Zwei Baguette wanderten mit auf den Campingplatz.

Das Frühstück war verdient und entsprechend umfangreich im Angebot.

Es kam ein Ehepaar aus Hameln mit ihrem WoMo, parkten gegenüber ein. Kleiner Austausch an Reiseinformationen, woher, wohin, was ist passiert, wo ist es schön.

Jola schien die festgelegte Marke nicht weit genug gen Norden zu gehen. Egal, erst einmal losgefahren. Orte die wir „berührten“ oder durchfuhren waren Pernes-les-Fontaines, Carpentras, Aubignan und Vacqueyras, Weinstöcke so weit das Auge reichte, Orte wie Schwalbennester an Berghänge geklebt, bei offenen Fenstern das geräuschvolle Konzert der Zikaden. Eine Domaine nach der anderen warb auf seinen großen Straßenschildern mit Verkauf und Degustation. Gigondas (als „Lieblingsort“ bezeichnete die Reisebuchautorin diese Stadt) lag etwas oberhalb, die Straßen wurden enger, Jola befürchtete wieder, ich würde in ein Ortszentrum fahren, aus dem es keine „Wiederkehr“ gäbe (sprich keine Umkehrmöglichkeit etc.). Doch ich wagte die Einfahrt, mogelte mich quasi zwischen zwei Restaurants durch und erreichten einen Parkplatz, der sogar Wohnmobilstellplätze auswies. In einen freien schob ich unser WoMo zwischen PKW.

Als die Sonne beinahe am höchsten stand, durchkämmten wir die Gassen, auch hier Verkostungsstellen der Weingüter mit Verkauf, teils auch mit Restaurantbetrieb. Ateliers mit Kunst unterschiedlichster Prägung. Das Sensoriel lockte uns bis fast auf die oberste Ebene des Ortes. Ohne Eintritt durften wir in den Räumen aus diversen Glasfläschchen Riechproben durchführen, um zu erraten, welcher Duft uns in die Nase stieg (Thymian erriet ich als einzigen). Man erfuhr etwas über die Böden, auf denen der Wein angebaut wurde, konnten einen Film über den Anbau ansehen und einen Blick in den Weinkeller werfen. Grenache, Syrah und Mourvédre wachsen hier in höherer Lage scheinbar besonders erfolgreich, die Weine haben wegen der begrenzten Fläche auch ihren Preis.

Ein paar Kunstobjekte bereicherten die Umgebung um das Ausstellungsgebäude, von dessen Terrasse ich einen Blick ins Tal und auf das es begrenzende Bergmassiv hatte.

Gegessen hatten wir natürlich auch im Ort, bei Bar a Vin NEZ! in der Rue du Rouvis unter einer riesigen Platanen.

Jola machte eine Degustation, kaufte zwei Flaschen Weißwein.

Danach ging es im Talkessel weiter über Sablet nach Vaison-la-Romaine. Den Campingplatz ausgeschildert bereits vor Augen, standen wir zunächst an der falschen Stelle in der Straße, drehten bei, um ihn dennoch nicht zu entdecken. Einmal um den Kreisel vor dem römischen Theater, dann hinter dicker Mauer den Eingang gefunden. Einen schattigen Platz gab es noch, wie wir am nächsten Tag merkten, nur für eine Nacht. Der Platz war vorgebucht.

Spaziergang in den Ort. Überall liefen oder standen Menschen mit einer Akkreditierungskarte am Band um den Hals, ein Zeichen für das gerade begonnen Chorfestival, das hier alle drei Jahre ein Großereignis ist und wohl tausende Sänger in die Stadt spült. Aus der Arena klang von einer Probe Gesang auf den Campingplatz, der quasi gegenüber lag. Durch die vielen jungen Leute sowie den Besuchern wirkte die Stadt recht quirlig, die Straßen zudem nicht so eng und die Gassen weniger dunkel. Gelbliches Licht der Beleuchtung tauchte alles in ein Sujet alter Meister wie Van Gogh oder Picasso.

Jola verwies auf den Stadtplan und bugsierte uns auf der Römischen Brücke (aus dem 1. Jahrhundert n.u.Z.) über die Ouvèze (leicht vertrocknet) in Richtung Altstadt, die mit leichter Mühsal erklommen werden musste. Bei Sonnenschein ein beschaulicher Flecken Erde, die Gassen so eng, kam ein PKW musste ich den Bauch einziehen und mich zur Hauswand wenden. So altertümlich, man hätte hier Filme drehen können, Jahrhunderte zurückliegend. Eine Galerie (zwei Künstler) lockte ins Innere. Oft verwendete Muster in leicht abgewandelter Form bildeten ein Motiv, wie wenn man in ein Haus ohne Außenmauer schaut und die einzelnen Wohnungen mit ihrem Interieur und Bewohnern sieht.

Es war kurz vor 19 Uhr, die Schweißdrüsen taten ihre Arbeit ungebremst, die Zikaden trällerten ihren rasselnden Sound ebenso inbrünstig. Auf dem Weg zurück entdeckte ich eine an einem Telefonmast, gut getarnt in ähnlicher Farbe wie der Beton.

Eine gelungene Aktion fand ich die Sache mit den in der ganzen Stadt ausgelegten Büchern. Auf Mauern, Zaunfundamenten oder Fensterbänken lagen Exemplare aus, versehen mit einem Hinweis, dass man das Buch mitnehmen, lesen und an einem anderen Ort wieder auslegen dürfe.

Ab 20.30 Uhr hallte dann der Lyoner Jugendchor aus der Arena ins Umland.

02.08.2019 Freitag

Wie es zu der Entscheidung kam, einen Tag zu verlängern, lasse ich einmal dahingestellt. Problem war, wir durften nicht auf dem gleichen Platz verweilen. Blieb nichts anderes übrig, als einzupacken, abzuräumen und umzuparken. Der neue Platz war nicht schlechter, sogar näher zu den Sanitäreinrichtungen. Durch den Umzug verzögerte sich der Tagesablauf. Ich hatte aus dem Touristenbüro detaillierte Fahrradrouten der Umgegend besorgt und die Tour über Roaix, Rasteau bis hin nach Cairanne ausgesucht (den Rest der Rundfahrt vernachlässigte ich). 16 Km nach der Streckenbeschreibung, mit der Möglichkeit, alternative Wege zu fahren. Zwar fanden wir kaum wirkliche Radwege getrennt von der Fahrstraße vor, dafür aber wenig befahrene in landschaftlich schöner Umgebung am Rande des Talkesseln durch fast ausschließlich Weinfelder. Der Wind blies kräftig ins Tal und hinderte manchmal an geordneter Vorwärtsfahrt. Dafür schob er nach einer ziemlich steilen Abfahrt zusätzlich mächtig im Rücken an.

Die Trauben hingen dicht an dicht an den relativ kleinen Stöcken, wie schaffen die das nur, wenn die Trauben erst reif und schwer geworden sind?

Nach gut 5 Km den Ort Roaix durchfahren, als Abwechslung tauchten mit Pinien eingefasste Areale am Horizont auf, später in Jungform in Baumschulen in Reih und Glied gezüchtet.

Rasteau war mir als einer der Weinorte der Region in Erinnerung geblieben, wäre gerade das richtige Ziel zur rechten Zeit für eine Mittagspause gewesen. Um in den Ort zu gelangen bedurfte es einiger intensiverer Pedalumdrehung im Sportmodus. Umso enttäuschter blickte ich über den leeren Platz an der Touristeninformation. Eine Bar, vor der drei Einheimische bei einem Gläschen Bier saßen, ansonsten kein Angebot für Hungrige. Trotzdem gab es ein Mitbringsel aus diesem eher verschlafenen Weindorf. Eine Flasche aus der Domaine des Nymphes für 7,50 € kam in einer Plastikhülle mit auf die restliche Wanderschaft. Die Abzweigung nach Sablet war exakt beschrieben, doch es fehlte das grüne Radschild, gut, dass der Name des Feldweges (Chemin de la Dague) genannt war.

In Sablet fanden wir nach abgebremster und trotzdem rasanter Talfahrt nach etwas Sucherei am Marktplatz ein lauschiges und zugleich schattiges Plätzchen bei Le Bar des Sports für einen Mittagstisch. Schatten war, neben einer Flasche Wasser, ein wichtiger Aspekt um diese Tageszeit. Beide aßen wir recht appetitlich aussehende Pizza, dünner Teig, fast wie bei Flammkuchen. Nach der Zahl der Gäste musste es das einzige geöffnete Restaurant im Ort gewesen sein. Gestärkt verließen wir den Ort, sahen bald rechts Seguret, wieder ein Dorf an den Berg geklebt. Hochgewachsene Bambushecken begrenzten mancherorts die Felder.

Die Hitze spürte ich bei der Fahrt vermehrt unter dem Hut, das, obwohl der Gegenwind für reichlich Kühlung sorgte. Bald schloss sich der Kreis, das Tal war fast umrundet, vor Roaix nach Vaison-la-Romaine abgebogen.

Gewebegebiet, schon bei der Herfahrt aus dem WoMo geortet, jetzt zog es auf einem komfortablen Radweg vorbei, wenige hundert Meter weiter tauchte ein Miniatur von Stonehenge auf. Zügig geknipst, schnell weitergefahren, bloß nicht zu lange stehend/ruhend in der gleißenden Sonne verbringen. Pause am WoMo.

Abends losgezogen, vor der Arena dem Dargebotenen gelauscht. Auf der Bühne versuchten Menschen Menschen auf den Rängen (gut gefüllt) zum Mitsingen zu animieren. Sektenhaft wirbelten Hände von gelbbetuchten T-Shirtträgern in die Höhe, die sich schaukelnd wiegten. Die im Programm und auf Plakaten angekündigte A-Capella-Gruppe mit Jazz-Vokals kann das nicht gewesen sein, meinte Jola.

Wir fingen dann die Abendstimmung am Platz Montfort bei einem Bier/Pastis ein. Kinder turnten an den Wasserspielen, versuchten den Strahl mit Hand oder Fuß zu bändigen, genauso wie ein Hund versuchte, in die Fontäne zu beißen. Kinder rannten sich die Lunge aus dem Hals, Eltern jagten ihren Kleinen hinterher.

Bier und Pastis war ausgetrunken, ich angesäuselt, wollte langsam nach Hause. Jola eher geneigt, bis zum Morgengrauen hier auf dem Platz sitzen zu bleiben und sich von dem Gemurmel einlullen zu lassen.

Chormitglieder saßen in Gruppen zusammen, später stellten sich ein paar Jugendliche auf ein Podest und ließen sich von einem Mann dirigieren, tanzten und sangen in Spanisch zu ihrer Melodie. Abends wieder mal Streiterei um die nächste Etappe.

2022 Los ging es Richtung Frankreich

Geplantes Ziel waren die Kanalinseln. Eine Strecke von gut 1.200 Km lag vor uns. Über Holland, Belgien und Frankreich würden wir uns diesem Ziel nähern.

… und um 09.30 Uhr war dann Abfahrt. Noch auf der Rückfahrt aus Norwegen echauffierte ich mich über den schlechten Zustand der deutschen Autobahnen. Doch auf der Strecke bis nach Bremen weit gefehlt, keine Baustelle und keine Staus, fast so entspanntes Fahren wie in Norwegen oder Dänemark. So erreichten wir den Seglerverein in Leer kurz vor 13 Uhr. Ein WoMo aus Belgien stand bereits auf einem der drei Stellplätze. Ich nahm den rechten Platz der mir mehr Freiraum bot.

Seglerverein Leer

Strom gab es noch nicht, die Steckdose war abgeschlossen, der Stegwart in der Mittagspause. Mittagssnack im WoMo. Von einem Mann erfuhren wir den Code für den Zugang zu den Sanitäranlagen. Die bewegungsarme Fahrzeit tauschte ich gegen Aktivitäten, bspw. putzte ich die Frontscheibe mit dem neuen ausfahrbaren Wischmob, Wasser besorgte ich mir aus der Leda (Fluss). Nach einer kurzen Lesepause fuhren wir mit den Rädern ins Zentrum, kaum 600m entfernt. In der Fußgängerzone Absperrungen, es wurden Szenen für den nächsten Krimi der Serie „Friesland“ gedreht. Neugierige wurden in die Nebenstraße gedrängt, damit sie nicht ins Bild gerieten.

Gönnten uns im Hause Bünting einen Ostfriesentee und Kuchen. Den Tee natürlich mit echter Sahne getrunken.

Stammhaus der Firma Bünting
Teatime

Museumshafen Leer
(Blick auf den Museumshafen)

Angenehm kühle Temperatur herrschte hier im Inneren, während sich draußen schwüle Luft staute und mögliche Gewitter ankündigte. Spaziergang an die Marina. Auf dem Rückweg fiel mein Rad beim Foto-Shooting um, die Schutzblechhalterung blockierte mein Vorderrad. Jola war enteilt, schon am WoMo. Ich lag auf den Knien und fummelte an den Stangen herum, ohne hörbaren Erfolg. Hörbar, weil beim Fahren ein laut sirrendes Geräusch erzeugt wurde. Immerhin schaffte ich es bis zum WoMo. Dort war der Anschluss fürs Stromkabel vom Stegwart freigegeben und von Jola angeschlossen worden. Jola unterhielt sich mit den belgischen Stellplatznachbarn. Ich reparierte….



Arc de Triomphe – Paris –

Der Weg nach Paris begann am:

16.09.2021Donnerstag

Morgens musste Jolas Abneigung gegen eine „so weite Fahrt“ vehement durch gutes Zureden in ein zustimmendes „Mitkommen“ erst noch gewandelt werden.
Herzattacken könnte man sich bei diesen Diskussionen am Ende einfangen. Trotz des Lamentos waren alle Sachen so weit verstaut, dass wir gegen 09.35 Uhr abfahren konnten. Trübes Wetter begleitete uns, die Sonne schien auf der Strecke kaum fünf Minuten. Dafür hingen dicke dunkle Regenwolken des öfteren am Himmel. Ich konnte mein Glück kaum fassen, ohne einen einzigen Stau oder langsames Fahren kamen wir an Hamburg vorbei. Selbst das Stück bis Bremen verlief auf verkehrsreicher Autobahn ohne Probleme. Erst bei Mahndorf traten mehrere Staus hintereinander auf, meist waren Baustellen die Ursache. Um 14.30 Uhr erreichten wir über die Wolbecker Straße den Campingplatz, nachdem wir Münster auf der A43 quasi halb umrundet hatten.

Für uns war keine bestätigte Reservierung vorhanden, mit der Botschaft kam Jola von der Rezeption zurück, Glück hatten wir dennoch, durften uns auf dem Stellplatz einen Platz aussuchen. Leider war keiner mit Fernsehempfang frei. Letztendlich für eine Nacht nicht ganz so wichtig. Das Wetter hatte sich gebessert, durfte sogar noch als spätsommerlich warm bezeichnet werden. Besorgte uns zwei Radtourkarten, mit denen wir auf der Fahrt ins Zentrum wenig anfangen konnten. Zum Glück war die Strecke gut mit den roten Hinweisschildern gekennzeichnet. Knapp 5 Km sollten es bis ins Zentrum sein. Gelangten dann auf verkehrsberuhigten Nebenwege in die Stadt, wobei hier keine Angaben mehr über Kilometer oder Richtung gegeben waren. Trotzdem fanden wir ins Zentrum, ich erkannte den Promenadenring, die Radschnellstraße, glaubte mehrmals die Kirche, an der 2012 unser Hotel sich befand, wiederzuerkennen, irrte aber.

An der Lamberti-Kirche stellten wir die Räder ab. Jola fühlte sich sofort „heimisch“ in dieser Atmosphäre von Gelassenheit, Ruhe und schönen Geschäften. Bummelten am Rathaus vorbei, suchten später gegen 17.30 Uhr eine Einkehrmöglichkeit, die wir in der Nähe des Roggenmarktes fanden. Das Große Kiepenkerl Gasthaus bot Außenplätze und ausgezeichnete Küche. Gebratene Maultaschen mit Dinkelfüllung und Kürbisgulasch und dazu wieder mal ein Heimatbier. Radelten zum Schloss, standen vor dem Dom, in der LiebfrauenÜberwasserkirche.

Kreisten ein bisschen im Parkgelände, kehrten zurück zur Liebfrauen Überwasserkirche, weil Jola dort ein Konzert verortet hatte, wo sie gerne eine halbe Stunde zuhören wollte. Am Eingang verteilte ein gut gelaunter junger Mann Süßigkeiten. Innen standen Menschen meist weit auseinander in den Reihen, vorne eine vierköpfige Gruppe, Schlagzeuger, Gitarren und eine Sängerin. Daneben eine recht große Leinwand, auf der hübsche Landschaftsaufnahme zu sehen waren, später liefen die Textzeilen der Songs darüber.

Schöner Klang im Kirchenraum, die Menschen erhoben sich, begeistert reckten einige die Arme empor, wie als wenn sie jemand lobend preisen wollten. Nach zwei Liedern verließen wir die Gebetsstunde. Bei einbrechender Dunkelheit begaben wir uns auf den Rückweg.

17.09.2021 Freitag

Beschlossen war schon gestern Abend, dass wir heute weiter Richtung Aachen fahren würden. Schnell noch die Annehmlichkeiten des Campingplatzes genutzt, die Duschen wirkten recht neu, sauber und eine ausführliche Beschreibung der Duschmarken war über dem Automaten angebracht. Alles lief nach Plan, die Sonne schien, beinahe hätte ich die Kabeltrommel neben dem WoMo stehen gelassen. Die Fahrt führte uns durchs Ruhrrevier, Oberhausen, Duisburg, Düsseldorf, Jülich bis wir in Aachen ankamen. Unterwegs brannte auf der Gegenfahrbahn ein Bus, schwarze Rauchsäule stieg auf, die Hitze war durchs geschlossene Fenster spürbar. Gegen 12.30 Uhr zielgenau im Branderhofer Weg angekommen. In der Nähe offensichtlich eine Schule, denn es strömten Kinder die Straße entlang, auf dem Weg nach Hause.

Hübsch angelegter Platz, der aber kein richtiger Campingplatz war. An der Rezeption keine Ansprechperson, ein Mann empfahl, sich schnell einen freien Platz auszusuchen, denn bald würde alles belegt sein. Sonnige Lage auf Platz 40, Tisch und Stühle aufgestellt. Jola belegte uns das gestern frisch gekaufte Landbrot mit Ziegenkäse und Tomaten.

Nach dieser willkommenen Pause folgten wir mehr oder weniger der Beschreibung auf dem Stadtplan, um ins Zentrum zu kommen. Nicht ganz so weit wie in Münster, dafür mehr Strecke auf viel befahrenen Straßen. Die Theaterstraße brachte uns zum imposanten Stadttheater, von wo aus es nicht mehr weit in die verkehrsberuhigte Zone war.

Dort als erstes den Elisenbrunnen erreicht.

An dieser alten Heilquelle labten sich diverse berühmte Leute, wie die Schautafel informierte. Dahinter saßen auf Grünflächen Menschen in der Sonne. Eine mit Plexiglas umgebene Ausgrabungsstätte zeigte Reste alter Mauern.

Der Dom war bereits in Sichtweite. Leicht hügelig ging es auf Kopfsteinpflaster durch die Fußgängerzone zu diesem altehrwürdigen Platz.

Am Rathaus auf dem Vorplatz schick gekleidete Menschen, die auf ein Brautpaar warteten. Muss ein ausländisches Ritual gewesen sein, dass man an der Treppe ein aus getrockneten Pflanzen geflochtenen Kranz aufgestellt hatte, unter dem die dralle Braut in ihrem weißen Hochzeitskleid sich ablichten ließ. Das Rathaus steht auf einem geschichtlich bedeutenden Grund. Karl der Große baute hier die monumentale Pfalz, dessen Königshalle die Grundmauern des Rathauses bilden. Im Krönungssaal wird der Karlspreis verliehen.

Am Centre Charlemagne stand ein Riesenrad, etwas verloren ohne das Ambiente sonstiger Schaustellerbuden. Den Dom zu Fuß umrundet, dann sein Innenleben bestaunt.

Die Aachener Printen lockten uns in mehreren Schaufenstern zum Kauf. Doch dazu kam es erst später. Einen Milchkaffee nahmen wir am Fischmarkt zu uns. Neben der Patisserie Café Liège ein leerstehendes Haus, ehemals beherbergte es die Albert-Dürer-Stube, das viele Aachener scheinbar schmerzlich vermissten. Einmal hat hier Dürer 1520 auf einer Reise einen Tag im Gasthaus übernachtet.

Abendbrötchen und Printen zum Probieren gekauft. Entdeckten weitere Fußgängerzonen auf dem Weg zum Kurpark im Kurgebiet Mohnsheimallee. Das Kurhaus eingezäunt und vermutlich im Renovierungsmodus. Weitläufiges Areal, an dessen Rand sich die Therme befand, geschlossen. Mittlerweile kühlte eine durchgängige Wolkendecke die Temperaturen herunter. Orientierten uns gegen 17.30 Uhr wieder zum Zentrum hin, in der Rethelstraße schlug ich Jola vor, ein warmes Essen zu uns zu nehmen. Das Wirtshaus am Hühnerdieb (ohne historisch belegt zu sein, ob es den Dieb tatsächlich gab) bot ein paar freie Tische vor dem Lokal, das Kölsch stand schnell auf dem Tisch, Spätzle und Schnitzel brauchten nicht viel länger. Riesige Portionen, Jola schaffte nur die Hälfte.

Nach Hause auf fast gleicher Strecke, die mir nicht mehr ganz so unangenehm vorkam.

18.09.2021 Samstag

Ein bisschen Recherche am Abend auf den Seiten der Stadt Aachen brachte ein paar Tipps für Radtouren in die Umgebung und in die Ferne. Am besten gefiel mir die Tour 5 Wasserburgen – von Aachen nach Stolberg. Rund 20 Km sollte eine Strecke lang sein.

Angenehme Sanitäreinrichtungen, kein Gefummel mit Duschmarken.

Frühstück mit den Abendbrötchen.

Die Tour begann direkt vor der „Haustür“ am Stellplatz. Uns forderte sogleich eine Steigung heraus, quasi als Wink, davon gäbe es später mehr, umfuhren ein Kasernengelände, passierten den Ehrenfriedhof auf Sandweg, der uns etwas vor dem Verkehr auf der Straße schützte. Bei Hitfeld ging es unter der Autobahn E40 hindurch. Landwirtschaftliche Nutzflächen mit Weitblick, einsam an einem Haus eine schmucke Kapelle, ob privat oder öffentlich war nicht ersichtlich. Jola warf einen Blick hinein. Mal gut geteerte breite Radwege, dann wieder löchriges Pflaster, und immer wieder ein Auf und Ab. Nach gut 8 Km erreichten wir Kornelimünster. Am Ortseingang gleich das Benediktinerkloster, wir erfuhren später im Ort, es handele sich um einen Ersatzbau. Eins der braunen Schilder wies auf den historischen Ortskern hin, ohnehin mussten wir dort entlang, bogen also ab.

Neben den vielen denkmalgeschützten Häusern stand inmitten der Senke dominierend die Abtei mit Pfarrkirche. Leider störten die großen Parkflächen das Panorama dieses Areals.

Ungewöhnlich erschien uns zunächst, dass alle Geschäfte und Restaurants geschlossen waren. Gepflegt sah meiner Meinung nach auch anders aus. Die Lösung stellte sich alsbald ein, der Ort war von den Überschwemmungen von vor gut zwei Monaten stark in Mitleidenschaft gezogen worden. In einigen Hauseingängen werkelten Handwerker, verputzten neu, schlugen Putz ab etc.

Jola traf einen Mann, der ihr gerne Auskunft über das Ausmaß der Katastrophe gab. Es handelte sich um einen emeritierten Professor aus Hamburg, der sich hier niedergelassen hatte, selbst von den Überschwemmungen betroffen war. Zwischenzeitlich unterhielt ich mich mit zwei Radtouristen, wie wir ebenfalls vom Wohnmobilstellplatz, Holländer und gleichfalls auf dem Weg nach Stolberg. Konnte ihnen das Geschehen vermitteln, von dem sie nichts wussten (wie wir ja auch).

Eine Frau hatte mir gezeigt, bis wohin das Wasser gestiegen war und dass man die Kirche die nächsten zwei Jahre wahrscheinlich nicht besichtigen könnte. Erahnen ließe es sich an der helleren Wand am mittleren Gebäude.

Wir warfen einen Blick in den Abteigarten, jeder von einer anderen Stelle, Jola verschwand aus dem Sichtfeld, ich wartete, sie hatte den Eingang zum Kunstraum gefunden.

Ein grauhaariger Mann empfing uns freundlich, erklärte, dass wir die Ausstellung besuchen dürften, bot Ablage für Rucksäcke an und schickte uns auf die Reise, die von zwei „Bewachern“ wegweisend begleitet wurden. Ein Mix aus Gemälden, Installationen oder Skulpturen befand sich zwischen Tafeln mit Sprüchen oder Fotos der Restaurierung der Anlage. Fresken zierten die Decken, manchmal mit kleinen Reparaturnummern gekennzeichnet. Besonders faszinierte das Video mit den Haustieren. Tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes beherrschten diverse Tierarten ein Wohnzimmer. Ziegen und Enten fraßen den Ficcus kahl, Ein Jungkuh versuchte den Fernseher zu bedienen, zwei Papageien knutschten auf dem Sofa usw. Die Ziege pinkelte auf den Teppich.

Zum Abschied erhielten wir einen Restaurant-Tipp, geboren aus der Not, denn im historischen Ortskern war ja alles geschlossen. Bahnhofsvision hieß die Lokalität. Dazu mussten wir den Berg wieder hinauf radeln. Nach einer kurzen vergeblichen Suche, geriet ich auf den Venn-Radweg, der uns nach wenigen Metern direkt zum Restaurant führte, ideal gelegen für eine Radler-Pause. Bestätigt wurde das durch viele besetzte Tische. Kölsch und Radler spendeten Flüssigkeit zum Durstlöschen, Wrap und Hähnchenbrust in reichlicher Menge sorgten bald für ein wohliges Sättigungsgefühl. Die eine Stunde Pause tat uns ganz gut.

In Breinig verhaspelten wir uns, fuhren einmal um den Ort herum, was nicht so schlimm war, denn die Ortsdurchfahrt bescherte uns einen Einblick ins Ursprüngliche. Immer mehr gewann ich durch die Steinhauswände vieler Häuser den Eindruck, durch Dörfer in der Bretagne zu radeln.

Bis nach Stolberg ging es dann längere Zeit hügelabwärts, den Ortskern erreichten wir nicht direkt, die Überschwemmungen hatten einen Radweg unpassierbar gemacht. Der Umweg bescherte uns eine längere Fahrt an Industriegelände, auf dem Gebäude ebenfalls stark von Wassermassen geschädigt waren. Das Ausmaß der Zerstörung bot sich dann aber erst im alten Ortskern. Beschreiben kann ich das hier kaum mit Worten. In einer Gasse saßen zwei Personen vor ihrem Haus, in dem sich nichts mehr befand, so sie Jola erzählten; das Wasser drang mit Gewalt vorne ins Haus ein, drückte Mobiliar hinten wieder hinaus.

Zur Burg hoch ging es wieder durch eine „bretonische“ Gasse. Oben, wie ein déjà vu, Fotografen mit Hochzeitspärchen, eine türkische Braut im roten Kleid und eine flotte Blonde, ganz in Weiß, die sich an einem Werbeaufsteller mit ihrem Kleid verhedderte.

Aufgeklärt wurde diese Häufung dadurch, weil oben sich das Standesamt befand. Ein Verbotsschild zählte auf: kein Reis streuen, keine Konfetti-Kanonen, keine selbst mitgebrachten Speisen und Getränke.

Nach dem Schock über die Naturgewalten rafften wir uns auf, begaben uns auf die Rückfahrt. Die verlief in etwa so wie die Herfahrt.

Nach gut 45 Km war Schicht im Schacht.

19.09.2021 Sonntag

Stressiger Tagesbeginn mit Unwohlsein bei Jola. Abfahrt gegen 10 Uhr, gleich an der Kreuzung für 1,489 € getankt, das tat schon etwas weh. Autobahnfahrt im Navi für Frankreich ausgestellt, so tuckerten wir über die Landstraßen, teils kilometerlang schnurgerade durch die Landschaft gezogen, in Belgien ebenso wie in Frankreich, wobei in Frankreich der Straßenzustand wesentlich schlechter war. Insgesamt angenehm wenig Verkehr, kaum LKW, 120 km/h Höchstgeschwindigkeit in Belgien. Landschaftlich unterschied sich das Bild in beiden Ländern kaum, bei Lüttich verloren wir etliche Meter an Höhe, die es bei Namur erst wieder hinaufging.

Namur nutzte ich für einen Aufenthalt, in einer Nebenstraße in der Nähe der Uni am Parc Louise Marie einen Parkplatz gefunden, im Umfeld einige offene Geschäfte, Nachschub besorgen. Packten die Räder aus, in einem orientalisch wirkenden Supermarkt Grillhähnchen, Gemüse etc. gekauft. Nebenan in der Patisserie ein Baguette in Überlange für 70 Cent mitgenommen. Sachen im WoMo verstaut. An der Somme ein Stück am Uferweg Richtung Zentrum gefahren, gegenüber ragte die mächtige Zitadelle auf dem Hügel auf. In der Stadt Musikklänge, Vorbereitung für ein Konzert, überall Absperrungen, ein Fest in Vorbereitung.

Am Zusammenfluss von Somme und Mosel ein schick neugestaltetes Areal mit einer Bogenbrücke über die Mosel, Neueröffnung im Herbst diesen Jahres.

Unterwegs später eine weitere kurze Pause in einem nicht mehr erinnerlichen Örtchen gemacht, Espresso und einen Happen Mohnkuchen genascht.

Feuillères, dieser winzige Ort in der Nähe von Peronne mit seiner Kirche und kaum 150 Einwohnern erreichten wir Punkt 17 Uhr. Einen geräumigen Rasenplatz mit Wasseranschluss in einer holländischen Kolonie, die uns umlagerte.

So in etwa verlief unsere Strecke.

Die letzten Wochenendgäste verließen ihren Dauercampingstellplatz und reisten nach Hause. Sonnenschein animierte zum Aufbau von Tisch und Stühlen. Sogar ein Schwimmbad wäre nutzbar gewesen, doch wollten wir das auf später verschieben. Essen zu Hause, Gemüse schnippelte Jola klein, ich hobelte vom Hühnchen bratfertige Stücken ab, die in der Pfanne neben zwei Tomatenhälften vor sich hin brutzelten, um dann zum Salat gegeben zu werden. Dazu den Rosé, besser ging’s zum Abschluss des Fahrtages nicht.

Das Schwimmbad besucht, 16 m ist die Bahn lang, das Wasser dampfte, es sollte 26° haben. Trafen ein Paar aus Göttingen, die mit einem ähnlichen Gefährt wie die beiden in Berlin Gatow, ein ehemaliges Spritzenfahrzeug, ebenfalls selbst ausgebaut, unterwegs waren. Wir wählten den Weg zur Somme, gingen bis zur Brücke. Etliche Teiche verbanden sich auf wundersame Weise, Baden war verboten, vermutlich sollte das Hinweisschild vor Blaualgen warnen.

Nachts kam dann doch noch der Regen in Form von Platzregen.

20.09.2021 Montag

Um 08.30 Uhr erster Versuch ins Schwimmbecken zu gelangen, doch das Tor war noch abgesperrt. So zogen wir das Frühstück vor. Jola kam vom Duschen mit der Nachricht zurück, um 09.30 Uhr würde das Schwimmbad geöffnet. Jola verzichtete, ich marschierte los, Angenehm warm empfing mich das Nass, es sprudelte an etlichen Stellen und erzeugte dort Gegenstrom. Schwamm ich zurück, blickte ich auf das Anwesen, das Chateau.

Geduscht, Sachen gepackt, abgesprochen, doch noch Aldi in Peronne aufzusuchen, den kleinen Umweg wollten wir für eine sichere Nahrungsversorgung in Kauf nehmen. Alles sehr übersichtlich in dem recht neu wirkenden Geschäft, Käse, Zwiebeln, Pastis, Rotwein, Spüli, Essig etc.

Die gut 145 Km legte ich wieder auf Nebenstrecken zurück, vielleicht ein Fehler, aber uns trieb ja nichts. Obwohl zwischendurch mir die Zweifel kamen, wegen der ständigen Kreisverkehre und später den unkoordinierten Ampelschaltungen. Jola war entsetzt von St. Denise, wo es hieß „bloß weg von hier“. Übergangslos muss ich dann in Paris eingefahren sein, landete irgendwann an der Seine und folgte kilometerlang dem Schild „Bois de Boulogne“, das uns um 14.30 Uhr vor den Eingang des Campingplatzes brachte, wo schon einige WoMos standen. Die Anmeldung war dann unkompliziert, Jola entrichtete den Restbetrag von 122 €, Option auf Verlängerung bestand. Der Platz 102 sollte Fernsehempfang ermöglichen, was nicht zutraf. Kaum eine Antenne war ausgefahren, trotzdem suchte ich nach einem besseren Stellplatz. Ein anderer Deutscher kam mit dem Hinweis „hoffnungslos“. Ich wählte Nummer 116, sah eine Lücke zwischen den Bäumen, parkte um und hatte Erfolg. Jola erledigte die Ummeldung, was einige Zeit dauerte und ich schon Sorge hatte, jemand anderem hätte man diesen Platz zugewiesen.

Sogar die Sonne ließ sich für einige Augenblicke sehen, Salat und Hühnchen, die Zweite, wurde vorbereitet. Den ersten Pastis zum Anstoßen auf die Zielerreichung.

Aufgegessen, dann doch noch Regenschauer. Zeit zum Relaxen. Wollten gerne erste Eindrücke vom Parkgelände gewinnen, schwangen uns motiviert auf die Räder. Tosender Verkehr, Radwege zunächst in Form von ausgetretenen Pfaden. Über Zebrastreifen ein teils lebensgefährliches Unterfangen, weil, nicht jeder Autofahrer nimmt das mit den Regeln ganz ernst. An den Ampeln hieß es, schnell hinüber, die Grünphasen nur was für Sportliche. Im Park diverse Straßen gesperrt für den Autoverkehr, dafür Oberflächen wie Kraterlandschaften, trotzdem rasten Einheimische mit Höchstgeschwindigkeit an uns vorüber.

Sahen einen Wasserfall neben einem asiatisch aussehenden Restaurant, dessen Preise auf der Speisekarte mir den Atem verschlugen. Viel Wald, bereits herbstlich angehaucht, durch den wir fuhren. Kamen an den Lac Interieur, wo wir an einer Stelle hinter hohen Bäumen bereits das obere Drittel des Eiffelturms erblickten. Jola trieb es weiter, wollte gleich dorthin.

Nach einigem Hickhack bewegte ich Jola zur Umkehr. Keine stressigen Fahrten im Feierabendverkehr. Trotzdem mussten wir uns gegen Einbahnstraßenverkehr durchwursteln, um zurück zum Campingplatz zu kommen, dabei gerieten wir auf Trampelpfade im Sportgelände.

21.09.2021 Dienstag

Mich schaffte der gestrige Tag wohl doch mehr als angenommen, schlief bis 9 Uhr. Jola deckte draußen bei ungemein frischer Temperatur optimistisch den Tisch, mit vom Kiosk geholtem frischen Baguette und zwei Croissants.

Danach machten wir uns aufs erste Abenteuer, den verhüllten Arc de Triomphe besichtigen. Die Vorarbeit von gestern hatte sich gelohnt, die Strecke durch den Bois de Boulogne bis zum Porte Dauphine war bekannt und deshalb rasch durchfahren, wenn zum Ende hin auch auf einem waldigen Weg gefahren wurde. Die angespannte Situation trennte uns am Kreisverkehr, einer links herum, der andere rechts herum. Auf der Avenue Foch fußläufig dem Triumphbogen entgegen geschritten, möglichst abseits des extrem lauten Straßenverkehrs.

Erste Bilder vom Verhüllungsobjekt mit dem Fotoapparat geschossen.

Die Menschenmenge schien nicht so gewaltig, wie ich befürchtete. Natürlich ragten, je näher man dem Triumphbogen kam, ständig Handys in der Luft, knipsten was die Pixel hergaben. Manche Menschen wagten sich auf kleine Trennlinien mitten auf die Straße, nur um in Pose Fotos zu machen, recht gefährlich sah das aus. Ich nutzte jede Bank, setzte mich, versuchte „herunterzukommen“, den Lärm zu verdrängen.

Um den Kreisverkehr Absperrgitter, ehrenamtliche Helfer standen im lockeren Abstand in Einheitsmontur bereit, um Menschen Auskunft über die Aktion zu geben. Ich erwischte eine Frau, die deutsch sprach und bereitwillig Auskunft erteilte. Ich knipste aus möglichst jeder freien Perspektive, wo gute Sicht aufs Objekt herrschte. Ein Selfie durfte an dieser prägnanten Stelle natürlich nicht fehlen.

Nach ¾ Umrundung folgte der Spaziergang auf dem Champs-Elysees, wo es ebenso lärmig zuging. Nur das Ambiente erzeugte Wohlbefinden, jedenfalls soweit man sich an Konsumtempeln und Shopping berauschen konnte. Die Menschen wandelten dicht an dicht auf den breiten Wegen.

Galeries Lafayette

Dior bauten gerade um, Vuitton daneben im mächtigen Eckhaus. In der Ferne der Obelisk auf dem Place de Concorde.

Ich bemühte den Reiseführer, der mir aufzeigte, rechts Grand Palais (Überbleibsel aus dem Jahre 1900 von der Weltausstellung) sowie Petit Palais. Anzusehen, so empfahl der Verfasser. Leider, wie so oft bei historischen Bauwerken, war der Grand Palais total eingerüstet, oben auf dem Glasdach turnte ein Arbeiter angeseilt und mit Helm herum. Langsam begannen wir, uns nach einem Restaurant umzusehen. Im Schatten war es uns zu kühl, den Wind konnte man fast als eisig bezeichnen.

An der Seine suchten wir vergeblich Lokalitäten, nur üppige Gebäude und lauter Autoverkehr, unterbrochen von einigen grünen Inseln des Rückzuges. Golden glänzten Figuren auf der Brücke Alexandre III. Auf der anderen Seite ein Restaurant auf einem Schiff am Kai. Im Hintergrund der Invalidendom. Bei der Bestellung vergriff ich mich bei meiner Wahl, orderte Tatar, wobei ich an eine größere Frikadelle dachte, ein Irrtum. Aber da war es bereits zu spät. Angemachtes Mett, leicht säuerlich, mit einem rohen Eigelb in der Mitte, hübsch dekoriert. Ich aß ein bisschen davon, in der Hoffnung, ich vertrage das rohe Fleisch. Jola bescheinigte ihrem Burger gute Qualität und war zufrieden. Beim Gang zur Toiletten fanden wir beide die mit Tiermotiven gestalteten Sitze und Stuhllehnen gut, Jola besonders die mit Giraffenbild.

Wechselten zurück über die Brücke, dackelten zum Place de Concorde. Noch ein Selfie. Rückweg über Champs-Elysees, mehr auf den seitlichen Wegen durch Grün. Der Sitz des französischen Präsidenten war schwer bewacht von Polizei mit Maschinenpistolen, Absperrgitter überall.

Ich schlug vor, den Weg an der Seine zu nehmen, zwar länger, aber mit der Hoffnung auf schöne Radwege am Ufer fahren zu können. Die rund 16 Km entpuppten sich dann aber schon nach kurzer Fahrt als wenig erbaulich, schlechte Radwege, keine Radwege, Baustellen mit Umleitungen (die uns in Neubaugebiete mit Hochhäusern – eins davon Le Trident –) brachte. Ein Giraffenhals ragte aus einem Gebäude, die Beine stellte offensichtlich tragende Säulen dar.

Die Beschreibung der Reststrecke lasse ich. Am Ende lotste Jola mich auf den Trampelpfad hinter dem Campingplatz, von dem aus es keinen Zugang zu diesem gab, sodass wir ihn ganz umrunden mussten, ein zusätzlicher Weg, den ich mir nach der anstrengenden Tour gerne erspart hätte.

22.09.2021 Mittwoch

Trafen an der Bushaltestelle vor dem Campingplatz ein Paar, das nach Orientierung suchte, eigentlich einen Rat wollten, wie man am besten zum Arc de Triomphe kommt. Es ergab sich dann, dass ich ihnen anbot, sich uns anzuschließen, was sie dankbar annahmen. Der Mann trug eine Tragetasche umgehängt, in dem ein hundeartiges Wesen mit hängender Zunge herauslugte.

Auf der ruhigen Strecke durch den Wald erfuhr ich ein Menge aus dem Leben dieses Paares (über 30 Jahre WoMo, sie fährt ausschließlich, sie hatte gestern den 70. Geburtstag, sie besitzen ein Haus und ein Boot in Schweden, wohnen in Scheeßel, haben eine Tochter). Nachdem wir sie am Arc de Triomphe „abgeliefert“ hatten, verabschiedeten wir uns und setzten unsere Erkundung Paris fort. Schon erprobt, radelten wir die Prachtstraße hinunter, suchten die Seine auf, überquerten die Alexandre III, näherten uns dem Invalidendom, in dem u.a. Napoleons Gebeine aufgebahrt wurden.

Hier vom Eingang aus war es bis zum Museum Rodin in der Rue de Varenne nicht allzu weit. Eine Nebenstraße, die wir kurz um einige Meter verfehlten. Das Museum hoch ummauert inmitten eines Wohnviertels. Der Garten mit den Skulpturen wurde als einer der schönsten Paris beschrieben. Wir nahmen Audioguides, die jeweils 6 € extra zum Eintritt kosteten.

Blieben zunächst im Außenbereich, im Rosengarten stand die Bronze „Der Denker“ zentral, zwischen dem Hotel Biron (das eigentliche Museum), der Höllenwand und dem Eiffelturm.

Kaum in Worte zu fassen, diese beeindruckenden Skulpturen, Muskeln, Adern, Gesichtsfalten, Fingernägel oder Zehen, plastisch, bzw. wie echt wirkend, wenn auch manchmal sich mir der Eindruck aufdrängte, die Füße seien etwas zu groß dargestellt. Erstaunlich, wie lange Rodin in seinem Künstlerleben für die gehörige Anerkennung kämpfen oder werben mussten.

Am Ende des Rundganges durch den Park ein Bistro, Nudeln mit einer Art Soße a la Carbonara.

Im Museum ließ die Aufmerksamkeit langsam aber stetig nach, die vielen Exponate, manche lediglich Vorarbeiten, wiederholten sich für mich als Laie.

Wir setzten uns vorne an der Straße ins Café Musée, gerade war der letzte Tisch von zwei Frauen freigemacht worden. Ein Café au Lait in der Sonne genießen, trotz des Autolärms. Und der wiederholten Pfeifferei eines Polizisten, der abbiegungswilligen Autofahrern die Zufahrt zur Straße durch Gesten (Hände kreuzen) verweigerte bzw. mit Erklärung zur Weiterfahrt bewegte.

Nächster Erkundungspunkt war dann der Louvre, den wir über die Pont Neuf erreichten. Man denkt, man hat schon so viele Prachtbauten gesehen, und doch ist die Häufung hier enorm, Monument an Monument reiht sich hier wie Perlen an einer Kette. Wir ließen uns vor der Glaspyramide auf einem glatten Granitstein nieder, der zur Abgrenzung des Wasserbeckens gehörte. Zuvor versuchte ich ein Selfie von uns.

Übergangslos besuchten wir die Tuileries, ebenso ein Hort der Entspannung, abseits des kaum wahrnehmbaren Lärms.

Dann war genug Neues aufgenommen und die Heimreise begann.

23.09.2021 Donnerstag

Jola verzichtete heute auf meine Begleitung, traute sich nicht auf eine unbekannte Tour. Ausgewählt hatte ich einen Trip ins 14. Arrondissement, dörflich sollte es dort zugehen, laut Beschreibung.

Gegen 09.30 Uhr brach ich auf, verließ mich total auf den Routenplaner, der die Streckenführung vorgab und ich den Anweisungen treu folgte. Meist passte es auch, nur immer schön folgsam sein. Den Stadtwald etwas anders durchfahren, Radwege vorhanden, Verkehr mäßig.

Überrascht stellte ich plötzlich fest, dass ich mich auf der Brücke Pont de Grenelle befand und vor mir die Freiheitsstatue zu sehen war.

Zur anderen Seite wieder das Wahrzeichen von Paris, der Eiffelturm.

Als ich dann am „Ziel“ in die Rue Daguerre einbog, war es, als wenn man in ein anderes Paris eintauchte, feine Geschäfte, Einzelhandel mit so leckeren Käsesorten, Süßwaren, Snacks, Patisserie etc. Und Fußgängerzone. Einmal hoch und wieder zurück die Straße abgeklappert. Die Rue Mouton Duvernet gesucht, dabei ein Parkgelände entdeckt, in dem ein Spielplatz eine öffentliche Toilette bot, was dringlich erforderlich war. Die Villa Adrienne erwies sich als ein Hinterhofhaus, jedenfalls das, was ich fand. Das Arrangement mit der Häuserreihe im Halbrund in einer anderen Nebenstraße war zwar ansehnlich in der sonst eher tristen Geradlinigkeit der Straßen, mir aber kein Bild wert. Ich brach dann nach Rückkehr in die Rue Daguerre die Tour ab, kaufte mir ein belegtes Baguette mit Pute/Curry für 4,90€. Damit setzte ich mich wieder in den Park auf eine sonnenbeschienene Bank. Es war gerade 12 Uhr vorbei.

Die Gelegenheit für ein Selfie.

Wohin nun sich wenden? Ein Blick auf den digitalen Stadtplan, da ward der Jardin du Luxembourg ausgewählt, keine 3 Km entfernt. Schon von Weitem erkannte man die Fontäne „Quatre Parties du Monde“, als Entree in den Park.

Bevölkert von Jugendlichen auf dem Rasen und Kindern, die zwischen den Alleebäumen tobten. Linker Hand bemerkenswerte Gebäude, eins davon die Fakultät Pharmazie.

Daneben eine nationale Institution École nationale d’administration, sowie ein Gymnasium. Insofern verwunderte die Vielzahl der jungen Menschen hier nicht sonderlich. Die meisten saßen in Gruppen zusammen, einzelne genossen die Sonne, gegessen wurde.

Dann drang ich in den eigentlichen Park ein, der ebenfalls von rastenden oder pausierenden Menschen besucht war. Wie in den Tuileries, auch hier grüne Metallstühle zum Verweilen bereitgestellt. Auch ich gönnte mir hier eine Pause, schnappte mir einen Stuhl und ließ das Ambiente sowie das Panorama auf mich wirken. Entspannt plante ich so das nächste Ziel, Notre Dame.

Bei der Ausfahrt aus dem Park, etwas versteckt die Fontäne Medici.

Garten und Palais entstanden ab 1611, angeregt von Maria de Medici. Ein Abbild der Gärten in Florenz war diese Anlage.

Die Kulisse bildet eine Liebesgeschichte ab: Der Zyklop Polyphem schaut über den Rand eines Felsens und sieht in den Armen seiner Geliebten Galateia den Jüngling Akis.

Nun folgte bald die atemberaubende Tour durch das Paris der Restaurants, kleinen Läden in engen Gassen, St. Germain. So stellt man sich das savoir vivre vor. Die Seine war danach schnell erreicht und der Blick auf Notre Dame frei. Wieder waren die Brücken abgesperrt, Polizisten dirigierten Menschen mit ihren Autos in andere Richtungen, ließen nur welche mit Legitimation durch.

Von der Petit-Pont Cardinal Lustiger sah die Kirche überhaupt nicht beschädigt aus. Doch der Schein trügte.

Wenn schon hier im Zentrum, dann wollte ich auch noch zur Sacré-Cœur nach Montmartre. 6 Kilometer hatte ich zurückzulegen. Und wieder kaum Autoverkehr in den Nebenstraßen, gemächlicher Alltag, so schien es, ab und an störten rasende Motorroller oder drängelnde Taxis. Bekanntermaßen liegt die Kirche auf einem Berg, so verwunderte es nicht, einige Steigungen zu bewältigen.

Sogar eine Kabinenbahn fuhr hier zur Kirche hinauf. Ich schaffte es mit dem Rad. Wunderbare Aussicht, wenn auch leicht diesige Sicht. Ein Nationalitätenmix wuselte durch die Gassen, besuchte die Kirche oder saß nur auf dem Vorplatz und sah in die Ferne. Natürlich fehlten nicht die Porträtzeichner, die sich um ein Restaurant scharten, einige davon hatten sogar Kundschaft. Vor der Kirche saß ein junger Mann und spielte auf einem elektrischen Klavier Melodien.

Ein Blick ins Innere der Kirche folgte nach Erkundung des Hügels. Petrus (2. von rechts), eine betende Nonne (Mitte), die Kirche von außen und in die Kuppel.

Auf der Rückfahrt (rund 11 Km) kaufte ich zwei Baguette. Gegen 16.30 Uhr war ich wieder am Campingplatz. Kurze Zeit später tauchten die beiden aus Scheeßel von einer Radtour auf und wir setzten uns zu einem Schwätzchen zusammen.

24.09.2021 Freitag

Beratschlagt wurde, was wir nach dem Reservierungsende machen wollen. Verlängern, wenn ja, wie lange? Suchten nach Alternativen zur Küstenroute, die ich nicht mehr einschlagen wollte, auch wegen schlechten Wetters. Reims war zunächst im Gespräch, wir fanden dann Châlons-en-Champagne, wo es einen schönen Campingplatz geben sollte. Luxemburg würde dann als weiterer Zwischenstopp folgen. Jola dackelte zur Rezeption, ich gab mit auf den Weg, ruhig nach der Mitgliedschaft zu fragen, 6 € würde man für einen Tag sparen. Freudig strahlend erschien sie mit Verzögerung zurück, berichtete, wir seien nun Mitglied (Beweis eine Pappkarte mit 5 Stempeln), hätten 70 € durch ihre Beharrlichkeit und etwas Glück gespart, denn man hatte ihr auch für die vier zurückliegenden Tage den Mitgliedsrabatt gewährt. Unsere Tour begann mit der Fahrt an der Seine entlang, wo Hausboot an Hausboot lag, einige recht heruntergekommene Schiffe darunter, andere wiederum fein hergerichtet. Verwunderlich erschien mir die große Anzahl von an den Gangways abgestellten Rädern, handelte es sich um Großfamilien, die auf den Schiffen lebten?

Nach rund 2 Kilometern endete der Sandweg an der Fußgängerbrücke (Passerelle de l’Avre), auf die wir uns zur Aussicht begaben. Ich lotste Jola dann quasi auf meinen gestrigen Spuren bis ins 14. Arrondissement, in die Rue Daguerre. Unterwegs murrte sie, weil es angeblich schöne Ecken zum Verweilen und Bummeln gegeben hätte, die ich für sie unverständlich ignorierte. Einen Stopp legten wir beim Botanischen Garten ein, der hier auf der Wegstrecke rechts auftauchte. Den konnte ich gestern nicht gesehen haben, da meine Strecke anders verlief. Ein bisschen Füße vertreten, die Parkanlage auf sich wirken lassen und Bäume bestaunen (Ginko, Zeder, Erdbeerbaum). Nebenan die riesige Tennisanlage von Roland Garros.

Versöhnlicher ging es dann am Zielort zu, denn die Straße vermittelte wieder ihr eigenes Flair, das Jola ebenso verzauberte wie mich am gestrigen Tage. Gleich sollten süße Teile gekauft werden, auch Käse oder Obst, doch ich bremste ab. Erst alles einmal anschauen, dann entscheiden. Nach einem Rundgang blieben wir bei einem vegetarischen Restaurant namens „Raw Cake“ hängen. Mein Pizzaboden erschien mir gleich einem harten Dinkelcracker, mit dem Messer kaum zu schneiden; Jola hatte Menü bestellt, vegetarischen Burger mit Getränk und Dessert. Am Nachbartisch nörgelte ein Mann über den gleichen Pizzaboden herum, der von ihm fast unberührt blieb. Nun war endlich der Einkauf dran, es wurde Käse ausgewählt, wobei ich mich schwerlich bei der unbeschreiblich großen Auslage entscheiden konnte. Eine Flasche Weißwein wanderte vom Laden gegenüber in meinen Rucksack, Jola verschaffte uns unterdessen Weintrauben und Gemüse. Mittlerweile war es 14.30 Uhr, da saßen wir am Ende der Straße im Café Daguerre bei einem Café au lait.

Fort führte ich Jola im Anschluss an diese Pause zum Jardin du Luxembourg. Leicht gelockert durch die guten Fahrwege für Radler entspannte sich Jola. Der Park war heute nicht ganz so zahlreich besucht wie gestern, aber der Eindruck dürfte für Jola ebenso phantastisch gewesen sein. Für mich waren die beiden Männer neu, die sich mit der Reparatur oder Fertigstellung eines Schiffsmodells beschäftigten, sah aus, als wenn es alles Teile aus Müll oder Abfall waren. Etwas ungünstig abgelichtet.

Jola wünschte eine Pause am Wasser, in dem ich später reichlich Fische tummeln sah. Manche schienen die Menschen um eine Gabe zu bitten, reckten Mäuler aus dem Wasser und machten den „Karpfenblick“ (wie Jola gerne es ausdrückt). Das Palais dient dem französischen Nationalrat (vgl. mit dem Bundesrat) als Sitz und Tagungsstätte.

Notre Dame musste Jola dann noch zu sehen bekommen. Diesmal war der Platz davor frei zugänglich. Am Absperrzaun hingen Kinderbilder vom Brand der Kathedrale.

Die beiden Musiker standen auf der Brücke hinter der Kirche, spielten ihre Lieder vor wandelndem Publikum.

Im Feierabendverkehr die 11 Kilometer Rückreise angetreten, einen Stopp am Musée Orsay eingelegt, imposantes Gebäude. Es war 18 Uhr vorbei, ein Besuch hätte sich nicht mehr gelohnt bzw. wäre wahrscheinlich gar nicht mehr möglich gewesen.

25.09.2021 Samstag

Wenig Verkehr, erstaunlich für einen Samstagvormittag, es war 10 Uhr, als wir abfuhren.

Die Fahrt verlief rückwärts, zumindest bis St. Denise. Die Baustellen, die Schlaglöcher, die Ampelschaltungen waren von der Hinfahrt vergessen, jedoch schnell wieder gegenwärtig. Aus dem Moloch Paris zu entkommen dauerte so seine Zeit. Die maroden Straßen innerorts in den Durchgangsorten zeigten einen ärmlichen Zustand einer der nach Wirtschaftskraft stärksten Nationen Europas, Schlaglochpisten oder ohne Hirn reparierte Teilstücke ohne Ende. Nur die letzten 70 Km durften als normaler Straßenzustand bezeichnet werden. Auf den Felder ackerten die Landwirte mit diversen Maschinen, ernteten Zuckerrüben oder anderes Grünzeug. Manchmal leuchtete etwas Gelb, Raps. 13.45 Uhr war Ankunft auf dem Campingplatz in Chalons-en-Champagne bei strahlendem Sonnenschein. Jola kam von der Rezeption zurück mit der Meldung, hier würden etliche Hundert Gastarbeiter nächtigen, es würde laut werden und die Sanitäreinrichtungen stünden zu bestimmten Zeiten nicht zur Verfügung. Wir beließen es deshalb erst einmal bei einer Übernachtung. Fanden einen Stellplatz (114), eben und mit Fernsehempfang. Von Gastarbeitern nichts zu sehen.

Jola bekam einen Hinweis, wie man am besten ins Zentrum gelangen würde. Ich folgte ihr, leider wurde daraus ein Umweg, allerdings radelten wir einsam auf einem Radweg in Sichtweite eines Kanals entlang. Ein einheimischer Radfahrer half uns, nahm uns ins Schlepptau bis kurz vor dem Zentrum. Das erreichten wir, nachdem wir einige Grünanlagen durchfuhren. Hier bereitete man eine Veranstaltung vor, wahrscheinlich sportlicher Natur. Ein Wechsel von wenig erbaulichen Ansichten mit Häusern aus Zeiten architektonischer Glanzleistungen, insbesondere das Rathaus (um 1770). Ich mag es kaum erwähnen, wieder wurden wir Zeuge einer glamourösen Hochzeit.

Nach ein bisschen Umherfahren fanden wir die Touristeninformation. Menschen mit Sportkleidung tauchten vermehrt auf, fast alle trugen ein Werbe-T-Shirt orange bleu und entsprechende Beutelchen. Absperrgitter und Halteverbotsschilder deuteten auf ein Rennen oder einen Lauf hin. Einige Straßenzüge bestanden vermutlich aus militärisch geprägten Zeiten, kasernenartiger Häuserstil.

Umrundeten die Kirche „Notre-Dame-en-Vaux“, ein paar erhaltene Fachwerkhäuser. Sahen danach den frenetischen Musikdarbietungen vor dem Hochzeitspaar am Rathaus einmal mehr zu, schauten uns das historische Zirkusgebäude an. Auch hier sportlich ambitionierte Menschen, die auf irgendetwas warteten, sich vorbereiteten.

Im Arboretum auf einer geneigten Rasenfläche eine Installation mit funktionierender Uhr entdeckt. Sie zeigte 16.45 Uhr an.

Im Park tobten die Massen zu Klängen eines Discjockeys, später angeheizt von Eintänzern auf der Bühne. Wir warteten, was nun noch passieren würde, doch außer dass immer mehr sportlich gekleidete Menschen herströmten, nichts. Eine Band probte unbeeindruckt von den Menschenmassen für ein späteres Auftreten unter der Rotunde.

Kurz regnete es, was der Stimmung im Park keinen Abbruch tat. Masken wurden getragen, aber nicht von jedem.

Eine Kolonne Sportler marschierte in enger Reihe auf den Hauptplatz zu, danach folgte eine zweite Schlange. Wir verabschiedeten uns von dem Spektakel, ohne Kenntnis, was nun eigentlich der Zweck des Ganzen hätte sein sollen.

26.09.2021 Sonntag

Nachts fiel der Strom aus, davon merkte Jola erst am Morgen beim Wasser kochen etwas. Der Schaden war dann rasch behoben, von wem auch immer. Entschieden worden war nach gestriger hitziger Diskussion, abzufahren und keine Radtour mehr zu machen. Die Pumpe für den Scheibenwischwassertank konnte ich nicht in Gang bringen.

Um 10 Uhr verließen wir den Platz, vor uns schon etliche Frühaufsteher. Die Straßen waren etwas besser präpariert, trotzdem brauchten wir für die knapp 200 Km leidliche 3,5 Stunden, auch bedingt durch eine Durchfahrtsperre in Charny-sur-Meuse.

Sie bedeutete mehr als 10 Kilometer Umweg auf schmalen Straßen durch unbekanntes Terrain. In einem Hotel mit angeschlossener Brauerei wollten wir Essen, der Servicemitarbeiter wies uns ab, kein Platz frei. Unverrichteter Dinge stiegen wir ins WoMo zurück, nun doch den Rest bis zum Campingplatz abreißen. Für ein kleines Land wie Luxemburg enorm viel Gewerbeflächen, protzige Neubauten, in der Stadt später nicht viel anders. Der Campingplatz Kockelscheuer im Stadtteil Gasperich nicht weit vom imposanten Stadion neben einem Golfplatz, bei dem es sich allerdings nur um einen Übungsplatz handelte. Der Campingplatz großzügig angelegt, die Frau an der Rezeption sprach fließend deutsch und französisch. Sogar an Fernsehempfang dachte sie.

Aufgebaut, Tee getrunken, Keks gegessen, ausgeruht. Dunkle Wolken am Himmel, dezenter Nieselregen für kurze Zeit.

Aufbruch zur Stadterkundung, im Korb die Regenjacke. Rund 6 Kilometer sollten es sein, breite Radwege, frisch geteert, manchmal verschwanden sie, mussten auf die Busspur ausweichen, was kein Problem war, da am Sonntag kaum Busse fuhren. Es sah nach Wohlstand, wirtschaftlicher Aktivität und technischem Wandel aus. Im Zentrum dann eher ein Mix aus alt und neu in einem Umfeld aus bergiger Landschaft mit grünen Tälern.

Einen ersten Stopp legte wir am Casino Luxemburg am Boulevard F. Roosevelt ein.

Ausblick über eine grüne baumbestandene Niederung auf Parkanlage und im Hintergrund die Pont Adolphe sowie das Bankmuseum.

In der Oberstadt weitere Sehenswürdigkeiten, ohne dass wir zu diesem Zeitpunkt sie alle namentlich identifizieren konnten. Die Kathedrale Notre Dame de Luxembourg stach mit ihren merkwürdig anmutenden Türmen auf dem Weg in die Fußgängerzone ins Auge. Sie wurde an der heutigen Stelle als Jesuitenkirche errichtet, die Grundsteinlegung erfolgte 1613. 1794 nahm die Kirche das Gnadenbild der Stadt- und Landespatronin Trösterin der Betrübten auf und wurde Zentrum der Muttergottesoktav (Wikipedia).

Geschäfte teilweise geöffnet, an zentralen Punkten viel besuchte Restaurants, an den Ecken bettelten Gestalten mit Pappbechern um Geldspenden. Am Fischmarkt fanden wir ein Lokal (Dipso), das uns auf seiner Speisekarte einigermaßen preiswerte Speisen offerierte, zuvor erschreckten mich die Aushänge in anderen Restaurants, sodass ich keinen Hunger verspürte, Jola mit dem Satz „dann machen wir uns im WoMo einen Salat und essen nur eine Portion Pommes“ dies noch unterstrich.

Die beflissenen osteuropäisch wirkenden Servicekräfte wuselten schnell zwischen den Tischen, räumten sofort leere Gläser oder Teller ab, kaum, dass ausgetrunken oder aufgegessen war. Falafel und einen vegetarischen Burger, Jola nahm Nudeln mit Hühnchenscheiben, dazu je ein Bier. Glück mit dem Wetter gehabt, sogar die Sonnen blickte kurz vorbei. Gegenüber das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst. Für den morgigen Tag schon einen Plan im Kopf, kehrten wir um und begaben uns auf die Heimreise.

27.09.2021 Montag

Viel wurde geplant, auch die Möglichkeit, mit dem Bus in die Stadt zu fahren, wurde in Betracht gezogen. Am Ende blieb es bei der Fahrt mit dem Rad in die Stadt, allerdings auf einer anderen Strecke.

Duschen war ein Genuss, alles schön sauber, großzügig angelegt, ohne viel Firlefanz. Die Regenjacken wanderten vorsichtshalber in den Rucksack oder gleich angezogen. Es blieb jedoch tagsüber trocken, abgesehen von wenigen Tropfen. Erst den letzten Kilometer schauerte es, die Kleidung war schnell nass, aber das war dann auch egal.

Ums Stadium diesmal rechts herum durch das Gewerbegebiet, wieder neue Ansichten von moderner Hochhausarchitektur.

Durch Wohngebiete mit Reihenhaussiedlung oder Mietwohnungen, klangvolle Straßennamen, Darwin, Wagner, Kolumbus, etc. Im Zickzack dadurch gelangten wir über eine Brücke ins Bahnhofsviertel. Der Haupteingang des großen Bahnhofs imposant, Fahrradwege schlängelten sich zwischen Straßenbahngleisen hindurch. Am Ende der Avenue de la Gare über die Kreuzung verschwanden wir hinab in die Montée la Petrusse. Steil ging es auf Kopfsteinpflaster vorbei an alten Häusern in den Ortsteil Grund. Panoramen auf die umliegenden Felsen, Mauern, Zitadelle oder Aquädukt. Im Bisserweg stellten wir die Räder ab, ein paar Restaurant boten hier Mittagstisch an; marschierten auf dem geologischen Pfad zum Aquädukt, doch die eigentlichen Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten lagen auf dem Rundweg in der anderen Richtung, kehrten deshalb um. Bewegte mich schwerlich ein Stück Weges eine Steigung hinauf, um den Blick übers Tal schweifen zu lassen.

Von der Bisserbrücke wanderten wir zum Abtei Neumünster. Sandsäcke und leerstehende Häuser sowie geschlossene Geschäfte deuteten darauf hin, dass auch hier das Hochwasser (Alzette) vor etwa zwei Monaten gewütet haben musste. In den Räumen der Abtei brummten Entfeuchtungsanlagen vor sich hin, die meisten Fenster standen offen. Der Innenhof war lichtdurchlässig überdacht.

Wie alle anderen Klöster wurde auch die Neumünster-Abtei 1796 durch die französischen Revolutionsbehörden säkularisiert und damit enteignet, als in Luxemburg die Gesetzgebung des französischen «Directoire» eingeführt wurde. Ab 1815 diente die zum Kloster gehörende Johanneskirche den in Luxemburg stationierten Truppen des Deutschen Bundes bis 1867 als ein Militärhospital. Nach dem Abzug der Truppen des Deutschen Bundes 1867 wurde die Abtei im Anschluss an die Übernahme durch den Luxemburger Staat bis 1980 als Männergefängnis genutzt.

Dokumente beweisen, dass Textilhandwerker wie Weber, Färber oder Walker im 14. Jahrhundert hier am Wasser arbeiteten. Die hölzernen Hütten aus der zweiten Hälfte des 14. oder zu Beginn des 15. Jahrhunderts sind dann durch steinerne Werkstätten ersetzt. Im 17. Jahrhundert gab es am linken Ufer der Alzette, gegenüber der Kirche, eine Gerbergemeinschaft (Wikipedia).

Rückkehr zum Ausgangspunkt, Wieder warfen wir einen Blick auf die Speisekarten, doch es war noch zu früh. Schwangen uns auf die Räder, der Panoramaaufzug im Pfaffenthal sollte gefunden werden. Es begann das Spiel vom Auf und Ab, durchquerten das Tor durch den Bockfelsen, rollerten erlaubt die Einbahnstraße ins Pfaffenthal hinab, der Aufzug jetzt in Sichtweite.

Der Eingang fast versteckt in einer Nebenstraße. Funktionierte wie ein normaler Fahrstuhl, Räder durften mitgenommen werden, wir ließen sie unten stehen. Rasch ging es aufwärts, gerade genug Zeit um ein Foto zu machen.

Am Ende der Plattform im Fußboden eine Glasplatte, ungewöhnlich die Angst vor dem Betreten, obwohl man ja weiß, dass sie nicht nachgeben würde. Jogger schienen diese Art der erleichterten Bergbewältigung des öfteren zu nutzen. Im angrenzenden Park ein paar Schritte gemacht, die Aussicht genossen und sich der Fondation Pescatore zugewandt. Ein ansehnliches Anwesen. Der Namensgeber spendierte dem Staat 500.000 für die Errichtung einer wohltätigen Einrichtung.

Ein Selfie musste her.

Zurück zum Lift, hinunter, dann entschieden, jetzt zu einem der Restaurants im Bisserweg zu fahren. Dabei verfahren, in Clausen eine „Vergnügungsmeile“ entdeckt, doch alle Buden hatten geschlossen (Hochwasser).

Auf kleinen Umwegen erreichten wir das Restaurant Oscars im Bisserweg noch so rechtzeitig, dass Jola aus dem Mittagsangebot wählen konnte (Fisch und Fritten). Ich gönnte mir etwas Fleisch, nahm Chili con Carne. Dieses Restaurant muss eventuell bei den Überschwemmungen Glück gehabt haben, es lag etwas erhöht. Am Nebentisch schwatzten zwei Frauen in Englisch. Recherchiert hatte ich zwischenzeitlich, dass in Luxemburg dreisprachig gesprochen wird, französisch, luxemburgisch und deutsch. In Gastronomie und im Dienstleistungssektor meist französisch, bei der Wirtschaft englisch.

Nun gestärkt, wollten wir zur Kabinenbahn, die uns zum Kirchberg hinauf befördern sollte.

Sahen einen Siechturm, übrig geblieben aus früherer Zeit, als die Armen und Handwerker im Ortsteil Grund ansässig waren. Interessant war die Information zum Wasserverbrauch, Trinkwasser gab es nur im Tal, in der Oberstadt mussten die Menschen Regenwasser auffangen oder in Krügen durch Wasserträger Frischwasser hinaufbringen lassen. Oben gegrabene Brunnen waren schnell verseucht und Typhus brach aus. Erst im 19. Jahrhundert nahm man das erste Pumpwerk in Betrieb. Ein Turm stand noch als Relikt aus dieser Zeit abseits der Steinbrücke.

Erfreut lasen wir bei der Kabinenbahn, dass die Mitnahme von Rädern möglich war. Ein gut deutsch sprechender Mann informierte uns während der Auffahrt über die Gondel, Österreicher hätten sie gebaut, erfuhren wir von unserem temporären Guide. Außerdem erklärte er den Sinn der kostenlosen Nutzung öffentlicher Transportmittel, gab oben noch einen Tipp, wie wir zu einem schönen Aussichtspunkt hinter dem Museum Mudam kommen würden.

Hier auf dem Kirchberg standen noch imposantere Hochhäuser, einige davon gehörten zu Institutionen der Europäischen Gemeinschaft, bspw. Gerichts- oder Rechnungshof, Investitionsbank oder die Übersetzerdienste sowie das Generalsekretariat.

Die Philharmonie ein auffällig flacher weißer Bau mit Rundkuppel inmitten der Sky-liner. Kaum Menschen waren hier zu sehen, Autos ebenso wenige. Ins Museum Mudam warf ich einen Blick, las, dass am Mittwoch ab 18 Uhr freier Eintritt bestand, eine Option, falls wir weitere Tage hier bleiben würden. Die schönen Aussichtspunkte auf die Stadtsilhouette fanden wir unterhalb des Museums beim Fort Thüringen (Drei Eichen). An diesem Museum wurde restauratorisch gewerkelt.

Obligatorisch jetzt schon das Selfie, leider versperrten wir uns vor den Anlagen von Vauban selbst die Sicht aufs Stadtpanorama.

Jolas Frisur wirkt hier leicht toupiert, Schuld waren leichte Windböen. Kreisten um die Anlage, wurden der Rückansicht des Museums Mudam gewahr, das architektonisch beeindruckte. Stromerten danach auf der anderen Straßenseite der Avenue John F. Kennedy zwischen den Bauten herum, darunter Gebäude von Banken.

Bei der Investitionsbank steuerte ich über einen Zufahrtsstreifen auf einen Zugang mit der Beschriftung Visitors zu. Gleich trat man mir entgegen und wies mich auf französisch bestimmt ab, ich solle zurück auf den Radweg, das sei kein Besuchereingang.

Wieder auf der Avenue trafen sich just zwei der schicken Straßenbahnen, ein geeigneter Moment auf den Auslöser zu drücken. Wir verzichteten auf die Gondelfahrt in die Unterstadt, nahmen stattdessen den Weg über die Pont Adolphe ins Zentrum, um den Campingplatz anzusteuern. Am Gare entdeckte Jola drei bunte Buchstaben, meinte dazu, wenn sie sich dazu stelle, gäbe es den Wortsinn „JOLA“. Das könnten wir auf der morgigen Tour erledigen.

Doch der Drang zum sofortigen Handeln überwog, kehrt gemacht und in Pose gestellt. Putziges Bild, nicht wahr. Danach war genug erkundet und abgelichtet, 18 Uhr vorbei, Zeit an den heimischen Tisch zu kommen. Wieder im Zickzack durch die Wohnviertel, bis wir nach gut 6 Km auf dem Campingplatz ankamen.

28.09.2021 Dienstag

Entschieden gemeinsam, den Aufenthalt zunächst um einen Tag zu verlängern. Gebremst wurden wir von den geplanten Aktivitäten von einem leeren Akku und Blähbäuchen, wobei Jola mit Koliken zu kämpfen hatte. Während der Ladezeit war Ruhe angeordnet! Jola machte gute Miene zu bösem Spiel (Zustand), biss die Zähne zusammen und schwang sich mit aufs Rad.

Ich hatte mir gestern die Route um Luxemburg von der Touristenseiten heruntergeladen und auf dem Handy installiert. Die Tour führte quasi am Campingplatz vorbei zum Ort Fentange (3 Km), ein Stück neben einer lauten Schnellstraße. Über Land ging’s eine Weile voran, dann erreichten wir eine der reichsten Gemeinden, Hesperange. Ein größerer Ort, anschauliche Neubausiedlungen zeugten von wohlhabender Klientel.

Durch dieses adrette Städtchen wären wir ohne größeren Halt hindurch geradelt, wenn uns nicht die verschiedenen tierischen Skulpturen auf den Rasenflächen des Parks aufgefallen wären. Am Rand des Parks ein Campingplatz, schön gelegen. Wir unterbrachen die Tour, schwenkten in den Park und entdeckten an unterschiedlichen Stellen immer wieder neue Figuren, die Dimensionen dieser Kunstwerke verschoben die Erschaffer der Skulpturen, die Wildschweine klein wie Hasen, die Giraffe gerade so groß wie ein Esel, die französische Dogge groß wie ein Pferd. Vor dem Rathaus zwei Brunnen.

Fortgesetzt wurde die Tour auf der Rue de l’Alzette, eine für den Fußgänger- und Radverkehr freigegebene breite geteerte Straße entlang dem Gewässer, rechts Wald namens Buchholz. Später nannte sich der Weg Rue Godchaux nach einem der Tuchbarone. Tuchmacher hatten sich hier mit zwei Maschinen niedergelassen und nach und nach ein Imperium aufgebaut. Schleifmühle und Pulvermühle wurden genannt als Relikte aus dieser Zeit. Bei dem Flecken Itzgerstee erfuhren wir durch eine Schautafel, dass die Brücke über die Alzette bei Überschwemmungen mehrfach von Wassermassen zerstört worden war, selbst Betonpfeiler widerstanden nicht. Nun stand dort eine Holzbrücke aus Eichenholz, ob sie standhaft sein wird? Die Strecke diente Joggern als Laufweg.

In Ufernähe ein Gebäude ohne „Beschriftung“, dafür vor dem Eingang etliche Kunstobjekte aus Draht oder ähnlichem Material. Das Gelände nannte sich Schläifmillen. Die Schleifmühle folgte wenige Meter weiter, ein Wehr bremste den Lauf der Alzette etwas ab. Erreichten danach den Ortsteil Hamm, wo wir die Rue de Hamm überqueren mussten.

Klärwerke auf beiden Seiten, eins in moderner Holzverkleidung. An die zweite „Mühle“ gelangten wir nach einer Kehre, Pulvermühle genannt. Rechts schwoll das Gelände an, der Bahndamm bzw. die mit Steinquadern befestigte Böschung vor der Brücke, dessen Stahlträger geschickt hinter dem alten Mauerwerk des Aquäduktes versteckt waren. Unterdurch und wir befanden uns auf bekanntem Terrain, dem Bisserweg. Stopp bei den Restaurants, wählten dann die Brasserie Bosso, saßen im Hinterhof unter Markisen, durch deren Plane eine Kastanie wuchs und wir uns fragten, wie man das wohl hinbekommen hatte. Lammfelle und Decken sowie laute Musik sorgten für Aufwärmung. Jola begnügte sich mit einer überbackenen Kartoffel mit Spinatfüllung, auf meinem Teller lagen zwei panierte Schnitzel (eigentlich sollte es Hühnchen sein, nach der Struktur ähnelten sie eher Putenfleisch), dazu kleingeschnittenes Gemüse in Currysoße. Der Latte mit Zimt war mir zu süß und obendrein zu viel Schaum.

Auf der Suche nach der Villa Vauban irrten wir etwas zu lange umher, umkreisten quasi einmal den gesamten Grund (nicht den Ortsteil), fanden einen Weg, uns mit dem Fahrstuhl von Grund hinauf zum Platz Saint Esprit transportieren zu lassen. Oben ausgestiegen, umgaben uns diverse Gebäude von Justizinstitutionen. Vor einem schmückten bunte Vasen eine Gebäudeseite.

Den großzügig angelegten Stadtpark durchquerten wir, fanden die Villa Vauban, die heute geschlossen hatte. Die Villa Louvigny suchte ich vergebens, so blieb nur die Fahrt durchs Grüne. Uns schien die Strecke über die Route d’Esch kürzer, dafür an der jetzt viel befahrenen und lauten Straße unangenehmer zu bewältigen. Gegen den Lärm halfen auch nicht die in kurzen Takten verkehrenden Elektro-Busse. Das war’s mit Luxemburg, denn für morgen war Regen angesagt und unsere Planung sollte uns nach Deutschland bringen, die Gegend um Trier. Das war nicht so weit und an der Mosel versprach ich mir noch ein paar schöne Tage.

29.09.2021 Mittwoch

Geregelter Aufbruch, alles zusammengepackt, den Verbindungsstecker und die grüne Zugangskarte abgegeben, zur Tankstelle einen kleinen Umweg in Kauf genommen, dafür für 1,304 € voll getankt. In Deutschland sollte der Diesel um die 1,459 € kosten. Nach gut einer Stunde erreichten wir den Campingplatz „Am Fährturm“ in Schweich an der Mosel Am Yachthafen. Platz mit Blick auf die Mosel durften wir uns aussuchen. Regenguss auferlegte uns eine Pause im WoMo. Mittagessen im angeschlossenen Restaurant Am Fährturm eingenommen. Zu der Zeit waren wir die einzigen Gäste. Mussten uns „ausweisen“, durften dann drinnen sitzen. Gesprächige Servicekräfte, von denen wir erfuhren, bis wo das Wasser gestiegen war, dass einige Camper ihre Mobile in den Fluten verloren hatten, weil sie u.a. nicht auf die Warnungen gehört hatten. Auf dem Platz bewegte man sich mit Booten. Jetzt sei alles wieder o.k. Das Essen (Salat mit gratiniertem Honigziegenkäse) war es ebenso. Spaziergang bei mehrheitlich scheinender Sonne in den Ort. Schweich bot einen modernen Schulkomplex, wobei die Sporthalle gerade saniert wurde. Edeka war um die Ecke. Die Einzelhandelsgeschäfte befanden sich überwiegend an einer viel befahrenen Durchgangsstraße, zwei Läden mit Damenmode (eins mit Dessous) boten Jubiläumsrabatte von 25% an. Ansonsten zwei Trödelläden, in die Jola verschwand und stöberte. Eine nicht mehr ihrem eigentlichen Zweck dienende Synagoge nutzte der Ort Schweich für kulturelle Veranstaltungen. Innen Informationstafeln über den Friedhof und die Sicherung der Grabsteine.

30.09.2021 Donnerstag

Sehr frisch war es am Morgen geworden. Über dem Wasser der Mosel waberten Dunstschleier, ein vorbeituckernder Frachtkahn verschwand alsbald darin. Den Weg zu den Sanitäranlagen legte ich ausnahmsweise einmal mit dem Rad zurück. Duschen einfach, war der einzige „Saubermann“ zu dieser Zeit. Recht früh verließen wir nach dem Frühstück den Platz Richtung Trier. 18 Km laut Radhinweisschild. Handschuhe schützten meine Finger, die dünne Hose bremste nur leidlich den kalten Fahrtwind. Zunächst hatten wir die Mosel linkerhand im Blickfeld, nach einiger Zeit wechselte die Ansicht, mehr Industriegebäude begleiteten uns. Letzte Reste der Beseitigung von Hochwasserschäden bemerkte ich, die Wegstrecke war jedoch durchgängig befahrbar. Einmal stand unmittelbar „Hochwassergefährdetes Gebiet“ warnend am Wegesrand. Bekannte und weniger bekannte Unternehmen siedelten in Trier-Ehrang, Schrott, Transportbeton, Abfallwirtschaft.

Hier teilweise schlechter Radweg. Die Kaiser-Wilhelm-Brücke auf umständlicher Streckenführung überquert. Bald war die Tourist-Info zusammen mit Porta Nigra ausgeschildert. Vor und hinter dem Wahrzeichen Triers Menschengruppen mit Guide und fotografierend oder mehr oder weniger begeisternd diesem zuhörend.

Uns blieb nichts anderes übrig, sich einzureihen in die Touristenschlange und ebenfalls Fotos zu machen. Den Stadtplan aus der Tourist-Info benötigten wir eigentlich gar nicht, alle Sehenswürdigkeiten waren gut beschildert ausgewiesen. Trier bot gut erhaltene städtebauliche Substanz, besaß reichlich Geschäfte, einfaches und gehobenes Sortiment, meist Filialbetriebe. Eine der beiden Karstadt-Filialen hatte dicht gemacht.

Schnell standen wir auf dem Hauptmarkt mit sprudelndem Marktbrunnen (linkes Bild) vor dem Hintergrund der Kirche St. Gangolf. Lindt hatte hier gerade einen Verkaufsshop eröffnet, wir widerstanden. 12 Uhr vorbei, im Restaurant Im Roten Haus (rechtes Foto) lasen wir die Spezialitäten des Tages: Kürbis „so oder so zubereitet“. Ein freier Tisch in der Sonne, ein Viertel Weißburgunder, dazu die Kürbissuppe und eine Quiche mit Kürbis. Es begann ein Duo auf freier Fläche Musik zu machen. Sie etwas größer als ihre asiatisch aussehende Gitarrenbegleitung schaute während der gesamten Songs traurig drein, ließ ihre Arme unbeteiligt am Körper neben dem zu großen Sweatshirt baumeln, sang mit gleichtönig hoher Stimme Coverversionen, in die die Begleitung ab und an Sonores beisteuerte. Jedes Mal, wenn ein Mensch eine Münze ins Körbchen warf, unterbrach er und bedankte sich überschwänglich. Am Ende wurden die Münzen gezählt und geteilt. Wir ließen die Räder stehen, marschierten zum Dom. Innenansicht, schlicht, viele gewaltige Krypten für verstorbene Geistliche o.ä. Folgten den Wegweisern, landeten auf dem Viehmarkt, verfehlten das Geburtshaus von Karl Marx. Jola schnupperte hier und da in Geschäften, kaufte sich bei Calzedonia eine Strumpfhose, dann, nach zweimaligem Anschauen den Toaster bei WMF.

Sahen das Kurfürstliche Palais und den Palastgarten, in dem gerade Mädchen ihre Sportstunde absolvierten, nach Zeit und Anfeuerung durch ihre Lehrerin ihre Runden drehten. Fuhren zum Amphitheater und von dort weiter im 1. Gang und Tour-Modus (Turbo) auf den Petrisberg. Panoramablick auf Trier und Umgebung über Weinberge hinweg.

01.10.2021 Freitag

Kehrten die sonst übliche Reihenfolge etwas um, frühstückten erst, packten alles zusammen, fuhren dann zum Sanitärhaus, ich duschte, Jola machte den Abwasch. Abfahrt dann kurz vor 10 Uhr. Schnell waren wir auf der Autobahn, kamen gut voran und waren gegen 11.45 Uhr in Limburg am Campingplatz im Schleusenweg. Jola brachte die Botschaft mit, man könne es kaum glauben, alle Plätze belegt bzw. reserviert. Grund war ein Treffen von Freunden der Concorde. So blieb nur der Stellplatz übrig. Eintrittskarte gezogen, der Poller senkte sich und die Zufahrt war frei. Gerangel um den richtigen Platz, Die Antenne drehte zuerst vergeblich ihre Runden, fand kein Signal, parkte um, bekam von einem mit dem Platz vertrauten Mann den Tipp, Platz 22 zu nehmen, dort hätte ich Empfang. So war es denn auch. Kamen mit den holländischen Nachbarn ins Gespräch, später rückte der Nachbar ohne Murren auf meine Bitte hin zur Rechten in seine Mitte. Die Sonne strahlte vom Himmel, kurze Hose an, dann auf in die Stadt. Der Weg war uns geläufig. Eingetaucht in die puppenhaften Altstadtgassen. Ganz im Gegensatz zum letzten Jahr herrschte heute reger Tourismusverkehr, Fremdenführer taperten mit kleinen Gruppen herum. Die meisten Außenplätze der Gastronomie waren gegen 13 Uhr besetzt.

Ließen die Räder am Restaurant Bella Città Vecchia stehen, marschierten hinauf auf den Felsen zum Dom St. Georg, der im Sonnenlichte erstrahlte. Den Dom durfte man besichtigen.Eine gewisse Schlichtheit war dem Innenleben nicht abzusprechen.

Wanderten zurück am Dompfarrhaus den Mühlberg hinab und gelangten über die Kolpingstraße zu dem noch gut bekannten Bäcker Hensler.

Über die gesamte seitliche Hauswand die phantasievollen Figuren im Rot.

Bummelten bis zum Marktplatz, fanden kein passendes Restaurant bzw. keinen freien Platz, drehten bei und kehrten zu den Rädern zurück. Im Halbschatten fanden wir am Fischmarkt einen Tisch im Bella Città Vecchia. Ich blieb bei meinem Wunsch, bestellte eine Pizza. Zwiebelwunsch wurde mir mit einem Euro extra berechnet (ziemlich frech!). Jola hatte sich nach der Post erkundigt, so folgte nach dem Essen ein Spaziergang durch die Gassen auf der Suche nach der Post. Etwas abseits lag sie, ich blieb bei der Stadtbibliothek stehen und wartete. Bewegten uns Richtung Bahnhof, bei einem Schmuckgeschäft sahen wir (ich/sie) einige Ketten von Cour de Lion. Nachdem Jola wiederholt über die Mattigkeit einer ihrer Ketten sich beklagt hatte, war das eine Gelegenheit, dem Abhilfe zu verschaffen, zumal ihr eine aus der Auslage ganz besonders gefiel. Schon war der Eintritt begangen, es wurde anprobiert und fachfraulich beraten. Verkaufsfördernd wirkte die Empfehlung, das Armband als Kettenverlängerung zu nutzen. Diese Variante war bisher gar nicht gegenwärtig gewesen, fand aber sogleich Zustimmung. Perfekt war dann das spontane Geschenk und die Freude groß.

Fotografierte dabei einige Häuser oder Teile davon aus ungewöhnlicher Perspektive.

Die Beine wurden müde bzw. schmerzte mein Knie/meine Hüfte und wir strebten den Fahrräder entgegen. Blieben auf der rechten Seite der Lahn, sahen bald beim Anleger der Ausflugsschiffe unser WoMo auf dem Stellplatz gegenüber. Radelten weiter, gerieten auf einen unbefestigten Weg, der uns unter der Lahntalbrücke und ein Stück weiter der Eisenbahnbrücke hindurchführte und wir im Vorort Eschhofen abbogen. Ich nach wie vor im kurzärmeligen Hemd unterwegs. Die moderne Brücke namens Kurt van der Burg führte uns zurück auf die Seite des Campingplatzes, der hier mit 2,2 km ausgeschildert war. Auf der Höhe eine Kirche, St. Lubentius. Sie und die Brücke erkannten wir nun als schon einmal „bereist“. Zurück auf dem Stellplatz, ein bisschen geruht, gegen 17.20 Uhr stießen wir zur angekündigten Weinprobe auf dem Gelände des Campingplatzes dazu, die bereits in Gang war. Man bot uns (ohne Anmeldung) einen Platz an und das Ehepaar Gehring dozierte im Wechsel in angenehmer Atmosphäre über ihre Weine, die Weinsorten und seinen Anbau allgemein. Erfuhren Wissenswertes über Haltbarkeit durch Schwefel, Abhängigkeiten von Böden und deren Mineraliengehalt, Korken versus Schraubverschluss etc. Frau Gehring schenkte von jedem besprochenen Wein gut ein. Am Ende kauften wir zwei Flaschen (Vollmond, ein leichter Rotwein und einen Muskateller), kamen mit belgischen Tischnachbarn ins Gespräch, die gerade aus Kroatien zurückgekehrt waren.

Später den Platz inspiziert, einiges Neues entdeckt und auf dem Rückweg kuriose Verteidigung eines Ganters seiner verletzten „Gattin“ gegen ausgeführte Hunde beobachtet.

02.10.2021 Samstag

Nachts klackerte es in unregelmäßigen Abständen aufs Dach, Regen hatte eingesetzt. Der Morgen zeigte sich eher grau, dafür war es jetzt trocken. Zu den Sanitäranlagen verweigerte man mir die Durchfahrt. Katzenwäsche notgedrungen. Jola machte sich gegen 09.45 Uhr auf, um pünktlich zur Fußpflege zu kommen. Verabredeten lose ein Treffen in der Stadt, denn ich besorgte frischen Kaffee in der Rösterei in der Kolpingstraße gegenüber der Bäckerei Hensler. Jola traf ich kurz zuvor, als sie gerade den Salon verließ. Sie wollte alleine ein bisschen Bummeln. Beim Bäcker packte ich einen Beutel mit drei Milchbrötchen vom Vortag, 2 € verlangte die Verkäuferin dafür. Am Bischofsplatz ein nettes Lokal fürs Mittagsessen entdeckt und Jola informiert. Machten dann eine von mir gewählte Radtour (R8) nach Brechen. Am Flüsschen Aar teilweise entlang, meist auf geteerten Versorgungswegen durch Felder in einem weiten Tal. Bei Gegenwind und leichter Bergaufneigung strampelten wir bei wenig Radverkehr. Die Sonne ließ sich immer wieder mal blicken, wenn, dann wurde es gleich richtig warm unter der Regenjacke. Brechen bot nichts, was uns hätte verweilen lassen. Verlängerte die Tour bis nach Selters und fragten uns bisweilen, ob es der Ort war, den man hinlänglich als Selters des Mineralwassers kannte. Und tatsächlich wies ein Schild in Niederselters einen Weg zur Quelle aus. Das erste davon hatten wir übersehen und kehrten am Supermarkt um. Die Unterführung unter den Bahngleisen war verschmiert, auf der anderen Seite über die Straße, dann standen wir vor einer kleinen gepflegten Grünanlage, an dessen Ende sich ein Gebäude, das als Brunnentempel beschrieben wurden, befand.

Das nebenan angesiedelte Museum war geschlossen. Ein Umtrunk insoweit nicht möglich. Auf einer Schautafel waren ein paar Informationen zu lesen, darunter, dass Goethe hier ca. 1815 war und das Wasser gelobt und getrunken hätte. Aus der hiesigen Quelle wurde bereits seit 1999 nicht mehr abgefüllt. Selters Mineralwasser kommt seitdem aus Selters an der Lahn, der dortige Betrieb gehört zur Binding-Brauerei.

Etwaige Essensgelüste vor Ort konnten aufgrund mangelnden Angebots nicht gestillt werden. So zogen wir den Rückzug an, der windunterstützt und geneigt rascher zurückzulegen war. Nahmen die kürzere, mit einem heftigen Anstieg verbundene Strecke in Angriff und trafen durchs Gewerbegebiet wieder in Limburg ein, direkt am Bischofsplatz. Schwupps saßen wir im Restaurant Schlössje, Jola bekam ihre Grüne Soße, wir zusammen durften wieder Anteil an einer Hochzeit nehmen, die in der gegenüberliegenden Kirche stattfand. Beim Mittagessen blieb es dann nicht, ein Stück Kuchen sowie Milchkaffee verlängerten den Aufenthalt. Jola kaufte dann noch einen Schal bzw. ggf. als Geschenk für Miriam. Meist wartete ich beim Stöbern in den Geschäften draußen, machte Fotos oder hörte eine Saxophonistin beim Straßenkonzert zu.

Das war dann genug Aktivität für diesen Tag.

03.10.2021 Sonntag

Letzter Übernachtung in Limburg, morgen treffen wir uns mit Miriam in Kassel zum Mittagessen. Wechselten vom Stellplatz auf den Campingplatz nachdem ich mir einen freien Platz ausgesucht hatte. Schnell umgeparkt. 23,50 € zahlte Jola für die beiden Tage inklusive Strom auf dem Stellplatz.

Erst sollte es nach Nassau gehen. Doch weil wir schon einmal bis Diez gefahren waren, schlug ich eine Tour nach Hadamar vor, das mehr nördlich von Limburg lag. Verschoben den Start um ein paar Minuten, es begann zu regnen. Keine 10 Km wären auf der Tour zurückzulegen gewesen. Die Ausschilderung an der Lichtfeldbrücke irritierte mich bzw. nahm ich die Wegweisung „Elz 3 Km“ für richtig ausgeschildert an und dirigierte Jola auf die Hauptstraße, wo wir alsbald keine grünen Schilder mehr antrafen und ich nach Navi fuhr. Erstmal manövrierte mich die Route in ein Gewerbegebiet und zeigte ständig einen Weg an, wo keiner mehr war, sondern Gebäude standen. Mussten deshalb einen Umweg fahren, bogen treu auf einen Landwirtschaftsweg ab, der auf einem Feld endete. Verzweiflung brachte uns zur Umkehr und wir folgten der Hauptstraße nach Elz (3Km). Das erwies sich insofern als Glücksfall, als dass es bis Elz nur bergab ging. Im Ort landeten wir dann wieder auf dem R8 nach Hadamar (knapp 5 Km). Von der Lahn oder dem Elbbach sahen wir meist nicht viel. Jetzt jedoch strampelten wir im Nieselregen und böigem Wind durch Feld und Wiesen. Hadamar empfing uns mit Blick auf auf Anhöhen stehenden Kirchen, Burgen o.ä. Wir suchten den Weg zum Rathaus aus, Tourist-Info dort integriert, aber geschlossen.

Rathaus und einige Häuser adrett hergerichtet.

Ansonsten eher trostloses Ortsbild, was wir bisher zu sehen bekamen. Unternahmen einen Ausflug über die Hexenschlucht auf die Anhöhe, um das weit sichtbare Anwesen zu inspizieren. Die Asterei den steilen Weg hinauf umsonst gefahren, privates Gelände ohne Zugang. Dafür in der Alten Chaussee bestaunenswerte Villen aneinandergereiht bewundert. Jola wünschte das Kloster-Café anzusteuern, wieder eine Anhöhe hinauf. Anscheinend lag es in einem Klinikgelände. Jedoch stellte sich dieses als die eigentliche Gedenkstätte heraus. Es handelte sich um eine „Tötungsanstalt“ der Nationalsozialisten, in der zwischen 1940 und 1945 ca. 14.500 Menschen umgebracht worden waren (Gas oder durch Medikamente). Wir steuerten ein Hotel an, Ausschau nach einer Mahlzeit. „Kein Restaurationsbetrieb“ erfuhr ich an der Rezeption. Ließen uns an der Brückengasse gegenüber dem Amtsgericht nieder, gerade rechtzeitig unter Schirme geflüchtet vor einem heftigen Schauer. Speisekarte eher ländlich deftig einfach. Linsensuppe, Leberkäse mit Spiegelei und Folienkartoffel mit Quark. Immerhin eine warme Mahlzeit und Schutz vor Nässe. Gemütlicher Chef, der das Brot zum Leberkäse vergaß. Erfuhren, wo sich das Glasmuseum (der eigentliche Anlass meines Tourenvorschlages) befand, erhielten mit „den Rosengarten besuchen“ einen wertvollen Tipp, die Zeit bis zur Öffnungszeit des Museums zu überbrücken. Neuerlich war ein gewaltiger Anstieg zu bewältigen, bei den letzten Metern bis zur Treppe fürchtete man hintenüber zu kippen. „7 Kreuze“ hieß dieser Weg zum Herzenberg und dem Rosengarten.

Oben die kleine gepflegte Herzenbergkapelle. Sie ist eine über das Hadamarer Land hinaus bekannte und beliebte Marienwallfahrtsstätte. Der Berg hieß früher Hirschberg, wandelte sich, nachdem der Ort zur Herz-Begräbnisstätte der Hadamarer Fürsten (Grafen- und späteres Fürstenhaus Nassau-Hadamar) wurde, bürgerte sich die heutige Bezeichnung ein.

Gleich nebenan am Hang der Rosengarten. Ehrenamtliche Helfer halten die Anlage sauber und pflegen die Pflanzen und Beete. Bürger spenden Pflanzen, die dann Widmungen davor auf Schiefertafeln tragen.

14.10 Uhr standen wir nach vorsichtiger Talfahrt vom Herzenberg vor dem Glasmuseum, das neben Verwaltungseinrichtungen im ehemaligen Schloss im 1. Obergeschoss untergebracht war.

3 € ermäßigter Eintritt, dafür wurden wir um einiges schlauer, was Glasbearbeitung betraf. Rückfahrt dann bei Orkanböen, unterwegs halfen wir einem Rollstuhlfahrer sein Regencape überzuziehen.

Jola machten dann ohne mich einen Stadtbummel, brachte mir eine rote Unterhose mit.

05.10.2021 Dienstag

Von Limburg ging es nach Wetzlar. Unterwegs entdeckte Jola eine Fiat-Werkstatt, ich nutzte die Gunst der Stunde, bog ab und hatte Glück, ein Mitarbeiter half sofort bei der Suche nach dem Fehler der nicht funktionierenden Scheibenwaschanlage. Zeigte mir, welche Sicherung es wäre, die war jedoch heil. Ursache war dann ein abgezogener Stecker. 6 € drückte ich ihm als Anerkennung in die Hand.

Ich hatte einen günstigen Parkplatz in Altstadtnähe herausgefunden, den wir gegen 12 Uhr zielsicher ansteuerten. An einem Fahrradgeschäft hielt ich an, Jola brauchte eigentlich einen neuen Sattel, ihrer war an den Federungen ausgerissen, ab und an kullerten die Plastikkugeln auf die Straße. Besonders spannend war das in Hadamar als wir vom Rosengarten zurück in die Stadt fuhren. Da rollerte das Teil einige hundert Meter die Straße hinunter. Doch das Geschäft öffnete erst später.

Eine Stunde durften wir kostenfrei das WoMo abstellen. Wetzlar bot sogleich eine verkehrsberuhigte Zone in mit Fachwerkhäusern gesäumten Gassen. Erhebliche Tiefbauarbeiten störten das hübsche Stadtbild. An einigen Stellen erahnte man jedoch, wie es einmal „fertig“ aussehen würde. Wir blieben an einem Laden für Berufsbekleidung hängen, eine Weste musste ich anprobieren, endlich glaubte Jola sich am Ziel, mir eine neue vermitteln zu können. Die Anprobe draußen ergab jedoch, die war zu groß. Sie stiefelte ins Geschäft (nur 1 Kunde), brachte mir anderes Exemplar. Später durfte ich noch im Geschäft weitere Sachen testen. Eine Weste bestellte sie für mich, die anderen Sachen (Poloshirt) wurden sofort gekauft. Ein Brot (Hessen-Kruste) wanderte mit uns mit, zwei Stück Kuchen verzehrten wir später bei einem Espresso im WoMo. Dann ging es weiter nach Kassel. 15 Uhr war schon bald nicht mehr als Zeitpunkt zu halten.

So tranken wir kurz nach 16 Uhr einen Tee bei Miriam. Wir änderten dann den Plan, fuhren nicht zum Vietnamesen sondern mit den Rädern ca. 3 Kilometer zum Kleingartenverein, wo sich das Gasthaus Helleberg befand. Miriam machte mit ihrer neuesten Errungenschaft, einem Selfie-Stick, ein Bild. Am Eingang bespaßte uns der Chef mit einer Handpuppe, die die Korona-App kontrollieren wollte. Ein Tisch war mit Gästen besetzt, innen einige Tische festlich geschmückt, was nach einer größeren kommenden Gesellschaft aussah. Die überaus freundliche Bedienung brachte sogleich eine Flasche Mineralwasser, die Bestellung ging ebenfalls flott von der Hand. Ich genehmigte mir zwei ½ Liter Naturtrübes, die beiden Frauen jeder ein Glas „Hammel trocken“. Essen war vorzüglich, später wurde es lauter, die beiden Gesellschaften hoben den Lärmpegel deutlich an.

Am nächsten Tag reisten wir gegen 11 Uhr ab, hatten Glück, keine Staus, keine Unfälle, keine Baustellen, leider permanenter Regen. Bog in Reinfeld ab, dort bat ich im Caravan-Center um Bestellung des Ersatzteiles (ca. 50 €) fürs WoMo. Im Café Mocca aßen wir eine Kleinigkeit, dann ging es nach Hause.