Norwegen – Kristiansand –

06.06.2022 Pfingstmontag

Nachts hatte es wohl heftiger geregnet, was Jola zu einem Umzug aus dem Schlafzimmer in untere Gefilde veranlasste.

Ich las ab 6 Uhr bis ca. 07.30 Uhr das Buch „Der Apfelbaum“ zu Ende.

Kurzes Frühstück, dann die Lebensmittel sorgsam verstaut, alles klappte prima. Gegen 10.05 Uhr reisten wir ab. An der Tankstelle den Reifendruck überprüft und korrigiert. Wenig Verkehr in Richtung Norden begünstigte ein zügiges Vorankommen. Ab und an tröpfelte es vom Himmel, die Feuchtigkeit versiegte jedoch meist schnell. Erreichten Rendsburg einmal auf anderem Wege durch den Tunnel nach Abfahrt Rendsburg-Süd. Auf dem Stellplatz An der Untereider ausreichend freie Plätze, wir wählten Nummer 6, der von einer Hecke begrenzt wurde. Jola geriet gleich in ein Gespräch mit einem Paar aus der Gegend von Flensburg, die sich demnächst in Richtung Würzburg bewegen wollten.

Anmeldung wollten wir am nächsten Morgen machen. Kamen noch mit anderen Nachbarn ins Gespräch, u.a. Bayern, die gerne in den Norden reisten.

Mit den Rädern zum Obereiderhafen, quasi nur „über die Straße“, dort eine Art Bierzelt mit überdachten Außenplätzen (Gundlachs). Currywurst und Fischteller orderten wir, ich gönnte mir zum Mittag einmal ein Weizenbier. Blätterte während der Wartezeit in einem Magazin, in dem eine Gruppe sich vorstellte, die etwas gegen die Trostlosigkeit der Leerstände im Zentrum von Rendsburg tun wollten / getan hatte.

Nach dieser „exquisiten“ Mahlzeit radelten wir zur Schwebefähre am Kanal. Fast zielsicher manövrierte ich uns dorthin, das mächtige Bauwerk der Eisenbahnbrücke dominierte den Himmel über den ältlich wirkenden Häusern auf dem Weg dorthin. Der Stellplatz am Kanal voll, eng beieinander standen die Fahrzeuge, nicht schön, dafür aber schöner Ausblick in der 1. Reihe auf Eisenbahnhochbrücke und Schwebefähre.

4 Fahrzeuge durften maximal auf die Fähre, dazu etliche Räder und Menschen. Alle 15 Minuten pendelt sie hin und her, ausgebremst nur von Schiffen auf dem Kanal, die stets Vorfahrt hatten. Jedes Schiff wurde aus der angrenzenden Gaststätte Brückenterrassen begrüßt und laut vorgestellt. Wir setzten mit dem nächsten Transport über und fuhren am Kanal bis Schacht-Audorf. Kreisten einmal kurz durch den Ort. Zwischenzeitlich war es so warm geworden und von Regen keine Spur mehr, also Jacke aus. Jola spendierte sich eine Kugel Eis. Mit der Autofähre zurück über den Kanal, dann ins Zentrum. Das Stadttheater strahlte nach wie vor im weißen Glanze, heute keine Vorstellung. In der Fußgängerzone diverse Hochbeete, alle beschriftet mit den Akteuren, bunte Bänkchen, eine Holzwand mit Regenrinnen, umfunktioniert als Pflanzstellen, eine davon beschriftet mit „Pflanzentauschbörse“. Im Café Ach ein Päuschen eingelegt, buntes Interieur, viel gerahmte Fotografie säumte die Wände im Inneren. Kuchen war schon etwas ausgesucht, ich bestellte eine Schnitte Mango-Buttermilch. Weiße quadratische Tische mit buntlackierten Tischplatten, ein altes Röhrenradio, zwei altmodische Sessel in denen ein Mann und eine Frau wie drapiert saßen. Die Besitzer berlinerten, erklärten sich selbst auf meine Nachfrage als die Fotografen. Zwei der Bilder stammten aus der Provence, ein Motiv erkannte ich wieder, ein Viadukt in Montpellier, und tatsächlich war es so.

Danach Bummel zum Marktplatz, viel Leerstand, das ehemalige, lange leerstehende Kaufhaus ist einem modernen Seniorenwohnheim gewichen, was den Platz etwas aufwertete. Beim Bäcker Andresen drei Brötchen gekauft. Trafen das Paar aus Bayern wieder, das den Außenbereich im Café Ach zu einer Rast nutzte. Zurück zum WoMo.

Lesepause eingelegt. Gut, dass die Hecke etwas Schatten spendete, denn in der Sonne war es ungemütlich warm geworden. Später Spaziergang an der Eider bis zum Zentrum, Umkehr, weil Füße lahmten.

07.06.2022 Dienstag

Nachts trommelte Regen aufs Dach. Leider setzte sich das mit dem Regen tagsüber fort, zumindest temporär in Form von Schauern. Da wir ohnehin den Plan mit dem Besuch der NordArt hatten, tangierte uns „schlechtes Wetter“ nicht sonderlich. Jola brachte ein paar Brötchen von der Rezeption mit, übriggebliebene von Vorbestellungen oder ähnlich.

Aufbruch zum Ausstellungsgelände in der Vorwerksallee. Keine 2 Kilometer entfernt trafen wir gegen 11.05 Uhr ein, Menschen schienen vor dem Eingang auf einen Guide zu warten.

18,50 € löhnte Jola für eine Tageskarte.

Zunächst hielten wir uns im Park bei den Skulpturen auf, die regenfreie Zeit nutzend. Augenfällig das neue Arrangement von Liu Ruowang in der Mitte des Rasengeländes platziert. Es hatte den Namen Mr. Pinocchio.

Text dazu: „Den Pinocchio in der Mitte umkreisen ewig ahnungslose Zeitgenossen, herkömmliche Rollen von Manipulator und Manipulierten werden vertauscht. Seelenlose „Menschen“ haben die Kontrolle über das seelenlose „Ding“ verloren. Niemand entzieht sich dem seltsamen Kreislauf aus Kontrolle und Beeinflussung durch „Dinge“ in einer materialistischen Welt, deren Mammon Geld heißt….

Die meisten anderen Elemente im Park kannten wir aus vorherigen Besuchen.

In der Alten Meierei ein Schwerpunkt „Mongolei“

Eine Abbildung aus einer Reihe von fünf Köpfen, jede irgendwo mit dem Titel „Art is a vaccine“ gekennzeichnet.

Jola hatte für sich die Abfrage zu Informationen über die Künstler mit QR-Code entdeckt und las mir mehrfach etwas zur Vita, den künstlerischen Ansätzen oder Ambitionen vor.

Wieder im Park, wanderten wir zur ACO Thormannhalle, wo es zwar keine Kunst, dafür Verzehrbares gab, wir aber verzichteten, lieber „auswärts“ Essen gehen wollten. Die Möglichkeit zur Unterbrechung des Besuchs der Ausstellung war ja gegeben. Flüchteten vor dem nächsten Regenschauer in die Carlshütte, wo sich u.a. die Sonderausstellung zum Länderschwerpunkt Polen befand.

Die riesige Halle überwältigte mich aufs Neue, trotz des mächtigen Reiterstandbildes an zentraler Stelle, quasi eine Fortsetzung aus vorangegangener Ausstellung. Mensch und Tier aus Metallscheiben verschiedener Umfänge.

Überraschendes fanden wir auf vier Fotografien, wobei eins Hunderte, wenn nicht Tausende von ausgedienten Leihfahrrädern, abgestellt unter einer Autobahntrasse zeigte. Andere wirkten wie Darstellungen eines Flussdeltas oder unter dem Rastermikroskop vergrößerte Amöben oder andere Einzeller.

Bei näherer Betrachtung handelte es sich jedoch auf allen Bildern um nach Farben sortierte Leihfahrräder. Von diesen Halden soll es in China 50 Stück geben, auf denen ca. 20 Millionen schrottreife Teile auf ihre Atomisierung warten. Dem Leihrad-Boom folgte alsbald eine Konsolidierung des Marktes mit der Konsequenz von Insolvenzen. Rohstoff-Recycling schien in China unbekannt zu sein.

Es stand eine Pause an, Jola hatte Appetit. Also eine Unterbrechung. Ein Hinweis auf eine mögliche Mahlzeit war das folgende Arrangement:

Vorschlag meinerseits Fräulein Möhls. Die Bilder auf der Webseite überzeugten Jola sofort. Kurz war der Weg zu Fräulein Möhls am Schiffbrückenplatz. Bei der Dampfbäckerei Drews Brötchen und Kuchen gekauft. Arschkälte trieb uns zurück zum Stellplatz. Jola verschlang ihr Stück Erdbeerkuchen, ich wartete noch, verdaute meinen Salat. Gegen 16.35 Uhr das Restprogramm auf der NordArt angegangen. Wieder Schauer, wieder kurze Pause vor der Abfahrt. Unterwegs am Stadtsee auf dem Wasser ein buntes Etwas, fischähnlich. Vielleicht eins der ausgelagerten Objekte vorhergehender Ausstellungen.

Abstecher in die Stadt, im Buchladen nach der Sammlung lyrischer Texte von Amanda Gordon gefragt, doch das Buch war nicht vorrätig. Von dort weiter zur NordArt.

In der Carlshütte durften wir nach der Rückkehr uns als fast alleinige Besucher ansehen. Viel Platz, viel Zeit. Regen trommelte in Intervallen aufs Dach. Trotz wirklich interessanter Objekte ermüdete die Aufmerksamkeit langsam. Ich schoss hier und da Fotos, um nicht alles zu vergessen. Gegen 18.50 Uhr verließen wir das Ausstellungsgelände, querte die Hauptstraße, um bei Rossmann eine Packung Kaugummis zu kaufen, was schnell erledigt war.

Miriam erzählte abends am Telefon ausführlich / anschaulich von ihrem Kurztrip nach Leipzig.

08.06.2022 Mittwoch

Erfreulich die Wetteraussichten am Morgen, schnell ein Sprung unter die Dusche, Haare gewaschen. Jola schnorchelte noch, ich machte mich zum Dampfbäcker auf. Fand einen noch kürzeren Weg, freute mich bei der Anfahrt auf die in Aussicht stehenden Einkaufsmöglichkeiten, sprich, der Wochenmarkt war besetzt. Kaufte jedoch zuerst beim Dampfbäcker zehn Brötchen und vier Stück Kuchen für 12,70 €. Wurst, Tomaten und Tilsiter in Scheiben geschnitten und gut verpackt folgten danach bei Marktständen.

Jola hatte aufgedeckt, die leckeren Marktsachen und Brötchen versüßten uns den Tagesbeginn. Jola lobte besonders die krosche Kruste der Einfachsemmel.

Noch vor 10 Uhr verließen wir nach einem Tankstopp (2,019 €) mit Tachostand 57.190 Km Rendsburg Richtung Autobahn A7. 146 Km zeigte das Navi an, aber das war nicht die endgültige Entfernung bis Aarhus, sondern nur zum Autobahnkreuz. Erstaunliches Verkehrsaufkommen, insbesondere LKW. Jola vergaß ihre Postkarten einzustecken, nun durfte ich deshalb bei Tarp von der Autobahn abfahren und in einem Dorf Ausschau nach einem gelben Rechteckkasten an einer Stange halten. Doch nirgends etwas Gelbes zu sehen. Beim Dorfbäcker fragte Jola nach, was besprochen wurde (es dauerte länger), blieb ein Geheimnis, jedenfalls gab es keinen Briefkasten weit und breit. Also zurück auf die Autobahn und den Rat Jola erteilend, dänische Briefmarken zu nutzen, das käme günstiger, als mit dem WoMo von A nach B zu kreisen.

An der Grenze Geschwindigkeitsreduzierung auf 40 Km/h und Fahrbahnverengung, eine junge Polizistin schaute, hob die Hand und ein Fingerzeig signalisierte „Kontrolle“ oder „Weiterfahrt“. Der Kleintransporter vor uns musste anhalten. Unterwegs überfiel Jola einmal wieder die Schmerzattacke durch verklemmte Nerven an einem Wirbel.

Das Verkehrsaufkommen blieb hoch, jedoch gab es weder Staus noch Baustellen. Aarhus erreichten wir gegen 12.30 Uhr, wenig später ging es kurz auf langer Geraden erst bergab, dann wieder bergauf. Die Formalitäten erledigte Jola schnell an der Rezeption, einen Platz durften wir uns aus einem Kontingent aussuchen. Nahmen Nr. 79. Deutsche und Holländer bildeten das Gros an Gästen. Kuchen und Tee / Kaffee, Prospekte durchgeblättert, dann die knapp 10 Km nach Aarhus angegangen. Immer geradeaus, hieß die Devise. Leider eben auch immer an der vielbefahrenen Hauptstraße namens Randersvej entlang.

Kleine blaue Richtungsschilder wiesen mit Kilometerangabe den Weg. Nach letzter Bergabradelei am Hafen angekommen, rechts das markante Gebäude Dokk 1. Etwas unentschlossen fuhren wir umher, Jola glaubte einen leichten Niedergang der Stadt wahrgenommen zu haben. Begaben uns auf die Fußgängerzone mit den Geschäften, vor den meisten standen Ständern des Warensortiments. Nichts wirklich Erwähnenswertes. Am Bahnhof versuchte Jola neuerlich Briefmarken zu kaufen, ohne Erfolg.

Ein Besuch beim Museum für Kunst (ARoS), in dem wir bereits 2017 einmal die Ausstellung besuchten, folgte. Wieder die langgezogene Treppe hinaufgetrippelt, das bunte Monster im Inneren begrüßte uns dabei von der Decke hängend. Das begehbare runde Oberdeck zeigte menschlichen Schatten durch seine farbigen Plexiglasscheiben (oder was für ein Material es auch sein mag). Verzichteten auf einen Besuch im Museum (22 €), dafür aßen wir im angeschlossenen Restaurant eine Kleinigkeit, gönnten uns eine Pause.

Die Fahrt durch das architektonische Prunkstück, die Hafencity, empfand Jola als ein desaströses Gestaltungsdebakel, es passe hier nichts zusammen. Am Bassin 7 Holzbuden (Kaffee etc.) und Container (Surf-Schule) vor (wahrscheinlich) teuren Wohnungen in Hochhäusern. Das Außenschwimmbecken (links auf dem Bild) im Hafen kurios, noch kurioser die Tinyhäuser im schwarzen Außen-Outfit.

Total einsehbar der Wohn-/Küchenbereich, Leiter nach oben ins Schlafgemach. Individuell eingerichtet, über ArBnB buchbar. Jola meinte, jetzt fehle nur die etwas leicht bekleidete Dame, die im Fenster sitzt….

Das Gelände mit Urban-Gardening war einem weiteren Hochhauskomplex gewichen.

Durch Segelschule, Rudergesellschaft und Yachthafen zurück „an Land“. Das Parkgelände Ris Skov linker Hand bergauf umfahren, dann bald auf Herfahrtstrecke, wieder bei lautem Verkehr zurück zum Campingplatz. Der mitgenommene Regenschirm hatte seinen Schuldigkeit getan, dabei sein und es hatte nicht geregnet. Rückfahrt nach Hause. Geschafft!! Alle beide.

Jola schlug vor, morgen weiter nach Hirtshals zu fahren, dabei einen Abstecher nach Aalborg zu machen, das direkt auf dem Wege lag.

09.06.2022 Donnerstag

Knappes Frühstück mit dem letzten Brötchen vom Dampfbäcker, ansonsten Knäckebrot. Quark mit frischen Erdbeeren drauf, auch mal lecker. Jola machte die „Drecksarbeit“, leerte die Toilette. Danach alles verstaut, leichte Verzögerung an der Schranke, dann nach kurzer Fahrt auf der Landstraße wieder auf die E45 bzw. E39 nach Hirtshals. Jolas Wetterbericht versprach für ca. 12 Uhr eine Stunde ohne Nass von oben, das würde passen. In Aalborg ins Zentrum abgebogen, natürlich keinen Parkplatz gefunden. Über die Brücke auf einem Parkplatz eines Supermarktes mit Parkscheibe eine Stunde Aufenthalt. Ins Zentrum, das einen ganz ansprechenden Eindruck auf uns machte. Einige nette Geschäfte, eine kleine Sündenmeile, zu dieser Tageszeit ohne sichtbare Besucher, der Industriehafen dominant am Horizont, in der Nähe die fast schon obligatorische Skyline moderner Architektur.

Ein Weinkontor weckte meine Aufmerksamkeit. Früher beherbergte das um 1623 erbaute Haus ein Handelskontor, in dem Jens Bang mit Heringen, Salz und Getreide zu Wohlstand kam. Er liefert mit seiner Handelsflotte Waren nach Norwegen und bis ans Mittelmeer.

Wieder nötigte uns der regen zu einem vorzeitigen Aufbruch. Einkauf im Supermarkt, mit dem die Idee wuchs, im WoMo später einen leckeren Salat zu kreieren, alle Zutaten waren ja beisammen. Also kein Aufenthalt über Nacht in Aalborg. Schnell waren wir aus der Stadt heraus auf der Autobahn und nach gut 55 Km ohne nennenswerte Ereignisse in Hirtshals am Campingplatz, wobei am Kreisverkehr das blauen Verkehrshinweisschild in die linke Richtung wies, Hirtshals Camping auf einem Holzschild jedoch nach rechts zeigte.

Platz 141 bestimmte der Verwalter, eigentlich egal auf dem riesigen Rasengelände ohne Baum oder Strauch. Er ähnelte einem Behelfsparkplatz zu einem Festplatz gehörend. Einzig ein niedriger Holzzaun an dem auf dem Balken die Platznummern befestigt waren, bildeten eine „Anhöhe”. Schnell füllte sich das Areal, ob die alle mit den Fähren nach Norwegen wollten? Der zubereitete Salat fand bei uns beiden zwei wohlwollende Abnehmer. Auch hier wieder bremsten uns Regenschauer von einem Stadtbesuch aus. Erst spät radelte Jola alleine los, im Ort die Post suchen. Kaum weg, klingelte das Telefon, Jola hatte ihren Schlüssel vergessen, konnte ihr Rad nicht abschließen, ich müsse kommen. Den Küstenweg nahm ich, der führte direkt in die Ortsmitte, nur Jola fand ich dort nicht. Telefonkontakt, sie stand hinter einer Hausfassade, direkt beim Supermarkt. Warten, Jola kam nicht wieder. Die Beschaffung von ein paar Briefmarken schien ein schwieriges Unterfangen zu sein, weder wusste man beim Personal, welche Werte auf Postkarten ins Ausland zu verwenden seien, noch wo man die Karten einwerfen müsse. Aber es war dann doch geschafft. Fahrt zum Terminal von Color-Line, alles dicht, ausgestorben. Im Alten Rathaus in der Stadtbibliothek erfuhr ich, man könne Online buchen, bot mir ein Terminal an. Das wollte ich ja nicht, wir wollten einen Schalter mit Mensch dahinter. Neuer Versuch, als wir einen roten Katamaran im Hafen ankommen sahen. Das Gewerbegebiet um die Terminal entpuppte sich als ein Konglomerat aus Arealen, in dem neue Straßen angelegt waren. Beim Check-In erfuhr von einer Mitarbeiterin in einem der Kassenhäuschen, man könne bezahlen bei sofortigem Reiseantritt, ansonsten am Terminal. Zu dem mussten wir zunächst das gesamte Gelände umkreisen. Aus dem Bauch der Fähre quoll eine endlose Schlange an Automobilen, davon vielen Wohnmobile.

Am Ende lohnte sich die Fahrerei und Sucherei, denn Jola hatte das letzte Ticket für ein Wohnmobil für Samstag 11.45 Uhr ergattert und gleich gebucht. Sonst wären wir wahrscheinlich erst Dienstag hier weggekommen, zumindest nach Kristiansand. Erhielten keine Billetts, der Drucker sei defekt. Der Bon mit den Nummern würde genügen, so die Mitarbeiterin hinter dem Schalter. Ihr Wort in Gottes Ohr. Der kleine Zettel musste gut verstaut werden. Regen stoppte die Rückfahrt.

Wieder am Platz ein Erinnerungsfoto von unserem Stellplatz mit dem prägnanten Leuchtturm im Hintergrund.

Zu später Stunde beruhigte sich das Wetter, es blieb länger trocken, was uns zu einem Abendspaziergang Richtung Leuchtturm und Bunkermuseum ermunterte.

Das Bunkermuseum, ein Relikt aus dem 2. Weltkrieg, als Hitlers Soldaten in die Dünen Bollwerke gegen die amerikanischen Angreifer errichteten. Dieser hier eins der wenig erhaltenen Exemplare, das man besichtigen konnte. Beklemmend das karge Innere der Schutzräume, in denen sich bis zu 20 Mann verschanzen konnten, ein Bollerofen, eine Luftansaugvorrichtung, drei Doppelstockbetten.

Sitkafichten säumten einen Pfad oberhalb der Anhöhe, von hier aus Überblick über den Campingplatz bis aufs Meer. Den Leuchtturm in unserer Mitte auf ein Selfie gebannt.

Extra abends noch geduscht, aus Furcht, morgen seien die Sanitäranlagen vielleicht überlaufen.

10.06.2022 Freitag

Jola muss aus dem Bett gefallen sein, ich hörte sie gegen 7 Uhr rumoren, brachte Brötchen und zwei Zimtschnecken mit. Sie mimte die freundliche Samariterin, kochte für die Nachbarn mit ihrem kleine Van Wasser heiß. Das Paar hatte seine Überfahrt bereits um 9 Uhr. Uns blieb noch etwas mehr Zeit. Jola schaffte sogar ihre Haarwäsche. Abfahrt mit einer Ehrenrunde, denn der gestern genommene Weg mit dem Rad war für Autos nicht passierbar. Im Gewerbegebiet getankt, dann in die Schlange der WoMos eingereiht und gewartet.

Zwischendurch Kontakt zu ebenfalls wartenden Wohnmobilisten, ein Paar aus dem Schwabenland und einem aus der Bretagne, die mit einem 34 Jahre alten WoMo (Innenausbau alles noch aus Echtholz) vor uns standen. Pünktlich begann die Auffahrt in den Katamaran. Im Innern mussten die meisten WoMos eine Kehre fahren, um in Richtung Ausfahrt zu parken. Am Ende zwei Busse und diverse PKW, die auf einer schrägen Plattform Platz fanden. Darüber eine Lage PKW. Oben Dutyfree-Shop, Restaurant, Schnellimbiss, reichlich Sitzgelegenheiten, ein kleiner Auslauf auf dem Sonnendeck mit Heckblick auf das durch den Katamaran aufgewühlte Meerwasser.

Ab und an kreuzten größere Schiffe oder durchquerten in der Ferne den Skagerrak. Auf Bildschirmen lief rollierend, das, was Norwegen so interessant machen sollte, zwischendurch ein roter Punkt (Schiff) auf der See-/Landkarte, der sich langsam Kristiansand näherte.

In Gedanken grübelte ich über Verstecke für die zu viel an Bord mitgenommenen alkoholischen Getränke nach. Skurrile Sachen dachte ich mir aus, gemacht hatte ich dann …nichts.

Pünktlich erreichten wir den Kai, es dauerte, dann plötzlich setzten sich in allen Reihen die Fahrzeuge in Bewegung, dreispurig ging es an Land. Mir fielen der rote und die beiden grüne Punkte auf den großen Schildern zunächst gar nicht auf, doch die wachsende Warteschlange in der Spur mit dem roten Punkt (zu verzollende Gegenstände) ließ mich abbremsen. Jola gab mir die „Peitsche”, fahr, es wird schon nichts passieren, am Häuschen war niemand zu sehen, doch um die Kurve verengte sich die Fahrbahn und ich erblickte drei eher entspannt herumstehende Zollbeamte. Sie schauten, ich / wir schauten unschuldig beiseite, nichts passierte, keine Kelle, kein Fingerzeig. Wir waren in Norwegen angekommen. Das Navi lotste uns souverän zum Campingplatz Roligheden, der über eine Baustelle am Yachthafen erreichbar war. Es dauerte, dann kam Jola zurück, zwei Nächte gebucht, eine junge Frau auf einem E-Roller brachte uns über hügeliges Gelände zu einem Areal, bot zwei Plätze zur Auswahl an, überall noch Wasserpfützen. Wir nahmen den gegenüber dem Sanitärgebäude. Probleme gab es mit dem Stromanschluss, einige waren gesperrt, andere besetzt, ein Doppelstecker wurde geholt, der allerdings frei schwebend keinen Schutz gegen Nässe bot. Mildes Klima momentan, sogar etwas Sonnenlicht schimmerte durch eine mäßige Wolkendecke. Schnell war ein weiterer Nachbar zur Linken neben uns, ein junges Paar mit Kleinkind (auf der Fähre gesehen). Ihr Stromkabel war zu kurz, ich bot an, ihres bei uns anzuschließen.

Einen nachmittäglichen kalten Snack eingenommen. Als wir endlich auf Erkundungstour losziehen wollten, wieder dunkle Wolken am Himmel. Durch den Hinterausgang den Platz verlassen, eigentlich war das alte Viertel Posebyen nicht schwer zu finden, ganze drei Kilometer waren es bis dort. Regen bremste uns, mich mehr, als Jola, aus. Unterstellen und abwarten. Querten den Fluss Otro, gelangten ins Viertel Kvadraturen, Jola machte einen kurzen Abstecher auf die Festung Christiansholm.

Wo die Halbinsel Odderøya begann, das dominante schwarze Konzerthaus, die Fiske-brygga, ein Ensemble aus Schindelhäusern am Pier, fast alles Restaurants, teils gut besucht, teils wohl erst auf Gäste wartend.

Am Hang erklang Musik, ein Rockband probte. Stratzten den Odderøyveien hinauf, eine Kehre zu drei Häusern, wo wir einen hübschen Ausblick auf die Stadt werfen konnten. Im Vordergrund der Museumshafen.

Jola besorgte eine Fischsuppe für Essen am heimischen Herd. Mir war in meinen kurzen Hosen zwischenzeitlich ziemlich kalt geworden und strebte deshalb eine raschen Heimfahrt an.

Im Ottersdalparken ein Arrangement aus mehreren Springbrunnen.

Rückkehr am WoMo. Durchgefroren, unglücklich über das schlechte Wetter, immerhin versorgt mit einer warmen Fischsuppe. Erst einmal einen heißen Tee mit einem Schuss Rum. Fischsuppe norwegisch, konnte man essen, müsste aber nicht noch einmal sein. Jolas schmeckt einfach besser. Jola nickte während des Fernsehens gegen 21.30 Uhr am Tisch mehrmals ein, legte sich nach gutem Zureden ins Bett und schnorchelte eine Runde.

Miriam meldete sich, sie würde morgen nach Lübeck fahren.

11.06.2022 Samstag

Endlich! Die erste Sonne in Norwegen zeigte sich heute für längere Zeit.

Gemeinsames Frühstück mit anschließender gemeinsamer Dusche in der Familienkabine in den Unisex-Sanitäranlagen. Die 6 Minuten Duschzeit für 25 Norwegische Kronen reichten allemal. Jola wollte unbedingt zuerst zur Tourist-Info am Rathausplatz. Danach sollte es zu einem Café namens Generalen gehen.

Vom Campingplatz ans Wasser, den Strand besichtigen. Ein richtiges Schwimmareal, Sprungturm mit verschiedenen Höhen, eine kleine Tribüne. Eine Frau sprang gerade mutig und unerschrocken von der obersten Plattform ins gerade einmal 14,9° warme Wasser.

Wir wählten einen alternativen Weg, wollten gerne über die Fußgängerbrücke ins Zentrum ausprobieren. Am Fußballstadion vorbei, überall links und rechts der Straßen, meist weiße, Holzhäuser, zwischendurch einige architektonische Abweichler moderner Art. Balkone überall. Blumen und gepflegte Vorgärten. „Lahelle“ hieß die Straße, die steil abwärts Richtung Otra hinunter ans Wasser führte. Die Unterführung der Brücke, dann im Zickzack, erst über eine schmale Rundbrücke, die uns zur Fußgängerbrücke führte. Hinüber und wir waren im Stadtteil Kvadraturen. Hier tauchten immer häufiger Menschen mit orangefarbenen T-Shirts und Sporttaschen auf. Ein Großereignis kündigte sich an, Absperrgitter, Läufern mit Startnummern, aufblasbare Turnschuhe, Kinderbespassung. Die Information hatte geschlossen.

Bummel durch die Fußgängerzone, ich entdeckte die Dampfbäckerei. Es war 12 Uhr, Gelegenheit für eine Pause. Innen ein Tisch frei, bestellten Zimtschnecken und Kaffee (Selbstbedienung), nahmen ein Brot (geschnitten) und zwei Zimtschnecken zusätzlich mit.

Ließen die Räder am Straßenrand stehen. Marsch durch die Straßen, alte Substanz in gutem Zustand, erstaunlich die Filiale von Mc Donalds.

Mittlerweile quoll das Zentrum über mit lauffreudigen Menschen jeglichen Alters.

Ich schlug vor, den Ausflug zum Café Generalen zu verschieben und erst einmal die Halbinsel Odderøya zu erkunden. Wieder an dem gelben Pavillon vorbei, heute sang auf der minimalistischen Bühne eine Frau zu Gitarrenklängen, es gab hier und da Abzweigungen vom geteerten Fahrweg, vor einer größeren Halle Menschen, die Bänke schleppten, Vorbereitungen für eine Veranstaltung.

Kiesweg ins Ungewisse hinab. Felslandschaft mit Blick auf Stadt, Insel und Meer.

Im Sportmodus weitere Höhenmeter mit einigen Anstrengungen hinter uns gebracht. Von dem ehemaligen Militärgelände geblieben sind diverse Reste von Verteidigungsanlagen. Vergisst man die ursprünglichen kriegerischen Intentionen dieser Bauwerke, kann man die schönen Aussichten von hier genießen.

Anschließend einen 2021 neu gestalteten Bereich mit modernen Spielgeräten, Picknickplätzen, holzgefassten Sonnenliegen durchfahren.

Wir verließen das Gelände zum Konzerthaus hin, steuerten den Genussbereich Fiske-brygga an. Die Idee hatten viele Hundert andere Menschen, fast alle Außenplätze der Restaurants besetzt, auf den Stufentreppen zum Wasser sonnten sich die Menschen. Mitten hindurch führte die Laufstrecke ohne Absperrungen. Drei Hilfskräfte wiesen die Besucher durch lautes Rufen an, zur Seite zu treten, wenn ein Läuferpulk heranrauschte.

Ein freier Platz, um den rangelte neben uns eine Gruppe junger Frauen, die gestikulierend von der Servicekraft verlangten, Tische zusammenstellen zu können. Wir bekamen unseren Tisch, ein Bier, 0,5 Liter für knapp 11 €, man gönnt sich ja sonst nichts, Muscheln in Weißweinsoße, Jola Fisch und Chips. Wir waren zufrieden, freuten uns über das Essen, das Ambiente, das schöne Wetter.

Fahrt in den Naturpark Ravnedalen, das Café lag vor einer Felswand im Schatten, mit Blick auf einen kleinen See, den man auf einem Kiesweg hätte umrunden können. Im Hintergrund Rasen mit Sitzbänken. Im Moment empfanden wir keinen Bedarf an einer Pause, erkundeten das Gelände.


Alles sehr sorgsam und gepflegt angelegt. Am Rande der Rasenfläche eine hölzerne Konstruktion in Form einer halbrunden Konzertmuschel.

Wir verließen Ravnedalen abschüssig zu einer Straße namens Artillerivollen hin.

Durch den gepflegt wirkenden Stadtteil Grim mit seinen hier meist weißen Häusern gelangten wir über einen Weg in das Naherholungsgebiet Baneheia, durchzogen von mehreren kleinen Seen sowie einem größeren (3. Stampe), alle von felsigem Gestein und Bäumen umgeben. Überraschend, dass einige Personen längere Zeit im Wasser badeten, ohne Anzeichen von Frieren. Am felsigen Ufer sonnten sich andere.

Langsam verstanden wir, warum so viele Menschen in oder der Gegend von Kristiansand ihren Urlaub verbringen wollten. Wir näherten uns dem Fluss Otra, an dessen Lauf immer noch Teilnehmer der Laufveranstaltung ihre Runden drehten. Einige marschierten im Gehmodus, da kam es wohl auf die Zeit nicht an. Rückweg zum Campingplatz wieder auf selbem Wege.

Auf dem Platz wechselten die Gäste, überwiegend sah man hier Deutsche und Holländer, neben uns einmal ein Auto mit einem Nationalitätenkennzeichen „E“ (Spanien). Zelter mit Motorrad oder mit Fahrrad, ein Paar im großen Tesla, aber das Zelt ein kokonartiges Gebilde, Platz für zwei schlanke Menschen.

12.06.2022 Sonntag

Die Entscheidung, eine Nacht verlängern oder weiter nach Grimstad zu fahren, vertagten wir auf nach dem Frühstück. Wir verlängerte! Die Stadt sollte ohne die Massen der Laufveranstaltung ein weiteres Mal besichtigt werden. Stürmisch durfte man die tagsüber herrschenden Winde bezeichnen. Sonne zeigte sich nur selten. Immerhin blieb es trocken. Gleich hinter unserem WoMo ein Durchgang auf eine asphaltierte Straße, die uns leider nicht zu der von Jola ausgesuchten kleinen Insel am Yachthafen führte. Am Ende standen wir auf ehemaligen Geschützstellungen, von denen man Aussicht aufs Meer und Umland hatte. Die kleine Insel erschien nach Entdeckung hinter den Sprungtürmen nicht wirklich wichtig, auf gleichem Wege wie gestern in die Stadt.

Allerdings wählten wir den Weg an der Otra zum neuen Wohnareal „Tangen“. Zwar handelte es sich wieder um die in Hafennähe oft anzutreffenden kubistischen Grundformen, dafür waren aber die Außenanlagen menschenfreundlich gestaltet, soweit ersichtlich autofrei, ausreichend begrünt, mit Wasserlauf in zentraler Lage und Gewächshäusern versehen.

Am Dom Kirchgang oder Feier. Im über für Etagen fußläufig erreichtem Kunstsaal eine frei zugängliche Ausstellung. Bilder ohne Aussagekraft, teilweise kindliches Gekritzel. Schnell verschwanden wir wieder.

Kurzer Besuch der Festung, davor trafen auf einem Parkplatz nach und nach Oldtimer ein, meist amerikanische Modelle.

Der Kunstsilo noch im Bau, nach Aussagen in Prospekten sollte er bereits im Vorjahr fertig gestellt sein. Den Aussichtspunkt fanden wir ohne große Sucherei. Eine kleine Bergwanderung führte uns auf den Berg. Von oben fiel die optische Attraktivität der Stadtsilhouette etwas ab. Danach Essen an der „Frittenbude“.

Ein Eis zum Nachtisch, zwei Kugeln ergaben die Menge von sonst vier in heimischen Gefilden, der Preis war entsprechend.

Abstecher zum Museumshafen. Jola ruhte kurzfristig in einem Liegestuhl auf Felsen.

Die Herren mit den Oldtimern schien es nicht so lange auf dem Parkplatz hat halten können, die meisten waren abgefahren. Rückfahrt zum Campingplatz.

Folgetag