Archiv für den Monat: September 2024

2024 Auf geht’s in die 2. Heimat Südtirol (Österreich)

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26.09.2024 Donnerstag

Wieder ein Glücksfall mit dem Zusammentreffen von Wetter und Fahrt, es regnete zunächst, später neigte sich die Waagschale zugunsten der sonnigen Seite. „Maut vermeiden“ hieß die Devise für die heutige Teilstrecke, das ging auch in Ordnung, denn die Bundesstraßen waren ideal zu fahren. Bei Braunau überquerten wir die Grenze nach Österreich und in Uttendorf stoppte ich nach rund 105 km für ein Mittagsmahl. Brauerei Vitzthum hieß das Gasthaus. Typisches dörfliches Ambiente, unverhofft allerdings die Fülle an Menschen, alle Tische im Hauptraum besetzt, Bier obligatorisch, lärmende Unterhaltung.
Wir durften in einen kleinen Nebenraum, Jola bestellte Mineralwasser, bekam statt einer Flasche ein großes Glas, auch in Ordnung. Auffälligstes Merkmal an einer der Wände die Zielscheibe mit Einschusslöchern mit der Überschrift Gründung 1985 des Schützenvereins.
Das Tagesgericht für mich (Schnitzel), Jola Gulasch mit Knödel. Es dauerte, offensichtlich hatte man uns vergessen, erste Ermahnung, der Salat für mich kam, wieder Nachfrage, Wartezeit, dann ein Teller, auf dem in einem Soßensee ein Schnitzel unter der Oberfläche schwamm, das Gemüse entweder zu weich (Broccoli) oder zu fest (Blumenkohl), der Reis gerade an der Grenze zu…., egal. Am Ende gab’s zu „waren Sie zufrieden“ ein deutliches „Nein“. Immerhin bot man mir einen Kaffee an, den ich in einen Espresso tauschte.
Weiterfahrt um den Mondsee bis wir unser Ziel Camping Grabner in Steinbach am Attersee erreichten.

Uns gönnte man den Sonnenschein bis ca. 18 Uhr, dann verschwand die Kugel hinter den Berggipfeln.
Suchten den Zugang vom Campingplatz zum See, zwei Mädchen, davon posierte eine auf einem Pfahl im Wasser, während die andere Aufnahmen von ihr machte, ich beließ es bei einem Naturbild…

Schwangen uns auf die Räder, ein Stück am See entlang, ca. 8 Km, sämtliche Uferbereiche in Privatbesitz, kaum Einkehrmöglichkeiten, mondäne Bauten an der Hangseite über der Straße, Geld spielte bei diesen Häusern wohl keine Rolle. Fußgänger und Radfahrer musste sich ein Stück abgetrennter Straße, tituliert als Multifunktionsweg, teilen. In Weyregg war Schluss mit der Stippvisite, Umkehr. Kurz vor dem Campingplatz entdeckte ich das Schild „Bierschmiede„, zuvor schon als Einkehrmöglichkeit auffällig geworden.
Seit 9 Jahren existiert die Brauerei hier neben der Sporthalle, der smarte Braumeister orientierte sich bei der Namensgebung am Handwerk seines Großvaters, „Schmied“.
Direkt vor der Nase die Auswahl von den vier meistverkauften Sorten….

… auf dem Tisch steht „Märzen“ (5,2%), das Werkstück.

27.09.2024 Freitag

Regen am Attersee, kein schönes Gefühl, die Berge drohen mit schattigem Grau. Die letzten fünf Tage, die der Platz geöffnet ist, ausgerechnet Schlechtwetter. Abreise von Nachbarn, die Frau aus Pirna am Steuer kam nicht vom leicht geneigten Rasenplatz, die Räder drehten voll durch. Auf Anschiebehilfe verzichtete sie dennoch, rangierte sich mühsam abwärts zum See, wo es einen festen Fahrweg gab.
Ich sprach den Mann aus Lübeck an, der vor seinem alten verbeulten froschgrünen VW Bus saß und sich frischen Kaffee aufbrühte. Er sei aus Graz, studiere dort Informatik, sei von Psychologie umgestiegen. Vier Kinder hätten mit dem Bus fahren gelernt, die große Beule sei „sein Verdienst“.

Die aufgelockerte Wolkendecke nutzten wir, um nach Schörfling zum „Klimt-Zentrum“ zu fahren….

Ab Weyregg dann leider kein separater Weg für Fußgänger /Radfahrer, ständige Überholmanöver von ungeduldigen Autofahrern nervten. Am Klimt-Zentrum eine Apotheke mit eindrucksvoller Auswahl an Gesundheitsartikeln, wie man durch groß dimensionierte Schaufenster sehen konnte. Davor ein Brunnen mit Wasserlauf in Form des Attersees und eine Trinkwassersäule (nicht im Bild)….

Die Ausstellung im 1. Stock eine einzige Enttäuschung, von Klimt kaum etwas zu sehen, ein paar Skizzen, kleinformatige Fotos zu den Beschreibungen seines Werdeganges, die in ähnlicher Form auch an den 10 Stelen auf einem Wanderweg am See zu betrachten waren. Den größten Teil nahmen Bilder von Franz von Zülow ein, einem Weggenossen aus gemeinsamer Studienzeit in Wien. Ins Gästebuch kam ein entsprechend negativer Eintrag (vermutlich würde er entfernt werden).
Am Yachthafen neben dem Schloss der sogenannte Klimt-Garten…..

….. das Boot ein Kunstwerk als Nachbildung des Bootes, auf dem Klimt mit seiner Muse Emilie Flöge oft ruderte.
Im Ort Einkäufe erledigt, nichts besonderes mehr entdeckt. Nieselregen bewegte uns zur Rückfahrt, die wir leidlich trocken, und wieder vom Verkehr genervt, überstanden.
Morgen soll es nach Salzburg gehen, stadtnaher Aufenthalt böte sicher mehr Unternehmungsmöglichkeiten als Regenwetter am See oder Berg.

Abends einen kurzen Fußmarsch zur Bierschmiede gemacht, lächelndes Erkennen der Servicekraft, wir fühlten uns bereits wie Stammgäste, bekamen diesmal sogar einen Tischplatz angeboten. Schon im Stehen das „Märzen“ bestellt. Fast eher als wir uns platziert hatten, stand das Bier schon auf dem Tisch. Als wir heimwärts schritten, Regen.

28.09.2024 Samstag

Emotionslos verabschiedeten wir uns vom Attersee und dem Campingplatz Grabner, der sich vor unserer Abfahrt weiter geleert hatte. Die Strecke wieder am See und später auch am Mondsee entlang, eng und kurvenreich, zwei wenig beängstigende Umschreibungen, aber im Detail dennoch gefährlich.

Wir lernten auf unserer Fahrt einen guten Teil des Salzkammergutes landschaftlich kennen. Beschaulich reihten sich manchmal Orte wie an einer Perlenkette aufgezogen aneinander, oft Wohlstand vermittelnd. Bei Eugendorf, ohne das ich mir dem Ortsnamen bewusst gewesen wäre, ein riesiges Gewerbegebiet, hätte ich dies eher Salzburg zugeschrieben. Filialbetriebe aus Deutschland bekannt, hier sehr ähnlich. Die Samstraße, dort der Campingplatz Nord-Sam verortet, lag in einer eher unattraktiven Gegend. Rezeption nicht besetzt, dafür immerhin ein eindeutiges Hinweisschild, das freie Platzwahl signalisierte und die Bezahlung später erfolgen könnte. Freie Plätze gab es zu dieser Zeit genug.
Wir verabredeten uns mit Freunden für um 13 Uhr im Zentrum von Salzburg, ein gemeinsames Mittagessen. 6 Kilometer bis in die Nähe des „Mozartplatzes„. Angenehm überrascht waren wir vom Radweg, fast die gesamte Strecke glatt geteerte Belag, zweispurig, zunächst an einem schmalen mäandernden Bachlauf Alterbach gefahren, später an der Salzach bis ins Zentrum. Unsere Bekannte spazierte schon in der Getreidegasse auf und ab. Paprikaschoten wurden als Mittagssnack favorisiert, angeboten in der Aula-Passage beim Kaffeehaferl. Etwas laut war es dort, den beiden Damen war’s recht mit den zwei kleinen, gefüllten Schoten in Tomatenjus.

Im Anschluss durften wird Salzburg von oben bewundern, fuhren im Hotel Stein in den 7. Stock, wo man von den Steinterrassen einen Panoramablick hätte schweifen lassen können, wenn die Sicht entsprechend gewesen wären, doch es regnete meist in Strömen. Gesättigt vom Cordon Bleu verzichtete ich auf Kuchen, blieb bei einem Verlängerten. Man plauderte den Regen weg, irgendwann gab es die Gelegenheit für ein paar Schnappschüsse von hier oben.

Unsere Wege trennten sich, wir bummelten alleine bis zum Kaiviertel-Fest, das sich durch die Kaigasse zog. Mozartplatz, das Denkmal des Komponisten umrahmt von Bauzäunen, hinter denen dicke Granitsteine lagerten, neue Gehwegplatten. Touristen in Massen (wir gehörten dazu!), Asiaten in Gruppen überwogen. Knipsten sich die Seele aus dem Leib vor dem Geburtshaus von Mozart.
Das Fest fiel am heutigen Tage buchstäblich ins Wasser, entsprechend wenig Besucher tummelten sich in den Gassen. Auf einigen Kleinbühnen spielten Bands. Buntes Potpourri von Lokalen, Souvenirläden und Boutiquen, um die Mehrzahl der wahrgenommenen Geschäfte aufzuzählen. Alles touristisch ausgerichtet, was sonst?
Bummelten am Platzl und der Linzer Gasse bis zur Sebastianskirche, kehrten um und fuhren zum Campingplatz zurück. Auf den letzten 300 m Starkregen, der uns noch ein bisschen aufweichte.

29.09.2024 Sonntag

Als wenn gestern nichts gewesen wäre, die Sonne schien, der Himmel blau, morgens lag hinter unserem WoMo ein quadratischer weißer Notizzettel, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich hob ihn auf, es war eine Aufforderung des Betreibers sich zwischen 8 und 10 Uhr an der Rezeption zu melden. Wir wollten ja gar nicht – ohne Bezahlung – fliehen, wie es anekdotisch von anderen Campingplätzen über Gäste kolportiert wird. Auf dem Weg zum Duschen sah ich den ca. 10 m x 5 m Pool, der einsam auf seine ersten Badegäste wartete. Die Dusche altbacken, keine Abtrennung in der Duschkabine, es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ein Strahl erwärmtes Wasser aus der Leitung strömte.
Tagesplan war, erst einen Skulpturenpark im Schloss Arenberg zu besichtigen, danach die Möglichkeit zu nutzen, den der „Tag des offenen Denkmals“ bieten würden, außerdem gegen Mittag sich mit unseren Freunden H+K in einem Brauhaus namens Sternbräu zu treffen.

Manchmal klappt es, solche Pläne ohne Pannen umzusetzen. Eine Panne war es nicht, einen anderen Weg zum ersten Ziel zu wählen, obwohl er augenscheinlich nicht so angenehm zu fahren war, wie der gestrige an der Salzach. Dafür stoppte uns gemurmelter Gesang und ein kleiner Menschenauflauf vor eine Holzkirche, vor der „verkleidete“ Messdiener in güldenen Roben über den Vorhof eilten. Eine rumänisch-orthodoxe Kirche, die denen von russischen ähnelte.
Schloss Arenburg und sein Park lagen eher unauffällig in der gassenartigen engen Arenberger Straße. Amerikanisch-österreichische Stiftung war der Initiator des Skulpturenparks, das Haus selbst ein Hotel.
Wir erwanderten den Park, hier ein Auswahl an Objekten:

Einer der Rundwege führte ins Ungewisse, eine Treppe hinauf an dessen Seiten im grünen Wildwuchs ein Stativ stand, an dem ein eingeschaltetes Handy befestigt war, ich ahnte Überwachung. Von weiter oben eine Stimme, die murmelte mir Worte entgegen, die ich als „ich sollte beiseite treten“ identifizierte, was ich tunlichst tat, als ich sah, dass der Mann ein Mountainbike mit sich führte. Er redete weiter auf mich ein, kam mir sogar treppab entgegen, sprach, ich bräuchte keine Angst haben, er würde mich nicht umfahren. Er wollte also seine rasante Treppenabfahrt filmen, musste sein Set noch beginnen. Uns empfahl er den Aufstieg über die 50 Treppen, die mit einem herrlichen Ausblick auf die Salzburg belohnt würde. Wir wünschten ihm „Hals und Beinbruch“. Jola blieb oben noch stehen und sah seinem Start zu. Da wir keine Schmerzensschreie oder Hilferufe hörten, nahmen wir an, er hätte seinen Parcours bravourös absolviert. Der Ausblick von der Anhöhe war dann wirklich phänomenal….

Wir irrten dann auf einem anderen Weg bergab, landeten aber an einem Punkt, der Treppensteigen hätte bedeutet. Wir fanden einen Ausweg, sahen das Schloss in seiner Gänze…

….. und fuhren in die Altstadt von Salzburg, ich fragte in der Tourist-Info nach einem Verzeichnis der denkmalgeschützten Gebäude, „leider gäbe kein Programm mit Verzeichnis„, eine Einheimische merkte an „die wollen wohl nicht gefunden werden„.
Reste des Festes in der Kaigasse standen am Straßenrand, dazwischen hatte sich eine Musikgruppe spanischer Provenienz ein Plätzchen für einen Auftritt gesucht und spielte in der Sonne zur Freunde der heute häufiger angetroffenen Besucher….

Strapazen vermeiden, mein Vorschlag, zur Festung hochzufahren, erhielt ein glattes feminines „Nein“. Offene – zugängliche – Denkmäler fanden wir auf unserem weiteren Rundgang trotzdem nicht. Mozart, gemeint ist sein Denkmal, stand heute nicht mehr von einem Kran verdeckt auf dem nach ihm benannten Platz….

Viel Historie auf dem Weg zum Mittagessen, viel Gelaufe, auf dem Kapitelplatz ein weiteres Kunstwerk „Gestalt ohne Gesicht“ vor dem Salzburger Dom …..

Das Sterngässchen, unser Ziel zum Mittagessen, lag etwas versteckt, war aber umso bevölkerter vom Touristenstrom. Die Außenbereichen vom Sternbräu, im Schatten gelegen, noch weitgehend leer. Ich bildete die Vorhut und durfte in all den verschiedenen Gastronomiebereichen nach einem adäquaten Tisch Ausschau halten, während Jola K. abholte. Uriges Ambiente im Stil eines altgediegenen Brauhauses. Mit dem Essen waren alle zufrieden (Spinatknödel, Nockerl und Suppe).
H. stieß später zu uns und berichtete, noch leicht euphorisiert, vom Happening, von der Veranstaltung.
Zwischenzeitlich hatte sich die Sonne erbarmt und schien in den Biergarten, zack, schon saßen die ersten Gäste im Freien.

Kaum das Essen hinter uns gebracht, wurde Ausschau nach einem Café mit Sonnenplätzen gehalten. H. erkämpfte einen Tisch vor der Konditorei Fürst. Es war noch vor 15 Uhr, der Kuchen bereits „aus“, enttäuschend. Im gegenüber total im Schatten liegenden Café Tomaselli fand ich Kuchen in der Auslage, auch zum Mitnehmen, aber von den Dreien wollte niemand es wagen, an unserem Tisch „fremden“ Kuchen zu essen.
Bei unserem gemeinsamen Rundgang durch die Altstadt schien der Brunnen Kapitelschwemme auf dem Kapitelplatz ein besonders lohnendes Fotomotiv zu sein. Inder fotografierten eine Japanerin, ich fotografierte die Japanerin, die aus Tokio zu Besuch war und mir zu verstehen geben wollte, dass sie aus „unverständlich“ gekommen sei, Aus dem weiteren Unverständlichen entnahm ich etwas wie „aus der Nähe von Passau“ und ich mir aus dem Singsang als Ort „Regensburg“ zusammenreimte, was sie dann heftig bejahte. Asiatisch höflich nickend bedankte sie sich für die beiden Fotos.
Ich beließ es bei einer menschenleeren Abbildung des Brunnens….

Der Salzburger Dom frontal darf natürlich als Foto nicht fehlen….

Zu guter Letzt fanden wir noch eine geöffnete Bäckerei, ich kaufte Semmel und ein Halbes Mischbrot (wie aus alten Zeiten halbrund geformt), so war gesichert, am Abend nicht verhungern zu müssen.
Ein Absacker sollte auf dem Rooftop vom Hotel Stein genommen werden, die Idee hatten allerdings etliche andere ebenso. Warteschlange. Außenbereich stark frequentiert, weil noch Sonne.
Wir blieben hinter Glas im Innern. Hotelseitige Werbefotos sehen dann ohne Menschen so aus….

Es war dann später Nachmittag geworden, die Sonne hatte sich verabschiedet, als wir zurück zum Campingplatz fuhren, entsprechend frisch war der Fahrtwind.

30.09.2024 Montag

Noch einmal die Altstadt erobern, auf dem Weg dorthin den Bachlauf dokumentiert….

…. was damit begann, Schloss Mirabell nach ca. 45 Jahren wieder aus der Erinnerung wachzuküssen.
Offensichtlich kein Wochentag ohne die Touristengruppen aus Asien. Die Parkanlage gerade in gärtnerischer Überarbeitung, neue Pflanzbahnen wurden gefräst.

Am besagten Brunnen ein Selfie….

Uns gelüstete nach dem Lieblingsplatz in der Steingasse, so nannte sich das Café, zugehörig offensichtlich zum Hotel Stein. Auf dem Weg ein Elektrogeschäft in der Linzer Gasse, in der Schaufensterauslage Espressomaschinen, darunter eine kleine strombetriebene, ideal fürs WoMo. Angeschaut, gekauft.
Am Lieblingsplatz gab’s Suppe und Quiche, beides geschmacklich hervorragend. Wir ließen die Zeit mit Lesen verstreichen.
Danach sollte die Festung erobert werden. Auffahrt steil durch enge Gasse, wie sich ein Stück weit später herausstellte, zu steil, Jola kippte mit dem Rad um und zog sich blaue Flecke an Hand, Ellbogen und Schulter zu. Weiterfahrt war nicht möglich. Bis zur Bahnstation marschiert….

…. Ausblick hier schon grandios, dann aber Verzicht auf Burgbesuch.

Abmarsch per pedes, Jola mit schmerzender Hand Rückfahrt zum Campingplatz. Dumm gelaufen, aber zum Glück nichts Ernsthaftes passiert.

01.10.2024 Dienstag

Ich setze den gestrigen Satz „nichts Ernsthaftes“ fort mit: der Schock saß dann doch tiefer als vermutet. Die Symptome tauchten allerdings abends zutage. Die Schmerzen am Handgelenk ließen sich auch nicht mit Medikamenten dimmen, so wurde es für Jola eine unruhige und teils schlaflose Nacht. Stützversuche für den Arm mit Schal oder Tapeband, Wärmflasche, nichts half wirklich lindernd. Was blieb mir als Pflegedienstleitung als Trost zu spenden.
Am Morgen war die Hand blau angelaufen, der Schmerz hatte nachgelassen, in der Bewegungsfreiheit gehemmt half ich, wo ich konnte (Aus- und Anziehen), Brot schneiden usw.
Klar war schon zum Frühstück, wir fahren in die Unfallklinik, die Hand musste geröntgt werden (so wir Fachkräfte uns einig). Die Klinik lag direkt neben den vor ein paar Tagen besuchten Schloss Arenberg.

Ich überließ Jola ihrem Schicksal, Formalitäten erledigte sie allein, ich fuhr vom Hof zu Spar um die Ecke, Nachschub an Getränken und Lebensmitteln besorgen. Selbst auf dem Kundenparkplatz kein Unterkommen, erst in einer Nebenstraße einen Parkplatz für unseren Riesen gefunden. Sogar hier stöberten Ordnungskräfte nach Verkehrssündern, ich stand ohne Schuld da. Auf dem Weg zurück Blaulicht und Sirenen, zwei Feuerwehrfahrzeuge von hinten näherten sich, keine Ausweichmöglichkeit mit dem WoMo, so fuhr ich im Kreisverkehr auf das Plateau des Kreisels, neben mir ein Polizeiauto, aus der eine Polizistin wohlwollend aufblickte. Interessanter Stellplatz für den Augenblick!
Wieder bei der Klinik, im Parkverbot vor dem Eingang (mit Zettel im Frontfenster „Abgabe eines Unfallopfers“, der mich vor einem Knöllchen schützen sollte) angekommen, suchte ich Jola, fand sie. Neu war an ihr der weiße Gipsverband am linken Handgelenk, der optisch keinen Schaden anrichtete. Was war geschehen: Geröntgt, MRT gemacht, das Kahnbein ….

… war gebrochen.
Sie müsse nun noch auf eine Konsultation der Ärztin warten, aber hier liefe alles wie am Schnürchen ab, alle seien total nett und freundlich. Ich wartete am WoMo, sicherheitshalber, falls eine Ordnungskraft kein Einsehen mit Unfallopfern und deren Begleitern hätte. Nach insgesamt kurzen 2 Stunden (für eine Unfallambulanz) ward Jola entlassen und schwenkte mir ihren Arm freudig entgegen…

Nix mit Baden gehen, Golf spielen oder Auto fahren für die nächsten 6 – 8 Wochen. Aktivitätenarmer Aufenthalt stand bevor. In ein paar Tagen müsste der Gips aufgetrennt und erneuert werden, mit diesen Infos von Jola verabschiedeten wir uns aus Salzburg und fuhren nach Wiesing ins Inntal, eine Zwischenstation auf dem Weg nach Südtirol. Camping Inntal erreichten wir nach Durchfahrt diverser Orte mit ausufernden Gewerbegebieten (für die Einwohnerzahlen) gegen 16 Uhr. Ein Mann nahm uns in Empfang und lotste uns zu Platz 100.

Anmeldung später an der Rezeption, WLAN-Code gab er mir gleich auf einem Zettel, Service, so wie man ihn sich wünscht. Anderswo steht man stundenlang vor einer verschlossenen Schranke und darf warten.
Ich verdingte mich nach Installation aller Kabel als Apothekenkurier und fuhr für Jola zur nächstgelegenen Apotheke ins nicht ganz 5 Kilometer entfernte Münster zur Rofan Apotheke. 1,85 € für eine Packung Novalgin von Sanofi auf Rezept.
Unsere neue elektrische Espressomaschine wurde schnell noch „eingebrannt“, sprich, drei Aufgüssen, die nicht zum Verzehr geeignet seien, mussten durchgeführt werden. Schade um den schönen Espresso.
Danach ging’s ins am Campingplatz angeschlossene Restaurant Inntal-Stadl. Sehr rustikales Ambiente, aber „passt schon“ hierher.
Jola geht’s besser, all denen, die sich Sorgen machen oder gemacht haben, sie tippt schon wieder fleißig einhändig Nachrichten ins Handy, das ist doch ein „gutes Zeichen“!

02.10.2024 Mittwoch

Ich verlängerte den Aufenthalt um eine Nacht, Wetteraussichten momentan in der Umgebung mies, ohnehin bliebe im Moment wenig an möglichen Aktivitäten. Vielleicht hinauf zum Achensee (9 km), allerdings starke Steigung.
Milde stimmte uns die formidable Ausstattung der Sanitäranlagen des Campingplatzes, angenehmes Frischmachen hob das persönliches Wohlbefinden. Service hier, Frühstück ans WoMo holen, hatten wir so auch noch nicht erlebt.

Auf knapp 580 Höhenmetern kommt man den Wolken manchmal schon ganz nahe, so suggeriert zumindest die Aufnahme dies.
Der restliche Tag plätscherte so dahin, Regen trug u.a. zum Plätschern bei. Ein Spaziergang in den Ort zum Dorfbäck schafften wir gemeinsam. Für den kleinen Ort ein überraschend großer und moderner Laden. Die Kuchenauswahl (2 Stück) war getroffen, das Brot geschnitten, wir nahmen noch ein Päckchen Brötchen vom Vortag mit. Wunderten uns über den niedrigen Preis. Aufklärung am Nachmittag!
Nach Brotzeit und Ruhen im WoMo wurde der Kuchen gesucht, in der Tüte jedoch nur ein Stück, meins. Wo war das von Jola geblieben? Vergessen, aber auch nicht berechnet.
Ich machte einen Ausflug mit dem Rad nach Jenbach, dem nächst größeren Ort, von dem aus die nostalgische Zillertaler Bahn zum Achensee hochfuhr.
Wie man sieht, für einige Augenblicke der Sonne entgegen…..

….. bei der Aufnahme konnte ich kaum etwas sehen.
Ein Stück weit radelte ich gefährlich abschüssig auf den Innradweg. Jenbach bot als ersten Eindruck ein großes Gewerbegebiet mit den allseits bekannten Discountern. dem Bahnhof, der Ort selbst zugestellt durch massiven Autoverkehr, die Vorboten von der anstehenden Reiselawine über das verlängerte Wochenende. Auf dem Weg zurück nach Wiesing erlebte ich mehrfach aggressiven Fahrstil von rasenden Einheimischen, unangenehm auf einer Strecke ohne Radweg.
18 Uhr war Pizza-Time im Inntal-Stadl.
Der Campingplatz bei Rückkehr zum WoMo wieder total belegt, alle wollen (wie wir ebenfalls) morgen sicher über den Brenner, das wird noch ein Gemetzel….

2024 Auf geht’s in die 2. Heimat Südtirol (Deutschland)

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22.09.2024 Sonntag

Wittenberge, dort sind wir gegen 12.15 Uhr nach einer wirklich sehr entspannten Fahrt auf der A 14 angekommen, nachdem wir auf der Strecke fabulierten, „Potsdam oder nicht„, und nach Recherche der Stellplatzkosten auf dem Campingplatz Sanssouci in Potsdam die über 70 € für eine Nacht als inakzeptabel fanden, wir lieber Richtung Magdeburg nach Wittenberge steuerten. Zum Stellplatz am Yachthafen ward angemerkt, dass bei Hochwasser die unteren Plätze nicht nutzbar sein würden, und so war es dann auch. Nach späteren Angaben des Hafenmeisters, der am Abend die Stellplatzgebühr persönlich kassierte (14,50 €), sollte der Pegel noch leicht ansteigen.

Der leicht erhöht liegende unbefestigte Stellplatz (hinter dem roten Gebäude) konnte über eine 12%-Gefälle-Absenkung erreicht werden. Stromversorgung war möglich, wir dockten an der letzten freien Steckdose an, gönnten einem Stellplatznachbarn aus Zwickau einen Anschluss an unsere Kabeltrommel.
Die kurze Anreise bescherte uns bei sommerlichen Temperaturen einen langen warmen Nachmittag, um die Stadt (ca. 19.000 Einwohner) zu erkunden. Die „Promenade“ ein Stück weit modernisiert, Neubauten im quadratisch-praktisch-gut Format verdrängte den typischen DDR-Look, skulpturale Statements entlang des Weges.

Wir verzichteten zunächst auf eine Fahrt auf dem Elbe-Radweg, stromerten durch die Stadt, was man da so sah……

Wittenberge überraschte durch „viel Platz“, alten Baumbestand, unangenehmes Kopfsteinpflaster für Radfahrer, einen gewissen Bestand an jugendstil-lastigen Häusern, die zwischen den typischen einfach wirkenden Reihenhaussiedlungen oder den ddr-grauen Hauswänden stilistisch glänzten. An „den Osten“ erinnerten Straßennamen wie „August Bebel“ oder „Ernst Thälmann“.

Street-Art war auch hier eine Möglichkeit, Hauswände schöner erscheinen zu lassen….

Der Uhrenturm, nicht wirklich das Wahrzeichen von Wittenberge, meist unübersehbar, war Anziehungspunkt….

Unverkennbar, der Turm war zugänglich, ein Museum auf dem marode wirkenden Gelände der ehemaligen Nähmaschinenfabrik Singer (1904 in Betrieb gegangen) bzw. nach dem 2. Weltkrieg dessen Nachfolger Textima, dessen letzte produzierte Maschine am 20.12.1991 vom Band lief….

5 € Eintritt, dann durften wir den Turm besteigen und das Lebenswerk von Herrn Singer und dessen Werksableger in Deutschland bestaunen. Interessante Lebensgeschichte des Herrn Singer, 24 „anerkannte“ Kinder von vier offiziellen Frauen (andere wurden nicht genannt). Am Ende seiner abwechslungsreichen Karriere verließ er zwangsweise (wegen seines Lebenswandels) Amerika, ging nach Paris und siedelte später nach England über.

Die Ansiedlung von Singer in Wittenberge verschaffte der Stadt Arbeitsplätze mit sozialem Umfeld und Wohlstand….

Eine technische Zeichnung des Uhrenturms:

….. auf jeder Etage eine Ausstellung, u.a. auch eine „Holzfassung“ des Minutenzeigers der Turmuhr (200 Kg) ….

Wieder an der Elbe, die Alte Ölmühle, zwischen brachliegendem Industriegelände erblühten teilweise Hotels, ein tituliertes Brauhaus, das wir nicht fanden, eine Strandbar…..

Das alte Zollhaus fand eine neue Nutzung als Wohnquartier….

…. etwas schief „abgeschossen“, weil vom fahrenden Rad fotografiert.
Milchkaffee und Kuchen genossen wir im Goldenen Anker, das Betreiberpaar auf flinken Beinen, trotz viel Publikum stand Kaffee und Kuchen schnell auf dem Tisch. Den anschließenden Ausflug auf dem Elbe-Radweg Richtung Dömitz brachen wir nach wenigen Kilometern ab, zu weit, der Radweg miserabel.
Am WoMo zurückgekehrt, die Sonne Abschied nehmend genossen, störte nur ganz kurz der Hafenmeister, der den Übernachtungsobolus kassieren wollten.

23.09.2024 Montag

Fangen wir wieder bei den Aktivitäten des Hafenmeisters an, Jola überraschte mich mit der Mitteilung über und dem Vorzeigen einer Brötchentüte, die an unserem WoMo hing, beschriftet mit unserem Autokennzeichen, allerdings das „J“ gegen ein „Y“ vertauscht. Verwundert waren wir, denn am Vortag hatten wir „Brötchenservice“ abgewählt.
Die Duschen ab 8 Uhr geöffnet, etwas versteckt neben dem Restaurant, der Hafenmeister klönte mit einer Frau, wies mir Handzeichen gebend den Weg. Auf dem Rückweg knipste ich das Schild mit den 12% Gefälle….

9.15 Uhr verließen wir Wittenberge am Hafen, das Hochwasser der Elbe war über Nacht noch einmal leicht gestiegen. Bis Stendal Bundesstraße, dann im Zickzack Autobahn und wieder abseits davon durch brandenburgisches unbewohnt wirkendes Land, leergefegte Äcker, „abgehängte“ Region fiel mir dazu ein, analog zu den abgegebenen Statements nach der Landtagswahl. Um Magdeburg herum, Aschersleben durchquert, man spürte das „Abgehängte“, trotz der städtebaulichen Bemühungen.
Erfurt, respektive den Ortsteil Dittelstedt erreichten wir ohne Zwischenfälle, ganz entspannt. Der Campingpark etwas versteckt, alles sah relativ neu aus, die Sanitär- und Sozialräume großzügig, nur der Stellplatz selbst ein bisschen zu klein geraten, aber eben für eine Nacht o.k.

Stadtbesuch, nach 8 Jahren ein Wiedersehen mit Erfurt. für die 4 Km bis zur Krämerbrücke, …

….. wo die Suche nach einem empfehlenswerter Lokal mit Spezialität „Thüringer Klöße“ begann. Das Lokal „geschlossen“, dafür in einer Kaffeerösterei (Eberts Genusshandlung) Nachschub für den morgendlichen Kaffee besorgt. Gegessen haben wir dann am Benediktsplatz, Klöße und was dazu.

In der Nähe des Hauptbahnhofs Wandmalerei…..

Mit unserem Kurzbesuch hatten wir wettermäßig Glück, der vorhergesagte Regen blieb aus. Der Lauferei in der Fußgängerzone müde, kehrten wir zum Stellplatz zurück.

24.09.2024 Dienstag

Neben dem nächtlich begonnenen Regen, der sich am Morgen fortsetzte, ärgerte uns die Stromversorgung, die Sicherung sprang andauernd heraus, erst die Vermutung, eins unserer Geräte, dann die Kabeltrommel. Problem löste sich irgendwie ohne erkennbaren Einsatz.
Abfahrt um 09.00 Uhr. Ungewöhnlich für Deutschland, keine Baustellen, keine Staus, doch dann nach ca. 185 km bei Höchstädt eine Unfall, endlose Warterei, die etwas über eine Stunde dauerte. Die Polizei schlängelte sich durch die Rettungsgasse, Abschleppdienst und „Räumkommando“ etc. folgten und in der Folge löste sich die Blechlawine in Richtung Umleitung langsam auf.
In Weiden stoppten wir, um zu tanken und einen Imbiss zu nehmen. Weiden kennt dann jeder, wenn man den Begriff „Seltmann Weiden Porzellan“ ins Rennen schickte. Auf dem Besucherparkplatz vor dem Fabrikgelände brutzelte Jola uns eine Stärkung zusammen.
Gerade lieferte die allseits bekannte Spedition Dachser Ware an.

Das Ziel Landshut erreichten wir somit rund 1,5 Stunden später als geplant. Isarcamping war ausgebucht, so stand es an der nicht besetzten Rezeption. Jola klingelte trotzdem, es kam ein junger Mann in kurzen Hosen in Begleitung eines Hundes. Der musste erst versorgt werden, sprich, weggesperrt. Jola berichtete, es würde eine Lücke für uns gesucht, und so kam es, dass wir trotz (angeblicher) Vollbelegung einen Stellplatz zugewiesen bekamen. Hinter dem WoMo ein Wanderweg, der direkt an der stark hochwasserlastigen „kleinen Isar“ entlang führte.

Die nette Geste als Begrüßung war, man reichte uns zwei Espressi, so etwas hatten wir bisher noch nicht erlebt.
Glück muss man haben, sogar das Wetter glänzte mit ausgiebigem Sonnenschein bis in den späten Nachmittag.
Nach einer kurzen Ruhepause erreichten wir in nur 4 Km Landshuts Altstadt. Leider war der direkte Weg am Ufer der Isar durch Umleitungen wegen des Hochwassers für uns als „Fremde“ schwer zu „erfahren“.
Immerhin durften wir bei Tageslicht die Basilika Sankt Martin noch mit den letzten Sonnenstrahlen in der Altstadt erblicken…

Die Tourist-Info war untergebracht in….

Zu kurz war die Zeit, um die Altstadt zu Fuß wirklich zu ergründen, der Drang nach der langen Autofahrt nach einem Bier im Biergarten oder in einem Brauhaus war groß. Wir entschieden uns für das Augustiner Bräu an der Schleuse. Es blieb nicht bei einem Bier, außerdem gab’s Obazder und überbackene Auberginen.

25.09.2024 Mittwoch

Die Isar blieb über Nacht sittsam in ihrem Bett, wenn auch die Nähe von kaum mehr als 10 Metern zum Ufer leichte Unruhe verursachte.
Erfreulich die Beständigkeit der Wettervorhersage, die Sonne kam pünktlich, blieb auf Dauer, wenn auch morgens der Fahrtwind die Brust mehr kühlte als die Sonne sie erwärmte.
Wir probierten den Isarradweg gegen die Strömung, sprich stromaufwärts, erst den Weg bis an die Altstadt in leicht variierter Form, entdeckten „die Insel“, wo ein attraktiv wirkendes Restaurant (Rauchensteiner) an uns vorbeizog, bis wir an der Fischtreppe stoppten und den Blick über die Isar auf die Altstadt im Bild festhielten….

Wir verließen die Stadt unauffällig, gelangten alsbald in die Isarauen, wo wir Kilometer um Kilometer der Quelle entgegen radelten, natürlich Quatsch, soweit fuhren wir nicht, aber es waren dann doch rund 18 Kilometer. Am Ende war es uns etwas eintönig mit links dem Fluss und rechts dem Schwemmgebiet. Volkmarsdorf bzw. Volkmarsdorferau, ein Flecken mit Biergarten, der zu unserem Leidwesen nur am Wochenende geöffnet hatte, erstes auf dieser Uferseite gesichtetes Gemeinwesen. Leider durch das Hochwasser nur über eine steile Treppe zur Straße hin erreichbar.

Schiebehilfe am Rad musste zugeschaltet werden.
Wir entschieden schnell, den Rückweg auf anderem Wege zurückzulegen. Auf gut befestigten Nebenstraßen durften wir bayrisches Lebensgefühl miterleben, großflächige und großräumige Neubauten in dörflichen Umgebungen, man kann es den Bayern nicht verdenken, dass sie hier gerne leben und stolz auf sich sind.

Zwei Stauseen sahen wir auf der Rücktour, sie sollen die Wassermassen der Isar etwas bändigen…

Hinter dem zweiten Stausee lag das Dorf Eching. Lichtblick für mich dort, das Gasthaus mit Hotel Forster. Eine Einkehrstation, zum Glück war heute Mittwoch, denn „dienstags geschlossen“ warnte der Aufsteller am Parkplatz. Ein serviler Kellner namens Mirko mit leicht italienischem Touch, bediente nett, vergaß allerdings den bestellten Salat, aber nicht ihn auf die Rechnung zu setzen.
Letzte Erfahrung (das Wort gilt so wie gesprochen) war der Anstieg zur Burg Trausnitz, Maps lotste uns, erst entgegen einer Einbahnstraße, was noch leistbar war, dann auf einen Fußweg, dem wir uns verweigerte. Jola fuhr nach dem Stopp lieber in die Altstadt shoppen, ich schloss mein Rad an einen Laternenpfahl und marschierte den „kürzesten“ Weg zur Burg (so das Hinweisschild) über diese Stufen hinauf….

Ich ließ mich nicht von mehrfachen Überholmanövern entmutigen, zollte meinem Alter selbst Respekt und meinem maladen Knie, das vermutlich gerade seinen letzten Herbst erlebte.
Oben angekommen, ein gut erhaltenes Mauerwerk mit Panoramablick auf die Altstadt und sonstwohin, z.B. die Isar…..

Treffpunkt mit Jola in der Altstadt war die Konditorei Belstner. Abschiedskuchen.
Abends noch ein kurzer Spaziergang zum Biergarten, der zum Minigolfplatz gehörte oder andersherum. Tagsüber war Grillen angesagt, der stand noch zur Abkühlung, Menschen waren kaum noch vor Ort, ein paar Kinder gaben gerade ihre Golfschläger ab. Ein Bier in Selbstbedienung, der jugendlich beleibte Griller war gleichzeitig Diskjockey, zeigte uns seine JBL-Box, die bunt blickte und einen satten Sound von sich gab. Man kam ins Gespräch, bis zu den 50er-Jahre kenne er sich mit Musik aus, aus der Box dröhnte gerade Sky Pilot von Eric Burdon.
Das war’s in Landshut.

2024 Deutschland – Wildeshausen

06.09.2024 Freitag

Abfahrt aus Enschede 09.30 Uhr. Hühner und Ziegen verabschiedeten uns mit individueller Intonation. Die ersten 7 Km durch waldreiches Wohngebiet, dann die Autobahn, bei der wir in der Nähe der Grenze in ein unwetterartiges Gewitter gerieten.
Nach Osnabrück durften wir wieder 33 km deutsche Baustelle erleben , zum Glück ohne Staus. In Wildeshausen sollte es eigentlich zum stadtnahen Wohnmobilstellplatz gehen, das Navi lenkte ungenau, auf der K 213 fahrend sollte ich wenden, irritiert suchte ich eine Wendemöglichkeit, fand dafür den Campingplatz Auecamp. Der bot uns eine Alternative, zumal günstig (18 €) und Plätze frei.


Der Platz bot neue Sanitäranlagen, ein Restaurant und ein Badesee sollte sich in der Umgebung befinden.
Nach Wildeshausen waren es 5 Km. In Frankreich fanden wir auf unseren Touren oft „pittoreske“ Orte mit individuellem Charakter, solche Adjektive trafen auf Wildeshausen nicht zu, kleinstädtisches Ambiente ohne bewegende Ausstrahlung. Die auf der Internetseite verbreiteten wenigen Sehenswürdigkeiten schienen von einer begabten PR-Person so gestaltet worden zu sein, dass es nach mehr aussah, als es war.

Überbringung der Alexanderreliquie

Nach einem Mittagstisch beim örtlichen Metzger suchten wir nach dem Perstruper Gräberfeld, Waldwege, die an Weiden vorbeiführten, auf einer eine Herde Longhorns mit Nachwuchs…


Das Gräberfeld, ein archäologisches Überbleibsel aus der Zeit von 900 bis 200 v.Chr. 530 Hügel sollte es davon geben. Wir fanden verblühtes Heidekraut, radelten hindurch auf schmalem sandigen Weg und fragten uns, wo die Gräber blieben.


Nach der Hälfte der Umrundung ein kleines Schild, das Aufklärung bot, die Gräber seien überwachsen, eben mit meist Heidekraut.

Den Badesee suchten wir nicht mehr, die Wetterlage hatte sich verändert.
Morgen geht’s in den Heimathafen zurück.

2024 Holland – Arnheim /Enschede

04.09.2024 Mittwoch

280 km bis Arnheim lagen vor uns, ein Großteil davon im Ballungsraum Gent, Antwerpen, später abseits von Rotterdam um Breda, Tilburg und Utrecht. Zum Glück gab es auf den ersten 180 km keine Baustellen und dreispurige Autobahnen, sodass die „Perlenkette LKW“, trotz wiederholter Elefantenrennen gut passiert werden konnte. Selbst bei Antwerpen lief durch temporäre Geschwindigkeitsregulierung alles zufriedenstellend. Die Zieladresse des Campingplatzes war dummerweise nicht die, deren Platz ich am Vortag angemailt hatte. Driel, ein Dorf nahe am Niederrhein hinterm Deich, auf dem wir gut 3 Km entlangfuhren, bis es zum Campingplatz abging, Nummer 17, ein Bauernhof, davor ein kleines Holzschild „Campersplaats Vogelenzang„, hoppeliger Rasen, ein Holzhütte, sonst nichts, da waren wir wohl falsch! Leicht genervt ließ ich das Navi nach einer Alternative suchen, bekam eine Auswahl aus der Umgebung. Fahrt zurück nach Arnheim, dann nach Oosterbeek.


17 Km bis zum Campingplatz Oosterbeeks Rijnoever, gelegen abseits, dafür direkt am Ufer des Niederrheins. Optisch wirkte er nach Ankunft wie ein Lager alternativer Bauwagenbewohner. Bei näherer Betrachtung entpuppte sich der Platz jedoch als sympathisches Fleckchen, und wir durften von Glück sprechen, es war der letzte freie Platz für eine Übernachtung. Und der bisher teuerste! Nett war sie, die Marieke, die uns Platz 59 zuwies.


Der Platz im Überblick:


Den Trip nach Arnheim vermieste uns kurzzeitig Regen, obwohl wir mit Cape und Regenjacke gewappnet waren. Reine Wohngegend in Oosterbeek zunächst, verschiedene Haustypen. An der Hauptstraße ein Bistro namens Bløff. Wir versuchten unser Glück. Speisekarte nur auf „Einheimisch“. Jola wählte Kroketten a la „Oma Bob“, ich Uitsmijter Bløff, u.a. mit drie eieren. Wir ließen uns überraschen. „Drie“ war nicht „getrocknet“ o.ä. sondern drei (Spiegeleier), ich bekam quasi ein Bauernfrühstück. Jolas Kroketten, außen kross, innen eine teigige Masse undefinierbarer Substanzen, artig wurde aufgegessen. Wir recherchierten und fanden, dass Oma Bob seit 1905 am Werk ist. Wen es interessiert: Link zu Oma Bob.

Wir benötigten erst einmal einen Kaffee, in Erinnerung ans letzte Jahr wählten wir das Café im Arnheim Museum, ca. 1,5 km Richtung Innenstadt auf einem Hügel gelegen. Horden Jugendlicher auf Rädern in beiden Richtungen unterwegs, Schule war gerade aus.
Zum Museum bzw. seiner Kunstobjekte im zugehörigen Park gab es gegenüber dem letzten Besuch nichts Neues zu berichten, deshalb keine Fotos.
In Arnheim gebummelt, die Stadt gab einem Teil seiner Einkaufszone den Beinamen „Montmartre„, kleine Gassen, individuelle Geschäfte, buntes Treiben. Wir brauchten noch Brot für das Abendmahl, da sprang mir die folgende Werbung ins Auge…


In der Auslage tatsächlich anderes Angebot als in Belgien oder Holland üblich, Vollkornbrot, fest und Kruste. 35 Jahre sei man in Holland aktiv, käme aus Duisburg. Sämtliche deutsche Studenten in Arnheim würden hier ihr Brot kaufen, so einer der beider Mitarbeiter auf meine Nachfrage antwortete….

Besuchten noch einmal die Brücke von Arnheim, das Museum geschlossen, drumherum Baustelle, der Radweg am Rhein wird saniert.
Heimfahrt…

2024 Belgien – Jabbeke

02.09.2024 Montag

Können Tage auch ein schlechtes Karma haben? Ich behaupte, ja! Abfahrt aus Isques relativ früh, auf Wunsch einer einzelnen Frau sollte eine ALDI-Filiale aufgesucht werden. Sicher nahm diese Entscheidung keinen Einfluss auf den Fahrzeugschaden an der Ausfahrt, wo ich mir sicher war, das WoMo durch das auf einer Seite geöffnete Tor schadlos zu manövrieren. Leider täuschte ich mich, Grund war, dass die Fahrbahn seitlich abschüssig war und das WoMo genau an der engsten Stelle „wankte“ und der Aufbau hinten gegen die Eisentür stieß und verkantete, kein Vor, kein Zurück. Der Schaden erheblich. Mit Hilfe anderer Gäste gelang es, den Aufbau etwas wegzuschieben und ich das WoMo aus der Klemme befreien konnte.
Dicke Luft im Cockpit, bei ALDI beschädigte ich dann mein Metalluhrband und Jola bekam nicht all das, was sie auf ihrem Einkaufszettel hatte. An der Tankstelle stellte sich ein PKW so dicht beben mich, dass ich nicht von der Säule kam und warten musste. In Brügge, unserem eigentlichen Ziel, war der zentrumsnahe Campingplatz ausgebucht. Die Suche nach einer Alternative begann.

Sie hieß Camping Klein Strand in Jabbeke, von Brügge ca. 11 Km entfernt, von der See rund 13 Km. Ein zweigeteilter Platz mit Badesee in einem Wohngebiet mit einigen hübschen Neubauten. Wunderlich für mich, die vielen Dänischen Gäste, die Stellplatzsuche vom schlechten Tageskarma beeinträchtigt, es dauerte.
Bewegung sollte Entspannung bringen, Radtour, doch wohin? Brügge oder De Haan (Strand)? Bei 28° hielten wir De Haan am Meer für die bessere Wahl. Das schlechte Karma bescherte uns ein Orientierungsmanko, dafür sahen wir etwas mehr von Jabbeke, bevor wir in der Spur landeten und Richtung See unterwegs waren.


Karma hin oder her, ab Nr. 3 traf Jola die Entscheidung, Richtung Nr.4 zu fahren, entlang der N9, schlechte Wegstrecke und lärmenden Verkehr. In De Haan suchten wir an der Promenade Restaurant Paname, daran gute Erinnerung aus einem vergangenen Jahr. Doch die Speisekarte glänzte diesmal „hochpreisig“, das vergällte uns den Appetit, obwohl hungrig. Es war Montag, der Tag der geschlossenen Restaurants, wenig Alternativen. Rundgang, landeten im Bistro Coucou am Seedeich. Die gesamte Promenade ein Skulpturenpark, meist Bronzen, Frauen in diversen Posen…..

De l’amour
La vita é bella

Rückfahrt, erst durch die „besseren Wohnviertel“ De Haans, später über die ruhige und asphaltierte Strecke nach Vlissegem.
Am Campingplatz ein erfrischendes Bad im See genommen.

03.09.2024 Dienstag

Alles mit Code gesichert, Hochsicherheitstrakt sieht trotzdem anders aus, alle benutzen „12349“. Selbst in den Duschen sind Automaten angebracht. Für die in jeder Dusche angebrachten Automaten benutzte ich die gleiche Zahlenkombination wie für die Eingangstür zum Sanitärgebäude, es passierte aber nichts. Da war noch – ohne Brille – ein verschwommenes grünes Knöpfchen sichtbar, was ich drückte, und das Wasser floss.
Frühstück draußen, obwohl, gerade als alles gedeckt war, begann es zu nieseln. Wir blieben sitzen!
Gut vorbereitet machten wir uns nach Brügge auf. Jabbeke noch nicht ganz verlassen, überquerten wir die Brücke über die Autobahn E40, von wo aus man den Badesee des Campingplatzes sehen konnte.


Nach Plan fahren, da konnte man sich ganz auf die Umgebung konzentrieren. Felder mit Zuckerrüben, Kartoffeln und anderem bereits abgeernteten Gemüse, kurzes Stück entlang der Autobahn, dann hinter hohen Hecken / Zäunen mehr oder weniger blickdicht versteckte „Anwesen“, man kam aus dem Staunen nicht heraus. Varsenare, ein Vorort von Brügge, wohnen hier (Oudenburgweg) die Schönen und Reichen? Ansonsten eher dörfliches Ambiente, bis wir an die Hauptstraße Gistelse Steenweg kamen, der uns ca. 2,5 km lang bis nach Brügge hinein führte.

Ein schmales Stadttor ließ uns in die Altstadt…. unsere Tour etwas später zu Fuß (ab Nr. 3) ….


Sint Janshospitaal (Nr. 3), irgendwo in dem Geflecht dieser Hinterhofgemäuer stellten wir unsere Räder ab. Body worlds, eine Ausstellung, die wir aus länger zurückliegenden Zeiten unter dem Begriff „Körperwelten“ in Deutschland kannten, sie war hier in altehrwürdigen Gemäuern zu finden.
Musealen Besuchen (bspw. Apotheke) verweigerten wir uns. Wir wanderten durch schmale Gassen zum Konzerthaus, dort die Info.
Lunch-Time, die Speisekarten boten ein preisliches Horrorszenarium, Muscheln 24 €, zum Vergleich in Frankreich 14 € bis 15 €, Pizza Tonno 18 €, Leffe 0,5 Ltr. 10,50 €. Ich war schon vor dem Essen satt!
Wir besuchten die Onze Lieve Vrouwekerk (Nr. 4). Ein paar Fotos – für Interessierte:


Verzweifelt versuchten wir dem Preiswucher und dem Touristenstrom (zu dem wir natürlich ebenfalls gehörten) zu entkommen. Fanden neben dem Vismarkt ein nicht überlaufenes Restaurant, das ein Menü für 25 € anbot. Man gönnt sich ja sonst nichts. Die Vorspeise:


Nach dem Menü spazierten wir weiter (so von Nr. 5 bis Nr. 7) im Touristenstrom durch Brügges Altstadt, Jola noch unzufrieden mit der „belgischen Ausbeute“, sprich, Fritten und (teures) Bier hatte sie gerade, nun noch Waffeln und Schokolade.
Von den Chocolaterien reihte sich ein Geschäft an das nächste. Widerstand zwecklos, es wurde gekauft, für später, bei einem Kaffee davon knuspern. Ein Seiteneingang merkte mit Bierflaschen und dazugehörigen Gläsern in einer größeren Vitrine auf, das Brug Biermuseum, durch Zufall entdeckt.


Nachdem wir den Markt beschritten und das photogene Gebäude Provinciaal Hof abgelichtet hatten …..


…. musste auch der 83m hohe Belfried mit ins Fotoarchiv….

In der Sint Amandsstraat empfahl ich uns wenig später Mey’s Art Café, bunte Tische vor hinter Fenstern ausgestellten Kunstwerken.
Der Kaffee ward schnell gebracht, die gekaufte Schokolade, scheinbar sicherheitsverwahrt. Jola bekam das Zellophan nicht auf, das Schweizer Messer half.
Kaffee für 3,50 €, ohne Keks dazu.


Toilette, „die sei on the top, ganz oben„, so der Besitzer (und Maler?). Frei durfte ich durch die Etagen wandeln, die Damentoilette im 2. Stock, dort auch die Farbpaletten und unfertigen Bilder. Im 3. Stock erwartete mich Überraschendes, Aktfotografien und Lustobjekte, war deshalb die Herrentoilette hier oben?

Der Wettergott meinte es nicht so gut mit den Touristen, insbesondere die, die eine Rundfahrt auf dem Wasser angetreten hatten….


….. Scheinbar war man an Bord präpariert, Regenschirme kostenlos. Die Räder gesucht und gefunden.
Vor uns lag die 12,8 km lange Rückfahrt, der Nieselregen nicht so dramatisch, die Brille besprenkelt, die Sicht reduziert, den Bäcker dennoch nicht übersehen und für den Abend Brot und Brötchen mitgenommen.