2024 Auf geht’s in die 2. Heimat Südtirol (Deutschland)

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22.09.2024 Sonntag

Wittenberge, dort sind wir gegen 12.15 Uhr nach einer wirklich sehr entspannten Fahrt auf der A 14 angekommen, nachdem wir auf der Strecke fabulierten, „Potsdam oder nicht„, und nach Recherche der Stellplatzkosten auf dem Campingplatz Sanssouci in Potsdam die über 70 € für eine Nacht als inakzeptabel fanden, wir lieber Richtung Magdeburg nach Wittenberge steuerten. Zum Stellplatz am Yachthafen ward angemerkt, dass bei Hochwasser die unteren Plätze nicht nutzbar sein würden, und so war es dann auch. Nach späteren Angaben des Hafenmeisters, der am Abend die Stellplatzgebühr persönlich kassierte (14,50 €), sollte der Pegel noch leicht ansteigen.

Der leicht erhöht liegende unbefestigte Stellplatz (hinter dem roten Gebäude) konnte über eine 12%-Gefälle-Absenkung erreicht werden. Stromversorgung war möglich, wir dockten an der letzten freien Steckdose an, gönnten einem Stellplatznachbarn aus Zwickau einen Anschluss an unsere Kabeltrommel.
Die kurze Anreise bescherte uns bei sommerlichen Temperaturen einen langen warmen Nachmittag, um die Stadt (ca. 19.000 Einwohner) zu erkunden. Die „Promenade“ ein Stück weit modernisiert, Neubauten im quadratisch-praktisch-gut Format verdrängte den typischen DDR-Look, skulpturale Statements entlang des Weges.

Wir verzichteten zunächst auf eine Fahrt auf dem Elbe-Radweg, stromerten durch die Stadt, was man da so sah……

Wittenberge überraschte durch „viel Platz“, alten Baumbestand, unangenehmes Kopfsteinpflaster für Radfahrer, einen gewissen Bestand an jugendstil-lastigen Häusern, die zwischen den typischen einfach wirkenden Reihenhaussiedlungen oder den ddr-grauen Hauswänden stilistisch glänzten. An „den Osten“ erinnerten Straßennamen wie „August Bebel“ oder „Ernst Thälmann“.

Street-Art war auch hier eine Möglichkeit, Hauswände schöner erscheinen zu lassen….

Der Uhrenturm, nicht wirklich das Wahrzeichen von Wittenberge, meist unübersehbar, war Anziehungspunkt….

Unverkennbar, der Turm war zugänglich, ein Museum auf dem marode wirkenden Gelände der ehemaligen Nähmaschinenfabrik Singer (1904 in Betrieb gegangen) bzw. nach dem 2. Weltkrieg dessen Nachfolger Textima, dessen letzte produzierte Maschine am 20.12.1991 vom Band lief….

5 € Eintritt, dann durften wir den Turm besteigen und das Lebenswerk von Herrn Singer und dessen Werksableger in Deutschland bestaunen. Interessante Lebensgeschichte des Herrn Singer, 24 „anerkannte“ Kinder von vier offiziellen Frauen (andere wurden nicht genannt). Am Ende seiner abwechslungsreichen Karriere verließ er zwangsweise (wegen seines Lebenswandels) Amerika, ging nach Paris und siedelte später nach England über.

Die Ansiedlung von Singer in Wittenberge verschaffte der Stadt Arbeitsplätze mit sozialem Umfeld und Wohlstand….

Eine technische Zeichnung des Uhrenturms:

….. auf jeder Etage eine Ausstellung, u.a. auch eine „Holzfassung“ des Minutenzeigers der Turmuhr (200 Kg) ….

Wieder an der Elbe, die Alte Ölmühle, zwischen brachliegendem Industriegelände erblühten teilweise Hotels, ein tituliertes Brauhaus, das wir nicht fanden, eine Strandbar…..

Das alte Zollhaus fand eine neue Nutzung als Wohnquartier….

…. etwas schief „abgeschossen“, weil vom fahrenden Rad fotografiert.
Milchkaffee und Kuchen genossen wir im Goldenen Anker, das Betreiberpaar auf flinken Beinen, trotz viel Publikum stand Kaffee und Kuchen schnell auf dem Tisch. Den anschließenden Ausflug auf dem Elbe-Radweg Richtung Dömitz brachen wir nach wenigen Kilometern ab, zu weit, der Radweg miserabel.
Am WoMo zurückgekehrt, die Sonne Abschied nehmend genossen, störte nur ganz kurz der Hafenmeister, der den Übernachtungsobolus kassieren wollten.

23.09.2024 Montag

Fangen wir wieder bei den Aktivitäten des Hafenmeisters an, Jola überraschte mich mit der Mitteilung über und dem Vorzeigen einer Brötchentüte, die an unserem WoMo hing, beschriftet mit unserem Autokennzeichen, allerdings das „J“ gegen ein „Y“ vertauscht. Verwundert waren wir, denn am Vortag hatten wir „Brötchenservice“ abgewählt.
Die Duschen ab 8 Uhr geöffnet, etwas versteckt neben dem Restaurant, der Hafenmeister klönte mit einer Frau, wies mir Handzeichen gebend den Weg. Auf dem Rückweg knipste ich das Schild mit den 12% Gefälle….

9.15 Uhr verließen wir Wittenberge am Hafen, das Hochwasser der Elbe war über Nacht noch einmal leicht gestiegen. Bis Stendal Bundesstraße, dann im Zickzack Autobahn und wieder abseits davon durch brandenburgisches unbewohnt wirkendes Land, leergefegte Äcker, „abgehängte“ Region fiel mir dazu ein, analog zu den abgegebenen Statements nach der Landtagswahl. Um Magdeburg herum, Aschersleben durchquert, man spürte das „Abgehängte“, trotz der städtebaulichen Bemühungen.
Erfurt, respektive den Ortsteil Dittelstedt erreichten wir ohne Zwischenfälle, ganz entspannt. Der Campingpark etwas versteckt, alles sah relativ neu aus, die Sanitär- und Sozialräume großzügig, nur der Stellplatz selbst ein bisschen zu klein geraten, aber eben für eine Nacht o.k.

Stadtbesuch, nach 8 Jahren ein Wiedersehen mit Erfurt. für die 4 Km bis zur Krämerbrücke, …

….. wo die Suche nach einem empfehlenswerter Lokal mit Spezialität „Thüringer Klöße“ begann. Das Lokal „geschlossen“, dafür in einer Kaffeerösterei (Eberts Genusshandlung) Nachschub für den morgendlichen Kaffee besorgt. Gegessen haben wir dann am Benediktsplatz, Klöße und was dazu.

In der Nähe des Hauptbahnhofs Wandmalerei…..

Mit unserem Kurzbesuch hatten wir wettermäßig Glück, der vorhergesagte Regen blieb aus. Der Lauferei in der Fußgängerzone müde, kehrten wir zum Stellplatz zurück.

24.09.2024 Dienstag

Neben dem nächtlich begonnenen Regen, der sich am Morgen fortsetzte, ärgerte uns die Stromversorgung, die Sicherung sprang andauernd heraus, erst die Vermutung, eins unserer Geräte, dann die Kabeltrommel. Problem löste sich irgendwie ohne erkennbaren Einsatz.
Abfahrt um 09.00 Uhr. Ungewöhnlich für Deutschland, keine Baustellen, keine Staus, doch dann nach ca. 185 km bei Höchstädt eine Unfall, endlose Warterei, die etwas über eine Stunde dauerte. Die Polizei schlängelte sich durch die Rettungsgasse, Abschleppdienst und „Räumkommando“ etc. folgten und in der Folge löste sich die Blechlawine in Richtung Umleitung langsam auf.
In Weiden stoppten wir, um zu tanken und einen Imbiss zu nehmen. Weiden kennt dann jeder, wenn man den Begriff „Seltmann Weiden Porzellan“ ins Rennen schickte. Auf dem Besucherparkplatz vor dem Fabrikgelände brutzelte Jola uns eine Stärkung zusammen.
Gerade lieferte die allseits bekannte Spedition Dachser Ware an.

Das Ziel Landshut erreichten wir somit rund 1,5 Stunden später als geplant. Isarcamping war ausgebucht, so stand es an der nicht besetzten Rezeption. Jola klingelte trotzdem, es kam ein junger Mann in kurzen Hosen in Begleitung eines Hundes. Der musste erst versorgt werden, sprich, weggesperrt. Jola berichtete, es würde eine Lücke für uns gesucht, und so kam es, dass wir trotz (angeblicher) Vollbelegung einen Stellplatz zugewiesen bekamen. Hinter dem WoMo ein Wanderweg, der direkt an der stark hochwasserlastigen „kleinen Isar“ entlang führte.

Die nette Geste als Begrüßung war, man reichte uns zwei Espressi, so etwas hatten wir bisher noch nicht erlebt.
Glück muss man haben, sogar das Wetter glänzte mit ausgiebigem Sonnenschein bis in den späten Nachmittag.
Nach einer kurzen Ruhepause erreichten wir in nur 4 Km Landshuts Altstadt. Leider war der direkte Weg am Ufer der Isar durch Umleitungen wegen des Hochwassers für uns als „Fremde“ schwer zu „erfahren“.
Immerhin durften wir bei Tageslicht die Basilika Sankt Martin noch mit den letzten Sonnenstrahlen in der Altstadt erblicken…

Die Tourist-Info war untergebracht in….

Zu kurz war die Zeit, um die Altstadt zu Fuß wirklich zu ergründen, der Drang nach der langen Autofahrt nach einem Bier im Biergarten oder in einem Brauhaus war groß. Wir entschieden uns für das Augustiner Bräu an der Schleuse. Es blieb nicht bei einem Bier, außerdem gab’s Obazder und überbackene Auberginen.

25.09.2024 Mittwoch

Die Isar blieb über Nacht sittsam in ihrem Bett, wenn auch die Nähe von kaum mehr als 10 Metern zum Ufer leichte Unruhe verursachte.
Erfreulich die Beständigkeit der Wettervorhersage, die Sonne kam pünktlich, blieb auf Dauer, wenn auch morgens der Fahrtwind die Brust mehr kühlte als die Sonne sie erwärmte.
Wir probierten den Isarradweg gegen die Strömung, sprich stromaufwärts, erst den Weg bis an die Altstadt in leicht variierter Form, entdeckten „die Insel“, wo ein attraktiv wirkendes Restaurant (Rauchensteiner) an uns vorbeizog, bis wir an der Fischtreppe stoppten und den Blick über die Isar auf die Altstadt im Bild festhielten….

Wir verließen die Stadt unauffällig, gelangten alsbald in die Isarauen, wo wir Kilometer um Kilometer der Quelle entgegen radelten, natürlich Quatsch, soweit fuhren wir nicht, aber es waren dann doch rund 18 Kilometer. Am Ende war es uns etwas eintönig mit links dem Fluss und rechts dem Schwemmgebiet. Volkmarsdorf bzw. Volkmarsdorferau, ein Flecken mit Biergarten, der zu unserem Leidwesen nur am Wochenende geöffnet hatte, erstes auf dieser Uferseite gesichtetes Gemeinwesen. Leider durch das Hochwasser nur über eine steile Treppe zur Straße hin erreichbar.

Schiebehilfe am Rad musste zugeschaltet werden.
Wir entschieden schnell, den Rückweg auf anderem Wege zurückzulegen. Auf gut befestigten Nebenstraßen durften wir bayrisches Lebensgefühl miterleben, großflächige und großräumige Neubauten in dörflichen Umgebungen, man kann es den Bayern nicht verdenken, dass sie hier gerne leben und stolz auf sich sind.

Zwei Stauseen sahen wir auf der Rücktour, sie sollen die Wassermassen der Isar etwas bändigen…

Hinter dem zweiten Stausee lag das Dorf Eching. Lichtblick für mich dort, das Gasthaus mit Hotel Forster. Eine Einkehrstation, zum Glück war heute Mittwoch, denn „dienstags geschlossen“ warnte der Aufsteller am Parkplatz. Ein serviler Kellner namens Mirko mit leicht italienischem Touch, bediente nett, vergaß allerdings den bestellten Salat, aber nicht ihn auf die Rechnung zu setzen.
Letzte Erfahrung (das Wort gilt so wie gesprochen) war der Anstieg zur Burg Trausnitz, Maps lotste uns, erst entgegen einer Einbahnstraße, was noch leistbar war, dann auf einen Fußweg, dem wir uns verweigerte. Jola fuhr nach dem Stopp lieber in die Altstadt shoppen, ich schloss mein Rad an einen Laternenpfahl und marschierte den „kürzesten“ Weg zur Burg (so das Hinweisschild) über diese Stufen hinauf….

Ich ließ mich nicht von mehrfachen Überholmanövern entmutigen, zollte meinem Alter selbst Respekt und meinem maladen Knie, das vermutlich gerade seinen letzten Herbst erlebte.
Oben angekommen, ein gut erhaltenes Mauerwerk mit Panoramablick auf die Altstadt und sonstwohin, z.B. die Isar…..

Treffpunkt mit Jola in der Altstadt war die Konditorei Belstner. Abschiedskuchen.
Abends noch ein kurzer Spaziergang zum Biergarten, der zum Minigolfplatz gehörte oder andersherum. Tagsüber war Grillen angesagt, der stand noch zur Abkühlung, Menschen waren kaum noch vor Ort, ein paar Kinder gaben gerade ihre Golfschläger ab. Ein Bier in Selbstbedienung, der jugendlich beleibte Griller war gleichzeitig Diskjockey, zeigte uns seine JBL-Box, die bunt blickte und einen satten Sound von sich gab. Man kam ins Gespräch, bis zu den 50er-Jahre kenne er sich mit Musik aus, aus der Box dröhnte gerade Sky Pilot von Eric Burdon.
Das war’s in Landshut.